150 JAHRE FREIWILLIGE FEUERWEHR ROTTWEIL 17. KREISFEUERWEHRTAG - Juni bis 26. Juni 2006 - Rottweil 2006
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150 JAHRE FREIWILLIGE FEUERWEHR ROTTWEIL 23. Juni bis 26. Juni 2006 17. KREISFEUERWEHRTAG Rottweil 2006
IMPRESSUM 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rottweil Rottweil 2006 Historie: Dr. Winfried Hecht Feuerwehr heute: Stadtbrandmeister Rainer Müller Unterstützung: Gerold Spreng Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © Freiwillige Feuerwehr Rottweil Alle Rechte vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Verfasser Printed in Germany Umschlag: Mathias Woywod Layout: Peter Binder, Druckzentrum Südwest Reinhard Rappenecker, FFW Zimmern o. R. FEUERWEHR Gesamtherstellung: Druckzentrum Südwest, VS-Schwenningen, Bert-Brecht-Straße 15 – 19 ROTTWEIL 2
INHALT Grußworte Festprogramm 30 Gesamtfeuerwehr Oberbürgermeister Festabzeichen 31 Führungsgruppe 57 Thomas J. Engeser 4 Die Kommandantur heute 32 Gesamtalterswehr 58 Stadtbrandmeister Rainer Müller 5 Partnerstadt Brugg 33 Jugendfeuerwehr 60 Kreisbrandmeister Feuerwehr Rottweil heute Personalentwicklung 62 Mario Rumpf 6 Abteilung Rottweil 34 Einsatzentwicklung 63 Verbandsvorsitzender Lothar Muhr 7 Fahrzeuge Kernstadt 35 Zusammenarbeit 65 Löschzug 1 36 Chronik Einsätze 66 Löschzug 2 37 150 Jahre ...auf der Bundesautobahn 78 Freiwillige Feuerwehr Rottweil 8 Löschzug 3 38 ...in der Rhodia 79 Feuerlöschwesen Leitstellenverstärkung 39 in Alt-Rottweil 10 Löschzug 4, Altstadt 40 Jahreshauptversammlung 93 Brandfälle in Rottweils Löschzug 5, Bühlingen 42 Pressespiegel 88 Teilorten und Stadtteilen 16 Abteilungen Vergangenheit 90 Rottweiler löschen in Nachbarstädten 20 Feckenhausen 44 Ausblick des Kommandanten 92 Feuerwehren von auswärts Göllsdorf 46 löschen in Alt-Rottweil 24 Fahnen Hausen ob Rottweil 48 Die Kommandanten der Frei- Abteilung Rottweil 94 Neufra 50 willigen Feuerwehr Rottweil 26 Neukirch 52 Abteilung Göllsdorf 96 Brandfälle in Rottweil zwischen 1856 und 1906 28 Zepfenhahn 54 Fasnet Feuerwehrball 98 Unsere Verstorbenen 29 Werkfeuerwehr Rottenmünster 56 Sponsoren 99 FEUERWEHR ROTTWEIL 3
GRUSSWORTE einer historischen Stadt wie Rottweil mit dem Bereich, wo es um den Schutz der ihrer Enge und aus dem Mittelalter Feuerwehrleute geht, mit ihrer Ausrü- stammenden Bausubstanz ist eine stung optimal unterstützen. schlagkräftige Feuerwehr nicht wegzu- Wir alle danken der Feuerwehr für ihren denken. Einsatz, bei dem man nicht vergessen Glücklicherweise blieb Rottweil bis darf, dass sich die Feuerwehrleute sehr heute von Flächenbränden verschont; oft selbst in erhebliche persönliche nichtsdestotrotz gab es Anfang des 19. Gefahr bringen und trotzdem aber Jahrhunderts einzelne größere Brände, selbstlos diesen Dienst leisten. die wohl die Ursache dafür waren, dass Ich freue mich, dass in der Feuerwehr 1856 die Freiwillige Feuerwehr ins auch der Zusammenhalt und die Harmo- Leben gerufen wurde, war doch im Mit- nie gegeben ist, alle für die Gemein- telalter der Brandschutz eher eine Sache schaft aktiv sind und jeder für den ande- Oberbürgermeister der Bürger, und nicht umsonst mussten ren da ist. Thomas J. Engeser die Bürger der Reichsstadt Rottweil Dass die Feuerwehr Rottweil insgesamt einen Feuereimer stellen. trotz eines Wandels in der demografi- Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Die Freiwillige Feuerwehr Rottweil zählt schen Entwicklung bis heute keine liebe Gäste! heute 239 aktive Mitglieder, 69 Perso- Nachwuchssorgen zu beklagen hat, ist Die Freiwillige Feuerwehr Rottweil nen in der Alterswehr und, was ebenfalls dieser Kameradschaft und diesem besteht in diesem Jahr seit 150 Jahren. sehr erfreulich ist, eine überaus große Gemeinsinn zu verdanken. Gerade in heutiger Zeit sind wir unseren Zahl an Jugendlichen mit insgesamt 91 Ich gratuliere sowohl persönlich und im Feuerwehren speziell in Bezug auf die Personen. Namen des Rates der Stadt Rottweil als Unfall-/Personenrettung für ihren selbst- Die Stadt Rottweil ist stolz und dankbar, auch im Namen der Stadtverwaltung der losen Einsatz zu großem Dank verpflich- mit den Männern und Frauen der Frei- Freiwilligen Feuerwehr recht herzlich zu tet. Nachdem die Unfallmedizin so deut- willigen Feuerwehr eine schlagkräftige, ihrem 150-jährigen Jubiläum und wün- liche Fortschritte gemacht hat, ist es bestens ausgebildete und motivierte sche ihnen allen, dass sie ihre verant- nahezu unabdingbar, dass die Personen- Einsatztruppe zu haben, die in allen wortungsvolle, schwere Aufgabe per- rettung schnell und sachkundig durch- Bereichen »ihren Mann« und heute auch sönlich unbeschadet und mit dem bis- geführt wird. Hier ist ein entscheidender »ihre Frau« steht. Der Gemeinderat und herigen Elan auch weiterhin durchführen Einsatzbereich der Feuerwehren entstan- die Stadtverwaltung der Stadt Rottweil können. den. Unabhängig davon ist natürlich haben deshalb heute wie in der Vergan- Rottweil, im Juni 2006 nach wie vor der Brandschutz eine wich- genheit keinen Zweifel daran gelassen, FEUERWEHR tige Aufgabe der Feuerwehren. Gerade in dass sie die Feuerwehr insbesondere in Herzlichst euer Thomas J. Engeser ROTTWEIL OTT- 4 4
Die Mitglieder der Freiwilligen Feuer- Abteilungen erhalten und mit einem wehr Rottweil feiern dieses Jahr mit Stufenplan bis 2005 deutlich für die den Bürgern dieser Kreisstadt und mit Zukunft durch Gerätehaus-Neubauten, Gästen aus Nah und Fern das 150 jäh- Anbauten oder Renovierungen, erneu- rige Jubiläum unserer Feuerwehr. Ver- ern. Der Fahrzeugbestand konnte mit bunden mit diesem Jubiläum findet kooperativer Hilfe der Verwaltung und der 17. Kreisfeuerwehrtag in Rottweil, des Gemeinderates auf einen neuen der ältesten Stadt von Baden-Würt- Stand gebracht werden. temberg, statt. Für mich ist es eine besondere Freude, das Jubiläum als Die Einsatzhäufigkeit besonders der Stadtbrandmeister dieser Feuerwehr Abteilung Rottweil ist sehr hoch und mitorganisieren zu dürfen. erfordert eine in allen Bereichen moderne und effiziente Feuerwehr- Stadtbrandmeister Ich hatte das Glück, nach herausra- struktur. In den nächsten Jahren ste- Rainer Müller genden Vorgängern wie Albert Bürger, hen weitere unumgängliche Fahrzeug- Walter Moser und Albert Rau unsere ersatzbeschaffungen für die Kernstadt Feuerwehr weiterzuführen. Es ist für an, damit wir auch in Zukunft unseren mich ein besonderes Bedürfnis an die- Mitmenschen angemessen helfen ser Stelle all denjenigen zu danken, können. Der personelle Garant der die in den letzten 150 Jahren ehren- Zukunft ist und bleibt die Mitglieder- amtlich unsere Bevölkerung im Dien- starke Gesamtjugendfeuerwehr Rott- ste der Freiwilligen Feuerwehr vor vie- weil, gebildet aus allen Stadtteilen. lerlei Gefahren schützten. Wir sind für die Zukunft sicher gut auf- gestellt. Allein in den letzten 25 Jahren hat unsere Feuerwehr sich einem rasanten Auch während der Festtage wollen wir Wandel unterzogen und nach den Ein- allen Besuchern ein guter Gastgeber gemeindungen unserer Stadtteile eine sein, und ich wünsche allen ein ge- harmonische Gesamtfeuerwehr ge- sundes und sorgenfreies Jubiläum, ich schaffen. Trotz politischem Gegenwind lade Sie herzlich dazu ein. Ende der 80 er Jahre konnten wir die Stadtbrandmeister Ortsteilfeuerwehren als selbständige Rainer Müller FEUERWEHR ROTTWEIL 5
Die Feuerwehr Rottweil feiert in diesen die Zusammenarbeit in der Gesamt- Tagen ihr 150-jähriges Jubiläum, ver- feuerwehr Rottweil, die Abteilungen bunden mit dem Kreisfeuerwehrtag werden in einem besonderen Maß des Landkreises Rottweil 2006. integriert und stellen für die Sicherheit aller Bürger in der Gesamtstadt einen Die Feuerwehr Rottweil der Gegenwart Status her, der Vorbild für die Zukunft hat sich durch ständige Aus- und Wei- auch in anderen Raumschaften sein terbildung der Einsatzkräfte sowie der sollte. Optimierung der Gerätschaften zu einer schlagkräftigen Einheit für die Als Kreisbrandmeister bleibt mir nur Sicherheit der Bürger Rottweils den Glückwunsch für das 150-jährige geformt. Jubiläum der Feuerwehr Rottweil aus- zusprechen mit dem Wunsch, dass die Mario Rumpf Die Motivation und Einstellung der gute Arbeit der Feuerwehr auch in der Kreisbrandmeister Mitglieder der Feuerwehr Rottweil Zukunft Bestand haben sollte. stimmt in allen Belangen, eine sehr gute Jugendarbeit, um die Zukunft zu Mario Rumpf sichern, ist eines der Standbeine der Kreisbrandmeister richtungsweisenden Arbeit der Verant- Landkreis Rottweil wortlichen. Die Feuerwehr Rottweil ergänzt ihre interne Arbeit durch zusätzliches Engagement beim Thema Leitstelle des Landkreises Rottweil, der Führungsstruktur bei Großschadensla- gen und Gefahrguteinsatz über die Grenzen der Stadt Rottweil hinaus. Der Verdienst für diese gute Arbeit liegt bei der Gesamtführung der Feu- erwehr Rottweil; erwähnt sei hier die Kommandantur der Stadt sowie aller FEUERWEHR Ortsteile. Ein wichtiger Punkt ist auch ROTTWEIL 6
Der Kreisfeuerwehrverband Rottweil Denn nur in der Gemeinschaft sind und damit alle Feuerwehren des Land- und bleiben die Feuerwehren erfolg- kreises Rottweil gratulieren der Frei- reich. willigen Feuerwehr Rottweil mit allen ihren Abteilungen zum 150-jährigen Ich wünsche den festlichen Veranstal- Bestehen recht herzlich. tungen einen guten Verlauf und entbie- te allen Festbesuchern und Feuer- Dieses Jubiläum bietet mir die Gele- wehrangehörigen meine besten Grüße genheit, all denen, die in den zurück- und Wünsche. liegenden Jahren sich freiwillig und opferbereit in den Dienst der Näch- Lothar Muhr stenhilfe gestellt haben, für ihren Vorsitzender des selbstlosen Einsatz zu danken. Kreisfeuerwehrverbandes Rottweil Lothar Muhr Verbandsvorsitzender Gerade in einer Zeit, in der die poli- tisch Verantwortlichen sich in großem Maß den vorgegebenen finanziellen Zwängen unterordnen, ist es umso erfreulicher, dass die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren unbeirrbar weiterhin Verantwortung für ihre Mit- menschen übernehmen und in ihrer ehrenamtlichen Arbeit Vorbildliches leisten. Es erfordert aber auch bei den Feuer- wehren wachsende Bereitschaft, über- nommene Denkweisen kritisch zu hin- terfragen und für neue Arten der gemeinsamen Aufgabererledigung noch mehr bereit zu sein. FEUERWEHR ROTTWEIL 7
CHRONIK 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Rottweil von Winfried Hecht schaft gliederte sich anfangs in Stei- obwohl ihm dies nachweislich nicht ger, Retter 1. Klasse und 2. Klasse, in leicht fiel. Spritzenmannschaft und Wachmann- Unter dem sanften Druck der Regie- schaft. Werkmeister Rudy verwaltete Die neue Einrichtung hatte natürlich rung des Königreichs Württemberg das Material der Feuerwehr im Erdge- ihre Vorläufer bis zurück zu den Feuer- und nach zweijährigem Zögern wurde schoss des Rathauses, für das der rotten der Reichsstadtzeit. Trotzdem vor 150 Jahren auf einen Beschluss Rottweiler Gemeinderat schon bald löste die Gründung von Rottweils Frei- des Rottweiler Gemeinderates vom 4. beachtliche Beträge freigegeben hat, williger Feuerwehr 1856 allem März 1856 hin am 25. März 1856 Rottweils Freiwillige Feuerwehr gegründet – »in Anbetracht der Zweckmäßigkeit und der Vorteile angesichts der neuen Brandversiche- rungsordnung«. Ermöglicht hatte diese Entwicklung die Anerkennung des Prinzips der Freiwil- ligkeit beim Feuerwehrwesen seit 1841, das Beispiel der 1847 gegrün- deten Ulmer Feuerwehr und die Grün- dung des deutschen Feuerwehrver- bandes im Jahre 1853 in Plochingen. An die Spitze der neuen Rottweiler Feuerwehr trat Straßenbauinspektor Eduard Albrecht Calwer (1856-1866) als Kommandant. Zu seinen Adjutanten wurden so ange- sehene Bürger wie Professor Dr. Rapp und Kaufmann Linder bestimmt, Rats- schreiber Burry wirkte als erster FEUERWEHR Schriftführer und Kassierer. Die Mann- Annonce im Rottweiler Anzeiger von 1856 Vorlage: Stadtarchiv Rottweil ROTTWEIL 8
Anschein nach einen Ruck in der Rott- So gingen Rottweils Feuerwehrleute in weiler Bevölkerung aus. die nunmehr 150-jährige Geschichte ihrer Wehr. Sie bekämpften Großbrän- Nicht umsonst konnte Rottweils Stadt- de wie 1868 an der östlichen Häuser- musikdirektor Carl Michael Heim für zeile des Friedrichsplatzes. Sie erhiel- ein Konzert im »Sonnensaal« nach der ten 1865 ihre erste »moderne« Druck- ersten Hauptprobe der neuen Wehr am spritze und mitten im 1. Weltkrieg ersten August-Sonntag 1856 einen 1917 eine »Automobilfeuerspritze«. nagelneuen »Rottweiler Feuerwehr- Sie bezogen 1909 stolz ihr Feuerwehr- Sturm-Galopp« aufs Programm set- haus an der Schlachthausstraße, rich- zen. Stadtschultheiß Johann Baptist teten 1911 eine »Weckerlinie« ein, Marx tat acht Tage später per Anzeige wurden »Stützpunktfeuerwehr« oder auf der Titelseite des »Rottweiler gründeten 1965 eine Jugendfeuer- Anzeiger« kund, wie zufrieden er damit wehr. war, »was die Feuerwehr bei einem eintretenden Brandunglück leisten Rottweiler Feuerwehrleute hatten in Saug- und Druckspritze nach dem Prospekt des Rottweiler Mechanikers J. Gais von ca. 1860. kann«. Und alsbald ward ein Feuer- Karl Bisswurm den »ältesten Feuer- Vorlage: GAV Rottweil wehr-Lied mit mehreren Strophen zu wehrmann Deutschlands« in ihren Rei- hören, welches die Stimmung in der hen, erlebten »Landesfeuerwehrtage« eben gegründeten Gemeinschaft wie jenen von 1935, feierten an der sicher einigermaßen getroffen hat. Der Fasnet legendäre Feuerwehrbälle und erste Vers lautet folgendermaßen: mussten nach dem schlimmen Krieg sechs zusätzliche Abteilungen. Und 1947 ganz neu anfangen. trotz allen technischen Fortschritts tun Frisch auf! Frisch auf ihr Brüder! die Männer von der Freiwilligen Feuer- Es ruft die Feuerwacht! Rottweiler Feuerwehrleute taten viel für wehr Rottweil ihren oft nicht leichten Da sind wir alle munter, die internationalen Beziehungen, integ- Dienst noch immer unter der Devise, sei´s Tag, sei´s späte Nacht. rierten aber ebenso die Feuerwehren welche schon nach ihrer Gründung ihr Dort wo Gefahr in der Altstadt, zu der bis 1930 auch Feuerwehrlokal im Erdgeschoss des von grauser Feuerswuth, der Hochwald gehörte, und in Bühlin- Rathauses zierte: Wir sind zur Stell´, gen oder seit 1971 ebenso unspekta- bewaffnet mit Männermuth. kulär und kameradschaftlich jene in »Gott zur Ehr, den neuen Rottweiler Teilorten als dem Nächsten zur Wehr!« FEUERWEHR ROTTWEIL 9
Feuerlöschwesen in Alt-Rottweil von Winfried Hecht gende »Feuerschau« in unserem heu- ten. 1678 sollte sogar der Unterbau- tigen Sinn hinauslaufen. Damals meister als oberster Bausachverstän- wurde zur Verhütung von Bränden eine diger der Stadt an der Feuerschau teil- Die Brandbekämpfung baute im regelmäßige Untersuchung der Kami- nehmen, welche vor allem wieder die reichsstädtischen Rottweil und ebenso ne in den Häusern der Stadt verfügt. In Kamine zu überprüfen hatte. Schon noch bis über die erste Hälfte des 19. die gleiche Richtung geht die Anord- vorher spielten die Kaminfeger bei der Jahrhunderts hinaus auf verschiede- nung von 1644, nach welcher in allen Feuerschau eine wichtige Rolle. Im nen »Bausteinen« auf, die zusammen Häusern die Backöfen in festen zeitli- Jahr des Rottweiler Großbrandes von und im Lauf der Zeit ein zunehmend chen Abständen inspiziert werden 1696 wurde auch baupolizeilich die effektives System ausmachten. Dieses sollten. Zugleich wurde das Biersieden Vorschrift erlassen, künftig nicht mehr System bildete im Brandfall die Vor- nur noch in den Stadtgräben oder an als zwei Obergeschosse, aber auf aussetzung dafür, dass man dem ähnlich unbedenklichen Plätzen zuge- jeden Fall Brandmauern zwischen den Feuer nicht weitgehend hilflos ausge- lassen. In die Richtung einer vorbeu- Gebäuden zu errichten. liefert war, ihm vielmehr Widerstand genden Brandbekämpfung geht eben- leisten, Brandherde eindämmen, ja so das erste und später immer wieder Insgesamt standen nach dem Rottwei- sogar Gegenstände und Menschen ret- verhängte Rottweiler Rauchverbot von ler Stadtbrand von 1696 schon seit ten konnte. Einzelne dieser Elemente 1645. Im Jahr 1647 wurde ferner ver- 1700 die wesentlichen Tatbestände des Feuerlöschwesens vor der Grün- boten, in Kammern und Ställen durch fest, welche die städtische Feuerschau dung von Rottweils Freiwilliger Feuer- das Gesinde oder Kinder offenes Licht im Auge zu behalten hatte. Immerhin wehr sollen nachfolgend vor allem auf zu verwenden. 1721 wurde in Scheu- wurde 1764 noch festgelegt, dass Grund der Rottweiler Ratsprotokolle, ern auch das Pfeifenrauchen untersagt, auch die Johanniterkommende und der Stadtrechnungen und von Angaben 1790 neuerlich das Dreschen bei der württembergische Alpirsbacher in der seit 1799 unter verschiedenen Licht. Für die Dörfer der Rottweiler Klosterhof im Waldtorort der Feuer- Namen erscheinenden Rottweiler Zei- Landschaft untersagte man das Hanf- schau der Stadt Rottweil unterworfen tung in ihrer Struktur und mit wesentli- Dörren auf den Öfen. Alle diese Anord- sein sollten. Zu Beginn der Zugehörig- chen Zügen ihrer Entwicklung vorge- nungen wurden von Zeit zu Zeit über- keit Rottweils zu Württemberg wurde stellt werden. prüft, Verstöße geahndet. 1808/1809 eine »Generalfeuerschau« Die Feuerschau durchgeführt. Schon 1650 wurde eine verschärfte Bereits im Jahr 1581 werden in Rott- Feuerschau verordnet und gleichzeitig weil Anordnungen der städtischen Ver- Die Alarmierung den Hafnern untersagt, ihre Brennöfen FEUERWEHR waltung greifbar, die auf eine vorbeu- künftig noch in der Stadt zu unterhal- Ursprünglich dürften in Rottweil die ROTTWEIL 10
Wächter auf dem Hochturm und dem Der Einsatz von Trommeln ist bei Feu- Im August 1762 kamen alle drei Feu- Kapellenturm die Bevölkerung im eralarm durchgängig für das 18. Jahr- errotten nach einer Brandstiftung in Brandfall mit ihren Hörnern oder dann hundert nachzuweisen. 1832 wurde Dietingen zum Einsatz. Im gleichen mit Glockengeläut alarmiert haben. Im festgelegt, dass künftig bei auswärti- Jahr bestand in Rottweil-Altstadt Jahr 1700 gelangte man dabei zur gen Brandfällen von zwei Trommlern bereits sicher eine eigene Feuerrotte. nachvollziehbaren Meinung, die Feueralarm gegeben werden solle. »Hochwacht« auf dem Hochturm Die Angehörigen der Feuerrotten könne man nur Männern anvertrauen, Den Feuerreitern wurde 1780 aufgetra- waren nach einem Ratsbeschluss von welche »sowohl hören und sehen, gen, namentlich auf dem Land bei 1774 dringend zum Einsatz verpflich- damit doch kein Unglück geschehe«. Brandfällen schnellstens von Ort zu Ort tet und davon nur befreit, wenn sie Meldung zu machen. Schon 1769 krank waren oder die Ehefrau sich »in 1780 beschloss der Rottweiler Magi- erhielten Spital- und Heilig-Kreuz- würklichen Kindsnöthen« befand. strat, im Brandfall auf dem Hochturm Bruderschaft den Auftrag, jederzeit je mit einem Schuss Alarm auszulösen, ein Pferd für die Rottweiler Feuerreiter Ob die 1. Rottweiler Feuerrotte, die im unabhängig von der Tages- oder in Bereitschaft zu halten. 1834 wurden August 1782 eine verurteilte Frau zur Nachtzeit; ein ähnlicher Beschluss war in Rottweil drei Feuerreiter besoldet. Hinrichtung auf den Galgenplatz der bereits 1715 für den Fall ergangen, Reichsstadt hinaus zu eskortieren dass man vom Hochturm aus auswärts hatte, von ihrer Aufgabe restlos begei- Die Löschmannschaften einen Brand wahrgenommen hatte. stert war, kann offen bleiben. 1809 sollte jedoch die Hochturm- Die Feuerrotten bilden den Kern der Kanone abgeliefert werden, worauf Löschmannschaften in Alt-Rottweil. An der Spitze der 100 Knechte, und man sich im Brandfall wieder mit Sie stellen sozusagen die organisatori- damit der drei Rottweiler Feuerrotten, Glockengeläut behelfen musste. sche Gliederung der 100 Knechte dar, stand 1755 der »Feuerfähnrich«, der deren Aufgabe die Bekämpfung von 1758 auch als »Feuerhauptmann« Bei Feuer in Rottweil selbst sollte mit Feuersbrünsten seit dem 15. Jahrhun- bezeichnet wird. Auch die Altstädter der Hochturmglocke und der großen dert war. Es scheint, dass man zwei Feuerrotte wurde 1762 von einem Glocke von Heilig Kreuz Sturm geläutet Feuerrotten von je 40 Mitgliedern eigenen Feuerfähnrich angeführt. Die werden, bei Bränden in der Umgebung gebildet hat sowie eine zusätzliche von einzelnen Rotten leiteten »Rottenfüh- allein mit der Hochturmglocke. 1817 20 Mann als »Reserve«. Diese Eintei- rer«. Jede Rotte hatte ihre eigene sollte im Brandfall aber bereits wieder lung könnte schon in der Zeit nach Fahne. Noch im 18. Jahrhundert wer- mit einer Kanone vom Hochturm das dem Stadtbrand von 1696 erfolgt sein, den an den Feuerspritzen gewöhnlich »Sturmzeichen« gegeben werden. wird auf alle Fälle aber 1733 greifbar. zwei Spritzenmeister erwähnt. Schon FEUERWEHR ROTTWEIL 11
1760 erscheinen auch spezielle ben, der vor dem Rat nicht nur einen gestellt werden, die daraufhin in obrig- »Spritzen-Fuhrleute«. eigenen Harnisch oder Spieß vorwei- keitlichem Auftrag zusammengesucht se, sondern auch zwei Feuerkübel. wurden, was sich 1750 in Schömberg Gelöscht haben in und um Rottweil Einer davon sollte zu Hause aufbe- nach dem dortigen Stadtbrand wieder- immer wieder »Unbürger« in wech- wahrt, der zweite an die jeweilige Zunft holte. 1752 musste außerdem ange- selnder Zahl, also Freiwillige, die nicht abgegeben werden. Da offenbar aber ordnet werden, wenigstens 100 im Besitz der Bürgerrechte, sondern nicht alle alteingesessenen Bürger brauchbare Feuerkübel neu herzustel- nur »Einwohner« der Stadt waren. einen Löscheimer besaßen, wurde len. Sicher haben sie sich bei Löschmaß- 1734 bestimmt, dass sie vor Grün- nahmen den Anordnungen des Feuer- dung eines eigenen Hausstandes zur Offenbar funktionierte dieses System fähnrichs und der Rottenmeister unter- Hochzeit einen eigenen, mit dem nur unbefriedigend, denn bereits 1756 stellt. Namen gekennzeichneten Feuerkübel wurden die Feuerkübel an die 100 nachzuweisen hätten, was den Bürgern Knechte einzeln ausgegeben, die dann Der Löscheimer 1740 vom Rat erneut eingeschärft aber auch persönlich für sie haften werden musste. sollten. 1758 bestimmte der Rottwei- Von Löscheimern oder »Feuerkübeln« ler Rat, dass den Altstädtern ihre Feu- ist in Rottweil bereits 1594 die Rede. Zumindest die an die Zünfte abgege- erkübel unabhängig von der Zugehö- Ob sie aus Leder oder – wie später – benen Löscheimer wurden im Brand- rigkeit zu einer Zunft unmittelbar aus- bereits aus Segeltuch bestanden, lässt fall über die 100 Knechte zum Einsatz zuhändigen seien. Dessen ungeachtet sich nicht mehr klären. Das Bauamt gebracht. Deshalb ist anzunehmen, war es bereits 1760 wieder erforder- der Reichsstadt erhielt vom Magistrat dass sie in geeigneten Karren zur lich, dass vier Rottweiler Zunftmeister, im genannten Jahr jedenfalls den Auf- Brandstätte geführt wurden und dann unterstützt von den beiden Stadt- trag, für die Einsatzbereitschaft der von Hand zu Hand durch die Kette der knechten und vier Unbürgern, »in der Feuerkübel zu sorgen, die es sicher Löschenden von der nächsten Wasser- ganzen Stadt von Haus zu Haus die schon seit Generationen auch in der stelle zum Brandplatz liefen. Das hatte Feyeraymer aufsuechten«. Reichsstadt Rottweil gegeben hat. zur Folge, dass sie nach Ende der Löschtätigkeit eingesammelt wurden Solche Sorge um ein wichtiges Utensil Nach dem Rottweiler Stadtbrand von oder am Brandplatz verblieben, wenn bei der Brandbekämpfung überrascht 1696 wurde noch im November glei- sie zunächst nicht erreichbar waren. kaum, zumal die Feuerkübel nicht ganz chen Jahres auf dem Rottweiler Rat- So musste 1734 der Verlust von Rott- billig waren. Am 23. April 1721 kaufte haus angeordnet, künftig könne nur der weiler Löschkübeln nach Bränden in die Stadt bei einem auswärtigen FEUERWEHR das Bürgerrecht der Reichsstadt erwer- Göllsdorf, Neufra und Deißlingen fest- Schuhmacher elf Feuerkübel zu einem ROTTWEIL 12
Stückpreis von sieben Batzen. Sie eine Aufgabe, die 1731/1732 einheit- Johannes Steimer übernommen mussten dann noch gekennzeichnet lich vom Maler Johannes Spring und wurde. Es gab dessen ungeachtet auch werden, und zwar mit dem Stadtadler - 1763 von seinem Berufskollegen danach Feuereimer unterschiedlicher Qualität und wohl auch mit verschie- denem Volumen. Im Winter 1919 lie- ferte Johann Heinrich Sprenger von Schaffhausen einen Löscheimer »zur Prob«, der dann auch behalten – und vermutlich in Rottweil nachgebaut wurde. Der Feuerhaken Feuerhaken aus armstarken Zughöl- zern und mit geschmiedeten Haken dienten im Brandfall beispielsweise zum Einreißen von Fachwerkwänden. Sie lassen sich für Rottweil selbst und in allen seinen heutigen Teilorten nachweisen. Die Feuerspritze Allem Anschein nach und entgegen früherer Annahme bemühte sich die Rottweiler Obrigkeit schon nach dem Stadtbrand von 1696 im folgenden Winter um eine eigene Feuerspritze und verhandelte deshalb mit dem 1694 bis 1723 nachweisbaren Glok- kengießer Christoph Schmelz von Biberach. FEUERWEHR ROTTWEIL 13
Am 21. Februar 1697 wurde auf dem Offensichtlich blieb sie bis 1752 »im Feuerspritze in Auftrag. Von ihr war Rottweiler Rathaus schließlich be- Dienst«, als man überlegte, in Balin- man so angetan, dass die Stadt Kurz schlossen, zwei vom genannten Spe- gen oder Hüfingen eine neue Spritze in die Zeche im »Mohren« zahlte, die er zialisten zur Probe vorgeführte Sprit- Auftrag zu geben. Schließlich erhielt dort in Begleitung seines Sohnes zen zu behalten und für sie 300 Taler der Hüfinger Spritzenmacher den machte, als er seine Spritze offenbar in zu bezahlen. Rottweil war damit für die Zuschlag für eine »Jagdspritze«. Rottweil vorführte und auslieferte. nächsten Jahre anscheinend besser ausgerüstet als beispielsweise die Inzwischen waren 1741 auch sämtli- Offenbar handelte es sich bei der Universitätsstadt Tübingen. che Dörfer in der Rottweiler Landschaft Spritze von Kurz jedoch »nur« um eine von ihrer reichsstädtischen Obrigkeit große und keineswegs die einzige Die nächste Rottweiler Feuerspritze verpflichtet worden, Feuerspritzen Rottweiler Spritze. Schon für lieferte der Biberacher Spritzenmacher anzuschaffen, wobei Seedorf schon 1723/1724 findet sich in den Rottwei- Noe Rudhart im Jahre 1711. Sie sollte vor diesem obrigkeitlichen Befehl ler Stadtrechungen die Notiz, dass zunächst 330 Gulden kosten, wurde 1739 mit gutem Beispiel vorangegan- Sebastian Berle auf dem Rottweiler aber schließlich nach einigen Ver- gen war und eine Feuerspritze ange- Rathaus »4 Feür Sprützen« in Gang handlungen zum Preis von 217 Gulden schafft hatte. Rottweil selbst gab 1763 setzte, wobei es sich vermutlich um geliefert. bei Urban Kurz in Reutlingen eine neue kleinere Handspritzen gehandelt hat. Drei Spritzen dieses Typs aus Messing wurden 1782 von Martin Huber aus Neufra auf der Stadtkasse repariert, von denen allerdings nur eine wieder brauchbar gemacht werden konnte. 1796 beschaffte Rottweil bei dem renommierten Villinger Glockengießer Grüninger und Schlossermeister Dor- fer aus Rottweil zwei Tragspritzen um 420 Gulden, und zusätzlich eine neue »Schlauchspritze«. Es scheint, dass um diese Zeit bereits Löschmaschine A. u. D. mit Vorderwagen aus dem Löschgeräteprospekt des Rottweiler Mechanikers J. Gais von ca. 1860. Lithographie von J. Kammerer, Rottweil jede Rottweiler Feuerrotte ihre eigene FEUERWEHR ROTTWEIL 14
»große« Schlauchspritze einsetzen bislang, worauf die »Misten« bei den stadt bemühte sich 1819 um eine konnte. Rottweils »Spritzen-Spezia- Dominikanern entfernt werden sollten. eigene Feuerlaterne und die dazu list« muss in diesen Jahren der schon Offenbar wurden die Feuerleitern dort erforderlichen Gläser. genannte Schlosser Josef Dorfer noch um 1840 gelagert. gewesen sein, der beispielsweise Der Mechanicus Pfeiffer erhielt Neben solch praktischen Maßnahmen 1803 an der Spritze der ersten Rotte 1803/1804 aus der Rottweiler Stadt- bemühte man sich in Rottweil beim ein neues Rohr anbrachte oder im kasse sogar Geld für eine »Machine« Kampf mit des Feuers Macht nachhal- gleichen Jahr eine neue Spritze aus- zur »Feuer-Laiter«, mit der sich die tig um den Schutz des Himmels und einander- und wieder zusammenbaute. Leiter wahrscheinlich mechanisch die Fürsprache der lieben Heiligen. Die Spritzen standen damals im Zeug- ausfahren ließ. 1841 wurden sechs Immerhin war der Agatha-Tag im haus an der Hochbrücktorstraße und neue Feuerleitern bei Rottweiler Wag- Februar noch 1799 Feiertag, den man wurden danach vermutlich ins Haus nern und Schmieden in Auftrag gege- mit Festgottesdienst und Prozession Hauptstraße 22 verbracht, den damali- ben. durch die Stadt allgemein begangen gen Marstall. Erhalten hat sich im hat. Stadtmuseum als älteste in Rottweil Die Brandlaterne eingesetzte Feuerspritze ein Gerät von 1820 aus der Reutlinger Werkstatt des Dass die sachgerechte Ausleuchtung Sebastian Jacob Kurz. 1818 verfügte der Umgebung eines Brandplatzes bei man für Rottweil ohne die Altstadt über Nacht von großer Bedeutung für eine fünf Feuerspritzen auf Rädern und eine erfolgreiche Brandbekämpfung war, Tragspritze. hat man im 18. Jahrhundert kaum mehr in Frage gestellt. Rottweil beschaffte jedenfalls 1782/1783 für Die Feuerleiter eine große Feuerlaterne, die offenbar Feuerleitern erwiesen sich zweifellos schon länger in Gebrauch war, bei früh bei der Brandbekämpfung und bei Ignaz Winterhalter sechs große Schei- der Rettung von Menschen im Brand- ben. Gleichzeitig wurden auch mehre- falls als ausgesprochen vorteilhaft. In re kleinere Brandlaternen hergerichtet. Rottweil sind sie jedenfalls 1744 im Bei Ignaz Gebel bezog man für diesen Ratsprotokoll nachgewiesen. Sie wur- Zweck damals Wachskerzen. Wenig Karl Bißwurm (1842–1931), einstens »ältester den damals bei den Dominikanern auf- später lieferte Fidel Kuster nochmals Feuerwehrmann Deutschlands«. bewahrt und benötigten mehr Platz als neue Gläser. Die Feuerrotte in der Alt- Foto: Stadtmuseum Rottweil FEUERWEHR ROTTWEIL 15
Brandfälle in Rottweils Teilorten und Stadtteilen von Winfried Hecht ter wurden durch das königliche Ober- für jeden Einwohner des Dorfes aus- amt Steine-Müller Sebastian Banhol- drücklich ein Feuereimer vorgeschrie- zer, Zimmermeister Michael Depp, ben. Die traurige Geschichte der Großbrän- Georg Ritter jung sowie aus Göllsdorf de und ihrer Bekämpfung in Rottweil Georg Utz öffentlich belobigt. Sie wur- Offenbar gab es aber Bühlinger, die ist seit dem Beginn des Spätmittelal- den zusammen mit einem in der Sali- noch stärker auf die Hilfe des Himmels ters in großen Zügen bekannt. Weniger ne Wilhelmshall beschäftigten Mau- vertrauten als auf die damaligen Mög- beachtet wurde bisher, welche Brand- rermeister aus Schwenningen ausge- lichkeiten der Brandbekämpfung. Der fälle aus den heutigen Rottweiler zeichnet und erhielten ein »angemes- Maurer Johannes Schönborn benutzte Stadtteilen und Teilorten überliefert senes Gnadengeschenk«. dazu im Haus Unterdorf 60 einen so sind. Vor allem für die Zeit nach dem genannten Agatha-Zettel. Auf solchen 30-jährigen Krieg bieten die Ratspro- Am 10. Juli 1842 brach in der »Linde« Zetteln, die gesegnet und dann in eine tokolle der Reichsstadt Rottweil und an der heutigen Römerstraße abends Balkenfuge eines Gebäudes gescho- vielfach parallel die Rottweiler Stadt- Feuer aus und griff auf das angebaute ben wurden, haben die Gläubigen die rechnungen immer wieder entspre- Schulhaus über. Die ganze Nacht in Catania am Ätna beheimatete Heili- chende Hinweise. Sie sollen hier ohne löschten die erste und die zweite Rott- ge Agatha als Patronin gegen Feuers- Anspruch auf Vollständigkeit zusam- weiler Feuerrotte. Zwölf Küfer stellten gefahr angerufen. mengetragen werden. Bottiche fürs Löschwasser bereit, bis Mitternacht standen vier Männer zum Dessen ungeachtet wurde Bühlingen Altstadt immer wieder von Brandfällen heim- Wasserschöpfen im Neckar. Beide Offenbar wurde schon 1762 für die Alt- Gebäude brannten trotzdem nieder. gesucht. So lag das Dorf bereits als stadt nach einem Brand in der Steine- Folge des 30-jährigen Krieges 1635 in (W. Hecht, Aus der Geschichte der Feuerwehr mühle eine eigene Feuerrotte gegrün- in Rottweil - Altstadt. RHbl 47. Jg. (1988) Nr. 1 Schutt und Asche. det. Der Brand scheint sich am 2. April S. 3–4) 1762 abgespielt zu haben, wobei die 1749 brannten in Bühlingen die Häu- erste und die zweite Rottweiler Feuer- ser von zwei Bauern und einem Tag- Bühlingen rotte sowie die »zu denen Fewr-Spri- löhner. Die Brandgeschädigten erhiel- zen verordneten Bürgeren« zum Ein- Im einstens alt-württembergischen ten aus Rottweil zunächst Lebensmittel satz kamen. Dorf Bühlingen gibt es schon seit und im folgenden Frühjahr Bauholz. geraumer Zeit eine organisierte Feuer- Ähnlich verfuhr man, als am 21. Am 23. Januar 1830 brannte es wieder wehr mit einem Feuerreiter. 1786 Dezember 1760 zwei Taglöhnern ihre FEUERWEHR in Rottweil-Altstadt. Einen Monat spä- wurde von den herzoglichen Behörden Häuser niederbrannten. ROTTWEIL 16
Im November 1760 gab es am Stall- errotte im Oktober 1819 »bei der Feu- Auch das Göllsdorfer Schadensfeuer berg ein Großfeuer, wahrscheinlich ersbrunst in Billingen«. Für ihren vom 11. November 1789 muss größe- einen Waldbrand, der anscheinend »großen« Einsatz erhielten die Betei- re Ausmaße angenommen haben. Den über mehrere Tage nicht gelöscht wer- ligten »das gewöhnliche Gratial«, erhaltenen Zehrkostenrechnungen den konnte. Aus Rottweil waren dabei Spritzenmeister und Obleute in dop- zufolge löschte Rottweils erste Rotte alle drei Feuerrotten im Einsatz. Ihre pelter Höhe. bei dieser Gelegenheit mit 37 Mann, Verköstigung fiel hinterher so üppig (vgl. dazu auch F. Herkommer, Heimatge- die zweite mit 30 Mann, die dritte mit aus, dass sich der reichsstädtische Rat schichte Bühlingen. Rottweil 1935, S. 78 ff.) 21 Mann und die Altstädter mit zwölf mit dem Vorgang zu beschäftigen Mann. Ferner halfen beim Löschen 18 hatte. Auch die Feuerrotte aus der Alt- Unbürger aus der Stadt und drei aus Feckenhausen stadt und vermutlich auch jene aus der Altstadt. Im Einsatz waren ferner Bühlingen bekämpften diesen Brand. Im Zusammenhang mit der Geschich- insgesamt neun Mann mit zwei Feuer- Die erste Rottweiler Rotte setzte bei te der Brandbekämpfung und Fecken- spritzen, ein Kaminfeger und wenig- diesem Anlass 36 Mann ein, die zwei- hausen denkt man zunächst an den stens zwei Fuhrleute. te Rotte 24, die dritte Rotte immerhin Feckenhauser Kirchenbrand vom 4. noch 19. Die Altstädter Rotte erschien Oktober 1871. Damals brannte die 1710 erbaute Kirche des kleinen Dor- Hausen o. R. mit elf Mann und zwei weiteren Alt- städtern auf der Brandstätte. fes nieder, die wahrscheinlich ihrer- Hausen o. R., das je zur Hälfte zu Würt- seits einem durch Feuer vernichteten temberg und den Bletz von Rotenstein Im April 1796 brannten im Bühlinger Kirchenbau folgte. gehörte, erlebte im Frühherbst 1669 Oberdorf drei Häuser und die Kapelle einen Großbrand. Bei diesem Großfeu- St. Silvester. Die Bühlinger Feuerrotte er brannte die Kirche des Ortes offen- Göllsdorf kam zum Einsatz und hielt Brandwa- bar vollständig ab, denn zu ihrem Wie- che. Beim Löschen eingesetzt war Aus Göllsdorf, das zum Gebiet der deraufbau stellte die Reichsstadt Rott- auch die erste Rottweiler Feuerrotte. Reichsstadt Rottweil gehörte, sind weil immerhin vier Eichen und 50 Alle drei in Bühlingen abgebrannten größere Brandfälle für 1763 und den Stammen Holz zur Verfügung. Vermut- Häuser, darunter das spätere Rathaus, November 1789 bekannt. Am 24. Juli lich wurden bei gleicher Gelegenheit konnten ebenso rasch wieder aufge- 1763 gab es ein Feuer, zu dessen aber auch die meisten sonstigen baut werden wie die kleine Kirche. Bekämpfung die Rottweiler Feuerrotten Gebäude des Dorfes ein Raub der nach Göllsdorf ausgerückt sind und Flammen, denn der Rottweiler Rat Dem Rottweiler Ratsprotokoll zufolge anschließend verköstigt werden muss- bewilligte auch für die »verbranten waren Rottweils erste und zweite Feu- ten. Bauren zue Hausen ob Rottweil« FEUERWEHR ROTTWEIL 17
Getreide in größerer Menge. Dies lässt Ein sehr schwerer Brand suchte Neufra wurden für die Brandgeschädigten annehmen, dass ein ziemlich großer danach am 25. März 1794 heim. Trotz kostenlos Getreide und 66 Stämme Teil des Dorfes vom Feuer in Mitlei- des Einsatzes der rasch herbeigeeilten Bauholz für den Wiederaufbau zur Ver- denschaft gezogen war. Dabei hatte Rottweiler Feuerrotten wurden 11 Tag- fügung gestellt. Hausen o. R. nach den Verwüstungen löhnerhäuser vollständig zerstört und (vgl. W. Hecht, Zwei Großbrände in Neufra. des Kriegsjahres 1643 erst kurz vorher 14 weitere Haushaltungen schwer RHbl 38. Jg. (1977) Nr.3 S.3) wieder weitgehend neu aufgebaut wer- geschädigt. Als besonders betroffen den müssen. nennt zwei Tage nach dem Brand eine Neukirch (vgl. W. Hecht, Ein Großbrand in Hausen o. R. im Stadtarchiv Rottweil erhaltene Auf- Neukirch erlebte im Februar 1764 RHbl 48. Jg. (1987) Nr. 4 S. 4) stellung Josef und Konrad Mesmer, einen größeren Brand. Ihm fielen in Josef Stöhr, Laux Winzenrieds Witwe, dem vergleichsweise kleinen Dorf sie- Gabriel Hugger, Martin Hugger, Anton Neufra ben Taglöhnerhäuser zum Opfer. Geiger, die Erben der Agatha Riebsa- Gleich danach bedankte sich Reichs- Ein Großbrand muss Neufra bereits men, Konrad Staimer, Jakob Rieble, äbtissin Magdalena Mayr von Rotten- gegen Ende des 30-jährigen Krieges Johann und Christian Gratwohl sowie münster als Ortsherrin schriftlich bei heimgesucht haben. Im September Christian Rieble. Das Zentrum des den Rottweilern, deren Hilfe sie als 1649 ist nämlich im Rottweiler Rats- Brandes muss am Weg nach Frittlin- »schleunig und würcksam« bezeichnet protokoll die Rede vom »armen ganz gen gelegen haben. Offenbar spielten hat. Zum Wiederaufbau ihrer Häuser verbrenten Fleckhen Neüfferen«, wor- beim Brand der Wind und die damals erhielten die Brandgeschädigten von auf den Einwohnern des der Reichs- noch häufige Schindeldeckung der den Rottweilern jeweils fünf Gulden. stadt Rottweil untertanen Dorfes Steu- Neufraer Häuser eine erhebliche Rolle. ernachlass gewährt wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach bestand Anfang Januar 1796 brannte es wieder zum Zeitpunkt des Brandes bereits bei in Neukirch. Assessor Wehrle, zwei Ein größerer Brand ereignete sich auch der Fürstenbergischen Brandversiche- Zunftmeister und Feuerreiter Josef 1732 in Neufra. Damals wurden elf rung in Donaueschingen eine Feuer- Storz begaben sich an den Brandplatz Rottweiler bestraft, weil sie entgegen versicherung für Neufra. Sonst war im heutigen Rottweiler Teilort. ihrer Pflicht nicht nach Neufra zum Rottweil nach Kräften zu helfen Helfen kamen. Andererseits haben 72 bemüht. Eine öffentliche Sammlung in Ihnen folgten die zweite Feuerrotte mit Rottweiler damals in Neufra gelöscht der damals bekanntermaßen armen 30 Mann, die erste Feuerrotte und eine und kehrten anschließend im »Schüt- Reichsstadt erbrachte immerhin 80 Gruppe von elf Altstädtern. Unter den zen« in Rottweil ein. Gulden für die Neufraer. Außerdem Rottweilern der zweiten Rotte werden FEUERWEHR ROTTWEIL 18
ausdrücklich der Rottenführer und tige »Sprizenhaisle« neu mit Schin- amtsrechnung 1803/1804 muss sich Kaminfeger erwähnt. deln gedeckt worden war. Bereits eini- im Rechnungszeitraum aber dann ein ge Zeit zuvor hatte die Gemeinde sich größerer Brand in Zepfenhan zugetra- Ein weiterer Brand ist in Neukirch für beim Neukircher Sebastian Blum eine gen haben. Fidells Wernz hatte nach Ende 1802 überliefert. Als Feuerreiter »Feirfahnen« machen lassen. der genannten Quelle mit seiner Trom- trat bei dieser Gelegenheit Waldknecht mel deswegen in Rottweil Feueralarm Sebastian Hafen in Erscheinung. Fide- Zepfenhan geschlagen. Zur »Brunst« wurden die li Wernz hatte den Feueralarm auf der erste und die zweite Rottweiler Feuer- Aus der Zeit vor 1802/1803 sind für rotte sowie Kaminfeger Ignaz Kolb Trommel geschlagen. Die erste und Zepfenhan bislang anscheinend keine nach Zepfenhan kommandiert. Ge- die zweite Rottweiler Feuerrotte ver- größeren Schadensfeuer aktenkundig löscht haben aber auch die Altstädter hinderten mit ihrem Einsatz vielleicht, geworden. in Zepfenhan. dass dem Feuer mehr als zwei Häuser zum Opfer fielen. Ihre 100-Jahr-Feier hat die Freiwillige Nach der Rottweiler Bürgermeister- Feuerwehr Zepfenhan 1986 begangen. Die Neukircher Feuerrotte wird aus- drücklich für den August 1805 erwähnt, entstand aber wohl etwa 20 Jahre früher noch unter der Herrschaft der Reichsäbtissin von Rottenmünster über das Dorf. 1805 hatte die Neukir- cher Feuerrotte im benachbarten Zep- fenhan beim Löschen geholfen und dort im Wirtshaus 55 Kreuzer ausge- geben, welche Johannes Bippus der Neukircher Gemeindekasse in Rech- nung stellte. Schon von 1809 hat sich aus der Neu- kircher Gemeinde-Registratur eine Rechnung erhalten, nach welcher im Herbst des genannten Jahres das dor- Alte Feuerspritze 1864. FEUERWEHR ROTTWEIL 19
Rottweiler löschen in Nachbarstädten von Winfried Hecht gegen das Feuer. Zusammen mit dem für jeden Rottweiler Haushalt verbind- Ausbau der Verkehrsverhältnisse lich vorgeschrieben. Im Jahre 1711 ermöglichten die genannten Voraus- beschafft der Magistrat die erste Feu- Immer wieder wurden die alten Städte setzungen auch überörtlich eine wir- erspritze bei einem Biberacher Her- Europas ein Raub der Flammen. Die- kungsvollere gemeinschaftliche steller, der bald weitere ähnliche Gerä- ser Bedrohung stand die Bevölkerung Bekämpfung von Großbränden: Es te folgen. Das schon um 1440 für die lange Zeit weitgehend hilflos gegen- konnten mehr Löschmannschaften und Bekämpfung von Schadensfeuern ein- über, was uneingeschränkt auch für Hilfsmittel in größerem Umfang einge- gerichtete Corps der »100 Knechte« Rottweil und die Städte im weiteren setzt werden, vorausgesetzt, sie wur- wird in einzelne Rotten gegliedert und Umkreis um die einstige Reichsstadt den schnell genug an den Ort des so beweglicher und schlagkräftiger; am obersten Neckar gilt. Über Jahr- Geschehens herangeschafft. spätestens 1733 tritt die »1. Rotte« in hunderte bestand bei Stadtbränden Erscheinung. lediglich die Möglichkeit, die Betroffe- Trotz ständig verbesserter Vorbeu- nen des Mitgefühls aus Rottweil zu gungsmaßnahmen im Bereich der Bei solchen Gegebenheiten wird es versichern und sie bei der Behebung »Feuerschau« oder mit Rauchverboten verständlich, dass 1715 auch die Alar- des Schadens, so gut es eben ging, ließen sich Großbrände in den Städten mierung bei auswärtigen Brandfällen materiell zu unterstützen. Im Lauf der freilich nicht völlig verhindern. Aber durch einen Kanonenschuss vom Zeit fasste der Rottweiler Rat in diesem schon die bessere Bekämpfung von Hochturm geregelt wird. Der Einsatz Sinn Dutzende von Beschlüssen über Großfeuern vor Ort brachte es mit sich, von Rottweiler Kräften zur Brandbe- entsprechende »Brandsteuern«. dass sich die Reaktionszeit bei Scha- kämpfung außerhalb der Stadt machte Schon 1418 drückten die Rottweiler densfeuer, innerhalb deren die Brand- sich zweifellos zunächst in den aus Anlass des großen Stadtbrandes in bekämpfung sinnvoll blieb, verlänger- benachbarten Ortschaften bemerkbar, St. Gallen dem dortigen Bürgermeister te. Dies wiederum hatte zur Folge, wie etwa 1720 in Zimmern o. R. und und seinem Rat ihr herzliches Mitge- dass es sich zunehmend lohnte, von 1732 im schon mehr als 6 km entfern- fühl aus und boten ihre Hilfe bei der auswärts personelle und materielle ten Neufra. Behebung des entstandenen Schadens Verstärkungen an die Brandplätze her- an. anzuführen. Im Lauf des 18. Jahrhunderts sind Geändert hat sich dieser Zustand erst Rottweiler bei der Bekämpfung einer mit der sich allmählich verbessernden In Rottweil beschleunigt sich diese Reihe von Großbränden, aber auch in Organisation bei der Brandbekämp- Entwicklung nach dem Stadtbrand Städten der weiteren Umgebung anzu- fung und dem fortschreitenden Einsatz vom Sommer 1696. Der leicht zu treffen, anscheinend erstmals in Balin- FEUERWEHR von technischen Hilfsmitteln im Kampf transportierende Feuerkübel wird nun gen im Jahre 1724. Dies kann als Aus- ROTTWEIL 20
druck der Leistungsfähigkeit der frühen und wurden zurückgefordert. Den Milde Beiträge für die Rosenfelder Rottweiler Feuerwehr und vermutlich Brandgeschädigten in der vorderöster- Brandgeschädigten sammelte nach auch ihres Selbstvertrauens und ihrer reichischen Nachbarstadt spendete dem Brand in Rosenfeld eine Gruppe Hilfsbereitschaft verstanden werden. Rottweil 100 Gulden und 15 Malter Rottweiler um den evangelischen Folgende Einsätze bei Großfeuern in Haber Saatgut. Trotzdem waren 1753 Stadtpfarrer Dr. Philipp Wolff. Nachbarstädten lassen sich bis zum in Schömberg erst 78 Häuser notdürf- Beginn des 19. Jahrhunderts nachwei- tig wieder hergestellt. Balingen sen: Balingen, für die Reichsstadt Rottweil Rosenfeld im altwürttembergischen »Ausland«, Schömberg Das von alters her württembergische erlebte selbst schon 1607 und 1672 Die mit Rottweil traditionell eng ver- Städtchen Rosenfeld verlor 1684 bei Großbrände. Als es in Rottweil Ende bundene Stadt Schömberg verlor einem Großbrand zehn Häuser und August 1696 im Waldtor-Ort und im bereits bei einem Stadtbrand im Jahre sein Schloss. Heiligkreuz-Ort zum Stadtbrand kam, 1635 nicht weniger als 42 Häuser, war es die Stadt Balingen, welche den 1644 waren es 60 Häuser. Am 5. Februar 1868 brannten in Rottweilern von auswärts als erste half, Rosenfeld 45 Häuser ab und 383 trotz der konfessionellen Verschieden- Nach dem größten Stadtbrand der Obdachlose mussten versorgt werden. heit. Schömberger Geschichte stehen am Die Kunde von diesem Rosenfelder 15. Dezember 1750 Bürgermeister Brand kam schon morgens um 10 Uhr Beim Balinger Stadtbrand vom 12. Peter Riedlinger und Ratsherr Leon- telegrafisch nach Rottweil. Man alar- Februar 1724 brannten 170 von 210 hard Wuhrer vor dem Rottweiler Rat mierte sofort die Feuerwehr, von der Häusern der Nachbarstadt ab und 272 und bitten um Hilfe. Ihre Stadt war in sich eine Anzahl Mitglieder »mittelst Familien wurden obdachlos. Zahlrei- der Nacht von 7. auf den 8. Dezember eines Leiterwagen« nach Rosenfeld che Rottweiler haben bei dieser Feu- 1750 fast bis auf die Stadtmauern und aufmachten. ersbrunst gelöscht und nach den mit ihrem Unteren Tor abgebrannt. Nur erhaltenen Rechnungsunterlagen der die Kirche und vier Häuser hatten das Dies wurde am Tag darauf in der Reichsstadt anschließend im »Bären« Großfeuer überstanden. Schwarzwälder Bürgerzeitung kritisiert in Schömberg übernachtet. Später und beklagt, dass der Rottweiler Feu- musste ein Balinger die Rottweiler Offenbar haben die 100 Knechte aus erwehr noch kein »großer Requisiten- Feuerkübel in Balingen einsammeln Rottweil 1750 in Schömberg gelöscht. und Personenwagen« zur Verfügung und nach Rottweil zurückgeben. Beim Zahlreiche Rottweiler Feuerkübel blie- stand. Dadurch habe man »wenigstens großen Balinger Stadtbrand vom 30. ben nach dem Brand in Schömberg eine halbe Stunde Zeit« verloren. Juni 1809, bei dem 335 Häuser und FEUERWEHR ROTTWEIL 21
54 Scheuern und Stallungen ein Raub sant, dass die erste Rotte aus jeweils Mann mit dem Rottenführer zum Ein- der Flammen wurden, müssen erneut vier Mann der neun Zünfte besteht. satz, die danach im »Bären« verköstigt Rottweiler bei der Brandbekämpfung Rottenführer war in Binsdorf Bäcker wurden. In Oberndorf beim Brand mitgeholfen haben. Schreinermeister Joseph Storz. waren aus Rottweil auch Kastenherr Johann Nepomuk Spreng fand dabei in Hucker und Zunftmeister Wehrle. Balingen das Mundstück einer Feuer- Ebingen spritze und forderte unter dem 6. Juli Sulz a.N. mit einer Zeitungsanzeige auf, es bei 1731 wütete in der württembergischen ihm abzuholen. Bis zum 21. Juli 1809 Amtsstadt Ebingen ein besonders Rottweil schickte schon nach dem bedankte sich die Stadt Balingen mit schwerer Brand, dem die untere Stadt Sulzer Stadtbrand von 1581 eine einem Dankschreiben bei den Rottwei- vom Marktbrunnen an mit 47 Gebäu- »Brandsteuer« und Bauholz zum Wie- lern auch für die Zusendung einer den zum Opfer fiel. Rottweils 100 deraufbau in die württembergische »Brandsteuer« von Lebensmitteln und Knechte mit Johannes Müller an der Amtsstadt. Geldbeträgen; das Dankschreiben aus Spitze wurden trotz einer Entfernung Balingen wurde auf dem Rottweiler von etwa 40 km »nacher Ebingen Als Sulz am 15. Juli 1794 »das Rathaus bei einer Sitzung des geschickt« und der Rottweiler Stadt- Unglück gehabt, bis auf 6 Gebäude Gemeinderates verlesen. rechnung zufolge nach dem Brand ent- abzubrennen«, erhielt die Stadt am 16. sprechend verköstigt. August 1794 von Rottweil 150 Gulden Binsdorf als Unterstützung. Beim Brand selbst Oberndorf a. N. waren die Rottweiler mit drei Feuerrei- Die kleine vorderösterreichische Stadt Binsdorf erlebte am 8. September Beim Stadtbrand von Oberndorf am tern in Sulz, ferner mit Assessor Wehr- 1799 einen Stadtbrand, bei welchem 21./22. Juni 1780 halfen auch Rott- le zwei Tage. 48 Gebäude eingeäschert wurden. weiler beim Löschen, und zwar rotten- Dies entsprach etwa zwei Dritteln des weise an erster Stelle wie andere Hel- Zunftmeister Michael Burkardt rechne- Gebäudebestandes der Kleinstadt. Bis fer von Sulz, Rosenfeld, Dornhan und te anschließend für die 1. Rotte ab, 1803 war der Schaden wieder beho- Alpirsbach. 80 Gebäude der damals »so nacher Sulz abgegangen« und ben. Nach der erhaltenen Bekösti- vorderösterreichischen Stadt fielen teils zu Bochingen, teils in Epfendorf gungsrechnung war Rottweils erste dem Feuer trotzdem zum Opfer, nur 34 übernachtet hatte. Nach der Rückkehr Rotte in Binsdorf im Einsatz, und zwar blieben stehen. kehrte die 1. Rotte in den »Drei mit 36 Mann sowie dem Rottenführer, Rosen« in Rottweil ein; dafür wurden zwei Spritzenmeistern, einem Feuer- Der Brand brach im Wirtshaus »Para- 17 Gulden und 12 Kreuzer ausgege- FEUERWEHR reiter und zwei Feuerknechten. Interes- dies« aus. Es kamen aus Rottweil 37 ben. ROTTWEIL 22
Dornhan »aller Privat-Bettel« in Rottweil »ver- Exemplaren eines gedruckten Berichts botten« sein. über den Wolfacher Großbrand vom 9. Am letzten Sonntag im April 1796 hat 1799 unterrichtete die fürstenbergi- September 1799. Ob Rottweiler die erste Rottweiler Feuerrotte beim sche Regierung in Donaueschingen damals auch in Wolfach löschten, ist Stadtbrand im württembergischen die Reichsstadt Rottweil mit drei nicht klar und eher unwahrscheinlich. Dornhan (»zu Dornen«) gelöscht. Es wurde auch ein Betrag »wegen Feuer- reiten« ausgesetzt. Bei diesem Brand in Dornhan wurden elf Gebäude zer- stört. Der Schaden belief sich auf annähernd 20000 Gulden. Fünf Jahre darauf kam es Anfang März 1801 in Dornhan erneut zu einem Großbrand. Tuttlingen Beim großen Tuttlinger Stadtbrand vom Sommer 1803 halfen auch Rott- weiler bei den Löscharbeiten. Nach diesem Großbrand wurde von der Stadt Rottweil für die Opfer des Unglücks ein größerer Betrag überwie- sen. Außerdem sammelte der damali- ge Rottweiler Archivar Schultheiß milde Gaben für die Geschädigten. Wolfach In Wolfach »gingen« 1762 60 Häuser in Rauch »auf«. Die Stadt Rottweil lei- stete daraufhin für die Brandgeschä- digten einen Beitrag von 60 Gulden. Allerdings sollte von Wolfacher Seite FEUERWEHR ROTTWEIL 23
Feuerwehren von auswärts löschen in Alt-Rottweil von Winfried Hecht genauer. Danach halfen damals mit der Nacht vom 26. auf den 27. März »embsiger arbeith« Löschmannschaf- 1796 Brandwache. Ebenso halfen 15 ten aus Aixheim, Aldingen, Deilingen, Mann von Deilingen und 12 Mann von Rottweiler wirkten bei der Brandbe- Denkingen, Dietingen, Dotternhausen, Lauffen ob Rottweil. Auch aus Horgen kämpfung in beachtlich weitem Frittlingen, Gosheim, Lauffen o. R., muss wahrscheinlich bei diesem Umkreis um ihre Heimatstadt mit. In Neukirch, Schörzingen, Schwennin- Brand eine Löschmannschaft im Ein- Dürrenmettstetten halfen die Rottwei- gen, Spaichingen, Trossingen, Weilen satz gewesen sein. In den Rottweiler ler schon 1748, in Schwenningen u. d. R., Wellendingen und Zepfenhan Stadtrechnungen von 1796 ist nämlich 1792 bei der Bekämpfung von Brän- sowie den Städten Rosenfeld und Vil- festgehalten, die Horgener Feuersprit- den. Sogar der Name Baiersbronn ist lingen. Es fällt auf, dass sämtliche ze sei »ruinirt« worden; Rottweil woll- unter den Ortsnamen zu finden, die mit Dörfer der Reichsabtei Rottenmünster te daraufhin für den Schaden aufkom- auswärtigen Löscheinsätzen von 1762 an den Löscharbeiten in Rottweil men. Mannschaften aus Rottweil in Verbin- beteiligt waren. Rosenfeld musste dung stehen. nach dem Brand in Rottweil verloren Beim Großbrand in der Flöttlinstorstra- gegangene Feuereimer reklamieren. ße beteiligten sich nach Ausweis der So wie die Rottweiler bei „Brunsten“ zurück gelassenen Löscheimer Helfer außerhalb ihrer Stadt immer wieder Dokumentiert ist die Brandhilfe Aus- aus Aldingen, Schömberg, Spaichin- halfen, so eilten Auswärtige nach Rott- wärtiger in Rottweil noch besser für die gen, Trossingen und Weilen u. d. R. weil zu Hilfe, wenn in der Stadt beiden Großbrände, welche die Offenbar halfen die Schömberger und gelöscht werden musste. Schon nach Reichsstadt 1796 heimsuchten. Im Aldinger auch mit ihren Feuerspritzen, dem Band des Hochturms von 1758 genannten Jahr brannten zunächst am denn die jeweiligen Spritzenmeister bedankte sich anschließend der Rott- 23. März sieben Häuser am Platz des wurden hinterher »wegen geleisteter weiler Magistrat ausdrücklich bei den heutigen Städtischen Kaufhauses am thätiger Hilfe« aus der Rottweiler Helfern aus der Umgebung der Friedrichsplatz. Keine zwei Wochen Stadtkasse bezahlt.Schon in Rottweils Reichsstadt. später wurden am 4. April gleichen württembergischen Zeit war Zimmern Jahres zehn Häuser der Westzeile der o. R. auf Grund der Feuerordnung von Für den Großbrand vom 22. Mai 1762, Flöttlinstorstraße und der nördlichen 1812 ausdrücklich verpflichtet, bei bei dem im Rottweiler Lorenz – Ort an Zeile der unteren Hochturmgasse Bränden in Rottweil »zwei Wagen mit der Unteren Hauptstraße nach Blitz- durch Feuer zerstört. Beim Brand am vier Pferden zur Landvogtei und zwei schlag 16 Gebäude ein Raub der Friedrichsplatz kamen 41 Mann aus Wagen mit vier Pferden zum Oberamt Flammen wurden, sind die einschlägi- Dunningen und 20 Göllsdorfer zum zu stellen, um die Kanzleiakten zu ret- FEUERWEHR gen Angaben in den Quellen schon Einsatz. Die Dunninger hielten noch in ten«. ROTTWEIL 24
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