Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau

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Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Blickpunkt Aargau 2018
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Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Geschätzte Leserinnen und Leser

 Der Kanton Aargau präsentiert sich heute als wirtschafts­-
 naher Kanton mit einer hohen Standortattraktivität. Vom KMU
 bis hin zum Grossunternehmen profitieren die Betriebe von
 optimalen Standortbedingungen. Seine Führungsqualitäten
 beweist der Kanton Aargau unter anderem im Forschungs-
 und Innovationsbereich, indem er mit dem Programm High-
­tech Aargau und dem PARK INNOVAARE dazu beiträgt, dass
 Innovationsträger aus Wirtschaft und Forschung rasch ­zu-
 einander finden.

Eine wichtige Grundlage dazu bildet unser Bildungssystem.
Das Angebot und die Qualität der Volksschule, der dualen
Berufsbildung, der Mittelschulen und auch der weiterführen-
den Bildungsinstitutionen sind ausgezeichnet. Die Aargaue-
rinnen und Aargauer profitieren darüber hinaus von weiteren
Vorzügen unseres Kantons, wie den vielfältigen Sport- und
Freizeitmöglichkeiten und dem vergleichsweise erschwing-
lichen Wohnraum. Weite, natürliche Erholungsgebiete und
die Möglichkeit, kulturelle Anlässe unterschiedlichster Facetten
zu besuchen, sind weitere Beispiel dafür, dass der Kanton
Aargau für zahlreiche Bevölkerungsschichten viel zu bieten
hat. Besonders im Rahmen des Kulturerbejahres 2018 lässt
sich der Aargau neu entdecken.

In der vorliegenden Broschüre finden Sie neben aufschluss-
reichen, statistischen Angaben zu seiner Wirtschaft auch
interessante Hintergrundinformationen zur Entstehungsge-
schichte des Aargaus. Darüber hinaus gewinnen Sie einen
Einblick in die verschiedenen Organisationseinheiten der
kantonalen Verwaltung und können Sie sich über die Wirkungs­
felder der drei Staatsgewalten Legislative, Exekutive und
Judikative orientieren.

Landammann Alex Hürzeler
Departement Bildung, Kultur und Sport

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Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Inhalt
                                                              Der Aargau auf einen Blick ...................................................................................................... 4
                                                              Der Weg zum modernen Staat .......................................................................................... 6
                                                              Die Legislative ......................................................................................................................................... 12
                                                              Die Exekutive ........................................................................................................................................... 26
                                                              Die Judikative .......................................................................................................................................... 42
                                                              Der Aargau in Bern .......................................................................................................................... 50
                                                              Stichwortverzeichnis ..................................................................................................................... 53

         Die Legislative         Die Exekutive                                                                     Die Judikative
         Der Grosse Rat     14   Der Regierungsrat                                                       28        Gerichte Kanton Aargau (GKA)                                                                      44

         Die Wahl           16   Die Staatskanzlei                                                       30        Rechtlicher Hintergrund und Verfahrensarten                                                       46

         Die Organisation   18   Departement Volkswirtschaft und Inneres (DVI)                           32        Die einzelnen Gerichtsbehörden                                                                    48

         Die Sitzungen      22   Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS)                             34        Kommissionen, Kammern und Behörden
                                                                                                                   mit besonderer Funktion                                                                           49
         Die Aufgaben       24   Departement Finanzen und Ressourcen (DFR)                               36

                                 Departement Gesundheit und Soziales (DGS)                               38

                                 Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU)                               40

2                                                                                                                                                                                                             3
Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Haushaltsgrössen im Jahr 2000                                                                                   Bruttov

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Einpersonen-                                                 Waadt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      haushalte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Schweiz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      30,81%
                                                                                                                                                                                                                                                                               Familienhaushalte                                                                                               Basel-Land
                                                                                                                                                                                                                                                                                        mit Kind
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bern
                                                                                                                                                                                                                                                                                         37,45%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Zürich

Seine Bevölkerung und seine Wirtschaft                                                                                                                                                                        Aufgrund seiner Geschichte sind im Kanton Aargau Katholiken      Da die Frankenstärke der Wirtschaft                                                                                 Tessin

                                                                                                                                                                                                              und Reformierte in ungefähr gleichen Teilen ansässig. Tradi-     weiterhin zusetzt und viele Aargauer      Familienhaushalte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Luzern

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ohne Kind                                                                   Zug
                                                                                                                                                                                                              tionell reformiert ist der einstige Berner Aargau. Katholisch    Unternehmen daher kleinere                31,74%                                                                 Solothurn
                                                                                                                                                                                                              geprägt sind hingegen die ehemaligen Gemeinen Herrschaften.      Ge­winne verzeichnen, sinken beim                                                                                 Thurgau
Bestand ausländische Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeit, 30. 06. 2017                                              Aargauer Bezirke                                                                     Die einstmals starren Konfessionsgrenzen verwischen jedoch       Beschäftigte
                                                                                                                                                                                                                                                                               Kanton    dienach Sektoren im Jahr 2008
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Steuereinnahmen.        Damit der                                                                   Aargau

                                                                                                                                                                                                              immer mehr. Aufgrund der Migration von Menschen aus aller        kantonale Finanzhaushalt1. stabilSektor bleibt, wurden                                                           St. Gallen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              5,14%
                                                                     Deutschland                                                                                                                              Welt finden sich im Aargau auch islamische, buddhistische        verschiedene Sparmassnahmen              beschlossen. Aufgrund der                                                Schwyz
                                                                     21.0%
                  übrige
                                                                                                                                                                                                              oder hinduistische Glaubensgemeinschaften, die zu einer          nachhaltigen Finanzpolitik und einer wirkenden Schulden-
                                                                                                                                                                                          Zurzach
                  34.5%                                                                                                                                                                                       grossen Religionsvielfalt beitragen. Der jüdische Friedhof von   bremse3. konnte
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Sektor
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   der Kanton das Rating        AAA der Agentur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           2. Sektor
                                                                                                                                  Rheinfelden
                                                                                                                                                                                                              Endingen-Lengnau zeugt heute noch davon, dass insbeson-          Standard     & Poor’s weiterhin halten. 34,13%
                                                                                                                                                                                                                                                                                       60,73%                               Grösster Ausgabeposten
                                                                                                                                                                                                              dere im 19. Jahrhundert ein bedeutender Anteil jüdischer         ist die Bildung. Jeder dritte Steuerfranken fliesst in diesen
                                                                          Italien                                                                          Laufenburg
                                                                                                                                                                              Brugg                           Personen im Surbtal lebte.                                       Aufgabenbereich. Weitere gewichtige Posten sind die soziale
                                                                          16.8%
                                                                                                                                                                                               Baden                                                                           Wohlfahrt sowie die Gesundheit.
                     Serbien                                                                                                                                                                                  Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist erwerbstätig. Seit den
                       4.8%
                                                                                                                                                                                                              60er Jahren ist die Erwerbsquote der Frauen von etwa 35 auf
                             Portugal                       Kosovo                                                                                                                                                                                                             Aufwand der Finanzierungsrechnung nach Aufgaben, 2016 (Total 5’268.3 Mio.)
                               5.5%           Türkei        11.2%                                                                                                                                             über 62 Prozent gestiegen. Bei den Männern ging der Anteil
                                              6.2%                           Quelle: Staatssekretariat für Migration                                                Aarau
                                                                                                                                                                               Lenzburg                       indes von 90 auf gut 74 Prozent zurück.                                                                  Bildung 32.2%    1’694,9 Mio.
                                                                                                                                                                                             Bremgarten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Soziale Sicherheit 19.2%     1’009,8 Mio.

Wohnbevölkerung Kanton Aargau                                                                                                                                                                                 Der Kanton Aargau ist traditionell ein Industriekanton mit                                            Gesundheit 13.9%      733,1 Mio.

                                                                                                                                                                                                                                                                               Öffentl. Ordnung und Sicherheit, Verteidigung 8.5%
                                                                                                                                                                                                              starker Exportorientierung. Noch immer arbeiten deutlich                                                                    446,5 Mio.

                                                                                                                                                Zofingen                    Kulm                                                                                                                      Finanzen und Steuern 8.0%           419,7 Mio.
700’000                                                                                                                                                                                                       mehr Personen im zweiten Sektor als im Landesdurchschnitt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Verkehr und Nachrichtenübermittlung 7.7%           404,5 Mio.
                                                                                                            Total
                                                                                                                                                                                                       Muri
                                                                                                                                                                                                              Im Kanton sind Industrieunternehmen von Weltformat tätig.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Allgemeine Verwaltung 4.0%           210,4 Mio.
600’000
                                                                                                                                                                                                              Die Wirtschaftsstruktur wird jedoch von kleinen und mitt­-                                     Volkswirtschaft 4.0%         209,9 Mio.
                                                                                                                                                                                                              le­ren Unternehmen geprägt. Sie können flexibel auf die sich              Umweltschmutz und Raumordnung 1.5%                 76,4 Mio.
500’000
                                                                                                     Schweizer                                                                                                verändernden Märkte reagieren und sind damit krisen-                          Kultur, Sport und Freizeit, Kirche 1.2%        63,1 Mio.

400’000
                                                                                                                                                                                                              resistenter.                                                                                                      Quelle: Jahresbericht mit Jahresrechnung 2016, Kanton Aargau

300’000

                                                                                                                                                                                                                                                                               Wohnbevölkerung Kanton Aargau
200’000
                                                                                                                         Der Kanton Aargau ist in elf Bezirke mit aktuell 212 Gemeinden
                                                                                                                                                                                                                                                                               Total                      444 882
                                                                                                     Ausländer           eingeteilt. Er ist bevölkerungsmässig der viertgrösste Kanton                                                                                         Schweizer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   1975 371 429
100’000                                                                                                                                                                                                                                                                                                    73 453
                                                                                                                         der Schweiz. Im Aargau lebten per 30. Juni 2017 666’191                                                                                               Ausländer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          452 786
       0                                                                                                                 Einwohnerinnen und Einwohner. Aufgrund seiner zentralen                                                                                                                   1980   387 804
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           64 982
           1987            1992             1997              2002         2007               2012                2017
                                                                                                                         Lage zwischen Zürich, Basel, Bern und der Innerschweiz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          470 955
                                                                            Quelle: Kantonale Bevölkerungsstatistik      erfreut sich der Aargau weiterhin einer stetigen Zuwanderung.                                                                                                             1985 403 587
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           67 368

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          504 597
Ausfuhr nach Warengruppen in die EU, in Mio. Franken, 2016 (Total 13’628 Mio.)                                           Der Kanton Aargau weist seit Jahren einen positiven Wande-                                                                                                                1990   421 739
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           82 858
                                                                                                                         rungssaldo aus anderen Kantonen und aus dem Ausland auf.
Produkte der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie1 69.4%                   9’463 Mio.                                                                                                                                                                                                                      531 577
                                                                                                                         Einwohner deutscher und italienischer Herkunft machen den                                                                                                                 1995 432 186
                         Maschinen, Apparate, Elektronik 16.0%           2’175 Mio.                                                                                                                                                                                                                        99 391

                                                        Metalle 5.4%       731 Mio.
                                                                                                                         grössten Teil aus. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          547 462

                            Leder, Kautschuk, Kunststoffe 3.1%             427 Mio.
                                                                                                                         von fast 24,7 Prozent entspricht praktisch dem Landesdurch-                                                                                                               2000   441 868
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          105 594
    Land- und forstwirtschaftliche Produkte, Fischerei 1.9%                263 Mio.                                      schnitt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          573 654
            Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie 1.3%               182 Mio.                                                                                                                                                                                                                2005 454 862
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          118 792
             Papier, Papierwaren, Grafische Erzeugnisse 0.8%               105 Mio.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          596 396
                                                    Fahrzeuge 0.7%          89 Mio.                                                                                                                                                                                                                2008 467 649
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          128 747
              Wohnungseinrichtungen, Spielzeuge, usw. 0.5%                  74 Mio.

                             Textilien, Bekleidung, Schuhe 0.5%             71 Mio.

                                            Steine und Erden 0.3%           38 Mio.

                  Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine 0.0%                   4 Mio.

                                                Energieträger 0.0%            3 Mio.

                    Kunstgegenstände und Antiquitäten 0.0%                   2 Mio.

 1)
      In den Vorjahren wurden fehlerhafte Daten im Bereich der
      Pharmazie erhoben. Die Werte vom Jahr 2016 dürfen deshalb
      nicht mit den Vorperioden verglichen werden                            Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung

4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             5
Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Der Weg zum modernen Staat
Napoleonische Mediationsakte –
Start der politischen Geschichte des Kantons Aargau
Ein Machtwort von Napoléon Bonaparte besiegelte am                   dem reformierten Berner Aargau und den anderen, katho­lisch            existierte nicht. Die Mitglieder des Kleinen Rats gehörten
19. März 1803 die Geburt des Kantons Aargau, wie er uns              geprägten Kantonsteilen. Der junge Kanton stand vor                    gleichzeitig dem Grossen Rat an. Sie liessen sich aus ihren
heute bekannt ist. Die gescheiterte zentralistische Helvetische      der schwierigen Aufgabe, auf dieser Basis ein völlig neues             eigenen Reihen wählen. Johann Rudolf Dolder, der zu einem
Republik zerbrach. An ihre Stelle trat ein lockerer Staaten-         Staatswesen aufzubauen.                                                Grossteil die Gesetzgebung für den Kanton Aargau erarbei­
bund. Mit der Mediationsakte verfügte Bonaparte, den damals                                                                                 tete, war zugleich in beiden Räten Präsident.
nur aus dem Berner Aargau bestehenden Kanton mit den                 Als erste grosse Herausforderungen galten die Schaffung von
Kantonen Baden und Fricktal zu vereinen. Dabei spielte der           gesetzlichen Grundlagen und einer anerkannten staatlichen              Religiöse und politische Konflikte im 19. Jahrhundert –
Brugger Bürger Philipp Albert Stapfer im Hintergrund eine            Autorität. Damit Regierungsbeschlüsse überhaupt umgesetzt              Wegweisende Verfassungsrevisionen
entscheidende Rolle. Die gemeinsame Geschichte des                   werden konnten, musste eine kantonale Verwaltung aufgebaut             Mit dem Untergang der Vormachtstellung Frankreichs in
Kantons geht jedoch bis weit ins Mittelalter zurück, als das         werden. Diese bestand damals aus gerade einmal 15 Beamten.             Europa in der Völkerschlacht in Leipzig 1813 endete auch
ganze Kantonsgebiet unter der Herrschaft der Habsburger                                                                                     dessen «Schutzherrschaft» über den Kanton. Die erneut an
                                                                                                                                                                                                                                             Schloss Habsburg
stand. Die im Aargau liegende Habsburg ist die Stammburg             Die erste Verfassung stattete die damalige neunköpfige                 die Macht gekommenen aristokratischen Kreise in Bern
der Habsburger, der Aargau somit Stammlande eines der                Regierung, den so genannten Kleinen Rat, mit weitreichenden            forderten, den Aargau wieder als Untertanengebiet anzuglie-
prägendsten Herrschaftsgeschlechter in Europa im zweiten             Machtbefugnissen aus. Der Grosse Rat, das Parlament mit                dern. Dank dem Verhandlungsgeschick des in Gebenstorf
Jahrtausend.                                                         150 Mitgliedern, durfte Gesetzen lediglich zustimmen oder              geborenen Albrecht Rengger garantierten die Grossmächte                                        Nur noch 48 der 150 Vertreter im Grossen Rat konnten vom
                                                                     diese zurückweisen. Änderungen konnte er hingegen nicht                Europas auf dem Wiener Kongress 1815 das Fortbestehen                                          Volk gewählt werden. 50 wurden durch die Grossräte be-
Bonaparte schuf mit dem neuen Kanton ein künstliches                 anbringen.                                                             des jungen Kantons. Rengger durfte dabei unter anderem auf                                     stimmt, 52 durch ein Wahlgremium. Weiter wurde die
Gebilde aus vier unterschiedlichen Gebieten (Berner Aargau,                                                                                 die Unterstützung des russischen Zaren Alexander I. zählen.                                    Nieder­lassungs- und Gewerbefreiheit festgeschrieben und
Grafschaft Baden, Fricktal, Freie Ämter). Seine Bewohne-             Tiefgreifende Alters- und Vermögensgrenzen im Wahlrecht                1814 wurde die Kantonsverfassung ein erstes Mal revidiert.                                     alle Standesrechte abgeschafft. Von der Demokratie nach
rinnen und Bewohner besassen nur wenige Gemeinsam-                   sorgten dafür, dass nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung            Der Kleine Rat wurde von neun auf dreizehn Mitglieder                                          heutigen Massstäben war man noch weit entfernt. Trotzdem
keiten. Dazu kamen die konfessionellen Gegensätze zwischen           tatsächlich wahlberechtigt waren. Eine Gewaltentrennung                aufgestockt, die Amtszeit von fünf auf zwölf Jahre verlängert.                                 galt der Kanton Aargau als einer der liberalsten der Schweiz.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Kleinrat Johannes Herzog war
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 von 1807 bis 1831 Mitglied der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Regierung. Aufgrund des zuneh-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 mend autoritären Führungsstils,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 insbesondere durch Johannes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Herzog, sprach die Bevölkerung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 schon bald vom «Herzogtum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Aargau».
                                                                                               Die Verfassung
                                                                                               kannte zu diesem
                                                                                               Zeitpunkt keine                                                                         Bereits 1814 wurde die Kantonsverfassung ein
                                                         Am 19. Februar 1803                   Gewaltentrennung.                                                                       erstes Mal revidiert. Dabei wurde die Niederlas-
                     Philipp Albert Stapfer aus          unterschrieb Napoléon                 Johann Rudolf                                                                           sungs- und Gewerbefreiheit festgeschrieben und
                     Brugg setzte sich 1802 bis          Bonaparte die Mediations-             Dolder präsidierte                                                                      alle Standesrechte abgeschafft. Obwohl man von
                     1803 in Paris erfolgreich           akte. Er legte damit die              zugleich den Kleinen                                                                    der heutigen Demokratie noch weit entfernt war,
                     für die Schaffung des               heute gültigen Grenzen des            Rat als auch den                                                                        galt der Aargau als einer der liberalsten Kantone
                     Kantons Aargau ein.                 Kantons Aargau fest.                  Grossen Rat.                                                                            der Schweiz.

Am 12. April 1798 wurde                                                                              Im nun eigenständigen Kanton                                                                                                                               Der Gebenstorfer Albrecht
die Helvetische Republik                                                                             mussten die Volksvertreter gewählt,                                                                                                                        Rengger setzte sich, unterstützt
ausgerufen, mit Aarau als                                                                            gesetzliche Grundlagen geschaffen                                                                                                                          vom russischen Zaren Alexander I.,
deren Hauptstadt. Das Haus                                                                           und eine funktionsfähige Verwaltung                                                                                                                        erfolgreich für die Eigenständigkeit
zum Schlossgarten diente                                                                             aufgebaut werden. Die erste                                                                                                                                des Kantons ein. Die Grossmächte
als Regierungssitz.                                                                                  Verfassung ermöglichte der damaligen                                                                                                                       Europas anerkannten den Aargau
                                                                                                     neunköpfigen Regierung weitrei-                                                                                                                            am Wiener Kongress 1815.
                                                                                                     chende Machtbefugnisse.

                                                                                                                                            1813 endete die «Schutzherrschaft» von
                                                                                                                                            Frankreich über den Kanton Aargau. Frankreich
                                                                                                                                            hatte in der Völkerschlacht von Leipzig seine
                                                                                                                                            Vormachtstellung verloren.

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        7
Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Der Weg zum modernen Staat
                                                                                  Ein Jahr später wurde zum ersten Mal mit einer Volksabstim-                    Bis 1890 existierten keine politischen Parteien nach heutigem
                                                                                  mung über eine Verfassung befunden. Diese (1831) und                           Verständnis. Es gab lediglich lose Verbindungen von politisch
                                                                                  weitere Verfassungsänderungen (1841, 1852 und 1885) waren                      Gleichgesinnten. Schon bald folgten in kurzen Abständen
                                                                                  für die politische Mitbestimmung des Volkes wegweisend. Sie                    Vorläufer der heutigen CVP und FDP. 1902 schlossen sich
                                                                                  lockerten unter anderem das Wahlrecht, brachten Verbesse-                      sozialdemokratische Verbindungen der SP im Aargau an.
                                                                                  rungen in Sachen Gewaltenteilung und hoben den Grundsatz                       Die FDP verfügte bis 1920 im Parlament und in der Regierung
                                                                                  auf, wonach in allen Behörden Katholiken und Reformierte                       über eine absolute Mehrheit. Mit der Einführung des Proporz­
                                                                                  gleichberechtigt vertreten sein mussten. Die Zeit war geprägt                  wahlrechts änderte sich dies und die SP stieg zur stärksten
                                                                                  von religiösen und politischen Unruhen sowohl im Aargau als                    Partei auf. Nach 1936 schlossen sich die Bauernparteien zur
                                                                                  auch in der ganzen Schweiz (Freischarenzüge, Sonderbunds-                      «Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei» zusammen. Die daraus
                                                                                  krieg, Gründung des Schweizerischen Bundesstaats 1848).                        entstandene SVP konnte ihren Wähleranteil stetig vergrössern.
                                                                                  Die sechste Verfassungsrevision (1885) konnte Katholiken und
                                                                                  Protestan­ten im Aargau schliesslich versöhnen.                                Die Anzahl Mitglieder im Grossen Rat wurde 1952 vorüberge-
                                                                                                                                                                 hend auf 200 angehoben, bevor sie durch eine Volksinitiative
                                                                                  20. und 21. Jahrhundert – Erste Parteien, Proporzwahlen                        im Jahr 2003 auf die aktuelle Zahl von 140 reduziert wurde.
                                                                                  und Frauenstimmrecht                                                           Die letzte und heute noch gültige grundlegende Revision der
                                                                                  Nach der Totalrevision der Kantonsverfassung von 1885 zeigte                   Verfassung, mit der der Grundrechts- und der Aufgabenkatalog
Die nachfolgenden Jahre waren durch den autoritären                               sich der Aargau vorerst wenig fortschrittsfreudig. Die Volks-                  des Staats aktualisiert und der Grosse Rat mit Planungskom­
Führungsstil der Regierung, vor allem durch den Kleinrat                          wahl von Regierungs- und Ständeräten führte der Aargau erst                    petenzen ausgestattet wurde, fand 1980 eine Mehrheit im Volk.
Johannes Herzog, geprägt. In der Bevölkerung sprach man                           1904 ein, als einer der letzten Kantone überhaupt. Auch die                    2004 verabschiedete der Grosse Rat die Reformen der Staats-
bald vom «Herzogtum Aargau». 1830 protestierte Johann                             Einführung des Proporzwahlrechts auf kantonaler Ebene liess                    leitung und der Verwaltungsführung. Seit 2005 funktioniert nun
Heinrich Fischer gegen die Reformunfähigkeit des Kleinen                          bis 1920 auf sich warten. Frauen waren seit 1936 für Armen-                    die Verwaltung nach dem System der Wirkungsorientierten
Rats. Mit dem unblutig angeführten Freiämtersturm erzwang                         und seit 1940 für Schulbehörden wählbar. Das umfassende                        Verwaltungsführung (WOV). Ebenso trat 2005 die Parlaments-
er den Rücktritt der Regierung. Neuen liberalen Kräften                           Stimm- und Wahlrecht für Frauen führte der Kanton Aargau                       reform in Kraft mit dem Ziel, Aufgaben, Strukturen und Arbeits­-
wurde damit der Weg in die Regierung geebnet.                                     aber erst 1971 nach der eidgenössischen Abstimmung ein.                        weise des Parlaments effizienter zu gestalten.

                    1831–1835 trieben vier Verfassungsrevisionen den Demokratisie-                            Ab 1890 entstanden aus losen Verbindungen von
                    rungsprozess voran. Ein Höhepunkt dieser unruhigen Zeiten waren                           politisch Gleichgesinnten die heutigen Parteien.                                               Die Frauen erhielten
                    1844 die Freischarenzüge – antiklerikale Umsturzversuche,                                 Als einer der letzten Kantone führte der Aargau                                                das Stimmrecht erst                            2003 stimmte das Volk einer
                    ausgelöst durch den «Aargauer Klosterstreit». Mit dem Sonder-                             1904 die Volkswahl der Ratsmitglieder ein. Erst                                                1971. Davor waren sie                          Initiative zu, welche die
                    bundskrieg schwappte der Konflikt auf den ganzen Staatenbund                              1920 wurde nach dem Proporzsystem gewählt.                                                     nur für Armen- und                             Mitglieder des Grossen Rats
                    über und mündete in der Gründung der Eidgenossenschaft.                                   Die SP löste die FDP als stärkste Partei ab.                                                   Schulbehörden wählbar.                         von 200 auf 140 reduzierte.

                                                  Am Morgen des 5. Dezembers 1830                                                  Die sechste Verfassung                               1936 entstand aus                             Die heute gültige                    2005 wurde in der
                                                  rief der Wirt und Grossrat, Johann                                               von 1885 sorgte für eine                             verschiedenen                                 Verfassung wurde                     kantonalen Verwaltung
                                                  Heinrich Fischer, zum «Freiämter-                                                endgültige Versöhnung                                Bauernparteien die                            letztmals 1980                       das System der
                                                  sturm» auf. Die Landbevölkerung aus                                              zwischen Katholiken und                              «Bauern-, Gewerbe-                            totalrevidiert und                   «Wirkungsorientierten
                                                  dem katholischen Freiamt zwang die                                               Reformierten. Bis 1980,                              und Bürgerpartei».                            von der Stimmbevöl-                  Verwaltungsführung»
                                                  Regierung zum Rücktritt.                                                         fast hundert Jahre lang,                                                                           kerung gutgeheis-                    (WOV) eingeführt.
                                                                                                                                   bildete sie die Grundlage                                                                          sen.                                 Zeitgleich wurde das
                                                                                                                                   des Kantons.                                                                                                                            Parlament reformiert.

8                                                                                                                                                                                                                                                                                         9
Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Der Weg zum modernen Staat
Der Kanton Aargau und sein politisches System heute
26 Kantone bilden nach dem föderalistischen System die              den. Im Ausland wohnhafte Schweizerinnen und Schweizer        mit absoluter Mehrheit (das heisst 71 Mitglieder) angenom-          Der Lauf des Gesetzes
Schweiz. Sie verfügen über weitreichende Entscheidbe­               dürfen an nationalen Abstimmungen und Wahlen teilnehmen.      men worden sind, wird ein politischer Beschluss des Grossen
fugnisse und verwalten sich selbstständig. Vertikal gliedert        Hingegen haben Ausländerinnen und Ausländer im Aargau         Rats dem Volk zur Abstimmung vorgelegt. Ist dieses Quorum
                                                                                                                                                                                                       Verwaltung     Regierungsrat    Grosser Rat      Stimmvolk         Interessierte
sich die Schweiz in die politischen Ebenen Bund, Kanton             kein Stimm- und Wahlrecht. Via Petitionsrecht können aber     erreicht, kann ein Viertel aller Mitglieder des Grossen Rats
und Gemeinde. Auf diesen politischen Ebenen werden die              alle Einwohnerinnen und Einwohner – unabhängig von            das Gesetz gleichwohl der Volksabstimmung unterstellen
                                                                                                                                                                                                                                          Motion
Gewalten aufgeteilt in Legislative (gesetz­gebend), Exekutive       Geschlecht, Nationalität und Alter – Beschwerden, Anre-       (Behördenreferendum).                                                 Anstoss          Anstoss         Postulat
                                                                                                                                                                                                                                                        Volksinitiativ­
                                                                                                                                                                                                                                                                            Petition
                                                                                                                                                                                                                                                         begehren
(gesetzausführend) und Judikative (rechtsprechend).                 gungen oder Bitten in schriftlicher Form an die Behörden                                                                                                             Parl. Init.
                                                                    richten.                                                      Die Gewalten im Aargau
Politische Mitsprache dank direkter Demokratie                                                                                    Die gesetzgebende Behörde (Legislative) im Kanton ist der
In der Schweiz ist es der Bevölkerung möglich, über politische      Mitsprache auf kantonaler Ebene                               Grosse Rat. Die 140 Mitglieder werden für eine Amtsdauer
                                                                                                                                                                                                        Entwurf
Entscheidungen an der Urne mitbestimmen zu können. Das              Das Initiativrecht ermöglicht den Stimmbürgerinnen und        von vier Jahren gewählt. Der Kanton Aargau kennt keine
System der direkten Demokratie garantiert diverse Mitbe­            Stimmbürgern auf kantonaler Ebene, mittels einer Initiative   Amtszeitbeschränkung. Die Wahlen erfolgen im Proporz-
stimmungsrechte. Mündige Schweizerinnen und Schweizer               eine Verfassungs- oder Gesetzesänderung oder ein neues        Wahlverfahren.
                                                                                                                                                                                                                                                                           Anhörung
werden mit achtzehn Jahren stimmberechtigt und gelten               Gesetz zu verlangen. Dafür müssen innerhalb von zwölf
als Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Fortan werden sie             Monaten seit Publikation des Begehrens mindestens 3’000       Die ausführende Gewalt (Exekutive) ist der Regierungsrat.
                                                                                                                                                                                                                      Verabschiedung
mit dem Stimmkuvert aufgefordert, ihre politische Mitsprache        Unterschriften von Stimmberechtigten gesammelt werden.        Er setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen, die ebenfalls                             Botschaft
auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene wahrzuneh-                                                                        für eine Amtsdauer von vier Jahren im Majorzverfahren                                 1. Beratung
men und abzustimmen oder zu wählen. Neben dem Stimm-                Wenn innert neunzig Tagen nach der Publikation im Amtsblatt   gewählt werden. Jedem Regierungsratsmitglied untersteht
recht wird ihnen auch das aktive (man darf wählen) sowie das        3’000 Stimmberechtigte von ihrem Referendumsrecht Ge-         ein Departement. Als zentrale Stabsstelle des Regierungsrats
                                                                                                                                                                                                                               Vorberatung in Kommission
passive (man darf sich wählen lassen) Wahlrecht zugestan-           brauch machen oder Gesetzesvorlagen vom Grossen Rat nicht     dient die Staatskanzlei unter Leitung der Staatsschreiberin.

                                                                                                                                  Die rechtsprechende Gewalt ist die Judikative. Sie setzt                                         1. Beratung im Plenum
                                                                                                                                  sich aus dem Obergericht, welches das oberste kantonale
Gewaltenteilung in der Schweiz                                                                                                    Gericht ist, dem Spezialverwaltungsgericht sowie den                Überarbeitung
                                                                                                                                  Be­zirksgerichten zusammen. Bevor es zu einem gerichtlichen
		                     Legislative                              Exekutive                           Judikative                    Verfahren kommt, helfen die Schlichtungsbehörden, zivilrecht-                       Verabschiedung
                                                                                                                                  liche Streitigkeiten beizulegen, indem sie zwischen den                                Botschaft
                                                                                                                                                                                                                        2. Beratung
                                                                                                                                  Parteien im Rahmen eines Schlichtungsversuchs vermitteln.

                                                 +                                       +                                        Das Gesetzgebungsverfahren
                                                                                                                                  Die Änderung eines bestehenden Gesetzes oder die Lan­
                                                                                                                                                                                                                               Vorberatung in Kommission

                                                                                                                                                                                                                             2. Beratung/Schlussabstimmung
                                                                                                                                  cierung eines neuen Gesetzes kann von der Exekutive oder
                                                                                                                                  Legislative initiiert werden. Zudem ist es möglich, dass der
                                                                                                                                  Anstoss dazu vom Stimmvolk mittels Volksinitiativbegehren,                                         Redaktionslesung
                       Parlament                                Regierung                           Gerichte                      von interessierten Kreisen im Rahmen einer Petition oder
                       Gesetzgebende Gewalt                     Ausführende Gewalt                  Richterliche Gewalt           von der Verwaltung gegeben wird.
                                                                                                                                                                                                            Veröffentlichung
Bund                   National- und Ständerat                  Bundesrat                           Bundesgericht
                                                                                                                                  Der anschliessend ausgearbeitete Entwurf wird von der                   Referendumsvorlage
                       246 Mitglieder                           7 Mitglieder                        38 Mitglieder
                                                                                                                                  zuständigen Kommission des Grossen Rats vorberaten, bevor
                       vom Volk gewählt                         vom Parlament gewählt               vom Parlament gewählt                                                                                                                                  Unterschriften­sammlung
                                                                                                                                  sich das Plenum der Beratung annimmt (1. und 2. Beratung).
Kanton                 Grosser Rat                              Regierungsrat                       Obergericht                   Ein vom Grossen Rat verabschiedetes Gesetz untersteht der                     Ablauf
Aargau                 140 Mitglieder                           5 Mitglieder                        Spezialverwaltungsgericht     Referendumsfrist von 90 Tagen. Verstreicht diese Frist un-               Referendumsfrist
                       vom Volk gewählt                         vom Volk gewählt                    vom Parlament gewählt         genutzt, tritt das Gesetz in Kraft. Bei Ergreifen des Volks- oder
                                                                                                    Bezirksgerichte 		            Behördenreferendums wird das Gesetz dem Stimmvolk zur
Bezirk			                                                                                           vom Volk gewählt              Abstimmung unterbreitet.                                                   Vollzugsbeginn,
                                                                                                    Schlichtungsbehörden                                                                                       Publikation                                    Volksabstimmung
                                                                                                                                                                                                         in Gesetzessammlung
Gemeinde               Einwohnerrat                             Stadtrat                            Konkursamt
städtisch              vom Volk gewählt                         vom Volk gewählt                    Friedensrichter
                                                                                                    vom Volk gewählt

Gemeinde Gemeindeversammlung Gemeinderat
ländlich Stimmberechtigte    vom Volk gewählt

10                                                                                                                                                                                                                                                                            11
Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Das Kantonsparlament wird im Aargau «Grosser Rat» genannt.
     Der Grosse Rat repräsentiert die Aargauer Bevöl­kerung. Er
     sorgt dafür, dass der Aargau im Sinn der Mehrheit geführt wird.
     Jeweils am Dienstag debattieren und beraten 140 engagierte
     Politikerinnen und Politiker unterschiedlichen Alters, aus ver-
     schiedenen Berufsbereichen und Regionen des Kantons über
     aktuelle politische Themen. Neun politische Parteien sind im
     Grossen Rat vertreten. Als dynamische Institution, die alle vier
     Jahre durch die Volkswahlen geprüft und neu zusammengesetzt
     wird, hat der Grosse Rat eine hohe Verantwortung für das
     Zusammenleben im Kanton.

     Der Auftrag des Parlaments als gesetzgebende Behörde hat
     sich im Verlauf der Jahrhunderte nie grundlegend geändert.
     Gewandelt haben sich jedoch die Lebens- und Arbeitswelt
     sowie die Erwartungen. Die Aufgaben des Grossen Rats sind
     dadurch komplexer geworden, die Zusammenarbeit mit dem
     Regierungsrat und der Verwaltung anspruchsvoller, der Arbeits-
     aufwand für die nebenamtlichen Ratsmitglieder grösser.

     Parallel zu den Reformen in der Verwaltung wurden deshalb
     in den vergangenen Jahren Strukturen, Organisation und
     Wahl des Grossen Rats den heutigen Bedürfnissen angepasst.
     Mit geringerer Mitgliederzahl, Fachkommissionssystem, klar
     definierten Aufgabenbereichen und einer effizienten Unter-
     stützung durch den Parlamentsdienst – um nur einige Ände-
     rungen zu nennen – wurden moderne Rahmenbedingungen
     geschaffen.

       Der Grosse Rat im Internet

       www.ag.ch/grossrat
       Sie finden hier:
       Informationen zu den Ratsmitgliedern
       Zusammensetzung der Gremien
       Ratsgeschäfte, Beschlüsse, Protokolle
       Sitzungskalender
       Sitzordnung

       Parlamentsdienst
       parlamentsdienst@ag.ch
       Telefon 062 835 13 60

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Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Der Grosse Rat vertritt das Volk                                    Der Grosse Rat ist die gesetzgebende Behörde (Legislative)       Zahlen und Fakten
                                                          Das Parlament ist das Kernelement jeder Demokratie. Denn            Er bestimmt die Regeln – meist in Form von Gesetzen – die        Die Zusammensetzung des Grossen Rats nach den
                                                          obwohl Demokratie «Volksherrschaft» bedeutet, regiert               für das Zusammenleben im Aargau gelten. Der Regierungsrat        Wahlen 2016 (Legislaturperiode 2017/2020) und 2012
                                                          sich das Volk nicht einfach selber. Dies wäre weder praktisch       ist hingegen jene Behörde, die zusammen mit der Kantons-         (Legislaturperiode 2013/2016).
                                                          umsetzbar noch sinnvoll. Einen Teil seiner Rechte überträgt         verwaltung dafür sorgt, dass diese Regeln umgesetzt werden
                                                          das Volk deshalb ausgewählten Personen, die im Aargau               (Exekutive). Die Gerichte haben auf die Einhaltung der Regeln    Alter
                                                          Grossrätinnen und Grossräte genannt werden. Diese vertre-           zu achten (Judikative).                                                                                   2016                   2012
                                                          ten die Interessen des Volks im Parlament.
                                                                                                                              Die Aufgaben der drei Behörden sind klar zugeteilt, damit jede   Durchschnittsalter                        47,9                  45,6
                                                          Der Grosse Rat übt eine der drei Gewalten aus                       von ihnen unabhängig ist, keine ihre Macht missbrauchen
                                                          Mit dem Begriff «Gewalten» ist die Verantwortung für das            kann und die Rechte und Freiheiten der Aargauerinnen und         Geschlecht
                                                          Zusammenleben und die Umwelt der Menschen gemeint, die              Aargauer geschützt bleiben.
                                                          das Volk zusammen mit der gesetzgebenden, der ausführen-                                                                                                                      2016                   2012
                                                                                                                                                                                                                                          %                      %
                                                          den und der richterlichen Gewalt trägt und teilt. Dadurch wird
                                                          auch die Aargauer Kantonsverfassung verständlich, in der die                                                                         Frauen                                   36,4                   31,4
                                                          Rechte und Pflichten der Aargauerinnen und Aargauer, aber                                                                            Männer                                   63,6                   68,6
Der Grosse Rat                                            auch der drei Gewalten und Behörden festgehalten sind.
                                                          Dort heisst es im ersten Paragrafen: «Die Staatsgewalt geht
                                                          vom Volke aus. Sie wird durch die Stimmberechtigten und die                                                                          Sitzverteilung (Total 140 Sitze, Wähleranteile in %)
Der Grosse Rat ist das Parlament des Kantons Aargau und   Behörden ausgeübt.» Das politische System des Kantons                                                                                                                         2016                   2012
die gesetzgebende Behörde. Seine 140 Mitglieder werden    Aargau ist also durch eine Trennung der Gewalten gekenn-                                                                             SVP                              45 (31,9%)              45 (32,0%)
vom Volk gewählt und vertreten das Volk.                  zeichnet. Das bedeutet, dass die kantonalen Aufgaben auf
                                                          verschiedene Organe verteilt werden, um einer Machtkonzen-                                                                           SP                               27 (18,9%)              22 (15,0%)
                                                          tration entgegenzuwirken. Grundsätzlich wird dabei zwischen                                                                          FDP                              22 (16,0%)              22 (15,4%)
                                                          der Legislative, der Exekutive und der Judikative u
                                                                                                            ­ nterschieden.                                                                    CVP                               17 (12,1%)             19 (13,3%)
                                                                                                                                                                                               Grüne                               10 (7,1%)               10 (7,4%)
                                                                                                                                                                                               GLP                                 7 (5,2%)                8 (5,5%)
                                                                                                                                                                                               EVP                                 6 (4,1%)                6 (3,9%)
                                                                                                                                                                                               BDP                                 4 (2,7%)                6 (4,4%)
                                                                                                                                                                                               EDU                                 2 (1,8%)                2 (1,7%)
                                                                                                                                                                                               Div.                                0 (0,2%)                0 (1,4%)

                                                                                                                                                                                               Sitzverteilung Grosser Rat (Total 140)

                                                                                                                                                                                               2016                                   2012

                                                                                                                                                                                                 SVP             CVP              EVP
                                                                                                                                                                                                 FDP             Grüne            BDP
                                                                                                                                                                                                 SP              GLP              EDU

                                                                                                                                                                                               Weitere statistische Angaben und den Berufsspiegel finden Sie
                                                                                                                                                                                               unter: www.ag.ch/grossrat

 Das Grossratsgebäude in Aarau

14                                                                                                                                                                                                                                                             15
Blickpunkt Aargau - Kanton Aargau
Wahlvoraussetzungen                                                Der doppelte Pukelsheim stellt sicher, dass jede Partei            Inpflichtnahme
                                                                                      Alle vier Jahre wird das Kantonsparlament neu gewählt.             genauso viele Sitze erhält, wie ihr gesamtkantonal aufgrund        Die neuen Mitglieder legen bei der konstituierenden Sitzung
                                                                                      Wahlberechtigt sind Schweizerinnen und Schweizer ab dem            der erzielten Stimmen zustehen. Es gibt keine Restmandate          folgendes Gelöbnis ab:
                                                                                      18. Altersjahr, die im Kanton Aargau wohnen. Wer wählen            mehr, Listenverbindungen entfallen. Jedem Bezirk wird wie
                                                                                      darf, kann sich auch wählen lassen. Allerdings gibt es Ein-        bisher die ihm aufgrund seiner Wohnbevölkerung zustehende          «Ich gelobe als Mitglied des Grossen Rats meine
                                                                                      schränkungen: Im Grossen Rat Einsitz nehmen darf nur, wer          Anzahl Mandate zugeteilt. In einem ersten Schritt werden die       Verantwortung gegenüber Mensch, Gemeinschaft und
                                                                                      die Gewaltenteilung nicht durch seine berufliche Tätigkeit oder    Sitze aufgrund der erzielten Wahlresultate gesamtkantonal auf      Umwelt wahrzunehmen, die Wohlfahrt des Kantons Aargau
                                                                                      durch ein Amt verletzt. Mitglieder des Regierungsrats oder         die Parteien verteilt. In einem zweiten Schritt werden die Sitze   und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu fördern und
                                                                                      der Gerichte, aber auch Angestellte des Kantons können             auf die Bezirke verteilt. Jede Partei soll einerseits so viele     der Verfassung und den Gesetzen gemäss nach bestem
                                                                                      daher nicht gleichzeitig Mitglieder des Grossen Rats sein.         Sitze erhalten, wie ihr gesamtkantonal zugewiesen wurden.          Wissen und Gewissen zu handeln.»
                                                                                                                                                         Andererseits soll gleichzeitig jeder Bezirk so viele Vertrete-
                                                                                      Wahlverfahren                                                      rinnen und Vertreter entsenden, wie ihm zustehen. Diese
                                                                                      Die 140 Sitze im Grossen Rat werden bereits vor den Wahlen         mathematische Aufgabe erledigt ein Computerprogramm.
                                                                                      im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen auf die Wahlkreise            Schliesslich werden die einer Liste zugewiesenen Sitze wie
                                                                                      (Bezirke) verteilt. Die politischen Parteien erstellen für jeden   bisher aufgrund der erzielten Kandidatenstimmen auf die
                                                                                      Wahlkreis eine Liste mit den Namen ihrer Kandidatinnen und         Kandidatinnen und Kandidaten verteilt.
Die Wahl                                                                              Kandidaten. Auf dieser Liste dürfen maximal so viele Namen
                                                                                      aufgeführt sein, wie der Wahlkreis Sitze erhält. Die Stimmbe-      Seit den Wahlen von 2012 gilt das geänderte Grossratswahl-
                                                                                      rechtigten wählen eine dieser Parteilisten aus. Sie können die     gesetz, wonach für die Zulassung zur Sitzverteilung im
Die Stimmberechtigten wählen den Grossen Rat und können                               Liste unverändert belassen, Namen streichen und diese durch        Grossen Rat ein alternatives Quorum von 5 Prozent der
sich selber in den Grossen Rat wählen lassen.                                         Kandidierende anderer Listen ersetzen (panaschieren), Namen        Parteistimmen in einem Bezirk oder 3 Prozent Wähleranteil
                                                                                      zweimal aufschreiben (kumulieren) oder eine eigene Liste           gesamtkantonal zu erreichen ist. Das bedeutet, dass die
                                                                                      zusammenstellen.                                                   Listengruppen eine dieser beiden Bedingungen erfüllen
                                                                                                                                                         müssen, um bei der Sitzverteilung berücksichtigt zu werden.
                                                                                      Sitzverteilung
                                                                                      Die 140 Mitglieder des Grossen Rats werden im Proporzver-          Das Gegenteil eines Proporz- oder Verhältniswahlsystems ist
                                                                                      fahren gewählt. Das heisst, dass die Sitze proportional zu den     das Majorzsystem. Bei einer Majorz- oder Mehrheitswahl sind
                                                                                      erzielten Stimmen an die Parteien verteilt werden. Welche          diejenigen Kandidatinnen und Kandidaten gewählt, die am
                                                                                      Partei wie viele Sitze erhält und wie die Grossrätinnen und        meisten Stimmen erhalten. Dieses System wird für die Wahl
                                                                                                                                                                                                                              Parlamentssaal an der Südseite des Grossratsgebäudes
                                                                                      Grossräte heissen, entscheidet sich am Wahlsonntag, wenn           der Regierungsrätinnen und Regierungsräte angewendet.
                                                                                      die Wahlbüros der Gemeinden alle Partei- und Kandidatenstim-
                                                                                      men ausgezählt und dem kantonalen Wahlbüro übermittelt
Wahlkreise und Sitze Legislatur 2017–2020                                             haben. Sind die Sitze verteilt, werden sie mit den Personen
                                                                                      besetzt, welche die meisten Kandidatenstimmen erhalten
                                                                                      haben.

                                                                Zurzach
                                                                                      Nach der Änderung der Kantonsverfassung und des Gross-
     Rheinfelden                                                          7           ratswahlgesetzes im Jahre 2009 wählte der Kanton Aargau
                   10                                                                 sein Parlament nach neuer Methode. Die angewandte Berech-
                                    7
                               Laufenburg                                             nungsmethode nennt sich «doppelter Pukelsheim» und zei-
                                                     Brugg
                                                                                      chnet sich durch eine doppelte proportionale Sitzverteilung aus.
                                                        11           Baden

                                                                          30

                                        Aarau
                                                     Lenzburg
                                            16                     Bremgarten           Wahlen und Abstimmungen im Internet
                                                        12                     16
                                                                                        www.ag.ch/wabag
                    Zofingen                     Kulm                                   Das kantonale Wahlbüro veröffentlicht die Informationen
              15                                 9                                      und Resultate zu den Wahlen und Abstimmungen.
                                                                               Muri

                                                                                7
                                                                                        www.ag.ch/gesetzessammlungen
                                                                                        Die rechtlichen Grundlagen zu den Wahlen finden sich im
                                                                                        Unvereinbarkeitsgesetz, im Grossratswahlgesetz und im
                                                                                        Gesetz über die politischen Rechte.

16                                                                                                                                                                                                                                                                                   17
Plenum                                                          jeder Fraktion angehört. Das Büro ist das erweiterte Rats­
                                                                                     Die 140 Grossrätinnen und Grossräte sind für vier Jahre         leitungsorgan. Es ist unter anderem verantwortlich für alles,
                                                                                     gewählt. Der Grosse Rat ist als Plenum erst handlungs- und      was die Kommissionen betrifft, von der Wahl der Kommis­
                                                                                     beschlussfähig, wenn die Wahl der Ratsmitglieder bestätigt      sionsmitglieder bis zur Zuweisung der Ratsgeschäfte.
                                                                                     und die Inpflichtnahme erfolgt ist. Dies geschieht in der       Das Büro tagt in der Regel mindestens ein Mal pro Quartal.
                                                                                     ersten konstituierenden Sitzung zu Beginn der Amtszeit.
                                                                                     An dieser Sitzung werden auch die Mitglieder der Kommis-        Parlamentsdienst
                                                                                     sionen für vier Jahre gewählt.                                  Der Parlamentsdienst unterstützt die Ratsleitung (Präsidium
                                                                                                                                                     und Büro), die Kommissionen und die Ratsmitglieder bei ihrer
                                                                                     Neuer Amtsjahrbeginn                                            Arbeit. Er plant, organisiert und koordiniert die Sitzungen des
                                                                                     In der Vergangenheit dauerte das Amtsjahr von April zu April.   Grossen Rats und der Kommissionen. Er bedient den Rat mit
                                                                                     Zwecks der Angleichung von Amtsjahr und Kalenderjahr            den Unterlagen und erstellt die Protokolle. Unterteilt ist der
                                                                                     wurde das Amtsjahr 2013 von April bis Dezember verkürzt         Parlamentsdienst in die Bereiche Ratssekretariat, Kommissi-
                                                                                     geführt. Seit 2014 beginnt das Amtsjahr am 1. Januar und        onsdienst und Hausdienst. Ratssekretärin Rahel Ommerli leitet
                                                                                     entspricht somit einem Kalenderjahr.                            den Parlamentsdienst. Sie wird unterstützt durch Peter Zingg,
                                                                                                                                                     stellvertretender Ratssekretär und Leiter des Kommissions-
Die Organisation                                                                     Präsidium und Büro
                                                                                     Das höchste politische Amt im Aargau ist gemäss Kantons-
                                                                                                                                                     diensts. Wenn der Grosse Rat tagt, sitzt die Ratssekretärin
                                                                                                                                                     links neben der Grossratspräsidentin oder dem Grossrats­
                                                                                     verfassung jenes der Grossratspräsidentin oder des Gross-       präsidenten und unterstützt die Ratsleitung bei der Behandlung
Der Grosse Rat besteht nicht nur als Plenum. Für die Vorberei-                       ratspräsidenten. Diese oder dieser leitet mit Unterstützung     der traktandierten Geschäfte. Die Kommissionssekretariate
tung der Ratsgeschäfte ist er in verschiedene Organe aufge-                          von zwei Vizepräsidentinnen oder Vizepräsidenten die Rats-      unterstützen die Präsidentinnen oder Präsidenten und Mit­
gliedert. So erfolgt die Ratsleitung durch das Präsidium und                         sitzungen und sorgt für deren reibungslosen Ablauf. Das aus     glieder der Kommissionen bei ihrer Arbeit.
das Büro. In den fachspezifischen Kommissionen sowie in                              drei Mitgliedern bestehende Präsidium wird vom Grossen
den Fraktionen werden die Ratsgeschäfte vor der Plenarsit-                           Rat jeweils auf den Beginn des neuen Amtsjahrs für ein Jahr     Eine wichtige Rolle spielt auch der Hausdienst: Er bereitet
zung vorbereitet. Der Parlamentsdienst ist die Stabsstelle des                       gewählt. In ihrem oder seinem Amtsjahr repräsentiert die        die Räumlichkeiten für Sitzungen und Anlässe vor und betreibt
Grossen Rats. Er unterstützt das Parlament bei seiner Arbeit.                        Präsidentin oder der Präsident den Kanton Aargau bei öffent-    das Ratskaffee im Keller des Grossratsgebäudes. Das Per­­-
                                                                                     lichen Anlässen. Zu den weiteren Aufgaben gehört die Leitung    sonal des Parlamentsdiensts wird vom Büro des Grossen
                                                                                     des Büros, dem auch je eine Vertreterin oder ein Vertreter      Rats gewählt.

                                                                                                                                                       Die wichtigsten Tätigkeiten des Parlamentsdiensts:

                                                                                                                                                       • Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Grossratssitzungen,
                                                                                                                                                         der Sitzungen des Ratspräsidiums, des Büros, der Präsidentenkonferenz,
                                                                                                                                                         der grossrätlichen Kommissionen und Arbeitsgruppen
                                                                                                                                                       • Protokollführung in allen grossrätlichen Gremien und Veröffentlichung der Beschluss-,
                                                                                                                                                         Abstimmungs- und Wortprotokolle im Internet
                                                                                                                                                       • Veröffentlichung und Versand der gefassten Grossratsbeschlüsse
                                                                                                                                                       • Entschädigungswesen
                                                                                                                                                       • Bereitstellung der Unterlagen für den Grossen Rat und die interessierte Öffentlichkeit
                                                                                                                                                       • Aufgaben- und Finanzplanung für den Grossen Rat und den Parlamentsdienst
                                                                                                                                                       • Führung der Geschäftsplanung und -verwaltung des Grossen Rats
                                                                                                                                                       • Überwachung der gesetzlich vorgeschriebenen Behandlungsfristen
                                                                                                                                                       • Bewirtschaftung der Webseiten des Grossen Rats unter www.ag.ch/grossrat
                                                                                                                                                       • Bewirtschaftung des Extranets des Grossen Rats (GRAGnet)
                                                                                                                                                       • Medienarbeit für den Grossen Rat und die übrigen grossrätlichen Gremien
                                                                                                                                                       • Betreuung der akkreditierten Medienvertretungen
                                                                                                                                                       • Organisation der Anlässe und Empfänge des Grossen Rats und der Ratsleitung
                                                                                                                                                       • Bewirtschaftung der Räumlichkeiten im Grossrats­gebäude
  v.l.n.r.: Renata Siegrist-Bachmann, Grossratsvizepräsidentin; Bernhard Scholl, Grossratspräsident;
                                                                                                                                                       • weitere rechtliche, administrative und organisatorische Dienstleistungen
  Edith Saner, Grossratsvizepräsidentin; Rahel Ommerli, Ratssekretärin
                                                                                                                                                       • Führungen im Grossratsgebäude

18                                                                                                                                                                                                                                                19
Fraktionen 2017–2020                                                            FDP                     CVP
                                                                                                                                SVP 47 Mitglieder (45 SVP, 2 EDU)
                                                                                                                                                                                                                                       GLP
                                                                                                                                SP 27 Mitglieder
                                                                                                                                FDP 22 Mitglieder                                                                                 EVP
                                                                                                                                CVP 17 Mitglieder (16 CVP, 1 Parteiloser)
                                                                                                                                                                                                                               BDP
                                                                                                                                Grüne 10 Mitglieder                                                                   EDU
                                                                                                                                EVP-BDP 10 Mitglieder (6 EVP, 4 BDP)

                                                                                                                                                                                            SVP

                                                                                                                                                                                                                                                    SP
                                                                                                                                                                                                                                              Grü
                                                                                                                                GLP 7 Mitglieder

                                                                                                                                                                                                                                               ne
                                                                                                                                  Ständige Kommissionen

                                                                                                                                  Die Geschäfte des Grossen Rats werden von 10 ständigen Kommissionen vorberaten.
                                                                                                                                  Weitere Kommissionen, so genannte «nichtständige» Kommissionen, werden für die Beratung
                                                                                                                                  bestimmter Geschäfte eingesetzt und nach deren Abschluss aufgelöst.

                                                                                                                                  Kommission                                Aufgaben

                                                                                                                                  Aufgabenplanung und Finanzen (KAPF)       behandelt den Aufgaben- und Finanzplan mit Budget
                                                                                                                                                                            sowie den Jahresbericht mit Jahresrechnung.

                                                                                                                                  Bildung, Kultur und Sport (BKS)           behandelt Geschäfte, die u.a. das Schulwesen und
  Eingangsbereich des Grossratsgebäudes                                                                                                                                     Fragen zu Kultur und Sport betreffen.

                                                                                                                                  Gesundheit und Sozialwesen (GSW)          behandelt Geschäfte, die u.a. Institutionen im Gesund-
                                                                                                                                                                            heits- und im Pflegebereich oder die Sozialhilfe betreffen.
Entschädigungen                                                  Eine Fraktion besteht in der Regel aus Grossrätinnen und
Der Grosse Rat ist eine Milizbehörde. Die Grossratsmitglieder    Grossräten, die derselben politischen Partei angehören. Vor      Justiz (JUS)                              behandelt nebst den Geschäften im Justizbereich
üben ihr Mandat also nebenberuflich aus. Ein Ratsmitglied        allem kleinere Parteien nutzen jedoch die Möglichkeit, sich                                                Begnadigungsgesuche sowie Petitionen. Sie bereitet
wird für seine Arbeit mit einer Jahrespauschale von 4’000        einer bestehenden Fraktion anzuschliessen oder zusammen                                                    die Wahl von Richterinnen und Richtern vor.
Franken entschädigt. Für Sitzungen im Plenum oder in der         mit einer anderen Partei eine eigene Fraktion zu bilden. Es
Kommission erhält es zusätzlich 150 Franken pro Sitzung          bedarf mindestens fünf Ratsmitglieder, um sich zu einer          Öffentliche Sicherheit (SIK)              behandelt Geschäfte, die u.a. die Polizei, die Migration
(halber Tag). Die Fraktionen werden für ihre Arbeit gesamthaft   Fraktion zusammenzuschliessen.                                                                             und das Militär betreffen.
mit 250’000 Franken pro Jahr entschädigt.
                                                                 Eine Kommission wird proportional zur Stärke der Fraktionen      Umwelt, Bau, Verkehr, Energie und         behandelt Geschäfte, die u.a. die Siedlungs- und
Parteien 2017–2020                                               zusammengesetzt. Sie ist also sozusagen ein Parlament im         Raumordnung (UBV)                         Verkehrsentwicklung, Umweltschutzanliegen oder
• Schweizerische Volkspartei (SVP)                               Kleinen. Die kantonalen Aufgabenbereiche sind dabei den                                                    Energiefragen betreffen.
• Sozialdemokratische Partei (SP)                                einzelnen Kommissionen zugeordnet, sodass in den Kommis-
• Freisinnig-Demokratische Volkspartei (FDP)                     sionen nur Sachgeschäfte spezifischer Themenfelder behan-        Allgemeine Verwaltung (AVW)               behandelt Geschäfte, die u.a. die Gemeinden, das
• Christlichdemokratische Volkspartei (CVP)                      delt werden. Insgesamt bestehen 10 ständige Fachkommis­                                                    kantonale Personal, die Informatik oder die kantonalen
• Grüne                                                          sionen.                                                                                                    Immobilien betreffen.
• Grünliberale Partei (GLP)
• Evangelische Volkspartei (EVP)                                 Sowohl die Fraktionen als auch die Kommissionen werden           Volkswirtschaft und Abgaben (VWA)         behandelt Geschäfte, die u.a. das Standortmarketing,
                                                                                                                                                                            die Steuern oder die Landwirtschaft betreffen.
• Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP)                          durch eine Präsidentin oder einen Präsidenten repräsentiert.
• Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU)                        Während die Fraktionen ein Sachgeschäft nach der politischen
                                                                                                                                  Geschäftsprüfungskommission (GPK)         prüft im Auftrag des Büros des Grossen Rats
                                                                 Bedeutung für die Partei beurteilen, versuchen die Kommis-
                                                                                                                                                                            die Verwaltungstätigkeit in einzelnen Bereichen.
Fraktionen und Kommissionen                                      sionen eine gemeinsame Meinung zu den Sachgeschäften zu
An den Sitzungen der Kommissionen und Fraktionen werden          entwickeln. Der Beschluss der vorberatenden grossrätlichen       Einbürgerungskommission (EBK)             behandelt Einbürgerungsgesuche und entscheidet dabei
die Ratsgeschäfte vorbereitet, bevor sie im Plenum behandelt     Kommission wird dem Grossen Rat vorgelegt und dient als                                                    abschliessend, sofern der Grosse Rat den Entscheid
werden.                                                          Verhandlungsgrundlage für Plenumsdiskussionen.                                                             im Einzelfall nicht an sich zieht.

20                                                                                                                                                                                                                                                   21
Sitzungen                                                        Reihenfolge der Rednerinnen und Redner bei Sachgeschäften:          Ein Geschäft umfasst verschiedene schriftliche Unterlagen.
                                                                  Am Dienstag – Schulferien und Feiertage ausgenommen –            • Zuerst spricht die Präsidentin oder der Präsident jener           Jedes Sachgeschäft umfasst eine erläuternde Botschaft und
                                                                  kommt das Plenum im Grossratssaal in Aarau zusammen.               Kommission, die für das Geschäft zuständig ist.                   die materiellen Anträge des Regierungsrats. Hat die zustän-
                                                                  Damit der Grosse Rat beschlussfähig ist, müssen mindestens       • Anschliessend äussern sich die Sprecherinnen und Sprecher         dige Kommission Änderungen beschlossen, werden diese
                                                                  71 Mitglieder anwesend sein. Wer wo im Saal sitzt, ist             der Fraktionen.                                                   dem Rat ebenfalls zugestellt.
                                                                  vorgegeben (siehe Sitzplan).                                     • Danach können die einzelnen Ratsmitglieder ihre Voten
                                                                                                                                     abgeben und so ihre Meinung äussern oder Änderungen               Vorstösse werden vom Regierungsrat in der Regel schriftlich
                                                                  Die Sitzungen beginnen in der Regel um 10 Uhr und dauern           beantragen.                                                       beantwortet.
                                                                  bis 17 Uhr. Die Fraktionen treffen sich schon vorher, um         • Zuletzt nimmt das zuständige Mitglied des Regierungsrats
                                                                  die im Grossen Rat traktandierten Geschäfte zu beraten. Von        Stellung.                                                         Beratung eines Gesetzes
                                                                  den Ratssitzungen werden Protokolle erstellt, in denen die                                                                           Jeder Entwurf für ein neues Gesetz oder eine Gesetzesände-
                                                                  Be­­schlüsse des Plenums und die Aussagen der einzelnen          Eintretensdebatte                                                   rung wird zwei Mal beraten. Ein Gesetz gilt als unbestritten
                                                                  Grossratsmitglieder wörtlich festgehalten sind. Die Beschluss-   Grundsätzlich hat der Grosse Rat drei Möglichkeiten, wie er         und tritt nach Ablauf der unbenutzten Referendumsfrist
                                                                  und Wortprotokolle sind öffentlich.                              mit einem Geschäft verfahren kann.                                  (90 Tage) in Kraft, wenn es in der Schlussabstimmung die
                                                                                                                                   • Eintreten: Er tritt darauf ein, d.h. die Vorlage wird im Detail   Zustimmung von mindestens 71 Ratsmitgliedern erreicht hat.
                                                                  Traktandenliste                                                    diskutiert.                                                       Wird diese Stimmenzahl verfehlt, untersteht das Gesetz
Die Sitzungen                                                     Grossratssitzungen sind klar organisiert. Die Traktandenliste
                                                                  wird den Grossratsmitgliedern spätestens vier Tage vorher
                                                                                                                                   • Nichteintreten: Er hält es für unnötig oder unwichtig. Dann
                                                                                                                                     wird das Geschäft nicht weiter verfolgt und ist erledigt.
                                                                                                                                                                                                       automatisch der Volksabstimmung.

                                                                  zugestellt. Beraten werden nur Geschäfte, die von den Frak-      • Rückweisung: Er weist das Geschäft zurück, wenn er die            Über Änderungen der Kantonsverfassung muss immer das
Der Grosse Rat trifft sich in der Regel rund 20 Mal pro Jahr zu   tionen und Kommissionen bereits behandelt worden sind.             Vorlage als ungenügend erachtet. In diesem Fall hat der           Volk entscheiden. Über untergeordnete Bestimmungen wie
einer Ganztagssitzung in der Kantonshauptstadt. Die Grossrats­    Einladung und Traktandenliste werden auf der Website des           Regierungsrat einen neuen Vorschlag auszuarbeiten, den er         ein Dekret entscheidet der Grosse Rat abschliessend.
sitzungen finden in der Regel am Dienstag statt und sind          Grossen Rats (www.ag.ch/grossrat) veröffentlicht.                  dem Grossen Rat zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen
öffentlich. Auf der Zuschauertribüne können Interessierte die                                                                        muss.                                                             Referenden
Verhandlungen mitverfolgen. Gruppen und Schulklassen              Debatten                                                                                                                             Das Referendum ist ein Instrument der direkten Demokratie.
können sich den Ratsbetrieb an einer Führung durch das            Der Ablauf einer Debatte ist in der Geschäftsordnung festge-     Liegt ein umfassendes Geschäft vor, etwa ein Gesetzesent-           Es ermöglicht den Stimmberechtigten, über einen Entscheid
Ratsgebäude erklären lassen. (Anmeldeformular: www.ag.ch/         legt. Es ist geregelt, wann, wie oft und wie lange sich ein      wurf, dauert die Debatte oft einige Stunden oder kann sogar         des Parlaments abzustimmen.
grossrat)                                                         Ratsmitglied zu einem Geschäft äussern darf. Beispielsweise      mehrere Sitzungen beanspruchen. Zuerst entscheidet das
                                                                  erhält ein Ratsmitglied das Wort zum gleichen Thema nur zwei     Parlament in der Eintretensdebatte, ob es auf das Geschäft im       Behördenreferendum: Ein Viertel der Ratsmitglieder (35)
                                                                  Mal und die Redezeit ist in gleicher Sache auf insgesamt         Detail überhaupt eingehen will. In der Detailberatung wird          verlangt eine Volksabstimmung. Dies geschieht unmittelbar
                                                                  fünfzehn Minuten beschränkt.                                     über die einzelnen Punkte diskutiert und abgestimmt.                nach der Beratung des Geschäfts im Grossen Rat.

                                                                                                                                   Wenn alle Seiten angehört worden sind, wird über die Vorlage        Volksreferendum: 3’000 Stimmberechtigte verlangen eine
                                                                                                                                   abgestimmt. Die Namenslisten zu den einzelnen Abstimmun-            Volksabstimmung.
                                                                                                                                   gen werden im Internet veröffentlicht. Bei Stimmengleichheit
                                                                                                                                   verfügt der Ratspräsident über den Stichentscheid.                  Wird ein Referendum ergriffen, haben die Stimmberechtigten
                                                                                                                                                                                                       über Annahme oder Ablehnung zu entscheiden.
                                                                                                                                   Ausstandspflicht
                                                                                                                                   Steht das Geschäft in Konflikt mit einem Amt des Rats­
                                                                                                                                   mitglieds, betrifft es seine Familie oder sind damit persön­liche
                                                                                                                                   Interessen verbunden, muss das betreffende Ratsmitglied
                                                                                                                                   in den Ausstand treten – es darf nicht abstimmen.

                                                                                                                                   Ratsgeschäfte
                                                                                                                                   Die Geschäfte auf der Traktandenliste ergeben sich aus den
                                                                                                                                   Aufgaben des Grossen Rats. Es handelt sich dabei beispiels-
                                                                                                                                   weise um                                                              Medienberichterstattung aus dem Grossen Rat
                                                                                                                                   • die Wahl eines Mitglieds in eine Behörde (z.B. Richterin            An den Grossratssitzungen nehmen auch Medienschaffen-
                                                                                                                                     oder Richter)                                                       de teil. Sie verfolgen das Geschehen von den beiden Me-
                                                                                                                                   • Gesetzesentwürfe                                                    dientribünen aus, die sich direkt im Grossratssaal befin-
                                                                                                                                   • Vorlagen des Regierungsrats (z.B. Kreditanträge, Budget)            den. Mit ihrer Berichterstattung in den Zeitungen, den
                                                                                                                                   • Jahresberichte (z.B. der Verwaltung oder von Staatsbetrieben)       Radios und im Fernsehen ermöglichen die Medienschaf-
                                                                                                                                   • Vorstösse aus dem Grossen Rat (Motion, Postulat,                    fenden der Bevölkerung, sich über die Debatten und Be-
                                                                                                                                     Interpellation).                                                    schlüsse des Grossen Rats zu informieren. Die Medien-
                                                                                                                                                                                                         schaffenden leisten damit einen wertvollen Beitrag zur
                                                                                                                                                                                                         politischen Meinungsbildung.

22                                                                                                                                                                                                                                                          23
Handlungsbereiche                                              Oberaufsicht                                                      Anstoss zu einem neuen Gesetz
                                                                Der Grosse Rat hat verschiedenste Aufgaben: Er wählt die       Der Grosse Rat übt die oberste Aufsicht über alle Ämter und       Nicht immer kommt der Anstoss zu einem neuen Gesetz
                                                                Mitglieder des Obergerichts und anderer wichtiger Ämter und    Stellen aus, die kantonale Aufgaben wahrnehmen. Regierungs­-      oder einer Gesetzesänderung aus dem Grossen Rat. Auch
                                                                Stellen. Er prüft und bewilligt grössere neue und wiederkeh-   rat, Verwaltung und Gerichte müssen dem Grossen Rat Aus­-         der Regierungsrat kann einen Antrag stellen – etwa, wenn
                                                                rende Ausgaben. Er vergibt das Kantonsbürgerrecht an           kunft geben über ihre Tätigkeit, die Planung und Ziele, über      Gesetze an Bestimmungen des Bundes angepasst werden
                                                                Ausländerinnen und Ausländer. Vor allem aber ist er für die    die geplanten und getätigten Ausgaben sowie die Einnahmen.        müssen. Mittels einer Volksinitiative, die von mindestens
                                                                Gesetzgebung und die Oberaufsicht zuständig. Dafür stehen      Diese Vorlagen und Berichte werden von der Kommission für         3’000 Stimmberechtigten unterzeichnet ist, kann auch das
                                                                den Fraktionen, Kommissionen und Einzelmitgliedern ver-        Aufgabenplanung und Finanzen sowie von den Fachkommis­            Volk verlangen, dass ein neues Gesetz ausgearbeitet, ein
                                                                schiedene Instrumente zur Verfügung.                           sionen genau kontrolliert und anschliessend dem Plenum zur        Gesetz oder gar die Kantonsverfassung geändert werden.
                                                                                                                               Beschlussfassung vorgelegt.
                                                                Gesetzgebung
                                                                Alles, was für das Zusammenleben im Aargau wichtig ist,
                                                                muss für die Allgemeinheit verbindlich geregelt werden.
                                                                Das wichtigste Regelwerk ist die Kantonsverfassung. Diese
                                                                dient als Basis für alle anderen Bestimmungen, wie die
                                                                Gesetze und Dekrete. Die Macht und auch die Hauptaufgabe
Die Aufgaben                                                    des Grossen Rats bestehen darin, bei Bedarf in die Gesetzge-
                                                                bung einzugreifen, die Verfassung zu ändern, bestehende
                                                                Gesetze und Dekrete zu ändern, zu ergänzen oder aufzuhe-
Zu den wichtigsten Aufgaben des Grossen Rats gehören die        ben, sowie neue Gesetze und Dekrete zu erlassen.
Gesetzgebung und die oberste Aufsicht über die Behörden.
Wofür er im Detail zuständig ist, steht in der Verfassung des
Kantons Aargau.

  Instrumente des Grossen Rats
                                                                                                                                 Das Jugend­parlament Aargau
  Motion
  Mit einer Motion wird der Regierungsrat verpflichtet, dem                                                                      Das Jugendparlament Aargau ist ein seit dem Jahr 2000 be-       Die Arbeitsgruppen
  Grossen Rat eine Verfassungs-, Gesetzes- oder Dekrets-                                                                         stehender Verein, der allen Jugendlichen zwischen 14 und 26     Alle Mitglieder des Jugendparlaments Aargau haben die
  vorlage zu unterbreiten, den Entwurf für einen Beschluss                                                                       Jahren offen steht. Nach der Ausarbeitung eines Neukon-         Möglichkeit in Arbeitsgruppen mitzuwirken. Die Gruppen
  vorzulegen oder eine Massnahme zu treffen. Die Motion                                                                          zepts wurde 2014 ein neuer Vorstand aus Vertreterinnen und      ­erarbeiten zu vereinbarten Themen Lösungen, welche die
  hat einen verpflichtenden Charakter und muss daher mög-                                                                        Vertretern der Jungparteien gewählt. Das Ziel des neutralen,     Anliegen und Bedürfnisse ihrer Generation berücksichtigen.
  lichst konkret formuliert sein. Sie darf auch den Kompe-                                                                       unabhängigen Vereins ist es Jugendlichen und jungen Er-
  tenzbereich des Regierungsrats betreffen.                                                                                      wachsenen die Politik näher zu bringen, das gesellschaftliche   Der Beirat
                                                                                                                                 Engagement der Jugend zu fördern und die Einflussnahme          Grossrätinnen und Grossräte verschiedener Parteien unter-
  Parlamentarische Initiative                                                                                                    in aktuelle politische Themen zu erhöhen. Zum jährlichen Pro-   stützen das Jugendparlament Aargau bei aktuellen politi-
  Eine Kommission des Grossen Rats wird beauftragt, einen                                                                        gramm des Jugendparlaments Aargau gehören eine Jugend-          schen Belangen (politische Vorstösse) und können für wei-
  Entwurf für eine Änderung der Verfassung, für eine Geset­                                                                      session und diverse Aktivitäten, welche Einblicke ins poli-     tere Fragen konsultiert werden. Der Kontakt zu aktiven
  zes- oder Dekretsänderung oder gar einen neuen Erlass                                                                          tische Geschehen verschaffen.                                   Kantonsparlamentariern wird vor allem auch für Veranstal-
  auszuarbeiten. Die Initiative muss von mindestens sechzig                                                                                                                                      tungen des Aargauer Jugendparlaments nachgefragt.
  Ratsmitgliedern vorläufig unterstützt werden, damit sie                                                                        Die Generalversammlung
  weiter verfolgt wird.                                                                                                          Das oberste Organ des Aargauer Jugendparlaments ist die         Neben der Wissensvermittlung in der Schule schafft das
                                                                                                                                 Generalversammlung aller Mitglieder. Sie wird jährlich durch    Jugendparlament aktive Partizipationsmöglichkeiten und
                                                                                                                                                                                                 ­
  Postulat                                                                                                                       den Vorstand einberufen. Zu ihren Aufgaben gehören u.a.         weckt das Interesse für ein politisches Engagement junger
  Der Regierungsrat wird beauftragt, ein Anliegen zu prüfen                                                                      Wahlen, die Bearbeitung und Verabschiedung von Projekten        Menschen.
  und geeignete Massnahmen zu ergreifen.                                                                                         und die Genehmigung von Budget, Rechnung und Rechen-
                                                                                                                                 schaftsbericht.                                                 Der Kanton Aargau kann Aktivitäten des Aargauer Jugend-
  Interpellation                                                                                                                                                                                 parlaments über den Swisslos-Fonds unterstützen. Die Ab-
  Vom Regierungsrat wird eine Auskunft zu einem bestimm-                                                                         Der Vorstand                                                    teilung Volksschule des BKS ist Anlaufstelle und vermittelt
  ten Thema verlangt.                                                                                                            Der Vorstand setzt sich aus der Präsidentin / dem Präsidenten   Kontakte zur kantonalen Verwaltung.
                                                                                                                                 und mindestens drei weiteren Vorstandsmitgliedern zusam-
  Antrag auf Direktbeschluss                                                                                                     men. Jede Aargauer Jungpartei hat Anrecht auf eine Vertre-
  Der Grosse Rat fasst im Bereich seiner ausschliesslichen                                                                       tung im Vorstand. An der Generalversammlung wird der Vor-       www.jugendparlament-aargau.ch
  Zuständigkeit einen Beschluss.                                                                                                 stand für ein Jahr gewählt.                                     www.facebook.com/jugendparlament.aargau

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