16 Der Tag 2 - Momentum Kongress
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16 MACHT 2 Der Tag Macht nicht als absolutes Ziel Barbara Blaha eröffnet Momen- tum16 und verweist auf das am- bivalente Verhältnis der Linken Inhalt zu Macht. HALLSTATT ALS VDB-HOCHBURG. Die HallstätterInnen wählten beim letzten Durchgang der Bundespräsidentenwahl mehr- heitlich links. Warum ist das so? ... mehr auf Seite 3 Mit Macht werde gemeinhin Vor diesem Hintergrund müsse etwas Negatives assoziiert, man sich aber vor allem zwei- konstatiert Kongressleiterin er Dinge klar sein, so Blaha: Blaha. Macht werde als Mög- über sein Ziel und über die lichkeit verstanden, anderen vorhandenen Ressourcen. Eine HETZE ALS NO-GO. Die Gebrüder Moped treten am den eigenen Willen zu dik- Ressource der Linken sei zum Freitag mit ihrem Programm tieren. Ambivalenter ist der einen das Größenverhältnis: Es „Tellerrandtango“ auf. derMo- Begriff „Power“, der auf eine gibt eine natürliche Mehrheit ment hat sich vorab mit ihnen doppelte Bedeutung verweist: für das Ziel einer gerechten unterhalten. Macht und Kraft. Gesellschaft – weil die Mehr- ... mehr auf Seite 4 & 5 heit davon profitieren würde. Wie sieht es mit denjenigen Zum anderen müsse sich diese aus, die die durchaus realen Mehrheit aber auf gemeinsame Machtverhältnisse falsch ana- Grundlagen verständigen und lysieren und zu dem Schluss sich nicht auseinanderdividie- DAS VERSAGEN DER kommen, die eigene, gefühlte ren lassen. Der nächste Schritt: MEDIEN. Ohnmacht liegt einer großen „Wir müssen uns überlegen, Alexander Fanta und Lea Six be- Weltverschwörung zu Grunde? wie Macht zu Power werden schäftigen sich in ihren Beiträgen Entgegen der medialen Be- und wie diese Power to the mit den Versäumnissen der hiesi- richterstattung, die so tue, als people kommen kann.“ gen Medienlandschaft. seien es nur die Ränder der Ge- ... mehr auf Seite 6 & 7 sellschaft, die sich benachteiligt Dazu ergänzt Blaha aber noch fühlen, gäbe es tatsächlich eine etwas, das oft und gerne ver- Schieflage in der Gesellschaft, gessen wird: Es gehe schließlich stellt Blaha klar. Und die Wut nicht nur um Ermächtigung, eben darüber suche nach einem sondern auch Entmächtigung. Ventil. Die rechten Demagogen Denn – das habe man his- seien bloß die einzigen, die die- torisch beobachten können sen Zweifel aufgreifen – um ihn – Macht macht wahnsinnig. gezielt fehlzuleiten. Bleibt also Deshalb sei auch geboten, der nur, diese Realitäten ernst zu Macht engstmögliche Grenzen nehmen und eine Gegenmacht zu ziehen. aufzubauen. (VG) IMPRESSUM: Momentum - Verein für kritische Wissenschaft und Politik Redaktion: Vanessa Gaigg (VG), Bettina Mühleder (BM), Philipp Stadler (PS), Max Schwarzenbacher (MS); Rätsel: Anna Ellmer | Layout: Susanne Aichinger | Fotos: Clemens Sauerwein. Ansonsten wie angegeben
16 MACHT Der Hallstätter See scheint grün Bei den Bundespräsidentschaftswahlen haben die HallstätterInnen mehrheitlich Alexander Van der Bellen gewählt. Was sind die Gründe dafür? Eine kurze Analyse. In Hallstatt sind die Grünen im Ein weiterer möglicher Grund: Gemeinderat nicht vertreten, Der wirtschaftliche Fokus Hall- bei der oberösterreichischen statts liegt auf dem Tourismus Landtagswahl 2015 hatten sie - 800.000 TagestouristInnen einen Stimmenanteil von 14,3 besuchen Hallstatt im Jahr. Prozent. Trotzdem wählten bei Und das bei einer 794-köpfigen der Stichwahl der Bundespräsi- Bevölkerung. Für eine FPÖ- dentschaftswahl 70,84 Prozent Wählerin aus dem Ort war der HallstätterInnen Alexander das zugunsten Van der Bellens Van der Bellen. Das ist somit wahlentscheidend. Er sei „der das beste Wahlergebnis für Van neutralere Kandidat, die siche- der Bellen im gesamten Bezirk rere Wahl.“ Gmunden. Wie erklären sich die HallstätterInnen dieses Eine ganz andere Idee, warum Ergebnis und was waren die das Wahlergebnis so stark zu- Gründe für das Abstimmungs- gunsten Van der Bellens ausfiel, verhalten? derMoment hat sich hatte eine weitere Hallstätterin: im Ort umgehört. Bei einer Bachüberschwem- mung vor einigen Jahren im Salzbergbau und Tourismus Ort wären nämlich aus ganz können. Für die HällstäterIn- Im Bezirk Gmunden wurde auch Österreich Grüne gekommen, nen scheint sich jedoch soweit insgesamt zugunsten Van der Hallstatt gilt als rote Hoch- um bei den Aufbauarbeiten zu nichts geändert zu haben. Alle Bellens gewählt: 53,9 Prozent der burg im schwarz-blau re- helfen. Für viele war das mögli- InterviewpartnerInnen werden Stimmen entfielen auf ihn. gierten Oberösterreich, die cherweise ein Grund, ihr Kreuz ihre Wahlentscheidung auch SPÖ stellt sieben von 13 beim ehemaligen Grünen-Chef beim nächsten Durchgang bei- Mitgliedern im Gemeinde- zu machen. behalten. rat. Der geschichtsträchtige Ort war lange geprägt vom Aussicht: Der dritte Wahl- Hallstätter Mentalität Salzbergbau und die Selbst- durchgang organisation der ArbeiterIn- Die Erklärung dafür bietet die nen hat wie in großen Teilen Nun ziehen sich die Bundes- Hallstätterin Gastronomin des Salzkammergutes lange präsidentschaftswahlen doch Schenner: Sie hat im ersten Tradition. Für viele Hallstät- schon einige Zeit, viel wird Wahlgang Andreas Khol ge- terInnen spielt das aber keine darüber spekuliert, ob sich das wählt und fasst die Mentalität Rolle. Stattdessen waren vor Wahlverhalten größerer Be- der HallstätterInnen folgen- allem Van der Bellens persönli- völkerungsgruppen geändert dermaßen zusammen: „Bei ei- ches Auftreten und seine Ideen hat, ob Norbert Hofer oder nem sind wir dann eh alle auf wichtig: Eine Passantin meinte, Alexander Van der Bellen von einer Linie: Dass wir halt diesen sie traue ihm zu, das Land zu nationalen und internationa- Rechtsradikalen nicht in der verändern. len Geschehnissen profitieren Hofburg haben wollen.“ (MS) SEITE 3
16 MACHT 2 Der Tag „Nach unten zu treten ist keine Satire, sondern Hetze“ Sie zählen zu Österreichs erfolgreichsten Social- Media-Satirikern: die Gebrüder Moped. derMoment hat Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics zum Gespräch getroffen. Mitdenken einlädt. Seht ihr euch als politische Aktivisten? Stanzl: Ich würde mich nicht als politischen Aktivist sehen. Ich bin lieber in Auflistungen von SatirikerInnen. Wir ma- chen Satire und wir beschäfti- gen uns viel mit Politik, natür- lich gibt es auch Schnittfelder. Strecha-Derkics: Ich habe das Glück, mich beruflich in einem Feld zu bewegen, das unmittel- bar mit dem politischem Leben Foto: Lisa-Maria Trauer zu tun hat. Diese Verquickung derMoment: Schwerpunkt des Strecha-Derkics: Wir sind ist für uns beide genau die rich- Die Gebrüder Moped haben Momentum-Kongresses ist das viel gemeinsam in der Mensa tige Position. im letzten Jahr ihr erstes Buch Zusammenwirken von Wissen- gesessen. Aber für mich per- veröffentlicht. „Was macht der schaft und Politik. Was ist eure sönlich ist es ein bisschen der Stanzl: Wir beschäftigen uns Kanzler eigentlich beruflich?“ Verbindung zu Wissenschaft? Minderwertigkeitskomplex. mehr mit politischer Sprache. versammelt ihre besten und lus- Ich habe größte Achtung vor Wir spiegeln ein Wahlplakat tigsten Werbe- und Wahlplaka- Stanzl: Wir sind ganz klas- WissenschafterInnen. Das sind und drehen es ein bisschen te, Ortsschilder und illustratives sische 90er-Jahre Studie- die Menschen, die unsere Welt um. Es ist für uns eine privile- Gaudium jeder Art. nabbrecher. Eine berühmte vorantreiben müssen. gierte Position, dass wir nur ein Abbruchskombination damals Häppchen hinschmeißen und war Publizistik und Politikwis- Stanzl: Aber eine tragende schauen was passiert. senschaften. Rolle hat es in unserem Leben nie gespielt. Das Studieren ver- Was war euer erfolgreichstes Strecha-Derkics: Das war körperte die Lust nach Uni. Es Sujet oder der erfolgreichste auch mein erfolgreichster Ab- war eine schöne Zeit, aber wir Spruch? bruch. haben erfolgreich abgebrochen. Stanzl: Lange war es dieser: Ihr habt also gemeinsam Als Gebrüder Moped steht ihr „Unter den kriminellen Aus- studiert? für politische Satire, die zum ländern haben wir einen Aus- SEITE 4
16 MACHT länderanteil von 100 Prozent Habt ihr gewisse Grenzen oder Stanzl: Gestern haben wir ge- Gemeinsam mit Gerald Fleisch- und eine Kriminalitätsrate No-Gos? postet: „Wenn es jetzt rechten hacker, Verena Scheitz, Guido von 100 Prozent. Das macht Terror gibt, gibt es dann auch Tartarotti und Leo Lukas gehen insgesamt 200 Prozent. Das Strecha-Derkics: Ja. Nach un- Diskussionen über die Klei- die Gebrüder Moped mit neuem sind doppelt so viele, als es ten zu treten ist keine Satire, dung von Klosterfrauen?“ Es Programm auf Tournee. Der ka- überhaupt Einheimische gibt.“ sondern Hetze. Damit ist unser geht dabei nicht um Kloster- barettistische Jahresrückblick ist Aktuell sind unsere AfD- und Werkzeugkofferl fertig. frauen, sondern um die Burka- im Dezember 2016 in Wien und FPÖ-Generatoren sehr beliebt. Diskussion. Niederösterreich zu sehen. Stanzl: Für uns kommt es nicht Wie kommt ihr auf neue Ideen? in Frage, Leute auf der Straße Strecha-Derkics: Es geht um Reicht ein Blick in die aktuellen zu interviewen und zu hoffen, diesen absurden Bezug zwi- Ausgaben der Boulevardblätter dass sie blöde Sachen sagen. schen Wahnsinnigen und Reli- oder steckt dahinter lange Re- Es müssen Mächtige sein. Aber gion. cherche? wir sind mit dieser Grenze fast nie konfrontiert - unse- Stanzl: Diese skurrilen Zu- Strecha-Derkics: Wir ha- re Mächtigen bieten sehr viel sammenhänge, die von Medien ben eine tägliche Recherche-, Schwachsinn. und Politikern gezogen werden, Schreib- und Denkroutine, da werden intensiver: von Terror wir auch für andere schreiben. Ihr seid also Robin Hood-Sati- zu Burka. riker. Stanzl: Wir haben keine Re- Ihr tretet mit eurem Programm daktionssitzungen und spre- Strecha-Derkics: Das ist süß. „Tellerrandtango“ heute auf chen uns nicht ab. Wenn etwas Wir setzen unseren Schwer- dem Momentum-Kongress im Netz funktionieren soll, punkt mehr auf die Funktion auf. Was erwartet die Teilneh- muss man schnell sein. Wir als auf die Person. Mich inter- merinnen und Teilnehmer? bereiten uns nur an Wahltagen essieren nicht die großen Oh- vor, das geben wir ehrlich zu. ren vom Kurz (Sebastian, ÖVP, Stanzl: Wir beschäftigen uns Anm. d. Red.). Das ist wirklich damit, nicht über den eigenen Strecha-Derkics: Es postet oft ein Tabu von uns. Aber wir ma- Tellerrand zu schauen - etwas nur einer. Franz teilt 99 Prozent chen uns lustig über Personen, sehr Österreichisches. meiner Ansichten und umge- wenn diese mit denselben Mit- kehrt. Dementsprechend gibt teln arbeiten. Wenn die FPÖ Strecha-Derkics: Es geht ins- es die Frage an den anderen nur fordert, dass die Menschen gesamt um die Verfasstheit des an sich selbst. Deutsch können sollen, dann Landes und seine politische dürfen wir uns über Schreib- und mediale Kultur. Stanzl: Gerade einmal Bilder fehler lustig machen. segnen wir gegenseitig ab, aber Stanzl: Die mediale Schrul- vorrangig wegen Tippfehlern. Habt ihr schon mal Probleme ligkeit, die engen Parteiwett- Aber das Gute als Satiriker ist: bekommen? kampfspielchen und dieser Man muss im Endeffekt nichts ständige Schwanzvergleich von richtig machen. Ganz selten Stanzl: Nein. Wir werden männlichen Politikern in Ös- gibt es ein Veto. ganz wenig geschimpft von terreich. Um das geht’s. der breiten Masse. Wir sind Strecha-Derkics: Aber wir stolz darauf, weil wir es als Strecha-Derkics: Und dazu nutzen uns schon im Sinne der Qualitätskriterium sehen. Wir gibt’s schöne Bilder und schöne Qualitätssteigerung. Wir wer- drehen die Sprache der rech- Lieder. fen uns oft unfertige Sachen ten Populisten um und zeigen, (BM) hin, im Wissen um die Stärken wie dämlich sie ist. des anderen. Strecha-Derkics: Aber wir sa- Stanzl: Das Gute als Duo: Man gen nicht plump: Ihr seid däm- muss nichts fertig denken. lich. SEITE 5
16 MACHT 2 Der Tag „Lügenpresse, halt die Fresse!“ Medien sollen in einer immer komplexer werdenden Welt Orientierung und Aufklärung bieten. Warum die Medien derzeit versagen, wird im Track „Politi- sche Machtarchitekturen“ diskutiert. Die Sektion 8 stellte 2016 beim Traditionielle Medien be- ner linksliberalen Verschwö- schöne Wertsteigerungen Landesparteitag der SPÖ-Wien finden sich in der Beliebt- rung zu sein – sei natürlich freuen.“ einen Antrag auf Stopp der In- heitsskala der Bevölkerung absurd. Trotzdem kann er seratförderungen für Medien, kontinuierlich im Sinkflug, ein Stück Wahrheit aus dem Was Fanta außerdem für ge- die sich nicht an den Ehrenkodex JournalistInnen sind hierzu- Vorwurf herausfiltern, und fährlich hält: Die hohe Ab- des österreichischen Presserats lande nicht viel angesehener zwar: Die traditionellen Me- hängigkeit der Medien von halten. Weitere Forderungen: Ab als PolitikerInnen. Die Kluft, dien würden in so mancher der Lukrierung gewinnbrin- dem Jahr 2016 sollen in denjeni- die der/die Durchschnittsbür- Hinsicht an ihrer Aufgabe gender Inserate. Stichwort: gen Printmedien keine Inserate gerIn zwischen seiner eigenen scheitern, gesellschaftliche Die Hand, die füttert, wird geschaltet werden dürfen, bei Lebensrealität und der me- und wirtschaftliche Entwick- nicht gebissen. „200 Millio- denen sowohl im vergangenen dialen Berichterstattung der lungen abzubilden und über nen Euro geben der Staat und als auch im vorletzten Jahr mehr sogenannten Qualitätsme- Lösungen zu berichten. „Und staatsnahe Unternehmen im als drei Verstöße gegen den Eh- dien verspürt, findet großen dieses Scheitern schafft Unzu- Jahr für Inseratenwerbung in renkodex durch den Presserat Widerhall in der rechten und friedenheit“, folgert Fanta. österreichischen Printmedien festgestellt wurden. Die Umset- rechtsextremen Bewegung aus“, schreibt Fanta. Die Ge- zung soll auf Landes- und Bun- der letzten Jahre: Der von Lebensrealität thematisieren wichtung sei ein zusätzliches desebene erfolgen. Der Antrag PEGIDA reaktivierte Kalauer Problem: Das meiste davon wurde einer Arbeitsgruppe zu- „Lügenpresse, halt die Fresse“ Was wären diese Themen, geht an Boulevardmedien wie gewiesen. ist zum Motto vieler rech- über die es zu berichten gäl- die „Kronen Zeitung“, „Heute“ ter und fremdenfeindlicher te? Ginge es nach dem Autor, und „Österreich“. Die Zeitung Gruppen geworden. Aber sollten Felder wie Arbeitskon- „Österreich“ allein erhielt im auch darüber hinaus findet flikte, soziale Probleme oder Vorjahr eine Million Euro im das Motto mittlerweile An- steigende Lebenserhaltungs- Monat an öffentlichen Inse- klang: So richtig Vertrauen in kosten eine viel größere Rolle raten und Medienkooperati- die hiesige Berichterstattung spielen. Laut Wirtschaftsfor- onen, während die offizielle haben nur mehr wenige – und schungsinstitut (Wifo) sind Presseförderung 2015 neun diese sind meist gut gebildet die Mietpreise in Wien seit Millionen Euro für alle Medi- und haben bessere Zukunfts- 2005 um mehr als ein Drittel en ausmachte, legt Fanta dar. aussichten. gestiegen, die Kaufpreise seit 2010 gar um die Hälfte. Die Gefährliche Inserate Dass dem so ist, überrascht Folge: Für Normalverdienen- Alexander Fanta überhaupt de ohne ererbtes Geld rückt Das stört auch Lea Six, die nicht. Im Gegenteil: Er kann der Traum vom Eigenheim sich in ihrem Beitrag mit der es sogar verstehen. Fanta, der in weite Ferne. Dass bei Ent- Praxis fragwürdiger Inserate- selbst Journalist ist, hat sich wicklungen wie diesen oft die politik auseinandersetzt. Was in seinem Beitrag mit genau soziale Dimension aus dem laut Six das Hauptproblem dieser Problematik auseinan- Blick gerät, befremdet Fanta: ist: Vor allem „verhetzende dergesetzt. Er meint, der Kern „Berichtet wird eher im Im- Medien“ - die Autorin meint des Vorwurfs gegenüber tra- mobilienteil, wo sich Anleger damit den österreichischen ditionellen Medien – Teil ei- und Branchenvertreter über Boulevard – werden von öf- SEITE 6
16 MACHT fentlicher Hand gefördert, – mit Werbung verwechselt. Öffentliche Institutionen und Die britische Kampagne #Stop- dabei würden diese wesent- Andererseits bestehe die Ge- staatsnahe Unternehmen sol- FundingHate verfolgt ähnliche lich zu einer negativen ge- fahr, dass man sich durch In- len keine Inserate mehr in je- Ziele. Sie richtet sich in erster sellschaftlichen Entwicklung serate wohlwollende Bericht- nen Medien schalten, die sich Linie an inserierende Unterneh- beitragen. „Die Stimmungs- erstattung kaufen möchte, so nicht an den Ehrenkodex des men. mache in Boulevardmedien, geschehen und nachgewiesen Presserats halten. speziell gegen MigrantInnen von der Rechercheplattform Aus dem Ehrenkodex des öster- und AsylwerberInnen, schürt „Dossier“: Immer dann, wenn Dass angesichts dieser Kon- reichischen Presserats: „Wirt- Vorurteile, erschwert das Zu- Werner Faymann den Vorsitz fliktlage die Interessen der schaftliche Interessen des Verla- sammenleben der einzelnen einer bestimmten Institution Bevölkerung hinsichtlich ei- ges dürfen redaktionelle Inhalte Bevölkerungsschichten und übernahm (Wohnbaustadt- ner breiten Repräsentation nicht in einer Weise beeinflus- behindert letztendlich die rat, Verkehrminister, Bundes- und dem Gegenübertreten sen, die Fehlinformationen oder Integration“, konstatiert Six. kanzler) stiegen die Inserate von Partikularinteressen lei- Unterdrückung wesentlicher Besonders der Stadt Wien der jeweiligen öffentlichen den, ist auch für Fanta klar. Es Informationen zur Folge haben werden Vorwürfe gemacht, Institution (Wiener Wohnen, müsse darüber diskutiert wer- könnte“. sich mit hauseigenen Insera- Bundesministerium für Ver- den, wie eine breitere öffent- ten den Boulevard heranzu- kehr, Bundeskanzleramt). Be- liche Finanzierung von Me- füttern. Six recherchierte und sonders problematisch wird dien durch Presseförderung kam zu einem eindeutigen es dann, wenn dies vor allem gewährleistet werden könne: Ergebnis: „Die Stadt Wien gab Medien betrifft, die sich nicht „Am Ende dieses Weges könn- 2015 28,2 Millionen Euro für an den Ehrenkodex des öster- te eine Abkehr vom Markt mit Inserate aus, davon Kronen reichischen Presserates hal- dem Ziel öffentlich-rechtlich Zeitung: 4,6 Millionen, Heute: ten – da die Mitgliedschaft orientierter Medien stehen“, 4,3 Millionen, Österreich: 2,8 freiwillig ist. Somit fehlen die schlussfolgert Fanta. Freilich Millionen“, schreibt Six. Möglichkeiten zu Sanktionen. müssten diese dann auch dem öffentlich-rechtlichen Six geht es darum, auf die pro- Six hat sich gemeinsam mit Anspruch genügen und der blematischen Folgen dieser ihren KollegInnen der Sek- Boulevard-Presse dement- Verzweigungen hinzuweisen: tion 8 der SPÖ Alsergrund sprechend den Wind aus den Einerseits werde Information diesem Problem angenom- Segeln nehmen. – beispielsweise durch Inse- men. Sie warten mit folgen- (VG) rate öffentlicher Institutionen dem Lösungsvorschlag auf: Grafik: Lea Six SEITE 7
16 2 MACHT „Den Ohnmächtigen Macht geben“ Der Tag derMoment hat sich umgehört, was die Teilneh- merInnen dazu bewegt hat, sich am Kongress ein- zubringen und was sie mit Macht assoziieren. Gerhard Hovorka, Track 1: Karin Rausch, Track 4: Johanna Kuchling, Track 10: „Ich habe mich entschlos- „In den vergangenen Jahren „Ich bin zum ersten Mal hier sen, heuer beim Momentum- habe ich ein Paper eingereicht, und habe bis jetzt nur Gutes Kongress teilzunehmen, weil heuer nehme ich als Gast teil. vom Momentum-Kongress es zu wenige fortschrittliche Ich bin erneut hier, weil es ein gehört. Das Thema Macht wissenschaftliche Tagungen alternativer Kongress ist und finde ich sehr spannend, wes- in Österreich gibt. Macht be- man auch Praxisthemen dis- halb mir die Track-Auswahl deutet für mich die Durch- kutieren kann. Mit dem Thema schwergefallen ist. Jetzt bin setzung der jeweils eigenen Macht befasse ich mich dahin- ich im Track „Globale Macht- Interessen. In meinem Beitrag gehend, wie es möglich sein politiken“ und referiere über habe ich mich mit den Macht- kann, den derzeit Ohnmächti- Entwicklungstheorie bzw. he- verhältnissen in der Agrar- gen Macht zu geben: Arbeits- gemoniale Machtstrukturen politik auseinandergesetzt. losen, von Armut Betroffenen, in der Entwicklungszusam- Im Agrarbereich gibt es eine Kindern. Ich will die Frage auf- menarbeit. Das Wort „Macht“ massive Machtkonzentration, werfen: Wie weit ist Demokra- ist meiner Meinung nach sehr eine Öffnung und Demokra- tie lebbar?“ schwierig zu erklären. Aber tisierung wäre dringend not- das erste was mir dazu einfällt, wendig.“ ist der Begriff „Ungleichheit“. Marvels Luke Cage: A bulletproof Superhero Wenn SuperheldInnen ins Kino vollziehbarer und die Folgen Machtstrukturen wie Gen- kommen, weisen die Filme punkten durch ein diverses trifizierung, institutionellen SERIE meist wenig Bezug zu echten ProtagonistInnenfeld. Rassismus und Polizeigewalt. Menschen auf. Gesellschaftli- Auch die Auseinanderset- che Missstände werden ober- Die Serie „Jessica Jones“ zung mit der Bürgerrechtsbe- flächlich behandelt und Filme stach mit der Darstellung der wegung „black lives matter“ enden so gut wie immer mit Hauptprotagonistin als starke scheut die Serie nicht. Der einem klassischen Kampf Gut- Frau bereits aus dem üblichen Superheld Luke Cage dekon- gegen-Böse ohne Grautöne. SuperheldInnengenre heraus. struiert durch sein Auftreten Ihr Ableger „Luke Cage“ ist das mediale Bild Schwarzer Ganz anders steht es um die nun die erste Marvel-Serie mit Männer und besitzt gleich- Serien rund um das Marvel- einem schwarzen Hauptdar- zeitig eine Superkraft mit Universum: Dort finden sich steller und spielt in dem New machtvollem Signal: Er läuft nicht nur sehr vielschichtige Yorker Stadtteil Harlem, das unbewaffnet und mit dunklem Foto: Netflix SuperheldInnen, durch das Se- als eines der Hauptzentren von Kaputzenpulli herum - und rienformat werden auch Cha- Black Culture gilt. „Luke Cage“ Pistolen-Kugeln können ihm rakterentwicklungen nach- hinterfragt gesellschaftliche nichts anhaben. (MS) SEITE 8
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