16 Der Tag 2 - Momentum Kongress

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16 Der Tag 2 - Momentum Kongress
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Der Tag

          Zeitung zum Kongress

                                   16
                                 MACHT
16 Der Tag 2 - Momentum Kongress
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               MACHT

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Der Tag

                                                                            Macht nicht als
                                                                            absolutes Ziel
                                                                            Barbara Blaha eröffnet Momen-
                                                                            tum16 und verweist auf das am-
                                                                            bivalente Verhältnis der Linken

Inhalt                                                                      zu Macht.

                                    HALLSTATT ALS
                                    VDB-HOCHBURG.
                                    Die HallstätterInnen wählten
                                    beim letzten Durchgang der
                                    Bundespräsidentenwahl mehr-
                                    heitlich links. Warum ist das so?

                                                   ... mehr auf Seite 3
                                                                            Mit Macht werde gemeinhin            Vor diesem Hintergrund müsse
                                                                            etwas Negatives assoziiert,          man sich aber vor allem zwei-
                                                                            konstatiert    Kongressleiterin      er Dinge klar sein, so Blaha:
                                                                            Blaha. Macht werde als Mög-          über sein Ziel und über die
                                                                            lichkeit verstanden, anderen         vorhandenen Ressourcen. Eine
                                    HETZE ALS NO-GO.
                                    Die Gebrüder Moped treten am            den eigenen Willen zu dik-           Ressource der Linken sei zum
                                    Freitag mit ihrem Programm              tieren. Ambivalenter ist der         einen das Größenverhältnis: Es
                                    „Tellerrandtango“ auf. derMo-           Begriff „Power“, der auf eine        gibt eine natürliche Mehrheit
                                    ment hat sich vorab mit ihnen           doppelte Bedeutung verweist:         für das Ziel einer gerechten
                                    unterhalten.
                                                                            Macht und Kraft.                     Gesellschaft – weil die Mehr-
                                               ... mehr auf Seite 4 & 5                                          heit davon profitieren würde.
                                                                            Wie sieht es mit denjenigen          Zum anderen müsse sich diese
                                                                            aus, die die durchaus realen         Mehrheit aber auf gemeinsame
                                                                            Machtverhältnisse falsch ana-        Grundlagen verständigen und
                                                                            lysieren und zu dem Schluss          sich nicht auseinanderdividie-
                                    DAS VERSAGEN                DER         kommen, die eigene, gefühlte         ren lassen. Der nächste Schritt:
                                    MEDIEN.                                 Ohnmacht liegt einer großen          „Wir müssen uns überlegen,
                                    Alexander Fanta und Lea Six be-         Weltverschwörung zu Grunde?          wie Macht zu Power werden
                                    schäftigen sich in ihren Beiträgen      Entgegen der medialen Be-            und wie diese Power to the
                                    mit den Versäumnissen der hiesi-
                                                                            richterstattung, die so tue, als     people kommen kann.“
                                    gen Medienlandschaft.
                                                                            seien es nur die Ränder der Ge-
                                               ... mehr auf Seite 6 & 7     sellschaft, die sich benachteiligt   Dazu ergänzt Blaha aber noch
                                                                            fühlen, gäbe es tatsächlich eine     etwas, das oft und gerne ver-
                                                                            Schieflage in der Gesellschaft,      gessen wird: Es gehe schließlich
                                                                            stellt Blaha klar. Und die Wut       nicht nur um Ermächtigung,
                                                                            eben darüber suche nach einem        sondern auch Entmächtigung.
                                                                            Ventil. Die rechten Demagogen        Denn – das habe man his-
                                                                            seien bloß die einzigen, die die-    torisch beobachten können
                                                                            sen Zweifel aufgreifen – um ihn      – Macht macht wahnsinnig.
                                                                            gezielt fehlzuleiten. Bleibt also    Deshalb sei auch geboten, der
                                                                            nur, diese Realitäten ernst zu       Macht engstmögliche Grenzen
                                                                            nehmen und eine Gegenmacht           zu ziehen.
                                                                            aufzubauen.                                                     (VG)
IMPRESSUM:
Momentum - Verein für kritische Wissenschaft und Politik
Redaktion: Vanessa Gaigg (VG), Bettina Mühleder (BM), Philipp Stadler (PS), Max Schwarzenbacher (MS);
Rätsel: Anna Ellmer | Layout: Susanne Aichinger | Fotos: Clemens Sauerwein. Ansonsten wie angegeben
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Der Hallstätter See
scheint grün
Bei den Bundespräsidentschaftswahlen haben die
HallstätterInnen mehrheitlich Alexander Van der
Bellen gewählt. Was sind die Gründe dafür? Eine
kurze Analyse.
In Hallstatt sind die Grünen im   Ein weiterer möglicher Grund:
Gemeinderat nicht vertreten,      Der wirtschaftliche Fokus Hall-
bei der oberösterreichischen      statts liegt auf dem Tourismus
Landtagswahl 2015 hatten sie      - 800.000 TagestouristInnen
einen Stimmenanteil von 14,3      besuchen Hallstatt im Jahr.
Prozent. Trotzdem wählten bei     Und das bei einer 794-köpfigen
der Stichwahl der Bundespräsi-    Bevölkerung. Für eine FPÖ-
dentschaftswahl 70,84 Prozent     Wählerin aus dem Ort war
der HallstätterInnen Alexander    das zugunsten Van der Bellens
Van der Bellen. Das ist somit     wahlentscheidend. Er sei „der
das beste Wahlergebnis für Van    neutralere Kandidat, die siche-
der Bellen im gesamten Bezirk     rere Wahl.“
Gmunden. Wie erklären sich
die HallstätterInnen dieses       Eine ganz andere Idee, warum
Ergebnis und was waren die        das Wahlergebnis so stark zu-
Gründe für das Abstimmungs-       gunsten Van der Bellens ausfiel,
verhalten? derMoment hat sich     hatte eine weitere Hallstätterin:
im Ort umgehört.                  Bei einer Bachüberschwem-
                                  mung vor einigen Jahren im
Salzbergbau und Tourismus         Ort wären nämlich aus ganz          können. Für die HällstäterIn-       Im Bezirk Gmunden wurde auch
                                  Österreich Grüne gekommen,          nen scheint sich jedoch soweit      insgesamt zugunsten Van der
Hallstatt gilt als rote Hoch-     um bei den Aufbauarbeiten zu        nichts geändert zu haben. Alle      Bellens gewählt: 53,9 Prozent der
burg im schwarz-blau re-          helfen. Für viele war das mögli-    InterviewpartnerInnen werden        Stimmen entfielen auf ihn.
gierten Oberösterreich, die       cherweise ein Grund, ihr Kreuz      ihre Wahlentscheidung auch
SPÖ stellt sieben von 13          beim ehemaligen Grünen-Chef         beim nächsten Durchgang bei-
Mitgliedern im Gemeinde-          zu machen.                          behalten.
rat. Der geschichtsträchtige
Ort war lange geprägt vom         Aussicht: Der dritte Wahl-          Hallstätter Mentalität
Salzbergbau und die Selbst-       durchgang
organisation der ArbeiterIn-                                          Die Erklärung dafür bietet die
nen hat wie in großen Teilen      Nun ziehen sich die Bundes-         Hallstätterin      Gastronomin
des Salzkammergutes lange         präsidentschaftswahlen doch         Schenner: Sie hat im ersten
Tradition. Für viele Hallstät-    schon einige Zeit, viel wird        Wahlgang Andreas Khol ge-
terInnen spielt das aber keine    darüber spekuliert, ob sich das     wählt und fasst die Mentalität
Rolle. Stattdessen waren vor      Wahlverhalten größerer Be-          der HallstätterInnen folgen-
allem Van der Bellens persönli-   völkerungsgruppen geändert          dermaßen zusammen: „Bei ei-
ches Auftreten und seine Ideen    hat, ob Norbert Hofer oder          nem sind wir dann eh alle auf
wichtig: Eine Passantin meinte,   Alexander Van der Bellen von        einer Linie: Dass wir halt diesen
sie traue ihm zu, das Land zu     nationalen und internationa-        Rechtsradikalen nicht in der
verändern.                        len Geschehnissen profitieren       Hofburg haben wollen.“ (MS)

                                                                                                                                       SEITE 3
16 Der Tag 2 - Momentum Kongress
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Der Tag

                                        „Nach unten zu treten
                                        ist keine Satire,
                                        sondern Hetze“
                                        Sie zählen zu Österreichs erfolgreichsten Social-
                                        Media-Satirikern: die Gebrüder Moped. derMoment
                                        hat Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics zum
                                        Gespräch getroffen.
                                                                                                              Mitdenken einlädt. Seht ihr
                                                                                                              euch als politische Aktivisten?

                                                                                                              Stanzl: Ich würde mich nicht
                                                                                                              als politischen Aktivist sehen.
                                                                                                              Ich bin lieber in Auflistungen
                                                                                                              von SatirikerInnen. Wir ma-
                                                                                                              chen Satire und wir beschäfti-
                                                                                                              gen uns viel mit Politik, natür-
                                                                                                              lich gibt es auch Schnittfelder.

                                                                                                              Strecha-Derkics: Ich habe das
                                                                                                              Glück, mich beruflich in einem
                                                                                                              Feld zu bewegen, das unmittel-
                                                                                                              bar mit dem politischem Leben
  Foto: Lisa-Maria Trauer                                                                                     zu tun hat. Diese Verquickung
                                        derMoment: Schwerpunkt des         Strecha-Derkics: Wir sind          ist für uns beide genau die rich-
   Die Gebrüder Moped haben             Momentum-Kongresses ist das        viel gemeinsam in der Mensa        tige Position.
   im letzten Jahr ihr erstes Buch      Zusammenwirken von Wissen-         gesessen. Aber für mich per-
   veröffentlicht. „Was macht der       schaft und Politik. Was ist eure   sönlich ist es ein bisschen der    Stanzl: Wir beschäftigen uns
   Kanzler eigentlich beruflich?“       Verbindung zu Wissenschaft?        Minderwertigkeitskomplex.          mehr mit politischer Sprache.
   versammelt ihre besten und lus-                                         Ich habe größte Achtung vor        Wir spiegeln ein Wahlplakat
   tigsten Werbe- und Wahlplaka-        Stanzl: Wir sind ganz klas-        WissenschafterInnen. Das sind      und drehen es ein bisschen
   te, Ortsschilder und illustratives   sische   90er-Jahre    Studie-     die Menschen, die unsere Welt      um. Es ist für uns eine privile-
   Gaudium jeder Art.                   nabbrecher. Eine berühmte          vorantreiben müssen.               gierte Position, dass wir nur ein
                                        Abbruchskombination damals                                            Häppchen hinschmeißen und
                                        war Publizistik und Politikwis-    Stanzl: Aber eine tragende         schauen was passiert.
                                        senschaften.                       Rolle hat es in unserem Leben
                                                                           nie gespielt. Das Studieren ver-   Was war euer erfolgreichstes
                                        Strecha-Derkics: Das war           körperte die Lust nach Uni. Es     Sujet oder der erfolgreichste
                                        auch mein erfolgreichster Ab-      war eine schöne Zeit, aber wir     Spruch?
                                        bruch.                             haben erfolgreich abgebrochen.
                                                                                                              Stanzl: Lange war es dieser:
                                        Ihr habt     also   gemeinsam      Als Gebrüder Moped steht ihr       „Unter den kriminellen Aus-
                                        studiert?                          für politische Satire, die zum     ländern haben wir einen Aus-

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                                                                                                                                  MACHT

länderanteil von 100 Prozent        Habt ihr gewisse Grenzen oder     Stanzl: Gestern haben wir ge-     Gemeinsam mit Gerald Fleisch-
und eine Kriminalitätsrate          No-Gos?                           postet: „Wenn es jetzt rechten    hacker, Verena Scheitz, Guido
von 100 Prozent. Das macht                                            Terror gibt, gibt es dann auch    Tartarotti und Leo Lukas gehen
insgesamt 200 Prozent. Das          Strecha-Derkics: Ja. Nach un-     Diskussionen über die Klei-       die Gebrüder Moped mit neuem
sind doppelt so viele, als es       ten zu treten ist keine Satire,   dung von Klosterfrauen?“ Es       Programm auf Tournee. Der ka-
überhaupt Einheimische gibt.“       sondern Hetze. Damit ist unser    geht dabei nicht um Kloster-      barettistische Jahresrückblick ist
Aktuell sind unsere AfD- und        Werkzeugkofferl fertig.           frauen, sondern um die Burka-     im Dezember 2016 in Wien und
FPÖ-Generatoren sehr beliebt.                                         Diskussion.                       Niederösterreich zu sehen.
                                    Stanzl: Für uns kommt es nicht
Wie kommt ihr auf neue Ideen?       in Frage, Leute auf der Straße    Strecha-Derkics: Es geht um
Reicht ein Blick in die aktuellen   zu interviewen und zu hoffen,     diesen absurden Bezug zwi-
Ausgaben der Boulevardblätter       dass sie blöde Sachen sagen.      schen Wahnsinnigen und Reli-
oder steckt dahinter lange Re-      Es müssen Mächtige sein. Aber     gion.
cherche?                            wir sind mit dieser Grenze
                                    fast nie konfrontiert - unse-     Stanzl: Diese skurrilen Zu-
Strecha-Derkics: Wir ha-            re Mächtigen bieten sehr viel     sammenhänge, die von Medien
ben eine tägliche Recherche-,       Schwachsinn.                      und Politikern gezogen werden,
Schreib- und Denkroutine, da                                          werden intensiver: von Terror
wir auch für andere schreiben.      Ihr seid also Robin Hood-Sati-    zu Burka.
                                    riker.
Stanzl: Wir haben keine Re-                                           Ihr tretet mit eurem Programm
daktionssitzungen und spre-         Strecha-Derkics: Das ist süß.     „Tellerrandtango“ heute auf
chen uns nicht ab. Wenn etwas       Wir setzen unseren Schwer-        dem       Momentum-Kongress
im Netz funktionieren soll,         punkt mehr auf die Funktion       auf. Was erwartet die Teilneh-
muss man schnell sein. Wir          als auf die Person. Mich inter-   merinnen und Teilnehmer?
bereiten uns nur an Wahltagen       essieren nicht die großen Oh-
vor, das geben wir ehrlich zu.      ren vom Kurz (Sebastian, ÖVP,     Stanzl: Wir beschäftigen uns
                                    Anm. d. Red.). Das ist wirklich   damit, nicht über den eigenen
Strecha-Derkics: Es postet oft      ein Tabu von uns. Aber wir ma-    Tellerrand zu schauen - etwas
nur einer. Franz teilt 99 Prozent   chen uns lustig über Personen,    sehr Österreichisches.
meiner Ansichten und umge-          wenn diese mit denselben Mit-
kehrt. Dementsprechend gibt         teln arbeiten. Wenn die FPÖ       Strecha-Derkics: Es geht ins-
es die Frage an den anderen nur     fordert, dass die Menschen        gesamt um die Verfasstheit des
an sich selbst.                     Deutsch können sollen, dann       Landes und seine politische
                                    dürfen wir uns über Schreib-      und mediale Kultur.
Stanzl: Gerade einmal Bilder        fehler lustig machen.
segnen wir gegenseitig ab, aber                                       Stanzl: Die mediale Schrul-
vorrangig wegen Tippfehlern.        Habt ihr schon mal Probleme       ligkeit, die engen Parteiwett-
Aber das Gute als Satiriker ist:    bekommen?                         kampfspielchen und dieser
Man muss im Endeffekt nichts                                          ständige Schwanzvergleich von
richtig machen. Ganz selten         Stanzl: Nein. Wir werden          männlichen Politikern in Ös-
gibt es ein Veto.                   ganz wenig geschimpft von         terreich. Um das geht’s.
                                    der breiten Masse. Wir sind
Strecha-Derkics: Aber wir           stolz darauf, weil wir es als     Strecha-Derkics: Und dazu
nutzen uns schon im Sinne der       Qualitätskriterium sehen. Wir     gibt’s schöne Bilder und schöne
Qualitätssteigerung. Wir wer-       drehen die Sprache der rech-      Lieder.
fen uns oft unfertige Sachen        ten Populisten um und zeigen,                                (BM)
hin, im Wissen um die Stärken       wie dämlich sie ist.
des anderen.
                                    Strecha-Derkics: Aber wir sa-
Stanzl: Das Gute als Duo: Man       gen nicht plump: Ihr seid däm-
muss nichts fertig denken.          lich.

                                                                                                                                     SEITE 5
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 Der Tag
                                    „Lügenpresse, halt
                                    die Fresse!“
                                    Medien sollen in einer immer komplexer werdenden
                                    Welt Orientierung und Aufklärung bieten. Warum
                                    die Medien derzeit versagen, wird im Track „Politi-
                                    sche Machtarchitekturen“ diskutiert.
 Die Sektion 8 stellte 2016 beim    Traditionielle Medien be-         ner linksliberalen Verschwö-       schöne     Wertsteigerungen
 Landesparteitag der SPÖ-Wien       finden sich in der Beliebt-       rung zu sein – sei natürlich       freuen.“
 einen Antrag auf Stopp der In-     heitsskala der Bevölkerung        absurd. Trotzdem kann er
 seratförderungen   für   Medien,   kontinuierlich im Sinkflug,       ein Stück Wahrheit aus dem         Was Fanta außerdem für ge-
 die sich nicht an den Ehrenkodex   JournalistInnen sind hierzu-      Vorwurf herausfiltern, und         fährlich hält: Die hohe Ab-
 des österreichischen Presserats    lande nicht viel angesehener      zwar: Die traditionellen Me-       hängigkeit der Medien von
 halten. Weitere Forderungen: Ab    als PolitikerInnen. Die Kluft,    dien würden in so mancher          der Lukrierung gewinnbrin-
 dem Jahr 2016 sollen in denjeni-   die der/die Durchschnittsbür-     Hinsicht an ihrer Aufgabe          gender Inserate. Stichwort:
 gen Printmedien keine Inserate     gerIn zwischen seiner eigenen     scheitern,     gesellschaftliche   Die Hand, die füttert, wird
 geschaltet werden dürfen, bei      Lebensrealität und der me-        und wirtschaftliche Entwick-       nicht gebissen. „200 Millio-
 denen sowohl im vergangenen        dialen Berichterstattung der      lungen abzubilden und über         nen Euro geben der Staat und
 als auch im vorletzten Jahr mehr   sogenannten      Qualitätsme-     Lösungen zu berichten. „Und        staatsnahe Unternehmen im
 als drei Verstöße gegen den Eh-    dien verspürt, findet großen      dieses Scheitern schafft Unzu-     Jahr für Inseratenwerbung in
 renkodex durch den Presserat       Widerhall in der rechten und      friedenheit“, folgert Fanta.       österreichischen Printmedien
 festgestellt wurden. Die Umset-    rechtsextremen      Bewegung                                         aus“, schreibt Fanta. Die Ge-
 zung soll auf Landes- und Bun-     der letzten Jahre: Der von        Lebensrealität thematisieren       wichtung sei ein zusätzliches
 desebene erfolgen. Der Antrag      PEGIDA reaktivierte Kalauer                                          Problem: Das meiste davon
 wurde einer Arbeitsgruppe zu-      „Lügenpresse, halt die Fresse“    Was wären diese Themen,            geht an Boulevardmedien wie
 gewiesen.                          ist zum Motto vieler rech-        über die es zu berichten gäl-      die „Kronen Zeitung“, „Heute“
                                    ter und fremdenfeindlicher        te? Ginge es nach dem Autor,       und „Österreich“. Die Zeitung
                                    Gruppen geworden. Aber            sollten Felder wie Arbeitskon-     „Österreich“ allein erhielt im
                                    auch darüber hinaus findet        flikte, soziale Probleme oder      Vorjahr eine Million Euro im
                                    das Motto mittlerweile An-        steigende Lebenserhaltungs-        Monat an öffentlichen Inse-
                                    klang: So richtig Vertrauen in    kosten eine viel größere Rolle     raten und Medienkooperati-
                                    die hiesige Berichterstattung     spielen. Laut Wirtschaftsfor-      onen, während die offizielle
                                    haben nur mehr wenige – und       schungsinstitut (Wifo) sind        Presseförderung 2015 neun
                                    diese sind meist gut gebildet     die Mietpreise in Wien seit        Millionen Euro für alle Medi-
                                    und haben bessere Zukunfts-       2005 um mehr als ein Drittel       en ausmachte, legt Fanta dar.
                                    aussichten.                       gestiegen, die Kaufpreise seit
                                                                      2010 gar um die Hälfte. Die        Gefährliche Inserate
                                    Dass dem so ist, überrascht       Folge: Für Normalverdienen-
                                    Alexander Fanta überhaupt         de ohne ererbtes Geld rückt        Das stört auch Lea Six, die
                                    nicht. Im Gegenteil: Er kann      der Traum vom Eigenheim            sich in ihrem Beitrag mit der
                                    es sogar verstehen. Fanta, der    in weite Ferne. Dass bei Ent-      Praxis fragwürdiger Inserate-
                                    selbst Journalist ist, hat sich   wicklungen wie diesen oft die      politik auseinandersetzt. Was
                                    in seinem Beitrag mit genau       soziale Dimension aus dem          laut Six das Hauptproblem
                                    dieser Problematik auseinan-      Blick gerät, befremdet Fanta:      ist: Vor allem „verhetzende
                                    dergesetzt. Er meint, der Kern    „Berichtet wird eher im Im-        Medien“ - die Autorin meint
                                    des Vorwurfs gegenüber tra-       mobilienteil, wo sich Anleger      damit den österreichischen
                                    ditionellen Medien – Teil ei-     und Branchenvertreter über         Boulevard – werden von öf-

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fentlicher Hand gefördert,        – mit Werbung verwechselt.         Öffentliche Institutionen und
                                                                                                           Die britische Kampagne #Stop-
dabei würden diese wesent-        Andererseits bestehe die Ge-       staatsnahe Unternehmen sol-
                                                                                                           FundingHate verfolgt ähnliche
lich zu einer negativen ge-       fahr, dass man sich durch In-      len keine Inserate mehr in je-
                                                                                                           Ziele. Sie richtet sich in erster
sellschaftlichen Entwicklung      serate wohlwollende Bericht-       nen Medien schalten, die sich
                                                                                                           Linie an inserierende Unterneh-
beitragen. „Die Stimmungs-        erstattung kaufen möchte, so       nicht an den Ehrenkodex des
                                                                                                           men.
mache in Boulevardmedien,         geschehen und nachgewiesen         Presserats halten.
speziell gegen MigrantInnen       von der Rechercheplattform
                                                                                                           Aus dem Ehrenkodex des öster-
und AsylwerberInnen, schürt       „Dossier“: Immer dann, wenn        Dass angesichts dieser Kon-
                                                                                                           reichischen    Presserats:   „Wirt-
Vorurteile, erschwert das Zu-     Werner Faymann den Vorsitz         fliktlage die Interessen der
                                                                                                           schaftliche Interessen des Verla-
sammenleben der einzelnen         einer bestimmten Institution       Bevölkerung hinsichtlich ei-
                                                                                                           ges dürfen redaktionelle Inhalte
Bevölkerungsschichten und         übernahm (Wohnbaustadt-            ner breiten Repräsentation
                                                                                                           nicht in einer Weise beeinflus-
behindert letztendlich die        rat, Verkehrminister, Bundes-      und dem Gegenübertreten
                                                                                                           sen, die Fehlinformationen oder
Integration“, konstatiert Six.    kanzler) stiegen die Inserate      von Partikularinteressen lei-
                                                                                                           Unterdrückung        wesentlicher
Besonders der Stadt Wien          der jeweiligen öffentlichen        den, ist auch für Fanta klar. Es
                                                                                                           Informationen zur Folge haben
werden Vorwürfe gemacht,          Institution (Wiener Wohnen,        müsse darüber diskutiert wer-
                                                                                                           könnte“.
sich mit hauseigenen Insera-      Bundesministerium für Ver-         den, wie eine breitere öffent-
ten den Boulevard heranzu-        kehr, Bundeskanzleramt). Be-       liche Finanzierung von Me-
füttern. Six recherchierte und    sonders problematisch wird         dien durch Presseförderung
kam zu einem eindeutigen          es dann, wenn dies vor allem       gewährleistet werden könne:
Ergebnis: „Die Stadt Wien gab     Medien betrifft, die sich nicht    „Am Ende dieses Weges könn-
2015 28,2 Millionen Euro für      an den Ehrenkodex des öster-       te eine Abkehr vom Markt mit
Inserate aus, davon Kronen        reichischen Presserates hal-       dem Ziel öffentlich-rechtlich
Zeitung: 4,6 Millionen, Heute:    ten – da die Mitgliedschaft        orientierter Medien stehen“,
4,3 Millionen, Österreich: 2,8    freiwillig ist. Somit fehlen die   schlussfolgert Fanta. Freilich
Millionen“, schreibt Six.         Möglichkeiten zu Sanktionen.       müssten diese dann auch
                                                                     dem      öffentlich-rechtlichen
Six geht es darum, auf die pro-   Six hat sich gemeinsam mit         Anspruch genügen und der
blematischen Folgen dieser        ihren KollegInnen der Sek-         Boulevard-Presse       dement-
Verzweigungen hinzuweisen:        tion 8 der SPÖ Alsergrund          sprechend den Wind aus den
Einerseits werde Information      diesem Problem angenom-            Segeln nehmen.
– beispielsweise durch Inse-      men. Sie warten mit folgen-                                   (VG)
rate öffentlicher Institutionen   dem Lösungsvorschlag auf:

                                                                                                        Grafik: Lea Six

                                                                                                                                         SEITE 7
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   2
             MACHT

                      „Den Ohnmächtigen Macht geben“
Der Tag
                      derMoment hat sich umgehört, was die Teilneh-
                      merInnen dazu bewegt hat, sich am Kongress ein-
                      zubringen und was sie mit Macht assoziieren.

                      Gerhard Hovorka, Track 1:       Karin Rausch, Track 4:             Johanna Kuchling, Track 10:
                      „Ich habe mich entschlos-       „In den vergangenen Jahren         „Ich bin zum ersten Mal hier
                      sen, heuer beim Momentum-       habe ich ein Paper eingereicht,    und habe bis jetzt nur Gutes
                      Kongress teilzunehmen, weil     heuer nehme ich als Gast teil.     vom      Momentum-Kongress
                      es zu wenige fortschrittliche   Ich bin erneut hier, weil es ein   gehört. Das Thema Macht
                      wissenschaftliche Tagungen      alternativer Kongress ist und      finde ich sehr spannend, wes-
                      in Österreich gibt. Macht be-   man auch Praxisthemen dis-         halb mir die Track-Auswahl
                      deutet für mich die Durch-      kutieren kann. Mit dem Thema       schwergefallen ist. Jetzt bin
                      setzung der jeweils eigenen     Macht befasse ich mich dahin-      ich im Track „Globale Macht-
                      Interessen. In meinem Beitrag   gehend, wie es möglich sein        politiken“ und referiere über
                      habe ich mich mit den Macht-    kann, den derzeit Ohnmächti-       Entwicklungstheorie bzw. he-
                      verhältnissen in der Agrar-     gen Macht zu geben: Arbeits-       gemoniale Machtstrukturen
                      politik   auseinandergesetzt.   losen, von Armut Betroffenen,      in der Entwicklungszusam-
                      Im Agrarbereich gibt es eine    Kindern. Ich will die Frage auf-   menarbeit. Das Wort „Macht“
                      massive Machtkonzentration,     werfen: Wie weit ist Demokra-      ist meiner Meinung nach sehr
                      eine Öffnung und Demokra-       tie lebbar?“                       schwierig zu erklären. Aber
                      tisierung wäre dringend not-                                       das erste was mir dazu einfällt,
                      wendig.“                                                           ist der Begriff „Ungleichheit“.

                      Marvels Luke Cage:
                      A bulletproof Superhero
                      Wenn SuperheldInnen ins Kino    vollziehbarer und die Folgen       Machtstrukturen wie Gen-
                      kommen, weisen die Filme        punkten durch ein diverses         trifizierung, institutionellen
    SERIE             meist wenig Bezug zu echten     ProtagonistInnenfeld.              Rassismus und Polizeigewalt.
                      Menschen auf. Gesellschaftli-                                      Auch die Auseinanderset-
                      che Missstände werden ober-     Die Serie „Jessica Jones“          zung mit der Bürgerrechtsbe-
                      flächlich behandelt und Filme   stach mit der Darstellung der      wegung „black lives matter“
                      enden so gut wie immer mit      Hauptprotagonistin als starke      scheut die Serie nicht. Der
                      einem klassischen Kampf Gut-    Frau bereits aus dem üblichen      Superheld Luke Cage dekon-
                      gegen-Böse ohne Grautöne.       SuperheldInnengenre heraus.        struiert durch sein Auftreten
                                                      Ihr Ableger „Luke Cage“ ist        das mediale Bild Schwarzer
                      Ganz anders steht es um die     nun die erste Marvel-Serie mit     Männer und besitzt gleich-
                      Serien rund um das Marvel-      einem schwarzen Hauptdar-          zeitig eine Superkraft mit
                      Universum: Dort finden sich     steller und spielt in dem New      machtvollem Signal: Er läuft
                      nicht nur sehr vielschichtige   Yorker Stadtteil Harlem, das       unbewaffnet und mit dunklem
 Foto: Netflix        SuperheldInnen, durch das Se-   als eines der Hauptzentren von     Kaputzenpulli herum - und
                      rienformat werden auch Cha-     Black Culture gilt. „Luke Cage“    Pistolen-Kugeln können ihm
                      rakterentwicklungen    nach-    hinterfragt gesellschaftliche      nichts anhaben.          (MS)
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