Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge

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Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
Schifffahrt und
          Schiffssicherheit
           auf der Ostsee
                Entwicklung, Chancen,
                  Risiken und Vorsorge

              Eine Bestandsaufnahme und Empfehlungen
                            für notwendige Maßnahmen

                                       Nautische Vereine
Kiel, Lübeck, Neustadt, Rostock, Wismar und Vogelfluglinie
                                         September 2014
Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
Inhaltsverzeichnis

Einführung
                                                    Seite 3

1.
Wirtschaftliche Bedingungen im Ostseeraum
                                                    Seite 5

2.
Der Schiffsverkehr auf der Ostsee wird deutlich zunehmen
                                                    Seite 9

3.
Planung und Betrieb von Offshore-Windparks in der Ostsee
                                                 Seite 13

4.
Feste Fehmarn-Belt-Querung
                                                   Seite 15

5.
Herausforderungen und Risiken
                                                   Seite 17

6.
Empfehlungen für die Verbesserung der Verkehrssicherheit
                                                 Seite 19

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Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
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Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
Einführung

Das Ziel jeder Maßnahme zum Schutz der Ostsee ist, alle mariti-      sen und werden weiter deutlich zunehmen. Zudem ist die Ostsee
men Aktivitäten sicher und umweltfreundlich zu gestalten. Die        inzwischen beliebtes Ziel zahlreicher großer Kreuzfahrtschiffe
besonderen Charakteristika der Ostsee wie Flachwasser, geringer      geworden, die besonders im Sommer auf der Ostsee verkehren.
Wasseraustausch mit der Nordsee und Bodenschwellen machen
sie für Umweltverschmutzung und andere Beeinträchtigungen            Der Schiffsverkehr vollzieht sich innerhalb von Meerengen, kreu-
durch den Menschen besonders verwundbar.                             zenden Schifffahrtsrouten und zum Teil in flachem Wasser. Ein
                                                                     Teil der Ostsee ist im Winter für längere Perioden mit Eis bedeckt.
Die Schifffahrt auf der Ostsee ist entsprechend ihrem internatio-    Dies alles macht die Ostsee zu einem Gebiet, in dem schwer zu
nalen Charakter durch globale Vorschriften, insbesondere der         navigieren ist. Aus allem ergibt sich ein zunehmendes Risiko für
International Maritime Organisation (IMO) reguliert. Diese stellen   Schiffsunfälle.
unabhängig von nationalen Einzelregelungen Mindestanforde-
rungen dar. Dem ist Rechnung zu tragen.                              Dies darf nicht zu dem Schluss führen, dass die Schifffahrt auf der
                                                                     Ostsee einzuschränken ist. Das Schiff ist nach wie vor eines der
Die Ostsee gehört zu den verkehrsreichsten Regionen der Welt.        umweltfreundlichsten Verkehrsmittel. Vielmehr geht es darum, die
Die Anzahl und die Größe der Schiffe, vor allem der Container-       neuen Risiken zu erkennen und mit geeigneten Maßnahmen den
schiffe und Öltanker, sind in den vergangenen Jahren gewach-         Verkehr auf der Ostsee so zu gestalten, dass er auch in Zukunft
                                                                     sicher, risikoarm und umweltfreundlich verläuft.

                                                                                                                                           3
Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
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Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
1. Wirtschaftliche Bedingungen im Ostseeraum
Überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum in der östlichen Ostsee
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                                                                                     (IWF - World Economic Outlook - Okt. 2013 mit Update Jan. 2014)

Die Wirtschaft im östlichen Ostsee-Raum wächst nach wie vor           4,5

stärker als der gesamte EU-Raum. Der IWF-World Economic                4

Outlook 2013 sagt vor allem für Estland, Lettland, Litauen, Polen     3,5

und Rußland ein gegenüber dem gesamten EU-Raum überdurch-              3

schnittliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) voraus.                                                                                         EU
                                                                      2,5
                                                                                                                                                       Deutschland
                                                                                                                                                       Schweden
Zu der künftigen Wirtschaftsentwicklung im östlichen Ostseeraum
                                                                       2

                                                                                                                                                       Finnland
stellt das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) 2011 in        1,5
                                                                                                                                                       Polen
seiner Studie „Zukunft Ostseeraum: Potenziale und Herausforde-         1                                                                               Lettland
                                                                                                                                                       Litauen
rungen“ fest:                                                         0,5
                                                                                                                                                       Estland
                                                                       0                                                                               Rußland
Eine wichtige Determinante der zukünftigen Entwicklung der
                                                                      Wachstum (BIP) im Ostseeraum 2014 (%)
Handelsbeziehungen im Ostseeraum ist die Entwicklung der              (IWF - Economic Outlook - Okt. 2013 mit Update Jan. 2014)
nationalen Bruttoinlandsprodukte, weil diese das Handelsvolumen
beeinflussen.
…
Die Zunahme des Handels im Ostseeraum wird eine weitere Ex-
pansion des Seefrachtverkehrs nach sich ziehen, weil Schiffe hier
eine hohe Bedeutung als Verkehrsträger haben. So lag beispiels-
weise der Anteil des Seegüterverkehrs in Estland im Jahr 2008 bei
84 %, in Lettland bei 89 % und in Litauen bei 67 % (vgl. Bundesamt
für Güterverkehr 2009).

Dies wird von der EU-Studie „Baltic Transport Outlook 2030“ aus
dem Jahr 2012 unterstützt. Sie beschäftigt sich mit der Transport-
Infrastruktur und den Strömen von Waren und Passagieren inner-
halb der Ostsee-Region sowie zwischen der Ostsee-Region und
anderen Gebieten. In ihr sind Szenarios für die Entwicklung bis zum
Jahr 2030 enthalten.
                                                                      Entwicklung des Brutto-Inlandsprodukts im Ostseeraum bis 2030 (%)
Auch sie macht deutlich, dass besonders in den baltischen Län-        (BTO 2030)

dern und Russland in den kommenden Jahren mit einem beacht-                   Entwicklung des maritimen Transportvolumens 2010-2030
lichen Wachstum zu rechnen ist, dass sich in einem steigenden                                          (%)
Transportvolumen und damit deutlich zunehmendem Seeverkehr
                                                                      60

auf der Ostsee niederschlägt.                                         50

                                                                      40

                                                                                                                                                       Deutschland
                                                                      30                                                                               Schweden
                                                                                                                                                       Finnland
                                                                      20                                                                               Polen
                                                                                                                                                       Lettland
                                                                      10                                                                               Litauen
                                                                                                                                                       Estland
                                                                       0                                                                               Rußland

                                                                      Entwicklung des Transport-Volumens auf der Ostsee 2010 - 2030 (%)
                                                                      (BTO 2030)

                                                                                                                                                                     5
Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
Forcierter Ausbau der Häfen in der östlichen Ostsee

                                                                                                               Ust Luga - Neubau

                                                                                                                        

                                                                            Ventspils 

                                                                                 Liepaja

                                                                                  Klaipeda

                                        Szczecin/Swinoujscie

Hafenausbau an der Östlichen Ostsee

Vor allem Russland, Polen und die baltischen Länder reagieren     Die Hafenprojekte im Einzelnen
auf diese Vorhersagen mit einem starken Ausbau ihrer Häfen und
setzen auf stärkeren Schiffsverkehr. In Schweden und Finnland
werden Häfen ausgebaut und modernisiert. Dabei richten sich       Szczecin/Swinoujscie:
mehrere Häfen auf die Abfertigung von Containerschiffen der       Ausbau neuer Terminals und der Infrastruktur bis 2015 mit EU-
XXL-Klasse (ca. 13.000 TEU | TEU = Twenty-foot Equivalent Unit)   Mitteln.
und inzwischen Schiffe der Triple-E-Klasse (18.000 TEU) ein.
                                                                  Gdynia:
                                                                  Weiterer Ausbau (Flächenerweiterung) und Kaierneuerungen mit
                                                                  EU – Mitteln und Vertiefung auf 13 Meter Abladetiefgang.

                                                                  Gdansk:
                                                                  Neubau des Außenhafens als Drehscheibe für Containerverkehre
                                                                  der XXL-Klasse mit EU-Mitteln.

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Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
Klaipeda:                                                          Neubau eines Allround- Hafens nur 136 km südlich von St. Peters-
Neubau eines Außenhafens und Ausbau bis 2015 für Tiefgänge bis     burg für XXL-Schiffe.
17,5 Meter
                                                                   St. Petersburg:
Liepaja:                                                           Laufende Modernisierung und weiterer Ausbau des Hafens und
Vertiefung von Fahrwasser und Hafenbecken auf 12,5 Meter. Aus-     Vertiefung des Fahrwassers und der Hafenbecken.
bau der Eisenbahn als hauptsächliche Hinterland-Anbindung.
                                                                   Helsinki:
Riga:                                                              Erweiterung des Hafens für zusätzliche Dienste.
Fahrwasservertiefung auf 15–17 Meter. Neubau eines Trocken-
bulkterminals. Modernisierung des Eisenbahnnetzwerkes.             Stockholm:
                                                                   Ausbau und Verlegung des Stadthafens und andere Modernisie-
Ventspils:                                                         rungen.
Ausbau und Modernisierung des Hafens mit EU-Mittel bis 2012 mit
2,8 Mill. EURO. Vertiefung des Hafens auf 12,5 Meter.
Tallin:
zusammen mit Muuga, Paldiski, Paljesaara und Saaremaa Häfen.
Ust-Luga:

                                               Ein Beispiel für den Ausbau, der zur Zeit stattfindet, gibt die Hafenplanung von Gdansk.

                                                                                                                                      7
Schifffahrt und Schiffssicherheit auf der Ostsee - Entwicklung, Chancen, Risiken und Vorsorge
8
2. Der Schiffsverkehr auf der Ostsee wird deutlich zunehmen

Containerschiff-Routen auf der Ostsee: Die Ostsee gehört zu den Gewässern der Welt mit dem dichtesten Schiffsverkehr.
(Grafik: Baltic Transport Journal 2012)

Zunahme der Verkehre bis zum Jahr 2030

Die Ostsee gehört zu den Gewässern der Welt mit der höchsten
Verkehrsdichte. Der Blick auf eine Karte, die unter Auswertung
der AIS- Daten (Automatic Identification System) den Verkehr im
Lauf eines Jahres im Bereich des Fehmarn Belt und der Kadetrinne
zeigt, macht die Dichte der Schiffsbewegungen und die befah-
renen Routen deutlich. Einen guten Überblick über die Verkehre
gibt die Grafik des Baltic Transport Journal aus dem Jahr 2012
(oben).

Bedingt durch das dynamische Wirtschaftswachstum im östlichen
Ostseeraum wird der Schiffsverkehr zunehmen – sowohl in der
Menge als auch in der Größe der Schiffe.

Ein besonders sensibler Punkt ist der Fehmarn Belt. Hier kreuzen
sich der Ost-Westverkehr mit dem Fährverkehr zwischen Deutsch-            Schiffsrouten im Bereich Fehmarn Belt und Kadetrinne nach AIS aus dem
land und Dänemark .                                                       Jahr 2010

2013 durchquerten nach Zählung der Wasser- und Schifffahrts-

                                                                                                                                              9
55°N

                                         Kleiner Belt                                                             Ostsee
                                             2843                                                             verwaltung 37.487 Schiffe den Fehmarn Belt und 49.569 Schiffe
                                       1412

                                               "
                                   "
                                 804                                                                                 " 4149 - jeweils in beiden Ost-Westrichtungen.
                                                                                                              die Kadetrinne

                                        "
                                               1431        Großer Belt
                   Flensburger Förde                         18621 10492                                     Nördlich Rügen 8207

                                                                "
                          1603 799  "                   8129                                                           4058
                                                                                                                               "                        " 3069

                                                          "
                                                                       "17403
                                     1075                                                                       Eine   Schiffszählung
                                                                                                                                    Sassnitz im Auftrag
                                                                                                                                               Adlergrund   der dänischen Femern A/S aus
                                                                                                                                                          6245
                                      " "                                                         Mecklenburger Bucht                15054
                                                                                                                                                       "
                                                                                                                                                     3176
                                 Schlei
                                  2139 1064        Kieler Bucht
                                                                        Fehmarnbelt
                                                                           37487
                                                                                                                dem Jahr 2008         - kurz vor der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskri-
                                                                                                                                   7565 7489

                                                                                                                                    "
                                                                                            Kadetrinne                                                     e Bucht
                                                                                                                se  - ergab     sogar   rundPom 47.000
                                                                                                                                                   merschSchiffspassagen  im Fehmarn Belt. Mit

                                                                                                                                     "
                                                                                                                                    "
                                   489                            20084
                                                                          "                   49569

                                                                                                                                   "
                                                                                                                               14141 19327
                                   "

                       Eckernförder Bucht      Kieler Förde

                                                                                                   "
30                                                                                                  25803                                       "
                                                                                          23766                 der2358
                                                                                                                      Erholung
                                                                                                              Stralsund N-Anst.    der Konjunktur
                                                                                                                          1177 Mukran              2784 steigen die Passagezahlen wieder an.
                                               "

                                                  42264

                                                                                              "
esterhever                     980      491                         " Fehmarnsund
                                                                   1260                                                            33468
                                               "

                                                                                                                        "
                                          "

  1522                                 21181                                                                     1181                           Swin DeepWater
                                         "

                                                                                                                   "
                                                21083
                                                                                                                                 2757 2361
                                                                     "   2471                                                                  "     5145
                                   13206  "                        1211                                                 657          "
                    Eider
                                  NOK Ost 13296                                                               Bei allen"Unwägbarkeiten
                                                                                                               Strelasund   "                      der
                                                                                                                                         Greifswalder     Konjunktur-Entwicklung ist davon
                                                                                                                                                      Bodden
                                     26502                                                                         1299 642                "     5421
                                                                                                              auszugehen,       dass
                                                                                                                                   2526 die2664
                                                                                                                                              Verkehre auf der Ostsee deutlich zuneh-

                                                                                                                                           "
ider                                                                                                25879

                                                                                              "
                                                                                                                            282

                                                                                                                                   "
                                                                                         25707 Rostock                                  2557

                                                                                                                                           "
                                                                                             "
74                Verkehrszahlen im Bereich der westlichen Ostsee.                                            men Greifswald
                                                                                                                     werden.     Schon     bei einem „low case“ -Scenario ist mit einer

                                                                                                                                "
                      NOK                                                                                                       284   Peenestrom
                                                         Lübe cker                      Unterwarnow 51586               566
                  (Quelle: Wasser- und Schifffahrtsverwaltung)                                                                           5083                       54°N
piep                                                                                                          Verdoppelung des Verkehrs im Fehmarn         10304       Belt von 40.000 auf

                                                                                                                                                           "
                                                                              t
9                                                     Lübeck-Travemünde Buch                                                                   10352

                                                                                                                                                   "
         Brunsbüttel
                                                            25864                                             80.000 SchiffspassagenSwin        zu rechnen.      Das ergibt sich aus einer Pro-
                                                                                                                                                   Nordansteuerung
                                                          12937 12927                                                             Peene
                                                               "

            38304                                                                                                                                      20656
                                                                                                              gnose, die im Auftrag der Femern A/S von Wirtschaftsforschungs-
                                                              "

                                                                                 5038
                                                                                  "

28062      19110
              "                                                           5051 Wismar
                                                                                  "

                                                                Trave
              "     14741                                                       10089                         instituten für die Verkehrsentwicklung im Fehmarn Belt erstellt
                  "

 en     19194
               Elbe Stör
                                                                                                              worden ist.
                  "

6           13656 28397

Arm
                             15325
                                                                                                              Die Zunahme des Verkehrs wird vor allem durch Dry Cargo-Schiffe
                              " Tinsdal
                               "  30432
                                                                                                              und hier besonders Containerschiffe getragen. Weiter fällt die
                            15107
                                                                                                              Verdoppelung der Zahl der Tankschiffe auf. Ebenso auffällig ist
                                                                                                              die Zunahme des Passagierverkehrs, der sich nicht zuletzt aus der
                                                                                                              zunehmenden Kreuzschiffahrt in der Ostsee ergibt.

                                                                                                              Die Schiffe werden immer größer: Ein Beispiel für XXL-Container-
                                                                                                                                                        53°N
                                                                                                              schiffe, die bereits heute auf der Ostsee verkehren, ist die MAERSK
                  Schiffzählung 2008 (Quelle: Femern A/S)                                                     ELBA mit über 13.000 TEU, die wöchentlich Gdansk anläuft. Weite-
                                                                                                              re Schiffe dieser Größe sind bereits gefolgt. Inzwischen verkehren
                                                                                                              auch die ersten „Triple E“-Schiffe mit 18.000 TEU der Reederei
                                                                                                              Maersk auf der Ostsee. Vergleichbare Größen weisen inzwischen
                                                                                                              auch Kreuzfahrtschiffe auf, die zunehmend auf der Ostsee ver-
                                                                                                              kehren.

        9°O                             10°O                        11°O                        12°O                    13°O                        14°O

                                                                                                                                                   Datum: 28.02.2014
                  Zunahme des Verkehrs im Fehmarn Belt bis 2030 - Prognose Femern A/S

                  Zunahme des Verkehrs auf der gesamten Ostsee bis 2030
                  Prognose Femern A/S (2011)

                  10
Russland plant, die Hälfte seiner Ölproduktion über die Ostsee zu verschiffen

Der Grund für die künftige starke Zunahme von Tankerverkehren         Auf den Transport derartiger Mengen bereiten sich die Reederei-
auf der Ostsee ist Russlands Planung, die Hälfte seiner Ölprodukti-   en vor. Auf den Reißbrettern der Schiffs-Konstrukteure entsteht ein
on über den Hafen Primorsk zu verschiffen.                            sehr großes Tankschiff: Der Baltic Max-Tanker.

Primorsk, das 140 km westlich von St. Petersburg auf der Nordseite
des Golfs von Finnland liegt, verfügt bereits heute über 4 Öl-
Terminals, über die 34,5 Mio. t Öl pro Jahr umgeschlagen werden.
Hier werden rund 350 Tanker jährlich abgefertigt. Die russischen
Planungen sehen eine Steigerung des Umschlags auf ca. 120 Mio.
t pro Jahr vor. Für diesen Zweck wird der Hafen weiter ausgebaut.
Dies entspricht einer künftigen Abfertigung von ca. 1.200 Tank-
schiffen pro Jahr.

                                                                      Baltic-MAX-Tanker – Hauptdaten: Tragfähigkeit: 209.000 tdw;
                                                                      Länge über alles: 325,5 m; Breite: 66 m; Tiefgang: 15 m;
                                                                      Finnische Eisklasse 1A

                                                                      Das Schiff ist speziell für die besondere Situation der sensiblen
                                                                      Ostsee entworfen worden. Besonderer Wert wird auf den Umwelt-
                                                                      schutz gelegt: Es besitzt Doppelhülle, Doppelruder, zwei unabhän-
                                                                      gig voneinander arbeitende Maschinen, zwei Propeller und zwei
                                                                      getrennte Kontrollsysteme. Damit soll erreicht werden, das Schiff
                                                                      unter allen Umständen manövrierfähig zu erhalten.

                                                                       Hafen Primorsk heute: 4 Tanker können gleichzeitig abgefertigt werden.

                                                                                                                                         11
12
3. Planung und Betrieb von Offshore Windparks in der Ostsee

             Ostsee: Offshore Windparks
                        10°0'0"E                   11°0'0"E                12°0'0"E                       13°0'0"E                 14°0'0"E

                                                                                                                                                                       Grenzen
                                                                                                                                                                           Küstenmeer
                                                                                                                      S
                                                                                                                      S cc h
                                                                                                                           hwwe
                                                                                                                              edde
                                                                                                                                 enn                                       Festlandsockel / AWZ
                                                                                                                                                                           Internationale Grenze
                                                                                                                                                                       Offshore Windparks
                                                                  D
                                                                  Dään
                                                                     neem
                                                                        maa rr kk
                                                                                                                                                                           in Betrieb
                                                                                                                                                                           im Bau
                                                                     Betrieb                                                                                               genehmigt
                                                                                                                                                                           beantragt
 55°0'0"N                                                                                                                                                   55°0'0"N       nicht genehmigt
                                                                                                                                                                       Energie-Plattformen
                                                                                                                                                                           Umspannplattform, in Betrieb
            Flensburg                                     Planung                                                                                                          Umspannplattform, im Bau
                                                                                                                                                                           Umspannplattform, genehmigt
                                                                                                                                                                           Umspannplattform, beantragt
                                                                                                                                                                       Netzanbindungen
            Schleswig                                                                                                                                                      in Betrieb
                                                                                                                                                                           im Bau
                                                                                                                                                                           genehmigt
                                   Kiel                                                               Stralsund
                                                                                                                                                                           beantragt

                                                                                      Rostock                         Greifswald
 54°0'0"N                                                                                                                                                   54°0'0"N

                                                                                                Betrieb
                                                                 Wismar
                                          Lübeck

                             Hamburg                          Planung
                                                                                                                                               P
                                                                                                                                               Poo ll e
                                                                                                                                                      enn

            Externe Datenquellen:                                                                                                                                      Geodätisches Datum: WGS 84
            Ministerium für ländliche Räume (S-H)                                                                                                                      Kartenprojektion: Mercator (54°N)
            Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung (M-V)
 53°0'0"N   Bezirksregierung Kalmar (Schweden)                                                                                                              53°0'0"N   BSH / M5 - 28.02.2014

                        10°0'0"E                   11°0'0"E                12°0'0"E                       13°0'0"E                 14°0'0"E
                                                                                                                             http://www.bsh.de/de/Meeresnutzung/Wirtschaft/CONTIS-Informationssystem/index.jsp

In der Ostsee genehmigte deutsche Windparks

Ostsee (AWZ)                                                                                                    Alle Windparks befinden sich nahe der Hauptschifffahrtsrouten
Arkona-Becken Südost - 35 km nordöstl. von Rügen,                                                               und engen damit die bisher zur Verfügung stehende Verkehrsflä-
80 Anlagen mit 360 MW                                                                                           che deutlich ein. Risiken entstehen dabei zum Beispiel durch:

EnBW Windpark Baltic 2 (ehemals Kriegers Flak)                                                                  • Die Einschränkung der freien Manöverfläche großer Schiffe
32 km nördl. von Rügen - 80 Anlagen mit 288 MW                                                                  • Die Geringere Driftfläche und damit erheblich kürzere Zugriffszeit
                                                                                                                  bei manövrierunfähig treibenden Schiffen
Wikinger (ehemals Ventotec Ost 2) - 35 km nordöstl. von Rügen,                                                  • Starke zusätzliche Verkehre von Service- und Errichterfahrzeu-
80 Anlagen mit 400 MW                                                                                             gen für die Windparks
                                                                                                                • Die erheblich eingeschränkte ARPA-Wahrnehmung von Klein-
Ostsee (12-SMZ)                                                                                                   fahrzeugen, die den Windpark verlassen
GEOFReE - Mecklenburger Bucht - 5 Anlagen mit 25 MW                                                             • Sportboote und Fischereifahrzeuge, die gerade bei widrigen
                                                                                                                  Bedingungen den Windpark in den Bereich der Großschifffahrt
Insgesamt: 4 Windparks, 255 Anlagen mit rd. 1.073 MW                                                              verlassen müssen.

AWZ = Ausschließliche Wirtschaftszone: Genehmigung Bundesamt für
Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
12 SMZ = 12 Seemeilen-Zone: Genehmigung Landes-
und Bezirksregierungen

                                                                                                                                                                                                           13
14
4. Feste Fehmarn-Belt-Querung

Der Bau einer festen Querung des Fehmarnbelts zwischen Dä-
nemark und Deutschland ist ein europäisches Verkehrsprojekt.
Es sieht eine 19 Kilometer lange Querung und einen Ausbau
der Schienen- und Straßen-Hinterlandanbindungen in Deutsch-
land und Dänemark vor. Die Kosten von ca. 5,5 Mrd. Euro trägt
überwiegend Dänemark. Mautgebühren in Höhe heute üblicher
Schiffspassagegebühren sollen das Projekt refinanzieren. Nach
heutigem Stand ist davon auszugehen, dass das Projekt, dessen
Für und Wider hier nicht erörtert werden kann, realisiert wird.

Die dänische Betreibergesellschaft „Femern A/S“ wollte Ende 2012
mit den Bauarbeiten beginnen; 2018 sollte die Querung in Betrieb
genommen werden. Mittlerweile wurden diese Daten aber zwei
Jahre nach hinten verschoben. Zudem soll nun anstatt der erst
favorisierten Brücke ein Tunnel gebaut werden.

Für die Hinterlandanbindung auf deutscher Seite begannen im
Oktober 2010 Voruntersuchungen für das Raumordnungsverfah-
ren. Die Baureife wird für 2016 und die Inbetriebnahme für 2020
angestrebt.

Eine – nach heutigem Stand unwahrscheinliche - Brückenlösung
würde zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs
führen, die besondere Vorkehrungen erfordert, um die Sicherheit
und Leichtigkeit des Verkehrs zu ermöglichen.

Der Bau eines Tunnels unter dem Fehmarn Belt wird nicht zu einer
dauerhaften Beeinträchtigung führen, erfordert jedoch für die Zeit
der Bauphase ebenfalls besondere Sicherheitsvorkehrungen, um
neben um neben der Sicherheit des Schiffsverkehrs auch einen
sicheren Baustellenbetrieb zu gewährleisten.

                                                                     15
16
5. Die Herausforderungen und Risiken

Unfälle und ihre Ursachen

Generell ist die Schifffahrt sicherer geworden, und die Zahl der Un-
fälle nimmt kontinuierlich ab. Dennoch bleiben Risiken und neue
Herausforderungen, die auch die Ostsee betreffen.

Die häufigsten direkten Folgen von Havarien in der internationa-
len Schifffahrt waren 2012 Untergang (49% der Fälle), Schiffbruch/
Auflaufen auf Grund (22%) und Brand/Explosion (10 Prozent),
wogegen Defekte des Schiffskörpers oder Maschinenversagen
lediglich rund 2% der Schäden ausmachen. 59% aller Verluste
betreffen Handelsschiffe und Fischereifahrzeuge. (1)

Die meisten Schäden gehen auf „menschliches Versagen“ zu-
rück – eine breit gefasste Kategorie, die für etwa 75% bis 96% der
tödlichen Unfälle auf See verantwortlich ist. Konkurrenzdruck unter
den Reedereien sowie Übermüdung gelten häufig als Ursachen.
Dies ist insbesondere in verkehrsreichen Gebieten wie der Ostsee
ein großes Problem, da die Besatzungen dort nur kurze Ruhezeiten
zwischen den Einsätzen haben.

Der „Human Factor“ betrifft (2):

Ausbildung und Arbeit:
Angesichts des steigenden Kostendrucks versuchen viele Reeder,
Besatzungen aus Schwellenländern anzuwerben, da deren Lohn-
forderungen geringer sind. Obwohl sich die IMO diesem Thema
widmet und internationale Standards einführt, sind Schulungspro-
gramme und Beurteilungen noch nicht einheitlich und können
so zu unterschiedlichen Kenntnissen bei Besatzung und Offizieren
führen. Zudem stellen die internationalen Ausbildungsvorschriften
lediglich Mindeststandards dar.

Besatzung:
Die Besatzungsstärke ist in einem wettbewerbsintensiven Sektor,                                Sprachbarrieren:
trotz der beträchtlich verbesserten Effizienz moderner Schiffe,                                Sprachbarrieren sind angesichts der Abhängigkeit vom Engli-
nach wie vor ein Risiko und kann den Sicherheitsspielraum gefähr-                              schen als der „Sprache der Seefahrt“ ebenfalls eine potenzielle
den. Einige Experten halten die vorgeschriebene Mindest-Besat-                                 Gefahr. Die zunehmende Internationalisierung der Besatzungen
zungsstärke für zu gering und weisen darauf hin, dass bei minima-                              erschwert die Kommunikation im Notfall und führt zu folgen-
lem Personal keine Zeit für die unvermeidbaren Extraaufgaben                                   schweren Missverständnissen im Tagesgeschäft.
bleibt, die ein 24-Stunden-Betrieb erfordert. So stellen Risiken
durch menschliche Faktoren, wie z.B. Müdigkeit, eine entschei-                                 Ungenügendes Risikomanagement:
dende Unglücksursache dar.                                                                     … ist und bleibt eine Herausforderung, denn in einer Umfrage
                                                                                               wurde es als Haupt- oder zumindest Mitursache für fast 40% der
                                                                                               Unfälle genannt.
1
 Allianz Global Corporate & Specialty: Safety and Shipping Review 2013
2
 Studie “Safety and Shipping 1912-2012: From Titanic to Costa Concorida”, Allianz Global
Corporate & Specialty in Zusammenarbeit mit dem Seafarers‘ International Research Centre der
Universität Cardiff.

                                                                                                                                                                17
Bürokratie:                                                            Besondere Risiken: Ölunfälle
Bürokratie stellt eine weitere Belastung für Besatzung und Offiziere
dar, da sie von anderen Aufgaben ablenkt und so ein potenziel-         Ein besonderes Risiko stellt der zunehmende Öltransport dar. Er
les Sicherheitsrisiko birgt. Minimal-Besatzungsstärken verschlim-      birgt ein schweres Risiko für die Ostsee, die ein besonders sensibles
mern diese Situation noch, da so die ohnehin schon überforderte        Meer ist. Sie ist sauerstoffarm und vergleichsweise kalt. Daher ist
Besatzung noch größerem Druck ausgesetzt wird.                         ihre Fähigkeit, Öl abzubauen besonders gering ausgeprägt. Nicht
                                                                       ohne Grund zählt auch sie zu den SECA- Zonen. Ein schwerer
                                                                       Ölunfall würde verheerenden Einfluss auf das Öko-System der
Mehr Verkehr - Größere Schiffe                                         Ostsee haben und negative Folgen wie sie nach dem Unfall der
                                                                       Deepwater Horizon im Golf von Mexiko aufgetreten sind, bei wei-
Schon heute sind die Ostsee, ihre Zufahrten und Engen dichten          tem und für Jahrzehnte übertreffen.
Schiffverkehr ausgesetzt. Zugleich wachsen bereits heute die
Schiffsgrößen an. Im Containerschiffsverkehr bricht mit dem Einzug     Erinnert sei hier an den Fall des Tankers PRESTIGE, der im Jahr 2002
von XXL- und Triple E-Schiffen und vergleichbar großen Kreuz-          auf seiner Reise von Lettland, durch die Kadetrinne und den Feh-
fahrtschiffen eine neue Ära an. Und heute schon befahren große         marnbelt nach Singapur in einem Sturm vor der spanischen Küste
Tankschiffe mit zum Teil über 100.000 t Tragfähigkeit die Ostsee.      zerbrach. Dabei liefen 64.000 t Öl aus und verursachten dort eine
Allein über den Hafen Primorsk werden heute über 300 Tankschiffe       der bisher größten Umweltkatastrophen der Seefahrt an euro-
abgefertigt. Ihre Zahl wird bei vollem Ausbau des Hafens auf rund      päischen Küsten. Das 26 Jahre alte Schiff, das auf den Bahamas
1.200 wachsen.                                                         registriert, unter Management einer liberianischen Firma mit Sitz in
                                                                       Griechenland, von der russischen Zweigstelle eines Konzerns mit
Zugleich wird beobachtet, dass der Ausbildungsstand insbeson-          Sitz in der Schweiz gechartert war, befand sich in einem desola-
dere auf Schiffen unter Billigflaggen trotz aller internationalen      ten Zustand. Es hätte bereits in der Ostsee havarieren können.
Bestrebungen und Abkommen über die Ausbildung von Schiffs-
besatzungen und die Sicherheit der Schiffsführung zu wünschen          Die Gefahren, die von auslaufendem Öl ausgehen, beschränken
übrig lässt.                                                           sich jedoch bei weitem nicht auf Tankschiffe. Wie der Fall der
                                                                       RENA zeigt, die 2011 vor Neuseeland aufgrund nachlässiger Navi-
Mit der erwarteten Zunahme der Schiffsverkehre steigt die Kolli-       gation auf Grund lief und die größte Umweltkatastrophe in dieser
sionsgefahr vor allem in den engen Passagen des Fehmarn Belts          Region auslöste, bergen auch Containerschiffe vergleichbare
und der Kadetrinne. Eine Lotsenpflicht besteht bis heute nicht.        Gefahren bei Kollisionen oder Strandungen.
Freiwillige Lotsendienste werden jedoch angeboten und zum Teil
auch in Anspruch genommen.                                             Die Zuständigkeit für den Katastropheneinsatz auf See liegt beim
                                                                       Havariekommando, das bereits in der Vergangenheit kompetent
Die Ostsee-Anrainer verhandeln seit Jahren über die Einführung         gute Arbeit geleistet hat.
einer Lotsenpflicht im internationalen Fahrwasser ins besondere
der Kadetrinne, ohne dass es zu einer Lösung gekommen ist. Eine        Für schwere See-Unfälle liegen in der Ostsee Notschlepper bereit,
schnelle Lösung ist nicht zu erwarten. Dagegen bietet die Schaf-       und Notankerplätze, deren Position nicht öffentlich bekannt ge-
fung von Anreizen für die freiwillige Annahme von Lotsen gute          geben wird, sind vorhanden. Darüber kann das Havariekomman-
Aussicht auf Erfolg.                                                   do havarierte Schiffe in geeignete Häfen schleppen lassen – auch
                                                                       Schiffe, aus denen Öl in großen Mengen ausströmt. Ein hierfür
Weiter bestehen in der Kadetrinne und im Fehmarn Belt Ver-             besonders eingerichteter Nothafen ist nicht vorhanden.
kehrsüberwachungen auf deutscher wie auf dänischer Seite. Sie
haben beratende Funktion, dürfen jedoch keine zwingenden               Dennoch: Dies ist unbefriedigend, da keine der vorhandenen
Anweisungen erteilen.                                                  Lösungen die Ostsee wirksam vor einer Ölpest schützt. Daher
                                                                       ist gemeinsam mit dem Havariekommando zu prüfen, welche
Der Bau einer festen Fehmarn Belt-Querung wird Beeinträchti-           zusätzlichen Hilfsmittel eingesetzt werden können und müssen.
gungen des Schiffsverkehrs mit sich bringen. Ihre Dauer ist davon      Ebenso wichtig ist, ihm die dafür benötigten Finanzmittel und
abhängig, welche Lösung für die Querung gewählt wird. Bleibt           zusätzliches zur Verfügung zu stellen.
es bei dem Bau eines Tunnels, sind die Beeinträchtigungen zwar
temporär, aber doch schwerwiegend.                                     Dies ist auf Dauer eine gute Investition in den Umweltschutz auf
                                                                       der Ostsee.

18
6. Empfehlungen für eine Verbesserung der Verkehrssicherheit

Vorbemerkung                                                          Empfehlungen

Die Nautischen Vereine sind sich darüber im Klaren, dass die im       Generelle Empfehlungen für Fehmarn Belt und Kadetrinne
Folgenden aufgeführten Empfehlungen nicht von Deutschland
allein durchgesetzt werden können, sondern internationale Rege-        Lotsenannahme:
lungen auf der Ostsee berühren. Daher begrüßen sie die Bemü-          Anreize für die freiwillige Annahme von Lotsen geben.
hungen von HELCOM und unterstützen ausdrücklich den Baltic            Ein Desiderat bleibt dennoch die Einführung der Lotsenpflicht für
Sea Plan. Die hier ausgesprochenen Empfehlungen beziehen sich         bestimmte Schiffsgrößen und Tiefgänge in der Kadettrinne.
in erster Line auf die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf
der Ostsee und sollten Eingang in die Beratungen des Baltic Sea        Verkehre in engen Gewässern:
Plan finden. Soweit sie sich auf die Gewässer der Bundesrepub-        Verkehrstrennungsgebiet im Fehmarn Belt über IMO einrichten.
lik Deutschland beziehen, sollten sie möglichst bald umgesetzt
werden.                                                                Tanker-Verkehre:
                                                                      Tankerroute einrichten mit Sicherheitsabstand zu den anderen
                                                                      Verkehren. Tanker an Tiefwasserwege binden.

                                                                       Verkehrsüberwachung:
                                                                      Einrichtung eines Vessel Tracking Systems (VTS) nach internationa-
                                                                      len Standards.
                                                                      Überwachung und Führung des Verkehrs wie in der Luftfahrt.
                                                                      Ständige und international abgestimmte Präsenz auf See von
                                                                      Schiffen und Luftfahrzeugen der Küstenwachen.

                                                                       Ahndung von Regelverstößen:
                                                                      Regelverstöße müssen konsequent und im Ostseeraum vergleich-
                                                                      bar geahndet werden.

                                                                       Vorkehrungen gegen Folgen von Ölunfällen:
                                                                      Speziell für diesen Fall ist das Notfallkonzept der Anrainerstaaten
                                                                      zu überprüfen und zu aktualisieren. Weiter ist zu prüfen, ob, wo
                                                                      und wie ein Nothafen angelegt werden oder ob eine vergleich-
                                                                      bar effektive Lösung gefunden werden kann, um die Ostsee
                                                                      zuverlässig vor den Folgen von Ölkatastrophen zu schützen.

                                                                       Verbesserte Ausstattung der Schifffahrtsbehörden:
                                                                      Das Havariekommando ist mit mehr Personal und Finanzmitteln
                                                                      auszustatten. Dies gilt ebenfalls für das BSU, das nur durch sorgfäl-
                                                                      tige Untersuchungen von Unfällen zukünftige Gefahren identi-
                                                                      fizieren und daraus Präventionsmaßnahmen entwickeln kann.
                                                                      Dies darf nicht zulasten des allgemeinen Verkehrshaushalts und
                                                                      zulasten von Verkehrsinvestitionen gehen.

                                                                       Gründung einer zentralen „Deutschen Küstenwache“ mit
                                                                      hoher Präsenz, Interventionsfähigkeit und Ausdauer auf See, auch
                                                                      als zukünftiger Partner einer engeren grenzüberschreitenden Zu-
                                                                      sammenarbeit der verschiedenen Küstenwachen in der Ostsee.

                                                                                                                                        19
Sicherheitsvorkehrungen für die Bauphase der festen Fehmarn Belt-Querung

Die deutsche Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt -Au-     Vorfahrtsregeln für Große Tanker und Containerschiffe (Free
ßenstelle Nord- und ihr dänisches Pendant befinden sich bereits     Flow) zum Passieren des Baustellenbereiches erlauben.
in vertrauensvollen und zielführenden Gesprächen für Sicherheits-
maßnahmen während der Bauphase einer festen Fehmarn Belt-            Eskortierungspflicht mit Schlepper für Tanker.
Querung. Dabei geht es um:
                                                                     Schlepper-Annahmepflicht oder Eskortierung von Schiffen mit
                                                                    großen Windflächen ab einer festzulegenden Wetterlage bei
                                                                    großer Verkehrsdichte festlegen.

                                                                     Annahme von Steurern vorhalten.

                                                                     Sicherheitszonen um die Baustellen einrichten.

                                                                     Überholverbote im Baustellenbereich einrichten.

                                                                     Wach- und Beobachtungsboote auf Positionen verteilen.

                                                                     Notfallschlepper in unmittelbarer Nähe positionieren.

                                                                     Rettungsfahrzeuge, Helikopter ausreichend vorhalten.

                                                                     Notaufnahmestationen in umliegender Umgebung einrichten.

                                                                     Arbeitskoordinierungsgruppe für den Bauablauf aufbauen.

                                                                     Behördenüberwachung sicherstellen.

                                                                    Die Sicherheitsvorkehrungen für die Passage des Fehmarn Belts
                                                                    nach Fertigstellung der festen Fehmarn Belt-Querung sind abhän-
                                                                    gig von der endgültig gewählten und realisierten Lösung.

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5. Oktober 2011: MV RENA läuft vor Neuseeland wegen fahrlässiger Navi-
gation auf Grund und löst die größte Umweltkatastrophe in dieser Region
aus. Unglücksursache: Human Factor.

                                                                                                            Die Zukunft auf der Ostsee - ein Beispiel:
                                                                                                 MSC IRENE - 13.800 TEU - Tragfähigkeit 157.092 tdw
                                                                          Länge: 365,50m - Breite: 51,20 m - Seitenhöhe 29,90 m - Tiefgang: 15,50 m
                                                                                            Maschinenleistung 72.240 kW (98.219 PS) - max. 24,1 kn

                                                                                                                                                  23
Für die Nautische Vereine
Kiel, Lübeck, Neustadt, Rostock, Wismar und Vogelfluglinie:

Nautischer Verein zu Kiel e.V.
c/o Sartori & Berger
Wall 47/51, D-24103 Kiel
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