2/2021 Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten Schwerpunkt "Neue ...

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2/2021

● Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie ● Umsatzsteuerpflicht für
kommunale Tätigkeiten ● Schwerpunkt „Neue Radverkehrskonzepte“ ● Bildungsgänge
an den Berufskollegs online entdecken
2/2021 Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten Schwerpunkt "Neue ...
EILDIENST 2/2021                                                                                               Auf ein Wort

                                        Zu Hause und doch weiterhin
                                        bürgernah: Homeoffice und mobiles
                                        Arbeiten in den Kreisen
                                        Trotz einschneidender Maßnahmen zur Kontaktminimierung und zunächst deut-
                                        lich, inzwischen nur noch leicht sinkender Zahlen fällt das Infektionsgeschehen mit
                                        COVID-19 noch zu hoch aus. Immerhin ist in zwei Kreisen und einer kreisfreien
                                        Stadt in Nordrhein-Westfalen der von Bund und Ländern angepeilte Inzidenzwert,
                                        also die Anzahl von Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern auf der Basis einer
                                        7-Tage-Betrachtung Anfang Februar schon unterschritten worden. Allerdings ver-
                                        schärft sich die Situation durch unterschiedliche Virus-Mutationen, deren präzises
                                        Ausmaß unbekannt ist. Nachhaltig wirkende Kontaktreduzierung ist deshalb nach
                                        wie vor die Leitlinie. Daraus ergibt sich, dass Kontakte und damit das Ansteckungs-
                                        risiko auch am Arbeitsplatz konsequent verringert werden müssen. Mit diesem Ziel
                                        hat das Bundesarbeitsministerium die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung erlas-
                                        sen. Am 1. Februar 2021 in Kraft getreten, soll sie am 15. März 2021 wieder außer
                                        Kraft treten, wobei abzuwarten bleibt, inwiefern das weitere Infektionsgeschehen
                                        eine Verlängerung der Verordnung erfordert.
Um den Gesundheitsschutz der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu gewährleisten, sieht die SARS-CoV-2-Arbeitsschutz­
verordnung verschiedene Maßnahmen zur Kontaktreduzierung vor. Unter anderem werden Arbeitgeber dazu verpflichtet,
den Beschäftigten im Fall von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese Tätigkeiten in ihrer Wohnung
auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen. Also ist damit kein gesetzlicher Anspruch
auf Arbeiten im Homeoffice bzw. eine korrespondierende Homeoffice-Verpflichtung des Arbeitgebers verbunden. Arbeit-
geber können niemanden zur Heimarbeit verpflichten, sind aber gehalten, ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im
Regelfall das Arbeiten im Homeoffice anzubieten, sofern keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen.
Was für Teile der Wirtschaft Neuland sein mag, ist für die nordrhein-westfälischen Kreise alles andere als neu. Im Rahmen
einer familienorientierten Personalpolitik bieten sie ihren Beschäftigten auf der Grundlage entsprechender Dienstvereinba-
rungen bereits seit längerem flexible Arbeitsformen an. Dazu zählt nicht zuletzt das Arbeiten im Homeoffice (und zuneh-
mend das mobile Arbeiten), wobei sich dieser Trend im Zuge der Corona-Pandemie weiter verstärkt hat. Homeoffice und
mobiles Arbeiten sind heute für einen nicht geringen Teil der Mitarbeiterschaft der nordrhein-westfälischen Kreise Norma-
lität. Mit der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung wird also für die Kreise keine gänzlich neue Rechtslage geschaffen,
jedenfalls aber ein zusätzlicher Anstoß gegeben. Tatsächlich ist in vielen Kreisen mittlerweile rund die Hälfte der Mitarbei-
terschaft im Homeoffice oder mobil tätig, Tendenz steigend. Dabei gibt es Fachbereiche und Dezernate, die aufgrund ihrer
Aufgabenstellung deutlich mehr Beschäftigte im Homeoffice ausweisen als andere Dienststellen der Kreisverwaltungen.
Gleichwohl hat sich der Denkansatz, was alles mit Homeoffice ermöglicht werden kann, verstärkt. Im Mittelpunkt steht
längst nicht mehr die Aufzählung dessen, was alles mit mobilem Arbeiten nicht erreicht werden kann oder inwiefern damit
anderweitige Defizite bzw. Nachteile entstehen, was zum Beispiel im Bereich der persönlichen Kommunikation sowohl der
Beschäftigten untereinander als auch mit den Bürgerinnen und Bürgern oder Unternehmen auf der Hand liegt. Wichtig
erscheint, dass in diesem Prozess möglichst viele Rückkoppelungen und Dialogmöglichkeiten mit Adressaten verbleiben,
die ausschließlich elektronischer Kommunikation mit Kommunalverwaltungen skeptisch oder ablehnend gegenüberstehen.
Die bislang mit dem Arbeiten im Homeoffice oder auch dem mobilen Arbeiten gewonnenen Erfahrungen der Kreise sind
durchweg positiv. Akzeptanz sowie Zufriedenheit bei Mitarbeiterschaft und Führungskräften sind hoch; viele Beschäftigte
zeigen sich interessiert, die Arbeit am heimischen oder mobilen Arbeitsplatz nach der Corona-Pandemie fortzuführen.
Wie wird es nach dem Außerkrafttreten der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung und dem sehnlichst erhofften Ab­-
klingen bzw. der erfolgreichen Bekämpfung der Corona-Pandemie weitergehen? Spannend ist insbesondere die Frage, ob
die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung verlängert oder eventuell sogar die frühere Ankündigung des Bundesarbeits­
ministers umgesetzt wird, einen Rechtsanspruch auf Homeoffice bzw. mobiles Arbeiten zu normieren. Letzteres dürfte eher
ein Thema für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf werden. Sollte es zu einem solchen gesetzlichen Anspruch auf
Homeoffice oder mobiles Arbeiten kommen, wäre das jedenfalls aus Sicht der nordrhein-westfälischen Kreise nicht ziel-
führend. Die vor Ort in einem breiten Konsens mit Beschäftigten und Personalvertretung verabredeten Modelle flexiblen
Arbeitens würden dann unter Umständen wieder in Frage gestellt. Grundsätzlich sollte dem Dienstherrn bzw. dem Arbeit-
geber die Entscheidung darüber vorbehalten bleiben, wo und unter welchen Rahmenbedingungen die von ihm bezahlte
Arbeitsleistung erbracht wird. Gesetzlicher Vorgaben und Auflagen bedarf es insoweit nicht, Flexibilität und Gestaltungs-
spielräume von Verwaltung und Beschäftigten sollten nicht unnötig durch den Gesetzgeber eingeengt werden.
                                                                             Dr. Martin Klein
                                                                             Hauptgeschäftsführer
                                                                             des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                           49
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Inhalt EILDIENST 2/2021

 Kavalleriestraße 8
                                                     AUF EIN WORT                                               49
 40213 Düsseldorf                                    ______________________________________________________________
 Telefon 0211/ 300 491-0
 Telefax 02 11/ 300 491-660
 E-Mail: presse@lkt-nrw.de                           THEMA AKTUELL
 Internet: www.lkt-nrw.de
                                                     Kreise bauen Impfzentren in Eiltempo auf                   52
                                                     ______________________________________________________________
 IMPRESSUM

 EILDIENST – Monatszeitschrift
 des Landkreistages                                  AUS DEM LANDKREISTAG
 Nordrhein-Westfalen
                                                     Außerordentliche Kreiskonferenz: NRW-Kreise beraten
 Herausgeber:
 Hauptgeschäftsführer
                                                     über Corona-Impfstrategie und Flüchtlingsaufnahmegesetz    55
 Dr. Martin Klein                                    ______________________________________________________________

 Redaktion:                                          Ergebnisse der Kommunalwahl – Korrektur                    57
 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn
 Beigeordneter Dr. Kai Friedrich Zentara             ______________________________________________________________
 Referent Karim Ahajliu
 Hauptreferent Dr. Markus Faber
 Hauptreferentin Dr. Andrea Garrelmann
 Hauptreferentin Dorothée Heimann                    SCHWERPUNKT:
 Pressereferentin Rosa Moya
 Referent Christian Müller
 Referent Roman Shapiro
                                                     Neue Radverkehrskonzepte für Nordrhein-Westfalen           58
 Referent Martin Stiller                             ______________________________________________________________

 Quelle Titelbild:                                   Mehr Lebensqualität und zukunftsfähige Mobilität
 Kreis Gütersloh
                                                     durch Velorouten im Münsterland                            60
 Redaktionsassistenz:                                ______________________________________________________________
 Gaby Drommershausen
 Astrid Hälker
 Heike Schützmann
                                                     Das Fahrrad zum Alltagsverkehrsmittel machen               62
                                                     ______________________________________________________________
 Herstellung:
 ALBERSDRUCK GMBH & CO KG                            Einrichtung erster Velorouten im Kreis Steinfurt –
 Leichlinger Straße 11
 40591 Düsseldorf                                    TRIANGEL und RadBahn Münsterland                           65
 www.albersdruck.de                                  ______________________________________________________________

 ISSN 1860-3319                                      Radverkehrskonzept Kreis Unna –
                                                     ein hierarchisiertes Kreisradnetz für den Alltagsverkehr   67
                                                     ______________________________________________________________

                                                     REGIONALE 2022: Das Radnetz OWL                            70
                                                     ______________________________________________________________

                                                     THEMEN

                                                     Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten –
                                                     Online-Vortragsveranstaltung des Freiherr-vom-Stein-Instituts 73
                     Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                     ______________________________________________________________

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EILDIENST 2/2021                                                            Inhalt

Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten –
Aktueller Stand und Herausforderungen zu § 2b UStG         76
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Kreisverwaltung antwortet mit Faktencheck
auf unberechtigte Kritik                                   89
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Auszug aus der Stellungnahme der kommunalen Spitzenverbände
zur Novelle der Bauordnung 2018                            90
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Pflegefinder-App bei NRW-Ideenwettbewerb ausgezeichnet     94
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DAS PORTRÄT

Christof Rasche, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion NRW:
„In den Kommunen schlägt das Herz unseres Landes.“         95
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IM FOKUS

Bildungsgänge an den Berufskollegs online entdecken        98
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KURZNACHRICHTEN                                                    100
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STICHWORTVERZEICHNIS UND EINBANDDECKEN 2020                        106
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PERSÖNLICHES

„Die perfekte Schnittstelle“: Paul Höller als Kreisdirektor gestartet 106
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HINWEISE AUF VERÖFFENTLICHUNGEN                                    107
______________________________________________________________

                                                                                51
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Thema aktuell                                                                                                           EILDIENST 2/2021

Kreise bauen Impfzentren in Eiltempo auf

     Innerhalb weniger Wochen haben die nordrhein-westfälischen Kreise ihre Impfzentren aufgebaut. Mitte Dezember
     2020 standen die Einrichtungen betriebsbereit. Eine logistische Herausforderung, bei denen die Kreise ihr Krisenma-
     nagement unter Beweis gestellt haben.

A    ls am 18. November 2020 der NRW-
     Gesundheitsminister Karl-Josef Lau-
mann erste Details zu den Impfzentren in
                                               veröffentlichte das Bundesgesundheitsmi-
                                               nisterium bereits Ende Oktober 2020.
                                                                                              der Messe Kalkar mit 2.700 Quadratme-
                                                                                              tern Fläche und 250 Parkplätzen das Impf-
                                                                                              zentrum mit sechs parallelen Impfwegen.
NRW bekanntgab, liefen die Planungen in        Am 23. November verständigten sich das         Der Kreis Siegen-Wittgenstein schaffte in
den Kreisen schon auf Hochtouren. Die Kri-     Land NRW und die Kommunen auf das              einem ehemaligen Baumarkt in Siegen-
senstäbe vor Ort bereiteten sich auf einen     weitere Vorgehen. In einer Telefonkonfe-       Eiserfeld auf 1.300 Quadratmeter ein Impf-
möglichst baldigen Impfstart vor: Logistik     renz mit den Landrätinnen und Landräten        zentrum mit sechs Impfstraßen, die bis zu
und Infrastruktur mussten geplant und          sowie den Oberbürgermeisterinnen und           1.500 Impfungen am Tag ermöglichen. Der
vorbereitet, alle Beteiligten aus den unter-   Oberbürgermeistern informierte NRW-            Rhein-Kreis-Neuss funktionierte die Turn-
schiedlichen Bereichen zusammengeführt         Gesundheitsminister Laumann über die           halle eines Berufskollegs in Neuss um und
werden und vor allem geeignete Standor-        Planungen des NRW-Gesundheitsmini-             richtete insgesamt acht Impfstraßen ein
te für die Impfzentren gefunden werden.        steriums zur Einrichtung der Impfzentren:      mit Kapazitäten für mindestens 400 Imp-
Denn jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt     Der Bund sei für die Beschaffung des Impf-     fungen am Tag. Der Kreis Steinfurt baute
sollte noch bis Ende des Jahres ein eigenes    stoffes verantwortlich. Das Land trage die     den Terminal 1 des Flughafens Münster/
Impfzentrum aufbauen.                          Verantwortung für den Gesamtprozess des        Osnabrück (FMO) in Greven zum Impf-
                                               Verimpfens sowie für die Logistik für Impf-    zentrum um, dass rund 1.500 Menschen
Zu dem Zeitpunkt gab es noch keinen            stoffe und Impfzubehör einschließlich der      täglich durchlaufen können. Dabei wurde
zugelassenen Impfstoff, auch stand noch        Verteilung der Impfstoffe. Die Kassenärzt-     für die Standortwahl neben baulichen Vor-
nicht fest, wann man in Deutschland mit        liche Vereinigungen sollten den medizini-      aussetzungen, die alle Vorgaben für den
einer Zulassung rechnen konnte. Doch           schen Teil und die kommunale Ebene den         Aufbau nach den aktuellen Sicherheits-
die Nachrichten von Pharmaunternehmen          nicht-medizinischen Teil der Impfumset-        und Hygienevorschriften ermöglichen, vor
zu den klinischen Studien ihrer Impfstoff-     zung vor Ort übernehmen.                       allem darauf geachtet, dass das Impfzen-
Entwicklungen waren vielversprechend:                                                         trum auch aus möglichst allen Städten und
Innerhalb weniger Tage meldeten mehrere        Mit Blick auf die Kreise und kreisfreien       Gemeinden im jeweiligen Kreisgebiet gut
Pharmaunternehmen einen Durchbruch in          Städte bedeutete das, dass sie für die Orga-   erreichbar ist. Barrierefreiheit in und um
der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes.      nisation geeigneter Standorte und Räum-        das Gebäude, große Parkflächen und eine
So meldeten das deutsche Unternehmen           lichkeiten für die Impfzentren, die Ausstat-   möglichst gute ÖPNV-Verbindung wurden
BioNTech und der amerikanische Phar-           tung und die Stellung des entsprechenden       berücksichtigt.
makonzern Pfizer am 18. November die           nicht-medizinischen Personals (etwa für
Abschlussanalyse ihrer Studiendaten, aus       die Anmeldung sowie für den Sicherheits-       Innerhalb kürzester Zeit wurde geplant,
der sich eine Wirksamkeitsrate von 90 Pro-     dienst) verantwortlich sein sollten. Von       entschieden und umgebaut: Es wurden
zent ableiten ließ. Kurz darauf legten der     den Impfzentren aus sollten zudem mobile       Eingangsbereiche zum Terminnachweis
US-Konzern Moderna und das britisch-           Impfteams entsandt werden, die u.a. in         und zur Anmeldung geschaffen. Es wurden
schwedische Pharmaunternehmen Astra-           Alten- und Pflegeeinrichtungen vor Ort         Wartebereiche gebaut, die allen Abstands-
zeneca nach und lieferten vielversprechen-     Impfungen durchführen.                         und Hygienevorschriften entsprechen. Es
de Daten zur Wirksamkeit ihrer Impfstoffe.                                                    wurden Impfstraßen im Einbahnstraßensys­
                                               Innerhalb weniger Tage gaben die Kreise        tem entwickelt, in denen das medizinische
Die Zeit drängte. Um auf eine schnelle         nach intensiven Recherchen bereits die         Personal der Kassenärztlichen Vereinigung
Zulassung vorbereitet zu sein, beschlos-       Standorte der künftigen Impfzentren            Untersuchungen und Impfungen durch-
sen Bund und Länder bereits in der             bekannt. Dann wurde geplant und umge-          führen kann. Es wurden Frischluft- und
Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin       baut. Für den Kreis Recklinghausen ent-        Abluftversorgungssysteme      eingerichtet,
mit den Regierungschefinnen und Regie-         stand eine 1.900 Quadratmeter große            Rettungswege geschaffen und Bereiche
rungschefs der Länder vom 16. November,        Leichtbauhalle nahe der Recklinghausener       zur Nachbeobachtung und anschließender
die geplanten Impfzentren und -strukturen      Innenstadt, in der abhängig von den ver-       Abmeldung konzipiert. Dabei arbeiteten
so vorzuhalten, dass eine kurzfristige Inbe-   fügbaren Impfdosen, rund 170 Personen          nicht nur Handwerker und Messebauer
triebnahme möglich sei. Schnell stand fest,    pro Stunde versorgt werden könnten. Im         in den knapp drei Wochen Hand in Hand,
dass die Impfzentren bis zum 15. Dezem-        Kreis Viersen wurde das ehemalige Dülke-       um Impfstraßen, Wartebereiche, Unter-
ber betriebsbereit sein sollten.               ner Krankenhaus umgebaut und es wur-           suchungsräume und vieles mehr umzu-
                                               den sechs Impfstraßen parallel eingerich-      setzen. Kreisverwaltung, Kassenärztliche
Zeitgleich wurden eine Nationale Impf-         tet. Der Rheinisch-Bergische Kreis baute       Vereinigung, Einsatzleitung, Feuerwehren
strategie entwickelt, die bei der Zulassung    die RheinBerg-Galerie in Bergisch Glad-        sowie Hilfsorganisationen wie Deutsches
eines Impfstoffes gegen Covid-19 als           bach zum Impfzentrum mit zunächst vier         Rotes Kreuz, Johanniter und Malteser
Richtlinie dienen und darlegen sollte, wer     Impfstraßen um, die auf acht ausgebaut         planten und koordinierten die Arbeiten
für was zuständig ist. Den ersten Entwurf      werden könnten. Der Kreis Kleve baute in       und Abläufe.

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2/2021 Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten Schwerpunkt "Neue ...
EILDIENST 2/2021                                                                                                         Thema aktuell

Am 15. Dezember waren die Impfzen-                                                             zeuge – von der Polizei, der Feuerwehr und
tren der 31 Kreise dann betriebsbereit.                                                        dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Letz-
Infrastruktur und Personal standen zum                                                         tere werden zusammen mit dem Malteser
vereinbarten Zeitpunkt bereit. Nur der                                                         Hilfsdienst auch den Realbetrieb unterstüt-
Impfstoff, der wenige Tage zuvor in den                                                        zen. Daneben standen zahlreiche Autos,
USA und Großbritannien eine Notfallzu-                                                         die Parkflächen waren mit Laternen ausge-
lassung erhalten hatte, fehlte in Europa                                                       leuchtet. Sobald die beiden Azubis des Krei-
und Deutschland weiterhin. Am gleichen                                                         ses das Gelände betraten, schlüpften sie in
Tag kündigte die Europäische Arznei-                                                           ihre vorgegebenen Rollen. Zum Equipment
mittelagentur (EMA) an, die Prüfung des                                                        eines Azubis gehörte ab sofort ein Rollstuhl
ersten Covid19-Impfstoffs von BioNTech/                                                        – er spielte eine Person mit einer Gehbe-
Pfizer bis zum 21. Dezember abzuschlie-                                                        hinderung. Ohne Rollstuhl konnte er sich
ßen. Und am 27. Dezember wurde erst-                                                           während der Übung nicht mehr fortbewe-
mals in Deutschland und in NRW geimpft.                                                        gen. Eine andere Azubi selbst hat keinen
Doch die Impfzentren blieben für die                                                           Termin für eine Probeimpfung, sie spielte
Bevölkerung weiterhin geschlossen. Denn                                                        die Begleitperson.
die Impfungen starteten zunächst in Pfle-
ge- und Altenheimen durch mobile Teams,                                                        Die Vorbereitungen für den Probedurch-
wie es die vom Bundesgesundheitsminister                                                       lauf waren im vollen Gange. Zur Beset-
Jens Spahn am 19. Dezember unterzeich-                                                         zung der unterschiedlichen Positionen im
nete Corona-Impfverordnung festlegte.                                                          Impfzentrum – von der Eingangskontrolle
Zunächst langsam, weil der Impfstoff                                                           über den CheckIn bis hin zu den Warte-
knapp war.                                                                                     bereichen – waren 20 ehrenamtliche Hilfs-
                                                                                               kräfte vom DRK vor Ort. Die Koordination
Am 3. Januar meldete das Land NRW, dass      Lena Baron.            Quelle: Kreis Gütersloh   der Einsatzkräfte übernahm das DRK. Für
mehr als 80.000 Menschen in über 600                                                           die Planung des Spielszenarios war die Pro-
Alten- und Pflegeeinrichtungen gegen das     und 35 Mitarbeiter des Deutschen Roten            jektgruppe des Kreises verantwortlich. Sie
Coronavirus geimpft worden waren. Am         Kreuzes (DRK). Sie meldeten sich freiwil-         planten die einzelnen Rollen und Termine
18. Januar starteten die Impfungen ent-      lig für einen Probedurchlauf am Impfzen-          der Probe-Impflinge im Vorfeld.
sprechend der Priorisierung der Ständigen    trum. Mit Hilfe dieser Übung erhoffte sich
Impfkommission (STIKO) für die besonders     die Arbeitsgruppe Impfzentrum des Kreises         Ein großes Zelt auf der Zufahrt zum Impf-
betroffenen Beschäftigten in den Kranken-    Gütersloh, Probleme im Ablauf und der             zentrum wurde von einem Sicherheits-
häusern.                                     Organisation frühzeitig aufzudecken und           dienst bewacht. Ab hier begann der Weg
                                             zu beheben.                                       der Test-Azubis zur Impfung. Ehrenamtli-
Erst am 8. Februar 2021 – infolge eines      Mit genügend Abstand warteten die Pro-            che Mitglieder vom DRK winkten das Fahr-
kurzfristigen Mangels an Impfstoff eine      beimpflinge vor den Eingangstüren des             zeug der Test-Azubis zu sich; zwei Mitar-
Woche später als geplant – sollten die       Impfzentrums. Alle trugen eine FFP2-Mas-          beiter, jeweils eine Person auf jeder Seite,
Impfzentren in Betrieb gehen, um zunächst    ke. Auf dem Parkplatz standen Einsatzfahr-        maßen die Temperatur und fragten nach
die Risikogruppe der über 80-Jährigen in
häuslicher Umgebung lebenden Menschen
zu impfen.

Fallbeispiel Probedurchlauf
im Impfzentrum des Kreises
Gütersloh am 23.12.2020
von Lena Baron, Volontärin Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Gütersloh

Innerhalb weniger Wochen haben die
NRW-Kreise eine beeindruckende Infra-
struktur für den Impfstart auf die Beine
gestellt. Damit auch der Ablauf in den
Impfzentren reibungslos läuft, folgten
dann im ganzen Land Testläufe. Wie hier
im Impfzentrum des Kreises Gütersloh.

Noch bevor Landrat Sven-Georg Adenauer
den Medienvertretern das fertige Impfzen-
trum präsentierte, stand ein Probedurch-
lauf an. Ob das Impfzentrum auch in der
Praxis einsatzbereit ist, testeten rund 55   Begleit-Azubi schiebt den Test-Azubi durch die Eingangstüren in das Impfzentrum des
Personen, darunter 20 Azubis des Kreises     Kreises Gütersloh.                                                Quelle: Kreis Gütersloh

                                                                                                                                       53
2/2021 Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten Schwerpunkt "Neue ...
Thema aktuell                                                                                                             EILDIENST 2/2021

                                                                                                Nach und nach zeigte ein Bildschirm die
                                                                                                Wartenummern an. Nach gut 20 Minuten
                                                                                                erschien die Nummer 51 auf dem Bild-
                                                                                                schirm – es konnte endlich losgehen. Na
                                                                                                ja fast, denn zunächst folgte ein ärztliches
                                                                                                Aufklärungsgespräch in einem abgetrenn-
                                                                                                ten Raum. Der Arzt der Kassenärztlichen
                                                                                                Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL)
                                                                                                stellte Fragen zum aktuellen Gesundheits-
                                                                                                stand des Impflings und ging mit ihm den
                                                                                                Anamnese-Bogen durch. Der Arzt erläu-
                                                                                                terte auch mögliche Nebenwirkungen und
                                                                                                die Durchführung der Impfung. Sobald alle
                                                                                                Fragen geklärt waren, ging es weiter in den
                                                                                                nächsten Wartebereich. Über den Impf-
                                                                                                räumen hängen Lampen. Sie zeigen an, ob
                                                                                                der Raum frei ist oder nicht. Das Licht war
                                                                                                grün, es war soweit – Begleit-Azubi schob
                                                                                                Test-Azubi direkt weiter in den Raum.
                                                                                                Dort wartete eine Mitarbeiterin auf die
                                                                                                beiden. Im Realbetrieb wird medizinisches
Am Terminal zieht jeder Impfling eine Wartenummer. Diese wird im Wartebereich auf
Monitoren angezeigt.                                           Quelle: Kreis Gütersloh
                                                                                                Personal der KVWL die Spritze setzen. An
                                                                                                dieser Stelle endete die Impfung, denn im
                                                                                                Probedurchlauf wurde diese natürlich nur
Symptomen. Bei grippeähnlichen Sympto-         durch eine kleine Luke einen Fragebogen,         simuliert. Der Test-Azubi rollte mit sei-
men darf das Impfzentrum nicht betreten        der teilweise eigenständig, aber auch vom        nem Rollstuhl aus dem Impfraum. Erneut
werden. Ein dritter Mitarbeiter leuchtete in   Impfzentrum auszufüllen ist. Einen weite-        zog er an einem elektronischen Terminal
das Auto. Der Impfling suchte seine Doku-      ren Fragebogen, den Anamnese-Bogen,              einen Zettel. Diesmal allerdings keine War-
mente zusammen und zeigte sie dem Mit-         füllte der Impfling alleine aus: Chronische      tenummer, sondern einen Zettel mit einer
arbeiter. Die Test-Azubis durften passieren    Erkrankungen? Allergische Erscheinungen          Uhrzeit: 21.13 Uhr. Erst dann durften die
in Richtung Eingangstür des Gebäudes.          oder hohes Fieber nach einer früheren            beiden Azubis das Gebäude verlassen.
Zwischen den ehemaligen Supermarkttü-          Impfung? Ergänzend eine Einwilligungser-
ren steht ein elektronisches Terminal, an      klärung zur Covid-19-Impfung. Nachdem            Neben weiteren Stuhlreihen sind auch
dem jeder Impfling eine Wartenummer            sämtlicher Papierkram erledigt ist, hieß es      Räume mit Liegen vorhanden. Die Beob-
ziehen muss. Es war die Nummer 51.             warten.                                          achtungszeit nach der Impfung beträgt
                                                                                                30 Minuten. Begleit-Azubi setzte sich auf
Anschließend schob ihn die Begleit-Azubi       Messewände trennen die Stuhlreihen, die          einen Stuhl, daneben Test-Azubi in seinem
entlang roter Absperrbänder zum Check-         einzelnen Stühle sind mit Abstand auf-           Rollstuhl. Diagonal von ihnen saßen andere
In-Schalter. Eine Mitarbeiterin saß in einer   gestellt. Die beiden Azubis blickten sich        freiwillige Probe-Impflinge. Die 30 Minu-
gläsernen Kabine und reichte dem Azubi         um, alles ist hell eingerichtet – sehr steril.   ten zogen sich für die Azubis in die Länge.
                                                                                                Um 21.13 Uhr konnten die Azubis los, die
                                                                                                Begleit-Azubi schob ihren Mit-Azubi zum
                                                                                                Check-Out-Schalter. Sofern es für den
                                                                                                Impfling die erste Impfung war, wird direkt
                                                                                                ein zweiter Termin ausgemacht. Der Pro-
                                                                                                bedurchlauf war abgeschlossen. Am Aus-
                                                                                                gang des Impfzentrums wartete eine letzte
                                                                                                Aufgabe auf sie, die ausschließlich Teil des
                                                                                                Probedurchlaufs war: die Feedbackrunde.
                                                                                                Was lief gut? Was könnte verbessert wer-
                                                                                                den? Die Azubis waren zufrieden und fan-
                                                                                                den den Ablauf gut strukturiert, fanden es
                                                                                                hilfreich, dass wir immer ein Ansprechpart-
                                                                                                ner da war, der geholfen hat. Mit Hilfe der
                                                                                                Rückmeldungen der Probe-Impflinge und
                                                                                                auch des Probe-Personals können Abläufe
                                                                                                im Impfzentrum noch einmal optimiert
                                                                                                werden.

                                                                                                Ein virtueller Rundgang durch das Impfzen-
                                                                                                trum ist unter https://t.co/8wFuywVPu9
                                                                                                möglich.

Die Probe-Impflinge verbringen die Beobachtungszeit im letzten Wartebereich, kurz vor                     EILDIENST LKT NRW
dem Check-Out-Schalter.                                           Quelle: Kreis Gütersloh          Nr. 2/Februar 2020   53.40.01.15

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2/2021 Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten Schwerpunkt "Neue ...
EILDIENST 2/2021                                                                                          Aus dem Landkreistag

Außerordentliche Kreiskonferenz: NRW-Kreise beraten
über Corona-Impfstrategie und Flüchtlingsaufnahmegesetz

   Die nordrhein-westfälischen Landräte und Stellvertreter haben sich am 18. Dezember 2020 im Rahmen einer außer-
   ordentlichen Kreiskonferenz per Video mit dringenden Fragen zum Impfstart am 27. Dezember 2020 befasst. Darüber
   hinaus stimmte der Vorstand des LKT NRW dem Entwurf einer „Vereinbarung zur Migrationspolitik und Neuregelung
   des Flüchtlingsaufnahmegesetzes in NRW“ zu.

Außerordentliche Kreiskonferenz zum Impfstart.                                                                       Quelle: LKT NRW

A   ls die Landräte und ihre Vertreter im
    Rahmen der Kreiskonferenz am 18.
Dezember 2020 per Video zusammenka-
                                              dahin gekommen war, war auf verschiede-
                                              ne Faktoren zurückzuführen: Insbesondere
                                              fehlte noch die erwartete Impfstoffzulas-
                                                                                          Zunächst informierten der Präsident des
                                                                                          Landkreistages, Landrat Thomas Hendele
                                                                                          (Kreis Mettmann), sowie Hauptgeschäfts-
men, stand schon fest: Die erste Zulassung    sung für ganz Europa. Zugleich mangelte     führer Dr. Martin Klein über die Ergebnis-
eines Corona-Impfstoffes in der EU stand      es damit an einer Priorisierungsentschei-   se des digitalen Impfgipfels, der am Vor-
unmittelbar bevor und in Deutschland soll-    dung basierend auf einer Empfehlung der     tag mit Ministerpräsident Armin Laschet,
ten die ersten Menschen noch vor Ende         Ständigen Impfkommission (STIKO). Auch      Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
des Jahres geimpft werden. Die Impfzen-       waren zu dem Zeitpunkt die Verträge zwi-    und Vertretern des Städtetags und des
tren der 31 NRW-Kreise waren schon frist-     schen dem Land und Kassenärztlichen Ver-    Landkreistags NRW sowie den Kassenärzt-
gerecht fertiggestellt worden und betriebs-   einigungen einerseits und Apothekerkam-     lichen Vereinigungen (KVen) Nordrhein
bereit (vgl. EILDIENST LKT NRW 2/Febru-       mern andererseits über den Einsatz von      und Westfalen-Lippe und den Ärztekam-
ar 2021, S. 52 ff). Dass es noch nicht zur    Ärzten bzw. Apothekern in den Impfzen-      mern Nordrhein und Westfalen-Lippe
Betriebsaufnahme der Impfzentren bis          tren noch nicht abgeschlossen.              stattgefunden hatte.

                                                                                                                                 55
2/2021 Außerordentliche Kreiskonferenz zur Corona-Impfstrategie Umsatzsteuerpflicht für kommunale Tätigkeiten Schwerpunkt "Neue ...
Aus dem Landkreistag                                                                                                    EILDIENST 2/2021

Dort hatte es Einvernehmen in der Prio-       Impfstart offen, über die sich die Landrä-      Vorstand stimmt Entwurf zum
risierung der Impfberechtigten nach den       te und ihre Stellvertreter sich intensiv aus-
aktuellen Empfehlungen der STIKO gege-        tauschten. Vor allem die noch offenen Fra-
                                                                                              Flüchtlingsaufnahmegesetz zu
ben mit der Maßgabe, dass dies prakti-        gen rund um die Impfzentren selbst stan-
kabel bleiben müsse und den größtmög-         den im Fokus. Dabei waren sich die Teil-        Neben den dringenden Fragen zur
lichen Impferfolg erbringen solle. Dabei      nehmer einig, dass vor allem die Zuständig-     Bekämpfung der Corona-Pandemie stand
bestanden die kommunalen Vertreter            keitsverteilung zwischen organisatorischer      der Entwurf einer Vereinbarung zur Migra-
darauf, nach Möglichkeit alle Personen in     und ärztlicher Leitung sowie Einsatzleitung     tionspolitik und Neuregelung des Flücht-
einer Einrichtung im Rahmen eines ersten      vom Dienst in den Impfzentren klar gere-        lingsaufnahmegesetzes in NRW auf der
Besuchs durch das mobile Impfteam zu          gelt und die Aufgaben des einzusetzenden        Tagesordnung.
impfen und unnötige Wiederholungsbesu-        pharmazeutischen Personals in Impfzen-
che zu vermeiden. „Wir müssen so effektiv     tren und mobilen Impfteams genau defi-          Seit Jahren kritisieren die kommuna-
wie möglich die mobilen Teams einsetzen,      niert werden müssten. Auch gab es noch          len Spitzenverbände die unzureichende
um so schnell wie möglich so viele Men-       offene Fragen in Hinblick auf den genauen       finanzielle Unterstützung der Städte und
schen wie möglich zu impfen“, resümierte      technischen Ablauf der Terminvergabe und        Gemeinden nach dem Flüchtlingsaufnah-
Hendele. So sollten zunächst die Bewohner     des Terminmanagements. Dabei bekräf-            megesetz (FlüAG). Ein noch von der Vor-
von Alten- und Pflegeheimen zusammen          tigten die Landräte ihre Sorge, dass die        gängerregierung in Auftrag gegebenes
mit dem Personal geimpft werden. Die          Infrastruktur hinter der bundesweiten Ruf-      Gutachten zur Evaluierung der Kosten-
Priorisierung für Alten- und Pflegeheime      nummer 116117 nicht ausreichen könn-            pauschale nach dem FlüAG war, obwohl
solle vonseiten der Verantwortlichen der      te, um die Koordination der Impftermine         bereits im Jahre 2018 vorgelegt, seitens der
Kreise und kreisfreien Städte erfolgen. Die   wie geplant zu bewältigen. Sie forderten        Landesregierung bislang nicht aufgegriffen
Konferenz der Gesundheitsminister von         daher eine Erweiterung der Ressourcen.          worden. Hinzu kam die gleichfalls unzurei-
Bund und Ländern über die Priorisierung       Zudem solle die Terminvergabe zusätzlich        chende Kostenerstattung für Geduldete;
der weiteren Bevölkerungsgruppen stand        auch durch eine App unterstützt werden,         Schätzungen zufolge beläuft sich die
noch aus.                                     um eine Überforderung des Systems zu            Unterfinanzierung für Geduldete über alle
                                              vermeiden. Sobald es möglich sei, Impfter-      Städte und Gemeinden hinweg landesweit
Nach der zu erwartenden Zulassung des         mine zu vergeben, sollten genügend Res-         auf rund 800 Mio. Euro pro Jahr. Nachdem
ersten Impfstoffs der Firma Biontech/Pfizer   sourcen zur Verfügung stehen, um einen          die Präsidenten bzw. Vorsitzenden der
durch die Europäische Arzneimittelagentur     möglichen Ansturm zu bewältigen.                kommunalen Spitzenverbände NRW sich
EMA für den 22. Dezember 2020 und der                                                         in einem gemeinsamen Schreiben direkt
anschließenden Zustimmung der Europä-         Auch bekräftigten mehrere Landräte den          an den Ministerpräsidenten gewendet und
ischen Kommission, werde der Bund den         Bedarf, einen zweiten Standort zu errich-       noch einmal auf die Notwendigkeit einer
Impfstoff an die Länder freigeben, damit      ten. Zwar habe man bei der Standort-            zeitnahen Überarbeitung des bisherigen
voraussichtlich am 27. Dezember die Impf­     wahl für die jeweiligen Impfzentren auch        Kostenerstattungssystems      hingewiesen
aktion starten könne. In NRW werde der        mitberücksichtigt, dass der Standort aus        hatten, legte Integrationsminister Joachim
erste Impfstoff für den 26. Dezember          möglichst allen Städten und Gemeinden           Stamp den Entwurf einer „Vereinbarung
erwartet. Für einen erfolgreichen Impfstart   im Kreisgebiet gut erreichbar sei. Dennoch      zur Integrationspolitik und Neuregelung
war es vor allem wichtig, dass die Einver-    würden sich insbesondere in den großen          des Flüchtlingsaufnahmegesetzes in Nord­
ständniserklärungen der Heimbewohner          Flächen-Kreisen in NRW aufgrund der Flä-        rhein-Westfalen“ vor. Darin unterbreitet
bis zu diesem Zeitpunkt vorliegen – ange-     chenausdehnung und Topographie, der             das Land einen konkreten Vorschlag zur
sichts der Kürze der Zeit eine besondere      Einwohnerzahlen, des Straßennetzes und          Neuregelung der Kostenerstattung für
Herausforderung insbesondere im Hinblick      der ÖPNV-Rahmenbedingungen teilweise            Flüchtlinge und Geduldete. In einer Reihe
auf die unter Betreuung stehenden Perso-      längere Fahrzeiten zum Impfzentrum erge-        von Punkten bleibt der Entwurf jedoch
nen.                                          ben. In diesen Kreisen bestünde Hand-           hinter den Erwartungen der kommunalen
                                              lungsbedarf.                                    Spitzenverbände zurück.
Und tatsächlich ging der Plan auf. Am 22.
Dezember ließ die EMA den ersten Impf-        Letztlich erörterten die Landräte auch Fra-     Positiv zu bewerten ist, dass die Zahl der
stoff zu. Und nachdem die erste Lieferung     gen zur Zuständigkeit und zur Kostenüber-       sogenannten Bestandsgeduldeten durch
des Impfstoffes am 26. Dezember eintraf,      nahme der Einrichtung und des Betriebes         ein effektiveres Rückführungsmanage-
konnten die ersten mobilen Impfteams in       von Impfzentren durch das Land. Insbe-          ment verringert werden soll. Dieses Rück-
NRW am 27. Dezember mit ihrer Arbeit          sondere die nicht vorgesehene Übernahme         führungsmanagement soll zudem gemein-
beginnen. Aufgrund der Knappheit des          der Kosten für die Inanspruchnahme eige-        sam mit den kommunalen Spitzenverbän-
Impfstoffes fiel die erste Lieferung klein    ner Liegenschaften und eigenen Personals        den und Ausländerbehörden regelmäßig
aus. An einem geheimen Sammelpunkt            stand im Mittelpunkt der Debatte.               evaluiert werden. Darüber hinaus will
kamen am zweiten Weihnachtsfeiertag die                                                       das Land die Kommunen hinsichtlich der
ersten knapp 10.000 Impfdosen für NRW         Mehrere Kreise hatten zur Kostenersparnis       Bestandsgeduldeten mit einem Beitrag in
an. Dort wurden für alle 53 Kreise und        eigene Liegenschaften für die Impfzentren       Höhe von jeweils 175 Millionen Euro in
kreisfreie Städte im Land je 180 Dosen ver-   gewählt. Auch erörterten die Teilnehmer         2021 und 2022 finanziell unterstützen. Der
packt. Am 27. Dezember startete in allen      noch offene Fragen zum Hygienekonzept           Betrag wird allerdings angesichts der aktu-
nordrhein-westfälischen Kreisen und kreis-    für den Betrieb der Impfzentren, zu den         ell hohen Zahl an Geduldeten die tatsäch-
freien Städten die Impfaktion in Alten- und   genauen Aufgaben des pharmazeutischen           lichen Kosten der Städte und Gemeinden
Pflegeheimen.                                 Personals, der finanztechnischen Abwick-        nicht decken können.
                                              lung, der Vorhaltung von Rettungswagen
Bei der Kreiskonferenz am 18. Dezember        sowie zu einer einheitlichen und abge-          Für neue Geduldete sieht der Entwurf eine
waren aber noch einige Fragen bis zum         stimmten Kommunikation.                         einmalige Pauschale in Höhe von 12.000

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EILDIENST 2/2021                                                                                                    Aus dem Landkreistag

Euro pro Jahr vor, was einer Verlänge-          kommunalen Spitzenverbände aber stets            Kosten allein tragen müssten, sollte die
rung des Zahlungszeitraums von aktuell          als sachlich ungerechtfertigt kritisiert und     Finanzierung durch das Land nicht verlän-
maximal drei auf etwa 14 Monate nach            stattdessen eigene Vorschläge zu einer           gert werden.
Eintritt der vollziehbaren Ausreisepflicht      sachgerecht differenzierenden Pauschale
entspricht.                                     unterbreitet, die von Seiten des Landes im       Der Vorstand des LKT NRW stimmte unter
                                                Entwurf nicht aufgegriffen wurden.               Zurückstellung von Bedenken dem Ent-
Problematisch ist ferner, dass die FlüAG-                                                        wurf zur weiteren Kostenerstattung für
Pauschalen in Anknüpfung an das 2018            Darüber hinaus plant das Land die Finan-         Flüchtlinge und Geduldete zu. Auch die
vorgelegte Gutachten auf 10.500 Euro pro        zierung von 200 Stellenanteilen für die          gemeindlichen Spitzenverbände signali-
Jahr für kreisangehörige Gemeinden und          Ausländer – und Einbürgerungsbehörden,           sierten ihre Zustimmung.
13.500 Euro pro Jahr für kreisfreie Städte      was grundsätzlich positiv bewertet wurde.
erhöht werden sollen. Damit nähern sie          Allerdings soll diese Finanzierung nach dem
sich zwar dem tatsächlichen Kostenniveau        Entwurf des MKFFI auf drei Jahre befristet                   EILDIENST LKT NRW
an. Eine solche Differenzierung haben die       sein, so dass die Kommunen die weiteren                Nr. 2/Februar 2020   53.40.01.15

Ergebnisse der Kommunalwahl – Korrektur
                                                                       Kreis Gütersloh                                                           Kre
                                                                       Fläche:
                                                                          Kreis969,21 qkm
                                                                                Gütersloh                                                        Fläch
  In der Darstellung der Kreis-Repräsentanten im EILDIENST             Einwohner: 364.938                                                        Einwo
  12/Dezember 2020 ist bedauerlicherweise ein weiterer Feh-               Fläche:    969,21 qkm
  ler aufgetreten. Entgegen unserer Darstellung auf Seite 550             Einwohner: 364.938
  ist die 1. stv. Landrätin des Kreises Gütersloh Dr. Christine
                                                                                                          Dr. h.c.
  Disselkamp.                                                                                          Dr.Sven-Georg
                                                                                                           h.c. Sven-Georg
                                                                                                                      AdenauerAdenauer
                                                                                                       CDU, Landrat
                                                                                                          CDU,      seitseit
                                                                                                                Landrat  19991999
  2. stv. Landrat ist Thorsten Schmolke, GRÜNE; der 3.
  stv. Landrat ist Dr. Heinz-Josef Sökeland, CDU.                                                      Kreisdirektorin:  Susanne Koch
                                                                                                           Kreisdirektorin:
                                                                                                           Susanne
                                                                                                       1. stv. LR:  Koch
  Wir bitten die Fehler zu entschuldigen. In der digitalen Aus-          Quelle:Gerda Herrmann         ????1. stv. Landrätin:                     Quel
  gabe wurden die Fehler bereits korrigiert.
                                                                                                       2. stv. LR:
                                                                                                           Dr. Christine Disselkamp, CDU
                                                                                                       ????2. stv. Landrat:
                                                                                                       3. stv. LR: Schmolke, GRÜNE
                                                                                                           Thorsten
                                                                                                       ????3. stv. Landrat:
                                                                                                       4. stv. LR:
                                                                                                           Dr. Heinz-Josef  Sökeland, CDU
                                                                              Quelle: Gerda Herrmann   ????
                                                                        Kreistag:
                                                                         Kreistag: 7272
                                                                                     SitzeSitze
                                                                                                                                                 Kre
                                                                             28

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                                                                                                            4                           6
                                                                                                                     2        3

                          EILDIENST LKT NRW
                     Nr. 2/Februar 2021   10.20.00

                                                                       Kreis Herford                                                             Hoc
                                                                       Fläche: 450,4 qkm                                                         Fläch
                                                                       Einwohner: 250.578                                                        Einwo

                                                                                                       Jürgen Müller
                                                                                                       SPD, Landrat seit 2015               57
                                                                                                       Kreisdirektor: Markus Altenhöner
                                                                                                       1. stv. Landrat:
                                                                         Quelle: Kreis Herford         Hartmut Golücke, SPD                       Quel
Schwerpunkt: Neue Radverkehrskonzepte                                                                                EILDIENST 2/2021

Neue Radverkehrskonzepte für Nordrhein-Westfalen

     Immer mehr Menschen entdecken das Fahrrad als Allround-Verkehrsmittel für sich. E-Bikes und Pedelecs machen das
     Rad auch für längere Pendler-Strecken zu einer Alternative zum Auto. Corona hat diesen Trend noch beschleunigt.
     Inzwischen ist das Rad Allround-Verkehrsmittel und im Mobilitätsmix nicht mehr wegzudenken. Und das Verkehrs­
     ministerium treibt diese Entwicklung weiter voran!

                                                                                            DER AUTOR

                                                                                            Verkehrsminister Hendrik Wüst MdL,
                                                                                            Ministerium für Verkehr des Landes
                                                                                            Nordrhein-Westfalen

                                                                                           in den Bezirksregierungen zusätzlich fünf
                                                                                           Stellen dazu, um den kommunalen Rad-
                                                                                           wegebau zu beschleunigen. Nach dem Pla-
                                                                                           nungs- und Genehmigungshochlauf folgt
                                                                                           dann der Bauhochlauf für ein lückenloses
                                                                                           Radwegenetz!

                                                                                           Auch im Verkehrsministerium stellen wir
                                                                                           uns personell und organisatorisch noch
                                                                                           besser aufs Rad ein. Seit März 2020 gibt es
                                                                                           im Haus eine „Stabsstelle Radverkehr und
                                                                                           Verkehrssicherheit“, die mit viel Engage-
                                                                                           ment an besserem Radverkehr arbeitet.

Hendrik Wüst MdL, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
                                                                   Quelle: Ralf Meier

I m Haushalt 2021 stellen wir rund 54 Mil-
  lionen Euro für Investitionen in ein gutes
ausgebautes, flächendeckendes Netz von
                                               Von diesem Geld wollen wir möglichst viel
                                               nach Nordrhein-Westfalen holen!

Radwegen bereit. Das sind 15 Millionen         Dafür müssen wir bei der Planung schnel-
Euro mehr als im Haushalt 2021. Diese 15       ler werden. Kaum jemand weiß, dass die
Millionen Euro mehr teilen sich auf in 10      Planung eines neuen Radwegs in etwa so      Das Fahrrad als Verkehrsmittel.   Quelle: VM
Millionen Euro mehr für Radschnellwege         aufwendig ist wie die Planung einer neuen
und 5 Millionen Euro mehr für den Rad-         Straße. Deshalb haben wir schon im Jahr
wegebau an Landesstraßen. Der Bund gibt        2020 zehn zusätzliche Planerstellen beim    Das Fahrrad eignet sich als bevorzugtes
außerdem bis 2023 bundesweit zusätzlich        Landesbetrieb Straßenbau geschaffen, die    Verkehrsmittel nicht nur in Städten und
900 Millionen Euro für eine bessere Rad­       sich ausschließlich um den Ausbau des       Ballungszentren, sondern gerade auch
infrastruktur.                                 Radwegenetzes kümmern. Jetzt kommen         im suburbanen und ländlichen Raum.

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EILDIENST 2/2021                                                                       Schwerpunkt: Neue Radverkehrskonzepte

Besonders in unseren Kreisen mit ihren
oft mittelgroßen Städten und eher kleinen
Gemeinden sind beste Voraussetzungen
für eine gute Radinfrastruktur gegeben.
Komfortable Breiten und Beläge von Rad-
wegen und eine Trennung von Auto- und
Fußverkehr gelingt außerhalb dicht besie-
delter Städte oft besser. Gleiches gilt für
eine direkte Wegführung – möglichst mit
Vorfahrt fürs Rad. Im suburbanen Raum
ist der notwendige Platz dafür viel eher
zu finden als in eng bebauten Städten. So
bekommt Nordrhein-Westfalen ein gut
ausgebautes, lückenloses Fahrradnetz aus
Radschnellwegen, Radvorrangrouten und
weiteren Radverbindungen. Zuletzt haben
wir die Förderquoten bei den sogenannten
Radvorrangrouten um 10 auf 80 bzw. 85
Prozent erhöht, um einen noch stärken
Anreiz zu setzen, Premium-Radinfrastruk-
tur voranzubringen.

Aber auch die gesamte weitere Infrastruk-
tur für den Radverkehr wird stärker geför-
dert als bisher. In diesem Jahr werden die
Fördersätze für kommunale Radwege auf
80 Prozent der förderfähigen Baukosten
erhöht. Außerdem werden die Planungs-
kosten mit einer 10-Prozent-Pauschale der
förderfähigen Baukosten berücksichtigt.       Eröffnung eines Radwegs in Mülheim.                               Quelle: VM/Ulrich Gelsen
Längst haben noch nicht alle Landes- und
Bundesstraßen außerorts einen Radweg.
Auch hier setzt die Landesregierung neue      nen. Die Fördersätze erhöhen sich in solch    möglichkeiten und Lade-Stationen für
Akzente. Der Landesbetrieb Straßenbau         einem Fall auf in der Regel insgesamt 90      E-Bikes. An so genannten Mobilstationen
erfasst fehlende Abschnitte und lotet die     Prozent. Weitere 5 Prozent Zuschlag erhal-    kann der Radfahrer zwischen den Ver-
Möglichkeiten eines Lückenschlusses aus.      ten Kommunen, die in strukturschwachen        kehrsträgern wechseln. Von zu Hause mit
Das Initial dazu geht häufig von den Kom-     Gebieten liegen.                              dem Rad zum Bus. Von dort zum Bahnhof
munen aus. Für den Bau von Radwegen                                                         und mit dem Zug ins Oberzentrum. Wir
an Landesstraßen stellt das Land im Jahr      Auch die Bürgerradwege sind ein Erfolgs-      stärken das Fahrrad als Teil intermoda-
2021 17,4 Millionen Euro zur Verfügung.       modell. Mit Unterstützung der Bevölke-        ler Mobilität und nutzen die Chancen der
Außerdem können für Radwege an Lan-           rung sind in den vergangenen Jahren 350       Digitalisierung zur besseren Vernetzung
desstraßen Bundesfinanzhilfen in Anspruch     Kilometer Radwege allein an Landesstra-       des Fahrrads mit anderen Verkehrsmitteln.
genommen werden.                              ßen entstanden. Dieses positive Engage-       So verrät das Smartphone schon vor Antritt
                                              ment der Menschen im suburbanen Raum          des Weges, wann ich mit dem Rad losfah-
Die Bundesregierung hat mit dem Pro-          wird natürlich weiterhin unterstützt. Gera-   ren muss, so dass ich eine freie Ladesäule
gramm Stadt und Land weitere Anreize          de diese Radwege können relativ unkom-        an der Mobilstation finde und pünktlich in
für Radwegebau gesetzt. Hierbei soll auch     pliziert umgesetzt werden und treffen auf     die Bahn einsteigen kann.
besonderer Wert auf eine gerechte Vertei-     eine große Akzeptanz in der Bevölkerung.
lung der Mittel zwischen Städten und länd-    Das ist Planungs- und Baubeschleunigung       Mit dem neuen Fahrrad- und Nahmobili-
lichen Räumen gelegt werden. Bis Ende         im wahrsten Sinne des Wortes.                 tätsgesetz NRW strebt die Landesregie-
2023 sollen so rund 97 Millionen Euro als                                                   rung mit Unterstützung der Kreise, Städte
Bundesfinanzhilfen für das Land Nord­         Längere Wegstrecken und Herausforde-          und Gemeinden ein flächendeckendes,
rhein-Westfalen bereitgestellt werden. Um     rungen der Topographie sind mit E-Bikes       baulastträgerübergreifendes Netz von gut
für die Kommunen das Antragsverfahren         und Pedelecs kein Problem mehr. Gleich-       ausgebauten Routen an. Wir sind über-
möglichst schlank zu halten, werden die       wohl ist das Fahrrad in ländlichen und sub-   zeugt, dass das Fahrrad das Potenzial hat,
bereits bekannte Förderrichtlinie Nahmobi-    urbanen Regionen – anders als in großen       landesweit bei einem Viertel der Wege
lität und das eingeführte Förderverfahren     Städten – oft EIN Verkehrsmittel von meh-     das Verkehrsmittel der Wahl zu sein. Bis
bei den Bezirksregierungen genutzt.           reren auf einer Wegstrecke. Wir müssen        dahin müssen wir noch ordentlich in die
                                              deshalb das Rad als eine wichtige Säule       Pedale treten. Aber die Landesregierung
Die von den Kommunen eingereichten            neben Bus und Bahn, Auto, Car-Sharing         gibt mit den Förderprogrammen für Städte
Förderanträge werden von den Bezirksre-       und On-Demand-Verkehren mit anderen           und Gemeinden auch im ländlichen Raum
gierungen daraufhin geprüft, ob sie auch      Verkehrsträgern vernetzen.                    ordentlich Rückenwind.
durch das Programm Stadt und Land in
den Genuss einer erhöhten Förderung           Zu einer gut ausgebauten Infrastruktur von              EILDIENST LKT NRW
mithilfe der Bundesmittel kommen kön-         Radwegen brauchen wir sichere Abstell-              Nr. 2/Januar 2021   80.31.00

                                                                                                                                     59
Schwerpunkt: Neue Radverkehrskonzepte                                                                      EILDIENST 2/2021

Mehr Lebensqualität und zukunftsfähige Mobilität
durch Velorouten im Münsterland

     Vier Landräte und der Oberbürgermeister im Münsterland haben sich im Frühjahr 2020 auf gemeinsame Handlungs-
     bedarfe in der Regionalentwicklung verständigt! Die „Schnelle Fahrradmobilität“ ist für die Münsterlandkreise Borken,
     Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie für die Stadt Münster als eines von drei wichtigen gemeinsamen Startthemen
     identifiziert worden. Das Ziel ist ein münsterlandweit konfiguriertes Alltagsradwegenetz mit Radschnellwegen und
     Velorouten. Die gemeinsame Vision ist eine Fahrradregion Münsterland, wo immer mehr Menschen auch im Alltag auf
     das Fahrrad umsteigen und damit sich und anderen mehr Lebensqualität eröffnen. Voraussetzung hierfür sind schnelle,
     komfortable, direkte und sichere Radwegeverbindungen.

Hintergrund                                   schutz und Klimafolgenanpassung“ und                   DIE AUTOREN
                                              „Zukunftsfähiges Wohnen“.
Die Regionalentwicklung steht vor kom-
plexen und großräumigen Herausforde-
rungen in der Raumentwicklung, die in
wesentlichen Teilen nur in Zusammenar-        Das Münsterland als Fahrrad­
beit über Kommunal- und Kreisgrenzen          region noch stärker machen                             Dr. Olaf Gericke,
hinweg zukunftsfähig bewältigt werden                                                                Landrat des Kreises
können. Auf diese Ansätze zielen auch         Das Fahrrad ist traditionell im Münster-               Warendorf,
überörtliche Förderprogramme. Die Erfah-      land ein sehr verbreitetes Verkehrsmittel,
rungen in der Region Münsterland mit den      das im Tourismus und im Alltag auf der
REGIONALEN 2004 und 2016 waren hier           Kurzstrecke nicht wegzudenken ist. Mit
durchweg positiv, nachhaltig und frucht-      der stetig zunehmenden Verbreitung von
bar.                                          Elektrofahrrädern eröffnen sich neue Mög-
                                              lichkeiten, das Fahrrad auch für längere
Gemeinsames Agieren über kommuna-             Strecken und über Ortsgrenzen hinweg
le Grenzen wird auch in der Stadtregion       als Alternative zum PKW zu nutzen. Dazu                Dr. Christian Schulze
                                                                                                     Pellengahr, Landrat
Münster vorbildlich gelebt. Dieser lang-      bedarf es des konsequenten Ausbaus eines
                                                                                                     des Kreises Coesfeld,
jährige Verbund von elf kreisangehörigen      leistungsfähigen regionalen Radwegenet-
Kommunen mit der Stadt Münster hatte          zes, welches ein komfortables, sicheres
2017 infolge der Unterstützung im Rah-        und zeitsparendes Radfahren und damit
men des Wettbewerbs StadtUmland.NRW           den Umstieg vieler Menschen auf das
einen wesentlichen Impuls erhalten, der,      Fahrrad begünstigt. Die Liste der damit
seit 2018 organisatorisch und struktu-        verbundenen positiven Auswirkungen auf
rell neu ausgerichtet, in eine noch engere    die Gesundheit und das Wohlbefinden,
Zusammenarbeit auf der Grundlage eines        auf die Umwelt und auf die Stadträume                  Dr. Martin Sommer,
gemeinsamen Kontraktes mündete.               sowie letztlich auch auf die Lebensqualität            Landrat des Kreises
                                              ist lang. Da liegt es nahe, das Fahrradfah-            Steinfurt,
Für die Zukunft beabsichtigen die vier        ren als Bestandteil der „münsterländischen
Münsterlandkreise und die Stadt Münster       DNA“ und des Lebensgefühls im Münster-
im landesseitig geförderten und von der       land zu etablieren.
Bezirksregierung Münster unterstützten
Arbeitsprozess „Informelle Regionalent-
wicklung im Münsterland“ notwendige
gemeinsame Handlungsfelder und Themen         Auf dem Weg zum münster-
aufzugreifen und dazu geeignete Arbeits-      landweiten Radwegenetz                                 Dr. Kai Zwicker,
strukturen zu entwickeln. Ein entsprechen-                                                           Landrat des Kreises
                                                                                                     Borken, und
des Bekenntnis mit den Grundzügen der         Für den Aufbau eines hierarchisch struk-
künftigen Zusammenarbeit findet sich in       turierten und funktional integrierten Rad-
der „Erklärung der Münsterlandkreise und      wegenetzes kann das Münsterland auf
der Stadt Münster zur Zusammenarbeit in       umfangreich vorhandene planerische
der Regionalentwicklung“                      Grundlagen zurückgreifen.

Für den Einstieg in eine verstärkte Zusam-    Eine besondere Rolle spielt hierbei die Velo-
menarbeit auf Münsterlandebene fokus-         routeninitiative der Stadtregion Münster.              Markus Lewe, Ober-
siert sich die Region zunächst auf die The-   Die Velorouteninitiative der Stadt­    region          bürgermeister der
men „Schnelle Fahrradmobilität“, „Klima-      basiert auf dem Grundgedanken, ein                     Stadt Münster

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EILDIENST 2/2021                                                                        Schwerpunkt: Neue Radverkehrskonzepte

In der Münsterland Erklärung sind die         Vorstellung der Münsterland Erklärung im August 2020 durch (v.l.n.r.) Landrat Dr. Kai
Grundzüge der künftigen noch engeren          Zwicker (Kreis Borken), Klaus Ehling (Vorstand Münsterland e. V.), Landrat Dr. Martin
Zusammenarbeit in der Region zusam-           Sommer (Kreis Steinfurt), Oberbürgermeister Markus Lewe (Stadt Münster), Landrat Dr.
mengefasst.                                   Olaf Gericke, (Kreis Warendorf), Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr (Kreis Coes-
                      Quelle: Kreis Borken   feld).                                                              Quelle: Kreis Steinfurt

bedarfsgerechtes System von kommuna-          höhere Radschnellwegstandard oftmals            Netzes für das Münsterland sind die aktu-
len und überörtlichen Radwegenetzen zu        mit vertretbarem Aufwand nicht realisier-       ellen Radverkehrskonzepte und Mobilitäts-
entwickeln, das alle Siedlungsteile einbe-    bar ist und um gleichwohl den notwendi-         untersuchungen, die in allen Münsterland-
zieht und somit niedrigschwellige Zugän-      gen Anforderungen einer komfortablen,           kreisen vorliegen bzw. aktuell erarbeitet
ge für möglichst viele Bewohnerinnen und      sicheren und zeitsparenden Radwegever-          werden. Sie beinhalten auch grundsätz-
Bewohner als Radfahrende eröffnet.            bindung entsprechen zu können.                  liche Aussagen zu den vorgesehenen
                                                                                              Routenverläufen der Infrastruktur für die
Dazu war es erforderlich, zwischen den        Weitere wichtige Grundlagen für die Pla-        schnelle Fahrradmobilität. Diese werden
Radschnellwegen und den Radwegen nach         nung des gesamtregionalen Velorouten-           im ersten Schritt miteinander abgeglichen,
ERA-Standard als drittes Format „Velorou-
ten“ als Radvorrangrouten zu etablieren.
Es gilt mit den Velorouten, integriert im
Stadt- und Landschaftsraum, Radverkehr
zu bündeln und Radfahrenden im Ver-
kehrsgeschehen häufig Vorrang einzuräu-
men. Die zwölf Städte und Gemeinden in
der Stadtregion Münster wollen 14 solcher
Velorouten über Kommunalgrenzen hin-
weg bis in die Kreise Coesfeld, Steinfurt
und Warendorf hinein realisieren, um die
Umlandgemeinden mit den Außenstadt-
teilen und dem Zentrum Münsters zu ver-
binden.

In diesem Rahmen sind in Zusammenar-
beit aller Planungs- und Baulastträger für
die Velorouten Mindestanforderungen
zum Ausbaustandard definiert worden, die
z. B. mit Blick auf die Mindestbreite oder
die grundsätzliche Trennung von Rad- und
Fußverkehr vom landesseitig definierten
höheren Standard eines Radschnellwegs
einerseits und vom niedrigeren ERA-Stan-
dard andererseits abweichen. Der damit        Das interaktive Informationsportal www.veloregion.de informiert seit Oktober 2020
konfigurierte „Mittelstandard“ war ins-       über die Planung und Realisierung der Velorouten in der Stadtregion Münster.
besondere deshalb erforderlich, weil der                                                                          Quelle: Kreis Borken

                                                                                                                                      61
Schwerpunkt: Neue Radverkehrskonzepte                                                                                 EILDIENST 2/2021

                                                                                            Ein weiterer Ansatz für die regionale
                                                                                            Zusammenarbeit, der in den kommenden
                                                                                            Monaten vorangetrieben werden soll, ist
                                                                                            die gemeinsame Entwicklung geeigneter
                                                                                            Marketing- und Kommunikationskampa-
                                                                                            gnen, um die Pendlerinnen und Pendler
                                                                                            von den Vorzügen der schnellen Fahrrad-
                                                                                            mobilität zu überzeugen. Auch hier ist die
                                                                                            Stadtregion Münster bereits einen ersten
                                                                                            Schritt gegangen, indem im Oktober 2020
                                                                                            das interaktive Informationsportal www.
                                                                                            veloregion.de ins Leben gerufen wurde.

                                                                                            Das Herzstück ist ein Kartenmodul, mit
                                                                                            dem alle Streckenabschnitte der geplan-
                                                                                            ten Velorouten digital erlebbar werden.
                                                                                            Außerdem sind hier neben vielfältigen Hin-
                                                                                            tergrundinformationen auch die aktuellen
                                                                                            Planungs- und Realisierungsstände des
                                                                                            ambitionierten Vorhabens abrufbar. Mit
                                                                                            Blick auf den Umfang und die Komplexität
                                                                                            der Aufgabe steht die gemeinsame Arbeit
                                                                                            an einem münsterlandweiten Infrastruk-
Im Münsterland soll ein flächendeckendes Wegenetz für die schnelle Fahrradmobilität         turnetz für die schnelle Fahrradmobilität
realisiert werden (Systemskizze).                                  Quelle: Kreis Borken    derzeit noch am Anfang.

um sie besonders an den Schnittstellen       wie beispielsweise das TRIANGEL-Projekt        Die Region hat sich aber im ersten Schritt
zwischen ihren jeweiligen Geltungsberei-     im Kreis Steinfurt oder auch die regions-      mit dem Aufbau der erforderlichen Aus-
chen zu harmonisieren und ein gemeinsa-      weiten Überlegungen zum fahrradfreund-         tausch- und Abstimmungsstrukturen auf
mes regionales „Zielbild“ eines münster-     lichen Ausbau der Seitenwege entlang des       den Weg gemacht, um die Aufgabe in
landweiten Routennetzes für die schnelle     Dortmund-Ems-Kanals. Die intensive Vor-        einer strategischen Allianz gemeinsam
Fahrradmobilität herauszuarbeiten. Dabei     arbeit in der Stadtregion hat zudem dazu       und systematisch zu bearbeiten. Denn das
werden auch die Übergänge zu den Nach-       geführt, dass alle Kreise sich mit Blick auf   Münsterland ist eine Fahrradregion und
barregionen mit in den Blick genommen,       ihre eigenen Planungen von Radvorrang-         will durch eine weitere Stärkung dieses
um die „Andockstellen“ an die dort gege-     routen eng am Velorouten-Standard der          Profils die Mobilität im regionalen Maßstab
benenfalls vorhandenen Planungen früh-       Stadtregion orientieren, sodass im Ergebnis    vorantreiben.
zeitig vorsehen zu können. Auch bereits      ein münsterlandweites gemeinsames Ver-
laufende Projekte können so adäquat in       ständnis der Erfordernisse für eine schnelle             EILDIENST LKT NRW
das Gesamtkonzept eingearbeitet werden,      Fahrradmobilität vorliegt.                           Nr. 2/Januar 2021   80.31.00

Das Fahrrad zum Alltagsverkehrsmittel machen

     Das Alltagsradwegekonzept des Kreises Gütersloh soll zukünftig sicherstellen, dass sich Radlerinnen und Radler auf
     eine hochwertige Fahrradinfrastruktur verlassen können. Es benennt wichtige interkommunale Verbindungen und
     definiert deren Idealzustand. Die Orientierung am bestehenden Straßennetz verdeutlicht dabei den gestiegenen Gel-
     tungsanspruch des Fahrrads: Als gleichwertiges Verkehrsmittel sollen dem Fahrrad dieselben direkten Verbindungen
     wie dem Auto zugänglich gemacht werden. Durch eine Priorisierung der Maßnahmen wird Entscheidungsträger*innen
     und Planer*innen gleichermaßen eine klare Empfehlung an die Hand gegeben, wie die bestehenden Ressourcen mög-
     lichst effektiv eingesetzt werden können. Die Abstimmung mit Kommunen, Vereinen und Gremien auch außerhalb des
     Kreises Gütersloh ermöglicht dabei eine nahtlose Planung über kommunale Grenzen hinweg.

Ausgangslage                                 Es gibt vielfältige Themenrouten, mehre-       ger aufs Rad. Entsprechend gut ausgebaut
                                             re Fernradwege verlaufen durch den Kreis       ist das Radnetz für den Freizeitverkehr in
Das Radfahren ist im Kreis Gütersloh seit    und am Wochenende und in Ferienzeiten          dem ostwestfälischen Kreis. Allerdings
jeher eine beliebte Freizeitbeschäftigung:   schwingen sich viele Bürgerinnen und Bür-      macht die Verkehrswende auch vor dem

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