20 20 Arbeiterkammer Salzburg
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INHALTSVERZEICHNIS HIGHLIGHTS 20206 MIT DER AK DURCH DIE CORONA-KRISE10 GRUNDLAGENARBEIT18 Wirtschaftspolitik20 Sozialpolitik24 Bildung, Jugend und Kultur28 Frauenpolitik30 Konsumentenschutz32 WIR FÖRDERN BILDUNG34 FH, TAZ & Lehrlingsförderungsverein 36 Parkhotel Brunauer, BFI & Biwest38 LEISTUNGSBILANZ40 BUDGET42 SERVICE46 Arbeitsrechtsberatung48 Lehrlingsberatung50 Lohnsteuerberatung52 Konsumentenberatung54 Sozialversicherung56 ArbeitnehmerInnenschutz und Arbeitsbedingungen58 Bildungs- und Berufsberatung 60 Referat Gesundheit, Pflege und Registrierung 62 Servicecenter 64 DIE AK IN DEN BEZIRKEN66 Bezirksstelle Tennengau68 Bezirksstelle Pongau69 Bezirksstelle Lungau70 Bezirksstelle Pinzgau71 WIR FÖRDERN BEWEGUNG72 ARGE Betriebssport74 ORGANISATION76 Die AK Salzburg78 Selbstverwaltung79 Präsidium81 Vorstand82 Vollversammlung83 Organigramm funktionell84
IM GRIFF DER PANDEMIE IST AUF DIE AK VERLASS Das abgelaufene Jahr 2020 wird in die Geschichte eingehen. Nach Auftreten der ersten Corona-Fälle, war einen Monat später nichts mehr so, wie es einmal war: Lockdown, Ausgangssperren, geschlossene Betriebe, Maskenpflicht – Maßnahmen, die vorher niemals denkbar gewesen wären, wurden Realität. Seitdem hat uns die Pandemie fest im Griff. Die Arbeiterkammer war und ist in dieser Zeit wie niemals zuvor gefordert. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerieten enorm unter Druck. Die Arbeitslosigkeit explodierte, Verordnungen änderten sich laufend oder gaben Rätsel auf, die Rechtsberatung der Arbeiterkammer verzeichnete Rekorde – während gleichzeitig von heute auf morgen das Angebot im Zeichen von „Social Distancing“ umgestellt werden musste. Die AK reagierte mit umfassender Information und Kommunikation auf allen Kanälen, brachte sich als Sozialpartnerin in die Verhandlungen über Kurzarbeit ein oder wichtige Regelungen fürs Homeoffice auf den Weg. Die Arbeiterkammer machte sich für die betroffenen Pendlerinnen und Pendler, wie auch die Beschäftigten, etwa im Handel oder im Gesundheitsbereich stark und startete wichtige Initiativen im Bildungsbereich oder der regionalen Versorgung. Intern wurde eine Digitalisierungsoffensive vorangetrieben. Die eigenen Hausaufgaben wurden gemacht, im Gegensatz zur Bildungspolitik, die die Schulen im Regen stehen ließ, wenn es darum ging, die Herausforderungen für Homeschooling oder Schichtbetrieb zu meistern oder Bildungsdefizite bei den Schülerinnen und Schülern zu verhindern. Offenkundig wurden auch Schieflagen bei den Hilfsmaßnahmen oder Versäumnisse beim Gegensteuern in der Krise. Fehler und Ungerechtigkeiten, die sich jetzt bei der Bewältigung der Folgen und der Frage „Wer zahlt die Krise?“ nicht wiederholen dürfen. Gerechtigkeit muss sein. Mehr denn je und gerade jetzt. Dafür wird die AK gemeinsam mit den Gewerkschaften weiter einstehen. PETER EDER MAG.A CORNELIA SCHMIDJELL AK-Präsident AK-Direktorin
Hig h l i gh ts 2020 Juli. Die AK Salzburg versorgte zwei Tage lang im Europark hunderte Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmer mit wichtigen Infos rund um Arbeits- April. Arbeiterkammer und Landwirt- recht und Konsumentenschutz. schaftskammer präsentierten die Lebensmittel-Plattform: www.kauf- Februar. Gemeinsam mit Gewerkschaften jetzt-daheim.at. Eine Initiative zur und Beschäftigten demonstrierten wir Stärkung der heimischen Wirtschaft. am 3. März in der Salzburger Altstadt für bessere Arbeitsbedingungen im Sozialbereich. 35 Stunden sind genug! 100 Jahre August. Am internationalen Tag der Jugend, 12. August, verteilten die AK-Lehrlinge Laura und Niclas ent- Juni. Am Christopher-Street-Day lang des Alm-Kanals in der Stadt Salz- setzte die Arbeiterkammer Salzburg burg Goodies und Infomaterial. mit dem Hissen der Regenbogenfahne Februar. Anlässlich des 100-jährigen ein starkes Zeichen für mehr Toleranz Jubiläums der Arbeiterkammer startete und Diversität in der Gesellschaft. eine österreichweite Kampagne. Symbolisch für den Einsatz der AK steht die personifizierte „Gerechtigkeit“ – hier im Bild mit Präsident Peter Eder. 6
10 Millionen Dezember. Diese jungen Studentinnen und Studenten wurden aufgrund ihrer hervorragenden Abschlussarbeiten Oktober. Wegen der Corona-Krise ging mit dem „AK-Wissenschaftspreis“ der AK/ÖGB-Steuerlöscher erstmals ausgezeichnet. Die Verleihung fand verspätet zu Ende. Das tat dem Ergebnis coronabedingt erstmals online statt. September. Unter großen Sicherheits- keinen Abbruch: erstmals konnte die vorkehrungen ging am 9. September 10 Mio. Euro-Marke durchbrochen werden. das „Take the A-Train Music-Festival“ am Vorplatz der Arbeiterkammer 7.500 Salzburg über die Bühne. Euro Dezember. Am Heiligen Abend war AK-Präsident Peter Eder zu Gast im ORF-Landesstudio Salzburg. Er über- November. Die AK Salzburg klagte reichte ein „Päckchen“ im Wert von erfolgreich gegen den Freistaat Bayern. 7.500 Euro an Licht ins Dunkel. Grund dafür war eine unverhältnismäßige September: Homeoffice war 2020 ein und diskriminierende Regelung für riesen Thema. Aus diesem Grund hat die 4.500 Grenzgängerinnen und Grenzgänger. Arbeiterkammer am 24. September ihren ersten Homeoffice-Ratgeber präsentiert. 7
H ig h l igh ts 2020 Juli. Auch in der Corona-Krise wollten Arbeiterkammer und Gewerkschaft so gut es geht, bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sein. Einen wahren „Hundstag“ hatten sich die Interessenvertretungen ausgewählt, um sich für „Hitzefrei am Bau“ einzusetzen. Denn große Hitze gepaart mit schwerer Arbeit und das Tragen einer Corona-Schutzmaske schaden enorm der Gesundheit. Das darf nicht sein. 8
Juli. Der 2. Juli 2020 war ein historischer Tag: Mag.a Cornelia Schmidjell wurde die erste Direktorin der Arbeiterkammer Salzburg. Die neue AK-Direktorin folgte Martin Neureiter, der am 1. Mai 2020 verstorben war. Zur stellvertretenden Direktorin wurde Angela Riegler, Leiterin der AK-Konsumentenberatung, bestellt. „Mit Cornelia Schmidjell übernimmt eine erfahrene und sozial engagierte Frau die Geschäftsführung. Gemeinsam werden wir die AK Salzburg im Sinne der Mitglieder für die künftigen Herausforderungen weiterentwickeln“, so AK-Präsident Peter Eder. Erfreut über die neue Aufgabe zeigte sich auch Cornelia Schmidjell: „Ich bedanke mich für das große Vertrauen. Die AK hat als Anwältin der Beschäftigten in sämtlichen Umfragen beste Vertrauenswerte. Nicht erst die Corona-Krise hat den Menschen gezeigt, wie sehr sich die AK für die Rechte ihrer Mitglieder einsetzt. Ich möchte dazu beitragen, die Arbeiterkammer vorausschauend für die künftigen Anforderungen weiterzuentwickeln. Auch unter dem Stichwort Digitalisierung werden wir dafür kämpfen, dass der Nutzen der technologischen Entwicklung April. Um für mehr Chancengleichheit beim Online-Unterricht zu sorgen, gerecht verteilt wird. Ob Coronakrise, haben Arbeiterkammer und Bildungsdirektion knapp 90 Notebooks Digitalisierung oder Sozial-, Gesundheits- und an Salzburger Berufsschulen gespendet. Mit dieser Aktion wollen wir Bildungssystem: Unser Ziel ist, die Lebens- und während der Corona-Pandemie jene Lehrlinge unterstützen, die in Zeiten Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen von Distance Learning kein eigenes EDV-Gerät besitzen. Denn klar ist: und Arbeitnehmer zu verbessern.“ Speziell in diesen schwierigen Zeiten darf niemand zurücklassen werden. August. Die sozialpartnerschaftliche Erfolgsgeschichte „Lehre mit Matura“ ist um ein Kapitel reicher. AK und WK Salzburg freuen sich über weitere Absolventinnen und Absolventen – wie hier im Bild: Kerstin und Ines. Knapp jeder 5. Lehrling bereitet sich neben dem Job auf die Allgemeine Hochschulreife vor. Eine so hohe Quote gibt es in keinem anderen Bundesland. 9
Mit der AK durch die Corona-Krise
M it de r AK d u rch di e Corona-Kri s e IN DER KRISE HAT SICH DIE AK BEWÄHRT Der Lockdown im März 2020 stellte auch die Arbeiterkammer Salzburg vor große Herausforderungen. Praktisch von einem Tag auf den anderen, musste auf Homeoffice umgestellt werden. Gleichzeitig galt es gerade zu Beginn der Pandemie täglich weit mehr als 1000 Anfragen hilfesuchender Mitglieder zu beantworten. 840 Beratungen pro Werktag bzw. 210.000 übers Jahr verteilt beweisen: Auch in der Krise können sich die Menschen auf ihre Arbeiterkammer verlassen. Mit einem Paukenschlag änderte sich am 13. März 2020 unsere Als wahre Herkulesaufgabe entpuppte sich das bald nach Beginn Arbeits- und Lebenswelt: Um 11.20 Uhr verkündete die Bundes- der Pandemie entstandene Chaos rund um Gesetze und die regierung den ersten Lockdown. Wenige Minuten später erfolgte dazugehörigen Verordnungen. bereits die erste arbeitsrechtliche Anfrage. Per Mail erkundigte sich ein besorgter Masseur, ob ihn sein Arbeitgeber wegen der „Wenn man bedenkt, dass im Wochentakt neue Verordnungen Corona-Krise ohne Einhaltung von Kündigungsfristen von einem und Gesetze erlassen wurden, war es eine enorme Herausfor- Tag auf den anderen kündigen darf. Das war der Startschuss zu derung – natürlich auch für unsere Beratung – inhaltlich sowie einem noch nie dagewesenen Anfragen-Run auf die Expertinnen rechtlich immer am aktuellsten Stand zu sein. Problematisch war, und Experten der AK. dass medial transportierte Aussagen vielfach nicht mit der End- version der Verordnung übereinstimmten. Zudem waren die Ver- Der Lockdown des öffentlichen Lebens machte auch vor der AK ordnungen teilweise verfassungswidrig oder so unklar formuliert, nicht halt und eine Adaptierung des Service war notwendig. „Um dass die Interpretation große Spielräume offenließ – was unsere im Kampf gegen die Verbreitung des Corona-Virus einen wich- Beratungstätigkeit enorm erschwerte“, erklärt Schmidjell. tigen Beitrag zu leisten, haben wir eine eigene Corona-Hotline mit Kopfnummern zu all unseren Beratungsabteilungen installiert. Zudem bekamen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ver- stärkt die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten“, beschreibt AK-Direktorin Cornelia Schmidjell die rasche Anpassung an die neuen Gegebenheiten, „egal, ob von zu Hause oder vom Büro aus, unsere Expertinnen und Experten standen den Betroffenen mit Rat und Hilfe zur Seite.“ 12
Egal, ob von zu Hause oder vom Büro aus, unsere Expertinnen und Experten standen den Betroffenen stets mit Rat und Hilfe zur Seite. Mag.a Cornelia Schmidjell, AK-Direktorin Sozialpartnerschaft bezahlt macht“, resümiert AK-Präsident war diese abrupte Änderung der Arbeits- als Garantin für faire Peter Eder. Neben der Kurzarbeit wurde realität zur Eindämmung des Virus Lösungen die mittlerweile beschlossene Homeof- von enormer Bedeutung – und wurde fice-Regelung auf den Weg gebracht. auch vom Großteil der Beschäftigten Neben einem ausgezeichneten Gesund- Weiters hat die Arbeiterkammer unter positiv bewertet. Mit fortlaufender heitssystem und einem funktionierenden anderem folgende Verbesserungen für Dauer tauchten jedoch immer mehr Wohlfahrtsstaat hat sich auch die Sozial- die Menschen erreicht: Aufstockung des Probleme und Fragen auf. Im September partnerschaft eindrucksvoll als Garantin Familienhärtefonds, Abschluss eines veröffentlichte die AK Salzburg daher für Stabilität und Sicherheit bewiesen. General-Kollektivvertrags sowie Aufsto- eine Homeoffice-Broschüre, in der die „Arbeiterkammer, Gewerkschaften und ckung der Notstandshilfe auf Höhe des Grauzone Homeoffice ausgeleuchtet Wirtschaftskammer konnten mit den Arbeitslosengeldes. und die häufigsten Fragen aus dem Kurzarbeitsmodellen alleine in Salzburg Beratungsalltag beantwortet wurden. zehntausende Arbeitsplätze sichern – am Homeoffice-Broschüre Die Broschüre enthält das Rüstzeug für Höhepunkt der Krise befanden sich über Beschäftigte, um Chancen und Risiken 100.000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Die Homeoffice-Quote ist mit Ausbruch selbst abschätzen zu können sowie Krise hat gezeigt, dass sich das Einbinden der Pandemie praktisch über Nacht von Checklisten mit den wichtigsten Infos zum der Arbeiterkammer und der Sozialpartner 10 auf 40 Prozent gestiegen. Zweifelsohne Arbeiten in den eigenen 4 Wänden. Innerer Dienst der AK sorgte für reibungslose Abwicklung Die Pandemie stellte auch die AK vor enorme Heraus- forderungen. Schließlich waren die zahlreichen persön- lichen Beratungen, die bislang an der Tagesordnung standen, aufgrund der Corona-Vorgaben nicht mehr Unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich. Gleichzeitig war der Beratungsaufwand ins- ist es uns innerhalb kurzer Zeit gelungen, besondere im 1. Lockdown enorm. Es galt daher die unser EDV-System vollständig auf mobiles Telefon-Hotline so einzurichten, dass auch Kolleginnen Arbeiten umzustellen. Oberstes Ziel dabei und Kollegen im Homeoffice Anrufe entgegennehmen konnten. Darüber hinaus stellte die AK-IT innerhalb war, stets eine optimale Betreuung der weniger Wochen von einem bis dato vergleichsweise Mitglieder sicherzustellen. geringem Anteil an mobilen Computern komplett auf Björn Schultschik, Referatsleiter EDV Laptop-Arbeitsplätze um. 13
M it de r AK d u rch di e Corona-Kri s e Kuchl-Hotline & David gegen Goliath Stärkung der regionalen Wirtschaft Neben der hohen Anzahl an Beratungen stachen 2 AK- Arbeitsplätze in der Region sichern und lokale Produzenten Initiativen im Beratungsbereich besonders hervor. Zum einen stärken: Unter diesem Motto haben Arbeiter- und Landwirt- die so genannte Kuchl-Hotline, die von der AK sofort nach der schaftskammer die Online-Plattform „kauf-jetzt-daheim.at“ Verkündung der Quarantäne für den Tennengauer Ort ins Leben im v ergangenen Jahr ins Leben gerufen. Die Plattform bringt gerufen wurde. Unter einer eigenen Kopfnummer konnten sich Konsumenten und Betriebe zusammen, indem sie über die die Kuchlerinnen und Kuchler rasch und unbürokratisch über alles Möglichkeiten informiert, regionale Lebensmittel direkt, online Wissenswerte rund um die Auswirkungen des regionalen Lock- oder via Z ustellservice einzukaufen. downs auf ihren Lebens- und Arbeitsalltag informieren. Zum anderen erntete der Kampf der AK im Grenzzwist mit Bayern viel mediale Aufmerksamkeit und große Beachtung sowie Zuspruch seitens der Pendlerinnen und Pendler. Als „David“ matchte sich die Salzburger Arbeiterkammer in einem Gerichts- verfahren gegen „Goliath“, den benachbarten deutschen Frei- staat Bayern. Grund dafür war eine unverhältnismäßige und diskriminierende Regelung für 4.500 Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die durch die AK Salzburg vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof erfolgreich bekämpft wurde. Die Herausforderungen in der Kommunikationsarbeit waren im Corona-Krisenjahr enorm. Unser oberstes Ziel war, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf sämtlichen Kanälen bestmöglich zu informieren. Der Zuspruch und die Zuwächse im Online-Bereich zeigen, dass uns das gut gelungen ist. Florian Brauer, Leiter Medien & Kommunikation Die Mitglieder stets auf dem Laufenden halten Das Corona-Krisenjahr hat auch die Öffentlichkeitsarbeit Die Webseite der AK Salzburg war noch nie so gefragt wie vor neue Herausforderungen gestellt. Schließlich galt es im Krisenjahr 2020. Über 1 Million Seitenaufrufe konnten die Mitglieder zeitnah über die Auswirkungen diverser verzeichnet werden. Auch unsere Auftritte auf Facebook Verordnungen und Gesetzesänderungen auf ihre Lebens- und Instagram erfreuen sich großer Beliebtheit. Innerhalb und Arbeitswelt zu informieren. Neben der klassischen des vergangenen Jahres wurde die Community mehr als Medienarbeit mit zahlreichen Zeitungs-, Radio- und Fern- verdoppelt und auf mehr als 10.000 Fans ausgebaut. sehbeiträgen hat im Corona-Jahr 2020 unser Internet- und Social-Media-Auftritt geboomt. 14
Wir werden ein wachsames Auge darauf haben, dass auf die Interessen der Beschäftigten bei der Bewältigung der Krise Rücksicht genommen wird. Peter Eder, AK-Präsident So geht es raus aus der Krise Hilfe und Krisenkosten fair(er) verteilen Mit folgenden Investitionen könnten nach Berechnungen der AK mittelfristig 10.000 Arbeitsplätze geschaffen werden: Eines ist klar: Es sind nicht alle gleich gut durch die Krise gekom- • Eine Wohnbauoffensive, die jährlich 1.000 leistbare, men. Deshalb ist es für die AK eine Frage der Gerechtigkeit, dass geförderte Wohnungen hervorbringt Hilfen künftig fairer verteilt werden müssen, als das bislang der • Schulen für Ganztagsbetreuung und Digitalisierung fit machen Fall war. Denn auffallend ist, dass viele Hilfen für Beschäftigte • Flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuung vor allem für an Befristungen geknüpft sind, während Unternehmen nachhal- die unter 3-Jährigen tig profitieren, etwa bei der Mehrwertsteuersenkung. „Der Staat • Breitbandinitiative zur Stärkung des ländlichen Raumes nimmt viel Geld in die Hand, um als Stütze zu wirken. Das ist • Förderung des Ausbaus von Photovoltaikanlagen für private wichtig und richtig“, sagt AK-Präsident Peter Eder, der allerdings Haushalte die Schieflage kritisiert. Denn von den staatlichen Hilfen sollen bis • Erhöhung der Gelder für Straßensanierungen von derzeit zum Jahr 2024 mehr als 40 Milliarden Euro oder 72 Prozent an rund 18 auf 30 Millionen Euro jährlich die Unternehmen fließen. Im Gegensatz dazu sind für Arbeitneh- • Ausbau von Wasser- und Windkraft merinnen und Arbeitnehmer lediglich knapp unter 12 Milliarden • Förderung der thermischen Sanierung von Gebäuden oder 28 Prozent vorgesehen. • Massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs und des Öffi- Fahrplanangebots durch Einführung des Salzburg-Takts für Fairness heißt auch das Zauberwort, wenn es darum geht die Bahn und Bus nach dem Muster der Schweiz Kosten für die Krise zu begleichen. „Die Schulden müssen von jenen bezahlt werden, die es sich leisten können. Steuern auf Kaufkraft stärken, jetzt! hohe Vermögen und hohe Erbschaften ab einer Million Euro sind das Gebot der Stunde. Wir werden es jedenfalls nicht zulassen, Ein weiteres Mittel, um der Krise zu trotzen, ist die Stärkung der dass die Kosten auf die Beschäftigten abgewälzt werden“, so Kaufkraft. Das effektivste Mittel in dieser Situation ist und bleibt die Eder. Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Die AK fordert eine Erhöhung auf 70 Prozent der Nettoersatzrate, um die Kaufkraft und damit den Investitionen sind das Gebot der Stunde Konsum am Leben zu erhalten. Geringe Einmalzahlungen bergen aus Sicht der AK die Gefahr des sozialen und ökonomischen Die Corona-Krise hat den Salzburger Arbeitsmarkt mehr als Abstiegs bei Arbeitslosigkeit, da sie nicht nachhaltig wirken. nur erschüttert. „Um den Menschen in dieser schwierigen Situation den nötigen Halt zu geben, um den schlingernden Eine Stärkung der brachliegenden Kaufkraft könnte zudem durch Arbeitsmarkt wieder auf Kurs zu bringen und um der angezählten Konsumgutscheine erreicht werden. 1000-Euro-Konsumgutscheine Wirtschaft ein endgültiges K.O. zu ersparen, braucht es ein D rei- für jeden Haushalt würden Einkommensverluste ausgleichen und die Jahres-Konjunkturpaket in Höhe von 450 Millionen Euro“, so heimische Wirtschaft stärken. Die positiven Effekte für die Wirtschaft AK-Präsident Eder. wären beträchtlich. Allein in Salzburg würde eine Kaufkraft im Wert von 290 Millionen Euro ausgelöst. Mehr als 2.000 Arbeitsplätze würden gesichert oder sogar neu entstehen. Dazu käme noch ein Rückfluss von allein 60 Millionen Euro durch die Mehrwertsteuer. 15
M it de r AK d u rch di e Corona-Kri s e 16
#FÜRIMMERFÜREUCH Egal was passiert, die AK Salzburg ist für euch da. 17
Grundlagen- Arbeit
Gru ndl ag e n a r b e i t WIRTSCHAFTSPOLITIK Geprägt war das letzte Jahr von der größten Wirtschaftskrise in der Zweiten Republik. Die Wirtschaftsleistung in Österreich ist vergangenes Jahr um 6,6 Prozent gesunken. Vor allem der Dienstleistungsbereich (Handel, Tourismus) war massiv betroffen. Für das Bundesland Salzburg kam es daher zu einem wesentlich deutlicherem Ansteigen der Arbeitslosigkeit als in Ostösterreich. Die Arbeitslosenquote stieg zwischenzeitlich auf rund 10 Prozent an. Die Zahl der Arbeitsplätze ist im Bundes- und Salzburger in der Kurzarbeit in vielen Forderungen land Salzburg im Corona-Jahr 2020 im Fällen monatelang mit weniger Geld aus- Schnitt von 262.124 auf 253.571 Beschäfti- kommen. Außerdem waren durchschnitt- • Ziel muss es sein, die Arbeitslosigkeit gungsverhältnisse (-3,3 Prozent) gesunken lich 20.000 Menschen auf Arbeitssuche. auf Vorkrisenniveau zu senken und liegt damit auf dem Niveau von 2017. Das erschwert nicht nur das Alltagsleben • Erhöhung der Nettoersatzrate des Das sind um 8.553 Jobs weniger, als noch jedes Betroffenen und seiner Familien, Arbeitslosengeldes auf mindestens vor einem Jahr. Vor allem machten sich sondern fehlt auch im wirtschaftlichen 70 Prozent die Lockdowns und der Ausfall der Winter- Kreislauf. Der private Konsum ist um fast saison bemerkbar. Allerdings war nicht nur 10 Prozent eingebrochen. • Gemeinnützige Beschäftigung für der Tourismus betroffen, sondern der Wirt- besonders vulnerable Gruppen (vor schaftseinbruch hat sich in beinahe allen Die Expertinnen und Experten der wirt- allem Jugendliche) Bereichen niedergeschlagen. schaftspolitischen Abteilung haben zu Beginn der Einführung der Covid-Kurzar- • Mehr Mittel für die aktive Arbeitsmarkt- Die Arbeitslosigkeit hat sich trotz Kurzar- beit das AMS bei der Antragstellung unter- politik auch über das Jahr 2022 hinaus beit massiv erhöht: Im Jahresdurchschnitt stützt. Unter sich wöchentlich ändernden waren 20.087 Personen (+7.393) Personen Bedingungen wurden tausende Anträge • Mehr Ressourcen für die beim AMS arbeitslos gemeldet. Gemein- bearbeitet, um eine zeitnahe Hilfe zu Arbeitsmarktverwaltung sam mit Tirol (+77,4 Prozent) ist Salzburg ermöglichen. dabei am stärksten betroffen (+58,2 Pro- zent). Österreichweit stieg die Arbeitslo- Arbeitslose in Salzburg Arbeitslosenquote in Salzburg sigkeit um +35,9 Prozent. 25000 8 7,3 Die Kurzarbeit hat verhindert, dass die 20.087 7 20000 Arbeitslosigkeit noch weit mehr angestie- 6 gen ist. Aber sowohl Kurzarbeit, als auch 5 4,6 insbesondere Arbeitslosigkeit sind für die 15000 12.694 4 Betroffenen mit teils erheblichen Einkom- 10000 3 mensverlusten verbunden. Seit Krisen- 2 beginn mussten 94.000 Salzburgerinnen 5000 1 0 0 2019 2020 2019 2020 20
Im Kampf für leistbaren Wohnraum liegen die AK-Rezepte wie die Nutzung von Raumordnungsinstrumenten oder die bessere Unterstützung der Land-Invest auf dem Tisch. Es ist an der Politik diese aufzugreifen und umzusetzen. Dr. Edgar Atzmanstorfer, AK-Wohnbau-Experte Wohnen Mit nur 256 geförderten Mietwohnungen ist die Wohnbauförde- Das Land hat die Förderzahlen für Mietwohnungen im neuen rung 2020 wieder deutlich hinter den geplanten 900 zurückge- Wohnbauförderungsprogramm gegenüber der letzten Bedarfs- blieben und damit weiter denn je von der AK-Forderung nach prognose von 900 auf 700 gekürzt. Dies obwohl die aktualisierte „1000 Mietwohnungen jährlich“ entfernt. Für die letzten 3 Jahre Wohnungsbedarfsprognose von einem Haushaltszuwachs um ergibt sich die ernüchternde Bilanz, dass bereits 1.078 Mietwoh- 30 Prozent ausgeht, während gleichzeitig der Wohnungsabgang nungen fehlen: (nicht mehr bewohnbare Altwohnungen) um 50 Prozent steigt. Außerdem wurden im neuen Wohnbauförderungsprogramm das 1000 zugesichert bereits bestehende Wohnungsdefizit in den Gemeinden und die 900 geplant 1078 fehlenden Mietwohnungen aus dem alten Wohnbauförder- 800 programm nicht berücksichtigt. 718 700 648 Die bereits seit 2019 bereitstehenden 10 Millionen für aktive 600 Bodenpolitik über die Land-Invest wurden 2020 wegen ungeklär- 500 ter EU-rechtlicher Bedenken nicht eingesetzt. Positiv zu vermer- 400 256 ken ist, dass die Fördersätze für Mietwohnungen, wie von der AK 300 bereits 2019 gefordert, endlich angehoben wurden. 200 gefordert 100 0 2018 2019 2020 Forderungen • 1.000 geförderte Mietwohnungen jährlich 2020 wurden die verfügbaren Wohnbaufördermittel wieder nicht ausgeschöpft und fließen damit, ebenso wie in den Vorjahren, • Umfassende Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel – zurück in den Landeshaushalt. An der fehlenden umfassenden vom Wohnbauförderungsbeitrag bis zu den Rückflüssen aus Zweckwidmung der Wohnbaufördermittel hat sich nichts geän- Altdarlehen dert. Betroffen sind auch die von Arbeitgebern und Arbeitneh- mern geleisteten Wohnbauförderungsbeiträge. • Mehr aktive Bodenpolitik von Land und Gemeinden für leistbares Bauland 21
Gru ndl ag e n a r b e i t Arbeitsklima Index Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Stimmung Dabei geht es einerseits um die Zufriedenheit der Arbeitneh- unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stark getrübt: merinnen und Arbeitnehmer an und mit ihrem Arbeitsplatz. Zum Jede/r dritte Beschäftigte (ein Plus von über 70 Prozent) sieht die anderen geht es auch darum, wie die Befragten ihre beruflichen gesellschaftliche Zukunft negativ. Perspektiven und die gesellschaftliche Zukunft einschätzen. Fast jeder fünfte (mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor) hat Somit ist der Arbeitsklima Index ein sehr wichtiges Tool für die Angst um die Zukunft seines Betriebs. Und fast 50 P rozent der interessenspolitische Arbeit der AK. Damit hat die Arbeiter- Befragten kommt finanziell kaum oder gar nicht über die Runden. kammer ihr Ohr bei den Beschäftigten und weiß sowohl um die A nliegen, als auch über die Sorgen oder Probleme ihrer Seit dem Jahr 2004 erhebt die Salzburger Arbeiterkammer mit- Mitglieder noch besser Bescheid. tels Arbeitsklima Index die Stimmung unter den Beschäftigten. 120 120 120 115 115 114 114 113 115 112 111 110 113 109 108 111 105 106 108 104 107 102 100 102 101 95 96 99 90 90 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Pandemie drückt Arbeitsklima Index Wenig überraschend hat die Corona-Pandemie auch im Arbeitsklima Index ihre Forderungen Spuren hinterlassen. Der Wert für Salzburg ist im letzten Jahr von 111 auf 108 Punkte zurückgegangen. Dass der Indexwert im vergangenen Jahr nicht noch deutlicher • Dreijahres-Konjunkturpaket des Landes zurückgegangen ist, liegt nach Einschätzung der AK an einem für Krisen typischem, in Höhe von 450 Millionen Euro paradoxem Effekt: Gemäß dem Motto ‚Hauptsache Arbeit‘ werden Ansprüche und Erwartungshaltungen reduziert und an die bestehende Situation angepasst. • Investitionen in Wohnbau, Kinderbetreuung, erneuerbare Energien, Sorgen um den Betrieb digi-fitte Ganztagesschulen und Ausbau der Öffis Drastischer eingebrochen sind die Werte dort, wo es um die Zukunftsperspektiven geht: Jede/r Dritte bewertet die gesellschaftliche Zukunft negativ, das entspricht • Kaufkraftstärkung durch Erhöhung des einem Anstieg von 71 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Auch wenn es um die Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent Einschätzung der Zukunft des eigenen Arbeitgebers geht, ist die Stimmung immer Nettoersatzrate und 1.000 Euro- gedrückter: Gegenüber 2019 schätzen mit 17 Prozent mehr als doppelt so viele Konsumgutscheine Beschäftigte (Anstieg um 106 Prozent) die betriebliche Zukunft als negativ ein. Fast jeder Zweite hat finanzielle Probleme Stichwort Zukunftsängste – in vielen Haushalten ist die finanzielle Situation mehr als angespannt: Fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten kommt „gerade so“ oder gar nicht mit ihrem Einkommen aus. 22
Im Kampf gegen die Rekord-Arbeitslosigkeit wird es über das Jahr 2022 hinaus mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik brauchen. MMag.a Michaela Schmidt und Mag. Florian Preisig, Leitung der wirtschaftspolitischen Abteilung Studien, Statistiken & Beratungen Studie: Corona – und jetzt? Broschüre: Beratungsangebot für WIR-Kolleg Lohnnebenkosten Betriebsrätinnen und an der biwest Schon rasch nach offiziellem Betriebsräte Pandemiebeginn in Österreich Wirtschaftsvertreter machen Die AK ist stolz auf die 11 Teil- war klar: Österreich befindet sich seit langem für die Sen- Die Expertinnen und Exper- nehmerinnen und Teilnehmer, sich in der größten Gesund- kung der Lohnnebenkosten ten der wirtschaftspolitischen die 2020 das WIR-Kolleg heits- und Wirtschaftskrise der stark. Dabei werden Argu- Abteilung der Arbeiterkammer erfolgreich abgeschlossen 2. Republik. Noch während mente verwendet, die einem Salzburg stehen den Betriebs- haben. Die Expertinnen und das Land im ersten Lockdown Faktencheck nicht Stand rätinnen und Betriebsräten Experten der wirtschaftspoliti- verharrte, wurde die wirtschaft- halten. Weder sind die Lohn- stets mit Rat und Hilfe zur schen Abteilung konnten den liche Lage der Beschäftigten nebenkosten europäische Seite. So sind sie eine wich- Teilnehmenden im Rahmen analysiert, erste Lehren gezo- Spitze, noch verschwinden sie tige Anlaufstelle bei betriebs- dieser Ausbildung ein umfang- gen und wesentliche politi- im „System“. Sie gefährden wirtschaftlichen Fragen. Zum reiches volks- und betriebs- sche Forderungen artikuliert. auch nicht die Wettbewerbs- Beispiel helfen sie bei Erläu- wirtschaftliches Wissen Die vier wesentlichen Säulen fähigkeit der heimischen terung und Interpretation des vermitteln. Dieses Wissen der Krisenbekämpfung sind Unternehmen. Sie werden von Jahresabschlusses anhand stärkt die Absolventinnen und weiterhin aktuell: Zukunftsin- den Beschäftigten erarbeitet einer Bilanzanalyse, oder Absolventen bei ihrem täg- vestitionen forcieren, Rekord- und für die Finanzierung des bei der zielgerichteten und lichen Einsatz für die Arbeit- arbeitslosigkeit bekämpfen Sozialstaats verwendet. Sie sorgfältigen Vorbereitung auf nehmerinnen und Arbeitneh- und Einkommen sichern, den kommen den Beschäftigten Wirtschaftsgespräche. Auch mer und hilft so, einen Beitrag gut ausgebauten Sozialstaat zu Gute: Für Gesundheit, in arbeitsrechtlichen Fragen zur besseren Durchsetzung erhalten und die Krisenkosten Pension, Urlaubs- und Weih- werden die Betriebsrätinnen der Arbeitnehmerpositionen fair verteilen. Die Umsetzung nachtsgeld oder Abfertigung. und Betriebsräte bestens zu leisten. dieser vier Kernforderungen ist Wer Lohnnebenkosten ersatz- betreut. Sie profitieren von entscheidend für die soziale los kürzen will, reduziert die einer kompetenten Beratung und wirtschaftliche Situation Lebensqualität der Menschen. in allen Belangen des kollekti- von Salzburgs Beschäftigten in ven Arbeitsrechts. den kommenden Jahren. 23
Gru ndl ag e n a r b e i t SOZIALPOLITIK Die Corona-Pandemie hat in Österreich zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Es ist daher zu befürchten, dass Armut und soziale Ungleichheit in den nächsten Jahren weiter ansteigen werden. Vor der Pandemie standen Einschnitte im Sozialstaat auf der politischen Tagesordnung. Nun zeigt sich einmal mehr, wie wichtig ein gut ausgebauter Sozialstaat mit einem starken, öffentlichen Gesundheitssystem zur Abfederung von Notlagen ist. Das Jahr 2020 war im Bereich der Sozialpolitik von der Coro- Armut in Österreich und Salzburg na-Pandemie geprägt. Schnell hat sich gezeigt, dass die Coro- na-Krise keine reine Gesundheitskrise war, sondern Auswirkun- gen in vielen Lebensbereichen zeigte und eine tiefe soziale und Im Jahresdurchschnitt 2017-2019 (aktuellste verfügbare Daten) wirtschaftliche Krise auslöste. Auch wurde bald ersichtlich, dass waren in Österreich 1,2 Millionen Menschen (14 Prozent) und in die Auswirkungen nicht für alle Menschen gleich waren und sind, Salzburg 58.000 Menschen (11 Prozent) armutsgefährdet. Das z.B. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von Einkommens- bedeutet, dass ihr Einkommen unter der Armutsgefährdungs- verlusten durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen waren schwelle von 1.286 Euro (2019) lag. Ohne Sozialleistungen wären und nicht wie andere ohne Einkommensverluste ins Homeoffice in Österreich 3,9 Millionen Menschen (45 Prozent) armutsgefähr- wechseln konnten. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die det. Das zeigt, wie wichtig unser Sozialstaat für die Vermeidung unter prekären Arbeitsbedingungen und ohne ausreichendem von Armut ist. Schutz vor Infektionen weitergearbeitet haben oder auch Frauen mit Kindern, die aufgrund eingeschränkter Bildungs- und Betreu- Eine besonders stark von Armut betroffene Gruppe sind Arbeits- ungsangebote und der damit einhergehenden Mehrbelastung lose. Von den 6-11 Monate arbeitslosen Personen sind 35 Pro- durch unbezahlte Arbeit, ihre Erwerbstätigkeit aufgeben oder zent armutsgefährdet, von den ganzjährig Arbeitslosen sind es zumindest reduzieren müssen. 45 Prozent. Diese Zahlen sind alarmierend und vor allem vor dem Hintergrund der durch die Corona-Pandemie stark gestiegenen Arbeitslosigkeit, ist die Forderung nach einer Erhöhung der Net- toersatzrate beim Arbeitslosengeld wichtiger denn je. Im Zuge der letzten Monate wurden zwar diverse Corona-Hilfen ins Leben gerufen, deren Implementierung jedoch zum Teil – vor allem auch wegen der bürokratischen Hindernisse und der langen Bearbei- tungsdauer von Anträgen – zu wünschen übrig ließ (z.B. Leistun- gen aus dem Corona-Familienhärtefonds). Auch die AMS-Einmal- zahlungen und die befristete Aufstockung der Notstandshilfe auf das Niveau des Arbeitslosengeldes waren nicht nachhaltig und konnten nicht ausreichend vor Armut schützen. 24
Nur wenn auch in guten Zeiten ein starker Sozialstaat vorhanden ist, gelingt eine erfolgreiche Krisenbekämpfung. Mehr denn je hat sich gezeigt, wie wichtig ein stabiles und öffentliches Gesundheitssystem und eine hohe soziale Absicherung sind. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der weitere Ausbau des Sozialstaates und die gerechte Finanzierung der Krisenkosten sind die wesentlichen Aufgaben für die nächsten Jahre. MMag.a Dr.in Eva Stöckl, Leiterin der sozialpolitischen Abteilung Neue Salzburger Sozialunterstützung – Politik muss Spielräume nutzen Im März 2020 hat der Salzburger Landtag das neue Sozialunter- Leider hat der Salzburger Landesgesetzgeber die vom Grund- stützungsgesetz beschlossen, das in Ausführung des Sozialhil- satzgesetz eingeräumten Spielräume weitgehend nicht genutzt fe-Grundsatzgesetzes das Salzburger Mindestsicherungsgesetz und teilweise sogar strengere Regelungen erlassen. Für die ersetzen soll. Betroffenen hat das Verschlechterungen zur Folge. Betroffen sind vor allem Familien mit Kindern, Pensionistinnen und Pensionisten Das Grundsatzgesetz widerspricht ganz klar dem Zweck des sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch die Anrech- „Armenwesens“. Die Einführung von Höchstsätzen, der Ersatz von nung der Sonderzahlungen. Geldleistungen durch Sachleistungen und die Leistungskürzun- gen für bestimmte Gruppen, bedeuten einen massiven Rück- Die aktuelle Situation aufgrund der Corona-Pandemie hat ganz schritt im Bereich der Armutsbekämpfung und -vermeidung. klar gezeigt, wie wichtig das letzte soziale Netz ist, und dass Armut Jede und Jeden treffen kann. Statt Kürzungen bei den Schwächsten der Gesellschaft braucht es daher Verbesserungen, damit die Sozialhilfe als armutsfestes letztes soziales Auffangnetz für Personen in Notlagen hält. 25
Gru ndl ag e n a r b e i t Insbesondere in folgenden Bereichen muss der Landesgesetz- hätte hier mit einer entsprechenden Erhöhung des geber die vorhandenen Spielräume nutzen. Umso mehr, weil höchstzulässigen Wohnungsaufwandes gegensteuern die finanziellen Folgen der Pandemie uns noch länger begleiten können. Leider wurde von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch werden: gemacht, sondern die höchstmöglichen Beträge in allen Bereichen sogar unterschritten (z.B. bei einer Familie mit • Die Sonderzahlungen für Kinder wurden ersatzlos gestrichen. 2 Kindern um 178 Euro, bei einer Familie mit 1 Kind 153 Euro). Aufgrund der Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes gibt es für die Richtsätze der Kinder keine grundsatzgesetzlichen • Außerdem wird die Hilfe in besonderen Lebenslagen Vorgaben mehr. Salzburg könnte daher einen höheren eingeschränkt. Künftig ist es nicht mehr möglich, dass für Richtsatz als die vorgesehenen 21 Prozent gewähren oder Personen, die keine Sozialunterstützung beziehen, Miet- sogar wieder Sonderzahlungen einführen. und Betriebskostenrückstände übernommen werden. Diese wichtigen Leistungen, die Delogierungen und • Große Einschnitte ergeben sich daraus, dass künftig die Obdachlosigkeit verhindern können, muss es auch weiterhin Wohnbeihilfe als Einkommen anzurechnen ist und der für Personen außerhalb des Anwendungsbereiches des „Wohnanteil“ bei den Richtsätzen 40 Prozent, statt den Sozialunterstützungsgesetzes geben. bisherigen 25 Prozent, beträgt. Der Landesgesetzgeber Neues Service: Schuldenberatung in der Arbeiterkammer Salzburg Die Corona-Pandemie hat viele Menschen in eine schwierige Personen, die Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Schulden finanzielle Situation gebracht. Als Serviceangebot für unsere Mit- suchten, konnten sich beraten lassen. Bei der Beratung ging es glieder haben wir daher im Oktober 2020 einen Sprechtag der um einen Überblick über die finanzielle Situation, aber auch um Schuldenberatung in der Arbeiterkammer Salzburg organisiert. die Suche nach individuellen und tragfähigen Lösungen. Elementarbildung – Salzburg bleibt Nachzügler Auch 2020 haben wir das Salzburger Angebot an elementa- Für eine Chancengleichheit aller Kinder und für eine gute Verein- ren Bildungseinrichtungen für das Betreuungsjahr 2019/2020 barkeit von Beruf und Familie braucht es einerseits eine Überar- im Detail analysiert. Die Ergebnisse belegen wie in den Vorjah- beitung des 2019 in Kraft getretenen Salzburger Kinderbildungs- ren, dass in der Elementarbildung noch viel zu tun ist: Lediglich und -betreuungsgesetzes und andererseits einen massiven 22,1 Prozent der unter 3-jährigen Kinder werden in Salzburg Ausbau qualitätsvoller, flächendeckender und leistbarer Ange- institutionell betreut (EU-Ziel lag schon für 2010 bei 33 Prozent). bote mit Öffnungszeiten, die auch mit der Arbeitswelt der Eltern In 15 Prozent aller Salzburger Gemeinden gibt es überhaupt kein übereinstimmen. Angebot an elementaren Bildungseinrichtungen für Kleinkinder. Insgesamt sind nur 1/3 aller Angebote mit einem Vollzeitjob bei- der Elternteile vereinbar. Auch die Ferienbetreuung bleibt eine große Herausforderung für Eltern: fast jede 2. Einrichtung hat zwischen 6 und 15 Wochen im Jahr geschlossen. Neue Initiative der Sozialpartner für Betriebliche Kinderbetreuung Die gemeinsam von AK und WK geschaffene und finanzierte Mit dem neuen Serviceangebot „Betriebliche Kinderbetreuung“ Beratungsstelle beim Arbeitsmedizinischen Dienst Salzburg soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Salzburg, z.B. (AMD) unterstützt seit 1. Oktober 2020 Arbeitgeber, Betriebsrätin- durch auf Arbeitszeiten abgestimmte Betreuungszeiten, faire nen und Betriebsräte sowie Beschäftigte, betriebliche oder über- Betreuungskosten und kürzere Wege, verbessert werden. Die betriebliche Kinderbetreuungsangebote zu installieren. Die jähr- Beratungsstelle unterstützt professionell und kostenlos bei der liche AK-Kinderbetreuungsanalyse zeigt, dass die bestehenden Wahl eines maßgeschneiderten Modells, betrieblichen Bedarfs- öffentlichen und privaten Angebote dem Bedarf nicht gerecht analysen, Konzepterstellung sowie Finanzierungsfragen und werden. Der Ausbau der betrieblichen Kinderbetreuung ist daher Fördermöglichkeiten. eine wichtige Ergänzung. Derzeit bieten nur 15 Unternehmen im Bundesland Salzburg diese Möglichkeit an. 26
Herausforderungen und Ausblick 2021 Die Bekämpfung der Corona-Pandemie verlangt uns als Gesellschaft einiges ab. Probleme, die bereits vor der Krise da waren (z.B. Mangel an Pflegekräften, nicht existenzsichernde Leistungen der sozialen Sicherungssysteme) zeigen sich nun noch deut- licher. Die Armutsbekämpfung wird im Jahr 2021 ein zentrales Thema sein. Entscheidend wird daher sein, den Sozialstaat zu stärken und weiter auszubauen. Armut nachhaltig bekämpfen – Einkommen sichern und Zukunftsinvestitionen in soziale Sozialstaat ausbauen Arbeitsbedingungen verbessern Infrastruktur forcieren Die Auswirkungen der Corona-Pande- Auch gilt es, gute Arbeitsbedingungen Investitionen in den Ausbau sozialer mie treffen den Arbeitsmarkt besonders und eine faire Entlohnung sicherzu- Infrastruktur, z.B. im Bereich hart. Um zu verhindern, dass Arbeits- stellen, insbesondere in den system- Elementarbildung und Pflege, sind losigkeit mit Armut einhergeht, braucht relevanten Branchen. Im Zuge des nicht nur gesellschaftspolitisch sinnvoll, es vor allem die Erhöhung des Arbeits- ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 sondern tragen auch zur Stabilisierung losengeldes auf 70 Prozent und die entflammte erstmals eine Debatte über der wirtschaftlichen Entwicklung bei. Verlängerung der Bezugsdauer von Berufe und Dienstleistungen, die für das AK-Berechnungen zeigen, dass mit Arbeitslosengeld. Für all jene, die sich Funktionieren der Gesellschaft unver- einem Ausbau des Angebots erhebliche beruflich neuorientieren wollen oder zichtbar und systemrelevant sind. Für Beschäftigungs- und Budgeteffekte müssen, braucht es ein existenzsichern- gesellschaftlich wertvolle Arbeit braucht verbunden sind: Eine Anhebung der des Qualifizierungsgeld. es aber nicht nur Lob und Dankbarkeit, institutionellen Betreuungsquote für sondern insbesondere gute Bezahlung unter 3-Jährige auf 50 Prozent bis Gleichzeitig ist das Land Salzburg und gute Arbeitsbedingungen. Niedrige 2025 würde 5.700 zusätzliche Plätze gefordert, das letzte soziale Netz zu Einkommen in versorgungskritischen und 2.700 zusätzliche Arbeitsplätze stärken und Nachbesserungen im Branchen, z.B. im Sozial- und Gesund- schaffen. Salzburger Sozialunterstützungsge- heitsbereich, Handel und anderen setz vorzunehmen. Das Inkrafttreten Dienstleistungsbereichen müssen des Sozialunterstützungsgesetzes am erhöht werden, um Kaufkraft zu sichern 1. Jänner 2021 hat zu großen Ver- und das Abgleiten in die Armut zu ver- schlechterungen geführt. Bereits in hindern. Gleichzeitig braucht es eine den ersten Monaten des Jahres 2021 Stärkung des ArbeitnehmerInnenschut- haben sich viele Betroffene mit großer zes, denn gerade Arbeitnehmerinnen Ratlosigkeit an uns gewandt. Es darf und Arbeitnehmer in prekären Arbeits- nicht sein, dass Arbeitnehmerinnen und verhältnissen waren und sind von der Arbeitnehmer sowie Pensionistinnen Krise besonders hart getroffen. und Pensionisten seit 1. Jänner 2021 ihren 13. und 14. Bezug angerechnet bekommen und Kinder überhaupt keine Sonderzahlungen mehr erhalten. 27
Gru ndl ag e n a r b e i t BILDUNG, JUGEND UND KULTUR Bildung ermöglicht uns ein langes, gesundes Leben. Bildung schützt uns vor Armut und vermindert Arbeitslosigkeit, sie verbessert unsere Gesundheit und lässt uns das Leben selber gestalten. Aus diesen Gründen setzt sich die Arbeiterkammer dafür ein, dass alle Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status den gleichen Zugang zu Bildung haben. Die AK-Abteilung Bildung, Jugend und Kultur analysiert Die Befragung zeigte aber auch, dass während der Schul- regelmäßig die Lebens- und Arbeitsbedingungen junger schließungen im ersten Lockdown jede/r zweite Befragte Menschen und leitet daraus Forderungen und Maßnahmen für Schwierigkeiten hatte, mit dem Kind zu lernen. 28 Prozent gaben Verbesserungen ab. an, dass das Kind mit den Online-Aufgaben überfordert war. Die AK forderte daher eine Intensivierung der Betreuung und Nachhilfebedarf wächst Begleitung sowie Förderunterricht, damit kein Kind abgehängt wird. Gleichzeitig geht die AK mit gutem Beispiel voran und Der Nachhilfebedarf unter Salzburgs Schülerinnen und Schülern schafft das Lernprogramm „Ein Platz zum Lernen“ und setzt wächst. 19.000 Schülerinnen und Schüler – immerhin 29 Prozent „Freizeitspaß trifft MINT“ fort. – haben im laufenden Schuljahr bzw. in den Ferien Nachhilfe in Anspruch genommen – sei es bezahlt oder unbezahlt. Aus Schulkostenstudie gestartet bildungspolitischer Sicht erfreulich: Der Zuwachs geht vor allem auf die schulischen bzw. schulnahen Gratisnachhilfen zurück. So Die eigentlich kostenfreie Schule geht nicht nur in Sachen ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die eine bezahlte Nachhilfe ganz schön ins Geld. Um Verbesserungsvorschläge Nachhilfe in Anspruch genommen haben, mit 16 Prozent fast völlig und Entlastungsmaßnahmen für mehr Chancengerechtigkeit deckungsgleich mit den Ergebnissen des Vorjahres. Ebenfalls zu erarbeiten, will es die AK genau wissen und hat eine stabil geblieben ist mit 10 Prozent der Anteil an unbezahlter österreichweite Schulkostenstudie für das Schuljahr 2020/21 privater Nachhilfe. Der Anteil derer, die eine von der Schule gestartet. oder einer schulnahen Einrichtung organisierte Gratisnachhilfe nutzen konnten, hat sich hingegen auf 7 Prozent erhöht. Aber Im Rahmen dieser Studie werden regelmäßig Sondererhebungen 3.000 Kinder und Jugendliche hätten Nachhilfe gebraucht, durchgeführt. Die Ergebnisse der beiden Sondererhebungen vorwiegend aber aus Kostengründen keine bekommen. im Herbst geben Anlass zur Sorge: Die Coronakrise hat die Bildungsunterschiede wie durch ein Brennglas verschärft, Nachhilfe geht auch ganz schön ins Geld. Die mittleren Kosten die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Salzburg belaufen sich auf rund 510 Euro. Gesamt gaben ist alarmierend. Die AK fordert entsprechende Maßnahmen, Salzburgs Eltern rund 5,4 Millionen Euro aus. oberstes Ziel ist die Vermeidung von Schulschließungen. 28
Wir treten dafür ein, dass alle sozialen Schichten den gleichen Zugang zu und die gleiche Beteiligung an hochwertiger Bildung haben. Mag.a Hilla Lindhuber, Leiterin der Abteilung Bildung, Jugend und Kultur Highlights 2020 Auszeichnung für Salzburgs Studien Kultur-Kooperationen Forschungsnachwuchs ●● Cinema Next mit AK-Filmförderpreis ●● AK-Jugendmonitor „Arbeitswelten“ Einmal im Jahr vergibt die AK Salzburg ●● AK-Bildungsmonitor ●● Festival „Take The A-Train“ unter dem Motto „Gerechtigkeit muss ●● AK-Nachhilfestudie macht Station in der AK sein“ in 4 Kategorien den mit jeweils ●● Flavourama-Festival 5.000 Euro dotierten Wissenschafts- ●● AK-Schulkostenstudie preis. Der AK-Förderpreis zeichnet ●● Rockhouse-Workshops zudem Studierende aus Bachelorstu- ●● Familienkonzerte der Kinderfestspiele diengängen im Bereich Gesundheit ●● Workshop-Programm der aus. Heuer hatte die Jury besonders Artgenossen die Qual der Wahl: 100 Abschlussarbei- ●● Salzburger Kulturvereinigung ten wurden eingereicht. Die Verleihung ●● …und viele mehr fand nicht wie gewohnt im Rahmen einer großen Veranstaltung statt, sondern erstmals ausschließlich online – mit nicht minder großem Erfolg. 29
Gru ndl ag e n a r b e i t € FRAUENPOLITIK Equal-Pension-Day war am 29. Juli 2020 Frauen bekommen um 42,3 Prozent weniger Pension – das sind 11.550 Euro pro Jahr! Das Jahr 2020 war vor allem für Frauen ein herausforderndes: Lockdowns, die Schließung von institutioneller Kinderbetreuung und Homeschooling führten zu Rückschritten in der Gleichstellung. Wieder einmal wurde offensichtlich, dass Frauen zwar überwiegend in gesellschaftlich wichtigen Bereichen als „Systemerhalterinnen“ tätig sind, sich die Relevanz ihrer Berufe aber nicht im Einkommen widerspiegelt. Bezahlte und unbezahlte Arbeit (Kinder- Pandemiejahr 2020 hat sich die ungleiche des wieder in ihren Beruf zurückgekehrt. betreuung, Pflege von Angehörigen, Verteilung nochmals verstärkt. Es besteht Leider gehen nur lediglich 0,6 Prozent der Haushalt etc.) sind ungleich verteilt. Jede die Gefahr, dass sich diese Entwicklung Väter länger als ein halbes Jahr in Karenz. 2. Frau arbeitet bereits in Teilzeit, um verfestigt und Frauen wieder zurück „an Überhaupt ist bei 84,5 Prozent der Paare Beruf und Familie und andere unbezahlte den Herd“ gedrängt werden. die Mutter alleinige Bezieherin des Kinder- Tätigkeiten unter einen Hut zu bekom- betreuungsgeldes. men. Laut einer Studie der Internationalen Väterkarenz erleichtert Arbeitsorganisation kommen Frauen auf Frauen den Wiedereinstieg Um Frauen den Wiedereinstieg zu durchschnittlich 55 Arbeitsstunden pro erleichtern, braucht es aus unserer Sicht Woche, Männer auf 49. Frauen arbeiten „Nur ein bisserl Väterkarenz bringt‘s nicht“ viel mehr: Einen verbesserten Zugang zu also mehr als Männer. Allerdings wird ein – das zeigt der Wiedereinstiegsmonitor Aus- und Weiterbildung, kürzere Kinderbe- Großteil ihrer Arbeit nicht („unbezahlte der AK Salzburg ganz klar. Je länger die treuungsgeldmodelle und ein flächende- Arbeit“) oder schlecht („Frauenberufe“) Väterkarenz dauert, desto größer ist der ckendes und qualitätsvolles Angebot an bezahlt. Dies führt schlussendlich dazu, Einfluss auf einen schnellen Wiederein- Kinderbetreuungsplätzen – insbesondere dass Frauen trotz hohem Arbeitsvolumen stieg von Frauen: Geht der Vater mehr als für unter 3-Jährige. keine eigenständige finanzielle Absiche- 6 Monate in Karenz, dann sind 90 Prozent rung im Jetzt und im Alter erhalten. Im der Frauen beim 2. Geburtstag des Kin- Herausforderungen Bessere Bezahlung für Systemerhalterinnen und Ausblick 2021 Das Einkommensniveau in Branchen mit hohem Frauenanteil (Reinigung, Handel, Kin- dergarten, Pflege) fällt meist niedriger aus als in klassischen „Männerbranchen“. Frauen arbeiten aber in Bereichen mit hoher gesellschaftlicher und sozialer Relevanz. Es braucht eine Auf- und Neubewertung dieser Berufe. Arbeit mit und am Menschen darf nicht weniger wert sein, als die Arbeit mit Maschinen. 30
Frauen halten die Gesellschaft am Laufen: Es ist höchst an der Zeit, dies auch finanziell anzuerkennen – klatschen alleine reicht nicht – davon kann sich „Frau“ den Lebensunterhalt nicht finanzieren. Mag.a Ines Grössenberger, Frauenreferentin Lesetipp: Online-Veranstaltung: Frauen und Neue Publikation – Geschlecht.Macht.Arbeit Corona. Auswirkungen, Perspektiven und Forderungen Die 2020 veröffentlichte Publikation, zur gleichnamigen Veranstal- tung aus dem Jahr 2019, widmet sich dem Thema Geschlechterge- Die Geschlechterzugehörigkeit gilt nach wie vor als bestimmende rechtigkeit aus unterschiedlicher Perspektive, weist auf strukturelle Kategorie in der Gesellschaft und prägt maßgeblich unsere Zusammenhänge hin und versucht, mögliche Handlungsalternati- Möglichkeiten. Die damit verbundenen Rollenzuschreibungen ven zur Erreichung von Gleichstellung aufzuzeigen. Mit Beiträgen und -erwartungen führen zu strukturellen Diskriminierungen von von Elisabeth Klatzer, Sabine Skubsch, Hildegard Nickel u.v.m. Frauen in vielen Bereichen (Gender-Pay-Gap, Vermögensvertei- lung, Übernahme von Care-Arbeit, Altersarmut, „gläserne Decke“ etc.). Die Covid-19-Krise verdeutlicht(e) die Tragweite der beste- +37,8 % henden Ungleichheiten. Gemeinsam mit Expertinnen wurden die Einkommensschere Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Gleichstellung aufge- Die ungleiche Verteilung von bezahlter zeigt und mögliche Perspektiven diskutiert. und unbezahlter Arbeit führt zu einem Einkommensunterschied von 37,8 Prozent zwischen Frauen und Männern – das sind gut 1.000 Euro im Monat. Frauen zurück in die Erwerbsarbeit führen ●● Mehr arbeitsmarktpolitische Angebote speziell für Frauen, die auch mit Betreuungspflichten vereinbar sind Frauen sind stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Es muss genau ●● Öffentliche Beschäftigungsprogramme beobachtet werden, ob, wann und in welche Jobs, Frauen zurück- ●● Qualifizierungsmaßnahmen für Frauen kehren. Um die Auswirkungen der Pandemie abzufangen und ●● Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem Rückschritte in der Gleichstellung zu vermeiden, braucht es: 1. Geburtstag ●● Ausbau von elementaren Kinderbildungs- und -betreuungsplätzen ●● Eine Verkürzung der Arbeitszeit, für eine gerechtere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern. 31
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