DER UMFASSENDE ETF-GUIDE - ALLES RUND UM DIE ANLAGE IN BÖRSENNOTIERTE INDEXFONDS VON OLIVER BARON UND JAKOB PENNDORF - GodmodeTrader

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DER UMFASSENDE
ETF-GUIDE
ALLES RUND UM DIE ANLAGE
IN BÖRSENNOTIERTE INDEXFONDS
VON OLIVER BARON UND JAKOB PENNDORF

                eBook powered by GodmodeTrader
DER UMFASSENDE ETF-GUIDE - ALLES RUND UM DIE ANLAGE IN BÖRSENNOTIERTE INDEXFONDS VON OLIVER BARON UND JAKOB PENNDORF - GodmodeTrader
Der umfassende ETF-Guide
                                                                          Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

                                                                        Liebe Leserinnen und Leser,
Inhaltbersicht
                                                                        kein anderer Trend, vielleicht mit Ausnahme der Kryptowährungen, hat die Fi-
Was ist eigentlich ein Fonds und wie funktionieren ETFs?     Seite 04
                                                                        nanzmärkte in den vergangenen Jahren so stark und so nachhaltig verändert
Was bedeutet überhaupt „aktiv“ oder „passiv“ investieren? Seite 09
                                                                        wie das passive Investieren mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Die Ab-
Das Weltportfolio: Die ganze Welt in einem Depot!            Seite 14   kürzung ETF steht dabei für „Exchange Traded Funds“, also börsengehandelte
„ETFs sind perfekte Bausteine für das Portfolio“             Seite 19   Fonds. Im Gegensatz zu klassischen Investmentfonds werden ETFs in der Re-
Mehr Rendite: So funktioniert die Core-Satellite-Strategie   Seite 21   gel nicht aktiv gemanagt. Bei einem aktiv gemanagten „normalen“ Aktienfonds
“Wir haben auch gezielt den aktiven Anleger im Blick”        Seite 23   wählt ein Fondsmanager die Aktien aus, die er für besonders vielversprechend
                                                                        hält. Bei einem ETF wird einfach ein Index wie der DAX oder der S&P 500
Vorteile und Nachteile von ETFs für den Anleger              Seite 27
                                                                        möglichst genau nachgebildet. Während der „aktive Anleger“ versucht, eine
Verantwortungsvoll mit ETFs investieren                      Seite 29   Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen, geht es beim pas-
Passende ETFs mit Guidants finden                            Seite 32   siven Investieren einfach darum, den Gesamtmarkt nachzubilden und so in den
ETF-Sparplantest 2018                                        Seite 33   Genuss der Marktrendite zu kommen, die bei Aktien im langfristigen Mittel in
ETFs und Robo Advisors: Welchen Mehrwert bietet              Seite 39   der Größenordnung von sechs bis acht Prozent pro Jahr liegt.
die computergesteuerte Anlageberatung?
                                                                        Die Wissenschaft hält das passive Investieren vielfach sogar für die „einzige
Smarte Geldanlage für jeden                                  Seite 41
                                                                        vernünftige Anlagestrategie“ (Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Weber). Dahinter steckt
Checkliste für den ETF-Kauf                                  Seite 43
                                                                        die Erkenntnis, dass es den allermeisten aktiv gemanagten Fonds oder aktiven
5 Gründe: Warum Sie auf einen digitalen                      Seite 45   Anlegern ohnehin nicht gelingt, besser abzuschneiden als der Gesamtmarkt.
Vermögensverwalter setzen sollten!                                      Schneidet ein Fonds oder ein Anleger mit aktiven Anlageentscheidungen doch
Smart-Beta-ETFs: Mehr Rendite, weniger Risiko?               Seite 47   besser ab als der Gesamtmarkt, so ist das aus Sicht der Finanzwissenschaft
Solidvest: Online-Vermögensverwaltung mit                    Seite 50   häufig einfach auf den Zufall oder aber auf systematisch riskantere Investments
aktivem Management                                                      zurückzuführen. Risikoadjustiert, also bezogen auf das jeweils übernommene
ETF-Markt: Kein Ende des Wachstumstrends                     Seite 52   Risiko, ist keine systematische Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt
                                                                        möglich, so die Überzeugung vieler Finanzwissenschaftler. Der Versuch, den
„Wir sind von einem passiven Anlagestil überzeugt“           Seite 53
                                                                        Gesamtmarkt zu schlagen, ist demnach ein „Fool‘s Game“ - ein Spiel für Idi-
                                                                        oten, das höchstens durch Zufall, nicht aber systematisch gewonnen werden

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                                                                                    Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

kann. In der Realität sind die Finanzmärkte sicher nicht immer effizient. Für     Neben ihrer meist passiven Architektur unterscheiden sich ETFs von klassi-
Profis und gut informierte Privatanleger ergeben sich immer wieder durchaus       schen Fonds auch dadurch, dass sie wie Aktien ständig an Wertpapierbörsen
Chancen, von Fehlbepreisungen zu profitieren. Für den Großteil der Anleger        gehandelt werden können (auch intraday), dass keine Ausgabeaufschläge an-
gilt das aber ausdrücklich nicht. Die Masse der Anleger ist gut beraten, zumin-   fallen und dass die laufenden Kosten für den Anleger in der Regel deutlich
dest mit dem Großteil des Depots einfach in Indizes zu investieren.               geringer sind. Diese Eigenschaften führen dazu, dass sich ETFs eben keines-
                                                                                  wegs nur für passive Anlagestrategien eignen. Wer zum Beispiel bewusst in
Dass der Markt als Ganzes immer nur die Gesamtmarktrendite erzielen kann,         Aktien einer bestimmten Branche, einer bestimmten Weltregion oder gar eines
ist sogar eine sehr triviale Erkenntnis. Hat ein Anleger eine bessere Perfor-     bestimmten Risikofaktors investieren will, kann dafür ebenfalls auf ETFs zu-
mance als der Gesamtmarkt, so folgt daraus mit Sicherheit, dass ein andere        rückgreifen. Sogar beim kurzfristigen Trading können ETFs zum Einsatz kom-
Anleger eine schlechtere Performance einfahren muss. Wenn es aber ohnehin         men, insbesondere gehebelte ETFs.
nur Spezialisten möglich ist, durch „Market-Timing“ (also die geschickte Aus-
wahl von Ein- und Ausstiegszeitpunkten) oder „Stock-Picking“ (die Auswahl be-     Das starke Wachstum in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass die
sonders vielversprechender Einzeltitel) den Gesamtmarkt zu schlagen, welche       ETF-Landschaft inzwischen recht unübersichtlich ist. Mit diesem E-Book wol-
Idee liegt dann näher, als gar nicht erst zu versuchen, den Gesamtmarkt zu        len wir etwas Klarheit schaffen und zum einen zeigen, wie mit passiven ETFs
schlagen?                                                                         auf einfache und kostengünstige Art und Weise ein breit diversifiziertes Port-
                                                                                  folio aufgebaut werden kann und welche Rolle ETFs auch in den Portfolios
Der Pionier der passiven Indexfonds, damals noch nicht im ETF-Gewand, war         derjenigen Anleger spielen können, die nicht vollständig auf ein aktives Ma-
in den 1970er Jahren John C. Bogle mit seiner Investmentgesellschaft Vangu-       nagement ihrer Anlagen verzichten wollen.
ard. Obwohl sich sein erster Indexfonds auf den S&P 500 als Flop entpuppte,
setzte sich die Idee des passiven Investierens in den vergangenen Jahrzehnten     Der ETF-Boom, so viel steht fest, wird auch in den kommenden Jahren weiter-
immer mehr durch. Heute wächst kein Marktsegment so rasant wie der Markt          gehen. Wie Anleger ETFs sinnvoll einsetzen können, erfahren Sie in diesem
für börsengehandelte Indexprodukte (ETPs). Schätzungen zufolge erfolgen be-       E-Book. Zusammen mit meinem Kollegen Jakob Penndorf, der entscheidend
reits heute weltweit mehr als 30 Prozent aller Aktieninvestments rein passiv.     zu diesem E-Book beigetragen hat, wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lek-
Bis zum Jahr 2024 könnte dieser Wert sogar auf 50 Prozent ansteigen. Schon        türe und viel Erfolg bei Ihren Anlageentscheidungen - ganz egal, ob diese nun
heute werden rund 4,8 Billionen Dollar, also 4.800 Milliarden Dollar, in Index-   passiv oder aktiv erfolgen!
fonds verwaltet.
                                                                                  Ihr Oliver Baron

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                                                                                 Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Was ist eigentlich ein Fonds und wie funktionieren ETFs?

Die Grundidee eines Investmentfonds ist ganz einfach: Statt selbst             für Anteilsscheine) und der von der Verwaltungsgesellschaft des Fonds bestell-
in einzelne Wertpapiere zu investieren, tun dies Anleger gemeinsam.            te Fondsmanager (meist eine Bank oder ein professioneller Vermögensverwal-
Doch im Detail wird es schnell kompliziert. Dieser Artikel liefert eine        ter) legt das Fondsvermögen an den Finanzmärkten an. Die Anleger können
grundlegende Einführung in die Themenkomplexe Fonds und ETFs.                  ihre Anteilsscheine meist börsentäglich mit der Depotbank oder im Fall von
                                                                               ETFs (Exchange Traded Funds) mit anderen Anlegern an der Börse handeln.
Fond, Fund oder Fonds? Schreibt man das mit oder ohne „s“ am Ende? Schon
der Name des Finanzprodukts „Fonds“ ist für viele Anleger ungewohnt und        Das Fondsvermögen selbst gilt als Sondervermögen und ist damit vom Vermö-
sperrig. Doch wer langfristig erfolgreich mit ETFs investieren möchte, kommt   gen der Depotbank und der Verwaltungsgesellschaft getrennt (siehe Schaubild).
an der Frage nicht vorbei. Denn im Kürzel „ETF“ steckt eben auch das Wört-     Dadurch ist es vor dem Zugriff der Finanzinstitute und ihrer Gläubiger geschützt.
chen „Fonds“: Exchange Traded Fund, was aus dem Englischen übersetzt so
viel heißt wie „Börsengehandelter Fonds“.                                      Fondsanleger können ihr Vermögen so vor einer möglichen Bankeninsolvenz
                                                                                                              schützen, wenn sie Geld in Fonds inves-
Mit Fonds verbinden viele Menschen eine                                                                       tieren.
Menge Vorurteile, die vor Banken und ih-
ren Produkten bestehen. Leider stimmt                                                                               Der Vollständigkeit halber muss man er-
das. Fonds sind keine einfache Sache.                                                                               wähnen, dass es unterschiedliche Arten
Das Gute daran ist: die komplexe Struktur                                                                           von Fonds gibt, für die unterschiedliche
dient vor allem dem Schutz der Anleger.                                                                             rechtliche Rahmen bestehen. Auch der
                                                                                                                    Ort, an dem der Fonds gegründet ist (Lux-
1. Anlegerschutz: Fonds sind die si-                                                                                emburg oder Irland sind sehr beliebte Do-
chersten Finanzprodukte                                                                                             mizile), kann unterschiedliche rechtliche
                                                                                                                    Aspekte beinhalten. Privatanleger sollten
Einen Fonds muss man sich wie eine In-                                                                              offene Investmentfonds mit EU-Domizil be-
teressengemeinschaft, vergleichbar mit ei-                                                                          vorzugen, um die höchste Sicherheit für ihr
nem Verein oder einer Aktiengesellschaft,                                                                           Vermögen und einen schnellen Zugriff auf
vorstellen. Die Anleger geben ihr Geld in                                                                           ihr Geld sicherzustellen.
einen Topf (erhalten als Miteigentümer da-

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                     Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

2. Diversifikation: Fonds sind langfristig bessere Anlagen                         Aktienfonds: Fonds mit dem Label „Aktienfonds“ investieren zum überwie-
                                                                                   genden Teil in Aktien.
Die Verteilung des Vermögens auf verschiedene Anlagen ist der entscheiden-
de Vorteil von Fonds.                                                              Rentenfonds: Fonds, die zum überwiegenden Teil in die Anlageklasse Anlei-
                                                                                   hen investieren.
Statt das Geld auf nur wenige Einzeltitel zu setzen, streuen Anleger mit einem
Fonds in den meisten Fällen sehr breit, oft sogar weltweit und über verschiedene   Mischfonds: Kombinieren Aktien und Renten zu einem Gesamtportfolio. Auch
Anlageklassen (Aktien, Renten, Rohstoffe). Um einen Totalverlust des gesamten      Edelmetalle und andere Anlageklassen können sich im Fonds befinden.
Fondsvermögens auszuschließen, ist ein Fondsmanager gesetzlich verpflich-
tet in viele verschiedene Wertpapiere zu investieren. Das hat den Vorteil, dass    ETF / Indexfonds: ETFs sind im eigentliche Sinne keine eigene Fondsart,
durchaus auch mal ein Investment „schief gehen kann“ (was selbst den Profis        unterscheiden sich aber dennoch deutlich von klassischen Produkten. Index-
passiert), ohne gleich das gesamte Kapital der Investoren zu gefährden. EU-Ge-     fonds sind rein formal ganz gewöhnliche Investmentfonds, die entlang eines
setze wie die UCITS-Richtlinie verpflichten Fonds vorgegebene prozentuale          Index investieren. So gibt es ETFs auf Aktienindizes (wie z.B. den DAX), auf
Gewichtungen einzuhalten. Die Einhaltung wird durch die Depotbank und die          Rentenindizes, Rohstoffmärkte oder gar einzelne Sektoren oder Regionen.
Aufsichtsbehörden überwacht. Ein klassischer Publikumsfonds hat daher selten       Ihre Anlagestrategie richtet sich ganz nach der Zusammenstellung und Per-
mehr als 5 % seines Fondsvermögens in einem einzelnen Wertpapier investiert.       formance eines Index. Steigt der DAX um 2 %, so steigt auch der Indexfonds
                                                                                   auf den DAX um 2 %. Fällt ein Titel aus dem DAX heraus und steigt ein neu-
In der Finanzwelt heißt dieses Prinzip Diversifikation. Damit erhöht man die       er auf, so ändert auch der Indexfonds seine Zusammensetzung. Indexfonds
Chancen und baut die Risiken eines Portfolios ab.                                  eignen sich für Anleger, die einfach nur die durchschnittliche Marktrendite zu
                                                                                   günstigen Managementgebühren verdienen möchten, gleichzeitig aber bereit
3. Fondsarten: In was investieren?                                                 sind Kursschwankungen des Index ohne Eingreifen eines Managers zu akzep-
                                                                                   tieren. Ein weiterer Unterschied zu klassischen Investmentsfonds ist die Han-
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Fonds. Die aufgeführten Fondsarten un-         delbarkeit von ETFs. Die Anteilsscheine dieser Fonds lassen sich mit anderen
terteilen sich meist auch nochmal in Unterklassen, je nach Anlagestrategie,        Marktteilnehmern über die Börse handeln. Ein von der Depotbank eingesetzter
Branche oder regionaler Schwerpunkte.                                              Market-Maker sorgt dabei ständig für ausreichend Liquidität.

Aber keine Sorge: Privatanleger brauchen nur wenige Fondsarten zu kennen,          Dachfonds: Investmentfonds, die das Geld der Anteilseigner in andere „Ziel-
ich habe die Fonds nach Einfachheit sortiert.                                      fonds“ investieren und so das „Manager-Risiko“, also die Gefahr einen schlech-

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                                                                                     Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

ten Fondsmanager zu erwischen, minimieren. Dachfonds stehen häufig in der          Fonds gehandelt werden können. Dem Risiko der fehlenden Liquidität dieser
Kritik, da sie meist (im Vergleich zu einfachen Fonds) teuerer sind. Die Mehr-     Investments stehen höhere und „garantierte“ Renditen gegenüber. Klassische
belastung entsteht, weil Dachfonds selbst Managementgebühren erheben und           Beispiele sind auch Infrastrukturprojekte, wie öffentliche Einrichtungen oder
wiederum den zu investierenden Zielfonds selbst auch eine Managementge-            Autobahnen. Geschlossene Fonds sind vermehrt in die Kritik geraten, da Anle-
bühr entrichten. Dachfonds als institutionelle Handelspartner haben jedoch         ger häufig Totalverluste erleiden mussten.
die Möglichkeit in sogenannte „institutionelle Anteilsklassen“ von Fonds zu
investieren, die meist deutlich günstiger sind. Zudem zahlen professionelle In-    Alternative Investmentfonds (AIF): Als AIF gelten Fonds, die nicht nach der
vestoren keine Ausgabeaufschläge.                                                  OGAW-Richtlinie strukturiert sind. Das ermöglicht diesen Fonds eine höhe-
                                                                                   re Flexibilität bei der Anlagestrategie. Klassische AIF sind Hedgefonds oder
Offene Immobilienfonds: Investieren überwiegend in Gewerbeimmobilien.              Private-Equity-Fonds, die ihr Vermögen auf wenige, aussichtsreiche Geschäfte
Der Zusatz „offen“ bedeutet, dass die Anzahl der Investoren nicht limitiert ist.   konzentrieren möchten. Aufgrund der hohen Risiken stehen alternative Invest-
Das hat den Vorteil, dass Anleger jederzeit auch wieder aussteigen können.         mentfonds nur professionellen Investoren zur Verfügung.

Geldmarktfonds investieren in sehr kurzfristige Zinspapiere und Termingel-         4. Gebühren: Hohe Kosten sind Renditefresser
der (Laufzeit unter 12 Monaten). Geldmarktfonds sind „Parkplätze“ für Liquidi-
tät und werden vor allem von Großinvestoren und Unternehmen genutzt. Das           Die Verwaltung eines Fonds kostet Geld. Je größer der Aufwand dieser Dienst-
Ziel ist selten eine Rendite zu erzielen, sondern Gelder zu diversifizieren.       leistung ist, desto höher fallen die Gebühren aus. Ein sehr aktiver Fonds hat hö-
                                                                                   here Verwaltungsgebühren als ein simpler Indexfonds (ETF), da er im Regelfall
Wertgesicherte Fonds: Auch Garantiefonds genannt. Zahlen dem Anleger               mehr Marktforschung betreibt und einen höheren Portfolioumschlag aufweist.
am Ende einer vordefinierten Anlageperiode die Mindestanlage zurück. Ver-          Anleger sollten sich umfassend über die direkten und indirekten Kosten ihrer
kaufsargument: Rendite ohne Risiko.                                                Fondsanlage informieren.

Geschlossene Fonds: Fonds, deren Anlegerkreis bis zum Ende der Anlage              Direkte Kosten sind alle beim Erwerb des Fonds anfallenden Gebühren. Das
geschlossen bleibt, investieren meist in Projekte, z.B. im Bereich Immobilien,     sind
Schiffe, Flugzeuge oder regenerative Energien. Aber auch Medien (Filmfonds)
oder Venture-Capital-Fonds finden sich unter den geschlossenen Fonds. Der          1) Transaktionskosten beim Kauf- und Verkauf von Fondsanteilen, die der
Nachteil für Anleger ist, dass sie sich über eine feste Laufzeit an das Invest-    depotführenden Bank zu entrichten sind.
ment binden. Manchmal gibt es Zweitmärkte, wo Anteile von geschlossenen

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                                                                                  Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

2) Ausgabeaufschläge, auch Agio genannt. Der Ausgabeaufschlag ist die Dif-      könnten dazu motiviert werden höhere Risiken einzugehen) sind Gewinnbetei-
ferenz zwischen Ausgabe- und Rücknahmepreis und wird in Prozenten ange-         ligungen des Managements wiederholt in die Kritik geraten. Sollte ein Fonds
geben. Bei Rentenfonds werden im Durchschnitt 3 Prozent aufgeschlagen, bei      eine Performance-Fee belasten, sollten Anleger darauf achten, dass diese
Aktienfonds beträgt die Gebühr bis zu 5 Prozent. Der Ausgabeaufschlag lässt     nach der „High Watermark-Methode“ berechnet wird.
sich mit dem Bank- oder Finanzberater verhandeln. Unabhängige Vermögens-
verwalter und Honorarberater belasten üblicherweise keine Ausgabeaufschlä-      3) Transaktionskosten innerhalb des Fonds. Auch Fondsmanager müssen
ge, da sich ihre Dienstleistung durch ein vom Finanzprodukt unabhängiges        Gebühren dafür bezahlen, wenn sie Wertpapiere handeln. Diese Transaktions-
Beratungshonorar vergütet. Wer sein Fondsportfolio selbst zusammenstellt,       kosten werden dem Fonds belastet.
kann Vermittlungsgebühren durch den Einsatz von ETFs oder Online-Fonds-
vermittler (auch Fondsdiscounter genannt) sparen.                               4) Bestandsprovisionen. Interne Rückvergütungen an Finanzvermittler sind
                                                                                bei aktiven Fonds üblich. Sogenannte fortlaufenden Bestandsprovisionen an
3) Rücknahmegebühren. Einige Fonds belasten ein Rücknahme-Agio beim             Finanzvermittler müssen aber seit 2014 ungefragt dem Anleger offen gelegt
Verkauf der Fondsanteile. Insbesondere bei Hedgefonds war diese Kostens-        werden, ansonsten entsteht Schadenersatzanspruch bei Kursverlusten.
truktur lange Zeit anzutreffen, ist heute aber unüblich geworden.
                                                                                5) Depotgebühren fallen bei einigen Banken für das Führen eines Depots zur
Indirekte Kosten sind alle                                                      Wertpapierverwahrung an. Insbesondere Fondsanleger, die in einem Depot
                                                                                einfach nur ihre Anteilsscheine verwahren möchten, sollten Preise vergleichen.
1) Verwaltungsgebühren des Fonds. Die Höhe der jährlichen Management-           Diese lassen sich durch Onlinebanken und Fondsdepots reduzieren.
gebühren von Fonds ist mittlerweile sehr verschieden. Aktiv gemanagte Publi-
kumsfonds können bis zu 2 bis 3 Prozent pro Jahr Gebühren kosten. Günstige      Das meiste Einsparpotential für Fondsanleger ist bei den indirekten Gebühren
ETFs gibt es bereits für unter 0,10 Prozent Verwaltungsgebühren p.a. Die Kos-   zu finden. Wer sein Portfolio selbst mit ETFs und einem Onlinedepot erstellt,
ten werden unter dem Punkt „Total Expense Ratio“ (TER) in den Fondsunter-       kann hohe und intransparente Gebühren vermeiden. Das Einsparpotential be-
lagen ausgewiesen und beinhalten bereits die Transaktionskosten des Fonds.      trägt meist zwischen 1,5 bis 2 Prozent pro Jahr. Bei einer Fondsanlage von 10
                                                                                Jahren kommt da einiges zusammen.
2) Performancegebühren des Fonds. Einige Fonds lassen sich ihren Erfolg
von den Anlegern vergüten. Dabei wird ein prozentualer Teil (meist zwischen
5 bis 20 Prozent) des Gewinns dem Manager zugerechnet. Aufgrund der In-
transparenz und falscher Anreize (Fondsmanager mit einer Performance-Fee

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                                                                                                                                  Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

                                                                                                                                5. Den „Überlebensirrtum“ beachten

                                                                                                                                Viele Anleger wählen ihre Fonds anhand von Bestenlisten in Zeitschriften oder
                                                                                                                                durch Empfehlungen (z.B. vom Finanzberater oder im Freundeskreis) aus. Wie
                                                                                                                                verschiedene Studien der letzten Jahre gezeigt haben, ist der Fondsmarkt zu-
                               WENN DIE WELT SICH DREHT, NUTZEN
                               SIE DEN SCHWUNG DER MÄRKTE.                                                                      gunsten „überlebender“ Produkte verzerrt, denn niemand zählt die wegen Er-
                                                                                                                                folglosigkeit oder fehlender Profitabilität geschlossenen Fonds bei diesen Sta-
                                                                                                                                tistiken mit. Schätzungsweise bis zu 70 Prozent der aktiv gemanagten Fonds
                                                                                                                                werden irgendwann wieder geschlossen, einfach weil sie keine Renditen für
                                                                                                                                die Anleger oder Gebühren für die Bank mehr abwerfen. Fondsrankings in
                                                                                                                                Zeitschriften sind daher irreführend.
                                                                                                                                Anleger sollten daher immer schauen, wie sich ihr Fonds im Vergleich zur
                                                                                                                                „Benchmark“ (einem „Vergleichsindex“ z.B. dem DAX) entwickelt hat. Schnei-
                                                                                                                                det der Fonds dauerhaft schlechter als der Marktdurchschnitt ab, ist das Ma-
                                                                                                                                nagement die Gebühren nicht wert.
    MARKETINGINFORMATION
                                                                                                                                Die einfachste und sicherste Möglichkeit ist folglich gleich in einen Index mit-
    Bauen Sie ein starkes                                                                                                       tels ETFs zu investieren. Dann muss man sich aber damit arrangieren, dass
    Portfolio mit iShares ETFs.                                                                                                 man nie höhere Renditen als der Markt erzielen wird.
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    INSPIRIERT ZU MEHR.

Der Anlagewert sämtlicher iShares ETFs kann Schwankungen unterworfen sein und zum Verlust des Anlagebetrages führen.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung und bietet keine
Garantie für einen Erfolg in der Zukunft. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Finanzberater, um festzustellen, welches Produkt für
Sie geeignet ist. „iShares“ ist eine eingetragene Marke der BlackRock Institutional Trust Company, N.A. Verkaufsprospekte,
die aktuellen Halb- und Jahresberichte und die Wesentlichen Anlegerinformationen in deutscher Sprache sind kostenlos als
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Was bedeutet überhaupt „aktiv“ oder „passiv“ investieren?

Beim aktiven Investieren versuchen Anleger aus dem Universum aller zur           Das passive Investieren hingegen funktioniert größtenteils über Indexfonds,
Verfügung stehender Wertpapiere (schätzungsweise gibt es weltweit über           die bekannte Aktienindizes wie z.B. den DAX, Dow Jones Index oder Nikkei ab-
35.000 börsengelistete Unternehmen) genau jene Aktien, Anleihen oder an-         bilden. Die meisten Indexfonds sind heute ETFs, also Fonds, die ohne Ausga-
dere Wertpapiere auszuwählen, die in Zukunft besser als der Gesamtmarkt          beaufschlag an einer Wertpapierbörse ständig gehandelt werden können. Die
abschneiden werden. Wer beispielsweise sein Geld vor drei Jahren in Face-        Anhänger der Philosophie des passiven Investierens gehen davon aus, dass
book-Aktien investierte, hätte heute über 100 Prozent Plus auf seinen Kapital-   der aktive Ansatz langfristig nicht funktioniert, es also nicht dauerhaft möglich
einsatz zu verzeichnen. Ein Investment in den DAX hätte nur 10 Prozent Plus      ist gute Aktien im Vorfeld zu erkennen. Wer beispielsweise sein Geld vor drei
gebracht. Auch die meisten klassischen Investmentfonds sind aktive Anlage-       Jahren in den 3D-Druckerhersteller 3D-Systems Corporation investiert hätte,
produkte. Hier wählt ein Fondsmanager die Wertpapiere aus, in die investiert     würde sich heute über 70 Prozent Minus auf seinen Kapitaleinsätz ärgern. Der
wird. Allerdings schneiden die meisten aktiv gemanagten Fonds nicht besser       DAX hat im gleichen Zeitraum 10 Prozent Plus verzeichnet.
ab als ihr jeweiliger Vergleichsindex (Benchmark).
                                                                                 Die Schlussfolgerung der passiven Investoren ist den Kapitalmarkt in seiner
                                                                                 Gesamtheit als die beste zur Verfügung stehende Anlagemöglichkeit zu be-
                                                                                 trachten und so viele wie mögliche Wertpapiere zu kaufen, die den Markt ab-
                                                                                 bilden. Das geht natürlich mit Indexfonds und ETFs sehr einfach und günstig.

                                                                                 Die Vor- und Nachteile des aktiven Investierens

                                                                                 Höherer Aufwand: Die Auswahl von einzelnen Aktien kostet deutlich mehr Zeit
                                                                                 als das Investment in einem einzelnen ETF. Man muss die Märkte analysieren,
                                                                                 Einzeltitel aussuchen und regelmäßig beobachten. Zusätzlich entsteht der Druck,
                                                                                 auch unter schwierigen Situationen (z.B. Marktkrisen) Entscheidungen zu treffen.

                                                                                 Höhere Kosten: Beim aktiven Investieren versucht ein Anleger ein Wertpapier
                                                                                 möglichst billig zu kaufen und teuer wieder zu verkaufen. Bei jeder Transaktion
                                                                                 entstehen jedoch Börsen- und Transaktionsgebühren, die die Rendite schmälern.

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                                                                                    Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Höhere Renditen: Durch eine geschickte Auswahl kann ein Fondsmanager              Das passive Investieren und insbesondere seine Vertreter, die ETFs, bie-
oder aktiver Privatanleger mit einem Investment zur richtigen Zeit höhere Ren-    ten da verlockend einfache Antworten. Da Indexfonds nur einen Index ab-
diten erwirtschaften, als ein passiver Anleger, der seinen Fonds durch alle       bilden, ist ein Versagen ihrer Strategie theoretisch ausgeschlossen. Denn
Marktphasen hindurch hält. Von diesem Schwanken der Kurse versuchen akti-         ihre Aufgabe besteht nur darin, einen Index abzubilden. Zum anderen ist das
ve Anleger durch geschicktes „Trading“ zu profitieren.                            Überraschungspotenzial bei ETFs relativ begrenzt. Anleger, die sich mit den
                                                                                  Aktienmärkten im Vorfeld auseinander gesetzt haben, ihre Risiken und Chan-
Die Vor- und Nachteile des passiven Investierens                                  cen verstanden haben, werden kaum von einem ETF überrascht oder gar
                                                                                  enttäuscht werden. Denn der ETF wird immer nur das machen, was der zu-
Weniger Risiko: Passive Anleger in Indexfonds und ETFs gehen zum über-            grundeliegende Index macht.
wiegenden Teil davon aus, dass Finanzmärkte auf lange Zeiträume hin Markt-
preise sehr genau bestimmen können und es Investoren daher kaum möglich           Weniger Rendite: Soviel Komfort beim Investieren gibt es natürlich nicht ohne
ist, dauerhaft bessere Renditen als der Gesamtmarkt zu erzielen.                  Preis. Wer überdurchschnittliche Risiken ausschließen möchte, darf auch kei-
                                                                                  ne überdurchschnittlichen Renditen erwarten. Mit einem ETF ist man immer
Weniger Stress: An den Finanzmärkten generieren Investoren keine über-            nur so gut wie der Index, den der Indexfonds abbildet.
durchschnittlichen Gewinne, ohne dass sie nicht im Gegenzug überdurch-
schnittliche Risiken in Kauf nehmen. Zahlreiche Studien belegen diesen Zu-        Aktives und passives Investieren in der Praxis
sammenhang. In der Praxis führt das zu einer Benachteiligung von Anlegern
in aktiven Investmentfonds. Denn viele schlecht rentierende oder gering ka-       Die Finanzmärkte wirken besonders für Börsenanfänger besonders hektisch
pitalisierte Fonds werden von Fondsgesellschaften wieder geschlossen. Das         und schnelllebig. Man hat den Eindruck, um an der Börse Geld zu verdienen,
Fondsanalysehaus Morningstar hat ermittelt, dass von 62 Strategiefonds, die       müsste man stets seine Papiere kaufen oder verkaufen, die Börsenkurse im Mi-
zwischen 1996 und 2006 aufgelegt wurden, am Ende nur noch 32 Fonds am             nutentakt verfolgen und jederzeit auf Meldungen oder große Kursausschläge
Markt erhältlich waren. Fast die Hälfte der Fonds wurde wegen Misserfolgs         vorbereitet sein. In der Praxis stellt sich dieses Vorgehen gerade für Privatan-
geschlossen. Ein Fondsinvestor muss also nicht nur im Vorfeld erkennen kön-       leger als schwierig dar, denn ihnen fehlt schlichtweg die Zeit oder das Know-
nen, ob die Strategie, die er wählt, bessere Ergebnisse als der Gesamtmarkt       How um die eigenen Börsengeschäfte in diesem Umfang zu verwalten. Eine
erzielen wird, sondern er müsste auch noch richtig abschätzen, ob der Fonds       Möglichkeit ist es daher seine Börsentransaktionen einem Profi anzuvertrauen,
ein für die Bank profitables Konzept darstellt, um nicht Gefahr zu laufen, dass   z.B. einem Fondsmanager.
sein Investment im Laufe des Anlagezeitraums geschlossen wird.

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                   Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Aktive und passive Fonds                                                         Welche Theorie hat Recht? Aktiv oder passiv?

Bei der Entscheidung, welchen Investmentstil der eigene Fonds verfolgen soll,    Vermutlich haben beide Philosophien ihre Berechtigung. Kurzfristig bleiben
bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten und Investmentphilosophien an.        psychologische Faktoren, Sentiment oder marktbewegende Nachrichten ein
Die grundsätzliche Fragestellung lautet: aktiv oder passiv? Schon seit dem Be-   dominierender Aspekt für das tägliche Schwanken von Marktpreisen. Anleger
ginn der modernen Finanzmärkte Anfang des letzten Jahrhundert versuchen          handeln eben nicht rational, sondern lassen sich von kurzfristigen Ereignissen
Profis die teils chaotischen Kursausschläge der Börse zu entschlüsseln. Allein   zu spontanen Aktivitäten verleiten. Das wird immer dazu führen, dass die Prei-
in den letzten Jahrzehnten sind hunderte Theorien darüber entstanden, nach       se von Wertpapieren in einem sehr engen Zeitrahmen falsch bewertet sein
welchen Regeln sich Aktienmärkte bewegen. Im Grundsatz dieser Debatten           können. Doch leider verfügen nur wenige Privatanleger über die Fähigkeiten,
stehen sich zwei große Lager der Finanzwissenschaft gegenüber. Die einen         Zeit oder Erfahrung um diese Sondersituationen auszunutzen. Der Finanzwis-
sagen:                                                                           senschaftlicher Brad M. Barber hat exemplarisch die Renditen von Privatanle-
                                                                                 gern untersucht. Er beobachtete sechs Jahre lang über 10.000 Anleger. Sein
„Der Markt ist effizient...“ und glauben daran, dass kein Marktteilnehmer ei-
nen Informationsvorteil hat, den es zum dauerhaften Generieren überdurch-
schnittlicher Gewinne benötigen würde. Die Anhänger der Effienzmarkthypo-
these (EMH) meinen, dass die Börse sich langfristig stets rational verhält und
immer den aktuell fairen Preis auslotet. Investoren dieser Schule favorisieren
tendenziell eher langfristige Anlagen, Kaufen-und-Halten-Strategien und Index-
fonds bzw. ETFs.

Die andere Fraktion sagt hingegen:

„Der Markt ist irrational...“. Diese Investoren glauben daran, dass es immer
wieder andere Marktteilnehmer gibt, die unlogisch oder falsch handeln, z.B.
wenn es um die Bewertung eines Unternehmens geht. Anhänger der Verhal-
tensökonomie würden ihr Geld eher aktiven Fondsmanagern anvertrauen oder
sich selbst auf die Suche nach lukrativen und unterbewerteten Investments
machen.

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                                    Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Ergebnis: Aktien, die die von ihm beobachteten Anleger verkauften, also aus
dem Depot abstießen, entwickelten sich im Folgejahr deutlich besser als jene
Aktien, die die Anleger in ihren Portfolios behalten hatten. Das Resultat dieser
und anderer Studien spricht daher für die Anlage in einen Fonds, der profes-
                                                                                                                     Testen Sie die neue App
sionell verwaltet wird. Ob man nun sein Geld einem aktiven oder passiv gema-                                           des EXtra-Magazins
nagten Fonds (ETFs) anvertraut, hängt aber auch ein bisschen von der eigenen
Glaubensfrage ab. Es gibt hier kein richtig oder falsch.
                                                                                                                     Geldanlage mit ETFs.
Aber egal ob aktiv oder passiv: Langfristig sind die Finanzmärkte, insbe-                                          Jetzt GRATIS-Abo sichern!
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allgemeines Wirtschaftswachstum und eine stetig zunehmende Inflation pro-
fitieren die Märkte langfristig von steigenden Preisen. Im Durchschnitt betrug
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die Nettorendite von Aktienmärkten in den letzten 200 Jahren immer etwas um
die 6 Prozent pro Jahr, trotz aller Krisen und Crashs. Von diesem Phänomen
profitieren gute aktive Fonds und Indexfonds (ETFs) gleichermaßen.

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Vermögensstrategie                         ETF 701           60 % Aktien / 30 % Anleihen / 10 % Rohstoffe
Vermögensstrategie Offensiv                ETF 703           80 % Aktien / 10 % Anleihen / 10 % Rohstoffe

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                                                                                     Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Das Weltportfolio: Die ganze Welt in einem Depot!

Mit einem ETF-Depot kann man kostengünstig und breit diversifiziert                Beispiele für Portfolio-ETFs sind der ComStage Vermögensstrategie
in Wertpapiere aus der ganzen Welt investieren und so seinen Anlage-               UCITS ETF (WKN: ETF701), der zu 60 Prozent in Aktien-ETFs, zu 30 Prozent
erfolg maximieren. Wie sich Anleger mit möglichst wenigen ETFs ein                 in Anleihe-ETFs und zu 10 Prozent in einen Rohstoffindex investiert oder der
passives Weltportfolio aufbauen, erklärt dieser Artikel.                           db x-trackers Portfolio Total Return UCITS ETF, der in ein global diversi-
                                                                                   fiziertes Portfolio aus Aktien und Anleihen investiert, wobei der Aktienanteil
Wer sein Geld passiv möglichst gewinnbringend anlegen will, sollte seine An-       zwischen 50 Prozent und 70 Prozent variieren kann.
lagen möglichst breit über unterschiedliche Anlageklassen (Aktien, Anleihen,
Immobilien, Rohstoffe) und Weltregionen streuen. Denn je breiter die Diversi-      Portfolio-ETFs eignen sich insbesondere für Anleger, die wenig Zeit und Lust
fikation, desto vorteilhafter das Rendite-Risiko-Profil. Einzelne Märkte können    haben, sich selbst ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio zusammenzustellen
durchaus für mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte eine negative Performance           sowie für Anleger, die eher geringe Summen anlegen wollen. Zu den Vorteilen
aufweisen. Bei breit gestreuten Investments ist eine insgesamt negative Wer-       der Portfolio-ETFs gehört, dass sich der Anleger nicht um das sogenannte Re-
tentwicklung aber sehr unwahrscheinlich.                                           balancing kümmern muss. Als Rebalancing bezeichnet man das regelmäßige
                                                                                   (zum Beispiel jährliche) Zurücksetzen des Depots auf die ursprüngliche Ge-
Das Ziel des passiven Investierens besteht darin, ein möglichst breit diversifi-   wichtung der einzelnen Anlageklassen. Denn durch die unterschiedliche Wer-
ziertes Depot möglichst kostengünstig zusammenzustellen. ETFs eignen sich          tentwicklung der Depotbestandteile kann sich die relative Zusammensetzung
dazu so gut wie keine andere Kategorie von Wertpapieren.                           mit der Zeit verändern. Als Käufer eines Portfolio-ETFs muss man sich über das
                                                                                   Rebalancing keine Gedanken machen, da dies bereits im Portfolio-ETF umge-
Portfolio-ETFs: Nur ein Wertpapier ins Depot?                                      setzt wird. Zu den Nachteilen der Portfolio-ETFs gehört, dass die prozentualen
                                                                                   Kosten höher sind als beim Kauf von einzelnen ETFs, die jeweils fix einen In-
Wer es besonders einfach haben möchte, der kann bereits mit einem einzelnen        dex abbilden. Da allerdings das manuelle Rebalancing mit Transaktionskosten
ETF breit diversifiziert in unterschiedliche Anlageklassen investieren. Möglich    verbunden ist, kann insbesondere bei kleinen Depots durchaus auch ein Port-
machen dies sogenannte Portfolio-ETFs. Diese ETFs investieren meist ihrer-         folio-ETF die günstigere Lösung sein. Die unkompliziertere Lösung sind Port-
seits in andere ETFs und bilden bereits ein ganzes Portfolio mit unterschiedli-    folio-ETFs auf jeden Fall. Man kauft einfach einen ETF, der bereits ein global
chen Anlageklassen in einem einzelnen ETF ab. Gerade für Anleger, die sich         diversifiziertes Wertpapierdepot abbildet und muss sich dann um nichts mehr
nicht ständig mit ihrer Geldanlage befassen wollen, bieten Portfolio-ETFs (zum     kümmern. Auch psychologisch hat ein Portfolio-ETF Vorteile. Der Anleger ge-
Teil auch als Multi-Asset-ETFs bezeichnet) vorgefertigte Investmentlösungen an.    rät nämlich gar nicht erst in Versuchung, vom Konzept einer passiven Anlage

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                        Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

abzuweichen und (aus welchen Gründen auch immer) eine gewisse Anlage-                   tigen Anlagehorizont hat, kann den Aktienanteil im Depot tendenziell hoch
klasse über- oder unterzugewichten. Natürlich eignen sich Portfolio-ETFs auch           gewichten - bis hin zu 100 Prozent. Wer hingegen stärkere Wertschwankun-
exzellent als Basisbestandteil für andere Wertpapierdepots.                             gen nicht so gut verdauen kann, sollte neben Aktien unbedingt auch andere
                                                                                        (insbesondere festverzinsliche) Anlageklassen im Depot berücksichtigen.
Welche Anlageklassen man berücksichtigen sollte                                         Die langfristig zu erwartende Performance ist dann zwar geringer, allerdings
                                                                                        sind zwischenzeitlich keine so großen Schwankungen zu erwarten.
Wer nicht auf vorgefertigte Portfolio-ETFs zurückgreifen will, stellt sich mit
ETFs auf einzelne Indizes ein eigenes Depot zusammen. Die erste, und zu-            n   Staatsanleihen: Wer Wert legt auf möglichst geringe Wertschwankungen,
gleich eine der wichtigsten Fragen ist, welche unterschiedliche Anlageklassen           kommt wohl nicht völlig an Staatsanleihen als Anlageklasse vorbei. Zum
im Depot enthalten sein sollen.                                                         Vermögensaufbau eignen sich Staatsanleihen allerdings kaum noch. An-
                                                                                        gesichts des aktuellen Zinsniveaus werfen insbesondere Bundesanleihen
Kernbestandteil der meisten passiven Anlagedepots sind Aktien sowie Staats-             mit kurzer bis mittlerer Laufzeit keine positiven Zinsen mehr ab. Es kommt
anleihen. Staatsanleihen galten lange Zeit als „risikoloser“ Depotbestandteil,          aber noch dicker: Steigt das Zinsniveau wieder an, muss insbesondere bei
denn bei einer Investition in Staatsanleihen steht bereits zum Zeitpunkt der            langlaufenden Staatsanleihen (und entsprechenden ETFs) mit drastischen
Investition fest, welche Rendite der Anleger am Ende kassieren wird. Dies gilt          Kursverlusten gerechnet werden. Als alleiniger Depotbestandteil eignen
allerdings nur beim Kauf einzelner Anleihen, die bis zur Fälligkeit gehalten wer-       sich Staatsanleihen schon deshalb nicht mehr. Wer auf höher verzins
den, und ausdrücklich nicht für Anleihe-ETFs. In Zeiten von Niedrig-, Null- oder
Negativzinsen sowie der Eurokrise muss die Charakterisierung von Staatsan-          n   Unternehmensanleihen: Als Alternative zu Staatsanleihen eignen sich
leihen als „risikolose“ Anlageklasse ohnehin sehr kritisch hinterfragt werden.          insbesondere Unternehmensanleihen, auch wenn die Zinsen hier im his-
                                                                                        torischen Vergleich ebenfalls nahe ihres Allzeittiefs notieren und sich der
Grundsätzlich können die folgenden Anlageklassen in einem breit diversifizier-          Spread zu Staatsanleihen deutlich verringert hat. Insbesondere bei soge-
ten ETF-Depot enthalten sein:                                                           nannten Hochzinsanleihen, die von Unternehmen mit geringerer Bonität
                                                                                        emittiert werden, besteht zudem ein deutlich erhöhtes Risiko von Zahlungs-
n   Aktien: Als Anteilsscheine von Unternehmen versprechen Aktien langfristig           ausfällen im Vergleich zu Staatsanleihen.
    die höchsten Renditen (in der Größenordnung von sechs bis acht Prozent
    pro Jahr). Gleichzeitig zeichnen sich die Aktienmärkte allerdings auch durch    n   Schwellenländeranleihen: Anders als Staatsanleihen der Industriestaaten
    hohe Wertschwankungen aus. Wer eine hohe Verlusttoleranz hat, sich in               werfen Staatsanleihen der Schwellenländer (insbesondere in Lokalwährun-
    einem frühen Abschnitt seines Lebens befindet und einen möglichst langfris-         gen) noch deutlich höhere Zinsen ab. Die potenziell höhere Rendite muss

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                      Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

    aber mit einem höheren Risiko bezahlt werden. Insbesondere bei Schwellen-       frühen Abschnitt seines Lebens befindet und einen möglichst langfristigen An-
    länderanleihen in Lokalwährungen besteht ein hohes Währungsrisiko.              lagehorizont hat, kann den Aktienanteil im Depot tendenziell hoch gewichten
    Pfandbriefe / Covered Bonds: Pfandbriefe bzw. Covered Bonds sind Anlei-         - bis hin zu 100 Prozent. Wer keine großen Wertschwankungen verkraften will
    hen, die zumeist mit Immobilien besichert sind. Entsprechende ETFs eignen       (oder kann) sollte den Aktienanteil möglichst gering wählen. Da Aktien aller-
    sich als Beimischung in einem breit diversifizierten Depot.                     dings langfristig unter allen Anlageklassen die höchste Performance verspre-
                                                                                    chen, sollten Aktien in fast allen Depots eine (zumindest kleine) Rolle spielen.
n   Immobilien: Es gibt keine ETFs, die direkt in Immobilien investieren. Es gibt   Typische Aktienquoten liegen bei 100, 70, 50 oder 30 Prozent. Eine Aktien-
    allerdings ETFs, die ausschließlich in die Aktien von Immobilienunterneh-       quote von 100 Prozent sollten nur die Anleger wählen, die im Zweifel auch mit
    men (insbesondere sogenannte REITs, also Real Estate Investment Trusts)         zeitweisen Wertverlusten von 80 Prozent und mehr umgehen können.
    investieren. Da die Immobilienmärkte häufig nicht sehr stark mit den Aktien-
    märkten korrelieren, eignen sich ETFs auf Immobilienunternehmen ebenfalls       Der nach Abzug der Aktienquote noch verbleibende Depotanteil wird auf An-
    als Depotbeimischung, um eine möglichst breite Diversifikation zu erreichen.    leihen (insbesondere Staatsanleihen, optional aber auch Unternehmensanlei-
                                                                                    hen, Schwellenländeranleihen sowie Pfandbriefe / Covered Bonds), Immobili-
n   Rohstoffe: Rohstoffe werfen weder Dividenden (wie Aktien) noch Zinsen           en (strenggenommen ebenfalls Aktien-ETFs) sowie Rohstoffe aufgeteilt. Eine
    (wie Anleihen) ab. Ob Rohstoffe deshalb in einem passiv ausgerichteten An-      möglichst breite Streuung ist prinzipiell wünschenswert. Eine hohe Anzahl an
    lagedepot überhaupt eine Rolle spielen sollten, kann man in Frage stellen.      einzelnen ETFs im Depot führt aber auch zu höheren Transaktionskosten, wenn
    Wegen der eher geringen Korrelation mit anderen Anlageklassen und da            ein Rebalancing durchgeführt werden muss. Insbesondere bei kleinen Depots
    insbesondere Edelmetalle wie Gold und Silber auch als Inflationsschutz be-      sollten sich Anleger deshalb auf eine Handvoll Produkte beschränken.
    ziehungsweise als „sichere Häfen“ in Krisenzeiten gesehen werden, kann
    eine Beimischung von Rohstoffen (entweder ein breiter Korb an Rohstoffen        Wie man passende Regionen und Indizes auswählt
    oder nur Edelmetalle) durchaus Sinn machen. Da Rohstoffe allerdings keine
    renditetragende Anlagen sind, sollte die Gewichtung in der Regel nicht bei      Wegen der hohen Wertschwankungen ist insbesondere bei Aktien-ETFs eine
    mehr als 10 Prozent liegen.                                                     möglichst breite Diversifikation wichtig. Anleger sollten unbedingt den Fehler
                                                                                    vermeiden, zu stark auf den Heimatmarkt zu setzen. Dieser (häufige) Anlagefeh-
Wie man das Geld zwischen den unterschiedlichen Anlageklassen aufteilt              ler wird auch als „Home Bias“ bezeichnet. Deutsche Anleger sollten also kei-
                                                                                    neswegs ausschließlich einen ETF auf den DAX kaufen, sondern ihr Anlagever-
Je nach Risikotoleranz und Lebensalter sollte zunächst der Aktienanteil des         mögen möglichst weltweit streuen.Gleichzeitig sollte die Anzahl der Produkte
Depots bestimmt werden. Wer eine hohe Verlusttoleranz hat, sich in einem            im Depot möglichst gering gehalten werden, um unnötige Kosten zu vermeiden.

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                      Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Bei Aktien sollten Anleger sowohl die Industriestaaten (also Nordamerika,           Wie man passende Produkte für die einzelnen Anlageklassen auswählt
Europa sowie Japan, Australien und Neuseeland) als auch die aufstrebenden
Schwellenländer (wie China, Indien und Brasilien) berücksichtigen. Passen-          Nach der Auswahl der passenden Indizes wählt man die entsprechenden ETFs
de Indizes sind der MSCI World (der anders als es der Name suggeriert nur           aus, die diese Indizes abbilden. Dazu sind allerdings noch einige Fragen zu
die Industriestaaten berücksichtigt) sowie der MSCI Emerging Markets für            klären. Zunächst muss die Ertragsverwendung geklärt werden. ETFs können
die Schwellenländer. Sowohl die Aktienmärkte der Industriestaaten als auch          Zuflüsse in Form von Dividenden oder Zinsen entweden an die Anleger des
der Schwellenländer enthält der MSCI All Country World Index (MSCI                  ETFs ausschütten (ausschüttende ETFs) oder reinvestieren (thesaurierende
ACWI). Noch breiter aufgestellt ist der (allerdings weniger bekannte) FTSE          ETFs). Anleger, die die Erträge vollständig oder teilweise verbrauchen wollen,
All-World Index, der rund 90 bis 95 Prozent der weltweiten Marktkapitalisie-        sollten ausschüttende ETFs wählen. Wer sich allerdings noch in der Anspar-
rung abdeckt.                                                                       phase befindet und sämtliche Zuflüsse wieder anlegen möchte, profitiert meist
                                                                                    mehr von thesaurierenden ETFs, da so oft Kosten und Transaktionsgebühren
Ein Nachteil der genannten Indizes ist die Gewichtung nach Marktkapitali-           vermieden werden können. Eine weitere wichtige Frage ist die Art der Replika-
sierung. Dies führt unter anderem zu einem sehr hohen US-Anteil im Depot.           tion. Physisch replizierende ETFs halten die im jeweiligen Index befindlichen
Studien haben gezeigt, dass eine Aufteilung des Anlagevermögens auf unter-          Wertpapiere tatsächlich. Bei sogenannten Swap-ETFs wird hingegen ein so-
schiedliche Weltregionen anhand des Anteils am Welt-BIP statt an der Marktka-       genanntes Basisportfolio gehalten und mit Hilfe von Tauschgeschäften (so-
pitalisierung langfristig vorteilhafter für den Anleger ist. Näherungsweise kann    genannte Swaps) die Performance des nachzubildenden Index über Derivate
dies nachgebildet werden, indem jeweils rund ein Drittel des Aktienanteils in       abgebildet. Dabei tauscht der ETF-Anbieter die Wertentwicklung eines Teiles
ETFs auf den S&P 500 (für Nordamerika), den Stoxx 600 (für Europa) sowie            seines Aktienportfolios gegen die exakte Wertentwicklung des gewünschten
in den MSCI Emerging Markets (für die Schwellenländer) investiert wird.             Index mit einem Kontrahenten wie bspw. einer Investmentbank. Der Vorteil: Für
Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung führt auch dazu, dass die langfristig      den ETF-Anbieter ist dies eine kostengünstigere Methode als eine physische
besser performenden Aktien von kleinen und mittelgroßen Unternehmen im              Replikation mit der insbesondere auch illiquidere Werte nachgebildet werden
Depot keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wer dieses Manko            können. Der Nachteil: Fällt der Kontrahent aufgrund von Zahlungsschwierigkei-
beseitigen will, kann als Teil des Aktienanteils auch ETFs wählen, die auf Small-   ten aus, kann auch der komplette Swap wertlos verfallen - und somit zumindest
Caps setzen oder diese beinhalten.                                                  ein Teil des Kapitals der Investoren. Die gute Nachricht ist allerdings, dass zu-
                                                                                    mindest bei Aktien-ETFs gemäß UCITS III maximal 10 % des Fondsvermögens
                                                                                    für Swap-Geschäfte oder Derivate genutzt werden darf.

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Der umfassende ETF-Guide
                                                                                      Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

So könnte ein passives ETF-Beispieldepot aussehen

Ein einfaches, passives Anlagedepot mit nur vier ETFs könnte folgendermaßen       n   10 %: Rohstoffe (ohne Agrarrohstoffe)
aussehen.                                                                             Produkt: ComStage Commerzbank Commodity ex-Agriculture EW Index TR
                                                                                      UCITS ETF (ISIN: LU0419741177). Der Commerzbank Commodity (CoCo)
n   60 % globale Aktien                                                               ex-Agriculture EW Index bietet Zugang zu den 12 liquidesten und bedeu-
    Produkt: Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (ISIN: IE00B3RBWM25).                  tendsten Rohstoffen, die durch Terminkontrakte abgebildet werden. Alle
    Der FTSE All-World Index bietet Zugang zu Aktien aus Industrie- und Schwel-       Rohstoffe sind ursprünglich gleichgewichtet. Halbjährliche Anpassung und
    lenländern weltweit. Der Index umfasst etwa 3.026 Aktien aus 47 Ländern.          Überprüfung.

n   20 %: Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und andere Anleihen aus der        Hinweis: Die rein beispielhaft ausgewählten Produkte sind ausdrücklich nicht als Pro-
    Eurozone                                                                      duktempfehlungen zu verstehen.
    Produkt: iShares Euro Aggregate Bond UCITS ETF (ISIN: IE00B3DKXQ41)
    Der Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond Index bietet Zugang zu in          Bei einem einmaligen Anlagebeitrag von 20.000 EUR würde der Anleger nun
    Euro denominierten Anleihen, die in Märkten der Eurozone bösennotiert         für 12.000 EUR (60 Prozent der Anlagesumme) den Aktien-ETF, für 4.000 EUR
    sind. Der Index beinhaltet Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Anleihen     (20 Prozent der Anlagesumme) den Anleihen-ETF und für jeweils 2.000 EUR
    staatlicher Stellen und besicherte Anleihen.                                  (je 10 Prozent der Anlagesumme) den Immobilien- sowie den Rohstoff-ETF er-
                                                                                  werben. Sollte sich die Gewichtung anschließend durch die unterschiedliche
n   10 %: Immobilien der Industriestaaten                                         Wertentwicklung deutlich verschieben, müsste der Anleger durch Kauf- und
    Produkt: Der FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+ (ISIN: IE00B1F-             Verkaufstransaktionen die ursprüngliche Gewichtung wiederherstellen. Um
    ZS350) Index bietet Zugang zu börsennotierten Immobilienunternehmen           unnötige Kosten zu vermeiden, sollte dies beispielsweise nur im Jahresrhyth-
    und Real Estate Investment Trusts (REITs) aus entwickelten Ländern welt-      mus und nur dann geschehen, wenn sich die Gewichtung zwischenzeitlich
    weit ohne Griechenland, die eine für ein Jahr prognostizierte Dividenderen-   deutlich verändert hat.
    dite von 2 Prozent oder mehr haben.

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Der umfassende ETF-Guide
Interview                                                                             Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

„ETFs sind perfekte Bausteine für das Portfolio“

                             Christian Bimüller verantwortet bei iShares, dem führenden ETF-Anbieter der Welt, das „Di-
                             rect-to-Customer“ Geschäft mit Privatkunden in Deutschland. iShares gehört zum weltweit
                             größten Vermögensverwalter BlackRock und ist seit rund zwei Jahrzehnten ein Pionier für
                             die Entwicklung von ETFs. Im Interview erklärt Christian Bimüller, wie Privatanleger von
                             den Vorteilen der Indexprodukte profitieren können.

                             Was sind für Sie die wichtigsten Vorteile ge-          Grundsätzlich ist es ein Zeichen für die hohe Qualität der Produkte, dass die
                             genüber aktiven Fonds und Einzelwerten?                anspruchsvollen institutionellen Investoren diese nutzen. Anders als bei ande-
                                                                                    ren Anlageklassen oder Produkten, die sich in den Portfolien institutioneller
                                Für mich sind ETFs perfekte Bausteine für das       Anleger finden, gibt es bei ETFs keine Zugangshürden oder Hindernisse für
Christian Bimüller              Portfolio. Denn mit den Produkten können Anle-      Privatanleger. Egal ob Sparplan, Einmalanlage oder als Teil der privaten Alters-
                                ger eine breite Diversifikation einfach umsetzen    vorsorge Anleger können bei ETFs aus einem breiten Produktangebot wählen.
und ihr Portfolio somit optimal aufstellen. Langfristig zahlen sich darüber hin-    Und das Wichtigste, ETFs bieten eine Chancengleichheit für alle Anleger, d.h.
aus die günstigen Kosten aus. Unter dem Strich bleibt dann häufig ein merkli-       sowohl Institutionelle als auch Privatanleger kaufen das gleiche Produkt und
ches Renditeplus. Neben diesen langfristigen Vorteilen eignen sich ETFs auch        keine unterschiedliche Anteilsklasse mit verschiedenen Gebührenstrukturen.
für kurzfristig orientierte Anlagestrategien. Die Produkte lassen sich so einfach
handeln wie Aktien. Und: Die Produktauswahl hat sich in den vergangenen             Welche Investmenttrends sehen Sie aktuell im Markt?
Jahren erheblich verbessert. Anleger können so über ETFs gezielt in Nischen-
märkte und ausgewählte Investmentthemen investieren. Zu beachten ist aller-         Wir glauben, dass sich die Megatrends, wie etwa Robotik und Automatisie-
dings: ETFs spiegeln die Marktentwicklung des zugrundeliegenden Index – mit         rung oder Digitalisierung, langfristig positiv entwickeln werden. Auch sehen
allen Chancen und Risiken – wider. Schwankungen in der Wertentwicklung              wir eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Investments und so genann-
gehören also dazu.                                                                  ten Smart-Beta-Konzepten, die die Indexportfolien nach Erkenntnissen aus der
                                                                                    Portfoliotheorie zusammenstellen und so die Investmenteigenschaften verbes-
Bislang haben vor allem institutionelle Investoren ETFs genutzt. Wel-               sern können. All diese Themen lassen sich bereits heute passgenau über ETFs
che Anlagemöglichkeiten bieten sich denn für Privatanleger?                         umsetzen.

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Der umfassende ETF-Guide
Interview                                                                          Alles rund um die Anlage in börsennotierte Indexfonds

Wie und wo können Privatanleger ETFs kaufen?                                     …und wer sich die Produktauswahl selber nicht zutraut?

Anleger können ETFs im Grunde überall dort kaufen, wo es auch andere Finanz-     Der muss noch lange nicht auf ETFs verzichten. Mittlerweile gibt es viele un-
produkte gibt, also über ihre Hausbank, ihre Direktbank, ihren Online-Broker     terschiedliche Portfoliolösungen auf ETF-Basis. Anleger profitieren mit diesen
oder teilweise auch bei ihrem Finanzberater. Handelsgebühren und Depotkos-       Anlagelösungen von den Vorteilen der ETFs und einem professionellen Port-
ten können sich jedoch unterscheiden. Deshalb kann sich ein Preisvergleich       foliomanagement. Auch bei digitalen Vermögensverwaltern, wie etwa Scalab-
lohnen. Auch sollten Anleger überlegen, welche Anlageform sich am besten         le Capital, finden Anleger ETF-basierte Lösungen. Kurzum: ETFs lassen sich
für sie eignet. Beispielsweise überzeugen einige Institute mit einem breiten,    heute so einfach kaufen, dass es keine Ausrede mehr gibt, auf diese bewähr-
günstigen Angebot von Sparplänen, während andere bei den Handelskosten           ten Anlageinstrumente zu verzichten.
punkten. Wer sich sein Depot nicht selbst zusammenstellen will, findet bei den
verschiedenen digitalen Vermögensverwaltern attraktive Angebote.

Wie kann ein Anleger nun in ETFs investieren? Was sind die einzelnen
Anlageschritte?

Bei der Auswahl der ETFs haben Anleger die Qual der Wahl. Daher ist es wich-
tig, sich zunächst Klarheit darüber zu verschaffen, welche Märkte und Anlage-
klassen am besten zum eigenen Portfolio und den persönlichen Anlagezielen
passen. Beispielsweise ist zu überprüfen, ob sich ausgewählte Investmentthe-
men ergänzen oder sich wichtige Positionen im Depot über ETFs günstiger ab-
bilden lassen. Im zweiten Schritt sollten Anleger dann die ETFs auf den jewei-
ligen Markt vergleichen. Hierbei ist auf die Gesamtkosten, die Total Expense
Ratio (TER), zu achten. An der Performance im Vergleich zum Index zeigt sich,
wie gut der jeweilige Anbieter den zugrunde liegenden Index abbildet und ob
er etwa durch Zusatzerträge die Anlagekosten weiter senken kann. Auch ist
es ratsam, auf ein möglichst hohes verwaltetes Vermögen im ETF zu achten.
Je höher das Vermögen im Fonds ist, desto effizienter kann der ETF-Anbieter
in der Regel arbeiten – und damit Kostenvorteile an die Anleger weitergeben.

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