MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report

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MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
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REPORT
HORIZONT 7/2018   15. Februar 2018

                                                                                                              www.horizont.net/report

  MARKTPLATZ SCHWEIZ

                                                                                                                                                FOTOS: INSTAGRAM
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                                     S I E H A B E N D I E M E I S T E N J U N G E N F O L L O W E R A U F I N S TA G R A M U N D
                                     B I E T E N V I E L P OT E N Z I A L F Ü R M A R K E N : D I E TO P- I N F L U E N C E R  SEITE 44

                                                                                                                                          Anzeige
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
26 REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ                                                                                                                                                                        HORIZONT 7/2018             15. Februar 2018

ZUM THEMA

Eine Chance
                                                             „Wir sind                                                                                                                                  INHALT
                                                                                                                                                                                                        Zeitungsmarkt: Wie sich kleine Verlage zu

                                                              nicht mit dem
                                                                                                                                                                                                        behaupten versuchen.                   28

                                                                                                                                                                                                        TV-Vermarktung: No-Billag bedroht die
Beim World Web Forum Mitte Januar                                                                                                                                                                       eigentlich gute Entwicklung der Gattung. 30
hiess es, die Mehrheit der 1500 Besucher
hätte Angst vor der Digitalisierung, statt                                                                                                                                                              Anzeigentarife: Trotz sinkender Reichweite

                                                              Kostenrasenmäher
sie als Chance zu begreifen. Sollte das                                                                                                                                                                 steigen die Preise in Print häufig.    32
stimmen, hätte die Schweizer Medien-                                                                                                                                                                    Landliebe: Der Titel von Ringier Axel
und Kommunikationsindustrie ein Pro-                                                                                                                                                                    Springer entwickelt sich fulminant.         33
blem: Denn sie findet sich aktuell zu 100
Prozent im Umbruch. Das zeigen unter                                                                                                                                                                    Konferenz I: Das World Web Forum dis-

                                                              durch die Agentur
anderem die neuen grossen Allianzen                                                                                                                                                                     kutiert die Folgen der Digitalisierung. 34
Goldbach/Tamedia, NZZ/AZ Medien                                                                                                                                                                         Konferenz II: Die D:Pulse thematisiert
und Admeira genauso wie die zahlreichen                                                                                                                                                                 Trends im digitalen Marketing.     34
Personalwechsel, die Debatte um den Ser-

                                                              gefahren. Wir
vice Public, die Diskussionen um Brand                                                                                                                                                                  LSA: Der neue Webauftritt soll Transparenz
Safety, E-Privacy und Fake News sowie                                                                                                                                                                   für Kunden und Nachwuchs schaffen.      35
auch der Wettbewerb um digitale Fach-
                                                                                                                                                                                                        OMD: DACH-CEO Manfred Kluge begreift
kräfte. Dabei konnten die Besucher des
                                                                                                                                                                                                        den Verlust des Migros-Etats als Chance. 36
WWF, die das Programm aufmerksam

                                                              haben ganz im
verfolgt haben, durchaus von gelungenen                                                                                                                                                                 ADC: Präsident Frank Bodin über Ideen,
Beispielen lernen, wie die digitale Dis-                                                                                                                                                                Awards und den Gender-Gap.         38
ruption als Chance genutzt werden kann
– und zwar nicht nur von kleinen Start-                                                                                                                                                                 United: Inhalt und Form, Station und Wal-
ups, die noch keinen administrativen Bal-                                                                                                                                                               ker starten einen Agenturverbund.     39

                                                              Gegenteil eine
last mit sich herumschleppen, sondern                                                                                                                                                                   Process: Markus Gut ist seit 2018 als CEO
auch von Konsumgüterriesen wie Nestlé                                                                                                                                                                   im Amt und feilt an der Aufstellung.    40
und P&G oder Disney. Klar ist aber auch:
Wer nicht bereit ist, sich energisch zu be-                                                                                                                                                             Baselworld: Die geschrumpfte Uhren- und
wegen, wird scheitern. Und gutgehen                                                                                                                                                                     Schmuckmesse setzt auf Prestigemarken. 41

                                                              langfristige
kann der Wandel nur, wenn die Unter-                                                                                                                                                                    Werbedruck: Dank dem Jahresendspurt
nehmen wie ihre Marken ein klares Wer-                                                                                                                                                                  steigen die Ausgaben mehrheitlich. 42
tegerüst haben, das Konsumenten und
Talente überzeugt.                                                                                                                                                                                      Influencer: Wem die jungen Schweizer auf

                                                              Perspektive für
                                                                                                                                                                                                        Instagram am häufigsten folgen.       44

                                                              das Schweizer
                        Eva-Maria Schmidt
                                                                                                                                                                                                        HORIZONTREPORT
                        Ressortleitung Schweiz                                                                                                                                                          ist ein Sonderteil von HORIZONT,
                                                                                                                                                                                                        Zeitung für Marketing, Werbung und Medien

                                                              Geschäft“
                                                                                                                                                                                                        Chefredaktion: Dr. Uwe Vorkötter (V.i.S.d.P.),
                                                                                                                                                                                                        Volker Schütz, Jürgen Scharrer
                                                                                                                                                                                                        Ressortleitung Schweiz: Eva-Maria Schmidt
Marktplatz Schweiz                                                                                                                                                                                      Telefon 069/7595-1676
                                                                                                                                                                                                        E-Mail: schmidt@horizont.net
In HORIZONT Ausgabe 15, die am 12. April er-                                                                                                                                                            Redaktion: Uwe Förster, Vera Günther, Stefanie
scheint, widmet sich das Special „Marktplatz                                                                                                                                                            Henkel, Markus Knöpfli, Juliane Paperlein, Mi-
Schweiz 2018/II“ unter anderem den wichtigsten                                                                                                                                                          chael Reidel, Bärbel Unckrich
Themen der Werbeauftraggeber und dem SWA-
Jahresmeeting sowiedemMarketingTagdes Swiss
Marketing Forums, den neuen grossen Medien-
allianzen im Schweizer Markt, der ADC Creative
Week, der Entwicklung der Aussenwerbung und                         Manfred Kluge, OMD
der Kinovermarktung sowie dem Ergebnis der No-
Billag-Abstimmung am 4. März.
Die Redaktion von HORIZONT Schweiz ist unter
schmidt@horizont.net und knoepfli@horizont.net
zu erreichen.

Im Fokus: Werbe Weischer schickt mehr Nachwuchs zu den Young Lions
Die Vorbereitungen für das weltweit grösste
Kreativfestival, die Cannes Lions, laufen auf
Hochtouren – auch beim Schweizer Festivalre-
präsentanten Werbe Weischer. In diesem Jahr
investiert der Kinovermarkter noch mehr in
junge Kreative und schickt eine Studentin der
Universität St. Gallen zum fünftägigen Pro-
gramm der Roger Hatchuel Academy. Aus-
serdem sucht Werbe Weischer für den diesjäh-
rigen Nachwuchswettbewerb nach einem
Schweizer Juniorenteam, das in der Media-
Kategorie der Young Lions antritt. Details zum
Auswahlverfahren gibt es noch nicht. Nur so
viel: Der Pitch um die Media-Tickets zu den
Young Lions wird im März und April stattfinden.
Die Junioren für die Kategorien Film, Outdoor
und Cyber wurden bereits im Zuge der ADC
Young Creative Awards ermittelt: Lukas
Amgwerd und Jannic Mascello, Oscar Jacobson
und Christian Frei sowie Heinrich Schnorf und
Sandro Heierli werden die Schweiz in dem            Ex-Fussball-Profi Hans Sarpei, Weischer-Media-Chef Florian Weischer, Schweizer Werber des Jahres Dennis Lück (JvM/   Ben Staudenmann (l.) und Lukas Amgwerd waren 2017
internationalen Wettbewerb vertreten.         EMS   Limmat) und JvM/Sports-Gründer Raphael Brinkert (v.l.) bei der Swiss Party 2017 in Cannes                            in der Kategorie Outdoor bei den Young Lions dabei
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
28 REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ                                                                                                                                                     HORIZONT 7/2018           15. Februar 2018

                                                                                                                                                                                                                             FOTO: PINATE / STOCK.ADOBE.COM / HORIZONT-MONTAG
                                               Sechs wackere
                                                                                                                                                                                     2018 eine neue Situation, hat doch die
        Von Markus Knöpfli                                                                                                                                                           gleichnamige Verlegerfamilie nach 87

D
                                                                                                                                                                                     Jahren ihre Mehrheit an den Modeunter-
           rei Giganten dominieren neu-                                                                                                                                              nehmer Fredy Bayard verkauft. Was sich
            erdings den Schweizer Medi-                                                                                                                                              dadurch ändert, ist noch offen, eine An-
            enmarkt: Admeira (Swiss-                                                                                                                                                 frage von HORIZONT blieb unbeantwor-

                                              „Leidgenossen“
            com, SRG, Ringier), das Joint                                                                                                                                            tet. Zu Mengis gehören neben dem „Wal-
Venture NZZ/AZ Medien und Tamedia/                                                                                                                                                   liser Boten“ (20000 Exemplare) auch eine
Goldbach Group. Zwar sind sie alle noch                                                                                                                                              Gratis-Wochenzeitung, eine Akzidenz-
keineswegs fix: Bei Admeira erwägt die                                                                                                                                               und Digital-Druckerei, ein Zeitschriften-
SRG den Austritt, zudem müssen gericht-                                                                                                                                              verlag und eine Beteiligung an einem
lich und politisch noch ein paar Fragen                                                                                                                                              Walliser Radio.
geklärt werden. Und die beiden anderen
Projekte harren noch der Beurteilung                                                                                                                                                 Schaffhauser Nachrichten:
durch die Wettbewerbskommission.                                                                                                                                                     Hauptsache unabhängig
    Dennoch – die drei grossen Player
breiten sich mit ihren Medienangeboten                 Wie sich kleine Zeitungsverlage neben oder mit Admeira,                                                                       Bleibt noch Meier + Cie: Neben der Zei-
über die ganze Deutschschweiz aus, wo-                 Tamedia/Goldbach und NZZ/AZ Medien zu behaupten versuchen                                                                     tung „Schaffhauser Nachrichten“ (SN,
bei Tamedia/Goldbach und Admeira                                                                                                                                                     19400 Exemplare) gibt das Medienhaus
auch in die Westschweiz und ins Tessin                                                                                                                                               am Rheinfall einige Anzeiger und Magazi-
reichen. Wie dominant sie sind, zeigt eine                                                                                                                                           ne heraus, betreibt Radio Munot und
einfache Rechnung: Von rund 40 Tages-         Somedia: Eng mit                                 Kürzlich streckte Somedia zudem ihre        Ganz anders aufgestellt sind Freibur-     SchaffhauserTV sowie mehrere On-
und Sonntagszeitungen, die aktuell in der                                                  Fühler zur Basler Zeitung (BaZ) von SVP-    ger Nachrichten AG, Groupe Gassmann           lineplattformen. Meier + Cie lehnt sich
                                              NZZ/AZ Medien liiert
Deutschschweiz existieren, sind drei Vier-                                                 Stratege Christoph Blocher aus: Disku-      und Mengis. Ihnen ist gemeinsam, dass         vor allem bei NZZ/AZ Medien an: Die SN
tel im Besitz der drei Großen oder zu-        Der grösste Player ist Somedia, deren        tiert wurde ein gemeinsamer redaktionel-    sie derzeit ihre Zeitungen „Freiburger        lässt man vom St. Galler Tagblatt (NZZ)
mindest vollständig in deren Mantel-          „Südostschweiz“-Verbund (75000 Exem-         ler Mantel. Doch nach Leserprotesten in     Nachrichten“, „Bieler Tagblatt“ und           drucken, von dem das Blatt auch Artikel
redaktionen, Produktionsbetriebe und          plare) insgesamt acht Titel umfasst, von     Chur hat Somedia diese Gespräche wie-       „Walliser Bote“ von Tamedia drucken las-      bezieht. Ferner ist die SN Teil der Werbe-
Marketing-Verbünde eingebunden.               denen drei zu weiteren Kleinverlagen ge-     der abgebrochen. Es habe mit der BaZ zu     sen. Ferner sind diese drei „Leidgenos-       kombi Cityplus, bei der NZZ/AZ-Medien
                                              hören und einer in rätoromanischer           wenig Berührungspunkte gegeben, zu-         sen“ über die Werbekombi Zeitungspool         das Sagen haben. Zwei weitere Inserate-
Das lokale Geschäft mildert                   Sprache erscheint. Somedia verlegt auch      dem wolle man „nicht von Politikern ab-     im nationalen Markt präsent.                  kombis bestehen mit der Thurgauer Zei-
die Verluste im Nationalen                    Zeitschriften, je einen regionalen Radio-    hängig“ werden, sagte Masüger.                  Die „Freiburger Nachrichten“ (FN,         tung (NZZ) und dem Landboten (Tame-
                                              und TV-Sender und hat eine Druckerei                                                     16100 Exemplare) ist das einzige Medium       dia). Und selbst über die Landesgrenzen
Neben diesem Trio existieren immerhin         im Portfolio.                                Die Linie Basel-Visp:                       des gleichnamigen Verlags. Von Tamedia        hinweg unterhält die SN Kontakte, etwa
noch sechs kleinere, aber wirtschaftlich          Enge Verbindungen unterhält Somedia      Hier dominiert Tamedia                      bezieht sie die überregionalen Seiten und     mit dem Südkurier – zwecks Vermark-
eigenständige Deutschschweizer Medien-        zu den AZ Medien, die den redaktionellen                                                 mit der Nachbarin „La Liberté“ tauscht        tung im süddeutschen Markt.
unternehmen, die die restlichen deutsch-      Mantel für die gemeinsame samstägliche       Die Zeitungshaus AG ist der zweitgrösste    sie einzelne Fotos und Artikel aus dem            Alle diese sechs Häuser sind also gut
sprachigen Tageszeitungen herausgeben.        Ausgabe „Schweiz am Wochenende“ pro-         „Leidgenosse“, ihre BaZ verbreitet 46353    jeweils anderssprachigen Kantonsteil aus.     vernetzt. Verbindungen gibt es zu Tame-
Interessanterweise sind sie alle am geo-      duzieren. Radio und TV sind zudem je-        Exemplare. Blochers Blatt lehnt sich seit   Auch Redaktions- und Abosysteme wer-          dia und NZZ/AZ Medien, nicht aber zu
grafischen Rand der Deutschschweiz an-        weils Mitglied in einer nationalen Werbe-    Jahren intensiv bei Tamedia an: Es lässt    den geteilt. Die „La-Liberté“-Herausge-       Admeira. Was die künftige Strategie an-
gesiedelt: Somedia in Chur, Mengis            kombi, wo NZZ/AZ Medien dank ihrer           sich von den Zürchern drucken und ist       berin ist ferner zu 5 Prozent an der FN       geht, halten sie sich bedeckt. Einer aber
Druck und Verlag in Visp, die Freiburger      zahlreichen Sender ein grosses Gewicht       mit diversen Tamedia-Titeln in die An-      beteiligt. Eine ähnliche Gegenbeteiligung     zeigte immerhin die Grundzüge seiner
Nachrichten AG und die Groupe Gass-           haben. Und auch das Portal suedost-          zeigenkombi Metropool und in die On-        der FN ist in Diskussion. „Unsere Stärke      Überlegungen auf – nämlich SN-Verlags-
mann an der deutsch-französischen             schweiz.ch wird von der NZZ-Digitaltoch-     linekombi NewsNet eingebunden. Die          liegt im Lokalen, dafür setzen wir alle un-   leiter Stefan Wabel. Gegenüber HORI-
Sprachgrenze, die Zeitungshaus AG in          ter Audienzz vermarktet.                     BaZ bezieht zudem von Tamedia die Wo-       sere Ressourcen ein“, sagt der CEO Gil-       ZONT sagte er: „Wir sind Kooperationen
Basel und Meier + Cie in Schaffhausen.            An diesem engen Verhältnis zu NZZ/       chenendbeilage „Das Magazin“.               bert Bühler.                                  gegenüber sehr offen eingestellt und er-
    Fragt man in den Medienhäusern            AZ Medien will CEO Andrea Masüger                Neuerdings schaut sich aber auch die        Das zweisprachige Medienhaus Grou-        achten diese aufgrund der schwierigen
nach, wie sie sich im letzten Jahr behaup-    nichts ändern, sagt er. Was nicht heisst,    BaZ nach neuen Partnern um, wie das         pe Gassmann gibt neben dem „Bieler            Ertragslage und der gleichzeitig rasanten
tet haben, klagen fast alle über dasselbe     dass alles so bleibt. Denn Ende Jahr läuft   Beispiel Somedia zeigt (siehe oben). Zu-    Tagblatt“ (19600 Exemplare) auch das          Veränderungen der Technologien im di-
Leid: Im nationalen Werbemarkt haben          der „Schweiz am Wochenende“-Vertrag          dem geht sie in Sachen Druck neue Wege,     „Journal du Jura“ (9000 Exemplare) he-        gitalen Bereich als unabdingbar. Oberste
sie Umsatz verloren, im lokalen Markt         aus, es stehen also Verhandlungen mit        kündigte sie doch den Vertrag mit Tame-     raus und betreibt ein Regional-TV und         Maxime dabei ist aber, dass wir uns mit
stagnierte das Geschäft oder man konnte       NZZ/AZ Medien an. Dabei wird es wohl         dia per April 2018. Anscheinend baut sie    einen Radiosender. Daneben publiziert         keiner Kooperation in Abhängigkeiten
sogar etwas zulegen, ohne allerdings die      zu harten Verteildiskussionen kommen.        eine eigene Druckerei auf. Möglich, dass    Gassmann Zeitschriften und ist im             begeben und es allesamt Verträge sind,
Verluste im nationalen Markt zu kom-          Denn es ist so gut wie sicher, dass das      sie künftig auch jene 25 Gratis-Wochen-     Druckbereich (Bogen-Offset) tätig. Über       welche man wieder auflösen kann. Die
pensieren. Insofern geht es ihnen noch        neue Joint Venture NZZ/AZ Medien             zeitungen druckt, die Blocher im letzten    das „Journal du Jura“ ist Gassmann zu-        Eigenständigkeit und Unabhängigkeit
besser als den rein nationalen Titeln. Spa-   künftig auch die NZZ-Regionaltitel „Lu-      Sommer gekauft hat. Auf Anfrage be-         dem dank Inseratekombis und redaktio-         unseres Medienunternehmens muss ge-
ren ist dennoch angesagt. In der Folge        zerner Zeitung“ und „St. Galler Tagblatt“    schied Verlagsleiter, Mitbesitzer und       nellen Kooperationen mit anderen West-        währleistet bleiben.“ – Damit dürfte er
stellen wir die sechs „Leidgenossen“ und      in die „Schweiz am Wochenende“ inte-         Chefredaktor Markus Somm bloss: „Kein       schweizer Verlagen verbunden. Bei Men-        auch den meisten anderen „Leidgenos-
ihre Situation kurz vor.                      grieren will.                                Kommentar.“                                 gis Druck und Verlag ergab sich im Januar     sen“ aus dem Herzen gesprochen haben.
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
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30 REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ                                                                                                                                                                                        HORIZONT 7/2018                            15. Februar 2018

Über allem
schwebt
No-Billag
Fernsehwerbung startet ordentlich ins neue Jahr. Doch die
Politik und zeitversetzte TV-Nutzung trüben den Ausblick

                                                                                                                                                                                                                                                                                               FOTO:
                                                                                                                                                         Ein Aus für die SRG wäre ein Rückschlag für die Gattung TV insgesamt

                                                                                 zentbereich in Aussicht gestellt. Den end-                              Nachteil: „Wir brauchen eine Marktlö-                             wenn es so käme, würde dies eine drama-
                                            Von Juliane Paperlein                gültigen Umsatz für 2017 veröffentlicht                                 sung für Daten. Dafür kämpfen wir. Dass                           tische Veränderung auf dem TV-Markt

                                    T
                                                                                 Goldbach am 6. März.                                                    alle Sender über alle Plattformen ange-                           nach sich ziehen. „Ohne oder mit einer
                                              V ist verhalten optimistisch ins       Unter dem neuen Admeira-CEO Bert-                                   steuert werden können nach dem Motto:                             reduzierten SRG sind gewisse Mediastra-
                                              neue Jahr gestartet. Vermarkte-    rand Jungo, der den vakanten Posten erst                                Gleiche Spiesse für alle Marktteilneh-                            tegien nicht mehr umsetzbar und das Me-
                                              rinnen und Mediaagenturen ge-      vier Monate nach dem Abgang von Mar-                                    mer.“ Den kurz vor Weihnachten ange-                              dium TV verliert gesamthaft an Attrakti-
                                              hen davon aus, dass die Gattung    tin Schneider übernommen hat, kann die                                  kündigten Deal mit Tamedia will Frank                             vität“, warnen die Chefs der Mediaagen-
                                    2018 leicht wachsen oder stabil bleiben      Vermarkterin in diesem Jahr wieder an-                                  auch vor diesem Hintergrund eingeord-                             tur Konnex. Auch Spiegel sieht in dem
                                    wird. Über diesen Einschätzungen             greifen. Zudem ist 2018 ein Jahr der                                    net wissen: „Unser Zusammengehen mit                              Vorstoß eine Katastrophe: „Der Markt
                                    schwebt jedoch das Damokles-Schwert          Sport-Großereignisse, was ebenfalls Ad-                                 Tamedia ist eine Reaktion auf aktuelle                            würde massiv schrumpfen.“
                                    No-Billag. Würden die SRG-Sender weg-        meira in die Hände spielt. Denn von der                                 Markttendenzen sowie amerikanische                                    Profiteure könnten die ausländischen
                                    fallen, wäre die Gattung nicht nur publi-    Vermarktung der Olympischen Winter-                                     Giganten und Admeira.“                                            Sender sein, die schon jetzt relevante
                                    zistisch, sondern auch als Werbeträger       spiele und der Fußball-Weltmeisterschaft                                    Goldbach soll jedoch weiter unabhän-                          Marktanteile auf sich vereinen. In der
                                    deutlich geschwächt, so die Einschätzung     mit reger Schweizer Beteiligung profitie-                               gig auftreten und kein Inhaltehaus wer-                           Deutschen Schweiz zum Beispiel rangie-
                                    der Marktakteure, mit denen HORIZONT         ren im Zuschauermarkt vor allem die öf-                                 den: „Wir bleiben Goldbach mit einer ei-                          ren Kanäle der Mediengruppe RTL und
                                    gesprochen hat.                              fentlich-rechtlichen Kanäle der SRG, die                                genen Drittvermarktungsstrategie. Wir                             von Pro Sieben Sat 1 direkt hinter SRF 1
                                        Thomas Spiegel, CEO von Dentsu Ae-       diese übertragen. „Admeira ist erfolg-                                  sind ein unabhängiger digitaler Aggrega-                          und SRF Zwei (Grafik). Doch nicht ein-
                                    gis Switzerland, geht davon aus, dass TV-    reich ins neue Jahr gestartet. Die Umsätze                              tor. Neutralität war und bleibt die Stärke                        mal Goldbach ist für eine Beschneidung
                                    Werbung im laufenden Jahr netto maxi-        in der TV-Vermarktung liegen bereits                                    der Goldbach“, so Frank.                                          der SRG, sondern kämpft für einen Erhalt
                                    mal leicht zulegen kann. Auch Christian      leicht höher als im Vorjahreszeitraum“,                                     Aus Sicht der Mediaagenturen ist die                          des Status quo im Fernsehen und folgt
„Der Umsatz im                      Rufener, Managing Director Media-            so Kommunikationschef Lutz Hahn.                                        zunehmende Vermarkterkonzentration                                damit der Argumentation der Agenturen.
 Privat-TV entwickelt               schneider, rechnet mit einer Stagnation,         Admeira setzt zudem auf die Strahl-                                 jedoch bedenklich. Für Dentsu-Aegis-
 sich entsprechend der              bestenfalls mit einem Zuwachs von 1 bis      kraft von Eigenproduktionen wie „Der                                    CEO Spiegel „erreicht die Konsolidierung                          Skipping kostet Erlöse
                                    1,5 Prozent – nach einem bereits eher        Bestatter“ und „Wilder“. Hahn geht au-                                  einen Punkt, der nicht ideal ist. Die Frage
 TV-Nutzung“                        schwachen Jahr 2017. Im vergangenen          ßerdem davon aus, dass die Sportbericht-                                ist: Wie viel Duopol verträgt der Markt?“                         Ein weiteres Thema geht in der Debatte
                                    Jahr dürfte die Gattung netto stabil, mög-   erstattung des 2017 gewonnenen Man-                                     Rufener befürchtet, dass sich der Preis-                          um die Zukunft des Fernsehmarktes da
Alexander Duphorn, Goldbach Media
                                    licherweise auch leicht rückläufig gewe-     danten MySports von UPC und die Do-                                     druck, der sich seit der Aufhebung der                            fast unter: Die zeitversetzte Nutzung ist
                                    sen sein. Die finalen Zahlen stehen noch     kumentar- und Spielfilme bei S1 gut an-                                 Bindung des Franken an den Euro auf-                              auch 2017 weiter gestiegen. Wer das Pro-
                                    aus. Laut WEMF lag der TV-Werbeum-           kommen. Zudem setzt Admeira auf                                         gebaut hat, verstärkt.                                            gramm jedoch erst später sieht, skippt
                                    satz im letzten ausgewiesenen Jahr 2016      „neue innovative Weiterentwicklungen                                                                                                      zumeist auch die Werbung. Andrea Wer-
                                    bei rund 775 Millionen Franken.              wie etwa zielgruppengerichtete oder in-                                 Gefahr No-Billag                                                  der, Geschäftsführerin der Interessenge-
                                                                                 teraktive TV-Werbung“, so Hahn.                                                                                                           meinschaft der in- und ausländischen Ra-
                                    Unruhe bei Admeira                                                                                                   Die Frage nach der hohen Konzentration                            dio- und Fernsehsender (IRF), beziffert
                                                                                 Gleiche Spiesse für alle                                                könnte sich jedoch ganz schnell erledigt                          den Verlust bereits auf 107 Millionen
                                    Neben der Verschiebung von Erlösen in                                                                                haben, wenn die No-Billag-Befürworter                             Franken – 20 Millionen mehr als im Vor-
                                    Richtung Online dürfte der Hauptgrund        Es ist ein Thema, das Goldbach übel auf-                                recht bekämen. Am 4. März müssen die                              jahr und damit rund ein Siebtel der ge-
                                    für die Schwäche von Fernsehwerbung im       stößt, denn Admeira profitiert hier vom                                 Schweizer entscheiden, ob sie weiterhin                           samten (potenziellen) Erlöse. Je mehr
                                    vergangenen Jahr bei Admeira zu suchen       Gesellschafter Swisscom, der granulare                                  für ihre SRG bezahlen wollen oder nicht.                          Zuschauer skippen, um so schwieriger
                                    sein, die mit Goldbach Media die TV-         Daten zur Verfügung stellen kann. Die                                   Die Gebühren machen den Großteil der                              wird es jedoch, die Reichweiten einzu-
                                    Vermarktung dominiert. Die 2015 ange-        Frage, inwieweit der Markt dadurch ver-                                 SRG-Einnahmen aus. Vergangene Woche                               sammeln. „Die zeitversetzte Nutzung
                                    kündigte und 2016 gestartete Vermarkte-      zerrt wird, steht ungeklärt im Raum. Bei                                sah es in einer Tamedia-Abstimmungs-                              wird in den nächsten 36 Monaten ein gro-
                                    rin, hinter der Ringier, SRG und Swiss-      Addressable-TV-Lösungen sieht Gold-                                     umfrage danach aus, als lehnten die meis-                         ßes Thema“, prognostiziert Mediaschnei-
                                    com stehen, war zuletzt vor allem mit        bach-Chef Michi Frank sein Haus im                                      ten Stimmbürger die Initiative ab. Doch                           der-Manager Rufener.
                                    personellen und strukturellen Neuord-
                                    nungen beschäftigt, was sich auch negativ
                                    in den Erlösen widerspiegelt.                 SRG-Sender liegen vorn                                                                                Jüngere sehen gern zeitversetzt
                                       Diese Zeit hat Goldbach genutzt, den       Meistgesehene* Sender in der Deutschen Schweiz, 2. Semester 2017                                      Zeitversetztes Fernsehen in der Deutschen Schweiz, 2. Semester 2017
                                    Markt intensiv zu bearbeiten und Wer-                                                                                          Angaben in Prozent                                                                                     Angaben in Prozent
                                    beauftraggeber und Mediaagenturen für         SRF 1                                                                           9,3
                                    sich einzunehmen. Zudem konnten die                                                                                                                             17,3                     21,9                    24,0                      27,1
                                                                                  SRF Zwei                                                                       9,1
„Bei einem Ja zu No-                Küsnachter mit Zuschauermarktanteils-         RTL CH                                                                   8,2
 Billag würde der                   zuwächsen bei den von ihnen vermarkte-        Pro Sieben CH                                                  6,7
                                    ten Sendern und durch neue Mandanten                                                                                                                            82,7
 Markt massiv                       wie Swiss 1 und Teleclub Zoom punkten.
                                                                                  Sat 1 CH                                               4,8
                                                                                                                                        4,6
                                                                                                                                                                                                                             78,0
                                                                                                                                                                                                                                                     76,0
                                                                                  Vox CH
 schrumpfen“                        Die SRG musste dagegen Quotenrück-            3+                                              3,8
                                                                                                                                                                                                                                                                               72,9

                                    gänge bei den SRF-Flaggschiffen hinneh-       RTL 2 CH                                        3,8
Thomas Spiegel, Dentsu Aegis
                                    men, was das Geschäft von Admeira zu-         ZDF                                       2,9
                                    sätzlich erschwert hat. „Was bei großen       ARD                                   2,8
                                    Sendern verloren geht, bieten wir als Flä-    ORF Eins                              2,7
                                                                                  Kabel Eins CH                       2,3
                                    che bei den kleinen. Wir kommerzialisie-
                                                                                  Dmax CH                       1,6
                                    ren auch kleine Marktanteile“, sagt Ale-
                                                                                  4+                            1,6
                                    xander Duphorn, CEO der Goldbach
                                                                                  SRF Info                    1,5
                                    Media. „Die privaten Sender haben den         Nitro CH                 1,1
                                    Markt 2017 bewegt und sind gut positio-       Super RTL CH             1,1
                                    niert. Der Umsatz im Privat-TV entwi-         Sixx CH                 1,0
                                    ckelt sich entsprechend der TV-Nut-           Puls 8 CH               1,0                                                                                   Personen 3+             Personen 15-59          Personen 15-49          Personen 15-29
                                    zung.“ Die Goldbach Group hatte Ende          * Sender mit Marktanteil über 1 Prozent
                                                                                                                                                                                        Basis: Alle Zielgruppen, Montag bis Sonntag, 24 Stunden, all Platforms, Overnight +7
                                    August für das gesamte Unternehmen ein        Basis: Personen 15-49 Jahre, Montag bis Sonntag, 24 Stunden, all Platforms, Overnight +7
                                                                                  Quelle: Mediapulse Fernsehpanel / Instar Analytics                                HORIZONT 7/2018     Quelle: Mediapulse Fernsehpanel / Instar Analytics                                 HORIZONT 7/2018
                                    Wachstum im niedrigen einstelligen Pro-
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
32 REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ                                                                                                                                                                                                                                                         HORIZONT 7/2018          15. Februar 2018

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                                                                                                                                                                                                                                    Obwohl viele Titel Reichweite verlieren,
                                                                                                                                                                                                                                    bleiben die meisten Anzeigentarife
                                                                                                                                                                                                                                    unangetastet. Der Preis, den Werbekunden
                                                                                                                                                                                                                                    zahlen, steigt über die Jahre deutlich

                                                                                           Von Markus Knöpfli                                      Im Tarif bleibt bei den                                                      kanntere Titel wie Handelszeitung (plus                Doch was jeweils nach Nullrunden aus-
Metropool – eine weitere                                                                                                                                                                                                        26 Prozent) und Weltwoche (plus 18 Pro-                sah, entpuppte sich in Wirklichkeit als
                                                                                                                                                   meisten alles unverändert

                                                                          W
nationale Inseratekombi                                                                                                                                                                                                         zent) verhielten sich so.                              versteckte Preiserhöhungen, die sich nicht
Tamedia hat die Anzeigenkom-                                                                enn Werbung eine Form                                                                                                                                                                      selten Jahr für Jahr kumulierten.
bination Metropool um die zwei                                                              von Information ist, dann                              Unter den 201 Titeln sind aber auch 26,                                      Einige offerieren                                          Ein Beispiel ist die Weltwoche, deren
Komponenten Westschweiz und
Tessin ausgebaut. Der Metropool
                                                                                            besteht kein Zweifel: Die                              die bei der letzten Reichweitenstudie im                                     Mehrleistungen kostenlos                               TLP seit 2008 um 108 Prozent gewachsen
                                                                                            meisten Pressetitel infor-                             Herbst signifikant Leser verloren haben,                                                                                            ist. Aber auch kleinere Titel wie die Gratis-
vereint zwar weiterhin die
Deutschschweizer Zeitungen                                                  mieren weniger als noch vor zehn Jahren.                               allen voran die Coop-Zeitung, mit 2,6                                        Allerdings kommt auch das Umgekehrte                   zeitung Anzeiger Luzern (plus 127 Pro-
„Tages-Anzeiger“, „Berner Zei-                                              Aber auch bei den redaktionellen Inhalten                              Millionen Lesern der grösste Schweizer                                       vor, nur in geringerem Ausmass: Drei der               zent) oder das Westschweizer Wirtschafts-
tung“, „Der Bund“ und „Basler                                               der Presse lässt sich ein Abbau nicht leug-                            Titel überhaupt. Doch wer nun erwartet                                       untersuchten Titel haben deutlich Leser                magazin Bilan von Tamedia (plus107 Pro-
Zeitung“. Und als Ergänzung                                                 nen, von den sinkenden Print-Reichwei-                                 hätte, dass die Coop-Zeitung ihren 2-Pro-                                    gewonnen, nämlich Fritz und Fränzi (plus               zent) erlaubten sich massive TLP-Auf-
konnten schon bisher vier Zürcher                                           ten ganz zu schweigen. Kurz: Die Leistung,                             zent-Leserverlust (minus 41000 Leser) in                                     16 Prozent), der Gesundheitstipp (plus 10              schläge. Etwas anders gelagert ist der Fall
Regionalzeitungen hinzugebucht                                              die die Zeitungen und Zeitschriften für die                            ähnlicher Grössenordnung beim Insera-                                        Prozent) und das Tagblatt der Stadt Zü-                von Blick am Abend, der mit einer TLP-
werden. Im erweiterten Angebot
                                                                            Werbewirtschaft erbringen, hat im letzten                              tetarif 2018 berücksichtigt, hat weit ge-                                    rich (plus 19 Prozent) – und auch diese                Steigerung um 157 Prozent ins Auge
kommen zudem noch die West-
schweizer Zeitungen „24 heures“                                             Jahrzehnt abgenommen. Und das müsste                                   fehlt: Sie beliess den Preis auf bisherigem                                  verändern ihren Preis nicht, geben also                sticht. Diese TLP-Erhöhung fiel unter an-
und „Tribune de Genève“ hinzu.                                              sich von der Marktlogik her eigentlich                                 Niveau, verlangt also gleich viel Geld für                                   ihre Mehrleistung umsonst an die Werbe-                derem deshalb so hoch aus, weil der Titel
Ein weiteres neues Angebot                                                  auch in den Anzeigenpreisen widerspie-                                 weniger Leistung. Genauso taten es der                                       kunden weiter. Und sie sind nicht die Ein-             2008 gerade erst gestartet war, rasch an
enthält die Partnerzeitung „La                                              geln. Tut es aber in den meisten Fällen                                Blick (Leserverlust: 12 Prozent), die Gra-                                   zigen: Auf der Ebene TLP finden sich                   Reichweite und auch preislich zulegte und
Regione“ im Tessin. Damit lassen                                            nicht. Jedenfalls nicht in der Schweiz, wie                            tiszeitung Blick am Abend (minus 9 Pro-                                      noch 15 weitere Titel, die – teils auch aus            dann 2013 seinen Zenit erreichte – bei
sich bis zu 1,5 Millionen Abo-                                              eine mehrjährige Untersuchung von HO-                                  zent), der Tages-Anzeiger (minus 9 Pro-                                      strategischen Gründen – ihren TLP deut-                einem TLP von 29,39 Franken. Seither
zeitungs-Leser pro Tag erreichen.
                                                                            RIZONT Swiss zeigt.                                                    zent), die Sonntagszeitung (minus 7 Pro-                                     lich senken.                                           verlor der Titel mehr als 200000 Leser
Dies ist Tamedias zweite Inserate-
kombi mit quasi gesamtschweize-                                                Auf den ersten Blick zeigt sich aller-                              zent), die Weltwoche (minus 16 Prozent)                                          Es ist denn auch kein Zufall, dass da-             (minus 27 Prozent). Vor einem Jahr wur-
rischer Abdeckung. Die andere ist                                           dings ein positiveres Bild: Von 201 unter-                             oder das NZZ-Folio (minus 8 Prozent).                                        runter viele Westschweizer Titel sind, die             de deshalb eine 9-Prozent-Preisreduktion
jene von „20 Minuten National“,                                             suchten Schweizer Pressetiteln und Titel-                                  Zwei Dutzend Titel haben auf diese                                       mehr noch als die Deutschschweizer Titel               gewährt, immerhin, sie steht jedoch auch
mit der man etwa 1,9 Millionen                                              kombinationen haben nur 13 ihre Anzei-                                 versteckte Art ihren Tausend-Leser-Preis                                     in ihrem kleinen Markt um jedes Inserat                hier in keinem Verhältnis zur Leistungs-
Pendler erreicht. Preislich hat das                                         gentarife (brutto) für eine ganze vierfar-                             (TLP) über den Jahreswechsel im zwei-                                        buhlen müssen, so die Gratiszeitung GHI,               einbusse.
Deutschschweizer Grundangebot                                               bige Seite (1/1, 4c) per 2018 erhöht, 19                               stelligen Prozentbereich erhöht. An der                                      die ihren TLP um satte 76 Prozent redu-
des Metropool aktuell nicht
aufgeschlagen, wegen der Leser-
                                                                            haben sie gesenkt. Die Preissenkungen ge-                              Spitze stehen hier die Gratis-Wochenzei-                                     zierte, gefolgt von der kleinen Zeitung La             Drei Strategien gegen die
verluste wurde es dennoch um 8                                              genüber dem vergangenen Jahr fallen mit                                tung Winterthurer Stadtanzeiger (plus 45                                     Côte (minus 42 Prozent) und dem neuen                  sinkende Reichweite
Prozent teurer. Gegenüber 2008                                              bis zu 39 Prozent sogar deutlicher aus als                             Prozent), die linke Wochen Zeitung                                           Titel ArcInfo, eine Fusion der beiden Zei-
stieg der TLP sogar um 68 Prozent.                                          die Preiserhöhungen (bis plus 5 Prozent).                              (WoZ) mit plus 39 Prozent und die fran-                                      tungen L’Express und L’Impartial: Zu-                  Aufgrund der 10-Jahres-Daten lassen sich
                                                                            Senkungen und Erhöhungen betreffen in                                  zösischsprachige Ausgabe von Reader’s                                        sammen sind die beiden neu 34 Prozent                  im Wesentlichen drei Strategien der Ver-
                                                                            der Regel aber nur kleine Titel.                                       Digest (plus 30 Prozent). Aber auch be-                                      günstiger als vorher im Doppelpack.                    leger herauskristallisieren: Grosse Gratis-
                                                                                                                                                                                                                                                                                       titel wie die Tageszeitung 20 Minuten oder
                                                    Exemplarisch unterschiedlich
                                                                                                                                                                                                                                So tun, als gäbe es                                    das Wochenblatt Coop-Zeitung verfolg-
                                                                                                                                                                                                                                keinen Leserverlust                                    ten ganz offensichtlich die Absicht, ihren
                                                    Entwicklung der Anzeigentarife ausgewählter Titel von 2008 bis 2018                                                                                                                                                                im Jahr 2008 erreichten TLP in etwa zu
                                                                                                                    2008       2009      2010   2011   2012      2013 2014* 2015             2016       2017      2018          HORIZONT Swiss hat aber nicht nur die                  halten. 20 Minuten, das damals noch auf
                                                                                      Preis 1/1 4c in CHF           39350 42000 45900 44250 46400 47000 47000 47000 47000 47000 47000
                                                                                                                                                                                                                                Tarifentwicklung über den aktuellen Jah-               Wachstumskurs war, erhöhte den Seiten-
                                                    20 Minuten                                                                                                                                                                  reswechsel untersucht, sondern auch über               preis bis 2013, liess ihn seither aber kon-
                                                                                      1000-Leserpreis in CHF           32,47 32,41 32,39 33,65 33,65 33,64 30,05 32,02 30,52 34,46 34,79
                                                    Gratis-Tageszeitung                                                                                                                                                         die letzten zehn Jahre, genauer: seit 2008,            stant, trotz einer um 14 Prozent tieferen
                                                                                      Leser pro Ausgabe in Tsd.        1212    1296      1417 1.315      1379     1397      1564      1540    1468      1364      1351
                                                                                                                                                                                                                                also seit der Finanzkrise. Dabei zeigt es              Reichweite. Deshalb schwankte der TLP in
                                                                                      Preis 1/1 4c in CHF           24539 24539 25300 25300 25300 25300 26200 26200 26200 26200 26200                                           sich, dass sich eine grosse Zahl Schweizer             den zehn Jahren jeweils zwischen 30 und
                                                    Blick
                                                    Abo-Tageszeitung
                                                                                      1000-Leserpreis in CHF           35,62 37,75 38,98 40,29 40,68 41,27 37,27 39,28 40,81 48,25 54,70                                        Verleger trotz geringerer Werbeleistung                35 Franken. Ähnlich machte es die Coop-
                                                                                      Leser pro Ausgabe in Tsd.          689    650       649    628      622      613          703   685         663       543      479        mehr von ihren Kunden verlangt – zwar                  Zeitung, die ihren TLP jedoch stabiler
                                                                                      Preis 1/1 4c in CHF              4900    4900      4900   4900     4900     4975      4975      4975    4975      4975      4975          selten in absoluten Preisen, oft aber ver-             (zwischen 16 und 17 Franken) hielt.
                                                    Freiburger Nachrichten                                                                                                                                                      steckt, auf der Ebene TLP. So hat ein                      Ganz anders gingen Abo-Zeitungen
                                                                                      1000-Leserpreis in CHF       148,49 144,12 153,13 136,11 132,43 142,14 165,83 155,47 138,19 134,46 142,14
                                                    Regionale Abo-Tageszeitung                                                                                                                                                  Grossteil der Verlage in den letzten drei bis          wie Blick und SonntagsZeitung vor: Sie
                                                                                      Leser pro Ausgabe in Tsd.          33      34        32     36       37        35         30      32        36         37      35
                                                                                                                                                                                                                                fünf Jahren zwar auf konkrete Preis-                   setzten auf ihre Grösse und die (scheinba-
                                                    * per 2014 neue Methodik bei der Leserschaftsforschung
                                                                                                                                                                                                                                erhöhungen verzichtet, manche sogar                    re) Unverzichtbarkeit und hielten es für
                                                    Quelle: Umfrage Verlage / Horizont Swiss                                                                                                        HORIZONT 7/2018
                                                                                                                                                                                                                                während der ganzen letzten zehn Jahre.                 zumutbar, preislich immer mal wieder et-
                                                                                                                                                                                                                                                                                       was aufzuschlagen, sodass sich ihr TLP
                                                                                                                                                                                                                                                                                       laufend verteuerte – beide TLPs kosten
  2018 moderates Plus im Markt                                                                                                                         Seit 2008 mehrheitlich stark gestiegen                                                                                          heute 54 Prozent mehr als 2008.
  Wie stark die Titel ihren TLP 2018 gegenüber dem Vorjahr erhöht beziehungsweise gesenkt haben                                                        Wie stark die Titel ihren TLP seit 2008 erhöht beziehungsweise gesenkt haben                                                        Anders der K-Tipp, die grösste abon-
                                                                                                                                                                                                                                                                                       nierte Publikumszeitschrift in der
                                                                      Veränderung zu 2018 in Prozent                                                                                                    Veränderung zu 2008 in Prozent
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Schweiz: Er legte offensichtlich Wert auf
                                                                       Winterthurer Stadtanzeiger                                   45                                                                                   Blick am Abend                                        157
                                                                                                                                                                                                                                                                                       einen konstanten Seitenpreis, und zwar
                                                                            Wochen Zeitung WoZ                                 39                                                                                      Anzeiger Luzern                                  127
                                                                                                                                                                                                                                                                                       über die ganzen zehn Jahre hinweg, mit
                                                                                 Reader's Digest (f)                      30                                                                                                  Weltwoche                           108                  der Folge, dass der TLP relativ geringfügig
                                                                                   Handels Zeitung                     26                                                                                                           Bilan                         107                  um „nur“ 17 Prozent anstieg.
                                                                                               Bilan                   26                                                                                                  Basler Zeitung                         105                      Bleiben noch die kleinen, regionalen
                                                                                               Extra                22                                                                                         Reader's Digest Gesamt                            101                   Abo-Zeitungen wie die Freiburger Nach-
                                                                                    Lausanne Cités                  22                                                                                                             Bilanz                    94                        richten (FN): Sie setzen auf ihre regionale
                                                                                                                                                                                                                                                            91
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Verankerung und Reichweitenstabilität
                                                                                         Touring (i)              19                                                                                                             Femina
                                                                                                                                                                                                                                                                                       und versuchen, den Seitenpreis in Abstän-
                                                                                        Weltwoche              18                                                                                                              NZZ Folio                    89
                                                                                                                                                                                                                                                                                       den moderat anzuheben, ohne den sowie-
                                                                         Liechtensteiner Vaterland             17                                                                                                          SonntagsBlick               76
                                                                                                                                                                                                                                                                                       so schon hohen TLP zu sehr aus dem
  −76                                                          GHI                                                                                       –51                                       K-Geld                                                                              Gleichgewicht zu bringen. Jener der FN
                         −42                                   La Côte                                                                                             –34                             Winterthurer Stadtanzeiger                                                          balanciert zwischen 130 und 153 Franken.
                               −34                             ArcInfo                                                                                             –34                             Glückspost                                                                              Angesichts dieses Preisgebarens darf es
                                     −25                       Tele                                                                                                –34                             Oltner Tagblatt                                                                     die Verleger nicht erstaunen, dass gemäss
                                     −24                       Drogistenstern/Tribune de Drogiste                                                                       –28                        Solothurner Zeitung                                                                 einer kürzlich publizierten Werbemarkt-
                                                               Zuger Presse                                                                                                                        ArcInfo
                                                                                                                                                                                                                                                                                       studie die Schweizer Werbungtreibenden
                                        −20                                                                                                                            –28
                                                                                                                                                                                                                                                                                       vorhaben, ihre 2017 eingebrochenen Wer-
                                         −18                   TagesWoche                                                                                                 –27                      La Côte
                                                                                                                                                                                                                                                                                       beinvestitionen in Print 2018 weiter zu re-
                                           −17                 Terre et Nature                                                                                             –24                     Basellandschaftliche Zeitung
                                                                                                                                                                                                                                                                                       duzieren: 34 von 51befragten Firmen wol-
                                              −15              Journal du Jura                                                                                              –23                    La Gruyère                                                                          len in diesem Jahr bei der Werbung in
                                           −16                 Tagblatt der Stadt Zürich                                                                                    –22                    Anzeiger Region Bern                                                                gedruckten Medien am stärksten kürzen.
   Quelle: Umfrage Verlage / Horizont Swiss                                                                                 HORIZONT 7/2018            Quelle: Umfrage Verlage / Horizont Swiss                                                                    HORIZONT 7/2018
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
HORIZONT 7/2018                    15. Februar 2018                                      REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ 33

                                                                                                                                                                                                                                                                                           FOTO: LANDLIEBE
Durch Liebe
gross geworden
Sie startete 2011 und erklomm sogleich den Auflagengipfel:
Die Zeitschrift Schweizer LandLiebe von Ringier Axel
Springer ist heute die drittgrösste Schweizer Bezahlzeitschrift
                                                                                                                                                      Die Zuschauerzahlen von LandLiebe-TV steigen – die fünfte Staffel kommt Ende 2018

                                                                                                widerspricht Heller. Noch sei nicht jeder             den Umzug der Redaktion in ein Land-                                                      die BergLiebe im letzten Jahr versuchs-
                                                           Von Markus Knöpfli                   Schweizer mit dem Titel konfrontiert                  haus mit Seeblick an der Zürcher Gold-                                                    weise der LandLiebe beigelegt worden

                                                 D
                                                                                                worden. „Müsste die LandLiebe grösser                 küste. Dort ist auch die siebenköpfige,                                                   und beim Publikum auf grossen Anklang
                                                             ie Startauflage betrug 100000      werden, würden dafür wenige Investitio-               überwiegend weibliche Redaktion unter-                                                    gestossen war, gehört sie ab 2018 fix zum
                                                             Exemplare, heute werden pro        nen genügen“, ist er überzeugt. „Doch                 gebracht. Zudem finden im Haus Back-,                                                     Portfolio. Verantwortet wird sie von der
                                                             Ausgabe 209000 Hefte ver-          wir investieren lieber in die Community               Schnitz-, Filz- oder Strickkurse statt. Man                                               LandLiebe-Redaktion, erscheinen wird
                                                             breitet, 161000 davon ver-         als in eine höhere Auflage.“                          könnte all dies Marken- und Imagepflege                                                   sie zweimal jährlich (im Frühling und
                                                 kauft. Die Leserschaft stieg bis April 2017        Tatsächlich bemüht sich die LandLie-              nennen, doch Heller spricht lieber von                                                    Herbst) in derselben Auflage wie die
                                                 auf 684000 Personen, was in der                be von Beginn weg um ihre Lesergemein-                der Pflege der Liebesbeziehung zwischen                                                   LandLiebe.
Zur Person                                       Deutschschweiz einer Reichweite von            de: Drei Jahre nach dem Launch startete               Leserschaft und Magazin.

                                                                                                                                                                                                                                                D
Urs Heller, 64, ist seit zehn                    fast 15 Prozent entspricht – und im digi-      LandLiebe-Radio auf DAB+, heute gibt es                   Die meisten Angebote kommen an.                                                                och warum kommt die LandLie-
Jahren Leiter Zeitschriften,                     talen Zeitalter eigentlich einen Anachro-      den Stream auf landliebe.ch. Ein Jahr spä-            Der Tier-Schnitzkurs wurde schon ein                                                               be nur sechsmal jährlich heraus,
zunächst bei Ringier, seit 2016                  nismus darstellt. Die Schweizer Land-          ter folgten TV-Sendungen auf dem                      Dutzend Mal durchgeführt. Die Wan-                                                                 wenn sie so beliebt ist? „Wir wol-
bei Ringier Axel Springer                        Liebe erscheint sechsmal pro Jahr mit          Schweizer Fenster von Sat 1. 2015 kamen               derwochen, inklusive Kräutertour, sind                                                    len unsere Leser nicht stressen, sondern
Schweiz. Im Nebenamt ist er
Chefredaktor des Gourmet-
                                                 einem Umfang von rund 240 Seiten und           Genuss- und Wanderwochen, 2016 Kurse                  gut besucht. Bloss das Radio dümpelt                                                      ihnen die Zeit geben, die Zeitschrift von
führers GaultMillau Schweiz.                     widmet sich, neben dem Schweizer               und ein Bücherangebot hinzu, parallel                 vor sich hin. LandLiebe-TV hingegen er-                                                   der ersten bis zur letzten Seite zu genies-
Heller startete seine journalis-                 Brauchtum und Handwerk, der Berg-              dazu bewilligte Verleger Michael Ringier              freut sich wachsender Zuschauerzahlen.                                                    sen“, sagt Heller. Wer unter der Woche
tische Karriere 1973 als                         welt, den Naturschauspielen, und sie                                                                  Verzeichnete die erste Staffel bereits                                                   immer wieder beschleunigen müsse, wol-
Sportredaktor einer Lokal-                       bietet Tipps rund um Haus, Garten und                                                                 105000 Zuschauer (2,4 Prozent Markt-                                                     le am Wochenende nicht überfordert
zeitung. Später übernahm er
leitende Funktionen bei
                                                 Handarbeiten.                                  Deutsche Wurzeln                                       anteil), kam die vierte Staffel à zehn                                                   werden. Diese gesellschaftliche Entwick-
                                                     Heute ist die LandLiebe hinter dem                                                                viertelstündige Sendungen an Sonntag-                                                    lung mache einen Grossteil des Erfolgs-
„Blick“, „SonntagsBlick“ und
„Schweizer Illustrierte“.
                                                 K-Tipp und dem Beobachter die dritt-           Es ist kein Geheimnis: Die „LandLiebe“ war nicht       abenden im 4. Quartal 2017 auf durch-                                                    geheimnisses von Landmagazinen und
Zudem entwickelte und                            grösste Abozeitschrift der Schweiz. „Die-      allein Urs Hellers Idee. Das gibt er auch unumwun-     schnittlich159000 Zuschauer (4 Prozent                                                   damit der LandLiebe aus.
lancierte er für Ringier re-                     ser Erfolg gelang uns ganz ohne kostspie-      den zu. Das Vorbild heisst „Landlust“ und stammt       Marktanteil). Dank neuem Konzept un-                                                         Bleibt noch der digitale Auftritt: Land-
gelmässig neue Zeitschriften,                    lige Marketingstrategie“, sagt Urs Heller,     vom Landwirtschaftsverlag Münster in Nordrhein-        ter der Führung von Projektleiterin Ni-                                                  liebe.ch ist eher konventionell und hat
unter anderem das Magazin                        Leiter Zeitschriften bei Ringier Axel          Westfalen. „Sie ist die Mutter aller Land-Magazi-      cole Müller war die letzte Staffel erst-                                                 Luft nach oben. Nutzerzahlen gibt es
„SI Style“ (heute „Style“) und                   Springer Schweiz, nicht ohne Stolz. Das        ne“, sagt Heller. Anfangs habe er Lizenzverhand-       mals selbsttragend. Entsprechend ist                                                     nicht. „Puncto Web-Auftritt sind wir
die „Schweizer LandLiebe“.                       sei möglich gewesen, weil die Leserschaft      lungen geführt, doch seien die Bedingungen zu          nun eine fünfte Staffel für Ende 2018                                                    auf Sparflamme“, bestätigt Heller. Wohl
                                                 geradezu eine „Liebesbeziehung“ zum            restriktiv gewesen, erzählt er. Ringier hätte einen    geplant.                                                                                 könnte man ihn verbessern, doch fehle
                                                 Magazin entwickelt habe. Eine derart in-       Grossteil der Inhalte übernehmen müssen, was                                                                                                    dazu noch die „knackige Idee“, und auch

                                                                                                                                                      A
                                                 tensive Liebesbeziehung, dass diese Leser-     aber nur schon von den Landschaften her (Watten-             propos planen: Im Mai steht bei                                                    die Möglichkeiten der sehr kleinen Re-
                                                 schaft – zu 73 Prozent urbane Frauen! –        meer, weite Ebenen) nicht zur Schweiz gepasst                der LandLiebe eine Line-Extensi-                                                   daktion seien begrenzt. Hellers vorläu-
                                                 das Magazin häufig weiterverschenke            hätte. Deshalb entwickelte Heller ein eigenes Kon-           on an. Dann erscheint die sport-                                                   figer Fokus liegt deshalb auf den Print-
                                                 und sich so als „Verkäufer“ betätige.          zept, das im Unterschied zur „Landlust“ viel Swiss-   lich ausgerichtete Schweizer BergLiebe.                                                   ausgaben: „Unsere Leser sind trotzdem
                                                     Im Herbst 2017 hat die Auflage erst-       ness, aufwendig produzierte Bildreportagen und –      Das Magazin erzählt in Reportagen und                                                     mit grösster Selbstverständlichkeit digital
                                                 mals stagniert, die Leserschaft ist gar        nicht unwesentlich – auch Raum für Werbung,           Porträts Geschichten über Menschen aus                                                    unterwegs: Anmeldungen zu Kursen oder
                                                 leicht auf 647000 Personen gesunken. Ist       allen voran Autowerbung, bietet.                      den Schweizer Bergen und gibt Tipps für                                                   Reisen erreichen uns zu 80 Prozent auf
                                                 der Markt gesättigt? „Überhaupt nicht“,                                                              Ausflüge und Wanderungen. Nachdem                                                         unseren digitalen Kanälen.“

Mehr Daten als Datenschutz
Die neuen Regeln der                                                                            das jenem der EU angepasst werden soll,                   In den letzten zwölf Monaten kam das                                                  moderate Umsetzung setzt. Vermutlich
                                                           Von Markus Knöpfli                   um als gleichwertig anerkannt zu werden.              Thema etwas häufiger auf die Agenda –                                                     kommt aber noch ein anderes Element
EU wirken sich auch

                                                 B
                                                                                                Schliesslich will man ja weiterhin am eu-             beim Verband Schweizer Medien, erneut                                                     dazu: Im Land des (weitgehend abge-
für die Schweiz aus.                                        ei deutschen Branchenevents
                                                            heiss diskutiert, erhält das The-
                                                                                                ropäischen Binnenmarkt partizipieren.
                                                                                                Nur stockt die parlamentarische Bera-
                                                                                                                                                      beim SDV oder auch beim IAB Switzer-
                                                                                                                                                      land, unter anderem in einem 32-seitigen
                                                                                                                                                                                                                                                schafften) Bankgeheimnisses hegt man
                                                                                                                                                                                                                                                selbst in der IT- und Werbebranche noch
Eine breite Diskussion                                      ma Datenschutz in der Schweiz       tung derzeit, vermutlich wird es gar zu               Whitepaper sowie bei einem Kunden-                                                        gewisse Sympathien für Datenschutz. So
gibt es in der Branche                                      bisher wenig Aufmerksamkeit:
                                                  Weder am Swiss Media Forum vom letz-
                                                                                                Verzögerungen kommen. Auf den 25.
                                                                                                Mai hin reicht es jedenfalls nicht.
                                                                                                                                                      event des IT-Unternehmens Adello und
                                                                                                                                                      der Zürcher Kanzlei Walder Wyss.
                                                                                                                                                                                                                                                weist etwa Mark Forster, CEO von Adello,
                                                                                                                                                                                                                                                darauf hin, dass er in den neuen gesetzli-
bisher nicht                                      ten September (400 Teilnehmer) noch an            Dabei gab es frühe Warner. Schon                      Was dabei auffällt: Auch in der                                                       chen Vorgaben auch Chancen sehe. Zum
                                                  der Dreikönigstagung vom 9. Januar (250       2012, an einem Forum der Publicitas,                  Schweiz gibt es Opposition, doch diese                                                    einen könnten sie dazu führen, dass ei-
                                                  Teilnehmer), am WorldWebForum vom             machte Kimon Zorbas, damals Vice Pre-                 fällt unaufgeregter aus als etwa in                                                       nige (unseriöse) Firmen eingehen, weil
                                                  18. Januar (1500 Teilnehmer) oder an der      sident von IAB Europe, darauf aufmerk-                Deutschland. Mag sein, dass man hier-                                                     ihr bisheriges Geschäftsmodell nicht
                                                  D:Pulse anfangs Februar (1200 Teilneh-        sam, dass die EU-Kommission eine „res-                zulande die Tragweite verkennt oder auf                                                   mehr funktioniert. „Es ist gut für unsere
                                                  mer) kam es zur Sprache. Besonders er-        triktive Datenschutzverordnung“ vorge-                                                                                                          Branche, wenn wir eine gewisse Berei-
                                                  staunlich: Gerade an den zwei letztge-        schlagen habe, die es zu bekämpfen gelte.                                                                                                       nigung haben“, meint er.
                                                                                                                                                                                                       FOTO: CHRISTIAN DANCKER / SALTY IMAGES

                                                  nannten Anlässen sprach man viel über         Doch erst etwa vier Jahre später kam das                                                                                                            Positiv beurteilt Forster, dass die Kon-
                                                  Daten, jedoch nicht von Datenschutz.          Thema effektiv in der Schweiz an: Im Sep-                                                                                                       sumenten „mehr Macht erhalten“. „Auch
                                                      Es ist nicht so, dass die neuen recht-    tember 2016 führten beispielsweise der                                                                                                          wenn sich das unbequem anhört: Ich sehe
                                                  lichen Vorgaben, die EU-weit am 25. Mai       Schweizer Dialogmarketing Verband                                                                                                               es wie in der Demokratie!“, fügt er hinzu.
                                                  2018 in Kraft treten, in der Schweiz gar      (SDV) oder die IT-Anbieter Infoniqa und                                                                                                         Wohl sei eine Diktatur einfacher zu ma-
                                                  nicht thematisiert werden. Aber wenn,         Veritas Fachevents durch. Und schon da-                                                                                                         nagen. „Aber die Demokratie ist das
                                                  dann eher in Seminaren und Fachgre-           mals hielt David Rosenthal, Rechtsexper-                                                                                                        Sinnvollere, weil die Mitsprache des Kon-
                                                  mien. Hinzu kommt, dass die Schweizer         te der Zürcher Kanzlei Homburger, ge-                                                                                                           sumenten zu höherer Zufriedenheit führt
                                                  gleich doppelt mit dem Thema beschäf-         mäss Netzwoche fest: „Es gibt kaum eine                                                                                                         und der Branche mehr Nachhaltigkeit
                                                  tigt sind: Mit den europäischen Änderun-      Firma oder Behörde, welche die Daten-                                                                                                           bringt.“ Jedenfalls seien die Konsumen-
                                                  gen und parallel mit der Revision des         schutzrichtlinien komplett wird einhal-                                                                                                         ten von der Werbeindustrie zu lange nur
                                                  Schweizerischen Datenschutzgesetzes,          ten können.“                                          Adello-CEO Mark Forster: Mehr Macht für Kunden                                            als Objekt angesehen worden.
MARKTPLATZ SCHWEIZ REPORT www.horizont.net/report
34 REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ                                                                                                                                                                                                                HORIZONT 7/2018                      15. Februar 2018

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   FOTOS: DOMINIK TRYBA / WORLDWEBFORUM
World Web Forum diskutiert
die Folgen der Digitalisierung
Unter dem Motto „End of Nation“ trafen sich Mitte Januar in Zürich 1500 Vertreter der Schweizer und
internationalen Medien-, Kommunikations- und Digitalindustrie beim World Web Forum im Stage
One in Zürich. Macht die Digitalisierung Nationen überflüssig? Einen Konsens gab es zum Meta-
Thema der zweitägigen Konferenz nicht. Die Meinungen reichten von „Ja, globale Unternehmen
machen Nationen überflüssig“ bis zu „Unternehmen sind genauso fragil wie Staaten“. Um die Frage
zu diskutieren, hatte Veranstalter Fabian Hediger Manager wie Terry von Bibra (Alibaba), David Le
(Lyft) und Suzanne Dibianca (Salesforce) neben Professoren wie Lino Guzzella (ETH Zürich) und
Charles A. O’Reilly (Stanford), Investoren wie Nancy Pfund (DBL Partners), Kreativen wie Wilhelm
Oehl (Eight) und Politikern wie Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann auf die Bühne geholt. Am
zweiten Tag gab es in zehn Verticals zu den Themen Digitimmo, Cloud, Techfin, Retail, Augmented
Reality, IoT, Responsive City, Food Chain, Tourism und Future of Work kompaktes Fachwissen. Dank
Apero und Dinner kam das Netzwerken selbst bei fleissigen Zuhörern nicht zu kurz.
                                                                                                                              Die Reihen vor der Hauptbühne des Stage One waren meist übervoll, genau wie bei den Break-out-Sessions – Während im Publikum wie bei den meisten Business-
                                                                                                                              Konferenzen anderswo auch Männer dominierten, hatte sich das Team um Veranstalter Fabian Hedinger Mühe gegeben, einige Referentinnen auf die Bühne zu holen

                                                                                               Clear-Channel-Schweiz-CEO Christoph Marty war einer der vielen               Für seine Verdienste um die Standortinitiative „Digitalswitzerland“ wurde Ringier-CEO Marc Walder (l.) anlässlich
Iron-Maiden-Sänger, Pilot und Entrepreneur: Bruce Dickinson bot einen etwas anderen,           Schweizer Branchenvertreter, die beim WWF ihr Netzwerk pflegten              des World Web Forums mit dem Transformer Award geehrt und feierte mit Laudator und Ständerat Ruedi Noser
zuweilen lauten Einblick in internationales Markenmanagement und Unternehmertum

Moderator Ole Tillmann und Veranstalter Fabian Hediger begrüssen die Teilnehmer                Referentin Carissa Carter (d-School/Stanford) thematisierte auf der Bühne und im                                      Designer Wilhelm Oehl (Eight) liess die Teilnehmer des WWF teilhaben an der
des 6. World Web Forums wie immer mit dröhnend lauten Heavy-Metal-Klassikern                   Gespräch, was Unternehmer von Designern lernen können                                                                 Erfindung des Apple Stores, die auf sein Konto geht

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   FOTOS: DPULSE / MAX HAMPEL

D:Pulse thematisiert Trends
im digitalen Marketing
Der Schweizer Digital Marketing Event D:Pulse fand Anfang Februar zum
zweiten Mal in Zürich statt. Unter dem Motto „Connect – Experience –
Learn“ lud die IAB Switzerland nationale und internationale Referenten ein
und verlieh den Digital Marketing Award 2018. Auf der Center Stage
wechselten sich Keynotes von internationalen Vordenkern und Experten zu
künftigen Trends im Digital Marketing ab. Zusätzliche Inspiration gab es für
die Besucher in den parallel stattfindenden Workshops und Masterclasses.
In der Biz & Agency Lounge wurde zum Networken und zur abschliessenden
Party eingeladen.
                                                                                       P&G-Marketingmanagerin Sophie Blum widmete                Eine Masterclass mit Urs Thüring (Moderator), Karin Taheny (Yourposition), Matteo Schuerich (Converto),
                                                                                       ihre Keynote der digitalen Transformation                 Aldo Gnocchi (Gnocchi), Stefan Gass (Veeam), Johannes Falck (Criteo) und Chris Ackermann (Siroop) (v.l.)

René Plug (r.), Admeira, und SWA-Direktor Roland Ehrler (2.v.l.) ehren den „Digital                             Gregory Galant, Shorty Award, eröffnete die D:Pulse mit           Jewell Jordan Sparks (Bit House Group) wollte von Pete Blackshaw, Global Head of Digital
Marketer“ Digitec Galaxus und Unternehmensvertreter Thierry Pool (2.v.r.)                                       Insights zu den besten Social-Media-Cases                         Marketing & Social Media bei Nestlé, wissen, was für Marken 2018 wichtig wird
HORIZONT 7/2018   15. Februar 2018                                      REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ 35

Besser suchen

                                                                                                                                                                                                                          FOTO: WWW.LEADINGSWISSAGENCIES.COM
und finden
Transparenz und Dialog sind die zentralen Faktoren bei der
Umsetzung des neuen digitalen Auftritts des LSA
                                                                                                                             Referenzprojekte zeigen auf der neuen Verbands-Website, was die LSA-Agenturen können

                                                                               ren und Auftraggebern muss heute              zu Mitarbeiterzahl, Dienstleistungsport-            Applikationsentwickler und Software-In-
                                       Von Eva-Maria Schmidt                   schneller, effizienter und einfacher erfol-   folio und Referenzkunden aufgeführt                 genieur.

                                E
                                                                               gen können“, sagt Roman Hirsbrunner,          sind. Die Namen der gelisteten Dienst-

                                                                                                                                                                                A
                                          ine Agentur für alles? Für jeden     Präsident des LSA. Als Verband der füh-       leister müssen Nutzer nicht kennen, sie                     uch in diesem Bereich können User
                                          Kanal einen anderen Dienstleis-      renden Agenturen der Schweiz habe der         können in der Datenbank unter anderem                       nach individuellen Profilen suchen
                                          ter? Einen, der den Lead für alle    LSA die Aufgabe, voranzugehen und             nach Kompetenzen, Branchenerfahrung,                        und mittels eines Tests herauszu-
                                          anderen übernimmt? Unterneh-         Orientierungshilfe für die Branche zu         Ort und Grösse von Agenturen filtern.               finden versuchen, welcher Beruf am besten
                                 men, die werben, kommunizieren und            schaffen. Unterstützung kommt von den         Um die Auswahl für potenzielle Auftrag-             zu ihnen passt. Wenn sie das herausgefun-
                                 rekrutieren wollen, stehen nicht nur vor      Schweizer Werbeauftraggebern: „Bis an-        geber möglichst transparent zu gestalten,           den haben, bietet ihnen die Website natür-
                                 diesen drei Fragen, wenn sie professionel-    hin gab es für Auftraggeber keine Mög-        hat der LSA ein Vergleichssystem einge-             lich auch gleich die Chance, den entspre-
                                 le Unterstützung suchen, um sie zu klä-       lichkeit, die führenden Agenturen der         baut, das bei Treffern ähnliche Dienstleis-         chenden Job bei einer der LSA-Agenturen
                                 ren. Die meisten kennen – wenn über-          Schweiz auf einer einzigen Plattform zu       ter vorschlägt.                                     zu finden. Denn die können ihre Stellen-
                                 haupt – nur sehr wenige Agenturen.            kanalisieren, nach ihren Kompetenzen              Ähnlich viel Transparenz will der Ver-          angebote auf der Website posten.
                                 Gleichzeitig sind die Möglichkeiten, die      und Branchenkenntnissen zu suchen             band auch für Nachwuchskräfte herstel-                  Die Gestaltung der Website soll den
                                 ihnen die digitalisierte Kommunika-           und zu vergleichen“, sagt Roland Ehrler,      len, die über einen Einstieg in die Agen-           „Elan des Aufbruchs widerspiegeln, für
                                 tionswelt bietet, so vielfältig wie nie zu-   Direktor des SWA.                             turbranche nachdenken. Für diese Ziel-              den das neue Konzept steht“, so der LSA.
                                 vor. Orientierung ist also einer der wich-                                                  gruppe gibt es auf der Website die Rubrik           Das Rebranding soll Attribute wie Freude

                                                                               D
                                 tigsten Faktoren bei der Suche nach dem               iese Möglichkeit soll nun der         Karriere. Dort stellt der Branchenver-              und Echtheit, mehr Profil, Fokus und
                                 oder den passenden Dienstleistern.                    neue LSA-Auftritt bieten, den         band mehr als 20 Berufsbilder aus dem               Dialog deutlich machen. Dazu hat Pro-
                                    Dieses Szenario gab den Ausschlag für              die Berner Agentur Maxomedia          Arbeitsgebiet Kommunikation vor, da-                cess viel Weiss, aber auch klare Farben
                                 den Branchenverband Leading Swiss             entwickelt und die Kollegen der Zürcher       runter klassische Agenturjobs wie Art               eingesetzt, die sich in den Doppellinien
                                 Agencies, die eigene Website neu zu ge-       Agentur Process gestaltet haben: Unter        und Creative Director, Texter, Konzepter,           der Typografie finden. Sie stehen für den
                                 stalten, und zugleich die Richtung vor,       www.leadingswissagencies.ch ist nun von       FFF-Producer und Berater, aber auch Be-             Dialog aller Player der Branche, für die
                                 wie der Auftritt am Ende aussehen soll.       jeder Mitgliedsagentur ein Kurzporträt        rufsbilder aus dem digitalen Bereich wie            der Auftritt künftig ein zentraler Anlauf-
                                 „Das Zusammenkommen von Agentu-               zu finden, auf dem die wichtigsten Fakten     UX- und Games-Designer, Informatiker,               punkt sein soll.

                                                                                                                                                                                                                    Anzeige
36 REPORT MARKTPLATZ SCHWEIZ                                                                                           HORIZONT 7/2018           15. Februar 2018

                                       „Jetzt hat es eben
                                        mal gescheppert!“                  Was heißt das im Einzelnen?                     vanten Kriterien Mensch, Expertise und
          Von Vera Günther                                                 Staff & Culture betrifft einerseits die rich-   Commitment absolut überzeugt und hier

M
                                                                           tige personelle Aufstellung. Andererseits       zu den besten in der Schweiz gehört. Den
               it 269 Millionen Schweizer                                  die intensive Aus- und Weiterbildung der        haben wir gefunden. Es gibt in unserer
               Franken – Stand 2016 – ist                                  Mannschaft in dem komplexer werden-             Branche viele Poser ohne Substanz, aber
               Migros der zweitgrößte                                      den Kommunikationsmarkt. Und die Ar-            Jens Brecht hat sehr viel Substanz und
               Werbungtreibende      der                                   beit soll bei allen inhaltlichen und zeitli-    eine klare Vorstellung, wohin der Kom-
Schweiz. Der darin enthaltene Mediaetat                                    chen Herausforderungen wieder mehr              munikationsmarkt geht. Dafür wird er
wechselte 2018 – nach neun Jahren – von                                    Spaß machen, dazu gehören insbesonde-           jede Unterstützung und die nötigen un-
OMD zu Dentsu Aegis. CEO Stefan Bur-                                       re Respekt und Wertschätzung und Stolz          ternehmerischen Freiheiten bekommen.
gass verließ die Agentur nach dem Ver-                                     auf erbrachte Leistungen. Der nächste
lust. Interimsmäßig übernahm Manfred                                       Punkt betrifft das Produkt und damit un-        2018 läuft es eher auf eine rote als eine
Kluge, CEO DACH der Omnicom Me-                                            ser Leistungsversprechen: Wir wollen ei-        schwarze Null heraus?
diagroup, das Zepter, das er im Sommer                                     nen messbaren Beitrag zum Geschäfts-            Wir werden natürlich einen Rückgang ge-
an den neuen CEO Jens Brecht übergeben                                     erfolg unserer Kunden liefern. Wir wollen       genüber 2017 haben, wir machen uns
will. Im Interview mit HORIZONT erklärt                                    keine Rabattoptimierer sein, sondern den        aber im Sinne unserer Ertragskraft keine
Kluge, warum ein Etatverlust auch eine                                     Wert von Kommunikation nachhaltig               überbordenden Sorgen.
große Chance bedeuten kann.                                                steigern in einem Marktgebilde, das über
                                                                           die Komponenten Daten und Technolo-             Hat denn auch die Holding ihre Erwar-
Wie haben Sie den Migros-Verlust in-                                       gie völlig neue Ansätze eröffnet.               tungen heruntergeschraubt?
zwischen verkraftet?                                                                                                       Wir haben ein sehr vertrauensvolles Ver-
Natürlich war der Etatverlust sowohl                                       Und Infrastruktur?                              hältnis zu der Agenturführung in EMEA
emotional als auch wirtschaftlich uner-                                    Der letzte Punkt Infrastruktur heißt zu-        und bekommen hier den vollen Rückhalt,
freulich. Wir haben die Migros sehr lange                                  nächst, dass wir die Agentur im wahrsten        alle Maßnahmen umzusetzen, die nötig
und gerne betreut, ich glaube auch zur                                     Sinne des Wortes renovieren. Die Räum-          sind. Und das ist maßgeblich auch mit
großen Zufriedenheit des Kunden, und                                       lichkeiten sind in die Jahre gekommen;          Investitionen verbunden. Dazu ist die
im letzten Sommer hat er sich für eine                                     wenn wir im Mai fertig sein werden, wird        Gruppe bereit: Ein ganz klares Zeichen, in
neue Konstellation entschieden. Das res-                                   man die Agentur nicht mehr erkennen,            die Schweiz investieren zu wollen.
pektieren wir, aber der Verlust schmerzt.                                  sie wird ganz anders aussehen: offener,
Aber solche Einschnitte bieten nichtsdes-                                  kommunikativer, moderner sein. Zur In-          Es ist demnach nicht angedacht, dass
totrotz immer die Chance, sich neu zu                                      frastruktur gehört aber auch, dass wir die      OMG Schweiz 2018 erheblich zum Ge-
orientieren, das haben wir auch gemacht.          OMD: Der Verlust         Arbeitsprozesse sowie Tools und Systeme         samtergebnis der Gruppe beiträgt?
Wir sind nicht mit dem „Kosten-Rasen-                                      überarbeiten, sodass wir transparent, ef-       Nein, überhaupt nicht. Die Schweiz ist
mäher“ durch die Agentur gefahren. Wir            des Migros-Etats         fizient und zielgerichtet arbeiten können.      grundsätzlich im Sinne der wirtschaftli-
haben ganz im Gegenteil eine langfristige         schlägt massiv auf       Ein Beispiel dafür ist unser neues Tool         chen Ergebnisse ein diffiziler Markt. Wir
Perspektive für das Schweizer Geschäft.                                    Omniflow 360, mit dem wir den gesam-            haben die Mehrsprachigkeit, was einen
Wir wollen den Standort weiter stärken            die Bilanz, doch         ten Planungsprozess in der Agentur und          erhöhten Planungs- und Implementie-
und ausbauen. Und neben OMD soll                  Omnicoms DACH-           mit den Kunden abwickeln werden.                rungsaufwand bedeutet. Wir haben im
auch PHD weiter wachsen. Wir lassen uns                                                                                    Vergleich zu anderen Märkten ein signifi-
garantiert nicht entmutigen, wenn es ein-         CEO Manfred Kluge        PHD hat Aldi Suisse gewonnen, das hat           kant höheres Gehaltsniveau. Hinzu kom-
mal ein Jahr lang nicht so gut läuft. Ihr         begreift es als Chance   aber das Migros-Loch nicht gestopft ...         men die immer stärker steigenden Inves-
Lieblingsverein steht auch nicht immer                                     Nein, das ist auf die Schnelle nicht zu         titionen in Technologie und Ausbildung.
an der Tabellenspitze.                                                     leisten, dafür ist die Migros zu signifikant.   All diese Themen drücken die Marge.
                                                                           Aber wir sind auf einem guten Weg. Die          Last, but not least: Das Geschäftsmodell
Aber an der Tabellenspitze zu bleiben,                                     Omnicom Media Group und die OMD                 in der Schweiz, das im Wesentlichen auf
wäre schon schon gut gewesen.                                              als Agentur sind nach wie vor mit einer         den zwei Säulen Honorar und DBE/OBE
Ja und nein. Wenn man einen Kunden                                         sehr imposanten Größe im Schweizer              basiert, ist im Begriff, sich zu verändern.
wie Migros betreut, hat man so eine Art                                    Markt unterwegs mit unglaublich span-
Agentur in der Agentur. Dann muss man                                      nenden Kunden. Wir werden sicherlich            Was ändert sich?
aufpassen, dass sich nicht zwei Kulturen                                   die Retail-Expertise, die wir mit Migros        DBE und OBE sind Entschädigungen, die
entwickeln und auch nicht alles nur dem                                    über viele Jahre erworben haben, nutzen,        Agenturen von den Medienunternehmen
wichtigen Großkunden untergeordnet                                         um weiteres Neugeschäft zu machen. Wir          für die Nutzung derer Systeme, Schulung
wird. Deshalb eröffnen sich auch Chan-                                     stellen fest, dass der Handel verstärkt auf     der Agenturmitarbeiter oder Schaffung
cen, wenn so ein Etatverlust passiert.                                     uns zukommt und uns zu Pitches einlädt.         von Schnittstellen erhalten. Im Schweizer
Dann kann man alles noch mal auf den                                                                                       Markt war es bislang üblich und auch
Prüfstand stellen. Damit meine ich nicht,                                  Wieso ist Ihr CEO Jens Brecht der richti-       transparent in den LSA-Branchengrund-
dass man radikal alles umkrempeln muss,                                    ge Mann für diese unruhigen Zeiten?             sätzen für Mediaagenturen hinterlegt,
sondern dass man nun auch all die Dinge                                    Was die unruhigen Zeiten angeht, das gilt       dass Agenturen diese Einkünfte behalten.
angehen kann, die im Tagesgeschäft war-                                    für uns als Gesamtmarkt. Wir haben jetzt        Gleichzeitig haben sie niedrige Honorar-
ten mussten. In der Tat neigt man ja in so                                 einen großen Etat verloren, dadurch geht        sätze der Kunden akzeptiert. Diese Di-
komfortablen Situationen, in Jahren oh-                                    für uns die Welt nicht unter, dafür haben       rektbuchungsentschädigungen dienten
ne großen Etatverlust, dazu, sich zurück-                                  wir als Omnicom Media Group genug               damit indirekt zur Subvention von Kun-
zulehnen und das gut laufende System                                       Substanz. Wir müssen uns alle perma-            denhonoraren. Jetzt verlangen immer
nicht zu verändern. Und jetzt hat es eben                                  nent mit der Marktentwicklung beschäf-          mehr Kunden, dass diese Buchungsent-
mal gescheppert! Für mich hieß das, erst                                   tigen. Wie gestalten wir unsere zukünfti-       schädigungen durchzureichen sind.
mal die Agentur im Detail kennenzuler-                                     gen Geschäftsmodelle? Wie gehen wir mit
nen und die Chance zu nutzen, an ver-                                      der Konkurrenz durch neue Marktteil-            Das klingt nach ernsten Problemen.
schiedenen Stellschrauben zu drehen.                                       nehmer um? Wie reagieren wir darauf,            Nein, am Ende ist das ja linke Tasche,
                                                                           dass unser eigentliches Stammgeschäft           rechte Tasche. Wichtig ist nur, dass die
Das klingt nach einem Neustart?                                            Paid Media nicht mehr organisch wächst          Agenturen noch etwas überbehalten.
Neustart ist sicherlich nicht der richtige                                 und es immer mehr Diskussionen auf              Und wenn jetzt aus diesem zweigeteilten
Begriff, da ich viele positive Dinge vor-                                  Kundenseite gibt, was sie überhaupt noch        System aus Honorar und Direktbu-
gefunden habe, insbesondere viele tolle                                    auslagern wollen? Wenn Sie – wie wir – in       chungsentschädigungen ein Teil wegfal-
und motivierte Kolleginnen und Kolle-                                      dieser Situation einen großen Kunden            len sollte, dann muss es eben eine Kom-
gen. Grundsätzlich dienen solche Situa-                                    verlieren, hilft Ihnen das eher, Dinge          pensation geben, sonst wird der gesamte
tionen trotzdem dazu, dass man sich                                        schneller und stringenter anzugehen als         Agenturmarkt in der Schweiz ein Riesen-
selbstkritisch hinterfragt und sich das Ge-                                andere, die sich vermeintlich im Moment         problem bekommen. Ich bezweifle, dass
samtbild anschaut. Dazu haben wir uns                                      noch in der Komfortzone befinden. Doch          es im Sinne der Kunden ist, wenn sie zwar
zusammen mit dem Management eine                                           zurück zu Jens Brecht ...                       vermeintlich niedrige Agenturhonorare
entsprechende Agenda auferlegt. Wir ar-                                                                                    durchsetzen, andererseits dann aber
beiten bereits seit einigen Monaten sehr                                   ... und was Sie an ihm schätzen.                zwangsläufig in Zukunft nicht mehr die
fokussiert an den drei Säulen Staff & Cul-                                 Es war sehr wichtig, einen neuen starken        nötige Qualität bei Strategie und Imple-
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ture, Produkt und Infrastruktur.                                           Kopf zu finden, der in den für uns rele-        mentierung bekommen werden.
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