2015 MERCK ZWISCHENBERICHT 3.QUARTAL - MERCK KGAA

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2015 MERCK ZWISCHENBERICHT 3.QUARTAL - MERCK KGAA
Merck Zwischenbericht

3.QUARTAL
2015
Merck – Kompakt                    Konzern-
03                                 Zwischenabschluss
                                   49–75
Die Aktie                          50   Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung
                                   51   Konzerngesamtergebnisrechnung
04                                 52   Konzernbilanz
                                   53   Konzernkapitalflussrechnung
                                   55   Konzerneigenkapitalveränderungsrechnung
                                   56	Erläuterungen zum Konzernzwischenabschluss
Konzernzwischen-
lagebericht
                                   Finanzkalender 2016
05–48
                                   76
06   Grundlagen des Konzerns
06   Merck
14   Ziele und Strategien
16   Steuerungssystem
17   Forschung und Entwicklung

23   Wirtschaftsbericht
23   Merck-Konzern
31   Healthcare
37   Life Science
41   Performance Materials
45   Konzernkosten und Sonstiges

46   Risiko- und Chancenbericht

47   Prognosebericht
Merck – Kompakt                                                                                                                                   3

 MERCK – KOMPAKT
MERCK-KONZERN
Kennzahlen

                                                                                               Veränderung   Jan.–Sept.     Jan.–Sept.   Veränderung
in Mio €                                                         Q3 – 2015      Q3 – 2014             in %        2015           2014           in %

Umsatzerlöse1                                                    3.120,5        2.920,7               6,8     9.381,1        8.364,2           12,2
Operatives Ergebnis (EBIT )                                         563,8         428,9              31,4     1.545,1        1.338,2           15,5
      Marge (in % der Umsatzerlöse)1                                 18,1           14,7                         16,5           16,0
EBITDA                                                              900,7         781,5              15,3     2.550,9        2.318,7           10,0
      Marge (in % der Umsatzerlöse)1                                 28,9           26,8                         27,2           27,7
EBITDA vor Sondereinflüssen                                         944,0         856,6              10,2     2.696,4        2.509,4            7,5
      Marge (in % der Umsatzerlöse)1                                 30,3           29,3                         28,7           30,0
Ergebnis je Aktie (in €)                                             0,84           0,57             47,4        2,27           2,02           12,4
Ergebnis je Aktie vor Sondereinflüssen (in €)                        1,32           1,15             14,8        3,74           3,46            8,1
Business Free Cash Flow                                             841,0         614,1              37,0     2.031,1        1.930,4            5,2

1
 Die Zusammensetzung der Umsatzerlöse wurde angepasst, siehe Abschnitt „Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden“ bei den Erläuterungen zum
Konzernzwischenabschluss.

MERCK-KONZERN
Umsatzerlöse nach Quartalen1 – Q3 2015
in Mio €
                                                             2015
                                                                                   3.041
                                                       Q1                       2.628
                                                             2014
                                                                                       3.219
                                                       Q2                        2.815

                                                                                    3.120
                                                      Q3                          2.921

                                                      Q4                           2.999

                                             Jan.–Dez.
                                                                                                                                              11.363

1 
    Die Zusammensetzung der Umsatzerlöse wurde angepasst, siehe Abschnitt „Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden“ bei den Erläuterungen zum
    Konzernzwischenabschluss.

MERCK-KONZERN
EBITDA vor Sondereinflüssen nach Quartalen – Q3 2015
in Mio €

                                                             2015
                                                                                  853
                                                       Q1                        807
                                                             2014
                                                                                   899
                                                       Q2                         846

                                                                                       944
                                                      Q3                          857

                                                      Q4                           878

                                             Jan.–Dez.
                                                                                                                                              3.388
4                                                                                                                            Die Aktie

DIE AKTIE
AUF EINEN BLICK
Während des 3. Quartals des Geschäftsjahres 2015 sank der            Der Dow Jones European Chemical Index sank um etwas mehr
Kurs unserer Aktie um etwa 12 %, bewegte sich damit aber in          als 12 %, sodass die Merck-Aktie im Vergleich dazu marginal
etwa im Gleichklang mit den relevanten Indizes. Nach einer           besser abschnitt. Gegenüber dem MSCI European Pharma
anfänglich spürbar positiven Entwicklung setzte ähnlich wie im       Index ergab sich für unsere Aktie eine um neun Prozentpunkte
vorangegangenen Quartal ab Quartalsmitte eine Korrektur­             schwächere Performance.
bewegung ein, die sich sowohl in den Aktienmärkten als auch             Die bereits im 2. Quartal merkliche Schwäche an den
im Kurs unserer Aktie widerspiegelte.                                Finanzmärkten hielt auch im 3. Quartal an und führte zu teil-
     Zum 30. September 2015 notierte die Aktie bei 79,08 €.          weise deutlichen Kurskorrekturen. Im Unterschied zum 2. Quar-
Damit lag sie rund 12 % unter dem Schlusskurs des Vorquartals        tal sorgten nun Konjunktursorgen für eine spürbare Verunsiche-
(89,99 € per 30. Juni 2015) sowie etwa 29 % unter ihrem              rung. Diese Unsicherheiten bezogen sich sowohl auf die soge-
­Allzeit-Hoch von 110,91 €, das am 10. April 2015 erreicht wor-      nannten Emerging Markets, und hier insbesondere auf China,
den war.                                                             als auch auf das Ausmaß und die Geschwindigkeit der wirt-
        Allerdings war diese Kursentwicklung im 3. Quartal in etwa   schaftlichen Erholung in den USA.
vergleichbar mit der der relevanten Indizes: die Merck-­
                                                       Aktie
notierte etwa 0,4 Prozentpunkte schwächer als der DAX®, der
im gleichen Zeitraum ebenfalls um fast 12 % rückläufig war.

DIE MERCK-AKTIE
Kursentwicklung vom 1. Juli 2015 bis 30. September 2015
in %                                                                            • Merck 		         • MSCI European Pharma Index
                                                                                • DAX ® Index      • Dow Jones European Chemical Index

 15

 10

    5

    0

 –5

–10

–15

–20
                 JULI                                  AUGUST                                   SEPTEMBER

Quelle: Bloomberg (Schlusskurse)
KONZERN­
ZWISCHENLAGEBERICHT
ZUM 30. SEPTEMBER
2015
06   Grundlagen des Konzerns
06   Merck
14   Ziele und Strategien
16   Steuerungssystem
17   Forschung und Entwicklung

23   Wirtschaftsbericht
23   Merck-Konzern
31   Healthcare
37   Life Science
41   Performance Materials
45   Konzernkosten und Sonstiges

46   Risiko- und Chancenbericht

47   Prognosebericht
6                                                                   Konzernlagebericht zum 30. September 2015      Grundlagen des Konzerns   Merck

GRUNDLAGEN DES KONZERNS
Merck

Wir sind ein global tätiger Konzern mit Sitz in Darmstadt und               Entsprechend der strategischen Ausrichtung gliedert sich Merck
mit einer fast 350-jährigen Geschichte das älteste pharma­                  ab dem 1. Januar 2015 in die drei Unternehmensbereiche
zeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Wir haben die welt-                ­Healthcare, Life Science und Performance Materials, in denen
weiten Rechte an dem Namen und der Marke Merck. Ausnah-                     die sechs Geschäfte des Konzerns zusammengefasst sind.
men sind lediglich Kanada und die USA, wo Merck als EMD                     ­Dieser Struktur folgt seit dem 1. Januar 2015 auch das Repor-
Serono, EMD Millipore und EMD Performance Materials tätig ist.              ting des Merck-Konzerns, erstmals sichtbar bei der Vorlage des
     Unsere Produktpalette reicht von innovativen Pharmazeutika             Zwischenberichts zum 1. Quartal 2015. Ausgewiesen werden
und Biopharmazeutika über Spezialchemikalien bis hin zu High-               nun die fünf Regionen Europa, Nordamerika, Asien-Pazifik
tech-Materialien und Life-Science-Tools. Bis zum 31. Dezember               (APAC), Lateinamerika sowie Mittlerer Osten und Afrika (MEA).
2014 orientierte sich unser Reporting an einer Struktur mit den                 Zum 30. September 2015 beschäftigte Merck weltweit
vier Sparten Merck Serono, Consumer Health, Performance                     40.339 Mitarbeiter. Am 30. September 2014 waren es 39.355
­Materials und Merck Millipore.                                             Mitarbeiter.

MERCK-KONZERN
Umsatzerlöse nach Unternehmensbereichen – Q3 2015
in Mio € / % an den Umsatzerlösen

                          Performance Materials ➞ 653,4     21

                                                                        %
                                                                                                 55     Healthcare ➞ 1.707,6

                          Life Science ➞ 759,4    24

MERCK-KONZERN
EBITDA vor Sondereinflüssen nach Unternehmensbereichen – Q3 2015
in Mio € / in %

                      Performance Materials ➞ 297,6    29

                                                                        %                        52     Healthcare ➞ 537,4

                                    Life Science ➞ 201,0    19

Nicht dargestellt: Minderung des Konzern-EBITDA vor Sondereinflüssen um –92,0 Mio € durch Konzernkosten und Sonstiges.
Konzernzwischenlagebericht zum 30. September 2015          Grundlagen des Konzerns   Merck                                     7

MERCK-KONZERN
Business Free Cash Flow nach Unternehmensbereichen – Q3 2015
in Mio € / in %

                  Performance Materials ➞ 264,9     28

                                                                          %                       49      Healthcare ➞ 460,4

                                        Life Science ➞ 213,4    23

Nicht dargestellt: Minderung des Konzern-Business Free Cash Flow um –97,6 Mio € durch Konzernkosten und Sonstiges.

MERCK-KONZERN
Verteilung der Mitarbeiter nach Regionen zum 30.9.2015
Anzahl / in %
                                                                        2      Mittlerer Osten und Afrika (MEA ) ➞ 724

                                        Lateinamerika ➞ 4.144    10

                    Asien-Pazifik (APAC ) ➞ 9.671   24
                                                                          %                    52      Europa ➞ 20.819

                                                                12     Nordamerika ➞ 4.981
8                                                                Konzernlagebericht zum 30. September 2015       Grundlagen des Konzerns     Healthcare

Healthcare

Der Unternehmensbereich Healthcare umfasst die vier Geschäfte                 Erbitux® ist der zweitstärkste Umsatzlieferant im Produktport-
Biopharma, Consumer Health, Biosimilars und Allergo­pharma.                   folio von Biopharma und das Hauptprodukt im Bereich Onkolo-
Das Biopharma-Geschäft firmierte dabei bis zur Neuausrichtung                 gie. Das Medikament wird als Standardbehandlung in unter-
unseres Markenauftritts am 14. Oktober 2015 als Merck ­Serono.                schiedlichen Therapielinien zur Behandlung von metastasiertem
    Im 3. Quartal des Jahres 2015 generierte er 55 % des Kon-                 Kolorektalkarzinom (mCRC) sowie von rezidivierenden/metas-
zernumsatzes und 52 % des EBITDA vor Sondereinflüssen                         tasierten oder lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen
(ohne Konzernkosten und Sonstiges), womit dieser der größte                   des Kopfes und Halses (SCCHN) eingesetzt.
unserer drei Unternehmensbereiche ist.                                            Am 17. November 2014 sind wir eine weltweite strategische
    Seit dem 1. Januar 2015 ist Belén Garijo als Mitglied der                 Allianz mit Pfizer Inc. zur Entwicklung und Vermarktung von
Geschäftsleitung für den Unternehmensbereich Healthcare ver-                  Avelumab* eingegangen. Der Anti-PD-L1-Antikörper aus der
antwortlich. Die Regionen Europa und Nordamerika trugen im                    Forschung von Merck ist derzeit zur potenziellen Behandlung
3. Quartal 2015 61 % zu den Umsatzerlösen von Health­
                                                    care                      von unterschiedlichen Tumorarten in der Entwicklung. Mit der
bei. In den vergangenen Jahren haben wir die Präsenz des                      Allianz wollen die beiden Unternehmen ihre Präsenz in der
Unternehmensbereichs Healthcare in den Wachstumsmärkten                       Immunonkologie vorantreiben. Wir   werden darüber hinaus
stetig weiter ausgebaut. Im Berichtszeitraum trugen die Regio-                Ressourcen und Expertise bündeln, um den präklinischen
nen Asien-Pazifik und Lateinamerika 32 % zu seinen Umsatz­                    Anti-PD-1-Antikörper (PF-06801591) von Pfizer in Phase-I-Stu-
erlösen bei.                                                                  dien zu überführen.
                                                                                  Im Rahmen der Kooperation werden wir außerdem den
                                                                              Hemmer der abnormen anaplastischen Lymphom-Kinase (ALK)
Biopharma                                                                     namens Xalkori® (Crizotinib), ein Medikament von Pfizer zur
                                                                              Behandlung von ALK-positiven Patienten mit metastasiertem
In unserem Biopharma-Geschäft – bislang Merck Serono – erfor-                 nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC), in den USA
schen, entwickeln, produzieren und vermarkten wir innovative                  und   verschiedenen       anderen     Schlüsselmärkten       vertreiben.
verschreibungspflichtige Arzneimittel und Biopharmazeutika zur                ­Xalkori® wird im Rahmen der Vereinbarung in zwei Wellen ver-
Behandlung von Krebserkrankungen, Multipler Sklerose (MS),                    trieben. Den Anfang machten die USA, Kanada, Japan und fünf
Unfruchtbarkeit, Wachstumsstörungen sowie bestimmter Herz-­                   europäische Länder (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien
Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Biopharma in seiner                  und Großbritannien) im zweiten und 3. Quartal 2015. In den
jetzigen Form entstand 2007 mit der Übernahme des Schweizer                   USA und Kanada wird Xalkori® bereits durch EMD Serono, der
Biopharmaunternehmens Serono SA, das schrittweise in das                      Marke, unter der das biopharmazeutische Geschäft von Merck
Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten eingegliedert                     in diesen beiden Märkten firmiert, vermarktet. Die nächste
wurde. Mit Hauptsitz in Darmstadt bietet das Biopharma-­ Welle folgt 2016 und erstreckt sich auf China und die Türkei.
Geschäft führende Marken für Facharzttherapiegebiete.                             Das Co-Marketing ist für die USA, Kanada, Japan, Frank-
    Das Biopharma-Geschäft vertreibt seine Produkte weltweit                  reich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien bis
und verfügt über eine starke Präsenz in etablierten Märkten.                  zum 31. Dezember 2020 und für China und die Türkei vom
Die von Biopharma vermarkteten Arzneimittel sind in verschie-                 1. Januar 2016 bis zum 31. Dezember 2021 befristet. Im ersten
denen Ländern und Regionen der Welt unter unterschiedlichen                   Jahr erhält Merck eine Vergütung für seine Vermarktungsaktivi-
Markennamen erhältlich.                                                       täten zu Xalkori®. In den darauffolgenden Jahren werden Pfizer
    Rebif® (Interferon beta-1a), das umsatzstärkste Produkt                   zu 80 % und Merck zu 20 % an den Gewinnen beteiligt.
von Biopharma, wird zur Behandlung der schubförmigen Multi-                       Unser Biopharma-Geschäft bietet außerdem Produkte für
plen Sklerose, einer der häufigsten neurologischen Erkrankun-                 Paare mit unerfülltem Kinderwunsch an und ist der einzige
gen bei jungen Erwachsenen, eingesetzt. Am 11. September                      Arzneimittelhersteller, der über ein vollständiges und klinisch
2015 haben wir die Einreichung einer Absichtserklärung zur                    erwiesenermaßen wirksames Portfolio an Präparaten zur Ferti-
Beantragung der Marktzulassung für Cladribin-Tabletten, einem                 litätsbehandlung in allen Phasen des Reproduktionszyklus ver-
Prüfpräparat zur Behandlung von schubförmiger Multipler                       fügt. Hierzu gehören unter anderem rekombinante Varianten
Sklerose, bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA)                      der drei für die Behandlung von Unfruchtbarkeit notwendigen
bekannt gegeben. Damit wird ein Verfahren eingeleitet, um                     Hormone. Als Marktführer und Innovator tragen wir mit unse-
einer Reihe von Anforderungen im Vorfeld der Einreichung                      rem A
                                                                                  ­ ngebot an Arzneimitteln und innovativen Technologien,
Rechnung zu tragen. Unser Plan zur Einreichung in anderen                     wie dem automatisierten Vitrifikationsgerät zur Verbesserung
geografischen Regionen wird derzeit weiter entwickelt und aus-                des Erfolgs der assistierten Reproduktionsbehandlung (ART),
geführt.                                                                      bei. Im Rahmen der Partnerschaft erhielten wir die globalen

* Avelumab ist der vorgeschlagene generische Wirkstoffname (International Nonproprietary Name, INN ) für den monoklonalen Antikörper Anti-PD-L1,
  zuvor bekannt als MSB 0010718C
Konzernzwischenlagebericht zum 30. September 2015   Grundlagen des Konzerns   Healthcare                                                9

Marketing- und Vertriebsrechte für das Produktportfolio von           henden Änderungen des Lebensstils sowie der Essgewohnhei-
Genea Biomedx. Hierzu gehören die innovativen Produktlinien           ten zurückzuführen. Neben dem Life-Cycle-Management für
Gavi, Geri und Gems sowie eine gemeinsame Entwicklungspi-             bestehende Produkte unter Ausnutzung unseres hohen Marken­
peline. Gavi ist weltweit das erste Gerät zur automatisierten         werts sind wir eine langfristige strategische Partnerschaft mit
Vitrifikation. Der Schwerpunkt liegt hierbei darauf, potenzielle      dem indischen Unternehmen Lupin Ltd. eingegangen, deren
Fehler bei den Arbeitsschritten im Labor zu reduzieren und die        Ziel es ist, das Portfolio an Präparaten für die Allgemeinmedi-
Effizienz der Kryokonservierung von Embryos und zukünftig             zin in Wachstumsmärkten um günstige, qualitativ hochwertige
auch Eizellen zu steigern. Geri ist ein hoch innovativer minia-       Arzneimittel zu ergänzen.
turisierter Inkubator mit individuell regelbaren Inkubations-             Die Hauptprodukte des Therapiegebiets Endokrinologie sind
kammern für jeden Patienten, um Störeinflüsse auf die                 Saizen® (Somatropin) und Kuvan® (Sapropterindihydrochlorid).
Embryos im Frühstadium zu minimieren. Zudem verfügt er                Wir haben jüngst angekündigt, die Rechte an Kuvan® an
über eine integrierte Zeitrafferkamera, die Bilder von Embryos        ­BioMarin zurückzugeben, um uns voll auf unsere Kerngeschäfte
während ihrer Entwicklung aufzeichnet, wodurch die Embryos            zu konzentrieren und gleichzeitig den Patienten fortlaufende
mit der Software Desi von Merck geprüft und bewertet werden           Unterstützung in Form eines Partners, der sich engagiert für die
können. Gems wiederum ist die neueste Generation an Nähr-             seltene Erkrankungen einsetzt, zukommen zu lassen.
medien von Genea, die eine hochwertige Kultivierung der                   Wir fühlen uns dem Therapiegebiet der Endokrinologie wei-
Embryos erlaubt. Jüngst ist eine neue Version des Eeva®-Tests         terhin stark verpflichtet und engagieren uns vor allem mit
mit Xtend-Algorithmus eingeführt worden. Hierbei handelt es           ­Saizen® für eine bessere Behandlung von Patienten mit Wachs-
sich um die erweiterte Version eines nicht-invasiven Tests, der       tumshormonmangel. Wir haben dahingehend unsere Werbe­
die Beurteilung der Embryonenentwicklung während der assis-           aktivitäten für Saizen® in den Hauptmärkten verstärkt. Im Mai
tierten Reproduktionsbehandlung unterstützt. Die neue Ver-            unterzeichnete EMD Serono eine Vereinbarung mit Aeterna
sion baut auf wissenschaftlichen und klinischen Erfahrungen           Zentaris über die Verstärkung des Außendienstes für Saizen® in
mit unserem bewährten Eeva®-System auf und nutzt einen                den USA um weitere 53 Mitarbeiter. Sechs Monate zuvor war
neuen Algorithmus für ein mehrdimensionales Modell, das der           mit Fujifilm Pharma in Japan eine ähnliche Vereinbarung getrof-
Beurteilung und Prognose der Embyronenentwicklung dienen              fen worden. In Europa und in den Wachstumsmärkten haben
soll.                                                                 wir die Einführung des easypod™-Systems weitergeführt, mit
    Das Biopharma-Geschäft engagiert sich außerdem feder-             dem Ärzte die Therapietreue der hierzu einwilligenden Patien-
führend in der Global Fertility Alliance, einer Kooperation mit       ten nachverfolgen können.
Illumina Inc. und Genea Ltd. zur Verbesserung von Fertilitäts-            Das Biopharma-Geschäft arbeitet kontinuierlich an verbes-
behandlungen und Laborprozessen im Bereich der assistierten           serten Verabreichungsmöglichkeiten für Medikamente bezie-
Reproduktionsmedizin.                                                 hungsweise Wirkstoffe. Deshalb entwickelt es seit Jahren preis-
    Die Produkte des Therapiegebiets Fertilität sind ein wichti-      gekrönte     neue    Applikationshilfen,   mit   denen   Injektionen
ger Wachstumstreiber für unser Biopharma-Geschäft. Dies liegt         anwendungsfreundlicher und gleichzeitig zuverlässiger als mit
an unterschiedlichen Faktoren wie der steigenden Nachfrage in         herkömmlichen oder vorgefüllten Spritzen verabreicht werden
den Wachstumsmärkten und dem gesellschaftlichen Trend, die            können. Außerdem können Ärzte und Patienten mit diesen
Familienplanung in spätere Lebensabschnitte zu verschieben, in        ­Produkten einfacher die Therapietreue sicherstellen und damit
denen die natürliche Fruchtbarkeit abnimmt.                           ihre Therapieziele erreichen. Beispiele hierfür sind die elektro­
    Die Geschäftseinheit General Medicine bietet vor allem            mechanischen Autoinjektoren der Reihe easypod™ zur Injek-
Markenprodukte zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkran-              tion von Saizen®, der einzigen Geräteklasse zur Injektion von
kungen an. Die Hauptprodukte aus diesem Bereich sind zwar             Wachstumshormonen überhaupt, und RebiSmart™ für die Ver-
nicht mehr patentgeschützt, werden aber dank ihres hohen              abreichung von Rebif® (Interferon beta-1a). Beide Geräte,
Markenwerts, der sich über Jahrzehnte aufgebaut hat, immer            easypod™ und RebiSmart™, können zudem Daten wie Injekti-
noch als Standardpräparate zur Behandlung chronischer                 onszeitpunkt, -datum und -dosis drahtlos an die dazugehörigen
Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen eingesetzt.             internetbasierten Softwaresysteme easypod™ connect bezie-
Das gilt beispielsweise für Glucophage® mit dem Wirkstoff Met-        hungsweise MSdialog übertragen.
formin, dem Mittel der Wahl für die Erstlinienbehandlung von              Das Biopharma-Geschäft erweitert stetig sein Forschungs-
Diabetes Typ II, oder Concor® mit dem Wirkstoff Bisoprolol,           und Entwicklungsportfolio in den Bereichen Onkologie, Immun­
dem führenden Betablocker gegen chronische Herz-Kreis-                onkologie und Immunologie und investiert in die Entwicklung von
lauf-Erkrankungen wie Hypertonie, sowie für Euthyrox (Levo-
                                                          ®
                                                                      Programmen im Bereich Multiple Sklerose. Mit unserer Expertise
thyroxin) als führendes Medikament bei Hypothyreose. Gerade           bei der Findung und frühen Entwicklung von Wirkstoffen sowie
in den Wachstumsmärkten steigt die Nachfrage nach Therapien           rund 25 Projekten in der klinischen Entwicklung konzentrieren
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stetig. Dies ist auf eine stei-       wir uns auf die Bereitstellung differenzierter neuer Therapien für
gende Lebenserwartung, aber teilweise auch auf den zuneh-             Patienten mit ungedecktem medizinischen Bedarf.
menden Wohlstand in diesen Regionen und die damit einherge-
10                                                        Konzernlagebericht zum 30. September 2015   Grundlagen des Konzerns   Healthcare

Consumer Health                                                      Allergopharma
Consumer Health produziert und vertreibt nicht-verschrei-            Unser Allergiegeschäft Allergopharma ist eines der führenden
bungspflichtige Medikamente und konzentriert sich auf eine           Unternehmen für die allergenspezifische Immuntherapie (AIT).
Reihe bekannter strategischer Marken wie zum Beispiel Neuro-         Sein Produktportfolio umfasst ein vielfältiges Spektrum an zuge-
bion , Bion , Seven Seas , Nasivin , Femibion und DoloNeu-
     ®      ®              ®         ®           ®
                                                                     lassenen Allergenpräparaten, die den höchsten Qualitätsstan-
robion® sowie Floratil®, Sangobion®, Vigantoletten®, Apaisyl®        dards entsprechen. Die AIT (Hyposensibilisierung, Desensibili-
und Kytta®. Consumer Health hat eine hohe Marktdurchdrin-            sierung, Allergieimpfung) ist die einzige kausale Therapiemög-
gung in Europa, Lateinamerika sowie Südostasien und wächst           lichkeit, Allergien gegen nicht vermeidbare Allergene zu
besonders stark in Wachstumsmärkten, insbesondere in Indien,         behandeln. Sie wird überwiegend von allergologisch tätigen
Indonesien, Mexiko und Brasilien, die sich fest unter den zehn       Fachärzten wie HNO-Ärzten, Dermatologen, Kinderärzten und
umsatzstärksten Märkten etabliert haben.                             Pneumologen durchgeführt.
     Weltweite Megatrends begünstigen dabei das künftige                 Wir stellen Präparate zur Diagnose und Therapie von
Wachstum von Consumer Health. So gehen Menschen bewuss-              Typ-1-Allergien wie allergischer Rhinitis (Heuschnupfen) oder
ter mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit um. Gesundheits-           allergischem Asthma her. Das Allergiegeschäft bietet hochdo-
vorsorge und eine möglichst wenig invasive Medikation werden         sierte, hypoallergene standardisierte Präparate für die allergen-
damit immer wichtiger – und zwar sowohl in etablierten Märk-         spezifische Immuntherapie von Pollen- und Milbenallergien.
ten als auch in Wachstumsmärkten, wo sich zunehmend eine             Diese sogenannten Allergoide sind ein besonderer Schwerpunkt
starke Mittelschicht mit spezifischen Bedürfnissen heraus­           des Produktportfolios von Allergopharma und stellen ein Ker-
bildet.                                                              nelement des ganzheitlichen Behandlungsansatzes von Patien-
     In unserem Consumer-Health-Geschäft verfolgen wir wei-          ten, die unter Allergien leiden, dar. Ohne eine korrekte Diag-
terhin unsere „3 x 3“-Strategie mit dem Ziel, bewusst in rund        nose ist eine effektive Therapie nicht möglich. Allergopharma
15 bis 20 Schlüsselländer zu investieren, um in jedem dieser         bietet ein breites Spektrum an diagnostischen Allergietests. Mit
Länder mit mindestens drei führenden Marken vertreten zu sein        seinen mehr als 100 Einzelallergenen versorgt das Unterneh-
und dabei einen Marktanteil von mindestens 3 % zu erreichen.         men Ärzte mit spezifischen Tools, um die allergieauslösenden
Dies soll durch organisches Wachstum, geografische Expansion         Substanzen zu identifizieren. Darüber hinaus beinhaltet unser
und schließlich kleineren, taktischen Akquisitionen von Marken,      Angebot auch individuelle patientenspezifische Allergenext-
die zur Strategie und idealerweise in bestehende Produktkate­        rakte zur Behandlung von weniger häufigen Allergien. Perso­
gorien passen, erreicht werden.                                      nalisierte Medizin ist bei Allergopharma seit vielen Jahren Reali­
                                                                     tät. Die Produkte von Allergopharma sind derzeit in mehr als
                                                                     20 Ländern weltweit erhältlich. Alle Produkte werden in Reinbek
Biosimilars                                                          bei Hamburg unter hochreinen, sterilen Bedingungen herge-
                                                                     stellt.
Das Biosimilars-Geschäft hat sich dem Ziel verschrieben, mehr            Der Markt für kausale Allergie-Therapieprodukte ist ein
Menschen weltweit Zugang zu hochwertigen Biopharmazeutika            ­globaler Wachstumsmarkt. Das von Marktbeobachtern erwar-
zu ermöglichen. Dazu entwickeln wir ein Biosimilars-Portfolio        tete weltweite Wachstum kommt dabei zum einen von der
mit dem Schwerpunkt auf Onkologie und entzündlichen Erkran-          zunehmenden Anzahl von Allergikern, zum anderen basiert es
kungen und stützen uns dabei sowohl auf interne F&E-Expertise        auf der steigenden Verbreitung der spezifischen Immuntherapie
zu biologischen Arzneimitteln als auch auf Partnerschaften mit       in vielen Wachstumsmärkten.
anderen Akteuren aus diesem Bereich. Der Beginn von                      Mit der für 2016 geplanten Erweiterung der Produktion und
­Phase-III-Studien ist ab 2015/2016 vorgesehen.                      damit der Kapazität in Reinbek bei Hamburg wollen wir die
     Biosimilars sind ein attraktiver Markt, in dem wir gut aufge-   ­globale Expansion vorantreiben und dazu beitragen, den immer
stellt sind, da wir auf vorhandene Stärken und Kompetenzen           höheren Anforderungen an Herstellungsstandards gerecht zu
über die Biosimilars-Wertschöpfungskette hinweg aufbauen             werden.
können. Dazu zählen die Fähigkeiten, interne Ressourcen zu
nutzen oder Kapazitäten von Lieferanten zu beschaffen, um die
Einhaltung regulatorischer Vorgaben zu gewährleisten, den
Marktzugang zu wichtigen Wachstumsmärkten sicherzustellen,
bestehende Produktionskapazitäten flexibel zu nutzen sowie
einen maßgeschneiderten Go-to-Market-Ansatz umzusetzen.
     Wir haben zudem eine strategische Allianzen mit Bionovis in
­Brasilien zur Versorgung des brasilianischen Marktes mit biolo-
gischen Produkten im Rahmen der Richtlinie zur Partnerschaft
zur Produktentwicklung (PDP) des brasilianischen Gesundheits­
ministeriums vereinbart.
Konzernzwischenlagebericht zum 30. September 2015   Grundlagen des Konzerns   Life Science                                          11

Life Science

Ziel des Unternehmensbereichs Life Science ist es, in Zusam-          befassen. Unsere Produkte und Dienstleistungen werden in der
menarbeit mit Kunden und anderen Fachkreisen weltweit die             Forschung, Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln
größten Herausforderungen der Branche zu lösen. Die bisherige         chemischen oder biotechnologischen Ursprungs sowie in For-
                                                                      ­
Spartenmarke Merck Millipore fiel im Zuge der Neuausrichtung          schungs- und Anwendungslaboren eingesetzt, reichen aber
unseres Markenauftritts am 14. Oktober 2015 weg. Der Unter-           auch in benachbarte Märkte der Lebensmittel- und Getränke­
nehmensbereich tritt fortan nur noch als Life Science auf.            industrie hinein. Unser Unternehmensbereich Life Science ent-
   Nach der Übernahme des US-amerikanischen Life-Science-­            stand 2010 durch die Übernahme der Millipore Corporation und
Unternehmens Sigma-Aldrich, die wir am 22. September 2014             ist ein führender Anbieter von Life-Science-Tools.
bekannt gegeben haben, wird das Geschäft von Sigma-Aldrich                Der Großteil der Umsatzerlöse stammt aus dem Verkauf von
ebenfalls zu unserem Unternehmensbereich Life Science zäh-            Verbrauchsmaterialien. Auf dieser Basis generiert das Geschäft
len. Im 3. Quartal des Jahres 2015 generierte Life Science 24 %       wiederkehrende Umsatzerlöse und stabile, attraktive Cash
des Konzernumsatzes und 19 % des EBITDA vor Sondereinflüs-            Flows in einer Industrie, die durch strenge Zulassungsanforde-
sen (ohne Konzernkosten und Sonstiges). Diese Anteile werden          rungen gekennzeichnet ist. Eine stark diversifizierte und loyale
sich nach der erfolgreichen Übernahme von Sigma-Aldrich               Kundenbasis trägt zudem zu einem günstigen Risikoprofil bei.
erhöhen und der Unternehmensbereich Life Science damit wei-           Zugleich profitieren wir von unserem breiten Portfolio und unse-
ter an Gewicht gewinnen.                                              rer globalen Aufstellung. Unser Unternehmensbereich Life
   Das gemeinsame Unternehmen wird unseren weltweiten                 Science unterteilt sich in die folgenden drei Geschäftseinheiten:
Life-Science-Kunden künftig ein attraktives Spektrum an etab-         Lab Solutions, Process Solutions und Bioscience mit einer Viel-
lierten Marken anbieten und über eine sehr effiziente Liefer-         zahl von spezialisierten Geschäftsfeldern.
kette verfügen, über die mehr als 300.000 Produkte geliefert              Die Geschäftseinheit Lab Solutions fertigt Produkte für die
werden können. Innerhalb der Life-Science-Forschung werden            Forschung sowie für analytische und klinische Labore in unter-
wir unseren Kunden akademischer und pharmazeutischer For-             schiedlichsten Industrien. Sie gehört zu den führenden Anbie-
schungslabore ein komplementäres Produktangebot von Labor-            tern von Laborwasseraufbereitungsgeräten, Laborchemikalien
chemikalien, Biologika und Reagenzien bieten. Im Bereich der          und Verbrauchsmaterialien. Ferner entwickelt und verkauft Lab
pharmazeutischen und biopharmazeutischen Produktion wird              Solutions Testlösungen, mit denen sich mikrobakterielle Konta-
Sigma-Aldrich unser bestehendes Produkt- und Dienstleis-              minierungen, etwa in pharmazeutischen Produkten, Lebensmit-
tungsangebot entlang der gesamten Wertschöpfungskette der             teln oder Trinkwasser, nachweisen lassen. Für die anorganische
Medikamentenherstellung und -validierung ergänzen.                    Chemie liefert Lab Solutions hochreine Reagenzien, darunter
   Am 11. August 2015 haben wir den Erhalt aller kartellrecht-        Salze, Säuren, Ätzalkalien und Puffer, stellt aber auch Referenz-
licher Genehmigungen, die für die Übernahme von Sigma-­               materialien für die instrumentelle Analytik sowie Produkte für
Aldrich erforderlich sind, bekannt gegeben. Die brasilianische        die anorganische Spurenanalyse her.
Wett­bewerbsbehörde (CADE) hatte ihre uneingeschränkte Frei-              Die Geschäftseinheit Process Solutions bietet Pharma- und
gabe erteilt. Brasilien war die letzte Region gewesen, für die        Biotechnologieunternehmen eine Vielzahl von Produkten, die
diese noch ausstand. Zuvor hatten zudem die Wettbewerbsbe-            es den Kunden ermöglichen, Arzneimittel chemischen und bio-
hörden von Israel (IAA) und Südkorea (KFTC) ihre Genehmi-             technologischen Ursprungs sicher, effizient und kostengünstig
gungen erteilt. Wie am 28. September 2015 bekannt gegeben,            zu produzieren. Darüber hinaus hat die Geschäftseinheit mehr
erwarten wir den Abschluss der Transaktion für Ende November          als 400 Chemikalien zur Synthese von Arzneiwirkstoffen sowie
2015. Am 19./20. Oktober 2015 haben wir zudem den Verkauf             Substanzen für den Wirkstofftransport in ihrem Portfolio. Das
von Teilen des Geschäfts von Sigma-Aldrich mit Lösungsmitteln         Angebot für die biotechnologische Produktion umfasst Pro-
und anorganischen Stoffen in Europa an Honeywell vereinbart,          dukte zur Unterstützung des Zellwachstums und der Genex-
um die kartell­recht­lichen Anforderungen der EU für die Über-        pression, außerdem eine breite Palette von Filtrationssystemen
nahme von Sigma-­Aldrich zu erfüllen. Am 10. November hat die         sowie Salze und Zuckerstoffe. Die Einweglösungen der Ge­
EU-Kommission die endgültige Freigabe für die Übernahme von           schäftseinheit Process Solutions bieten Kunden aus der bio-
Sigma-Aldrich erteilt. Damit sind alle rechtlichen Bedingungen        pharmazeutischen Industrie höhere operative Flexibilität, d
                                                                                                                                ­a
für einen Abschluss der Transaktion erfüllt.                          zeit- und kostenintensive Reinigungsverfahren entfallen. Fer-
   Der Unternehmensbereich Life Science verfügt über eine             ner sind diese Einweglösungen mit verschiedenen Produkten
breite Produkt- und Technologiepalette und bietet innovative          kompatibel, wodurch sich die Anschaffungskosten der Kunden
Lösungen für Wissenschaftler und Ingenieure der Branche.              reduzieren.
Unter dem Begriff „Life Science“ sind die Forschungszweige der            Im 3. Quartal haben wir unsere Zusammenarbeit mit der
Natur- und Ingenieurwissenschaften zusammengefasst, die               celares GmbH angekündigt, um Kunden PEGylierungsdienste
sich mit dem Aufbau und dem Verhalten lebender Organismen             für ihre Entwicklung proteinbasierter Therapeutika und Biosimi-
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lars anzubieten. Die celares GmbH ist ein Spezialist auf dem      nen sowie der kürzlich von der Europäischen Kommission ver­
Gebiet der PEGylierung, einer besonderen Form der Wirk­           öffentlichten Qualitätsrichtlinien. Damit hat erstmals, ungeach-
stofffreisetzung für Biopharmazeutika, darunter vor allem         tet der branchenüblichen Praxis, eine Regulierungsbehörde
thera­peutische Peptide und Proteine. Zu dem neuen Service­       Anforderungen an die Risikobewertung für pharmazeutische
angebot im Rahmen dieser Kooperation gehören Machbarkeits-        Hilfsstoffe formuliert. Das EMPROVE®-Portfolio umfasst rund
studien, Prozess- und analytische Entwicklung sowie Auf­          400 Roh- und Ausgangsstoffe für die Arzneimittelproduktion
skalierung vom Milligramm- zum Grammbereich im Pilotmaß-          wie Hilfsstoffe, Prozesschemikalien und Arzneiwirkstoffe. Die
stab und im anschließenden kommerziellen Maßstab. Durch           jüngsten Verbesserungen ermöglichen die Auswahl von Roh-
unsere Zusammenarbeit können wir nun unseren Biopharma-           und Ausgangsstoffen, die auf Grundlage ihrer Risikobewertung
zeutika- und Biosimilars-Kunden auch Konjugation anbieten.        am besten für die jeweilige Anwendung geeignet sind.
Damit unterstützen wir sie bei der Optimierung ihrer therapeu-        Zu den wesentlichen Produktgruppen der Geschäftseinheit
tischen Proteine und einer schnelleren Markteinführung.           Bioscience zählen Tools und Verbrauchsmaterialien für die
     Im September präsentierte die Geschäftseinheit Process       ­Filtration und Probenvorbereitung, Reagenzien und Kits für zell-
­Solutions außerdem die Optimierung ihres marktführenden          biologische Versuche sowie kleine Tools und Verbrauchsmateri-
EMPROVE®-Programms für pharmazeutische Rohstoffe. Die             alien für die Zellanalyse. Mit diesen Produkten unterstützen wir
erweiterte Dokumentation und regulatorische Informationen         unsere Kunden dabei, komplexe biologische Systeme zu verste-
erleichtern Arzneimittelherstellern die Risikobewertung und       hen und neue Zielmoleküle zu identifizieren. Mit unseren umfas-
Liefe­ran­tenqualifizierung. Die Verbesserungen unterstützen      senden und validierten Anwendungen können Forschungs­
außer­dem Arzneimittelhersteller bei der Einhaltung ihrer eige-   prozesse schneller und effizienter gestaltet werden.
Konzernzwischenlagebericht zum 30. September 2015   Grundlagen des Konzerns   Performance Materials                                 13

Performance Materials

Der Unternehmensbereich Performance Materials bündelt unser           Peer+ übernommen, einem Spezialisten für die Entwicklung
gesamtes Spezialchemikaliengeschäft. Das Portfolio umfasst            von Flüssigkristall-basierten schaltbaren Gläsern (LC Windows
Hightech-Performance-Chemikalien für Anwendungen in den               oder kurz LCW). Das Unternehmen wurde inzwischen vollstän-
Bereichen Unterhaltungselektronik, Beleuchtung, Beschichtun-          dig integriert. Mit der Übernahme unseres langjährigen Koope-
gen, Drucktechnik, Lack- und Kunststoffanwendungen sowie              rationspartners Peer+ haben wir die Erschließung des Zukunfts-
Kosmetik. Durch die im Mai 2014 erfolgte Übernahme von                markts für intelligente Fenster vorangetrieben, in denen Flüs-
AZ Electronic Materials (AZ), einem führenden Anbieter von            sigkristalltechnologie     zum   Einsatz   kommt.   Deren   große
Hightech-Materialien für die Elektronikindustrie, konnte Perfor-      Innovation besteht darin, dass sie sich sekundenschnell stufen-
mance Materials signifikant gestärkt werden. Im 3. Quartal des        los von Hell nach Dunkel regulieren lassen und dabei ein großes
Jahres 2015 trug Performance Materials 21 % zum Konzern­              Farbspektrum erlauben. Im ersten Halbjahr 2015 wurden
umsatz und 29 % zum EBITDA vor Sondereinflüssen (ohne                 bereits die ersten LCW-Einheiten in unser neues modulares
Konzernkosten und Sonstiges) bei. Dabei sind die Ergebnisse           Innovationszentrum in Darmstadt eingebaut.
von AZ seit 2. Mai 2014 berücksichtigt.                                   Die Geschäftseinheit Pigments & Functional Materials entwi-
   Seit dem 1. Januar 2015 gliedert sich Performance Materi-          ckelt und vermarktet ein umfassendes Produktportfolio von
als in die folgenden Geschäftseinheiten: Display Materials, Pig-      dekorativen Effektpigmenten und funktionellen Materialien. Die
ments & Functional Materials, Integrated Circuit Materials – in       Effektpigmente werden vor allem in Automobil- und Industrie­
die das AZ-Geschäft mit Spezialchemikalien zur Verwendung in          lacken, Kunststoffen, Druckerzeugnissen und Kosmetika verar-
integrierten Schaltungen (Halbleitern) eingebracht wurde – und        beitet, um den Produkten einen einzigartigen Glanz zu verleihen.
Advanced Technologies.                                                Zu den funktionellen Materialien gehören Laser­markierungen,
   Das Geschäft mit Display Materials, zu dem durch die               leitfähige Additive, Anwendungen für Fälschungssicherheit
AZ-­
   Integration z.B. auch Fotolacke gehören, erwirtschaftete           sowie hochwertige Kosmetikwirkstoffe, beispielsweise für den
auch im 3. Quartal des Jahres mehr als die Hälfte der Umsatz-         Einsatz in der Hautpflege, in Sonnenschutz- oder Insekten-
erlöse von Performance Materials. Mit einem großen Marktanteil        schutzmitteln.
haben wir uns als weltweiter Markt- und Technologie­führer im             Die Integration von AZ und seiner weltweit rund 1.100 Mit-
Bereich Flüssigkristallmischungen etabliert, einem insgesamt          arbeiter haben wir erfolgreich und nach Zeitplan bis Ende des
stark konsolidierten Markt. Zudem bestehen Markteintrittsbar-         Jahres 2014 vollzogen. Zum 1. Januar 2015 wurde das Geschäft
rieren aufgrund der technologischen Komplexität von Flüssig-          mit Halbleitermaterialien in die Geschäftseinheit Integrated Cir-
kristallen und der hohen Qualitätsanforderungen von Kunden            cuit Materials (ICM) überführt. Das frühere Optronics Geschäft
und Konsumenten. Zu den Kunden im Flüssigkristallgeschäft             (z.B. Fotolacke) wurde in Display Materials integriert. Als wich-
gehören primär die sieben größten Hersteller von LC-Displays.         tiger Partner global führender Halbleiter- und Elektronikherstel-
Wir verfügen über die breiteste Produktpalette in der Industrie       ler erzielt die Geschäftseinheit ICM über 60 % ihrer Umsätze in
und bieten beispielsweise Flüssigkristalle an, die für die PS-VA-     Asien und erwirtschaftet dabei mehr als drei Viertel ihrer
oder die IPS-Technologie optimiert sind. So kann Performance          Umsätze mit Produkten, die in ihren jeweiligen Märkten führend
Materials den individuellen Bedürfnissen der Kunden gerecht           sind. Die Produkte von ICM werden unter anderem zur Ferti-
werden und Lösungen für alle Displaygrößen anbieten – von             gung integrierter Schaltkreise, zur Herstellung von mikro-elek-
Smartphones über Tablet-PCs bis hin zu den größten TV-Bild-           tromechanischen Systemen, für Antireflektionsbeschichtungen
schirmen.                                                             oder zur Miniaturisierung von Transistorstrukturen verwendet.
   Heutige Smartphones und Tablets mit brillanten Touch-              Somit fügt sich das neue Portfolio der früheren AZ in optimaler
screens würden ohne den jüngsten Technologiesprung bei den            Weise in das Materialangebot von Performance Materials ein.
Flüssigkristall-Displays nicht existieren. Entscheidend bei Mobil-        Die Geschäftseinheit Advanced Technologies investiert in
geräten ist die Energieeffizienz der Displays. Eine deutliche Wei-    zukunftsträchtige Forschung und Entwicklung und unterstützt
terentwicklung ist im Hinblick auf diese Herausforderung die          so Wachstum und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit von Per-
von uns entwickelte UB-FFS-Technologie (Ultra-Brightness Fringe       formance Materials. Die Geschäftseinheit produziert und ver-
Field-Switching). UB-FFS nutzt vom Licht der Display-Hinter-          treibt auch Materialien für organische Leuchtdioden (Organic
grundbeleuchtung 15 Prozent mehr aus und spart so bis zu              Light Emitting Diodes/OLED), die in neuen Beleuchtungsan-
30 Prozent des Energiebedarfs der Geräte ein.                         wendungen und Displaytechnologien verwendet werden. Die
   Wir verfolgen die Strategie, unsere Expertise im Bereich           Nachfrage nach unseren OLED-Materialien hat stark zugenom-
Flüssigkristalle zu nutzen, um neue Anwendungsfelder für inno-        men – insbesondere aus den asiatischen Ländern. Gleichzeitig
vative Flüssigkristalltechnologie zu erschließen. So haben wir        hat sich die Kundenbasis verbreitert.
im letzten Jahr alle Anteile des niederländischen Unternehmens
14                                                  Konzernlagebericht zum 30. September 2015   Grundlagen des Konzerns   Ziele und Strategien

Ziele und Strategien

Wir haben im Jahr 2007 einen Transformationsprozess                    •   Mit der im November 2014 bekanntgegebenen Vereinba-
begonnen, der zum Ziel hat, die Zukunft mit profitablem                    rung einer strategischen Allianz mit Pfizer über Anti-PD-L1
Wachstum in hochspezialisierten Nischenmärkten in                          wollen wir unsere Präsenz in der Immunonkologie voran-
den heutigen Unternehmensbereichen Healthcare, Life                        treiben, indem Stärken und Kompetenzen der beiden Unter-
Science und Performance Materials zu sichern.                              nehmen im hart umkämpften Anti-PD-1- /Anti-PD-L1-Be-
                                                                           reich gebündelt werden. Geplant ist, im Jahr 2015 bis zu 20
Am Anfang dieses Prozesses standen die beiden großen Akqui-                klinische   Immunonkologie-­
                                                                                                      Entwicklungsprogramme                zu
sitionen der Serono SA und der Millipore Corporation in den                starten, darunter auch bis zu sechs zulassungsrelevante
Jahren 2007 und 2010. Mit einem neuen Führungsteam hat                     Studien. Die Allianz hat zudem das Potenzial, über die
Merck im Jahr 2011 das Transformations- und Wachstumspro-                  gemeinsame Vermarktung von ­
                                                                                                      Xalkori® unseren Zugang
gramm „Fit für 2018“ gestartet. In der ersten Phase haben wir              zum US-Onkologie-Markt zu beschleunigen.
mit dem Umbau der globalen Führungsorganisation sowie
einem das gesamte Unternehmen umfassenden Effizienzsteige-             Der strategischen Agenda und der Fokussierung auf drei Wachs-
rungsprogramm die Basis für profitables Wachstum gelegt. Die           tumsplattformen entsprechend haben wir uns zum 1. Januar
2014 begonnene zweite Phase zielt darauf ab, identifizierte            2015 organisatorisch neu aufgestellt. Die bisherigen vier Spar-
Wachstumsoptionen sukzessive umzusetzen, mit dem Ziel, drei            ten wurden von drei Unternehmensbereichen abgelöst. Im
starke Plattformen für nachhaltig profitables Wachstum aufzu-          Zuge der Neuausrichtung unserer Marke, die wir am 14. Okto-
bauen. Merck baut dabei auf seine Kernkompetenzen:                     ber bekanntgegeben haben, haben wir zudem die ehemaligen
                                                                       Spartenmarken Merck Serono und Merck Millipore aufgegeben.
•    Nähe zu den bestehenden Geschäften                                Merck Serono tritt künftig als Biopharma-Geschäft von Merck
•    Innovationsstärke                                                 auf, Merck Millipore als Life-Science-Geschäft von Merck.
•    Kundennähe (bis hin zu maßgeschneiderten Lösungen)
•    Fokus auf Spezialgeschäfte                                        •   Healthcare umfasst die Geschäfte Biopharma,
                                                                           Consumer Health, Allergopharma und Biosimilars.
Darüber hinaus streben wir an, unser Geschäftsmodell syste-            •   Life Science wird nach Abschluss der Übernahme
matisch und kontinuierlich mit neuen Technologien und Partner-             neben dem ehemaligen Merck-Millipore-Geschäft
schaften zu erweitern. Im abgelaufenen Jahr 2014 wurden drei               auch das Geschäft von Sigma-Aldrich umfassen.
wichtige Meilensteine in der Umsetzung der Konzernstrategie            •   Performance Materials entspricht dem gleichnamigen
erreicht:                                                                  Geschäft.

•    Mit der im Mai 2014 abgeschlossenen Übernahme von                 Der strategische Wandel hin zu hochwertigen und innovativen
     AZ Electronic Materials konnten Produktbasis und Kunden-          Lösungen in den Bereichen Healthcare, Life Science und Perfor-
     angebot durch neue Technologien erweitert werden.                 mance Materials lässt sich auch an der Zusammensetzung der
•    Durch die Ankündigung der Übernahme von ­Sigma-Aldrich            Umsätze ablesen: Innerhalb des Unternehmensbereichs Health­
     im September 2014 wurde der Grundstein dafür gelegt, die          care erwirtschaftet das Biopharma-Geschäft heute mehr als
     Position in der attraktiven Life-Science-­Industrie zu stärken.   65– 70 % seiner Umsatzerlöse mit biotechnologischen Arznei-
     Ziel des geplanten Zusammenschlusses ist es, den Kunden           mitteln. 2006 stand hier nur ein Produkt: Erbitux® mit einem
     ein breiteres Angebot an Produkten und Dienstleistungen           Anteil an den Umsatzerlösen von weniger als 10 %. Aus dem
     sowie die führende E-Commerce-Plattform in der Industrie          klassischen Chemiegeschäft ist immer mehr ein Premium­
     zur Verfügung zu stellen.                                         geschäft mit Materialien und einer Vielzahl weiterer wertschaf-
                                                                       fender Angebote für unsere Kunden geworden. Heute machen
                                                                       Hightech-Materialien und Life-Science-Tools rund 80 % der
                                                                       Umsatzerlöse in den Bereichen Life Science und Performance
                                                                       Materials aus. Im Jahr 2006 waren es etwa 30 %.
Konzernzwischenlagebericht zum 30. September 2015    Grundlagen des Konzerns   Ziele und Strategien                                 15

Allgemeine Grundsätze &                                                Der Grundsatz der Nachhaltigkeit gilt jedoch nicht nur für wirt-

Konzernstrategie                                                       schaftliche Aspekte. Vielmehr schließt er auch die gesellschaft-
                                                                       liche Verantwortung sowie den Schutz der Umwelt mit ein. Wir
Das Jahr 2018 markiert unser 350-jähriges Jubiläum.                    wollen mit unserem bestehenden und künftigen Produktportfo-
Die dem Transformations- und Wachstumsprogramm                         lio einen Beitrag dazu leisten, globale Herausforderungen zu
„Fit für 2018“ zugrunde liegenden allgemeinen Grund-                   lösen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Auch deshalb
sätze und die Konzernstrategie sollen auch nach 2018                   ist Innovation die Basis der Geschäftstätigkeit des Unterneh-
als Kompass dienen.                                                    mens – sie ist die Grundvoraussetzung für künftiges Wachstum.
                                                                       Wir arbeiten beständig an innovativen Produkten und Dienst-
ALLGEMEINE GRUNDSÄTZE                                                  leistungen für Kunden und Patienten und verbinden dies mit
Wir orientieren uns bei unseren Geschäftsaktivitäten an allge-         einem kontinuierlichen Prozess interner Innovation in allen
meinen Grundsätzen. Sie dienen allen Verantwortlichen des              Bereichen des Unternehmens.
Unternehmens als Orientierung bei ihren strategischen Überle-
gungen und Entscheidungen.                                             KONZERNSTR ATEGIE
   Die Gesellschaftsstruktur der Merck KGaA mit Mitgliedern            Im Fokus unserer Geschäftsaktivitäten stehen hochwertige und
der Merck-Familie als persönlich haftenden Gesellschaftern ver-        innovative Spezialprodukte in den Unternehmensbereichen
pflichtet die Merck-Geschäftsleitung, deren Mitglieder ebenfalls       Healthcare, Life Science und Performance Materials. Unser Ziel
persönlich haftende Gesellschafter sind, dazu, ein besonderes          ist es, nachhaltiges und profitables Wachstum organisch, durch
Augenmerk auf die langfristige Wertentwicklung zu legen.               die Weiterentwicklung bestehender Kompetenzen, zu erreichen,
Daher spielt Nachhaltigkeit bei Merck eine besondere Rolle. Ziel       aber auch durch gezielte Akquisitionen, die das bisherige Kom-
ist es, die langfristige Entwicklung des Unternehmens mit              petenzfeld sinnvoll ergänzen beziehungsweise erweitern. Auf-
berechtigten Interessen der Aktionäre in Einklang zu bringen,          bauend auf den starken Produkten in allen Geschäften wollen
die für ihre Beteiligung an Merck oftmals kürzere Zeitfenster          wir Erträge erzielen, die weitgehend unabhängig vom jeweili-
einplanen. Daher soll unser Geschäftsportfolio stets so ausba-         gen Konjunkturzyklus sind. Darüber hinaus ist es das Ziel, die
lanciert sein, dass es eine optimale Mischung zwischen unter-          starke Marktposition in den Wachstumsmärkten mittel- und
nehmerischen Chancen und Risiken widerspiegelt. Dies errei-            langfristig weiter auszubauen. Im Jahr 2014 haben die Wachs-
chen wir zum einen durch eine Diversifizierung in die Unterneh-        tumsmärkte bereits 38 % zu den Umsatzerlösen des Konzerns
mensbereiche    Healthcare,   Life   Science   und     Performance     beigetragen.
Materials, zum anderen durch die geografisch breit gestreuten
Wachstumsquellen.
16                                                          Konzernlagebericht zum 30. September 2015           Grundlagen des Konzerns   Steuerungssystem

Steuerungssystem

Als weltweit tätiges und diversifiziertes Unternehmen verwen-                   Merck-Konzerns und bildet einen umfassenden Rahmen von
det wir ein umfassendes System von Kennzahlen zur Steuerung                     ­Indikatoren zur Steuerung des Geschäfts und zur Bestimmung
des Geschäftserfolgs. Die wichtigste Kennzahl zur Messung                       der Prioritäten bei der Allokation flüssiger Mittel. Sie ist in drei
unseres operativen Geschäftserfolgs ist dabei das EBITDA vor                    Steuerungs­ebenen gegliedert, die den Einsatz jeweils verschie-
Sondereinflüssen1. Weiterhin zählen die Umsatzerlöse sowie der                  dener Indikatoren erfordern. Dabei handelt es sich um den
Free Cash Flow des Geschäfts1 (Business Free Cash Flow) zu                      Merck-Konzern, das Geschäft und Projekte.
den bedeutsamsten Leistungs­indikatoren für die Bewertung der                        Für eine nähere Erläuterung des internen Steuerungs­
­Geschäftsentwicklung.                                                          systems wird auf die Seiten 55 bis 58 des Merck-Geschäfts­
     Die Pyramide der Wertschöpfungs- und Steuerungskenn-                       berichts 2014 verwiesen.
zahlen beinhaltet die wichtigen finanziellen Messgrößen des

­

                                                                      Umsatzerlöse
                                                                       EBITDA vor
                                            Merck-Konzern            Sondereinflüssen

                                                                  Konzernergebnis, EPS,
                                                                   Ausschüttungsquote,
                                                                       Kreditrating

                                                                           MEVA

                                                     Umsatzerlöse
                                                                                     Umsatzwachstum
                                                      EBITDA vor
                                                                                     EBITDA-Marge vor
                             Geschäft               Sondereinflüssen
                                                                                      Sondereinflüssen
                                                         BFCF

                                                                       ROCE, MEVA

                                          M&A                            Lizenzen                     Investitionen in
                                       NPV, IRR                           eNPV                         Sachanlagen
           Projekte
                                   EBITDA-Marge vor                 EBITDA-Marge vor           NPV, IRR, Amortisationszeit
                                    Sondereinflüssen                 Sondereinflüssen              EBITDA-Marge vor
                                         EPS                               PoS                      Sondereinflüssen
                                      ROCE, MEVA                          ROCE                            ROCE

               Abkürzungen
               EBITDA vor Sondereinflüssen = Earnings before interest, income tax, depreciation and amortization pre exceptionals
               (Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen).
               EPS = Earnings per share (Ergebnis je Aktie).
               MEVA = Merck value added (wirtschaftliche Wertschöpfung durch Merck).
               BFCF = Business Free Cash Flow (Free Cash Flow des Geschäfts).
               ROCE = Return on capital employed (Rendite auf das investierte Kapital).
               NPV = Net present value (Kapitalwert).
               IRR = Internal rate of return (Interner Zinsfuß).
               eNPV = expected Net present value (erwarteter Kapitalwert).
               PoS = Probability of success (Erfolgswahrscheinlichkeit).

               1
                   Kennzahlen, die nach den International Financial Reporting Standards nicht definiert sind.
Konzernzwischenlagebericht zum 30. September 2015   Grundlagen des Konzerns   Forschung und Entwicklung                             17

Forschung und Entwicklung

Wir erforschen und entwickeln weltweit Lösungen, um die               Immunonkologie/Onkologie
­Lebensqualität von Patienten zu verbessern und die Bedürfnisse       Am 1. Oktober haben wir einen aktualisierten Stand zu den
unserer Kunden zu erfüllen. Unser Unternehmen fokussierte             Fortschritten im Bereich Onkologie und Immunonkologie vorge-
sich im vergangenen Geschäftsjahr darauf, Relevanz und Effizi-        stellt. Das betrifft auch Avelumab, unseren in der Prüfung
enz seiner Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten weiter zu          befindlichen, rein humanen, monoklonalen IgG1-Antikörper
optimieren. Dazu sind wir verstärkt Kooperationen mit Dritten         gegen den programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1), den wir
eingegangen.                                                          im Rahmen unserer globalen strategischen Allianz mit Pfizer
   Rund 4.700 Mitarbeiter forschen für Merck nach Innovatio-          entwickeln. Zu Avelumab haben wir bekannt gegeben, dass
nen, mit denen unser Unternehmen die langfristigen Gesund-            bereits mehr als 1.000 Patienten behandelt wurden. Das Pro-
heits- und Technologietrends sowohl in den etablierten Märkten        gramm befindet sich auf Kurs, was die für 2015 gesteckten
als auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern bedienen           Ziele der Zusammenarbeit bei bis zu 20 klinischen Programmen
kann.                                                                 anbetrifft, einschließlich dem Start von bis zu sechs zulassungs-
   Merck hat im Jahr 2014 rund 1,7 Mrd € für Forschung und            relevanten Studien. Bis Ende des Jahres 2016 erwarten wir eine
Entwicklung ausgegeben. Wir setzen in unserer Forschung und           Anzahl von mehr als 3.000 Patienten, die in mehr als 15 Tumor­
Entwicklung sowohl auf Eigenforschung als auch auf externe            indikationen und Therapielinien behandelt werden. Merck und
Kooperationen. Damit erhöht sich die Produktivität der For-           Pfizer haben Anfang Oktober bekannt gegeben, dass die ameri-
schung und zugleich verringert sich der finanzielle Aufwand.          kanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administra-
                                                                      tion) „Fast Track“-Status für Avelumab für die Behandlung von
                                                                      metastasiertem Merkelzellkarzinom (MCC) erteilt hat, einem
Healthcare                                                            seltenen und aggressiven Hauttumor. Diese Mitteilung folgt auf
                                                                      die Erteilung des „Orphan Drug“-Status durch die FDA für
BIOPHARMA                                                             Avelumab für die Behandlung von MCC vom 21. September
In September haben wir die bauliche Erweiterung unserer               2015. Der „Fast Track“-Prozess soll die Entwicklung vereinfa-
­Pharma-Forschung in Darmstadt bekannt gegeben. Wir inves-            chen und die Beurteilung von Arzneimitteln beschleunigen, die
tieren 65 Mio € in ein neues Laborgebäude mit einer Gesamt­           zur Behandlung schwerwiegender Erkrankungen und zur Bewäl-
fläche von über 16.000 m2, in dem rund 200 Mitarbeiter eine           tigung dringender medizinischer Bedürfnisse dienen.  Der „Fast
neue Wirkstätte finden werden, in der sie Innovationen im             Track“-Status bezieht sich auf das klinische Entwicklungspro-
Bereich Forschung und Entwicklung vorantreiben können. Das            gramm für Avelumab in der Indikation metastasiertes MCC,
neue Laborgebäude wird die verschiedenen Funktionen des               welches die Phase-II-Studie JAVELIN Merkel 200 einschließt.
F&E-Bereichs Discovery Technologies zusammenführen, darun-            Diese dient der Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit von
ter Molecular Pharmacology, Medicinal Chemistry, Computatio-          Avelumab bei Patienten mit metastasiertem MCC, deren Krank-
nal Chemistry, Molecular Interactions und Biophysics, Protein         heit nach mindestens einem Zyklus Behandlung durch Chemo-
Engineering and Antibody Technologies sowie Protein and Cell          therapie vorangeschritten war. Primärer Endpunkt der Studie ist
Sciences. Das Forschungsgebäude, das im Herbst 2017 fertig-           die objektive Ansprechrate. Zu den sekundären Endpunkten
gestellt sein soll, wird in das Ensemble am neuen „Quartiers­         zählen Ansprechdauer, progressionsfreies Überleben, Gesamt­
platz Pharma“ der Konzernzentrale in Darmstadt integriert sein.       überleben und Sicherheit. Die Studie, die mit 88 rekrutierten
Wir bündeln damit einen Großteil unserer F&E-Aktivitäten an           Patienten bis zum 3. Quartal 2015 ihr Rekrutierungsziel von 84
einem Ort und schaffen damit beste Voraussetzungen für die            Patienten übertroffen hat, wird in Prüfzentren in den Regionen
innovative Weiterentwicklung unserer biopharmazeutischen              Asien-Pazifik, Australien, Europa und Nordamerika durchge-
Pipeline.                                                             führt. Sie ist die größte jemals in dieser Indikation durchge-
                                                                      führte Studie.
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