"Wer hat und wodurch wurde das Mirker Quartier entwickelt?" Edition 2020
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Wuppertal Institut & transzent - Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit „Wer hat und wodurch wurde das Mirker Quartier entwickelt?“ Edition 2020 Eine partizipative Konstellationsanalyse am Beispiel eines Wuppertaler Stadtquartiers Matthias Wanner Unter Mitarbeit von: David J. Becher, Dieter Bieler-Giesen, Erol Çelik, Christian Hampe, Joachim Heiß, Jana Ihle, Klaus Lüdemann, Ulla Pomian, Christine Riesner, Gaby Schulten und Thomas Weyland
Abkürzungsverzeichnis /dev/tal - Hacker-/Makerspace IHP – Integriertes Handlungsprogramm AFW - Alte Feuerwache GMW – Gebäudemanagement Wuppertal (städtisch) AK Nordstadt – Arbeitskreis Nordstadt - Kita – Kindertagesstätte/Kindergarten Stadtteilkonferenz LEG – Wohnungsunternehmen LEG Immobilien AG AWO – Arbeiterwohlfahrt NBT – Nordbahntrasse AWUG - Aktionswochen Urbanes Gärtnern OB – Oberbürgermeister AZ – Autonomes Zentrum Wuppertal OLGA – Projekt „OLGA - Raum für Kunst“ BV – Bezirksvertretung Elberfeld ÖPNV – Öffentlicher Personennahverkehr BEA – (ehem.) Bergische Entwicklungsagentur; RAA – Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von seit 2016 BSW – Bergische Struktur- und Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH transzent – Zentrum für Transformationsforschung BUW – Bergische Universität Wuppertal und Nachhaltigkeit (Uni Wuppertal) BüBe – Bürger*innenbeteiligung USC – Utopiastadt Campus DAA – Deutsche Angestellten-Akademie GmbH VHS - Volkshochschule DİTİB - Türkisch-Islamische Union der Anstalt WI – Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, für Religion e.V. Energie gGmbH DIY – Do it yourself (“mach es selbst”) WiFö – Wirtschaftsförderung (Stadt Wuppertal) EU – Europäische Union WiWu – Wirtschaftswunder (Kneipe) GWG – Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft WQG – Wuppertaler Quartierentwicklungs GmbH (bis mbH Wuppertal (städtisch) 2018) 2
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis......................................................................................................................................................................... 2 Vorwort......................................................................................................................................................................................... 5 Einleitung: Gutes Leben vor Ort ermöglichen ...................................................................................................................... 8 Das Mirker Quartier in der Wuppertaler Nordstadt und seine Entwicklung ............................................................................. 8 Methode ...................................................................................................................................................................................... 12 Was ist eine Konstellationsanalyse? ................................................................................................................................................ 12 Die Darstellungsweise der Konstellationsanalyse ....................................................................................................................... 12 Durchführung der Konstellationsanalyse ...................................................................................................................................... 18 Teilnehmende .................................................................................................................................................................................. 18 Ablauf ................................................................................................................................................................................................ 18 Datenquellen / Zusatzrecherchen ............................................................................................................................................ 20 Ergebnisse ................................................................................................................................................................................. 22 Grundlegende Dimensionen des Quartiers ................................................................................................................................... 22 Gebäude und Immobilien ............................................................................................................................................................. 22 Stadterneuerung und -planung ................................................................................................................................................ 23 Bewohner*innen ............................................................................................................................................................................ 25 Kultur und Gewerbe ...................................................................................................................................................................... 29 Hauptnarrative des Quartiers (2006–2020) ................................................................................................................................. 30 Die Cluster im Quartier Mirke ...................................................................................................................................................... 30 Die Cluster im Verlauf (2006–2020) ......................................................................................................................................... 34 Teilgeschichten: ausgewählte Einzelentwicklungen im Verlauf ............................................................................................. 44 Einzelne Nischenakteure ............................................................................................................................................................. 44 Nordbahntrasse und Angstraum Mirker Bahnhof .................................................................................................................. 44 Diakoniekirche ................................................................................................................................................................................ 46 Die Quartierskonferenzen: Arbeitskreis Nordstadt und Forum:Mirke ............................................................................... 47 Migrantische Selbstorganisation ............................................................................................................................................... 47 Muslimische und kirchliche Einrichtungen, Moschee-Neubau ......................................................................................... 48 Freibad Mirke .................................................................................................................................................................................. 48 GMW und Wohnungsgesellschaften.......................................................................................................................................... 48 Urbane Gartenprojekte ................................................................................................................................................................ 50 Überregionale Aufmerksamkeit ................................................................................................................................................. 50 Mobilität ............................................................................................................................................................................................ 51 Diskussion der KA und ihrer Funktionen, Ausblick ........................................................................................................... 54 Literatur ..................................................................................................................................................................................... 59 Glossar und Legende ............................................................................................................................................................... 60 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................. 64 Impressum ................................................................................................................................................................................. 67 Hinweis: Um auch in der Schriftsprache sowohl das weibliche und männliche Geschlecht anzusprechen sowie individuelle Selbstzuschreibungen zu ermöglichen, wird die Schreibweise mit * verwendet, z.B. Leser*innen. Darauf wird nur in Sonderfällen verzichtet. 3
Vorwort Die Grundlage für diese Studie wurde 2017 durch eine Reihe intensiver Workshops und Recherchen im For- schungsprojekt Wohlstands-Transformation Wuppertal (WTW) gelegt und damals als eigene Studie und Bro- schüre veröffentlicht1. Wie damals schon gewünscht, sollte die Zeitreihe der Konstellationsanalysen fort- geschrieben werden, am besten alle drei Jahre. Ent- sprechend war im Winter/Frühjahr 2020 der Zeitpunkt für eine Aktualisierung gekommen. Im Verlauf wurde entschieden, keine ganz neue Studie zu verfassen, sondern ganz explizit auf die Basisstudie aufzubauen. So sind die meisten Kapitel nur um die neuen Elemente, Entwicklungen und Geschichten erweitert oder ange- passt worden. Umgeschrieben wurde die Einleitung, die nicht mehr das Projekt WTW als Ausgangsbasis hat. Die vorliegende Edition 2020 nimmt die Situation des Mirker Quartiers bis in den März 2020 in den Blick. Auch ohne die COVID-19-Pandemie war dieser Zeit- raum ursprünglich als Redaktionsschluss vorgesehen gewesen. Die Pandemie ist jedoch ein weiterer, sehr guter Grund, zum Zeitpunkt des Ausbruchsgeschehens einen Schnitt zu machen und damit mit dieser Studie ein klares, von der Pandemie unbeeinflusstes Bild des Quartiers zu zeichnen. In der Hoffnung auf eine Edition 2023 werden dort die Pandemie und deren Auswirkun- gen sicherlich eine zentrale Rolle spielen, dürfen für diese Lektüre jedoch außen vor bleiben. 1 http://quartier-mirke.de/download/170625_Konstellationsanalyse_MirkerQuartier_web.pdf 5
Einleitung: Gutes Leben vor Ort ermöglichen Städtische Räume sind Orte der Vielfalt und weisen letzten Jahren hat sich dort ein eigener Name und An- eine hohe Dichte an unterschiedlichen Akteuren, Inte- zeichen einer kleinräumigen Identität herausgebildet, ressen, Handlungsmustern und Ideologien auf. Städte wobei die nördlichen Grenzen des Quartiers unter- sind zudem die Orte mit den größten Herausforderun- schiedlich ausgelegt werden und teils nur bis zur A46, gen für eine nachhaltige Entwicklung (Ressourcenver- teils bis zum Grüngürtel des Mirker Hains reichen. brauch, Umweltverschmutzung, soziale Disparitäten) und gleichzeitig durch ihr Innovationspotential und En- Hauptverantwortlich für die Prägung des Namens gagement enorm wichtig für deren Überwindung. Seit Mirker Quartier ist das kulturkreative Cluster Utopia- einiger Zeit sind kleinräumige Analysen und Aktivitäten stadt im alten Mirker Bahnhof und den umliegenden unterhalb der gesamtstädtischen Ebene in den Fokus Flächen. Von dort und vielen anderen Orten gingen von Forschung und Aktion gerückt. In Quartieren, in den letzten Jahren zahlreiche Impulse aus, die das Vierteln und Nachbarschaften finden sich ein ausdiffe- Quartier auf der einen Seite zu einem spannenden Ort renziertes Zuhause-Gefühl, ein sozialer Nahraum und der Veränderung und des Aufbruchs machen. Auf der vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten zur Steigerung anderen Seite sind im Quartier weiterhin große soziale urbaner Lebensqualität. und strukturelle Probleme zu meistern. Diese Gemen- gelage und deren Dynamik nachzuzeichnen und damit Die Entwicklung dieser lokalen Nahräume ist zwar in ihrer Breite verstehbar zu machen, ist das Ziel diese von höheren Ebenen, gesellschaftlichen Trends und Studie. Entscheidungen von außen beeinflusst, aber nicht vorbestimmt. Viele engagierte Quartiere quer durch Zur übersichtlichen Nachverfolgung der Entwicklung – Deutschland und darüber hinaus zeigen lebendig, dass in gewissem Sinn als längsschnittliche Systemanalyse Lebensqualität stark durch lokale Aktivitäten beein- des Quartiers – wurde ein spezielles Instrument aus- flusst werden kann. gewählt: die Konstellationsanalyse. Zur Einbindung der lokalen Expertise wurden eine Reihe von seit längerem Hierzu lohnt es sich, die Dynamik, die Entwicklungs- aktiven Personen aus der Nordstadt in den Jahren richtungen und Wirkungsketten lokaler Aktivitäten zur 2017 und 2020 zu mehreren Workshops eingeladen (s. Quartiersentwicklung aufzuzeigen, daraus zu lernen Kap. Teilnehmende). Die leitende Fragestellung war: und in die nächste Runde der Gestaltung zu gehen. „Wer hat und wodurch wurde das Mirker Quartier in den Dazu möchte diese Arbeit beitragen. letzten Jahren maßgeblich gestaltet/entwickelt?“. Bezogen wurde diese Frage sehr breit auf die sechs Dimensionen Kultur, Soziales, Bildung, Umwelt, Politik Das Mirker Quartier in der und Wirtschaft (siehe Abb. 14). Wuppertaler Nordstadt und seine Entwicklung Das Quartier, um das es in dieser Studie geht ist das Mirker Quartier. Es liegt direkt nördlich angrenzend an die oberzentrale City Wuppertal Elberfeld und zählt administrativ zur Elberfelder Nordstadt. Erst in den 2 Mit Dank an Utopiastadt für das Kartenmaterial 8
Abbildung 1 (Seite 6/7): Luftbild Quartier Mirke, 2018 17 NBT MIRKER 20 QUARTIER 3 6 18 2 5 1 7 Wiesens traße 4 OSTERSBAUM 8 9 11 12 15 10 19 16 14 13 Friedrichst 21 Gathe ÖLBERG Hoc hs t r aß r. e Karlstraße Abbildung 2: CITY Umgebungskarte Mirker Quartier2 ELBERFELD 1. Goldzack-Gebäude 11. Anadolu Wuppertal e.V. (TalTonTheater, Boulderhalle, Bandwebermusuem) 12. Autonomes Zentrum 2. Hebebühne e.V. 13. Friedhofskirche 3. Mirker Bahnhof, 14. Herz-Jesu-Kirche Sitz der Utopiastadt gGmbH und des Fördervereins 15. Gemeinschaftsgrundschule 4. Klimaschutzsiedlung Malerstr. Markomannenstr. 5. Hermann von Helmholtz-Realschule 16. Diakonie- bzw. Kreuzkirche, Initiative Kreuzkirche 6. DAA 17. Freibad Mirke, Pro Mirke e.V. 7. Café ADA und Insel e.V. (seit 2019/20) 18. Kulturkindergarten 8. Realschule Neue Friedrichstr. 19. Wohn- und Sozialhilfe Diakonie 9. Alte Feuerwache gGmbH 20. Utopiastadt Campus 10. DİTİB-Moschee 21. AWO Wuppertal 9
NORDRHEIN-WESTFALEN BIELEFELD MÜNSTER DORTMUND ESSEN BOCHUM KREFELD WUPPERTAL DÜSSELDORF 30KM 60KM KÖLN SIEGEN AACHEN BONN Abbildung 3: Umgebungskarte Nordrhein-Westfalen DORTMUND WUPPERTAL ESSEN HAGEN DÜSSELDORF VELBERT ELBERFELDER NORDBAHN- NORDSTADT TRASSE HBFWUPPER A1 A46 REMSCHEID SOLINGEN Abbildung 4: KÖLN Umgebungskarte Wuppertal 10
ELBERFELDER NORDSTADT MIRKER HAIN FREIBAD MIRKE A46 NORDBAHNTRASSE KATERNBERG OSTERSBAUM MIRKE ÖLBERG BRILLER VIERTEL CITY HBF SÜDSTADT ARRENBERG Abbildung 5: Umgebungskarte Wuppertaler Nordstadt 11
Methode Was ist eine Konstellationsanalyse? Die Konstellationsanalyse (KA) ist ein Analysewerk- Einfache Pfeile ( / ) markieren klar gerichtete zeug zur Erfassung komplexer Problemkonstellationen Verbindungen, Doppelpfeile ( ) unterstreichen (Ohlhorst & Kröger, 2015). Sie ist als „Brückenkonzept eine wechselseitige Interaktion. Verbindungslinien, für die [problemorientierte] Technik-, Innovations- und die mit einem Fragezeichen gekennzeichnet sind, be- Nachhaltigkeitsforschung“ (Schön et al., 2004, S. 3) schreiben fehlende Verbindungen, insbesondere dort, konzipiert worden. Als solches ist sie vielseitig einsetz- wo Verbindungen vermutet werden dürfen bzw. sinn- bar und hat das Potential, die Kommunikation zwischen voll wären. Darüber hinaus können konfliktäre Relatio- den wissenschaftlichen Disziplinen sowie Wissen- nen (Blitzsymbol) zwischen Elementen bestehen. schaft und Praxis zu erleichtern (Schön et al., 2007). Die KA kann dabei vielfältige Funktionen einnehmen In der grafischen Darstellung der KA spielt außerdem (ebd.). Darunter fallen unter anderem die Abbildung die Nähe der Elemente zueinander eine Rolle. Grund- und Strukturierung der Perspektivenvielfalt verschie- sätzlich gilt: Je näher sich zwei Elemente sind, desto dener Akteure. Darüber hinaus können sich durch den größer ist auch ihre inhaltliche Kongruenz bzw. desto Vergleich der abgebildeten Perspektiven Handlungs- enger stellt sich auch ihre Verbindung zueinander dar. optionen abzeichnen, sodass die KA auch zur Strate- Eine größere Entfernung zwischen den Elementen gieentwicklung herangezogen werden kann. Hingewie- deutet dementsprechend auf eine Beziehungslosigkeit sen werden muss auf die stark interpretativen Züge bzw. relativ große inhaltliche Distanz hin. Häufig ist al- der KA. Da es nicht um eine Vollerhebung aller Akteure, lerdings aufgrund der komplexen Grafik die Darstellung Programme und/oder Beziehungen geht, kommt dem von Beziehungsstärke zweier oder mehrerer Elemente KA-Team im Aushandlungsprozess eine stark gewich- beeinträchtigt oder erschwert, sodass sich Elemente tende, bewertende und interpretierende Rolle zu. Das aufgrund der Vielzahl nicht ideal zueinander anord- Ergebnis kann dementsprechend nur als eine mögliche nen lassen. So ließ sich im Falle des Mirker Quartiers Darstellung der Situation gewertet werden, die inter- z. B. der Akteur „Sozialverwaltung“ nicht ideal zu allen subjektiv vom Praxis-Forschungsteam gestützt wird. inhaltlich nahen Akteuren und Zeichen platzieren (s. Abb. 28-31), weil die Clustergrößen keine andere Posi- tionierung zuließen. Die Darstellungsweise der Die Größe der einzelnen Elemente spielt im Gegensatz Konstellationsanalyse zu Abstandsgrößen keine Rolle, sie ergibt sich lediglich aus dem Textinhalt, der sich in den farbigen Element- Die KA besteht aus einer Grafik, die eine vereinfach- kästchen befindet. Über die Methodik der Konstella- te Darstellung der abzubildenden Konstellation um- tionsanalyse hinaus wurde in den KA-Darstellungen für fasst (siehe beispielhaft Abb.6), sowie einer textlichen das Quartier Mirke in den ersten Darstellungen noch Ausarbeitung der Grafik, die zur Erläuterung dient und ein weiterer theoretischer Ansatz, ebenfalls aus der gleichzeitig eine Ergänzung der vereinfachten Abbil- Innovationsforschung kommend, mit einbezogen: Die dung darstellt (Ohlhorst & Kröger, 2015). Die Kern- „Multi-Level-Perspektive“ (MLP; Geels, 2002). elemente der Grafik bilden neben individuellen und kollektiven Akteuren (gelb), natürliche (grün) sowie Die Verarbeitung dieser schlägt sich besonders auf technische/bauliche Elemente (blau), und Zeichen (rot) der vertikalen Achse der ersten drei Konstellations- ab (siehe Tab. 1). Die KA bietet somit mehr als eine reine analysen für das Quartier Mirke nieder. Sie soll die Analyse der Akteurs- oder Steuerungsstruktur: sie zeigt Einordnung von Elementen und Clustern auf einem Relationen und mögliche Abhängigkeiten der Akteure Bedeutungskontinuum ermöglichen. Ursprünglich untereinander sowie mit (und in) ihrer Umwelt auf. werden in der MLP Prozesse und Systeme auf drei Stu- fen (Nische, Regime und Landscape) dargestellt. Die Ohlhorst und Kröger (2015) differenzieren über die Ele- dargestellten Entwicklungen können sozialer, techno- mente hinaus auch unterschiedlich geartete Relatio- logischer, kultureller, wirtschaftlicher, infrastrukturel- nen durch Pfeile und Symbole. So gibt es einfache Ver- ler, wissenschaftlicher, etc. Natur sein. Es geht aber bindungen, die durch Striche zwischen zwei Elementen immer darum, zu verdeutlichen, auf welcher Stufe oder dargestellt werden. auf welchem strukturellen Niveau sich eine Strömung 12
Großanlagen Grundwasser- Ölpreiskrisen (Dänemark) schutz 1. und 2. Energie- Großforschungs- BMFT forschungspro- einrichtungen gramm KTBL Gülleaufbereitung Universitäre FA Braunschweig Forschungsförde- Landw. Universitä- Lw. Forsch. rung ten, Fakultäten anstalten Akademie d. Landwirtschafts- wissenschaften Land. Betrieb/ Kleine Hofbiogasan- Biogas-Großanlagen Idealisten lagen Eigenbau (ehem. DDR) Klärgas- und Deponiegastechno- logie BMFT Bundesministerium für Forschung und Techologie KTBL Kuratorium Technik u. Bauwesen i. d. Landwirtschaft Abbildung 6: Beispiel einer Konstellationsanalyse zur Pionierphase der Biomasse- und Biogasnutzung von 1970 bis 1990 in Deutschland (BRD und DDR) (Bruns, Köppel, Ohlhorst, & Wenzel, 2009, S. 138) 13
oder Entwicklung gerade befindet: Ist letztere eher auf Dieser enthält Prozesse und Ereignisse, die der Kon- der unteren Stufe einer Nischenentwicklung anzusie- trolle und dem Einfluss des Quartiers entbehren, sich deln, ist sie bereits Teil eines oder bildet sie ein eigenes also z.B. auf höheren Ebenen abspielen. Hier ist in Regime im sozialen/wirtschaftlichen/kulturellen/etc. der untersuchten Zeitspanne z.B. die Finanzkrise von Mainstream oder stellt sie sogar einen übergeordneten 2007/08 zu nennen, die als übergeordneter Kontext in Kontext bzw. Landscape dar? einem bestimmten Zeitraum dennoch eine direkte Aus- wirkung auf das Leben im Quartier hatte. Für die vorliegenden Konstellationsanalysen war die Die vertikale Sortierung wurde vom KA-Team 2019 MLP Grundlage für die vertikale Bedeutungsachse. aufgegeben, da die Einordnung sowie die horizonta- Diese stellt allerdings, wie schon erwähnt, ein nicht len Vergleiche der Elemente als nicht aussagekräftig quantifiziertes Kontinuum dar, das die Abbildung eines genug eingeschätzt wurden. Dementsprechend findet Bedeutungsunterschieds zwischen Elementen und/ sich am linken Rand der Darstellung rund um 2019 kein oder Clustern erlauben soll. Die Logik der Landscapes Hinweis auf die Bedeutungsabstufung mehr. entspricht weitgehend der Idee des in der KA üblicher- Die Kontext-Ebene am oberen Rand wurde jedoch bei- weise verwendeten Kontexts. behalten. Elemente-Typen Was ist gemeint? Mögliche Beispiele im Mirker Quartier Akteur (Soziale) Akteure und Akteursgrup- Stadtentwicklung Wuppertal, BV pen, Stakeholder, Institutionen und Elberfeld, Utopiastadt, Alte Feu- Organisationen erwache, Arbeitskreis Nordstadt, Forum:Mirke etc. Natürliches Element Stoffe, Ressourcen, Umweltmedien, (Frei-)flächen im Quartier, naturna- tierische und pflanzliche Lebewe- he Umgebungen, Stadtgrün, Luft- sen, die Landschaft sowie Natur- und Wasserqualität etc. phänomene (z. B. Klima); Entwick- lungen in Natur und Umwelt Technisches Element Artefakte, technische Einrich- Infrastrukturen, Verkehr, gebaute tungen und Verfahren, bauliche Umwelt, (Bau-)Denkmäler etc. Strukturen Zeichen Ideen, Ideologien, Interessen, Nor- Integriertes Handlungsprogramm, men, Gesetze, Preise, Programme Stadtumbau West, Kampagne und Konzepte, Diskurse, Leitbilder, „Armer Anfang ist schwer“, Leer- institutionelle, rechtliche und öko- stand, Aufbruchsstimmung etc. nomische Faktoren Tabelle 1: Erläuterung der Elemente-Typen für das Mirker Quartier (Eigene Darstellung nach Ohlhorst und Kröger, 2015) Abbildung 7: Café Multikulti an der Hochstraße, 2014 14
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Abbildung 8: Zeitstrahl: Mirker Quartier 2007 – 2020 | ausgewählte Stationen Kultur | Soziales | Bildung Juli 2013: Kampag- ne der AFW „Armer Anfang ist schwer“ Tödlicher „Unfall“ Januar 2011: Letzte Gathe/Eckernför- Webaktivität der der Str. Initiative Friedrichstr. 2007: 5 Jahre 2009: Gründung Erstes „Only Talflimmern in der Förderverein Pro 1. „Needful Things“ Hut“-Konzert alten Feuerwache Mirke e.V. November 2011: Design-Markt „Stadtteilzentrum“ 1. Forum:Mirke jährl. Projekt „Erleb- August 2009: Diakoniekirche 2012: Grundstücksk äufe 2013: 7000 nisse statt Gewalt“ in Bohm und Böhmer: Eröffnung Okt. 2010: Festival des BJR der DİTİB- Besucher*in- der Nordstadt Theater um die Ecke Hebebühne „Zeitlos“ im Café ADA Gemeinde Gathe nen im Mirker Juni 2008: Umzug 2009/2010: Internet- Freibad Bergische VHS aus der Video-Talkshow „Dem 2011: Einzug Januar 2012: Erste Utopiastadt in Aufführung im Alte Feuerwache Wiesenstr. In die lieben J. sein Wupper- 2010: Start von den Mirker Bf TalTonTheater wird Träger von Cronenberger Str. tal“ „Ein km² Bildung“ „Ein km² Bildung“ Oktober 2007: 2010: Neugestal- Oktober 2012: Diskussion zu Alkohol- tung Schulhof & Kulturfest gegen 2013: Neugestal- August 2013: genuss auf Kinderspiel- 2009: Mensa RS Mensa RS Neue Pro NRW-Demo an der tung Schulhof GS Eröffnung plätzen im Quartier Helmholtzstr. Friedrichstr. alten Feuerwache Markomannenstr. KLUB 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2006-2010: Hof- und Fassadenprogramm (17 Objekte) Februar 2011: Einschrän- 2013 Auszug kung Hof- und Fassaden- Großmieter aus 2008: Baumfällung auf Abbruch Baudenkmal 2010: Gestaltung der Frei programm aufgrund der Goldzack- dem Schulhof RS Neue Friedrichstr. 6a fläche Froweinstraße Café fehlender Mittel Fabrik Helmholtzstr. ADA/ Mare e.V. September 2011: Inkrafttreten IHP Zusammenlegung & „Stadtumbau West“ August 2008: BV beschließt Drohende Streichung von Konkretisierung des IHP Stellen im Bereich städt. Erweiterung Tempo Vorstellung neues „Stadtumbau West“ Kinder- & Jugendarbeit 30-Zonen Nordstadt Angstraumkonzep- und Mirker Straße tes inkl. Karlsplatz, Sanierung März 2009: Sanierungssatzung Carnapsplatz September 2011: Fassade RS Stadtumbau West und Soziale Stadt Freigabe der Helmholtzstr. einschl. Nordbahntrasse Einbahnstraße 2007: Bezirksbürger- November 2009: Neue BV unterstützt Eckernförder Str. für meister: Hans Jürgen Bezirksbürgermeisterin: „Stadtteilzentrum“ den Radverkehr Vitenius (SPD) Claudia Hardt (CDU) Diakoniekirche Schuldenstand Stadt: ca. 2 Mill.; Neuverschuldung ca. 200 Mio. Umwelt | Politik | Wirtschaft 16
2013-2019: Zahl der 2018: erstmals leben Wohnungslosen in Menschen aus 100 Wuppertal steigt Nationen im Mirker Ab 2011: Altersarmut in Quartier Wuppertal steigt Vermehrte Ankunft von Geflüchteten September 2018: Januar 2020: Neueröff- Gründung des Stadtlabors nung des Bandwebermuse- April 2015: Messer- Januar 2016: Start der »WE ARE KIOSK« ums im Goldzackgebäude angriff im AZ Coforschungsgruppe Begegnungscafé (Utopiastadt & TransZent) Apr. 2018: Gründung des Juni 2019: Hebebühne in der alten Vereins 'Initiative feiert Zehnjähriges Feuerwache März 2017: Feststel- Kreuzkirche' lung einer Abwärts- Juni 2019: Online- Platt- Entwicklung der Gathe Dezember 2017: Homepage form „GeoPortal des Guten 2014: www.quartier- mirke.de Lebens“ fertiggestellt Foodsharing August 2015: Wuppertal Ab Februar 2017 Erster Sep. 2017: OB ruft zum April 2019: Mann wird auf startet Umbau Gepäckabferti- Trassenrave „Bündnis gegen Armut der Gathe angeschossen gung Utopiastadt - für soziale Gerechtig- Oktober 2014: April 2015: Dezember 2018: Start des Projekts November 2016: keit“ auf Bauvorhaben der 1. AWUG 'Utopiastadt Campus' mit dem Kauf Kampagne der alten von 11.100 Quadratmeter der Fläche DİTİB-Gemeinde Sep. 2017: Erstes Gathe August 2016: Erstes Feuerwache „Wir feiern Kunst- und Kultur- und weiterer 25.000 m² in 2019 Sommerblühen 25 Jahre Kinderarmut“ festival 'KulturTrasse' Mirker November 2018: 5. Quartiersfest 2016/17: Zahlreiche Quartierskarte Geburtstag Forum:Mirke Bildungs-, Austausch- Juni 2017: Verkündi- Wiedereröffnung und Sportangebote für gung Schließung und Dezember 2019-Ende 21: Sanierungs- Wirtschaftswunder Geflüchtete Verkauf Diakoniekirche arbeiten Hauptgebäude Utopiastadt Arche Mai 2015: Einwei- Dezember 2016: Januar 2017: März 2018: Auszeichnung Januar 2019: Noah-Bar hung Klimaschutz- Eröffnung Boulder- Eröffnung Boulder- Utopiastadt Creative. Eröffnung Kultur- schließt siedlung Malerstr. café „Bhf Blo“ halle „Bhf Blo“ Spaces des Landes NRW kindergarten 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Februar 2014: Neuer/ Quartiersfonds 2016-2018 Quartiersfonds 2019-2020 alter Bezirksbürger- meister Hans Jürgen Diskussion um die Neugestal- 2017-2022: Hof- und Fassadenprogramm (bis 2020 4 Objekte) Vitenius tung Carnapsplatz Mai 2018: Januar 2019: 2020-2022: Bau Oktober 2014: März 2015: Neubau Brücke Starkregenereignis Ankündigung Gründer-Campus auf Erarbeitung eines Eröffnung Wüstenhofer Str. in Wuppertal SDE21 in Wuppertal dem Ex-Poco- Areal an Einzelhandels- und Patina Store der Uellendahler Mai 2016: Zentrenkonzeptes Juli 18: Bürgerbeteiligungs- Straße 70-72 Eröffnung Weinerei für die Stadt verfahren zur Mobilität und Wiesenstraße Bis vrstl. 2021: Kanalbauarbeiten in der Umbau in der (Neuen) Erweiterung der Friedrichstraße (Neuen)Friedrichstraße Eröffnung: Gebietskulisse IHP Vacation Bis 2025: Umbau –und Erneuerungs- „Stadtumbau West“ Oktober 2018: BV Records maßnahmen auf der A46 beschließt die Dezember 2014: Eröffnung Friedrichstraße Mai 2019: Europa-Wahl Nordbahntrasse zur Fahrradstraße und Seilbahn-Befragung 2015: weitere Freigaben von Okt 16:„Utopiastadt zu machen Campus Flächenent- November 2019: Dezember 2019: Einbahnstraßen für den wicklungsbeirat“ Start kostenloser Start des Verkaufs- Radverkehr (u.a. Neue gegründet Lastenradverleih prozesses Goldzack- Friedrichstr., Malerstr.) des Klimaschutz- fabrik Sept. 2015: Wahl von projektes „Kurze Wege für alle“ Vrstl. 2021: Umbau Oberbürgermeister der (Neuen-) Mucke (SPD) Oktober 2018: Start des Friedrichstraße zur Verstärkte Diskussion um die Entwicklung des Mobilitätsprojektes „Kurze Fahrradstraße Utopiastadt Campus mit Aurelis, Stadt Wege für den Klimaschutz“ Wuppertal, Wirtschaftsförderung und Vrstl. 2021-2023: Investoren (Küpper Bros.) März 2017: April 2019: Neues Umbau des 2. Innenstadtkonfe- Stadtentwicklungs- Vorplatzes Mirker Dezember 2015: Start renz findet statt konzept „Zukunft Bahnhof in zwei der Spendenplattform Wuppertal“ Bauabschnitten ‚Gut für Wuppertal‘ Mai 2017: Erstes Bürgerbudget für den Juli 2019: Bürgerbetei- Doppelhaushalt ligung zur Umgestal- 2018/2019 tung Vorplatz Mirker Bahnhof 17
Durchführung der Konstellationsanalyse Teilnehmende Gewerbe konnte leider keine Person zur Teilnahme motiviert werden, wobei Utopiastadt über Aktivitäten Für die Erstellung der Konstellationsanalyse wurden der Kreativwirtschaft eine inhaltliche Nähe aufweist. 2017 drei und 2020 zwei partizipative Workshops mit Klassische Umweltverbände sind im Quartier nicht (fast) identischer Besetzung durchgeführt. Die Gruppe ansässig oder regelmäßig aktiv und deshalb nicht ein- mit jeweils ca. neun Personen („KA-Team“) und wurde gebunden. In der ersten Runde stellte das Team fest, moderiert von Matthias Wanner, wissenschaftlicher dass in der eigenen Runde Repräsentant*innen mig- Mitarbeiter am transzent (2017) bzw. dem Wuppertal rantischer Organisationen oder Gewerbetreibende im Institut (2020). Zusätzlich waren jeweils eine protokol- KA-Team fehlten. Der langjährig im Quartier ansässige lierende und eine in verschiedenen Funktionen unter- Verein Anadolu Wuppertal e.V. wurde deshalb einge- stützende Person aus dem transzent anwesend. Die laden, an den Runden teilzunehmen. Vertreter*innen Zusammenstellung des KA-Teams fand in Rücksprache waren zwar verhindert, wurden jedoch jeweils über die mit den Organisationsteam des Forum:Mirke statt. Durchsicht der Konstellationen sowie 2017 mit einem weiteren Interview eingebunden. Die Gruppe setzte sich zusammen aus Gaby Schul- ten, Thomas Weyland (beide u.a.: ORG.BERATUNG, Ablauf Zwischennutzungsagentur 2007-2011, Wohnungsge- nossenschaft Ölberg, Orga-Team Forum:Mirke), Klaus Die beiden Runden 2017 und 2020 liefen in ähnlicher Lüdemann (Stadtratsmitglied bzw. Bezirksvertretung Reihenfolge ab: Elberfeld für B90/Die Grünen), Christine Riesner Zu Beginn erfolgte eine Einführung in die bzw. Auf- (Pflegeexpertin, Anwohnerin), Ulla Pomian (Projektma- frischung der Methodik der KA, Fragen konnten geklärt nagement Stadtteilarbeit West, u.a. Leitung AK Nord- und das Verständnis des Vorgehens sichergestellt stadt), Christian Hampe (Mitgründer und Geschäfts- werden. Der Runde wurde ein vom transzent erstellter führer Utopiastadt gGmbH, Orga-Team Forum:Mirke), Zeitstrahl von 2007 bis 2017 bzw. 2017 bis 2020 mit Er- David J. Becher (Vorstand Utopiastadt Förderverein, eignissen im und um das Quartier herum ausgehändigt Orga-Team Forum:Mirke & Kulturschaffender), Dieter (siehe Abb. 8 und Abschnitt Datenquellen, S. 20). Die- Bieler-Giesen (Stadt Wuppertal, Ressort Stadtent- ser sollte unterstützende Wirkung im Erinnerungspro- wicklung und Städtebau) und Joachim Heiß bzw. Jana zess der einzelnen Zeitpunkte bzw. Zeiträume bieten. Ihle (Geschäftsführer bzw. Pädagogische Leiterin Alte In den ersten Workshops 2017 einigte die Gruppe sich Feuerwache gGmbH und Orga-Team Forum:Mirke). Die darauf, drei Konstellationen für die Zeiträume rund um neun Teilnehmenden weisen alle einen klaren Quar- 2007, rund um 2012 und rund um 2016 anzufertigen. tiersbezug auf. Der Großteil der Gruppe ist außerdem Anschließend wurde mit der ersten KA für den Zeit- wohnhaft in der Nordstadt oder im Mirker Quartier raum um 2007 gestartet. Alle Teilnehmenden konnten selbst. Bei der Auswahl der Teilnehmenden wurde ver- in ihren Augen relevante Akteure, Zeichen, natür- sucht, alle relevanten Bereiche des Lebens im Quartier liche und technische Elemente nennen. Während der Mirker durch mindestens eine Person abzudecken (de- Sitzung wurden diese an Pinnwänden festgehalten, finiert als Soziales, Kultur, Bildung, Umwelt, Gewerbe eingeordnet und grob geclustert. Vor der zweiten Sit- und Politik (siehe Abb. 8)). Ein zusätzliches Kriterium zung wurden am transzent auf Grundlage des ersten für die Auswahl war, dass die Person einen Überblick Workshop vorläufige Darstellungen für die Zeit rund um über das Quartier seit ca. 2005 hat. Aus dem Bereich 2007, rund um 2012 und rund um 2016 erstellt. In den 18
Abbildung 9/10: Goldzack-Fabrik mit TalTonTHEATER in der Wiesenstraße, 2014 Abbildung 11: Goldzack-Fabrik mit Boulderhalle und Café Bahnhof Blo, 2018 19
Workshops 2020 (einmal live, einmal virtuell) erfolgte zugänglichen Quellen, wie z.B. eigene Projektarchive, die Erstellung einer Konstellation rund um 2019, also städtische Statistiken und Protokolle des Arbeitskreis drei Jahre später. Ausgangspunkt war die Konstella- Nordstadt und 3) aus weiteren Recherchen wie z.B. tion 2016, die an verschiedene Stellen verändert und Interviews mit Expert*innen und weiteren Insider*in- aktualisiert wurde. nen, Ortsbegehungen, teilnehmenden Beobachtungen und weiteren Datenquellen (wie z.B. die Immoscout24- Die Ergebnisse der Sitzungen wurden zwischendurch Daten). und abschließend durch Matthias Wanner und Kol- leg*innen aufbereitet und zur Verfügung gestellt. Die Zusatzrecherchen der Kategorie 3 sind tabellarisch abgebildet. 2017 lag der Schwerpunkt dieser Recher- Datenquellen chen auf migrantischer Ökonomie, muslimischen religiösen Strukturen, dem Spielhallen- und Wettlokal- Die Daten für die Konstellationsanalyse speisen sich Cluster an der Gathe und Hochstraße sowie illegalen grob aus drei Quellen: 1) Öffentlich und “am Schreib- und kriminellen Aktivitäten im Quartier. 2020 lag ein tisch” zugängliche Quellen wie Zeitungsarchive, Proto- Zusatzfokus auf der Mietpreisentwicklung, Alters- kolle der Bezirksvertretung und dem Forum:Mirke, dem armut, Immobiliengesellschaften im Quartier und der Ratsinformationssystem, städtische Berichte und Pro- Entwicklung der Kriminalität. Der vorherige gute Draht gramme, street-view-Ansichten und online-Portalen zur Bezirkspolizei war jedoch durch einen Personal- von Vereinen, Organisationen, Initiativen und Projek- wechsel verloren gegangen, weitere offizielle Daten zur ten, 2) aus dem Wissen der Teilnehmenden und ihnen Kriminalität konnten nicht aufgebracht werden. Abbildung 12: Café ADA, 2019 20
Zusatzrecherchen Jahr Format Datenquelle/Informant*in Themenbereich(e) 2017 Interview Nachtclub-Betreiber auf der Gathe Soziale und ökonomische Struk- turen entlang der Gathe, Eigen- tümer*innen- und Betreiber*in- nenbeschreibungen, Armut, Zuwanderung, ethnische Konstel- lationen und Konflikte, Gewalt und Kriminalität, illegale Geschäfts- praktiken 2017 Interview Anonymer “Gathe-Insider” (seit 1980 Soziale und ökonomische Struk- dort wohnhaft, verschiedentlich in turen entlang der Gathe, Eigen- die Geschäftsstrukturen vor Ort ein- tümer*innen- und Betreiber*in- gebunden, u.a. als Türsteher) nenbeschreibungen, Armut, Zuwanderung, ethnische Konstel- lationen und Konflikte, Gewalt und Kriminalität, illegale Geschäfts- praktiken 2017 Interview Erol Çelik, Vorsitzender des ca. 180 Migrantische Selbstorganisation, Mitglieder zählenden türkischen Bildungs- und Kulturarbeit, musli- Bildungs- und Kulturvereins Anadolu mische Strukturen im Quartier Wuppertal e.V. 2017 Gespräch Bezirkspolizei Kriminalität, Wett- und Glücksspiel, illegale Aktivitäten, Armut 2017 Recherchen und Fachstelle “Wegweiser Bergisches Prävention, Deradikalisierung und Telefonat Land” Beratung zu religiösem Extremis- mus im Islam, islamistische Aktivi- täten in Wuppertal und dem Mirker Quartier 2017 Vor-Ort- Schilder, Reklame, zugängliche Cafés Zählung und Kartierung aller Recherche und Kneipen Wettbüros und Spielhallen bzw. Automaten 2020 Datenanalyse Rohdaten von Immoscout 24 Mietpreisentwicklung 2020 Online-Recherchen Wohnanlagen-Eigentümer:innen Bestand an Wohnanlagen (in städ- und Telefonate tischem, genossenschaftlichen oder privaten Besitz) 2020 Online-Recherchen AWO Wuppertal, Stadtteilservice, Altersarmut, Hilfestrukturen und Telefonate Sozialamt Wuppertal Tabelle 2: Zusatzrecherchen 21
Ergebnisse Grundlegende Dimensionen des Quartiers Um das Mirker Quartier in seinen Grundzügen im ge- mit umliegenden Städten, als auch innerhalb von Wup- wählten Zeitraum von ca. 2006 bis 2019 zu verstehen, pertal. In den letzten Jahren ist ein stetig steigender wurde eine vereinfachte halbgrafische Darstellung mit Mietpreisspiegel im Quartier zu vernehmen. Die Miet- vier Bereichen gewählt (s. Abb. 18). Die Grafik wurde preise liegen weiterhin konstant unter dem Wupper- vom transzent v.a. mit Rückgriff auf das Integrierte taler Durchschnitt, allerdings ist die Steigerungsrate Handlungsprogramm (IHP; Stadt Wuppertal, 2014) zwischen 2012 (Tiefpunkt) und 2019 im Mirker Quartier entwickelt und im ersten Durchgang 2017 ebenfalls mit mit ca. 26% im Vergleich zu Wuppertal mit 24% leicht dem KA-Team (s. Kap. 2 Teilnehmende) diskutiert. erhöht (Immoscout24, o.J.; siehe Abb. 15). Zudem Das Mirker Quartier wird in dieser Darstellung in vier herrscht im Quartier, im Vergleich zu anderen Wupper- Bereiche unterteilt, die einen Aufschluss über die taler Stadtteilen, eine höhere Mietbelastungsquote, Charakteristika des Quartiers und der Entwicklung seit die sich auf die unverhältnismäßige Relation zwischen ca. 2006 geben. Die Bereiche umfassen von links nach durchschnittlichen Haushaltseinkommen (LEG, 2016) rechts: (1) Aktivitäten innerhalb der Kulturbranche und und den (steigenden) Mieten zusammensetzt und ein Gewerbe (v.a. Dienstleistungen und Gastronomie), (2) deutliches Anzeichen für die finanziell schwache Be- demographische Angaben zu den Bewohner*innen wohnerschaft ist. Das hat zur Folge, dass auch kleine des Quartiers und stark mit den Ausprägungen des Mietpreissteigerungen einen wesentlich größeren benachteiligten Quartiers verbundene Institutionen, Effekt haben können als in anderen Stadtteilen. Dies (3) Gebäude und Immobilien, also die „Hardware“ des sind mögliche Gründe für eine beginnende Gentrifizie- Quartiers, sowie (4) Aktivitäten rund um Stadterneue- rungsdebatte seit 2017/18, die jedoch 2019/20 etwas rung und -planung. Da jeder Bereich eigene Pfad- abgeflaut ist. abhängigkeiten, Zeithorizonte und Eigendynamiken Die Wohnlagen werden auf einer vierstufigen Skala der Erneuerung hat, kann man mit Schnur (2013) von (einfach – mittel – gut – exklusiv) durchgehend als „Zyklen“ sprechen. „mittel“ bezeichnet, mit Ausnahme der Wohnungen entlang der Ausfallstraßen und im südlichen Bereich Gebäude und Immobilien der A46, dort herrschen „einfache“ Wohnlagen vor (GARS, 2017, 2018, 2019, 2020). Es gibt einen anhal- Das Mirker Quartier ist stark gründerzeitlich geprägt. tenden Sanierungsstau in Wohn- und Gewerbeimmo- 58% der heute knapp 760 Gebäude wurden laut städ- bilien sowie eine Reihe problematischer Immobilien. tischen Daten vor 1920 gebaut, nach dem zweiten Zwischenzeitlich gab es schrottreife Immobilien in Weltkrieg kamen bis 1990 noch 229 Gebäude dazu bzw. niedrigem zweistelligen Bereich in der Mirke, einige wurden ersetzt. Seither stagniert der Neubau, es ka- davon konnten bzw. mussten aufgekauft und abgeris- men nur im einstelligen Bereich neue Gebäude hinzu. sen werden. Die Anzahl von Problem- und Schrottim- Über die Hälfte der Gebäude im Quartier ist denkmal- mobilien ist mittlerweile auf einen einstelligen Bereich geschützt, die Eigentümer*innenstruktur ist äußerst gesunken. In den Jahren 2007 bis 2012 versuchte das kleinteilig. Dies zeigt sich auch darin, dass die Stadt Projekt „Zwischennutzungsagentur“ insbesondere kaum selbst verwalteten Gebäudebesitz (inkl. Sozial- leerstehende Ladenlokale neu zu beleben, was im wohnungen) im Quartier hat. Ebenso gibt es insgesamt Förderzeitraum gut gelang, jedoch kaum längerfris- wenige und kaum größere Immobilieninvestor*innen tige Effekte hatte. Auch die speziell für die Sanierung oder Wohnungsgesellschaften (GWG, LEG, Clees-Grup- und Immobilienaufwertung gegründete Wuppertaler pe, EBV) die im Quartier aktiv sind. Die wenigen im Quartierentwicklungsgesellschaft (WQG) konnte in Quartier ansässigen Wohnungsgesellschaften ver- dem Untersuchungszeitraum keine nennenswerten walten nur eine sehr geringe Menge an Wohneinheiten. Impulse für den Immobilienzyklus liefern. 2018/19 Ein Beispiel für neuen Wohnbau durch große Träger wurde sie von den Gesellschafter*innen aus verschie- sind die Wohnhäuser entlang der unteren Wiesenstra- denen Gründen, v.a. einer negativen finanziellen Bilanz, ße, die von der Clees-Unternehmensgruppe Anfang aufgelöst. Innerhalb der ersten Periode der Stadt- der 00er Jahre nach Abriss neu gebaut wurden. Die umbau-Förderung (2006 – 2010) konnten mittels des Wohnflächen in der Mirke sind kleiner als im Wupperta- Hof- und Fassadenprogramms 17 Projekte realisiert ler Durchschnitt, was hauptsächlich an einer höheren werden. In der Zeit von 2017 -2019 kamen 4 weitere Anzahl an Single-Wohnungen (max. 45qm) und der Projekte hinzu. Die durchschnittliche Förderung pro geringen Anzahl an Wohnungen über 90qm liegt. Projekt beträgt ca. 7.000 € bei einer Investitionssum- Das Mietpreisniveau ist niedrig, sowohl im Vergleich me von durchschnittlich ca. 18.000 €. Das Programm 22
wird in den nächsten Jahren fortgesetzt. Die Förder- raum das Förderprogramm Stadtumbau West von 2006 möglichkeit wurde in regelmäßigen Abständen erwei- bis 2012 für die gesamte Nordstadt genannt werden, tert und läuft aktuell bis 2022. Denkmalschützer*innen das 2015 speziell für das Mirker Quartier ausgebaut und Architekturinteressierte finden im Mirker Quartier und verlängert wurde. Wichtige Bestandteile dieses ein höchst interessantes, oft durchgehend intaktes Integrierten Handlungsprogramms (IHP) war die Unter- historisches Erscheinungsbild vor, das dem Quartier stützung von Utopiastadt, die Förderzusage für die baukulturell eine starke Identität verleiht. Sanierung des Mirker Bahnhofs, Gelder für die Umge- staltung des Bahnhofvorplatzes, die Verlängerung des Stadterneuerung und –planung Hof- und Fassadenprogramms, eine Verlängerung und Ausweitung der sogenannten Mitmachprojekte sowie Für Stadtentwicklung im baulichen Sinne bot das die Anerkennung des 2013 durch Utopiastadt gegrün- Quartier während der letzten Jahrzehnte wenig Poten- deten Forum:Mirke als relevante Quartierskonferenz. zial, da es zum allergrößten Teil bereits vor dem ersten Weltkrieg „fertig“ gebaut wurde (s. Gebäude und Im- Alle genannten Projekte sind Stand Anfang 2020 noch mobilien). Sowohl prekäre Gebäudezustände, als auch in der Umsetzung oder wurden verlängert. Manche eine sich zuspitzende soziale Problematik geprägt von Vorhaben harren noch der Umsetzung, wie z.B. der Kinder- und Jugendarmut sowie vergleichsweise hohe Umbau des Bahnhofvorplatzes. Insgesamt wurde Arbeitslosenzahlen fordern die Stadt und andere Ak- jedoch mit dem Bündel an Maßnahmen die Entwick- teur*innen jedoch immer wieder zum Handeln auf. Eine lungsimpulse aus der Bürger*innenschaft und von grundlegende Einschränkung städtischer Handlungs- zentralen Organisationen im Quartier sichtbar unter- fähigkeit im Quartier stellen die seit Jahren leeren Kas- stützt. Auch finden verstärkt städtisch organisierte sen der Stadt Wuppertal dar, die weiterhin mit einem Bürger*innenbeteiligungsveranstaltungen im Quartier harten Sparkurs einhergehen. Dies verhindert bzw. statt (z.B. zur Bahnhofsvorplatzgestaltung und der verzögert z.B. die konsequente Sanierung von Grün- Fahrradstraße (Neue) Friedrichstraße). flächen und Kinderspielplätzen im Quartier. Im Gegen- Ein weiterer Stadtentwicklungs-Eckpfeiler an der satz dazu ist das Quartier im Untersuchungszeitraum Schnittstelle zwischen zivilgesellschaftlichem und stark geprägt vom Engagement von Privatleuten, städtischem Engagement ist der Umbau der Nord- zivilgesellschaftlichen Gruppen und/oder sozialen/ bahntrasse 2008-2014 zur allseits beliebten Fuß- und kulturellen Organisationen. Insbesondere das Projekt Radverbindung entlang der Nordhöhen, der haupt- Utopiastadt im alten Mirker Bahnhof (2011) entwickelte sächlich von der Wuppertal Bewegung organisiert sich zu einem Schwerpunkt der aktiven Quartiers- und wurde. Die Nordbahntrasse verläuft durch den nördli- Stadtentwicklung von unten und prägte maßgeblich chen Teil des Mirker Quartiers und trägt seit ihrer Eröff- die Benennung des östlichen Teils der Nordstadt als nung im Dezember 2014 zu einer wesentlich besseren „Mirker Quartier“. Als zentrales Instrument von Politik Anbindung des Quartiers für Fuß- und Radverkehr in und Verwaltung muss für den Untersuchungszeit- Ost-West-Richtung bei. Im Rahmen der Förderung des Abbildung 13: Fahrradmesse Bergische Velo am Mirker Bahnhof, 2018 23
Radverkehrs wurden auch zahlreiche Einbahnstraßen ten Neue Friedrichstraße und Gathe nicht in die Karten für Rad-Gegenverkehr freigegeben und - auf öffent- spielte. Im immer wieder problematischen Raum an der lichkeitswirksamen Druck hin und durch dringende Gathe, der im Osten des Quartiers liegt, fällt das dichte Kanalbauarbeiten ermöglicht - die (Neue) Friedrich- Spielhallen- und Wettbüro-Cluster ins Auge. straße zur zweiten Fahrradstraße in Wuppertal umge- Auf den zum Quartier gehörenden oder quartiersnahen baut (Bauende 2021). Straßenzügen um die Gathe und an der angrenzenden 2018 unterstützte die Stadt Wuppertal Utopiastadt im Hochstraße befanden sich Anfang 2017 von außen Rahmen eines kooperativen Planungsprozesses und ersichtlich 21 Spielhallen, Wettbüros und/oder Kneipen mit einem gemeinsam mit dem Flächeneigentümer mit mehreren Spielautomaten (siehe Abschnitt Kultur verabschiedeten Rahmenkonzept dabei, die Idee des und Gewerbe). Dieser Entwicklung, die als Symbol Utopiastadt Campus zu realisieren (siehe Teilgeschich- für die sozialen Herausforderungen stehen kann, ten). Die öffentliche Förderung der Sanierung und sollte durch das 2012 beschlossene Spielhallen- und Umgestaltung des Mirker Freibads wird ebenfalls von Wettbürokonzept der Stadt Wuppertal (auf Basis der Politik und Verwaltung stark unterstützt. Glücksspielstaatsverträge und folgenden NRW-Ge- In Bezug auf die gewerbliche Situation sorgte die Er- setzgebung von 2012) entgegengewirkt werden (Stadt öffnung der City-Arkaden ab 2001 für eine Verlagerung Wuppertal, 2012). Städtische Bebauungspläne wurden des City-Einkaufsbereichs Richtung Hauptbahnhof, seither zu Ungunsten einer Ansiedlung neuer Spielhal- was vor allem den ehemaligen Einzelhandelsstandor- len abgeändert. Im Winter 2017 endete die fünfjährige 9000 8500 8000 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Abbildung 14: Bevölkerungsentwicklung im Quartier Mirke, absolute Zahlen (Stadt Wuppertal, 2020) 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Abbildung 15: Entwicklung der prozentualen Anteile von migrantischer (schwarz) und ausländischer (grau) Bevölkerung im Mirker Quartier (Stadt Wuppertal, 2020. Der Anteil migrantischer Bevölkerung wird von der Stadt Wuppertal erst seit 2007 ausgewiesen.) 24
Übergangsfrist der Gesetzgebung, die eine feste, nur den Trassennetz und unterstreicht großräumig, ohne in Ausnahmesituationen verhandelbare Abstandsrege- auf Details einzugehen, die Entwicklungspotentiale lung zwischen Spielhallen von 350m vorsieht. Die Kon- des Quartiers (Stadt Wuppertal, 2019). sequenzen dieser hoheitlichen Vorgaben für die Spiel- hallenansammlung an der Gathe und damit für das Bewohner*innen Quartier sind gering. Lediglich drei Spielhallen wurden stadtweit geschlossen, die Klagen gegen die Verord- Die Nordstadt ist der am dichtesten besiedelte Bereich nung waren teils erfolgreich oder sind noch anhängig. im Wuppertaler Stadtgebiet und 2019 Wohnraum von Der am Eingangstor zum Quartier liegende Karlsplatz rund 17.240 Menschen (Stadt Wuppertal, 2019), wovon wurde zwischenzeitlich zum Angstraum erklärt und etwa 8.600 im Mirker Quartier leben. Die Bevölkerungs- soll 2020 weiter umgebaut werden. Ein umfassendes dichte liegt bei 146 Einwohner*innen pro Hektar. Gestaltungskonzept liegt jedoch nicht vor und weiter- Vernachlässigt man die beiden größten, nicht für Wohn- hin fehlen sowohl öffentliche Gelder als auch private zwecke genutzten Flächen (Friedhöfe und Utopiastadt Initiativen, die dem Platz an der Schnittstelle zwischen Campus), liegt sie sogar bei 194,7 EW/ha (Wuppertal ge- City und Quartier eine neue Attraktivität verleihen samt: 21,1 EW/ha). Die Einwohner*innenzahlen steigen könnten. Das 2019 veröffentlichte Stadtentwicklungs- seit 2012 nach vielen Jahren der Stagnation und des konzept verortet die Mirke zwischen der langgezoge- Bevölkerungsverlusts wieder leicht an (siehe Abb. 14), nen urbanen Lebensader im Tal und dem impulsgeben- erreichen aber noch nicht das Niveau vor 2000. 6,5 5,5 4,5 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Abbildung 16: Mietpreissteigerung - Kaltmiete pro qm (Median) im Quartier Mirke (grau) und Wuppertal gesamt (schwarz) (Immobilienscout 24) 160 130 100 70 40 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Abbildung 17: Anzahl der Nationen im Quartier Mirke (grau) und in Wuppertal (schwarz) (Stadt Wuppertal, 2020) 25
(Neue) Friedrich- straße als zweite Fahrradstraße Wuppertals Stadtentwicklung Wenige private Immobilieninves- tor*innen Städtische Über- Schleppender Sehr wenige schuldung Umbau öffentlicher Neubauten Sinkende Anzahl Plätze GMW & GWG Schrottimmobilien Verschiebung des Stark gründerzeit- Integriertes LEG, Clees-Gruppe, Kleinteilige City- Einkaufsbe- lich geprägtes Handlungspro- EBV Eigentümer*innen- reichs Richtung Hbf Mischgebiet 58% der gramm Stadtumbau struktur West 2006-2012 Gebäude vor 1920 gebaut 50% denkmalge- Utopiastadt gGmbH schützte Gebäude Günstige Mietpreise und Förderverein seit 2011, Utopia- Fortschreibung IHP Viele Single-Woh- stadt Campus seit Stadtumbau West nungen, wenige über Anhaltender 2018 2015-2018 90qm Sanierungsstau in Wenig Sozialwoh- Gewerbe- & nungen und öffentl. Hof- & Fassaden- Wohngebäuden betriebene Gebäude Forum:Mirke seit 2013 AK Nordstadt seit programm Anfang 90er WQG gGmbH (bis 2018) Mitmachfonds 2006-12 & 2015-18, Kaum Wirkung der 2019-21 Glücksspielregulie- rung Bau der Nordbahn- trasse 2008-2014 Gebäude & Immobilien „Immobilienzyklus“ Stadterneuerung & -entwicklung „Planungszyklus“ Abbildung 18: Der Kontext des Mirker Quartiers im Zeitraum von ca. 2006-2020 in vier Dimensionen bzw. „Zyklen“. Abkürzungen siehe S.2 und Glossar ab S.60 26
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