2020 BERATUNGSSTELLE FÜR ELTERN, KINDER UND JUGENDLICHE - FÜR STADT UND LANDKREIS FULDA - Beratungsstelle für Eltern ...
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BERATUNGSSTELLE FÜR ELTERN, KINDER UND JUGENDLICHE JAHRESBERICHT FÜR STADT UND LANDKREIS FULDA 2020 AUS DER PRAXIS: Erziehungsberatung wirkt – auch und besonders in der Krise Telefonberatung
Impressum: Herausgeber: Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Marienstraße 5, 36039 Fulda Tel.-Nr. 0661/901578-0 erziehungsberatung@landkreis-fulda.de www.erziehungsberatung-fulda.de Erscheinungsdatum: April 2021 Auflage: 150 Exemplare
Inhalt Seite: KOMPLEXES ANFORDERUNGSPROFIL DER ERZIEHUNGSBERATUNG 5 AUS DER ARBEIT DER BERATUNGSSTELLE Erziehungsberatung wirkt – Auch und besonders in der Krise 7 Telefonberatung 11 DAS JAHR 2020 IM RÜCKBLICK Die Arbeit im Spiegel der Zahlen 13 Erziehungs- und Familienberatung 21 Trennungs- und Scheidungsberatung 22 Jugendberatung 26 Frühe Beratung 29 Beratung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil 31 Kinderschutz 32 Fachberatung 33 Fachdienstleistungen für die Jugendhilfe 33 Praxisanleitung von Studierenden 34 Kooperations- und Gremientätigkeiten 35 Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit 36 Pressespiegel 39 MITARBEITER DER BERATUNGSSTELLE 41
KOMPLEXES ANFORDERUNGSPROFIL DER ERZIEHUNGSBERATUNG Die Beratungsstelle als ein niedrigschwelliges Angebot der Hilfe zur Erziehung richtet sich an Kinder, Jugendliche und Familien unter Berücksichtigung des familiären Systems und ihrer jeweiligen komplexen Lebenssituation. Sie unterstützt Familien durch Klärung individueller und familienbezogener Probleme in Erziehungsfragen, bei Trennung und Scheidung, bietet Jugendberatung sowie Frühe Beratung. Das Leistungsspektrum umfasst Beratung, Familiendiagnostik, therapeutische Interventionen sowie präventive Maßnahmen. Kurse und Trainings für Eltern und Kinder sowie Vorträge zu pädagogischen Themen runden das Angebot ab. Die Beratungsstelle als Teil der Jugendhilfe bildet eine Schnittstelle zum Gesundheitssystem und bietet Familien dadurch den Zugang zu weiterführenden Angeboten. Diese enge Kooperation zu anderen sozialen Einrichtungen wird ermöglicht durch Kenntnis der jeweiligen Institutionen. Die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle erweitern regelmäßig ihr Fachwissen durch Qualifizierungsangebote. Dieses Wissen ist unerlässlich für die Beurteilung, wie die bestmögliche Unterstützung für einen Hilfesuchenden aussieht und ob die Beratungsstelle selbst oder eine andere Einrichtung diese Leistung erbringen kann. Alle Mitarbeiter*innen verfügen über die notwendigen Qualifikationen, um eine Gefährdungseinschätzung nach § 8 a SGB VIII vorzunehmen. Als „Insofern erfahrene Fachkraft“ stellen sie ihr Fachwissen den Kindertages- einrichtungen von Stadt und Landkreis Fulda zur Verfügung. Vor allem in Kindertagesstätten, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen in Stadt und Landkreis Fulda halten wir pädagogische Vorträge. Im Jahr 2020 waren es insgesamt 17 Vorträge. Unser Beratungsteam, das sich aus Psycholog*innen, Pädagog*innen und Sozialpädagog*innen mit Erfahrung in der Jugendhilfe und Zusatzqualifikationen (u. a. in der Familientherapie) zusammensetzt, bietet auch Fachberatung und Fallreflexion für Mitarbeiter*innen pädagogischer Einrichtungen an. In familiengerichtlichen Trennungs- und Scheidungsverfahren kann die Beratungsstelle allparteilich auftreten und stellt durch ihre gesetzlich garantierte Verpflichtung zur Verschwiegenheit einen vertrauensvollen Rahmen für hochstrittige Eltern dar. Die Beratungsarbeit erfordert insbesondere in diesen Fällen eine hohe Kompetenz und Erfahrung sowie Reflexion der eigenen Fachlichkeit. Einem anderen Tätigkeitsfeld sind die Erfahrungen und Traumata von Menschen, die Migration und Flucht erlebt haben, zuzuordnen. Leben und Aufwachsen in einem fremden Land stellt eine besondere Herausforderung an die Entwicklung junger Menschen dar. Beim Ankommen und Aufwachsen in einer neuen Gesellschaft müssen Familien, Kinder und Jugendliche vielfältige Aufgaben bewältigen und können dabei vom Angebot der Beratungsstelle profitieren. 5
Es besteht die Möglichkeit, mit Hilfe von Dolmetscher*innen eine Beratung auch in der Muttersprache durchzuführen und mögliche sprachliche und kulturelle Hürden für Familien zu verringern. Für die kommenden Jahre ist in diesem Bereich mit einem erhöhten Bedarf zu rechnen. Im Jahr 2020 haben wir uns in 7 Fortbildungen weiterqualifiziert. Außerdem unterstützen Supervision sowie fallbezogene Reflexion die kontinuierliche Entwicklung der Beratungsarbeit. Im Jahr 2020 haben 22 interne Fallbesprechungen und Hilfeplanungen sowie 9 Supervisionssitzungen und ein Klausurtag zur Jahresplanung stattgefunden. 6
AUS DER ARBEIT DER BERATUNGSSTELLE „Erziehungsberatung wirkt – auch und besonders in der Krise!“ 1 Mitte März hatte die Hessische Landesregierung als Maßnahme zur Bekämpfung des Corona Virus die Schulpflicht bis Ende der Osterferien ausgesetzt. Am 15.03.2020 bestätigte das RKI 4.838 Infektionsfälle und 12 Verstorbene in Deutschland. In einer Sitzung vom 16.03.2020 mit Leitung und Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle wurden die folgenden Maßnahmen als Reaktion auf den Lockdown besprochen: - Geplante Beratungsgespräche werden abgesagt. Ausgenommen hiervon sind dringend notwendige Kinderschutzberatungen. - Telefonische Beratungen werden angeboten, dokumentiert und statistisch erfasst. Auf Anrufbeantworter und Homepage werden entsprechende Hinweise platziert. - Das Elterntraining „Kinder im Blick“ und der Kinderkurs „Starke Kinder“ werden abgebrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben, der Kurs „Starke Mädchen“ nicht mehr beworben. - Eltern erhalten Unterstützungen durch Veröffentlichungen von Fachartikeln in der regionalen Presse, die auf die besondere Situation eingehen: Umgang mit belastenden Situationen in der Familie, Beschäftigungsideen für die Kinder, Umgang mit Ängsten der Kinder etc. Eine ganz neue, stressvolle Situation lastete im Frühjahr auf Familien. Ohne Vorbereitung mussten sie große Herausforderungen und immense Anpassungsleistungen erbringen. Für einige Familien, die zusätzlich von besonderen Belastungen betroffen waren, stellte der Lockdown ein Auslöser oder Verstärker von familiendynamischen Konflikten dar, die die Familien aus eigener Kraft nicht mehr lösen konnten. Auch wenn sich im Frühjahr und Sommer die Situation entspannt hatte, traten im Herbst die beschriebenen Belastungen mit steigenden Infektionszahlen und den dagegen getroffenen Maßnahmen erneut auf. Vermehrt klagten Eltern über depressive Verstimmungen bei älteren Kindern und Jugendlichen oder Jugendliche äußerten selbst, niedergeschlagen, antriebslos, müde und traurig zu sein. Auch wenn zunächst nur wenige Ratsuchende die Folgen der Pandemie explizit als Beratungsgrund angaben, beklagten viele die dadurch bedingten Anforderungen im Alltag. 1Aus einer Stellungnahme der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke) vom 24. April 2020 7
Die meisten Erziehungsberatungsstellen in Deutschland haben, ähnlich wie wir, sehr zeitnah auf weitgehend telefonische Beratung (Einzelgespräche, Telefonkonferenzen) umgestellt, um Familien in Not zu helfen. Manche Erziehungsberatungsstellen hatten spontan Hotlines, offene Telefonsprechstunden oder videogestützte Beratungen angeboten, an denen mehrere Familienmitglieder ohne deren Anwesenheit beteiligt werden konnten. Für videogestützte Beratungen verfügte die EB in Fulda nicht über geeignete Technik und die Frage des Datenschutzes war zu diesem Zeitpunkt nicht geklärt. Fallberatungen in Kindertagesstätten, pädagogische Fachvorträge in Kindertagesstätten und Schulen, Kooperationen mit Netzwerkpartnern usw. mussten teilweise abgesagt werden, wurden telefonisch abgearbeitet oder fanden in entsprechenden großen Räumen mit Abstand statt. Kinderschutztätigkeiten (IseF), die nicht telefonisch bearbeitet werden konnten, wurden ebenso in großen Räumen des Trägers oder ins Teamzimmer der Beratungsstelle verlegt. Wir hatten gehofft, die Elterntrainingskurse „Kinder im Blick“ und die Kindergruppen „Starke Kinder“ und „Starke Mädchen“ zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr anbieten zu können. Die Infektionszahlen haben jedoch mehrere Versuche scheitern lassen; wir hoffen auf 2021. Weiter unten im Text gehen wir speziell auf unsere Erfahrung mit Telefonberatungen ein. An dieser Stelle kann schon gesagt werden, dass einige Ratsuchende von sich aus darum gebeten hatten und dankbar für dieses Angebot waren. Nur wenige baten um eine persönliche Beratung, die ihnen im Laufe des Jahres dann wieder zunehmend angeboten werden konnte. Mit der zweiten Infektionswelle mussten wir diese Möglichkeit wieder einschränken. Presseartikel für Eltern veröffentlichen wir seit fast zwei Jahrzehnten. Unsere verstärkte Präsenz mit Fachartikeln in den örtlichen Medien und die Ermutigung, sich bei Bedarf individuelle Hilfe zu holen, hat vermutlich mit dazu beigetragen, dass sich die Anzahl der Anmeldungen in 2020 (583 Erstkontakte) im Vergleich zum Vorjahr (645 Erstkontakte) nur um knapp 10 Prozent verringert hatte. Eine Auswahl von Presseveröffentlichungen stellen wir am Ende des Berichtes vor. Eine Mitarbeiterin des Sekretariates hatte tageweise die Möglichkeit des Homeoffice wahrgenommen. Die anderen Mitarbeiter*innen hielten die Angebote der Beratungsstelle über das komplette Jahr durch ihre Präsenz aufrecht. Die Belastungen, die sich für einige daraus ergaben, dass sie auf Grund ihres Lebensalters und gesundheitlicher Vorbelastungen zum gefährdeten Personenkreis gehörten, machten eine gegenseitige Fürsorge und die Beachtung von Selbstfürsorge notwendig. Glücklicherweise hat sich keine Person infiziert und es sind auch keine Infektionen von Ratsuchenden bekannt. 8
Aufgrund von Belastungen durch Homeschooling, Homeoffice und der allgemein angespannten Virussituation waren die Beratungen durch hohe emotionale Anforderungen und großer Anspannung der Ratsuchenden gekennzeichnet. Die Arbeit mit diesen Klienten setzte Erfahrung und Wissen über die Psychodynamik von belasteten Familien und psychische Erkrankungen voraus. Etwa im Mai des Berichtsjahres begannen Leitung und Mitarbeiter*innen, sich wieder mit Präsenzberatungen zu beschäftigen und sie auszuweiten. Die Umsetzungen der Hygienebestimmungen und Verhaltensregeln zur Vorbeugung von Infektionen hatten dabei zentrale Bedeutung und wurden penibel eingehalten. Auf Präsenzberatungen konnten wir nicht dauerhaft verzichten, weil - eine Arbeit mit Kindern am Telefon oft nicht gewollt und auch nicht möglich war, - einige Jugendliche eine telefonische Beratung ablehnten, - mit getrenntlebenden Eltern im Kontext von Umgangs- und Sorgerechtsauseinandersetzungen telefonische Beratungen gelegentlich aus dem Ruder liefen (z.B. gerichtsverwiesene Beratungen), - Beratungen im Bereich des Kinderschutzes notwendiger Weise face- to-face erfolgen mussten. Bei der Entscheidung, in welcher Form eine Beratung stattfinden sollte, kamen die Berater*innen auch bei ähnlicher Ausgangslage manchmal zu unterschiedlichen Einschätzungen oder hatten unterschiedliche persönliche Bedürfnisse. Notwendige Beratungen und Teambesprechungen wurden in der zweiten Jahreshälfte zunehmend face-to-face und mit Tragen von Masken durchgeführt. Die Beratungstätigkeit mit Menschen, die eine Maske tragen, hat ihre Tücken. Weil die Stimme des Gegenübers gedämpft ist und wir seine Mimik reduziert wahrnehmen, fallen wichtige Teile seiner Informationen weg, die wir sonst unbewusst wahrnehmen. Besonders negative Gefühle wie Trauer und Wut werden stärker mit dem Mund ausgedrückt. Wenn wir nonverbale Reaktionen der Ratsuchenden hinter einer Maske falsch deuten und dann unpassend oder unangemessen intervenieren, kann das zu einer Verstärkung negativer Gefühle und damit zu einer Verschärfung ihrer Notlage führen. 9
Mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten wir häufig mit interaktiven oder soziometrischen Verfahren (Lebenslinie, Familienbrett etc.). Der gebotene Abstand in der Beratung schränkte diese Möglichkeiten stark ein, weil er kaum Bewegung in kleinen Räumen zulässt. So mussten wir hier fast ausschließlich auf das klassische Beratungsgespräch zurückgreifen. Wir haben in den Monaten der Pandemie viele neue Erfahrungen gesammelt: Andere Zugänge zu Klienten, neue Kommunikationsformen, erhöhte Krisenkompetenz der Mitarbeiter*innen sind hier Schlagworte. Aber auch die Grenzen in diesem Kontext sind deutlich geworden: lebendige Methoden in der Beratung mit Kindern und Jugendlichen und eingeschränkte Möglichkeiten in der Beratung strittiger Familien. Reinhard Baumann 10
Telefonberatung Zunächst war es ein Experiment, unseren Klient*innen im März 2020 in erster Linie telefonische Beratungstermine anzubieten, welches aus Sicht der Berater*innen unterschiedlich wahrgenommen wurde. Auch im zweiten Lockdown ab November 2020 wurden erneut viele Beratungen telefonisch durchgeführt, häufig das Erstgespräch, um hier gemeinsam mit den Ratsuchenden zu entscheiden, ob der nächste Kontakt persönlich vor Ort in der EB stattfinden soll oder eine weitere telefonische Beratung erfolgversprechend ist. Im Folgenden sind die nicht in allen Punkten homogenen Erfahrungen der einzelnen Berater*innen mit dieser für uns alle neuen Form der Beratung zusammengefasst. Von vielen Familien erfuhren wir Dankbarkeit für die Unterstützung per Telefon, die manchmal zu den wenigen Außenkontakten von Eltern gehörten, weshalb teilweise wöchentliche Anrufe vereinbart wurden, um Familien in einer schwierigen Zeit begleiten zu können. Insgesamt fanden 164 Erstkontakte und 226 Folgegespräche in diesem Jahr telefonisch statt. Hinsichtlich der Niedrigschwelligkeit einer Beratungsstelle kann das Angebot telefonischer Gespräche diese unterstützen, so wurde zum Beispiel gerade von Eltern mit sehr kleinen Kindern und denen, die durch die Schließung der Kitas und Schulen „ans Haus gebundenen“ Eltern gerne wahrgenommen. Manche Erfahrungen mit dieser Form der Beratung könnte man auch unter der Überschrift Kuriositäten subsummieren und wirft daher Fragen auf. Wenn beispielsweise ein Vater gerade im Supermarkt einkaufend gerne parallel Erziehungsberatung in Anspruch nehmen möchte oder eine Mutter nebenbei das Mittagessen zubereitet, bietet dies keine gute Voraussetzung, um sich wirklich auf Beratung, die Veränderungsprozesse anstoßen und Reflexion fördern möchte, einzulassen. Solche Beratungen wurden dann abgebrochen und vertagt, da aus der Niedrigschwelligkeit schnell Unverbindlichkeit oder Bedeutungslosigkeit wird und nicht unserem Anspruch an Beratung gerecht wird. Systemische Beratung legt den Schwerpunkt auf den sozialen Kontext und das Auftreten eines Problems im Zusammenhang der Interaktionen der (Familien-)Beteiligten und fokussiert die Suche nach Lösungen statt Ursachenforschung zu betreiben und arbeitet mit bestimmten Methoden und lösungsorientierten Fragestellungen. Bereits der erste Eindruck ist für eine Hypothesenbildung nicht unerheblich und entfällt durch das pure Reden am Telefon. 11
Uns fiel auf, dass telefonische Beratungen häufiger problemorientierter ausfielen, was möglicherweise am Fehlen des persönlichen Eindrucks von den Klient*innen liegt, die man nun nur hört, statt Mimik, Gestik, äußeren Eindruck und die Interaktionen mit anderen Familienmitgliedern wahrzunehmen. Auf diese Weise gehen wichtige Informationen für die Berater*innen verloren, zumal auch das persönliche Feedback nur eindimensional erfolgt. Bei Klient*innen, die schon vor der Einführung von Telefonberatung persönlich bekannt waren, fiel es oft leichter, gut in Kontakt zu kommen. Der Erfolg von Beratung ist laut verschiedenen Studien in einem hohen Maße abhängig von der Klient*innen-Berater*innen-Beziehung, deshalb stellt sich die Frage, wie nachhaltig wirksam „nur“ telefonische Beratung wirklich ist und wir sind auf diesbezügliche wissenschaftliche Auswertungen sehr gespannt. Mit wenigen Kindern wurden gute Telefonate geführt, allerdings kommen in der Arbeit mit Kindern oft Methoden zum Einsatz, die eher spielerisch arbeiten zum Beispiel mit Tierfiguren, dem Familienbrett oder den kreativen Einsatz von Farben oder Knete brauchen. Fast alle Jugendliche, deren Corona Lebensgefühl sich uns oft als einsam und traurig darstellte, bestanden auf persönlichen Kontakten mit den Berater*innen. Gerichtsverwiesene und hochstrittige Beratungen im Kontext von Trennung und Scheidung brauchen einen institutionellen Rahmen, lassen sich telefonisch kaum realisieren. Insgesamt waren wir froh, als ab Mai 2020 wieder persönliche Beratungen vor Ort stattfinden konnten. Im November wurden die täglichen persönlichen Kontakte zwar verringert, die Beratungsstelle blieb aber offen. Telefonische Beratungsgespräche nahmen parallel wieder zu. Wir bedauern aus den genannten Gründen, dass aufgrund der Datenschutzbestimmungen und der fehlenden Technik keine Videochats stattfinden konnten. Für die Zukunft könnte dies in manchen Fällen ein zusätzliches Angebot für Ratsuchende darstellen, sollte aber die Beratung vor Ort in einem besonderen und geschützten Rahmen einer Familienberatungsstelle niemals ersetzen. Kirsten Hückel-Dege 12
DAS JAHR 2020 IM RÜCKBLICK DIE ARBEIT IM SPIEGEL DER ZAHLEN Das komplexe Anforderungsprofil der Beratungsstelle wird auch an der Vielzahl der Themen deutlich, mit denen sich Eltern, Kinder und Jugendliche an uns wenden sowie an der großen Bandbreite der Aufgaben, denen wir uns zusätzlich zur klassischen Beratung stellen. Im Folgenden berichten wir zunächst über die wichtigsten Zahlen bezüglich der in 2020 stattgefundenen Beratungen. Danach folgt ein weiterer Teil, in dem wir uns intensiver mit den wichtigsten Inhalten und Themen unserer Beratungsarbeit beschäftigen. Im Jahr 2020 suchten 706 Familien Rat und Hilfe. Mit 583 Neuanmeldungen in 2020 (- 9,4 Prozent gegenüber 2019) lag das Verhältnis Anzahl Beraterstellen (4,2) zu Ratsuchenden bei 139 Fällen. 123 Klienten aus dem Jahr 2019 haben auch in 2020 eine Leistung erhalten. Neuan- Weiterbetreuungen Fälle gesamt meldungen aus den Vorjahren Neu- u. Weiterbetreuungen 2000 563 96 659 2005 819 188 1007 2010 761 196 957 2015 620 100 720 2016 671 127 798 2017 662 138 800 2018 741 129 870 2019 645 140 785 2020 583 123 706 Schaubild 1: Inanspruchnahme der Beratung seit 2000 Aus Schaubild 1 ist die Entwicklung der Neuanmeldungen, Weiterbetreuungen und die Gesamtzahl der in einem Kalenderjahr betreuten Klienten ersichtlich. Im Verlauf sind jährlich Schwankungen zu verzeichnen. Im Jahr 2020 suchten 706 Familien Rat und Hilfe. Mit 583 Neuanmeldungen in 2020 ist ein Rückgang der Zahlen zu notieren. Das Verhältnis Ratsuchende zu Berater*innen bei den Neuanmeldungen lag bei 117 Fällen pro Berater (143 in 2019), bei allen aktiven Fällen (Neuanmeldungen + Weiterbetreuungen aus Vorjahren) bei 141 Klienten pro Berater*innen. 13
In 88,2 Prozent aller Fälle endete die Beratung nach höchstens 5 Kontakten, wobei in 47,0 Prozent der Fälle die Beratung nach nur 1 Kontakt endete. In 6,1 Prozent der Fälle wurden 6 - 10 Termine vergeben. Es fanden im Durchschnitt 3,5 Kontakte pro abgeschlossener Beratung statt (4,2 in 2019). 11 - 15 Kontakte 3,8 6 - 10 Kontakte 6,1 4 - 5 Kontakte 7,5 2 - 3 Kontakte 33,7 1 Kontakt 47,0 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 Schaubild 2: Anzahl der Kontakte für die abgeschlossenen Fälle im Berichtsjahr 2020 (Angaben in %) Insgesamt haben in 2020 1.723 (2019: 2.199) Beratungen stattgefunden. 77 Erstkontakte (133 in 2019) wurden nicht wahrgenommen. Wie aus Schaubild 3 hervorgeht, waren es in den überwiegenden Fällen die Mütter, die den Kontakt zur Beratungsstelle aufnahmen. Bezogen auf die in 2020 706 laufenden Fälle war dies in 70,5 Prozent der Fall. In 16,3 Prozent der Fälle meldeten sich die Väter in der Beratungsstelle an, in 0,4 Prozent beide Eltern gemeinsam. In 1,7 Prozent der Fälle erfolgte die Anmeldung durch den betroffenen jungen Menschen selbst. Um das Beratungsangebot für Jugendliche und junge Menschen mehr in den Fokus zu stellen, sind im Jahr 2020 das neue Jugendplakat und neue Jugendflyer entstanden, die sich mehr an der Sprache und den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren. Diese sind in den weiterführenden Schulen der Stadt und des Landkreises Fulda gut angenommen worden. 14
600 498 500 400 300 200 115 100 35 38 12 3 5 0 gemeinsam Vater/männl. Dienste Angaben Mensch Personen Mutter/weibl. soziale sonstige junger selbst Bezugsp. Bezugsp. keine Eltern Schaubild 3: Wer hat den Kontakt zur Beratungsstelle aufgenommen? – Zahlen beziehen sich auf die 706 laufenden Fälle aus 2020 Die durchschnittliche Wartezeit verkürzte sich auf 19,9 Tage (in 2019 waren es 22 Tage). 30 26,8 25 18,2 19,2 20 16,7 16,3 16 13,9 14,4 15 11,2 9,4 9,7 10 7,3 5 5,7 6,1 4,1 5 0 0 bis 1 bis 1 bis 2 bis 3 bis 4 bis 5 bis 6 bis 7 Tag Woche Wochen Wochen Wochen Wochen Wochen Wochen und länger Wartezeiten 2019 Wartezeiten 2020 Schaubild 4: Wartezeiten bei Neuanmeldungen in 2020 (Angaben in %) Wie aus Schaubild 4 ersichtlich ist, bekamen 80,5 Prozent der Klient*innen innerhalb von vier Wochen einen Termin (2019: 72,2 %), 19,5 Prozent der Klient*innen mussten länger als 4 Wochen auf einen Termin für ein Erstgespräch warten. Im Jahr 2020 führten die zur Eindämmung der Corona Pandemie verhängten Maßnahmen oft zur kurzfristigen Absagen aus persönlichen, gesundheitlichen oder familiären Gründen. 15
Viele Klient*innen nahmen andererseits die angebotenen telefonischen Beratungsangebote dankend an und konnten auf diese Weise in der schwierigen Zeit kurzfristig Unterstützung erhalten. Es zeichnet die Erziehungsberatung aus, dass sie als ein niedrigschwelliges Angebot der Hilfe zur Erziehung angenommen werden kann und einen unkomplizierten Zugang ermöglicht. Im Sinne der zahlreichen Familien, die jährlich die Erziehungsberatung als Hilfe zur Erziehung neu beginnen, ist die direkte und niedrigschwellige Inanspruchnahme insbesondere für schwer belastete Familien ein wichtiges Angebot. Das Statistische Bundesamt verzeichnete im Jahr 2019 mit 47 Prozent aller erzieherischen Hilfen Erziehungsberatung als einen neuen Höchststand (2018 46 Prozent). Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) vom 16.11.20. Die Altersstruktur stellte sich bei den 706 laufenden Fällen in 2020 wie folgt dar: Die größten Altersgruppen waren die 6 - 9-Jährigen (21,1 Prozent) und die 3 -6-Jährigen (18,7 Prozent), gefolgt von den 12 - 15-Jährigen (18,1 Prozent), den 9 bis 12-Jährigen (16,9 Prozent) und den unter 3-Jährigen (11,5 Prozent). Der Anteil der Jugendlichen von 15 - 18 Jahren lag bei 9,9 Prozent, der der über 18-Jährigen bei 3,8 Prozent. 120 101 100 93 80 80 73 67 67 60 55 57 60 38 39 40 30 19 20 5 0 0 0 0 0 1 0 0 unter 3 3 bis 6 bis 9 bis 12 bis 15 bis 18 und Jahren unter 6 unter 9 unter 12 unter 15 unter 18 älter Jahren Jahren Jahren Jahren Jahren männlich weiblich divers Schaubild 5: Verteilung von Alter und Geschlecht bezogen auf die 706 laufenden Fälle in 2020 Mit dem Kriterium „Herkunft der Familie“ wird erfasst, ob die betreute Familie einen Migrationshintergrund hat. Der Anteil ist hier bei den laufenden Fällen mit 16,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (Jahr 2019 = 17,5 Prozent). Bezüglich des Anteils der Familien mit Migrationshintergrund zeigt sich ein Unterschied zwischen Klient*innen aus Stadt und Landkreis: In der Stadt Fulda beträgt der Anteil von Klient*innen mit Migrationshintergrund etwas mehr als ein Viertel (28,5 Prozent), der Anteil der Familien mit Migrationshintergrund im Landkreis ca. ein Zehntel (9,3 Prozent). *Quelle: Destatis Auszug aus der Pressemitteilung vom 16.11.2020 16
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen aus der Stadt Fulda betrug bei den laufenden Fällen 37,8 Prozent (2019: 33,6 Prozent), bei den Neuanmeldungen 37,6 Prozent (2019: 31,8 Prozent). Eine genaue Auflistung des Wohnorts der Klienten ist Schaubild 6 zu entnehmen. Stadt/Gemeinde Bevölkerung Kinder/Jugendliche laufende insgesamt bis 21 Jahre Fälle 2020 Stadt Fulda 68.635 14.248 259 Bad Salzschlirf 3.436 643 8 Burghaun 6.364 1.198 12 Dipperz 3.499 739 7 Ebersburg 4.637 1.017 12 Eichenzell 11.023 2.348 29 Eiterfeld 7.021 1.413 16 Flieden 8.554 1.687 27 Gersfeld 5.460 1.042 9 Großenlüder 8.508 1.719 29 Hilders/Ehrenberg 7.220 1.404 18 Hofbieber 6.082 1.200 23 Hosenfeld 4.653 881 7 Hünfeld 16.616 3.372 39 Kalbach 6.378 1.299 15 Künzell 16.724 3.316 57 Neuhof 10.830 2.119 32 Nüsttal 2.832 622 6 Petersberg 16.052 3.207 71 Poppenhausen 2.662 583 11 Rasdorf 1.554 308 2 Tann 4.405 798 15 Keine Angabe * 2 Landkreis gesamt 154.690 30.915 445 Stadt/Landkreis 223.325 45.163 704 Schaubild 6: Wohnort der Klienten, bezogen auf die in 2020 laufenden Fälle Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt Wiesbaden, Stand 31.12.2019 * nicht in Gesamtzahl Stadt/Landkreis Fulda enthalten, da Zuordnung nicht möglich 17
Der Anteil der Kinder, die nicht mehr bei beiden leiblichen Eltern wohnen, beträgt in der Stadt Fulda 61,8 Prozent (2019: 57,4 Prozent), im Landkreis 50,8 (2019: 51,9) Prozent. Landkreis Fulda Stadt Fulda 60,0 53,6 49,2 50,0 44,4 38,2 40,0 30,0 20,0 10,0 2,1 2,6 2,1 0,8 0,0 bei leiblichen Eltern bei alleinerziehendem bei Elternteil mit Wechselmodell Elternteil neuem Partner Schaubild 7: Lebenssituation der Klienten (Angaben in %) Die Geschlechterverteilung der Klient*innen hingegen ist in Stadt und Landkreis weiter ausgeglichen (Anteil Jungen 51,7 Prozent bzw. 51,3 Prozent). 77 Erstkontakte wurden geplant, aber nicht wahrgenommen. Dies sind 42,1 Prozent weniger Absagen als im Vorjahr (2019: 133). Gründe für das nicht Zustandekommen der Erstkontakte waren u. a. Krankheit, Arbeit, kein Babysitter, Termin vergessen, Lockdown, etc. Der Schwerpunkt der Beratung lag in 58,5 Prozent der 583 Erstkontakte auf der Arbeit mit Eltern, in 10,8 Prozent auf der Arbeit mit Familien und in 8,2 Prozent auf der Arbeit mit den jungen Menschen. In 2020 erfolgten aufgrund der Corona-Pandemie in 22,5 Prozent der Fälle die Beratung ausschließlich telefonisch. 18
Als Gründe für die Anmeldung (Merkmale/Leitsymptome des Index- Klienten) wurden bei den in 2020 laufenden 706 Beratungen 1.038 Angaben gemacht. Die zwölf am häufigsten genannten Merkmale sind in Schaubild 8 aufgelistet. Merkmal Angabe in % Trennung und Scheidung 12,5 Erziehungsunsicherheiten der Eltern 11,8 Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten 9,5 Pädagogische Überforderung 6,5 Psychische Erkrankung eines Elternteils 4,7 Disharmonische Familiensituation 4,7 Aggressivität 3,9 Pubertätsbedingte Konflikte 3,2 Eskalierender Streit mit dem Kind 2,4 Suchtverhalten eines Elternteils 2,2 Ängste 1,9 Regulationsstörungen 1,8 Schaubild 8: Merkmale Außensprechstunden Manchmal fällt es Eltern nicht leicht, sich an eine Hilfeeinrichtung zu wenden. Um auch diese Eltern zu erreichen, sie mit dem Angebot der Beratungsstelle vertraut zu machen und die Niedrigschwelligkeit, für die die Beratungsstelle steht, noch konsequenter umzusetzen, bieten wir auch die Möglichkeit von Außensprechstunden an. Dabei berät ein/e Berater/in Eltern in einer anderen Einrichtung. Neben Beratungen in Familienzentren, Kitas und Schulen wurde bereits in 2010 die Außensprechstunde am Aschenberg eingerichtet. Dank der Offenheit der Eltern und dem zunehmenden Interesse am Austausch ist es möglich gewesen, eine Elterngruppe mit thematischen Inputs zu verschiedenen Themen zu eröffnen. Im Jahr 2020 hat die Beratungsstelle diese Treffen mit einem fachlichen Vortrag abgerundet. Zwei weitere Vorträge sind aufgrund der verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie abgesagt worden. 19
18 Beratungen (2019: 58) fanden außerhalb der Beratungsstelle im Rahmen von Außensprechstunden statt. Seit 2016 finden in der Psychosomatischen Tagesklinik des Klinikums Fulda regelmäßig Beratungen für Eltern statt, ebenso seit 2018 auf einer Station der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt „Abhängigkeitserkrankungen“. Diese Beratungsgespräche konnten im Jahr 2020 weiterhin angeboten werden. Es haben insgesamt 16 Beratungen stattgefunden (6 in der Station für Abhängigkeitserkrankungen und 10 in der Tagesklinik für Psychosomatik). Diese Außensprechstunden ermöglichen uns, die Angebote der Beratungs- stelle vorzustellen. Die Eltern wenden sich so bereitwilliger auch nach ihrem Aufenthalt in der Klinik bei Erziehungsfragen an die Beratungsstelle. 20
ERZIEHUNGS- UND FAMILIENBERATUNG „Erziehungsberatungsstelle“ – aus diesem immer noch gängigen Namen in der Bevölkerung geht hervor, dass die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche traditionell vor allem in Fragen der Erziehung als kompetente Anlaufstelle wahrgenommen wird. Hierbei können neben allgemeinen Erziehungsunsicherheiten die Gründe für eine Anmeldung sehr vielfältig sein. Dies ist beispielhaft in Schaubild 8 aufgeführt. Neben der Einzelberatung gab es 2020 für Eltern nicht die Möglichkeit, sich mit Erziehungsthemen in der Gruppe auseinander zu setzen. Wegen der Corona Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen mussten die bereits geplanten „Triple P Kurse“ abgesagt werden. Für Frühjahr 2021 ist die Aufnahme dieses Standardangebots der Beratungsstelle wieder geplant. Eine Mitarbeiterin hat 2020 die Ausbildung zur „Triple P Trainerin“ absolviert und die entsprechende Akkreditierung erhalten. Das achtwöchige Erziehungstraining „Triple P“ vermittelt Eltern einfache und praktische Erziehungsfertigkeiten, die ihnen helfen, die Beziehung zu ihren Kindern zu stärken, selbstsicher mit dem Verhalten ihrer Kinder umzugehen und Problemen vorzubeugen. Fachartikel Im Rahmen unserer Präventionsarbeit veröffentlichten wir 2020 wieder regelmäßig Fachartikel im Marktkorb auf den Kreisseiten, der Fuldaer Zeitung, Osthessen News, Move 36 und unserer Homepage, siehe hierzu Veröffentlichungen in der Presse, S. 37. Vorträge Darüber hinaus nutzten 2020 wieder verschiedene Kitas und Schulen die Möglichkeit, uns mit Fachvorträgen anzufragen: • Konsum bei Kindern • Zoff im Kinderzimmer – Geschwisterbeziehungen stärken Weiterbildungen und Fachtage Für Berater*innen ist es besonders wichtig, sich gerade in der Kernaufgabe „Erziehungsberatung“ weiterzubilden. 2020 waren dies folgende Themenbereiche: Fachtage: • Blended Counseling (LAG Hessen online) Weiterbildungen: • Bindung und Störungen der Entwicklung (Frankfurt am Main, 1 Tag) • Autismusspektrumstörung (Königswinter, 2 Tage, 2 Mitarbeiterinnen) 21
TRENNUNGS- UND SCHEIDUNGSBERATUNG Allgemeine Trennungs- und Scheidungsberatung 55 Prozent der in der Beratungsstelle vorgestellten Kinder lebten nicht mit ihren beiden Eltern zusammen. 140 Eltern hatten sich im Berichtszeitraum explizit wegen Fragen zu Trennung und Scheidung an die Beratungsstelle gewandt. Eine Trennung hat für die betroffenen Kinder nicht zwangsläufig negative Folgen. Vielen Eltern gelingt es auch danach, in Erziehungsfragen zusammenzuarbeiten und ihren Kindern Zuwendung und Unterstützung zu geben. Der Erfolg bzw. Misserfolg einer Beratung scheint abhängig von den folgenden Aspekten: - die Motivation zur Beratung (intrinsisch-extrinsisch) - die aktuelle Intensität der Grundkonflikte/Verletzungen aus der ehemaligen Paarbeziehung und Trennungszeit - der Einfluss des emotionalen Druckes/Stresserlebens auf das Kommunikationsverhalten - die individuelle und gemeinsame Kommunikationsfähigkeit (Selbst-, Fremd-, Situationswahrnehmung, Affektregulation, Ausdrucksfähigkeit, etc.) - die Bindungstoleranz (entnommen aus: 3/18 Informationen für Erziehungsberatungsstellen, Herausgeber: bke) Seit März galt unser Bemühen, das Angebot für Eltern, Kinder und Jugendliche trotz des Infektionsgeschehens aufrecht zu erhalten. Das gelang teilweise durch telefonische Beratungen. Versuche, mit strittigen Eltern via Telefonkonferenz Sorge- und Umgangsrechtsfragen zu besprechen, gestaltete sich oft schwierig. Hier stößt vermutlich auch videobasierte Beratung an ihre Grenzen. In der „fremden Umgebung“ einer Beratungsstelle verhalten sich stark emotionalisierte Ratsuchende vermutlich kontrollierter als zu Hause am eigenen Küchentisch. Telefonische Einzelsettings mit Elternteilen, die sich etwa über protektive und belastende Faktoren für die Trennungsbewältigung ihrer Kinder informieren wollten, waren gut möglich. 22
Elterntraining „Kinder im Blick“ (www.kinder-im-blick.de) Im Jahr 2020 waren zwei parallele Trainingskurse im Frühjahr und zwei im Herbst geplant. Die ersten beiden Trainings starteten dann auch Anfang März wie geplant mit sechs, beziehungsweise neun Teilnehmer*innen. Mitte März, nach dem zweiten Treffen, setzten wir auf Grund der gestiegenen Corona- Infektionszahlen die Veranstaltungen erst einmal nicht fort. Wir erwarteten, dass sich die Situation entspannen würde, mieteten größere Räume an und entwickelten ein Schutzkonzept für die Fortführung der Trainings ab Ende Oktober. Leider mussten wir auch diesen Plan aufgeben. Wir hoffen, dass es uns in 2021 gelingt, für die Teilnehmer*innen, deren Training abgebrochen wurde, ein entsprechendes Fortsetzungsangebot zu machen. Ein Elterntraining besteht aus sieben aufeinander aufbauenden Kursteilen à drei Stunden. Es werden in der Regel zwei Trainings parallel angeboten, damit getrennte Eltern etwa zur gleichen Zeit einen Kurs besuchen können, ohne sich in derselben Kursgruppe zu begegnen. Die Gruppengröße umfasst meist 6 - 12 Personen. Ein Training findet am Abend, eines am Vormittag statt. Für einige Eltern stellt der Morgentermin eine günstige Alternative zu den früher üblichen Abendterminen dar, weil die Betreuung ihrer Kinder leichter zu bewerkstelligen ist. Die Mehrzahl der Teilnehmer*innen erfahren im Rahmen einer allgemeinen Trennungs- und Scheidungsberatung in unserer Beratungsstelle von diesem Angebot. Etwas mehr als ein Drittel ist in den letzten Jahren entweder im Rahmen eines familiengerichtlichen Verfahrens auf die „Kinder im Blick“- Kurse hingewiesen worden oder wurde von Familienrichtern zur Teilnahme aufgefordert. Die übrigen Teilnehmer hatten über die lokale Presse, von ihrer Anwältin/ihrem Anwalt oder von anderen Stellen von dem Training erfahren. Neben den drei ausgebildeten Trainer*innen aus dem Team der Erziehungsberatungsstelle standen uns zwei weitere Honorarkräfte zur Verfügung. 23
Kindergruppe „Starke Kinder“ Im Jahr 2020 fand das Gruppenangebot „Starke Kinder“ für 9- bis 11-Jährige, deren Eltern sich getrennt haben, einmal statt und musste nach sieben Sitzungen zunächst wegen der Corona bedingten Kontaktbeschränkungen unterbrochen werden, konnte aber im Juni in zwei Kleingruppen beendet werden. Ein weiterer Kurs war für Oktober geplant, dieser musste leider kurzfristig abgesagt werden. Nun hoffen wir, 2021 wieder möglichst vielen Kindern dieses entlastende Angebot machen zu können. Durch die Trennung der Eltern verändert sich Vieles für die Kinder. Sie benötigen in dieser - meist unsicheren - Zeit viel Zuwendung, Informationen über trennungsspezifische Themen und den Austausch mit Gleichgesinnten, um diesen Lebensabschnitt gut bewältigen zu können. 2020 nahmen insgesamt je vier Jungen und vier Mädchen das Angebot wahr, welches durch einen Elternabend begleitet wurde. Im Januar 2020 startete unser 13. Kurs, somit konnten in den vergangenen acht Jahren 103 Kinder an diesem Angebot teilnehmen. 24
Gerichtsverwiesene Beratungen Die Leistungen der Beratungsstelle für Eltern- Kinder und Jugendliche unterliegen generell der freiwilligen Inanspruchnahme durch die Ratsuchenden. Einzig im Bereich der Beratung getrennter und geschiedener Eltern gibt es Abweichungen von diesem Prinzip. Neben den gerichtlich verwiesenen Teilnahmen an einem „Kinder im Blick“- Kurs fanden im vergangenen Jahr 24 Beratungen statt, bei denen die Eltern vom Familiengericht nachdrücklich aufgefordert worden waren, sich für allgemeine Trennungs- und Scheidungsberatung an die Beratungsstelle zu wenden. In der Regel stritten diese Eltern (hoch-) konflikthaft über Umgangs- und Betreuungsfragen. Intensive, dauerhafte und/oder weitreichende Auseinandersetzungen bestimmten ihre Interaktion und häufig auch das Erleben ihrer Kinder. Teilweise informierten wir nach Rücksprache mit den teilnehmenden Eltern das Familiengericht über das Stattfinden, die Dauer und die erarbeiteten Ergebnisse der Beratung. Weitere Tätigkeiten: • Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „FamFG“ (Richter*innen, Fachanwälte/innen, Jugendämter von Stadt und Landkreis Fulda, EB) • „Wie erleben Kinder und Jugendliche die Trennung ihrer Eltern?“ Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV) In diesem Jahr hielt kein Mitarbeiter der EB diesen Vortrag. Dem Verband wurde allerdings die Vorlage in Papierform für Interessenten und Mitglieder zur Verfügung gestellt. 25
JUGENDBERATUNG Allgemeines Mit diesem Beratungsangebot richten wir uns direkt an Jugendliche, da wir einen großen Bedarf im Rahmen unserer Elternberatung erkennen können. Zwar sind Jugendliche oft nur mittelbar von der Beratung betroffen, da deren Eltern sich zunächst an uns wenden, dies waren im letzten Jahr 23,5 Prozent unserer Klienten. In 21,7 Prozent dieser Beratungen nahmen jedoch im Verlauf des Beratungsprozesses neben den Eltern auch Jugendliche am familien-therapeutischen Setting teil. Insgesamt wendeten sich 2020 zwölf Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 21 Jahren (1 Junge, 11 Mädchen) eigenständig und direkt, zum Teil anonym, an uns. Diese Beratungen dauern oft über längere Zeiträume an, wobei der Großteil der Jugendlichen face-to-face Beratung wünschte. Gerade durch die veränderte Situation im Lebensumfeld von Jugendlichen 2020 wurden wir stark mit den Themen Einsamkeit, Ängste und Traurigkeit konfrontiert. Folgende Anlässe lagen den Beratungen, in denen Jugendliche (wenn auch nur mittelbar) betroffen waren, hauptsächlich zugrunde: • pubertätsbedingte Konflikte in der Familie • Trennung / Scheidung • überhöhte Ansprüche der Eltern • psychische Erkrankung eines Elternteils • Ablöseproblematik • Adoleszentenkrise • Ängste • Selbstwertproblematik • Motivationsmangel • Schwierigkeiten in der Leistungsanforderung • körperliche / psychische Gewalt Fortbildungen: • Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter (Nürnberg, 2 Tage) Fachartikel: • Mit Freundschaft durch das Chaos – Aspekte zur Jugendberatung (Marktkorb) • Wenn die Mutter Krebs hat – Menschen können Vieles stemmen (move36 Jugendzeitschrift) 26
Starke Mädchen Für die Sommer- und Herbstferien 2020 war zum 6. Mal der Kurs „Starke Mädchen“ für 12- bis 15-Jährige zur Stärkung des Selbstwertgefühls geplant. Auch dieses beliebte Angebot fiel der Pandemie zum Opfer. In diesem Kurs werden unter anderem die Themen Freundschaft, Umgang mit Konflikten und Stress bearbeitet. Rollenspiele, Ich-Stärkungs-Übungen und kreative Einheiten unterstützen die Mädchen dabei, sich selbst zu vertrauen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Auf dem Foto ist das Ergebnis einer Selbststärkungsübung aus dem Jahr 2019 zu sehen. 2020 konnte gemeinsam mit einem Grafikbüro ein Plakat und ein neuer Flyer für Jugendliche entwickelt werden, der diese Zielgruppe auf unser Beratungsangebot aufmerksam machen soll. Das Werbematerial wurde unter anderem an Schulen, Jugendtreffs, Kinder- und Jugendärzt*innen versendet. 27
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FRÜHE BERATUNG 2020 nahmen 81 Familien Beratung im Rahmen von Frühen Hilfen an, d.h., dass der Hilfeempfänger zwischen 0 und unter 3 Jahren alt ist. Somit stellte diese Altersgruppe 11,8 Prozent (2019 8,7) der vorgestellten Fälle in 2020 dar. Durchschnittlich wurden 3,9 Beratungstermine wahrgenommen. Auch die Patienten unserer Außensprechstunde in der Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik u.a. mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren partizipieren an diesem Angebot. Anzahl der Hilfeempfänger unter 3 Jahren Alter 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 unter 1 Jahr 2 10 15 13 18 16 13 17 1 Jahr 1 16 8 20 22 34 18 25 2 Jahre 8 33 17 25 41 39 37 39 Gesamtzahl 11 59 40 58 81 89 68 81 Schaubild 10: Hilfeempfänger unter 3 Jahren Folgende Gründe führten zu einer Frühen Beratung: Hohe Verunsicherung in der Elternrolle Regulationsstörungen des Babys Erschöpfungszustände von Mutter und/oder Vater Probleme beim Hineinfinden in die neue Rolle als Mutter und/oder Vater Schwierigkeiten bei der Neuorganisation der Tagesstruktur und des Familiensystems Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil Trennung der Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern Videocoaching: In der Beratung nutzen wir die Technik der videogestützten Interventionsbeobachtung. Der Berater analysiert und beobachtet Interaktionsmuster. Dies wird mit den Eltern bei einem weiteren Termin besprochen und bei Bedarf und auf Wunsch der Eltern hieran gearbeitet. Ziel unserer Beratung ist es, die Eltern zu stärken und zu ermutigen, der Aufgabe als Mutter und Vater gewachsen zu sein. In 2020 haben wir 3-mal eine videogestützte Beratung durchgeführt. Aufgrund der Vorbereitung des Raumes und der Analyse der Videoaufnahme ist dies zeitintensiv und bedarf eines auf Vertrauen und Wohlwollen basierenden Beratungssetting. Das Ergebnis kann als durchaus positiv bewertet werden, Eltern sind hoch motiviert an eigenem Verhalten zu arbeiten. 29
Eltern möchten im Anschluss meist den kleinen Film auf einem Stick nach Hause mitnehmen. Dies zeigt, wie wichtig ihnen diese Dokumentation ihres Elternverhaltens ist und sie die entgegengebrachte Wertschätzung, ebenso wie konstruktive Kritik annehmen können. Frühe Beratung und Corona: Junge Familien sind durch die Corona Pandemie besonders belastet. Ein soziales Netzwerk kann nur bedingt unterstützen und Aktivitäten wie Spielkreise, Babyschwimmen, Krabbeltreffen etc. finden nicht statt. Ältere Geschwisterkinder werden nur zeitweise in Krippen und Kitas betreut, so dass Stress in der Familie vorprogrammiert ist. Im ersten Lockdown hat sich gezeigt, dass telefonische Beratung von jungen Familien gut angenommen wird. Die Hemmschwelle, in Kontakt zu treten, ist niedrig. Anfahrtswege fallen weg und ein Babysitter muss nicht in Anspruch genommen werden. 17,4 Prozent aller telefonischen Corona-Kontakte (35 Erstkontakte und 33 Folgekontakte) in 2020 fielen auf Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren, die sich in dieser Zeit von uns gut begleitet und unterstützt fühlten. Die Telefonberatung wird aus o. g. Gründen vermutlich auch über die Corona Pandemie hinaus ein zusätzliches Angebot in der Frühen Beratung bleiben. Hilfreiches durch Netzwerke: Findet sich Entlastung nicht im familiären Rahmen, haben wir als Mitglied von EvA („Erziehung von Anfang an“) ein breites Netzwerkwissen und informieren über weitere Hilfen. Weiterbildungen • Beratung und Begleitung von Trotzen, Klammern, Hyperaktivität und Aggression im Kleinkindalter, SPZ Frankfurt-Höchst unter Leitung von Dr. med. Sabine Nantke, Kinderärztin und Lehrreferentin InterActPlus, 2-tägig • Familien haltgebend begleiten – Begleitung von Eltern und ihren Kindern rund um die erste Lebenszeit“, basierend auf dem Konzept der Emotionellen Ersten Hilfe Praxis für Entwicklungsbegleitung“ unter der Leitung von Barbara Walcher, veranstaltet von der Praxis für Entwicklungsbegleitung in Lauterbach, 1-tägig 30
BERATUNG FÜR FAMILIEN MIT EINEM PSYCHISCH ERKRANKTEN ELTERNTEIL Seit mehreren Jahren zeigt sich im Rahmen der jährlichen statistischen Auswertung unserer Arbeit, dass die „psychische Erkrankung eines Elternteils“ zu den zehn häufigsten Gründen zur Hilfegewährung gehört. Schätzungen zufolge haben 2-3 Millionen Kinder in Deutschland einen Elternteil, mit einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung. Da die psychische Erkrankung eines Elternteils für betroffene Familien und vor allem für die Kinder eine hohe Belastung darstellt, ist die Beratungsstelle zunehmend bemüht, diese Familien zu erreichen und zu unterstützen. Die Zahl der Fälle, in denen „psychische Erkrankung eines Elternteils“ und „Suchtverhalten Elternteil“ als Grund für die Hilfegewährung benannt wurde, zeigt, dass diese Bemühungen fruchten und die Beratungsstelle sowohl in Fachkreisen als auch bei betroffenen Familien als Anlaufstelle wahrgenommen wird. Dies waren in 2020 72 Nennungen. Die Zusammenarbeit der Beratungsstelle mit dem Klinikum Fulda wurde auch in 2020 erfolgreich fortgeführt. Wie bereits in den Vorjahren wurde im dreiwöchentlichen Rhythmus eine Außensprechstunde in der Psychosomatischen Tagesklinik angeboten, die insgesamt 10 Klienten in Anspruch nahmen. In der Station für Abhängigkeitserkrankungen konnten 6 Klienten beraten werden. Diese Außensprechstunden zielen zum einen darauf ab, die Patienten während des Klinikaufenthaltes auch in ihrer Rolle als Eltern wahrzunehmen und zu stärken, zum anderen auch, es ihnen zu erleichtern, sich über ihren Aufenthalt in der Klinik hinaus Unterstützung in Form von Beratung zu holen. Im Jahre 2021 werden wir unser Beratungsangebot auch für Eltern auf den Stationen für Persönlichkeitsstörungen und Psychosomatik der Psychiatrie des Klinikums Fulda anbieten. Wir verbinden damit die Hoffnung, mehr Kinder psychisch kranker Eltern mit unserem Beratungsangebot zu erreichen und Hilfestellungen für das gemeinsame Miteinander von betroffenen Eltern und Kindern zu geben. Weiterbildungen: • Stärkende Gespräche mit Kindern im Kontext einer psychischen Erkrankung ihrer Eltern führen • Psychische Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter 31
KINDERSCHUTZ 2020 wurden wir zu 34 Gefährdungseinschätzungen hinzugezogen; dabei ging es um die Einschätzung und Abwägung gewichtiger Anhaltspunkte in Bezug auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung. Isef-Fälle 2020 50 46 45 40 37 34 34 35 32 30 28 25 25 21 20 16 16 15 9 10 5 3 3 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schaubild 10: Anzahl der IseF-Beratungen In 8 Fällen wurde eine Meldung an das Jugendamt gemacht – dies betrifft auch Fälle, in denen das Jugendamt schon einbezogen war (12 Fälle). Oftmals reichte ein Schutzplan jedoch aus und war die Kooperation der Eltern gegeben, um aus dem Bereich der Kindeswohlgefährdung herauszutreten. Der Schutzplan beinhaltete z.B. verbindliche Elterngespräche, Schweige- pflichtentbindung gegenüber dem Kinderarzt, Hygienemaßnahmen, Termin- vereinbarung bei Beratungsstellen, Annahme von Jugendhilfemaßnahmen usw. Weiterbildungsangebote Thema Adressat Anzahl Teilnehmer „§ 8 a Annäherung an ein Päd. Fachkräfte 1 15 sensibles Thema“ Gesamtzahl Teilnehmer 15 Auf Grund der Corona Pandemie blieb es bei dieser einen Veranstaltung. 32
FACHBERATUNG Die Fachberatung richtete sich an Fachkräfte aus Kindertagesstätten und fand 33-mal statt (Zunahme von 3 Fachberatungen). Unser Blick von außen und fachlicher Input werden abgerufen, um Verhaltensauffälligkeiten eines Kindes zu reflektieren. Diese Beratung findet anonym statt. In zwei Schulen des Landkreises Fulda (Johannes-Kepler-Schule in Neuhof, und Mittelpunktschule in Hilders) sind wir Mitglieder in fest installierten Beratungsteams, deren Aufgabe es ist, für auffällige Schüler individuelle Hilfen zu entwickeln. Diese Treffen fanden in 2020 Corona bedingt nur viermal statt, 2019 elfmal. FACHDIENSTLEISTUNGEN FÜR DIE JUGENDHILFE Im Rahmen unserer Arbeit für die Jugendhilfe haben wir im Jahr 2020 an den Bewerberschulungen für Adoptiveltern und Pflegeeltern mitgewirkt. An der Adoptionsbewerberschulung war die Beratungsstelle mit folgenden Fachvorträgen beteiligt: • „Abenteuer Adoptivkind“ - Infos über Risiko- und Schutzfaktoren in der kindlichen Entwicklung • Bindung und Integration Im Rahmen der Pflegeelternschulung brachte sich die Beratungsstelle mit folgenden Fachvorträgen ein: • Bindung und Integration (2-mal in Kleingruppen) • Traumatisierung von Pflegekindern (2-mal in Kleingruppen) • Liebe ist nicht genug (2-fach in Kleingruppen) Gruppensupervision für Verwandtenpflegeeltern zu unterschiedlichen Themen Praxisreflexion Im AWO-Bürgerzentrum am Aschenberg hielt eine Beraterin für die Stadtteilmütter einen Vortrag zum Thema „Konsum bei Kindern und Jugendlichen“. Weiter wurden Fachkräfte bei Grümel GmbH, Fulda, zum Thema „Kinderschutz“ von unseren Mitarbeitern geschult. Zum Thema „Zoff Im Kinderzimmer“ wurde bei einer Veranstaltung für Eltern im Familienzentrum Hofbieber referiert. 33
PRAXISANLEITUNG VON STUDIERENDEN Als wichtigen Beitrag zur Ausbildung von Studierenden der Studiengänge Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziale Arbeit bieten wir diesen regelmäßig einen Praktikumsplatz für 4 bis 6 Wochen an. Jeweils ein(e) Berater(in) übernimmt dann die Aufgabe der Praxisanleitung. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten in 2020 die sonst möglichen Kurzzeitpraktikas von vier bis sechs Wochen für die Studiengänge Psychologie, Pädagogik und Erziehungswissenschaften leider nicht angeboten werden. Allerdings gab es für eine Studierende der Sozialen Arbeit der Hochschule Fulda die Möglichkeit, ihr Praxissemester (5. Semester) in unserer Beratungsstelle zu beginnen, eine weitere Studierende beendete Anfang des Jahres ihr Praxissemester. Die Studierenden sind für 800 Stunden in einem Zeitraum von 6 Monaten (September bis Februar) vor Ort und können so die Arbeitsinhalte und –abläufe der Beratungsstelle sehr gut kennenlernen. 2020 fand wieder die Projektwerkstatt „Jugendberatung“ statt, in Kleingruppen konnten 16 Studierende die Beratungsstelle kennenlernen, die meisten Lehrinhalte wurden allerdings in diesem Jahr online vermittelt. Im Rahmen der Projektwerkstatt werden Studierende der Sozialen Arbeit der Hochschule Fulda früh im Studienverlauf (im 2. und 3. Semester) an unterschiedliche Praxisfelder herangeführt. Zahlreiche Praxispartner in der Region, darunter auch die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, bieten hierzu die Möglichkeit. Eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle bietet im Rahmen eines Lehrauftrages die Projektwerkstatt „Jugendberatung in einer Familienberatungsstelle“ an. Zusätzlich wurde zweimal in 2020 ein Blockseminartag für Studierende der Studiengänge BASA Online, BASA Dual, Bib und für Sozialarbeiter*innen im Anerkennungsjahr zum Thema „Beratungsformen mit Kindern und Jugendlichen“ angeboten. 34
KOOPERATIONS- UND GREMIENTÄTIGKEITEN Im Rahmen der Sozialraumorientierung haben die Mitarbeiter*innen im Berichtsjahr mit den folgenden Kooperationspartnern und Gremien zusammengearbeitet: Herr Baumann: - Beratungsteam J.-Kepler-Schule, Neuhof - Beratungsteam Mittelpunktschule, Hilders - AK FamFG - Regionaltreffen Nord Frau Hückel-Dege: - Netzwerk gegen Gewalt - Kooperation mit der Hochschule, Fachbereich Sozialwesen - Regionaltreffen Süd-West Frau Kirsch: - Netzwerk Suchtprävention - Kooperation mit der Station für Abhängigkeitserkrankungen, Reflexion der Außensprechstunde - Kooperation mit der Psychosomatischen Tagesklinik des Städtischen Klinikums Fulda - Regionaltreffen Ost-Rhön Frau Kowalski-Zimmer - Stadtteilarbeit Aschenberg Frau Möller: - Netzwerk Frühe Hilfen / EvA - Netzwerk Suchtprävention - Kooperation mit der Station für Abhängigkeitserkrankungen, Reflexion der Außensprechstunde - Kooperation mit der Psychosomatischen Tagesklinik des Städtischen Klinikums Fulda - Regionaltreffen Ost-Rhön Frau Stehling: - Mitglied des Vorstandes der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung, Hessen 35
ÖFFENTLICHKEITS- UND VERNETZUNGSARBEIT Prävention und Vernetzung gehören nach der Fallarbeit zu den wichtigen Aufgaben der Beratungsstelle. Besonders bezüglich der Prävention besteht bei Institutionen wie Kindertagesstätten, anderen Beratungsstellen, Schu- len, Familienbildungsstätten usw. ein hoher Bedarf. Allerdings steht eine zeitnahe Versorgung der Klienten bei entsprechender Indikation für uns im Vordergrund. Präventive Aufgaben werden ressourcenbewusst wahrgenommen. Die Berater stellen ihr spezifisches Fachwissen auf Elternabenden, in Fachdiskussionen, bei Institutionsberatungen und Fallreflexionen zur Verfügung. Diese Aktivitäten sind sowohl im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit als auch im Sinne von Vernetzungsarbeit wertvoll, da z.B. durch Vorträge auf Elternabenden viele Eltern erst auf das Angebot der Beratungsstelle aufmerksam gemacht werden und sich dann im Nachhinein für eine Beratung anmelden. Fachdiskussionen, Institutionsberatungen und Fallreflexionen können als Vernetzungsarbeit gewertet werden, da im direkten Kontakt mit den betreffenden Institutionen und Fachkräften ein vertrauensvolles Verhältnis entstehen kann, was wiederum eine gute Kooperation, fallbezogene Weiterverweisungen usw. ermöglicht. Anzahl Prozent Eltern auf Eigeninitiative 318 54,5 (%) Sozialer Dienst / Jugendamt 49 8,3 Ehemalige Klienten/Bekannte 47 8,1 Arzt, Klinik, Gesundheitsamt 43 7,4 Schule/Kindertageseinrichtung 43 7,4 Homepage 19 3,3 Gericht, Staatsanwaltschaft, Polizei 18 3,1 junger Mensch selbst 16 2,7 andere Beratungsstellen/Therapeuten 12 2,1 Rechtsanwalt/in 7 1,2 Zeitung 1 0,2 Sonstige 10 1,7 insgesamt 583 100,0 Schaubild 11: Anregung zur Kontaktaufnahme bezogen auf die 583 Neuanmeldungen in 2020 36
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