2020 BERATUNGSSTELLE FÜR ELTERN, KINDER UND JUGENDLICHE - FÜR STADT UND LANDKREIS FULDA - Beratungsstelle für Eltern ...

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2020 BERATUNGSSTELLE FÜR ELTERN, KINDER UND JUGENDLICHE - FÜR STADT UND LANDKREIS FULDA - Beratungsstelle für Eltern ...
BERATUNGSSTELLE
                FÜR ELTERN,
                KINDER UND
                JUGENDLICHE
JAHRESBERICHT   FÜR STADT UND
                LANDKREIS FULDA

                2020

                AUS DER PRAXIS:
                Erziehungsberatung wirkt –
                auch und besonders in der Krise
                Telefonberatung
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Impressum:

Herausgeber:         Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
                     Marienstraße 5, 36039 Fulda
                     Tel.-Nr. 0661/901578-0
                     erziehungsberatung@landkreis-fulda.de
                     www.erziehungsberatung-fulda.de

Erscheinungsdatum:   April 2021

Auflage:             150 Exemplare
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Inhalt
                                            Seite:

KOMPLEXES ANFORDERUNGSPROFIL DER
ERZIEHUNGSBERATUNG                              5

AUS DER ARBEIT DER BERATUNGSSTELLE
Erziehungsberatung wirkt –
Auch und besonders in der Krise                 7
Telefonberatung                                11

DAS JAHR 2020 IM RÜCKBLICK

Die Arbeit im Spiegel der Zahlen               13

Erziehungs- und Familienberatung               21

Trennungs- und Scheidungsberatung              22

Jugendberatung                                 26

Frühe Beratung                                 29

Beratung für Familien mit einem psychisch
erkrankten Elternteil                          31

Kinderschutz                                   32

Fachberatung                                   33

Fachdienstleistungen für die Jugendhilfe       33

Praxisanleitung von Studierenden               34

Kooperations- und Gremientätigkeiten           35

Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit         36

Pressespiegel                                  39

MITARBEITER DER BERATUNGSSTELLE                41
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KOMPLEXES ANFORDERUNGSPROFIL DER
ERZIEHUNGSBERATUNG

Die Beratungsstelle als ein niedrigschwelliges Angebot der Hilfe zur
Erziehung richtet sich an Kinder, Jugendliche und Familien unter
Berücksichtigung des familiären Systems und ihrer jeweiligen komplexen
Lebenssituation. Sie unterstützt Familien durch Klärung individueller und
familienbezogener Probleme in Erziehungsfragen, bei Trennung und
Scheidung, bietet Jugendberatung sowie Frühe Beratung. Das
Leistungsspektrum umfasst Beratung, Familiendiagnostik, therapeutische
Interventionen sowie präventive Maßnahmen. Kurse und Trainings für Eltern
und Kinder sowie Vorträge zu pädagogischen Themen runden das Angebot
ab.

Die Beratungsstelle als Teil der Jugendhilfe bildet eine Schnittstelle zum
Gesundheitssystem und bietet Familien dadurch den Zugang zu
weiterführenden Angeboten. Diese enge Kooperation zu anderen sozialen
Einrichtungen wird ermöglicht durch Kenntnis der jeweiligen Institutionen.

Die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle erweitern regelmäßig ihr
Fachwissen durch Qualifizierungsangebote. Dieses Wissen ist unerlässlich für
die Beurteilung, wie die bestmögliche Unterstützung für einen
Hilfesuchenden aussieht und ob die Beratungsstelle selbst oder eine andere
Einrichtung diese Leistung erbringen kann.

Alle Mitarbeiter*innen verfügen über die notwendigen Qualifikationen, um
eine Gefährdungseinschätzung nach § 8 a SGB VIII vorzunehmen. Als
„Insofern erfahrene Fachkraft“ stellen sie ihr Fachwissen den Kindertages-
einrichtungen von Stadt und Landkreis Fulda zur Verfügung.

Vor allem in Kindertagesstätten, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen
in Stadt und Landkreis Fulda halten wir pädagogische Vorträge. Im Jahr 2020
waren es insgesamt 17 Vorträge. Unser Beratungsteam, das sich aus
Psycholog*innen, Pädagog*innen und Sozialpädagog*innen mit Erfahrung in
der Jugendhilfe und Zusatzqualifikationen (u. a. in der Familientherapie)
zusammensetzt, bietet auch Fachberatung und Fallreflexion für
Mitarbeiter*innen pädagogischer Einrichtungen an.

In familiengerichtlichen Trennungs- und Scheidungsverfahren kann die
Beratungsstelle allparteilich auftreten und stellt durch ihre gesetzlich
garantierte Verpflichtung zur Verschwiegenheit einen vertrauensvollen
Rahmen für hochstrittige Eltern dar. Die Beratungsarbeit erfordert
insbesondere in diesen Fällen eine hohe Kompetenz und Erfahrung sowie
Reflexion der eigenen Fachlichkeit.

Einem anderen Tätigkeitsfeld sind die Erfahrungen und Traumata von
Menschen, die Migration und Flucht erlebt haben, zuzuordnen. Leben und
Aufwachsen in einem fremden Land stellt eine besondere Herausforderung
an die Entwicklung junger Menschen dar. Beim Ankommen und Aufwachsen
in einer neuen Gesellschaft müssen Familien, Kinder und Jugendliche
vielfältige Aufgaben bewältigen und können dabei vom Angebot der
Beratungsstelle profitieren.

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Es besteht die Möglichkeit, mit Hilfe von Dolmetscher*innen eine Beratung
auch in der Muttersprache durchzuführen und mögliche sprachliche und
kulturelle Hürden für Familien zu verringern. Für die kommenden Jahre ist in
diesem Bereich mit einem erhöhten Bedarf zu rechnen.

Im Jahr 2020 haben wir uns in 7 Fortbildungen weiterqualifiziert. Außerdem
unterstützen Supervision sowie fallbezogene Reflexion die kontinuierliche
Entwicklung der Beratungsarbeit. Im Jahr 2020 haben 22 interne
Fallbesprechungen und Hilfeplanungen sowie 9 Supervisionssitzungen und
ein Klausurtag zur Jahresplanung stattgefunden.

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AUS DER ARBEIT DER BERATUNGSSTELLE

„Erziehungsberatung wirkt – auch und besonders in der Krise!“ 1

Mitte März hatte die Hessische Landesregierung als Maßnahme zur
Bekämpfung des Corona Virus die Schulpflicht bis Ende der Osterferien
ausgesetzt. Am 15.03.2020 bestätigte das RKI 4.838 Infektionsfälle und 12
Verstorbene in Deutschland.

In einer Sitzung vom 16.03.2020 mit Leitung und Mitarbeiter*innen der
Beratungsstelle wurden die folgenden Maßnahmen als Reaktion auf den
Lockdown besprochen:

    -    Geplante Beratungsgespräche werden abgesagt. Ausgenommen
         hiervon sind dringend notwendige Kinderschutzberatungen.

    -    Telefonische Beratungen werden angeboten, dokumentiert und
         statistisch erfasst. Auf Anrufbeantworter und Homepage werden
         entsprechende Hinweise platziert.

    -    Das Elterntraining „Kinder im Blick“ und der Kinderkurs „Starke
         Kinder“ werden abgebrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben,
         der Kurs „Starke Mädchen“ nicht mehr beworben.

    -    Eltern erhalten Unterstützungen durch Veröffentlichungen von
         Fachartikeln in der regionalen Presse, die auf die besondere
         Situation eingehen: Umgang mit belastenden Situationen in der
         Familie, Beschäftigungsideen für die Kinder, Umgang mit Ängsten
         der Kinder etc.

Eine ganz neue, stressvolle Situation lastete im Frühjahr auf Familien. Ohne
Vorbereitung mussten sie große Herausforderungen und immense
Anpassungsleistungen erbringen. Für einige Familien, die zusätzlich von
besonderen Belastungen betroffen waren, stellte der Lockdown ein Auslöser
oder Verstärker von familiendynamischen Konflikten dar, die die Familien
aus eigener Kraft nicht mehr lösen konnten.

Auch wenn sich im Frühjahr und Sommer die Situation entspannt hatte,
traten im Herbst die beschriebenen Belastungen mit steigenden
Infektionszahlen und den dagegen getroffenen Maßnahmen erneut auf.

Vermehrt klagten Eltern über depressive Verstimmungen bei älteren Kindern
und Jugendlichen oder Jugendliche äußerten selbst, niedergeschlagen,
antriebslos, müde und traurig zu sein. Auch wenn zunächst nur wenige
Ratsuchende die Folgen der Pandemie explizit als Beratungsgrund angaben,
beklagten viele die dadurch bedingten Anforderungen im Alltag.

1Aus einer Stellungnahme der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke) vom 24.
April 2020

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Die meisten Erziehungsberatungsstellen in Deutschland haben, ähnlich wie
wir, sehr zeitnah auf weitgehend telefonische Beratung (Einzelgespräche,
Telefonkonferenzen) umgestellt, um Familien in Not zu helfen. Manche
Erziehungsberatungsstellen     hatten      spontan     Hotlines,     offene
Telefonsprechstunden oder videogestützte Beratungen angeboten, an
denen mehrere Familienmitglieder ohne deren Anwesenheit beteiligt
werden konnten. Für videogestützte Beratungen verfügte die EB in Fulda
nicht über geeignete Technik und die Frage des Datenschutzes war zu diesem
Zeitpunkt nicht geklärt.

Fallberatungen in Kindertagesstätten, pädagogische Fachvorträge in
Kindertagesstätten und Schulen, Kooperationen mit Netzwerkpartnern usw.
mussten teilweise abgesagt werden, wurden telefonisch abgearbeitet oder
fanden in entsprechenden großen Räumen mit Abstand statt.
Kinderschutztätigkeiten (IseF), die nicht telefonisch bearbeitet werden
konnten, wurden ebenso in großen Räumen des Trägers oder ins
Teamzimmer der Beratungsstelle verlegt.

Wir hatten gehofft, die Elterntrainingskurse „Kinder im Blick“ und die
Kindergruppen „Starke Kinder“ und „Starke Mädchen“ zu einem späteren
Zeitpunkt im Jahr anbieten zu können. Die Infektionszahlen haben jedoch
mehrere Versuche scheitern lassen; wir hoffen auf 2021.

Weiter unten im Text gehen wir speziell auf unsere Erfahrung mit
Telefonberatungen ein. An dieser Stelle kann schon gesagt werden, dass
einige Ratsuchende von sich aus darum gebeten hatten und dankbar für
dieses Angebot waren. Nur wenige baten um eine persönliche Beratung, die
ihnen im Laufe des Jahres dann wieder zunehmend angeboten werden
konnte. Mit der zweiten Infektionswelle mussten wir diese Möglichkeit
wieder einschränken.

Presseartikel für Eltern veröffentlichen wir seit fast zwei Jahrzehnten. Unsere
verstärkte Präsenz mit Fachartikeln in den örtlichen Medien und die
Ermutigung, sich bei Bedarf individuelle Hilfe zu holen, hat vermutlich mit
dazu beigetragen, dass sich die Anzahl der Anmeldungen in 2020 (583
Erstkontakte) im Vergleich zum Vorjahr (645 Erstkontakte) nur um knapp 10
Prozent verringert hatte. Eine Auswahl von Presseveröffentlichungen stellen
wir am Ende des Berichtes vor.

Eine Mitarbeiterin des Sekretariates hatte tageweise die Möglichkeit des
Homeoffice wahrgenommen. Die anderen Mitarbeiter*innen hielten die
Angebote der Beratungsstelle über das komplette Jahr durch ihre Präsenz
aufrecht. Die Belastungen, die sich für einige daraus ergaben, dass sie auf
Grund ihres Lebensalters und gesundheitlicher Vorbelastungen zum
gefährdeten Personenkreis gehörten, machten eine gegenseitige Fürsorge
und die Beachtung von Selbstfürsorge notwendig. Glücklicherweise hat sich
keine Person infiziert und es sind auch keine Infektionen von Ratsuchenden
bekannt.

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Aufgrund von Belastungen durch Homeschooling, Homeoffice und der
allgemein angespannten Virussituation waren die Beratungen durch hohe
emotionale Anforderungen und großer Anspannung der Ratsuchenden
gekennzeichnet. Die Arbeit mit diesen Klienten setzte Erfahrung und Wissen
über die Psychodynamik von belasteten Familien und psychische
Erkrankungen voraus.

Etwa im Mai des Berichtsjahres begannen Leitung und Mitarbeiter*innen,
sich wieder mit Präsenzberatungen zu beschäftigen und sie auszuweiten. Die
Umsetzungen der Hygienebestimmungen und Verhaltensregeln zur
Vorbeugung von Infektionen hatten dabei zentrale Bedeutung und wurden
penibel eingehalten. Auf Präsenzberatungen konnten wir nicht dauerhaft
verzichten, weil

    -   eine Arbeit mit Kindern am Telefon oft nicht gewollt und auch nicht
        möglich war,

    -   einige Jugendliche eine telefonische Beratung ablehnten,

    -   mit getrenntlebenden Eltern im Kontext von Umgangs- und
        Sorgerechtsauseinandersetzungen  telefonische   Beratungen
        gelegentlich aus dem Ruder liefen (z.B. gerichtsverwiesene
        Beratungen),

    -   Beratungen im Bereich des Kinderschutzes notwendiger Weise face-
        to-face erfolgen mussten.

Bei der Entscheidung, in welcher Form eine Beratung stattfinden sollte,
kamen die Berater*innen auch bei ähnlicher Ausgangslage manchmal zu
unterschiedlichen Einschätzungen oder hatten unterschiedliche persönliche
Bedürfnisse.

Notwendige Beratungen und Teambesprechungen wurden in der zweiten
Jahreshälfte zunehmend face-to-face und mit Tragen von Masken
durchgeführt.

Die Beratungstätigkeit mit Menschen, die eine Maske tragen, hat ihre
Tücken. Weil die Stimme des Gegenübers gedämpft ist und wir seine Mimik
reduziert wahrnehmen, fallen wichtige Teile seiner Informationen weg, die
wir sonst unbewusst wahrnehmen. Besonders negative Gefühle wie Trauer
und Wut werden stärker mit dem Mund ausgedrückt. Wenn wir nonverbale
Reaktionen der Ratsuchenden hinter einer Maske falsch deuten und dann
unpassend oder unangemessen intervenieren, kann das zu einer Verstärkung
negativer Gefühle und damit zu einer Verschärfung ihrer Notlage führen.

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Mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten wir häufig mit interaktiven oder
soziometrischen Verfahren (Lebenslinie, Familienbrett etc.). Der gebotene
Abstand in der Beratung schränkte diese Möglichkeiten stark ein, weil er
kaum Bewegung in kleinen Räumen zulässt. So mussten wir hier fast
ausschließlich auf das klassische Beratungsgespräch zurückgreifen.

Wir haben in den Monaten der Pandemie viele neue Erfahrungen
gesammelt:

Andere Zugänge zu Klienten, neue Kommunikationsformen, erhöhte
Krisenkompetenz der Mitarbeiter*innen sind hier Schlagworte. Aber auch
die Grenzen in diesem Kontext sind deutlich geworden: lebendige Methoden
in der Beratung mit Kindern und Jugendlichen und eingeschränkte
Möglichkeiten in der Beratung strittiger Familien.

Reinhard Baumann

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Telefonberatung

Zunächst war es ein Experiment, unseren Klient*innen im März 2020 in erster
Linie telefonische Beratungstermine anzubieten, welches aus Sicht der
Berater*innen unterschiedlich wahrgenommen wurde. Auch im zweiten
Lockdown ab November 2020 wurden erneut viele Beratungen telefonisch
durchgeführt, häufig das Erstgespräch, um hier gemeinsam mit den
Ratsuchenden zu entscheiden, ob der nächste Kontakt persönlich vor Ort in
der EB stattfinden soll oder eine weitere telefonische Beratung
erfolgversprechend ist.

Im Folgenden sind die nicht in allen Punkten homogenen Erfahrungen der
einzelnen Berater*innen mit dieser für uns alle neuen Form der Beratung
zusammengefasst. Von vielen Familien erfuhren wir Dankbarkeit für die
Unterstützung per Telefon, die manchmal zu den wenigen Außenkontakten
von Eltern gehörten, weshalb teilweise wöchentliche Anrufe vereinbart
wurden, um Familien in einer schwierigen Zeit begleiten zu können.
Insgesamt fanden 164 Erstkontakte und 226 Folgegespräche in diesem Jahr
telefonisch statt.

Hinsichtlich der Niedrigschwelligkeit einer Beratungsstelle kann das Angebot
telefonischer Gespräche diese unterstützen, so wurde zum Beispiel gerade
von Eltern mit sehr kleinen Kindern und denen, die durch die Schließung der
Kitas und Schulen „ans Haus gebundenen“ Eltern gerne wahrgenommen.
Manche Erfahrungen mit dieser Form der Beratung könnte man auch unter
der Überschrift Kuriositäten subsummieren und wirft daher Fragen auf.
Wenn beispielsweise ein Vater gerade im Supermarkt einkaufend gerne
parallel Erziehungsberatung in Anspruch nehmen möchte oder eine Mutter
nebenbei das Mittagessen zubereitet, bietet dies keine gute Voraussetzung,
um sich wirklich auf Beratung, die Veränderungsprozesse anstoßen und
Reflexion fördern möchte, einzulassen. Solche Beratungen wurden dann
abgebrochen und vertagt, da aus der Niedrigschwelligkeit schnell
Unverbindlichkeit oder Bedeutungslosigkeit wird und nicht unserem
Anspruch an Beratung gerecht wird.

Systemische Beratung legt den Schwerpunkt auf den sozialen Kontext und
das Auftreten eines Problems im Zusammenhang der Interaktionen der
(Familien-)Beteiligten und fokussiert die Suche nach Lösungen statt
Ursachenforschung zu betreiben und arbeitet mit bestimmten Methoden
und lösungsorientierten Fragestellungen. Bereits der erste Eindruck ist für
eine Hypothesenbildung nicht unerheblich und entfällt durch das pure Reden
am Telefon.

                                    11
Uns fiel auf, dass telefonische Beratungen häufiger problemorientierter
ausfielen, was möglicherweise am Fehlen des persönlichen Eindrucks von
den Klient*innen liegt, die man nun nur hört, statt Mimik, Gestik, äußeren
Eindruck und die Interaktionen mit anderen Familienmitgliedern
wahrzunehmen. Auf diese Weise gehen wichtige Informationen für die
Berater*innen verloren, zumal auch das persönliche Feedback nur
eindimensional erfolgt.

Bei Klient*innen, die schon vor der Einführung von Telefonberatung
persönlich bekannt waren, fiel es oft leichter, gut in Kontakt zu kommen. Der
Erfolg von Beratung ist laut verschiedenen Studien in einem hohen Maße
abhängig von der Klient*innen-Berater*innen-Beziehung, deshalb stellt sich
die Frage, wie nachhaltig wirksam „nur“ telefonische Beratung wirklich ist
und wir sind auf diesbezügliche wissenschaftliche Auswertungen sehr
gespannt.

Mit wenigen Kindern wurden gute Telefonate geführt, allerdings kommen in
der Arbeit mit Kindern oft Methoden zum Einsatz, die eher spielerisch
arbeiten zum Beispiel mit Tierfiguren, dem Familienbrett oder den kreativen
Einsatz von Farben oder Knete brauchen. Fast alle Jugendliche, deren Corona
Lebensgefühl sich uns oft als einsam und traurig darstellte, bestanden auf
persönlichen Kontakten mit den Berater*innen. Gerichtsverwiesene und
hochstrittige Beratungen im Kontext von Trennung und Scheidung brauchen
einen institutionellen Rahmen, lassen sich telefonisch kaum realisieren.

Insgesamt waren wir froh, als ab Mai 2020 wieder persönliche Beratungen
vor Ort stattfinden konnten. Im November wurden die täglichen
persönlichen Kontakte zwar verringert, die Beratungsstelle blieb aber offen.
Telefonische Beratungsgespräche nahmen parallel wieder zu. Wir bedauern
aus den genannten Gründen, dass aufgrund der Datenschutzbestimmungen
und der fehlenden Technik keine Videochats stattfinden konnten. Für die
Zukunft könnte dies in manchen Fällen ein zusätzliches Angebot für
Ratsuchende darstellen, sollte aber die Beratung vor Ort in einem
besonderen und geschützten Rahmen einer Familienberatungsstelle niemals
ersetzen.

Kirsten Hückel-Dege

                                     12
DAS JAHR 2020 IM RÜCKBLICK

DIE ARBEIT IM SPIEGEL DER ZAHLEN
Das komplexe Anforderungsprofil der Beratungsstelle wird auch an der
Vielzahl der Themen deutlich, mit denen sich Eltern, Kinder und Jugendliche
an uns wenden sowie an der großen Bandbreite der Aufgaben, denen wir uns
zusätzlich zur klassischen Beratung stellen. Im Folgenden berichten wir
zunächst über die wichtigsten Zahlen bezüglich der in 2020 stattgefundenen
Beratungen. Danach folgt ein weiterer Teil, in dem wir uns intensiver mit den
wichtigsten Inhalten und Themen unserer Beratungsarbeit beschäftigen.

Im Jahr 2020 suchten 706 Familien Rat und Hilfe. Mit 583 Neuanmeldungen
in 2020 (- 9,4 Prozent gegenüber 2019) lag das Verhältnis Anzahl
Beraterstellen (4,2) zu Ratsuchenden bei 139 Fällen. 123 Klienten aus dem
Jahr 2019 haben auch in 2020 eine Leistung erhalten.

             Neuan-   Weiterbetreuungen        Fälle gesamt
            meldungen aus den Vorjahren Neu- u. Weiterbetreuungen

   2000          563                  96                    659

   2005          819                 188                   1007

   2010          761                 196                    957

   2015          620                 100                    720

   2016          671                 127                    798

   2017          662                 138                    800

   2018          741                 129                    870

   2019          645                 140                    785

   2020          583                 123                    706

Schaubild 1: Inanspruchnahme der Beratung seit 2000

Aus Schaubild 1 ist die Entwicklung der Neuanmeldungen,
Weiterbetreuungen und die Gesamtzahl der in einem Kalenderjahr
betreuten Klienten ersichtlich. Im Verlauf sind jährlich Schwankungen zu
verzeichnen. Im Jahr 2020 suchten 706 Familien Rat und Hilfe. Mit 583
Neuanmeldungen in 2020 ist ein Rückgang der Zahlen zu notieren. Das
Verhältnis Ratsuchende zu Berater*innen bei den Neuanmeldungen lag bei
117 Fällen pro Berater (143 in 2019), bei allen aktiven Fällen
(Neuanmeldungen + Weiterbetreuungen aus Vorjahren) bei 141 Klienten pro
Berater*innen.

                                           13
In 88,2 Prozent aller Fälle endete die Beratung nach höchstens 5 Kontakten,
wobei in 47,0 Prozent der Fälle die Beratung nach nur 1 Kontakt endete. In
6,1 Prozent der Fälle wurden 6 - 10 Termine vergeben. Es fanden im
Durchschnitt 3,5 Kontakte pro abgeschlossener Beratung statt (4,2 in 2019).

        11 - 15 Kontakte           3,8

         6 - 10 Kontakte              6,1

           4 - 5 Kontakte                7,5

           2 - 3 Kontakte                                           33,7

                1 Kontakt                                                         47,0

                            0,0       10,0          20,0    30,0       40,0       50,0

Schaubild 2: Anzahl der Kontakte für die abgeschlossenen Fälle im Berichtsjahr 2020
(Angaben in %)

Insgesamt haben in 2020 1.723 (2019: 2.199) Beratungen stattgefunden. 77
Erstkontakte (133 in 2019) wurden nicht wahrgenommen.

Wie aus Schaubild 3 hervorgeht, waren es in den überwiegenden Fällen die
Mütter, die den Kontakt zur Beratungsstelle aufnahmen. Bezogen auf die in
2020 706 laufenden Fälle war dies in 70,5 Prozent der Fall. In 16,3 Prozent
der Fälle meldeten sich die Väter in der Beratungsstelle an, in 0,4 Prozent
beide Eltern gemeinsam.

In 1,7 Prozent der Fälle erfolgte die Anmeldung durch den betroffenen
jungen Menschen selbst. Um das Beratungsangebot für Jugendliche und
junge Menschen mehr in den Fokus zu stellen, sind im Jahr 2020 das neue
Jugendplakat und neue Jugendflyer entstanden, die sich mehr an der Sprache
und den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren. Diese sind in den
weiterführenden Schulen der Stadt und des Landkreises Fulda gut
angenommen worden.

                                               14
600

                                                498
  500

  400

  300

  200

                                                                        115
  100
                                                                                               35              38
               12              3                                                                                           5
      0
                             gemeinsam

                                                                        Vater/männl.

                                                                                              Dienste

                                                                                                                         Angaben
            Mensch

                                                                                                              Personen
                                               Mutter/weibl.

                                                                                              soziale

                                                                                                              sonstige
            junger

             selbst

                                                Bezugsp.

                                                                         Bezugsp.

                                                                                                                          keine
                               Eltern

Schaubild 3: Wer hat den Kontakt zur Beratungsstelle aufgenommen? – Zahlen beziehen
sich auf die 706 laufenden Fälle aus 2020

Die durchschnittliche Wartezeit verkürzte sich auf 19,9 Tage (in 2019 waren
es 22 Tage).

 30                     26,8
 25
                      18,2                  19,2
 20                                                                            16,7
                                         16,3                  16
                                                                 13,9                           14,4
 15
                                                                                       11,2
               9,4                                                                                                          9,7
 10                                                                                                            7,3
           5                                                                                            5,7              6,1
                                                                                                                  4,1
  5

  0
          0 bis 1      bis 1              bis 2  bis 3  bis 4  bis 5  bis 6  bis 7
           Tag        Woche              Wochen Wochen Wochen Wochen Wochen Wochen
                                                                              und
                                                                            länger

                                    Wartezeiten 2019                             Wartezeiten 2020

Schaubild 4: Wartezeiten bei Neuanmeldungen in 2020 (Angaben in %)

Wie aus Schaubild 4 ersichtlich ist, bekamen 80,5 Prozent der Klient*innen
innerhalb von vier Wochen einen Termin (2019: 72,2 %), 19,5 Prozent der
Klient*innen mussten länger als 4 Wochen auf einen Termin für ein
Erstgespräch warten. Im Jahr 2020 führten die zur Eindämmung der Corona
Pandemie verhängten Maßnahmen oft zur kurzfristigen Absagen aus
persönlichen, gesundheitlichen oder familiären Gründen.

                                                                   15
Viele Klient*innen nahmen andererseits die angebotenen telefonischen
Beratungsangebote dankend an und konnten auf diese Weise in der
schwierigen Zeit kurzfristig Unterstützung erhalten.
Es zeichnet die Erziehungsberatung aus, dass sie als ein niedrigschwelliges
Angebot der Hilfe zur Erziehung angenommen werden kann und einen
unkomplizierten Zugang ermöglicht. Im Sinne der zahlreichen Familien, die
jährlich die Erziehungsberatung als Hilfe zur Erziehung neu beginnen, ist die
direkte und niedrigschwellige Inanspruchnahme insbesondere für schwer
belastete Familien ein wichtiges Angebot. Das Statistische Bundesamt
verzeichnete im Jahr 2019 mit 47 Prozent aller erzieherischen Hilfen
Erziehungsberatung als einen neuen Höchststand (2018 46 Prozent). Quelle:
Statistisches Bundesamt (Destatis) vom 16.11.20.

Die Altersstruktur stellte sich bei den 706 laufenden Fällen in 2020 wie folgt
dar: Die größten Altersgruppen waren die 6 - 9-Jährigen (21,1 Prozent) und
die 3 -6-Jährigen (18,7 Prozent), gefolgt von den 12 - 15-Jährigen (18,1
Prozent), den 9 bis 12-Jährigen (16,9 Prozent) und den unter 3-Jährigen (11,5
Prozent). Der Anteil der Jugendlichen von 15 - 18 Jahren lag bei 9,9 Prozent,
der der über 18-Jährigen bei 3,8 Prozent.

 120
                                     101
 100                   93
                                                80
   80                     73
                                       67                   67
                                                   60         55        57
   60
           38                                                          39
   40        30
                                                                                     19
   20                                                                            5
                  0            0            0           0          0         1            0
    0
          unter 3       3 bis         6 bis       9 bis   12 bis   15 bis        18 und
          Jahren       unter 6       unter 9    unter 12 unter 15 unter 18        älter
                       Jahren        Jahren      Jahren   Jahren   Jahren

                                   männlich     weiblich     divers

Schaubild 5: Verteilung von Alter und Geschlecht bezogen auf die 706 laufenden Fälle in
2020

Mit dem Kriterium „Herkunft der Familie“ wird erfasst, ob die betreute
Familie einen Migrationshintergrund hat. Der Anteil ist hier bei den
laufenden Fällen mit 16,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken
(Jahr 2019 = 17,5 Prozent).

Bezüglich des Anteils der Familien mit Migrationshintergrund zeigt sich ein
Unterschied zwischen Klient*innen aus Stadt und Landkreis: In der Stadt
Fulda beträgt der Anteil von Klient*innen mit Migrationshintergrund etwas
mehr als ein Viertel (28,5 Prozent), der Anteil der Familien mit
Migrationshintergrund im Landkreis ca. ein Zehntel (9,3 Prozent).

*Quelle:
Destatis Auszug aus der Pressemitteilung vom 16.11.2020

                                                16
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen aus der Stadt Fulda betrug bei den
laufenden Fällen 37,8 Prozent (2019: 33,6 Prozent), bei den
Neuanmeldungen 37,6 Prozent (2019: 31,8 Prozent). Eine genaue Auflistung
des Wohnorts der Klienten ist Schaubild 6 zu entnehmen.

 Stadt/Gemeinde              Bevölkerung Kinder/Jugendliche                    laufende
                             insgesamt   bis 21 Jahre                          Fälle 2020
 Stadt Fulda                          68.635                        14.248              259
 Bad Salzschlirf                        3.436                           643                  8
 Burghaun                               6.364                         1.198                 12
 Dipperz                                3.499                           739                  7
 Ebersburg                              4.637                         1.017                 12
 Eichenzell                           11.023                          2.348                 29
 Eiterfeld                              7.021                         1.413                 16
 Flieden                                8.554                         1.687                 27
 Gersfeld                               5.460                         1.042                  9
 Großenlüder                            8.508                         1.719                 29
 Hilders/Ehrenberg                      7.220                         1.404                 18
 Hofbieber                              6.082                         1.200                 23
 Hosenfeld                              4.653                           881                  7
 Hünfeld                              16.616                          3.372                 39
 Kalbach                                6.378                         1.299                 15
 Künzell                              16.724                          3.316                 57
 Neuhof                               10.830                          2.119                 32
 Nüsttal                                2.832                           622                  6
 Petersberg                           16.052                          3.207                 71
 Poppenhausen                           2.662                           583                 11
 Rasdorf                                1.554                           308                  2
 Tann                                   4.405                           798                 15
 Keine Angabe      *                                                                         2

 Landkreis gesamt                   154.690                         30.915              445

 Stadt/Landkreis                    223.325                         45.163              704
Schaubild 6: Wohnort der Klienten, bezogen auf die in 2020 laufenden Fälle

Quelle:
Hessisches Statistisches Landesamt Wiesbaden, Stand 31.12.2019
* nicht in Gesamtzahl Stadt/Landkreis Fulda enthalten, da Zuordnung nicht möglich

                                                 17
Der Anteil der Kinder, die nicht mehr bei beiden leiblichen Eltern wohnen,
beträgt in der Stadt Fulda 61,8 Prozent (2019: 57,4 Prozent), im Landkreis
50,8 (2019: 51,9) Prozent.

                                   Landkreis Fulda        Stadt Fulda

     60,0                                    53,6
                49,2
     50,0                             44,4
                       38,2
     40,0

     30,0

     20,0

     10,0
                                                                2,1     2,6         2,1   0,8
      0,0
            bei leiblichen Eltern bei alleinerziehendem      bei Elternteil mit   Wechselmodell
                                         Elternteil           neuem Partner

Schaubild 7: Lebenssituation der Klienten (Angaben in %)

Die Geschlechterverteilung der Klient*innen hingegen ist in Stadt und
Landkreis weiter ausgeglichen (Anteil Jungen 51,7 Prozent bzw. 51,3
Prozent).

77 Erstkontakte wurden geplant, aber nicht wahrgenommen. Dies sind 42,1
Prozent weniger Absagen als im Vorjahr (2019: 133). Gründe für das nicht
Zustandekommen der Erstkontakte waren u. a. Krankheit, Arbeit, kein
Babysitter, Termin vergessen, Lockdown, etc.

Der Schwerpunkt der Beratung lag in 58,5 Prozent der 583 Erstkontakte auf
der Arbeit mit Eltern, in 10,8 Prozent auf der Arbeit mit Familien und in 8,2
Prozent auf der Arbeit mit den jungen Menschen.

In 2020 erfolgten aufgrund der Corona-Pandemie in 22,5 Prozent der Fälle
die Beratung ausschließlich telefonisch.

                                               18
Als Gründe für die Anmeldung (Merkmale/Leitsymptome des Index-
Klienten) wurden bei den in 2020 laufenden 706 Beratungen 1.038 Angaben
gemacht. Die zwölf am häufigsten genannten Merkmale sind in Schaubild 8
aufgelistet.

 Merkmal                                                       Angabe in %
 Trennung und Scheidung                                        12,5

 Erziehungsunsicherheiten der Eltern                           11,8

 Umgangs- und Sorgerechtsstreitigkeiten                        9,5

 Pädagogische Überforderung                                    6,5

 Psychische Erkrankung eines Elternteils                       4,7

 Disharmonische Familiensituation                              4,7

 Aggressivität                                                 3,9

 Pubertätsbedingte Konflikte                                   3,2

 Eskalierender Streit mit dem Kind                             2,4

 Suchtverhalten eines Elternteils                              2,2

 Ängste                                                        1,9

 Regulationsstörungen                                          1,8

Schaubild 8: Merkmale

Außensprechstunden

Manchmal fällt es Eltern nicht leicht, sich an eine Hilfeeinrichtung zu wenden.
Um auch diese Eltern zu erreichen, sie mit dem Angebot der Beratungsstelle
vertraut zu machen und die Niedrigschwelligkeit, für die die Beratungsstelle
steht, noch konsequenter umzusetzen, bieten wir auch die Möglichkeit von
Außensprechstunden an. Dabei berät ein/e Berater/in Eltern in einer
anderen Einrichtung. Neben Beratungen in Familienzentren, Kitas und
Schulen wurde bereits in 2010 die Außensprechstunde am Aschenberg
eingerichtet. Dank der Offenheit der Eltern und dem zunehmenden Interesse
am Austausch ist es möglich gewesen, eine Elterngruppe mit thematischen
Inputs zu verschiedenen Themen zu eröffnen. Im Jahr 2020 hat die
Beratungsstelle diese Treffen mit einem fachlichen Vortrag abgerundet. Zwei
weitere Vorträge sind aufgrund der verhängten Maßnahmen zur
Eindämmung der Pandemie abgesagt worden.

                                      19
18 Beratungen (2019: 58) fanden außerhalb der Beratungsstelle im Rahmen
von Außensprechstunden statt.

Seit 2016 finden in der Psychosomatischen Tagesklinik des Klinikums Fulda
regelmäßig Beratungen für Eltern statt, ebenso seit 2018 auf einer Station
der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt
„Abhängigkeitserkrankungen“. Diese Beratungsgespräche konnten im Jahr
2020 weiterhin angeboten werden. Es haben insgesamt 16 Beratungen
stattgefunden (6 in der Station für Abhängigkeitserkrankungen und 10 in der
Tagesklinik für Psychosomatik).

Diese Außensprechstunden ermöglichen uns, die Angebote der Beratungs-
stelle vorzustellen. Die Eltern wenden sich so bereitwilliger auch nach ihrem
Aufenthalt in der Klinik bei Erziehungsfragen an die Beratungsstelle.

                                     20
ERZIEHUNGS- UND FAMILIENBERATUNG
„Erziehungsberatungsstelle“ – aus diesem immer noch gängigen Namen in
der Bevölkerung geht hervor, dass die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und
Jugendliche traditionell vor allem in Fragen der Erziehung als kompetente
Anlaufstelle wahrgenommen wird. Hierbei können neben allgemeinen
Erziehungsunsicherheiten die Gründe für eine Anmeldung sehr vielfältig sein.
Dies ist beispielhaft in Schaubild 8 aufgeführt. Neben der Einzelberatung gab
es 2020 für Eltern nicht die Möglichkeit, sich mit Erziehungsthemen in der
Gruppe auseinander zu setzen. Wegen der Corona Pandemie und den damit
verbundenen Kontaktbeschränkungen mussten die bereits geplanten „Triple
P Kurse“ abgesagt werden. Für Frühjahr 2021 ist die Aufnahme dieses
Standardangebots der Beratungsstelle wieder geplant. Eine Mitarbeiterin
hat 2020 die Ausbildung zur „Triple P Trainerin“ absolviert und die
entsprechende Akkreditierung erhalten. Das achtwöchige Erziehungstraining
„Triple P“ vermittelt Eltern einfache und praktische Erziehungsfertigkeiten,
die ihnen helfen, die Beziehung zu ihren Kindern zu stärken, selbstsicher mit
dem Verhalten ihrer Kinder umzugehen und Problemen vorzubeugen.

Fachartikel

Im Rahmen unserer Präventionsarbeit veröffentlichten wir 2020 wieder
regelmäßig Fachartikel im Marktkorb auf den Kreisseiten, der Fuldaer
Zeitung, Osthessen News, Move 36 und unserer Homepage, siehe hierzu
Veröffentlichungen in der Presse, S. 37.

Vorträge

Darüber hinaus nutzten 2020 wieder verschiedene Kitas und Schulen die
Möglichkeit, uns mit Fachvorträgen anzufragen:

•       Konsum bei Kindern
•       Zoff im Kinderzimmer – Geschwisterbeziehungen stärken

Weiterbildungen und Fachtage

Für Berater*innen ist es besonders wichtig, sich gerade in der Kernaufgabe
„Erziehungsberatung“ weiterzubilden.        2020 waren dies folgende
Themenbereiche:

Fachtage:

•       Blended Counseling (LAG Hessen online)

Weiterbildungen:

•       Bindung und Störungen der Entwicklung
        (Frankfurt am Main, 1 Tag)
•       Autismusspektrumstörung
        (Königswinter, 2 Tage, 2 Mitarbeiterinnen)

                                     21
TRENNUNGS- UND SCHEIDUNGSBERATUNG
Allgemeine Trennungs- und Scheidungsberatung
55 Prozent der in der Beratungsstelle vorgestellten Kinder lebten nicht mit
ihren beiden Eltern zusammen. 140 Eltern hatten sich im Berichtszeitraum
explizit wegen Fragen zu Trennung und Scheidung an die Beratungsstelle
gewandt. Eine Trennung hat für die betroffenen Kinder nicht zwangsläufig
negative Folgen. Vielen Eltern gelingt es auch danach, in Erziehungsfragen
zusammenzuarbeiten und ihren Kindern Zuwendung und Unterstützung zu
geben.
Der Erfolg bzw. Misserfolg einer Beratung scheint abhängig von den
folgenden Aspekten:
    -   die Motivation zur Beratung (intrinsisch-extrinsisch)
    -   die aktuelle Intensität der Grundkonflikte/Verletzungen aus der
        ehemaligen Paarbeziehung und Trennungszeit
    -   der Einfluss des emotionalen Druckes/Stresserlebens auf das
        Kommunikationsverhalten
    -   die individuelle und gemeinsame Kommunikationsfähigkeit (Selbst-,
        Fremd-,           Situationswahrnehmung,       Affektregulation,
        Ausdrucksfähigkeit, etc.)
    -   die Bindungstoleranz
    (entnommen aus: 3/18 Informationen für Erziehungsberatungsstellen,
    Herausgeber: bke)
Seit März galt unser Bemühen, das Angebot für Eltern, Kinder und
Jugendliche trotz des Infektionsgeschehens aufrecht zu erhalten. Das gelang
teilweise durch telefonische Beratungen. Versuche, mit strittigen Eltern via
Telefonkonferenz Sorge- und Umgangsrechtsfragen zu besprechen,
gestaltete sich oft schwierig. Hier stößt vermutlich auch videobasierte
Beratung an ihre Grenzen. In der „fremden Umgebung“ einer Beratungsstelle
verhalten sich stark emotionalisierte Ratsuchende vermutlich kontrollierter
als zu Hause am eigenen Küchentisch. Telefonische Einzelsettings mit
Elternteilen, die sich etwa über protektive und belastende Faktoren für die
Trennungsbewältigung ihrer Kinder informieren wollten, waren gut möglich.

                                     22
Elterntraining „Kinder im Blick“
(www.kinder-im-blick.de)
                                      Im Jahr 2020 waren zwei parallele
                                      Trainingskurse im Frühjahr und zwei
                                      im Herbst geplant. Die ersten beiden
                                      Trainings starteten dann auch
                                      Anfang März wie geplant mit sechs,
                                      beziehungsweise                neun
                                      Teilnehmer*innen. Mitte März, nach
                                      dem zweiten Treffen, setzten wir auf
                                      Grund der gestiegenen Corona-
                                      Infektionszahlen                  die
                                      Veranstaltungen erst einmal nicht
                                                  fort. Wir erwarteten,
                                                  dass sich die Situation
                                                  entspannen        würde,
mieteten größere Räume an und entwickelten ein Schutzkonzept für die
Fortführung der Trainings ab Ende Oktober. Leider mussten wir auch diesen
Plan aufgeben. Wir hoffen, dass es uns in 2021 gelingt, für die
Teilnehmer*innen, deren Training abgebrochen wurde, ein entsprechendes
Fortsetzungsangebot zu machen.
Ein Elterntraining besteht aus sieben aufeinander aufbauenden Kursteilen à
drei Stunden. Es werden in der Regel zwei Trainings parallel angeboten,
damit getrennte Eltern etwa zur gleichen Zeit einen Kurs besuchen können,
ohne sich in derselben Kursgruppe zu begegnen. Die Gruppengröße umfasst
meist 6 - 12 Personen. Ein Training findet am Abend, eines am Vormittag
statt. Für einige Eltern stellt der Morgentermin eine günstige Alternative zu
den früher üblichen Abendterminen dar, weil die Betreuung ihrer Kinder
leichter zu bewerkstelligen ist.
Die Mehrzahl der Teilnehmer*innen erfahren im Rahmen einer allgemeinen
Trennungs- und Scheidungsberatung in unserer Beratungsstelle von diesem
Angebot. Etwas mehr als ein Drittel ist in den letzten Jahren entweder im
Rahmen eines familiengerichtlichen Verfahrens auf die „Kinder im Blick“-
Kurse hingewiesen worden oder wurde von Familienrichtern zur Teilnahme
aufgefordert. Die übrigen Teilnehmer hatten über die lokale Presse, von ihrer
Anwältin/ihrem Anwalt oder von anderen Stellen von dem Training erfahren.
Neben den drei ausgebildeten Trainer*innen aus dem Team der
Erziehungsberatungsstelle standen uns zwei weitere Honorarkräfte zur
Verfügung.

                                     23
Kindergruppe „Starke Kinder“

                                   Im Jahr 2020 fand das Gruppenangebot
                                   „Starke Kinder“ für 9- bis 11-Jährige,
                                   deren Eltern sich getrennt haben,
                                   einmal statt und musste nach sieben
                                   Sitzungen zunächst wegen der Corona
                                   bedingten      Kontaktbeschränkungen
                                   unterbrochen werden, konnte aber im
                                   Juni in zwei Kleingruppen beendet
                                   werden.

                                   Ein weiterer Kurs war für Oktober
                                   geplant, dieser musste leider kurzfristig
                                   abgesagt werden.

                                   Nun hoffen wir, 2021 wieder möglichst
                                   vielen Kindern dieses entlastende
                                   Angebot machen zu können.

Durch die Trennung der Eltern verändert sich Vieles für die Kinder.
Sie benötigen in dieser - meist unsicheren - Zeit viel Zuwendung,
Informationen über trennungsspezifische Themen und den Austausch mit
Gleichgesinnten, um diesen Lebensabschnitt gut bewältigen zu können.

2020 nahmen insgesamt je vier Jungen und vier Mädchen das Angebot wahr,
welches durch einen Elternabend begleitet wurde.

Im Januar 2020 startete unser 13. Kurs, somit konnten in den vergangenen
acht Jahren 103 Kinder an diesem Angebot teilnehmen.

                                  24
Gerichtsverwiesene Beratungen

Die Leistungen der Beratungsstelle für Eltern- Kinder und Jugendliche
unterliegen generell der freiwilligen Inanspruchnahme durch die
Ratsuchenden. Einzig im Bereich der Beratung getrennter und geschiedener
Eltern gibt es Abweichungen von diesem Prinzip.
Neben den gerichtlich verwiesenen Teilnahmen an einem „Kinder im Blick“-
Kurs fanden im vergangenen Jahr 24 Beratungen statt, bei denen die Eltern
vom Familiengericht nachdrücklich aufgefordert worden waren, sich für
allgemeine Trennungs- und Scheidungsberatung an die Beratungsstelle zu
wenden.
In der Regel stritten diese Eltern (hoch-) konflikthaft über Umgangs- und
Betreuungsfragen. Intensive, dauerhafte und/oder weitreichende
Auseinandersetzungen bestimmten ihre Interaktion und häufig auch das
Erleben ihrer Kinder. Teilweise informierten wir nach Rücksprache mit den
teilnehmenden Eltern das Familiengericht über das Stattfinden, die Dauer
und die erarbeiteten Ergebnisse der Beratung.

Weitere Tätigkeiten:
•      Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „FamFG“ (Richter*innen,
       Fachanwälte/innen, Jugendämter von Stadt und Landkreis Fulda,
       EB)
•      „Wie erleben Kinder und Jugendliche die Trennung ihrer Eltern?“
       Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV)
       In diesem Jahr hielt kein Mitarbeiter der EB diesen Vortrag. Dem
       Verband wurde allerdings die Vorlage in Papierform für
       Interessenten und Mitglieder zur Verfügung gestellt.

                                   25
JUGENDBERATUNG

Allgemeines

Mit diesem Beratungsangebot richten wir uns direkt an Jugendliche, da wir
einen großen Bedarf im Rahmen unserer Elternberatung erkennen können.

Zwar sind Jugendliche oft nur mittelbar von der Beratung betroffen, da deren
Eltern sich zunächst an uns wenden, dies waren im letzten Jahr 23,5 Prozent
unserer Klienten. In 21,7 Prozent dieser Beratungen nahmen jedoch im
Verlauf des Beratungsprozesses neben den Eltern auch Jugendliche am
familien-therapeutischen Setting teil.

Insgesamt wendeten sich 2020 zwölf Jugendliche und junge Erwachsene im
Alter von 13 bis 21 Jahren (1 Junge, 11 Mädchen) eigenständig und direkt,
zum Teil anonym, an uns. Diese Beratungen dauern oft über längere
Zeiträume an, wobei der Großteil der Jugendlichen face-to-face Beratung
wünschte. Gerade durch die veränderte Situation im Lebensumfeld von
Jugendlichen 2020 wurden wir stark mit den Themen Einsamkeit, Ängste und
Traurigkeit konfrontiert.

Folgende Anlässe lagen den Beratungen, in denen Jugendliche (wenn auch
nur mittelbar) betroffen waren, hauptsächlich zugrunde:

•      pubertätsbedingte Konflikte in der Familie
•      Trennung / Scheidung
•      überhöhte Ansprüche der Eltern
•      psychische Erkrankung eines Elternteils
•      Ablöseproblematik
•      Adoleszentenkrise
•      Ängste
•      Selbstwertproblematik
•      Motivationsmangel
•      Schwierigkeiten in der Leistungsanforderung
•      körperliche / psychische Gewalt

Fortbildungen:

•      Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter
       (Nürnberg, 2 Tage)

Fachartikel:

•      Mit Freundschaft durch das Chaos –
       Aspekte zur Jugendberatung (Marktkorb)
•      Wenn die Mutter Krebs hat – Menschen können Vieles stemmen
       (move36 Jugendzeitschrift)

                                    26
Starke Mädchen

Für die Sommer- und Herbstferien 2020 war zum 6. Mal der Kurs „Starke
Mädchen“ für 12- bis 15-Jährige zur Stärkung des Selbstwertgefühls geplant.
Auch dieses beliebte Angebot fiel der Pandemie zum Opfer.

In diesem Kurs werden unter anderem die Themen Freundschaft, Umgang
mit Konflikten und Stress bearbeitet.

Rollenspiele, Ich-Stärkungs-Übungen und kreative Einheiten unterstützen
die Mädchen dabei, sich selbst zu vertrauen und ihr Selbstwertgefühl zu
stärken. Auf dem Foto ist das Ergebnis einer Selbststärkungsübung aus dem
Jahr 2019 zu sehen.

2020 konnte gemeinsam mit einem Grafikbüro ein Plakat und ein neuer
Flyer für Jugendliche entwickelt werden, der diese Zielgruppe auf unser
Beratungsangebot aufmerksam machen soll. Das Werbematerial wurde
unter anderem an Schulen, Jugendtreffs, Kinder- und Jugendärzt*innen
versendet.

                                    27
28
FRÜHE BERATUNG
2020 nahmen 81 Familien Beratung im Rahmen von Frühen Hilfen an, d.h.,
dass der Hilfeempfänger zwischen 0 und unter 3 Jahren alt ist. Somit stellte
diese Altersgruppe 11,8 Prozent (2019 8,7) der vorgestellten Fälle in 2020
dar. Durchschnittlich wurden 3,9 Beratungstermine wahrgenommen. Auch
die Patienten unserer Außensprechstunde in der Klinik für Psychiatrie und
Psychosomatik u.a. mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren partizipieren an
diesem Angebot.

Anzahl der Hilfeempfänger unter 3 Jahren

 Alter             2013     2014      2015      2016   2017   2018   2019 2020
 unter 1 Jahr      2        10        15        13     18     16     13   17

 1 Jahr            1        16        8         20     22     34     18   25

 2 Jahre           8        33        17        25     41     39     37   39

 Gesamtzahl        11       59        40        58     81     89     68   81

Schaubild 10: Hilfeempfänger unter 3 Jahren

Folgende Gründe führten zu einer Frühen Beratung:

         Hohe Verunsicherung in der Elternrolle
         Regulationsstörungen des Babys
         Erschöpfungszustände von Mutter und/oder Vater
         Probleme beim Hineinfinden in die neue Rolle als Mutter und/oder
          Vater
         Schwierigkeiten bei der Neuorganisation der Tagesstruktur und des
          Familiensystems
         Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil
         Trennung der Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern

Videocoaching:
In der Beratung nutzen wir die Technik der videogestützten
Interventionsbeobachtung. Der Berater analysiert und beobachtet
Interaktionsmuster. Dies wird mit den Eltern bei einem weiteren Termin
besprochen und bei Bedarf und auf Wunsch der Eltern hieran gearbeitet.
Ziel unserer Beratung ist es, die Eltern zu stärken und zu ermutigen, der
Aufgabe als Mutter und Vater gewachsen zu sein.

In 2020 haben wir 3-mal eine videogestützte Beratung durchgeführt.
Aufgrund der Vorbereitung des Raumes und der Analyse der Videoaufnahme
ist dies zeitintensiv und bedarf eines auf Vertrauen und Wohlwollen
basierenden Beratungssetting. Das Ergebnis kann als durchaus positiv
bewertet werden, Eltern sind hoch motiviert an eigenem Verhalten zu
arbeiten.

                                           29
Eltern möchten im Anschluss meist den kleinen Film auf einem Stick nach
Hause mitnehmen. Dies zeigt, wie wichtig ihnen diese Dokumentation ihres
Elternverhaltens ist und sie die entgegengebrachte Wertschätzung, ebenso
wie konstruktive Kritik annehmen können.

Frühe Beratung und Corona:
Junge Familien sind durch die Corona Pandemie besonders belastet. Ein
soziales Netzwerk kann nur bedingt unterstützen und Aktivitäten wie
Spielkreise, Babyschwimmen, Krabbeltreffen etc. finden nicht statt. Ältere
Geschwisterkinder werden nur zeitweise in Krippen und Kitas betreut, so
dass Stress in der Familie vorprogrammiert ist.

Im ersten Lockdown hat sich gezeigt, dass telefonische Beratung von jungen
Familien gut angenommen wird. Die Hemmschwelle, in Kontakt zu treten, ist
niedrig. Anfahrtswege fallen weg und ein Babysitter muss nicht in Anspruch
genommen werden.

17,4 Prozent aller telefonischen Corona-Kontakte (35 Erstkontakte und 33
Folgekontakte) in 2020 fielen auf Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren, die
sich in dieser Zeit von uns gut begleitet und unterstützt fühlten.

Die Telefonberatung wird aus o. g. Gründen vermutlich auch über die Corona
Pandemie hinaus ein zusätzliches Angebot in der Frühen Beratung bleiben.

Hilfreiches durch Netzwerke:

Findet sich Entlastung nicht im familiären Rahmen, haben wir als Mitglied
von EvA („Erziehung von Anfang an“) ein breites Netzwerkwissen und
informieren über weitere Hilfen.

Weiterbildungen

•       Beratung und Begleitung von Trotzen, Klammern, Hyperaktivität und
        Aggression im Kleinkindalter,
        SPZ Frankfurt-Höchst unter Leitung von Dr. med. Sabine Nantke,
        Kinderärztin und Lehrreferentin InterActPlus, 2-tägig
•       Familien haltgebend begleiten – Begleitung von Eltern und ihren
        Kindern rund um die erste Lebenszeit“, basierend auf dem Konzept
        der Emotionellen Ersten Hilfe Praxis für Entwicklungsbegleitung“
        unter der Leitung von Barbara Walcher, veranstaltet von der Praxis
        für Entwicklungsbegleitung in Lauterbach, 1-tägig

                                     30
BERATUNG FÜR FAMILIEN MIT EINEM PSYCHISCH
ERKRANKTEN ELTERNTEIL
Seit mehreren Jahren zeigt sich im Rahmen der jährlichen statistischen
Auswertung unserer Arbeit, dass die „psychische Erkrankung eines
Elternteils“ zu den zehn häufigsten Gründen zur Hilfegewährung gehört.
Schätzungen zufolge haben 2-3 Millionen Kinder in Deutschland einen
Elternteil, mit einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung.
Da die psychische Erkrankung eines Elternteils für betroffene Familien und
vor allem für die Kinder eine hohe Belastung darstellt, ist die Beratungsstelle
zunehmend bemüht, diese Familien zu erreichen und zu unterstützen. Die
Zahl der Fälle, in denen „psychische Erkrankung eines Elternteils“ und
„Suchtverhalten Elternteil“ als Grund für die Hilfegewährung benannt wurde,
zeigt, dass diese Bemühungen fruchten und die Beratungsstelle sowohl in
Fachkreisen als auch bei betroffenen Familien als Anlaufstelle
wahrgenommen wird. Dies waren in 2020 72 Nennungen.

Die Zusammenarbeit der Beratungsstelle mit dem Klinikum Fulda wurde auch
in 2020 erfolgreich fortgeführt. Wie bereits in den Vorjahren wurde im
dreiwöchentlichen Rhythmus eine Außensprechstunde in der
Psychosomatischen Tagesklinik angeboten, die insgesamt 10 Klienten in
Anspruch nahmen. In der Station für Abhängigkeitserkrankungen konnten 6
Klienten beraten werden. Diese Außensprechstunden zielen zum einen
darauf ab, die Patienten während des Klinikaufenthaltes auch in ihrer Rolle
als Eltern wahrzunehmen und zu stärken, zum anderen auch, es ihnen zu
erleichtern, sich über ihren Aufenthalt in der Klinik hinaus Unterstützung in
Form von Beratung zu holen.

Im Jahre 2021 werden wir unser Beratungsangebot auch für Eltern auf den
Stationen für Persönlichkeitsstörungen und Psychosomatik der Psychiatrie
des Klinikums Fulda anbieten. Wir verbinden damit die Hoffnung, mehr
Kinder psychisch kranker Eltern mit unserem Beratungsangebot zu erreichen
und Hilfestellungen für das gemeinsame Miteinander von betroffenen Eltern
und Kindern zu geben.

Weiterbildungen:
   • Stärkende Gespräche mit Kindern im Kontext einer psychischen
       Erkrankung ihrer Eltern führen
   • Psychische Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter

                                      31
KINDERSCHUTZ
2020 wurden wir zu 34 Gefährdungseinschätzungen hinzugezogen; dabei
ging es um die Einschätzung und Abwägung gewichtiger Anhaltspunkte in
Bezug auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung.

                                 Isef-Fälle 2020
 50                                                                 46
 45
 40                                                                       37
                                                      34                       34
 35                                                         32
 30                                         28
                                                 25
 25                                   21
 20                       16    16
 15
                    9
 10
  5     3     3

  0
      2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Schaubild 10: Anzahl der IseF-Beratungen

In 8 Fällen wurde eine Meldung an das Jugendamt gemacht – dies betrifft
auch Fälle, in denen das Jugendamt schon einbezogen war (12 Fälle).

Oftmals reichte ein Schutzplan jedoch aus und war die Kooperation der
Eltern gegeben, um aus dem Bereich der Kindeswohlgefährdung
herauszutreten.

Der Schutzplan beinhaltete z.B. verbindliche Elterngespräche, Schweige-
pflichtentbindung gegenüber dem Kinderarzt, Hygienemaßnahmen, Termin-
vereinbarung bei Beratungsstellen, Annahme von Jugendhilfemaßnahmen
usw.

Weiterbildungsangebote

 Thema                                 Adressat            Anzahl        Teilnehmer
 „§ 8 a Annäherung an ein              Päd. Fachkräfte     1             15
 sensibles Thema“

 Gesamtzahl Teilnehmer                                                   15

Auf Grund der Corona Pandemie blieb es bei dieser einen Veranstaltung.

                                           32
FACHBERATUNG
Die Fachberatung richtete sich an Fachkräfte aus Kindertagesstätten und
fand 33-mal statt (Zunahme von 3 Fachberatungen). Unser Blick von außen
und fachlicher Input werden abgerufen, um Verhaltensauffälligkeiten eines
Kindes zu reflektieren. Diese Beratung findet anonym statt.

In zwei Schulen des Landkreises Fulda (Johannes-Kepler-Schule in Neuhof,
und Mittelpunktschule in Hilders) sind wir Mitglieder in fest installierten
Beratungsteams, deren Aufgabe es ist, für auffällige Schüler individuelle
Hilfen zu entwickeln.

Diese Treffen fanden in 2020 Corona bedingt nur viermal statt, 2019 elfmal.

FACHDIENSTLEISTUNGEN FÜR DIE JUGENDHILFE
Im Rahmen unserer Arbeit für die Jugendhilfe haben wir im Jahr 2020 an den
Bewerberschulungen für Adoptiveltern und Pflegeeltern mitgewirkt.
An der Adoptionsbewerberschulung war die Beratungsstelle mit folgenden
Fachvorträgen beteiligt:

•   „Abenteuer Adoptivkind“ - Infos über Risiko- und Schutzfaktoren in der
    kindlichen Entwicklung
•   Bindung und Integration

Im Rahmen der Pflegeelternschulung brachte sich die Beratungsstelle mit
folgenden Fachvorträgen ein:
• Bindung und Integration (2-mal in Kleingruppen)
• Traumatisierung von Pflegekindern (2-mal in Kleingruppen)
• Liebe ist nicht genug (2-fach in Kleingruppen)
 Gruppensupervision für Verwandtenpflegeeltern zu unterschiedlichen
    Themen
 Praxisreflexion

Im AWO-Bürgerzentrum am Aschenberg hielt eine Beraterin für die
Stadtteilmütter einen Vortrag zum Thema „Konsum bei Kindern und
Jugendlichen“.

Weiter wurden Fachkräfte bei Grümel GmbH, Fulda, zum Thema
„Kinderschutz“ von unseren Mitarbeitern geschult.

Zum Thema „Zoff Im Kinderzimmer“ wurde bei einer Veranstaltung für Eltern
im Familienzentrum Hofbieber referiert.

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PRAXISANLEITUNG VON STUDIERENDEN

Als wichtigen Beitrag zur Ausbildung von Studierenden der Studiengänge
Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziale Arbeit bieten wir diesen
regelmäßig einen Praktikumsplatz für 4 bis 6 Wochen an. Jeweils ein(e)
Berater(in) übernimmt dann die Aufgabe der Praxisanleitung. Aufgrund der
Corona-Pandemie konnten in 2020 die sonst möglichen Kurzzeitpraktikas
von vier bis sechs Wochen für die Studiengänge Psychologie, Pädagogik und
Erziehungswissenschaften leider nicht angeboten werden.

Allerdings gab es für eine Studierende der Sozialen Arbeit der Hochschule
Fulda die Möglichkeit, ihr Praxissemester (5. Semester) in unserer
Beratungsstelle zu beginnen, eine weitere Studierende beendete Anfang des
Jahres ihr Praxissemester. Die Studierenden sind für 800 Stunden in einem
Zeitraum von 6 Monaten (September bis Februar) vor Ort und können so die
Arbeitsinhalte und –abläufe der Beratungsstelle sehr gut kennenlernen.

2020 fand wieder die Projektwerkstatt „Jugendberatung“ statt, in
Kleingruppen konnten 16 Studierende die Beratungsstelle kennenlernen, die
meisten Lehrinhalte wurden allerdings in diesem Jahr online vermittelt.

Im Rahmen der Projektwerkstatt werden Studierende der Sozialen Arbeit
der Hochschule Fulda früh im Studienverlauf (im 2. und 3. Semester) an
unterschiedliche Praxisfelder herangeführt. Zahlreiche Praxispartner in der
Region, darunter auch die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche,
bieten hierzu die Möglichkeit. Eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle bietet
im Rahmen eines Lehrauftrages die Projektwerkstatt „Jugendberatung in
einer Familienberatungsstelle“ an.

Zusätzlich wurde zweimal in 2020 ein Blockseminartag für Studierende der
Studiengänge BASA Online, BASA Dual, Bib und für Sozialarbeiter*innen im
Anerkennungsjahr zum Thema „Beratungsformen mit Kindern und
Jugendlichen“ angeboten.

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KOOPERATIONS- UND GREMIENTÄTIGKEITEN

Im Rahmen der Sozialraumorientierung haben die Mitarbeiter*innen im
Berichtsjahr mit den folgenden Kooperationspartnern und Gremien
zusammengearbeitet:

Herr Baumann:        -     Beratungsteam J.-Kepler-Schule, Neuhof
                     -     Beratungsteam Mittelpunktschule, Hilders
                     -     AK FamFG
                     -     Regionaltreffen Nord

Frau Hückel-Dege:    -     Netzwerk gegen Gewalt
                     -     Kooperation mit der Hochschule,
                           Fachbereich Sozialwesen
                     -     Regionaltreffen Süd-West

Frau Kirsch:         -     Netzwerk Suchtprävention
                     -     Kooperation      mit    der    Station   für
                           Abhängigkeitserkrankungen, Reflexion der
                           Außensprechstunde
                     -     Kooperation mit der Psychosomatischen
                           Tagesklinik des Städtischen Klinikums Fulda
                     -     Regionaltreffen Ost-Rhön

Frau Kowalski-Zimmer -     Stadtteilarbeit Aschenberg

Frau Möller:         -     Netzwerk Frühe Hilfen / EvA
                     -     Netzwerk Suchtprävention
                     -     Kooperation      mit    der    Station   für
                           Abhängigkeitserkrankungen, Reflexion der
                           Außensprechstunde
                     -     Kooperation mit der Psychosomatischen
                           Tagesklinik des Städtischen Klinikums Fulda
                     -     Regionaltreffen Ost-Rhön

Frau Stehling:       -     Mitglied des Vorstandes der
                           Landesarbeitsgemeinschaft für
                           Erziehungsberatung, Hessen

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ÖFFENTLICHKEITS- UND VERNETZUNGSARBEIT
Prävention und Vernetzung gehören nach der Fallarbeit zu den wichtigen
Aufgaben der Beratungsstelle. Besonders bezüglich der Prävention besteht
bei Institutionen wie Kindertagesstätten, anderen Beratungsstellen, Schu-
len, Familienbildungsstätten usw. ein hoher Bedarf. Allerdings steht eine
zeitnahe Versorgung der Klienten bei entsprechender Indikation für uns im
Vordergrund.      Präventive    Aufgaben      werden     ressourcenbewusst
wahrgenommen. Die Berater stellen ihr spezifisches Fachwissen auf
Elternabenden, in Fachdiskussionen, bei Institutionsberatungen und
Fallreflexionen zur Verfügung. Diese Aktivitäten sind sowohl im Rahmen von
Öffentlichkeitsarbeit als auch im Sinne von Vernetzungsarbeit wertvoll, da
z.B. durch Vorträge auf Elternabenden viele Eltern erst auf das Angebot der
Beratungsstelle aufmerksam gemacht werden und sich dann im Nachhinein
für eine Beratung anmelden.

Fachdiskussionen, Institutionsberatungen und Fallreflexionen können als
Vernetzungsarbeit gewertet werden, da im direkten Kontakt mit den
betreffenden Institutionen und Fachkräften ein vertrauensvolles Verhältnis
entstehen kann, was wiederum eine gute Kooperation, fallbezogene
Weiterverweisungen usw. ermöglicht.

                                                              Anzahl      Prozent
 Eltern auf Eigeninitiative                                     318          54,5
                                                                              (%)
 Sozialer Dienst / Jugendamt                                      49          8,3
 Ehemalige Klienten/Bekannte                                      47          8,1
 Arzt, Klinik, Gesundheitsamt                                     43          7,4
 Schule/Kindertageseinrichtung                                    43          7,4
 Homepage                                                         19          3,3
 Gericht, Staatsanwaltschaft, Polizei                             18          3,1
 junger Mensch selbst                                             16          2,7
 andere Beratungsstellen/Therapeuten                              12          2,1
 Rechtsanwalt/in                                                   7          1,2
 Zeitung                                                           1          0,2
 Sonstige                                                         10          1,7
 insgesamt                                                      583         100,0
Schaubild 11: Anregung zur Kontaktaufnahme bezogen auf die 583 Neuanmeldungen in
2020

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