2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden

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2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
2x Rheinfelden
    Das Kultur- und Stadtmagazin beider Rheinfelden

                                56 | Januar/Februar 2018 | gratis erhältlich

SCHWERPUNKT
KOCHEN & ESSEN
WIR BERICHTEN ÜBER
GASTRONOMEN, SCHULMENSEN,
KOCHEN IN DER SCHULE,
PRIVATE KOCHCLUBS UND
EINE GROSSKÜCHE

                                                       MIT
                                                     SNACHTS-
                                                  FA     DER
MIT DEN VERANSTALTUNGSTIPPS                         KALEN 33
                                                      S. 32 –
IM JANUAR UND FEBRUAR
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    Fachtagungen der Klinik Schützen Rheinfelden
    Donnerstag, 18. Januar 2018, 9.00–17.30 Uhr
    Tagung Psychoonkologie –
    «Die Vielfalt unserer Patientinnen und Patienten»

    Freitag, 9. März 2018, 9.00–17.30 Uhr

                                                                          North
    Rheinfelder Tage –
    «Somatopsychische Erkrankungen in der 2. Lebenshälfte»

    Donnerstag, 28. Juni 2018, 9.00–17.30 Uhr
    Tagung Psychotherapie –
    «Die Psychotherapie und das Handeln»

    Freitag, 21. September 2018, 9.00–17.30 Uhr                                           Samstag
    Rheinfelder Tage Psychosomatik –
    «Familienmedizin – eine Hochburg der Psychosomatik»                       27. Januar 2018
                                                                       Türöffnung 20.00 Uhr, Konzertbeginn 20.30 Uhr
               Klinik Schützen Rheinfelden
                                                                 Kurbrunnenanlage, Habich-Dietschy-Strasse, 4310 Rheinfelden
               Psychosomatik | Psychiatrie | Psychotherapie                          Eintritt: CHF 20.00
               Bahnhofstrasse 19, CH - 4310 Rheinfelden
               Telefon 061 836 26 26, Fax 061 836 26 20                              www.konzertanz.ch
               info@klinikschuetzen.ch, www.klinikschuetzen.ch

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2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
Liebe Leserin, lieber Leser,

                                                                        h
                    Rheinfelden                                                ier dreht sich alles um
                    Lebenswert. Liebenswert.                                   das Kochen, durchaus
                                                                               eine Kulturtätigkeit
                                                                        ersten Ranges. Sonderbar, dass
IMPRESSUM                                                               wir 56 Ausgaben brauchen bis
Herausgeber
                                                                        wir dieses Thema aufgreifen.
Stadt Rheinfelden (Schweiz), Stadt Rheinfelden (Baden)                  Und wir tun dies mit der von uns gewohnten Intensität. Wir
                                                                        haben einige Gastronomen in beiden Rheinfelden besucht
Redaktion Heft 56
                                                                        und schreiben über deren Praxis und Philosophie. Wir schau-
Claudius Beck, Stephanie Braun, Brigitte Brügger,
Sina Gubser, Peter Löwe                                                 en was den Schülern in den Mensen auf den Tisch kommt
Fotos: Autoren, wenn nicht anders vermerkt.                             und haben die Großküche des St. Josefhauses besucht. Was
                                                                        lernen Schüler über das Kochen? In der Schweizer RBK
Realisation Peter Löwe, www.Loewe-Werbeagentur.com
                                                                        Rheinfelden und in der Gewerbeschule im Badischen ist die
Auflage 6.000 Exemplare                                                 Hauswirtschaft Unterrichtsthema und unterliegt ständiger
ISSN 1664-4778                                                          Veränderung.
Verteilung
                                                                           Privates Kochen spüren wir an zwei Orten nach: Der
Auslage in Gemeindeverwaltungen, Geschäften,
Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen
                                                                        Kochclub »Salzblues« ist eine reine Männersache während
Bezug im Abo möglich: Infos auf der vorletzten Seite                    der Veganer-Stammtisch eher eine Sache von Frauen ist.
Rheinfelden (Schweiz): Verteilung an Abonnenten                         Schluss­endlich zeigen wir Veränderungen der Gastro­szene
der Neuen Fricktaler Zeitung
                                                                        auf. Ein köstlicher Rückblick eines Konditor- und Bäcker-
Kontakt für Redaktion und Inserate in Rheinfelden/D                     lehrlings auf die frühen Sechziger Jahre schildert die Zeit der
Kulturamt der Stadt, Claudius Beck,                                     bürgerlichen Küchen in beiden Rheinfelden.
Rathaus, Kirchplatz 2, D-79618 Rheinfelden
c.beck@rheinfelden-baden.de, Tel.: +49 7623 95-237
                                                                        Wir wünschen Ihnen ein gutes, gesundes Neues Jahr mit
Kontakt Kalender Rheinfelden/D:
s.braun@rheinfelden-baden.de                                            vielen Köstlichkeiten aus der Küche auf dem Tisch.

Kontakt für Redaktion, Kalender in Rheinfelden/CH
Stadtbüro/Kulturbüro, Brigitte Brügger
                                                                        Ihr Claudius Beck
Rathaus, Marktgasse 16, CH-4310 Rheinfelden
2xrheinfelden@rheinfelden.ch, Tel.: +41 61 835 51 11                    Leiter des Kulturamts Rheinfelden (Baden)

Kontakt für Inserate in Rheinfelden/CH
Fricktaler Medien AG, Herr Roberto Pombar,
Baslerstrasse 10, 4310 Rheinfelden
                                                                        PS: Die Fasnächtler erhalten von uns den schon gewohnten
roberto.pombar@fricktalermedien.ch, Tel. +41 61 835 00 52
                                                                        Überblick über die Veranstaltungen der fünften Jahreszeit.
Inserate- und Redaktionsschluss für die Ausgabe                         Narro am Rhy!
März/April: 31. Januar 2018

                              Print       kompensiert  Id-Nr. 1769333
                                                  www.bvdm-online.de

Schwerpunkt: Kochen & Essen                                                                                               EDITORIAL 3
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
Hotel Restaurant Storchen

   „Tütchen aufreißen für eine Soße,
   DAS GEHT GAR NICHT.“
                                                                                                              Frische, regionale Produkte und Einkaufen
                                                                                                              bei Händlern und Lieferanten quasi vor
                                                                                                              der Haustür: All das steht ganz obenan in
                                                                                                              der Storchenküche. Da kommt Salat und
                                                                                                              Gemüse von der Firma Giesin aus Nollin-
                                                                                                              gen ebenso frisch auf den Tisch des Hauses
                                                                                                              wie das Brot vom Karsauer Dorflädele, das
                                                                                                              heimische Wild, Gänse vom Freilandhof
                                                                                                              in Langenau, Lamm oder auch sonstige
                                                                                                              Fleisch aus der Region.

                                                                                                              „Gekocht wird zumeist nach der alten
                                                                                                              Schule“, sagt Chefkoch Stobbe. Vor allem:
                                                                                                              Die leckere badische Küche steht im Vor-
                                                                                                              dergrund. Dazu gibt es zahlreiche Stan-
                                                                                                              dards, eine saisonal ausgerichtete Speise-

                                                                                                              »Frische, regionale Produkte und
   Chefkoch Thorsten Stobbe (Mitte) und sein Team                                                             Einkaufen bei Händlern und Lie-
                                                                                                              feranten quasi vor der Haustür.«
   „Tütchen aufreißen für eine Soße, das geht gar nicht“, macht Thorsten Stob-
   be, Chefkoch im Hotel-Restaurant „Storchen“ in Karsau-Riedmatt, deutlich.                                  karte und einige Menüs zur Auswahl, zum
   Soßen werden bei dem 39-Jährigen in der Storchenküche allesamt selbst her-                                 Beispiel das Wildmenü, das Hausmenü
   gestellt. Das Fleisch werde am Stück mit Knochen angeliefert, mithin sei das                               und auch das Überraschungsmenü. „Un-
   Zerkleinern dann halbe Metzgerarbeit. „Die Knochen werden dann ausge-                                      sere Gäste lassen sich dabei gerne über-
   köchelt, mithin das nötige Jus hergestellt, um letztlich zu den wundervollen                               raschen“, weiß er nur zu gut. Sie verlassen
                                                                                                              sich auf seine langjährigen Kochkünste.
   Soßen zu kommen“, erklärt er.

                                                                T
                                                                       horsten Stobbe aus Schwörstadt hat-    Gerne kocht Stobbe, der schon als Bub die
                                                                       te im Jahre 1994 als damals 15-Jäh-    Kochtöpfe aus Mutters Schrank holte und
                                                                       riger seine Ausbildung zum Koch        für den Koch ein Traumberuf war, auch für
                                                                im „Storchen“ gestartet. Und er ist dem       größere Banketts und Gesellschaften. „Da
                                                                Betrieb bis heute treu geblieben. Ledig-      ist Kreativität gefragt“, sagt er. Dabei meint
                                                                lich ein knappes Jahr war er mal weg bei      er nicht zuletzt auch die Organisation des
                                                                der Bundeswehr in Sigmaringen, wo er          Essens überhaupt und die gute Vorberei-
                                                                ebenfalls im Verpflegungsbereich arbei-       tung. „Da ist vieles Kopfsache“, erklärt er –
                                                                tete. Danach aber kehrte er wieder nach       und es gehen zu Weihnachten auch schon
                                                                Riedmatt zurück, wurde 2002 Küchenchef.       mal 140 Essen an einem Mittag raus.
                                                                Sogleich absolvierte er die Ausbildung
Im Hotel-Restaurant Storchen lässt es sich gemütlich speisen.   zum Ausbilder bei der IHK Hochrhein-          Und dass er etwa zu viele Stunden am Herd
                                                                Bodensee, um auch Lehrlinge ausbilden         und in der Küche zubringt, weist er schnell
                                                                zu können. Und das hat er in der Folgezeit    von sich. „Die 40 Stunden-Woche ist hier im
                                                                reichlich getan. Zwei davon, sind nach der    Haus die Regel“, ist er sich mit „Storchen“-
                                                                Lehre im „Storchen“ geblieben. Der Ältere     Chefin Alexandra Mußler einig. „Und daher
                                                                davon arbeitet bereits seit zwölf Jahren in   machen mir Job und Arbeit nach wie vor
                                                                dem Riedmatter Betrieb, der Jüngere zählt     großen Spaß“, so der 39-Jährige.
                                                                nach kurzer auswärtiger Orientierung
                                                                ebenfalls wieder fest im Küchenteam.                                            Gerd Lustig

   4      HOTEL RESTAURANT STORCHEN
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
Restaurant Café Paul

Von BADISCHER KÜCHE
VERWÖHNT
Die Lebenslust der Franzosen, der
urige Charme der Südbadener und
die kultivierte Bodenständigkeit der
Schweizer: Das ist das Holz, aus dem
das Gastro-Ehepaar Marianne und
Georges Paul-Glowacki geschnitzt
                                                                                                                        Das Restaurant Cafe Paul
ist. „Das wollten wir von Anfang an                                                                                     bietet auch ein täglich
                                                                                                                        wechselndes Mittags-
verwirklichen, und haben dies auch                                                                                      menu
getan“, sagt die Küchen-Chefin nicht
ohne Stolz. Das „Café Paul“ in der
Karlstraße erfreut sich daher seit
vielen Jahren einer großen Stamm-
kundschaft.

1
   953 war’s, als Marianne Pauls Eltern
   ein Café/Konditorei eröffneten. 1984
   schließlich wurde der Café-Betrieb
umgebaut und um einen Küchenbereich
erweitert. Seitdem wird das „Café Paul“ als
Restaurant mit badischer Küche geführt,
nebst kleinen französisch-elsässischen
und auch Schweizer Einflüssen.

„Das Dreiländer-Eck Südbadens ist unser
Lebensmittelpunkt und gleichzeitig un-
sere Art zu leben. Wir fühlen uns der tra-
ditionellen badischen Küche verpflichtet,
sprich: frisch, bodenständig, hochwertig   Marianne Paul-Glowaki in Ihrer Küche im Restaurant Cafe Paul
und super lecker“, betont das seit mitt-
lerweile 45 Jahren verheiratete Gastro-    badische Gerichte in gemütlichem Am-                       getarischen Ecke“ und der Standardkarte
Paar. Händler und Lieferanten kommen       biente im 85 Plätze bietenden Gastraum                     sind Gerichte aus Oma Marias Küche der
allesamt aus der                                                          auf. Da wird der            Renner. Und worauf Chefköchin Marianne
Region, aus Süd-                                                          Schmorbraten                noch besonderen Wert legt: „Wir machen
                          »Das Dreiländer-Eck Südbadens
deutschland und                                                           vom Schwarz-                alles selbst, beisielsweise Nudeln und
                         ist unser Lebensmittelpunkt und
dem Elsass, was                                                           wälder Milchkalb            auch Knödel.“
                        gleichzeitig unsere Art zu leben.«
auch auf die Weine                                                        ebenso serviert
zutrifft „Wir wis-                                                        wie die Rinder-                                           Gerd Lustig
sen, wo unser Fleisch, das Gemüse, das     zunge, die gefüllte Kalbsbrust oder auch
Viertele und das Schnäpsle herkommen“, Rösti, Krautspätzle, Nudeltaschen mit
heißt es und gleichzeitig wird betont: Gemüse- oder Wildfüllung sowie Hirsch-
„Gastfreundschaft und Gastlichkeit ist für ragout. Hinzukommen Menü des Monats,
uns nicht nur unser Beruf, sondern auch    Herbstmenü nebst Salatkreationen. Die
unsere große Leidenschaft.“                Karte ist nicht zuletzt auch saisonal aus-
                                           gerichtet, beispielsweise Spargel im Früh-
Ein Blick in die Speisekarte genügt, und   jahr oder Pfifferlinge im Spätsommer und
schon kommt Vorfreude auf wunderbare       Herbst. Außer einer umfangreichen „ve-

                                                                                                         RESTAURANT CAFÉ PAUL                      5
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
«GEMEINSAM KOCHEN UND ESSEN macht
 den jungen Menschen Freude»
Karin Küng und Sibylle Steigmeier über die Veränderungen im Fach «Hauswirtschaft»

                                                                                                                            ausschliesslich Mädchen den Hauswirt-
                                                                                                                            schaftsunterricht. Später wurde das Fach
                                                                                                                            für Knaben als Freifach angeboten. Mit
                                                                                                                            der Koedukation wurde Hauswirtschaft
                                                                                                                            für Knaben und Mädchen obligatorisch
                                                                                                                            mit vier Lektionen in der 7. beziehungs-
                                                                                                                            weise 8. Klasse eingeführt. Als Wahl-
                                                                                                                            pflicht-, respektive Wahlfach wurde es im
                                                                                                                            folgenden Jahr noch mit drei Lektionen
                                                                                                                            angeboten. Vor zwei Jahren führten Spar-
                                                                                                                            massnahmen zur Reduktion von drei auf
                                                                                                                            zwei Lektionen pro Woche.

                                                                                                                            «Mit dem neuen Aargauer Lehrplan ste-
                                                                                                                            hen wir jetzt vor der grössten Verände-
                                                                                                                            rung in all den Jahren», erklären die bei-
                                                                                                                            den Lehrerinnen. Die Stundentafel des
                                                                                                                            neuen Aargauer Lehrplans (auf Basis des

Sibylle Steigmeier (links) und Karin Küng sind mit Leib und Seele Hauswirtschaftslehrerinnen.

Mit dem neuen Aargauer Lehrplan (auf Basis «Lehrplan 21») soll das Fach
«Hauswirtschaft» durch das Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)» er-
setzt werden. Die langjährigen Hauswirtschaftslehrerinnen Karin Küng und
Sibylle Steigmeier sind nicht nur erfreut über diese geplante Veränderung.

«Traditionen/Feste», «Menus zuberei-                         jahr Rheinfelden). «Ich wurde Haus-
ten: frisch und abwechslungsreich»,                          wirtschaftslehrerin, weil ich Freude am
»Umweltbewusstes Haushalten» oder                            Kochen habe», sagt Karin Küng. Ihre Kol-
«Wie ernähre ich mich gesund?» sind                          legin Sibylle Steigmeier, die seit 1987 als
einige Stichworte, die an einer Wand in                      Hauswirtschaftslehrerin tätig ist, hat sich
                                                             damals auch für den Beruf entschieden,
    «Kopflastige Fächer gibt es zur                          weil sie gerne mit den Händen arbeitet.
     Genüge. Wir finden, dass das                            Beide Lehrerinnen haben zudem Freude,
    Arbeiten mit den Händen nicht                            zusammen mit Jugendlichen zu arbeiten.
        verloren gehen darf.»
                                                             Grosser Wandel
der Schulküche im Engerfeld-Schulhaus                        In den letzten 30 Jahren machten die
zusammen mit passenden Bildern ange-                         beiden Frauen einen Wandel in ihrem
bracht sind. «Das ist unsere Input-Wand                      Unterrichtsfach mit. So besuchten früher
mit Inhalten als Einstieg ins Hauswirt-
schaftsjahr», erklärt Karin Küng.
   Seit 1982 ist sie mit Leib und Seele
Hauswirtschaftslehrerin. Zudem ist sie                                               Im Hauswirtschaftsunterricht be-
                                                                                   reiten die Schülerinnen und Schüler
Standortleiterin der RBK (Realschule, Be-                                          zum Beispiel eine Landfrauenwähe,
rufswahlschule, Kleinklasse und Werk­                                                          respektive eine Pizza vor.

6     RBK RHEINFELDEN
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
durchaus viele wertvolle Themen behan-                       kochen und essen macht den jungen Men-
 LANDFRAUENWÄHE
 ø ca. 24–26 cm
                                                      delt werden. Sibylle Steigmeier meint                        schen Freude.»
                                                      aber: «Kopflastige Fächer gibt es zur Ge-
 Belag: wenig Öl erhitzen, 300 g gem. Gehacktes
                                                      nüge. Wir finden, dass das Arbeiten mit                      Bereichernd, obwohl auch teilweise her-
 mit wenig Pfeffer, Paprika Oregano und Salz
 mischen und im heissen Öl anbraten, 1 EL Mehl        den Händen nicht verloren gehen darf.»                       ausfordernd, finden die Lehrerinnen die
 darüber streuen; je 1 Zwiebel, Knoblauchzehe,        Auch an der Input-Wand aufgeschriebe-                        Rücksichtnahme auf die Vielfalt der Schü-
 Sellerie, Rüebli und Lauch waschen, rüsten, fein
 schneiden, zum Fleisch dazu geben, mitdämpfen;       ne Inhalte wie «Traditionen/Feste» oder                      lerinnen und Schüler, sei es in Bezug auf
 auf einem Teller erkalten lassen.                    «Menus zubereiten» haben im neuen Fach                       Herkunft, Religion, Unverträglichkeiten
 Guss: 2 Eier, 2 dl Rahm/Milch, Salz, Pfeffer, Mus-   weniger Platz. «Im Fach ‹Hauswirtschaft›                     oder spezielle Ernährungsformen.
 kat und Paprika gut vermischen                       haben wir viel umgesetzt, das mit unserer
 Formen: Wähenblech mit einem runden ausge-
 wallten Kuchenteig auslegen (Backpapier!), Rand
 verzieren und den Teigboden mit einer Gabel
 mehrmals einstechen, Belag und Guss darauf
 verteilen.

 Backen: Ofen 10 Min. vorheizen und ca. 30 Min.
 bei 220 ºC backen.

 Tipp: 2 kleine ausgewallte Teige kaufen und den
 oberen Belag darauf verteilen. Wähe, die nicht
 verwendet werden kann, tiefkühlen.

 SCHOGGI-SCHÜMLI
 ca. 14 Stck.

 200 g dunkle Schokolade zerbröckeln und in eine
 Pfanne geben, 125 g Butter dazugeben und mit der
 Schokolade auf kleiner Stufe schmelzen, leicht er-
 kalten lassen;
 4 Eier und 200 g Zucker in einem Messbecher
 schaumig rühren, erkaltete Schokolademasse zur
 Eigelbmasse dazugeben, gut mischen. 100 g Mehl
 darunter ziehen.
 Fertigen Teig in Papierförmli füllen (nur halb-
 voll!) und ca. 14 Min. bei 180 ºC backen. Ofen 10
 Min. vorheizen!
                                                      «Das ist unsere Input-Wand mit Inhalten als Einstieg ins Hauswirtschaftsjahr», erklärt Karin Küng.

Deutschschweizer «Lehrplan 21») ist jetzt
in der Anhörungsphase. Auf das Schuljahr              Kultur zu tun hat. So backen wir zum Bei-  Die Lust am Kochen nie verloren
2020/2021 soll der neue Lehrplan einge-               spiel Grättimänner, fertigen Adventskrän-  Sibylle Steigmeier und Karin Küng ko-
führt werden.                                         ze an und färben Ostereier», erklärt Karin chen beide auch zu Hause sehr gerne. «In
                                                      Küng und findet es sehr schade, dass diese der Schule koche ich ja nicht selber, da
«Wirtschaft, Arbeit, Haushalt»                        Vermittlung von Kultur und Traditionen     leite ich nur an. Oftmals habe ich dann
statt «Hauswirtschaft»                                in Zukunft verloren                                             abends Lust, dassel-
Das Fach «Hauswirtschaft» ist im neuen                gehen könnte.               «Weil Hauwirtschaft sehr            be auch zu Hause zu
Lehrplan nicht mehr vorgesehen. Neu                                             abwechslungsreich ist, wird es        kochen», erklärt Si-
wird «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)»             Die beiden Lehrper-         von den Schülerinnen und            bylle Steigmeier. Ihr
unterrichtet. Die beiden Hauswirtschafts-             sonen erfahren bei             Schülern geschätzt.»             gefällt das Kreative
lehrerinnen bedauern diese geplante Ver-              den Schülerinnen                                                am Kochen. «Ich lie-
änderung. Da andere Lerninhalte mehr                  und Schülern viel Freude am Kochen und     be es, Apéros und Desserts zuzubereiten»,
Gewicht bekommen, werden die Lehre-                   an anderen praktischen Arbeiten, die im    sagt Karin Küng. Beide schätzen es, beim
rinnen mit ihren Schülerinnen und Schü-               Fach «Hauswirtschaft» noch Platz haben.    Kochen eine grosse Auswahl an Speisen
lern weniger kochen und backen können.                «Weil Hauwirtschaft sehr abwechslungs-     vorzubereiten und schliesslich von allem
Karin Küng und Sibylle Steigmeier sind                reich ist, wird es von den Schülerinnen    ein bisschen zu probieren.
der Meinung, dass im neuen Fach WAH                   und Schülern geschätzt. Auch gemeinsam                                 Janine Tschopp

                                                                                                                                       RBK RHEINFELDEN     7
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
Gewerbeschule bietet Chance des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf speziell auch im Fachbereich Hauswirtschaft

Fachkompetent, lebendig, menschlich
„Abdullah, hast du auf die Uhr geschaut wegen der Pizza im Backofen?,               zuleiten. „Die müssen sich die Gerichte
fragt Katrin Langheimer mit strengem Blick, wendet sich sogleich Melissa            selbst erarbeiten, denn ich möchte, dass
                                                                                    sie, wenn sie den Gastrobereich wieder
zu: „Hast Du den Salat richtig abgeschmeckt?“ Und Alexander, der schnell
                                                                                    verlassen, fit sind“, macht Langheimer
mal nach dem Nutella-Kuchen schauen will, fängt sich eine kleine Rüge ein:          deutlich. Schließlich müssen die Schüler
„Nicht öffnen, dafür hat der Backofen ja ein Fenster.“                              am Ende der vier Monate in dem Fachbe-
                                                                                    reich eine Prüfung in Theorie und Praxis
                                              Doch keine Angst, auch wenn           ablegen. „Und da müssen bei der Praxis-
                                              alles ein wenig streng und unter      prüfung, bei der die Aufgaben per Los ge-
                                              fester Aufsicht wirkt, entpuppt       zogen werden und nicht untereinander
                                              sich schnell als „learning by do-     tauschbar sind, zwei Sachen allein ge-
                                              ing“. Katrin Langheimer macht         kocht werden“, sagt sie, also Waffeln und
                                              all das nämlich nicht aus Lust        Kompott, Pizza und Salat oder Spaghetti
                                              und Laune, sie ist Lehrerin an        mit Hackfleischsoße sowie nachher ein
                                              der Gewerbeschule Rheinfelden.        Dessert.
                                              Und eine ganz spezielle noch             Also, Selbständgkeit, Mitmachen und
                                              dazu. Sie, die 51-Jährige, die aus    Aufpassen sind gleichermaßen wichtig.
                                              der Hauswirtschaft kommt und          Und wer weiß: Vielleicht winkt dann
                                              schon seit knapp 25 Jahren in         auch nach Ende des VAB-Jahres an der
                                              Rheinfelden unterrichtet, leitet      Gewerbeschule ein Ausbildungsplatz im
                                              den Fachbereich Hauswirtschaft        Gastrobereich. „Zumindest können bei
                                              im Rahmen des Vorbereitungs-          uns die Voraussetzungen dafür deutlich
                                              jahres Arbeit/Beruf (VAB), vor-       verbessert werden“, sind sich unisono
                                              mals Berufsvorbereitungs- oder        Hauswirtschaftslehrerin Langheimer und
                                              Berufseinführungsjahr. Und die-       Petra Schwörer, für Öffentlichkeitsarbeit
                                              ses Jahr sieht für die 14–17-jähri-   und Homepage an der Gewerbeschule
                                              gen Schüler Theorie und Praxis in     Rheinfelden zuständig, sicher.
                                              drei Fachbereichen vor, und zwar
                                              neben Holz-/Metalltechnik, Kör-       Was steckt überhaupt hinter VAB?
                                              perpflege/Frisör eben auch den        Wer nach der Schule noch keinen Ab-
                                              Gastro- und Kochbereich.              schluss oder nicht gleich einen Aus-
                                                                                    bildungsplatz hat, kann sich in einem
                                              Gut 70 Stunden sind insgesamt         berufsvorbereitenden Jahr fit für das Be-
                                              in Theorie und Praxis im schuli-      rufsleben machen. Man kann mit dem
                                              schen Kochstudio zu absolvieren.      VAB-Jahr seine Schulpflicht erfüllen,
                                              Da werden Themen wie Hygie-           kann den Hauptschulabschluss machen
                                              ne, Tischkultur und Tischdecken       oder ihn verbessern – und eben in einige
                                              ebenso behandelt wie Geräte-          Berufsfelder mehr als nur hineinschnup-
                                              kunde, Messen und Wiegen, Le-         pern. An der Rheinfelder Schule gibt es
                                              bensmittelverarbeitung sowie          neben dem normalen VAB zudem noch
                                              natürlich die Zubereitung von         ein so genanntes VABO, das heißt: hier
                                              diversen Gerichten nach Rezept.       werden Schüler qualifiziert, die noch oh-
                                                                                    ne oder nur wenig Deutschkenntnissen
                                              „Die Schüler kommen gerne zu          ausgestattet sind. Das Angebot richtet
                                              mir, obwohl oder gerade weil ich      sich also hauptsächlich an Flüchtlinge
                                              streng bin“, lacht die freundliche    und Asylbewerber. Sie werden dann –
                                              Lehrerin. Denn nur so lernten sie     bei ansonsten gleicher Ausrichtung des
                                              auch was. Alljährlich gelte es bei    Schuljahres – sprachlich besonders ge-
                                              den jungen Leuten, Vorbehalte         fördert. Unsere Schule will in erster Linie
     »Und da müssen bei der           und Hemmschwellen abzubauen, sie vor          fachkompetent, lebendig und menschlich
    Praxisprüfung zwei Sachen         allem zum selbständigen Arbeiten an           sein“, so Schwörer.
      allein gekocht werden.«         Herd, Ofen, Tischplatte und Schüssel an-                                      Gerd Lustig

8   GEWERBESCHULE
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
Raffaele Marino bietet Spezialitäten aus seiner Heimat an

ITALIANITÀ in der Marktgasse

                                                                                                                         Pasta selber gemacht.
                                                                                                                         Raffaele Marino führt
                                                                                                                         «Marino Feinkost» in der
                                                                                                                         Rheinfelder Marktgasse.

Schon seit der Kindheit hat Raffaele Marino Freude am Kochen. In seiner
Heimat Italien half er seinem Vater im Restaurant und in der Gelateria.

«Ich koche gerne», sagt Raffaele Marino. Dezember 2015 eröffnete er mitten in der                                        spielsweise Sandwiches, Piadina, Pizza
Gelernt hat er das Kochen sowie die Kunst, Rheinfelder Marktgasse «Marino Feinkost».                                     oder Arancini (Risotto-Kugeln) gehören zu
Glacés herzustellen in seiner Heimat Itali-                                                                              Marinos Spezialitäten. «Das ist alles selber
en. Schon als Bub half er seinem Vater im     Eine grosse Auswahl an Schinken, Sala-                                     gemacht», erklärt er stolz.
Restaurant und in der Gelateria. Marino       mi, italienischem Käse, hausgemachten
absolvierte verschiedene Hotelfach- und       Teigwaren und selbstgemachten Glacés                                       Ein Koch- und ein Glacébuch veröffentlicht
Gelateria-Schulen in Italien. Als Koch,       lassen das (italienische) Gourmet-Herz                                     Seine grossen Leidenschaften Kochen
Chef de Partie und                                                 höher schlagen. «Im                                   und die Herstellung von Glacés hat Raf-
Gelataio sammelte             «Ich komme zu meinen                 Winter sind es nur                                    faele Marino in Büchern festgehalten. So
er Erfahrungen in         Kunden nach Hause und koche, ein paar wenige                                                   veröffentlichte er 2010 das Buch «Passi-
italienischen und                 was sie wünschen.»               Sorten, im Sommer                                     one gelato». Ein Jahr später wurde sein
Schweizer Gastrono-                                                biete ich zirka zehn                                  Kochbuch «Suonando la tradizione peti-
mie-Betrieben. Vor fünf Jahren liess sich der Sorbets und 14 verschiedene Rahmgla-                                       nese» veröffentlicht, in welchem er viele
heute 32-Jährige in der Schweiz nieder. Im    cés an.» Auch Take-away-Waren wie bei-                                     Lieblingsrezepte seiner Heimat und seiner
                                                                                                                         Familie niederschrieb.

   Raviolo alla fragolina                                                                                                Wer sich von Raffaele Marinos Kochküns-
   (Ein Lieblingsrezept von Raffaele Marino aus seinem Kochbuch «Suonando la tradizione petinese». Das Re-               ten überzeugen lassen will, kann ihn als
   zept ist in Marinos Muttersprache geschrieben. «Wer eine Frage zum Rezept hat, darf jederzeit bei mir im
   Laden vorbeikommen. Dann klären wir das gemeinsam», sagt der leidenschaftliche Koch. Wahrscheinlich                   Koch zu Hause buchen. «Ich komme zu
   gibt es noch einen Espresso im Stehen dazu.)                                                                          meinen Kunden nach Hause und koche,
   Ricetta per 4 persone, Ingredienti:                                                                                   was sie wünschen.» Marino kocht gerne
   Per la pasta: 400 gr. di farina, 120 gr. di purea di fragoline, sale, 3 uova                                          sowohl für romantische Candle Light-
   Per il ripieno: 30 gr. prezzemolo tritato, 200 gr. di ricotta di pecora, 200 gr. di fragoline intere, sale
   Per il sugo: 100 gr. di burro, 100 gr. di fragoline, 20 gr. di basilico frullato
                                                                                                                         Dinners, für Geschäftsanlässe oder an
                                                                                                                         Grillpartys.
   Procedimento:
   Per il sugo: Cuocere tutto insieme le fragole, il burro e il basilico frullato.
   Per il raviolo: Procurare il laganaturo, impastare tutti gli ingredienti fino ad ottenere un impasto liscio, tirare                                Janine Tschopp
   la pasta in sfoglie di 0,5 di spessore, lunghezza 3 cm e larghezza 3 cm. Mischiare la ricotta con il sale, le fra-
   goline ed il prezzemolo. Mettere al centro di una sfoglia una noce di 30 gr. di impasto di ricotta, coprire con
   un’altra sfoglia. Formare il raviolo con un bicchiere. Cuocere i ravioli in acqua bollente per 8 minuti. Salsare
   con il sugo.

                                                                                                                                          MARINO FEINKOST          9
2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
Rockfood Diner in der Karlstraße

                           Frische Zutaten und
                           voller Geschmack
                           Enrico Börner heißt die Gäste im
                           Rockfood Diner willkommen (links)

                           Aus den Lautsprecher rocken The Beach          „Wir nehmen nur frisches Obst und Gemü-
                           Boys mit Surfin‘ USA. Route-66-Schilder        se“, versichert Börner. „Wir haben wenig
                           und andere US-Devotionalien schmücken          Zusatzstoffe, die man auszeichnen muss.
                           die Wände. Wer das Rockfood Diner in der       Wir wollen vollen Geschmack, bei wenig
                           Innenstadt betritt, findet sich in einem       Fett und wenig Zucker.“ Alle Rezepte stam-
                           echten amerikanischen Diner wieder. Auch       men von ihm. Eine große Auswahl an Bei-
                           die Einrichtung ist stilecht. Stühle und Ho-   lagen bieten Pommes frites, Chilli-Cheese-
                           cker sind mit schwarzweißem Kunstleder         Fries, Curry-Fries, Tomato-Cheese-Fries
                           überzogen und unter den gläsernen Plat-        und Kartoffel-Wedges und verschiedene
                           ten der Metalltische zeigen großformatige      Salate. Auch Vegetarier können unbesorgt
                           Bilder die Skylines amerikanischer Städte      ins Rockfood Diner kommen. Auf der Karte
                           oder Oldtimer.                                 ist ein Veggie-Burger notiert. „Wir können
                                                                          aber jeden Burger mit unserem selbstge-
                           Deftig ist die Speisekarte mit Spare Rips      machten Mais-Gemüse-Patty in einen Veg-
                           und Chili con Carne. Fast zwanzig Burger       gie verwandeln“, versichert der Koch.
                           finden sich dort. Ganz prominent: The
                           Rockfood, auf dem neben dem Rinder-                                          Horatio Gollin
                           Patty auch ein original-irisches Rinderfi-
                           let liegt, überschmolzen mit Cheddar und
                                                                           Rockfood Diner, Karlstraße 13
                           garniert mit Bacon, Tomate, Gurke und
                           Salat. Geschmacklich rundet eine hausge-
                                                                           • Öffnungszeiten:
                           machte Sauce The Rockfood ab. „Aber alle
                                                                             Mi – Sa 11.30 – 14 und 17 – 21.30 Uhr
                           Zutaten können frei kombiniert werden“,
                                                                             So 17 – 21.30 Uhr
                           meint Enrico Börner, Betreiber und Koch
                                                                             Mo, Di Ruhetag
                           im Rockfood Diner. Beim Blick in die Karte
                                                                           • Telefon 07623 / 4515
                           lässt auch die Auswahl an Desserts einem
                                                                           • www.facebook.com/rockfooddiner
                           das Wasser im Munde zusammen laufen.

                           Im Rockfood Diner genießen die
                           Gäste Burger und Fries

10   RESTAURANT ROCKFOOD
Gastgeber an einem vollen Mittagstisch
                        in seinem Lokal «aglio e olio» – das ist
                        Viktor Krasniqi für sein Leben gerne.

Ein Italiener aus dem Kosovo
Viktor Krasniqi hat die Essgewohnheiten der Rheinfelder revolutioniert: Alle an einen Tisch, keiner sitzt allein. So sind
in den zehn Jahren seines wöchentlichen Mittagstisches schon viele Freundschaften entstanden.

Beim Hereinkommen erlebt der unbe-                   ne Werbung, ich habe auch nie Werbung           Jetzt bittet er die Leute an Bord seines Lo-
darfte Besucher eine Überraschung. Was               gemacht. Das übernehmen meine Gäste             kals «aglio e olio», immer mittwochs zum
als geschlossene Gesellschaft an einer               für mich.» Wenn sie davon erzählen, wie         Mittagstisch und samstags als Treffpunkt
grossen Tafel anmutet, ist in Wirklich-              gut es ihnen geschmeckt hat. Wie sie sich       nach dem Wochenend-Einkauf – wenn es
keit eine Ansammlung von Menschen,                   wie zuhause gefühlt haben, als sie an           Antipasti, Panini und San-Daniele-Schin-
die sich nur teilweise persönlich kennen.            seiner Tafel Platz nahmen. Davon, wie           ken gibt, den er so hauchdünn schneidet,
Aber Gastgeber Krasniqi integriert sie al-           sie den Eindruck hatten, von jemanden           dass drei Scheiben davon so viel wiegen
le. Lachend, pfeifend, singend heisst er die                                                         wie ein Blatt Papier.
Neuen willkommen. «Das hier ist meine                       «Alle, die hier sind, wissen:
Website», sagt er und meint damit die                         Es gibt immer Lasagne.                 Auch Antoinette Locher hat bei ihm an-
Kreidetafel, die am Eingang seines Lokals                    Und das ist auch gut so.»               geheuert. Sie sagt. «Ich komme nicht jede
an der Geissgasse steht: «Mittagstisch –                                                             Woche zum Mittagstisch, aber jedes Mal
Lasagne». Aufschreiben müsste er das ei-             bewirtet zu werden, der den Menschen            treffe ich viele Bekannte.» Heute hat sie
gentlich nicht mehr. Denn alle, die heute            etwas Gutes tun will. Für den ein Gewürz        sich spontan dazu entschieden – ohne
hier sind, wissen: Es gibt immer Lasagne.            das allerwichtigste ist – die Liebe zu sei-     Voranmeldung. Das kann auch ins Auge
Und das ist auch gut so.                             nem Beruf.                                      gehen. Zwar hat Krasniqi, weil er weiss,
    Salat, Lasagne, Dessert und dann ei-                                                             dass sich nicht immer alle anmelden, im-
nen Espresso, dessen Crema so stabil ist,            Mit diesem vermeintlich einfachen Kon-          mer ein paar Portionen Lasagne mehr im
dass der Löffel darin steht, und den Kras-           zept ist der 1956 im Kosovo Geborene, den       Ofen. Doch nicht immer reicht die Reserve,
niqi auf einer Maschine zubereitet, die er           viele für einen Italiener halten, als Gas-      die er einplant, für alle Spontan-Gäste aus.
«meinen Ferrari» nennt. So mancher am                tronom und Caterer in Rheinfelden er-           Aber für Antoinette Locher hat es heute
Tisch sagt, es sei der beste Espresso der            folgreich – in einer Stadt, in der er, wie er   gereicht. Sie ist satt geworden.
ganzen Stadt und noch darüber hinaus.                sagt, zum ersten Mal in seinem Leben die
Aber Krasniqi wehrt ab: «Ich brauche kei-            Segel gestrichen und Anker geworfen hat.                              Hans Christof Wagner

                                                                                                                    VIKTOR KRASNIQI           11
Die Männer vom Kochclub
         «Salzblues» haben nicht nur
         Freude am Kochen, sie ge-
               niessen auch gerne.

Kochen und gemeinsam
eine gute Zeit verbringen
Beim Männer-Kochclub «Salzblues» geht es auch um die Geselligkeit

Im Januar 2013 führten die Männer vom Rheinfelder Kochclub «Salzblues» ihre ersten Kochabende durch. Seither
zaubern sie durchschnittlich einmal pro Monat ein wunderbares Menu auf den Tisch.
«Vor ein paar Jahren begann ich zusam-        geniessen es nicht nur, sich einen Abend      Herren bilden Teams, in welchen sie einzel-
men mit Kollegen ein bisschen zu kochen.      lang mit Kochen zu befassen, sondern          ne Speisen des Menus vorbereiten. Auch
Irgendwann kam mir die Idee, einen Koch-      auch, gemeinsam eine gute Zeit zu ver-        das Auge isst mit bei «Salzblues». Denn es
club zu gründen», schildert Guido Schäd-      bringen und ihre Freundschaft zu pflegen.     wird nicht nur Wert auf feinstes Essen, son-
ler. Er erzählte damals zehn Kollegen von     Der Spass ist ein sehr wichtiger Faktor.      dern auch auf schönes Anrichten und De-
seinem Plan. «Ich habe mir nicht nur über-    Zudem freuen sie sich, dass sie durch den
legt, wer aus meinem Umfeld gerne kocht,      Kochclub in den letzten Jahren viel Neues         «Wir haben uns schon durch
sondern auch wer gerne geniesst.» Fast al-    gelernt haben. «Wir haben uns alle weiter-       viele verschiedene Länder und
le waren von der Idee überzeugt, und so       entwickelt. Bei jedem Treffen lernen wir               Kulturen gekocht.»
wurde Ende Oktober 2012 der Rheinfelder       voneinander und trauen uns immer mehr
Kochclub «Salzblues» gegründet.               zu. Mit der Erfahrung entwickelt sich auch    korieren gelegt. «Für alles haben wir unsere
   Zwischenzeitlich sind es zwölf koch-       der Mut, etwas Neues auszuprobieren»,         Spezialisten», schmunzelt Guido Schädler.
und essfreudige Herren, die beim «Salz-       erzählt Guido Schädler. Zu den Herausfor-     Nach dem Zubereiten setzen sich die Freun-
blues» mit dabei sind. Pro Jahr treffen sie   derungen gehörten in den Anfangszeiten        de an den schön gedeckten Tisch. Bei einem
sich zu zirka zehn Kochabenden in der         das Zeitmanagement sowie die idealen          guten Glas Wein geniessen sie das Essen
Schulküche des Schützenmatt-Schulhau-         Mengen. «Das haben wir mittlerweile im        und die Geselligkeit. Und ein bisschen Fach-
ses in Rheinfelden. Zudem organisieren        Griff», freut sich Schädler.                  simpeln gehört in einer Runde begeisterter
sie einem Sommeranlass und einen Weih-           Auch die Vielfalt der Küche lässt nichts   Hobbyköche natürlich auch dazu.
nachtsanlass, bei welchem auch ihre Part-     zu wünschen übrig. «Wir haben uns schon                                     Janine Tschopp
nerinnen herzlich willkommen sind.            durch viele verschiedene Länder und Kul-
                                              turen gekocht.»                               Den Bogen zur Musik
                                                                                            Den Kochclub «Salzblues» zu nennen war die Idee von
Schon viel voneinander gelernt                   Pro Kochabend sind jeweils drei der pas-   Guido Schädler. Er erklärt: «‹Salz› ist ein Lebenselixier, und
«Es macht extrem Spass», sagt Guido           sionierten Hobbyköche für die Planung des     hier befinden wir uns in einer Salzregion. ‹Blues› bildet
                                                                                            den Bogen zur Musik. Wie beim Spielen eines Instruments,
Schädler mehrmals im Laufe des Ge-            Menus und fürs Einkaufen zuständig. Beim      entsteht auch beim Kochen oftmals etwas Schönes. Und
sprächs mit «2x Rheinfelden». Die Herren      Apéro wird das Geheimnis gelüftet, und die    je mehr man übt, desto besser gelingt es.»

12   KOCHCLUB SALZBLUES
„Vegan ist gut für die Gesundheit, das
Tierwohl und die Umwelt.“
Christiane Steiner und Evelyn Waid laden zum Veganer Stammtisch und zu gemeinsamen Koch-Abenden
im Spielhaus Nollingen ein
Immer mehr Menschen achten auf ge-
sunde Ernährung. Vor allem die vegane
Kost ist zunehmend im Trend. Zwei ge-
sundheitsbewusste Frauen, die auf dieses
schmackhafte Essen ohne tierische Pro-
dukte schwören, haben einen „Rheinfelder
Veganer-Stammtisch“ gegründet. Schon im
dritten Jahr treffen sich Christiane Steiner
und Evelyn Waid mit Gleichgesinnten zum
Erfahrungsaustausch und zum gemeinsa-
men Kochen im Spielhaus Nollingen.
   „Da wir beide vegan unterwegs sind,
wollten wir diese Art der Ernährung in die
Rheinfelder Welt hinaustragen“, erzählen
die überzeugten Veganerinnen. Gemüse,
Salate, Früchte, Getreide kommt bei ihnen
auf den Tisch, „alles so natürlich wie mög-
lich und den Jahreszeiten entsprechend“.
„Erdbeeren beim Herbstkochen gibt es bei
uns nicht“, betont Evelyn Waid. Die Drogis-
tin ist durch Diskussionen, Sendungen und            Die überzeugten Veganerinnen Christiane Steiner (links) und Evelyn Waid probieren gern kreative Rezepte mit
                                                     viel Gemüse, Früchten und Getreide aus.
Bücher auf die vegane Kost aufmerksam
geworden: „Sie ist gut für die Gesundheit,
für das Tierwohl und die Umwelt“. Auf          Rezepte auf, die die Kochrunde dann mit                   Themen auf. Etwa veganes Backen in der
ihr Wohlbefinden habe das vegane Essen         nach Hause nehmen kann. Beim jüngsten                     Vorweihnachtszeit, wo Plätzchen, Hild-
eine sehr positive Auswirkung, auch ihre       Herbstkochen wurde „veganes Käsefon-                      abrötchen, Magenbrot und Vanillegipfel
Heuschnupfen-Allergie habe sich enorm          due“ zubereitet, raffiniert aus Haferflo-                 gebacken wurden: „Wer hochwertige Mar-
gebessert.                                     cken, Mandelmus, Brühe, Weißwein und                      garine hat, braucht kein Ei.“ Im Sommer
   Die Sozialpädagogin und Yoga-Lehrerin       Gewürzen. Endiviensalat mit Orangen,                      fand sich die Runde zum veganen Grillen
Christiane Steiner beschäftigt sich eben-      blanchierter Brokkoli und Rosenkohl, selbst               zusammen. „Ganz viel Gemüse“ wurde
falls seit langem mit gesunder Ernährung.      gebackenes Dinkelbrot und als Dessert Ma-                 auf den Grill gelegt, „aber auch klassisches
„Bei uns gab es schon immer viel Gemüse        ronenmus mit Granatapfel rundeten den                     Stockbrot“. Auch einen veganen Brunch
und selbst gebackenes Brot.“ So kamen die      vitalen und leckeren Gaumenschmaus ab.                    hat es schon gegeben. Bei einer Kräuter-
beiden Frauen auf die Idee, einen Stamm-        Die Initiatorinnen lassen sich gern durch                wanderung lernten die Teilnehmer Wis-
tisch für Veganer zu gründen, und starte-      Kochbücher und Zeitschriften zu neuen                     senswertes über heilkräftige und essbare
ten erfolgreich einen Aufruf in der Zeitung    Rezeptideen inspirieren. „Bei vielen Leuten               Kräuter. „Wir haben auch schon Nussmilch
und im Bekanntenkreis. Seither trifft sich     herrscht noch das Vorurteil, dass veganes                 hergestellt, Smoothies und Energiekugeln
ein Kreis von Interessierten in regelmäßi-     Kochen aufwändig ist und man dabei auf                    aus Datteln, Aprikosen und Nüssen ge-
gen Abständen zum Stammtisch und zwei          so vieles achten und verzichten müsse“,                   macht“, erzählen die einfallsreichen Ve-
Mal im Jahr zu gemeinsamen Kochaben-           sagt Evelyn Waid. „Wir zeigen bei unserem                 ganerinnen, denen die rein pflanzliche
den. Im Spielhaus Nollingen ist alles vor      gemeinsamen Kochen, was für leckere ve-                   Ernährungsart zum Schutz von Tier und
Ort, was gebraucht wird: eine Küche und        gane Gerichte man zubereiten kann.“ Zum                   Umwelt sehr am Herzen liegt. Weitere In-
Geschirr.                                      Beispiel Kürbis-Risotto, Hirse-Auberginen-                teressenten sind beim Veganer-Treffen
   Beim Frühlings- und Herbstkochen mit        Auflauf oder Kohlrabi-Carpaccio. „Natür-                  herzlich willkommen.
jahreszeitlich passenden Gerichten gebe        lich, kreativ und vollwertig“ soll die Ve-                                               Roswitha Frey
es „jedes Mal einen Aha-Effekt“, was man       ganküche sein, „es geht uns nicht darum,
                                                                                                           Veganer-Stammtisch:
in der veganen Küche alles zaubern kann,       einfach nur die Würstchen zu ersetzen.“                     22. Januar „Leichte Snacks selbstgemacht“; 14. Mai
erzählt Evelyn Waid. Sie und Christiane         Die leidenschaftlichen Köchinnen haben                     „Herstellen von Aufstrichen“; 8. Oktober „Fermentie-
                                                                                                           ren“, jeweils 16 Uhr. Frühlingskochen: 19. März, 19 Uhr,
Steiner stellen die Menü-Folge zusammen,       mit ihrem Veganer-Stammtisch schon
                                                                                                           Spielhaus Nollingen. Anmeldungen: Evelyn Waid Tel.
kaufen die Lebensmittel ein, schreiben die     viel ausprobiert und greifen immer neue                     07623/30419, Christiane Steiner Tel. 07623/797602

                                                                                                                     VEGANER STAMMISCH                           13
Schulverpflegung in Rheinfelden

SCHÜLER SIND mit dem
Angebot ZUFRIEDEN
Einzelne Schüler und kleinere Gruppen        die Caterer das.“ Zudem werde das Ange-        »Ich gehe nie in die Stadt. Ich mag
verteilen sich in der Mensa des Campus       bot durch beispielsweise spanische oder        die Pasta, und die Salattheke ist
der Gertrud-Luckner-Realschule und der       italienische Aktionswochen bereichert.         auch gut. Es gibt hier eigentlich
Gemeinschaftsschule (Schillerschule) an      Zur Pasta-Linie werden mehrere Soßen           nichts, was ich nicht mag.« Gabriel
den Tischen. Es herrscht ein stetiges Kom-   angeboten, und auch an der Salattheke          DeSantes, Klasse 7a der Schillerschule
men und Gehen, einen Platz zu finden, ist    kann unter verschiedene Dressings ge-
aber in der weitläufigen modernen Mensa      wählt werden.                                  Für ein vollwertiges Mittagessen mit
kein Problem. Viele Kids nutzen auch nur                                                    Nachtisch fällt für die Schüler bzw. ihre
den Wasserspender, um sich vom Toben         »Ein Lieblingsessen habe ich nicht,            Eltern ein Kostenanteil von 3,50 Euro an.
mit den Klassenkameraden in der Mit-         aber das Essen hier ist gut. Ich               Die tatsächlichen Ausgaben der Stadt sei-
tagspause zu erfrischen. Die Verpflegung     gehe jeden Tag in die Mensa.«                  en schwer zu kalkulieren, sagen Schuler
der zahlreichen Ganztagsschüler in der       Bardhushe Bilali, Klasse 5a der Gemein-        und Hünerli, da die Kosten für Gebäude
Stadt stellt mittlerweile eine echte Mam-    schaftsschule                                  und Personal anderen Budgets zugeordnet
mutaufgabe für den Schulträger dar, die                                                     und nicht in der Form ausgewiesen sind.
auch noch weiter ausgebaut wird.             „Bei Grundschülern braucht man nicht           Sie schätzen, dass die reinen Essenskosten
                                             Kassler mit Sauerkraut anbieten, aber          mit der Belieferung, aber ohne Aufberei-
»Ich komme jeden Tag. Die Mensa              das wissen die Caterer, da wird eine al-       tung in der Mensa, um die 4 Euro betra-
ist gut. Am liebsten nehme ich               tersgerechte Struktur aufgebaut“, erklärt      gen. Für die Kinder läuft der Mittagstisch
Pasta, was anderes probiere ich              Schuler. „Es gibt auch mal Rosenkohl, man      bargeldlos, da an der Theke mit Chip oder
gar nicht.« Taha Saydam, Klasse 7a der       muss das auch anbieten, weil die Kinder        Fingerprint bezahlt werden kann. Die Be-
Schillerschule                               sollen das ja kennenlernen, aber gerade        stellung läuft über Internet und im Krank-
                                             im Grundschulbereich versuchen wir auf         heitsfall des Schülers kann bis morgens 8
An weiterführenden Schulen sowie an          Wünsche und Anregungen der Schüler             Uhr das Mittagessen noch kostenfrei stor-
allen Ganztagsschulen sind Mensen ver-       einzugehen.“ Dabei gelte natürlich immer       niert werden.
pflichtend. Neben der Mensa im Schul-        der Grundsatz, dass das Essen gesund und
campus werden hungrige Schüler auch          vitaminreich sein soll. „Alles kann man        Der Schulträger legt Wert auf eine gesun-
am Georg-Büchner-Gymnasium, wo die           nicht erfüllen, aber da sind die Caterer       de, ausgewogene Ernährung, gleichzeitig
erste Schulmensa der Stadt in einem Neu-     sehr offen“, sagt Schuler.                     soll es in den Mensen auch gut schme-
bau realisiert wurde, der Eichendorffschu-                                                  cken. Schuler lobt die Caterer, bei denen
le sowie den Grundschulen Goetheschule       Für jede Schule gibt es einen Mensabei-        vieles wie Saucen oder Kartoffelbrei noch
und Hans-Thoma-Schule (Warmbach)             rat mit Eltern, Vertretern der Schule, des     selbst gemacht werde. Großteils verwen-
verpflegt. „Die neueste Mensa an der Her-    Caterers und der Stadtverwaltung. Dort         den die Caterer auch regionale Produkte.
tener Scheffelschule ist gerade im Bau       würden die Abläufe häufiger diskutiert als     Gerade in den weiterführenden Schule sei
befindlich“, erklärt Hauptamtsleiter Han-    das Essen, meint Schuler. „Eine große Un-      die Salattheke, wo die Schüler sich ihren
speter Schuler, in dessen Verantwortungs-    zufriedenheit gibt es mit keinem Caterer“,     Salatteller selbst zusammenstellen kön-
bereich die Rheinfelder Schulen mit ihren    stellt der Hauptamtsleiter fest. „Wir holen    nen, sehr beliebt. Das Essen wird meist
Mensen fallen.                               auch immer Feedback ein, und geben eine        mittels Cook&Chill-Verfahren (nur runter
                                             Rückmeldung an die Caterer.“ Als Caterer       gekühlt, nicht gefroren) angeliefert und
In den Mensen wird immer ein vegetari-       versorgt das St. Josefshaus die Eichendorff-   in Konvektomaten aufbereitet. Schuler
sches und ein Gericht mit Fleisch angebo-    schule, die Goetheschule und die Hans-         erklärt, dass so Nährstoffe und Vitamine
ten, daneben gibt es noch ein Pasta-Ange-    Thoma-Schule. Zahner beliefert den Cam-        erhalten bleiben.
bot, welches gerade im Grundschulbereich     pus und Schneider die Scheffelschule. Das
sehr gut angenommen werde, führt Schu-       Gymnasium hat eine Sonderform und wird         »Am liebsten mag ich die Spa-
ler aus und Vanessa Hünerli von der zu-      von SV Catering vor Ort direkt bekocht, er-    ghetti Bolognese. Mit dem Essen
ständigen Hauptabteilung ergänzt: „Die       klärt Schuler. „Dort gibt es auch eine Pau-    in der Mensa bin ich sehr zufrie-
Speisepläne verändern sich. Im Grund-        senverpflegung bis hin zu einer Cafeteria      den. Ich komme jeden Tag.« Valeria
stock bleiben sie schon gleich, aber wenn    mit Smoothies und Panini für die Hofpause.     Pfeiffer, Klasse 5a der Gemeinschaftsschule
etwas gar nicht schmeckt, dann streichen     Da greifen auch die Lehrer zu.“

14    SCHÜLERMENSA
„Hygiene ist ein ganz wichtiger Aspekt        Eduard Zapur holt sich gerne Pasta.

und auch die Arbeitssicherheit“, sagt
Schuler. Daher beschäftigt die Stadtver-
waltung für die verschiedenen Mensen
mit Sieglinde Vollmer eine Hausleitung,                      Bardhushe Bilali (links) und Valeria Pfeiffer
die als Fachkraft die Mitarbeiter in The-                    in der Campus-Mensa
men wie Hygiene unterweist. Vollmer
erledigt die Bestellung von Reinigungs-
mitteln, organisiert Schulungen für die
rund 15 Mitarbeiter in Teilzeit, nimmt an
Mensabeiratssitzungen teil und ist An-
sprechpartnerin für den Caterer. Beim
Essen bekommen die Mensakräfte am
besten mit, was die Schüler gerne mögen,
sie probieren das Essen auch selbst und
geben ebenfalls mittels Bögen den Cate-
rern ein Feedback dazu.

Die meisten Ganztagsschüler in der
Grundschule gehen in ihre Mensen. Viele
Fünft- und Sechstklässler nutzen das An-
gebot ebenfalls, dann lässt das Interesse
zunehmend nach. Schüler der höheren
Klassen in den weiterführenden Schulen
trifft man kaum in der Campus-Mensa.
Viele Jugendliche gehen in die Innenstadt.
„Einer aus der Clique will in die Stadt und
dann gehen gleich alle mit“, meint Schu-
ler. „Wir wollen es auch keinem aufzwin-
gen.“ Und auch Hans Peter Brugger, Leiter
                                                                                    Taha Saydam, Gabriel
der Gemeinschaftsschule, meint, dass das                                            DeSantes und Eduard
nachlassende Interesse nicht der Qualität                                           Zapur (von links) in
                                                                                    der Campus-Mensa
des Essens, sondern dem Alter der Schüler
geschuldet sei.

»Ich gehe jeden Tag in die Men-
sa. Die veganen Sachen sind gut,
manchmal nehme ich auch Pasta.
Die süßen Sachen mag ich nicht
so gerne.« Eduard Zapur, Klasse 7a der
Schillerschule

                             Horatio Gollin

                                              Essenausgabe in der
                                              Campus-Mensa

                                                                     SCHÜLERMENSA                      15
Araz Abram und Bea Bieber

«Es geht nicht nur UMS ESSEN»
Seit 2005 können Primarschüler in Rheinfelden an der Schule zu Mittag essen. Und das von der Stadt initiierte
Angebot soll nicht nur der Nahrungsaufnahme dienen – es hat einen weitaus grösseren Anspruch. Welcher das
ist, berichten die Stadträtin und Caterer Araz Abram im Interview.

Frau Bieber, wie kam es zur Gründung des       Gesellschafter, als die beste Lösung für un-   anfangs nur schleppend. Woran auch der
Mittagstischs?                                 sere Gemeinde an. Mit den damit verbun-        Preis schuld war, der 2005 bei 12 Franken
                                               denen schlanken Strukturen können wir im       pro Mahlzeit lag. Wir sind daraufhin auf
Béa Bieber: Eltern kamen mit dem Wunsch        Unterschied beispielsweise zu einem Verein     8 Franken runter – und schon stieg die
auf die Stadt zu. Wir haben daraufhin ab-      schnelle Entscheidungen treffen. Und das       Nachfrage deutlich an. Und jetzt, mit Araz
geklärt, was genau die Bedürfnisse sind. Je-   braucht es auch im dynamischen Geschäft        Abram, haben wir den idealen Partner ge-
denfalls war der Bedarf ausgewiesen und        der Mittagsverpflegung von Schülern.           funden.
wir starteten dann mit dem Angebot im
Jahre 2005.                                    War Araz Abram von Anfang an mit im Boot       Herr Abram, wie war das seinerzeit. Wie ha-
                                               oder kam er später dazu?                       ben Sie die Anfänge erlebt? War das Kochen
Sie sind Vorsitzende der Geschäftsleitung                                                     für Kinder für Sie eine Herausforderung?
der Mittagstischs GmbH. Warum wurde die        Béa Bieber: Araz Abram ist seit 2013 Part-
GmbH als Organisationsform gewählt?            ner des Mittagstisches. Vorher hatten wir      Araz Abram: Ich hatte mich 2013 gerade
                                               eine ganze Reihe verschiedener Caterer.        selbstständig gemacht. So war der Mittags-
Béa Bieber: Wir sehen die GmbH, mit dem        Auch ein Altersheim gehörte schon als Es-      tisch für mich ein gutes Standbein meines
Elternverein Rheinfelden und der Stadt als     senslieferant dazu. Aber es funktionierte      neuen Betriebes. Ich konnte mir damit in

16    SCHÜLERMENSA
der Stadt einen Namen machen. In mei-                  Araz Abram: Ohne den Mittagstich wür-         meboxen, die jeden Tag zwischen 11.15 und
nem eigenen Restaurant habe ich von Be-                den sicher viele Kinder allein zuhause vor    11.30 Uhr abgeholt werden. Vor Ort, in den
ginn an auch nur Menüs angeboten, keine                dem Fernseher essen, vielleicht ein Fertig-   vier Standorten Altstadt, Robersten, Augar-
à la carte-Gerichte. Da ergeben sich mit               gericht, das sie sich vorher in der Mikro-    ten und Martinum (Gemeindehaus christ-
dem Mittagstisch für Schüler viele Synergi-            welle warmgemacht haben. Das regelmäs-        katholische Kirche), wird so gegen 12 Uhr
en. Natürlich haben Kinder im Vergleich zu             sige gemeinsame Essen an einem Tisch, wo      gegessen. Wir achten peinlich darauf, dass
Erwachsenen einen anderen Geschmack.                   man sich auch austauscht, kennen immer        die Menüs eine gewisse Temperatur nicht
Aber mir kam zugute, dass ich selbst Vater             weniger Kinder von zuhause.                   unterschreiten. Nach dem Essen werden,
bin und vieles an meinen eigenen Kindern                                                             wie gesagt, Zähne geputzt. Danach kann
ausprobieren konnte. Hinzu kommt, dass                 Dieser hohe Anspruch ans Mittagessen, von     gespielt werden. Oder es werden Haus-
ich schon in sehr vielen Ländern gekocht               wem ging der aus? Auch von den Eltern?        aufgaben gemacht. Die Eltern bekommen
habe und so in der Multi-Kulti-Stadt Rhein-                                                          die Menüpläne eine Woche im Voraus per
felden mit ihren Dutzenden von Nationa-                Béa Bieber: Von den Eltern eher nicht, das    E-Mail zugeschickt und geben dann durch,
litäten und Kulturen gut zurechtkomme.                 war mein eigener Anspruch. Eltern geht es     an welchen Tagen ihre Kinder angemeldet
So haben wir die richtige Mischung im                  mehr darum zu wissen, dass es den Kin-        werden. So können wir planen.
Menüplan gefunden.                                     dern schmeckt und dass sie in einem guten
                                                       sozialen Rahmen satt werden.                  Wie sind die Nutzerzahlen heute?
Und wie sieht diese Mischung aus?
                                                       Ob Essen gesund ist, interessiert doch Kin-   Araz Abram: Als ich 2013 einstieg, waren
Béa Bieber: Wir versuchen ein ausgewoge-               der eher weniger. Die stehen doch auf dem     es zwischen 600 und 700 Essen pro Monat.
nes Angebot zu bieten – wenig Fleisch und              Standpunkt: Gesund ist, was schmeckt, auch    Aktuell sind es schon mehr als 1700.
wenn dann nur hochwertiges und kein                    Süssigkeiten, Wurst und Fleisch. Was meinen
Schwein. Mehrmals pro Woche gibt es ein                Sie, wie würden die Menüpläne aussehen,       Aktuell kostet das Menü 10,40 Franken pro
vegetarisches Menü. Auch regionale und                 liesse man die Kinder diese ausarbeiten?      Mahlzeit – kann man damit kostendeckend
saisonale Aspekte spielen eine Rolle. Die                                                            arbeiten?
Kinder sollen lernen, dass jedes Gemüse                Béa Bieber: Gar nicht so sehr anders, den-
und Obst seine Saison hat, obwohl es al-               ke ich, auch nicht mit mehr Fleisch. Dass     Araz Abram: Das hängt auch immer vom
les im Supermarkt das ganze Jahr über zu               Kinder für sie Unbekanntes probieren,         jeweiligen Gericht ab, bei Vegetarischem
kaufen gibt. Wir arbeiten nach dem Label               hängt auch immer von den Betreuerinnen        eher, bei einem Cordon Bleu aus Kalb-
Fourchette verte, das alles unter die Lupe                                                           fleisch eher nicht. Insgesamt aber ist der
nimmt – Menüpläne, Herkunft und Verar-                   «Wir könnten mit den Menüs                  Preis kostendeckend für das reine Essen.
beitung der verwendeten Lebensmittel, die                noch experimenteller werden,                Die Betreuung kann davon nicht finanziert
zubereiteten Mahlzeiten vor Ort und die                    auch mit den Gewürzen.                    werden. Aber die Stadt subventioniert den
                                                          Aber sonst gibt es für mich                Mittagstisch im Rahmen des Leistungsver-
                                                            nichts zu verbessern.»                   trages.

                                                       ab, die den Mittagstisch begleiten. Und       Was rechnen Sie tatsächlich mit der Mittags-
                                                       die Gruppendynamik tut das ihre dazu.         tisch GmbH pro Essen ab?
                                                       Das ist dann anders als zuhause, dann isst
                                                       man auch das Gemüse. Vielleicht gäbe es       Araz Abram: Diese Zahlen möchten wir
                                                       mehr Pommes frites und Pizza auf dem          hier nicht offenlegen.
                                                       Menüplan, wenn die Kinder selbst ent-
Bei den Primarschüler kommt der Mittagstisch gut an.
                                                       scheiden könnten. Wünsche können sie          Wie geht es mit dem Mittagstisch in Rhein-
                                                       aber immer äussern. Einmal haben wir          felden weiter?
Organisation der gesamten Ver- und Ent-                das Experiment gewagt und Pizza ange-
sorgungskette. Den Labelprozess mehrmals               boten. Aber dass wir es nicht regelmässig     Béa Bieber: Wir gehen von weiter steigen-
durchzuführen, war ausserordentlich auf-               anbieten, hat eher logistische Hintergrün-    den Zahlen aus.
wändig, hat sich aber für alle gelohnt. Aber           de. Auf dem Transport vom Restaurant zu
es geht beim Mittagstisch nicht nur ums Es-            den Schulstandorten würden Pizza und          Araz Abram: Für mich wird das Mittags-
sen, sondern auch um das Miteinander, um               Pommes kalt und labbrig. Wir können ja        tisch-Angebot ein immer wichtigeres
Regeln. Zum Beispiel die, zu lernen, dass,             vor Ort nichts zubereiten. Wir könnten mit    Standbein, nicht nur in Rheinfelden. Ich
auch wenn man selbst schon fertiggeges-                den Menüs noch experimenteller werden,        bediene auch den Mittagstisch in Zeinin-
sen hat, man erst dann vom Tisch aufsteht,             auch mit den Gewürzen. Aber sonst gibt es     gen. Und es haben noch mehr Fricktaler
wenn alle soweit sind. Auch die Zahnhygi-              für mich nichts zu verbessern.                Gemeinden bei mir angefragt. Aber deren
ene nach dem Essen wird den Kindern bei-                                                             Namen darf ich momentan noch nicht
gebracht. Am Standort Altstadt haben wir               Wie läuft das logistisch überhaupt ab?        nennen.
sogar einen kleinen Garten, wo die Kinder
Gemüse anpflanzen und damit etwas über                 Araz Abram: Wir bereiten die Menüs im-                              Hans Christof Wagner
das Wachstum von Gemüse lernen.                        mer frisch zu, packen diese dann in Wär-

                                                                                                                     SCHÜLERMENSA             17
Erinnerungen eines Bäcker-
und Konditorlehrlings
Josef Schmids Beobachtungen der Gastronomie der Sechziger Jahre in
beiden Rheinfelden

I
       m April 1962 kam ich in Rheinfel-       tät vierzig Jahre später immer noch eine
       den rechts des Rheines, also in Ba-     Delikatesse für mich. Zweitens habe ich
       den in die Lehre.                       bis heute nicht begriffen wie man einem
                                                                                              Gasthaus Sängerhalle
          Aus dem beschaulich bürgerli-        „Schnösel“ von sechzehn Jahren eine sol-
       chen Säckingen kommend war der          che Frage stellen kann, wenn man eine
Tapetenwechsel in die noch junge Indust-       gesicherte Antwort wohl erwartet hat.
riestadt mit auffälligen Wahrnehmungen            Er konnte ja nicht wissen, dass ich trotz
verbunden. Die Manieren waren lockerer         meiner Jugend durchaus kompetentes
und die Umgangssprache direkter. Ich war       Wissen in der Gastronomie beider Rhein-
vierzehn Jahre alt und meine Beobachtun-       felden hatte. Wie ich schon sagte haben
gen vielleicht von unschuldiger Jugend-        meine ungewöhnlichen Arbeitszeiten zu
haftigkeit gefärbt. Aber vieles hat sich in    etwas anderen Lebensformen geführt als
den fast fünf Jahren meines Aufenthaltes       sonst üblich. Mein sonntäglicher Freizeit-
als gut erkannt gezeigt. Meine Lehre als       ausgleich war dann ein möglichst opulen-       Hotel Danner
Konditor und Bäcker erlaubte mir keine         tes Dîner in adäquatem Ambiente. Ich war
alltägliche Lebensweise. Der ungewöhn-         beileibe kein Angeber, ich könnte es mir
liche Tagesablauf ließ manches nicht zu        leisten. Mein Lehrchef, der gute August
was meine Altersgenossen erlebten. Dafür       Philipp, zahlte freiwillig deutlich über
eröffneten sich Blickwinkel die anderen        dem Lehrlingstarif. Außerdem waren mir
verborgen blieben. Meine Freizeitgestal-       Umgangsformen in der gehobenen Gast-
tung war ganz individuell und fand im          ronomie als Altlast vom Elternhaus mitge-
Wesentlichen auf der linken Rheinseite,        geben worden.
im alten eidgenössischen Rheinfelden              Und eines darf man nicht vergessen:
statt,was wie meine Heimat Säckingen,          ich war immer auf der Suche nach Berüh-
zu den vorderösterreichischen Waldstäd-        rungspunkten mit anderen Berufen aus
ten zählte. Die vertraute Geborgenheit der     der Gastroszene. Schon als Jungspund hat-
alten Stadt war mir wichtig und das be-        te ich begriffen, dass Gastro tatsächlich      Degussa Metzgerei
rufliche Interesse sprach mich an in Form      den Magen meinte. Alle seine Zulieferer
von attraktiven Schaufenstern erstklassi-      bilden die Gastronomie und sind folglich
ger Konditoreien. Das Wohlstandsgefäl-         Brüder im Geiste.

                                               I
le war hier offensichtlich. Der Schweizer
leistete sich erste Klasse mit einem Selbst-       n den 19 hundert Sechziger Jahren
verständnis zu dem der Deutsche damals             gab es eine erstaunliche Vielfalt an
noch nicht fähig war. Überhaupt ist der            „gutbürgerlichen“ Gastwirtschaften
Unterschied an der Grenze signifikant          im badischen Rheinfelden. Ich denke an
bis hin zu den Preisen für‘s Benzin in der     die unprätentiös vornehme Atmosphä-
Neustzeit.                                     re im Hotel „Danner“. Der nachmalige
   Wie gesagt war ich damals im Lehr-          Küchenchef dort durchlief seine Lehre
lingsalter. Da erlebte ich einmal eine be-     beim legendären Herrn Blaumoser in der
eindruckende Szene von gesättigter Über-       „Sängerhalle“. Nach nicht nachprüfbaren
heblichkeit. Ein Schweizer mittleren Alters    Berichten soll ihm dieser einmal in der
sprach mich fragend an, wo man hier gut        Hektik des abendlichen Hochbetriebes die
essen könne aber „bittschön öbbis anders       Fleischgabel so in den Hintern gestochen
als die gottverdammte Poulet!“                 haben, dass er einige Tage nicht mehr lau-
   Diese Aussage geht mir bis heute noch       fen konnte. Auf jedenfall werde ich sein
nach: erstens ist ein Poulet guter Quali-      „Gordon bleu“ nie vergessen.                   Degussa Kantine

18    ERINNERUNGEN AN DIE 60ER JAHRE
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