2x Rheinfelden - Gewerbeschule Rheinfelden
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2x Rheinfelden Das Kultur- und Stadtmagazin beider Rheinfelden 56 | Januar/Februar 2018 | gratis erhältlich SCHWERPUNKT KOCHEN & ESSEN WIR BERICHTEN ÜBER GASTRONOMEN, SCHULMENSEN, KOCHEN IN DER SCHULE, PRIVATE KOCHCLUBS UND EINE GROSSKÜCHE MIT SNACHTS- FA DER MIT DEN VERANSTALTUNGSTIPPS KALEN 33 S. 32 – IM JANUAR UND FEBRUAR
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Liebe Leserin, lieber Leser, h Rheinfelden ier dreht sich alles um Lebenswert. Liebenswert. das Kochen, durchaus eine Kulturtätigkeit ersten Ranges. Sonderbar, dass IMPRESSUM wir 56 Ausgaben brauchen bis Herausgeber wir dieses Thema aufgreifen. Stadt Rheinfelden (Schweiz), Stadt Rheinfelden (Baden) Und wir tun dies mit der von uns gewohnten Intensität. Wir haben einige Gastronomen in beiden Rheinfelden besucht Redaktion Heft 56 und schreiben über deren Praxis und Philosophie. Wir schau- Claudius Beck, Stephanie Braun, Brigitte Brügger, Sina Gubser, Peter Löwe en was den Schülern in den Mensen auf den Tisch kommt Fotos: Autoren, wenn nicht anders vermerkt. und haben die Großküche des St. Josefhauses besucht. Was lernen Schüler über das Kochen? In der Schweizer RBK Realisation Peter Löwe, www.Loewe-Werbeagentur.com Rheinfelden und in der Gewerbeschule im Badischen ist die Auflage 6.000 Exemplare Hauswirtschaft Unterrichtsthema und unterliegt ständiger ISSN 1664-4778 Veränderung. Verteilung Privates Kochen spüren wir an zwei Orten nach: Der Auslage in Gemeindeverwaltungen, Geschäften, Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen Kochclub »Salzblues« ist eine reine Männersache während Bezug im Abo möglich: Infos auf der vorletzten Seite der Veganer-Stammtisch eher eine Sache von Frauen ist. Rheinfelden (Schweiz): Verteilung an Abonnenten Schlussendlich zeigen wir Veränderungen der Gastroszene der Neuen Fricktaler Zeitung auf. Ein köstlicher Rückblick eines Konditor- und Bäcker- Kontakt für Redaktion und Inserate in Rheinfelden/D lehrlings auf die frühen Sechziger Jahre schildert die Zeit der Kulturamt der Stadt, Claudius Beck, bürgerlichen Küchen in beiden Rheinfelden. Rathaus, Kirchplatz 2, D-79618 Rheinfelden c.beck@rheinfelden-baden.de, Tel.: +49 7623 95-237 Wir wünschen Ihnen ein gutes, gesundes Neues Jahr mit Kontakt Kalender Rheinfelden/D: s.braun@rheinfelden-baden.de vielen Köstlichkeiten aus der Küche auf dem Tisch. Kontakt für Redaktion, Kalender in Rheinfelden/CH Stadtbüro/Kulturbüro, Brigitte Brügger Ihr Claudius Beck Rathaus, Marktgasse 16, CH-4310 Rheinfelden 2xrheinfelden@rheinfelden.ch, Tel.: +41 61 835 51 11 Leiter des Kulturamts Rheinfelden (Baden) Kontakt für Inserate in Rheinfelden/CH Fricktaler Medien AG, Herr Roberto Pombar, Baslerstrasse 10, 4310 Rheinfelden PS: Die Fasnächtler erhalten von uns den schon gewohnten roberto.pombar@fricktalermedien.ch, Tel. +41 61 835 00 52 Überblick über die Veranstaltungen der fünften Jahreszeit. Inserate- und Redaktionsschluss für die Ausgabe Narro am Rhy! März/April: 31. Januar 2018 Print kompensiert Id-Nr. 1769333 www.bvdm-online.de Schwerpunkt: Kochen & Essen EDITORIAL 3
Hotel Restaurant Storchen „Tütchen aufreißen für eine Soße, DAS GEHT GAR NICHT.“ Frische, regionale Produkte und Einkaufen bei Händlern und Lieferanten quasi vor der Haustür: All das steht ganz obenan in der Storchenküche. Da kommt Salat und Gemüse von der Firma Giesin aus Nollin- gen ebenso frisch auf den Tisch des Hauses wie das Brot vom Karsauer Dorflädele, das heimische Wild, Gänse vom Freilandhof in Langenau, Lamm oder auch sonstige Fleisch aus der Region. „Gekocht wird zumeist nach der alten Schule“, sagt Chefkoch Stobbe. Vor allem: Die leckere badische Küche steht im Vor- dergrund. Dazu gibt es zahlreiche Stan- dards, eine saisonal ausgerichtete Speise- »Frische, regionale Produkte und Chefkoch Thorsten Stobbe (Mitte) und sein Team Einkaufen bei Händlern und Lie- feranten quasi vor der Haustür.« „Tütchen aufreißen für eine Soße, das geht gar nicht“, macht Thorsten Stob- be, Chefkoch im Hotel-Restaurant „Storchen“ in Karsau-Riedmatt, deutlich. karte und einige Menüs zur Auswahl, zum Soßen werden bei dem 39-Jährigen in der Storchenküche allesamt selbst her- Beispiel das Wildmenü, das Hausmenü gestellt. Das Fleisch werde am Stück mit Knochen angeliefert, mithin sei das und auch das Überraschungsmenü. „Un- Zerkleinern dann halbe Metzgerarbeit. „Die Knochen werden dann ausge- sere Gäste lassen sich dabei gerne über- köchelt, mithin das nötige Jus hergestellt, um letztlich zu den wundervollen raschen“, weiß er nur zu gut. Sie verlassen sich auf seine langjährigen Kochkünste. Soßen zu kommen“, erklärt er. T horsten Stobbe aus Schwörstadt hat- Gerne kocht Stobbe, der schon als Bub die te im Jahre 1994 als damals 15-Jäh- Kochtöpfe aus Mutters Schrank holte und riger seine Ausbildung zum Koch für den Koch ein Traumberuf war, auch für im „Storchen“ gestartet. Und er ist dem größere Banketts und Gesellschaften. „Da Betrieb bis heute treu geblieben. Ledig- ist Kreativität gefragt“, sagt er. Dabei meint lich ein knappes Jahr war er mal weg bei er nicht zuletzt auch die Organisation des der Bundeswehr in Sigmaringen, wo er Essens überhaupt und die gute Vorberei- ebenfalls im Verpflegungsbereich arbei- tung. „Da ist vieles Kopfsache“, erklärt er – tete. Danach aber kehrte er wieder nach und es gehen zu Weihnachten auch schon Riedmatt zurück, wurde 2002 Küchenchef. mal 140 Essen an einem Mittag raus. Sogleich absolvierte er die Ausbildung Im Hotel-Restaurant Storchen lässt es sich gemütlich speisen. zum Ausbilder bei der IHK Hochrhein- Und dass er etwa zu viele Stunden am Herd Bodensee, um auch Lehrlinge ausbilden und in der Küche zubringt, weist er schnell zu können. Und das hat er in der Folgezeit von sich. „Die 40 Stunden-Woche ist hier im reichlich getan. Zwei davon, sind nach der Haus die Regel“, ist er sich mit „Storchen“- Lehre im „Storchen“ geblieben. Der Ältere Chefin Alexandra Mußler einig. „Und daher davon arbeitet bereits seit zwölf Jahren in machen mir Job und Arbeit nach wie vor dem Riedmatter Betrieb, der Jüngere zählt großen Spaß“, so der 39-Jährige. nach kurzer auswärtiger Orientierung ebenfalls wieder fest im Küchenteam. Gerd Lustig 4 HOTEL RESTAURANT STORCHEN
Restaurant Café Paul Von BADISCHER KÜCHE VERWÖHNT Die Lebenslust der Franzosen, der urige Charme der Südbadener und die kultivierte Bodenständigkeit der Schweizer: Das ist das Holz, aus dem das Gastro-Ehepaar Marianne und Georges Paul-Glowacki geschnitzt Das Restaurant Cafe Paul ist. „Das wollten wir von Anfang an bietet auch ein täglich wechselndes Mittags- verwirklichen, und haben dies auch menu getan“, sagt die Küchen-Chefin nicht ohne Stolz. Das „Café Paul“ in der Karlstraße erfreut sich daher seit vielen Jahren einer großen Stamm- kundschaft. 1 953 war’s, als Marianne Pauls Eltern ein Café/Konditorei eröffneten. 1984 schließlich wurde der Café-Betrieb umgebaut und um einen Küchenbereich erweitert. Seitdem wird das „Café Paul“ als Restaurant mit badischer Küche geführt, nebst kleinen französisch-elsässischen und auch Schweizer Einflüssen. „Das Dreiländer-Eck Südbadens ist unser Lebensmittelpunkt und gleichzeitig un- sere Art zu leben. Wir fühlen uns der tra- ditionellen badischen Küche verpflichtet, sprich: frisch, bodenständig, hochwertig Marianne Paul-Glowaki in Ihrer Küche im Restaurant Cafe Paul und super lecker“, betont das seit mitt- lerweile 45 Jahren verheiratete Gastro- badische Gerichte in gemütlichem Am- getarischen Ecke“ und der Standardkarte Paar. Händler und Lieferanten kommen biente im 85 Plätze bietenden Gastraum sind Gerichte aus Oma Marias Küche der allesamt aus der auf. Da wird der Renner. Und worauf Chefköchin Marianne Region, aus Süd- Schmorbraten noch besonderen Wert legt: „Wir machen »Das Dreiländer-Eck Südbadens deutschland und vom Schwarz- alles selbst, beisielsweise Nudeln und ist unser Lebensmittelpunkt und dem Elsass, was wälder Milchkalb auch Knödel.“ gleichzeitig unsere Art zu leben.« auch auf die Weine ebenso serviert zutrifft „Wir wis- wie die Rinder- Gerd Lustig sen, wo unser Fleisch, das Gemüse, das zunge, die gefüllte Kalbsbrust oder auch Viertele und das Schnäpsle herkommen“, Rösti, Krautspätzle, Nudeltaschen mit heißt es und gleichzeitig wird betont: Gemüse- oder Wildfüllung sowie Hirsch- „Gastfreundschaft und Gastlichkeit ist für ragout. Hinzukommen Menü des Monats, uns nicht nur unser Beruf, sondern auch Herbstmenü nebst Salatkreationen. Die unsere große Leidenschaft.“ Karte ist nicht zuletzt auch saisonal aus- gerichtet, beispielsweise Spargel im Früh- Ein Blick in die Speisekarte genügt, und jahr oder Pfifferlinge im Spätsommer und schon kommt Vorfreude auf wunderbare Herbst. Außer einer umfangreichen „ve- RESTAURANT CAFÉ PAUL 5
«GEMEINSAM KOCHEN UND ESSEN macht den jungen Menschen Freude» Karin Küng und Sibylle Steigmeier über die Veränderungen im Fach «Hauswirtschaft» ausschliesslich Mädchen den Hauswirt- schaftsunterricht. Später wurde das Fach für Knaben als Freifach angeboten. Mit der Koedukation wurde Hauswirtschaft für Knaben und Mädchen obligatorisch mit vier Lektionen in der 7. beziehungs- weise 8. Klasse eingeführt. Als Wahl- pflicht-, respektive Wahlfach wurde es im folgenden Jahr noch mit drei Lektionen angeboten. Vor zwei Jahren führten Spar- massnahmen zur Reduktion von drei auf zwei Lektionen pro Woche. «Mit dem neuen Aargauer Lehrplan ste- hen wir jetzt vor der grössten Verände- rung in all den Jahren», erklären die bei- den Lehrerinnen. Die Stundentafel des neuen Aargauer Lehrplans (auf Basis des Sibylle Steigmeier (links) und Karin Küng sind mit Leib und Seele Hauswirtschaftslehrerinnen. Mit dem neuen Aargauer Lehrplan (auf Basis «Lehrplan 21») soll das Fach «Hauswirtschaft» durch das Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)» er- setzt werden. Die langjährigen Hauswirtschaftslehrerinnen Karin Küng und Sibylle Steigmeier sind nicht nur erfreut über diese geplante Veränderung. «Traditionen/Feste», «Menus zuberei- jahr Rheinfelden). «Ich wurde Haus- ten: frisch und abwechslungsreich», wirtschaftslehrerin, weil ich Freude am »Umweltbewusstes Haushalten» oder Kochen habe», sagt Karin Küng. Ihre Kol- «Wie ernähre ich mich gesund?» sind legin Sibylle Steigmeier, die seit 1987 als einige Stichworte, die an einer Wand in Hauswirtschaftslehrerin tätig ist, hat sich damals auch für den Beruf entschieden, «Kopflastige Fächer gibt es zur weil sie gerne mit den Händen arbeitet. Genüge. Wir finden, dass das Beide Lehrerinnen haben zudem Freude, Arbeiten mit den Händen nicht zusammen mit Jugendlichen zu arbeiten. verloren gehen darf.» Grosser Wandel der Schulküche im Engerfeld-Schulhaus In den letzten 30 Jahren machten die zusammen mit passenden Bildern ange- beiden Frauen einen Wandel in ihrem bracht sind. «Das ist unsere Input-Wand Unterrichtsfach mit. So besuchten früher mit Inhalten als Einstieg ins Hauswirt- schaftsjahr», erklärt Karin Küng. Seit 1982 ist sie mit Leib und Seele Hauswirtschaftslehrerin. Zudem ist sie Im Hauswirtschaftsunterricht be- reiten die Schülerinnen und Schüler Standortleiterin der RBK (Realschule, Be- zum Beispiel eine Landfrauenwähe, rufswahlschule, Kleinklasse und Werk respektive eine Pizza vor. 6 RBK RHEINFELDEN
durchaus viele wertvolle Themen behan- kochen und essen macht den jungen Men- LANDFRAUENWÄHE ø ca. 24–26 cm delt werden. Sibylle Steigmeier meint schen Freude.» aber: «Kopflastige Fächer gibt es zur Ge- Belag: wenig Öl erhitzen, 300 g gem. Gehacktes nüge. Wir finden, dass das Arbeiten mit Bereichernd, obwohl auch teilweise her- mit wenig Pfeffer, Paprika Oregano und Salz mischen und im heissen Öl anbraten, 1 EL Mehl den Händen nicht verloren gehen darf.» ausfordernd, finden die Lehrerinnen die darüber streuen; je 1 Zwiebel, Knoblauchzehe, Auch an der Input-Wand aufgeschriebe- Rücksichtnahme auf die Vielfalt der Schü- Sellerie, Rüebli und Lauch waschen, rüsten, fein schneiden, zum Fleisch dazu geben, mitdämpfen; ne Inhalte wie «Traditionen/Feste» oder lerinnen und Schüler, sei es in Bezug auf auf einem Teller erkalten lassen. «Menus zubereiten» haben im neuen Fach Herkunft, Religion, Unverträglichkeiten Guss: 2 Eier, 2 dl Rahm/Milch, Salz, Pfeffer, Mus- weniger Platz. «Im Fach ‹Hauswirtschaft› oder spezielle Ernährungsformen. kat und Paprika gut vermischen haben wir viel umgesetzt, das mit unserer Formen: Wähenblech mit einem runden ausge- wallten Kuchenteig auslegen (Backpapier!), Rand verzieren und den Teigboden mit einer Gabel mehrmals einstechen, Belag und Guss darauf verteilen. Backen: Ofen 10 Min. vorheizen und ca. 30 Min. bei 220 ºC backen. Tipp: 2 kleine ausgewallte Teige kaufen und den oberen Belag darauf verteilen. Wähe, die nicht verwendet werden kann, tiefkühlen. SCHOGGI-SCHÜMLI ca. 14 Stck. 200 g dunkle Schokolade zerbröckeln und in eine Pfanne geben, 125 g Butter dazugeben und mit der Schokolade auf kleiner Stufe schmelzen, leicht er- kalten lassen; 4 Eier und 200 g Zucker in einem Messbecher schaumig rühren, erkaltete Schokolademasse zur Eigelbmasse dazugeben, gut mischen. 100 g Mehl darunter ziehen. Fertigen Teig in Papierförmli füllen (nur halb- voll!) und ca. 14 Min. bei 180 ºC backen. Ofen 10 Min. vorheizen! «Das ist unsere Input-Wand mit Inhalten als Einstieg ins Hauswirtschaftsjahr», erklärt Karin Küng. Deutschschweizer «Lehrplan 21») ist jetzt in der Anhörungsphase. Auf das Schuljahr Kultur zu tun hat. So backen wir zum Bei- Die Lust am Kochen nie verloren 2020/2021 soll der neue Lehrplan einge- spiel Grättimänner, fertigen Adventskrän- Sibylle Steigmeier und Karin Küng ko- führt werden. ze an und färben Ostereier», erklärt Karin chen beide auch zu Hause sehr gerne. «In Küng und findet es sehr schade, dass diese der Schule koche ich ja nicht selber, da «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» Vermittlung von Kultur und Traditionen leite ich nur an. Oftmals habe ich dann statt «Hauswirtschaft» in Zukunft verloren abends Lust, dassel- Das Fach «Hauswirtschaft» ist im neuen gehen könnte. «Weil Hauwirtschaft sehr be auch zu Hause zu Lehrplan nicht mehr vorgesehen. Neu abwechslungsreich ist, wird es kochen», erklärt Si- wird «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH)» Die beiden Lehrper- von den Schülerinnen und bylle Steigmeier. Ihr unterrichtet. Die beiden Hauswirtschafts- sonen erfahren bei Schülern geschätzt.» gefällt das Kreative lehrerinnen bedauern diese geplante Ver- den Schülerinnen am Kochen. «Ich lie- änderung. Da andere Lerninhalte mehr und Schülern viel Freude am Kochen und be es, Apéros und Desserts zuzubereiten», Gewicht bekommen, werden die Lehre- an anderen praktischen Arbeiten, die im sagt Karin Küng. Beide schätzen es, beim rinnen mit ihren Schülerinnen und Schü- Fach «Hauswirtschaft» noch Platz haben. Kochen eine grosse Auswahl an Speisen lern weniger kochen und backen können. «Weil Hauwirtschaft sehr abwechslungs- vorzubereiten und schliesslich von allem Karin Küng und Sibylle Steigmeier sind reich ist, wird es von den Schülerinnen ein bisschen zu probieren. der Meinung, dass im neuen Fach WAH und Schülern geschätzt. Auch gemeinsam Janine Tschopp RBK RHEINFELDEN 7
Gewerbeschule bietet Chance des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf speziell auch im Fachbereich Hauswirtschaft Fachkompetent, lebendig, menschlich „Abdullah, hast du auf die Uhr geschaut wegen der Pizza im Backofen?, zuleiten. „Die müssen sich die Gerichte fragt Katrin Langheimer mit strengem Blick, wendet sich sogleich Melissa selbst erarbeiten, denn ich möchte, dass sie, wenn sie den Gastrobereich wieder zu: „Hast Du den Salat richtig abgeschmeckt?“ Und Alexander, der schnell verlassen, fit sind“, macht Langheimer mal nach dem Nutella-Kuchen schauen will, fängt sich eine kleine Rüge ein: deutlich. Schließlich müssen die Schüler „Nicht öffnen, dafür hat der Backofen ja ein Fenster.“ am Ende der vier Monate in dem Fachbe- reich eine Prüfung in Theorie und Praxis Doch keine Angst, auch wenn ablegen. „Und da müssen bei der Praxis- alles ein wenig streng und unter prüfung, bei der die Aufgaben per Los ge- fester Aufsicht wirkt, entpuppt zogen werden und nicht untereinander sich schnell als „learning by do- tauschbar sind, zwei Sachen allein ge- ing“. Katrin Langheimer macht kocht werden“, sagt sie, also Waffeln und all das nämlich nicht aus Lust Kompott, Pizza und Salat oder Spaghetti und Laune, sie ist Lehrerin an mit Hackfleischsoße sowie nachher ein der Gewerbeschule Rheinfelden. Dessert. Und eine ganz spezielle noch Also, Selbständgkeit, Mitmachen und dazu. Sie, die 51-Jährige, die aus Aufpassen sind gleichermaßen wichtig. der Hauswirtschaft kommt und Und wer weiß: Vielleicht winkt dann schon seit knapp 25 Jahren in auch nach Ende des VAB-Jahres an der Rheinfelden unterrichtet, leitet Gewerbeschule ein Ausbildungsplatz im den Fachbereich Hauswirtschaft Gastrobereich. „Zumindest können bei im Rahmen des Vorbereitungs- uns die Voraussetzungen dafür deutlich jahres Arbeit/Beruf (VAB), vor- verbessert werden“, sind sich unisono mals Berufsvorbereitungs- oder Hauswirtschaftslehrerin Langheimer und Berufseinführungsjahr. Und die- Petra Schwörer, für Öffentlichkeitsarbeit ses Jahr sieht für die 14–17-jähri- und Homepage an der Gewerbeschule gen Schüler Theorie und Praxis in Rheinfelden zuständig, sicher. drei Fachbereichen vor, und zwar neben Holz-/Metalltechnik, Kör- Was steckt überhaupt hinter VAB? perpflege/Frisör eben auch den Wer nach der Schule noch keinen Ab- Gastro- und Kochbereich. schluss oder nicht gleich einen Aus- bildungsplatz hat, kann sich in einem Gut 70 Stunden sind insgesamt berufsvorbereitenden Jahr fit für das Be- in Theorie und Praxis im schuli- rufsleben machen. Man kann mit dem schen Kochstudio zu absolvieren. VAB-Jahr seine Schulpflicht erfüllen, Da werden Themen wie Hygie- kann den Hauptschulabschluss machen ne, Tischkultur und Tischdecken oder ihn verbessern – und eben in einige ebenso behandelt wie Geräte- Berufsfelder mehr als nur hineinschnup- kunde, Messen und Wiegen, Le- pern. An der Rheinfelder Schule gibt es bensmittelverarbeitung sowie neben dem normalen VAB zudem noch natürlich die Zubereitung von ein so genanntes VABO, das heißt: hier diversen Gerichten nach Rezept. werden Schüler qualifiziert, die noch oh- ne oder nur wenig Deutschkenntnissen „Die Schüler kommen gerne zu ausgestattet sind. Das Angebot richtet mir, obwohl oder gerade weil ich sich also hauptsächlich an Flüchtlinge streng bin“, lacht die freundliche und Asylbewerber. Sie werden dann – Lehrerin. Denn nur so lernten sie bei ansonsten gleicher Ausrichtung des auch was. Alljährlich gelte es bei Schuljahres – sprachlich besonders ge- den jungen Leuten, Vorbehalte fördert. Unsere Schule will in erster Linie »Und da müssen bei der und Hemmschwellen abzubauen, sie vor fachkompetent, lebendig und menschlich Praxisprüfung zwei Sachen allem zum selbständigen Arbeiten an sein“, so Schwörer. allein gekocht werden.« Herd, Ofen, Tischplatte und Schüssel an- Gerd Lustig 8 GEWERBESCHULE
Raffaele Marino bietet Spezialitäten aus seiner Heimat an ITALIANITÀ in der Marktgasse Pasta selber gemacht. Raffaele Marino führt «Marino Feinkost» in der Rheinfelder Marktgasse. Schon seit der Kindheit hat Raffaele Marino Freude am Kochen. In seiner Heimat Italien half er seinem Vater im Restaurant und in der Gelateria. «Ich koche gerne», sagt Raffaele Marino. Dezember 2015 eröffnete er mitten in der spielsweise Sandwiches, Piadina, Pizza Gelernt hat er das Kochen sowie die Kunst, Rheinfelder Marktgasse «Marino Feinkost». oder Arancini (Risotto-Kugeln) gehören zu Glacés herzustellen in seiner Heimat Itali- Marinos Spezialitäten. «Das ist alles selber en. Schon als Bub half er seinem Vater im Eine grosse Auswahl an Schinken, Sala- gemacht», erklärt er stolz. Restaurant und in der Gelateria. Marino mi, italienischem Käse, hausgemachten absolvierte verschiedene Hotelfach- und Teigwaren und selbstgemachten Glacés Ein Koch- und ein Glacébuch veröffentlicht Gelateria-Schulen in Italien. Als Koch, lassen das (italienische) Gourmet-Herz Seine grossen Leidenschaften Kochen Chef de Partie und höher schlagen. «Im und die Herstellung von Glacés hat Raf- Gelataio sammelte «Ich komme zu meinen Winter sind es nur faele Marino in Büchern festgehalten. So er Erfahrungen in Kunden nach Hause und koche, ein paar wenige veröffentlichte er 2010 das Buch «Passi- italienischen und was sie wünschen.» Sorten, im Sommer one gelato». Ein Jahr später wurde sein Schweizer Gastrono- biete ich zirka zehn Kochbuch «Suonando la tradizione peti- mie-Betrieben. Vor fünf Jahren liess sich der Sorbets und 14 verschiedene Rahmgla- nese» veröffentlicht, in welchem er viele heute 32-Jährige in der Schweiz nieder. Im cés an.» Auch Take-away-Waren wie bei- Lieblingsrezepte seiner Heimat und seiner Familie niederschrieb. Raviolo alla fragolina Wer sich von Raffaele Marinos Kochküns- (Ein Lieblingsrezept von Raffaele Marino aus seinem Kochbuch «Suonando la tradizione petinese». Das Re- ten überzeugen lassen will, kann ihn als zept ist in Marinos Muttersprache geschrieben. «Wer eine Frage zum Rezept hat, darf jederzeit bei mir im Laden vorbeikommen. Dann klären wir das gemeinsam», sagt der leidenschaftliche Koch. Wahrscheinlich Koch zu Hause buchen. «Ich komme zu gibt es noch einen Espresso im Stehen dazu.) meinen Kunden nach Hause und koche, Ricetta per 4 persone, Ingredienti: was sie wünschen.» Marino kocht gerne Per la pasta: 400 gr. di farina, 120 gr. di purea di fragoline, sale, 3 uova sowohl für romantische Candle Light- Per il ripieno: 30 gr. prezzemolo tritato, 200 gr. di ricotta di pecora, 200 gr. di fragoline intere, sale Per il sugo: 100 gr. di burro, 100 gr. di fragoline, 20 gr. di basilico frullato Dinners, für Geschäftsanlässe oder an Grillpartys. Procedimento: Per il sugo: Cuocere tutto insieme le fragole, il burro e il basilico frullato. Per il raviolo: Procurare il laganaturo, impastare tutti gli ingredienti fino ad ottenere un impasto liscio, tirare Janine Tschopp la pasta in sfoglie di 0,5 di spessore, lunghezza 3 cm e larghezza 3 cm. Mischiare la ricotta con il sale, le fra- goline ed il prezzemolo. Mettere al centro di una sfoglia una noce di 30 gr. di impasto di ricotta, coprire con un’altra sfoglia. Formare il raviolo con un bicchiere. Cuocere i ravioli in acqua bollente per 8 minuti. Salsare con il sugo. MARINO FEINKOST 9
Rockfood Diner in der Karlstraße Frische Zutaten und voller Geschmack Enrico Börner heißt die Gäste im Rockfood Diner willkommen (links) Aus den Lautsprecher rocken The Beach „Wir nehmen nur frisches Obst und Gemü- Boys mit Surfin‘ USA. Route-66-Schilder se“, versichert Börner. „Wir haben wenig und andere US-Devotionalien schmücken Zusatzstoffe, die man auszeichnen muss. die Wände. Wer das Rockfood Diner in der Wir wollen vollen Geschmack, bei wenig Innenstadt betritt, findet sich in einem Fett und wenig Zucker.“ Alle Rezepte stam- echten amerikanischen Diner wieder. Auch men von ihm. Eine große Auswahl an Bei- die Einrichtung ist stilecht. Stühle und Ho- lagen bieten Pommes frites, Chilli-Cheese- cker sind mit schwarzweißem Kunstleder Fries, Curry-Fries, Tomato-Cheese-Fries überzogen und unter den gläsernen Plat- und Kartoffel-Wedges und verschiedene ten der Metalltische zeigen großformatige Salate. Auch Vegetarier können unbesorgt Bilder die Skylines amerikanischer Städte ins Rockfood Diner kommen. Auf der Karte oder Oldtimer. ist ein Veggie-Burger notiert. „Wir können aber jeden Burger mit unserem selbstge- Deftig ist die Speisekarte mit Spare Rips machten Mais-Gemüse-Patty in einen Veg- und Chili con Carne. Fast zwanzig Burger gie verwandeln“, versichert der Koch. finden sich dort. Ganz prominent: The Rockfood, auf dem neben dem Rinder- Horatio Gollin Patty auch ein original-irisches Rinderfi- let liegt, überschmolzen mit Cheddar und Rockfood Diner, Karlstraße 13 garniert mit Bacon, Tomate, Gurke und Salat. Geschmacklich rundet eine hausge- • Öffnungszeiten: machte Sauce The Rockfood ab. „Aber alle Mi – Sa 11.30 – 14 und 17 – 21.30 Uhr Zutaten können frei kombiniert werden“, So 17 – 21.30 Uhr meint Enrico Börner, Betreiber und Koch Mo, Di Ruhetag im Rockfood Diner. Beim Blick in die Karte • Telefon 07623 / 4515 lässt auch die Auswahl an Desserts einem • www.facebook.com/rockfooddiner das Wasser im Munde zusammen laufen. Im Rockfood Diner genießen die Gäste Burger und Fries 10 RESTAURANT ROCKFOOD
Gastgeber an einem vollen Mittagstisch in seinem Lokal «aglio e olio» – das ist Viktor Krasniqi für sein Leben gerne. Ein Italiener aus dem Kosovo Viktor Krasniqi hat die Essgewohnheiten der Rheinfelder revolutioniert: Alle an einen Tisch, keiner sitzt allein. So sind in den zehn Jahren seines wöchentlichen Mittagstisches schon viele Freundschaften entstanden. Beim Hereinkommen erlebt der unbe- ne Werbung, ich habe auch nie Werbung Jetzt bittet er die Leute an Bord seines Lo- darfte Besucher eine Überraschung. Was gemacht. Das übernehmen meine Gäste kals «aglio e olio», immer mittwochs zum als geschlossene Gesellschaft an einer für mich.» Wenn sie davon erzählen, wie Mittagstisch und samstags als Treffpunkt grossen Tafel anmutet, ist in Wirklich- gut es ihnen geschmeckt hat. Wie sie sich nach dem Wochenend-Einkauf – wenn es keit eine Ansammlung von Menschen, wie zuhause gefühlt haben, als sie an Antipasti, Panini und San-Daniele-Schin- die sich nur teilweise persönlich kennen. seiner Tafel Platz nahmen. Davon, wie ken gibt, den er so hauchdünn schneidet, Aber Gastgeber Krasniqi integriert sie al- sie den Eindruck hatten, von jemanden dass drei Scheiben davon so viel wiegen le. Lachend, pfeifend, singend heisst er die wie ein Blatt Papier. Neuen willkommen. «Das hier ist meine «Alle, die hier sind, wissen: Website», sagt er und meint damit die Es gibt immer Lasagne. Auch Antoinette Locher hat bei ihm an- Kreidetafel, die am Eingang seines Lokals Und das ist auch gut so.» geheuert. Sie sagt. «Ich komme nicht jede an der Geissgasse steht: «Mittagstisch – Woche zum Mittagstisch, aber jedes Mal Lasagne». Aufschreiben müsste er das ei- bewirtet zu werden, der den Menschen treffe ich viele Bekannte.» Heute hat sie gentlich nicht mehr. Denn alle, die heute etwas Gutes tun will. Für den ein Gewürz sich spontan dazu entschieden – ohne hier sind, wissen: Es gibt immer Lasagne. das allerwichtigste ist – die Liebe zu sei- Voranmeldung. Das kann auch ins Auge Und das ist auch gut so. nem Beruf. gehen. Zwar hat Krasniqi, weil er weiss, Salat, Lasagne, Dessert und dann ei- dass sich nicht immer alle anmelden, im- nen Espresso, dessen Crema so stabil ist, Mit diesem vermeintlich einfachen Kon- mer ein paar Portionen Lasagne mehr im dass der Löffel darin steht, und den Kras- zept ist der 1956 im Kosovo Geborene, den Ofen. Doch nicht immer reicht die Reserve, niqi auf einer Maschine zubereitet, die er viele für einen Italiener halten, als Gas- die er einplant, für alle Spontan-Gäste aus. «meinen Ferrari» nennt. So mancher am tronom und Caterer in Rheinfelden er- Aber für Antoinette Locher hat es heute Tisch sagt, es sei der beste Espresso der folgreich – in einer Stadt, in der er, wie er gereicht. Sie ist satt geworden. ganzen Stadt und noch darüber hinaus. sagt, zum ersten Mal in seinem Leben die Aber Krasniqi wehrt ab: «Ich brauche kei- Segel gestrichen und Anker geworfen hat. Hans Christof Wagner VIKTOR KRASNIQI 11
Die Männer vom Kochclub «Salzblues» haben nicht nur Freude am Kochen, sie ge- niessen auch gerne. Kochen und gemeinsam eine gute Zeit verbringen Beim Männer-Kochclub «Salzblues» geht es auch um die Geselligkeit Im Januar 2013 führten die Männer vom Rheinfelder Kochclub «Salzblues» ihre ersten Kochabende durch. Seither zaubern sie durchschnittlich einmal pro Monat ein wunderbares Menu auf den Tisch. «Vor ein paar Jahren begann ich zusam- geniessen es nicht nur, sich einen Abend Herren bilden Teams, in welchen sie einzel- men mit Kollegen ein bisschen zu kochen. lang mit Kochen zu befassen, sondern ne Speisen des Menus vorbereiten. Auch Irgendwann kam mir die Idee, einen Koch- auch, gemeinsam eine gute Zeit zu ver- das Auge isst mit bei «Salzblues». Denn es club zu gründen», schildert Guido Schäd- bringen und ihre Freundschaft zu pflegen. wird nicht nur Wert auf feinstes Essen, son- ler. Er erzählte damals zehn Kollegen von Der Spass ist ein sehr wichtiger Faktor. dern auch auf schönes Anrichten und De- seinem Plan. «Ich habe mir nicht nur über- Zudem freuen sie sich, dass sie durch den legt, wer aus meinem Umfeld gerne kocht, Kochclub in den letzten Jahren viel Neues «Wir haben uns schon durch sondern auch wer gerne geniesst.» Fast al- gelernt haben. «Wir haben uns alle weiter- viele verschiedene Länder und le waren von der Idee überzeugt, und so entwickelt. Bei jedem Treffen lernen wir Kulturen gekocht.» wurde Ende Oktober 2012 der Rheinfelder voneinander und trauen uns immer mehr Kochclub «Salzblues» gegründet. zu. Mit der Erfahrung entwickelt sich auch korieren gelegt. «Für alles haben wir unsere Zwischenzeitlich sind es zwölf koch- der Mut, etwas Neues auszuprobieren», Spezialisten», schmunzelt Guido Schädler. und essfreudige Herren, die beim «Salz- erzählt Guido Schädler. Zu den Herausfor- Nach dem Zubereiten setzen sich die Freun- blues» mit dabei sind. Pro Jahr treffen sie derungen gehörten in den Anfangszeiten de an den schön gedeckten Tisch. Bei einem sich zu zirka zehn Kochabenden in der das Zeitmanagement sowie die idealen guten Glas Wein geniessen sie das Essen Schulküche des Schützenmatt-Schulhau- Mengen. «Das haben wir mittlerweile im und die Geselligkeit. Und ein bisschen Fach- ses in Rheinfelden. Zudem organisieren Griff», freut sich Schädler. simpeln gehört in einer Runde begeisterter sie einem Sommeranlass und einen Weih- Auch die Vielfalt der Küche lässt nichts Hobbyköche natürlich auch dazu. nachtsanlass, bei welchem auch ihre Part- zu wünschen übrig. «Wir haben uns schon Janine Tschopp nerinnen herzlich willkommen sind. durch viele verschiedene Länder und Kul- turen gekocht.» Den Bogen zur Musik Den Kochclub «Salzblues» zu nennen war die Idee von Schon viel voneinander gelernt Pro Kochabend sind jeweils drei der pas- Guido Schädler. Er erklärt: «‹Salz› ist ein Lebenselixier, und «Es macht extrem Spass», sagt Guido sionierten Hobbyköche für die Planung des hier befinden wir uns in einer Salzregion. ‹Blues› bildet den Bogen zur Musik. Wie beim Spielen eines Instruments, Schädler mehrmals im Laufe des Ge- Menus und fürs Einkaufen zuständig. Beim entsteht auch beim Kochen oftmals etwas Schönes. Und sprächs mit «2x Rheinfelden». Die Herren Apéro wird das Geheimnis gelüftet, und die je mehr man übt, desto besser gelingt es.» 12 KOCHCLUB SALZBLUES
„Vegan ist gut für die Gesundheit, das Tierwohl und die Umwelt.“ Christiane Steiner und Evelyn Waid laden zum Veganer Stammtisch und zu gemeinsamen Koch-Abenden im Spielhaus Nollingen ein Immer mehr Menschen achten auf ge- sunde Ernährung. Vor allem die vegane Kost ist zunehmend im Trend. Zwei ge- sundheitsbewusste Frauen, die auf dieses schmackhafte Essen ohne tierische Pro- dukte schwören, haben einen „Rheinfelder Veganer-Stammtisch“ gegründet. Schon im dritten Jahr treffen sich Christiane Steiner und Evelyn Waid mit Gleichgesinnten zum Erfahrungsaustausch und zum gemeinsa- men Kochen im Spielhaus Nollingen. „Da wir beide vegan unterwegs sind, wollten wir diese Art der Ernährung in die Rheinfelder Welt hinaustragen“, erzählen die überzeugten Veganerinnen. Gemüse, Salate, Früchte, Getreide kommt bei ihnen auf den Tisch, „alles so natürlich wie mög- lich und den Jahreszeiten entsprechend“. „Erdbeeren beim Herbstkochen gibt es bei uns nicht“, betont Evelyn Waid. Die Drogis- tin ist durch Diskussionen, Sendungen und Die überzeugten Veganerinnen Christiane Steiner (links) und Evelyn Waid probieren gern kreative Rezepte mit viel Gemüse, Früchten und Getreide aus. Bücher auf die vegane Kost aufmerksam geworden: „Sie ist gut für die Gesundheit, für das Tierwohl und die Umwelt“. Auf Rezepte auf, die die Kochrunde dann mit Themen auf. Etwa veganes Backen in der ihr Wohlbefinden habe das vegane Essen nach Hause nehmen kann. Beim jüngsten Vorweihnachtszeit, wo Plätzchen, Hild- eine sehr positive Auswirkung, auch ihre Herbstkochen wurde „veganes Käsefon- abrötchen, Magenbrot und Vanillegipfel Heuschnupfen-Allergie habe sich enorm due“ zubereitet, raffiniert aus Haferflo- gebacken wurden: „Wer hochwertige Mar- gebessert. cken, Mandelmus, Brühe, Weißwein und garine hat, braucht kein Ei.“ Im Sommer Die Sozialpädagogin und Yoga-Lehrerin Gewürzen. Endiviensalat mit Orangen, fand sich die Runde zum veganen Grillen Christiane Steiner beschäftigt sich eben- blanchierter Brokkoli und Rosenkohl, selbst zusammen. „Ganz viel Gemüse“ wurde falls seit langem mit gesunder Ernährung. gebackenes Dinkelbrot und als Dessert Ma- auf den Grill gelegt, „aber auch klassisches „Bei uns gab es schon immer viel Gemüse ronenmus mit Granatapfel rundeten den Stockbrot“. Auch einen veganen Brunch und selbst gebackenes Brot.“ So kamen die vitalen und leckeren Gaumenschmaus ab. hat es schon gegeben. Bei einer Kräuter- beiden Frauen auf die Idee, einen Stamm- Die Initiatorinnen lassen sich gern durch wanderung lernten die Teilnehmer Wis- tisch für Veganer zu gründen, und starte- Kochbücher und Zeitschriften zu neuen senswertes über heilkräftige und essbare ten erfolgreich einen Aufruf in der Zeitung Rezeptideen inspirieren. „Bei vielen Leuten Kräuter. „Wir haben auch schon Nussmilch und im Bekanntenkreis. Seither trifft sich herrscht noch das Vorurteil, dass veganes hergestellt, Smoothies und Energiekugeln ein Kreis von Interessierten in regelmäßi- Kochen aufwändig ist und man dabei auf aus Datteln, Aprikosen und Nüssen ge- gen Abständen zum Stammtisch und zwei so vieles achten und verzichten müsse“, macht“, erzählen die einfallsreichen Ve- Mal im Jahr zu gemeinsamen Kochaben- sagt Evelyn Waid. „Wir zeigen bei unserem ganerinnen, denen die rein pflanzliche den. Im Spielhaus Nollingen ist alles vor gemeinsamen Kochen, was für leckere ve- Ernährungsart zum Schutz von Tier und Ort, was gebraucht wird: eine Küche und gane Gerichte man zubereiten kann.“ Zum Umwelt sehr am Herzen liegt. Weitere In- Geschirr. Beispiel Kürbis-Risotto, Hirse-Auberginen- teressenten sind beim Veganer-Treffen Beim Frühlings- und Herbstkochen mit Auflauf oder Kohlrabi-Carpaccio. „Natür- herzlich willkommen. jahreszeitlich passenden Gerichten gebe lich, kreativ und vollwertig“ soll die Ve- Roswitha Frey es „jedes Mal einen Aha-Effekt“, was man ganküche sein, „es geht uns nicht darum, Veganer-Stammtisch: in der veganen Küche alles zaubern kann, einfach nur die Würstchen zu ersetzen.“ 22. Januar „Leichte Snacks selbstgemacht“; 14. Mai erzählt Evelyn Waid. Sie und Christiane Die leidenschaftlichen Köchinnen haben „Herstellen von Aufstrichen“; 8. Oktober „Fermentie- ren“, jeweils 16 Uhr. Frühlingskochen: 19. März, 19 Uhr, Steiner stellen die Menü-Folge zusammen, mit ihrem Veganer-Stammtisch schon Spielhaus Nollingen. Anmeldungen: Evelyn Waid Tel. kaufen die Lebensmittel ein, schreiben die viel ausprobiert und greifen immer neue 07623/30419, Christiane Steiner Tel. 07623/797602 VEGANER STAMMISCH 13
Schulverpflegung in Rheinfelden SCHÜLER SIND mit dem Angebot ZUFRIEDEN Einzelne Schüler und kleinere Gruppen die Caterer das.“ Zudem werde das Ange- »Ich gehe nie in die Stadt. Ich mag verteilen sich in der Mensa des Campus bot durch beispielsweise spanische oder die Pasta, und die Salattheke ist der Gertrud-Luckner-Realschule und der italienische Aktionswochen bereichert. auch gut. Es gibt hier eigentlich Gemeinschaftsschule (Schillerschule) an Zur Pasta-Linie werden mehrere Soßen nichts, was ich nicht mag.« Gabriel den Tischen. Es herrscht ein stetiges Kom- angeboten, und auch an der Salattheke DeSantes, Klasse 7a der Schillerschule men und Gehen, einen Platz zu finden, ist kann unter verschiedene Dressings ge- aber in der weitläufigen modernen Mensa wählt werden. Für ein vollwertiges Mittagessen mit kein Problem. Viele Kids nutzen auch nur Nachtisch fällt für die Schüler bzw. ihre den Wasserspender, um sich vom Toben »Ein Lieblingsessen habe ich nicht, Eltern ein Kostenanteil von 3,50 Euro an. mit den Klassenkameraden in der Mit- aber das Essen hier ist gut. Ich Die tatsächlichen Ausgaben der Stadt sei- tagspause zu erfrischen. Die Verpflegung gehe jeden Tag in die Mensa.« en schwer zu kalkulieren, sagen Schuler der zahlreichen Ganztagsschüler in der Bardhushe Bilali, Klasse 5a der Gemein- und Hünerli, da die Kosten für Gebäude Stadt stellt mittlerweile eine echte Mam- schaftsschule und Personal anderen Budgets zugeordnet mutaufgabe für den Schulträger dar, die und nicht in der Form ausgewiesen sind. auch noch weiter ausgebaut wird. „Bei Grundschülern braucht man nicht Sie schätzen, dass die reinen Essenskosten Kassler mit Sauerkraut anbieten, aber mit der Belieferung, aber ohne Aufberei- »Ich komme jeden Tag. Die Mensa das wissen die Caterer, da wird eine al- tung in der Mensa, um die 4 Euro betra- ist gut. Am liebsten nehme ich tersgerechte Struktur aufgebaut“, erklärt gen. Für die Kinder läuft der Mittagstisch Pasta, was anderes probiere ich Schuler. „Es gibt auch mal Rosenkohl, man bargeldlos, da an der Theke mit Chip oder gar nicht.« Taha Saydam, Klasse 7a der muss das auch anbieten, weil die Kinder Fingerprint bezahlt werden kann. Die Be- Schillerschule sollen das ja kennenlernen, aber gerade stellung läuft über Internet und im Krank- im Grundschulbereich versuchen wir auf heitsfall des Schülers kann bis morgens 8 An weiterführenden Schulen sowie an Wünsche und Anregungen der Schüler Uhr das Mittagessen noch kostenfrei stor- allen Ganztagsschulen sind Mensen ver- einzugehen.“ Dabei gelte natürlich immer niert werden. pflichtend. Neben der Mensa im Schul- der Grundsatz, dass das Essen gesund und campus werden hungrige Schüler auch vitaminreich sein soll. „Alles kann man Der Schulträger legt Wert auf eine gesun- am Georg-Büchner-Gymnasium, wo die nicht erfüllen, aber da sind die Caterer de, ausgewogene Ernährung, gleichzeitig erste Schulmensa der Stadt in einem Neu- sehr offen“, sagt Schuler. soll es in den Mensen auch gut schme- bau realisiert wurde, der Eichendorffschu- cken. Schuler lobt die Caterer, bei denen le sowie den Grundschulen Goetheschule Für jede Schule gibt es einen Mensabei- vieles wie Saucen oder Kartoffelbrei noch und Hans-Thoma-Schule (Warmbach) rat mit Eltern, Vertretern der Schule, des selbst gemacht werde. Großteils verwen- verpflegt. „Die neueste Mensa an der Her- Caterers und der Stadtverwaltung. Dort den die Caterer auch regionale Produkte. tener Scheffelschule ist gerade im Bau würden die Abläufe häufiger diskutiert als Gerade in den weiterführenden Schule sei befindlich“, erklärt Hauptamtsleiter Han- das Essen, meint Schuler. „Eine große Un- die Salattheke, wo die Schüler sich ihren speter Schuler, in dessen Verantwortungs- zufriedenheit gibt es mit keinem Caterer“, Salatteller selbst zusammenstellen kön- bereich die Rheinfelder Schulen mit ihren stellt der Hauptamtsleiter fest. „Wir holen nen, sehr beliebt. Das Essen wird meist Mensen fallen. auch immer Feedback ein, und geben eine mittels Cook&Chill-Verfahren (nur runter Rückmeldung an die Caterer.“ Als Caterer gekühlt, nicht gefroren) angeliefert und In den Mensen wird immer ein vegetari- versorgt das St. Josefshaus die Eichendorff- in Konvektomaten aufbereitet. Schuler sches und ein Gericht mit Fleisch angebo- schule, die Goetheschule und die Hans- erklärt, dass so Nährstoffe und Vitamine ten, daneben gibt es noch ein Pasta-Ange- Thoma-Schule. Zahner beliefert den Cam- erhalten bleiben. bot, welches gerade im Grundschulbereich pus und Schneider die Scheffelschule. Das sehr gut angenommen werde, führt Schu- Gymnasium hat eine Sonderform und wird »Am liebsten mag ich die Spa- ler aus und Vanessa Hünerli von der zu- von SV Catering vor Ort direkt bekocht, er- ghetti Bolognese. Mit dem Essen ständigen Hauptabteilung ergänzt: „Die klärt Schuler. „Dort gibt es auch eine Pau- in der Mensa bin ich sehr zufrie- Speisepläne verändern sich. Im Grund- senverpflegung bis hin zu einer Cafeteria den. Ich komme jeden Tag.« Valeria stock bleiben sie schon gleich, aber wenn mit Smoothies und Panini für die Hofpause. Pfeiffer, Klasse 5a der Gemeinschaftsschule etwas gar nicht schmeckt, dann streichen Da greifen auch die Lehrer zu.“ 14 SCHÜLERMENSA
„Hygiene ist ein ganz wichtiger Aspekt Eduard Zapur holt sich gerne Pasta. und auch die Arbeitssicherheit“, sagt Schuler. Daher beschäftigt die Stadtver- waltung für die verschiedenen Mensen mit Sieglinde Vollmer eine Hausleitung, Bardhushe Bilali (links) und Valeria Pfeiffer die als Fachkraft die Mitarbeiter in The- in der Campus-Mensa men wie Hygiene unterweist. Vollmer erledigt die Bestellung von Reinigungs- mitteln, organisiert Schulungen für die rund 15 Mitarbeiter in Teilzeit, nimmt an Mensabeiratssitzungen teil und ist An- sprechpartnerin für den Caterer. Beim Essen bekommen die Mensakräfte am besten mit, was die Schüler gerne mögen, sie probieren das Essen auch selbst und geben ebenfalls mittels Bögen den Cate- rern ein Feedback dazu. Die meisten Ganztagsschüler in der Grundschule gehen in ihre Mensen. Viele Fünft- und Sechstklässler nutzen das An- gebot ebenfalls, dann lässt das Interesse zunehmend nach. Schüler der höheren Klassen in den weiterführenden Schulen trifft man kaum in der Campus-Mensa. Viele Jugendliche gehen in die Innenstadt. „Einer aus der Clique will in die Stadt und dann gehen gleich alle mit“, meint Schu- ler. „Wir wollen es auch keinem aufzwin- gen.“ Und auch Hans Peter Brugger, Leiter Taha Saydam, Gabriel der Gemeinschaftsschule, meint, dass das DeSantes und Eduard nachlassende Interesse nicht der Qualität Zapur (von links) in der Campus-Mensa des Essens, sondern dem Alter der Schüler geschuldet sei. »Ich gehe jeden Tag in die Men- sa. Die veganen Sachen sind gut, manchmal nehme ich auch Pasta. Die süßen Sachen mag ich nicht so gerne.« Eduard Zapur, Klasse 7a der Schillerschule Horatio Gollin Essenausgabe in der Campus-Mensa SCHÜLERMENSA 15
Araz Abram und Bea Bieber «Es geht nicht nur UMS ESSEN» Seit 2005 können Primarschüler in Rheinfelden an der Schule zu Mittag essen. Und das von der Stadt initiierte Angebot soll nicht nur der Nahrungsaufnahme dienen – es hat einen weitaus grösseren Anspruch. Welcher das ist, berichten die Stadträtin und Caterer Araz Abram im Interview. Frau Bieber, wie kam es zur Gründung des Gesellschafter, als die beste Lösung für un- anfangs nur schleppend. Woran auch der Mittagstischs? sere Gemeinde an. Mit den damit verbun- Preis schuld war, der 2005 bei 12 Franken denen schlanken Strukturen können wir im pro Mahlzeit lag. Wir sind daraufhin auf Béa Bieber: Eltern kamen mit dem Wunsch Unterschied beispielsweise zu einem Verein 8 Franken runter – und schon stieg die auf die Stadt zu. Wir haben daraufhin ab- schnelle Entscheidungen treffen. Und das Nachfrage deutlich an. Und jetzt, mit Araz geklärt, was genau die Bedürfnisse sind. Je- braucht es auch im dynamischen Geschäft Abram, haben wir den idealen Partner ge- denfalls war der Bedarf ausgewiesen und der Mittagsverpflegung von Schülern. funden. wir starteten dann mit dem Angebot im Jahre 2005. War Araz Abram von Anfang an mit im Boot Herr Abram, wie war das seinerzeit. Wie ha- oder kam er später dazu? ben Sie die Anfänge erlebt? War das Kochen Sie sind Vorsitzende der Geschäftsleitung für Kinder für Sie eine Herausforderung? der Mittagstischs GmbH. Warum wurde die Béa Bieber: Araz Abram ist seit 2013 Part- GmbH als Organisationsform gewählt? ner des Mittagstisches. Vorher hatten wir Araz Abram: Ich hatte mich 2013 gerade eine ganze Reihe verschiedener Caterer. selbstständig gemacht. So war der Mittags- Béa Bieber: Wir sehen die GmbH, mit dem Auch ein Altersheim gehörte schon als Es- tisch für mich ein gutes Standbein meines Elternverein Rheinfelden und der Stadt als senslieferant dazu. Aber es funktionierte neuen Betriebes. Ich konnte mir damit in 16 SCHÜLERMENSA
der Stadt einen Namen machen. In mei- Araz Abram: Ohne den Mittagstich wür- meboxen, die jeden Tag zwischen 11.15 und nem eigenen Restaurant habe ich von Be- den sicher viele Kinder allein zuhause vor 11.30 Uhr abgeholt werden. Vor Ort, in den ginn an auch nur Menüs angeboten, keine dem Fernseher essen, vielleicht ein Fertig- vier Standorten Altstadt, Robersten, Augar- à la carte-Gerichte. Da ergeben sich mit gericht, das sie sich vorher in der Mikro- ten und Martinum (Gemeindehaus christ- dem Mittagstisch für Schüler viele Synergi- welle warmgemacht haben. Das regelmäs- katholische Kirche), wird so gegen 12 Uhr en. Natürlich haben Kinder im Vergleich zu sige gemeinsame Essen an einem Tisch, wo gegessen. Wir achten peinlich darauf, dass Erwachsenen einen anderen Geschmack. man sich auch austauscht, kennen immer die Menüs eine gewisse Temperatur nicht Aber mir kam zugute, dass ich selbst Vater weniger Kinder von zuhause. unterschreiten. Nach dem Essen werden, bin und vieles an meinen eigenen Kindern wie gesagt, Zähne geputzt. Danach kann ausprobieren konnte. Hinzu kommt, dass Dieser hohe Anspruch ans Mittagessen, von gespielt werden. Oder es werden Haus- ich schon in sehr vielen Ländern gekocht wem ging der aus? Auch von den Eltern? aufgaben gemacht. Die Eltern bekommen habe und so in der Multi-Kulti-Stadt Rhein- die Menüpläne eine Woche im Voraus per felden mit ihren Dutzenden von Nationa- Béa Bieber: Von den Eltern eher nicht, das E-Mail zugeschickt und geben dann durch, litäten und Kulturen gut zurechtkomme. war mein eigener Anspruch. Eltern geht es an welchen Tagen ihre Kinder angemeldet So haben wir die richtige Mischung im mehr darum zu wissen, dass es den Kin- werden. So können wir planen. Menüplan gefunden. dern schmeckt und dass sie in einem guten sozialen Rahmen satt werden. Wie sind die Nutzerzahlen heute? Und wie sieht diese Mischung aus? Ob Essen gesund ist, interessiert doch Kin- Araz Abram: Als ich 2013 einstieg, waren Béa Bieber: Wir versuchen ein ausgewoge- der eher weniger. Die stehen doch auf dem es zwischen 600 und 700 Essen pro Monat. nes Angebot zu bieten – wenig Fleisch und Standpunkt: Gesund ist, was schmeckt, auch Aktuell sind es schon mehr als 1700. wenn dann nur hochwertiges und kein Süssigkeiten, Wurst und Fleisch. Was meinen Schwein. Mehrmals pro Woche gibt es ein Sie, wie würden die Menüpläne aussehen, Aktuell kostet das Menü 10,40 Franken pro vegetarisches Menü. Auch regionale und liesse man die Kinder diese ausarbeiten? Mahlzeit – kann man damit kostendeckend saisonale Aspekte spielen eine Rolle. Die arbeiten? Kinder sollen lernen, dass jedes Gemüse Béa Bieber: Gar nicht so sehr anders, den- und Obst seine Saison hat, obwohl es al- ke ich, auch nicht mit mehr Fleisch. Dass Araz Abram: Das hängt auch immer vom les im Supermarkt das ganze Jahr über zu Kinder für sie Unbekanntes probieren, jeweiligen Gericht ab, bei Vegetarischem kaufen gibt. Wir arbeiten nach dem Label hängt auch immer von den Betreuerinnen eher, bei einem Cordon Bleu aus Kalb- Fourchette verte, das alles unter die Lupe fleisch eher nicht. Insgesamt aber ist der nimmt – Menüpläne, Herkunft und Verar- «Wir könnten mit den Menüs Preis kostendeckend für das reine Essen. beitung der verwendeten Lebensmittel, die noch experimenteller werden, Die Betreuung kann davon nicht finanziert zubereiteten Mahlzeiten vor Ort und die auch mit den Gewürzen. werden. Aber die Stadt subventioniert den Aber sonst gibt es für mich Mittagstisch im Rahmen des Leistungsver- nichts zu verbessern.» trages. ab, die den Mittagstisch begleiten. Und Was rechnen Sie tatsächlich mit der Mittags- die Gruppendynamik tut das ihre dazu. tisch GmbH pro Essen ab? Das ist dann anders als zuhause, dann isst man auch das Gemüse. Vielleicht gäbe es Araz Abram: Diese Zahlen möchten wir mehr Pommes frites und Pizza auf dem hier nicht offenlegen. Menüplan, wenn die Kinder selbst ent- Bei den Primarschüler kommt der Mittagstisch gut an. scheiden könnten. Wünsche können sie Wie geht es mit dem Mittagstisch in Rhein- aber immer äussern. Einmal haben wir felden weiter? Organisation der gesamten Ver- und Ent- das Experiment gewagt und Pizza ange- sorgungskette. Den Labelprozess mehrmals boten. Aber dass wir es nicht regelmässig Béa Bieber: Wir gehen von weiter steigen- durchzuführen, war ausserordentlich auf- anbieten, hat eher logistische Hintergrün- den Zahlen aus. wändig, hat sich aber für alle gelohnt. Aber de. Auf dem Transport vom Restaurant zu es geht beim Mittagstisch nicht nur ums Es- den Schulstandorten würden Pizza und Araz Abram: Für mich wird das Mittags- sen, sondern auch um das Miteinander, um Pommes kalt und labbrig. Wir können ja tisch-Angebot ein immer wichtigeres Regeln. Zum Beispiel die, zu lernen, dass, vor Ort nichts zubereiten. Wir könnten mit Standbein, nicht nur in Rheinfelden. Ich auch wenn man selbst schon fertiggeges- den Menüs noch experimenteller werden, bediene auch den Mittagstisch in Zeinin- sen hat, man erst dann vom Tisch aufsteht, auch mit den Gewürzen. Aber sonst gibt es gen. Und es haben noch mehr Fricktaler wenn alle soweit sind. Auch die Zahnhygi- für mich nichts zu verbessern. Gemeinden bei mir angefragt. Aber deren ene nach dem Essen wird den Kindern bei- Namen darf ich momentan noch nicht gebracht. Am Standort Altstadt haben wir Wie läuft das logistisch überhaupt ab? nennen. sogar einen kleinen Garten, wo die Kinder Gemüse anpflanzen und damit etwas über Araz Abram: Wir bereiten die Menüs im- Hans Christof Wagner das Wachstum von Gemüse lernen. mer frisch zu, packen diese dann in Wär- SCHÜLERMENSA 17
Erinnerungen eines Bäcker- und Konditorlehrlings Josef Schmids Beobachtungen der Gastronomie der Sechziger Jahre in beiden Rheinfelden I m April 1962 kam ich in Rheinfel- tät vierzig Jahre später immer noch eine den rechts des Rheines, also in Ba- Delikatesse für mich. Zweitens habe ich den in die Lehre. bis heute nicht begriffen wie man einem Gasthaus Sängerhalle Aus dem beschaulich bürgerli- „Schnösel“ von sechzehn Jahren eine sol- chen Säckingen kommend war der che Frage stellen kann, wenn man eine Tapetenwechsel in die noch junge Indust- gesicherte Antwort wohl erwartet hat. riestadt mit auffälligen Wahrnehmungen Er konnte ja nicht wissen, dass ich trotz verbunden. Die Manieren waren lockerer meiner Jugend durchaus kompetentes und die Umgangssprache direkter. Ich war Wissen in der Gastronomie beider Rhein- vierzehn Jahre alt und meine Beobachtun- felden hatte. Wie ich schon sagte haben gen vielleicht von unschuldiger Jugend- meine ungewöhnlichen Arbeitszeiten zu haftigkeit gefärbt. Aber vieles hat sich in etwas anderen Lebensformen geführt als den fast fünf Jahren meines Aufenthaltes sonst üblich. Mein sonntäglicher Freizeit- als gut erkannt gezeigt. Meine Lehre als ausgleich war dann ein möglichst opulen- Hotel Danner Konditor und Bäcker erlaubte mir keine tes Dîner in adäquatem Ambiente. Ich war alltägliche Lebensweise. Der ungewöhn- beileibe kein Angeber, ich könnte es mir liche Tagesablauf ließ manches nicht zu leisten. Mein Lehrchef, der gute August was meine Altersgenossen erlebten. Dafür Philipp, zahlte freiwillig deutlich über eröffneten sich Blickwinkel die anderen dem Lehrlingstarif. Außerdem waren mir verborgen blieben. Meine Freizeitgestal- Umgangsformen in der gehobenen Gast- tung war ganz individuell und fand im ronomie als Altlast vom Elternhaus mitge- Wesentlichen auf der linken Rheinseite, geben worden. im alten eidgenössischen Rheinfelden Und eines darf man nicht vergessen: statt,was wie meine Heimat Säckingen, ich war immer auf der Suche nach Berüh- zu den vorderösterreichischen Waldstäd- rungspunkten mit anderen Berufen aus ten zählte. Die vertraute Geborgenheit der der Gastroszene. Schon als Jungspund hat- alten Stadt war mir wichtig und das be- te ich begriffen, dass Gastro tatsächlich Degussa Metzgerei rufliche Interesse sprach mich an in Form den Magen meinte. Alle seine Zulieferer von attraktiven Schaufenstern erstklassi- bilden die Gastronomie und sind folglich ger Konditoreien. Das Wohlstandsgefäl- Brüder im Geiste. I le war hier offensichtlich. Der Schweizer leistete sich erste Klasse mit einem Selbst- n den 19 hundert Sechziger Jahren verständnis zu dem der Deutsche damals gab es eine erstaunliche Vielfalt an noch nicht fähig war. Überhaupt ist der „gutbürgerlichen“ Gastwirtschaften Unterschied an der Grenze signifikant im badischen Rheinfelden. Ich denke an bis hin zu den Preisen für‘s Benzin in der die unprätentiös vornehme Atmosphä- Neustzeit. re im Hotel „Danner“. Der nachmalige Wie gesagt war ich damals im Lehr- Küchenchef dort durchlief seine Lehre lingsalter. Da erlebte ich einmal eine be- beim legendären Herrn Blaumoser in der eindruckende Szene von gesättigter Über- „Sängerhalle“. Nach nicht nachprüfbaren heblichkeit. Ein Schweizer mittleren Alters Berichten soll ihm dieser einmal in der sprach mich fragend an, wo man hier gut Hektik des abendlichen Hochbetriebes die essen könne aber „bittschön öbbis anders Fleischgabel so in den Hintern gestochen als die gottverdammte Poulet!“ haben, dass er einige Tage nicht mehr lau- Diese Aussage geht mir bis heute noch fen konnte. Auf jedenfall werde ich sein nach: erstens ist ein Poulet guter Quali- „Gordon bleu“ nie vergessen. Degussa Kantine 18 ERINNERUNGEN AN DIE 60ER JAHRE
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