3 Devisenmarkt und Wechselkurs
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Monetäre Außenwirtschaft 3 Devisenmarkt und Wechselkurs Literatur: • Gandolfo [2003, Chapter I,2, I.3.1–3.3, I.4, IV.21] • Caves et al. [2002, Chapter 21.4] • Krugman & Obstfeld [2004, Kapitel 13, 18.4, 18.7, 20.1–2] • Jarchow & Rühmann [2000, Kap. V.2] ← ◦ → 25
Monetäre Außenwirtschaft 3.1 Einführung • Devisenmarkt: Markt, auf dem unterschiedliche Währungen gegeneinander getauscht werden. • Modelltheoretische Analyse ➔ Abstrakter Ort, keine Transaktionskosten (kein „bid–offer spread“) • Preis auf dem Devisenmarkt ➔ Wechselkurs (e) ← ◦ → 26
Monetäre Außenwirtschaft Partialmarktmodell als Modell des Devisenmarktes • Idealtypischer Devisenmarkt mit wechselkursabhängigen Angebots- und Nachfragefunktionen: ← ◦ → 27
Monetäre Außenwirtschaft Partialmarktmodell als Modell des Devisenmarktes • Idealtypischer Devisenmarkt mit wechselkursabhängigen Angebots- und Nachfragefunktionen: e Preis–Mengen–Diagramm: DD , D S ← ◦ → 27
Monetäre Außenwirtschaft Partialmarktmodell als Modell des Devisenmarktes • Idealtypischer Devisenmarkt mit wechselkursabhängigen Angebots- und Nachfragefunktionen: e Preis–Mengen–Diagramm: DD (e) – Devisennachfrage DD (e) DD , D S ← ◦ → 27
Monetäre Außenwirtschaft Partialmarktmodell als Modell des Devisenmarktes • Idealtypischer Devisenmarkt mit wechselkursabhängigen Angebots- und Nachfragefunktionen: e DS (e) Preis–Mengen–Diagramm: DD (e) – Devisennachfrage DN (e) – Devisenangebot DS (e) DD , D S ← ◦ → 27
Monetäre Außenwirtschaft Partialmarktmodell als Modell des Devisenmarktes • Idealtypischer Devisenmarkt mit wechselkursabhängigen Angebots- und Nachfragefunktionen: e DS (e) Preis–Mengen–Diagramm: DD (e) – Devisennachfrage DN (e) – Devisenangebot DS (e) – Gleichgewichtiger Q Wechselkurs e∗ e∗ ➔ Überschussnachfrage auf dem Devisenmarkt = 0 D∗ DD , D S ← ◦ → 27
Monetäre Außenwirtschaft 3.2 Definitionen des Wechselkurses • Zwei alternative Konzepte des Wechselkurses: – Preisnotierung (e): Preis der ausländischen Währung (z.B. US$) in Einheiten inländischer Währung (z.B. ¤). ➔ EZB Referenzkurs des US$ gegenüber dem EURO am 14.10.2003: 0.85956 ¤/US$ – Mengenotierung (1/e): Preis der inländischen Währung (z.B. ¤) in Einheiten ausländischer Währung (z.B. US $). ➔ EZB Referenzkurs des EURO gegenüber dem US$ am 14.10.2003: 1.1634 US$/¤ • Jeweilige Definition des Wechselkurses ist bedeutsam ➔ hier: Preisnotierung Der Wechselkurs (e) bezeichnet den Preis des ausländischen Währung in Einheiten der inländischen Währung ← ◦ → 28
Monetäre Außenwirtschaft Auf- und Abwertung • Aufwertung der inländischen Währung (z.B. des EURO): – Wert der inländischen Währung steigt (es können mehr ausländische Geldeinheiten pro ¤ erworben werden). – Wechselkurs in Preisnotierung (e) sinkt. – Wechselkurs in Mengennotierung (1/e) steigt. • Abwertung der inländischen Währung (z.B. des EURO): – Wert der inländischen Währung sinkt (es können weniger ausländische Geldeinheiten pro ¤ erworben werden). – Wechselkurs in Preisnotierung (e) steigt. – Wechselkurs in Mengennotierung (1/e) sinkt. ← ◦ → 29
Monetäre Außenwirtschaft Entwicklung des Wechselkurses des EURO gegenüber dem US$ (in Mengennotierung) ← ◦ → 30
Monetäre Außenwirtschaft Historischer DM Wechselkurs gegenüber dem US$ (Preisnotierung) 4.5 4 3.5 3 2.5 2 1.5 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 ← ◦ → 31
Monetäre Außenwirtschaft Quelle: Deutsche Bundesbank ← ◦ → 32
Monetäre Außenwirtschaft Historischer DM Wechselkurs gegenüber dem FF (Preisnotierung, 100 FF) 90 80 70 60 50 40 30 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 Quelle: Deutsche Bundesbank ← ◦ → 33
Monetäre Außenwirtschaft Kassa- und Terminmarkt • Devisen werden auf verschieden Märkten gehandelt: – Kassamarkt: (spot market) Transaktionen werden sofort abgewickelt. ➔ relevanter Preis: Kassakurs (spot exchange rate): e – Terminmarkt: (forward market) Transaktionen werden erst zu einem späteren Zeitpunkt (1 Woche, 1 Monat, 3 Monate) zu einem bereits heute festgelegten Preis (Terminpreis) abgewickelt. ➔ relevanter Preis: Terminkurs (forward exchange rate): e + ← ◦ → 34
Monetäre Außenwirtschaft Realer und effektiver Wechselkurs • Wechselkurse sind rein nominales Konstrukt: Geldpreis von Währungen (bilateral). • Spezielle Wechselkurskonzepte: – Realer Wechselkurs – Effektiver Wechselkurs ← ◦ → 35
Monetäre Außenwirtschaft Realer und effektiver Wechselkurs • Realer Wechselkurs: Reales Austauschverhältnis zwischen zwei Ländern: – Verhältnis zwischen inländischem Preisniveau (P) und ausländischen Preisniveau (P f ) in inländischen Geldeinheiten: P [¤] er = f = [¤] eP [US$] [US$] – Terms of Trade (ToT): Verhältnis zwischen Preisniveau der Exportgüter in inländischen Geldeinheiten (PX ) und Preisniveau der Importgüter (PM ) in inländischen Geldeinheiten: PX [¤] er = = [¤] e PM [US$] [US$] ← ◦ → 36
Monetäre Außenwirtschaft Realer und effektiver Wechselkurs • Effektiver Wechselkurs eE : Umfassender Aussenwert einer Währung ➔ Konstruktion aus bilateralen Wechselkursen. n e E = ∑ ωi e i i=1 ei = Wechselkurs der Währung des Landes i ωi = Gewichtung des Landes i (i.d.R. Aussenhandelsanteile) ← ◦ → 37
Monetäre Außenwirtschaft Effektiver Wechselkurs des EURO Quelle: Deutsche Bundesbank ← ◦ → 38
Monetäre Außenwirtschaft Effektiver Wechselkurs des EURO gegenüber Währungen eines weiten Länderkreises (nominal) 110 100 90 80 70 1993 1995 1997 1999 2001 2003 Quelle: Deutsche Bundesbank ← ◦ → 39
Monetäre Außenwirtschaft Wechselkurssysteme • Reale Wechselkurssysteme weichen vom idealtypischen Modell des Devisenmarktes ab ➔ Preisbeeinflussung durch Interventionen • Analyse von Wechselkurssystemen im einfachen Marktdiagramm: ← ◦ → 40
Monetäre Außenwirtschaft Wechselkurssysteme • Reale Wechselkurssysteme weichen vom idealtypischen Modell des Devisenmarktes ab ➔ Preisbeeinflussung durch Interventionen • Analyse von Wechselkurssystemen im einfachen Marktdiagramm: e DS (e) DD (e) DD 1 (e) Q Q0 e∗ Flexible Wechselkurse D∗ DD , D S ← ◦ → 40
Monetäre Außenwirtschaft Wechselkurssysteme • Reale Wechselkurssysteme weichen vom idealtypischen Modell des Devisenmarktes ab ➔ Preisbeeinflussung durch Interventionen • Analyse von Wechselkurssystemen im einfachen Marktdiagramm: e DD 2 (e) DS (e) DD (e) W Q Q00 fixierter Wechselkurs e∗ Fixe Wechselkurse: Überschussnachfrage Q Q00 ➔ Intervention der ZB. D∗ DD , D S ← ◦ → 40
Monetäre Außenwirtschaft Wechselkurssysteme • Reale Wechselkurssysteme weichen vom idealtypischen Modell des Devisenmarktes ab ➔ Preisbeeinflussung durch Interventionen • Analyse von Wechselkurssystemen im einfachen Marktdiagramm: e DD 2 (e) DS (e) DD (e) DD 1 (e) W P P0 oberer Interventionspunkt Q Q0 e∗ Bandbreitensystem: Überschussnachfrage P P0 unterer Interventionspunk ➔ Intervention der ZB. D∗ DD , D S ← ◦ → 40
Monetäre Außenwirtschaft Das Bretton–Woods System • Begründung eines Systems fixer Wechselkurse zwischen wichtigen Weltwährungen 1944 in Bretton–Woods. • Institutionen im Rahmen des Bretton–Woods–System: IWF und Weltbank • US–$ als Leitwährung mit Golddeckung des US–$. • Feste Wechselkurse aller Mitgliedswährungen gegenüber dem US-$: – Schwankung des Wechselkurses innerhalb kleiner Bandbreiten möglich (➔ enges Bandbreitensystem) – Paritäten wurden bei „fundamentalen Ungleichgewichten“ neu festgesetzt. • Zusammenbruch des Bretton–Woods Systems nachdem die USA 1971 offiziell die Konvertibilität zwischen dem US–$ und dem Gold beendeten. ← ◦ → 41
Monetäre Außenwirtschaft Das Europäische Währungssystem • Zeitgleich mit dem Zusammenbruch des Bretton–Woods Systems entstand als Vorläufer des EWS 1973 zunächst die Europäische Währungsschlange. • Gründung des Europäischen Währungssystems (EWS) im Jahr 1979. • Flexible Wechselkurse der Mitgliedswährungen gegenüber dem US-$ und in Bandbreiten schwankende bilaterale Wechselkurse: – Mitgliedsländer zunächst: Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Dänemark, Irland, Luxemburg und Niederlande. Später ebenfalls England – Bandbreiten von ± 2.25% gegenüber dem jeweiligen bilateralen Leitkurs (in Ausnahmefällen auch ±6%). Später nach Krisen im EWS auch ±15% • Wegbereiter der EWU, daher Ende des EWS mit der EWU. ← ◦ → 42
Monetäre Außenwirtschaft Die Europäische Währungsunion (EWU) • Vertrag von Maastricht im Jahr 1992 (Umsetzung des sog. Delor Reports von 1989) ➔ Übergang zu einer Währungsunion in drei Stufen: 1. (ab 1990) Abbau von Beschränkungen des freien Kapitalverkehrs, Teilnahme aller potentiellen Mitgliedsstaaten am EWS in engen Bandbreiten. 2. (ab 1994) Beschränkung des staatlichen Defizits auf 3% und des Schuldenstands auf 60% des BIP (sog. Maastricht–Kriterien, Verschärfung durch den Stabilitäts- und Wachstumspakt nach dem Vertrag von Dublin 1996). 3. (ab 1999) Wenn die Mitgliedsländer die sog. Konvergenzkriterien (Inflationsrate nicht mehr als 1.5 %–Punkte über dem Durchschnitt drei geringsten Inflationsraten, langfristiger Zins nicht mehr als 2%–Punkte über dem entsprechenden Durchschnitt in den drei Ländern mit geringster Inflation) erfüllen: Gründung der Europäischen Zentralbank (EZB) und irreversibles Festschreiben der bilateralen Wechselkurse. • Mitglieder: Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Finnland, Portugal, Griechenland (seit 2001). Dänemark, England, Schweden mit Möglichkeit zum späteren Beitritt. • Einführung des Euro als Ersatz der nationalen Währungen im Jahr 2002. ← ◦ → 43
Monetäre Außenwirtschaft 3.3 Terminmarkt und Zinsparität • Alternativen bei einer Anlage des Betrags von X Einheiten inländischer Währung: – Anlage im Inland zum inländischen Zins i erbringt (am Ende der Laufzeit) X (1 + i) Geldeinheiten. – Anlage im Ausland zum ausländischen Zins i f : ∗ Kauf von Xe Einheiten ausländischer Währung ∗ Anlage zum ausländischen Zins i f erbringt Xe (1 + i f ) ausländische Geldeinheiten X ∗ Verkauf von (1 + i f ) ausländischen Geldeinheiten auf dem Terminmarkt e zum Terminkurs e+ . e+ (1+i f ) ➔ erbringt (am Ende der Laufzeit) X e inländische Geldeinheiten • Indifferenz zwischen in- und ausländischer Anlage liegt vor, wenn: e+ (1 + i f ) 1+i = e ← ◦ → 44
Monetäre Außenwirtschaft Gedeckte Zinsparität • Bedingung für die gedeckte Zinsparität (CIP): e+ (1 + i f ) e+ − e i−if 1+i = ⇔ = e e } | {z 1+if | {z } Ertrag aus Aufwertung der Zinsgefälle zwischen In- und ausländischen Währung Ausland e+ −e • Approximativ gilt, da i und i f klein sind: i = i f + e ➔ Der inländische Nominalzins entspricht der Summe aus ausländischen Nominalzins und der Terminprämie (Aufwertungsgewinn) • Gedeckte Zinsparität, da Wechselkursrisiko durch Termingeschäft beseitigt wird („hedging“) ➔ ungedeckte Zinsparität: Wechselkursrisiko. • Die gedeckte Zinsparität kann bei gegebenen Zinsen als eine Theorie des Swapsatzes ((e+ − e)/e) aufgefasst werden. ← ◦ → 45
Monetäre Außenwirtschaft Ungedeckte Zinsparität • Ausgangspunkt: Anleger mit gegebenen Erwartungen ẽ über zukünftigen Wechselkurs. • Anlage im Ausland zum ausländischen Zins i f erbringt am Ende der Laufzeit eine ẽ (1+i f ) erwartete Rückzahlung von X e inländische Geldeinheiten • Ungedeckte Zinsparität (UIP): Indifferenz zwischen der Anlage im In- und Ausland: ẽ (1 + i f ) ẽ − e i−if 1+i = ⇔ = e e 1+if • Approximativ gilt wieder: i = i f + ẽ−e e ➔ Das Zinsdifferential zwischen dem In- und Ausland entspricht der erwarteten Aufwertungsrate der ausländischen Währung. • Ungedeckte Zinsparität, da ein Wechselkursrisiko besteht (der tatsächliche Kurs am Ende der Laufzeit muss nicht ẽ entsprechen). ← ◦ → 46
Monetäre Außenwirtschaft Ungedeckte Zinsparität und Risikoaversion • Bei Risikoaversion oder Abwesenheit von Punkterwartungen muss zusätzlich eine Risikoprämie δ (abhängig z.B. von der Varianz des Wechselkurses) berücksichtigt werden: ẽ − e i = if + −δ e ➔ erwartete Aufwertungsrate = 0: i = i f − δ : i f > i ← ◦ → 47
Monetäre Außenwirtschaft Risikoaversion im einfachen Modell • Wirtschaftssubjekt mit CARA Präferenzen (Mean–Variance): ρ E[u(W )] = E[W ] − Var[W ] 2 0 < ρ < ∞ Maß der absoluten Riskoaversion. W ist das Endvermögen. • Annahme: Zukünftiger Kassakurs et+1 ist normalverteilt et+1 ∼ N (µ, σ2 ): ẽ = E[e] = µ • Ertrag pro Geldeinheit im Ausland ist i f + et+1e−e . Daher folgt et+1 −e W = X 1+if + e und: 2σ µ−e 2 E[W ] = X 1 + i f + , Var[W ] = X 2 e e ← ◦ → 48
Monetäre Außenwirtschaft • Erwarteter Nutzen des Wirtschaftssubjekts – bei Anlage im Ausland: µ − e ρ σ 2 EU A = X 1 + i f + − X2 2 e 2 e – bei Anlage im Inland: EU I = X (1 + i) • Indifferenz: µ−e ρ σ2 i = if + − X 2 e |2 {ze } Risikoprämie ← ◦ → 49
Monetäre Außenwirtschaft Markteffizienz und Zinsparität • Markteffizienz (Informationseffizienz): Preise beinhalten alle Informationen, über die die Marktteilnehmer verfügen. • Informationseffizienz impliziert, dass sowohl die Bedingungen für CIP als auch für UIP erfüllt sind: – Arbitrage bedingt, dass CIP vorliegt, sofern Kapitalmobilität gegeben ist. – Risikoneutrale Wirtschaftssubjekte können Gewinne erzielen, wenn keine UIP vorliegt (bzw. um Risikoprämie erweitert bei risikoaversen Wirtschaftssubjekten). • Informationseffizienz impliziert dann: e+ = ẽ ➔ erwarteter Wechselkurs und Terminkurs stimmen überein. ← ◦ → 50
Monetäre Außenwirtschaft Ungedeckte Zinsparität als Partialmodell der Wechselkursbildung • Ungedeckte Zinsparität (ẽ = „Markterwartung“): ẽ − e ∂Q ∂Q ∂Q i = if + = Q(e; i f , ẽ) mit: < 0, > 0, >0 e ∂e ∂ẽ ∂i f ← ◦ → 51
Monetäre Außenwirtschaft Ungedeckte Zinsparität als Partialmodell der Wechselkursbildung • Ungedeckte Zinsparität (ẽ = „Markterwartung“): ẽ − e ∂Q ∂Q ∂Q i = if + = Q(e; i f , ẽ) mit: < 0, > 0, >0 e ∂e ∂ẽ ∂i f ← ◦ → 51
Monetäre Außenwirtschaft e Gleichgewichtiger e∗ Wechselkurs beim Zins i0 Q i0 i ← ◦ → 52
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