Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach

Die Seite wird erstellt Hedwig Hecht
 
WEITER LESEN
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
Kunst des 19. Jahrhunderts   29. Mai 2019
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
Louis Gurlitt. Detail. Los 131
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
Richard Müller. Detail. Los 224
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
Kunst des 19. Jahrhunderts
    29. Mai 2019, 15 Uhr

    19th Century Art
    29 May 2019, 3 p.m.

4
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
Experten              Specialists                                                    Vorbesichtigung
                                                                                     der Werke                       Sale Preview

                                                                                     Ausgewählte Werke
                                                                                     München
                                                                                            Ausgewählte Werke:
                                                                                            3. und 4. Mai 2019
                                                                                            Kunst des 19. Jahrhunderts:
                                                                                            14. und 15. Mai 2019
                                                                                            Grisebach
                                                                                            Türkenstraße 104
                                                                                            80799 München
                                                                                     Hamburg
                                                                                            7. Mai 2019
Dr. Anna Ahrens                                  Frida-Marie Grigull                        Galerie Commeter
+49 30 885 915 48                                +49 30 885 915 84                          Bergstraße 11
anna.ahrens@grisebach.com                        frida-marie.grigull@grisebach.com          20095 Hamburg
                                                                                     Dortmund
                                                                                            8. und 9. Mai 2019
                                                                                            Galerie Utermann
                                                                                            Silberstraße 22
                                                                                            44137 Dortmund
                                                                                     Zürich
                                                                                            13. bis 15. Mai 2019
                                                                                            Grisebach
                                                                                            Bahnhofstrasse 14
                                                                                            8001 Zürich
                                                                                     Düsseldorf
                                                                                            18. Mai 2019
                                                                                            Grisebach
                                                                                            Bilker Straße 4–6
                                                                                            40213 Düsseldorf

                                                                                     Sämtliche Werke
                                                                                     Berlin
                                                                                              24. bis 28. Mai 2019
                                                                                              Grisebach
                                                                                              Fasanenstraße 25, 27 und 73
                                                                                              10719 Berlin
                                                                                              Freitag bis Montag 10 bis 18 Uhr
Zustandsberichte                                                                              Dienstag 10 bis 15 Uhr
Condition reports
condition-report@grisebach.com

                                    Grisebach — Frühjahr 2019
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
100   Ludwig Emil Grimm                                         Die vorliegenden vier Blätter von Ludwig Emil Grimm (Lose
                                                                    100–102, 105) sind subtile Zeugnisse aus dem Seelenleben
    Hanau 1790 – 1863 Kassel
                                                                    eines Romantikers. Sie erzählen von Fernenlust und Heimat-
                                                                    liebe, sie sind akribische Naturabschriften und stilisierte
    „Ansicht von Goßfelden bei Marburg“. 1829                       Überhöhungen zugleich, sie ergehen sich in der Andacht
          Aquarell über Bleistift, mit Pinsel in Grau an drei       zum Unbedeutenden und erfassen im selben Moment das
          Seiten gerahmt, auf dünnem, bräunlichem Whatman-          Monumentale, Zeitlose.
          Velin. 18 × 15,9 cm (7 ⅛ × 6 ¼ in.). Auf dem Unterlage-          Weit lässt Grimm im August 1829 den Blick aus seinem
          papier unten links mit Bleistift monogrammiert,           Zimmer über die Fachwerkhäuser und Felder in Goßfelden
          datiert und bezeichnet: L G. im August. 1829 del.         schweifen (Los 100). Was auf den ersten Blick so ganz und gar
          Unten mit Feder in Schwarz bezeichnet; in der Mitte:      kunstlos wirkt, ist ein komplex strukturiertes Fensterbild der
          meine Ausicht in Gosfelden; rechts: muß schöner           Romantik, wie wir es auch von Caspar David Friedrich ken-
          abgeschnitten werden [über „schöner“ ein Bleistift-       nen. Der grau getuschte Rahmen markiert die Begrenzung
          kreuz, das sich oben rechts und an den beiden Seiten      des Bildes, er ist zugleich der materielle Fensterrahmen,
          unten wiederfindet]. Werkverzeichnis: Koszinowski/        durch den der Zeichner auf die Natur blickt. Wohl kalkuliert
          Leuschner L 231. Am Rand auf Papier geklebt. Zwei         ist der tief liegende Horizont, der dem eigentlich unspekta-
          leichte Knickfalten, die Ecke unten links abgeschrägt     kulären Landschaftsausschnitt eine gewisse Monumentalität
          mit Textverlust. [3214]                                   verleiht.
    Provenienz                                                             Das saftige Grün des Aquarells und die präzis gezeich-
          Ehemals Sammlung Eugen Roth, München                      neten Fachwerkhäuser besitzen ihre kunsthistorische Refe-
                                                                    renz in Dürers Aquarell der „Drahtziehmühle“ (Berlin, Kupfer-
    EUR 3.000–4.000                                                 stichkabinett): Der Romantiker blickt aus dem Fenster und
    USD 3,370–4,490                                                 erkennt die stille Poesie der heimatlichen Landschaft.
                                                                           Wie ein Crescendo wirkt dagegen das zweite Land-
                                                                    schaftsblatt (Los 101), welches weit früher, nämlich 1816,
                                                                    gezeichnet wurde. Auch wenn Grimm hier den weichen
                                                                    Bleistift wählt, atmet das Blatt den Geist südlich-antiker
                                                                    Erhabenheit. Auf seiner Italienreise von 1816 besuchte
                                                                    Grimm auch die Stadt Neapel. Eine der am häufigsten darge-
                                                                    stellten Sehenswürdigkeiten war das sogenannte Grab des
                                                                    Vergil, dem sich Grimm auf unkonventionelle Weise annä-
                                                                    hert. Weniger die Grotte oder das Monument an sich, son-
                                                                    dern der Blick durch den Felsspalt auf die sich dahinter an
                                                                    die Hügel anlehnenden Häuser und eine üppig wuchernde
                                                                    Natur interessieren ihn als Zeichner.
                                                                           Die „Frau in Tracht aus Orferode“ (Los 102) besticht
                                                                    durch ihre frische Farbigkeit. Sie ist gleichermaßen Charak-
                                                                    terstudie wie Zeugnis romantischer Ethnografie. Gleich
                                                                    nebenan, direkt vor der Tür entdeckten die Zeichner der
                                                                    Romantik das Besondere, Seltene, Charakteristische, das
                                                                    sie als Archivare der Wirklichkeit mit Bleistift und Pinsel
                                                                    fixieren wollten.                             Michael Thimann

                                                                                                                                     Originalgröße

                                                                                                                                                     9
8
                                                     Grisebach — Frühjahr 2019
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
101   Ludwig Emil Grimm                                                                                       102   Ludwig Emil Grimm                                          Provenienz
     Hanau 1790 – 1863 Kassel                                                                                      Hanau 1790 – 1863 Kassel
                                                                                                                                                                                         Ehemals Sammlung Eugen Roth, München

     „Grab des Virgil bei Neapel“. 1816                                Provenienz                                  „Frau in Tracht aus Orferode“. 1825                              EUR 3.000–4.000
          Bleistift auf Papier. 21,5 × 18,8 cm (25,3 × 18,8 cm)             Ehemals Sammlung Eugen Roth, München         Bleistift, aquarelliert, auf Papier. 23,4 × 20,8 cm        USD 3,370–4,490
          (8 ½ × 7 ⅜ in. (10 × 7 ⅜ in.)). Im Unterrand mit Bleistift                                                     (9 ¼ × 8 ¼ in.). Unten rechts bezeichnet: Chatrina
          bezeichnet; links: gez. den. 19t. July. 1816. zu. Neapel;    EUR 3.000–4.000                                   Elisabeth Fassauer. von Orferode am Meisner del            Ausstellung
          in der Mitte: Grab des Virgils. Werkverzeichnis:             USD 3,370–4,490                                   adviv 26t July. 25 in den Soden bei Allendorf.                   Ludwig Emil Grimm 1790–1863. Maler, Zeichner,
          Koszinowski/Leuschner L78. In den Ecken auf graues                                                             Rückseitig unten mit Bleistift beschriftet: L. E. Grimm.         Radierer (= 200 Jahre Brüder Grimm, Band 2). Kassel,
          Papier geklebt. [3214]                                                                                         Werkverzeichnis: Koszinowski/Leuschner G 129.                    Museum Fridericianum, und Hanau, Schloß Steinheim,
                                                                                                                         Die Ecken mit Japan hinterlegt. [3214]                           1985, Kat.-Nr. 114, mit Abbildung

                                                                                                                                                                                                                                                 11
10
                                                        Grisebach — Frühjahr 2019
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
103    Carl Philipp Fohr                                                 Kurpfälzisches Museum, 1968, erwähnt unter Kat.-Nr.
                                                                              112 (nicht ausgestellt) / Jens Christian Jensen:
     Heidelberg 1795 – 1818 Rom
                                                                              Carl Philipp Fohr in Heidelberg und im Neckartal.
                                                                              Landschaften und Bildnisse. Karlsruhe, Verlag
     „Bildnis Ludwig Sigismund Ruhl“. 1816                                    G. Braun, 1968, S. 38, S. 111, Nr. 50, u. S. 68, Abb. 22 /
           Feder in Schwarzgrau über Bleistift auf Papier (Was-               Brigitte Rechberg-Heydegger: Ludwig Sigismund Ruhl
           serzeichen: [Signet] Tiara). 17,9 × 13,7 cm (7 × 5 ⅜ in.).         (1794–1887). Leben und Werk. Giessen, Univ., Diss.
           Rückseitig die Stempel Lugt 5100 und Lugt 1969b                    1973, Nr. B 6 / Marianne Bernhard (Hrsg.): Deutsche
           sowie der Entwidmungsstempel des Kupferstich-                      Romantik. Handzeichnungen. 2 Bände, hier Bd. 1:
           kabinetts Berlin. Werkverzeichnis: Märker Z 748.                   Carl Blechen (1798–1840) bis Friedrich Olivier (1791–
           Mit Feder in Schwarz gerahmt. Entgegen der Beschrei-               1859). München, Rogner & Bernhard, 1973, hier Bd. 1,
           bung im Werkverzeichnis ist das Blatt lediglich leicht             Abb. S. 303
           gebräunt und am Rand minimal fleckig. [3021]
     Provenienz                                                         Die Zeichnung wird im ausdrücklichen Einvernehmen mit
           Karl Mayer, Darmstadt (spätestens 1926) / Staatliche         den Erben nach Karl Mayer angeboten. Karl Mayer hatte in
           Museen, Kupferstichkabinett, Berlin (Inv.-Nr. F III          Darmstadt einen Eisenwarengroßhandel betrieben und
           2873, SZ Fohr 15; 1941 auf der Versteigerung bei             musste 1933 emigrieren. Seine Fohr-Zeichnung gelangte in
           Boerner erworben, 2019 an die Erben nach Karl Mayer          den Kunsthandel und wurde 1941 von den Berliner Museen
           restituiert)                                                 erworben. Im Rahmen eines Provenienzforschungsprojekts
                                                                        des Kupferstichkabinetts wurde sie nun an die Nachfahren
     EUR 25.000–35.000                                                  Karl Mayers restituiert.
     USD 28,100–39,300

     Ausstellung
           Deutsch-römische Malerei und Zeichnung, 1790–1830.           Wenn gleich mehrere Zeichnungen von Carl Philipp Fohr, dem
           Leipzig, Museum der bildenden Künste und Leipziger           früh verstorbenen Wunderkind der deutschen Romantik, in
           Kunstverein, 1926, Kat.-Nr. 97 / Deutsche Bildnisse          einer Auktion angeboten werden, dann darf man das sicher
           1800–1960. Ausstellung der Lucas-Cranach-Kommis-             einen glücklichen Zufall nennen. Insbesondere, wenn sie so
           sion beim Ministerium für Kultur. Berlin (Ost), Staatli-     eng miteinander verbunden sind wie hier, denn die drei Blätter
           che Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 1962, S. 17,          sind allesamt in der frühen Münchner Studienzeit um 1815/16
           Abb. 10 / Karl Philipp Fohr, 1795–1818. Frankfurt a.M.,      entstanden und zeigen eine enge Verbindung zu Fohrs Künst-
           Städelsches Kunstinstitut, 1968, Kat.-Nr. 66 / Von           lerkollegen und Freund Ludwig Sigismund Ruhl (1794–1887).
           Caspar David Friedrich bis Adolph Menzel. Aquarelle                 Fohr und Ruhl hatten sich in Rom eine Herberge geteilt,
           und Zeichnungen der Romantik. Aus der National-              bis es, wohl im Streit über Ansprüche an dem gemeinsamen
           galerie Berlin/DDR. Wien, Kunstforum Länderbank,             Bernhardinerhund Grimsel, zum großen Zerwürfnis kam, das
           1990, Kat.-Nr. 79, Abb. S. 157 / Ahnung und Gegen-           in einem mit Pistolen ausgefochtenen Duell gipfelte. Ein Jahr
           wart. Zeichnungen und Aquarelle der deutschen                darauf, am 29. Juni 1818, ertrank Fohr mit nur 22 Jahren beim
           Romantik im Berliner Kupferstichkabinett, Berlin,            Baden im Tiber, und der Verlust dieses „ausgezeichnetsten
           1994/95, Kat.-Nr. 30, Abb. S. 69                             Talents, was in seinem Fach hier war“ (Karoline von Humboldt),
     Literatur und Abbildung                                            stürzte die Gemeinschaft der Deutschrömer in verzweifelte
           Ernst Scheyer: Aus Carl Fohrs künstlerischer Hinter-         Trauer. Große Teile seines Nachlasses wurden noch in Rom
           lassenschaft. Zu zwei unbekannten Arbeiten des               unter den Künstlern selbst versteigert, die alles daransetz-
           Künstlers aus schlesischem Besitz. In: Neue Heidel-          ten, sich eines seiner Werke für ihre eigene Sammlung oder
           berger Jahrbücher, Neue Folge, 1932, S. 82-90, hier          als Mustervorlage zu sichern.
           S. 84 / Versteigerungskatalog 204: Deutsche Hand-                   Das ganze Genie Fohrs als Zeichner offenbart auch           Originalgröße
           zeichnungen des XIX. Jahrhunderts aus verschiede-            unser Bildnis des Freundes Ruhl, das ganz am Anfang seiner
           nem Besitz, dabei eine Partie von Zeichnungen aus            Porträtkunst steht und dabei doch schon auf die berühmte
           der nachgelassenen Sammlung des Prinzen Johann               Serie der Bildnisse seiner Künstlerkollegen in Rom verweist,
           Georg, Herzog zu Sachsen [...]. Leipzig, C. G. Boerner,      die er für ein geplantes Gruppenbild der deutschen Künstler
           8.5.1941, Kat.-Nr. 95 („Bildnis eines jungen Mannes“),       im Café Greco zeichnete. Äußerst elegant gekleidet, in alt-
           Abb. Tf. 9 und auf dem Vorderumschlag / Paul Ortwin          deutscher Tracht, sitzt der junge Ruhl betont nachdenklich
           Rave: Das Antlitz der Romantik. Die Sammlung                 am Tisch, auf dem ein Buch liegt, das auf seine literarischen
           Parthenon. Neue Folge. O. O., o. J. (um 1943), Abb.          Interessen hindeutet. Durch die rahmende Stellung der
           Tf. XXII / Hans Geller: Die Bildnisse der deutschen          Arme ist die Komposition ganz auf die Bildmitte mit dem
           Künstler in Rom 1800–1830. Berlin, Deutscher Verein          halb aufgefalteten Brief konzentriert. Das Zentrum des Blat-
           für Kunstwissenschaft, 1952, Nr. 303 / Ausst.-Kat.:          tes ist aber zweifellos der leicht geneigte Kopf mit dem
           Carl Philipp Fohr, 1795–1818. Skizzenbuch der Neckar-        lockig gewellten Haar und dem suggestiven Blick, der diese
           gegend. Badisches Skizzenbuch. [...]. Heidelberg,            Zeichnung wie eine Ikone früher romantischer Bildniskunst
                                                                        erscheinen lässt.                                    MM/FMG

                                                                                                                                                           13
12
                                                        Grisebach — Frühjahr 2019
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
Wir danken Dr. Peter Märker, Berlin, für freundliche Hinweise
                                                                   zur Zeichnung.

     104   Carl Philipp Fohr                                       Das beeindruckende Blatt ist eine von mehreren zeichneri-
                                                                   schen Vorarbeiten für eine Lithografie von Fohr, die in den
     Heidelberg 1795 – 1818 Rom
                                                                   Umkreis der Illustrationen zu Fouqués „Zauberring“ gehört.
                                                                   Unser Blatt ist die ausgeführteste Vorzeichnung und stimmt
     „Begegnung auf der Falkenjagd“. 1816 (?)                      mit der Lithografie in vielen Details überein. Unter den Linien
          Feder in Schwarz, teilweise über Bleistift, auf Velin    der teils sehr schnell ausgeführten Federzeichnung zeigt sich
          (Wasserzeichen: R. SCHMID). 42,5 × 33,4 cm               allerdings eine bislang nicht beachtete Bleistiftvorzeichnung,
          (16 ¾ × 13 ⅛ in.). Werkverzeichnis: Märker Z 688 c.      die in sehr vielen Details abweicht und eindeutig den Ent-
          Rückseitig mit Bleistiftskizzen, u.a. von der Burg.      wurfscharakter des Blattes belegt. Es handelt sich um die
          Eine vertikale und zwei horizontale Mittelfalten.        entscheidende Ausarbeitung dieser Komposition, bevor sie
          Etwas braunfleckig. [3214]                               Fohr seitenverkehrt auf den Lithografiestein zeichnete.
     Provenienz                                                           Mit überbordender jugendlicher Fantasie zeigt uns
          Ehemals Sammlungen Remmele und Eugen Roth,               Fohr hier im Vordergrund eine vornehme Reitergesellschaft
          München                                                  bei einer Falkenjagd und im oberen Bildteil eine mittelalterli-
                                                                   che Burganlage auf felsigem, bewaldetem Hang. Wie ein Spin-
     EUR 10.000–15.000                                             nennetz legt er die verschiedenen zeichnerischen Strukturen
     USD 11,200–16,900                                             über das gesamte Bildfeld und entwickelt je eigene Formeln
                                                                   für Wolken, Bäume und Figuren, die der Zeichnung insgesamt
     Ausstellung                                                   einen sehr poetischen Charakter verleihen.
           Gezeichnete Kunst. Der Blick auf das Ich. Frankfurt            Unsere Zeichnung und ebenso das Blatt zu Tiecks
           a.M., Hans W. Fichter, Kunsthandel, 1993, S. 50, Abb.   „Melusine“ (Los 106) haben große formale und inhaltliche
           S. 51                                                   Ähnlichkeiten mit den etwa zeitgleich in München entstande-
                                                                   nen Gemälden „Der verirrte Ritter“ und „Die Ritter vor der
                                                                   Köhlerhütte“ aus der Sammlung der Berliner Nationalgalerie.
                                                                   Die Anregungen zu den mittelalterlichen Märchengeschich-
                                                                   ten hat Fohr sicher aus dem Umfeld der Heidelberger Roman-
                                                                   tiker empfangen und von den Besuchen in der berühmten
                                                                   Heidelberger Sammlung mit altdeutscher und altniederländi-
                                                                   scher Kunst der Brüder Boisserée, wobei ihn hier besonders
                                                                   das Bild Albrecht Altdorfers „Heiliger Georg“ (heute München,
                                                                   Alte Pinakothek) beeindruckt haben dürfte.
                                                                          Die erwähnten Gemälde schenkte Fohr seiner Gönne-
                                                                   rin, der Erbprinzessin Wilhelmine von Hessen-Darmstadt. In
                                                                   seinem Widmungsbrief erwähnt er ausdrücklich die Anre-
                                                                   gungen, die ihm sein Künstlerfreund Ludwig Sigismund Ruhl
                                                                   (Los 103) bei diesen ersten Versuchen in der Ölmalerei
                                                                   gegeben hat: „Der junge Ruhl aus Kassel … hat mir die
                                                                   Behandlung der Ölfarben mitgeteilt und mich hierdurch in
                                                                   den Stand gesetzt, den Gebilden meiner Phantasie einen
                                                                   kräftigen und bleibenden Eindruck zu geben.“                MM

                                                                                                                                     15
14
                                                      Grisebach — Frühjahr 2019
Kunst des 19. Jahrhunderts 29. Mai 2019 - Grisebach
105   Ludwig Emil Grimm                                      106   Carl Philipp Fohr (?)
     Hanau 1790 – 1863 Kassel                                     Heidelberg 1795 – 1818 Rom

     „Jungfer Meil“. 1825                                         Illustration zu Tiecks „Melusine“: Die Fahrt zur Hochzeit      Provenienz                                                       Wie uns Ludwig Sigismund Ruhl (Los 103) rückblickend
          Bleistift auf Papier. 16,5 × 13 cm (6 ½ × 5 ⅛ in.).     Raimunds und Melusines. Anfang 1816                                 Ehemals Sammlungen Anton Maximilian Pachinger,              berichtet, beschäftigten sich beide Künstlerfreunde 1815/16
          Oben links datiert und bezeichnet: 1820 adviv                  Feder in Grau und Schwarz, teilweise über Bleistift,         Linz/München/Wien, und Eugen Roth, München                  mit Illustrationen zu Ludwig Tiecks „Melusine“ und wollten
          11. Jan 1825 Jungfer Meil 80 Jahre alt. Werkverzeich-          auf Transparentpapier. 24 × 31 cm (9 ½ × 12 ¼ in.).                                                                      diese anschließend als Umrissradierungen veröffentlichen.
          nis: Koszinowski/Leuschner G 126. Am Rand punktuell            Unten links mit Bleistift beschriftet: Fohr. K. [..].   EUR 4.000–6.000                                                  Weiter berichtet Ruhl von einer eigenhändigen Radierung
          auf graues Papier aufgeklebt. Leicht fleckig. [3214]           Rückseitig unten links auf dem Unterlagepapier der      USD 4,490–6,740                                                  Fohrs mit unserem Motiv, von der sich leider kein Exemplar
     Provenienz                                                          Stempel Lugt 2010. Werkverzeichnis: Nicht bei Märker                                                                     erhalten hat, und schreibt: „denn alles muss so gezeichnet
          Ehemals Sammlung Eugen Roth, München                           (vgl. Z 674). In den Ecken auf blaues Bütten geklebt.   Ausstellung                                                      sein, dass es sich gut als Radierung auf die Kupferpatte über-
                                                                         Etwas braunfleckig. [3214]                                    Aus der Sammlung Eugen Roth, München. München,             tragen lässt“. Diese Überlieferung passt sehr gut zu unserer
     EUR 1.200–1.500                                                                                                                   Staatliche Graphische Sammlung, 1955, Kat.-Nr. 17          Zeichnung auf Transparentpapier, die man als vorbereitende
     USD 1,350–1,690                                                                                                                                                                              Studie gut in diesen Werkprozess einbinden könnte, auch
                                                                                                                                                                                                  wenn das Verhältnis von eigenhändigen und fremden Paus-
                                                                                                                                 Wir danken Dr. Peter Märker, Berlin, für freundliche Hinweise.   zeichnungen hier noch nicht abschließend geklärt ist.      MM

                                                                                                                                                                                                                                                                   17
16
                                                   Grisebach — Frühjahr 2019
108    Ludwig Persius
                                                                1803 – Potsdam – 1845

                                                                Ideale gotische Architektur. 1835
                                                                      Öl auf Holz. 25,8 × 21 cm (10 ⅛ × 8 ¼ in.). Unten links
                                                                      monogrammiert: L.P. Unten rechts monogrammiert
                                                                      und (schwach lesbar) datiert: L.P. 35/18.
                                                                      [3357] Gerahmt.

                                                                EUR 3.000–4.000
                                                                USD 3,370–4,490

                                                                Das auf 1835 datierte Gemälde von Ludwig Persius zeigt ein
                                                                gotisches Architekturensemble. Anleihen bei dem Kirchen-
                                                                bau auf der rechten Seite dürfte der Architekt beim Dom zu
                                                                Königsberg gemacht haben. So erinnern die Situation des
                                                                Turms und dessen Haube sowie der Fries des Langhauses an
                                                                das für Preußens Könige bedeutsame Bauwerk. Karl Friedrich
                                                                Schinkel, mit dem Persius seit den frühen Dreißigerjahren
                                                                unter anderem am Schloss Babelsberg und an der Nikolai-
                                                                kirche in Potsdam zusammenarbeitete, hatte Königsberg auf
                                                                seiner Inspektionsreise im Sommer 1834 besucht und dabei
                                                                auch den Dom in Begleitung von August Rudolf Gebser
                                                                besichtigt. Gebser war der Herausgeber des 1833 erschie-
                                                                nenen und mit Lithografien prachtvoll ausgestatteten
                                                                Bandes zum Königsberger Dom. Persius besaß ein Exemplar
                                                                dieses Werks.
                                                                       Neben den historischen Reminiszenzen verweist das
                                                                Gemälde aber auch auf die für Persius charakteristischen
                                                                Formen zeitgenössischer Architektur im Stil der Neogotik:
                                                                klare stereometrische, meist zweigeschossige Baukörper,
                                                                die in einer strengen Ordnung zueinander stehen, und offene
                                                                Vorhallen als verbindende Elemente zwischen Innen- und
                                                                Außenräumen, zudem Zinnenkränze, hinter denen die Dach-
                                                                ansätze verborgen bleiben und die als horizontale Gliede-
                                                                rungselemente die Baukörper abschließen.

     107   Georg Schöbel                                               Schloss Babelsberg wurde im Januar 1835 feierlich
                                                                eingeweiht. Allerdings entsprach die Bauausführung nicht
                                                                ganz den Ideen Prinz Wilhelms, sodass er mit der Erweiterung
     1860 – Berlin – 1930
                                                                des Gebäudes nicht mehr Schinkel, sondern Persius beauf-
                                                                tragte. Noch bevor dieser mit den Planungen begann, zeich-
     Rüstungen (Studie).                                        nen sich in dem hier vorliegenden Gemälde Baugedanken
          Gouache auf graugrünem Velin, auf Karton              und -ornamente ab, die später in Babelsberg wieder aufge-
          aufgezogen. 46,7 × 27 cm (18 ⅜ × 10 ⅝ in.).           griffen werden. In beiden Fällen führen Treppenaufgänge
          Unten rechts signiert: G. Schöbel. [3072] Gerahmt.    zu Terrassen mit identischem Maßwerk der Balustraden
                                                                und erschließen rechter Hand gotische respektive neo-
     EUR 1.000–1.500                                            gotische Vorhallen. Auch die Balustraden über dem Erd-
     USD 1,120–1,690                                            geschoss weisen mit ihren Vierpässen im Bild sowie an dem
                                                                später ausgeführten Schlossbau sehr ähnliche Ornamente
                                                                auf. So verbindet Persius historisch-sakrale mit aktuellen
                                                                profanen Stilformen und Bauaufgaben.       Reinhard Wegner

                                                                                                                                19
18
                                                   Grisebach — Frühjahr 2019
Deutsch,
     109                                                               Deutsch,
                                                                     110N
     um 1830/40                                                      um 1825/35
     Ruine an einem See bei Mondschein.                              Ruine über einem Fluss im Mondschein.
           Öl auf Papier auf Leinwand. 18,3 × 16,8 cm                      Öl auf Holz. 28,7 × 23,4 cm (11 ¼ × 9 ¼ in.).
           (7 ¼ × 6 ⅝ in.). [3007]                                         Unten links (kaum lesbar) monogrammiert: F. P[?].
                                                                           Kleine Retuschen. [3167]
     EUR 1.000–1.500
     USD 1,120–1,690                                                 EUR 3.500–4.500
                                                                     USD 3,930–5,060

                                                                                                                               21
20
                                                        Grisebach — Frühjahr 2019
111   Henry Raeburn                                             lichen weißen Punkt bekommt, etwas breiter als der Nasen-
                                                                     strich. Tritt man zurück, so schließen sich die einzelnen
     1756 – Edinburgh – 1823
                                                                     Striche harmonisch zusammen.
                                                                            Wir haben zwei Quellen, die relativ gleichlautend von
     Porträt eines jungen Mannes. Um 1810/20                         Raeburns Malprozess berichten, eine von einem unbekann-
           Öl auf Leinwand. Doubliert. 74,5 × 62,5 cm                ten „sitter“, eine von Sir Walter Scott, den Raeburn viermal
           (29 ⅜ × 24 ⅝ in.). Auf dem Keilrahmen rechts unten        gemalt hat. Raeburn begann den Prozess sogleich mit Pinsel
           mit Kreide beschriftet: DR. LUZ. Retuschen.               und Farbe auf der Leinwand ohne jede vorhergehende
           [3174] Gerahmt.                                           zeichnerische Anlage. Hatte er ein Gesicht in groben Stri-
     Provenienz                                                      chen angelegt, trat er mehrfach weit zurück, betrachtete
           Robert von Mendelssohn, Berlin (spätestens 1908, bis      längere Zeit den „sitter“, um dann in schnellen Schritten,
           1917) / Giulietta Giordigiani, Witwe des Vorbesitzers,    ohne auf sein Modell weiter zu achten, zur Leinwand zu
           Berlin/Florenz / Dr. W. A. Luz, Berlin / Privatsamm-      schreiten, um unmittelbar dem optisch Erfahrenen male-
           lung, Schweden (1967 bei Spik erworben)                   risch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. In der Entfernung
                                                                     hatte er nur die für die Erscheinung des Gesichts relevanten
     EUR 8.000–12.000                                                Hauptformen im Licht wahrnehmen können. Ihre Wieder-
     USD 8,990–13,500                                                gabe allein gab „Ähnlichkeit“ – das ist so etwas wie ein wahr-
                                                                     nehmungspsychologisches Gesetz.
     Ausstellung                                                            Das Verfahren hat eine gewisse Verwandtschaft mit
           Ausstellung aelterer englischer Kunst. Berlin,            Gainsboroughs Vorgehen, das schon am Ende des 18. Jahr-
           Königliche Akademie der Künste, 1908, Kat.-Nr. 51         hunderts überliefert wurde. Gainsborough verdunkelte den
           (als „Unbekannter Künstler“) / Berliner Sammler-          Malraum, arbeitete ebenfalls ohne Vorzeichnung direkt in
           Tradition. Berlin, Bezirksamt Tiergarten, Abt. Volks-     Farbe, zudem mit einem extrem langen Pinsel und relativ
           bildung, Amt für Kunst und Verband der Berliner           dünnflüssiger Farbe. Dabei ordnete er sein Modell und die
           Kunst- und Antiquitätenhändler e.V. im Haus am            Staffelei so an, dass sie etwa gleich weit von ihm entfernt
           Lützowplatz 9, 1950, Kat.-Nr. 186 a (als Henry Raeburn)   waren. Aufgrund der Verdunkelung konnte er ebenfalls nur
     Literatur und Abbildung                                         die entscheidenden Gesichtszüge wahrnehmen und entspre-
           Weltkunst, XXXVII. Jg., Nr. 10, 15.5.1967, Abb. S. 485    chend wiedergeben. Auch bei der von Vasari für Tizian über-
           (Annonce für die folgende Auktion] / Auktion 460:         lieferten Form, die später nach dem Vorbild Tizians auch für
           Gemälde, Graphik, Möbel [...] aus verschiedenem           Rembrandt galt, schlossen sich die Pinselstriche wie durch
           Besitz. Berlin, Leo Spik, 26./27.5.1967, Kat.-Nr. 194,    ein Wunder zusammen. Ebendies stellte Reynolds, der diese
           Abb. Tf. 43 (als „Sir Henry Raeburn zugeschrieben“)       Tradition kannte, auch für Gainsborough fest.
                                                                            Alles dieses findet sich bei unserem Porträt in über-
                                                                     zeugender Weise wieder. Halsbinde und Jabot, strahlend
     Wir danken Helen Smailes, Senior Curator of British Art at      weiß, sind mit groben, rasanten Strichen angelegt. Weitere
     National Galleries of Scotland, Edinburgh, für freundliche      Eigenheiten sprechen ebenfalls für die Eigenhändigkeit.
     Hinweise zur Datierung.                                         Wie Reynolds setzte auch Raeburn seine „sitter“ auf ein
                                                                     flaches Podest, sodass wir den Kopf in minimaler Unter-
                                                                     sicht sehen; wir schauen ein wenig in die stark verdunkel-
     Geht man sehr nah an dieses Porträt eines jungen Mannes         ten Nasenlöcher. Dadurch gewinnt der Dargestellte eine
     heran, so erkennt man, was der Malerkollege Sir David Wilkie    gewisse Überlegenheit.
     für Henry Raeburn den „square touch“ genannt hat: eine                 Raeburn verwendet für Brustporträts ein Standardfor-
     extreme Malweise, bei der der einzelne, zum Teil dick aufge-    mat: 30 x 25 Inches, also etwa 76 x 64 Zentimeter, das ent-
     tragene Pinselstrich für sich stehen bleibt und nicht mit den   spricht in etwa dem sogenannten KitKat-Format. Ferner pflegt
     danebenliegenden Pinselstrichen vermischt wird. In beson-       er bei diesem Typus den Hintergrund bei weiblichen Porträts
     derem Maße gilt dies für die leuchtende Farbe Weiß.             zumeist mit einer ganz schwach angedeuteten Landschafts-
            In Raeburns Gesichtern wird dieses Verfahren regel-      staffage zu versehen; bei den männlichen Porträts ist der
     mäßig an drei Partien deutlich: auf der Nase, unter der         Hintergrund dagegen einfarbig in dunklem Braun oder Brau-
     Nase, in dem Bereich, auf den das starke, von schräg links      nocker, vor dem sich das Gesicht und die weiße Hemdbrust
     einfallende Licht sich konzentriert und, geradezu brutal, in    umso deutlicher abzeichnen, zumal auch das Gewand selbst
     einem dicken, spachtelartig gezogenen Strich auf der            dunkel gefasst ist. Die Lichter auf den Metallknöpfen bei unse-
     erleuchteten Stirnseite. Diese Alabastergesichter werden        rem Porträt finden sich beinahe identisch bei Raeburns
     besonders bei jungen Leuten mit Rosa abgetönt, in den           Porträt von James Cochrane of Edinburgh – wie auch all die
     Schattenzonen mit Grau oder Braunschwarz. Das dicke             anderen genannten Eigenheiten. Die Datierung ist schwierig.
     Impasto findet sich zudem auf der sichtbaren Ohrmuschel,        Raeburn hat sich, als er seine Form gefunden hatte, wenig
     hier als durchgehender knapper Halbkreis. Charakteristisch      entwickelt. Dennoch wird man aufgrund der besonders sou-
     für Raeburns Porträts ist der durchgehende Nasenrücken-         veränen Malweise mit den unverbundenen Strichen auf um
     strich, der auf der Nasenspitze zumeist noch einen zusätz-      oder bald nach 1810 spekulieren müssen.          Werner Busch

                                                                                                                                       23
22
                                                      Grisebach — Frühjahr 2019
Gustav Adolph
     112                                                                 große, hängende Ohrringe in Blütenform schmücken ihr

     Hennig
                                                                         Antlitz. Dazu der rote Kaschmirschal, der ihren zarten Hals
                                                                         sanft umspielt und dem Kupferton ihrer zum hohen Knoten
                                                                         geflochtenen Haare schmeichelt. Bei aller Hingabe für die
     Dresden 1797 – 1869 Leipzig
                                                                         reduzierte, aber zugleich kostbare und überaus aktuelle
                                                                         Kleiderwahl scheinen die Seidenrobe, der auffällige große
     Bildnis der Anna Thecla Kraft mit rotem Schal. (Vor) 1836           Goldschmuck und der kaminrote Schal jedoch nur einer
           Öl auf Leinwand. 30,8 × 25,8 cm (12 ⅛ × 10 ⅛ in.).            Aufgabe zu dienen: die unendlich weichen Gesichtszüge, die
           Auf dem Keilrahmen mit Feder in Schwarz beschriftet,          zarte, elfenbeinfarbene Haut, die leicht rosigen Lippen und
           oben: Anna Thecla Kraft geb. von Haugk. + 6 Febr. 1836        Wangen und vor allem die gütigen, großen Mandelaugen
           Leipzig; rechts: gemalt von Hennig. Mit einer Exper-          würdig zu rahmen.
           tise von Dr. Hildegard Heyne, der langjährigen                       Die weiche, ovale Gesichtsform und die auffallend
           Kustodin am Leipziger Museum der bildenden Künste,            großen Augen lassen Hennigs hervorragende Kenntnisse der
           vom 2. März 1952. [3206] Gerahmt.                             nazarenischen Porträtkunst erkennen, etwa von Schnorr
                                                                         von Carolsfeld oder Friedrich Overbeck und dessen
     EUR 3.000–4.000                                                     berühmtem Bildnis seines Freundes Franz Pforr (Alte Natio-
     USD 3,370–4,490                                                     nalgalerie, Berlin). Auch hier sitzt eine Frau im Hintergrund,
                                                                         die in der Bibel liest. Sie trägt die Farben Mariens, Blau und
                                                                         Rot, so wie unsere Anna. Eine solche Anspielung auf Fröm-
     Man schaut ihr zuerst in die Augen. Diese riesigen, mandelför-      migkeit über Farben entsprach der christlichen Tradition
     migen Augen. Taubenblau, wach, blitzgescheit schaut sie uns         und erfüllte für die Nazarener zugleich die Funktion, die
     an. Ein wenig schüchtern, vorsichtig-skeptisch, warmherzig,         Szene zu verinnerlichen und zu vergeistigen, Ruhe und
     neugierig, vielleicht ahnend. Wir sind mit ihr im Hier und Jetzt.   Ernsthaftigkeit zu vermitteln.
     Es scheint der Moment, in dem sie physisch vor uns sitzt – oder            Anna von Haugk, Tochter einer vornehmen Leipziger
     dem bekannten Maler Gustav Adolph Hennig Modell.                    Kaufmanns- und Handelsfamilie, hatte 1834 Peter Robert
            Hennig kam gebürtig aus Dresden, das mit so wohl-            Kraft geheiratet, ebenfalls aus Leipzig und Sohn des Besitzers
     klingenden Namen wie Anton Raphael Mengs, Anton Graff,              der Steinkohlewerke Kraft & Lücke (vgl. das Porträt im Stadt-
     Gerhard von Kügelgen, Philipp Otto Runge, Carl Vogel von            geschichtlichen Museum Leipzig, Inv. Nr. L/1/2007/13). Sie
     Vogelstein eine starke Tradition in der Porträt- und Bildnis-       verstarb bereits zwei Jahre später. Die merkwürdig versteck-
     malerei vorzuweisen hatte. An der ortsansässigen Akademie           ten und scheinbar nicht zu Ende gemalten Hände mögen ein
     hatte Hennig selbst bei dem Vater von Letzterem, Christian          Hinweis darauf sein, dass das Hochzeitsbild verfrüht und
     Leberecht Vogel, studiert sowie bei Friedrich Matthäi, der          möglicherweise abrupt zu einem Erinnerungsbild wurde.
     unter anderem auch Philipp Veit ausbildete. Von Dresden                                                               Anna Ahrens
     nach Italien schien es gedanklich nicht weit, und so zog es
     den begabten jungen Künstler von 1822 bis 1826 und noch
     einmal 1832/33 zum Studium in das zitronenbaumreiche
     Sehnsuchtsland – zu Fuß. Der erste Aufenthalt sollte ihn prä-
     gen. Hennig hatte sich seinem Landsmann Julius Schnorr von
     Carolsfeld angeschlossen, dessen „nazarenische Prägnanz
     der Linie“ ihn so sehr begeisterte, dass „seine Bildnisse bei
     aller malerischen Zurückhaltung oft eine kultivierte Sinnlich-
     keit ausstrahlen“ (Neidhardt, Dresdner Malerei, S. 328).
                Das Porträt der Anna wird kurz nach dem zweiten
     Italienaufenthalt entstanden sein. Hennig war als Professor
     an die Leipziger Akademie berufen worden, der er ab 1840
     als Direktor vorstand. Als Bildnismaler war er schnell außer-
     ordentlich erfolgreich. Dabei hatte er „Wesentliches für sei-
     ne Kunst“, so Neidhardt, „seiner nazarenischen Schulung zu
     verdanken“. Schauen wir auf unser Bild, so scheint es die
     Stimmung der damaligen Zeit, sprich Mitte der 1830er-Jahre,
     auf ebenso qualitätvolle wie wunderbare Weise genau zu
     treffen und ihr zugleich einen ganz individuellen Ausdruck
     zu verleihen.
            Das Halbfigurenporträt zeigt die junge Frau, auf einem
     Lehnstuhl sitzend, in einem eleganten, schulterfreien Kleid
     aus taubenblauer Seide mit betonter Taille und auffällig aus-
     ladenden Schinkenärmeln – eine Mode, die Mitte der
     1830er-Jahre hochmodern ist. Eine goldene Brosche und

                                                                                                                                          25
24
                                                         Grisebach — Frühjahr 2019
113   Franz Kobell                                                         114   Franz Kobell
     Mannheim 1749 – 1822 München                                               Mannheim 1749 – 1822 München

     Abhang.                                                                    Bäume am Wiesenrand.                                           Von ungewöhnlicher Modernität erscheinen uns heute
          Pinsel in Grau und Schwarz auf Bütten. 16,7 × 20,4 cm                      Pinsel in Grau und Schwarz auf dünnem Velin.              solche flott ausgeführten Tuschpinselzeichnungen von
          (6 ⅝ × 8 in.). Beigabe: Südliche Küstenlandschaft.                         16,7 × 21,4 cm (6 ⅝ × 8 ⅜ in.). Rückseitig unten rechts   Franz Kobell, die schon um 1800 entstanden. Die Licht-
          Feder in Braun mit Rahmenlinie auf Bütten. 18 x 21,3                       mit dem Stempel Lugt 1012. [3528] Gerahmt.                wirkung in der Bildmitte ist grandios eingefangen und läßt
          cm. Etwas stockfleckig, leicht gebräunt.                              Provenienz                                                     die Vegetation an der Stelle geradezu aufleuchten.
          [3206] Gerahmt.                                                            Ehemals Fritz Hasselmann, München (gest. 1894)

     EUR 800–1.200                                                              EUR 1.200–1.500
     USD 899–1,350                                                              USD 1,350–1,690

     Wir danken Thomas Herbig, München, für die Bestätigung der                 Wir danken Thomas Herbig, München, für die Bestätigung
     Authentizität der Zeichnung und freundliche Hinweise.                      der Authentizität der Zeichnung und freundliche Hinweise.

                                                                                                                                                                                                            27
26
                                                    Grisebach — Frühjahr 2019
115   Wilhelm von Kobell
     Mannheim 1766 – 1855 München

                                                                     plätze sind vertraut: Sie zeigen das Münchner Umland mit den
     „Nach der Jagd“. 1839                                           berühmten Seen und Blicken auf die Stadtsilhouette oder die
          Aquarell über Bleistift auf Papier, mit Bleistift          Berge. Die Figuren aber wirken isoliert, seltsam in ihrer Pose
          gerahmt. 19 × 23,6 cm (7 ½ × 9 ¼ in.). Unten links         verharrend und weit entfernt von allem Alltäglichen. Sie sind
          signiert (ligiert) und datiert: Wilhelm v Kobell 1839.     mit zarten, klaren Konturen deutlich voneinander abgesetzt,
          Werkverzeichnis: Wichmann 1556 (datiert „1836“).           ihre Silhouetten in bunter Folge vor den hohen Himmel und
          Eine schwache Falte am linken Rand. [3614] Gerahmt.        das klare Blau des still liegenden Sees gesetzt.
     Provenienz                                                             Ihre zeitlose, fast surreale Präsenz verstärkt der Ein-
          Privatsammlung, Deutschland (1930 von der Galerie          druck, als seien die Gestalten „entstofflicht“, als könnten wir
          Carl Nicolai erworben, bis mind. 1970)                     durch sie hindurchsehen. Die filigranen, formgebenden Lini-
                                                                     en sind trotz ihrer hohen Präzision porös, wodurch sie eine
     EUR 40.000–60.000                                               außergewöhnliche Illusionskraft entwickeln. Sie sind das
     USD 44,900–67,400                                               „Grammgewicht“ der Komposition (Wichmann, S. 83) und
                                                                     bestätigen Kobell als den Meister der Kontur. Zugleich sind
     Literatur und Abbildung                                         Transparenz, Glanz und Schönheitswert der Farben so leuch-
           Versteigerungskatalog CLXXII: Originalhandzeichnun-       tend und klarsichtig wie jener dargestellte Föhntag, der die
           gen [...]. Radierungen, Holzschnitte, Lithographien       einzelnen Gegenstände bis in die äußerste Ferne noch gut
           [...]. Leipzig, C. G. Boerner, 29.4.1931, Kat.-Nr. 66,    erkennen lässt.
           Abb. Tf. II                                                      Dieses unverwechselbare „Kobell-Licht“, das die aus
                                                                     hintereinander gelagerten Prospekten gebaute Bildwelt
                                                                     bestimmt, ist das auffälligste und eigenwilligste Merkmal
     Zwei fulminante Ausstellungen feierten die Wiederent-           des Künstlers: Der Vordergrund, der sich kobelltypisch als
     deckung des Biedermeier im neuen Jahrtausend: „The Spirit       kuppelartige Anhöhe ausformt, ist merkwürdig scharf aus-
     of an Age“ (Berlin/Washington, 2001) und „Die Erfindung der     geleuchtet und präsentiert sich als vorgelagerte Raumellipse,
     Einfachheit“ (Berlin/Wien/Paris/Milwaukee, 2007).               eine Art Bühne im Scheinwerferlicht. Sie ist die eigentliche
             Der frische Blick und die kluge Objektwahl (Malerei,    Stätte der Begegnung. Tiere und Menschen sind aufeinander
     Möbel, Glas, Porzellan, Silber) öffneten die Augen für Schön-   ausgerichtet, doch sind es vor allem die langen, schmalen
     heit und Modernität jener hochkultivierten Kunstrichtung, die   Schattenwürfe, die sie miteinander verbinden. Der Fern-
     dem nachnapoleonischen Europa eine neue ästhetische Vision      raum hingegen erscheint im allseitigen Freilicht. Die Zonen,
     verlieh. Die Wertschätzung der Materialien und ein neuer Sinn   in denen diese beiden Extreme zusammentreffen, zeigen
     für Praktikabilität verbanden sich mit einer anspruchsvollen    jenes Kombinationslicht, das die Gegenstände so merkwür-
     Suche nach schlichten und klaren Formen. Das Gegenmodell        dig entkörperlicht, ihnen aber eine Wirkung verleiht, die
     zum ausschweifenden Luxusstil des ausgehenden 18. Jahrhun-      über ihre Daseinsgröße hinausgeht.
     derts leistete sich eine neue, eine „moderne“ Bescheidenheit,          Das Erzielen einer solchen Wirkung, die kunstphiloso-
     die auf Qualität statt Quantität setzte.                        phischen Forderungen der Zeit entspricht, beruht bei Kobell
            Als einer der wichtigsten Maler des Biedermeier wur-     auf realen Beobachtungen: Das Kombinationslicht belebte
     de Wilhelm von Kobell mit Künstlern wie Hummel, Kersting        die damals beliebten Guckkästen (seitliches Kerzenlicht mit
     und Gaertner gewürdigt, deren Bedeutung in eine Reihe           dem reduzierten allseitigen Tageslicht der Stube). Das Studi-
     gestellt wurde mit den frühen Romantikern, aber auch den        um der Veränderung von Farbwerten in der Natur durch das
     deutschen Impressionisten und Symbolisten – bis hin zu den      Medium Luft war eine aktuelle und fortdauernde Herausfor-
     Künstlern des Bauhauses.                                        derung für die Maler des 19. Jahrhunderts. Schatten sind
            Unser Blatt zeigt den „späten“ Kobell, dessen reicher    schon bei Kobell keine Dunkelwerte mehr, sondern vertiefte
     künstlerischer Erfahrungsschatz in Komposition und Aus-         Farben. Dem gegenüber steht die artifizielle, kommaartige
     führung eingeflossen ist. Aufgewachsen im aufgeklärten          Strichführung in lockerer, fast „ostasiatischer“ Manier
     Künstlermilieu der kurpfälzischen Residenzstadt Mannheim        (Wichmann). Die teppichhafte Wiese des Vordergrundes ist
     (sein Onkel war Franz Kobell, vgl. Los 113 und 114), lebte      durch ein Pinselpunktsystem gegliedert, die Materie etwa in
     Wilhelm seit 1793 als Hofmaler in München. Ab 1815 entwi-       Form von Baumstümpfen porträthaft hervorgehoben.
     ckelte er mit dem „Begegnungsbild“ einen eigenen Bildtypus             Eine puristische, alles auf einen Nenner bringende
     und leistete damit einen bedeutenden Beitrag für die Kunst-     Formvorstellung wird über einen Oberflächenkult der Mate-
     geschichte des 19. Jahrhunderts.                                rialien zelebriert und zeigt zugleich eine vollendete Ord-
            Es handelt sich bei Kobells Begegnungsbildern vorwie-    nung: Allen Objekten und allen Erscheinungen im Naturraum
     gend um kleinformatige Gemälde und Aquarelle, die das           – Landschaft, Mensch, Tier – wird gleichberechtigt dieselbe
     Leben der Gegenwart in „zufälligen“ Zusammentreffen meist       Aufmerksamkeit zuteil. „Eine heitere Gegenwart“, so Kobells
     von Reitern, Jägern, Bauern und Tieren thematisieren - ohne     Zeitgenosse Adalbert Stifter, „soll alles umstrahlen und ver-
     jedoch im eigentlichen Sinn erzählerisch zu sein. Die Schau-    schönern.“                                         Anna Ahrens

                                                                                                                                       29
28
                                                      Grisebach — Frühjahr 2019
116   Deutsch, um 1800
                                                       Porträt eines Jünglings.
                                                             Öl auf Leinwand. Doubliert. 45,5 × 38 cm
                                                             (17 ⅞ × 15 in.). [3389] Gerahmt.

                                                       EUR 2.500–3.500
                                                       USD 2,810–3,930

                                                                                                        Originalgröße

     „Darum sauge dich voll, o Seele, voll Luft, Licht                                                                    Johann Christian
                                                                                                                        117
     und Sonnenschein, voll Formen und Bilder und                                                                       Reinhart
     trage einen reichen, nie alternden Schatz der                                                                      Hof 1761 – 1847 Rom

     glücklichsten Erinnerungen über den Berg und                                                                       Ideallandschaft mit Ziegenhirten. 1841
                                                                                                                              Öl auf Holz. 16,2 × 20,2 cm (6 ⅜ × 8 in.). Rückseitig mit

     seinen Wolkensteg nach Hause.“                                                                                           Pinsel in Schwarz signiert, bezeichnet und datiert:
                                                                                                                              Joh: Chr: Reinhart fec. Romae 1841. aetatis suae,
                 Karl Stieler, Italien - Eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna, 1876                                     anno 80mo. [3448] Gerahmt.

                                                                                                                        EUR 6.000–8.000
                                                                                                                        USD 6,740–8,990

                                                                                                                                                                                          31
30
                               Grisebach — Frühjahr 2019
118   Gustav F. Papperitz
     1813 – Dresden – 1861

     Blick von Civitella bei Olevano auf den Monte Serrone und          Der Betrachter blickt in den mittelalterlichen Klosterkreuz-
     die Volkser Berge.                                                 gang hinein, in das von Bäumen und blühenden Büschen – wohl
            Öl auf Papier auf Holz. 27,5 × 37,7 cm (10 ⅞ × 14 ⅞ in.).   Oleander – bestandene und durch die hochstehende Sonne
            Retuschen. [3153] Gerahmt.                                  erhellte Quadrat des Innenhofes hinüber auf die sich im rech-
                                                                        ten Winkel anschließende Seite des Kreuzgangs.
     EUR 2.500–3.500                                                            Rechts, im Durchblick durch die Doppelsäulen, ist die
     USD 2,810–3,930                                                    Apsis einer kleinen, sich an den Kreuzgang anschließenden
                                                                        Kapelle aus Bruchstein zu sehen. Zwischen den beiden vorde-
                                                                        ren Doppelsäulen befindet sich ein Durchgang in den Hof, über
                                                                        den man über drei flache Stufen gelangt. Im Hof fliegen zwei

     119   Franz Ludwig Catel                                           weiße Vögel, wohl Tauben. Rechts daneben sitzt auf einer Bank
                                                                        ein bärtiger Kartäusermönch in weißer Kutte und liest in einem
                                                                        Buch. Der rechte Bildrand zeigt eine geschlossene Wand mit
     Berlin 1778 – 1856 Rom                                                                                                                          Originalgröße
                                                                        einer Tür, die wohl zur erwähnten Kapelle führt; daneben ein
                                                                        Andachtsbild. Vor der Tür stehen zwei Pilger in brauner Klei-
     Im Klosterhof von San Domenico in Palermo. 1843                    dung, einer trägt einen Kreuzstab als Zeichen der Pilgerschaft.
           Öl auf Zinkblech. 17,5 × 13,8 cm (6 ⅞ × 5 ⅜ in.).            Beide scheinen im Begriff zu sein, die Kapelle zu betreten.             Die vorliegende kleinformatige Ölmalerei auf Zink-      trast zwischen Hof und Kreuzgang sowie die nur skizzierten
           Unten rechts monogrammiert und datiert: F. C. 43.                    Es handelt sich, wie oft bei Catel, um die Wiedergabe     blech stammt zweifellos von der Hand des Berliner Malers      Staffagefiguren der beiden stehenden Mönche in Rücken-
           Rückseitig auf einem Aufkleber mit Feder in Schwarz          eines konkreten Ortes, nämlich des Klosterkreuzgangs der          Franz Ludwig Catel, der ab Ende 1811 bis zu seinem Tod 1856   ansicht tragen eindeutig die Handschrift des erfahrenen
           (vom Künstler?) beschriftet: Im Klosterhof Franz Catel       Kirche San Domenico in Palermo. Am selben Standort hatte          in Rom lebte und arbeitete. Gegen Ende seines Lebens          Künstlers. Das Bild ist mit seiner freien und duftigen Pinsel-
           1843. Das Gemälde wird aufgenommen in das Werk-              bereits der Engländer William Leighton Leitch, der 1833–37        schuf er immer wieder bereits über Jahrzehnte erprobte        führung und dem kleinen Format wie eine plein air entstan-
           verzeichnis der Gemälde Franz Ludwig Catels von              in Italien war, den Kreuzgang gezeichnet. Leitchs Zeichnung       und höchst erfolgreiche Landschafts- und Architekturbilder    dene Ölstudie gestaltet, wird jedoch aufgrund des Bildträgers
           Dr. Andreas Stolzenburg, Hamburg (in Vorbereitung).          wurde dann von John Henry Le Keux um 1840 radiert. Catel          in verschiedensten Formaten, in denen Mönche in allen         Zinkblech eher als Erinnerungsbild für einen unbekannten
           [3066] Gerahmt.                                              war mehrfach selbst in Palermo (u. a. 1819), doch ist die         Varianten als Staffagefiguren eingesetzt wurden.              Romreisenden im römischen Atelier Catels an der Piazza di
                                                                        Motivwahl dem Stich bis auf die Anlage der mönchischen                  Sowohl die Pinselführung mit der partiell pastos auf-   Spagna entstanden sein. Die Beschriftung auf der Rückseite
     EUR 4.000–6.000                                                    Staffagefiguren so ähnlich, dass durchaus auch denkbar            getragenen Ölfarbe und den typischen streifigen Pinselpar-    des Zinkblechs könnte dabei der Handschrift nach durchaus
     USD 4,490–6,740                                                    wäre, dass die Radierung dem Künstler als Vorlage diente.         tien wie auch die Lichtführung mit ihrem Hell-Dunkel-Kon-     vom Künstler selbst stammen.              Andreas Stolzenburg

                                                                                                                                                                                                                                                                         33
32
                                                         Grisebach — Frühjahr 2019
120   Deutsch, 1817                                                                                                            121   Heinrich Reinhold
                                                                                                                                    Gera 1788 – 1825 Rom

     „Tasso-Eiche in Rom“. 1817                                     Das oben links auf Italienisch mit deutschem Datum bezeich-
           Bleistift auf Velin. 25,1 × 35,3 cm (9 ⅞ × 13 ⅞ in.).    nete Blatt hatte der Kunstkenner und Sammler Eugen Roth         Italienische Landschaft (Olevano).                              Den Sommer 1822 verbrachte Heinrich Reinhold in Olevano.
           Oben links bezeichnet und datiert: La Quercia di         dem begabten Johann Christoph Erhard zugeschrieben. Das                Bleistift und Pinsel in Grau, mit Rahmenlinie in Blei-   Ludwig Richter, der ebenfalls dort war, berichtet, wie
           Tasso. al Monastero di S. Honoffrio. d 27 Jan: 1817.     wohl authentische Datum macht eine solche Autorschaft                  stift, auf Transparentpapier. 24,4 × 33,2 cm             Reinhold „fast jeden Nachmittag, ohne sich von der Seite zu
           Unten links beschriftet: Tasso Eiche in Rom. [3214]      jedoch unwahrscheinlich: Erhard kam erst 1819 nach Rom, wo             (9 ⅝ × 13 ⅛ in.). Unten rechts im Rand (schwer lesbar)   rühren, bis spät zum Abend saß“. Dabei habe er „trefflich
     Provenienz                                                     er schon 1822 viel zu früh verstarb. Die qualitätvolle Zeich-          beschriftet: fra Reinhold – olevano – [?]. Kleine,       die Standorte zu wählen verstanden, wo sich das Motiv mit
           Ehemals Sammlung Eugen Roth, München                     nung, die mit dem 27. Januar 1817 den Tag genau benennt, an            sorgfältig restaurierte Randeinrisse. [3214]             Ferne, Vor- und Mittelgrund zu einem Ganzen zusammen-
                                                                    dem Goethes umsungene „Tasso-Eiche“ besucht wurde, mag          Provenienz                                                      schloß“. Zurück in Rom zeigte Reinhold den Künstlerkolle-
     EUR 2.500–3.500                                                ihren wahren Schöpfer also noch preisgeben.                            Ehemals Sammlung Eugen Roth, München                     gen vor Ort sein reiches Portefeuille der Zeichnungen, die in
     USD 2,810–3,930                                                                                                                                                                                der Serpentara entstanden waren – Schnorr von Carolsfeld,
                                                                                                                                    EUR 2.500–3.500                                                 Catel, alle waren voll Bewunderung.
                                                                                                                                    USD 2,810–3,930                                                       Die meist großformatigen Blätter aus Olevano sind
     Wir danken Prof. Dr. Hermann Mildenberger, Weimar,                                                                                                                                             Höhepunkte seiner Zeichenkunst. Vergleichbare Arbeiten fin-
     für freundliche Hinweise.                                                                                                                                                                      den sich etwa in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden,
                                                                                                                                    Wir danken Dr. Petra Kuhlmann-Hodick, Dresden und               Kupferstichkabinett (Inv. C 1963–1693) und in Privatbesitz
                                                                                                                                    Dr. Hinrich Sieveking, München, für freundliche Hinweise.       (Ausst. Kat. Spurenlese 2017, Nr. 78).

                                                                                                                                                                                                                                                                    35
34
                                                       Grisebach — Frühjahr 2019
122   Carl Wagner                                              Andreas Andresen in seiner Enzyklopädie „Die deutschen
                                                                    Maler-Radierer des 19. Jahrhunderts“ (1864–74).
     Roßdorf in der Rhön 1796 – 1867 Meiningen
                                                                           Tatsächlich hielten sich die Freunde insgesamt min-
                                                                    destens zehn Tage in Amalfi auf und füllten ihre Mappen mit
     „Amalfi“. 1823                                                 Zeichnungen und Ölstudien, die der Lauf der Zeit in Privat-
          Öl über Bleistift auf Bütten. 32,9 × 23,6 cm              sammlungen und Museen auf der ganzen Welt spülte. Einige
          (13 × 9 ¼ in.). Rückseitig unten rechts mit Bleistift     dieser Blätter aus Wagners Hand sind in einem Aufsatz von
          bezeichnet und datiert: Amalfi 30 Juli 23. Vergleiche     Otto H. Förster aus dem Jahr 1935 abgedruckt. Darunter
          Carl Wagners Ölstudie „Amalfi“ von 1823, in:              eine Ölstudie – „Amalfi. 1823“ –, die das Motiv unseres Blat-
          Otto H. Förster: Der Maler Carl Wagner.                   tes in ein Querformat überführt. Die sich nach vorn ausbrei-
          In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwis-       tenden Maueranbauten fehlen in diesem Zwillingsblatt, und
          senschaft, Band 2, Jg. 1935, S. 274-283, hier S. 280,     auch an anderen Stellen finden sich kleinere Abweichungen.
          Abb. 9. Drei kleine Randeinrisse. [3079]                  Das Querformat weist keine Partien unausgeführter Malerei
                                                                    auf und wirkt durch die Panorama-Perspektive insgesamt
     EUR 5.000–7.000                                                etwas konventioneller. Und doch stammen die beiden Blät-
     USD 5,620–7,870                                                ter unverkennbar aus der gleichen Hand.
                                                                           Mit dem Selbstverständnis eines Künstlers, der sich als
                                                                    Maler, nicht nur als Zeichner begreift, spürt Wagner dem süd-
     Wir danken Prof. Dr. Johannes Grave, Jena, und Prof. Dr.       lichen Farb- und Lichtklang nach, mischt in der für ihn cha-
     Helmut Börsch-Supan, Berlin, für die Bestätigung der           rakteristischen Weise Grün-Nuancen in die Schattenpartien
     Authentizität der Studie und für freundliche Hinweise.         und setzt strahlende Lichtsäume um Felsen und -Bäume,
                                                                    schmilzt den Himmel in zartestem Blau auf das Papier und
                                                                    nutzt sonnenwarmes Ocker und Braun, um die Architekturen
     Am 21. Oktober 1822, seinem ersten Tag in Rom, pochte dem      mit geradezu kubistisch anmutender Klarheit aufzuschichten.
     jungen Carl Wagner aus Dresden das Herz gewaltig, im           Die Studie „Amalfi. 1823“ sei „ein wirkliches Bild“, befand
     Anblick der Schönheiten, die sich vor seinen Augen ausbrei-    Förster, und dies gilt uneingeschränkt auch für unser Blatt:
     teten. „Endlich nach vieljährigem Sehnen, Hoffen und Wün-      „wunderbar reich ist dieses Bild ... mit seinen sich durch-
     schen ... In Rom! In Rom! Ist es denn wahr oder ein Traum?“,   kreuzenden Richtungen und Achsen, seinem phantastisch
     schreibt er in Erinnerung an diesen Moment. Seine ahnungs-     reizenden Spiel von Enthüllen und Verstecken“.
     vollen Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Wie für           Am 28. September traf die Reisegesellschaft wieder in
     seinen Herzensfreund Ludwig Richter und so viele andere        Rom ein, und Wagner führte seinen Freund Richter in die
     wurde das Italienerlebnis auch für Wagner zu einem Wende-      Technik der Malerei mit Öl auf Leinwand ein, die selbigem
     punkt, an dem all die „Rätselfragen an Kunst und Leben“        bis dahin noch fremd war. Bei aller Virtuosität, die Wagner
     (Ludwig Richter) eine vorläufige Antwort fanden (oder bei      auf diesem Gebiet an den Tag legte, waren es doch vor allem
     Sang und Wein im heiteren Zusammensein der Künstler            seine Ölstudien, die den jüngeren Richter schwärmerische
     zumindest temporär in Vergessenheit gerieten).                 Lobeslieder singen ließen, in die wir mit Blick auf die Amalfi-
           Wagner blieb insgesamt drei Jahre in Rom. Neben          Studie heute nur umso lauter einstimmen können: Wagner
     Richter gehörten dort Carl Götzloff, Heinrich Reinhold,        hielt „sich an die Natur und suchte das auf dem Papier zur
     Joseph Anton Koch, Ernst Ferdinand Oehme und Schnorr           Anschauung zu bringen, was in der Natur sein Auge sah und
     von Carolsfeld zu seinem engeren Kreis. Gemeinsam unter-       vor allem sein Herz erfreute. ... Der Eindruck dieser Studien-
     nahmen die Künstler Fahrten in die römische Campagna,          blätter ... war mir wie ein fernes Sternbild, nach dem man
     durchstreiften die Albaner und Sabiner Berge und bespra-       das Schifflein lenkt.“                      Frida-Marie Grigull
     chen die entstandenen Studien in einer wöchentlichen Ver-
     sammlung. Gut möglich, dass auch unser Blatt in diesem
     Plenum der Besten diskutiert wurde. Es datiert auf eine
     Reise an den Golf von Neapel, zu welcher der damals
     26-jährige Wagner im April 1823 (nicht im Mai 1823, wie in
     der Literatur fälschlich angegeben wird) in Begleitung von
     Götzloff, Florian Grosspietsch, Johannes Thomas aus Frank-
     furt und Maximilian Roch aus Breslau aufgebrochen war.
           „Der Vesuv ward bestiegen, eine Seefahrt nach Ischia
     gemacht, die Kunstschätze von Neapel in Augenschein
     genommen und der liebenswürdige, bescheidene alte Kniep
     besucht [der Goethe auf dessen legendäre „Italienische
     Reise“ begleitet hatte und dabei in Neapel hängengeblieben
     war]. Auf Capri und in Amalfi wurde fleissig gezeichnet, in
     Sorrent gemalt und Meerstudien gemacht“, überliefert

                                                                                                                                      37
36
                                                     Grisebach — Frühjahr 2019
Jean-Auguste-
     123
     Dominique Ingres
     Montauban 1780 – 1867 Paris

     Römische Straßenecke mit Bildhauerwerkstatt.
          Bleistift auf Velin. 21,8 × 28,8 cm (8 ⅝ × 11 ⅜ in.).
          Rückseitig oben in der Mitte mit Bleistift beschriftet:
          Jean Auguste Dominique Ingres (1780–1867). In der
          Ecke unten rechts von anderer Hand mit Bleistift
          beschriftet: Ingres?. Zwei leichte Knicke, etwas
          fleckig. Kleine Randmängel. [3087]
     Provenienz
          Privatsammlung, Norddeutschland

     EUR 10.000–15.000
     USD 11,200–16,900

     Die vorliegende Zeichnung dem Oeuvre Ingres zuzuordnen,          Gruppe gesellte sie den Notnamen „Maître des jardins de la
     mag auf den ersten Blick überraschen – nicht so auf den          Villa Medici“ bei (datiert auf vor 1816). Sie sind in der Tat
     zweiten. In unserer Vorstellung sind Ingres' Zeichnungen per-    steif, mit dem Lineal konstruiert und wirken seltsam leblos.
     fekt im Lineament, vollkommen in der Form, die endgültig zu      Eine zweite Gruppe bekam den Namen des „Maître aux
     sein scheint, keine Reuezüge, auch kein zeichnerisches           petits points“. Sie erscheint sehr viel überzeugender und ist
     Umkreisen, wie bei seinem Antipoden Delacroix.                   für uns von größtem Interesse. Denn auf diesen Zeichnungen
             Dieser Typus beherrscht die Ausstellungen und Buch-      finden sich Hunderte von kleinen Punkten - ein Phänomen,
     publikationen zu Ingres, gelegentlich begleitet durch einige     dessen Klärung relativ einfach ist:
     wenige, fast ausschließlich mit der Feder angelegte erste               Wie schon die etwas unnatürlich wirkenden Verkürzun-
     Ideenskizzen. Sie zielen, sehr im Gegensatz zu den ausgeführ-    gen, vor allem von Mauern, die sich vom Vordergrund bis in
     ten Bleistiftzeichnungen, nicht auf Schönheitlichkeit, im        den Hintergrund erstrecken, deutlich machen – sie wirken
     Gegenteil, sie entwickeln fortschreitend einen festen Typus,     wie mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen – , benutzte
     bei dem die Gegenstände bloß abstrahierend markiert sind.        Ingres optische Hilfsmittel, und zwar wohl primär die Camera
     Übersehen wird bei dieser Form der Präsentation der Zeich-       lucida. Während der Kasten der Camera obscura, wie sie
     nungen Ingres', dass es ungezählte zeichnerische Zwischen-       etwa Canaletto benutzt hat, einen festen Stand hat und der
     stufen gibt, Modell- oder Gewandstudien, Gegenstands-            Blick durch den Apparat auf eine milchige Platte projiziert
     aufnahmen, Reisenotizen. Sie haben benennbare Funktionen,        vom Künstler nachgezeichnet werden kann, (was zumeist
     können weiterverwendet werden, zielen nicht auf Vollendung.      einen etwas zittrigen Strich, aber auch gewisse optische Ver-
     Sie erscheinen selten auf dem Markt. Es genügt ein Blick in      zerrungen gegenüber dem unbewaffneten menschlichen
     den von George Vigne 1995 publizierten Bestandskatalog der       Auge bewirkt) ist die Camera lucida einfacher strukturiert,
     Zeichnungen Ingres' in Montauban. Er führt sage und schreibe     braucht allerdings in der Benutzung einige Übung.
     4505 Arbeiten auf, und die bei Weitem meisten gehören dem               Sie wurde 1806 von William Wollaston patentiert, war     Fenstern und Türen anwendet und der sich so offenbar nur         Zeichnung - die ansatzweise zu Figuren bearbeiteten großen
     genannten Zwischenbereich an.                                    aber schon einige Jahre früher in Gebrauch. Sie besteht aus     bei ihm findet. Ingres setzt einen Punkt unten rechts und        Steinblöcke vor der Werkstatt lassen auf eine solche schlie-
             Ingres ist primär Historien- und Porträtmaler/-zeich-    einem bloßen, auf einem Stab montierten Prisma, das das         einen oben links und kann so die genaue Erstreckung in Höhe      ßen. Entscheidend dabei ist eine winzige, etwas paradoxe
     ner, doch es gibt auch eine nicht unbeträchtliche Gruppe         Abbild des Gesehenen auf dem Zeichenbogen widerspie-            und Breite auch ohne den Blick durchs Prisma festhalten, wie     Eigenheit, die uns an den Rädern beider Zeichnungen
     von Landschaftszeichnungen, genauer von Stadtansichten.          gelt. Im Gegensatz jedoch zur Camera obscura, bei der der       auch auf der frontalen großen Häuserwand unserer Zeich-          begegnet: Der Nabe des jeweiligen Rades ist eine winzige
     Sie entstehen so gut wie ausschließlich in Italien, überwie-     identische Blick problemlos erneut eingenommen werden           nung zu sehen ist.                                               Spiralform eingeschrieben, als wollte der Künstler die
     gend in Rom. 1806, nach drastischer Kritik an seinen stark       kann, ist der Blick durch das Prisma der Camera lucida                Doch es gibt weitere Phänomene auf dieser Zeichnung,       Beweglichkeit des Rades andeuten.
     stilisierten Porträts, reiste er nach Rom, um seine Studien in   durch die leichteste Abweichung verzerrt. Es kommt also         die sich so nur bei Ingres finden: etwa die sonderbaren                Das Motiv ist so ungewöhnlich, dass Ingres sich hier
     der Villa Medici fortzusetzen, und blieb – bis 1820. Von 1820    darauf an, exakt die immer gleiche Position vor dem auf-        Schwärzungen, die Schattenzonen andeuten sollen und sich         geradezu „verraten“ zu haben scheint. Betrachtet man
     bis 1824 hielt er sich in Florenz auf, um dann nach Paris        zunehmenden Gegenstand einzunehmen. Um dies tun zu              wiederholt starkem Druck des Bleistifts verdanken. Dutzend-      zudem, wie Ingres Leitersprossen zeichnet, wie er halbrun-
     zurückzukehren. Als 1834 erneut ein Salonbeitrag von der         können, ist es für die Wiedergabe insbesondere von Archi-       fach lassen sie sich in seinem Oeuvre nachweisen (vgl. Best.     de Dachziegeln andeutet oder – auf unserer Zeichnung ganz
     Kritik abgelehnt wurde, bewarb er sich enttäuscht an der         tekturen und ihren Details hilfreich, die jeweilige Erstre-     Kat. Montauban. Nr. 2187, 2828, 2920, bes. 3083). Betrachten     unten links – auf Holztüren Beschläge zeichnet, winzige
     Académie de France in Rom und wurde ab 1835 deren Direk-         ckung etwa einer Häuserkante oder eines Fensterrahmens          wir zudem eine späte Zeichnung von 1839, die Raffaels            Schatten durch Verstärkung des Bleistiftstriches an oberen
     tor in der Villa Medici. In der ersten Phase bis 1824, kaum in   beim ersten Blick oben und unten mit einem Punkt zu mar-        Geburtshaus in Urbino darstellt (Nr. 3138), fällt neben besag-   und vor allem unteren Rändern von Türen markiert, dann
     der Villa Medici installiert, begann er mit zeichnerischen       kieren und so den identischen Blick wieder zu erreichen.        ten Phänomenen außerdem ein großes, auf eine Unterlage           scheint es wenig Zweifel an der Authentizität unserer Zeich-
     Aufnahmen seines unmittelbaren Umfelds. Die Forschung            Dieses Punktesystem findet sich auch auf unserer Zeich-         montiertes Holzrad ins Auge, das so gut wie identisch ist mit    nung geben zu können. Sie dürfte eine entschiedene Berei-
     hat sich mit diesen Zeichnungen schwergetan. Einer ersten        nung – ebenso wie ein Trick, den Ingres bei der Fixierung von   dem Wagenrad der Karre vor der Bildhauerwerkstatt unserer        cherung von Ingres' Oeuvre darstellen.        Werner Busch

                                                                                                                                                                                                                                                                      39
38
                                                      Grisebach — Frühjahr 2019
Sie können auch lesen