5 Arbeitsmarkt und Verdienste - Auszug aus dem Datenreport 2021 - Bundesinstitut für ...

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Arbeitsmarkt
und Verdienste
Auszug aus dem
Datenreport 2021

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Arbeitsmarkt
und Verdienste
                          Erwerbsarbeit spielt in Deutschland so­       Erwerbsbeteiligung. Für materiellen
5.1                       wohl in gesellschaftlicher als auch in in­    Wohlstand sind das Schaffen und Erhal­
Arbeitsmarkt              dividueller Hinsicht eine zentrale Rolle.
                          Unbestritten wird Arbeit als Hauptquelle
                                                                        ten von Arbeitsplätzen wichtige Voraus­
                                                                        setzungen. Dementsprechend groß ist
                          zur Sicherung des Lebensunterhalts gese­      auch die öffentliche und politische Dis­
Christian Wingerter       hen. Nicht minder wichtig ist die Bedeu­      kussion um die Zukunft der Arbeitswelt.
                          tung, die der ausgeübte Beruf und die be­         Die weiterhin voranschreitende Glo­
                          ruf liche Stellung für das persönliche        balisierung und technische Entwicklung,
Statistisches Bundesamt
                          Selbstverständnis und die gesellschaft­       die Digitalisierung der Arbeitswelt, der
(Destatis)
                          liche Position haben. Für viele ist Arbeit    demografische Wandel, veränderte Be­
                          ein wichtiger Teil der persönlichen           schäftigungsformen, aber auch veränder­
                          Selbstentfaltung. Immer mehr Frauen           te persönliche Ansprüche der Menschen
                          sind erwerbstätig und die Erwerbsbeteili­     an ihre Arbeit und deren Vereinbarkeit
                          gung älterer Menschen steigt. Damit ist       mit dem Privatleben werfen viele Fragen
                          für einen noch größeren Teil der Bevöl­       auf. Im Vordergrund stehen heute auf der
                          kerung Erwerbsarbeit ein wesentlicher         einen Seite die zunehmende Heterogeni­
                          Teil des Alltags. Erwerbslosigkeit ist um­    tät der Erwerbsformen, deren Auswir­
                          gekehrt nicht nur in finanzieller Hinsicht,   kung auf die Normalarbeitsverhältnisse
                          sondern auch wegen der gesellschaft­          und die Frage, inwieweit Erwerbsarbeit
                          lichen Stigmatisierung ein Problem. Die       noch existenzielle Absicherung garantie­
                          mit ihr einhergehenden Einkommensver­         ren kann. Auf der anderen Seite wird vor
                          luste zwingen meist nicht nur zum Kon­        dem Hintergrund des demografischen
                          sumverzicht, sondern führen zu einer          Wandels ein zunehmender Fachkräfte­
                          eingeschränkten Teilnahme am gesell­          mangel befürchtet und diskutiert, inwie­
                          schaftlichen Leben für die Erwerbslosen       weit ungenutztes beziehungsweise zusätz­
                          und alle von ihnen abhängigen Personen.       liches Arbeitskräftepotenzial aktiviert
                          Eine auf den Arbeitsmarkt bezogene Per­       werden könnte. In der zurückliegenden
                          spektivlosigkeit kann darüber hinaus          lang anhaltenden Phase hoher Beschäfti­
                          persönliche Krisen auslösen.                  gungszahlen und niedriger Arbeitslosig­
                              Ebenso groß ist die Bedeutung der         keit richtete sich die Aufmerksamkeit zu­
                          Erwerbsarbeit auf gesellschaftlicher Ebe­     dem stärker auf qualitative Aspekte der
                          ne. Das Steuersystem und die Sozialversi­     Arbeit. Für viele Menschen hat sich Arbeit
                          cherungssysteme finanzieren sich über         als Lebensgrundlage und Konstante im

                                                                                                                     149
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste   5.1 / Arbeitsmarkt

      Alltag durch die Auswirkungen der Corona­              u Info 1

      pandemie teils deutlich geändert oder ist              Arbeitsmarkt: Statistische Begriffe und Konzepte
      ganz weggebrochen. Auch die Auswir­                    Die Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes folgt dem Labour-Force-Konzept
      kungen auf Staat, Wirtschaft und Gesell­               der International Labour Organization (ILO), das internationale Vergleiche von Arbeits-
                                                             marktdaten ermöglicht. Erwerbstätig im Sinne der ILO-Definition ist jede Person ab
      schaft sind gravierend. Mehr dazu ist in               15 Jahren, die gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit arbeitet oder
      Kapitel 14, Seite 463 zu finden.                       unbezahlt in einem Familienbetrieb mithilft, unabhängig vom zeitlichen Umfang. Wer sich
                                                             in einem Beschäftigungsverhältnis befindet, aber im Berichtszeitraum vorüber­g ehend
                                                             nicht gearbeitet hat, gilt auch als erwerbstätig.
       5.1.1 Die amtliche
      Arbeitsmarktstatistik                                  Erwerbstätige in Vollzeit sind Personen, deren regelmäßige Arbeitszeit der im Betrieb
                                                             beziehungsweise Wirtschaftszweig üblichen vollen Wochenarbeitsstundenzahl entspricht.
      Das Statistische Bundesamt erstellt Sta­               Teilzeit ist jede Arbeitszeit, die weniger Stunden als die Arbeitszeit der Vollzeitkräfte im
       tistiken, mit denen das erwerbsstatisti­              gleichen Betrieb oder Wirtschaftszweig umfasst.
       sche Gesamtsystem betrachtet und analy­               Als erwerbslos gilt jede Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, die im Berichtszeitraum
       siert werden kann. Es berechnet bezie­                nicht erwerbstätig war und in den vier Wochen vor der Befragung aktiv nach einer Tätig-
                                                             keit gesucht hat. Auf den zeitlichen Umfang der gesuchten Tätigkeit kommt es dabei
       hungsweise erhebt dazu unter anderem                  nicht an. Die Person muss in der Lage sein, eine neue Arbeit innerhalb von zwei Wochen
       die Zahl der Erwerbstätigen und der Er­               aufzunehmen. Die Arbeitssuche muss dabei nicht über die Agentur für Arbeit oder einen
      werbslosen nach dem Konzept der Inter­                 kommunalen Träger laufen. Fasst man Erwerbslose und Erwerbstätige zusammen, spricht
                                                             man von Erwerbspersonen. Die verbleibende Gruppe, die nach diesem Konzept weder
       nationalen Arbeitsorganisation (ILO).                 erwerbstätig noch erwerbslos ist, wird Nichterwerbspersonen genannt.
      Dazu führt es jährlich gemeinsam mit
                                                             Arbeitslose sind Personen, die bei der Bundesagentur für Arbeit als solche registriert sind
       den Statistischen Ämtern der Länder die               und sozialgesetzlichen Vorgaben entsprechen. Daher beeinflussen auch Änderungen im
      Arbeitskräfteerhebung der Europäischen                 Sozialgesetzbuch die Zahl der Arbeitslosen, zum Beispiel die umfassenden Änderungen
      Union durch, die in der Haushaltsbe­                   im Rahmen des sogenannten Hartz-IV-Gesetzes im Jahr 2003. Registrierte Arbeitslose
                                                             dürfen bis zu 15 Stunden je Woche arbeiten, ohne ihren Status zu verlieren. Aus den unter-
       fragung Mikrozensus integriert ist. Die               schiedlichen Konzepten folgt, dass es Personen gibt, die zwar im Sinne der ILO-Definition
      Daten aus dem Mikrozensus sind eine                    erwerbslos sind, bei der Bundesagentur für Arbeit aber nicht als arbeitslos zählen. Der
                                                             umgekehrte Fall ist auch möglich.
      wichtige Grundlage der Arbeitsmarktsta­
       tistik. Sie ermöglichen tiefergehende Un­
       tersuchungen zum Erwerbsstatus und zur
      Arbeitssuche nach soziodemografischen
      Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder
                                                             u Info 2
      Bildungsstand. Die Statistiken der Bun­
                                                             Erwerbstätigenrechnung und Mikrozensus
       desagentur für Arbeit, aus denen auch
                                                             Die Erwerbstätigenrechnung betrachtet die Beschäftigung im Kontext der gesamtwirt-
       die monatlichen Arbeitslosenzahlen                    schaftlichen Entwicklung. Dabei wird zwischen Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutsch-
       stammen, basieren vorwiegend auf Ver­                 land (Inländerkonzept) und Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept)
      waltungsdaten, die im Zuge der Arbeits­                unterschieden.
      vermittlung und Leistungserbringung für                Bei der Berechnung der Erwerbstätigenzahl stützt sich die Erwerbstätigenrechnung auf
      Arbeitslose und Kurzarbeitende anfallen.                ­e ine Vielzahl von Daten, um möglichst alle verfügbaren Informationen in die Schätzung ein-
                                                             fließen zu lassen. Im Rahmen des Mikrozensus wird eine repräsentative Stichprobe
           Die einzelnen Statistiken unterschei­             von Haushalten in Deutschland befragt. Die Ergebnisse des Mikrozensus eignen sich zur
       den sich nicht nur in den Erhebungsme­                Beantwortung sozialpolitischer und sozialwissenschaftlicher Fragen. Obwohl im Mikro­
       thoden, sondern auch in den zugrunde                  zensus und in der Erwerbstätigenrechnung das Konzept der Internationalen Arbeitsorgani-
                                                              sation (ILO) zur Bestimmung der Erwerbstätigen angewendet wird (siehe Info 1), entstehen
       liegenden Konzeptionen und Begriffs­                   bei den Ergebnissen Abweichungen. Diese sind vor allem auf die methodischen und
       abgrenzungen. Oftmals werden in der                   ­organisatorischen Unterschiede zwischen beiden Statistiken zurückzuführen. Zum einen
                                                              ist die Arbeitskräfteerhebung als Teil des Mikrozensus durch die Stichprobenerhebung mit
      ­Öffentlichkeit beispielsweise die Begriffe
                                                              einer gewissen Unschärfe belastet. Zum anderen weicht die Definition der Internationalen
      Erwerbslose und Arbeitslose synonym                    Arbeitsorganisation zur Erwerbstätigkeit deutlich vom Alltagsverständnis der Befragten ab,
      verwendet. Tatsächlich stecken dahinter                 da zum Beispiel bezahlte Tätigkeiten bereits ab einem Umfang von einer Stunde je Woche
                                                               als Erwerbstätigkeit zu erfassen sind. Im Mikrozensus kann dies zu einer Untererfassung
       unterschiedliche Konzepte, mit denen                  führen, wenn Befragte zum Beispiel kleinere Nebentätigkeiten nicht angeben, weil sie sich
      Personengruppen beschrieben werden,                     hauptsächlich als Rentnerinnen oder Rentner, Arbeitslose, Hausfrauen oder Hausmänner
       die nur teilweise identisch sind. u Info 1, Abb 1      beziehungsweise Studierende verstehen.
           Die in diesem Kapitel vorgestellten                Die Erwerbstätigenrechnung geht methodisch anders vor und greift im Bereich kleinerer
      Ergebnisse des Statistischen Bundes­                   Tätigkeiten überwiegend auf die Angaben aus den gesetzlich vorgeschriebenen
                                                               ­M eldungen zur geringfügigen Beschäftigung (Minijob) zurück. Aufgrund dieser erhebungs-
       amtes stützen sich auf zwei Quellen: die                 methodischen Unterschiede zwischen beiden Statistiken liegen die Ergebnisse für
      Erwerbstätigenrechnung aus den Volks­                   ­Erwerbspersonen und Erwerbstätige aus dem Mikrozensus auf einem insgesamt
      wirtschaftlichen Gesamtrechnungen                         ­n iedrigeren ­N iveau. Längerfristige Trends beider Statistiken zeigen dabei jedoch in die
                                                             ­gleiche Richtung.
      (VGR) und den Mikrozensus. u Info 2

150
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5

u   Abb 1    Ausgewählte Begriffe und Datenquellen zum Arbeitskräfteangebot und zur Arbeitskräftenachfrage

                                                                                                     Begriffe

                                                                Arbeitskräfteangebot                                                                           Arbeitskräftenachfrage

                               Nichterwerbspersonen                                               Erwerbspersonen                                                    Arbeitsstellen

                        sonstige
                                                     Stille Reserve                                                                                          besetzte                         offene
                     Nichterwerbs-                                                Erwerbslose                    Erwerbstätige
                                                                                                                                                              Stellen                         Stellen
                       personen

                                                  verfüg-        arbeit-
                  ohne             mit                                                                      Unter-
                                                    bar,        suchend,
                 Arbeits-        Arbeits-                                                                beschäftigte
                                                   nicht          nicht
                 wunsch          wunsch
                                                  arbeit-        verfüg-
                                                 suchend           bar                                   Teil-      Voll-
                                                                                                         zeit       zeit

                                                        ungenutztes Arbeitskräftepotenzial

                                                                                                     Statistiken

                                                                                                                                                                          Statistik der gemeldeten
                        Statistiken aus Mikrozensus / Arbeitskräfteerhebung                                                                                                     Stellen und des
                                                                                                                                                                          ­g esamt­wirtschaftlichen
                                                                                                                       Erwerbstätigenrechnung                                  ­S tellenangebots
                                                                                                                         (ETR als Teil der VGR)                                      (BA / IAB)
                                                                                                                                           Personalstand-
                              Zensus / Laufende Bevölkerungsstatistiken
                                                                                                                                              statistik ¹

                                          Arbeitslosenstatistik (BA)                                      Beschäftigungs-                  Wirtschaftsbe-
                                                                                                           statistik (BA)                 reichsstatistiken ²

                                                                                                           Arbeitsvolumen-                    Geschäfts­
                                                                                                            rechnung (IAB)                    statistiken ³

                                                                                                           Verdienst- und Arbeitskostenstatistiken

     ETR = Erwerbstätigenrechnung, VGR = Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, BA = Statistik der Bundesagentur für Arbeit, IAB = Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Forschungseinrichtung
     der Bundesagentur für Arbeit).
     1 Daten zum Personal des öffentlichen Dienstes.
     2 Zum Beispiel Monatsbericht im Bauhauptgewerbe.
     3 Zum Beispiel Geschäftsstatistiken über den Personalbestand von Deutsche Bahn AG oder Deutsche Post AG.

5.1.2 Entwicklung der Erwerbs­                                       werbspersonen davor weitestgehend stag­                                mit 40,0 Millionen ging die Erwerbstäti­
tätigkeit und Erwerbslosigkeit                                        niert hatte. Seit 2011 ist wieder eine etwas                           genzahl parallel zur wirtschaftlichen
Im Jahr 2019 gab es in Deutschland durch­                             stärkere Zunahme zu beobachten. u Tab 1                               Entwicklung erneut leicht zurück, blieb
schnittlich rund 46,5 Millionen Erwerbs­                                  Betrachtet man allein die Erwerbs­                                 aber deutlich über dem Niveau von 1993.
personen mit Wohnort in Deutschland.                                  tätigen, zeigen sich wirtschaftliche Ent­                             Seit 2006 ist wieder ein klarer Aufwärts­
Von ihnen waren 45,1 Millionen erwerbs­                              wicklungen deutlicher: Nach der deut­                                  trend erkennbar. Selbst die deutlich
tätig und 1,4 Millionen erwerbslos. Im                                schen Vereinigung war die Zahl der                                    ­negative wirtschaftliche Entwicklung in
Vergleich zu 1991 ist die Zahl der Erwerbs­                          ­Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutsch­                             Deutschland nach der Finanzmarkt- und
personen um etwa 5,4 Millionen gestiegen.                             land (Inlandskonzept) rückläufig, bis sie                             Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/2009
Zuwächse gab es vor allem im Zeitraum                                1993 auf einen Tiefstand von 37,9 Millio­                              führte lediglich zu einer verlangsamten
1996 bis 2005, während die Zahl der Er­                               nen sank. Nach einem Hoch im Jahr 2000                                Zunahme der Erwerbstätigenzahl.

                                                                                                                                                                                                           151
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste                 5.1 / Arbeitsmarkt

      u   Tab 1      Erwerbspersonen, Erwerbstätige und Erwerbslose                                                                            Der Anstieg der Zahl der Erwerbstäti­
                       Erwerbspersonen                 Erwerbstätige                Erwerbslose               Erwerbslosenquote ¹
                                                                                                                                           gen relativiert sich, wenn man sie mit der
                                                                                                                                          Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden,
                                                        in Millionen                                                      in %
                                                                                                                                           dem sogenannten Arbeitsvolumen, ver­
          1991                  41,10                        38,93                        2,17                             5,3             gleicht. Im Jahr 2019 leisteten die Er­
          1996                  41,45                         37,98                       3,47                             8,4             werbstätigen in Deutschland 62,7 Milli­
          2001                  42,78                        39,72                        3,06                             7,2             arden Arbeitsstunden. Im Jahr 1991 hatte
          2006                  43,62                        39,52                        4,10                             9,4             das geleistete Arbeitsvolumen bei
          2011                  43,90                         41,50                       2,40                             5,5             60,4 Milliarden Stunden gelegen und war
          2016                  45,33                        43,55                        1,77                             3,9             dann, teilweise bedingt durch Umstruktu­
          2019                  46,48                        45,10                        1,38                             3,0             rierungsprozesse der Wirtschaft in Ost­
      1 Erwerbslosenquote: Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen.                                                                 deutschland, nach und nach zurückgegan­
      Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inländerkonzept; Stand Februar 2020); Erwerbslose: Arbeitskräfteerhebung
                                                                                                                                           gen. Seit 2005 (56,3 Milliarden Arbeits­
                                                                                                                                           stunden) ist die Zahl stetig gestiegen und
      u Abb 2 Erwerbstätige, geleistete Arbeitsstunden insgesamt                                                                           wurde lediglich durch einen Rückgang
      und je Erwerbstätigen — 1991 = 100                                                                                                   während der Finanzmarkt- und Wirt­
                                                                                                                                           schaftskrise im Jahr 2009 unterbrochen.
            120                                                                                                                                Ein anderer wesentlicher Faktor für
                                                                                                                                           den damaligen Rückgang des Arbeitsvo­
                                                                                                                                           lumens sind die je Erwerbstätigen und
                                                                                                                                          Jahr geleisteten Arbeitsstunden. Diese
                                                                                                                                           sind in den zurückliegenden Jahren immer
            100                                                                                                                            weiter gesunken. Auch wenn vor allem
                                                                                                                                           im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts
                                                                                                                                           kurzfristig ein Anstieg zu verzeichnen
                                                                                                                                           war, sanken sie 2019 auf den niedrigsten
                                                                                                                                          Wert seit der deutschen Vereinigung. Im
             80                                                                                                                           Jahr 1991 leistete eine Erwerbstätige be­
               1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019                                                  ziehungsweise ein Erwerbstätiger noch
                      Erwerbstätige            Arbeitsvolumen             Arbeitsstunden je Erwerbstätigen
                                                                                                                                           rund 1 554 Arbeitsstunden je Jahr,
                                                                                                                                          ­während es 2019 nur noch 1 386 Stunden
           Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inlandskonzept; Stand: Februar 2020)                                                       waren. Dies entspricht einem Rückgang
           Quelle für geleistete Arbeitsstunden: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA)
                                                                                                                                          von 11 %. Ein wesentlicher Grund für
                                                                                                                                           diese Entwicklung war die zunehmende
                                                                                                                                           Zahl der in Teilzeit arbeitenden Erwerbs­
                                                                                                                                           tätigen – darunter insbesondere viele
      u   Abb 3      Erwerbslosenquote — in Prozent
                                                                                                                                           Frauen. u Abb 2
                                                                                                                                               Die Zahl der Erwerbslosen (siehe Ta­
             12                                                                                                                            belle 1) verzeichnete in den vergangenen
                                                                                                                                          Jahren zwei Phasen deutlicher Anstiege:
             10
                                                                                                                                           Zwischen 1991 und 1997 stieg sie von
                 8                                                                                                                         2,2 Millionen auf 3,8 Millionen sowie
                                                                                                                                           zwischen 2001 und 2005 von 3,1 Millio­
                 6
                                                                                                                                           nen auf 4,5 Millionen Personen. Die da­
                 4                                                                                                                         zwischenliegende konjunkturelle Auf­
                 2
                                                                                                                                           schwungsphase führte die Erwerbslosig­
                                                                                                                                           keit nicht auf ihr ursprüngliches Niveau
                 0                                                                                                                         von Anfang der 1990er-Jahre zurück. Seit
                  1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019
                                                                                                                                           2006 sank die Erwerbslosenzahl jährlich,
           Erwerbslosenquote: Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen.                                                              lediglich unterbrochen durch einen
           Datenbasis: Arbeitskräfteerhebung und Erwerbstätigenrechnung (Inländerkonzept)
                                                                                                                                           ­geringfügigen Anstieg im Jahr 2009.
                                                                                                                                           Im Jahr 2010 lag die durchschnittliche

152
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5

Erwerbslosenzahl erstmals seit 1992 wie­            u Abb 4 Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren

 der unter 3 Millionen. Bis 2019 hat sie            — in Prozent
 sich weiter deutlich verringert und lag bei
1,4 Millionen Personen. Damit ist das
                                                                                                                       73,1            73,8             74,4            74,5
­Niveau von 1991 deutlich unterschritten.                                                             70,2
                                                                                     66,8
Die Erwerbslosenquote sank 2019 auf den                               61,3
 tiefsten Stand seit der deutschen Vereini­
 gung, im Jahresdurchschnitt lag sie bei
3,0 %. Die Zahl der registrierten Arbeits­                     35,6
                                                                               31,0
                                                                                                 28,0
 losen wies im Vergleich zur Zahl der Er­                                                                       25,3            24,6             24,2              24,1
werbslosen einen ähnlichen Verlauf auf,
 allerdings auf einem höheren Niveau (sie­                   3,0              2,1               1,8           1,7              1,6              1,4              1,3
 he auch Tabelle 4, Seite 161). u Abb 3
                                                                1991               1996           2001           2006               2011          2016             2019

  5.1.3 Erwerbstätige nach                                   primärer Sektor              sekundärer Sektor         tertiärer Sektor

­Wirtschaftsbereichen und
                                                         Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inlandskonzept; Stand: Februar 2020)
  Berufsgruppen
Die Verteilung der Erwerbstätigen mit
Arbeitsort in Deutschland auf die Wirt­
  schaftsbereiche des primären (Land- und
                                                    u   Abb 5      Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2019 — in Prozent
Forstwirtschaft, Fischerei), sekundären
(Produzierendes Gewerbe) und tertiären
                                                                                                                                   Land- und Forst-
  Sektors (Dienstleistungen) zeigt im lang­                                                                                     wirtschaft, Fischerei
  fristigen Zeitverlauf die großen struktu­                        sonstige                                                                           1,3
  rellen Veränderungen unserer Wirtschaft.                         Dienstleister

Neue Produktions- und Fertigungsver­                               6,7                                                                     Produzierendes Gewerbe
                                                                                                                                                 ohne Baugewerbe
  fahren, zunehmende Automatisierung,                              Öffentliche Dienstleister,
                                                                                                                                                                 18,5
Digitalisierung und Rationalisierung                               Erziehung, Gesundheit
  ­s owie die veränderte Nachfrage nach                            25,0                                                                                        Baugewerbe
                                                                                                              45,2 Millionen
 ­Gütern und Dienstleistungen haben zu                                                                        Erwerbstätige                                             5,6
  einer erheblichen Umverteilung der Er­                           Finanzierung, Immobilien,                                                    Handel, Verkehr,
werbstätigen und damit auch zu einem                               Unternehmensdienstleister                                                      Gastgewerbe
   gesellschaftlichen Wandel geführt.                              17,2                                                                                         22,6
       Am stärksten zurückgegangen ist die                                                                                           Information und
                                                                                                                                     Kommunikation
Zahl der Erwerbstätigen in den vergange­
                                                                                                                                                  3,0
  nen eineinhalb Jahrhunderten im primä­
                                                         Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inlandskonzept, Stand: Februar 2020)
  ren Sektor: Im Jahr 2019 war laut Er­
werbstätigenrechnung nur noch gut 1 %
   aller Erwerbstätigen dort beschäftigt. Im
  sekundären Sektor arbeitete knapp ein
Viertel aller Erwerbstätigen, im tertiären
  Sektor dagegen drei Viertel. u Abb 4           onen mehr als dreimal so viele Personen                            gen, Bildungseinrichtungen und das Ge­
       Die Zahl der Erwerbstätigen im Produ­     tätig wie im sekundären Sektor. Seit 2009                          sundheits- und Sozialwesen. Annähernd
  zierenden Gewerbe stieg im Zuge der In­        ist die Zahl der im Dienstleistungssektor                          genauso viele Erwerbstätige (10,2 Millio­
  dustrialisierung parallel zur Abnahme im       Tätigen um 3,6 Millionen angestiegen.                              nen) arbeiteten in den Wirtschaftsberei­
Agrarbereich. Seit Mitte der 1960er-Jahre            Innerhalb des Dienstleistungssektors                           chen Handel, Verkehr und Gastgewerbe.
  ist auch sie rückläufig. Im Jahr 2019 arbei­   kam 2019 den Wirtschaftsbereichen Öf­                              Zum Handel zählen sowohl Groß- als
  teten 10,9 Millionen Erwerbstätige im Pro­     fentliche Dienstleistungen, Erziehung und                          auch Einzelhandel. Der Abschnitt Verkehr
  duzierenden Gewerbe, darunter 7,8 Milli­       Gesundheit mit 11,3 Millionen Erwerbstäti­                         umfasst alle Erwerbstätigen, die mit dem
  onen im Verarbeitenden Gewerbe und             gen die größte Bedeutung zu. Dazu zählen                           Verkehr zu Lande, auf dem Wasser oder in
2,6 Millionen im Baugewerbe. Im Dienst­          unter anderem die öffentliche Verwaltung,                          der Luft zu tun haben, aber auch Speditio­
  leistungssektor waren 2019 mit 33,7 Milli­     Polizei und Feuerwehr, Sozialversicherun­                          nen, Post- und Kurierdienste. u Abb 5

                                                                                                                                                                               153
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste        5.1 / Arbeitsmarkt

      u   Tab 2    Erwerbstätige Frauen und Männer in den zehn am stärksten                                    der insgesamt gestiegenen Erwerbsquote.
      besetzten Berufsgruppen 2019                                                                             Ein differenzierter Blick auf die Erwerbs­
                                                                                  Erwerbstätige in 1 000
                                                                                                               beteiligung einzelner Altersgruppen zeigt
                                                                                                               eine deutliche Zunahme der Erwerbsquo­
          Frauen
                                                                                                               ten für die 55- bis 59-Jährigen sowie die
           1 Büro und Sekretariat                                                        1 589
                                                                                                               60-bis 64-Jährigen. Sie stiegen zwischen
           2 Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege                               1 409                 2009 und 2019 um 8 beziehungsweise
           3 Verkauf (ohne Produktspezialisierung)                                       1 219                 22 Prozentpunkte, was vermutlich die
           4 Unternehmensorganisation und -strategie                                     1 218                 deutlich reduzierten Möglichkeiten einer
           5 Reinigung                                                                   1 022                 frühen Verrentung widerspiegelt. Die Er­
           6 Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe              952                  werbsquote der 65- bis 69-Jährigen, von
           7 Verwaltung                                                                   899                  denen die meisten das Rentenalter er­
           8 Arzt- und Praxishilfe                                                        686
                                                                                                               reicht haben, ist ebenfalls deutlich um
           9 Lehrtätigkeit an allgemeinbildenden Schulen                                  604
                                                                                                               10 Prozentpunkte auf 18 % angestiegen.
                                                                                                               Selbst unter den 70- bis 74-Jährigen waren
          10 Altenpflege                                                                  602
                                                                                                               8 % am Erwerbsleben beteiligt, was mehr
          Männer
                                                                                                               als einer Verdoppelung des Anteils seit
           1 Maschinenbau- und Betriebstechnik                                           1 456
                                                                                                               2009 entspricht. Die am Arbeitsmarkt ak­
           2 Lagerwirtschaft, Post und Zustellung, Güterumschlag                         1 158
                                                                                                               tivste Altersgruppe im Jahr 2019 waren
           3 Unternehmensorganisation und -strategie                                     1 137                 die 45- bis 49-Jährigen mit einer Er­
           4 Fahrzeugführung im Straßenverkehr                                            946                  werbsquote von 90 %. u Abb 6
           5 Elektrotechnik                                                               568                      Die Erwerbsbeteiligung in den neuen
           6 Fahrzeug-, Luft-, Raumfahrt- und Schiffbautechnik                            563                  Ländern und Berlin lag 2009 mit 79 % für
           7 Geschäftsführung und Vorstand                                                532                  die 15- bis 64-Jährigen noch 4 Prozent­
           8 Technische Produktionsplanung,-steuerung                                     529                  punkte über derjenigen im früheren Bun­
           9 Verkauf (ohne Produktspezialisierung)                                        523                  desgebiet (75 %). Im Jahr 2019 hatte sich
          10 Hochbau                                                                      478
                                                                                                               diese weiter angeglichen und lag nun bei
                                                                                                               80 % in den neuen Ländern und Berlin
      Datenbasis: Mikrozensus
                                                                                                               sowie bei 79 % im früheren Bundesgebiet.
                                                                                                               Ursache für die langfristige Angleichung
                                                                                                               war vor allem die stärker steigende Er­
          Der Wandel der Wirtschaftsstruktu­                      und 74 Jahren. Im Jahr 2019 lag diese fast   werbsbeteiligung von Frauen in West­
      ren, aber auch neue Formen der Arbeits­                     5 Prozentpunkte höher als 2009; damit        deutschland. Ihre Erwerbsquote stieg in
      organisation und Fertigungsverfahren                        war die Erwerbsquote so hoch wie noch        dem Zehnjahreszeitraum um fast 5 Pro­
      haben viele Berufe und Berufsfelder im                      nie seit der deutschen Vereinigung (nied­    zentpunkte auf 74 %; sie liegt damit noch
      Lauf der Zeit verändert. Die zehn am                        rigster Anteil 1996 mit 62,1 %). Dieser      4 Prozentpunkte niedriger als in Ost­
      stärksten besetzten Berufsgruppen von                       Anstieg resultierte vorwiegend aus einer     deutschland (78 %). Die Erwerbsbeteili­
      erwerbstätigen Frauen und Männern un­                       gestiegenen Erwerbsquote der Frauen,         gung von Männern befand sich in Ost-
      terscheiden sich trotzdem bis heute stark                   die seit 1993 um 13 Prozentpunkte ange­      und Westdeutschland bereits 2009 mit
      voneinander. u Tab 2                                        wachsen ist und 2019 bei 66 % lag. Die Er­   82 % auf einem ähnlichen Niveau und hat
                                                                  werbsquote der Männer war zu Beginn          sich seitdem kaum verändert (2019: 83 %
      5.1.4 Beteiligung am Erwerbsleben                           dieses Zeitraums zunächst rückläufig,        im Osten und 84 % im Westen).
      Längere Ausbildungszeiten und das frü­                      nahm aber seit 2005 wieder zu und                Unterscheidet man die Bevölkerung
      here Ausscheiden aus dem Erwerbsleben                       lag 2019 mit 75 % noch leicht unter dem      nach ihrer Staatsangehörigkeit, so zeigt
      führten ab den 1990er-Jahren zu stetig                      Niveau von 1991 (76 %).                      sich ein differenziertes Bild der Erwerbs­
      sinkenden Erwerbsquoten. Dieser Trend                           Fasst man die Altersgruppe enger und     beteiligung. Die Erwerbsquote von Perso­
      hat sich mittlerweile umgekehrt. Im Jahr                    betrachtet nur die Personen im Alter von     nen zwischen 15 und 64 Jahren mit deut­
      2019 lag die Erwerbsquote in Deutsch­                       15 bis 64 Jahren, lag die Erwerbsbeteili­    scher Staatsangehörigkeit und aus einem
      land bei 70,4 %. Die Erwerbsquote um­                       gung 2019 bei 79 %. Der entsprechende        anderen EU-Staat lag 2019 bei 81 % bezie­
      fasst den Anteil der Erwerbspersonen,                       Wert lag 2009 noch bei 76 %. Auch die        hungsweise 82 %. Die Erwerbsquote der
      also der Erwerbstätigen und Erwerbs­                        höhere Erwerbsbeteiligung älterer Perso­     ausländischen Bevölkerung aus einem
      losen, an der Bevölkerung zwischen 15                       nen hatte einen maßgeblichen Anteil an       Nicht-EU-Staat lag mit 64 % deutlich

154
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5

                                                     Männer                                                2019                                             Frauen
 niedriger. Dies liegt teilweise an der          u Abb 6 Bevölkerung          nach Alter und Beteiligung am Erwerbsleben — in Prozent
 ­niedrigeren Quote männlicher Nicht-­EU-                                                               75 und älter
Ausländer von 75 %, aber auch an der                 Männer                                               70 –74
                                                                                                           2019                                             Frauen
 merklich niedrigeren Quote von 51 % un­                                                                  65–69
 ter den Frauen mit entsprechender Staats­                                                              75 und älter
                                                                                                          60– 64
  angehörigkeit. Die höchste Erwerbsbetei­                                                                70 –74
                                                                                                          55–59
  ligung haben Männer mit EU-Staats­                                                                      65–69
  angehörigkeit. Von ihnen sind mit 89 %                                                                  50–54
                                                                                                          60– 64
 fast neun von zehn Männern auf dem                                                                       45–49
                                                                                                          55–59
  deutschen Arbeitsmarkt aktiv.                                                                           40–44
                                                                                                          50–54
      Unterschiede zwischen den Bevölke­                                                                  35–39
 rungsgruppen nach der Staatsangehörig­                                                                   45–49
                                                                                                          30–34
  keit zeigen sich auch bei der Erwerbs­                                                                  40–44
                                                                                                          25–29
  losigkeit. Die Erwerbslosenquote von                                                                    35–39
Personen mit Staatsangehörigkeit eines                                                                    20–24
                                                                                                          30–34
 Nicht-EU-Staates war 2019 mit 9,6 %                                                                      15 –19
                                                                                                          25–29
  knapp viermal so hoch wie die Quote
                                                    100       80       60       40       20         0     20–24        0        20      40        60   80       100
  der Deutschen im Alter von 15 bis 64
                                                                                              im Alter von ... bis ... Jahren
Jahren (2,6 %). Ausländerinnen und                                                                       15 –19

Ausländer aus einem EU-Staat nahmen
                                                    100       80       60       40       20         0                  0        20      40        60   80       100
 mit einer Erwerbslosenquote von 4,3 %
                                                                                              im Alter von ... bis ... Jahren
  eine Mittelposition ein, lagen aber näher
  an dem Wert der deutschen Bevölkerung.
Insgesamt sind Männer stärker von                    Männer                                                2009                                             Frauen

Erwerbs­losigkeit betroffen als Frauen.
                                                                                                        75 und älter
 Das gilt auch differenziert nach Staatsan­
                                                     Männer                                               2009                                              Frauen
  gehörigkeit. Eine Ausnahme bilden je­                                                                   70 –74

  doch EU-Ausländerinnen, die mit 4,7 %                                                                   65–69
                                                                                                        75 und älter
 im Jahr 2019 eine etwas höhere Erwerbs­                                                                  60– 64
  losenquote aufwiesen als Männer mit                                                                     70 –74
                                                                                                          55–59
  Staatsangehörigkeit eines anderen EU-                                                                   65–69
                                                                                                          50–54
  Staates (4,0 %).                                                                                        60– 64
                                                                                                          45–49
      Neben Geschlecht, Alter und Staats­                                                                 55–59
  angehörigkeit spielt der Bildungsstand                                                                  40–44
                                                                                                          50–54
(siehe Kapitel 2.1, Seite 53, Info 2) eine                                                                35–39
                                                                                                          45–49
wichtige Rolle bei der Erwerbsbeteili­                                                                    30–34
  gung. Von den 25- bis 54-jährigen Perso­                                                                40–44
                                                                                                          25–29
  nen ohne anerkannten beruflichen Ab­                                                                    35–39
                                                                                                          20–24
  schluss waren 2019 knapp 71 % auf dem                                                                   30–34
                                                                                                          15 –19
Arbeitsmarkt aktiv. Personen mit mittle­                                                                  25–29
  rem beruf lichen Bildungsniveau (zum              100       80       60       40       20        0 20–24 0                20     40      60          80       100
 Beispiel einer abgeschlossenen Lehre),                                                     im Alter von ... bis ... Jahren
                                                                                                       15 –19
  hatten eine Erwerbsquote von 91 %. Die­                                     Erwerbstätige     Erwerbslose           Nichterwerbspersonen
 jenigen mit einem hohen beruf lichen               100       80       60       40       20         0                  0        20      40        60   80       100
­Bildungsniveau (tertiäre Abschlüsse, zum           Datenbasis: Mikrozensus                   im Alter von ... bis ... Jahren
Beispiel Meister-, Fachhochschul- oder                                        Erwerbstätige       Erwerbslose              Nichterwerbspersonen
Hochschulabschluss) beteiligten sich zu
93 % am Erwerbsleben. u Abb 7
      Bei den Erwerbslosenquoten gab es        quoten von Personen ohne anerkannten                          der Personen ohne berufliche Qualifikati­
  ähnlich deutliche Unterschiede je nach       beruf lichen Abschluss 2019 deutlich                          on erwerbslos, aber nur 1,9 % derjenigen
Bildungsstand: Bezogen auf die 25- bis        ­höher als die Quoten von Personen mit                         mit einem Hochschul- oder sonstigen
54-Jährigen waren die Erwerbslosen­           tertiären Abschlüssen. So waren 7,8 %                          tertiären Abschluss.

                                                                                                                                                                      155
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste               5.1 / Arbeitsmarkt

      u   Abb 7     Erwerbsquote nach Alter und Bildungsstand 2019 — in Prozent                                             u Info 3
                                                                                                                            Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial
                                                                                                                              Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlich-
                                                                                                                             ten Zahlen zum ungenutzten Arbeitskräfte­
                 Bildungsstand hoch
      (Meister-/ Technikerausbildung,                                                                               93,0       potenzial orientieren sich an einem EU-weit
        Fachhochschul-/ Universitäts-                                                                                         ­gültigen Konzept, das von der 19. Internationalen
                                                                                                             84,8
               abschluss, Promotion)                                                                                          Konferenz der Arbeitsstatistiker (ICLS) beschlos-
                                                                                                                               sen wurde. Zum ungenutzten Arbeitskräfte­
                                                                                                                               potenzial zählen nicht nur Erwerbslose, sondern
                 Bildungsstand mittel                                                                                          auch Erwerbstätige, die mehr arbeiten möchten
               (abgeschlossene Lehre,                                                                           90,9           und als Unterbeschäftigte erfasst werden.
                  berufsqualifizierender                                                              74,1                   ­H inzu kommen Nichterwerbspersonen, die gern
                            Abschluss)
                                                                                                                               arbeiten würden, gemäß ILO-Konzept aber nicht
                                                                                                                               als erwerbslos gezählt werden. Sie zählen zur
                                                                                                                               sogenannten Stillen Reserve (siehe auch Ab­
               Bildungsstand niedrig
                                                                                                    70,7                       bildung 1, Seite 151). Der von der Statistik der
                    (ohne anerkannten
                                                                                           59,0                               Bundesagentur für Arbeit verwendete Begriff der
                beruflichen Abschluss)
                                                                                                                             Unterbeschäftigung unterscheidet sich vom hier
                                                                                                                             verwendeten Konzept. Dabei werden registrierte
                                                25- bis 54-Jährige            55- bis 64-Jährige                             Arbeitslose sowie Teilnehmerinnen und Teil­
                                                                                                                               nehmer an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik,
                                                                                                                               also zum Beispiel Weiterbildungen oder Quali­
      Nach dem höchsten beruflichen Abschluss. Bildungsstand siehe Kapitel 2.1, Seite 53, Info 2.
      Datenbasis: Mikrozensus                                                                                                fizierungsprogrammen, die in der Beschäftigungs-
                                                                                                                               statistik nicht als arbeitslos gezählt werden,
                                                                                                                            ­zusammengefasst.

          In der Altersgruppe der 55- bis 64-                                 Vordergrund, die das gegenwärtig unge­        onen eine Teilzeit- und 1,0 Millionen eine
      Jährigen fallen die Erwerbsquoten deutli­                               nutzte Arbeitskräftepotenzial möglichst       Vollzeittätigkeit aus. Unterbeschäftigung
      cher nach Bildungsstand auseinander. Sie                                vollständig abbilden. Neben »Erwerbs­         bei einer Vollzeittätigkeit kommt eher bei
      bewegten sich 2019 zwischen 59 % für                                    losigkeit« wurden daher im Jahr 2011          Männern vor: Von den 1 Million Unterbe­
      diejenigen ohne einen beruflichen Ab­                                   »Unterbeschäftigung« und »Stille Reserve«     schäftigten in Vollzeit waren 74 % männ­
      schluss und 85 % für Hochschulabsolven­                                 als zusätzliche Indikatoren in das Labour-    lich. Bei den Unter­beschäftigten in Teilzeit
      tinnen und -absolventen. Die niedrige                                   Force-Konzept aufgenommen und auf             hingegen dominieren die Frauen: Hier
      Erwerbsbeteiligung älterer Personen                                     EU-Ebene festgelegt (siehe Abbildung 1,       waren 2019 von 1,1 Millionen betroffenen
      ohne anerkannten beruflichen Abschluss                                  Seite 151). u Info 3                          Personen 70 % weiblich.
      ging einher mit einer höheren Erwerbs­                                      Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzi­          Personen in der Stillen Reserve gehen
      losenquote von 5,2 %. Bei den Personen                                  al als Summe der Erwerbslosen, Unterbe­       ebenso wie Erwerbslose keiner Erwerbs­
      mit Hochschulabschluss lag die Erwerbs­                                 schäftigten und der Stillen Reserve betrug    arbeit nach. Sie zählen nach den Kriteri­
      losenquote bei 1,6 %.                                                   im Jahr 2019 nach Ergebnissen der Ar­         en der Internationalen Arbeitsorganisati­
          Der grundlegende Zusammenhang                                       beitskräfteerhebung insgesamt 4,4 Milli­      on nicht zu den Erwerbslosen, wünschen
      von Bildung und Erwerbsbeteiligung ist                                  onen Personen. Es setzte sich neben           sich aber grundsätzlich eine Arbeit. Zur
      für Frauen und Männer dieser Alters­                                    1,4 Millionen Erwerbslosen aus 2,1 Milli­     Stillen Reserve gehören Personen, die
      gruppe gleich, auch wenn sich die Er­                                   onen Unterbeschäftigten und 900 000 Per­      zwar Arbeit suchen, jedoch kurzfristig
      werbsbeteiligung der Frauen auf einem                                   sonen in der Stillen Reserve zusammen.        für eine Arbeitsaufnahme nicht zur Ver­
      insgesamt niedrigeren Niveau befindet. Je                                   Ein Blick auf die sogenannten Unter­      fügung stehen. Ebenfalls zählen Perso­
      höher die berufliche Qualifikation, desto                               beschäftigten zeigt, dass auch bei den Er­    nen dazu, die aus verschiedenen Grün­
      geringer ist der Unterschied in der Er­                                 werbstätigen noch ungenutztes Arbeits­        den keine Arbeit suchen, aber grundsätz­
      werbsbeteiligung.                                                       kräftepotenzial vorhanden ist. Personen       lich gern arbeiten würden und für diese
                                                                              in Unterbeschäftigung sind definiert als      Arbeit auch verfügbar sind. Unter den
       5.1.5 Ungenutztes                                                      Erwerbstätige mit dem Wunsch nach zu­         knapp 900 000 Personen in Stiller Reser­
      Arbeitskräftepotenzial                                                  sätzlichen Arbeitsstunden, die zudem für      ve im Jahr 2019 waren Frauen und Män­
      Im Zusammenhang mit den Diskussio­                                      eine zusätzliche Arbeit innerhalb von         ner zu etwa gleichen Teilen vertreten.
       nen um mögliche Folgen des demografi­                                  zwei Wochen verfügbar wären.                      Bei den Menschen, die nicht am Er­
       schen Wandels für den Arbeitsmarkt                                         Von den insgesamt 2,1 Millionen unter­    werbsleben teilnahmen, gab es deutlich
      ­r ücken Arbeitsmarktstatistiken in den                                 beschäftigt Erwerbstätigen übten 1,1 Milli­   mehr Frauen (10,6 Millionen) als Männer

156
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5

(7,8 Millionen). Der Wunsch nach Arbeit        zurück: Bei den Männern fiel er in die­                                fern bei dieser Gruppe Teilzeitarbeit frei­
ist unter den Männern auch etwas ausge­        sem Zeitraum um 23 Prozentpunkte, bei                                  willig ausgeübt wird, ist nicht bekannt.
prägter: So gehörten 5,8 % der männli­         den Frauen um 11 Prozentpunkte. u Abb 8                                Insgesamt ist davon auszugehen, dass
chen Nichterwerbspersonen zur Stillen              Neben dem Umstand, keine Vollzeit­                                 Veränderungen bei Angeboten für Kin­
Reserve, während es bei den weiblichen         stelle gefunden zu haben, gibt es noch                                 derbetreuung und Pflege Wünsche nach
Nichterwerbspersonen 4,2 % waren.              weitere Gründe für eine Teilzeitbeschäfti­                             Vollzeit- oder Teilzeitarbeit beeinflussen.
                                               gung. Ein großer Teil der Erwerbstätigen
5.1.6 Teilzeitbeschäftigung                    arbeitet aus familiären Gründen in Teil­                               5.1.7 Atypische Beschäftigung,
Eine Teilzeitbeschäftigung ermöglicht es       zeit: Im Jahr 2019 nannten 24 % die Be­                                ­ ormalarbeitsverhältnis und
                                                                                                                      N
in der Regel, Familie und Beruf zeitlich       treuung von Kindern oder anderen Ange­                                 Selbstständigkeit
besser miteinander zu vereinbaren. Eine        hörigen als Grund, 14 % sonstige persön­                               Die Zahl der Erwerbstätigen sagt zwar et­
reduzierte Arbeitszeit bedeutet jedoch         liche und familiäre Verpf lichtungen.                                  was darüber aus, wie viele Menschen zu
häufig, auf Teile des Verdienstes und der      Frauen übten deutlich häufiger als Män­                                einem bestimmten Zeitpunkt gearbeitet
Altersvorsorge zu verzichten sowie unter       ner eine Teilzeitbeschäftigung aus famili­                             haben, aber noch nichts über den Um­
Umständen eingeschränkte Karriere­             ären Gründen aus. Bei den Frauen nann­                                 fang und die Stabilität der Erwerbstätig­
möglichkeiten in Kauf zu nehmen. In der        ten 46 % eine der beiden erwähnten Ur­                                 keit. Der deutsche Arbeitsmarkt ist in
Arbeitskräfteerhebung gilt entsprechend        sachen, aber gerade einmal 11 % der                                    den vergangenen 25 Jahren heterogener
einer Definition der Internationalen Ar­       Männer. Ein großer Teil der Männer                                     geworden. Arbeitsverträge werden in ge­
beitsorganisation (ILO) als Teilzeit, wenn     nannte hingegen als Hauptgrund für die                                 ringerem Umfang auf Basis von Flächen­
jemand weniger Stunden als Vollzeitkräf­       Teilzeitarbeit eine parallel laufende Aus-                             tarifverträgen geregelt. Teilzeitbeschäfti­
te im gleichen Betrieb beziehungsweise in      oder Weiterbildungsmaßnahme (24 %),                                    gung und geringfügige Beschäftigung
der gleichen Branche arbeitet. Sie wird        bei Frauen traf dies lediglich bei 7 % zu.                             (Minijobs) haben zugenommen. Erwerbs­
anhand der Selbsteinstufung der Befrag­        Gut ein Drittel beziehungsweise 38 % ga­                               formen, die Unternehmen mehr Flexibilität
ten erhoben. Im Jahr 2019 waren in             ben keinen weiter konkretisierten Grund                                geben, wie befristete Beschäftigung oder
Deutschland 12,0 Millionen Personen im         für ihre Teilzeitbeschäftigung an. Inwie­                              Leiharbeit, haben an Bedeutung gewonnen.
Alter von 15 bis 74 Jahren in Teilzeit be­
schäftigt. Ihr Anteil an allen Erwerbstäti­
gen lag 2019 bei 28 %. Seit 2009 ist der
Anteil um 2,3 Prozentpunkte gestiegen.            u   Abb 8     Hauptgrund für Teilzeitbeschäftigung 2019— in Prozent
Im Jahr 2019 war fast jede zweite erwerbs­
tätige Frau im Alter von 15 bis 74 Jahren
in Teilzeit tätig (48 %). Unter den Män­                       Teilzeitbeschäftigung                                                                        47,5
                                                                          insgesamt                                11,5
nern betrug dieser Anteil nur 12 %.
    Nicht alle Teilzeitbeschäftigten arbei­                   davon mit Hauptgrund:
ten freiwillig verkürzt. Teilzeittätige, die             Betreuung von Kindern oder                                                     29,5
gern Vollzeit arbeiten würden, aber auf                  pflegebedürftigen Personen                    5,0
dem Arbeitsmarkt keine entsprechende
                                                            sonstige persönliche oder                                     16,3
Stelle finden, werden auch als »unfreiwil­                   familiäre Verpflichtungen                  5,9
lig« Teilzeitbeschäftigte bezeichnet. Im
Jahr 2019 gaben 9 % als Hauptgrund für                 Vollzeittätigkeit nicht zu finden
                                                                                                             7,8
                                                                                                                   11,9
die Teilzeitarbeit an, dass sie keinen
ganztägigen Arbeitsplatz finden konnten.                         in Ausbildung oder in                   7,2
Knapp 8 % der Teilzeit beschäftigten                            beruflicher Fortbildung                                          23,9

Frauen und 12 % der Männer waren ei­
                                                               Krankheit, Unfallfolgen,           3,2
gentlich auf der Suche nach einem Voll­                               Behinderungen                      7,2
zeitjob. Da 2019 vier von fünf Teilzeit­
beschäftigten Frauen waren, war die ab­                               sonstige Gründe
                                                                                                                                               35,9
                                                                                                                                                           46,1
solute Zahl der Frauen mit Wunsch nach
einem Vollzeitjob deutlich höher als die
der Männer. Der Anteil der unfreiwillig                                                       Frauen           Männer

Teilzeitbeschäftigten insgesamt ging von
                                                        Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren.
2009 bis 2019 um fast 13 Prozentpunkte                  Datenbasis: Arbeitskräfteerhebung

                                                                                                                                                                        157
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste       5.1 / Arbeitsmarkt

      Sie bringen für die so Tätigen andere Be­                  diesen »Normalfall«. Dabei ist aber zu                       Beschäftigungsverhältnis, das mindestens
      schäftigungsbedingungen mit sich als ein                   berücksichtigen, dass Beschäftigungsfor­                     eines der folgenden Merkmale aufwies:
      Normalarbeitsverhältnis. Die klassische                    men, die der Sammelbegriff »atypische                        eine Befristung (2,3 Millionen Personen),
      Vorstellung von einer Arbeitsstelle ist                    Beschäftigung« zusammenfasst, an Be­                         eine Teilzeitbeschäftigung mit maximal
      eine unbefristete abhängige Beschäfti­                     deutung gewonnen haben. Sie prägen im­                       20 Wochenstunden (4,7 Millionen Perso­
      gung. Sie geht von einer Vollzeit­tätigkeit                mer stärker das Arbeitsleben vieler Er­                      nen), geringfügige Beschäftigung (2,0 Mil­
      aus, bei der Arbeitnehmerinnen und Ar­                     werbstätiger. u Info 4, Abb 9                                lionen Personen) oder Zeit- beziehungs­
      beitnehmer unmittelbar bei oder direkt                         Selbstständige Tätigkeiten werden                        weise Leiharbeit (0,9 Millionen Perso­
      im Auftrag für einen Arbeitgeber arbei­                    nicht arbeitsvertraglich geregelt und brin­                  nen). u Tab 3
      ten, und davon, dass ein Arbeitsvertrag                    gen allein dadurch vielfältigere Arbeits­                        Die Verschiebung der Anteile zwi­
      zwischen beiden Parteien geschlossen                       bedingungen mit sich. Einkommen, Ar­                         schen Normalbeschäftigung und atypi­
      wurde. In der Realität ist das auch nach                   beitsumfang und ob eine Geschäftsbasis                       scher Beschäftigung zeichnete sich be­
      wie vor der am häufigsten anzutreffende                    längerfristig die Existenz sichern kann,                     reits 1994 ab. Damals lag der Anteil
      Fall. Dieses sogenannte Normalarbeits­                     variieren stark. Aus diesem Grund wird                       ­atypisch Beschäftigter bei 14 %. Er stieg
      verhältnis erhält seine Bedeutung durch                    Selbstständigkeit gesondert von Normal-                      kontinuierlich an und lag zwischen
      seine ungebrochene Dominanz auf dem                        und atypischer Beschäftigung betrachtet.                     2006 und 2010 in etwa auf dem gleichen
      Arbeitsmarkt und der damit verbunde­                           Von den 37,7 Millionen Erwerbstäti­                      Niveau von rund 22 %. Seit 2011 ist eine
      nen Ausrichtung der Sozialsysteme auf                      gen im Alter von 15 bis 64 Jahren, die                       leichte, aber kontinuierlich rückläufige
                                                                 sich nicht in Bildung oder Ausbildung                        Tendenz zu verzeichnen.
                                                                 befanden (sogenannte Kernerwerbstätige,                          Personen mit einer geringeren beruf­
                                                                 siehe Info 4), waren 2019 rund 26,8 Milli­                   lichen Qualifikation sind deutlich häufi­
                                                                 onen Personen normalerwerbstätig und                          ger atypisch beschäftigt. Im Jahr 2019
      u Info 4                                                   7,3 Millionen atypisch beschäftigt. Damit                    waren 35 % der Erwerbstätigen ohne eine
      Erwerbsformen                                              befand sich knapp jede / jeder fünfte Er­                     anerkannte Berufsausbildung atypisch
                                                                 werbstätige (19 %) in einem atypischen                        beschäftigt; damit lag der Anteil deutlich
      Um ein besseres Verständnis für die Rahmen-
        bedingungen zu erlangen, unter denen die
      ­M enschen erwerbstätig sind, berichtet
        das Statistische Bundesamt zusätzlich über
        die Erwerbsformen, in denen sie arbeiten –               u   Abb 9   Erwerbsformen
          also ob Erwerbstätige selbstständig sind,
       sich in einem Normal­a rbeitsverhältnis
        ­b efinden oder in einer Form der atypischen                     Erwerbstätige
      Beschäftigung. Zu den atypisch Beschäftig-
      ten zählen befristet Beschäftigte, Teilzeit­
         beschäftigte mit bis zu 20 Wochenstunden,                       Kernerwerbstätige
       geringfügig Beschäftigte (unter anderem                           (Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, nicht in Bildung,
                                                                         Ausbildung oder einem Freiwilligendienst)
       ­sogenannte 450-Euro-Jobs, Minijobs) sowie
      Personen in Leiharbeit (Zeitarbeit). Ein
      Normalarbeits­verhältnis ist ein abhängiges                                                                                     Vollzeit
                                                                                                          Normalarbeit-
      Beschäftigungsverhältnis, das in Vollzeit                                                           nehmer /-innen              Teilzeit (mit mehr als
         ­beziehungsweise Teilzeit mit über 20 Wochen-
                                                                                                                                      20 Stunden je Woche)
        stunden und unbefristet a    ­ usgeübt wird. Der
       oder die Beschäftigte arbeitet hierbei zudem                                                                                   befristet Beschäftigte
          direkt für das Unternehmen, mit dem er oder                          abhängig
        sie einen Arbeitsvertrag hat. Die s­ tatistische                       Beschäftigte
      Betrachtung und die entsprechenden Ergeb-                                                                                       geringfügig Beschäftigte
                                                                                                          atypisch
          nisse beziehen sich auf Kernerwerbstätige,                                                      Beschäftigte
          das heißt auf Personen im Alter von 15 bis                                                                                  Teilzeitbeschäftigte
                                                                                                                                      (bis 20 Stunden je Woche)
        64 Jahren, soweit diese nicht in Bildung oder
      Ausbildung sind. Studierende, die neben
                                                                                                                                      Zeitarbeitnehmer / -innen
          dem Studium arbeiten, oder Menschen im
      Ruhestand zählen daher nicht hinzu. Diese
                                                                                                          mit Beschäftigten
      Gruppe der Kern­e rwerbstätigen befindet sich
                                                                               Selbstständige
        in einem Lebens­a bschnitt, in dem Erwerbs-
                                                                                                          ohne Beschäftigte (Solo-Selbstständige)
           arbeit in deutlich stärkerem Maße als Schwer-
          punkt der Lebensgestaltung gesehen wird                              mithelfende Familienangehörige
           als beispielsweise während der Ausbildung
       oder im Ruhestand. Sie gilt daher, vor
           allem im Rahmen der Berichterstattung zur                     sonstige Erwerbstätige
          ­atypischen Beschäftigung, als Bezugsgröße
      für die Berechnung von Quoten.

158
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5

u   Tab 3    Kernerwerbstätige in einzelnen Erwerbsformen — in Millionen
                                           Selbst­ständige                                                                     Abhängig Beschäftigte
                                                                                                                                                   atypisch Beschäftigte
                                                         darunter                                Normal-                                                               und zwar ²
                Insgesamt ¹                                Solo-­                                 arbeit-
                                    zusammen                               zusammen
                                                          Selbst-                                nehmer/           zusammen                                 Teilzeit-                              Zeitarbeit-
                                                         ständige                                 -innen                                befristet                            geringfügig
                                                                                                                                                            beschäf-                                nehmer /
                                                                                                                                      Beschäftigte                           Beschäftigte
                                                                                                                                                             tigte ³                                 -innen

    1991            34,68                2,86               1,28                31,39              26,95                4,44                1,97                2,56                0,65                    –
    1999            33,30               3,38                1,65               29,68               23,73                5,95                2,30                3,83                1,74                    –
    2004            32,54               3,61                1,92               28,61               22,44                6,18                2,05                4,38                1,97                    –
    2009            34,80               3,88                2,14               30,76               23,06                7,70                2,73                4,92                2,57                0,56
    2014            35,88               3,74                2,05               32,02               24,52                7,51                2,46                4,87                2,34                0,67
    2018            37,28               3,47                1,87               33,72               26,21                7,51                2,46                4,64                2,05                0,93
    2019            37,67               3,43                1,81               34,16               26,83                7,33                2,30                4,65                2,01                0,85

Nur Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, nicht in Bildung, Ausbildung oder einem Wehr-/Zivil- sowie Freiwilligendienst. Bis 2004 Ergebnisse einer Berichtswoche im Frühjahr; ab 2005 Jahresdurchschnitts-
werte sowie geänderte Erhebungs- und Hochrechnungsverfahren. Ab 2011 geänderte Erfassung des Erwerbsstatus; Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011.
Ab 2016 aktualisierte Auswahlgrundlage der Stichprobe auf Grundlage des Zensus 2011. Ab 2017 Erfassung der Zeitarbeit mit Auskunftspflicht.
1 Umfasst auch mithelfende Familienangehörige, die in der Tabelle nicht gesondert ausgewiesen sind.
2 Angaben lassen sich nicht aufsummieren, da sich die Gruppen überschneiden.
3 Mit höchstens 20 Arbeitsstunden  je Woche.
– Nichts vorhanden.
Datenbasis: Mikrozensus

über dem aller Erwerbstätigen (19 %). Er­                               Der Anteil der Solo-Selbstständigen ist bis                               Relevanz anderer Quellen des überwie­
werbstätige mit einem (Fach-)Hochschul­                                 2005 kontinuierlich gestiegen und lag dann                                genden Lebensunterhalts hat sich in den
abschluss waren nur zu 14 % atypisch be­                                bis 2012 ohne größere Veränderungen über                                  vergangenen zehn Jahren nur wenig ver­
schäftigt. Während hoch qualifizierte Er­                               6 %. Seitdem ist aber auch der Anteil der                                 ändert. Im Jahr 2019 lebten zum Beispiel
werbstätige dabei am häufigsten wegen                                   Solo-Selbstständigen tendenziell rückläu­                                 6 % der Bevölkerung ab 15 Jahren haupt­
einer Befristung oder Teilzeit bis 20 Wo­                               fig und lag 2019 bei 4,8 %. Anfang der                                    sächlich von Sozialleistungen wie Arbeits­
chenstunden atypisch beschäftigt waren,                                 1990er-Jahre hatte es noch mehr Selbst­                                   losengeld I und II oder BAföG, genauso
waren bei Geringqualifizierten alle For­                                ständige mit Beschäftigten als ohne gege­                                 viele wie schon 2009. Durch Rente, Pen­
men atypischer Beschäftigung häufiger                                   ben; inzwischen hat sich dies umgekehrt.                                  sion oder eigenes Vermögen finanzierten
vertreten als im Gesamtdurchschnitt.                                    Bis 2005 war zudem abhängige Beschäfti­                                   sich 26 % im Jahr 2019, ähnlich hoch lag
Am häufigsten arbeiteten Geringquali­                                   gung leicht zurückgegangen, w    ­ ährend                                 der Anteil vor zehn Jahren (27 %). Der
fizierte in einer Teilzeitbeschäftigung                                 die Selbstständigkeit zunahm. Auch die                                   Anteil derjenigen, deren Unterhalt haupt­
bis 20 Wochenstunden (22 %) oder in ge­                                 von den Arbeitsagenturen geförderten                                      sächlich von Angehörigen finanziert
ringfügiger Beschäftigung (14 %).                                       Selbstständigkeiten (Existenzgründungs­                                   wurde, sank von 16 % (2009) auf 13 %
    Im Jahr 2019 waren von den Kerner­                                  zuschüsse, »Ich-AG«, Einstiegsgelder)                                     (2019). Neu hinzugekommen ist seit 2007
werbstätigen 3,4 Millionen selbstständig.                               trugen zu dieser Entwicklung bei. Dieser                                  das Elterngeld, das als Haupteinkom­
Rund 1,6 Millionen von ihnen führten                                    Trend hat sich ebenfalls abgeflacht und in                                mensquelle allerdings eine sehr kleine
ein Unternehmen mit mindestens einem                                    den vergangenen Jahren sogar umge­                                        Rolle spielt: 2019 war dies nur für 0,5 %
oder einer weiteren Beschäftigten und                                   kehrt. Ein Hinweis auf eine nachhaltige                                   der Bevölkerung ab 15 Jahren der Fall.
1,8 Millionen waren als sogenannte Solo-                                Verdrängung von abhängiger Beschäfti­                                         Während sich in Deutschland insge­
Selbstständige ohne Beschäftigte unter­                                 gung durch Selbstständigkeit lässt sich                                   samt im Zehnjahresvergleich wenige
nehmerisch tätig. Damit waren von den                                   nicht ausmachen.                                                         ­Ä nderungen bei den Unterhaltsquellen
Kernerwerbstätigen rund 4,3 % Selbst­                                                                                                             zeigten, waren zwischen Ost- und West­
ständige mit Beschäftigten und 4,8 % solo-                              5.1.8 Erwerbstätigkeit als                                                deutschland und zwischen Männern und
selbstständig.                                                          Unterhaltsquelle                                                          Frauen unterschiedliche Trends zu be­ob­
    In den zurückliegenden knapp 30 Jah­                                Rund 55 % der Personen ab 15 Jahren be­                                   achten. Im Jahr 2019 verdienten im frü­
ren stagnierte der Anteil der Selbstständi­                             stritten 2019 ihren Lebensunterhalt über­                                 heren Bundesgebiet 62 % der Männer
gen mit Beschäftigten weitgehend. Zwi­                                  wiegend aus eigener Erwerbstätigkeit.                                     und 48 % der Frauen ihren überwiegen­
schen 1993 und 2007 lag er etwas über 5 %                               Dieser Anteil hat sich gegenüber 2009 er­                                 den Lebensunterhalt durch Erwerbstä­
und sank dann bis auf 4,3 % im Jahr 2019.                               höht. Damals lag er bei rund 49 %. Die                                    tigkeit. Der Anteil der Frauen, die ihren

                                                                                                                                                                                                                    159
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste               5.1 / Arbeitsmarkt

      u Abb 10 Bevölkerung nach überwiegendem Lebensunterhalt 2019                                                           punkte ­höher als im Westen. Letzteres
      — in Prozent                                                                                                           kann auf die stärkere Erwerbsbeteiligung
                                                                                                                             von Frauen in der ehemaligen DDR – und
                                                                                                                             den damit verbundenen weiter verbreite­
                                     Frauen
                                                                                                                             ten Anspruch auf Rente – zurückgeführt
                                                                                                                            ­werden. u Abb 10
                                                                                                      48,2
                 Erwerbstätigkeit                                                                                                Die positive Entwicklung am deut­
                                                                                                       49,3
                                                                                                                             schen Arbeitsmarkt im zurückliegenden
                 Rente, Pension,                                             25,8                                           Jahrzehnt zeigt sich vor allem in der Ein­
              eigenes Vermögen                                                           34,4
                                                                                                                             kommenssituation in Ostdeutschland.
                    ALG I, ALG II,                5,5                                                                       Waren 2009 noch 13 % der Menschen ab
          Sozialhilfe, BAföG usw.                   7,1                                                                     15 Jahren dort hauptsächlich auf Arbeits­
                                                                                                                             losengeld oder Sozialleistungen angewie­
                    Einkünfte von                                   19,6
                     Angehörigen                     8,1                                                                     sen, lag der Anteil 2019 nur noch bei 8 %.

                        Elterngeld
                                            0,9                                                                             5.1.9 Registrierte Arbeitslose und
                                            1,1
                                                                                                                            gemeldete Arbeitsstellen
                                                                                                                            Daten zur Arbeitslosigkeit und zu offenen
                                                                                                                            Stellen stammen aus der Statistik der Bun­
                                     Männer
                                                                                                                            desagentur für Arbeit (BA). Aufgrund ver­
                                                                                                                     61,5
                                                                                                                            waltungsrechtlicher Maßnahmen und Re­
                 Erwerbstätigkeit
                                                                                                              57,9          formen ist die Aussagekraft der Zeitreihen
                                                                                                                            zu den Arbeitslosen eingeschränkt. Mit
                 Rente, Pension,                                           24,0
                                                                                                                            der Überarbeitung des Zweiten Buchs des
              eigenes Vermögen                                                    28,0
                                                                                                                            Sozialgesetzbuchs (SGB II) haben sich in
                    ALG I, ALG II,                6,2                                                                       Deutschland seit 2005 die Grundlagen der
          Sozialhilfe, BAföG usw.                   8,0                                                                     Arbeitsmarktstatistik geändert. Aus der
                    Einkünfte von                    8,3
                                                                                                                            Zusammenlegung von Arbeitslosen- und
                     Angehörigen                  6,0                                                                       Sozialhilfe folgte zum einen eine deutliche
                                                                                                                            Ausweitung der Zahl der Arbeitslosen,
                                        0,0
                        Elterngeld
                                        0,1
                                                                                                                            auch wenn die Definition von Arbeitslo­
                                                                                                                            sigkeit im SGB III unverändert blieb. Seit
                                                                                                                            der Reform gelten prinzipiell alle Perso­
                                            früheres Bundesgebiet            neue Länder und Berlin                         nen ohne Arbeit als arbeitslos, die staatli­
                                                                                                                            che Hilfe beanspruchen, erwerbsfähig
          Bevölkerung 15 Jahre und älter.                                                                                   sind und deren Alter zwischen 15 und
          Datenbasis: Mikrozensus
                                                                                                                            dem Renteneintrittsalter liegt. Ausgenom­
                                                                                                                            men von dieser Regel sind nur Personen,
                                                                                                                            die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfü­
                                                                                                                            gung stehen (zum Beispiel durch Krank­
                                                                                                                            heit oder weil sie Schüler beziehungsweise
      ­ ebensunterhalt vorwiegend durch die
      L                                                                     Der entsprechende Anteil der Frauen im          Schülerinnen oder Studierende sind oder
      eigene Erwerbstätigkeit finanzierten, ist in                          Osten hatte schon 2009 bei 47 % gelegen.        weil sie sich in arbeitsmarktpolitischen
      Deutschland seit 2009 um 6 Prozentpunkte                              Größer sind die Unterschiede noch beim          Maßnahmen befinden). Durch diese Um­
      gestiegen. Damit verringerte sich der Un­                             Anteil der hauptsächlichen Finanzierung         stellung sind die Arbeitsagenturen nur
      terschied zu den Männern von 15 auf 12                                 des Lebensunterhalts durch Angehörige,         noch für einen Teil der A  ­ rbeitslosen zu­
      Prozentpunkte, da deren Anteil in den                                  der bei Frauen in Westdeutschland um           ständig. Für die Grund­sicherung für Ar­
      vergangenen zehn Jahren etwas schwä­                                  12 Prozentpunkte höher ausfiel als im           beitsuchende nach SGB II sind neben den
      cher stieg. Bezüglich der eigenen Er­                                 ­Osten. Demgegenüber war der Anteil der         Arbeitsagenturen auch kommunale Träger
      werbstätigkeit als Haupteinkommens­                                   Frauen, die sich hauptsächlich über ihre        verantwortlich. Die Statistik der Bundes­
      quelle haben sich Frauen in Ost- und                                   eigene Altersversorgung oder Vermögen          agentur für Arbeit enthält auch weiterhin
      Westdeutschland n   ­ ahezu angeglichen.                               finanzieren, im Osten um 9 Prozent­            die Grundsicherung für Arbeitsuchende.

160
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5

u   Tab 4    Registrierte Arbeitslose, offene Stellen und Arbeitslosenquoten

                                    Registrierte Arbeitslose                                                          Gesamt-                                   Arbeitslosenquote 3
                                                                                            Gemeldete
                                                                                                                  wirtschaftliches
                                                                                          Arbeitsstellen 1
                     insgesamt                 Männer                  Frauen                                     Stellenangebot 2            insgesamt                 Männer                   Frauen
                                                                       in 1 000                                                                                            in %
    1991               2 602,2                 1 280,6                 1 321,6                   362,8                      .                         .                       .                       .

    1999               4 100,5                 2 160,5                 1 940,0                   456,3                      .                      10,5                     9,9                     11,2

    2005               4 860,9                 2 603,0                  2 257,6                  255,8                      .                      11,7                    11,7                     11,8

    2009               3 415,0                 1 863,0                 1 552,0                   300,6                      .                       8,1                     8,3                      7,9

    2014               2 898,4                 1 565,1                 1 333,3                   490,3                    630,8                     6,7                     6,8                      6,6

    2018               2 340,1                 1 292,1                 1 048,0                   796,4                    988,8                     5,2                     5,4                      5,0

    2019               2 266,7                 1 262,9                 1 003,8                   774,3                  1 072,9                     5,0                     5,2                      4,7

1 Bis 1999 einschließlich geförderter Stellen (Arbeitsgelegenheiten oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen). Grundlage ist die Meldung bei der Bundesagentur für Arbeit.
2 Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Gesamtwirtschaftliches Stellenangebot (sofort zu besetzende Stellen). Jahresdurchschnitt auf Basis der publizierten Quartalswerte.
3 Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen.
. Zahlenwert unbekannt.
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA), Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

    Die hier dargestellten Arbeitslosen­                                2019 auf eine Quote von 6,4 % bezie­                                     offene Stellen mit Vermittlungsauftrag.
quoten beziehen sich auf alle zivilen                                   hungsweise knapp 544 000 Arbeitslose.                                   Sie stellt somit nur einen Ausschnitt des
Erwerbspersonen. Diese Quotenberech­                                        Die gesamtdeutsche Entwicklung war                                   gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots
nung steht seit 2009 im Vordergrund der                                 in den Jahren 1996 bis 2006 durch meist                                  dar. Seit dem Jahr 2000 werden aus­
Berichterstattung. Ergebnisse liegen für                                zweistellige Arbeitslosenquoten gekenn­                                  schließlich ungeförderte Stellenangebote
Deutschland insgesamt ab 1992 und für                                   zeichnet. Nur während einer positiven                                    am sogenannten ersten Arbeitsmarkt
Ost- und Westdeutschland ab 1994 vor.                                   Phase zwischen 2000 und 2002 fielen die                                (ohne Arbeitsgelegenheiten oder Arbeits­
    Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen                                  Quoten leicht unter 10 %. Die Zahl der                                   beschaffungsmaßnahmen) dargestellt.
nach der deutschen Vereinigung ist nicht                               Arbeitslosen bewegte sich in diesem Zeit­                                     Um das Stellenangebot umfassender
allein auf die damals wirtschaftlich                                    raum in der Größenordnung von 4 Milli­                                   abbilden zu können, führt das Institut
schwache Situation in den neuen Bundes­                                 onen Personen. Ab dem Jahr 2007 blieb                                   für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
ländern zurückzuführen. Auch in West­                                   die Quote dann unter der 10-Prozent-                                     der Bundesagentur für Arbeit quartals­
deutschland sind ab 1992 die Arbeits­                                   Marke und ging mit wenigen Unter­                                      weise eine Betriebsbefragung durch.
losenquoten merklich gestiegen. Im Jahr                                 brechungen kontinuierlich zurück. Auch                                 ­D iese liefert vergleichbare Ergebnisse
1997 lag die Arbeitslosenquote im Westen                                der leichte Anstieg im Zuge der Finanz­                                  ab dem Jahr 2011 und ist repräsentativ
bei 9,6 % und erreichte nach einem vorü­                                markt- und Wirtschaftskrise 2008/2009                                   für alle Betriebe mit mindestens einer
bergehenden Rückgang dann 2005 einen                                     änderte nichts an dem grundlegenden                                     oder einem sozialversicherungspflichti­
neuen Höchstwert von 9,9 %.                                             Trend, sodass die Arbeitslosenquote im                                   gen Angestellten. Im Jahr 2019 gab es
    Im Osten ist die hohe Arbeitslosigkeit                              Jahr 2019 einen neuen Tiefstand von                                      demnach im Durchschnitt etwas weniger
hauptsächlich auf die Anpassung der                                     5,0 % beziehungsweise 2,3 Millionen Per­                                 als 1,1 Millionen zu besetzende Stellen
Wirtschaftsstruktur zurückzuführen.                                     sonen erreichte. u Tab 4                                                 auf dem ersten Arbeitsmarkt. Damit
Dadurch verloren zunächst mehr Men­                                         Die Zahl der bei der BA gemeldeten                                 wird deutlich, dass es gesamtwirtschaft­
schen ihre Arbeit, als dass neue Beschäf­                               offenen Arbeitsstellen lag 2019 durch­                                   lich wesentlich mehr zu besetzende
tigung geschaffen wurde. Im Jahres­                                     schnittlich bei 774 300. Das waren deut­                                ­Stellen gibt, als der Arbeitsagentur ge­
durchschnitt 1991 hatten sich 1,0 Millio­                               lich mehr Stellen als im Jahr der Wirt­                                 meldet werden. Die Meldequote lag 2019
nen Personen arbeitslos gemeldet. Bis                                   schaftskrise 2009 (300 600 gemeldete Ar­                                 bei 72 %.
zum Jahr 1998 stieg die Zahl auf 1,5 Mil­                               beitsstellen). Nur 2018 verzeichnete die
lionen an, was einer Quote von 17,8 %                                   Statistik der Bundesagentur für Arbeit                                 5.1.10 Sicherheit am Arbeitsplatz
entsprach, und bewegte sich danach auf                                  mit 796 400 mehr gemeldete Stellen.                                    Eine grundlegende Voraussetzung für
relativ hohem Niveau zwischen 17,1 und                                 ­A nalog zu den Zahlen über registrierte                                eine »gute« Arbeit ist, ob man diese unter
18,7 %. Erst seit 2006 ist die Arbeitslosen­                            Arbeitslose handelt es sich bei der Zahl                               sicheren Bedingungen ausführen kann.
zahl in Ostdeutschland wieder merklich                                  ­gemeldeter Arbeitsstellen ausschließlich                              Je seltener Arbeitsunfälle auftreten, desto
rückläufig und sank kontinuierlich bis                                  um bei der Arbeitsvermittlung gemeldete                                besser ist die Sicherheit am Arbeitsplatz

                                                                                                                                                                                                            161
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