5 Arbeitsmarkt und Verdienste - Auszug aus dem Datenreport 2021 - Bundesinstitut für ...
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5 Arbeitsmarkt und Verdienste Auszug aus dem Datenreport 2021 Die Inhalte des Datenreports werden unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 4.0 – Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 4.0« veröffentlicht.
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Arbeitsmarkt und Verdienste Erwerbsarbeit spielt in Deutschland so Erwerbsbeteiligung. Für materiellen 5.1 wohl in gesellschaftlicher als auch in in Wohlstand sind das Schaffen und Erhal Arbeitsmarkt dividueller Hinsicht eine zentrale Rolle. Unbestritten wird Arbeit als Hauptquelle ten von Arbeitsplätzen wichtige Voraus setzungen. Dementsprechend groß ist zur Sicherung des Lebensunterhalts gese auch die öffentliche und politische Dis Christian Wingerter hen. Nicht minder wichtig ist die Bedeu kussion um die Zukunft der Arbeitswelt. tung, die der ausgeübte Beruf und die be Die weiterhin voranschreitende Glo ruf liche Stellung für das persönliche balisierung und technische Entwicklung, Statistisches Bundesamt Selbstverständnis und die gesellschaft die Digitalisierung der Arbeitswelt, der (Destatis) liche Position haben. Für viele ist Arbeit demografische Wandel, veränderte Be ein wichtiger Teil der persönlichen schäftigungsformen, aber auch veränder Selbstentfaltung. Immer mehr Frauen te persönliche Ansprüche der Menschen sind erwerbstätig und die Erwerbsbeteili an ihre Arbeit und deren Vereinbarkeit gung älterer Menschen steigt. Damit ist mit dem Privatleben werfen viele Fragen für einen noch größeren Teil der Bevöl auf. Im Vordergrund stehen heute auf der kerung Erwerbsarbeit ein wesentlicher einen Seite die zunehmende Heterogeni Teil des Alltags. Erwerbslosigkeit ist um tät der Erwerbsformen, deren Auswir gekehrt nicht nur in finanzieller Hinsicht, kung auf die Normalarbeitsverhältnisse sondern auch wegen der gesellschaft und die Frage, inwieweit Erwerbsarbeit lichen Stigmatisierung ein Problem. Die noch existenzielle Absicherung garantie mit ihr einhergehenden Einkommensver ren kann. Auf der anderen Seite wird vor luste zwingen meist nicht nur zum Kon dem Hintergrund des demografischen sumverzicht, sondern führen zu einer Wandels ein zunehmender Fachkräfte eingeschränkten Teilnahme am gesell mangel befürchtet und diskutiert, inwie schaftlichen Leben für die Erwerbslosen weit ungenutztes beziehungsweise zusätz und alle von ihnen abhängigen Personen. liches Arbeitskräftepotenzial aktiviert Eine auf den Arbeitsmarkt bezogene Per werden könnte. In der zurückliegenden spektivlosigkeit kann darüber hinaus lang anhaltenden Phase hoher Beschäfti persönliche Krisen auslösen. gungszahlen und niedriger Arbeitslosig Ebenso groß ist die Bedeutung der keit richtete sich die Aufmerksamkeit zu Erwerbsarbeit auf gesellschaftlicher Ebe dem stärker auf qualitative Aspekte der ne. Das Steuersystem und die Sozialversi Arbeit. Für viele Menschen hat sich Arbeit cherungssysteme finanzieren sich über als Lebensgrundlage und Konstante im 149
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt Alltag durch die Auswirkungen der Corona u Info 1 pandemie teils deutlich geändert oder ist Arbeitsmarkt: Statistische Begriffe und Konzepte ganz weggebrochen. Auch die Auswir Die Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes folgt dem Labour-Force-Konzept kungen auf Staat, Wirtschaft und Gesell der International Labour Organization (ILO), das internationale Vergleiche von Arbeits- marktdaten ermöglicht. Erwerbstätig im Sinne der ILO-Definition ist jede Person ab schaft sind gravierend. Mehr dazu ist in 15 Jahren, die gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit arbeitet oder Kapitel 14, Seite 463 zu finden. unbezahlt in einem Familienbetrieb mithilft, unabhängig vom zeitlichen Umfang. Wer sich in einem Beschäftigungsverhältnis befindet, aber im Berichtszeitraum vorüberg ehend nicht gearbeitet hat, gilt auch als erwerbstätig. 5.1.1 Die amtliche Arbeitsmarktstatistik Erwerbstätige in Vollzeit sind Personen, deren regelmäßige Arbeitszeit der im Betrieb beziehungsweise Wirtschaftszweig üblichen vollen Wochenarbeitsstundenzahl entspricht. Das Statistische Bundesamt erstellt Sta Teilzeit ist jede Arbeitszeit, die weniger Stunden als die Arbeitszeit der Vollzeitkräfte im tistiken, mit denen das erwerbsstatisti gleichen Betrieb oder Wirtschaftszweig umfasst. sche Gesamtsystem betrachtet und analy Als erwerbslos gilt jede Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, die im Berichtszeitraum siert werden kann. Es berechnet bezie nicht erwerbstätig war und in den vier Wochen vor der Befragung aktiv nach einer Tätig- keit gesucht hat. Auf den zeitlichen Umfang der gesuchten Tätigkeit kommt es dabei hungsweise erhebt dazu unter anderem nicht an. Die Person muss in der Lage sein, eine neue Arbeit innerhalb von zwei Wochen die Zahl der Erwerbstätigen und der Er aufzunehmen. Die Arbeitssuche muss dabei nicht über die Agentur für Arbeit oder einen werbslosen nach dem Konzept der Inter kommunalen Träger laufen. Fasst man Erwerbslose und Erwerbstätige zusammen, spricht man von Erwerbspersonen. Die verbleibende Gruppe, die nach diesem Konzept weder nationalen Arbeitsorganisation (ILO). erwerbstätig noch erwerbslos ist, wird Nichterwerbspersonen genannt. Dazu führt es jährlich gemeinsam mit Arbeitslose sind Personen, die bei der Bundesagentur für Arbeit als solche registriert sind den Statistischen Ämtern der Länder die und sozialgesetzlichen Vorgaben entsprechen. Daher beeinflussen auch Änderungen im Arbeitskräfteerhebung der Europäischen Sozialgesetzbuch die Zahl der Arbeitslosen, zum Beispiel die umfassenden Änderungen Union durch, die in der Haushaltsbe im Rahmen des sogenannten Hartz-IV-Gesetzes im Jahr 2003. Registrierte Arbeitslose dürfen bis zu 15 Stunden je Woche arbeiten, ohne ihren Status zu verlieren. Aus den unter- fragung Mikrozensus integriert ist. Die schiedlichen Konzepten folgt, dass es Personen gibt, die zwar im Sinne der ILO-Definition Daten aus dem Mikrozensus sind eine erwerbslos sind, bei der Bundesagentur für Arbeit aber nicht als arbeitslos zählen. Der umgekehrte Fall ist auch möglich. wichtige Grundlage der Arbeitsmarktsta tistik. Sie ermöglichen tiefergehende Un tersuchungen zum Erwerbsstatus und zur Arbeitssuche nach soziodemografischen Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder u Info 2 Bildungsstand. Die Statistiken der Bun Erwerbstätigenrechnung und Mikrozensus desagentur für Arbeit, aus denen auch Die Erwerbstätigenrechnung betrachtet die Beschäftigung im Kontext der gesamtwirt- die monatlichen Arbeitslosenzahlen schaftlichen Entwicklung. Dabei wird zwischen Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutsch- stammen, basieren vorwiegend auf Ver land (Inländerkonzept) und Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland (Inlandskonzept) waltungsdaten, die im Zuge der Arbeits unterschieden. vermittlung und Leistungserbringung für Bei der Berechnung der Erwerbstätigenzahl stützt sich die Erwerbstätigenrechnung auf Arbeitslose und Kurzarbeitende anfallen. e ine Vielzahl von Daten, um möglichst alle verfügbaren Informationen in die Schätzung ein- fließen zu lassen. Im Rahmen des Mikrozensus wird eine repräsentative Stichprobe Die einzelnen Statistiken unterschei von Haushalten in Deutschland befragt. Die Ergebnisse des Mikrozensus eignen sich zur den sich nicht nur in den Erhebungsme Beantwortung sozialpolitischer und sozialwissenschaftlicher Fragen. Obwohl im Mikro thoden, sondern auch in den zugrunde zensus und in der Erwerbstätigenrechnung das Konzept der Internationalen Arbeitsorgani- sation (ILO) zur Bestimmung der Erwerbstätigen angewendet wird (siehe Info 1), entstehen liegenden Konzeptionen und Begriffs bei den Ergebnissen Abweichungen. Diese sind vor allem auf die methodischen und abgrenzungen. Oftmals werden in der organisatorischen Unterschiede zwischen beiden Statistiken zurückzuführen. Zum einen ist die Arbeitskräfteerhebung als Teil des Mikrozensus durch die Stichprobenerhebung mit Öffentlichkeit beispielsweise die Begriffe einer gewissen Unschärfe belastet. Zum anderen weicht die Definition der Internationalen Erwerbslose und Arbeitslose synonym Arbeitsorganisation zur Erwerbstätigkeit deutlich vom Alltagsverständnis der Befragten ab, verwendet. Tatsächlich stecken dahinter da zum Beispiel bezahlte Tätigkeiten bereits ab einem Umfang von einer Stunde je Woche als Erwerbstätigkeit zu erfassen sind. Im Mikrozensus kann dies zu einer Untererfassung unterschiedliche Konzepte, mit denen führen, wenn Befragte zum Beispiel kleinere Nebentätigkeiten nicht angeben, weil sie sich Personengruppen beschrieben werden, hauptsächlich als Rentnerinnen oder Rentner, Arbeitslose, Hausfrauen oder Hausmänner die nur teilweise identisch sind. u Info 1, Abb 1 beziehungsweise Studierende verstehen. Die in diesem Kapitel vorgestellten Die Erwerbstätigenrechnung geht methodisch anders vor und greift im Bereich kleinerer Ergebnisse des Statistischen Bundes Tätigkeiten überwiegend auf die Angaben aus den gesetzlich vorgeschriebenen M eldungen zur geringfügigen Beschäftigung (Minijob) zurück. Aufgrund dieser erhebungs- amtes stützen sich auf zwei Quellen: die methodischen Unterschiede zwischen beiden Statistiken liegen die Ergebnisse für Erwerbstätigenrechnung aus den Volks Erwerbspersonen und Erwerbstätige aus dem Mikrozensus auf einem insgesamt wirtschaftlichen Gesamtrechnungen n iedrigeren N iveau. Längerfristige Trends beider Statistiken zeigen dabei jedoch in die gleiche Richtung. (VGR) und den Mikrozensus. u Info 2 150
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5 u Abb 1 Ausgewählte Begriffe und Datenquellen zum Arbeitskräfteangebot und zur Arbeitskräftenachfrage Begriffe Arbeitskräfteangebot Arbeitskräftenachfrage Nichterwerbspersonen Erwerbspersonen Arbeitsstellen sonstige Stille Reserve besetzte offene Nichterwerbs- Erwerbslose Erwerbstätige Stellen Stellen personen verfüg- arbeit- ohne mit Unter- bar, suchend, Arbeits- Arbeits- beschäftigte nicht nicht wunsch wunsch arbeit- verfüg- suchend bar Teil- Voll- zeit zeit ungenutztes Arbeitskräftepotenzial Statistiken Statistik der gemeldeten Statistiken aus Mikrozensus / Arbeitskräfteerhebung Stellen und des g esamtwirtschaftlichen Erwerbstätigenrechnung S tellenangebots (ETR als Teil der VGR) (BA / IAB) Personalstand- Zensus / Laufende Bevölkerungsstatistiken statistik ¹ Arbeitslosenstatistik (BA) Beschäftigungs- Wirtschaftsbe- statistik (BA) reichsstatistiken ² Arbeitsvolumen- Geschäfts rechnung (IAB) statistiken ³ Verdienst- und Arbeitskostenstatistiken ETR = Erwerbstätigenrechnung, VGR = Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, BA = Statistik der Bundesagentur für Arbeit, IAB = Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit). 1 Daten zum Personal des öffentlichen Dienstes. 2 Zum Beispiel Monatsbericht im Bauhauptgewerbe. 3 Zum Beispiel Geschäftsstatistiken über den Personalbestand von Deutsche Bahn AG oder Deutsche Post AG. 5.1.2 Entwicklung der Erwerbs werbspersonen davor weitestgehend stag mit 40,0 Millionen ging die Erwerbstäti tätigkeit und Erwerbslosigkeit niert hatte. Seit 2011 ist wieder eine etwas genzahl parallel zur wirtschaftlichen Im Jahr 2019 gab es in Deutschland durch stärkere Zunahme zu beobachten. u Tab 1 Entwicklung erneut leicht zurück, blieb schnittlich rund 46,5 Millionen Erwerbs Betrachtet man allein die Erwerbs aber deutlich über dem Niveau von 1993. personen mit Wohnort in Deutschland. tätigen, zeigen sich wirtschaftliche Ent Seit 2006 ist wieder ein klarer Aufwärts Von ihnen waren 45,1 Millionen erwerbs wicklungen deutlicher: Nach der deut trend erkennbar. Selbst die deutlich tätig und 1,4 Millionen erwerbslos. Im schen Vereinigung war die Zahl der negative wirtschaftliche Entwicklung in Vergleich zu 1991 ist die Zahl der Erwerbs Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutsch Deutschland nach der Finanzmarkt- und personen um etwa 5,4 Millionen gestiegen. land (Inlandskonzept) rückläufig, bis sie Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/2009 Zuwächse gab es vor allem im Zeitraum 1993 auf einen Tiefstand von 37,9 Millio führte lediglich zu einer verlangsamten 1996 bis 2005, während die Zahl der Er nen sank. Nach einem Hoch im Jahr 2000 Zunahme der Erwerbstätigenzahl. 151
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt u Tab 1 Erwerbspersonen, Erwerbstätige und Erwerbslose Der Anstieg der Zahl der Erwerbstäti Erwerbspersonen Erwerbstätige Erwerbslose Erwerbslosenquote ¹ gen relativiert sich, wenn man sie mit der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden, in Millionen in % dem sogenannten Arbeitsvolumen, ver 1991 41,10 38,93 2,17 5,3 gleicht. Im Jahr 2019 leisteten die Er 1996 41,45 37,98 3,47 8,4 werbstätigen in Deutschland 62,7 Milli 2001 42,78 39,72 3,06 7,2 arden Arbeitsstunden. Im Jahr 1991 hatte 2006 43,62 39,52 4,10 9,4 das geleistete Arbeitsvolumen bei 2011 43,90 41,50 2,40 5,5 60,4 Milliarden Stunden gelegen und war 2016 45,33 43,55 1,77 3,9 dann, teilweise bedingt durch Umstruktu 2019 46,48 45,10 1,38 3,0 rierungsprozesse der Wirtschaft in Ost 1 Erwerbslosenquote: Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen. deutschland, nach und nach zurückgegan Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inländerkonzept; Stand Februar 2020); Erwerbslose: Arbeitskräfteerhebung gen. Seit 2005 (56,3 Milliarden Arbeits stunden) ist die Zahl stetig gestiegen und u Abb 2 Erwerbstätige, geleistete Arbeitsstunden insgesamt wurde lediglich durch einen Rückgang und je Erwerbstätigen — 1991 = 100 während der Finanzmarkt- und Wirt schaftskrise im Jahr 2009 unterbrochen. 120 Ein anderer wesentlicher Faktor für den damaligen Rückgang des Arbeitsvo lumens sind die je Erwerbstätigen und Jahr geleisteten Arbeitsstunden. Diese sind in den zurückliegenden Jahren immer 100 weiter gesunken. Auch wenn vor allem im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts kurzfristig ein Anstieg zu verzeichnen war, sanken sie 2019 auf den niedrigsten Wert seit der deutschen Vereinigung. Im 80 Jahr 1991 leistete eine Erwerbstätige be 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 ziehungsweise ein Erwerbstätiger noch Erwerbstätige Arbeitsvolumen Arbeitsstunden je Erwerbstätigen rund 1 554 Arbeitsstunden je Jahr, während es 2019 nur noch 1 386 Stunden Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inlandskonzept; Stand: Februar 2020) waren. Dies entspricht einem Rückgang Quelle für geleistete Arbeitsstunden: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) von 11 %. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung war die zunehmende Zahl der in Teilzeit arbeitenden Erwerbs tätigen – darunter insbesondere viele u Abb 3 Erwerbslosenquote — in Prozent Frauen. u Abb 2 Die Zahl der Erwerbslosen (siehe Ta 12 belle 1) verzeichnete in den vergangenen Jahren zwei Phasen deutlicher Anstiege: 10 Zwischen 1991 und 1997 stieg sie von 8 2,2 Millionen auf 3,8 Millionen sowie zwischen 2001 und 2005 von 3,1 Millio 6 nen auf 4,5 Millionen Personen. Die da 4 zwischenliegende konjunkturelle Auf 2 schwungsphase führte die Erwerbslosig keit nicht auf ihr ursprüngliches Niveau 0 von Anfang der 1990er-Jahre zurück. Seit 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2006 sank die Erwerbslosenzahl jährlich, Erwerbslosenquote: Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen. lediglich unterbrochen durch einen Datenbasis: Arbeitskräfteerhebung und Erwerbstätigenrechnung (Inländerkonzept) geringfügigen Anstieg im Jahr 2009. Im Jahr 2010 lag die durchschnittliche 152
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5 Erwerbslosenzahl erstmals seit 1992 wie u Abb 4 Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren der unter 3 Millionen. Bis 2019 hat sie — in Prozent sich weiter deutlich verringert und lag bei 1,4 Millionen Personen. Damit ist das 73,1 73,8 74,4 74,5 Niveau von 1991 deutlich unterschritten. 70,2 66,8 Die Erwerbslosenquote sank 2019 auf den 61,3 tiefsten Stand seit der deutschen Vereini gung, im Jahresdurchschnitt lag sie bei 3,0 %. Die Zahl der registrierten Arbeits 35,6 31,0 28,0 losen wies im Vergleich zur Zahl der Er 25,3 24,6 24,2 24,1 werbslosen einen ähnlichen Verlauf auf, allerdings auf einem höheren Niveau (sie 3,0 2,1 1,8 1,7 1,6 1,4 1,3 he auch Tabelle 4, Seite 161). u Abb 3 1991 1996 2001 2006 2011 2016 2019 5.1.3 Erwerbstätige nach primärer Sektor sekundärer Sektor tertiärer Sektor Wirtschaftsbereichen und Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inlandskonzept; Stand: Februar 2020) Berufsgruppen Die Verteilung der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland auf die Wirt schaftsbereiche des primären (Land- und u Abb 5 Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 2019 — in Prozent Forstwirtschaft, Fischerei), sekundären (Produzierendes Gewerbe) und tertiären Land- und Forst- Sektors (Dienstleistungen) zeigt im lang wirtschaft, Fischerei fristigen Zeitverlauf die großen struktu sonstige 1,3 rellen Veränderungen unserer Wirtschaft. Dienstleister Neue Produktions- und Fertigungsver 6,7 Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe fahren, zunehmende Automatisierung, Öffentliche Dienstleister, 18,5 Digitalisierung und Rationalisierung Erziehung, Gesundheit s owie die veränderte Nachfrage nach 25,0 Baugewerbe 45,2 Millionen Gütern und Dienstleistungen haben zu Erwerbstätige 5,6 einer erheblichen Umverteilung der Er Finanzierung, Immobilien, Handel, Verkehr, werbstätigen und damit auch zu einem Unternehmensdienstleister Gastgewerbe gesellschaftlichen Wandel geführt. 17,2 22,6 Am stärksten zurückgegangen ist die Information und Kommunikation Zahl der Erwerbstätigen in den vergange 3,0 nen eineinhalb Jahrhunderten im primä Datenbasis: Erwerbstätigenrechnung (Inlandskonzept, Stand: Februar 2020) ren Sektor: Im Jahr 2019 war laut Er werbstätigenrechnung nur noch gut 1 % aller Erwerbstätigen dort beschäftigt. Im sekundären Sektor arbeitete knapp ein Viertel aller Erwerbstätigen, im tertiären Sektor dagegen drei Viertel. u Abb 4 onen mehr als dreimal so viele Personen gen, Bildungseinrichtungen und das Ge Die Zahl der Erwerbstätigen im Produ tätig wie im sekundären Sektor. Seit 2009 sundheits- und Sozialwesen. Annähernd zierenden Gewerbe stieg im Zuge der In ist die Zahl der im Dienstleistungssektor genauso viele Erwerbstätige (10,2 Millio dustrialisierung parallel zur Abnahme im Tätigen um 3,6 Millionen angestiegen. nen) arbeiteten in den Wirtschaftsberei Agrarbereich. Seit Mitte der 1960er-Jahre Innerhalb des Dienstleistungssektors chen Handel, Verkehr und Gastgewerbe. ist auch sie rückläufig. Im Jahr 2019 arbei kam 2019 den Wirtschaftsbereichen Öf Zum Handel zählen sowohl Groß- als teten 10,9 Millionen Erwerbstätige im Pro fentliche Dienstleistungen, Erziehung und auch Einzelhandel. Der Abschnitt Verkehr duzierenden Gewerbe, darunter 7,8 Milli Gesundheit mit 11,3 Millionen Erwerbstäti umfasst alle Erwerbstätigen, die mit dem onen im Verarbeitenden Gewerbe und gen die größte Bedeutung zu. Dazu zählen Verkehr zu Lande, auf dem Wasser oder in 2,6 Millionen im Baugewerbe. Im Dienst unter anderem die öffentliche Verwaltung, der Luft zu tun haben, aber auch Speditio leistungssektor waren 2019 mit 33,7 Milli Polizei und Feuerwehr, Sozialversicherun nen, Post- und Kurierdienste. u Abb 5 153
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt u Tab 2 Erwerbstätige Frauen und Männer in den zehn am stärksten der insgesamt gestiegenen Erwerbsquote. besetzten Berufsgruppen 2019 Ein differenzierter Blick auf die Erwerbs Erwerbstätige in 1 000 beteiligung einzelner Altersgruppen zeigt eine deutliche Zunahme der Erwerbsquo Frauen ten für die 55- bis 59-Jährigen sowie die 1 Büro und Sekretariat 1 589 60-bis 64-Jährigen. Sie stiegen zwischen 2 Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege 1 409 2009 und 2019 um 8 beziehungsweise 3 Verkauf (ohne Produktspezialisierung) 1 219 22 Prozentpunkte, was vermutlich die 4 Unternehmensorganisation und -strategie 1 218 deutlich reduzierten Möglichkeiten einer 5 Reinigung 1 022 frühen Verrentung widerspiegelt. Die Er 6 Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe 952 werbsquote der 65- bis 69-Jährigen, von 7 Verwaltung 899 denen die meisten das Rentenalter er 8 Arzt- und Praxishilfe 686 reicht haben, ist ebenfalls deutlich um 9 Lehrtätigkeit an allgemeinbildenden Schulen 604 10 Prozentpunkte auf 18 % angestiegen. Selbst unter den 70- bis 74-Jährigen waren 10 Altenpflege 602 8 % am Erwerbsleben beteiligt, was mehr Männer als einer Verdoppelung des Anteils seit 1 Maschinenbau- und Betriebstechnik 1 456 2009 entspricht. Die am Arbeitsmarkt ak 2 Lagerwirtschaft, Post und Zustellung, Güterumschlag 1 158 tivste Altersgruppe im Jahr 2019 waren 3 Unternehmensorganisation und -strategie 1 137 die 45- bis 49-Jährigen mit einer Er 4 Fahrzeugführung im Straßenverkehr 946 werbsquote von 90 %. u Abb 6 5 Elektrotechnik 568 Die Erwerbsbeteiligung in den neuen 6 Fahrzeug-, Luft-, Raumfahrt- und Schiffbautechnik 563 Ländern und Berlin lag 2009 mit 79 % für 7 Geschäftsführung und Vorstand 532 die 15- bis 64-Jährigen noch 4 Prozent 8 Technische Produktionsplanung,-steuerung 529 punkte über derjenigen im früheren Bun 9 Verkauf (ohne Produktspezialisierung) 523 desgebiet (75 %). Im Jahr 2019 hatte sich 10 Hochbau 478 diese weiter angeglichen und lag nun bei 80 % in den neuen Ländern und Berlin Datenbasis: Mikrozensus sowie bei 79 % im früheren Bundesgebiet. Ursache für die langfristige Angleichung war vor allem die stärker steigende Er Der Wandel der Wirtschaftsstruktu und 74 Jahren. Im Jahr 2019 lag diese fast werbsbeteiligung von Frauen in West ren, aber auch neue Formen der Arbeits 5 Prozentpunkte höher als 2009; damit deutschland. Ihre Erwerbsquote stieg in organisation und Fertigungsverfahren war die Erwerbsquote so hoch wie noch dem Zehnjahreszeitraum um fast 5 Pro haben viele Berufe und Berufsfelder im nie seit der deutschen Vereinigung (nied zentpunkte auf 74 %; sie liegt damit noch Lauf der Zeit verändert. Die zehn am rigster Anteil 1996 mit 62,1 %). Dieser 4 Prozentpunkte niedriger als in Ost stärksten besetzten Berufsgruppen von Anstieg resultierte vorwiegend aus einer deutschland (78 %). Die Erwerbsbeteili erwerbstätigen Frauen und Männern un gestiegenen Erwerbsquote der Frauen, gung von Männern befand sich in Ost- terscheiden sich trotzdem bis heute stark die seit 1993 um 13 Prozentpunkte ange und Westdeutschland bereits 2009 mit voneinander. u Tab 2 wachsen ist und 2019 bei 66 % lag. Die Er 82 % auf einem ähnlichen Niveau und hat werbsquote der Männer war zu Beginn sich seitdem kaum verändert (2019: 83 % 5.1.4 Beteiligung am Erwerbsleben dieses Zeitraums zunächst rückläufig, im Osten und 84 % im Westen). Längere Ausbildungszeiten und das frü nahm aber seit 2005 wieder zu und Unterscheidet man die Bevölkerung here Ausscheiden aus dem Erwerbsleben lag 2019 mit 75 % noch leicht unter dem nach ihrer Staatsangehörigkeit, so zeigt führten ab den 1990er-Jahren zu stetig Niveau von 1991 (76 %). sich ein differenziertes Bild der Erwerbs sinkenden Erwerbsquoten. Dieser Trend Fasst man die Altersgruppe enger und beteiligung. Die Erwerbsquote von Perso hat sich mittlerweile umgekehrt. Im Jahr betrachtet nur die Personen im Alter von nen zwischen 15 und 64 Jahren mit deut 2019 lag die Erwerbsquote in Deutsch 15 bis 64 Jahren, lag die Erwerbsbeteili scher Staatsangehörigkeit und aus einem land bei 70,4 %. Die Erwerbsquote um gung 2019 bei 79 %. Der entsprechende anderen EU-Staat lag 2019 bei 81 % bezie fasst den Anteil der Erwerbspersonen, Wert lag 2009 noch bei 76 %. Auch die hungsweise 82 %. Die Erwerbsquote der also der Erwerbstätigen und Erwerbs höhere Erwerbsbeteiligung älterer Perso ausländischen Bevölkerung aus einem losen, an der Bevölkerung zwischen 15 nen hatte einen maßgeblichen Anteil an Nicht-EU-Staat lag mit 64 % deutlich 154
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5 Männer 2019 Frauen niedriger. Dies liegt teilweise an der u Abb 6 Bevölkerung nach Alter und Beteiligung am Erwerbsleben — in Prozent niedrigeren Quote männlicher Nicht-EU- 75 und älter Ausländer von 75 %, aber auch an der Männer 70 –74 2019 Frauen merklich niedrigeren Quote von 51 % un 65–69 ter den Frauen mit entsprechender Staats 75 und älter 60– 64 angehörigkeit. Die höchste Erwerbsbetei 70 –74 55–59 ligung haben Männer mit EU-Staats 65–69 angehörigkeit. Von ihnen sind mit 89 % 50–54 60– 64 fast neun von zehn Männern auf dem 45–49 55–59 deutschen Arbeitsmarkt aktiv. 40–44 50–54 Unterschiede zwischen den Bevölke 35–39 rungsgruppen nach der Staatsangehörig 45–49 30–34 keit zeigen sich auch bei der Erwerbs 40–44 25–29 losigkeit. Die Erwerbslosenquote von 35–39 Personen mit Staatsangehörigkeit eines 20–24 30–34 Nicht-EU-Staates war 2019 mit 9,6 % 15 –19 25–29 knapp viermal so hoch wie die Quote 100 80 60 40 20 0 20–24 0 20 40 60 80 100 der Deutschen im Alter von 15 bis 64 im Alter von ... bis ... Jahren Jahren (2,6 %). Ausländerinnen und 15 –19 Ausländer aus einem EU-Staat nahmen 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 mit einer Erwerbslosenquote von 4,3 % im Alter von ... bis ... Jahren eine Mittelposition ein, lagen aber näher an dem Wert der deutschen Bevölkerung. Insgesamt sind Männer stärker von Männer 2009 Frauen Erwerbslosigkeit betroffen als Frauen. 75 und älter Das gilt auch differenziert nach Staatsan Männer 2009 Frauen gehörigkeit. Eine Ausnahme bilden je 70 –74 doch EU-Ausländerinnen, die mit 4,7 % 65–69 75 und älter im Jahr 2019 eine etwas höhere Erwerbs 60– 64 losenquote aufwiesen als Männer mit 70 –74 55–59 Staatsangehörigkeit eines anderen EU- 65–69 50–54 Staates (4,0 %). 60– 64 45–49 Neben Geschlecht, Alter und Staats 55–59 angehörigkeit spielt der Bildungsstand 40–44 50–54 (siehe Kapitel 2.1, Seite 53, Info 2) eine 35–39 45–49 wichtige Rolle bei der Erwerbsbeteili 30–34 gung. Von den 25- bis 54-jährigen Perso 40–44 25–29 nen ohne anerkannten beruflichen Ab 35–39 20–24 schluss waren 2019 knapp 71 % auf dem 30–34 15 –19 Arbeitsmarkt aktiv. Personen mit mittle 25–29 rem beruf lichen Bildungsniveau (zum 100 80 60 40 20 0 20–24 0 20 40 60 80 100 Beispiel einer abgeschlossenen Lehre), im Alter von ... bis ... Jahren 15 –19 hatten eine Erwerbsquote von 91 %. Die Erwerbstätige Erwerbslose Nichterwerbspersonen jenigen mit einem hohen beruf lichen 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 Bildungsniveau (tertiäre Abschlüsse, zum Datenbasis: Mikrozensus im Alter von ... bis ... Jahren Beispiel Meister-, Fachhochschul- oder Erwerbstätige Erwerbslose Nichterwerbspersonen Hochschulabschluss) beteiligten sich zu 93 % am Erwerbsleben. u Abb 7 Bei den Erwerbslosenquoten gab es quoten von Personen ohne anerkannten der Personen ohne berufliche Qualifikati ähnlich deutliche Unterschiede je nach beruf lichen Abschluss 2019 deutlich on erwerbslos, aber nur 1,9 % derjenigen Bildungsstand: Bezogen auf die 25- bis höher als die Quoten von Personen mit mit einem Hochschul- oder sonstigen 54-Jährigen waren die Erwerbslosen tertiären Abschlüssen. So waren 7,8 % tertiären Abschluss. 155
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt u Abb 7 Erwerbsquote nach Alter und Bildungsstand 2019 — in Prozent u Info 3 Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlich- ten Zahlen zum ungenutzten Arbeitskräfte Bildungsstand hoch (Meister-/ Technikerausbildung, 93,0 potenzial orientieren sich an einem EU-weit Fachhochschul-/ Universitäts- gültigen Konzept, das von der 19. Internationalen 84,8 abschluss, Promotion) Konferenz der Arbeitsstatistiker (ICLS) beschlos- sen wurde. Zum ungenutzten Arbeitskräfte potenzial zählen nicht nur Erwerbslose, sondern Bildungsstand mittel auch Erwerbstätige, die mehr arbeiten möchten (abgeschlossene Lehre, 90,9 und als Unterbeschäftigte erfasst werden. berufsqualifizierender 74,1 H inzu kommen Nichterwerbspersonen, die gern Abschluss) arbeiten würden, gemäß ILO-Konzept aber nicht als erwerbslos gezählt werden. Sie zählen zur sogenannten Stillen Reserve (siehe auch Ab Bildungsstand niedrig 70,7 bildung 1, Seite 151). Der von der Statistik der (ohne anerkannten 59,0 Bundesagentur für Arbeit verwendete Begriff der beruflichen Abschluss) Unterbeschäftigung unterscheidet sich vom hier verwendeten Konzept. Dabei werden registrierte 25- bis 54-Jährige 55- bis 64-Jährige Arbeitslose sowie Teilnehmerinnen und Teil nehmer an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik, also zum Beispiel Weiterbildungen oder Quali Nach dem höchsten beruflichen Abschluss. Bildungsstand siehe Kapitel 2.1, Seite 53, Info 2. Datenbasis: Mikrozensus fizierungsprogrammen, die in der Beschäftigungs- statistik nicht als arbeitslos gezählt werden, zusammengefasst. In der Altersgruppe der 55- bis 64- Vordergrund, die das gegenwärtig unge onen eine Teilzeit- und 1,0 Millionen eine Jährigen fallen die Erwerbsquoten deutli nutzte Arbeitskräftepotenzial möglichst Vollzeittätigkeit aus. Unterbeschäftigung cher nach Bildungsstand auseinander. Sie vollständig abbilden. Neben »Erwerbs bei einer Vollzeittätigkeit kommt eher bei bewegten sich 2019 zwischen 59 % für losigkeit« wurden daher im Jahr 2011 Männern vor: Von den 1 Million Unterbe diejenigen ohne einen beruflichen Ab »Unterbeschäftigung« und »Stille Reserve« schäftigten in Vollzeit waren 74 % männ schluss und 85 % für Hochschulabsolven als zusätzliche Indikatoren in das Labour- lich. Bei den Unterbeschäftigten in Teilzeit tinnen und -absolventen. Die niedrige Force-Konzept aufgenommen und auf hingegen dominieren die Frauen: Hier Erwerbsbeteiligung älterer Personen EU-Ebene festgelegt (siehe Abbildung 1, waren 2019 von 1,1 Millionen betroffenen ohne anerkannten beruflichen Abschluss Seite 151). u Info 3 Personen 70 % weiblich. ging einher mit einer höheren Erwerbs Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzi Personen in der Stillen Reserve gehen losenquote von 5,2 %. Bei den Personen al als Summe der Erwerbslosen, Unterbe ebenso wie Erwerbslose keiner Erwerbs mit Hochschulabschluss lag die Erwerbs schäftigten und der Stillen Reserve betrug arbeit nach. Sie zählen nach den Kriteri losenquote bei 1,6 %. im Jahr 2019 nach Ergebnissen der Ar en der Internationalen Arbeitsorganisati Der grundlegende Zusammenhang beitskräfteerhebung insgesamt 4,4 Milli on nicht zu den Erwerbslosen, wünschen von Bildung und Erwerbsbeteiligung ist onen Personen. Es setzte sich neben sich aber grundsätzlich eine Arbeit. Zur für Frauen und Männer dieser Alters 1,4 Millionen Erwerbslosen aus 2,1 Milli Stillen Reserve gehören Personen, die gruppe gleich, auch wenn sich die Er onen Unterbeschäftigten und 900 000 Per zwar Arbeit suchen, jedoch kurzfristig werbsbeteiligung der Frauen auf einem sonen in der Stillen Reserve zusammen. für eine Arbeitsaufnahme nicht zur Ver insgesamt niedrigeren Niveau befindet. Je Ein Blick auf die sogenannten Unter fügung stehen. Ebenfalls zählen Perso höher die berufliche Qualifikation, desto beschäftigten zeigt, dass auch bei den Er nen dazu, die aus verschiedenen Grün geringer ist der Unterschied in der Er werbstätigen noch ungenutztes Arbeits den keine Arbeit suchen, aber grundsätz werbsbeteiligung. kräftepotenzial vorhanden ist. Personen lich gern arbeiten würden und für diese in Unterbeschäftigung sind definiert als Arbeit auch verfügbar sind. Unter den 5.1.5 Ungenutztes Erwerbstätige mit dem Wunsch nach zu knapp 900 000 Personen in Stiller Reser Arbeitskräftepotenzial sätzlichen Arbeitsstunden, die zudem für ve im Jahr 2019 waren Frauen und Män Im Zusammenhang mit den Diskussio eine zusätzliche Arbeit innerhalb von ner zu etwa gleichen Teilen vertreten. nen um mögliche Folgen des demografi zwei Wochen verfügbar wären. Bei den Menschen, die nicht am Er schen Wandels für den Arbeitsmarkt Von den insgesamt 2,1 Millionen unter werbsleben teilnahmen, gab es deutlich r ücken Arbeitsmarktstatistiken in den beschäftigt Erwerbstätigen übten 1,1 Milli mehr Frauen (10,6 Millionen) als Männer 156
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5 (7,8 Millionen). Der Wunsch nach Arbeit zurück: Bei den Männern fiel er in die fern bei dieser Gruppe Teilzeitarbeit frei ist unter den Männern auch etwas ausge sem Zeitraum um 23 Prozentpunkte, bei willig ausgeübt wird, ist nicht bekannt. prägter: So gehörten 5,8 % der männli den Frauen um 11 Prozentpunkte. u Abb 8 Insgesamt ist davon auszugehen, dass chen Nichterwerbspersonen zur Stillen Neben dem Umstand, keine Vollzeit Veränderungen bei Angeboten für Kin Reserve, während es bei den weiblichen stelle gefunden zu haben, gibt es noch derbetreuung und Pflege Wünsche nach Nichterwerbspersonen 4,2 % waren. weitere Gründe für eine Teilzeitbeschäfti Vollzeit- oder Teilzeitarbeit beeinflussen. gung. Ein großer Teil der Erwerbstätigen 5.1.6 Teilzeitbeschäftigung arbeitet aus familiären Gründen in Teil 5.1.7 Atypische Beschäftigung, Eine Teilzeitbeschäftigung ermöglicht es zeit: Im Jahr 2019 nannten 24 % die Be ormalarbeitsverhältnis und N in der Regel, Familie und Beruf zeitlich treuung von Kindern oder anderen Ange Selbstständigkeit besser miteinander zu vereinbaren. Eine hörigen als Grund, 14 % sonstige persön Die Zahl der Erwerbstätigen sagt zwar et reduzierte Arbeitszeit bedeutet jedoch liche und familiäre Verpf lichtungen. was darüber aus, wie viele Menschen zu häufig, auf Teile des Verdienstes und der Frauen übten deutlich häufiger als Män einem bestimmten Zeitpunkt gearbeitet Altersvorsorge zu verzichten sowie unter ner eine Teilzeitbeschäftigung aus famili haben, aber noch nichts über den Um Umständen eingeschränkte Karriere ären Gründen aus. Bei den Frauen nann fang und die Stabilität der Erwerbstätig möglichkeiten in Kauf zu nehmen. In der ten 46 % eine der beiden erwähnten Ur keit. Der deutsche Arbeitsmarkt ist in Arbeitskräfteerhebung gilt entsprechend sachen, aber gerade einmal 11 % der den vergangenen 25 Jahren heterogener einer Definition der Internationalen Ar Männer. Ein großer Teil der Männer geworden. Arbeitsverträge werden in ge beitsorganisation (ILO) als Teilzeit, wenn nannte hingegen als Hauptgrund für die ringerem Umfang auf Basis von Flächen jemand weniger Stunden als Vollzeitkräf Teilzeitarbeit eine parallel laufende Aus- tarifverträgen geregelt. Teilzeitbeschäfti te im gleichen Betrieb beziehungsweise in oder Weiterbildungsmaßnahme (24 %), gung und geringfügige Beschäftigung der gleichen Branche arbeitet. Sie wird bei Frauen traf dies lediglich bei 7 % zu. (Minijobs) haben zugenommen. Erwerbs anhand der Selbsteinstufung der Befrag Gut ein Drittel beziehungsweise 38 % ga formen, die Unternehmen mehr Flexibilität ten erhoben. Im Jahr 2019 waren in ben keinen weiter konkretisierten Grund geben, wie befristete Beschäftigung oder Deutschland 12,0 Millionen Personen im für ihre Teilzeitbeschäftigung an. Inwie Leiharbeit, haben an Bedeutung gewonnen. Alter von 15 bis 74 Jahren in Teilzeit be schäftigt. Ihr Anteil an allen Erwerbstäti gen lag 2019 bei 28 %. Seit 2009 ist der Anteil um 2,3 Prozentpunkte gestiegen. u Abb 8 Hauptgrund für Teilzeitbeschäftigung 2019— in Prozent Im Jahr 2019 war fast jede zweite erwerbs tätige Frau im Alter von 15 bis 74 Jahren in Teilzeit tätig (48 %). Unter den Män Teilzeitbeschäftigung 47,5 insgesamt 11,5 nern betrug dieser Anteil nur 12 %. Nicht alle Teilzeitbeschäftigten arbei davon mit Hauptgrund: ten freiwillig verkürzt. Teilzeittätige, die Betreuung von Kindern oder 29,5 gern Vollzeit arbeiten würden, aber auf pflegebedürftigen Personen 5,0 dem Arbeitsmarkt keine entsprechende sonstige persönliche oder 16,3 Stelle finden, werden auch als »unfreiwil familiäre Verpflichtungen 5,9 lig« Teilzeitbeschäftigte bezeichnet. Im Jahr 2019 gaben 9 % als Hauptgrund für Vollzeittätigkeit nicht zu finden 7,8 11,9 die Teilzeitarbeit an, dass sie keinen ganztägigen Arbeitsplatz finden konnten. in Ausbildung oder in 7,2 Knapp 8 % der Teilzeit beschäftigten beruflicher Fortbildung 23,9 Frauen und 12 % der Männer waren ei Krankheit, Unfallfolgen, 3,2 gentlich auf der Suche nach einem Voll Behinderungen 7,2 zeitjob. Da 2019 vier von fünf Teilzeit beschäftigten Frauen waren, war die ab sonstige Gründe 35,9 46,1 solute Zahl der Frauen mit Wunsch nach einem Vollzeitjob deutlich höher als die der Männer. Der Anteil der unfreiwillig Frauen Männer Teilzeitbeschäftigten insgesamt ging von Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren. 2009 bis 2019 um fast 13 Prozentpunkte Datenbasis: Arbeitskräfteerhebung 157
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt Sie bringen für die so Tätigen andere Be diesen »Normalfall«. Dabei ist aber zu Beschäftigungsverhältnis, das mindestens schäftigungsbedingungen mit sich als ein berücksichtigen, dass Beschäftigungsfor eines der folgenden Merkmale aufwies: Normalarbeitsverhältnis. Die klassische men, die der Sammelbegriff »atypische eine Befristung (2,3 Millionen Personen), Vorstellung von einer Arbeitsstelle ist Beschäftigung« zusammenfasst, an Be eine Teilzeitbeschäftigung mit maximal eine unbefristete abhängige Beschäfti deutung gewonnen haben. Sie prägen im 20 Wochenstunden (4,7 Millionen Perso gung. Sie geht von einer Vollzeittätigkeit mer stärker das Arbeitsleben vieler Er nen), geringfügige Beschäftigung (2,0 Mil aus, bei der Arbeitnehmerinnen und Ar werbstätiger. u Info 4, Abb 9 lionen Personen) oder Zeit- beziehungs beitnehmer unmittelbar bei oder direkt Selbstständige Tätigkeiten werden weise Leiharbeit (0,9 Millionen Perso im Auftrag für einen Arbeitgeber arbei nicht arbeitsvertraglich geregelt und brin nen). u Tab 3 ten, und davon, dass ein Arbeitsvertrag gen allein dadurch vielfältigere Arbeits Die Verschiebung der Anteile zwi zwischen beiden Parteien geschlossen bedingungen mit sich. Einkommen, Ar schen Normalbeschäftigung und atypi wurde. In der Realität ist das auch nach beitsumfang und ob eine Geschäftsbasis scher Beschäftigung zeichnete sich be wie vor der am häufigsten anzutreffende längerfristig die Existenz sichern kann, reits 1994 ab. Damals lag der Anteil Fall. Dieses sogenannte Normalarbeits variieren stark. Aus diesem Grund wird atypisch Beschäftigter bei 14 %. Er stieg verhältnis erhält seine Bedeutung durch Selbstständigkeit gesondert von Normal- kontinuierlich an und lag zwischen seine ungebrochene Dominanz auf dem und atypischer Beschäftigung betrachtet. 2006 und 2010 in etwa auf dem gleichen Arbeitsmarkt und der damit verbunde Von den 37,7 Millionen Erwerbstäti Niveau von rund 22 %. Seit 2011 ist eine nen Ausrichtung der Sozialsysteme auf gen im Alter von 15 bis 64 Jahren, die leichte, aber kontinuierlich rückläufige sich nicht in Bildung oder Ausbildung Tendenz zu verzeichnen. befanden (sogenannte Kernerwerbstätige, Personen mit einer geringeren beruf siehe Info 4), waren 2019 rund 26,8 Milli lichen Qualifikation sind deutlich häufi onen Personen normalerwerbstätig und ger atypisch beschäftigt. Im Jahr 2019 u Info 4 7,3 Millionen atypisch beschäftigt. Damit waren 35 % der Erwerbstätigen ohne eine Erwerbsformen befand sich knapp jede / jeder fünfte Er anerkannte Berufsausbildung atypisch werbstätige (19 %) in einem atypischen beschäftigt; damit lag der Anteil deutlich Um ein besseres Verständnis für die Rahmen- bedingungen zu erlangen, unter denen die M enschen erwerbstätig sind, berichtet das Statistische Bundesamt zusätzlich über die Erwerbsformen, in denen sie arbeiten – u Abb 9 Erwerbsformen also ob Erwerbstätige selbstständig sind, sich in einem Normala rbeitsverhältnis b efinden oder in einer Form der atypischen Erwerbstätige Beschäftigung. Zu den atypisch Beschäftig- ten zählen befristet Beschäftigte, Teilzeit beschäftigte mit bis zu 20 Wochenstunden, Kernerwerbstätige geringfügig Beschäftigte (unter anderem (Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, nicht in Bildung, Ausbildung oder einem Freiwilligendienst) sogenannte 450-Euro-Jobs, Minijobs) sowie Personen in Leiharbeit (Zeitarbeit). Ein Normalarbeitsverhältnis ist ein abhängiges Vollzeit Normalarbeit- Beschäftigungsverhältnis, das in Vollzeit nehmer /-innen Teilzeit (mit mehr als beziehungsweise Teilzeit mit über 20 Wochen- 20 Stunden je Woche) stunden und unbefristet a usgeübt wird. Der oder die Beschäftigte arbeitet hierbei zudem befristet Beschäftigte direkt für das Unternehmen, mit dem er oder abhängig sie einen Arbeitsvertrag hat. Die s tatistische Beschäftigte Betrachtung und die entsprechenden Ergeb- geringfügig Beschäftigte atypisch nisse beziehen sich auf Kernerwerbstätige, Beschäftigte das heißt auf Personen im Alter von 15 bis Teilzeitbeschäftigte (bis 20 Stunden je Woche) 64 Jahren, soweit diese nicht in Bildung oder Ausbildung sind. Studierende, die neben Zeitarbeitnehmer / -innen dem Studium arbeiten, oder Menschen im Ruhestand zählen daher nicht hinzu. Diese mit Beschäftigten Gruppe der Kerne rwerbstätigen befindet sich Selbstständige in einem Lebensa bschnitt, in dem Erwerbs- ohne Beschäftigte (Solo-Selbstständige) arbeit in deutlich stärkerem Maße als Schwer- punkt der Lebensgestaltung gesehen wird mithelfende Familienangehörige als beispielsweise während der Ausbildung oder im Ruhestand. Sie gilt daher, vor allem im Rahmen der Berichterstattung zur sonstige Erwerbstätige atypischen Beschäftigung, als Bezugsgröße für die Berechnung von Quoten. 158
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5 u Tab 3 Kernerwerbstätige in einzelnen Erwerbsformen — in Millionen Selbstständige Abhängig Beschäftigte atypisch Beschäftigte darunter Normal- und zwar ² Insgesamt ¹ Solo- arbeit- zusammen zusammen Selbst- nehmer/ zusammen Teilzeit- Zeitarbeit- ständige -innen befristet geringfügig beschäf- nehmer / Beschäftigte Beschäftigte tigte ³ -innen 1991 34,68 2,86 1,28 31,39 26,95 4,44 1,97 2,56 0,65 – 1999 33,30 3,38 1,65 29,68 23,73 5,95 2,30 3,83 1,74 – 2004 32,54 3,61 1,92 28,61 22,44 6,18 2,05 4,38 1,97 – 2009 34,80 3,88 2,14 30,76 23,06 7,70 2,73 4,92 2,57 0,56 2014 35,88 3,74 2,05 32,02 24,52 7,51 2,46 4,87 2,34 0,67 2018 37,28 3,47 1,87 33,72 26,21 7,51 2,46 4,64 2,05 0,93 2019 37,67 3,43 1,81 34,16 26,83 7,33 2,30 4,65 2,01 0,85 Nur Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, nicht in Bildung, Ausbildung oder einem Wehr-/Zivil- sowie Freiwilligendienst. Bis 2004 Ergebnisse einer Berichtswoche im Frühjahr; ab 2005 Jahresdurchschnitts- werte sowie geänderte Erhebungs- und Hochrechnungsverfahren. Ab 2011 geänderte Erfassung des Erwerbsstatus; Hochrechnung anhand der Bevölkerungsfortschreibung auf Grundlage des Zensus 2011. Ab 2016 aktualisierte Auswahlgrundlage der Stichprobe auf Grundlage des Zensus 2011. Ab 2017 Erfassung der Zeitarbeit mit Auskunftspflicht. 1 Umfasst auch mithelfende Familienangehörige, die in der Tabelle nicht gesondert ausgewiesen sind. 2 Angaben lassen sich nicht aufsummieren, da sich die Gruppen überschneiden. 3 Mit höchstens 20 Arbeitsstunden je Woche. – Nichts vorhanden. Datenbasis: Mikrozensus über dem aller Erwerbstätigen (19 %). Er Der Anteil der Solo-Selbstständigen ist bis Relevanz anderer Quellen des überwie werbstätige mit einem (Fach-)Hochschul 2005 kontinuierlich gestiegen und lag dann genden Lebensunterhalts hat sich in den abschluss waren nur zu 14 % atypisch be bis 2012 ohne größere Veränderungen über vergangenen zehn Jahren nur wenig ver schäftigt. Während hoch qualifizierte Er 6 %. Seitdem ist aber auch der Anteil der ändert. Im Jahr 2019 lebten zum Beispiel werbstätige dabei am häufigsten wegen Solo-Selbstständigen tendenziell rückläu 6 % der Bevölkerung ab 15 Jahren haupt einer Befristung oder Teilzeit bis 20 Wo fig und lag 2019 bei 4,8 %. Anfang der sächlich von Sozialleistungen wie Arbeits chenstunden atypisch beschäftigt waren, 1990er-Jahre hatte es noch mehr Selbst losengeld I und II oder BAföG, genauso waren bei Geringqualifizierten alle For ständige mit Beschäftigten als ohne gege viele wie schon 2009. Durch Rente, Pen men atypischer Beschäftigung häufiger ben; inzwischen hat sich dies umgekehrt. sion oder eigenes Vermögen finanzierten vertreten als im Gesamtdurchschnitt. Bis 2005 war zudem abhängige Beschäfti sich 26 % im Jahr 2019, ähnlich hoch lag Am häufigsten arbeiteten Geringquali gung leicht zurückgegangen, w ährend der Anteil vor zehn Jahren (27 %). Der fizierte in einer Teilzeitbeschäftigung die Selbstständigkeit zunahm. Auch die Anteil derjenigen, deren Unterhalt haupt bis 20 Wochenstunden (22 %) oder in ge von den Arbeitsagenturen geförderten sächlich von Angehörigen finanziert ringfügiger Beschäftigung (14 %). Selbstständigkeiten (Existenzgründungs wurde, sank von 16 % (2009) auf 13 % Im Jahr 2019 waren von den Kerner zuschüsse, »Ich-AG«, Einstiegsgelder) (2019). Neu hinzugekommen ist seit 2007 werbstätigen 3,4 Millionen selbstständig. trugen zu dieser Entwicklung bei. Dieser das Elterngeld, das als Haupteinkom Rund 1,6 Millionen von ihnen führten Trend hat sich ebenfalls abgeflacht und in mensquelle allerdings eine sehr kleine ein Unternehmen mit mindestens einem den vergangenen Jahren sogar umge Rolle spielt: 2019 war dies nur für 0,5 % oder einer weiteren Beschäftigten und kehrt. Ein Hinweis auf eine nachhaltige der Bevölkerung ab 15 Jahren der Fall. 1,8 Millionen waren als sogenannte Solo- Verdrängung von abhängiger Beschäfti Während sich in Deutschland insge Selbstständige ohne Beschäftigte unter gung durch Selbstständigkeit lässt sich samt im Zehnjahresvergleich wenige nehmerisch tätig. Damit waren von den nicht ausmachen. Ä nderungen bei den Unterhaltsquellen Kernerwerbstätigen rund 4,3 % Selbst zeigten, waren zwischen Ost- und West ständige mit Beschäftigten und 4,8 % solo- 5.1.8 Erwerbstätigkeit als deutschland und zwischen Männern und selbstständig. Unterhaltsquelle Frauen unterschiedliche Trends zu beob In den zurückliegenden knapp 30 Jah Rund 55 % der Personen ab 15 Jahren be achten. Im Jahr 2019 verdienten im frü ren stagnierte der Anteil der Selbstständi stritten 2019 ihren Lebensunterhalt über heren Bundesgebiet 62 % der Männer gen mit Beschäftigten weitgehend. Zwi wiegend aus eigener Erwerbstätigkeit. und 48 % der Frauen ihren überwiegen schen 1993 und 2007 lag er etwas über 5 % Dieser Anteil hat sich gegenüber 2009 er den Lebensunterhalt durch Erwerbstä und sank dann bis auf 4,3 % im Jahr 2019. höht. Damals lag er bei rund 49 %. Die tigkeit. Der Anteil der Frauen, die ihren 159
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt u Abb 10 Bevölkerung nach überwiegendem Lebensunterhalt 2019 punkte höher als im Westen. Letzteres — in Prozent kann auf die stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen in der ehemaligen DDR – und den damit verbundenen weiter verbreite Frauen ten Anspruch auf Rente – zurückgeführt werden. u Abb 10 48,2 Erwerbstätigkeit Die positive Entwicklung am deut 49,3 schen Arbeitsmarkt im zurückliegenden Rente, Pension, 25,8 Jahrzehnt zeigt sich vor allem in der Ein eigenes Vermögen 34,4 kommenssituation in Ostdeutschland. ALG I, ALG II, 5,5 Waren 2009 noch 13 % der Menschen ab Sozialhilfe, BAföG usw. 7,1 15 Jahren dort hauptsächlich auf Arbeits losengeld oder Sozialleistungen angewie Einkünfte von 19,6 Angehörigen 8,1 sen, lag der Anteil 2019 nur noch bei 8 %. Elterngeld 0,9 5.1.9 Registrierte Arbeitslose und 1,1 gemeldete Arbeitsstellen Daten zur Arbeitslosigkeit und zu offenen Stellen stammen aus der Statistik der Bun Männer desagentur für Arbeit (BA). Aufgrund ver 61,5 waltungsrechtlicher Maßnahmen und Re Erwerbstätigkeit 57,9 formen ist die Aussagekraft der Zeitreihen zu den Arbeitslosen eingeschränkt. Mit Rente, Pension, 24,0 der Überarbeitung des Zweiten Buchs des eigenes Vermögen 28,0 Sozialgesetzbuchs (SGB II) haben sich in ALG I, ALG II, 6,2 Deutschland seit 2005 die Grundlagen der Sozialhilfe, BAföG usw. 8,0 Arbeitsmarktstatistik geändert. Aus der Einkünfte von 8,3 Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Angehörigen 6,0 Sozialhilfe folgte zum einen eine deutliche Ausweitung der Zahl der Arbeitslosen, 0,0 Elterngeld 0,1 auch wenn die Definition von Arbeitslo sigkeit im SGB III unverändert blieb. Seit der Reform gelten prinzipiell alle Perso früheres Bundesgebiet neue Länder und Berlin nen ohne Arbeit als arbeitslos, die staatli che Hilfe beanspruchen, erwerbsfähig Bevölkerung 15 Jahre und älter. sind und deren Alter zwischen 15 und Datenbasis: Mikrozensus dem Renteneintrittsalter liegt. Ausgenom men von dieser Regel sind nur Personen, die dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfü gung stehen (zum Beispiel durch Krank heit oder weil sie Schüler beziehungsweise ebensunterhalt vorwiegend durch die L Der entsprechende Anteil der Frauen im Schülerinnen oder Studierende sind oder eigene Erwerbstätigkeit finanzierten, ist in Osten hatte schon 2009 bei 47 % gelegen. weil sie sich in arbeitsmarktpolitischen Deutschland seit 2009 um 6 Prozentpunkte Größer sind die Unterschiede noch beim Maßnahmen befinden). Durch diese Um gestiegen. Damit verringerte sich der Un Anteil der hauptsächlichen Finanzierung stellung sind die Arbeitsagenturen nur terschied zu den Männern von 15 auf 12 des Lebensunterhalts durch Angehörige, noch für einen Teil der A rbeitslosen zu Prozentpunkte, da deren Anteil in den der bei Frauen in Westdeutschland um ständig. Für die Grundsicherung für Ar vergangenen zehn Jahren etwas schwä 12 Prozentpunkte höher ausfiel als im beitsuchende nach SGB II sind neben den cher stieg. Bezüglich der eigenen Er Osten. Demgegenüber war der Anteil der Arbeitsagenturen auch kommunale Träger werbstätigkeit als Haupteinkommens Frauen, die sich hauptsächlich über ihre verantwortlich. Die Statistik der Bundes quelle haben sich Frauen in Ost- und eigene Altersversorgung oder Vermögen agentur für Arbeit enthält auch weiterhin Westdeutschland n ahezu angeglichen. finanzieren, im Osten um 9 Prozent die Grundsicherung für Arbeitsuchende. 160
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5 u Tab 4 Registrierte Arbeitslose, offene Stellen und Arbeitslosenquoten Registrierte Arbeitslose Gesamt- Arbeitslosenquote 3 Gemeldete wirtschaftliches Arbeitsstellen 1 insgesamt Männer Frauen Stellenangebot 2 insgesamt Männer Frauen in 1 000 in % 1991 2 602,2 1 280,6 1 321,6 362,8 . . . . 1999 4 100,5 2 160,5 1 940,0 456,3 . 10,5 9,9 11,2 2005 4 860,9 2 603,0 2 257,6 255,8 . 11,7 11,7 11,8 2009 3 415,0 1 863,0 1 552,0 300,6 . 8,1 8,3 7,9 2014 2 898,4 1 565,1 1 333,3 490,3 630,8 6,7 6,8 6,6 2018 2 340,1 1 292,1 1 048,0 796,4 988,8 5,2 5,4 5,0 2019 2 266,7 1 262,9 1 003,8 774,3 1 072,9 5,0 5,2 4,7 1 Bis 1999 einschließlich geförderter Stellen (Arbeitsgelegenheiten oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen). Grundlage ist die Meldung bei der Bundesagentur für Arbeit. 2 Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Gesamtwirtschaftliches Stellenangebot (sofort zu besetzende Stellen). Jahresdurchschnitt auf Basis der publizierten Quartalswerte. 3 Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. . Zahlenwert unbekannt. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA), Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Die hier dargestellten Arbeitslosen 2019 auf eine Quote von 6,4 % bezie offene Stellen mit Vermittlungsauftrag. quoten beziehen sich auf alle zivilen hungsweise knapp 544 000 Arbeitslose. Sie stellt somit nur einen Ausschnitt des Erwerbspersonen. Diese Quotenberech Die gesamtdeutsche Entwicklung war gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots nung steht seit 2009 im Vordergrund der in den Jahren 1996 bis 2006 durch meist dar. Seit dem Jahr 2000 werden aus Berichterstattung. Ergebnisse liegen für zweistellige Arbeitslosenquoten gekenn schließlich ungeförderte Stellenangebote Deutschland insgesamt ab 1992 und für zeichnet. Nur während einer positiven am sogenannten ersten Arbeitsmarkt Ost- und Westdeutschland ab 1994 vor. Phase zwischen 2000 und 2002 fielen die (ohne Arbeitsgelegenheiten oder Arbeits Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen Quoten leicht unter 10 %. Die Zahl der beschaffungsmaßnahmen) dargestellt. nach der deutschen Vereinigung ist nicht Arbeitslosen bewegte sich in diesem Zeit Um das Stellenangebot umfassender allein auf die damals wirtschaftlich raum in der Größenordnung von 4 Milli abbilden zu können, führt das Institut schwache Situation in den neuen Bundes onen Personen. Ab dem Jahr 2007 blieb für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ländern zurückzuführen. Auch in West die Quote dann unter der 10-Prozent- der Bundesagentur für Arbeit quartals deutschland sind ab 1992 die Arbeits Marke und ging mit wenigen Unter weise eine Betriebsbefragung durch. losenquoten merklich gestiegen. Im Jahr brechungen kontinuierlich zurück. Auch D iese liefert vergleichbare Ergebnisse 1997 lag die Arbeitslosenquote im Westen der leichte Anstieg im Zuge der Finanz ab dem Jahr 2011 und ist repräsentativ bei 9,6 % und erreichte nach einem vorü markt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 für alle Betriebe mit mindestens einer bergehenden Rückgang dann 2005 einen änderte nichts an dem grundlegenden oder einem sozialversicherungspflichti neuen Höchstwert von 9,9 %. Trend, sodass die Arbeitslosenquote im gen Angestellten. Im Jahr 2019 gab es Im Osten ist die hohe Arbeitslosigkeit Jahr 2019 einen neuen Tiefstand von demnach im Durchschnitt etwas weniger hauptsächlich auf die Anpassung der 5,0 % beziehungsweise 2,3 Millionen Per als 1,1 Millionen zu besetzende Stellen Wirtschaftsstruktur zurückzuführen. sonen erreichte. u Tab 4 auf dem ersten Arbeitsmarkt. Damit Dadurch verloren zunächst mehr Men Die Zahl der bei der BA gemeldeten wird deutlich, dass es gesamtwirtschaft schen ihre Arbeit, als dass neue Beschäf offenen Arbeitsstellen lag 2019 durch lich wesentlich mehr zu besetzende tigung geschaffen wurde. Im Jahres schnittlich bei 774 300. Das waren deut Stellen gibt, als der Arbeitsagentur ge durchschnitt 1991 hatten sich 1,0 Millio lich mehr Stellen als im Jahr der Wirt meldet werden. Die Meldequote lag 2019 nen Personen arbeitslos gemeldet. Bis schaftskrise 2009 (300 600 gemeldete Ar bei 72 %. zum Jahr 1998 stieg die Zahl auf 1,5 Mil beitsstellen). Nur 2018 verzeichnete die lionen an, was einer Quote von 17,8 % Statistik der Bundesagentur für Arbeit 5.1.10 Sicherheit am Arbeitsplatz entsprach, und bewegte sich danach auf mit 796 400 mehr gemeldete Stellen. Eine grundlegende Voraussetzung für relativ hohem Niveau zwischen 17,1 und A nalog zu den Zahlen über registrierte eine »gute« Arbeit ist, ob man diese unter 18,7 %. Erst seit 2006 ist die Arbeitslosen Arbeitslose handelt es sich bei der Zahl sicheren Bedingungen ausführen kann. zahl in Ostdeutschland wieder merklich gemeldeter Arbeitsstellen ausschließlich Je seltener Arbeitsunfälle auftreten, desto rückläufig und sank kontinuierlich bis um bei der Arbeitsvermittlung gemeldete besser ist die Sicherheit am Arbeitsplatz 161
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