URUGUAY Netzintegration/Smart Grid und Energiespeicher Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - German Energy Solutions
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URUGUAY Netzintegration/Smart Grid und Energiespeicher Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure www.german-energy-solutions.de
Impressum Herausgeber Deutsch-Uruguayische Industrie- und Handelskammer Pza. Independencia 831 UY-11100 Montevideo Tel.: (+598) 2901 1803 Fax : (+598) 2908 5666 Email : comex@ahkurug.com.uy Internet: www.ahkuruguay.com Stand Juni 2019 Kontaktperson Catharina Horn; Email: comex@ahkurug.com.uy Titelbildnachweis istockphoto.com Gestaltung und Produktion Deutsch-Uruguayische Industrie- und Handelskammer Redaktion Catharina Horn Till Kadereit Luca Gonzalez Volz Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheber- rechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Genutzt und zitiert sind öffentlich bereitge- stellte Informationen von Banken und Institutionen. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhalt ABBILDUNGSVERZEICHNIS ................................................................................ 1 TABELLENVERZEICHNIS ..................................................................................... 2 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................... 3 WECHSELKURSE ................................................................................................. 4 1. ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................... 5 2. ZIELMARKT URUGUAY .................................................................................. 6 2.1 LÄNDERPROFIL ...............................................................................................................................................................6 2.1.1 Politischer Hintergrund ............................................................................................................................................. 7 2.1.2 Geographie und Klima ............................................................................................................................................... 7 2.1.3 Gesellschaft und Demographie ................................................................................................................................. 8 2.1.4 Infrastruktur ............................................................................................................................................................. 11 2.2 WIRTSCHAFT .................................................................................................................................................................. 11 2.2.1 Wirtschaftslage heute und im historischen Kontext ............................................................................................... 12 2.2.2 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ................................................................................................................ 14 2.2.3 Freihandelszonen ..................................................................................................................................................... 16 2.3 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR INVESTITIONEN...................................................................................................... 17 2.3.1 Ausgangssituation .................................................................................................................................................... 18 2.3.2 Politische Rahmenbedingungen .............................................................................................................................. 18 2.3.3 Rechtliche Rahmenbedingungen ............................................................................................................................. 19 2.3.3.1 Allgemeine Informationen zu Investitionen in Uruguay ........................................................................................... 19 2.3.3.2 Beispiele für Steuererleichterungen ........................................................................................................................... 21 3. ENERGIESEKTOR ......................................................................................... 23 3.1 ENERGIEPOLITIK ..........................................................................................................................................................25 3.2 STRUKTUR UND GESETZLICHER RAHMEN DES ENERGIESEKTORS .................................................................. 27 3.3 ENERGIEANGEBOT UND -ERZEUGUNG .................................................................................................................... 31 3.3.1 Primärenergieangebot .............................................................................................................................................. 31
3.3.2 Sekundärenergie/Stromerzeugung..........................................................................................................................33 3.4 NACHFRAGE ..................................................................................................................................................................35 3.4.1 Stromverbrauch ........................................................................................................................................................35 3.4.2 Endenergieverbrauch .............................................................................................................................................. 36 3.4.3 Energiepreise ............................................................................................................................................................ 37 4. NETZINTEGRATION/SMART GRID IN URUGUAY ........................................ 39 4.1 SITUATION IN URUGUAY ............................................................................................................................................ 39 4.2 DAS URUGUAYISCHE NETZ ........................................................................................................................................ 39 4.2.1 Aktuelle Situation .................................................................................................................................................... 39 4.2.2 Anschlussbedingungen............................................................................................................................................ 42 4.3 AKTUELLE PROJEKTE UND PLANUNG ..................................................................................................................... 44 4.4 MARKTSITUATION UND CHANCEN .......................................................................................................................... 48 5. ENERGIESPEICHER...................................................................................... 49 5.1 ELEKTROCHEMISCHE ENERGIESPEICHER ............................................................................................................ 49 5.2 ELEKTROMOBILITÄT IN URUGUAY .......................................................................................................................... 50 5.3 WASSERSTOFFTECHNOLOGIEN – CHEMISCHE ENERGIESPEICHER .................................................................53 5.4 MECHANISCHE ENERGIESPEICHER .........................................................................................................................54 5.5 AKTUELLE MARKTSITUATION UND CHANCEN ....................................................................................................... 55 6. FAZIT ............................................................................................................ 56 7. PROFILE DER MARKTAKTEURE .................................................................. 58 7.1 STAATLICHE INSTITUTIONEN, VERBÄNDE, KAMMERN UND ORGANISATIONEN .......................................... 58 7.2 AUSGEWÄHLTE UNTERNEHMEN, VERBÄNDE UND PROJEKTE IM BEREICH ERNEUERBARE ENERGIEN UND ELEKTROMOBILITÄT.......................................................................................................................................... 64 7.3 ESCOS .............................................................................................................................................................................. 68 QUELLENVERZEICHNIS .................................................................................... 72
Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: URUGUAY IN SÜDAMERIKA ............................................................................................................................... 6 ABBILDUNG 2: LANDKARTE URUGUAY ...................................................................................................................................... 8 ABBILDUNG 3: POLITISCHE KARTE UND BEVÖLKERUNGSDICHTE URUGUAYS ................................................................ 10 ABBILDUNG 4: ENTWICKLUNG DER IM- UND EXPORTE 2010-2018 (IN MRD. USD)............................................................. 13 ABBILDUNG 5: IM- UND EXPORTE (IN MIO. EUR) ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND URUGUAY ........................................ 15 ABBILDUNG 6: EXPORT- UND IMPORTGÜTER URUGUAYS ................................................................................................... 15 ABBILDUNG 7: FLOW CHART .................................................................................................................................................... 24 ABBILDUNG 8: STRUKTUR DES ENERGIESEKTORS IN URUGUAY ....................................................................................... 28 ABBILDUNG 9: STRUKTUR DES STROMSEKTORS IN URUGUAY .......................................................................................... 29 ABBILDUNG 10: ENTWICKLUNG DES PRIMÄRENERGIEANGEBOTS NACH QUELLEN ........................................................ 32 ABBILDUNG 11: ZUSAMMENSETZUNG PRIMÄRENERGIEANGEBOT .................................................................................... 32 ABBILDUNG 12: STROMERZEUGUNG NACH QUELLEN.......................................................................................................... 33 ABBILDUNG 13: ENTWICKLUNG DES STROMVERBRAUCHS PRO KOPF ............................................................................. 35 ABBILDUNG 14: STROMVERBRAUCH NACH SEKTOREN FÜR DAS JAHR 2017 ................................................................... 36 ABBILDUNG 15: ENDENERGIEVERBRAUCH NACH SEKTOREN ............................................................................................ 37 ABBILDUNG 16: ÜBERTRAGUNGS- UND DISTRIBUTIONSNETZ URUGUAYS ....................................................................... 40 ABBILDUNG 17: VERTEILUNG DER STROMGENERATOREN ................................................................................................. 41 ABBILDUNG 18: KUNDENZUFRIEDENHEIT UTE ...................................................................................................................... 41 ABBILDUNG 19: AUSBLICK NETZ UND STROMGENERATOREN IM JAHR 2023.................................................................... 42 ABBILDUNG 20: JAHRESENTWICKLUNG DER PREISE AM SPOTMARKT ............................................................................. 44 ABBILDUNG 21: ENTWICKLUNG AM STROMMARKT ............................................................................................................... 44 ABBILDUNG 22: POTENTIELLE ENTWICKLUNG VON BATTERIEKOSTEN............................................................................. 49 ABBILDUNG 23: RUTA ELECTRICA ........................................................................................................................................... 53 1
Tabellenverzeichnis TABELLE 1: POLITISCHE UND SOZIALE STABILITÄT URUGUAYS IM INTERNATIONALEN VERGLEICH ............................. 7 TABELLE 2: GESELLSCHAFT UND DEMOGRAPHIE .................................................................................................................. 8 TABELLE 3: WIRTSCHAFTSWACHSTUM IN SÜDAMERIKA (% DES BIP) ............................................................................... 12 TABELLE 4: KREDITRATING DER MERCOSUR-LÄNDER IM VERGLEICH (STAND: MÄRZ 2018) ......................................... 13 TABELLE 5: ENTWICKLUNG DER WIRTSCHAFTSINDIKATOREN ........................................................................................... 14 TABELLE 6: FREIHANDELSZONEN IN URUGUAY .................................................................................................................... 17 TABELLE 7: HÖHE DER STEUERBEFREIUNG NACH DEKRET 354/009 ................................................................................. 20 TABELLE 8: INDIKATORENMATRIX ........................................................................................................................................... 22 TABELLE 9: AUSZUG WICHTIGER INSTITUTIONEN DES URUGUAYISCHEN ENERGIESEKTORS ..................................... 30 TABELLE 10: ENTWICKLUNG ELEKTRIZITÄTSBILANZ BIS 2017 UND DER INSTALLIERTEN LEISTUNG............................ 34 TABELLE 11: PREISE ERDÖLDERIVATE (STEUERN INKL.) APRIL 2019 ................................................................................ 37 2
Abkürzungsverzeichnis ADME Verwaltungsorgan für den Strommarkt, Administración del Mercado Eléctrico Netzbetreiber ALUR Uruguayische Alkohole Alcoholes del Uruguay ANCAP Nationale Kraftstoffbehörde Administración Nacional de Combustibles, Alcohol y Portland ANII Nationale Agentur für Forschung und Agencia Nacional de Investigación e Innovación Innovation ANTEL Nationale Telekommunikationsbehörde Administración Nacional de Telecomunicaciones BEN Nationale Energiebilanz Balance Energético Nacional BIP Bruttoinlandsprodukt bzw. Beziehungsweise °C Grad Celsius CEPAL Wirtschaftskommission für Lateiname- Comisión Económica para América Latina y el Caribe rika und die Karibik CIER Kommission für regionale Energiein- Comisión de Integración Energética Regional tegration d.h. Das heißt DINAGUA Nationale Wasserdirektion Dirección Nacional de Agua DINAMA Nationale Umweltdirektion Dirección Nacional de Medio Ambiente DNE Nationale Energiebehörde Dirección Nacional de Energía DNI Nationale Industriedirektion Dirección Nacional de Industrias Ebd. Ebenda/ebendort ESCO Energiedienstleistungsunternehmen Energy Service Companies EUR Euro FDI Ausländische Direktinvestitionen Foreign Direct Investment GEF Globale Umwelteinrichtung Global Environment Facility GTAI Bundesagentur für Außenwirtschaft Germany Trade and Invest GW Gigawatt Gigavatio GWh Gigawattstunde Gigavatio-hora IHK Industrie- und Handelskammer IMF Internationaler Währungsfonds International Monetary Fund IMPO Nationale Direktion für Veröffentlichun- Dirección Nacional de Impresiones y Publicaciones Oficiales gen INE Nationales Institut für Statistik Instituto Nacional de Estadística IP Vermögensteuer Impuesto al Patrimonio ITK Informationstechnik und Telekommuni- kation IRAE Einkommensteuer Impuesto a las Rentas de las Actividades Económicas IVA Mehrwertsteuer Impuesto sobre el valor agregado IWF Internationaler Währungsfonds km Kilometer km² Quadratkilometer KMU Kleine und mittlere Unternehmen ktep Tonne Öläquivalent Kilo tonelada equivalente de petróleo kW Kilowatt Kilovatio kWh Kilowattstunde Kilovatio hora LATU Technologisches Labor Uruguays Laboratorio Tecnológico del Uruguay LES Solarenergielabor Laboratorio de Energía Solar MEC Bildungs- und Kulturministerium Ministerio de Educación y Cultura MEF Wirtschafts- und Finanzministerium Ministerio de Economía y Finanzas MERCOSUR Südamerikanischer Binnenmarkt Mercado Común del Sur MGAP Ministerium für Viehzucht, Landwirt- Ministerio de Ganadería, Agricultura y Pesca schaft und Fischerei MIEM Ministerium für Industrie, Energie und Ministerio de Industria, Energía y Minería Bergbau mind. mindestens 3
Mio. Million(en) mm Millimeter MMEE Großhandel Strommarkt Mercado Mayorista de Energía Eléctrica Mrd. Milliarde(n) MVOTMA Ministerium für Wohnungswesen, Ministerio de Vivienda, Ordenamiento Territorial y Medio Raumordnung und Umwelt Ambiente MW Megawatt MW/h Megawatt pro Stunde MwSt. Mehrwertsteuer No. Nummer Número PV Photovoltaikanlagen S. Seite S.A. Aktiengesellschaft (AG) Sociedad Anónima SAVE Antriebssysteme für Elektrofahrzeuge Sistemas de Alimentación de Vehículos Eléctricos TGA Globaler Zollsatz Tasa Global Arancelaria UN Vereinte Nationen United Nations URSEA Regulierungseinheit für Energie- und Unidad Reguladora de Servicios de Energía y Agua Wasserversorgung U.S. Vereinigte Staaten United States UTE Staatlicher Stromversorger Administración Nacional de Usinas y Trasmisiones Eléctricas UYU Uruguayische Währung Peso uruguayo V Volt Vgl. Vergleich WEF Weltwirtschaftsforum World Economic Forum WTC Privatwirtschaftlicher Gebäudekomplex World Trade Center in Montevideo z.B. Zum Beispiel ZEE Ausschließliche Wirtschaftszone Zona Económica Exclusiva Wechselkurse Die aktuellen Wechselkurse (zum 13.06.2019):1 1 EUR = 39,833 UYU 1 USD = 35,296 UYU 1 Banco Central del Uruguay (2019): Cotizaciones 4
1. Zusammenfassung Die vorliegende Zielmarktanalyse „Netzintegration/Smart Grid und Energiespeicher“ wurde von der Deutsch- Uruguayischen Industrie- und Handelskammer angefertigt und ist an deutsche mittelständische Unternehmen gerichtet. Die Analyse gibt einen Überblick über den uruguayischen Energiesektor und legt ihren Schwerpunkt dabei auf den Status quo und auf die Potentiale im Bereich der Netzintegration und Energiespeichertechnologien in Uruguay und schafft da- mit eine umfassende Informationsgrundlage über den Zielmarkt Uruguay. Die Zielmarktanalyse basiert dabei sowohl auf einer umfassenden Literaturrecherche als auch auf gezielten Befragungen von Experten. Diese lieferten als Schlüsselak- teure des privaten und öffentlichen Bereichs des uruguayischen Marktes mit ihrem Fachwissen einen wertvollen Beitrag zu der Analyse. Das Land Uruguay gehört schon heute weltweit zu den Vorreitern im Bereich der erneuerbaren Energien. Der Fokus auf saubere Energien und eine gröβere Energieeffizienz spiegelt sich derzeit auch in den politischen und gesetzlichen Rah- menbedingungen wider. Gleichzeitig wird die Diversifizierung der Energiematrix durch diverse Fördermaßnahmen und Projekte vorangetrieben, der Sektor der Elektromobilität ist zudem im Vergleich zur Region stark entwickelt und wird von der Regierung intensiv gefördert. Die vorliegende Zielmarktanalyse zeigt, dass sich der Markt für intelligente Netze/Smart Grids in Uruguay derzeit noch in der Entwicklungs- und Forschungsphase befindet. Dabei ist das Thema schon in der staatlichen Energiepolitik verankert und soll von der Regierung auch in Zukunft gefördert werden. Gerade der hohe Anteil von erneuerbaren Energien an den Energiematrizen in Uruguay und die damit verbundenen schwankenden Erzeugungsleistungen verlangen ein intelligen- tes Systemmanagement, bei dem intelligente Netze und Energiespeichertechnologien eine zentrale Rolle einnehmen kön- nen. Derzeit laufen schon erste Projekte im Bereich der Smart Grids zur breiten Etablierung intelligenter Zähler und Boi- ler in Haushalten. Diese sollen in naher Zukunft um weitere Elemente wie Wärmesensoren, Unterbrechungsschalter und Gerätezähler ergänzt werden, ebenso ist im Zuge dessen der Ausbau des Glasfasernetzes zu erwarten. Für Energiespei- chertechnologien laufen in Uruguay verschiedene Forschungsprojekte. Batterien oder auch Wasserstoff können in dem Bereich besonderes Potential bieten, gerade vor dem Hintergrund der bedeutenden Stellung der Elektromobilität in Uru- guay. Diese kann als Anwendungsbereich für Speichertechnologien dienen und ist in Uruguay mit Projekten wie der „Ruta Eléctrica“ besonders weit fortgeschritten. Ein großer Vorteil Uruguays besteht ohne Zweifel darin, dass es durch seine geringe Gröβe und kurzen Wege als eine Art Testgebiet und Modellland für neue Technologien dienen kann. Gerade bei der Ausarbeitung und Etablierung neuer Technologien wie der intelligenten Netze und Energiespeicher zeichnet sich Uruguay durch den Wettbewerbsvorteil aus, dass der Weg von Theorie und Forschung zur konkreten Anwendung auf dem Markt sehr kurz ist. Für die vorliegende Analyse wurde sowohl eine intensive Literaturrecherche durchgeführt als auch auf das Expertenwis- sen von Schlüsselakteuren aus dem privaten und öffentlichen Bereich des uruguayischen Energiesektors zurückgegriffen. Abschließend kommt die Zielmarktanalyse zu dem Ergebnis, dass Uruguay aufgrund seiner länderspezifischen Gegeben- heiten, seiner stabilen politischen und gerade im Vergleich zur Region stabilen wirtschaftlichen Situation sowie der sich weiter verbessernden Infrastruktur als verlässlicher Partner eingestuft werden kann. Politische und rechtliche Gegeben- heiten wie die Investitionsförderungsgesetze, Regelungen zum freien Devisenverkehr, Freihandelszonen sowie unbe- schränkte Beteiligungen ausländischen Kapitals an uruguayischen Unternehmen gestalten den Zielmarkt Uruguay zusätz- lich attraktiv für ausländische Investoren. Auch wenn anzumerken gilt, dass sich Uruguay im Gegensatz zu vielen anderen (europäischen) Ländern im Sektor der intelligenten Netze und Energiespeicher noch im Anfangsstadium befindet, scheint der Markt gerade vor dem Hinter- grund der günstigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen in Uruguay sowie seines Entwicklungspotentials gute Voraussetzungen für Investitionsprojekte zu bieten. 5
2. Zielmarkt Uruguay 2.1 Länderprofil Die Republik östlich des Uruguay („Republica Oriental del Uruguay”) ist eine präsidentielle Demokratie mit der Haupt- stadt Montevideo. Die Amtssprache ist Spanisch und das Land ist in 19 Verwaltungseinheiten („Departamentos“) unter- teilt. Seit 2015 ist Tabaré Vázquez von der sozialistischen Partei Präsident Uruguays und damit gleichzeitig Regierungs- chef und Staatsoberhaupt. Uruguay ist durch ein 2-Kammer-System gekennzeichnet, wobei der Senat über 31 Sitze und das Abgeordnetenhaus über 99 Sitze verfügt. Das Kabinett Uruguays ist der Ministerrat, der vom Präsidenten unter Zu- stimmung der Generalversammlung benannt wird. Der Präsident und Vizepräsident Uruguays werden beide im selben Wahlgang per Mehrheitswahlrecht für 5 Jahre bestimmt.2 Das Jahr 2019 ist in Uruguay Wahljahr und somit wird in die- sem Jahr eine neue politische Führung bestimmt. Uruguay gehört derzeit zu den drei Ländern Südamerikas, die von einer linken Regierung geführt werden. Am 27. Oktober 2019 wird dann das Mitte-Links-Bündnis Frente Amplio (FA), dem Tabaré Vazquez angehört und das in Uruguay schon seit 2005 die Regierung stellt, versuchen seine Präsidentschaft zu verteidigen. In den letzten Jahren hat Frente Amplio stark an Beliebtheit eingebüßt und lag in der Wählergunst zuletzt nur noch knapp hinter der konservativen „Partido Nacional“. Somit könnte sich dieses Jahr ein Politikwechsel durch eine von der Nationalpartei geführte Koalition vollziehen.3 Abbildung 1: Uruguay in Südamerika Quelle: Uruguay XXI (2019): Presentación del País 2 CIA (2019): The World Fact Book - Uruguay 3 El País (2018a): “Elecciones 2019: a un año del gran juego político” 6
2.1.1 Politischer Hintergrund In der nachfolgenden Tabelle 1 ist die Position Uruguays in wichtigen soziopolitischen Indizes wie dem „Corruption Per- ception Index“ oder dem „Freedom House“-Demokratieindex im südamerikanischen Vergleich sowie in der Welt aufgelis- tet. Dabei nimmt Uruguay in fast allen der gelisteten Rankings in Südamerika eine Spitzenposition ein, was die soziopoli- tischen Vorteile des Landes im regionalen Vergleich belegt. Tabelle 1: Politische und soziale Stabilität Uruguays im internationalen Vergleich Platz Uruguays in Ranking Platz Uruguays in der Welt Südamerika Korruptionsindex4 1 23 Demokratieindex5 1 9 Index Gewerbefreiheit6 2 40 Lebensqualität7 1 30 Schutz und Sicherheit8 1 52 Bildung9 2 63 2.1.2 Geographie und Klima Uruguay liegt im südöstlichen Teil Südamerikas zwischen dem 30. und 35. Grad südlicher Breite und dem 53. und 58. Grad westlicher Länge. Es grenzt im Westen an Argentinien (541 km Grenzlinie) und im Osten an Brasilien (1.050 km Grenzlinie). Im Süden liegt Uruguay zudem am „Río de la Plata“ und im Osten am Südatlantischen Ozean, mit einer Küs- tenlinie von insgesamt 660 km. Insgesamt hat Uruguay eine Fläche von 176.215 km2 und ist damit nach Suriname das zweitkleinste Land Südamerikas. 87,2% der Landfläche werden für die Landwirtschaft genutzt, rund 10,2% sind Waldflä- che. Uruguays Landschaftsbild ist vor allen Dingen durch sanfte Ebenen und niedrige Hügel sowie durch eine fruchtbare Küstenlinie geprägt. Drei Viertel der flachen Landschaft Uruguays ist Grasland, was ideal für Rinder- und Schafzucht ist.10 Wie auch in Abbildung 2 zu erkennen ist, ist Uruguay ein ziemlich flaches Land mit einer durchschnittlichen Höhe von 116,7 m über dem Meeresspiegel, die höchste Erhebung Uruguays ist der „Cerro Catedral“ mit gerade einmal 513,66 m.11 Wie sich ebenfalls in Abbildung 2 sehen lässt, verfügt Uruguay über ein sehr ausgeprägtes Gewässernetz, diverse Flüsse kennzeichnen das Land, die vor allem im Norden des Landes entspringen. Dabei ist das Gewässernetz in Atlantik- und Innenbecken zu unterscheiden. Ersteres besteht aus relativ kurzen Flüssen, die ins Meer münden, während im Innenbe- cken viele Gewässer dem „Río Uruguay“ zulaufen. Dieser ist mit 1.790 km der längste Fluss Uruguays. In seinem Verlauf sowie im Landesinnern bilden sich Stauseen, die mit Wasserkraftwerken ausgestattet sind und ein bedeutendes Wasser- reservoir darstellen. Die Gewässer Uruguays münden entweder im Süden in den „Río de la Plata“, im Südosten in den Atlantik oder im Osten in die „Laguna Merin“. Uruguay verfügt insgesamt über vier Staudämme: Salto Grande im Nord- 4 Corruption Perceptions Index (2018): Corruption Perception Index 5 Freedom House (2019): Freedom in the World 2019 6 Heritage Foundation (2019): Index of Economic freedom 7 Prosperity Index (2018): Legatum Prosperity Index 8 Ebd. 9 Ebd. 10 CIA (2019): The World Factbook – Uruguay 11 INE (2018a): Anuario Estadístico 2018 7
westen des Landes sowie Constitución, Rincón de Baygorria und Rincón del Bonete, die allesamt im Landesinnern gele- gen sind. In Uruguay herrschen grundsätzlich gemäβigte Temperaturen vor, Frost tritt kaum auf. Die Durchschnittstemperatur Uruguays beträgt 17,5ºC, wobei sie im Norden in Artigas bei 19ºC und im Süden in Rocha bei 16ºC liegt. Die Sommermo- nate sind im Zeitraum von Dezember bis März. Der wärmste Monat ist der Januar, in dem die Durchschnittstemperatur in Montevideo zuletzt bei 22,7ºC lag, während sie dort im Juli mit 10,7ºC ihr Minimum erreichte. Zudem liegt die Jah- resniederschlagsmenge bei etwa 1.000 mm/Jahr, wobei sie in Montevideo bei 1.098 mm/Jahr lag und in Riveras im Nor- den des Landes mit 1.639 mm/Jahr zuletzt am höchsten war. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt landesweit zwischen etwa 70% und 80%, in Montevideo beträgt sie beispielsweise 75%.12 In Uruguay herrschen außerdem starke regionale Winde vor, wie zum Beispiel der „Pampero“, der von den argentinischen Pampas in den Norden weht. Da Uruguay nicht wirklich über Gebirge als natürliche Barriere verfügt, ist das Land grundsätzlich schnellen Klimaänderungen ausgeliefert.13 Abbildung 2: Landkarte Uruguay Quelle: Mapa de Uruguay (2018a): Mapa Quelle: Santillana (2015): Aguas físico de Uruguay Continentales de Uruguay. 2.1.3 Gesellschaft und Demographie Tabelle 2: Gesellschaft und Demographie Fakten Hauptstadt Montevideo - Gesamt: 3.493.205 Bevölkerungszahl14 - Montevideo: 1.381.228 Bevölkerungsdichte15 20 Einwohner/km² BIP (zu laufenden Preisen)16 Gesamt: 60,2 Mrd. USD; pro Kopf: 17.200 USD 12 INUMET (2019): Estadísticas Climatológicas 13 CIA (2019): The World Factbook - Uruguay 14 INE (2018a): Anuario Estadístico 2018 15 Ebd. 16 IWF (2019a): Country Report 19/64 8
- Geburtenrate: 13,1 pro 1.000 Einwohner Bevölkerungsstatistiken17 - Sterberate: 9,4 pro 1.000 Einwohner - Bevölkerungswachstum: 3,7 pro 1.000 Einwohner - Groβteil der Bevölkerung lebt im Süden des Landes 18 - Etwa 80% der Bevölkerung sind urban Bevölkerungsverteilung - Etwa die Hälfte des Landes lebt in oder um die Hauptstadt Mon- tevideo Arbeitslosigkeit19 8,3% - 77,6 Jahre, nach Geschlechtern: - Männer: 74,4 Durchschnittliche Lebenserwartung20 - Frauen: 80,8 - Durchschnittsalter der Bevölkerung: 35,1 Jahre Bedeutende Departamentos neben Monte- Canelones, Maldonado, Salto, Colonia, Paysandú, San José, Rivera, video Tacuarembó Tabelle 2 gibt einen Überblick über Gesellschaft und Demokratie Uruguays. Auffällig ist dabei die Konzentration auf die Hauptstadt Montevideo, die das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes darstellt. Insgesamt leben in Uruguay rund 3,5 Mio. Menschen. Das Land ist in 19 Departamentos geteilt, wobei die südliche Küstenregion am stärksten bevöl- kert ist. Während in Montevideo mit 1.381 Mio. Einwohnern fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung lebt, macht der Rest des Lan- des rund 2.112 Mio. Einwohner aus. Das bevölkerungsreichste Depertamento nach Montevideo ist Canelones, wo 581.532 Menschen leben und das ebenfalls im Süden an der Küste liegt. Es folgen Maldonado mit 187.576, Salto mit 132.294 und Colonia mit 130.008 Einwohnern.21 Neben der bevölkerungsreichen Küste ist das verbleibende Territorium durch eine geringe Bevölkerungsdichte gekennzeichnet. Landesweit liegt die Bevölkerungsdichte bei etwa 20,0 Einwohnern je km², während die Bevölkerungsdichte Montevideos bei 2.606 Einwohnern pro km2 liegt.22 Im Vergleich zu anderen südameri- kanischen Staaten weist Uruguay nur ein geringes Bevölkerungswachstum auf, das aktuell rund 0,4% beträgt. Etwa 52% der Bevölkerung sind weiblich und 48% männlich.23 In der politischen Karte (vgl. Abbildung 3) Uruguays sind die 19 Departamentos und die wichtigsten Städte des Landes zu sehen. Die wichtigsten Straßen sind eingezeichnet. Der Río Uruguay als wichtigstes Binnengewässer speist die zentral gelegenen Stauseen in der Mitte des Landes und fließt schließlich in den Rio de la Plata, welcher in den Atlantik mündet. 17 INE (2018a): Anuario Estadístico 2018 18 CIA (2019): The World Factbook. 19 IWF (2019a): Country Report 19/64 20 CIA (2019): The World Factbook. 21 INE (2018a): Anuario Estadístico 2018 22 Ebd. 23 World Bank (2017): World Bank Country Profile Uruguay 9
Abbildung 3: Politische Karte und Bevölkerungsdichte Uruguays Departamentos in Uruguay Bevölkerungsdichte in Einwohner/km2 Quelle: INE (2018): Anuario Estadístico 2018 Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag im Dezember 2018 bei 21.751 UYU,24 wobei das mittlere Einkommen in Montevideo mit 26.234 UYU deutlich über dem im Landesinneren 25 (18.774 UYU) lag. Innerhalb des Landesinneren ergibt sich eine weitere Divergenz zwischen den Einkommen in Städten mit 5.000 oder mehr Einwohnern, wo der Durch- schnitt im Dezember 2018 bei 19.187 UYU lag, und denen in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern, wo sich der Durchschnitt auf 17.508 UYU belief. Im Jahr 2017 lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Monatseinkommen noch bei 20.229 UYU (25.346 UYU in Montevideo und 16.886 UYU im Landesinneren), im Jahr 2016 bei 18.307 UYU (22.492 UYU in Montevideo und 15.559 UYU im Landesinneren). Der stetige Anstieg des Lohnniveaus aus den letzten Jahren setzt sich somit fort.26 24 AlleEinkommenswerte verstehen sich ohne „Valor Locativo“ (Mietwert) und ohne „Aguinaldo“ (was einem Weihnachtsgeld in Deutschland entspricht). 25 Unter „Landesinnerem“ sind alle Departemente mit Ausnahme von Montevideo zu verstehen. 26 INE (2018b): Ingreso medio de los hogares a valores corrientes Diciembre 2018 10
2.1.4 Infrastruktur Uruguay befindet sich in einer geographisch privilegierten Lage und bietet eine im regionalen Vergleich einzigartig gute Infrastruktur sowie ein investitionsfreundliches Klima und somit Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen südamerikani- schen Ländern. Eine besondere Vorreiterrolle nimmt das kleine Nachbarland Argentiniens und Brasiliens im Bereich Telekommunikations- und Informationstechnologie (TIC) ein und positionierte sich zuletzt auf Platz 1 Lateinamerikas.27 Es gibt 156 Mobiltelefonanschlüsse pro 100 Einwohner und 65,1% der Bevölkerung nutzen das Internet. Dies ist die höchste Internetnutzungsrate Lateinamerikas. Auβerdem verfügen 75% der Haushalte über einen Breitbandanschluss.28 Nach dem „Global Competitiveness Index 4.0 2018“ des WEF (World Economic Forum), welcher die Wachstumschancen von Volkswirtschaften beleuchtet, steht Uruguay in Südamerika hinter Chile insgesamt an zweiter Stelle und verzeichnete im Gegensatz zum Ranking von 2016/2017 einen deutlichen Anstieg. Zudem bietet seine geographische Lage direkte Anbindungen über die Flüsse Río Paraná, den Río de la Plata und den Río Uruguay, die in den Atlantik münden, die Häfen in Montevideo, Fray Bentos, Paysandú und Salto sowie Luftanbindungen über die Flughäfen in Montevideo und Punta del Este. Eine bedeutende Rolle spielen der See- sowie der Binnenschiffver- kehr, welcher sich auf mehr als 1.600 km befahrbare Wasserwege erstreckt. Die beiden genannten Tiefseehäfen sind für Uruguay und die Region von großer Bedeutung und fungieren teilweise als Freihäfen. Ebenso ist die Infrastruktur des Hafens von Montevideo auf dem neuesten Stand und ermöglicht, dass der Hafen ein regionaler Hub für das südamerika- nische Kap ist. Zudem bieten die Landverbindungen nach Argentinien und Brasilien eine gut ausgebaute Infrastruktur, um Güter in die Nachbarländer zu transportieren. Im Global Competitive Index landet Uruguay im Bereich Infrastruktur sogar auf Rang 12 weltweit.29 Das Straßennetz ist das dichteste in Lateinamerika mit 50 km gepflasterter Fahrbahn pro 1.000 km² Fläche. Sechs Hauptverkehrsadern erstrecken sich, von Montevideo ausgehend, fächerartig durch das Land. Im Bereich Schienenverkehr hat Uruguay noch einigen Nachhol- bzw. Investitionsbedarf. So ist die Transportkapazität im Schienenverkehr derzeit aufgrund des Zustands der Infrastruktur begrenzt. Die uruguayische Regierung ist schon seit längerem bemüht, dies zu ändern und es steht für kommendes Jahr ein Eisenbahngroßprojekt in Verbindung mit der Zelluloseindustrie auf der Agenda. Zudem wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, um notwendige Investitionen reali- sieren zu können. Der größte Flughafen Uruguays ist der im Jahr 2009 modernisierte Flughafen Carrasco in Montevideo. Weitere neun Flughäfen verfügen über eine asphaltierte Landebahn.30 2.2 Wirtschaft Traditionell stützt sich die uruguayische Wirtschaft auf drei Säulen: Landwirtschaft, Bankensektor und Tourismus. Die seit der Krise von 2002 eingeführten rigorosen Kontrollmechanismen des Finanzmarktes zeigen Wirkung, sodass Uru- guay im Vergleich zu anderen Ländern keinen Vertrauensverlust erlitten hat. Da sich ausländische Unternehmen in Son- derwirtschaftszonen / Freihandelszonen (Zona Franca, „Zona Económica Especial“ (ZEE), siehe Kapitel 2.2.3) ohne große staatliche Einschränkungen entwickeln können, profitieren sie sowohl von Uruguays teilweise gut ausgebildeten Arbeits- kräften als auch von den stabilen politischen Rahmenbedingungen. Die wirtschaftlichen Probleme, insbesondere in den Nachbarländern Argentinien und Brasilien, haben auch die Wirt- schaft Uruguays beeinträchtigt. Die uruguayische Regierung hat daher im Jahr 2016 mehrere Male die Wirtschaftswachs- tumsprognose korrigieren müssen. Letztendlich wurde das Wirtschaftswachstum für das Jahr 2017 vom IWF zuletzt auf 2,7% und für 2018 auf 2,1% herabkorrigiert. Für 2019 wurde für das Wirtschaftswachstum mit 1,9% wieder eine sinkende Tendenz prognostiziert. 27 ITU (2015): Informe sobre Medición de la Sociedad de la Información 28 Uruguay XXI (2018): Ambiente para los negocios – Guía del Inversor 29 WEF (2018): Global Competitiveness Index 4.0 2018 30 Uruguay XXI (2018): Ambiente para los negocios – Guía del Inversor 11
Diese wirtschaftlichen Probleme machten sich zuletzt auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Lag die Arbeitslosenrate 2015 noch bei 7,5%, wies sie zuletzt eine negative Tendenz auf und stieg bis 2018 auf rund 8,3%. Für 2019 wird eine Ar- beitslosenrate von bis zu 8,7% erwartet. 31 2.2.1 Wirtschaftslage heute und im historischen Kontext Uruguay weist dennoch eine insgesamt robuste Wirtschaftsentwicklung auf (vgl. Tabelle 3): Tabelle 3: Wirtschaftswachstum in Südamerika (% des BIP)32 Land 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018* 2019* Bolivien 4,1 5,2 5,2 6,8 5,5 4,9 4,3 4,2 4,3 4 Peru 8,5 6,5 6,0 5,8 2,4 3,3 4 2,5 4 3,9 Uruguay 33 7,8 5,2 3,5 4,6 3,2 0,4 1,7 2,7 2,1 1,9 Kolumbien 4,3 7,4 3,9 4,6 4,7 3,0 2,1 1,4 2,7 3,5 Brasilien 7,5 4 1,9 3 0,5 -3,5 -3,3 1 1,1 2,1 Ecuador 3,5 7,9 5,6 4,9 3,8 0,1 -1,2 2,4 1,1 -0,5 Chile 5,8 6,1 5,3 4,1 1,8 2,3 1,7 1,3 4 3,4 Venezuela -1,5 4,2 5,6 1,3 -3,9 -6,2 -17,0 -15,7 -18 -25 Argentinien 10,1 6 -1 2,4 -2,5 2,7 -2,1 2,7 -2,5 -1,2 Paraguay 11,1 4,2 -0,5 8,4 4,9 3,1 4,3 5 3,7 3,5 * Schätzungen bzw. Prognosen. Im Jahr 2002 wurde das Nachbarland Argentinien von einer Wirtschaftskrise erschüttert. Diese zog auch eine hohe Infla- tionsrate in Uruguay nach sich, die anschließend durch politische Maßnahmen eingedämmt werden konnte. Auch aktuell erfährt das Wirtschaftswachstum eine leichte Eintrübung nicht zuletzt durch die angespannte ökonomische Lage in den beiden Nachbarländern Brasilien und Argentinien. Für das aktuelle Jahr 2019 wird insgesamt ein Wirtschaftswachstum von 1,9% prognostiziert. Signifikant für Uruguays wirtschaftliche Entwicklung ist jedoch die Stabilität, die nicht unbe- dingt in den anderen Ländern der Region wiederzufinden ist, wie die Tabelle 3 veranschaulicht. Stabil zeigt sich Uruguay ebenfalls hinsichtlich der Kreditrankings der bedeutendsten Ratingagenturen (siehe Tabelle 4). Standard & Poors und Moody’s halten am Investmentgrade für Uruguay fest und prognostizieren dies auch für die Zu- kunft, einzig Fitch stuft den Outlook im Oktober 2018 von STABLE auf NEGATIVE herunter und zeigt sich damit etwas vorsichtiger.34 31 IWF (2019a): Country Report 19/64 32 IWF (2019b): IMF DataMapper Real GDP Growth, Annual percentage change 33 IWF (2019a): Country report 19/64 34 El País (2018b): Tras decisión de Fitch, ¿qué dicen las otras calificadores? 12
Tabelle 4: Kreditrating der MERCOSUR-Länder im Vergleich (Stand: März 2018)35 S&P S&P MOODY‘S MOODY‘S FITCH FITCH Land RATING OUTLOOK RATING OUTLOOK RATING OUTLOOK Argentinien B STABLE B2 STABLE B NEGATIVE Brasilien BB- STABLE Ba2 STABLE BB- NEGATIVE Paraguay BB STABLE Ba1 STABLE BB POSITIVE Uruguay BBB STABLE Baa2 STABLE BBB- NEGATIVE Der Außenhandel ist für Uruguay traditionell von hoher Bedeutung, nicht zuletzt durch die geringe Größe des Binnen- marktes. Abbildung 4 gibt einen Überblick über die Entwicklung der uruguayischen Im- und Exporte der letzten Jahre. Wichtige Importpositionen sind Investitionsgüter sowie Transportmittel. Exportschlager Uruguays sind hingegen traditi- onell Erzeugnisse der Agrarwirtschaft und Rohstoffe. 2017 machten rund 46,3% der Exporte Nahrungsmittel aus, Roh- stoffe 30,3%; Chemische Erzeugnisse 6,2%; Leder und -waren 3,1%; Strom 1,8% sowie Sonstige 12,3%.36 Abbildung 4: Entwicklung der Im- und Exporte 2010-2018 (in Mrd. USD) Quelle: Eigene Darstellung nach Uruguay XXI 2019 Aus Tabelle 5 wird ersichtlich, dass Uruguays BIP seit 2008 fast durchgehend angestiegen ist. Die Inflation sank zwischen 2008 bis 2017 von 7,9% bis auf 6,2%, wird aber im laufenden Jahr und in naher Zukunft voraussichtlich wieder etwas ansteigen. Für das laufende Jahr 2019 wird weiterhin eine relativ hohe Inflation von 7,5% erwartet, die auβerhalb des von der Zentralbank festgelegten Ziels von 3-7% liegt.37 Nach kontinuierlichem Anstieg der Exporte Uruguays bis zum Jahr 2013 war im Jahr 2015 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Zuletzt wiesen die Exportzahlen Uruguays aber wieder eine steigende Tendenz auf. Hinsichtlich der Importe ist besonders darauf hinzuweisen, dass diese die Exporte nach Daten von Uruguay XXI derzeit wieder überstiegen, so wie es in den Jahren zuvor auch schon fast ausschließlich der Fall war. Der Handelsbilanzsaldo 35 Börsen-Zeitung (2019): Länderratings 36 GTAI (2019): Uruguay - Wirtschaftsdaten kompakt 37 CINVE (2019): Informe de Inflación Nº199 – Inflación cierra el año en el entorno del 8% 13
wird für 2018 auf -0,14 Mrd. USD angesetzt. Die Auslandsverschuldung in Bezug auf das BIP ist im Zeitraum von 2006 bis 2012 zwar kontinuierlich gesunken, danach jedoch wieder angestiegen mit einem Höchstwert von fast 90% im Jahr 2015. Dieses Jahr soll die Auslandsverschuldung auf 70,2%, im Vergleich zu 67,8% im Vorjahr, klettern. Tabelle 5: Entwicklung der Wirtschaftsindikatoren38 Indikator 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018* 2019* Reales BIP- 7,2 4,2 7,8 5,2 3,5 4,6 3,2 0,4 1,7 2,7 2,1* 1,9* Wachstum in % Nominales BIP 30,36 31,66 40,29 47,96 51,26 57,5 57,2 53,3 52,7 59,2 60,2* 60,1* in Mrd. USD Nominales BIP / Kopf in Tsd. 9,03 9,37 11,86 14,05 14,96 16,91 16,34 15,23 15,06 16,91 17,20* 17,17* USD Exporte in Mrd. - - 6,72 8,00 8,69 9,12 9,09 7,65 7,02 7,86 7,56* - USD39 Importe in Mrd. - - 6,93 8,57 8,53 9,53 9,63 8,54 7,38 7,51 7,70* - USD40 Handelsbilanz- saldo in Mrd. - - -0,21 -0,57 -0,16 -0,41 -0,54 -0,89 -0,36 0,35 -0,14* - USD Inflation in % 7,9 7,1 6,7 8,1 8,1 8,6 8,9 8,7 9,6 6,2 7,6* 7,5* Arbeitslosenra- 7,9 7,8 7,0 6,4 6,3 6,5 6,6 7,5 7,9 7,9 8,3* 8,7* te in % Auslands- schulden in % 67,7 63,1 59,4 58,1 58,0 69 74,9 89,5 74,4 68,1 67,8* 70,2* des BIP Devisenreser- ven in Mrd. 6,36 8,04 7,65 10,3 13,6 16,28 17,57 15,64 13,47 15,94 15,55* 15,89* USD * Schätzungen bzw. Prognosen 2.2.2 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Die deutschen Importe aus Uruguay erreichten im Jahr 2018 nach vorläufigen Schätzungen einen Wert von 294,3 Mio. EUR und machten somit 17,4% der europäischen Gesamtimporte aus Uruguay aus. Die deutschen Exporte nach Uruguay erreichten im selben Jahr einen Wert von 227,5 Mio. EUR und hatten somit einen Anteil von 15,9% an den gesamteuropäischen Exporten (vgl. Abbildung 5).41 38 IWF (2019a): Country Report 19/64 39 Uruguay XXI (2019): Schriftliche Korrespondenz 40 Ebd. 41 GTAI (2019): Uruguay - Wirtschaftsdaten kompakt 14
Abbildung 5: Im- und Exporte (in Mio. EUR) zwischen Deutschland und Uruguay Deutsche Im- und Exporte aus und nach Europäische Im- und Exporte aus und Uruguay (in Mio. EUR) nach Uruguay (in Mio. EUR) 400 2000 356,1 1670,4 1692,7 339,7 1800 350 1620,3 1513,2 1552,1 278,6 294,3 1600 300 1432,9 250,6 1400 250 227,5 1200 200 Deutsche Einfuhren 1000 EU-Einfuhren 150 Deutsche Ausfuhren 800 EU-Ausfuhren 600 100 400 50 200 0 0 2016 2017 2018* 2016 2017 2018 Quelle: Eigene Dartsellung nach GTAI (2019): Uruguay Wirtschaftsdaten kompakt Uruguayische Exporte nach Deutschland sind hauptsächlich Rohstoffe (z.B. Mineralien, Leder und Holzprodukte) sowie Nahrungsmittel (Fleisch, Milchprodukte, Sojabohnen, Reis, Weizen). Die Rohstoffe machen hierbei über die Hälfte der deutschen Importe aus Uruguay aus.42 Importe aus Deutschland sind hingegen hauptsächlich hochtechnisierte Produkte wie Maschinen, chemische Erzeugnisse und Kraftfahrzeuge sowie Autoteile (vgl. Abbildung 6).43 Abbildung 6: Export- und Importgüter Uruguays Uruguayische Ausfuhrgüter nach Deutschland Deutsche Ausfuhrgüter nach Uruguay 2018* 2018* Metallwaren 2,3% Nahrungs- Sonstige mittel 3,1% 16,5% Nahrungs- mittel 25,7% Chemische Elektro- Erzeugnisse technik 4,8% 38,7% Mess- und Kfz(-teile) Maschinen Regeltechnik 8,60% 20,60% 5,4% Quelle: Eigene Darstellung nach GTAI (2019): Uruguay Wirtschaftsdaten kompakt 42 GTAI (2019): Uruguay - Wirtschaftsdaten kompakt 43 Ebd. 15
Im Jahr 2017 lag der Nettotransfer ausländischer Direktinvestitionen (FDI) in Uruguay bei -125 Mio. USD, der Bestand lag im selben Jahr bei 30.438 Mio. USD. Deutsche Kapitalinvestitionen wurden hauptsächlich in den Sektoren der Schlacht- und Gerbereiindustrie, der Dienstleistungen, dem Transport- und Logistikgewerbe, der Agrarindustrie und dem Immobiliengewerbe getätigt. Der Nettotransfer deutscher Direktinvestitionen in Uruguay betrug im Jahr 2018 +1.042 Mio. EUR, während der Bestand zuletzt 2017 bei 597 Mio. EUR lag. Seit dem Jahr 1990 besteht zwischen beiden Ländern ein Investitionsschutzabkommen und seit dem Jahr 1991 ein Dop- pelbesteuerungsabkommen.44 2.2.3 Freihandelszonen Die uruguayische Regierung schuf 1987 mit dem Gesetz zur Einrichtung von Freihandelszonen (Ley de Zonas Francas) Nr. 15.92145 die Grundlage für die extensiven Freihandelszonen, die heute bereits eine Fläche von 176.215 Quadratkilome- tern umfassen. Intention dafür war es, Gebiete zu schaffen, die uruguayische Hoheitsgebiete formen, jedoch gleichzeitig von steuerlichen Vorteilen, arbeits- und sozialrechtlichen Vergünstigungen profitieren, und damit attraktive Anreize für Industrie, Handel sowie den Dienstleistungssektor zu kreieren. Diese günstigen Konditionen kommen auch ausländi- schem Warenverkehr und Investitionen zugute. Mit der Freihandelszonengesetzgebung (Gesetz Nr. 15.921) wurde die Förderung von Sonderwirtschaftszonen zum natio- nalen Interesse erklärt. Ziel des Gesetzes ist es, neue Investoren ins Land zu locken, die Entfaltung von Exportaktivitäten zu unterstützen und die internationale wirtschaftliche Integration Uruguays zu fördern. Die quasi-extraterritoriale Natur der Freihandelszonen bedeutet, dass alle dort produzierten Waren und Dienstleistungen vom MERCOSUR als Drittstaa- tenprodukte behandelt werden, obwohl sie formal aus dem Hoheitsgebiet eines seiner Mitglieder stammen. Aktuell bestehen 11 Freihandelszonen, in Colonia, Nueva Palmira, Montevideo, Florida, Libertad, Nueva Helvecia (Colo- nia Suiza), Río Negro (Fray Bentos), Punta Pereira und Rivera, die in privater oder staatlicher Hand liegen. Neben den Freihandelszonen wurden auch an den wichtigsten Wasserstraßen Freihäfen eingerichtet. Waren kommen zollfrei hinein, werden aber beim Verlassen der Freihandelszonen als Drittlandsprodukte behandelt und unterliegen den Einfuhrzöllen des jeweils importierenden Landes. Für Unternehmen aus Deutschland eignen sich die Freihandelszonen für Veredlungsarbeiten, weil sich dort bereits entsprechende Industriezweige mit Infrastruktur ange- siedelt haben. Außerdem werden die Freihandelszonen bevorzugt für internationale Servicecenter und Finanzdienstleis- tungen genutzt. Die Vorteile, die aus einer wirtschaftlichen Tätigkeit in einer der Freihandelszonen hervorgehen sollen, sind im Freihan- delszonengesetz festgelegt. Gemäß Artikel 2 des Gesetzes sind als wirtschaftliche Tätigkeit folgende Aktivitäten defi- niert:46 Vermarktung, Verwahrung, Lagerung, Aufbereitung, Auswahl, Sortierung, Montage, Demontage, Bearbeitung und Vermischung von Produkten und Rohstoffen nationaler oder ausländischer Herkunft; Errichtung und Betrieb von Fabrikanlagen; Bereitstellung von Finanzierungsleistungen, Datenverarbeitung, Reparatur- und Wartungsdiensten sowie frei- berufliche und sonstige Leistungen, die für den besseren Betriebsablauf und das Angebot dieser Dienstleistungen in Drittländern erforderlich sind; 44 GTAI (2019): Uruguay - Wirtschaftsdatenkompakt kompakt 45 IMPO (1987): Ley No 15.921 46 Zonas Francas (2019): Normativa 16
Freihandelszonennutzer können auch außerhalb der Freihandelszonen folgende Dienstleistungen anbieten: elektronische Postfächer; Fernunterricht; Ausstellen von Bescheinigungen mit elektronischer Unterschrift und den Betrieb eines internationalen Callcenters. Staatliche Handels- und Industriemonopole sind in den Freihandelszonen nicht zugelassen und entfalten keine Wirk- samkeit, sodass z.B. Kommunikationsmittel aus anderen Ländern importiert, exportiert oder in den Freihandelszonen produziert werden können, obwohl für diese Güter in Uruguay ein Staatsmonopol besteht. Besonders interessant für den Energiesektor ist, dass in den Freihandelszonen exportierte, importierte oder produzierte Waren nicht den staatlichen Handels- und Industriemonopolen unterliegen. Dies bedeutet, dass die Produkte die auf uruguayischem Boden aktuell oder in Zukunft einen bestimmten Anteil an uruguayischer Wertschöpfung besitzen müs- sen, diesen in Freihandelszonen nicht vorweisen müssen.47 Tabelle 6: Freihandelszonen in Uruguay Name Arbeitsfeld Link Zonamérica S.A. Dienstleistungen & Logistik www.zonamerica.com UPM Fray Bentos S.A. Herstellung von Zellulose www.upmuruguay.com.uy Zona Franca Colonia (Grupo Logistik, Dienstl., Handel & www.zonafrancacolonia.com Continental S.A.) Recht Zona Franca Florida (Florida Logistik & Beratungsleistungen www.floridasur.com.uy S.A.) Beratungsleistungen (Recht, Zona France Libertad Technik, Zoll, Finanzen, Han- http://www.zonafranca.com.uy/ (Lideral S.A.) del) Lagerung (Getreide & Minera- http://zonasfrancas.mef.gub.uy/9861/4/areas/zo Zona Franca Nueva Palmira lien) na-franca-nueva-palmira.html WTC Free Zone (WTC Free Dienstleistungen www.wtcfreezone.com Zone S.A.) Aguada Park (Itsen S.A.) Dienstleistungen www.aguadapark.com Parque de las Ciencias Dienstleistungen, Lagerung www.zonapdc.com (Parque de las Ciencias S.A.) und Manufaktur Zona Franca Punta Pereira Herstellung von Zellulose, http://zonasfrancas.mef.gub.uy/1061/4/areas/zon (Punta Pereira S.A.) Papier und ähnliche Produkte a-franca-punta-pereira-sa.html Zona Franca Colonia Suiza Manufaktur, Weiterverarbei- (Zona Franca Colonia Suiza www.zonafrancacoloniasuiza.com tung und Logistik S.A.) Quelle: MEF (2019): Lista de las Zonas Francas 2.3 Rahmenbedingungen für Investitionen Im Anschluss an die demographischen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen Uruguays wird im Folgenden auf das Investitionsklima des Landes eingegangen. 47 IMPO (1987): Ley N0 15.921 17
2.3.1 Ausgangssituation Verzeichnete Uruguay von 2008 bis 2014 noch relativ hohe Wachstumsraten, war die Tendenz für das BIP-Wachstum danach eher negativer. Im Jahr 2016 wuchs das BIP um 1,7%, 2017 stieg es noch einmal auf 2,7% an. Für das Jahr 2019 prognostiziert der IWF ein reales BIP-Wachstum von 1,9% in Uruguay. Gleichzeitig stiegen die uruguayischen Exporte seit 2016 stetig an und werden für 2019 auf 12 Mrd. USD prognostiziert, was einem Anstieg von etwa 3,8% gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde.48 Gleichzeitig führten diverse Groβinvestitionen in den letzten zehn Jahren zu einer Stärkung der uruguayischen Wirtschaft, was den Markt besonders für KMUs interessant gemacht hat. Die Projekte bein- halteten dabei Investitionen in neue Infrastrukturmaβnahmen und boten so Raum für neue Geschäftsmöglichkeiten. 2.3.2 Politische Rahmenbedingungen Um das Geschäftsklima für ausländische Investoren freundlich zu gestalten und die positiven Tendenzen des wirtschaftli- chen und sozialen Wachstums des Landes zu unterstützen, setzt Uruguay auf eine Investitionsförder- und Innovationsun- terstützungspolitik:49 Es gibt keine Restriktionen auf die Kapitalrückführung, Transaktion von Gewinnen, Dividenden oder Zinsen. Ausländische Investoren benötigen keine Erlaubnis oder abgesprochene Autorisierung, lokale Unternehmen können zu 100% in Fremdbesitz sein. Ausländischen Investitionen wird vom Gesetz her dieselbe Behandlung zuteil wie nationalen Investitionen. Zu- dem hat Uruguay gültige Abkommen der Förderung und des Schutzes der Investitionen mit verschiedenen Län- dern, u.a. mit Deutschland, Spanien, den USA, Finnland, Frankreich und Großbritannien. Der Wechselmarkt ist frei und es gibt keine Limitierungen auf Devisenkauf oder -verkauf. Investitionen können in jeder Währung getätigt werden. Es existieren keine Restriktionen, ausländische Arbeitskräfte anzustellen – abgesehen von den in Freihandelszo- nen angesiedelten Unternehmen, in denen die Arbeitnehmer zu 75% lokaler Herkunft sein müssen (mehr zu Sonderhandelszonen in Kapitel 2.2.3). Die Beschaffung der Aufenthaltserlaubnis benötigt nicht viel Zeit und jede legal ins Land eingereiste Person kann sie erhalten. Bereits während des Antragsprozesses kann der Antragsteller in Uruguay arbeiten. Einwohner der meisten westlichen Länder benötigen kein Visum zur Einreise nach Uruguay. Uruguay bietet Investoren eine politische Risikoversicherung über ein Abkommen zwischen der uruguayischen Regierung und der U.S. Overseas Private Investment Corporation (OPIC). Die Versicherung deckt alle Risiken ab, abgesehen von Kreditrisiken und Forderungen bereits laufender, internationaler Schiedsverfahren.50 Im Hinblick auf ausländische Direktinvestitionen in Uruguay verzeichnete das Land in den Nettozuflüssen einen deutli- chen Rückgang vom Jahr 2015 (+920 Mio. USD) auf das Jahr 2016 (-743 Mio. USD). Im Jahr 2017 lag der Nettotransfer ausländischer Direktinvestitionen in Uruguay bei -125 Mio. USD und vollzog somit zuletzt wieder einen Anstieg. 51 Im Juni dieses Jahres wurde ein gemeinsames Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur unterzeichnet. Es handelt sich dabei um das größte bi-regionale Abkommen, mit dem der Handel zwischen Europa und Südamerika inten- siviert und auch Direktinvestitionen angekurbelt werden sollen.52 Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen den beiden internationalen Märkten begann bereits vor 20 Jahren (1999) und findet zwischen den Gründungs- 48 IWF (2019a): Country Report 19/64 49 Uruguay XXI (2017): Oportunidades de inversión: Energía Renovables 50 Ebd. 51 GTAI (2019): Uruguay – Wirtschaftsdaten kompakt 52 ECOS (2019): Paraguay confía en que el acuerdo Mercusur-UE se firmará en dos meses 18
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