Lebensqualität in Oberösterreich - JKU
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Lebensqualität in Oberösterreich Herausgegeben vom Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik Johannes Kepler Universität Linz Arbeitsgruppe für Sozial- und Gesundheitsforschung Wissenschaftliche Leitung und Redaktion Anna Maria Dieplinger Agnes Kaiser
ISBN: 978-3-900581-78-7 Druck: Gutenberg-Werbering GmbH, Linz Medieninhaber: Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik Johannes Kepler Universität Linz Titelbild: Hebestreit Linz, 2016
Vorwort Lebensqualität, Lebensverhältnisse und Gesundheit sind unmittelbar miteinander verknüpft und zeigen in der Gesellschaft in den unterschiedlichen Gruppen differenzierte Auswirkungen. Wie sich soziale Tatsachen heute in Oberösterreich darstellen und wie Betroffene Lebensqualität für sich definieren, zeigt der vorlie- gende Bericht. Im Zeitraum von 2015 bis 2016 wurde in Oberösterreich eine quantitative Untersuchung von (n=398) durch- geführt. Hier zeigte sich ganz eindeutig, dass das Leben von Frauen und Männern unterschiedlich bewertet wird. Die Ergebnisse der Erhebung in OÖ zeigen etwa, dass Frauen in jeder Altersgruppe eine schlechtere psychische Lebensqualität aufweisen als Männer. Besonders stark ist der Unterschied in Oberösterreich in der Altersgruppe 75+. Hier weisen Männer mit einem Indexwert von 65 gegenüber Frauen mit einem Wert von 54 hinsichtlich ihrer Psyche eine subjektiv höhere Lebensqualität auf. Die statistischen Daten werden durch eine qualitative Erhebung zur Situation vulnerabler Gruppen ergänzt. Die Ergebnisse zum Thema „vulnerable Gruppen“ basieren auf Leitfadeninterviews (n=30) mit Expertin- nen und Experten sowie mit Betroffenen und auf einer Literaturanalyse. Die Ergebnisse veranschaulichen anhand der Gesundheitsrisiken von Alleinerziehenden, Arbeitslosen, MindestpensionsbezieherInnen und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen die Probleme sozial gefährdeter Bevölkerungsgruppen. Diese Studie kann für künftige vertiefende Untersuchungen Trends und Richtungen aufzeigen. In den Sozi- alwissenschaften ist es wichtig, die Theorie mit der Praxis und mit der sozialen Wirklichkeit zu vergleichen. So können Nachhaltigkeit, Probleme, tatsächliche Auswirkungen und künftige Herausforderungen aufgezeigt werden. Unser besonderer Dank gilt den Frauen und Männern, welche bei der Untersuchung mitgearbeitet haben und uns Antwort auf unsere Fragen gaben. Danke auch den vielen Mitwirkenden an diesem Bericht, die un- ermüdlich recherchiert, transkribiert und dokumentiert haben. Sie haben die Daten zu dem werden lassen, was der Bericht nun zeigt. Die wissenschaftliche Mitwirkung durch die Studierenden der Studienrichtung Sozialwirtschaft zeichnete sich durch ein besonders hohes Engagement, theoretisches Fachwissen und statistische Methodenkompe- tenz sowie durch einen kollegialen Teamgeist aus. Viel Arbeit, Geduld und Durchhaltevermögen wurde allen Beteiligten abverlangt. Aus diesem Grund möchten wir der Leistung der Studierenden in der Forschung unseren größten Respekt aussprechen. Herzlichen Dank für die gute Teamarbeit! Dr.in Anna Dieplinger Mag.a Agnes Kaiser LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 5
Mitgearbeitet haben: Armin Mandara Sandra Affenzeller Julian Mathia Miriam Altmann Hadis Mehinovic Eva Aufreiter Julia Mitter Verena Brettbacher Patrick Mülleder Raphael Danner Andreas Osterkorn Nicole Demelmayr Lisa Partinger Anna Maria Dieplinger Katharina Pruggnaller Ina Furtner Markus Reiter Nicole Gaar Lisa Reiter Gabriela Gallner Jennifer Schmoigl Constanze Gamsjäger Viktoria Schönbauer Julia Gnedt Verena Schützeneder Doris Christine Grad Ariane Serglhuber Maia Gvadzabia Stephan Slupetzky Julia Huber Stefan Stanek Mario Iebed Daniela Staudinger Raissa Iradukunda-Ashimwe Bernadette Stockhammer Lisa Janout Monika Vielhaber Agnes Kaiser Marina Vogler Katharina Karner Martin Walch Martin Köpplmayr Sigrid Wieser Christina Kreindl Julia Zainzinger Andreas Loidl Julia Zautner Vesna Maksimovic Für diesen Bericht wurden rund 400 Personen quantitativ befragt bzw. in Rahmen von ExpertInneninterviews qualitativ interviewt. Danke an alle Beteiligten für die Teilnahme an der Studie.
Vorwort Oberösterreich ist eine Region, die sich einer besonders hohen Lebensqualität erfreut – das wurde und wird in unterschiedlichen Studien immer wieder bestätigt. Trotzdem ist es wichtig, sich mit der Lebensqualität der Bevölkerung unserer Region laufend auseinanderzusetzen und diese zur studieren. Nur so kann heraus- gefunden werden, wie die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher ihre subjektive Lebensqualität be- werten, in welchen Bereichen sie besonders zufrieden sind und wo eventuell noch Nachholbedarf besteht. Diese Erkenntnisse liefern nicht zuletzt auch wichtige Anhaltspunkte für die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen in unserem Land. Aus diesen Gründen unterstützt das Land Oberösterreich gerne die vorliegende Studie zum Thema „Lebensqualität in Oberösterreich“, durchgeführt von Studierenden der Johannes Kepler Universität Linz. Mit der finanziellen Unterstützung von Studierendenprojekten wie dieser Studie, können wir außerdem einen Beitrag zur Förderung junger Forscherinnen und Forscher an unseren Universitäten und Fachhoch- schulen leisten und somit vielleicht den einen oder die andere für das Einschlagen einer wissenschaftlichen Karriere begeistern. Denn nur so kann in Oberösterreich der wissenschaftliche Nachwuchs und damit auch der Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften in unterschiedlichsten Gebieten nachhaltig abgesichert werden. Mag. Thomas Stelzer Landeshauptmann-Stellvertreter 8 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Vorwort Die Arbeits-, die Wohn- und die finanziellen Verhältnisse beeinflussen maßgeblich unsere Lebensqualität. Eine gute Krankenversorgung ist sehr wichtig, aber ein sicherer Arbeitsplatz, eine trockene, beheizte Woh- nung, soziale Kontakte sowie finanzielle Ressourcen verhelfen zu mehr Lebensqualität und sind die Basis für ein gesundes Leben. Fehlen diese Faktoren, leidet nicht nur die Lebensqualität sondern auch die physische und psychische Gesundheit darunter. Armut ist – auch in einem reichen Land wie Österreich – ein nach wie vor aktuelles wenn auch kein neues Thema. Armut hat Folgen für alle Lebensbereiche, speziell wirkt sie sich aber auf die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen aus. Vulnerable Gruppen, zu welchen neben anderen Alleinerziehende, Arbeitssuchende oder Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen zählen, sind besonders betroffen. Armut muss nicht von Dauer sein und kann in allen Lebensphasen auftreten, durch die Geburt eines Kindes, durch eine langandauernde Erkrankung oder durch den Übertritt in die Pension. Dies betrifft auch viele unserer Versicherten. Die Beschäftigung mit den Lebensverhältnissen und Bedürfnissen von benachteiligten Bevölkerungsgrup- pen ist von grundlegender Bedeutung für die Weiterentwicklung der Gesundheits- und Krankenversorgung. Auf allen Eben der Politik finden sich die Chancengerechtigkeit und das Wohlbefinden der Menschen als wichtige Prämisse. Das Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ widmet sich der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung und dem Abbau von Ungleichheiten im Gesundheitsbereich. Aber auch auf Bundesebene in den Rahmengesundheitszielen, ganz besonders im Rahmengesundheitsziel 2 „Für ge- sundheitliche Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und sozioökonomischen Gruppen, un- abhängig von Herkunft und Alter sorgen“ und im Bundes-Zielsteuerungsvertrag findet sich das Themen Chancengerechtigkeit wieder. Damit wir unsere Versorgung an die Bedürfnisse aller Menschen, besonders jener in prekären Lebenslagen, anpassen können, müssen wir wissen, wie die Menschen leben und wie es um ihre Gesundheit bestellt ist. Daher freut es mich umso mehr, dass der vorliegende Bericht sich mit diesem so wichtigen Thema einge- hend beschäftigt. Wissenschaftliche Grundlagenforschung ermöglicht das nötige Wissen, um die Lebenswirklichkeiten der Menschen zu erfassen und schafft damit die Basis für eine an die jeweilige Lebensphase angepasste Versor- gung für alle unsere Versicherten. Albert Maringer Mag.a Dr.in Andrea Wesenauer Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse Direktorin der OÖ Gebietskrankenkasse LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 9
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Übersicht 13 2. Gesundheit und Lebensqualität 19 2.1 Aktivitäten des alltäglichen Lebens 20 2.2 Psychisches Wohlbefinden 22 2.3 Subjektive Lebenszufriedenheit 30 2.4 Allgemeine Gesundheitsdaten 33 2.5 Gesundheitliche Lebenszufriedenheit 39 2.6 Bewegung und Gesundheit 42 3. Umwelt und soziale Lebensqualität 45 3.1 Lebens- und Arbeitsbedingungen 48 3.1.1 Einkommen und Armut 49 3.1.2 Wohnen und Sicherheit 50 3.1.3 Mobilität und Freizeit 54 3.1.4 Erholung und Freizeit 57 3.1.5 Informationsmöglichkeiten und Medien 59 3.2 Die Umwelt in Oberösterreich 60 4. Ergebnisse der qualitativen Befragung von vulnerablen Gruppen 63 4.1 Alleinerziehende Menschen in Oberösterreich 64 4.2 Arbeitslose Menschen in Oberösterreich 70 4.3 BezieherInnen von Mindestpension 74 4.4 Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen 78 4.5 Zusammenfassung 88 5. Verzeichnisse und Literatur 91 5.1 Literatur -und Datenquellen 92 5.2 Abbildungsverzeichnis 99 5.3 Tabellenverzeichnis 101 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 11
1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 13
1. Einleitung und Übersicht Lebensqualität, Lebenszufriedenheit und Lebenssinn werden durch gesellschaftliche, politische und per- sönliche Aspekte beeinflusst. Inwieweit das Leben in Oberösterreich durch welche Faktoren beeinflusst wird und wie sich im Jahr 2016 das Leben in den verschiedenen Regionen zeigt, soll diese Arbeit darlegen. Sind wir mit der Versorgung, mit den Werten und Möglichkeiten zufrieden? Wie nehmen wir subjektiv un- sere Umgebung wahr? Und wo zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede im Leben von Frauen und Männern in Oberösterreich? Die Komponenten der Lebensqualität reichen von kulturellen Aspekten, Einkommen, Lebensstandard, Bil- dung, Wohnen, Freizeit bis hin zu Umweltfaktoren (vgl. Schöffski/Graf von der Schuleburg 2012, S. 329). „Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Maßstäbe und Anliegen. Es handelt sich um ein breites Konzept, das in komplexer Weise beeinflusst wird durch die kör- perliche Gesundheit einer Person, den psychischen Zustand, die sozialen Beziehungen, die persönlichen Überzeugungen und ihre Stellung zu den hervorstechenden Eigenschaften der Umwelt“ (WHO 1997, S. 3). Die oberösterreichische Bevölkerung wurde in einer repräsentativen Studie (n=398) zwischen Juli und De- zember 2015 face-to-face und online mit einem standardisierten Test der Weltgesundheitsorganisation, des sogenannten Quality of Life (kurz: WHOQOL) befragt. Der standardisierte Fragebogen (Hogrefe Verlag) be- zieht sich auf die Dimensionen „physisches Wohlbefinden“, „psychisches Wohlbefinden“, „Unabhängigkeit“, „soziale Beziehungen“, „Umwelt“ und „Spiritualität“. Ziel des Berichts ist die Darstellung der statistischen Lebensqualität in Oberösterreich in Bezug auf gesundheitliche Einflussfaktoren und das Aufzeigen der Ist-Situation von Menschen in prekären Lebenssituationen auf Basis qualitativer Erhebungen. Aufgrund der erhobenen Daten können Perspektiven und Veränderungsparameter für die Versorgungsforschung in Ober- österreich abgeleitet werden. Ein Teil der Studie bestand darin, qualitative Daten von vulnerablen Gruppen zu erheben. Alleinerziehende, Arbeitslose, Mindestpensionsbezieher und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen wurden zu gesund- heitlichen Einflussfaktoren auf ihre Lebensqualität befragt. Die Studie Die Studie „Lebensqualität in Oberösterreich“ zeigt aktuelle, statistisch quantitative (n=398) und qualitative Daten zu Faktoren der Lebensqualität und Gesundheit in Oberösterreich. Der vorliegende Bericht wurde 2015 und 2016 von der Arbeitsgruppe für Sozial- und Gesundheitsforschung am Institut für Gesellschaft- und Sozialpolitik der Johannes Kepler Universität Linz unter der Leitung von Dr.in Anna Dieplinger und Mag.a Agnes Kaiser erarbeitet. Die empirischen Daten für diese Studie wurden in Zusammenarbeit mit 48 Sozialwirtschaft-Studierenden der Johannes Kepler Universität erhoben. Die zentralen Fragestellungen der Studie: • Welche statistischen Ergebnisse zeigen sich in der Auswertung des „WHO Quality of Life“ (WHOQOL) zu den einzelnen Domänen und Facetten? • Wie zeigt sich die Ist-Situation von Menschen in vulnerablen Gruppen – sowohl innerhalb, als auch im Vergleich zu nicht-vulnerablen Gruppen? • Welche qualitativen Aussagen werden von den Experten und Expertinnen über definierte vulnerable Gruppen bzw. zu entsprechenden Themengebieten getroffen? • Welche Handlungsfelder in der Versorgungsforschung lassen sich aus den Ergebnissen ableiten? Die Domänen und Facetten der empirischen Erhebungen: Das Befragungsinstrument WHOQOL beinhaltet Überbegriffe bzw. Domänen. Diese sind in weitere Facetten eingeteilt. 14 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Tabelle 1: Domänen und Facetten des WHOQOL-100 Domänen Facetten Physisch Schmerz Energie Schlaf Psychisch Positive Gefühle Denken Selbstwert Körper Negative Gefühle Unabhängigkeit Mobilität Aktivität Medikation Arbeitsfähigkeit Soziale Beziehungen Soziale Beziehungen Soziale Unterstützung Sexualität Umwelt Sicherheit Wohnen Finanzielle Ressourcen Gesundheitsversorgung Information Freizeit Umwelt Transport Spiritualität Spiritualität Quelle: Angermeyer et. al. (2000) Das Modell der sozialen Ungleichheit nach Mielck (2005) diente als theoretisches Modell in den qualitativen Erhebungen. Anhand der vorgegebenen Einflussfaktoren wurden die einzelnen Dimensionen und Parame- ter untersucht. Abbildung 1: Modell der sozialen Ungleichheit nach Mielck Soziale Ungleichheit (Unterschiede in Bildung, Berufsstatus, Einkommen) Gesundheitliche Bewältigungs- Gesundheits- Belastungen ressourcen vorsorge Gesunheits- und Krankheitsverhalten Gesundheitliche Ungleichheit (Unterschied in Morbidität und Mortalität) Quelle: Mielck, 2005, S.3 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 15
Die Methoden der Untersuchung und das Forschungsdesign Das Forschungsdesign enthält quantitative und qualitative Forschungsmethoden. Neben der quantitati- ven Erhebung (n=398) mitHilfe des Fragebogens „Quality of Life“ der WHO (Vollversion WHOQOL-100, On- line-Testsystem) wurden Einzelinterviews (n=30 nach Mayring) mit ExpertInnen und Betroffenen zum The- ma „Gesundheit vulnerabler Gruppen“ geführt. Abbildung 2: Das Forschungsdesign Lebensqualität Statistische Daten Interviews mit Betroffenen aus Erhebung mittels WHOQOL vulnerablen Gruppen Gesampelte Stichprobe (n=23) (n=398) Interviews mit Experten und Desk research Expertinnen (Literatur- und Datenanalyse) (n=7) Gesunheits- und Krankheitsverhalten Quelle: eigene Darstellung Der WHOQOL-100 ist ein standardisiertes Testinstrument zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität und umfasst insgesamt 105 Fragen, die den Dimensionen „Physisches Wohlbefinden“, „Psychisches Wohlbefin- den“, „Unabhängigkeit“, „Soziale Beziehungen“, „Umwelt“ und „Religion/Spiritualität“ zugeordnet sind. Die Dauer der Befragung beläuft sich auf etwa 40 Minuten. Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgte nach den Vorgaben des WHOQOL-Handbuchs (vgl. Hogrefe 2016; vgl. Angermeyer 2000, S. 5). In Bezug auf die Reliabilität dieses Testinstruments liegt die interne Konsistenz (Cronbach`s Alpha) der Sub- skalen des WHOQOL-100 zwischen r = .59 und r = .91. Die Studie umfasst gesamt n = 410 quantitative Be- fragungen; n = 398 abgeschlossene Befragungen. Die Stichprobe wurde nach Alter, Geschlecht und Wohn- gebiet geschichtet. Tabelle 2: Stichprobenumfang Stichprobenplanung Eingabe Komponenten Größen Größe der Grundgesamtheit N= 1.413.762 1413762 1413762 Sicherheitswahrscheinlichkeit in % 100 α = 95,00 0,9500 1,9600 Genauigkeit des Intervalls in % 100 ε = 5,00 0,0500 0,0500 relativer Anteil des Merkmals N in % 100 p = 50,00 0,5000 0,2500 Größe der Grundgesamtheit 1413762 Umkehrfunktion der Standardnormalverteilung 1,9600 einseitige Genauigkeit 0,0500 Varianz des Anteils 0,2500 erforderlicher Mindeststichprobenumfang 385 Quelle: eigene Darstellung, Stichprobenumfang (2015) 16 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Die Stichprobe wurde nach der Bevölkerungsverteilung in Oberösterreich in Bezug auf das entsprechende Wohngebiet (Stadt, Stadtumland und Bezirksstädte, Peripherie) eingeteilt. Tabelle 3: Kategorisierung oberösterreichischer Gemeinden 2015 Bundesland Bevölkerung absolut Kategorie (1 = Stadt, 2 = Stadtnähe und Politischer Bezirk Bezirksstädte, 3 = Peripherie) Gemeinde Österreich 8.401.940 Oberösterreich 1.413.762 Linz (Stadt) 189.889 Stadt Steyr (Stadt) 38.205 Stadt Wels (Stadt) 58.591 Stadt Altheim 4.784 Peripherie Aspach 2.396 Peripherie Auerbach 525 Peripherie Braunau am Inn 16.197 Stadtnähe und Bezirksstädte Burgkirchen 2.554 Peripherie Eggelsberg 2.276 Peripherie Feldkirchen bei Mattighofen 1.891 Peripherie Franking 930 Peripherie Geretsberg 1.073 Peripherie Gilgenberg am Weilhart 1.292 Peripherie Haigermoos 590 Peripherie Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Statistik Austria (2011) Tabelle 4: Verteilung pro Wohnort-Kategorie Kategorie relativer Anteil in Oberösterreich (große) Stadt 20,31 % Stadtnähe und Bezirksstädte 18,70 % Peripherie 60,99 % 100,00 % Quelle: eigene Darstellung Tabelle 5: Untersuchungsgruppen (nach Alter und Auswahlkriterien, 2015) Untersuchungsgruppe Auswahlkriterien, Charakteristika 15 - 25 Jahre Personen in sekundären/tertiären Ausbildungsinstitutionen, zeitnah zum beruflichen Einstieg, evt. in der Jugendarbeitslosigkeit 25 - 45 Jahre Personen in beruflichen Identitätsfindungs- und Festigungsprozes- sen; in der Mitte der Lebensplangestaltung und -entwicklung 45 - 65 Jahre Personen in ihrer berufliche Reife bis hin zum Rückzug und zur Pen- sionierung, in der Langzeit-/Altersarbeitslosigkeit, in privaten Anpas- sungsprozessen (Auszug der Kinder, erste Gesundheitsdefizite etc.) 65 - 75 Jahre Personen nach Pensionsantritt mit (erwartbar) gutem bis akzeptab- lem Gesundheitszustand über 75 Jahre Personen mit degenerativen gesundheitlichen Prozessen, in ihrer Lebensabschlussphase Quelle: eigene Darstellung LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 17
Die Befragten stammten zu 20% aus den Städten Linz, Wels oder Steyr, zu 19% aus Stadtrandgemeinden oder Bezirksstädten und zu 61% aus den übrigen Gemeinden („Peripherie“). Unter den Befragten waren 54,5% Frauen und 45,5% Männer. Tabelle 6: Verteilung der Befragten (n=398), 2015 Alter in Jahren und Gebiet 15 - 24,9 25 - 44,9 45 - 59,9 60 - 74,9 75 + Gesamt Stadt 4,27% 8,79% 5,53% 3,02% 1,26% 22,87% Stadtumland und Bezirksstädte 2,01% 6,28% 4,77% 3,52% 1,76% 18,34% Peripherie 8,54% 18,59% 16,08% 10,30% 5,28% 58,79% Gesamt 14,82% 33,66% 26,38% 16,84% 8,30% 100,00% Anteil w 54,52% Anteil m 45,48% Quelle: eigene Darstellung Das Forschungsdesign der Teilstudie „Vulnerable Gruppen und Gesundheit“ ist qualitativ. Im Jahr 2014 fan- den 30 qualitative Interviews mit ExpertInnen und Betroffenen statt. Abbildung 3: Qualitative Untersuchung der vulnerablen Gruppen, 2015 ExpertInnen- Betroffenen- Literatur- und Daten- interviews interviews recherche (qualitativ) (qualitativ) n=7 n=23 Darstellung der Ergebnisse (Vergleich der vulnerablen Gruppen) • Beschreibung der Rahmenbedingungen, Prozesse, Ergebnisse und Wirkung • Ist Analyse der Situation in vulnerablen Gruppe • Darstellung der Interventionen gegen soziale und gesundheitliche Ungleichheit • Ableiten von Einflussfaktoren auf soziale und gesundheitliche Ungleichheit • Beschreibung der Zugänge von vulnerablen Gruppen • Beschreiben von neuen Handlungsfeldern für die Versorgungsforschung Quelle: eigene Darstellung Die qualitativen, teilstrukturierten Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und mittels quali- tativer Inhaltsanalyse (nach Mayring, 2010) ausgewertet. 18 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
2. GESUNDHEIT UND LEBENSQUALITÄT 2.1 Aktivitäten des alltäglichen Lebens 2.2 Psychisches Wohlbefinden 2.3 Subjektive Lebenszufriedenheit 2.4 Allgemeine Gesundheitsdaten 2.5 Gesundheitliche Lebenszufriedenheit 2.6 Bewegung und Gesundheit LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 19
2. Gesundheit und Lebensqualität 2.1 Aktivitäten des täglichen Lebens - Acitivies of Daily Living (ADL) Der Actiivities of Daily Living Index (kurz „ADL“) unterscheidet sechs Funktionen. Anhand dieser Funktionen wird gemessen, ob ein Mensch in der Lage ist, sein alltägliches Leben zu bewältigen. Katz et al. (1963, 94) zählen zu diesen Aktivitäten das selbstständige Anziehen, Essen, Benutzen der Toilette, Waschen, Hinsetzen und Aufstehen sowie die Kontrolle über den Stuhlgang. Ist es einem Menschen nicht möglich, diese sechs Funktionen selbstständig auszuführen, so ist er laut Definition in seinem täglichen Leben eingeschränkt. Die Einschränkungen der ADL beginnen statistisch mit dem 65. Lebensjahr und steigen ab dem 85. rapide an (z.B. in Bezug auf das selbstständige Waschen und Essen) (vgl. Gesundheit Österreich GmbH & Bundesminis- terium für Gesundheit 2012, 2) In der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen sind zwischen 80 bis 90 Prozent der österreichischen Befragten in einer oder mehreren alltäglichen Aktivität(en) unabhängig und können sie diese ohne fremde Hilfe durchführen. In einem Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit (2012, 30f ), zeigt sich, dass 23% der ÖsterreicherIn- nen ab 75 Jahren zumindest in einer der ADLs eingeschränkt sind. Laut dieser Studie haben 17% der Öster- reicherinnen und 8% der Österreicher Probleme, die Tätigkeit des selbstständigen Waschens durchzuführen. Die starke Assoziation zwischen Alter, Geschlecht und Unabhängigkeit im täglichen Leben wird erst in der Altersgruppe 85+ ersichtlich. Im Jahr 2006/07 waren 40 % der männlichen und 50% der weiblichen Befrag- ten nicht mehr in der Lage, alle sechs ADLs selbstständig zu bewältigen (vgl. Gesundheit Österreich GmbH & Bundesministerium für Gesundheit 2012, 22). In der oberösterreichischen Befragung zeigen die Daten, dass besonders Frauen ab 75 Jahren bei der Erle- digung von alltäglichen Dingen mit 56% mäßig bis stark eingeschränkt sind. Bei den männlichen Befragten zeigt sich diese Einschränkung bei zumindest 40% der Befragten. Über alle Altersgruppen verteilt benötigt mehr als die Hälfte der OberösterreicherInnen keine Hilfe, ein Viertel etwas Hilfe und die restliche Bevölke- rung (rund 20%) teilweise bzw. oft Hilfe im Alltag. Abbildung 4: Erledigung von alltäglichen Dingen Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 20 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Tabelle 7: Erledigung von alltäglichen Dingen gesamt über alle Altersgruppen in OÖ Wie schwer fällt es Ihnen, alltägliche Dinge zu erledigen? Zeilenbeschriftungen männlich weiblich Gesamtergebnis 1 = überhaupt nicht 55,25% 55,30% 55,28% 2 = ein wenig 27,07% 23,96% 25,38% 3 = mittelmäßig 13,81% 14,75% 14,32% 4 = ziemlich 3,31% 5,07% 4,27% 5 = äußerst 0,55% 0,92% 0,75% Gesamtergebnis 100,00% 100,00% 100,00% Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 Werden die TeilnehmerInnen der Befragung zu den Alltagsaktivitäten und deren Möglichkeit, diese auszu- führen, befragt, so geben rund 39% der Frauen ab dem 60. Lebensjahr an, diese mittelmäßig bzw. weniger durchführen zu können. Ab dem Alter von 75 liegt dieser Wert bei 50%. Die Männer hingegen können die alltäglichen Aktivitäten ab dem 60. Lebensjahr zu 24% mittelmäßig bis weniger ausführen, bei den über 75-Jährigen sind es 20%. Abbildung 5: Durchführung von Alltagsaktivitäten Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 Betrachtet man die Alltagsaktivitäten unter dem Aspekt der Erwerbstätigkeit, dann zeigt sich, dass 37% der befragten Pensionistinnen diese mittelmäßig bis wenig ausführen können. Der Wert bei den männlichen Pensionisten liegt mit 16% deutlich niedriger. Dem gegenüber liegt der Unterschied bei den arbeitslosen Frauen und Männern mit 19% bzw. 17% niedriger. LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 21
Abbildung 6: Durchführung von Alltagsaktivitäten und Erwerbsstatus Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 (die Gruppe der Männer in Karenz n = 2; Frauen n = 7) 2.2 Psychisches Wohlbefinden Die Lebensqualität einer Person wird entscheidend durch das Ausmaß ihrer subjektiven Fähigkeiten, mit den objektiven Lebensbedingungen zurechtzukommen, bestimmt (Baumann et al., 2009). Neben den ob- jektiven Lebensbedingungen hängt die Lebensqualität in nicht unwesentlichem Ausmaß von psychischen Faktoren wie Wahrnehmungen, Erwartungen, Bedürfnissen und Interpretationen ab (Adler, 1994; Madert- haner, 1998). Menschen können viele Belastungen bewältigen. Gelingt dies jedoch nicht, kommt es zu Reaktionen wie Angst, Depression, Aggressivität, Überforderung oder Verbitterung. Als individuelle Fähigkeiten zur Bewäl- tigung von Problemen und Belastungen werden in der Psychologie zum Beispiel Coping-Vermögen, Sinn- findung, kognitive Intelligenz, emotionale Intelligenz, Moral und Weisheit genannt (Baumann, 2007). Diese inneren Fähigkeiten haben neben der Auswirkung auf die generelle Lebensqualität insbesondere einen gro- ßen Einfluss auf das Gesundheits- und Krankheitsverhalten (Baumann et al., 2009). Psychisches Wohlbefinden in Österreich - Unterschiede nach Alter und Geschlecht Die Ergebnisse zeigen, dass die psychische Lebensqualität in Österreich sowohl insgesamt, als auch bei Ein- zelbetrachtung nach Geschlechtern mit dem Alter konstant abnimmt. Es zeigt sich, dass Frauen subjektiv in jeder der jeweiligen Altersgruppen ihre psychische Lebensqualität schlechter einschätzten als Männer. Männer ab 75 Jahren weisen eine schlechtere psychische Lebensqualität auf als Frauen in allen Altersgrup- pen. 22 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Tabelle 8: Psychische Lebensqualität in Österreich nach Alter und Geschlecht (Mittelwerte) Gesamtbevölkerung Frauen Männer Insgesamt 75,8 73,9 77,8 15 bis 29 Jahre 77,9 75,4 80,3 30 bis 44 Jahre 77,6 75,9 79,4 45 bis 59 Jahre 75,3 74,0 76,7 60 bis 74 Jahre 74,8 73,4 76,5 75 Jahre + 69,6 67,9 72,0 Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 115 Auch die Ergebnisse der Erhebung in OÖ zeigen, dass Frauen in jeder Altersgruppe in OÖ eine schlechtere psychische Lebensqualität aufweisen als Männer. Besonders stark ist der Unterschied in Oberösterreich in der Altersgruppe 75+. Hier weisen Männer mit einem Indexwert von 65 gegenüber den Frauen, deren Wert bei 54 liegt, eine subjektiv höhere Lebensqualität hinsichtlich ihrer Psyche auf. Über alle Altersgruppen hin- weg weisen Frauen niedrigere Werte auf als Männer, die Unterschiede zwischen den Altersgruppen sind hingegen unterschiedlich ausgeprägt. Abbildung 7: Psychische Lebensqualität, Indexwerte nach Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398 Im Bundesländervergleich lag Oberösterreich bei der psychischen Lebensqualität insgesamt im unteren Drittel und unter dem österreichischen Durchschnitt. Tabelle 9: Psychische Lebensqualität in Österreich im Bundesländervergleich (Mittelwerte) Ö B K NÖ OÖ S ST T V W Psych. 75,8 74,9 76,9 75,7 75,4 76,8 76,3 77,4 79,2 74,0 LQ Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 115 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 23
Abbildung 8: Psychische Lebensqualität in Bezug zu den Kategorien Wohnort und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398 In den gesamt Indexwerten (Skala von 0 bis 100, je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit) zeigt sich bei der psychischen Gesundheit der OberösterreicherInnen, dass diese von den Befragten im städtischen Raum mit einem Indexwert von 70 von Frauen und Männern gleich bewertet werden. Im Stadtumland be- trägt der Unterschied zwischen den Geschlechtern 4 Punkte und im weiteren ländlichen Umland 14 Punkte. Das heißt, dass die Lebensqualität von Frauen am Land zwar bessere Werte als die von in der Stadt lebenden Frauen aufweist (70 in der Stadt und 73 am Land), aber zu den Männern am Land doch ein großer Unter- schied besteht (77 zu 73). Abbildung 9: Perspektive Zukunft in OÖ Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Fragt man Frau und Herrn Oberösterreicher nach der Zukunft, so zeigt sich, dass Menschen am Land zuver- sichtlicher sind, nämlich 62% der Frauen und 63% der Männer in peripheren Gebieten. Von den in der Stadt und im Stadtumland lebenden Männern wird die Zukunft pessimistischer betrachtet als von den Frauen. Werden die Zahlen nach Alter betrachtet, so zeigt sich mit zunehmendem Alter auch weniger Zuversicht in 24 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
die Zukunft. Hier zeigt der geschlechtsspezifische Unterschied, dass Frauen ab 75 Jahren die Zukunft zu 72% (Männer gleichen Alters: zu 47%) als wenig bis mittelmäßig gut beurteilen. Abbildung 10: Perspektive Zukunft in OÖ, nach Geschlecht und Alter, Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Stellt man den ÖberösterreicherInnen die Frage „Machen Sie sich Sorgen?“, so sagen gerade die Frauen ab 75+ zu 50%, dass sie sich sehr viele Sorgen machen. Bei Männern in derselben Altersgruppe liegt dieser Wert bei 13%. Abbildung 11: Frage nach den Sorgen, nach Geschlecht und Alter Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 25
Betrachtet man die Daten zwischen den Regionen Oberösterreichs, so zeigt sich, dass die befragten Männer in peripheren Wohngebieten sich weniger um die Zukunft sorgen (67%) als Männer in der Stadt (58%) oder im städtischen Umland bzw. in den Bezirksstädten (53%). Eine ähnliche Situation spiegelt das Ergebnis bei den Frauen wider, da sich Frauen in den ländlichen Gebieten am wenigsten Sorgen machen. Frauen im Stad- tumland weisen hinsichtlich Zukunftssorgen mit 67% (16% „sehr“ bzw. 51% „mittelmäßig“) den höchsten Wert auf. Abbildung 12: Frage nach den Sorgen, nach Geschlecht und Region Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Fragt man die OberösterreicherInnen, ob sie ihr Leben genießen, dann zeigt sich, dass Frauen gerade im mittleren Alter zwischen 45 und 60 Jahren ihr Leben am meisten genießen (75%). Männer in dieser Alters- gruppe hingegen geben an, dies nur zu 57% zu tun. Den höchsten Lebensgenuss weisen junge Männer zwischen 15 und 25 Jahren auf (93%), während die jungen Frauen hier 74% ausmachen. Im Alter ab 75+ sinkt der Wert der Lebenszufriedenheit bei den Frauen auf 50% ab. Bei den Männern in derselben Altersgruppe ist der Wert mit 87% noch immer sehr hoch. Der Genuss des Lebens hängt auch von der Region ab. So zeigt sich bei der Betrachtung dieser Daten, dass Menschen, welche am Land leben, zu 73% angeben, das Leben genießen zu können. 26 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 13: Frage nach dem Genuss des Lebens Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Abbildung 14: Frage nach dem Genuss des Lebens Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Betrachtet man die Daten nach Geschlecht und Region, so zeigt sich bei den Männern, die in ländlichem Gebiet wohnen, dass diese ihr Leben sehr genießen können (76%). Die Rate der am Land lebenden Frauen liegt mit 74% nahezu gleich. Bei beiden Geschlechtern zeigt sich insbesondere im städtischen Umland, dass die Befragten zu geringeren Werten angeben, ihr Leben zu genießen. LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 27
Abbildung 15: Frage nach dem Genuss des Lebens nach Region und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Die Daten der Befragung zeigen, dass Menschen in prekären Einkommensverhältnissen ihr Leben weniger genießen können: arbeitslose Männer in der Stadt nur zu rund einem Drittel (33%), bei den arbeitslosen Frauen liegt dieser Wert bei 52%. Befragte Personen in Ausbildung und in Karenz zeigen die besten Zufrie- denheitswerte (nicht signifikant, n=6). Abbildung 16: Frage nach dem Genuss des Lebens nach Erwerbstätigkeit Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 28 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Die allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben wird von den befragten Personen, Frauen wie Männer, am Land mit 86% zu 89% als sehr gut bewertet. Diese Zufriedenheit nimmt mit dem Alter gerade bei den Frauen ab. Hier zeigt sich, dass Frauen über 75 Jahren angeben, zu 56% zufrieden zu sein. Die Männer in derselben Altersgruppe sind zu 87% zufrieden. Abbildung 17: Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit im Leben nach Region und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Abbildung 18: Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit im Leben nach Alter und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 29
Die nachfolgende Grafik zeigt, dass gerade Männer ohne Arbeit geringe Zufriedenheitswerte angeben. 56% der Männer fühlen sich allgemein zufrieden. Abbildung 19: Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit im Leben nach Erwerbsart und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 2.3 Subjektive Lebenszufriedenheit Die Erhebungen der Statistik Austria (2015b) zur allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Alter und Ge- schlecht zeigen, dass die Lebenszufriedenheit unter beiden Geschlechtern mit fortschreitendem Alter leicht abnimmt. Zwischen den Geschlechtern lassen sich in den jeweiligen Altersgruppen kaum Unterschiede fest- stellen. Tabelle 10: Lebenszufriedenheit nach Alter und Geschlecht (2014) Gesamtbevölkerung Frauen Männer Insgesamt 7,8 7,8 7,8 16 bis 19 Jahre 8,4 - - 20 bis 39 Jahre 8,0 8,0 8,0 40 bis 64 Jahre 7,7 7,7 7,6 65 Jahre + 7,7 7,6 7,8 Quelle: EU SILC, in: Statistik Austria 2015b: 88. Die Erhebung in Oberösterreich zeigt in einigen Altersgruppen geschlechtsspezifische Unterschiede, was die allgemeine Lebensqualität und Gesundheit anbelangt. Die Angaben der jungen Erwachsenen weisen eine Differenz von 7 Indexpunkten auf. Im Alter ab 75 Jahren bestehen 5 Indexpunkte Unterschied zwischen Frauen und Männern. 30 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 20: Die Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit über Alter und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398 Die Erhebungen der Statistik Austria (2015a) zur allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Erwerbs- und Be- schäftigungsstatus zeigen, dass Personen in Ausbildung am zufriedensten mit ihrem Leben sind, gefolgt von erwerbstätigen Personen, egal ob diese einer Voll- oder Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Arbeitslose Personen und Menschen in Pension zeigen die geringsten Werte in der Lebenszufriedenheit auf. Personen, welche angaben, einzig im Haushalt tätig zu sein, liegen leicht unter dem Gesamtdurchschnitt der Lebens- zufriedenheit. Tabelle 11: Lebenszufriedenheit nach Erwerbstätigkeit (2014) Hauptbeschäftigung Lebenszufriedenheit Insgesamt 7,8 Erwerbstätige (insgesamt) 8,0 - erwerbstätig (Vollzeit) 8,1 - erwerbstätig (Teilzeit) 8,0 in Pension 7,6 arbeitslos 6,6 ausschließlich im Haushalt beschäftigt 7,4 in Ausbildung 8,4 Quelle: EU SILC, in: Statistik Austria 2015b: 89 Die allgemeine Lebenszufriedenheit hängt neben der Erwerbstätigkeit und Lebensqualität auch von der Größe einer Gemeinde ab. Laut den Erhebungen der Statistik Austria (2015a) zur allgemeinen Lebenszufrie- denheit nach Gemeindegröße nimmt die Lebenszufriedenheit der Menschen mit sinkender Gemeindegrö- ße leicht zu. Je höher der Wert, desto zufriedener waren die befragten Personen. LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 31
Tabelle 12: Lebenszufriedenheit nach Gemeindegrößenklassen (2014) Lebenszufriedenheit Insgesamt 7,8 Gemeinden > 100.000 Einw. 7,6 Gemeinden > 10.000 Einw. 7,8 Gemeinden bis 10.000 Einw. 8,0 Quelle: EU SILC, in: Statistik Austria 2015b: 89 In den Auswertungen zur allgemeinen Lebenszufriedenheit zeigt sich, dass Menschen, welche am Land le- ben, zufriedener sind als Menschen in der Stadt und im städtischen Umland bzw. in den Bezirksstädten. Der größte geschlechtsspezifische Unterschied liegt zwischen Frauen und Männern in den Städten (66% zu 77%). Abbildung 21: Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Region und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 Bei Betrachtung der allgemeinen Zufriedenheit zwischen den Erwerbsgruppen sind Arbeitslose und Men- schen in Pension vergleichsweise am wenigsten mit ihrer Lebenssituation zufrieden. Arbeitslose Männer weisen zu 55% eine mittelmäßige bis weniger ausgeprägte Lebenszufriedenheit auf, bei arbeitslosen Frauen liegt dieser Wert bei 43%. 32 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 22: Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Erwerb und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398 2.4 Allgemeine Gesundheitsdaten Die Österreichische Gesundheitsbefragung 2014 (vgl. Statistik Austria 2015a) beschreibt eine gegenläufige Entwicklung des Rauchverhaltens bei der männlichen und weiblichen Bevölkerung. In den 1970er Jahren waren 39% der Männer und 10% der Frauen RaucherInnen. Seither nahm bei den Männern der Anteil der täglich Rauchenden kontinuierlich ab und lag 2014 bei 27 Prozent (was einer Abnahme von 12 Prozentpunk- ten entspricht). Bei den Frauen zeigte sich ein genau gegenteiliger Trend, der Anteil der Raucherinnen stieg bis 2014 auf 22 Prozent (+ 12 Prozentpunkte). Im Vergleich zu den NichtraucherInnen beurteilten täglich rauchende Männer und Frauen ihren Gesund- heitszustand über alle Altersgruppen hinweg seltener als (sehr) gut. Einzig mit Ausnahme von Frauen ab 60 Jahren schätzten zudem Personen, die täglich rauchten, ihr psychisches Wohlbefinden schlechter ein als Personen, die nie oder nie täglich rauchten/geraucht hatten. Tabelle 13: Psychische Lebensqualität in Österreich nach Alter und Geschlecht (Mittelwerte) Männer Frauen Raucher Nichtraucher Raucherinnen Nichtraucherinnen Insgesamt 77 79 73 74 15 bis 29 Jahre 80 82 73 77 30 bis 44 Jahre 78 81 72 78 45 bis 59 Jahre 75 77 72 75 60 bis 74 Jahre 75 77 74 73 75 Jahre + 61 74 72 67 Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 46 Der Anteil der Männer, die mehrmals pro Woche Alkohol trinken, ist doppelt so hoch als bei den Frauen (Männer: 42 Prozent, Frauen: 21 Prozent). Betrachtet man die konsumierte Menge, so liegen die Männer um LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 33
0,7 bis 1,0 Standardgläser über den Frauen (Wochentage und Wochenenden wurden getrennt berechnet). Ein Standardglas beinhaltet 20 g Reinalkohol, das entspricht etwa einem halben Liter Bier, einem Viertelliter Wein oder drei Gläsern Schnaps zu je 2 cl. Insgesamt nimmt der Alkoholkonsum in Österreich schrittweise, jedoch konstant, ab (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2009). Die nachfolgende Tabelle zeigt die Suchtmittelerfahrungen der OberösterreicherInnen. Die Befragungen in der Altersgruppe der 15- bis 59-Jährigen wurden im Jahr 2009 durchgeführt, die Befragung der Alters- gruppe der 15- bis 24-Jährigen im Jahr 2006. Es zeigt sich, dass Cannabis mit 19,6 Prozent beziehungsweise 26,2% die mit Abstand häufigste Drogenerfahrung in Oberösterreich darstellt (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2014a: 121f ). Im Zeitraum von 2004 bis 2013 wurden in Oberösterreich zudem 148 direkt dro- genbezogene Todesfälle verzeichnet (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2014a: 124). Tabelle 14: Konsum illegaler Drogen in Oberösterreich im Altersvergleich Erhobene Drogenart Gruppe 15 bis 59 Jahre Gruppe 15 bis 24 Jahre Anteil in %, n = 1.385 Anteil in %, n = 590 Cannabis 19,6 26,2 Ecstasy 3,2 4,7 Amphetamin 3,5 2,1 Kokain 2,7 1,7 Heroin 1,2 5,1 Morphium 1,0 2,6 LSD 1,8 2,1 Schnüffelstoffe 5,3 8,9 Biogene Drogen 3,5 1,3 Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, 2014a: 121. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit geringem Selbstwertgefühl mit einer höheren Wahrscheinlich- keit legale oder illegale Drogen konsumieren. Des Weiteren rauchen in Österreich derzeit mehr Männer als Frauen. Auch beim Alkoholkonsum liegen Männer vor den Frauen, sowohl in Bezug auf die Häufigkeit als auch auf die konsumierte Menge. Beim Konsum illegaler Drogen zeigt sich, dass oberösterreichische Ju- gendliche im Vergleich zur gesamten Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter häufiger Erfahrungen mit Sucht- mitteln gemacht haben. Bisherige Daten und Studien haben gezeigt, dass die Wahrnehmung des eigenen Körperbildes und der ei- genen Erscheinung einen bedeutend größeren Einfluss auf die psychische Lebensqualität der weiblichen als auf die männliche Bevölkerung hat. Frauen sind häufiger Schönheitsidealen aus den Medien ausgesetzt; sie lassen bedeutend öfter ästhetisch motivierte Eingriffe vornehmen und sind mit ihrem Erscheinungsbild weniger zufrieden als Männer. In Oberösterreich zeigt sich mit einem statistisch hoch signifikanten Ergebnis (Sig. ,0000), dass Frauen unzu- friedener mit ihrem Körperbild und ihrer Erscheinung sind als Männer. Wie stark die Zufriedenheit zwischen Männern und Frauen abweicht, konnte auf Basis der Befragungsergebnisse auf einer Skala von 0 bis 100 gemessen werden. Dabei zeigt ein höherer Wert eine stärkere Zufriedenheit an. Über die gesamte oberöster- reichische Bevölkerung hinweg bewerten Männer die Zufriedenheit mit ihrem Körper und ihrer Erscheinung mit 85 Punkten, bei Frauen liegt der Wert bei 78 Punkten. Betrachtet man die Geschlechter getrennt nach Altersgruppen, so zeigt sich, dass junge männliche Erwachsene (zwischen 15 und 25 Jahren) am zufriedens- ten mit ihrem Körperbild sind. Danach nimmt die Zufriedenheit bei den erwachsenen Männern ab 25 bis unter 60 Jahren vorerst kontinuierlich ab. Männer im Pensionsalter (60 Jahre und älter) sind bis ins hohe Al- ter mit ihrem Körperbild und ihrer Erscheinung genauso zufrieden wie Jugendliche und junge erwachsene Männer. Frauen hingegen zeigen als junge Erwachsene weniger Indexpunkte (minus 8 Punkte im Vergleich zu Männern) bei der Zufriedenheit mit ihrem Körperbild. In der Lebensmitte sind Frauen wie Männer gleich zufrieden. Erst ab dem Alter 60+ zeigen die Daten wieder einen Unterschied (minus 9 Indexpunkte bei Frau- en) in der Zufriedenheit mit dem eigenen Körperbild. 34 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 23:Wahrnehmung des eigenen Körperbildes und der Erscheinung Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398 Tabelle 15: Zufriedenheit mit Körperbild und Erscheinung in Oberösterreich nach Altersgruppen und Geschlecht Altersgruppe Zufriedenheit mit Körperbild und Erscheinung in Oberösterreich männlich weiblich 15 - 24,9 86 74 25 - 44,9 80 73 45 - 59,9 78 78 60 - 74,9 82 72 75 + 85 81 Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 Im Rahmen der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 (vgl. Statistik Austria 2015a) berichteten etwa jede zehnte befragte Frau und etwa jeder siebzehnte befragte Mann, dass er oder sie innerhalb der letzten zwölf Monate unter Depressionen litt. Bei einem überwiegenden Anteil, nämlich 78 Prozent der Frauen und 69 Prozent der Männer, wurde die Diagnose von ÄrztInnen erstellt. Der niedrigste Anteil von Menschen mit Depressionen fand sich bei beiden Geschlechtern im jungen Er- wachsenenalter, also bei den 15- bis 29-Jährigen. Danach stieg die Häufigkeit einer Depression mit dem Alter an, wobei die Gruppe der 60- bis 74-Jährigen bei beiden Geschlechtern einen niedrigeren Wert aufwei- sen als die jeweils jüngere und ältere Altersgruppe. Ohne Ausnahme wurden Depressionen in den jeweili- gen Altersgruppen häufiger bei Frauen als bei Männern diagnostiziert (vgl. Statistik Austria 2015a). LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 35
Tabelle 16: Häufigkeit von Depression in Prozent nach Altersgruppen und Geschlecht Gesamtbevölkerung Frauen Männer Insgesamt 7,7 9,5 5,7 15 bis 29 Jahre 3,2 4,5 2,1 30 bis 44 Jahre 6,3 8,1 4,4 45 bis 59 Jahre 9,6 11,4 7,8 60 bis 74 Jahre 9,1 10,7 7,3 75 Jahre + 13,1 15,9 8,7 Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 78f. Im Bundesländervergleich zeigen Menschen in Oberösterreich nach Vorarlberg die zweitniedrigste Depres- sionsrate. Tabelle 17: Häufigkeit von Depression nach Bundesländern Ö B K NÖ OÖ S ST T V W Häufig- keit 7,7 7,4 6,2 8,0 5,9 6,8 7,0 6,3 5,6 11,0 (%) Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 78f. In der oberösterreichischen Befragung zeigt sich, dass Frauen ab dem 60. Lebensjahr rund zu einem Drittel angeben, negative Gefühle wie Traurigkeit, Verzweiflung, Angst oder Depressionen zu haben. Abbildung 24: Frage nach negativen Gefühlen nach Geschlecht und Alter Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 Stress, Depressionen und Angstzustände haben zwischen 2007 und 2013 um 105,4% zugenommen. So lit- ten 2007 0,8%, und 2013 1,6% der Erwerbstätigen unter Depressionen (vgl. Statistik Austria 2015a, 43f ). Bei der Frage nach dem schwerwiegendsten arbeitsbedingten Gesundheitsproblem gaben durchschnittlich 4,9% der Befragten Angstzustände und Depression an. Dabei waren Frauen mit 6,5% fast doppelt so häufig davon betroffen wie Männer (3,4%) (vgl. Statistik Austria 2015a, 37f ). 36 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Die Daten in Oberösterreich zeigen, dass die Gruppe der arbeitslosen Personen besonders von negativen Gefühlen betroffen sind: Frauen ohne Beschäftigung zu 70% und Männer zu 72%. Frauen, welche in Pension sind, geben zu rund 40% negative Gefühle an. Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte Frauen werden je rund zu einem Drittel von depressiven Gefühlen belastet. Abbildung 25: Frage nach negativen Gefühlen nach Geschlecht und Erwerbsart Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 2013 starben in Österreich 1.291 Personen durch Selbsttötung. Seit den 1980er Jahren ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen (vgl. BMG, 2014). Laut Daten der OECD sterben in Österreich durchschnittlich 13,1 Personen pro 100.000 Einwohner durch Suizid. Im OECD-Ländervergleich über 25 Länder liegt Österreich an 9. Stelle und damit eher im oberen Mittelfeld (vgl. OECD, 2015). Laut Daten der OECD sterben in Österreich durchschnittlich 23,1 Männer pro 100.000 Männer und 5,7 Frauen pro 100.000 Frauen durch Suizid (vgl. OECD, 2015). Laut Suizidbericht (vgl. BMG, 2014) ist die Suizidrate der Frauen seit dem Jahr 1986 auch stärker gesunken als die der Männer. Die Suizidrate steigt in Österreich mit dem Alter. Innerhalb Österreichs lassen sich geografische Unterschiede in der Suizidhäufigkeit erkennen. Im Zeitraum von 2009 bis 2013 wurden die meisten Suizide in der Steiermark und in Kärnten verübt. In Wien, dem Burgenland und Vorarlberg sind die Suizidraten österreichweit am niedrigsten. Oberösterreich liegt mit etwa 15 Suizidtoten pro 100.000 Einwoh- nerInnen im gesamtösterreichischen Durchschnitt (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2014b). Die nachfolgenden Grafiken zeigen bei der Frage nach positiven Gefühlen im Leben, dass besonders Frauen im Erwerbsalter zwischen 25 und 60 Jahren angeben, glücklich zu sein. Frauen in Karenz, in Teil- und Voll- zeit geben zu rund je 85% an, positive Gefühle im Leben zu haben. Diese Werte liegen bei den Männern in allen untersuchten Altersgruppen niedriger. Arbeitslose Männer erleben zu 72% wenig bis mittelmäßig positive Gefühle. Bei Männern in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen sind positive Gefühle zu rund 40% ein- geschränkt. LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 37
Abbildung 26: Frage nach positiven Gefühlen nach Geschlecht und Alter Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 Abbildung 27: Frage nach positiven Gefühlen nach Geschlecht und Erwerbsart Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 Männer und Frauen in Oberösterreich zeigen bei der Frage nach positiven Gefühlen am Land gleiche Werte. Hingegen sind Männer in der Stadt weniger glücklich als Frauen. 38 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 28: Frage nach positiven Gefühlen nach Geschlecht und Region Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398 2.5 Gesundheitliche Lebenszufriedenheit Ältere Personen sind häufiger von Schmerzbelastung und körperlichen Beschwerden betroffen als jüngere Menschen. Die Studie zeigt die höchste Schmerzbelastung in der Alterskategorie ab 75+. Diese Ergebnisse sind geschlechtsunabhängig zu betrachten. Sowohl Frauen als auch Männer in der Alterskategorie 75+ ga- ben im Rahmen unserer Befragung zum Thema „Lebensqualität in Oberösterreich“ ein „mittleres“ bis „ziem- liches“ Schmerzleiden an. Die Schmerzhäufigkeit steigt mit zunehmendem Alter stetig an. Generell haben beide Geschlechter ab dem 60. Lebensjahr Einschränkungen durch Schmerzen, Frauen geben dabei eine höhere Schmerzbelastung an. Nur rund 20% aller befragten Personen ab dem 75. Lebensjahr haben nie bzw. wenige Schmerzen. Abbildung 29: Frage nach dem Leiden an Schmerzen Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 39
Abbildung 30: Frage nach dem Leiden an Schmerzen und nach körperlichen Beschwerden nach Alter und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit, n=398 Ein weiterer gesundheitlicher Faktor zur Lebensqualität ist der Schlaf. Hier zeigt die Untersuchung, dass mit fortschreitendem Alter der befragten Personen die Lebensqualität hinsichtlich des Schlafs abnimmt. Abbildung 31: Frage nach dem Schlaf nach Alter und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 40 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Ab dem mittleren Erwerbsalter zeigt sich bei den Männern, dass diese generell höhere Indexwerte bei der Frage nach der Erholung und dem Schlaf angeben. Abbildung 32: Frage nach der Erholung und Schlaf nach Alter und Geschlecht Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit, n=398 Die befragten Frauen geben an, häufiger von Schlafstörungen betroffen zu sein. Durch zu geringe Erholung bzw. zu wenig Schlaf leidet man zunehmend an Erschöpfung und Müdigkeit. Des Weiteren nehmen diese Schlafstörungen und depressiven Tendenzen mit Anstieg des Alters zu (vgl. Bundesministerium für Gesund- heit 2012, XIII). Im Rahmen der Befragung des Bundesministeriums für Gesundheit gaben zwischen 40 und 50% der weiblichen Österreicher an, in den vergangenen zwei Wochen an Schlafproblemen gelitten zu ha- ben. Im Vergleich dazu weisen die Männer mit 25-35% deutlich niedrigere Quoten auf. Die Auswertung des WHOQOL-Fragebogens zeigt, dass mit zunehmendem Alter die Abhängigkeit von Me- dikamenten ansteigt. Ab dem 60. Lebensjahr sind bei Frauen und Männern rund 35% von Medikamenten abhängig. Ab dem 75. Lebensjahr sind es bei den Frauen 67% und bei den Männern 60%. LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 41
Abbildung 33: Frage nach der Abhängigkeit von Medikamenten Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 2.6 Bewegung und Gesundheit In Österreich ist ca. ein Drittel der Bevölkerung zeitweise oder ständig in ihrer Mobilität eingeschränkt. Die Bewegungsfähigkeit weist dabei eine starke Altersabhängigkeit auf. Ab einem Alter von 60 Jahren ist, was die Lebensqualität betrifft, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern ein deutlicher Rückgang in Bezug auf Bewegung zu nennen. Bei den oberösterreichischen Frauen zeigt sich eine starke Abnahme von Mobilität ab dem Alter von 75 Jahren. Bei Männern ist die Einschränkung der körperlichen Mobilität bereits ab dem Alter von 60 Jahren erkennbar. Abbildung 34: Frage nach Einschränkung der Fortbewegung nach Geschlecht und Alter Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398 42 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
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