Lebensqualität in Oberösterreich - JKU

Die Seite wird erstellt Jolina Wolff
 
WEITER LESEN
Lebensqualität in Oberösterreich - JKU
Lebensqualität in Oberösterreich
Lebensqualität in Oberösterreich - JKU
Lebensqualität in Oberösterreich

      Herausgegeben vom Institut für
       Gesellschafts- und Sozialpolitik
      Johannes Kepler Universität Linz
       Arbeitsgruppe für Sozial- und
          Gesundheitsforschung

 Wissenschaftliche Leitung und Redaktion
          Anna Maria Dieplinger
               Agnes Kaiser
Lebensqualität in Oberösterreich - JKU
ISBN: 978-3-900581-78-7
Druck: Gutenberg-Werbering GmbH, Linz

Medieninhaber:
Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik
Johannes Kepler Universität Linz
Titelbild: Hebestreit

Linz, 2016
Lebensqualität in Oberösterreich - JKU
Vorwort
Lebensqualität, Lebensverhältnisse und Gesundheit sind unmittelbar miteinander verknüpft und zeigen in
der Gesellschaft in den unterschiedlichen Gruppen differenzierte Auswirkungen. Wie sich soziale Tatsachen
heute in Oberösterreich darstellen und wie Betroffene Lebensqualität für sich definieren, zeigt der vorlie-
gende Bericht.

Im Zeitraum von 2015 bis 2016 wurde in Oberösterreich eine quantitative Untersuchung von (n=398) durch-
geführt. Hier zeigte sich ganz eindeutig, dass das Leben von Frauen und Männern unterschiedlich bewertet
wird. Die Ergebnisse der Erhebung in OÖ zeigen etwa, dass Frauen in jeder Altersgruppe eine schlechtere
psychische Lebensqualität aufweisen als Männer. Besonders stark ist der Unterschied in Oberösterreich in
der Altersgruppe 75+. Hier weisen Männer mit einem Indexwert von 65 gegenüber Frauen mit einem Wert
von 54 hinsichtlich ihrer Psyche eine subjektiv höhere Lebensqualität auf.

Die statistischen Daten werden durch eine qualitative Erhebung zur Situation vulnerabler Gruppen ergänzt.
Die Ergebnisse zum Thema „vulnerable Gruppen“ basieren auf Leitfadeninterviews (n=30) mit Expertin-
nen und Experten sowie mit Betroffenen und auf einer Literaturanalyse. Die Ergebnisse veranschaulichen
anhand der Gesundheitsrisiken von Alleinerziehenden, Arbeitslosen, MindestpensionsbezieherInnen und
Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen die Probleme sozial gefährdeter Bevölkerungsgruppen.

Diese Studie kann für künftige vertiefende Untersuchungen Trends und Richtungen aufzeigen. In den Sozi-
alwissenschaften ist es wichtig, die Theorie mit der Praxis und mit der sozialen Wirklichkeit zu vergleichen. So
können Nachhaltigkeit, Probleme, tatsächliche Auswirkungen und künftige Herausforderungen aufgezeigt
werden.

Unser besonderer Dank gilt den Frauen und Männern, welche bei der Untersuchung mitgearbeitet haben
und uns Antwort auf unsere Fragen gaben. Danke auch den vielen Mitwirkenden an diesem Bericht, die un-
ermüdlich recherchiert, transkribiert und dokumentiert haben. Sie haben die Daten zu dem werden lassen,
was der Bericht nun zeigt.

Die wissenschaftliche Mitwirkung durch die Studierenden der Studienrichtung Sozialwirtschaft zeichnete
sich durch ein besonders hohes Engagement, theoretisches Fachwissen und statistische Methodenkompe-
tenz sowie durch einen kollegialen Teamgeist aus. Viel Arbeit, Geduld und Durchhaltevermögen wurde allen
Beteiligten abverlangt. Aus diesem Grund möchten wir der Leistung der Studierenden in der Forschung
unseren größten Respekt aussprechen. Herzlichen Dank für die gute Teamarbeit!

Dr.in Anna Dieplinger
Mag.a Agnes Kaiser

                                                                                    LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH   5
Lebensqualität in Oberösterreich - JKU
Mitgearbeitet haben:
                                             Armin Mandara
Sandra Affenzeller
                                             Julian Mathia
Miriam Altmann
                                             Hadis Mehinovic
Eva Aufreiter
                                             Julia Mitter
Verena Brettbacher
                                             Patrick Mülleder
Raphael Danner
                                             Andreas Osterkorn
Nicole Demelmayr
                                             Lisa Partinger
Anna Maria Dieplinger
                                             Katharina Pruggnaller
Ina Furtner
                                             Markus Reiter
Nicole Gaar
                                             Lisa Reiter
Gabriela Gallner
                                             Jennifer Schmoigl
Constanze Gamsjäger
                                             Viktoria Schönbauer
Julia Gnedt
                                             Verena Schützeneder
Doris Christine Grad
                                             Ariane Serglhuber
Maia Gvadzabia
                                             Stephan Slupetzky
Julia Huber
                                             Stefan Stanek
Mario Iebed
                                             Daniela Staudinger
Raissa Iradukunda-Ashimwe
                                             Bernadette Stockhammer
Lisa Janout
                                             Monika Vielhaber
Agnes Kaiser
                                             Marina Vogler
Katharina Karner
                                             Martin Walch
Martin Köpplmayr
                                             Sigrid Wieser
Christina Kreindl
                                             Julia Zainzinger
Andreas Loidl
                                             Julia Zautner
Vesna Maksimovic

Für diesen Bericht wurden rund 400 Personen quantitativ befragt bzw. in Rahmen von
ExpertInneninterviews qualitativ interviewt. Danke an alle Beteiligten für die Teilnahme
an der Studie.
Vorwort
           Oberösterreich ist eine Region, die sich einer besonders hohen Lebensqualität erfreut – das wurde und wird
           in unterschiedlichen Studien immer wieder bestätigt. Trotzdem ist es wichtig, sich mit der Lebensqualität
           der Bevölkerung unserer Region laufend auseinanderzusetzen und diese zur studieren. Nur so kann heraus-
           gefunden werden, wie die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher ihre subjektive Lebensqualität be-
           werten, in welchen Bereichen sie besonders zufrieden sind und wo eventuell noch Nachholbedarf besteht.
           Diese Erkenntnisse liefern nicht zuletzt auch wichtige Anhaltspunkte für die Gestaltung der politischen
           Rahmenbedingungen in unserem Land. Aus diesen Gründen unterstützt das Land Oberösterreich gerne
           die vorliegende Studie zum Thema „Lebensqualität in Oberösterreich“, durchgeführt von Studierenden der
           Johannes Kepler Universität Linz.

           Mit der finanziellen Unterstützung von Studierendenprojekten wie dieser Studie, können wir außerdem
           einen Beitrag zur Förderung junger Forscherinnen und Forscher an unseren Universitäten und Fachhoch-
           schulen leisten und somit vielleicht den einen oder die andere für das Einschlagen einer wissenschaftlichen
           Karriere begeistern. Denn nur so kann in Oberösterreich der wissenschaftliche Nachwuchs und damit auch
           der Bedarf der Wirtschaft nach Fachkräften in unterschiedlichsten Gebieten nachhaltig abgesichert werden.

           Mag. Thomas Stelzer
           Landeshauptmann-Stellvertreter

8   LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Vorwort
Die Arbeits-, die Wohn- und die finanziellen Verhältnisse beeinflussen maßgeblich unsere Lebensqualität.
Eine gute Krankenversorgung ist sehr wichtig, aber ein sicherer Arbeitsplatz, eine trockene, beheizte Woh-
nung, soziale Kontakte sowie finanzielle Ressourcen verhelfen zu mehr Lebensqualität und sind die Basis für
ein gesundes Leben. Fehlen diese Faktoren, leidet nicht nur die Lebensqualität sondern auch die physische
und psychische Gesundheit darunter. Armut ist – auch in einem reichen Land wie Österreich – ein nach wie
vor aktuelles wenn auch kein neues Thema. Armut hat Folgen für alle Lebensbereiche, speziell wirkt sie sich
aber auf die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen aus. Vulnerable Gruppen, zu welchen neben
anderen Alleinerziehende, Arbeitssuchende oder Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen zählen, sind
besonders betroffen. Armut muss nicht von Dauer sein und kann in allen Lebensphasen auftreten, durch die
Geburt eines Kindes, durch eine langandauernde Erkrankung oder durch den Übertritt in die Pension. Dies
betrifft auch viele unserer Versicherten.

Die Beschäftigung mit den Lebensverhältnissen und Bedürfnissen von benachteiligten Bevölkerungsgrup-
pen ist von grundlegender Bedeutung für die Weiterentwicklung der Gesundheits- und Krankenversorgung.
Auf allen Eben der Politik finden sich die Chancengerechtigkeit und das Wohlbefinden der Menschen als
wichtige Prämisse. Das Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ widmet sich der Verbesserung von Gesundheit
und Wohlbefinden der Bevölkerung und dem Abbau von Ungleichheiten im Gesundheitsbereich. Aber auch
auf Bundesebene in den Rahmengesundheitszielen, ganz besonders im Rahmengesundheitsziel 2 „Für ge-
sundheitliche Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und sozioökonomischen Gruppen, un-
abhängig von Herkunft und Alter sorgen“ und im Bundes-Zielsteuerungsvertrag findet sich das Themen
Chancengerechtigkeit wieder.

Damit wir unsere Versorgung an die Bedürfnisse aller Menschen, besonders jener in prekären Lebenslagen,
anpassen können, müssen wir wissen, wie die Menschen leben und wie es um ihre Gesundheit bestellt ist.
Daher freut es mich umso mehr, dass der vorliegende Bericht sich mit diesem so wichtigen Thema einge-
hend beschäftigt.

Wissenschaftliche Grundlagenforschung ermöglicht das nötige Wissen, um die Lebenswirklichkeiten der
Menschen zu erfassen und schafft damit die Basis für eine an die jeweilige Lebensphase angepasste Versor-
gung für alle unsere Versicherten.

Albert Maringer                                          Mag.a Dr.in Andrea Wesenauer
Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse                        Direktorin der OÖ Gebietskrankenkasse

                                                                                 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH   9
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Übersicht                                                             13

2. Gesundheit und Lebensqualität                                                        19

2.1 Aktivitäten des alltäglichen Lebens                                                  20
2.2 Psychisches Wohlbefinden                                                              22
2.3 Subjektive Lebenszufriedenheit                                                       30
2.4 Allgemeine Gesundheitsdaten                                                          33
2.5 Gesundheitliche Lebenszufriedenheit                                                  39
2.6 Bewegung und Gesundheit                                                              42

3. Umwelt und soziale Lebensqualität                                                    45

3.1 Lebens- und Arbeitsbedingungen                                                       48
3.1.1 Einkommen und Armut                                                                49
3.1.2 Wohnen und Sicherheit                                                              50
3.1.3 Mobilität und Freizeit                                                             54
3.1.4 Erholung und Freizeit                                                              57
3.1.5 Informationsmöglichkeiten und Medien                                               59

3.2 Die Umwelt in Oberösterreich                                                         60

4. Ergebnisse der qualitativen Befragung von vulnerablen Gruppen                        63

4.1 Alleinerziehende Menschen in Oberösterreich                                          64
4.2 Arbeitslose Menschen in Oberösterreich                                               70
4.3 BezieherInnen von Mindestpension                                                     74
4.4 Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen                                     78
4.5 Zusammenfassung                                                                      88

5. Verzeichnisse und Literatur                                                          91

5.1 Literatur -und Datenquellen                                                          92
5.2 Abbildungsverzeichnis                                                                99
5.3 Tabellenverzeichnis                                                                 101

                                                                   LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 11
1. EINLEITUNG UND ÜBERSICHT

                              LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 13
1. Einleitung und Übersicht
          Lebensqualität, Lebenszufriedenheit und Lebenssinn werden durch gesellschaftliche, politische und per-
          sönliche Aspekte beeinflusst. Inwieweit das Leben in Oberösterreich durch welche Faktoren beeinflusst wird
          und wie sich im Jahr 2016 das Leben in den verschiedenen Regionen zeigt, soll diese Arbeit darlegen.
          Sind wir mit der Versorgung, mit den Werten und Möglichkeiten zufrieden? Wie nehmen wir subjektiv un-
          sere Umgebung wahr? Und wo zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede im Leben von Frauen und
          Männern in Oberösterreich?
          Die Komponenten der Lebensqualität reichen von kulturellen Aspekten, Einkommen, Lebensstandard, Bil-
          dung, Wohnen, Freizeit bis hin zu Umweltfaktoren (vgl. Schöffski/Graf von der Schuleburg 2012, S. 329).

                 „Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur
                 Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Maßstäbe und
                 Anliegen. Es handelt sich um ein breites Konzept, das in komplexer Weise beeinflusst wird durch die kör-
                 perliche Gesundheit einer Person, den psychischen Zustand, die sozialen Beziehungen, die persönlichen
                 Überzeugungen und ihre Stellung zu den hervorstechenden Eigenschaften der Umwelt“ (WHO 1997, S. 3).

          Die oberösterreichische Bevölkerung wurde in einer repräsentativen Studie (n=398) zwischen Juli und De-
          zember 2015 face-to-face und online mit einem standardisierten Test der Weltgesundheitsorganisation, des
          sogenannten Quality of Life (kurz: WHOQOL) befragt. Der standardisierte Fragebogen (Hogrefe Verlag) be-
          zieht sich auf die Dimensionen „physisches Wohlbefinden“, „psychisches Wohlbefinden“, „Unabhängigkeit“,
          „soziale Beziehungen“, „Umwelt“ und „Spiritualität“. Ziel des Berichts ist die Darstellung der statistischen
          Lebensqualität in Oberösterreich in Bezug auf gesundheitliche Einflussfaktoren und das Aufzeigen der
          Ist-Situation von Menschen in prekären Lebenssituationen auf Basis qualitativer Erhebungen. Aufgrund der
          erhobenen Daten können Perspektiven und Veränderungsparameter für die Versorgungsforschung in Ober-
          österreich abgeleitet werden.
          Ein Teil der Studie bestand darin, qualitative Daten von vulnerablen Gruppen zu erheben. Alleinerziehende,
          Arbeitslose, Mindestpensionsbezieher und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen wurden zu gesund-
          heitlichen Einflussfaktoren auf ihre Lebensqualität befragt.

          Die Studie
          Die Studie „Lebensqualität in Oberösterreich“ zeigt aktuelle, statistisch quantitative (n=398) und qualitative
          Daten zu Faktoren der Lebensqualität und Gesundheit in Oberösterreich.
          Der vorliegende Bericht wurde 2015 und 2016 von der Arbeitsgruppe für Sozial- und Gesundheitsforschung
          am Institut für Gesellschaft- und Sozialpolitik der Johannes Kepler Universität Linz unter der Leitung von Dr.in
          Anna Dieplinger und Mag.a Agnes Kaiser erarbeitet.
          Die empirischen Daten für diese Studie wurden in Zusammenarbeit mit 48 Sozialwirtschaft-Studierenden
          der Johannes Kepler Universität erhoben.

          Die zentralen Fragestellungen der Studie:
          •    Welche statistischen Ergebnisse zeigen sich in der Auswertung des „WHO Quality of Life“ (WHOQOL) zu
               den einzelnen Domänen und Facetten?
          •    Wie zeigt sich die Ist-Situation von Menschen in vulnerablen Gruppen – sowohl innerhalb, als auch im
               Vergleich zu nicht-vulnerablen Gruppen?
          •    Welche qualitativen Aussagen werden von den Experten und Expertinnen über definierte vulnerable
               Gruppen bzw. zu entsprechenden Themengebieten getroffen?
          •    Welche Handlungsfelder in der Versorgungsforschung lassen sich aus den Ergebnissen ableiten?

          Die Domänen und Facetten der empirischen Erhebungen:
          Das Befragungsinstrument WHOQOL beinhaltet Überbegriffe bzw. Domänen. Diese sind in weitere Facetten
          eingeteilt.

14 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Tabelle 1: Domänen und Facetten des WHOQOL-100
 Domänen                                  Facetten
 Physisch                                 Schmerz
                                          Energie
                                          Schlaf
 Psychisch                                Positive Gefühle
                                          Denken
                                          Selbstwert
                                          Körper
                                          Negative Gefühle
 Unabhängigkeit                           Mobilität
                                          Aktivität
                                          Medikation
                                          Arbeitsfähigkeit
 Soziale Beziehungen                      Soziale Beziehungen
                                          Soziale Unterstützung
                                          Sexualität
 Umwelt                                   Sicherheit
                                          Wohnen
                                          Finanzielle Ressourcen
                                          Gesundheitsversorgung
                                          Information
                                          Freizeit
                                          Umwelt
                                          Transport
 Spiritualität                            Spiritualität
Quelle: Angermeyer et. al. (2000)

Das Modell der sozialen Ungleichheit nach Mielck (2005) diente als theoretisches Modell in den qualitativen
Erhebungen. Anhand der vorgegebenen Einflussfaktoren wurden die einzelnen Dimensionen und Parame-
ter untersucht.

Abbildung 1: Modell der sozialen Ungleichheit nach Mielck

                                               Soziale Ungleichheit
                                    (Unterschiede in Bildung, Berufsstatus, Einkommen)

            Gesundheitliche                          Bewältigungs-                        Gesundheits-
             Belastungen                              ressourcen                            vorsorge

                                     Gesunheits- und Krankheitsverhalten

                                          Gesundheitliche Ungleichheit
                                         (Unterschied in Morbidität und Mortalität)

Quelle: Mielck, 2005, S.3

                                                                                         LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 15
Die Methoden der Untersuchung und das Forschungsdesign
          Das Forschungsdesign enthält quantitative und qualitative Forschungsmethoden. Neben der quantitati-
          ven Erhebung (n=398) mitHilfe des Fragebogens „Quality of Life“ der WHO (Vollversion WHOQOL-100, On-
          line-Testsystem) wurden Einzelinterviews (n=30 nach Mayring) mit ExpertInnen und Betroffenen zum The-
          ma „Gesundheit vulnerabler Gruppen“ geführt.

          Abbildung 2: Das Forschungsdesign

                                                                 Lebensqualität

                                  Statistische Daten
                                                                                         Interviews mit Betroffenen aus
                              Erhebung mittels WHOQOL
                                                                                              vulnerablen Gruppen
                                Gesampelte Stichprobe
                                                                                                     (n=23)
                                        (n=398)

                                                                                          Interviews mit Experten und
                                    Desk research
                                                                                                  Expertinnen
                            (Literatur- und Datenanalyse)
                                                                                                     (n=7)

                                                      Gesunheits- und Krankheitsverhalten

          Quelle: eigene Darstellung

          Der WHOQOL-100 ist ein standardisiertes Testinstrument zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität und
          umfasst insgesamt 105 Fragen, die den Dimensionen „Physisches Wohlbefinden“, „Psychisches Wohlbefin-
          den“, „Unabhängigkeit“, „Soziale Beziehungen“, „Umwelt“ und „Religion/Spiritualität“ zugeordnet sind. Die
          Dauer der Befragung beläuft sich auf etwa 40 Minuten. Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgte
          nach den Vorgaben des WHOQOL-Handbuchs (vgl. Hogrefe 2016; vgl. Angermeyer 2000, S. 5).
          In Bezug auf die Reliabilität dieses Testinstruments liegt die interne Konsistenz (Cronbach`s Alpha) der Sub-
          skalen des WHOQOL-100 zwischen r = .59 und r = .91. Die Studie umfasst gesamt n = 410 quantitative Be-
          fragungen; n = 398 abgeschlossene Befragungen. Die Stichprobe wurde nach Alter, Geschlecht und Wohn-
          gebiet geschichtet.

          Tabelle 2: Stichprobenumfang
           Stichprobenplanung                                                     Eingabe          Komponenten            Größen
           Größe der Grundgesamtheit                                   N=         1.413.762        1413762                1413762
           Sicherheitswahrscheinlichkeit in %                          100 α =    95,00            0,9500                 1,9600
           Genauigkeit des Intervalls in %                             100 ε =    5,00             0,0500                 0,0500
           relativer Anteil des Merkmals N in %                        100 p =    50,00            0,5000                 0,2500

           Größe der Grundgesamtheit                                   1413762
           Umkehrfunktion der Standardnormalverteilung                 1,9600
           einseitige Genauigkeit                                      0,0500
           Varianz des Anteils                                         0,2500
           erforderlicher Mindeststichprobenumfang                     385
          Quelle: eigene Darstellung, Stichprobenumfang (2015)

16 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Die Stichprobe wurde nach der Bevölkerungsverteilung in Oberösterreich in Bezug auf das entsprechende
Wohngebiet (Stadt, Stadtumland und Bezirksstädte, Peripherie) eingeteilt.

Tabelle 3: Kategorisierung oberösterreichischer Gemeinden 2015
 Bundesland                                          Bevölkerung absolut          Kategorie (1 = Stadt, 2 = Stadtnähe und
 Politischer Bezirk                                                               Bezirksstädte, 3 = Peripherie)
 Gemeinde
 Österreich                                                           8.401.940
 Oberösterreich                                                       1.413.762
 Linz (Stadt)                                                          189.889                     Stadt
 Steyr (Stadt)                                                          38.205                     Stadt
 Wels (Stadt)                                                           58.591                     Stadt
 Altheim                                                                 4.784                  Peripherie
 Aspach                                                                  2.396                  Peripherie
 Auerbach                                                                  525                  Peripherie
 Braunau am Inn                                                         16.197          Stadtnähe und Bezirksstädte
 Burgkirchen                                                             2.554                  Peripherie
 Eggelsberg                                                              2.276                  Peripherie
 Feldkirchen bei Mattighofen                                             1.891                  Peripherie
 Franking                                                                  930                  Peripherie
 Geretsberg                                                              1.073                  Peripherie
 Gilgenberg am Weilhart                                                  1.292                  Peripherie
 Haigermoos                                                                590                  Peripherie
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Statistik Austria (2011)

Tabelle 4: Verteilung pro Wohnort-Kategorie
 Kategorie                                           relativer Anteil in Oberösterreich
 (große) Stadt                                       20,31 %
 Stadtnähe und Bezirksstädte                         18,70 %
 Peripherie                                          60,99 %
                                                     100,00 %
Quelle: eigene Darstellung

Tabelle 5: Untersuchungsgruppen (nach Alter und Auswahlkriterien, 2015)
 Untersuchungsgruppe                                 Auswahlkriterien, Charakteristika
 15 - 25 Jahre                                       Personen in sekundären/tertiären Ausbildungsinstitutionen, zeitnah
                                                     zum beruflichen Einstieg, evt. in der Jugendarbeitslosigkeit
 25 - 45 Jahre                                       Personen in beruflichen Identitätsfindungs- und Festigungsprozes-
                                                     sen; in der Mitte der Lebensplangestaltung und -entwicklung
 45 - 65 Jahre                                       Personen in ihrer berufliche Reife bis hin zum Rückzug und zur Pen-
                                                     sionierung, in der Langzeit-/Altersarbeitslosigkeit, in privaten Anpas-
                                                     sungsprozessen (Auszug der Kinder, erste Gesundheitsdefizite etc.)
 65 - 75 Jahre                                       Personen nach Pensionsantritt mit (erwartbar) gutem bis akzeptab-
                                                     lem Gesundheitszustand
 über 75 Jahre                                       Personen mit degenerativen gesundheitlichen Prozessen,
                                                     in ihrer Lebensabschlussphase
Quelle: eigene Darstellung

                                                                                                  LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 17
Die Befragten stammten zu 20% aus den Städten Linz, Wels oder Steyr, zu 19% aus Stadtrandgemeinden
          oder Bezirksstädten und zu 61% aus den übrigen Gemeinden („Peripherie“). Unter den Befragten waren
          54,5% Frauen und 45,5% Männer.

          Tabelle 6: Verteilung der Befragten (n=398), 2015
           Alter in Jahren und Gebiet                     15 - 24,9   25 - 44,9   45 - 59,9   60 - 74,9       75 +     Gesamt
           Stadt                                          4,27%       8,79%       5,53%       3,02%        1,26%       22,87%
           Stadtumland und Bezirksstädte                  2,01%       6,28%       4,77%       3,52%        1,76%       18,34%
           Peripherie                                     8,54%       18,59%      16,08%      10,30%       5,28%       58,79%
           Gesamt                                         14,82%      33,66%      26,38%      16,84%       8,30%       100,00%
           Anteil w                                       54,52%
           Anteil m                                       45,48%

          Quelle: eigene Darstellung

          Das Forschungsdesign der Teilstudie „Vulnerable Gruppen und Gesundheit“ ist qualitativ. Im Jahr 2014 fan-
          den 30 qualitative Interviews mit ExpertInnen und Betroffenen statt.

          Abbildung 3: Qualitative Untersuchung der vulnerablen Gruppen, 2015

                                                                  ExpertInnen-                            Betroffenen-
                 Literatur- und Daten-                             interviews                              interviews
                       recherche                                   (qualitativ)                            (qualitativ)
                                                                      n=7                                     n=23

                                                         Darstellung der Ergebnisse
                                                       (Vergleich der vulnerablen Gruppen)

                                  •    Beschreibung der Rahmenbedingungen, Prozesse, Ergebnisse und Wirkung
                                  •    Ist Analyse der Situation in vulnerablen Gruppe
                                  •    Darstellung der Interventionen gegen soziale und gesundheitliche Ungleichheit
                                  •    Ableiten von Einflussfaktoren auf soziale und gesundheitliche Ungleichheit
                                  •    Beschreibung der Zugänge von vulnerablen Gruppen
                                  •    Beschreiben von neuen Handlungsfeldern für die Versorgungsforschung

          Quelle: eigene Darstellung

          Die qualitativen, teilstrukturierten Interviews wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und mittels quali-
          tativer Inhaltsanalyse (nach Mayring, 2010) ausgewertet.

18 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
2. GESUNDHEIT UND LEBENSQUALITÄT

2.1 Aktivitäten des alltäglichen Lebens
2.2 Psychisches Wohlbefinden
2.3 Subjektive Lebenszufriedenheit
2.4 Allgemeine Gesundheitsdaten
2.5 Gesundheitliche Lebenszufriedenheit
2.6 Bewegung und Gesundheit

                                      LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 19
2. Gesundheit und Lebensqualität

          2.1 Aktivitäten des täglichen Lebens - Acitivies of Daily Living (ADL)

          Der Actiivities of Daily Living Index (kurz „ADL“) unterscheidet sechs Funktionen. Anhand dieser Funktionen
          wird gemessen, ob ein Mensch in der Lage ist, sein alltägliches Leben zu bewältigen. Katz et al. (1963, 94)
          zählen zu diesen Aktivitäten das selbstständige Anziehen, Essen, Benutzen der Toilette, Waschen, Hinsetzen
          und Aufstehen sowie die Kontrolle über den Stuhlgang. Ist es einem Menschen nicht möglich, diese sechs
          Funktionen selbstständig auszuführen, so ist er laut Definition in seinem täglichen Leben eingeschränkt. Die
          Einschränkungen der ADL beginnen statistisch mit dem 65. Lebensjahr und steigen ab dem 85. rapide an
          (z.B. in Bezug auf das selbstständige Waschen und Essen) (vgl. Gesundheit Österreich GmbH & Bundesminis-
          terium für Gesundheit 2012, 2) In der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen sind zwischen 80 bis 90 Prozent
          der österreichischen Befragten in einer oder mehreren alltäglichen Aktivität(en) unabhängig und können sie
          diese ohne fremde Hilfe durchführen.

          In einem Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit (2012, 30f ), zeigt sich, dass 23% der ÖsterreicherIn-
          nen ab 75 Jahren zumindest in einer der ADLs eingeschränkt sind. Laut dieser Studie haben 17% der Öster-
          reicherinnen und 8% der Österreicher Probleme, die Tätigkeit des selbstständigen Waschens durchzuführen.
          Die starke Assoziation zwischen Alter, Geschlecht und Unabhängigkeit im täglichen Leben wird erst in der
          Altersgruppe 85+ ersichtlich. Im Jahr 2006/07 waren 40 % der männlichen und 50% der weiblichen Befrag-
          ten nicht mehr in der Lage, alle sechs ADLs selbstständig zu bewältigen (vgl. Gesundheit Österreich GmbH &
          Bundesministerium für Gesundheit 2012, 22).

          In der oberösterreichischen Befragung zeigen die Daten, dass besonders Frauen ab 75 Jahren bei der Erle-
          digung von alltäglichen Dingen mit 56% mäßig bis stark eingeschränkt sind. Bei den männlichen Befragten
          zeigt sich diese Einschränkung bei zumindest 40% der Befragten. Über alle Altersgruppen verteilt benötigt
          mehr als die Hälfte der OberösterreicherInnen keine Hilfe, ein Viertel etwas Hilfe und die restliche Bevölke-
          rung (rund 20%) teilweise bzw. oft Hilfe im Alltag.

          Abbildung 4: Erledigung von alltäglichen Dingen

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

20 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Tabelle 7: Erledigung von alltäglichen Dingen gesamt über alle Altersgruppen in OÖ
 Wie schwer fällt es Ihnen, alltägliche Dinge zu erledigen?
 Zeilenbeschriftungen                     männlich                weiblich               Gesamtergebnis
 1 = überhaupt nicht                                    55,25%                  55,30%                55,28%
 2 = ein wenig                                          27,07%                  23,96%                25,38%
 3 = mittelmäßig                                        13,81%                  14,75%                14,32%
 4 = ziemlich                                            3,31%                   5,07%                 4,27%
 5 = äußerst                                             0,55%                   0,92%                 0,75%
 Gesamtergebnis                                       100,00%                 100,00%                100,00%

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

Werden die TeilnehmerInnen der Befragung zu den Alltagsaktivitäten und deren Möglichkeit, diese auszu-
führen, befragt, so geben rund 39% der Frauen ab dem 60. Lebensjahr an, diese mittelmäßig bzw. weniger
durchführen zu können. Ab dem Alter von 75 liegt dieser Wert bei 50%. Die Männer hingegen können die
alltäglichen Aktivitäten ab dem 60. Lebensjahr zu 24% mittelmäßig bis weniger ausführen, bei den über
75-Jährigen sind es 20%.

Abbildung 5: Durchführung von Alltagsaktivitäten

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

Betrachtet man die Alltagsaktivitäten unter dem Aspekt der Erwerbstätigkeit, dann zeigt sich, dass 37% der
befragten Pensionistinnen diese mittelmäßig bis wenig ausführen können. Der Wert bei den männlichen
Pensionisten liegt mit 16% deutlich niedriger. Dem gegenüber liegt der Unterschied bei den arbeitslosen
Frauen und Männern mit 19% bzw. 17% niedriger.

                                                                                     LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 21
Abbildung 6: Durchführung von Alltagsaktivitäten und Erwerbsstatus

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 (die Gruppe der Männer in Karenz n = 2; Frauen n = 7)

          2.2 Psychisches Wohlbefinden
          Die Lebensqualität einer Person wird entscheidend durch das Ausmaß ihrer subjektiven Fähigkeiten, mit
          den objektiven Lebensbedingungen zurechtzukommen, bestimmt (Baumann et al., 2009). Neben den ob-
          jektiven Lebensbedingungen hängt die Lebensqualität in nicht unwesentlichem Ausmaß von psychischen
          Faktoren wie Wahrnehmungen, Erwartungen, Bedürfnissen und Interpretationen ab (Adler, 1994; Madert-
          haner, 1998).

          Menschen können viele Belastungen bewältigen. Gelingt dies jedoch nicht, kommt es zu Reaktionen wie
          Angst, Depression, Aggressivität, Überforderung oder Verbitterung. Als individuelle Fähigkeiten zur Bewäl-
          tigung von Problemen und Belastungen werden in der Psychologie zum Beispiel Coping-Vermögen, Sinn-
          findung, kognitive Intelligenz, emotionale Intelligenz, Moral und Weisheit genannt (Baumann, 2007). Diese
          inneren Fähigkeiten haben neben der Auswirkung auf die generelle Lebensqualität insbesondere einen gro-
          ßen Einfluss auf das Gesundheits- und Krankheitsverhalten (Baumann et al., 2009).

          Psychisches Wohlbefinden in Österreich - Unterschiede nach Alter und Geschlecht

          Die Ergebnisse zeigen, dass die psychische Lebensqualität in Österreich sowohl insgesamt, als auch bei Ein-
          zelbetrachtung nach Geschlechtern mit dem Alter konstant abnimmt. Es zeigt sich, dass Frauen subjektiv
          in jeder der jeweiligen Altersgruppen ihre psychische Lebensqualität schlechter einschätzten als Männer.
          Männer ab 75 Jahren weisen eine schlechtere psychische Lebensqualität auf als Frauen in allen Altersgrup-
          pen.

22 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Tabelle 8: Psychische Lebensqualität in Österreich nach Alter und Geschlecht (Mittelwerte)
                                                      Gesamtbevölkerung                            Frauen                Männer
 Insgesamt                                                        75,8                               73,9                   77,8
 15 bis 29 Jahre                                                  77,9                                75,4                  80,3
 30 bis 44 Jahre                                                  77,6                                75,9                  79,4
 45 bis 59 Jahre                                                  75,3                                74,0                  76,7
 60 bis 74 Jahre                                                  74,8                                73,4                  76,5
 75 Jahre +                                                       69,6                                67,9                  72,0

Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 115

Auch die Ergebnisse der Erhebung in OÖ zeigen, dass Frauen in jeder Altersgruppe in OÖ eine schlechtere
psychische Lebensqualität aufweisen als Männer. Besonders stark ist der Unterschied in Oberösterreich in
der Altersgruppe 75+. Hier weisen Männer mit einem Indexwert von 65 gegenüber den Frauen, deren Wert
bei 54 liegt, eine subjektiv höhere Lebensqualität hinsichtlich ihrer Psyche auf. Über alle Altersgruppen hin-
weg weisen Frauen niedrigere Werte auf als Männer, die Unterschiede zwischen den Altersgruppen sind
hingegen unterschiedlich ausgeprägt.

Abbildung 7: Psychische Lebensqualität, Indexwerte nach Geschlecht

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398

Im Bundesländervergleich lag Oberösterreich bei der psychischen Lebensqualität insgesamt im unteren
Drittel und unter dem österreichischen Durchschnitt.

Tabelle 9: Psychische Lebensqualität in Österreich im Bundesländervergleich (Mittelwerte)
                Ö             B             K             NÖ            OÖ            S            ST        T       V             W
 Psych.
        75,8                  74,9          76,9          75,7          75,4          76,8         76,3      77,4    79,2          74,0
 LQ

Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 115

                                                                                                             LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 23
Abbildung 8: Psychische Lebensqualität in Bezug zu den Kategorien Wohnort und Geschlecht

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398

          In den gesamt Indexwerten (Skala von 0 bis 100, je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit) zeigt sich
          bei der psychischen Gesundheit der OberösterreicherInnen, dass diese von den Befragten im städtischen
          Raum mit einem Indexwert von 70 von Frauen und Männern gleich bewertet werden. Im Stadtumland be-
          trägt der Unterschied zwischen den Geschlechtern 4 Punkte und im weiteren ländlichen Umland 14 Punkte.
          Das heißt, dass die Lebensqualität von Frauen am Land zwar bessere Werte als die von in der Stadt lebenden
          Frauen aufweist (70 in der Stadt und 73 am Land), aber zu den Männern am Land doch ein großer Unter-
          schied besteht (77 zu 73).

          Abbildung 9: Perspektive Zukunft in OÖ

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

          Fragt man Frau und Herrn Oberösterreicher nach der Zukunft, so zeigt sich, dass Menschen am Land zuver-
          sichtlicher sind, nämlich 62% der Frauen und 63% der Männer in peripheren Gebieten. Von den in der Stadt
          und im Stadtumland lebenden Männern wird die Zukunft pessimistischer betrachtet als von den Frauen.
          Werden die Zahlen nach Alter betrachtet, so zeigt sich mit zunehmendem Alter auch weniger Zuversicht in

24 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
die Zukunft. Hier zeigt der geschlechtsspezifische Unterschied, dass Frauen ab 75 Jahren die Zukunft zu 72%
(Männer gleichen Alters: zu 47%) als wenig bis mittelmäßig gut beurteilen.

Abbildung 10: Perspektive Zukunft in OÖ, nach Geschlecht und Alter,

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

Stellt man den ÖberösterreicherInnen die Frage „Machen Sie sich Sorgen?“, so sagen gerade die Frauen ab
75+ zu 50%, dass sie sich sehr viele Sorgen machen. Bei Männern in derselben Altersgruppe liegt dieser Wert
bei 13%.

Abbildung 11: Frage nach den Sorgen, nach Geschlecht und Alter

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

                                                                               LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 25
Betrachtet man die Daten zwischen den Regionen Oberösterreichs, so zeigt sich, dass die befragten Männer
          in peripheren Wohngebieten sich weniger um die Zukunft sorgen (67%) als Männer in der Stadt (58%) oder
          im städtischen Umland bzw. in den Bezirksstädten (53%). Eine ähnliche Situation spiegelt das Ergebnis bei
          den Frauen wider, da sich Frauen in den ländlichen Gebieten am wenigsten Sorgen machen. Frauen im Stad-
          tumland weisen hinsichtlich Zukunftssorgen mit 67% (16% „sehr“ bzw. 51% „mittelmäßig“) den höchsten
          Wert auf.

          Abbildung 12: Frage nach den Sorgen, nach Geschlecht und Region

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

          Fragt man die OberösterreicherInnen, ob sie ihr Leben genießen, dann zeigt sich, dass Frauen gerade im
          mittleren Alter zwischen 45 und 60 Jahren ihr Leben am meisten genießen (75%). Männer in dieser Alters-
          gruppe hingegen geben an, dies nur zu 57% zu tun. Den höchsten Lebensgenuss weisen junge Männer
          zwischen 15 und 25 Jahren auf (93%), während die jungen Frauen hier 74% ausmachen. Im Alter ab 75+ sinkt
          der Wert der Lebenszufriedenheit bei den Frauen auf 50% ab. Bei den Männern in derselben Altersgruppe
          ist der Wert mit 87% noch immer sehr hoch. Der Genuss des Lebens hängt auch von der Region ab. So zeigt
          sich bei der Betrachtung dieser Daten, dass Menschen, welche am Land leben, zu 73% angeben, das Leben
          genießen zu können.

26 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 13: Frage nach dem Genuss des Lebens

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

Abbildung 14: Frage nach dem Genuss des Lebens

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

Betrachtet man die Daten nach Geschlecht und Region, so zeigt sich bei den Männern, die in ländlichem
Gebiet wohnen, dass diese ihr Leben sehr genießen können (76%). Die Rate der am Land lebenden Frauen
liegt mit 74% nahezu gleich. Bei beiden Geschlechtern zeigt sich insbesondere im städtischen Umland, dass
die Befragten zu geringeren Werten angeben, ihr Leben zu genießen.

                                                                              LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 27
Abbildung 15: Frage nach dem Genuss des Lebens nach Region und Geschlecht

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

          Die Daten der Befragung zeigen, dass Menschen in prekären Einkommensverhältnissen ihr Leben weniger
          genießen können: arbeitslose Männer in der Stadt nur zu rund einem Drittel (33%), bei den arbeitslosen
          Frauen liegt dieser Wert bei 52%. Befragte Personen in Ausbildung und in Karenz zeigen die besten Zufrie-
          denheitswerte (nicht signifikant, n=6).

          Abbildung 16: Frage nach dem Genuss des Lebens nach Erwerbstätigkeit

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

28 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Die allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben wird von den befragten Personen, Frauen wie Männer, am
Land mit 86% zu 89% als sehr gut bewertet. Diese Zufriedenheit nimmt mit dem Alter gerade bei den Frauen
ab. Hier zeigt sich, dass Frauen über 75 Jahren angeben, zu 56% zufrieden zu sein. Die Männer in derselben
Altersgruppe sind zu 87% zufrieden.

Abbildung 17: Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit im Leben nach Region und Geschlecht

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

Abbildung 18: Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit im Leben nach Alter und Geschlecht

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

                                                                                  LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 29
Die nachfolgende Grafik zeigt, dass gerade Männer ohne Arbeit geringe Zufriedenheitswerte angeben. 56%
          der Männer fühlen sich allgemein zufrieden.

          Abbildung 19: Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit im Leben nach Erwerbsart und Geschlecht

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

          2.3 Subjektive Lebenszufriedenheit
          Die Erhebungen der Statistik Austria (2015b) zur allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Alter und Ge-
          schlecht zeigen, dass die Lebenszufriedenheit unter beiden Geschlechtern mit fortschreitendem Alter leicht
          abnimmt. Zwischen den Geschlechtern lassen sich in den jeweiligen Altersgruppen kaum Unterschiede fest-
          stellen.

          Tabelle 10: Lebenszufriedenheit nach Alter und Geschlecht (2014)
                                                              Gesamtbevölkerung   Frauen                   Männer
           Insgesamt                                                 7,8           7,8                      7,8
           16 bis 19 Jahre                                           8,4            -                        -
           20 bis 39 Jahre                                           8,0           8,0                      8,0
           40 bis 64 Jahre                                           7,7           7,7                      7,6
           65 Jahre +                                                7,7           7,6                      7,8

          Quelle: EU SILC, in: Statistik Austria 2015b: 88.

          Die Erhebung in Oberösterreich zeigt in einigen Altersgruppen geschlechtsspezifische Unterschiede, was
          die allgemeine Lebensqualität und Gesundheit anbelangt. Die Angaben der jungen Erwachsenen weisen
          eine Differenz von 7 Indexpunkten auf. Im Alter ab 75 Jahren bestehen 5 Indexpunkte Unterschied zwischen
          Frauen und Männern.

30 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 20: Die Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit über Alter und Geschlecht

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398

Die Erhebungen der Statistik Austria (2015a) zur allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Erwerbs- und Be-
schäftigungsstatus zeigen, dass Personen in Ausbildung am zufriedensten mit ihrem Leben sind, gefolgt
von erwerbstätigen Personen, egal ob diese einer Voll- oder Teilzeitbeschäftigung nachgehen. Arbeitslose
Personen und Menschen in Pension zeigen die geringsten Werte in der Lebenszufriedenheit auf. Personen,
welche angaben, einzig im Haushalt tätig zu sein, liegen leicht unter dem Gesamtdurchschnitt der Lebens-
zufriedenheit.

Tabelle 11: Lebenszufriedenheit nach Erwerbstätigkeit (2014)
 Hauptbeschäftigung                                               Lebenszufriedenheit
 Insgesamt                                                                     7,8
 Erwerbstätige (insgesamt)                                                     8,0
 - erwerbstätig (Vollzeit)                                                     8,1
 - erwerbstätig (Teilzeit)                                                     8,0
 in Pension                                                                    7,6
 arbeitslos                                                                    6,6
 ausschließlich im Haushalt beschäftigt                                        7,4
 in Ausbildung                                                                 8,4

Quelle: EU SILC, in: Statistik Austria 2015b: 89

Die allgemeine Lebenszufriedenheit hängt neben der Erwerbstätigkeit und Lebensqualität auch von der
Größe einer Gemeinde ab. Laut den Erhebungen der Statistik Austria (2015a) zur allgemeinen Lebenszufrie-
denheit nach Gemeindegröße nimmt die Lebenszufriedenheit der Menschen mit sinkender Gemeindegrö-
ße leicht zu. Je höher der Wert, desto zufriedener waren die befragten Personen.

                                                                                                            LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 31
Tabelle 12: Lebenszufriedenheit nach Gemeindegrößenklassen (2014)
                                                             Lebenszufriedenheit
           Insgesamt                                                 7,8
           Gemeinden > 100.000 Einw.                                 7,6
           Gemeinden > 10.000 Einw.                                  7,8
           Gemeinden bis 10.000 Einw.                                8,0

          Quelle: EU SILC, in: Statistik Austria 2015b: 89
          In den Auswertungen zur allgemeinen Lebenszufriedenheit zeigt sich, dass Menschen, welche am Land le-
          ben, zufriedener sind als Menschen in der Stadt und im städtischen Umland bzw. in den Bezirksstädten.
          Der größte geschlechtsspezifische Unterschied liegt zwischen Frauen und Männern in den Städten (66% zu
          77%).

          Abbildung 21: Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Region und Geschlecht

          Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

          Bei Betrachtung der allgemeinen Zufriedenheit zwischen den Erwerbsgruppen sind Arbeitslose und Men-
          schen in Pension vergleichsweise am wenigsten mit ihrer Lebenssituation zufrieden. Arbeitslose Männer
          weisen zu 55% eine mittelmäßige bis weniger ausgeprägte Lebenszufriedenheit auf, bei arbeitslosen Frauen
          liegt dieser Wert bei 43%.

32 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 22: Verteilung der allgemeinen Lebenszufriedenheit nach Erwerb und Geschlecht

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015 n=398

2.4 Allgemeine Gesundheitsdaten
Die Österreichische Gesundheitsbefragung 2014 (vgl. Statistik Austria 2015a) beschreibt eine gegenläufige
Entwicklung des Rauchverhaltens bei der männlichen und weiblichen Bevölkerung. In den 1970er Jahren
waren 39% der Männer und 10% der Frauen RaucherInnen. Seither nahm bei den Männern der Anteil der
täglich Rauchenden kontinuierlich ab und lag 2014 bei 27 Prozent (was einer Abnahme von 12 Prozentpunk-
ten entspricht). Bei den Frauen zeigte sich ein genau gegenteiliger Trend, der Anteil der Raucherinnen stieg
bis 2014 auf 22 Prozent (+ 12 Prozentpunkte).

Im Vergleich zu den NichtraucherInnen beurteilten täglich rauchende Männer und Frauen ihren Gesund-
heitszustand über alle Altersgruppen hinweg seltener als (sehr) gut. Einzig mit Ausnahme von Frauen ab
60 Jahren schätzten zudem Personen, die täglich rauchten, ihr psychisches Wohlbefinden schlechter ein als
Personen, die nie oder nie täglich rauchten/geraucht hatten.

Tabelle 13: Psychische Lebensqualität in Österreich nach Alter und Geschlecht (Mittelwerte)
                                                    Männer                                          Frauen
                                    Raucher                   Nichtraucher           Raucherinnen       Nichtraucherinnen
 Insgesamt                               77                            79                73                     74
 15 bis 29 Jahre                         80                            82                73                     77
 30 bis 44 Jahre                         78                            81                72                     78
 45 bis 59 Jahre                         75                            77                72                     75
 60 bis 74 Jahre                         75                            77                74                     73
 75 Jahre +                              61                            74                72                     67

Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 46

Der Anteil der Männer, die mehrmals pro Woche Alkohol trinken, ist doppelt so hoch als bei den Frauen
(Männer: 42 Prozent, Frauen: 21 Prozent). Betrachtet man die konsumierte Menge, so liegen die Männer um

                                                                                                    LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 33
0,7 bis 1,0 Standardgläser über den Frauen (Wochentage und Wochenenden wurden getrennt berechnet).
       Ein Standardglas beinhaltet 20 g Reinalkohol, das entspricht etwa einem halben Liter Bier, einem Viertelliter
       Wein oder drei Gläsern Schnaps zu je 2 cl. Insgesamt nimmt der Alkoholkonsum in Österreich schrittweise,
       jedoch konstant, ab (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2009).

       Die nachfolgende Tabelle zeigt die Suchtmittelerfahrungen der OberösterreicherInnen. Die Befragungen
       in der Altersgruppe der 15- bis 59-Jährigen wurden im Jahr 2009 durchgeführt, die Befragung der Alters-
       gruppe der 15- bis 24-Jährigen im Jahr 2006. Es zeigt sich, dass Cannabis mit 19,6 Prozent beziehungsweise
       26,2% die mit Abstand häufigste Drogenerfahrung in Oberösterreich darstellt (vgl. Bundesministerium für
       Gesundheit, 2014a: 121f ). Im Zeitraum von 2004 bis 2013 wurden in Oberösterreich zudem 148 direkt dro-
       genbezogene Todesfälle verzeichnet (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2014a: 124).

       Tabelle 14: Konsum illegaler Drogen in Oberösterreich im Altersvergleich
        Erhobene Drogenart                                     Gruppe 15 bis 59 Jahre    Gruppe 15 bis 24 Jahre
                                                                Anteil in %, n = 1.385    Anteil in %, n = 590
        Cannabis                                                        19,6                      26,2
        Ecstasy                                                          3,2                      4,7
        Amphetamin                                                       3,5                      2,1
        Kokain                                                           2,7                      1,7
        Heroin                                                           1,2                      5,1
        Morphium                                                         1,0                      2,6
        LSD                                                              1,8                      2,1
        Schnüffelstoffe                                                  5,3                      8,9
        Biogene Drogen                                                   3,5                      1,3

       Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, 2014a: 121.

       Studien haben gezeigt, dass Menschen mit geringem Selbstwertgefühl mit einer höheren Wahrscheinlich-
       keit legale oder illegale Drogen konsumieren. Des Weiteren rauchen in Österreich derzeit mehr Männer als
       Frauen. Auch beim Alkoholkonsum liegen Männer vor den Frauen, sowohl in Bezug auf die Häufigkeit als
       auch auf die konsumierte Menge. Beim Konsum illegaler Drogen zeigt sich, dass oberösterreichische Ju-
       gendliche im Vergleich zur gesamten Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter häufiger Erfahrungen mit Sucht-
       mitteln gemacht haben.

       Bisherige Daten und Studien haben gezeigt, dass die Wahrnehmung des eigenen Körperbildes und der ei-
       genen Erscheinung einen bedeutend größeren Einfluss auf die psychische Lebensqualität der weiblichen
       als auf die männliche Bevölkerung hat. Frauen sind häufiger Schönheitsidealen aus den Medien ausgesetzt;
       sie lassen bedeutend öfter ästhetisch motivierte Eingriffe vornehmen und sind mit ihrem Erscheinungsbild
       weniger zufrieden als Männer.

       In Oberösterreich zeigt sich mit einem statistisch hoch signifikanten Ergebnis (Sig. ,0000), dass Frauen unzu-
       friedener mit ihrem Körperbild und ihrer Erscheinung sind als Männer. Wie stark die Zufriedenheit zwischen
       Männern und Frauen abweicht, konnte auf Basis der Befragungsergebnisse auf einer Skala von 0 bis 100
       gemessen werden. Dabei zeigt ein höherer Wert eine stärkere Zufriedenheit an. Über die gesamte oberöster-
       reichische Bevölkerung hinweg bewerten Männer die Zufriedenheit mit ihrem Körper und ihrer Erscheinung
       mit 85 Punkten, bei Frauen liegt der Wert bei 78 Punkten. Betrachtet man die Geschlechter getrennt nach
       Altersgruppen, so zeigt sich, dass junge männliche Erwachsene (zwischen 15 und 25 Jahren) am zufriedens-
       ten mit ihrem Körperbild sind. Danach nimmt die Zufriedenheit bei den erwachsenen Männern ab 25 bis
       unter 60 Jahren vorerst kontinuierlich ab. Männer im Pensionsalter (60 Jahre und älter) sind bis ins hohe Al-
       ter mit ihrem Körperbild und ihrer Erscheinung genauso zufrieden wie Jugendliche und junge erwachsene
       Männer. Frauen hingegen zeigen als junge Erwachsene weniger Indexpunkte (minus 8 Punkte im Vergleich
       zu Männern) bei der Zufriedenheit mit ihrem Körperbild. In der Lebensmitte sind Frauen wie Männer gleich
       zufrieden. Erst ab dem Alter 60+ zeigen die Daten wieder einen Unterschied (minus 9 Indexpunkte bei Frau-
       en) in der Zufriedenheit mit dem eigenen Körperbild.

34 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 23:Wahrnehmung des eigenen Körperbildes und der Erscheinung

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398

Tabelle 15: Zufriedenheit mit Körperbild und Erscheinung in Oberösterreich nach Altersgruppen und Geschlecht
 Altersgruppe                                                                 Zufriedenheit mit Körperbild
                                                                            und Erscheinung in Oberösterreich
                                                                           männlich                          weiblich
 15 - 24,9                                                                      86                              74
 25 - 44,9                                                                      80                              73
 45 - 59,9                                                                      78                              78
 60 - 74,9                                                                      82                              72
 75 +                                                                           85                              81

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

Im Rahmen der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 (vgl. Statistik Austria 2015a) berichteten etwa
jede zehnte befragte Frau und etwa jeder siebzehnte befragte Mann, dass er oder sie innerhalb der letzten
zwölf Monate unter Depressionen litt. Bei einem überwiegenden Anteil, nämlich 78 Prozent der Frauen und
69 Prozent der Männer, wurde die Diagnose von ÄrztInnen erstellt.

Der niedrigste Anteil von Menschen mit Depressionen fand sich bei beiden Geschlechtern im jungen Er-
wachsenenalter, also bei den 15- bis 29-Jährigen. Danach stieg die Häufigkeit einer Depression mit dem
Alter an, wobei die Gruppe der 60- bis 74-Jährigen bei beiden Geschlechtern einen niedrigeren Wert aufwei-
sen als die jeweils jüngere und ältere Altersgruppe. Ohne Ausnahme wurden Depressionen in den jeweili-
gen Altersgruppen häufiger bei Frauen als bei Männern diagnostiziert (vgl. Statistik Austria 2015a).

                                                                                                            LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 35
Tabelle 16: Häufigkeit von Depression in Prozent nach Altersgruppen und Geschlecht
                                                              Gesamtbevölkerung                     Frauen         Männer
        Insgesamt                                                          7,7                       9,5                 5,7
        15 bis 29 Jahre                                                    3,2                       4,5                 2,1
        30 bis 44 Jahre                                                    6,3                       8,1                 4,4
        45 bis 59 Jahre                                                    9,6                       11,4                7,8
        60 bis 74 Jahre                                                    9,1                       10,7                7,3
        75 Jahre +                                                         13,1                      15,9                8,7

       Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 78f.

       Im Bundesländervergleich zeigen Menschen in Oberösterreich nach Vorarlberg die zweitniedrigste Depres-
       sionsrate.

       Tabelle 17: Häufigkeit von Depression nach Bundesländern
                            Ö             B             K            NÖ            OÖ         S      ST      T     V            W
         Häufig-
          keit             7,7           7,4           6,2           8,0            5,9       6,8    7,0     6,3   5,6         11,0
          (%)

       Quelle: Österreichische Gesundheitsbefragung 2014, in: Statistik Austria 2015a: 78f.

       In der oberösterreichischen Befragung zeigt sich, dass Frauen ab dem 60. Lebensjahr rund zu einem Drittel
       angeben, negative Gefühle wie Traurigkeit, Verzweiflung, Angst oder Depressionen zu haben.

       Abbildung 24: Frage nach negativen Gefühlen nach Geschlecht und Alter

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

       Stress, Depressionen und Angstzustände haben zwischen 2007 und 2013 um 105,4% zugenommen. So lit-
       ten 2007 0,8%, und 2013 1,6% der Erwerbstätigen unter Depressionen (vgl. Statistik Austria 2015a, 43f ).
       Bei der Frage nach dem schwerwiegendsten arbeitsbedingten Gesundheitsproblem gaben durchschnittlich
       4,9% der Befragten Angstzustände und Depression an. Dabei waren Frauen mit 6,5% fast doppelt so häufig
       davon betroffen wie Männer (3,4%) (vgl. Statistik Austria 2015a, 37f ).

36 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Die Daten in Oberösterreich zeigen, dass die Gruppe der arbeitslosen Personen besonders von negativen
Gefühlen betroffen sind: Frauen ohne Beschäftigung zu 70% und Männer zu 72%. Frauen, welche in Pension
sind, geben zu rund 40% negative Gefühle an. Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte Frauen werden je rund zu
einem Drittel von depressiven Gefühlen belastet.

Abbildung 25: Frage nach negativen Gefühlen nach Geschlecht und Erwerbsart

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

2013 starben in Österreich 1.291 Personen durch Selbsttötung. Seit den 1980er Jahren ist ein deutlicher
Rückgang zu erkennen (vgl. BMG, 2014). Laut Daten der OECD sterben in Österreich durchschnittlich 13,1
Personen pro 100.000 Einwohner durch Suizid. Im OECD-Ländervergleich über 25 Länder liegt Österreich an
9. Stelle und damit eher im oberen Mittelfeld (vgl. OECD, 2015). Laut Daten der OECD sterben in Österreich
durchschnittlich 23,1 Männer pro 100.000 Männer und 5,7 Frauen pro 100.000 Frauen durch Suizid (vgl.
OECD, 2015). Laut Suizidbericht (vgl. BMG, 2014) ist die Suizidrate der Frauen seit dem Jahr 1986 auch stärker
gesunken als die der Männer. Die Suizidrate steigt in Österreich mit dem Alter. Innerhalb Österreichs lassen
sich geografische Unterschiede in der Suizidhäufigkeit erkennen. Im Zeitraum von 2009 bis 2013 wurden die
meisten Suizide in der Steiermark und in Kärnten verübt. In Wien, dem Burgenland und Vorarlberg sind die
Suizidraten österreichweit am niedrigsten. Oberösterreich liegt mit etwa 15 Suizidtoten pro 100.000 Einwoh-
nerInnen im gesamtösterreichischen Durchschnitt (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2014b).

Die nachfolgenden Grafiken zeigen bei der Frage nach positiven Gefühlen im Leben, dass besonders Frauen
im Erwerbsalter zwischen 25 und 60 Jahren angeben, glücklich zu sein. Frauen in Karenz, in Teil- und Voll-
zeit geben zu rund je 85% an, positive Gefühle im Leben zu haben. Diese Werte liegen bei den Männern
in allen untersuchten Altersgruppen niedriger. Arbeitslose Männer erleben zu 72% wenig bis mittelmäßig
positive Gefühle. Bei Männern in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen sind positive Gefühle zu rund 40% ein-
geschränkt.

                                                                                 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 37
Abbildung 26: Frage nach positiven Gefühlen nach Geschlecht und Alter

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

       Abbildung 27: Frage nach positiven Gefühlen nach Geschlecht und Erwerbsart

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

       Männer und Frauen in Oberösterreich zeigen bei der Frage nach positiven Gefühlen am Land gleiche Werte.
       Hingegen sind Männer in der Stadt weniger glücklich als Frauen.

38 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Abbildung 28: Frage nach positiven Gefühlen nach Geschlecht und Region

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit), n=398

2.5 Gesundheitliche Lebenszufriedenheit
Ältere Personen sind häufiger von Schmerzbelastung und körperlichen Beschwerden betroffen als jüngere
Menschen. Die Studie zeigt die höchste Schmerzbelastung in der Alterskategorie ab 75+. Diese Ergebnisse
sind geschlechtsunabhängig zu betrachten. Sowohl Frauen als auch Männer in der Alterskategorie 75+ ga-
ben im Rahmen unserer Befragung zum Thema „Lebensqualität in Oberösterreich“ ein „mittleres“ bis „ziem-
liches“ Schmerzleiden an. Die Schmerzhäufigkeit steigt mit zunehmendem Alter stetig an. Generell haben
beide Geschlechter ab dem 60. Lebensjahr Einschränkungen durch Schmerzen, Frauen geben dabei eine
höhere Schmerzbelastung an. Nur rund 20% aller befragten Personen ab dem 75. Lebensjahr haben nie bzw.
wenige Schmerzen.

Abbildung 29: Frage nach dem Leiden an Schmerzen

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

                                                                                                            LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 39
Abbildung 30: Frage nach dem Leiden an Schmerzen und nach körperlichen Beschwerden nach Alter und
       Geschlecht

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit, n=398

       Ein weiterer gesundheitlicher Faktor zur Lebensqualität ist der Schlaf. Hier zeigt die Untersuchung, dass mit
       fortschreitendem Alter der befragten Personen die Lebensqualität hinsichtlich des Schlafs abnimmt.

       Abbildung 31: Frage nach dem Schlaf nach Alter und Geschlecht

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

40 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Ab dem mittleren Erwerbsalter zeigt sich bei den Männern, dass diese generell höhere Indexwerte bei der
Frage nach der Erholung und dem Schlaf angeben.

Abbildung 32: Frage nach der Erholung und Schlaf nach Alter und Geschlecht

Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, Skala von 0 bis 100 (je höher der Wert, desto höher die Zufriedenheit, n=398

Die befragten Frauen geben an, häufiger von Schlafstörungen betroffen zu sein. Durch zu geringe Erholung
bzw. zu wenig Schlaf leidet man zunehmend an Erschöpfung und Müdigkeit. Des Weiteren nehmen diese
Schlafstörungen und depressiven Tendenzen mit Anstieg des Alters zu (vgl. Bundesministerium für Gesund-
heit 2012, XIII). Im Rahmen der Befragung des Bundesministeriums für Gesundheit gaben zwischen 40 und
50% der weiblichen Österreicher an, in den vergangenen zwei Wochen an Schlafproblemen gelitten zu ha-
ben. Im Vergleich dazu weisen die Männer mit 25-35% deutlich niedrigere Quoten auf.

Die Auswertung des WHOQOL-Fragebogens zeigt, dass mit zunehmendem Alter die Abhängigkeit von Me-
dikamenten ansteigt. Ab dem 60. Lebensjahr sind bei Frauen und Männern rund 35% von Medikamenten
abhängig. Ab dem 75. Lebensjahr sind es bei den Frauen 67% und bei den Männern 60%.

                                                                                                           LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH 41
Abbildung 33: Frage nach der Abhängigkeit von Medikamenten

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

       2.6 Bewegung und Gesundheit
       In Österreich ist ca. ein Drittel der Bevölkerung zeitweise oder ständig in ihrer Mobilität eingeschränkt. Die
       Bewegungsfähigkeit weist dabei eine starke Altersabhängigkeit auf. Ab einem Alter von 60 Jahren ist, was
       die Lebensqualität betrifft, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern ein deutlicher Rückgang in
       Bezug auf Bewegung zu nennen. Bei den oberösterreichischen Frauen zeigt sich eine starke Abnahme von
       Mobilität ab dem Alter von 75 Jahren. Bei Männern ist die Einschränkung der körperlichen Mobilität bereits
       ab dem Alter von 60 Jahren erkennbar.

       Abbildung 34: Frage nach Einschränkung der Fortbewegung nach Geschlecht und Alter

       Quelle: WHOQOL in OÖ, 2015, n=398

42 LEBENSQUALITÄT IN OBERÖSTERREICH
Sie können auch lesen