Wasserwirtschaft in Brasilien - Zielmarktanalyse - iXPOS
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Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Text und Redaktion DREBERIS GmbH Heinrich-Zille-Str. 2 01219 Dresden Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Gestaltung und Produktion für seine familienfreundliche Personalpolitik Dr. Markus Reichel ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Stephan Wegert der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative Heike Müller der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Ilka von Borries-Harwardt (CEEi) Stand 08.09.2016 Bildnachweis S.1 oben links: Diogo More/Governo do Estado de São Paulo S.1 oben rechts: Daniel Guimarães/Governo do Estado de São Paulo Wikimedia Commons, Pixabay Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt Leistungs- präsentation der deutschen Wasserwirtschaft in Brasilien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 3 Inhalt 1. Management Summary ..............................................................................................................................................................7 2. Grundlagen Brasilien .................................................................................................................................................................9 2.1. Basisdaten ......................................................................................................................................................................... 9 2.2. Geografischer Überblick ................................................................................................................................................. 10 2.3. Administrative Gliederung und politisches System ........................................................................................................ 11 2.4. Soziale Situation ............................................................................................................................................................. 14 2.5. Ökologische Situation ..................................................................................................................................................... 14 3. Wirtschaftliche Entwicklung ...................................................................................................................................................17 3.1. Wirtschaftswachstum ...................................................................................................................................................... 17 3.2. Industrie .......................................................................................................................................................................... 19 3.3. Außenhandel ................................................................................................................................................................... 20 3.4. Lateinamerikanische Zollunion MERCOSUR ................................................................................................................ 21 3.5. Investitionsklima und -förderung .................................................................................................................................... 22 3.6. Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................... 25 3.7. Fachkräfte und Hochschulbildung .................................................................................................................................. 26 4. Wasserwirtschaft in Brasilien ..................................................................................................................................................27 4.1. Grundlagen zur Wasserwirtschaft in Brasilien ................................................................................................................ 27 4.1.1 Natürliche Wasserressourcen in Brasilien ................................................................................................................... 27 4.1.2 Wasserverbrauch in Brasilien ..................................................................................................................................... 30 4.1.3 Gewässerschutz in Brasilien ....................................................................................................................................... 34 4.2. Zentrale Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Brasilien ........................................................................ 36 4.2.1. Historische Entwicklung der Wasserwirtschaft........................................................................................................... 36 4.2.2. Regulierung ................................................................................................................................................................. 36 4.2.3. Marktstruktur .............................................................................................................................................................. 38 4.2.4. Plansab ........................................................................................................................................................................ 41 4.2.5. Situation im Bundesstaat Sao Paulo ............................................................................................................................ 43
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 4 4.3. Industriewasserversorgung.............................................................................................................................................. 46 4.4. Dezentrale Abwasserbehandlung .................................................................................................................................... 48 4.5. Wasserversorgung der Landwirtschaft ............................................................................................................................ 48 4.6. Hochwasserschutz ........................................................................................................................................................... 50 4.7. Finanzierung ................................................................................................................................................................... 51 4.8. Marktvolumen und aktuelle Investitionsvorhaben .......................................................................................................... 52 4.9. Bedarfe für ausländische Technologien und Leistungen................................................................................................. 54 4.10. Zukünftige Marktentwicklungen und Trends .............................................................................................................. 56 5. Informationen zum Markteintritt ...........................................................................................................................................57 5.1. Allgemeine Informationen .............................................................................................................................................. 57 5.2. Rechtliche Rahmenbedingungen und Rechtsformen ...................................................................................................... 58 5.3. Technische Voraussetzungen .......................................................................................................................................... 59 5.4. Eintrittshemmnisse .......................................................................................................................................................... 60 5.5. Einfuhrbedingungen und Zollinformationen ................................................................................................................... 61 5.6. Finanzierungsmöglichkeiten ........................................................................................................................................... 63 6. Schlussbetrachtung ...................................................................................................................................................................64 6.1. SWOT-Analyse ............................................................................................................................................................... 64 6.2. Geschäftschancen............................................................................................................................................................ 64 6.3. Empfehlungen und geschäftspraktische Hinweise .......................................................................................................... 65 7. Kontaktdaten ............................................................................................................................................................................66 8. Literatur ....................................................................................................................................................................................71
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 5 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Karte Brasiliens ................................................................................................................................................................ 10 Abbildung 2: Regionen und Bundesstaaten Brasiliens ........................................................................................................................... 11 Abbildung 3: Dilma Vana Rousseff, Michel Temer ............................................................................................................................... 12 Abbildung 4: Regenwaldfläche in Brasilien ........................................................................................................................................... 15 Abbildung 5: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Brasilien ...................................................................................................... 18 Abbildung 6: Überblick Mercosur .......................................................................................................................................................... 21 Abbildung 7: Entwicklung der Direktinvestitionen in Brasilien ............................................................................................................. 22 Abbildung 8: Wasserentnahme nach Sektoren ....................................................................................................................................... 32 Abbildung 9: Bewertung der Wasserqualität in Brasilien (gesamt) und in städitschen Gebieten ........................................................... 35 Abbildung 10: Zuständige öffentliche Stellen Wasserwirtschaft in Brasilien ........................................................................................ 37 Abbildung 11: Ranking der 20 besten und 10 schlechtesten sanitäten Grundversorgungen unter den 100 größten Städten Brasiliens . 38 Abbildung 12: Systematik der Erfassung der Defizite in der santären Grundversorgung im Plansab .................................................... 43 Abbildung 13: Gemeinden mit der schlechtesten sanitären Versorgung in der Metropolregion São Paulo 2010 .................................. 45 Abbildung 14: Finanzielle Schäden und menschliche Verluste aufgrund von Hochwasser in Brasilien 2000 – 2010 ........................... 50 Abbildung 15: Durchschnittliche Wasserpreise pro Bundesstaat 2011 .................................................................................................. 51 Abbildung 16: Geschätztes Marktvolumen für Umwelttechnik in Brasilien .......................................................................................... 52 Abbildung 17: Beispiele für Marktbarrieren für Umwelttechnikbranche in Brasilien ............................................................................ 61 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Bundesstaaten in Brasilien ..................................................................................................................................................... 13 Tabelle 2: Jährliche Abholzung im internationalen Vergleich ............................................................................................................... 15 Tabelle 3: Regionale Industriezentren in Brasilien ................................................................................................................................. 19 Tabelle 4: Governance und Entwicklungsindikatoren Brasilien ............................................................................................................. 23 Tabelle 5: Länderranking 2015/16 (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 140 Ländern) ....................................................................... 24 Tabelle 6: Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen ........................................................................................................... 25 Tabelle 7: Allgemeine Arbeitsmarktdaten (2015) .................................................................................................................................. 26 Tabelle 8: Durchschnittlicher jährlicher Gesamtniederschlag (1961 – 2007) verschiedener brasilianischer Flussgebiete ..................... 27 Tabelle 9: Erneuerbare Wasserressoucen ............................................................................................................................................... 29 Tabelle 10: Interne Erneuerbare Oberflächenwasser nach Flussgebiet (ANA, 2009) ............................................................................ 29 Tabelle 11: Anzahl der registrierten und geschätzten Brunnen in Brasilien 2008 und 2013 .................................................................. 31 Tabelle 12: Wassernutzung .................................................................................................................................................................... 32
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 6 Tabelle 13: Durchschnittlicher Pro-Kopf-Wasserverbrauch einzelner Regionen Brasiliens 2013 ......................................................... 33 Tabelle 14: Wassernutzung Wasserqualität Index (WQI) Brasilien ....................................................................................................... 34 Tabelle 15: Wasserqualität in Brasilien (gesamt) und in städtischen Gebieten 2011 ............................................................................. 35 Tabelle 16: Entwicklung der Wasserversorgung und Abwasserentsorung in Brasilien und den 100 größten Städten 2010-2014 ......... 38 Tabelle 17: Entwicklung Wasserinfrastruktur der Regionen in Brasilien 1991 und 2009 ...................................................................... 39 Tabelle 18: Die wichtigsten brasilianischen Unternehmen der sanitären Grundversorgung .................................................................. 40 Tabelle 19: Branchenverbände Wasserwirtschaft Brasilien ................................................................................................................... 41 Tabelle 20: Ziele des nationalen Abwasserplans Plansab (Abdeckung der Haushalte in %).................................................................. 42 Tabelle 21: Angaben der Sabesp ............................................................................................................................................................ 44 Tabelle 22: Marktüberblick Umwelttechnik Brasilien............................................................................................................................ 52 Tabelle 23: Geplante Investitionen Wasserwirtschaft Brasilien ............................................................................................................. 53 Tabelle 24: Import deutscher Wasserpumpen nach Brasilien ................................................................................................................. 54 Tabelle 25: Import deutsche Filter- und Reinigungsanlagen nach Brasilien .......................................................................................... 55 Tabelle 26: Mitgliedschaft Brasiliens in internationalen Verträgen ....................................................................................................... 58 Tabelle 27: Wichtigste Einfuhrabgaben Brasilien .................................................................................................................................. 62
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 7 1. Management Summary Ein effizientes Wassermanagement sowie die angemessenen Zuteilung und Nutzung der Wasserressourcen in Brasilien nimmt wei- terhin an Bedeutung zu. Zum einen ist Brasilien eines der wasserreichsten Länder der Welt, zum anderen sind einige Regionen, vor allem im Nordosten des Landes und in der Region Sao Paulo, von Wasserknappheit betroffen, da die Wasserressourcen sehr ungleich über das Land verteilt sind. Etwa 80 % der Wasserverfügbarkeit sind in der Amazonasregion im Norden zu finden, das meiste Wasser wird allerdings in den bevölkerungsreichen Regionen des Südens benötigt. Die Wasserressourcen Brasiliens werden unterschiedlich genutzt. Beispielsweise ist die Verbreitung der Wasserkraft in Brasilien sehr ausgeprägt, ca. 68 % der derzeitigen Elektrizitätserzeugung stammt aus diesen Quellen. Aufgrund der Ressourcenknappheit müssen Lösungen dafür gefunden werden, die Bedürfnisse verschiedener Anspruchsgruppen wie der privaten Endverbraucher, der Landwirt- schaft, der Industrie, der Energiewirtschaft sowie der Umwelt selbst zu berücksichtigem und miteinander in Einklang zu bringen. Der derzeitige Zustand der Wasserversorgung in Brasilien ist maßgeblich durch den Urbanisierungsprozess des Landes geprägt. Im Jahr 2014 lebten 85 % der Bevölkerung in Städten. Der Ausbau der Infrastruktur konnte in den letzten Jahrzehnten mit dem schnellen Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten. Die örtlichen Wasserversorgungsunternehmen zapfen somit von den Städten immer entferntere Wasserquellen an, um eine ausreichende Versorgung sicherstellen zu können. Die brasilianische Regierung betreibt einen massiven Ausbau im Bereich der Wasser- und Abfallwirtschaft. Vom Ministerium für Städte und dem Städterat (ConCidades) wurde der Nationale Plan der Sanitären Grundversorgun (PLANSAB - Plano Nacional de Saneamento Basico) verabschiedet. Dieser stellt nationale und regionale Ziele auf, die über die kommenden zwanzig Jahre erreicht werden sollen. Außerdem sind darin Maßnahmen definiert, wie jedes einzelne Ziel erreicht werden kann. Das Investitionsprogramm sieht vor, zwischen 2013 und 2033 ca. 508 Mrd. BRL (149 Mrd. Euro zum akteullen Kurs von 3,61 BRL/EUR) für einen Ausbau bzw. eine Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, sowie der Abfallwirtschaft auszugeben. 1 Hierbei sieht man eine Erhöhung des Kanalisierungs- und Reinigungsgrades in urbanen Regionen auf 93 % vor. Im Allgemeinen stellt der Plansab folgende Ziele auf: Trinkwasser: Bis 2020 sollen alle Städte eine Wasserversorgung aufweisen können. Ferner ist die Ausweitung der Versorgung in allen städtischen Gebieten des Landes geplant – in den Regionen Südosten, Süden und Zentral-Westen sollen zudem auch die ländlichen Bereiche versorgt werden. Die Qualität der Trinkwasserversorgung soll ebenfalls verbessert werden. Abwasserbehandlung: Rund 90 % des Abwassers soll bis 2033 einen durchschnittlichen Wert der Behandlung aufweisen. „Das Hauptziel ist es, die niedrigen Werte in den ländlichen Gebieten anzuheben. Dabei sollen mindestens 80 % der im Jahr 2033 erzeugten Abwässer ordnungsgemäß entsorgt werden“, heißt es im Text des Zukunftsplans. Der Plan sieht ferner Maßnahmen im Bereich Abfallbehandlung und im Hochwasserschutz vor. In Brasilien existieren zwei Systeme der Wasserversorgung: Zum einen wird die Leistung von privaten Versorgungsunternehmen erbracht, die durch Konzessionen vom Staat für den für einen Zeitraum von 20 bis 50 Jahren erlassen werden. Zum anderen wird der Service direkt durch die zuständige Gemeinde erbracht. Insgesamt gibt es ca. 1.350 Wasser- und Abwassergesellschaften in Brasili- en.2 Im Jahr 2016 gab es ca. 27 staatseigene Wasserversorgungsunternehmen, welche ca. 76 % der Bevölkerung versorgten. Außer- dem versorgen einige private und kommunal betriebene Versorgungsunternehmen ca. 10 % der Bevölkerung Das teilstaatliche Unternehmen Sabesp (Companhia de Saneamento Básico do Estado de São Paulo) ist im Bundesstaat São Paulo ist der größte Versorger mit Trinkwasser und Entsorger von Abwasser in Brasilien. Sabesp beliefert 23,4 Millionen Menschen in 365 von 645 Städten (entspricht damit 65 % der dortigen urbanen Bevölkerung) mit Wasser. Sechsundzwanzig Millionen Menschen sind 1 GTAI (2013): Brasilien will Wasserwirtschaft ausbauen. 2 Pinsent Masons (2012): Pinsent Masons Water Yearbook 2012-2013, 2012, S. 77.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 8 von den Dienstleistungen der Firma abhängig.3 Laut Sabesp sind 85 % der Kunden private Endkonsumenten, 3 % öffentliche Verwal- tungsstellen, 10 % Handelsunternehmen und lediglich 10 % Industriebetriebe. 90 % der verarbeitenden Unternehmen haben ihre eigene Wasserversorgung.4 Zwischen urbanen und ländlichen Regionen gibt es erhebliche Unterschiede bezüglich der Versorgung mit Trinkwasser und der An- schlussquote an das Kanalisationssystem. Während urbane Regionen eine sehr hohe Abdeckungsquote vorweisen (nahezu 100 %), vor allem Gebiete im Südosten des Landes wie São Paulo etc., liegt diese in ländlichen Regionen erheblich niedriger.5 Darüber hinaus weist das brasilianische Wasserversorgungssystem sehr hohe Quoten des Wasserverlusts auf (sog. non-revenue water rates). São Paulo beispielsweise in Höhe von 38 %.6 Abgesehen von der Versorgung mit Trinkwasser steht es in anderen Bereichen der Wasser- wirtschaft erheblich schlechter. So werden beispielsweise lediglich 30-40 % des Abwassers behandelt.7 Die angesprochenen öffentlichen, als auch privatwirtschaftlichen Investitionen in der Wasserwirtschaft versprechen ein hohes Wachs- tumspotential. Demzufolge wird die jährliche Wachstumsrate im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zwischen 2014 und 2018 auch auf hohe 9,3 % pro Jahr geschätzt.8 Daneben gibt es aber vor allem auch in der Industrie Absatzpotentiale. Hier sind vor allem die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Pharmabranche, also auch die Landwirtschaft, sowie Öl- und Gas, die Papierindustrie und die Elektronikindustrie zu nennen. Beispielsweise werden die Wachstumsraten im Bereich der Wasserbehandlung für die pharmazeutische Industrie in Brasilien auf jährlich 9,8 % zwischen 2014 und 2018 geschätzt.9 Von dem nach der AHK São Paulo geschätzten 8,3 Mrd. € Marktvolumen in der Umwelttechnologie im Jahr 2013 entfallen lediglich etwa 5 % auf Importe, darunter ca. ein Viertel aus Deutschland, was einem Wert von 104 Mio. € entspricht. Weitere wichtige Liefe- ranten in diesem Bereich sind die USA und Frankreich.10 Bemerkenswert ist zudem, dass deutsche Unternehmen in Brasilien sehr stark vertreten sind. Ca. 1.400 deutsche Unternehmen sind in Brasilien tätig, im Jahr 2012 kamen 250 neue Unternehmen hinzu. Daher kann die Metropolregion São Paulo als einer der größten deutschen Unternehmenssitze außerhalb von Deutschland bezeichnet werden.11 Die vorliegende Marktanalyse hat das Ziel, grundlegende und branchenspezifische Informationen über die brasilianische Branche der Wasserwirtschaft bzw. Wasserbehandlung zu vermitteln. Hierzu werden folgende Themen betrachtet: allgemeine politische und wirtschaftliche Entwicklung in Brasilien allgemeine und fachspezifische Informationen über Marktpotenziale künftige Marktentwicklungen, insgesamt und in den relevanten Segmenten politische und rechtliche Rahmenbedingungen Entscheidungsträger in lokalen Unternehmen, Verwaltungen, Verbänden und Netzwerken sowie weiterer Ansprechpartner Stärken und Schwächen der Branche Die vorliegende Marktbetrachtung wurde im Rahmen des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt. Sie richtet sich an die Teilnehmer der Geschäftsanbahnung Brasilien aus der Wasserwirtschaft sowie weitere interes- sierte Unternehmen. 3 Pinsent Masons (2012): Pinsent Masons Water Yearbook 2012-2013, 2012. 4 Banco BTP Pactual (2015): Brazil Strategy, Water crisis: Something doesn’t smell right…, S. 3. 5 The World Bank (2014): World Development Indicators – Freshwater, 2014. 6 Smart Water Networks Forum (SWAN) (2011): Stated NRW (Non - Revenue Water) Rates in Urban Networks, 2011. 7 International Trade Administration (2016) 2016 Top Markets Report Environmental Technologies. 8 PR Newswire (2014): Water and Wastewater Treatment Equipment Market in Brazil 2014 – 2018 9 International Trade Administration (2016) 2016 Top Markets Report Environmental Technologies. 10 GTAI (2013): Brasilien braucht mehr Umwelttechnik, 2013. 11 GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 9 2. Grundlagen Brasilien 2.1. Basisdaten Fläche 8.515.770 km² Einwohner 2015: 204,5 Mio. * Bevölkerungsdichte 2015: 24,0 Einwohner pro km²* Bevölkerungswachstum 2015: 0,8% %* Fertilitätsrate 2014: 1,8 Geburten pro Frau Altersstruktur 2015: 0 - 14 Jahre: 23,27%; 15 - 24 Jahre: 16,47%; 25 54 Jahre: 43,8%; 55 - 64 Jahre: 8,66%; 65 Jahre und älter: 7,8%* Analphabetenquote 2013: 9,0%. Geschäftssprache(n) Portugiesisch Rohstoffe agrarisch Holz, Rindfleisch, Zitrusfrüchte, Kakao, Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Sojabohnen, Kaffee mineralisch Erdöl, Uran, Seltene Erden, Zinn, Platin, Phosphate, Nickel, Mangan, Eisenerz, Gold, Bauxit Erdgas Produktion (Mrd. cbm) 2012: 19,3; 2013: 18,7; 2014: 20,0 Reserven (Bill. cbm) 2012: 0,5; 2013: 0,5; 2014: 0,5 Erdöl Produktion (Tsnd. bpd) 2012: 2.149,3; 2013: 2.114,1; 2014: 2.346,3 Reserven (Mrd. Barrel) 2012: 15,3; 2013: 15,6; 2014: 16,2 Mitglied in internationalen Wirtschaftszusammen- Mercosur, Unasur, WTO, IWF, Rahmenabkommen über Zusammenarbeit zwischen schlüssen und -abkommen EU und Mercosur in Kraft seit 1.7.99 Währung Real (R$); 1 R$ = 100 Centavos Kurs (März 2016) 1 Euro = 4,054 R$; 1 US$ = 3,559 R$ Jahresdurchschnitt (2015) 2015: 1 Euro = 3,736 R$; 1 US$ = 3,339 R$ 2014: 1 Euro = 3,111 R$; 1 US$ = 2,355 R$ 2013: 1 Euro = 2,895 R$; 1 US$ = 2,161 R$ Zeitzone UTC-5 bis UTC-2 Einschätzung Geschäftsumfeld Hermes Länderkategorie 4 Rangstelle Ease of Doing Business 2016 116 von 189 Ländern Global Competitiveness Index 2015 - 2016 75 von 140 Ländern Länderbonität Institutional Investor März 2016: Rang 61; Bonitätsindex 55,2; 1-Jahres-Veränderung -9,0 Quelle: GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, Mai 2016.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 10 2.2. Geografischer Überblick Brasilien ist mit einer Fläche von 8,5 Mio. km² (davon 98 % Land, 2 % Wasser) und einer Bevölkerung von 204,9 Mio. Einwohnern das größte und wirtschaftlich bedeutendste Land Südamerikas. Brasilien ist flächenmäßig der fünftgrößte Staat der Erde und erstreckt sich dabei über 47 % des südamerikanischen Kontinents, sodass Brasilien mit allen Staaten des Kontinents, außer Ecuador und Chile, eine gemeinsame Grenze teilt. Bestimmend für die Landschaft Brasiliens sind die Regenwälder des Amazonas-Tieflandes im Norden. Das landwirtschaftliche Zentrum hingegen findet sich im Süden. In der Namenbedeutung „Brasilien“ spiegelt sich der Waldreichtum des Landes wieder. So geht die Bezeichnung „Brasilien“ auf den portugiesischen Namen für den Brasilholz Baum (Portugiesisch: pau-brasil, Lateinisch: caesalpinia echinata) zurück, der damals in Europa zum Färben von Stoffen genutzt wurde. Abbildung 1: Karte Brasiliens Quelle: CIA, Wikimedia Commons
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 11 2.3. Administrative Gliederung und politisches System Brasilien ist eine präsidiale Bundesrepublik und ein direktes Präsidialsystem nach US-amerikanischem Vorbild. Der Präsident wird ebenfalls für vier Jahre gewählt, eine Wiederwahl ist nur einmal möglich. Zudem weist das Land, ähnlich wie Deutschland, einen ausgeprägten Föderalismus aus. Brasilien besteht aus 26 Bundesstaaten sowie einem Bundesdistrikt. Die einzelnen Bundesstaaten verfügen über jeweils eigene Verfassungen. Unabhängig davon ist das Land in folgende fünf Regionen eingeteilt: Centro-Oeste (Zentral-Osten) Nordeste (Nord-Osten) Norte (Norden) Sudeste (Süd-Osten) Sul (Süden) Abbildung 2: Regionen und Bundesstaaten Brasiliens Quelle: IBGE Die Legislativgewalt wird auf Bundesebene durch den brasilianischen Nationalkongress ausgeübt. Dieser besteht aus Senat (ent- spricht unserem Bundesrat, 81 Senatoren, gewählt auf acht Jahre) und Deputiertenkammer (entspricht unserem Bundestag, 513 Ab- geordnete aus 23 Parteien, gewählt auf vier Jahre). Das Kabinett (Exekutive) umfasst 39 Ministerien und staatliche Agenturen mit Kabinettsrang. Die wichtigsten politischen Parteien Brasiliens sind PMDB (Partido do Movimento Democrático Brasileiro) mit zentralistischer Aus- richtung, PFL (Partido da Frente Liberal) - liberale Ausrichtung, PSDB (Partido da Social Democracia Brasileira) - Sozialdemokraten und die Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores).
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 12 Abbildung 3: Dilma Vana Rousseff, Michel Temer Quelle: Agência Brasil Quelle: Wikicommons Zu den wichtigsten Aufgaben der Politik zählen das Wirtschaftswachstum und die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten. Brasilien ist geprägt von starken sozialen und regionalen Ungleichheiten. Im Süden finden sich moderne Wirtschaftsstrukturen, wobei im Norden und Nordosten die Entwicklung wesentlich zurückbleibt. Allerdings werden aber gerade hier die höchsten Wachstumsraten erzielt. Die derzeitige Wirtschaftskrise geht einher mit einer schweren politischen Vertrauenskrise in die führenden Parteien und Repräsen- tanten des Landes, die um den Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras und andere Großunternehmen ent- standen ist. Unterstützt von ihrer niedrigen Popularität wurde von der Oposition gegen Dilma Rousseff ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, in dem ihr Verstöße bei der Führung der Staatsfinanzen vorgeworfen werden. Im Zuge dessen wurde Rousseff am 12. Mai 2016 vom Bundessenat für sechs Monate von ihrem Amt suspendiert und am 31. August ihres Amtes enthoben. Als zwischenzeitiger Interimspräsident und seit 31. August 2016 offizieller Präsident Brasiliens hat Michel Temer die Regierungsge- schäfte übernommen. In dieser Funktion eröffnete er auch die Olypischen Spiele am 5. August 2016 in Rio de Janeiro. Er hat mit strikten Sparmaßnahmen, Steuererleichterungen und Einschnitten in die Sozialprogramm tiefgreifende Wirtschaftsreformen angekün- digt. Allerdings ist seine Person durch seine mögliche Verwicklung in den Kooruptionsskandal und seine Nähe zu den USA ebenfalls stark umstritten. Einige Mitglieder seines Kabinetts wurden im Rahmen der Ermittlungen der Justiz bereits ausgetauscht. Dennoch wird Tenner voraussichtlich bis zum Ende der Legislaturperiode 2018 die Regierung führen. Der Süden des Landes ist in seiner Politikstruktur gefestigter. Die drei Staaten, die zu der Region gehören (Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul) haben eine konservative politische Tradition und funktionierten bisher wie eine Opposition zur linken Bun- desregierung, gemeinsam mit dem Bundesstaat São Paulo, der zur Region Südosten gehört. In der Regel sind die Politiker in diesen Bundesstaaten mit der Industrie oder dem Agrarsektor verbunden und daher werden diesen Sektoren häufig größere Freiheiten zuge- sprochen, obwohl dafür Einschnitte im Sozial- und Umweltbereich hingenommen werden müssen. Die Bundesstaaten haben teilweise erhebliches politisches Gewicht. So ist es zum Beispiel dem Bundesstaat Paraná und seinen Staatsanwälten, Regierungsmitarbeitern und Richtern zu verdanken, dass die Untersuchungen zur Korruptionsaffäre um das halbstaat- liche Mineralölunternehmen Petrobras eingeleitet wurden, die die Schlagzeilen in Brasilien seit mehreren Monaten dominieren.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 13 Tabelle 1: Bundesstaaten in Brasilien Bundesstaat Abk. Hauptstadt Region Fläche Einwohner Dichte in km² Ew. [2010] Ew./km² [2010] Acre AC Rio Branco Norte 164.123 733.559 4,5 Alagoas AL Maceió Nordeste 27.779 3.120.494 112,3 Amapá AP Macapá Norte 142.829 669.526 4,7 Amazonas AM Manaus Norte 1.559.159 3.483.985 2,2 Bahia BA Salvador Nordeste 564.733 14.016.906 24,8 Ceará CE Fortaleza Nordeste 148.920 8.452.381 56,8 Distrito Federal DF Brasília Centro-Oeste 5.780 2.570.160 444,7 Espírito Santo ES Vitória Sudeste 46.096 3.514.952 76,3 Goiás GO Goiânia Centro-Oeste 340.112 6.003.788 17,7 Maranhão MA São Luís Nordeste 331.937 6.574.789 19,8 Mato Grosso MT Cuiabá Centro-Oeste 903.366 3.035.122 3,4 Mato Grosso do Sul MS Campo Grande Centro-Oeste 357.146 2.449.024 6,9 Minas Gerais MG Belo Horizonte Sudeste 586.522 19.597.330 33,4 Pará PA Belém Norte 1.247.955 7.581.051 6,1 Paraíba PB João Pessoa Nordeste 56.470 3.766.528 66,7 Paraná PR Curitiba Sul 199.308 10.444.526 52,4 Pernambuco PE Recife Nordeste 98.148 8.796.448 89,6 Piauí PI Teresina Nordeste 251.578 3.118.360 12,4 Rio de Janeiro RJ Rio de Janeiro Sudeste 43.696 15.383.407 352,1 Rio Grande do Norte RN Natal Nordeste 52.811 3.168.027 60,0 Rio Grande do Sul RS Porto Alegre Sul 281.730 10.693.929 38,0 Rondônia RO Porto Velho Norte 237.591 1.562.409 6,6 Roraima RR Boa Vista Norte 224.301 450.479 2,0 Santa Catarina SC Florianópolis Sul 95.736 6.248.436 65,3 São Paulo SP São Paulo Sudeste 248.223 41.262.199 166,2 Sergipe SE Aracaju Nordeste 21.915 2.068.017 94,4 Tocantins TO Palmas Norte 277.721 1.383.445 5,0 Quelle: Wiki Commons
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 14 2.4. Soziale Situation In Brasilien treffen starker Reichtum und schwere Armut aufeinander, was das Land polarisiert. Brasilien ist eines der bevölkerungs- reichsten Länder der Welt, wobei rund ein Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Etwa 5 Millionen Familien gelten als landlos. Die Großstädte in Brasilien haben unter vielen sozialen Problemen, wie Kriminalität, Drogen und Bandenbildung zu leiden. Brasilien weist einen sehr hohen Urbanisierungsgrad aus. So leben rund 85 % der Brasilianer in Städten. Die Bevölke- rungszentren sind die Küstenregionen, wo sich der Großteil der brasilianischen Städte befindet. Insgesamt leben 42 % der Brasilianer in der Region Südost mit Großstädten wie São Paulo (rund 19 Mio. Einwohner) und Rio de Janeiro (rund 11 Mio. Einwohner). 28 % der Bevölkerung lebt im Nordosten, 14 % im Süden, 8,5 % im Norden und 7,5 % im mittleren Westen.12 Der Zugang zu Bildung wird nach den sozialen Schichten differenziert. Die öffentlichen Schulen sind unterfinanziert und weisen einen Mangel an Lehrkräften und eine hohe Zahl an Schulabbrechern auf. Ebenso ist das öffentliche Gesundheitswesen von ständigen Geldmangel geprägt. Die öffentlichen Krankenhäuser sind zwar kostenlos, aber durch das Defizit an Ärzten und Medikamenten blei- ben viele ohne medizinische Hilfe. Alle obengenannten Faktoren tragen dazu bei, dass in Brasilien eine Zweiklassengesellschaft zementiert wird. Im Zuge der Fußball-WM erschütterten Massenbewegungen gegen Korruption, Verelendung und die Milliarden-Ausgaben für die WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 das Land, die mit den lokalen Protesten gegen Fahrpreiserhöhungen begonnen haben. Die geringe Beteiligung der Bevölkerung an dem politischen System erklärt die Forderung der Demonstranten nach politischen Re- formen. Die Regierung hat auf die Massenproteste mit dem größten Reformprogramm seit 1988 reagiert. Unter dem Druck der Straße hat Präsidentin Rousseff ein Referendum über politische Reformen in Aussicht gestellt. Es soll über die Änderungen des Wahlrechts und die Wahlkampffinanzierung entschiedet werden. Weitere vorgesehene Schritte sind die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs durch die Steuervergünstigungen, die Stärkung des Gesundheits- und Bildungswesens und eine harte Bekämpfung politischer Korrup- tion. Allerdings muss auch festgestellt werden, dass die Mittelschicht in Brasilien ebenfalls gewachsen ist. In den Jahren des wirtschaftli- chen Aufschwunges zwischen 2004 und 2013 stiegen 30 – 40 Mio. Brasilianer in die Mittelschicht bzw. die Einkommensklasse C auf. Damit gehörten im jahr 2014 rund 56 % dieser Einkommensklasse an. Zudem wird für die kommenden Jahre eind weitere Zu- nahme der mittleren und oberen Einkommensklassen erwartet. 13 2.5. Ökologische Situation Der Amazonas-Regenwald in Brasilien ist der größte zusammenhängende Regenwald der Welt (15-mal so groß wie Deutschland). Fast 60 % der gesamten Fläche Brasiliens umfasst der Regenwald. In den Nordstaaten Brasiliens (Acre –Amapá – Amazonas – Pará – Ronddônia –Roraima – Tocantins sowie der äußerste Norden von Mato Grosso und der Nordwesten von Maranhão) befinden sich größere Waldbestände, darunter auch in so dicht besiedelten Gebieten wie Rio de Janeiro und São Paulo. Die Abholzung hat in den letzten Jahren allerdings enorm zugenommen. Man geht davon aus, dass jetzt schon ein Fünftel des Waldes zerstört ist.14 Hauptursachen der Regenwaldvernichtung sind die Gewinnung von Agrarflächen (86-94%, davon 80% für Weidenflä- chen für Rinderzucht, 15 % - Fläche für Sojaanbau), Holzeinschlag (2-10%), Bergbau und Energieprojekte (2%) und Infrastruktur- maßnahmen (2%).15 Was den Holzeinschlag anbetrifft, nimmt Brasilien damit den 4. Platz in der Welt ein. 12 IHK Bayern (2011): Exportbericht Brasilien, 2011. 13 GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen, S. 10. 14 Simon N. (2008): Folge der Abholzung: Amazonas-Regenwald könnte zur Savanne werden, 2008. 15 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2014): Bauproduktgruppen, 2014.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 15 Um die Entwaldung in Brasilien zu bekämpfen, hat die Regierung im Jahr 2008 den sog. Amazonienfonds ins Leben gerufen. 16 Da- durch werden finanzielle Mittel für Klimaschutz und Waldschutz gesammelt und bereitgestellt. Eine große finanzielle Unterstützung kommt aus dem Ausland. Nach Norwegen ist Deutschland das zweitgrößte Geberland. Die internationalen Geberländer finanzieren den Fonds nur dann, wenn Brasilien Fortschritte beim Waldschutz nachweisen kann. Die bisherigen politischen Entscheidungen der brasilianischen Regierung zeugen jedoch von einem schwachen Engagement zum Schutz des Tropenwaldes. Abbildung 4: Regenwaldfläche in Brasilien Quelle: Wikimedia Commons Tabelle 2: Jährliche Abholzung im internationalen Vergleich Land Jährliche Abholzung Gesamt weltweit 3000 Mio. m3 USA 480 Mio. m3 Kanada 210 Mio. m3 Russland 134 Mio. m3 Brasilien 117 Mio. m3 Schweden 85 Mio. m3 China 63 Mio. m3 Deutschland 58 Mio. m3 Finnland 55 Mio. m3 Quelle : FAO (2010): Global Forest Resources Assessment, 2010 16 Die Bundesregierung (2011): Schutz für Brasiliens tropischen Regenwald, 2011.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 16 Obwohl die Präsidentin sich für den Regenwaldschutz einsetzt, hat das Parlament im Jahr 2012 einer Gesetznovelle zugestimmt, die diesen wesentlich aufweicht. Bislang mussten Unternehmen, die zu viel abholzen, diese Fläche wieder aufforsten und eine Strafe bezahlen. Diese Vorschrift wurde jedoch durch eine mögliche Amnestie für illegale Rodungen wesentlich gelockert, was sich außer- ordentlich negativ auf die voranschreitende Brandrodung des Regenwaldes auswirken dürfte. Zur einer der wichtigsten Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Regenwaldabholzung gehört die Zertifizierung. Bei der Einfuhr und Verwendung von Tropenholz soll nachgewiesen werden, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschaftetem Anbau kommt. Dies setzt allerdings eine funktionierende Überwachung der gesamten Wertschöpfungskette voraus, was sich als außerordentlich schwierig erweist. Ein weiteres großes ökologisches Problem in Brasilien ist die Knappheit und Verschmutzung der Gewässer. Brasilien ist zwar eines der wasserreichsten Länder der Erde. Dennoch waren die vergangenen Jahre von einer extremen Dürre geprägt. Insbesondere im Südosten, hier vor allem in São Paulo, und Nordosten steht das Land vor der großen Herausforderung, die Versorgung mit Trinkwas- ser für die Menschen zu garantieren. Anfang 2015 waren rund 46 Millionen Brasilianer von Wassermangel betroffen. Städte mussten Rationierungen einführen und den Wasserdruck absenken. Kostbare Wasserressourcen werden immer stärker verschmutzt. Im ver- gangenen Jahr konnten sich die Pegelstände der Wasserreservoire durch starke Regenfälle wieder etwas erholen. Dennoch bleibt die effiziente und nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen eines der dringendsten Probleme des Landes.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 17 3. Wirtschaftliche Entwicklung 3.1. Wirtschaftswachstum Mit über 200 Millionen Einwohnern bildet Brasilien nicht nur den größten Markt in Südamerika. Das Land zählt neben China, Indien, Russland und Südafrika auch zu den wichtigsten Schwellenländern, deren Wachstum die Weltwirtschaftentwicklung in den kommen- den Jahren wesentlich beeinflussen kann. Die Investmentbank Goldman Sachs veröffentlichte 2003 eine Prognose17, wonach Brasili- en als eines der BRICS-Länder das Potential hat, sich bis 2050 zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt zu entwickeln. Allerdings werden die darin veranschlagten Wachstumsraten von durchschnittlich ca. 4% durch die anhaltende Wirtschaftskrise inzwischen seit mehreren Jahren deutlich unterschritten. Die Entwicklung Brasiliens war seit Mitte der 90er Jahre von wirtschaftlichem Wachstum gekennzeichnet. Seit Anfang der 1990er Jahre hatte Brasilien seine Wirtschaft schrittweise liberalisiert und Investitionshemmnisse für ausländische Investoren weitgehend abgebaut. Das Land ist ein bedeutender Produzent und Exporteur von Waren verschiedener Art, vor allem mineralischer Rohstoffe und Gütern aus der Landwirtschaft und Industrie. Die Bereiche Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen sind gut entwickelt. Obwohl Brasilien ein Entwicklungsland ist, nimmt es den 9. Platz im weltweiten Ranking der größten Volkswirtschaften ein (Daten 2015). Brasilien hat eine offene Wirtschaft und fügt sich in den Globalisierungsprozess ein. In den 2000er Jahren sind durch die Förderung der sozialen Eingliederung mithilfe von Programmen wie „Bolsa Familia“ und die schrittweise Erhöhung des Mindestlohns ca. 30 Mio. Brasilianer in die Mittelschicht aufgestiegen, was den Verbrauchermarkt ge- stärkt hat. Aktuell werden ca. 14 Millionen brasilianische Haushalte durch das Sozialprogramm „Bolsa Familia“ unterstützt. In 2015 betrugen die Transferleistungen des Programs insgesamt 27,6 Mrd. BR$ (7,6 Mrd. Euro). Die konsumfreudige Mittelschicht ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Brasilien ist heute der achtgrößte Konsummarkt der Welt. Der Privatkonsum trägt mit über 60 % zum BIP bei und bildete für mehrere Jahre den Hauptmotor der konjunkturellen Entwicklung. Allerdings waren auch 61,5 % der privaten Haushalte 2013 verschuldet. Neben der Entstehung der "neuen Mittelklasse" hat die Wiederaufnahme der Investitionen in die Infrastruktur, wie Transport und Energie, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglicht. Der große Binnenmarkt und der Rohstoffreichtum des Landes machten das Land zu einem der weltweit attraktivsten Investitionsstan- dorte. Die Weltwirtschaftskrise 2008/2009 traf das Land zwar schwer, doch konnte sich Brasilien von der Rezession des Jahres 2009 schnell wieder befreien. Nach weiteren Jahren mit einer guten Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft erlebte die Dynamik im Jahr 2012 einen Dämpfer. Trotz der in diesem Zeitraum generell angespannten Weltwirtschaft sehen Experten den Rückgang des Jahres 2012 eher als inländisches Problem infolge der mangelnden internationalen Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens. Dieser auch als „Custo Brasil“ benannte Umstand äußert sich vor allem in unzureichender Infrastruktur, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohen Produktionskosten insbesondere bei Strom und Gas. So stiegen die Lohnkosten im Land nahezu doppelt so stark an wie die Umsätze der Unternehmen. Logistikkosten haben in Brasilien einen Anteil von 20 % an den Gesamtkosten. Langfristig günstige Finanzie- rungskredite sind nur schwer zu bekommen, für ausländische Unternehmen nahezu unmöglich, was notwendige Investitionen hemmt.18 Hinzu kam ab 2014 die tiefgreifende politische Krise, die wesentlich zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei trägt. Die positive wirtschaftliche Entwicklung und die Wachstumsphase, die die brasilianische Wirtschaft in den vergangenen 10 Jahren ausgezeichnet haben, sind infolge dieser Ursachen in eine starke Rezession umgeschlagen. Nach den Prognosen des Internationalen Währungsfonds wird auch für 2016 eine deutlich negative Entwicklung des BIP zu erwarten sein und die Erholung des wirtschaftli- chen Klimas erst in 2017 schrittweise greifen. 17 Goldmann Sachs, Dreaming with BRICs, Global Economics Paper No: 99, 2003. 18 Unternehmen in Brasilien (2013): Umgehen mit dem Custo Brasil, HRsg. v. Markt und Mittelstand.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 18 Nach Auffassung des IWF sind die Hauptursachen für das ausbleibende Wachstum in den hohen Leitzinsen von über 10 %, den rela- tiv schwachen Rohstoffpreisen sowie den strukturelle Ursachen wie die schlechte Infrastruktur und die geringen Investitioneu zu sehen. Die Preissteigerungsrate liegt seit Jahren bei über 5 % und erreichte 2015 einen Wert von 9,0 %. Die Talsohle scheint Brasilien bereits erreicht zu haben und beginnt sich zu erholen. Auffällig ist, dass trotz der für brasilianische Verhältnisse niedrigen BIP-Wachstumszahlen sich sowohl die Einfuhren, als auch die Bruttoanlageinvestitionen auf einem hohen Niveau bewegen. Dies liegt in erster Linie auch an den umfangreichen Regierungsprogrammen zur Modernisierung des Landes, die für eine hohe Binnennachfrage sorgen. Zwar stützt der private Konsum, der aus einer wachsenden Mittelschicht im Land resultiert, die Wirtschaft Brasiliens. Das Wachstum wird jedoch zunehmend von staatlicher Nachfrage getrieben und nicht durch ein im Land produzierendes Gewerbe. Dies erklärt auch die hohen Einfuhrvolumina bei gleichzeitig schleppendem Wirtschaftswachstum. In der konjunkturellen Unsicherheit werden den- noch Großinvestitionen im Land vorangetrieben. Wesentlicher Treiber ist hier die Öl- und Gasindustrie sowie infrastrukturelle Maß- nahmen. Abbildung 5: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Brasilien Entwicklung des Bruttoinlandproduktes 10 14.000 7,6 8 12.000 5,7 6,0 6 5,0 4,4 10.000 4,0 3,9 4 3,1 3,1 2,7 8.000 1,8 2,0 2,0 2 1,3 1,2 1,1 0,1 0,5 6.000 0 2010 2011 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 -0,2 4.000 -2 -4 2.000 -3,8 -3,3 -6 0 Quelle: International Monetary Fund (World Economic Outlook April 2016, update June 2016). Die sozialen und regionalen Unterschiede innerhalb des Landes sind nach wie vor groß und lassen sich durch räumliche und klimati- sche Unterschiede begründen. Das monatliche Pro-Kopf-Einkommen der 107,3 Mio. Beschäftigten lag 2015 bei 2.392 Real (655 Euro). Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei 9,2 % (2016).19 19 GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, Berlin, 2016.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 19 3.2. Industrie Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind der Dienstleistungssektor mit etwa 65 % des BIP, der Industriesektor mit 27 % und die Produktion und Verarbeitung von Agrarrohstoffen, die mit etwa 23 % zum BIP beitragen. Wichtigste Industriesektoren: Fahrzeugindustrie, Nahrungsmittel und Getränke, Chemieerzeugnisse, Treibstoffe, Grundme- tallerzeugnisse, Maschinenausstattung, Produkte aus Kunststoffen und Kautschuk, Elektronik und Produkte aus Zellstoff und Papier. Wichtigste Dienstleistungsbereiche: Telekommunikation, Transport, Techniker, Dienstleistungen für Unternehmen, Fracht- transport, Wohnungs- und Gebäudereinigung, Informatik, Lufttransport und Ernährung. Die Industrie Brasiliens ist breit gefächert, leidet allerdings unter fehlender Wettbewerbsfähigkeit, hohen Kosten und niederiger Pro- duktivität. Die Produktion lag von Juli 2014 bis Juni 2015 run 6,6 % unter den Werten des vorherigen 12-Monatszeitraumes. Wich- tigste Branche ist die Automobilindustrie, die mittlerweile ca. ein Drittel zum industriellen BIP beiträgt. Einige namhafte Hersteller fertigen mittlerweile im Land. Weitere wichtige Branchen sind die Luft- und Raumfahrt, Zelluloseindustrie, Fleisch-, Lebensmittel- und Getränkehersteller sowie der Bergbau, Öl- und Gasindustrie.20 Tabelle 3: Regionale Industriezentren in Brasilien Stadt/Region Branchenschwerpunkte Wichtige ansässige Unternehmen São Paulo Führende Industrieregion, Fahrzeug- und 900 deutsche Unternehmen, u.a. Mercedes-Benz, Maschinenbau, Textil-, Metall- und Nahrungs- Volkswagen, Scania mittelindustrie Rio de Janeiro Öl- und Gasindustrie, IT und Dienstleistungen, Forschungszentren Minas Gerais Bergbau, Automobilbau Fiat, deutsche Zulieferer für Bergbauindustrie Santa Catarina Automobilbau, Kommunikationsdienstelistung, Textilien, BMW (Araquari), T-Systems (Blumenau) Bekleidung, Baustoffe sowie Nahrungs- und Genussmittel Rio Grande do Automobil und Schiffbau, wichtige Sul Textil-, Leder- und Schuhcluster Paraná Agrarindustrie, Automobilbau Volkswagen, Renault und Audi Bahia Chemie, Petrochemie und Kfz-Industrie BASF, drittwichtiges Ziel deutscher Investoren Pernambuco Logistik/Hafen Goiás Agrarwirtschaft, Industrie Pará Rohstoffe, Eisenerz-, Kupfer- und Bauxitverarbeitung Quelle: GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen. S. 14 f. 20 GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen. S. 13.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse 20 3.3. Außenhandel Der Außenhandel Brasiliens ist stark auf die Lieferung von Rohstoffen beschränkt, der Export von Erzeugnissen aus Bergbau, Nah- rungsmitteln und Erdöl beträgt 60 % der Gesamtexporte. Aus diesem Grund kann auch die relativ schwache Handelsbeziehung zu den Nachbarstaaten erklärt werden, die selbst über zahlreiche ähnliche Rohstoffvorkommen verfügen. In den letzten Jahren hat Brasi- lien den Handel mit China, als Lieferant und als Abnehmer, ausgebaut. 21 Der Außenhandel Brasiliens ist in den Jahren 2014 und 2015 zurückgegangen. 2015 wurden Waren im Wert von insgesamt 171,4 Mrd. US$ nach Brasilien importiert und 191,1 Mrd US$ exportiert. Im Jahr 2014 beliefen sich die Einfuhren noch auf 229,1 Mrd. US$ und die Ausfuhren auf 225,1 Mrd. US$. Dies entspricht einem Rückgang von 25,2 % bei den Importen und von 15,1 % bei den Exporten. Der Außenhandel umfasste 2015 etwa 20 % des BIP. Die wichtigsten Lieferländer sind China (17,9%), USA (15,6 %) und Deutschland (6,1 %). Die wichtigsten Abnehmerländer sind ebenfalls China (18,6 %), USA (12,7 %) und Argentinien (6,7 %). Im Jahr 2015 wurden vor allem folgende Produkte nach Brasilien importiert: Chemische Erzeugnisse (21,9 %); Maschinen (13,3 %); Erdöl (9,7 %); Elektronik (8,6 %); Kfz- und -Teile (7,8 %); Sonstige (38,7 %).22 Brasilien ist zudem Mitglied in folgenden Handelsorganisationen: Mercosul, Unasul und WTO (Welthandelsorganisation). Zudem bestehen globale Bündnisse mit anderen BRICS-Staaten Russland, Indien, China und Südafrika.23 Brasilien ist der wichtigste Handelspartner von Deutschland in Lateinamerika. Etwa 1.200 deutsche Firmen oder Firmen deutschen Ursprungs sind in Brasilien ansässig. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Brasilien und Deutschland betrug 2015 18,4 Mrd. Euro, davon für 9,9 Mrd. Euro Exporte aus Deutschland nach Brasilien und für 8,5 Mrd. Euro Importe aus Brasilien. Deutschland war 2015 drittgrößter Lieferant Brasiliens und fünftgrößter Abnehmer. Umgekehrt rangierte Brasilien für Deutschland bezüglich der Im- porte auf Platz 24 und bei den Exporten auf Platz 26.24 Die brasilianischen Importe nach Deutschalnd bestanden 2015 v.a. aus: 37,7 % Rohstoffen (Eisenerz, Kupfer) 30,3 % Nahrungsmitteln (Kaffee, Soja, Fleisch, Organgensaft) 16,9 % Sonstige (Kfz-Teile, Zivilflugzeuge) Nach Brasilien wurden 2015 vorrangig folgende deutsche Produkte geliefert: 29, 5 % chemische Erzeugnisse 23,2 % Maschinen 10,1 % Kfz und Kfz-Teile 6,4 % Elektrotechnik Seit 2013 ist ein Sozialversicherungsabkommen zwischen beiden Ländern in Kraft, ein 1995 unterzeichnetes Investitionsschutzab- kommen wurde bisher von Brasilien nicht ratifiziert und das von Deutschland 2005 gekündigte Doppelbesteuerungsabkommen ist seit Anfang 2006 außer Kraft. Es ist im Interesse beider Länder, die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter auszubauen - in erster Linie im Hinblick auf die strategische Partnerschaft. Ein besonderes Interesse beider Parteien liegt auf dem Energiesektor, die Zusammenarbeit für die Ent- wicklung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sowie den Ausbau und die Verbesserung der Infrastruktur in Brasilien. 21 GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen, Berlin, 2015, S.8. 22 GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, S. 3 f. 23 GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen, Berlin, 2015, S.8. 24 GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, S. 4 f.
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