Wasserwirtschaft in Brasilien - Zielmarktanalyse - iXPOS

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Wasserwirtschaft in
Brasilien
Zielmarktanalyse
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11019 Berlin
www.bmwi.de

Text und Redaktion
DREBERIS GmbH
Heinrich-Zille-Str. 2
01219 Dresden                                                       Das Bundesministerium für Wirtschaft und
                                                                    Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
Gestaltung und Produktion                                           für seine familienfreundliche Personalpolitik
Dr. Markus Reichel                                                  ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
Stephan Wegert                                                      der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative
Heike Müller                                                        der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.
Ilka von Borries-Harwardt (CEEi)

Stand
08.09.2016

Bildnachweis
S.1 oben links: Diogo More/Governo do Estado de São Paulo
S.1 oben rechts: Daniel Guimarães/Governo do Estado de São
Paulo
Wikimedia Commons, Pixabay

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-
Markterschließungsprogramms für das Projekt Leistungs-
präsentation der deutschen Wasserwirtschaft in Brasilien
aufgrund eines
Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
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Inhalt
1.   Management Summary ..............................................................................................................................................................7

2.   Grundlagen Brasilien .................................................................................................................................................................9

     2.1.      Basisdaten ......................................................................................................................................................................... 9

     2.2.      Geografischer Überblick ................................................................................................................................................. 10

     2.3.      Administrative Gliederung und politisches System ........................................................................................................ 11

     2.4.      Soziale Situation ............................................................................................................................................................. 14

     2.5.      Ökologische Situation ..................................................................................................................................................... 14

3.   Wirtschaftliche Entwicklung ...................................................................................................................................................17

     3.1.      Wirtschaftswachstum ...................................................................................................................................................... 17

     3.2.      Industrie .......................................................................................................................................................................... 19

     3.3.      Außenhandel ................................................................................................................................................................... 20

     3.4.      Lateinamerikanische Zollunion MERCOSUR ................................................................................................................ 21

     3.5.      Investitionsklima und -förderung .................................................................................................................................... 22

     3.6.      Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................... 25

     3.7.      Fachkräfte und Hochschulbildung .................................................................................................................................. 26

4.   Wasserwirtschaft in Brasilien ..................................................................................................................................................27

     4.1.      Grundlagen zur Wasserwirtschaft in Brasilien ................................................................................................................ 27

     4.1.1         Natürliche Wasserressourcen in Brasilien ................................................................................................................... 27

     4.1.2         Wasserverbrauch in Brasilien ..................................................................................................................................... 30

     4.1.3         Gewässerschutz in Brasilien ....................................................................................................................................... 34

     4.2.      Zentrale Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Brasilien ........................................................................ 36

     4.2.1.        Historische Entwicklung der Wasserwirtschaft........................................................................................................... 36

     4.2.2.        Regulierung ................................................................................................................................................................. 36

     4.2.3.        Marktstruktur .............................................................................................................................................................. 38

     4.2.4.        Plansab ........................................................................................................................................................................ 41

     4.2.5.        Situation im Bundesstaat Sao Paulo ............................................................................................................................ 43
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     4.3.       Industriewasserversorgung.............................................................................................................................................. 46

     4.4.       Dezentrale Abwasserbehandlung .................................................................................................................................... 48

     4.5.       Wasserversorgung der Landwirtschaft ............................................................................................................................ 48

     4.6.       Hochwasserschutz ........................................................................................................................................................... 50

     4.7.       Finanzierung ................................................................................................................................................................... 51

     4.8.       Marktvolumen und aktuelle Investitionsvorhaben .......................................................................................................... 52

     4.9.       Bedarfe für ausländische Technologien und Leistungen................................................................................................. 54

     4.10.          Zukünftige Marktentwicklungen und Trends .............................................................................................................. 56

5.   Informationen zum Markteintritt ...........................................................................................................................................57

     5.1.       Allgemeine Informationen .............................................................................................................................................. 57

     5.2.       Rechtliche Rahmenbedingungen und Rechtsformen ...................................................................................................... 58

     5.3.       Technische Voraussetzungen .......................................................................................................................................... 59

     5.4.       Eintrittshemmnisse .......................................................................................................................................................... 60

     5.5.       Einfuhrbedingungen und Zollinformationen ................................................................................................................... 61

     5.6.       Finanzierungsmöglichkeiten ........................................................................................................................................... 63

6.   Schlussbetrachtung ...................................................................................................................................................................64

     6.1.       SWOT-Analyse ............................................................................................................................................................... 64

     6.2.       Geschäftschancen............................................................................................................................................................ 64

     6.3.       Empfehlungen und geschäftspraktische Hinweise .......................................................................................................... 65

7.   Kontaktdaten ............................................................................................................................................................................66

8.   Literatur ....................................................................................................................................................................................71
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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Karte Brasiliens ................................................................................................................................................................ 10

Abbildung 2: Regionen und Bundesstaaten Brasiliens ........................................................................................................................... 11

Abbildung 3: Dilma Vana Rousseff, Michel Temer ............................................................................................................................... 12

Abbildung 4: Regenwaldfläche in Brasilien ........................................................................................................................................... 15

Abbildung 5: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Brasilien ...................................................................................................... 18

Abbildung 6: Überblick Mercosur .......................................................................................................................................................... 21

Abbildung 7: Entwicklung der Direktinvestitionen in Brasilien ............................................................................................................. 22

Abbildung 8: Wasserentnahme nach Sektoren ....................................................................................................................................... 32

Abbildung 9: Bewertung der Wasserqualität in Brasilien (gesamt) und in städitschen Gebieten ........................................................... 35

Abbildung 10: Zuständige öffentliche Stellen Wasserwirtschaft in Brasilien ........................................................................................ 37

Abbildung 11: Ranking der 20 besten und 10 schlechtesten sanitäten Grundversorgungen unter den 100 größten Städten Brasiliens . 38

Abbildung 12: Systematik der Erfassung der Defizite in der santären Grundversorgung im Plansab .................................................... 43

Abbildung 13: Gemeinden mit der schlechtesten sanitären Versorgung in der Metropolregion São Paulo 2010 .................................. 45

Abbildung 14: Finanzielle Schäden und menschliche Verluste aufgrund von Hochwasser in Brasilien 2000 – 2010 ........................... 50

Abbildung 15: Durchschnittliche Wasserpreise pro Bundesstaat 2011 .................................................................................................. 51

Abbildung 16: Geschätztes Marktvolumen für Umwelttechnik in Brasilien .......................................................................................... 52

Abbildung 17: Beispiele für Marktbarrieren für Umwelttechnikbranche in Brasilien ............................................................................ 61

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bundesstaaten in Brasilien ..................................................................................................................................................... 13

Tabelle 2: Jährliche Abholzung im internationalen Vergleich ............................................................................................................... 15

Tabelle 3: Regionale Industriezentren in Brasilien ................................................................................................................................. 19

Tabelle 4: Governance und Entwicklungsindikatoren Brasilien ............................................................................................................. 23

Tabelle 5: Länderranking 2015/16 (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 140 Ländern) ....................................................................... 24

Tabelle 6: Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen ........................................................................................................... 25

Tabelle 7: Allgemeine Arbeitsmarktdaten (2015) .................................................................................................................................. 26

Tabelle 8: Durchschnittlicher jährlicher Gesamtniederschlag (1961 – 2007) verschiedener brasilianischer Flussgebiete ..................... 27

Tabelle 9: Erneuerbare Wasserressoucen ............................................................................................................................................... 29

Tabelle 10: Interne Erneuerbare Oberflächenwasser nach Flussgebiet (ANA, 2009) ............................................................................ 29

Tabelle 11: Anzahl der registrierten und geschätzten Brunnen in Brasilien 2008 und 2013 .................................................................. 31

Tabelle 12: Wassernutzung .................................................................................................................................................................... 32
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Tabelle 13: Durchschnittlicher Pro-Kopf-Wasserverbrauch einzelner Regionen Brasiliens 2013 ......................................................... 33

Tabelle 14: Wassernutzung Wasserqualität Index (WQI) Brasilien ....................................................................................................... 34

Tabelle 15: Wasserqualität in Brasilien (gesamt) und in städtischen Gebieten 2011 ............................................................................. 35

Tabelle 16: Entwicklung der Wasserversorgung und Abwasserentsorung in Brasilien und den 100 größten Städten 2010-2014 ......... 38

Tabelle 17: Entwicklung Wasserinfrastruktur der Regionen in Brasilien 1991 und 2009 ...................................................................... 39

Tabelle 18: Die wichtigsten brasilianischen Unternehmen der sanitären Grundversorgung .................................................................. 40

Tabelle 19: Branchenverbände Wasserwirtschaft Brasilien ................................................................................................................... 41

Tabelle 20: Ziele des nationalen Abwasserplans Plansab (Abdeckung der Haushalte in %).................................................................. 42

Tabelle 21: Angaben der Sabesp ............................................................................................................................................................ 44

Tabelle 22: Marktüberblick Umwelttechnik Brasilien............................................................................................................................ 52

Tabelle 23: Geplante Investitionen Wasserwirtschaft Brasilien ............................................................................................................. 53

Tabelle 24: Import deutscher Wasserpumpen nach Brasilien ................................................................................................................. 54

Tabelle 25: Import deutsche Filter- und Reinigungsanlagen nach Brasilien .......................................................................................... 55

Tabelle 26: Mitgliedschaft Brasiliens in internationalen Verträgen ....................................................................................................... 58

Tabelle 27: Wichtigste Einfuhrabgaben Brasilien .................................................................................................................................. 62
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       1. Management Summary
Ein effizientes Wassermanagement sowie die angemessenen Zuteilung und Nutzung der Wasserressourcen in Brasilien nimmt wei-
terhin an Bedeutung zu. Zum einen ist Brasilien eines der wasserreichsten Länder der Welt, zum anderen sind einige Regionen, vor
allem im Nordosten des Landes und in der Region Sao Paulo, von Wasserknappheit betroffen, da die Wasserressourcen sehr ungleich
über das Land verteilt sind. Etwa 80 % der Wasserverfügbarkeit sind in der Amazonasregion im Norden zu finden, das meiste Wasser
wird allerdings in den bevölkerungsreichen Regionen des Südens benötigt.

Die Wasserressourcen Brasiliens werden unterschiedlich genutzt. Beispielsweise ist die Verbreitung der Wasserkraft in Brasilien sehr
ausgeprägt, ca. 68 % der derzeitigen Elektrizitätserzeugung stammt aus diesen Quellen. Aufgrund der Ressourcenknappheit müssen
Lösungen dafür gefunden werden, die Bedürfnisse verschiedener Anspruchsgruppen wie der privaten Endverbraucher, der Landwirt-
schaft, der Industrie, der Energiewirtschaft sowie der Umwelt selbst zu berücksichtigem und miteinander in Einklang zu bringen.

Der derzeitige Zustand der Wasserversorgung in Brasilien ist maßgeblich durch den Urbanisierungsprozess des Landes geprägt. Im
Jahr 2014 lebten 85 % der Bevölkerung in Städten. Der Ausbau der Infrastruktur konnte in den letzten Jahrzehnten mit dem schnellen
Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten. Die örtlichen Wasserversorgungsunternehmen zapfen somit von den Städten immer
entferntere Wasserquellen an, um eine ausreichende Versorgung sicherstellen zu können.

Die brasilianische Regierung betreibt einen massiven Ausbau im Bereich der Wasser- und Abfallwirtschaft. Vom Ministerium für
Städte und dem Städterat (ConCidades) wurde der Nationale Plan der Sanitären Grundversorgun (PLANSAB - Plano Nacional de
Saneamento Basico) verabschiedet. Dieser stellt nationale und regionale Ziele auf, die über die kommenden zwanzig Jahre erreicht
werden sollen. Außerdem sind darin Maßnahmen definiert, wie jedes einzelne Ziel erreicht werden kann. Das Investitionsprogramm
sieht vor, zwischen 2013 und 2033 ca. 508 Mrd. BRL (149 Mrd. Euro zum akteullen Kurs von 3,61 BRL/EUR) für einen Ausbau
bzw. eine Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, sowie der Abfallwirtschaft auszugeben. 1 Hierbei sieht man
eine Erhöhung des Kanalisierungs- und Reinigungsgrades in urbanen Regionen auf 93 % vor.

Im Allgemeinen stellt der Plansab folgende Ziele auf:

         Trinkwasser: Bis 2020 sollen alle Städte eine Wasserversorgung aufweisen können. Ferner ist die Ausweitung der Versorgung
          in allen städtischen Gebieten des Landes geplant – in den Regionen Südosten, Süden und Zentral-Westen sollen zudem auch
          die ländlichen Bereiche versorgt werden. Die Qualität der Trinkwasserversorgung soll ebenfalls verbessert werden.
         Abwasserbehandlung: Rund 90 % des Abwassers soll bis 2033 einen durchschnittlichen Wert der Behandlung aufweisen.
          „Das Hauptziel ist es, die niedrigen Werte in den ländlichen Gebieten anzuheben. Dabei sollen mindestens 80 % der im Jahr
          2033 erzeugten Abwässer ordnungsgemäß entsorgt werden“, heißt es im Text des Zukunftsplans.
         Der Plan sieht ferner Maßnahmen im Bereich Abfallbehandlung und im Hochwasserschutz vor.

In Brasilien existieren zwei Systeme der Wasserversorgung: Zum einen wird die Leistung von privaten Versorgungsunternehmen
erbracht, die durch Konzessionen vom Staat für den für einen Zeitraum von 20 bis 50 Jahren erlassen werden. Zum anderen wird der
Service direkt durch die zuständige Gemeinde erbracht. Insgesamt gibt es ca. 1.350 Wasser- und Abwassergesellschaften in Brasili-
en.2 Im Jahr 2016 gab es ca. 27 staatseigene Wasserversorgungsunternehmen, welche ca. 76 % der Bevölkerung versorgten. Außer-
dem versorgen einige private und kommunal betriebene Versorgungsunternehmen ca. 10 % der Bevölkerung

Das teilstaatliche Unternehmen Sabesp (Companhia de Saneamento Básico do Estado de São Paulo) ist im Bundesstaat São Paulo ist
der größte Versorger mit Trinkwasser und Entsorger von Abwasser in Brasilien. Sabesp beliefert 23,4 Millionen Menschen in 365
von 645 Städten (entspricht damit 65 % der dortigen urbanen Bevölkerung) mit Wasser. Sechsundzwanzig Millionen Menschen sind

1
    GTAI (2013): Brasilien will Wasserwirtschaft ausbauen.
2
    Pinsent Masons (2012): Pinsent Masons Water Yearbook 2012-2013, 2012, S. 77.
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von den Dienstleistungen der Firma abhängig.3 Laut Sabesp sind 85 % der Kunden private Endkonsumenten, 3 % öffentliche Verwal-
tungsstellen, 10 % Handelsunternehmen und lediglich 10 % Industriebetriebe. 90 % der verarbeitenden Unternehmen haben ihre
eigene Wasserversorgung.4

Zwischen urbanen und ländlichen Regionen gibt es erhebliche Unterschiede bezüglich der Versorgung mit Trinkwasser und der An-
schlussquote an das Kanalisationssystem. Während urbane Regionen eine sehr hohe Abdeckungsquote vorweisen (nahezu 100 %),
vor allem Gebiete im Südosten des Landes wie São Paulo etc., liegt diese in ländlichen Regionen erheblich niedriger.5 Darüber hinaus
weist das brasilianische Wasserversorgungssystem sehr hohe Quoten des Wasserverlusts auf (sog. non-revenue water rates). São
Paulo beispielsweise in Höhe von 38 %.6 Abgesehen von der Versorgung mit Trinkwasser steht es in anderen Bereichen der Wasser-
wirtschaft erheblich schlechter. So werden beispielsweise lediglich 30-40 % des Abwassers behandelt.7

Die angesprochenen öffentlichen, als auch privatwirtschaftlichen Investitionen in der Wasserwirtschaft versprechen ein hohes Wachs-
tumspotential. Demzufolge wird die jährliche Wachstumsrate im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zwischen
2014 und 2018 auch auf hohe 9,3 % pro Jahr geschätzt.8

Daneben gibt es aber vor allem auch in der Industrie Absatzpotentiale. Hier sind vor allem die Lebensmittel- und Getränkeindustrie,
die Pharmabranche, also auch die Landwirtschaft, sowie Öl- und Gas, die Papierindustrie und die Elektronikindustrie zu nennen.
Beispielsweise werden die Wachstumsraten im Bereich der Wasserbehandlung für die pharmazeutische Industrie in Brasilien auf
jährlich 9,8 % zwischen 2014 und 2018 geschätzt.9

Von dem nach der AHK São Paulo geschätzten 8,3 Mrd. € Marktvolumen in der Umwelttechnologie im Jahr 2013 entfallen lediglich
etwa 5 % auf Importe, darunter ca. ein Viertel aus Deutschland, was einem Wert von 104 Mio. € entspricht. Weitere wichtige Liefe-
ranten in diesem Bereich sind die USA und Frankreich.10

Bemerkenswert ist zudem, dass deutsche Unternehmen in Brasilien sehr stark vertreten sind. Ca. 1.400 deutsche Unternehmen sind in
Brasilien tätig, im Jahr 2012 kamen 250 neue Unternehmen hinzu. Daher kann die Metropolregion São Paulo als einer der größten
deutschen Unternehmenssitze außerhalb von Deutschland bezeichnet werden.11

Die vorliegende Marktanalyse hat das Ziel, grundlegende und branchenspezifische Informationen über die brasilianische Branche der
Wasserwirtschaft bzw. Wasserbehandlung zu vermitteln. Hierzu werden folgende Themen betrachtet:

          allgemeine politische und wirtschaftliche Entwicklung in Brasilien
          allgemeine und fachspezifische Informationen über Marktpotenziale
          künftige Marktentwicklungen, insgesamt und in den relevanten Segmenten
          politische und rechtliche Rahmenbedingungen
          Entscheidungsträger in lokalen Unternehmen, Verwaltungen, Verbänden und Netzwerken sowie weiterer Ansprechpartner
          Stärken und Schwächen der Branche

Die vorliegende Marktbetrachtung wurde im Rahmen des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie erstellt. Sie richtet sich an die Teilnehmer der Geschäftsanbahnung Brasilien aus der Wasserwirtschaft sowie weitere interes-
sierte Unternehmen.

3
    Pinsent Masons (2012): Pinsent Masons Water Yearbook 2012-2013, 2012.
4
    Banco BTP Pactual (2015): Brazil Strategy, Water crisis: Something doesn’t smell right…, S. 3.
5
    The World Bank (2014): World Development Indicators – Freshwater, 2014.
6
    Smart Water Networks Forum (SWAN) (2011): Stated NRW (Non - Revenue Water) Rates in Urban Networks, 2011.
7
    International Trade Administration (2016) 2016 Top Markets Report Environmental Technologies.
8
    PR Newswire (2014): Water and Wastewater Treatment Equipment Market in Brazil 2014 – 2018
9
    International Trade Administration (2016) 2016 Top Markets Report Environmental Technologies.
10
     GTAI (2013): Brasilien braucht mehr Umwelttechnik, 2013.
11
     GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen.
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     2. Grundlagen Brasilien
     2.1.         Basisdaten

Fläche                                                         8.515.770 km²

Einwohner                                                      2015: 204,5 Mio. *

Bevölkerungsdichte                                             2015: 24,0 Einwohner pro km²*

Bevölkerungswachstum                                           2015: 0,8% %*

Fertilitätsrate                                                2014: 1,8 Geburten pro Frau

Altersstruktur                                                 2015: 0 - 14 Jahre: 23,27%; 15 - 24 Jahre: 16,47%; 25
                                                               54 Jahre: 43,8%; 55 - 64 Jahre: 8,66%; 65 Jahre und älter: 7,8%*

Analphabetenquote                                              2013: 9,0%.

Geschäftssprache(n)                                            Portugiesisch

Rohstoffe

agrarisch                                                      Holz, Rindfleisch,
                                                               Zitrusfrüchte, Kakao, Zuckerrohr, Mais, Reis,
                                                               Weizen, Sojabohnen, Kaffee

mineralisch                                                    Erdöl, Uran, Seltene Erden, Zinn, Platin, Phosphate, Nickel, Mangan,
                                                               Eisenerz, Gold, Bauxit

Erdgas

Produktion (Mrd. cbm)                                          2012: 19,3; 2013: 18,7; 2014: 20,0

Reserven (Bill. cbm)                                           2012: 0,5; 2013: 0,5; 2014: 0,5

Erdöl

Produktion (Tsnd. bpd)                                         2012: 2.149,3; 2013: 2.114,1; 2014: 2.346,3

Reserven (Mrd. Barrel)                                         2012: 15,3; 2013: 15,6; 2014: 16,2

Mitglied in internationalen Wirtschaftszusammen-               Mercosur, Unasur, WTO, IWF, Rahmenabkommen über Zusammenarbeit zwischen

schlüssen und -abkommen                                        EU und Mercosur in Kraft seit 1.7.99

Währung                                                        Real (R$); 1 R$ = 100 Centavos

Kurs (März 2016)                                               1 Euro = 4,054 R$; 1 US$ = 3,559 R$

Jahresdurchschnitt (2015)                                      2015: 1 Euro = 3,736 R$; 1 US$ = 3,339 R$
                                                               2014: 1 Euro = 3,111 R$; 1 US$ = 2,355 R$

                                                               2013: 1 Euro = 2,895 R$; 1 US$ = 2,161 R$

Zeitzone                                                       UTC-5 bis UTC-2

Einschätzung Geschäftsumfeld

Hermes Länderkategorie                                         4

                                                               Rangstelle

Ease of Doing Business 2016                                    116 von 189 Ländern

Global Competitiveness Index 2015 - 2016                       75 von 140 Ländern

Länderbonität Institutional Investor                           März 2016: Rang 61; Bonitätsindex 55,2; 1-Jahres-Veränderung -9,0

Quelle: GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, Mai 2016.
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Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse       10

     2.2.      Geografischer Überblick
Brasilien ist mit einer Fläche von 8,5 Mio. km² (davon 98 % Land, 2 % Wasser) und einer Bevölkerung von 204,9 Mio. Einwohnern
das größte und wirtschaftlich bedeutendste Land Südamerikas. Brasilien ist flächenmäßig der fünftgrößte Staat der Erde und erstreckt
sich dabei über 47 % des südamerikanischen Kontinents, sodass Brasilien mit allen Staaten des Kontinents, außer Ecuador und Chile,
eine gemeinsame Grenze teilt. Bestimmend für die Landschaft Brasiliens sind die Regenwälder des Amazonas-Tieflandes im Norden.
Das landwirtschaftliche Zentrum hingegen findet sich im Süden.

In der Namenbedeutung „Brasilien“ spiegelt sich der Waldreichtum des Landes wieder. So geht die Bezeichnung „Brasilien“ auf den
portugiesischen Namen für den Brasilholz Baum (Portugiesisch: pau-brasil, Lateinisch: caesalpinia echinata) zurück, der damals in
Europa zum Färben von Stoffen genutzt wurde.

Abbildung 1: Karte Brasiliens

Quelle: CIA, Wikimedia Commons
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse      11

     2.3.      Administrative Gliederung und politisches System
Brasilien ist eine präsidiale Bundesrepublik und ein direktes Präsidialsystem nach US-amerikanischem Vorbild. Der Präsident wird
ebenfalls für vier Jahre gewählt, eine Wiederwahl ist nur einmal möglich.

Zudem weist das Land, ähnlich wie Deutschland, einen ausgeprägten Föderalismus aus. Brasilien besteht aus 26 Bundesstaaten sowie
einem Bundesdistrikt. Die einzelnen Bundesstaaten verfügen über jeweils eigene Verfassungen.

Unabhängig davon ist das Land in folgende fünf Regionen eingeteilt:

       Centro-Oeste (Zentral-Osten)
       Nordeste (Nord-Osten)
       Norte (Norden)
       Sudeste (Süd-Osten)
       Sul (Süden)

Abbildung 2: Regionen und Bundesstaaten Brasiliens

Quelle: IBGE

Die Legislativgewalt wird auf Bundesebene durch den brasilianischen Nationalkongress ausgeübt. Dieser besteht aus Senat (ent-
spricht unserem Bundesrat, 81 Senatoren, gewählt auf acht Jahre) und Deputiertenkammer (entspricht unserem Bundestag, 513 Ab-
geordnete aus 23 Parteien, gewählt auf vier Jahre). Das Kabinett (Exekutive) umfasst 39 Ministerien und staatliche Agenturen mit
Kabinettsrang.

Die wichtigsten politischen Parteien Brasiliens sind PMDB (Partido do Movimento Democrático Brasileiro) mit zentralistischer Aus-
richtung, PFL (Partido da Frente Liberal) - liberale Ausrichtung, PSDB (Partido da Social Democracia Brasileira) - Sozialdemokraten
und die Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores).
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse       12

Abbildung 3: Dilma Vana Rousseff, Michel Temer

Quelle: Agência Brasil              Quelle: Wikicommons

Zu den wichtigsten Aufgaben der Politik zählen das Wirtschaftswachstum und die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten. Brasilien ist
geprägt von starken sozialen und regionalen Ungleichheiten. Im Süden finden sich moderne Wirtschaftsstrukturen, wobei im Norden
und Nordosten die Entwicklung wesentlich zurückbleibt. Allerdings werden aber gerade hier die höchsten Wachstumsraten erzielt.

Die derzeitige Wirtschaftskrise geht einher mit einer schweren politischen Vertrauenskrise in die führenden Parteien und Repräsen-
tanten des Landes, die um den Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras und andere Großunternehmen ent-
standen ist. Unterstützt von ihrer niedrigen Popularität wurde von der Oposition gegen Dilma Rousseff ein Amtsenthebungsverfahren
eingeleitet, in dem ihr Verstöße bei der Führung der Staatsfinanzen vorgeworfen werden. Im Zuge dessen wurde Rousseff am 12. Mai
2016 vom Bundessenat für sechs Monate von ihrem Amt suspendiert und am 31. August ihres Amtes enthoben.

Als zwischenzeitiger Interimspräsident und seit 31. August 2016 offizieller Präsident Brasiliens hat Michel Temer die Regierungsge-
schäfte übernommen. In dieser Funktion eröffnete er auch die Olypischen Spiele am 5. August 2016 in Rio de Janeiro. Er hat mit
strikten Sparmaßnahmen, Steuererleichterungen und Einschnitten in die Sozialprogramm tiefgreifende Wirtschaftsreformen angekün-
digt. Allerdings ist seine Person durch seine mögliche Verwicklung in den Kooruptionsskandal und seine Nähe zu den USA ebenfalls
stark umstritten. Einige Mitglieder seines Kabinetts wurden im Rahmen der Ermittlungen der Justiz bereits ausgetauscht. Dennoch
wird Tenner voraussichtlich bis zum Ende der Legislaturperiode 2018 die Regierung führen.

Der Süden des Landes ist in seiner Politikstruktur gefestigter. Die drei Staaten, die zu der Region gehören (Paraná, Santa Catarina
und Rio Grande do Sul) haben eine konservative politische Tradition und funktionierten bisher wie eine Opposition zur linken Bun-
desregierung, gemeinsam mit dem Bundesstaat São Paulo, der zur Region Südosten gehört. In der Regel sind die Politiker in diesen
Bundesstaaten mit der Industrie oder dem Agrarsektor verbunden und daher werden diesen Sektoren häufig größere Freiheiten zuge-
sprochen, obwohl dafür Einschnitte im Sozial- und Umweltbereich hingenommen werden müssen.

Die Bundesstaaten haben teilweise erhebliches politisches Gewicht. So ist es zum Beispiel dem Bundesstaat Paraná und seinen
Staatsanwälten, Regierungsmitarbeitern und Richtern zu verdanken, dass die Untersuchungen zur Korruptionsaffäre um das halbstaat-
liche Mineralölunternehmen Petrobras eingeleitet wurden, die die Schlagzeilen in Brasilien seit mehreren Monaten dominieren.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse   13

Tabelle 1: Bundesstaaten in Brasilien

 Bundesstaat                Abk.         Hauptstadt        Region        Fläche       Einwohner         Dichte
                                                                         in km²        Ew. [2010]    Ew./km² [2010]
 Acre                       AC           Rio Branco         Norte       164.123         733.559           4,5
 Alagoas                     AL            Maceió         Nordeste       27.779        3.120.494         112,3
 Amapá                       AP            Macapá           Norte       142.829         669.526           4,7
 Amazonas                   AM             Manaus           Norte       1.559.159      3.483.985          2,2
 Bahia                       BA           Salvador        Nordeste      564.733        14.016.906        24,8
 Ceará                      CE            Fortaleza       Nordeste      148.920        8.452.381         56,8
 Distrito Federal            DF            Brasília      Centro-Oeste    5.780         2.570.160         444,7
 Espírito Santo              ES            Vitória         Sudeste       46.096        3.514.952         76,3
 Goiás                      GO             Goiânia       Centro-Oeste   340.112        6.003.788         17,7
 Maranhão                   MA            São Luís        Nordeste      331.937        6.574.789         19,8
 Mato Grosso                MT             Cuiabá        Centro-Oeste   903.366        3.035.122          3,4
 Mato Grosso do Sul         MS      Campo Grande         Centro-Oeste   357.146        2.449.024          6,9
 Minas Gerais               MG          Belo Horizonte     Sudeste      586.522        19.597.330        33,4
 Pará                        PA            Belém            Norte       1.247.955      7.581.051          6,1
 Paraíba                     PB         João Pessoa       Nordeste       56.470        3.766.528         66,7
 Paraná                     PR             Curitiba          Sul        199.308        10.444.526        52,4
 Pernambuco                  PE            Recife         Nordeste       98.148        8.796.448         89,6
 Piauí                       PI           Teresina        Nordeste      251.578        3.118.360         12,4
 Rio de Janeiro              RJ         Rio de Janeiro     Sudeste       43.696        15.383.407        352,1
 Rio Grande do Norte        RN              Natal         Nordeste       52.811        3.168.027         60,0
 Rio Grande do Sul          RS           Porto Alegre        Sul        281.730        10.693.929        38,0
 Rondônia                   RO           Porto Velho        Norte       237.591        1.562.409          6,6
 Roraima                    RR            Boa Vista         Norte       224.301         450.479           2,0
 Santa Catarina             SC          Florianópolis        Sul         95.736        6.248.436         65,3
 São Paulo                   SP           São Paulo        Sudeste      248.223        41.262.199        166,2
 Sergipe                     SE            Aracaju        Nordeste       21.915        2.068.017         94,4
 Tocantins                  TO             Palmas           Norte       277.721        1.383.445          5,0
Quelle: Wiki Commons
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse    14

        2.4.     Soziale Situation
In Brasilien treffen starker Reichtum und schwere Armut aufeinander, was das Land polarisiert. Brasilien ist eines der bevölkerungs-
reichsten Länder der Welt, wobei rund ein Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt. Etwa 5 Millionen Familien
gelten als landlos. Die Großstädte in Brasilien haben unter vielen sozialen Problemen, wie Kriminalität, Drogen und Bandenbildung
zu leiden. Brasilien weist einen sehr hohen Urbanisierungsgrad aus. So leben rund 85 % der Brasilianer in Städten. Die Bevölke-
rungszentren sind die Küstenregionen, wo sich der Großteil der brasilianischen Städte befindet. Insgesamt leben 42 % der Brasilianer
in der Region Südost mit Großstädten wie São Paulo (rund 19 Mio. Einwohner) und Rio de Janeiro (rund 11 Mio. Einwohner). 28 %
der Bevölkerung lebt im Nordosten, 14 % im Süden, 8,5 % im Norden und 7,5 % im mittleren Westen.12

Der Zugang zu Bildung wird nach den sozialen Schichten differenziert. Die öffentlichen Schulen sind unterfinanziert und weisen
einen Mangel an Lehrkräften und eine hohe Zahl an Schulabbrechern auf. Ebenso ist das öffentliche Gesundheitswesen von ständigen
Geldmangel geprägt. Die öffentlichen Krankenhäuser sind zwar kostenlos, aber durch das Defizit an Ärzten und Medikamenten blei-
ben viele ohne medizinische Hilfe. Alle obengenannten Faktoren tragen dazu bei, dass in Brasilien eine Zweiklassengesellschaft
zementiert wird.

Im Zuge der Fußball-WM erschütterten Massenbewegungen gegen Korruption, Verelendung und die Milliarden-Ausgaben für die
WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 das Land, die mit den lokalen Protesten gegen Fahrpreiserhöhungen begonnen haben.
Die geringe Beteiligung der Bevölkerung an dem politischen System erklärt die Forderung der Demonstranten nach politischen Re-
formen. Die Regierung hat auf die Massenproteste mit dem größten Reformprogramm seit 1988 reagiert. Unter dem Druck der Straße
hat Präsidentin Rousseff ein Referendum über politische Reformen in Aussicht gestellt. Es soll über die Änderungen des Wahlrechts
und die Wahlkampffinanzierung entschiedet werden. Weitere vorgesehene Schritte sind die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs
durch die Steuervergünstigungen, die Stärkung des Gesundheits- und Bildungswesens und eine harte Bekämpfung politischer Korrup-
tion.

Allerdings muss auch festgestellt werden, dass die Mittelschicht in Brasilien ebenfalls gewachsen ist. In den Jahren des wirtschaftli-
chen Aufschwunges zwischen 2004 und 2013 stiegen 30 – 40 Mio. Brasilianer in die Mittelschicht bzw. die Einkommensklasse C
auf. Damit gehörten im jahr 2014 rund 56 % dieser Einkommensklasse an. Zudem wird für die kommenden Jahre eind weitere Zu-
nahme der mittleren und oberen Einkommensklassen erwartet. 13

        2.5.     Ökologische Situation
Der Amazonas-Regenwald in Brasilien ist der größte zusammenhängende Regenwald der Welt (15-mal so groß wie Deutschland).
Fast 60 % der gesamten Fläche Brasiliens umfasst der Regenwald. In den Nordstaaten Brasiliens (Acre –Amapá – Amazonas – Pará –
Ronddônia –Roraima – Tocantins sowie der äußerste Norden von Mato Grosso und der Nordwesten von Maranhão) befinden sich
größere Waldbestände, darunter auch in so dicht besiedelten Gebieten wie Rio de Janeiro und São Paulo.

Die Abholzung hat in den letzten Jahren allerdings enorm zugenommen. Man geht davon aus, dass jetzt schon ein Fünftel des Waldes
zerstört ist.14 Hauptursachen der Regenwaldvernichtung sind die Gewinnung von Agrarflächen (86-94%, davon 80% für Weidenflä-
chen für Rinderzucht, 15 % - Fläche für Sojaanbau), Holzeinschlag (2-10%), Bergbau und Energieprojekte (2%) und Infrastruktur-
maßnahmen (2%).15 Was den Holzeinschlag anbetrifft, nimmt Brasilien damit den 4. Platz in der Welt ein.

12
     IHK Bayern (2011): Exportbericht Brasilien, 2011.
13
     GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen, S. 10.
14
     Simon N. (2008): Folge der Abholzung: Amazonas-Regenwald könnte zur Savanne werden, 2008.
15
     Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2014): Bauproduktgruppen, 2014.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse   15

Um die Entwaldung in Brasilien zu bekämpfen, hat die Regierung im Jahr 2008 den sog. Amazonienfonds ins Leben gerufen. 16 Da-
durch werden finanzielle Mittel für Klimaschutz und Waldschutz gesammelt und bereitgestellt. Eine große finanzielle Unterstützung
kommt aus dem Ausland. Nach Norwegen ist Deutschland das zweitgrößte Geberland. Die internationalen Geberländer finanzieren
den Fonds nur dann, wenn Brasilien Fortschritte beim Waldschutz nachweisen kann. Die bisherigen politischen Entscheidungen der
brasilianischen Regierung zeugen jedoch von einem schwachen Engagement zum Schutz des Tropenwaldes.

Abbildung 4: Regenwaldfläche in Brasilien

Quelle: Wikimedia Commons

 Tabelle 2: Jährliche Abholzung im internationalen Vergleich

 Land                                        Jährliche Abholzung
 Gesamt weltweit                                       3000 Mio. m3
 USA                                                    480 Mio. m3
 Kanada                                                 210 Mio. m3
 Russland                                               134 Mio. m3
 Brasilien                                              117 Mio. m3
 Schweden                                                 85 Mio. m3
 China                                                    63 Mio. m3
 Deutschland                                              58 Mio. m3
 Finnland                                                 55 Mio. m3
 Quelle : FAO (2010): Global Forest Resources Assessment, 2010

16
     Die Bundesregierung (2011): Schutz für Brasiliens tropischen Regenwald, 2011.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse      16

Obwohl die Präsidentin sich für den Regenwaldschutz einsetzt, hat das Parlament im Jahr 2012 einer Gesetznovelle zugestimmt, die
diesen wesentlich aufweicht. Bislang mussten Unternehmen, die zu viel abholzen, diese Fläche wieder aufforsten und eine Strafe
bezahlen. Diese Vorschrift wurde jedoch durch eine mögliche Amnestie für illegale Rodungen wesentlich gelockert, was sich außer-
ordentlich negativ auf die voranschreitende Brandrodung des Regenwaldes auswirken dürfte.

Zur einer der wichtigsten Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Regenwaldabholzung gehört die Zertifizierung. Bei der Einfuhr
und Verwendung von Tropenholz soll nachgewiesen werden, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschaftetem Anbau kommt. Dies
setzt allerdings eine funktionierende Überwachung der gesamten Wertschöpfungskette voraus, was sich als außerordentlich schwierig
erweist.

Ein weiteres großes ökologisches Problem in Brasilien ist die Knappheit und Verschmutzung der Gewässer. Brasilien ist zwar eines
der wasserreichsten Länder der Erde. Dennoch waren die vergangenen Jahre von einer extremen Dürre geprägt. Insbesondere im
Südosten, hier vor allem in São Paulo, und Nordosten steht das Land vor der großen Herausforderung, die Versorgung mit Trinkwas-
ser für die Menschen zu garantieren. Anfang 2015 waren rund 46 Millionen Brasilianer von Wassermangel betroffen. Städte mussten
Rationierungen einführen und den Wasserdruck absenken. Kostbare Wasserressourcen werden immer stärker verschmutzt. Im ver-
gangenen Jahr konnten sich die Pegelstände der Wasserreservoire durch starke Regenfälle wieder etwas erholen. Dennoch bleibt die
effiziente und nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen eines der dringendsten Probleme des Landes.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse   17

       3. Wirtschaftliche Entwicklung
       3.1.      Wirtschaftswachstum
Mit über 200 Millionen Einwohnern bildet Brasilien nicht nur den größten Markt in Südamerika. Das Land zählt neben China, Indien,
Russland und Südafrika auch zu den wichtigsten Schwellenländern, deren Wachstum die Weltwirtschaftentwicklung in den kommen-
den Jahren wesentlich beeinflussen kann. Die Investmentbank Goldman Sachs veröffentlichte 2003 eine Prognose17, wonach Brasili-
en als eines der BRICS-Länder das Potential hat, sich bis 2050 zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt zu entwickeln. Allerdings
werden die darin veranschlagten Wachstumsraten von durchschnittlich ca. 4% durch die anhaltende Wirtschaftskrise inzwischen seit
mehreren Jahren deutlich unterschritten.

Die Entwicklung Brasiliens war seit Mitte der 90er Jahre von wirtschaftlichem Wachstum gekennzeichnet. Seit Anfang der 1990er
Jahre hatte Brasilien seine Wirtschaft schrittweise liberalisiert und Investitionshemmnisse für ausländische Investoren weitgehend
abgebaut. Das Land ist ein bedeutender Produzent und Exporteur von Waren verschiedener Art, vor allem mineralischer Rohstoffe
und Gütern aus der Landwirtschaft und Industrie. Die Bereiche Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen sind gut entwickelt.
Obwohl Brasilien ein Entwicklungsland ist, nimmt es den 9. Platz im weltweiten Ranking der größten Volkswirtschaften ein (Daten
2015). Brasilien hat eine offene Wirtschaft und fügt sich in den Globalisierungsprozess ein.

In den 2000er Jahren sind durch die Förderung der sozialen Eingliederung mithilfe von Programmen wie „Bolsa Familia“ und die
schrittweise Erhöhung des Mindestlohns ca. 30 Mio. Brasilianer in die Mittelschicht aufgestiegen, was den Verbrauchermarkt ge-
stärkt hat. Aktuell werden ca. 14 Millionen brasilianische Haushalte durch das Sozialprogramm „Bolsa Familia“ unterstützt. In 2015
betrugen die Transferleistungen des Programs insgesamt 27,6 Mrd. BR$ (7,6 Mrd. Euro). Die konsumfreudige Mittelschicht ist in den
vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Brasilien ist heute der achtgrößte Konsummarkt der Welt. Der Privatkonsum trägt mit über 60
% zum BIP bei und bildete für mehrere Jahre den Hauptmotor der konjunkturellen Entwicklung. Allerdings waren auch 61,5 % der
privaten Haushalte 2013 verschuldet. Neben der Entstehung der "neuen Mittelklasse" hat die Wiederaufnahme der Investitionen in die
Infrastruktur, wie Transport und Energie, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglicht.

Der große Binnenmarkt und der Rohstoffreichtum des Landes machten das Land zu einem der weltweit attraktivsten Investitionsstan-
dorte. Die Weltwirtschaftskrise 2008/2009 traf das Land zwar schwer, doch konnte sich Brasilien von der Rezession des Jahres 2009
schnell wieder befreien. Nach weiteren Jahren mit einer guten Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft erlebte die Dynamik im
Jahr 2012 einen Dämpfer. Trotz der in diesem Zeitraum generell angespannten Weltwirtschaft sehen Experten den Rückgang des
Jahres 2012 eher als inländisches Problem infolge der mangelnden internationalen Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens. Dieser auch als
„Custo Brasil“ benannte Umstand äußert sich vor allem in unzureichender Infrastruktur, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohen
Produktionskosten insbesondere bei Strom und Gas. So stiegen die Lohnkosten im Land nahezu doppelt so stark an wie die Umsätze
der Unternehmen. Logistikkosten haben in Brasilien einen Anteil von 20 % an den Gesamtkosten. Langfristig günstige Finanzie-
rungskredite sind nur schwer zu bekommen, für ausländische Unternehmen nahezu unmöglich, was notwendige Investitionen
hemmt.18 Hinzu kam ab 2014 die tiefgreifende politische Krise, die wesentlich zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei trägt.

Die positive wirtschaftliche Entwicklung und die Wachstumsphase, die die brasilianische Wirtschaft in den vergangenen 10 Jahren
ausgezeichnet haben, sind infolge dieser Ursachen in eine starke Rezession umgeschlagen. Nach den Prognosen des Internationalen
Währungsfonds wird auch für 2016 eine deutlich negative Entwicklung des BIP zu erwarten sein und die Erholung des wirtschaftli-
chen Klimas erst in 2017 schrittweise greifen.

17
     Goldmann Sachs, Dreaming with BRICs, Global Economics Paper No: 99, 2003.
18
     Unternehmen in Brasilien (2013): Umgehen mit dem Custo Brasil, HRsg. v. Markt und Mittelstand.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse              18

Nach Auffassung des IWF sind die Hauptursachen für das ausbleibende Wachstum in den hohen Leitzinsen von über 10 %, den rela-
tiv schwachen Rohstoffpreisen sowie den strukturelle Ursachen wie die schlechte Infrastruktur und die geringen Investitioneu zu
sehen. Die Preissteigerungsrate liegt seit Jahren bei über 5 % und erreichte 2015 einen Wert von 9,0 %.

Die Talsohle scheint Brasilien bereits erreicht zu haben und beginnt sich zu erholen. Auffällig ist, dass trotz der für brasilianische
Verhältnisse niedrigen BIP-Wachstumszahlen sich sowohl die Einfuhren, als auch die Bruttoanlageinvestitionen auf einem hohen
Niveau bewegen. Dies liegt in erster Linie auch an den umfangreichen Regierungsprogrammen zur Modernisierung des Landes, die
für eine hohe Binnennachfrage sorgen.

Zwar stützt der private Konsum, der aus einer wachsenden Mittelschicht im Land resultiert, die Wirtschaft Brasiliens. Das Wachstum
wird jedoch zunehmend von staatlicher Nachfrage getrieben und nicht durch ein im Land produzierendes Gewerbe. Dies erklärt auch
die hohen Einfuhrvolumina bei gleichzeitig schleppendem Wirtschaftswachstum. In der konjunkturellen Unsicherheit werden den-
noch Großinvestitionen im Land vorangetrieben. Wesentlicher Treiber ist hier die Öl- und Gasindustrie sowie infrastrukturelle Maß-
nahmen.

Abbildung 5: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Brasilien

                                                            Entwicklung des Bruttoinlandproduktes

     10                                                                                                                                                            14.000
                                                                                   7,6
      8                                                                                                                                                            12.000
                                       5,7                  6,0
      6                                                             5,0
          4,4                                                                                                                                                      10.000
                                                     4,0                                  3,9
      4                  3,1                  3,1
                                                                                                        2,7                                                        8.000
                                                                                                 1,8                                                 2,0    2,0
      2           1,3           1,2                                                                                                           1,1
                                                                                                                0,1                    0,5                         6.000
      0
                                                                                   2010

                                                                                          2011
           2000

                  2001

                         2002

                                2003

                                       2004

                                              2005

                                                     2006

                                                             2007

                                                                    2008

                                                                            2009

                                                                                                 2012

                                                                                                        2013

                                                                                                                 2014

                                                                                                                         2015

                                                                                                                                2016

                                                                                                                                       2017

                                                                                                                                              2018

                                                                                                                                                     2019

                                                                                                                                                            2020
                                                                           -0,2                                                                                    4.000
     -2

     -4                                                                                                                                                            2.000
                                                                                                                        -3,8 -3,3
     -6                                                                                                                                                            0

Quelle: International Monetary Fund (World Economic Outlook April 2016, update June 2016).

Die sozialen und regionalen Unterschiede innerhalb des Landes sind nach wie vor groß und lassen sich durch räumliche und klimati-
sche Unterschiede begründen. Das monatliche Pro-Kopf-Einkommen der 107,3 Mio. Beschäftigten lag 2015 bei 2.392 Real (655
Euro). Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei 9,2 % (2016).19

19
     GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, Berlin, 2016.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse     19

        3.2.       Industrie
Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind der Dienstleistungssektor mit etwa 65 % des BIP, der Industriesektor mit 27 % und die
Produktion und Verarbeitung von Agrarrohstoffen, die mit etwa 23 % zum BIP beitragen.

           Wichtigste Industriesektoren: Fahrzeugindustrie, Nahrungsmittel und Getränke, Chemieerzeugnisse, Treibstoffe, Grundme-
            tallerzeugnisse, Maschinenausstattung, Produkte aus Kunststoffen und Kautschuk, Elektronik und Produkte aus Zellstoff und
            Papier.
           Wichtigste Dienstleistungsbereiche: Telekommunikation, Transport, Techniker, Dienstleistungen für Unternehmen, Fracht-
            transport, Wohnungs- und Gebäudereinigung, Informatik, Lufttransport und Ernährung.

Die Industrie Brasiliens ist breit gefächert, leidet allerdings unter fehlender Wettbewerbsfähigkeit, hohen Kosten und niederiger Pro-
duktivität. Die Produktion lag von Juli 2014 bis Juni 2015 run 6,6 % unter den Werten des vorherigen 12-Monatszeitraumes. Wich-
tigste Branche ist die Automobilindustrie, die mittlerweile ca. ein Drittel zum industriellen BIP beiträgt. Einige namhafte Hersteller
fertigen mittlerweile im Land. Weitere wichtige Branchen sind die Luft- und Raumfahrt, Zelluloseindustrie, Fleisch-, Lebensmittel-
und Getränkehersteller sowie der Bergbau, Öl- und Gasindustrie.20

Tabelle 3: Regionale Industriezentren in Brasilien

    Stadt/Region         Branchenschwerpunkte                                           Wichtige ansässige Unternehmen

    São Paulo            Führende Industrieregion, Fahrzeug- und                        900 deutsche Unternehmen, u.a. Mercedes-Benz,
                         Maschinenbau, Textil-, Metall- und Nahrungs-                   Volkswagen, Scania
                         mittelindustrie
    Rio de Janeiro       Öl- und Gasindustrie, IT und Dienstleistungen,
                         Forschungszentren
    Minas Gerais         Bergbau, Automobilbau                                          Fiat, deutsche Zulieferer für Bergbauindustrie

    Santa Catarina       Automobilbau, Kommunikationsdienstelistung, Textilien,         BMW (Araquari), T-Systems (Blumenau)
                         Bekleidung, Baustoffe sowie Nahrungs- und Genussmittel
    Rio Grande do        Automobil und Schiffbau, wichtige
    Sul                  Textil-, Leder- und Schuhcluster

    Paraná               Agrarindustrie, Automobilbau                                   Volkswagen, Renault und Audi

    Bahia                Chemie, Petrochemie und Kfz-Industrie                          BASF, drittwichtiges Ziel deutscher Investoren

    Pernambuco           Logistik/Hafen

    Goiás                Agrarwirtschaft, Industrie

    Pará                 Rohstoffe, Eisenerz-, Kupfer- und Bauxitverarbeitung

Quelle: GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen. S. 14 f.

20
     GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen. S. 13.
Wasserwirtschaft in Brasilien, Zielmarktanalyse   20

        3.3.      Außenhandel
Der Außenhandel Brasiliens ist stark auf die Lieferung von Rohstoffen beschränkt, der Export von Erzeugnissen aus Bergbau, Nah-
rungsmitteln und Erdöl beträgt 60 % der Gesamtexporte. Aus diesem Grund kann auch die relativ schwache Handelsbeziehung zu
den Nachbarstaaten erklärt werden, die selbst über zahlreiche ähnliche Rohstoffvorkommen verfügen. In den letzten Jahren hat Brasi-
lien den Handel mit China, als Lieferant und als Abnehmer, ausgebaut. 21

Der Außenhandel Brasiliens ist in den Jahren 2014 und 2015 zurückgegangen. 2015 wurden Waren im Wert von insgesamt 171,4
Mrd. US$ nach Brasilien importiert und 191,1 Mrd US$ exportiert. Im Jahr 2014 beliefen sich die Einfuhren noch auf 229,1
Mrd. US$ und die Ausfuhren auf 225,1 Mrd. US$. Dies entspricht einem Rückgang von 25,2 % bei den Importen und von 15,1 % bei
den Exporten. Der Außenhandel umfasste 2015 etwa 20 % des BIP. Die wichtigsten Lieferländer sind China (17,9%), USA (15,6 %)
und Deutschland (6,1 %). Die wichtigsten Abnehmerländer sind ebenfalls China (18,6 %), USA (12,7 %) und Argentinien (6,7 %).

Im Jahr 2015 wurden vor allem folgende Produkte nach Brasilien importiert: Chemische Erzeugnisse (21,9 %); Maschinen (13,3 %);
Erdöl (9,7 %); Elektronik (8,6 %); Kfz- und -Teile (7,8 %); Sonstige (38,7 %).22

Brasilien ist zudem Mitglied in folgenden Handelsorganisationen: Mercosul, Unasul und WTO (Welthandelsorganisation). Zudem
bestehen globale Bündnisse mit anderen BRICS-Staaten Russland, Indien, China und Südafrika.23

Brasilien ist der wichtigste Handelspartner von Deutschland in Lateinamerika. Etwa 1.200 deutsche Firmen oder Firmen deutschen
Ursprungs sind in Brasilien ansässig. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Brasilien und Deutschland betrug 2015 18,4 Mrd.
Euro, davon für 9,9 Mrd. Euro Exporte aus Deutschland nach Brasilien und für 8,5 Mrd. Euro Importe aus Brasilien. Deutschland war
2015 drittgrößter Lieferant Brasiliens und fünftgrößter Abnehmer. Umgekehrt rangierte Brasilien für Deutschland bezüglich der Im-
porte auf Platz 24 und bei den Exporten auf Platz 26.24

Die brasilianischen Importe nach Deutschalnd bestanden 2015 v.a. aus:

          37,7 % Rohstoffen (Eisenerz, Kupfer)
          30,3 % Nahrungsmitteln (Kaffee, Soja, Fleisch, Organgensaft)
          16,9 % Sonstige (Kfz-Teile, Zivilflugzeuge)

Nach Brasilien wurden 2015 vorrangig folgende deutsche Produkte geliefert:

          29, 5 % chemische Erzeugnisse
          23,2 % Maschinen
          10,1 % Kfz und Kfz-Teile
          6,4 % Elektrotechnik

Seit 2013 ist ein Sozialversicherungsabkommen zwischen beiden Ländern in Kraft, ein 1995 unterzeichnetes Investitionsschutzab-
kommen wurde bisher von Brasilien nicht ratifiziert und das von Deutschland 2005 gekündigte Doppelbesteuerungsabkommen ist
seit Anfang 2006 außer Kraft.

Es ist im Interesse beider Länder, die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter auszubauen - in erster Linie im Hinblick auf die
strategische Partnerschaft. Ein besonderes Interesse beider Parteien liegt auf dem Energiesektor, die Zusammenarbeit für die Ent-
wicklung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sowie den Ausbau und die Verbesserung der Infrastruktur in Brasilien.

21
     GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen, Berlin, 2015, S.8.
22
     GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, S. 3 f.
23
     GTAI (2015) Brasilien, Strategischer Markt mit Herausforderungen, Berlin, 2015, S.8.
24
     GTAI (2016): Wirtschaftsdaten kompakt – Brasilien, S. 4 f.
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