ABU-TV-Tipps im April 2020 - PH Zürich
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ABU-TV-Tipps im April 2020 Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr) Die Zukunft der Migration – 3sat Europas Angst und Sonntag, 05.04.2020 10.05–10.55 Uhr Ratlosigkeit (Erstsendung 12.01.2020) (aus der Reihe «NZZ Standpunkte») Die Flüchtlingskrise von 2015 war für Europa ein panisches Erwachen. Niemand hatte mit einem solchen Ansturm von Migranten gerechnet. Die Willkommenskultur, die in Deutschland ausgerufen wurde, stößt in der EU auf massiven Widerstand; ein gerechter Verteilschlüssel lässt auf sich warten. Wie sieht ein humanitärer Umgang mit Migranten aus, und was muss Europa tun, um nicht zur Festung zu werden? Der große Zustrom aus den syrischen Kriegsgebieten ist mittlerweile abgeflaut, doch der Transit über das Mittelmeer geht weiter. Wie präsentiert sich die Lage? Was taugt die europäische Einwanderungspolitik, und was kommt in Zukunft auf die Schweiz zu? Mit dem österreichischen Soziologen, Migrationsforscher und Zuwanderungsexperten Gerald Knaus unterhalten sich der «NZZ»-Chefredaktor Eric Gujer und die Politikphilosophin Katja Gentinetta über die neuen und alten Brennpunkte illegaler Einwanderung, die Möglichkeiten, die Völkerwande- rung zu steuern, sowie Pull- und Push-Faktoren der Migration. Graffiti: von der Mauer ins 3sat Museum Sonntag, 05.04.2020 19.10–19.40 Uhr (aus der Reihe «NZZ Format») (Erstsendung 06.06.2019) Film von Katharina Deuber Graffiti: Was für die einen Vandalismus ist, sehen andere als Kunstform, mit der viel Geld verdient wird. «NZZ Format» über Vandalismus, Kunst und eine Subkultur auf dem Weg zum Mainstream. Ende der 1960er-Jahre begannen Jugendliche, New Yorks Hauswände und U-Bahnen flächendeckend mit ihren Tags zu überziehen. Heute sind die Wandmalereien ein gutes Geschäft. Berühmtestes Beispiel ist das bis heute unerkannte Sprayer-Phantom Banksy. Seine Bilder erzielen Höchstpreise und ziehen die mediale ABU-TV-Tipps im April 2020
Aufmerksamkeit auf sich, wie zuletzt das «Girl with Balloon», das sich öffentlichkeitswirksam nach seiner Versteigerung selbst schredderte. Mittlerweile hängt das Werk in einem Museum. Graffiti oder Street Art, gesprayte Namen oder aufwendige Wandbilder sind in den meisten Städten längst Teil des urbanen Lebensgefühls. Immer mehr Metropolen stellen den Sprayern daher auch legale Flächen zur Verfügung. Denn ein Kampf gegen die Sprayer erwies sich vielfach als Kampf gegen Windmühlen. Eine Erfahrung, die auch Reykjavik gemacht hat, das zur ersten «graffitifreien» Stadt werden wollte und damit grandios gescheitert ist. 10 Milliarden – Wie werden wir 3sat alle satt? Montag, 06.04.2020 22.25–00.05 Uhr Dokumentarfilm von Valentin Thurn (Deutschland 2016) Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Wo wird dann die Nahrung für alle herkommen? Der Dokumentarfilm sucht weltweit nach Antworten und Lösungen. Valentin Thurn erkundet die Grundlagen der Lebensmittel- produktion. Er spricht mit Machern aus den gegnerischen Lagern der industriellen und der bäuerlichen Landwirtschaft, trifft Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten, besucht Laborgärten und Fleischfabriken. Wird es die industrialisierte Landwirtschaft schaffen, genug auf unsere Teller zu bekommen? Soll sich zukünftig jeder vege- tarisch ernähren, oder sind Insekten die neue Proteinquelle? Wie geht es mit der Massentierhaltung weiter? Kann Fleisch auch künstlich in Laboren hergestellt werden? Was wäre, wenn wir unsere eigene Nahrung jeweils selbst anbauen? Ohne Anklage, aber mit Gespür für Verantwortung geht Film- Regisseur, Bestseller-Autor und Food-Fighter Valentin Thurn der drängenden Frage nach, wie verhindert werden kann, dass die Menschheit durch die hemmungslose Ausbeutung der begrenzten natürlichen Ressourcen die Grundlage für ihre eigene Ernährung zerstört. Es kann verhindert werden. Wenn alle es wollen. makro: Goodbye, 3sat Babyboomer! Dienstag, 07.04.2020 22.25–22.55 Uhr Wirtschaft in 3sat (Erstausstrahlung) Moderation: Eva Schmidt Sie sind konsumfreudig, fit, mobil – und vor allem sind es viele: Die Babyboomer, geboren zwischen 1955 und 1969, gehen langsam in Rente. Das könnte ein Problem für die Wirtschaft werden. Am Arbeitsmarkt wird einiges in Bewegung kommen. Welche Strategien entwickeln Firmen, um die vakanten Stellen wieder zu besetzen? Die Tourismusbranche reibt sich dagegen schon die Hände: Viele rüstige Rentner mit dem nötigen Kleingeld haben endlich Zeit zu reisen. Und die sozialen Sicherungssysteme? Immer weniger Arbeitsnehmer stehen dann immer mehr Rentnern gegenüber. Eine Herausforderung für die Renten-, Pflege- und Krankenkassen. Dazu kommt: Der Ausstieg der Babyboomer aus der Arbeitswelt könnte sogar noch rasanter ABU-TV-Tipps im April 2020
vonstattengehen, als bisher angenommen. Laut einer Studie der Bergischen Universität Wuppertal wollen mehr als die Hälfte der Befragten möglichst nicht bis zum gesetzlich vorgesehenen Rentenbeginn arbeiten. Die zukünftigen Arbeitnehmer – die «Generation Z» sowie die sogenannten Millennials – wollen das nicht ohne weiteres hinnehmen. Ihr viraler Schlachtruf «Okay, Boomer!» hat eine neue Diskussion zwischen den Generationen ausgelöst. Das Saatgut-Kartell 3sat Film von Linda Bendali Mittwoch, 08.04.2020 Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, Obst und Gemüse 20.15–21.00 Uhr für den internationalen Markt zu züchten und genetisch zu (Erstausstrahlung) verändern. Wie gesund, natürlich und fair ist das, was wir essen? Modernes, standardisiertes Saatgut wird wie Gold gehandelt, und das Milliardengeschäft liegt in den Händen weniger internationaler Agrarkonzerne. Sie produzieren in Billiglohnländern, unter miserablen Bedingungen, oft illegal mit Kinderarbeit und Frauenausbeutung. Schönheit und lange Haltbarkeit der genmanipulierten Obst- und Gemüsesorten gehen auf Kosten des Geschmacks und der Nährstoffe. Alte Sorten sterben aus, auf Kosten der Biodiversität. Doch weder Landwirte noch Verbraucher haben eine Wahl. Der Vormarsch des Soja 3sat Film von Stefano Liberti und Enrico Parenti Mittwoch, 08.04.2020 Die Fleischproduktion nimmt weltweit zu. Tierfabriken 21.00–21.30 Uhr produzieren Unmengen von Gülle; für Soja-Anbau (Erstausstrahlung) verschwinden ganze Regenwälder. Fleischkonzerne gefährden damit Umwelt und Bevölkerung. Immer weniger große Firmen beherrschen den Markt für Fleisch und Futtermittel. Chinesische Konzerne schlucken ihre amerikanischen Konkurrenten und übernehmen deren rücksichtslose Produktionsmethoden. Experten warnen vor den Konsequenzen dieser Fehlentwicklung. Multinationale Firmen lassen in Brasilien Soja anbauen, das als Futtermittel für Schweine in die ganze Welt verschifft wird. Das schadet sowohl dem Regenwald als auch einheimischen Kleinbauern, die aufgeben müssen und ihr Land an die Konzerne verlieren. Die Dokumentation «Der Vormarsch des Soja» geht der Produktionskette vom Soja-Anbau über die Tierfabriken in den USA bis zum Konsumenten in China und Amerika nach und zeigt deren Problematik auf. Kakao – ein schmutziges 3sat Geschäft Mittwoch, 08.04.2020 21.30–22.00 Uhr Film von Paul Moreira (Erstausstrahlung) Schokolade zählt auf der ganzen Welt zu den beliebten Süßigkeiten. Sieben Millionen Tonnen davon werden jedes Jahr verzehrt. Doch hinter ihrer Herstellung verbirgt sich eine dunkle Seite. Sklaven- und Kinderarbeit auf illegalen Kakaoplantagen sowie die Vernichtung von Regenwäldern: Die Rohware Kakao wird ABU-TV-Tipps im April 2020
unter den Augen großer Konzerne wie Nestlé, Cargill oder Ferrero unter fragwürdigsten Bedingungen produziert. Besonders im Fokus: die Elfenbeinküste. Viele Menschen, darunter auch Kinder, kommen aus Burkina Faso in das Nachbarland, vertrieben durch Dürre und Hunger. In der Elfenbeinküste suchen sie Arbeit, häufig allein, ohne ihre Familien, auf einer der vielen Kakaoplantagen. Die Arbeitsbedingungen sind hart: scharfe Macheten, schwere Lasten und giftige Herbizide, oft ohne jegliche Schutzkleidung. 90 Prozent des Urwalds an der Elfenbeinküste sind inzwischen zerstört. Dies alles unter den Augen der großen, internationalen Kakaokonzerne und der Schokoladenindustrie. 2001 einigten sich die Unternehmen, Kinderarbeit, fehlende Mindestlöhne und die weitere Rodung des Regenwaldes zu stoppen. Doch 20 Jahre später ist noch immer nichts von ihrem Vorhaben umgesetzt. Eine bewegende Dokumentation über die Kehrseite der Schokoladenindustrie und ihrer süßen Luxusprodukte. scobel – Auge, Gehirn, 3sat Bewusstsein Donnerstag, 09.04.2020 21.00–22.00 Uhr Was sehen wir wirklich, wenn wir sehen? Es ist nicht die (Erstsendung 24.10.2019) Wahrheit, sondern eine Wirklichkeit, die unser Gehirn konstruiert. Eine Interpretation dessen, was unser Auge an Informationen einfängt. 80 Prozent aller Informationen zu unserer Umgebung erhalten wir über das Auge. Dort leiten Millionen lichtempfindlicher Zellen Signale an ein Netzwerk aus Nervenzellen weiter, die im Gehirn Bilder entstehen lassen. Dabei lässt sich das Gehirn durchaus austricksen. Schon die Künstler der Antike waren dabei erfolgreich. Gegen optische Täuschungen und Illusionen sind wir praktisch wehrlos, haben sogar Freude daran, wenn wir den Schwindel erkennen. Unentdeckt birgt er Gefahrenpotenzial: das der bewussten Manipulation. Die genauen Vorgänge im Gehirn sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Fest steht: In Bruchteilen von Sekunden vergleicht unser Gehirn sämtliche Bilder mit bereits in der Vergangenheit gespeicherten Informationen, mit Objekten und Gefühlseindrücken, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Aus all diesen Daten konstruiert und selektiert das Gehirn in Echtzeit Eindrücke, die wir als subjektive Realität wahrnehmen. Das gilt auch für den Stand- by-Modus. Selbst wenn wir nichts tun, tagträumen, uns in Gedanken verlieren, kreiert unser Gehirn eine Form von Bewusstsein, Fiktionen. Modernste Technik macht sich mittlerweile das vorhandene Wissen über die visuelle Wahrnehmung zunutze. So ist es heute bereits möglich, uns gezielt Fiktionen als Realität wahrnehmen zu lassen. Was wir aktuell über das Zusammenspiel von Auge und Gehirn wissen, über unser Bewusstsein, über Realität, Fiktion und die Lust an Illusion und Täuschung, darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. Folgende Gäste kommen zu Wort: Matthias Bethge ist Mathematiker, Physiker und Neurowissenschaftler. Seit 2009 forscht er am Zentrum für Integrative Neurowissenschaften CIN der Universität Tübingen zu Computational Neuroscience. Er untersucht mit mathematischen Methoden und psychophysikalischen ABU-TV-Tipps im April 2020
Experimenten die Bildverarbeitung und ihre neurale Basis im menschlichen Gehirn. Gemeinsam mit Kollegen entwickelte er einen neuralen Algorithmus für künstlerischen Stil. Forschungsschwerpunkte: Computational neurocience, neural coding, visual perception, visual system. Anke Huckauf leitet seit 2009 die Abteilung Allgemeine Psychologie an der Universität Ulm. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Blickverhalten, visuelle Wahrnehmung in der Peripherie, Medien aus kognitionspsychologischer Sicht, Wahrnehmung und Vorstellung. Stefan Treue ist Biologe und Neurowissenschaftler. Seit 2001 forscht und lehrt er als Professor of Cognitive Neuroscience and Biological Psychology an der Universität Göttingen. Dort ist er auch Direktor des Deutschen Primatenzentrums. 2009 erhielt Stefan Treue für seine Arbeiten auf dem Gebiet der neurobiologischen Aufmerksamkeitsforschung den Gottfried- Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Forschungsschwerpunkte: visuelle Wahrnehmung und neuronale Prozesse, die mit dem Sehen verknüpft sind. makro: Grünes Kapital 3sat Film von Dennis Berger und Frank Bethmann Dienstag, 14.04.2020 Geld regiert die Welt – das wissen auch Klimaschützer. Eine 22.25–22.55 Uhr neue Generation von Investoren will Konzerne dazu zwingen, (Erstausstrahlung) sich umweltfreundlich zu verhalten. Kann grünes Kapital die Welt retten? Die Strategie der grünen Geldanlage: Unternehmen, die ökologisch wirtschaften, werden belohnt. Doch wer das Klima schädigt, dem wird der Geldhahn zugedreht. So wird das einst nachgeordnete Thema Umwelt immer mehr zur harten Währung. Tharald Nustad gehört zu den reichsten Norwegern. Der junge Millionär ist getrieben von einem Gedanken: Er will mit seinem Geld Innovationen finanzieren, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Für viele vermögende Millennials wie ihn ist Klimaschutz die wichtigste Variable in Geldanlage-Fragen. Sie investieren ganz gezielt in solche Projekte, denn sie haben erkannt: Was bringt das ganze Geld, wenn es irgendwann wertlos ist, weil man auf einem Planeten lebt, der total im Chaos versinkt? Falko Paetzold von der Universität Zürich erforscht, wie das große Geld den Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen könnte. Er erhebt Daten, die kein Forscher zuvor sammeln konnte. Aus vertraulichen Interviews hat sich ergeben, dass viele Ultrareiche zwar nachhaltig Geld anlegen wollen, allerdings nicht wissen, wie. Der 36-jährige ehemalige Investmentbanker versucht mit seinen Konzepten, Vermögende auf der ganzen Welt von Investitionen in Klima- und Sozialprojekte zu überzeugen: Gutes tun und Rendite kassieren. Mittlerweile sei das kein Widerspruch mehr, sagt der junge Forscher. Über noch mehr Geld verfügen institutionelle Investoren, wie zum Beispiel die Church of England, die zu den vermögendsten Kirchen der Welt zählt. Auch hier setzt langsam ein Umdenken ein – und zwar nicht aus reiner Wohltätigkeit. Denn der Klimawandel und die daraus folgenden Extremwetter sowie Umweltschäden gefährden ihr Geschäft – und damit die Altersversorgung vieler Menschen: Die Angst vor milliardenschweren Abschreibungen geht um. «makro» fragt: Können Geldanleger die großen, mächtigen ABU-TV-Tipps im April 2020
Konzerne wirklich zum Umdenken bewegen – und somit etwas erreichen, woran die Politik immer wieder scheitert? Ein Leben für den Knast 3sat (aus der SRF-Reihe «Reporter») Dienstag, 14.04.2020 Reportage von Thomas Gerber 23.55–00.15 Uhr Er war hart, aber herzlich: 38 Jahre lang prägte Christian (Erstsendung 09.02.2020) Harder die Justizvollzugsanstalt Lenzburg. Jetzt geht Christian Harder in Rente. – ein filmisches Porträt. Der 65-jährige Sicherheitsinstruktor Christian Harder sorgte in dem Gefängnis für die technische Aufrüstung. Seine Devise: mehr Sicherheit nach außen, mehr Freiheit im Innern für einen würdevollen Strafvollzug. Rabiat: Klima retten? Ohne 3sat mich! Mittwoch, 15.04.2020 21.00–22.00 Uhr Film von David Donschen (Erstsendung 28.10.2019) Rekordhitze, Waldbrände, Dürre – die Erderwärmung ist auch in Deutschland zu spüren. Doch statt Verzicht heißt es weiter: Essen, Fliegen, Konsumieren, als gäbe es keine Klimakrise. Autor David Donschen reist für seine Reportage «Rabiat: Klima retten? Ohne mich!» durch ein Land, in dem viele von Klimaschutz sprechen, aber nur wenige ihn wirklich ernst angehen. Er will herausfinden, ob es die Menschheit noch schafft, sich selbst zu retten. Am Flughafen Tegel filmt David Donschen landende Maschinen mit einer Spezialkamera. Sie ermöglicht es, das klimaschädliche CO2 zu zeigen. «Oh mein Gott, das sieht ja schrecklich aus», kommentiert eine Familie die Bilder. Und trotzdem sagen sie: «Wir fliegen weiter! Da sind wir ganz egoistisch.» Auch der Reporter fliegt viel und gerne. Dabei hatte sich David Donschen in seiner Studienzeit der grünen Sache verschrieben: Als studierter Umweltwissenschaftler setzte er sich im Wendland aus Protest gegen die Castor-Transporte auf die Schienen und organisierte in der grünen Hochschulgruppe Aktionen gegen Wegwerfbecher. Doch je älter er wurde, desto mehr opferte er seine Ideale der Bequemlichkeit. Heute fliegt er mindestens einmal im Jahr mit einem Langstreckenflug durch die Welt, isst immer noch Fleisch, und auch sein restlicher Konsum ist nur in Maßen ressourcenschonend. Der Klimaexperte Seraja Bock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung rechnet den CO2- Fußabdruck von David Donschen aus – mit einem erschreckenden Ergebnis. Außerdem begleitet David Donschen engagierte Klimaaktivisten, die mit Blockaden und drastischen Aktionen versuchen, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Doch wie viel Widerhall finden die effekthascherischen Proteste bei den Cruise Days in Hamburg und der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt? Und sowieso steht die Frage im Raum: Wie viel kann der Einzelne beim Thema Klimaschutz tun – und was muss die Politik regeln? Auf ihrem Weg vom Wahlkreis nach Brüssel diskutiert David Donschen darüber mit der grünen Europapolitikerin Anna Cavazzini. Wie viele Verbote müssen her? Und wie groß ist die Sorge vor einer deutschen Gelbwestenbewegung, wie es sie in Frankreich gegeben hat? ABU-TV-Tipps im April 2020
Denn effektiver Klimaschutz scheitert in Deutschland auch am tiefen Misstrauen der Menschen gegenüber der Politik. Das zeigt sich in Thüringen. Hier protestierten Bürgerinitiativen gegen Südlink. Die Stromtrasse soll Windstrom aus dem Norden in den Süden transportieren und gilt als eines der zentralen Infrastrukturprojekte der deutschen Energiewende. Doch die Menschen entlang der Trasse glauben das nicht. Außerdem verstehen sie nicht, weshalb bei ihnen Landschaften umgegraben werden für Strom, von dem sie nichts haben. Es zeigt sich: Klimaschutz wird schwierig in einer Gesellschaft, die geprägt ist von Misstrauen und fehlender Solidarität. Dabei sieht man in heimischen Wäldern, wie der Klimawandel in Zukunft auch in Deutschland wüten wird. Die Rekordtemperaturen der Jahre 2018 und 2019 haben riesige Brände befeuert. David Donschen ist unterwegs in der Lieberoser Heide. Hier hat das Feuer nicht nur den Wald, sondern auch Moore in Brand gesetzt. Schluss mit dem Klein-Klein, fordert Professor Andreas Oschlies. Der Klimaforscher aus Kiel sagt: Nur mit Reduktion werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Stattdessen müssen wir das CO2 aus der Atmosphäre nehmen und in den Boden pressen. Eine Maßnahme, die in Deutschland äußerst umstritten ist. Sorgt die Angst der Deutschen dafür, dass wir Zukunftstechnologien für den Klimaschutz ungenutzt lassen? Strom to Go 3sat Film von Reinhart Brüning und Stefan Hoge Donnerstag, 16.04.2020 Alle brauchen mobile elektrische Energie: Smartphone, 20.15–21.00 Uhr Mähroboter, Küchenwaage und E-Bike. Nicht von ungefähr (Erstausstrahlung) ging der Nobelpreis für Chemie 2019 an die Erfinder der Lithium-Ionen-Batterie. Das unscheinbare Massenprodukt «wiederaufladbare Batterie» ist der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende – und ganz besonders zum Erfolg der Elektromobilität. Der größte Anteil an der Wertschöpfung eines Elektroautos steckt in der Batterie. Bislang ist Deutschland hier jedoch von Konzernen aus Fernost abhängig. Denn die Batteriezellen, das Herzstück der Akkus, kommen meist aus China, Japan oder Südkorea. Hat Deutschland noch eine Chance, im großen Wettrennen um den Batteriemarkt mitzumischen? Immerhin stellt die Bundesregierung 500 Millionen Euro für eine Musterfabrik zur Fertigung von Batteriezellen bereit. Kritiker fordern, die Forschung eher im Bereich neuer Batteriekonzepte und dem Recycling ausgedienter Akkus zu verstärken. Das Arbeitsleben einer Autobatterie ist zu Ende, wenn sie auf unter 80 Prozent ihres ursprünglichen Ladezustands abfällt. Dann ist sie zum Recycling aber noch zu wertvoll. Es gibt immer mehr Anwendungen für ein «Second Life» – beispielsweise als Energiespeicher für Solar- und Windstrom. In der Batterieforschung ist Deutschland tatsächlich Weltspitze, etwa an den technischen Universitäten in Braunschweig und Dresden. Die nächste Generation von Autobatterien zeichnet sich dort bereits ab: Wissenschaftler wie Professor Stefan Kaskel verfolgen Ansätze für besseren Brandschutz bei höherer Energiedichte. Intensivdiagnostik von Batterien findet an der RWTH Aachen statt. Die Ergebnisse sind entscheidend für die Batteriekonstrukteure. Denn die wollen alles: hohe Sicherheit und Energiedichte, viele Ladezyklen, lange Lebensdauer. ABU-TV-Tipps im April 2020
Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. scobel – Projekt Strom 3sat Erneuerbare Energien liefern heute schon mehr Strom, als Donnerstag, 16.04.2020 verbraucht wird. Effektive Speichersysteme hingegen sind 21.00–22.00 Uhr Mangelware. Wo bleiben die innovativen Stromspeicher- (Erstausstrahlung) Projekte? Aus den Forschungslaboren weltweit hört man zwar regelmäßig von technologischen Durchbrüchen in der Entwicklung von Stromspeicher-Systemen. Schaut man aber genauer hin, sind dies meist nur Prototypen, die im Alltag nicht einsetzbar sind. Auch die Entwicklung in Sachen Stromspeicher für die boomende E-Mobilität,kommt nicht wirklich voran. Die durchschnittlichen Kapazitäten von Batterien in E-Autos, aus der sich die mögliche Reichweite ergibt, sind immer noch bescheiden. Technologische Hürden in der Entwicklung von effektiven Stromspeichern können anscheinend nur schwer überwunden werden. Es braucht also dringend neue Ideen, neue Konzepte und technologische Innovationen für das Speichern von Energie. Darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. Schweizer Erfolgsgeschichten 3sat (1/3) Donnerstag, 16.04.2020 22.55–23.35 Uhr Grenzenlos gut! (Erstsendung 30.08.2019) Film von Elvira Stadelmann Wenn Leidenschaft auf harte Arbeit und Disziplin trifft, ist der Erfolg meist nicht weit. Die Reihe gibt Einblicke in das Leben von Schweizern, die über die Landesgrenze hinaus Erfolg haben. Tennisheld Roger Federer, Topmodel Ronja Furrer und Victorinox-Mann Karl Kieliger sprechen über ihren Weg nach oben und darüber, was die Schweiz damit zu tun hat. Roger Federer ist vielleicht der berühmteste Schweizer überhaupt. Der 1981 geborene Tenniscrack begeistert seit vielen Jahren mit seinem virtuosen Spiel. Disziplin und harte Arbeit sind Teil seines Erfolgsrezepts, aber auch seine Schweizer Herkunft hat ihn geprägt. Roger Federer reflektiert im Interview, wie die Schweiz ihn gelehrt habe, sich nicht zu überschätzen und abzuheben, sondern sich immer wieder aufs Neue zu beweisen. Ronja Furrer gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Schweiz. Die Solothurnerin startete im Alter von 14 Jahren im Modelgeschäft, lebt in New York und wird von prominenten Labels wie Chanel und Jean Paul Gaultier gebucht. Auch sie führt einen Teil des Erfolgs auf ihre Schweizer Wurzeln zurück. Werte wie Bodenständigkeit, Anstand und Respekt haben sie geprägt, und die Schweiz trage sie stets im Herzen. Karl Kieliger trägt eine Schweizer Ikone in die Welt hinaus: das Schweizer Taschenmesser. Er ist Länderchef für Victorinox, eines der erfolgreichsten Schweizer Labels. Mexiko ist für das weltweit tätige Unternehmen das fünftwichtigste ABU-TV-Tipps im April 2020
Land. Das bedeutet aber auch Erfolgs- und Innovationsdruck für den Schweizer, der seit 15 Jahren in Südamerika lebt. Schweizer Erfolgsgeschichten 3sat (2/3) Donnerstag, 16.04.2020 23.35–00.20 Uhr Grenzenlos gut! (Erstsendung 06.09.2019) Film von Elvira Stadelmann Der siebenfache Schweizer Meister Claudio Caluori, die profilierte Game-Entwicklerin Philomena Schwab und der Profikäser Carlos Marbach verraten, was sie erfolgreich gemacht hat. Claudio Caluori lebt ein Leben am Limit. Als Mountainbiker und Downhill-Biker fiel der siebenfache Schweizer Meister durch seine Waghalsigkeit auf. Heute baut der 42-Jährige erfolgreich Velostrecken auf der ganzen Welt, sogenannte Pumptracks. Bei brütender Hitze muss er in der südafrikanischen Stadt Durban beim Asphaltieren kühlen Kopf bewahren und sein Projekt zu Ende bringen. Was den Schweizer erfolgreich macht, erzählt er in dieser Folge der Reihe «Schweizer Erfolgsgeschichten». Philomena Schwab entwickelt Computerspiele. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» hat sie zur weltweit einflussreichsten jungen Entwicklerin gekürt, denn ihr erstes Spiel «Niche» war ein riesiger Erfolg. Eine Million hat sie damit verdient, Geld, das sie, ganz die Schweizerin, sofort wieder im Unternehmen investiert hat. Das Silicon Valley lässt sie links liegen, viel lieber würde sie die Schweiz zu einem Game-Hub machen. Carlos Marbach hat einen der traditionsreichsten Schweizer Berufe, er ist gelernter Käser. Diese Tätigkeit hat der 75- Jährige sein Leben lang mit großer Leidenschaft ausgeübt, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Südamerika. Heute gibt er sein Wissen Jungunternehmern in der Mongolei weiter und verhilft ihnen so zum Erfolg. Wenn Leidenschaft auf harte Arbeit und Disziplin trifft, ist der Erfolg meist nicht weit. Die Reihe «Schweizer Erfolgsgeschichten» gibt Einblicke in das Leben von Schweizern, die über die Landesgrenze hinaus Erfolg haben. Schweizer Erfolgsgeschichten 3sat (3/3) Freitag, 17.04.2020 00.20–01.00 Uhr Grenzenlos gut! (Erstsendung 13.09.2019) Film von Elvira Stadelmann Caroline Forster trägt die Tradition hochwertiger Stickereien in die Welt hinaus. Sie erzählt neben Hans Rudolf Herren und Simon P. Rindlisbacher ihre «Schweizer Erfolgsgeschichte». Caroline Forster ist KO-CEO der St. Galler Stickereifirma Forster Rohner und führt das Unternehmen in der vierten Generation. Mit präzisen Stickereien für Lingerie und innovativen Technologien setzt sie sich für den Fortbestand des Traditionshauses ein. Hans Rudolf Herren wurde mit dem Welternährungspreis und dem Alternativen Nobelpreis «Right Livelihood Award» ausgezeichnet. Sogar die US-Präsidenten Jimmy Carter und ABU-TV-Tipps im April 2020
Bill Clinton haben ihm für seine Arbeit gratuliert. Dem gebürtigen Walliser aus einfachen Verhältnissen wurde die Schweiz schnell zu eng. Um seinen Wissensdurst zu stillen, zog es ihn in die Welt hinaus. Heute ist er einer der renommiertesten Insektenforscher sowie Landwirtschafts- und Entwicklungsexperten. Simon P. Rindlisbacher träumte schon als kellnernder Sekundarschüler in Wil davon, Direktor eines großen internationalen Hotels zu werden. Nach der Hotelfachschule setzte der Lehrerssohn seinen Traum erst in Bangkok und danach in Hanoi um. Im Alltag steht der Schweizer General Manager unter Druck. Er fordert nicht nur von sich, sondern auch von seinem Team Präzision und Einsatz. Wenn Leidenschaft auf harte Arbeit und Disziplin trifft, ist der Erfolg meist nicht weit. Die Reihe «Schweizer Erfolgsgeschichten» gibt Einblicke in das Leben von Schweizern, die über die Landesgrenze hinaus Erfolg haben. Fassbinder 3sat Dokumentarfilm von Annekatrin Hendel Freitag, 17.04.2020 Kaum ein deutscher Filmregisseur war umstrittener, 01.30–03.00 Uhr produktiver und besessener als Rainer Werner Fassbinder. Als (Deutschland 2015) er 1982 mit nur 37 Jahren stirbt, hat er das Theater revolutioniert. Der Dokumentarfilm «Fassbinder» verknüpft zahlreiche autobiografische Elemente von Fassbinders Spielfilmen mit Passagen aus seinem schriftstellerischen Frühwerk und Selbstzeugnissen seltener Interviews. Keiner vor oder nach ihm hat in einer so kurzen Schaffensphase die deutsche Gesellschaft derart schmerzhaft und wahrhaft porträtiert und polarisiert. Er war Motor und Kraftzentrum seiner Generation und hat mit rasender Energie die deutsche Kulturlandschaft seiner Zeit umgepflügt. Er hat ein Gesamtwerk von 44 Filmen und Fernsehserien hinterlassen. Mehr als 30 Jahre nach seinem Tod gewährt der Dokumentarfilm «Fassbinder» einen neuen Blick auf die zerstörerischen und die unbekannten, sensiblen Seiten des Regisseurs. Um dem Phänomen Fassbinder nahezu kommen, liegt ein Augenmerk auf seinen ersten künstlerischen Ambitionen als Internatsschüler, den Zeiten der Unruhe und des Aufbruchs, bevor die skandalöse Lebensweise zu einem ebenso skandalösen Tod führte. Fassbinder sagt in einer seltenen Tonbandaufnahme: «Ich wusste, ich werde Filme machen, das wusste ich seit ich zwölf war. Es war nur eine Frage der Zeit». Sein Film «Liebe ist kälter als der Tod» wird wegen seiner langen Einstellungen auf der Berlinale 1969 noch ausgepfiffen. «Die Ehe der Maria Braun» erzählt von Kriegsheimkehrern und Verdrängung und wird ein Welterfolg. «Angst essen Seele auf» handelt vom Hass der Deutschen auf Ausländer. Die düstere Geschichte des aufkeimenden Faschismus in dem Roman «Berlin Alexanderplatz» lässt Fassbinder nicht los, seit er 19 ist. Mit Mitte 30 macht er daraus die bis dahin teuerste deutsche Fernsehserie. Sein vorletzter Film «Die Sehnsucht der Veronika Voss» beschreibt gleichzeitig seinen eigenen beginnenden Absturz und gewinnt 1982 den langersehnten Goldenen Bären. Wie Fassbinder mit seinen Mitarbeitern, Schauspielern, Rivalen und Liebesabenteuern, den Machtkämpfen und seiner offen zur Schau gestellten Bisexualität umging, ist in der ABU-TV-Tipps im April 2020
Begegnung mit seinen Stars zu erfahren – Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Sie und seine Weggefährten, Freunde und Förderer wie Harry Baer, Günter Rohrbach, Thomas Schühly, Fritz Müller-Scherz und Juliane Lorenz erzählen von Ihren Erlebnissen mit Fassbinder, als sei es gestern gewesen. Hanna Schygulla: «Er hatte was Rührendes, Verletzliches und was Raubtierhaftes», Irm Hermann: «In dem Moment, als gedreht wurde, war ich ihm total verfallen. Eine Intimität der Sonderklasse.» Margit Carstensen: «Er hat sich mit jedem von uns so existenziell auseinandergesetzt, dass das in das eigene Leben eingriff. Er hatte seine eigene Last zu tragen, musste mit irgendetwas fertig werden.» «Fassbinder» – ein Porträt, eine Symbiose zwischen Film und Leben – lässt ahnen, woher das Enfant terrible des neuen deutschen Films den Willen und die Kraft nahm, sich unbeirrbar durchzusetzen. Tele-Akademie 3sat Hans-Jürgen Jakobs: Wem gehört die Welt? Die Sonntag, 19.04.2020 Machtverhältnisse im globalen Kapitalismus 06.45–07.30 Uhr Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich (Erstsendung 05.04.2020) Finanzfirmen eine dominante Stellung in der globalen Wirtschaft erarbeitet. Welche Ziele verfolgen sie? Sie treffen auf das geballte Kapital von Staaten wie China, von arabischen Fürstentümern und russischen Oligarchen sowie auf die Milliarden von Pensionsfonds und großen Unternehmerdynastien, denen es um neue Produkte und neue Märkte geht. In diesem über Finanzmärkte gesteuerten Neokapitalismus findet weltweit eine Umverteilung von unten nach oben statt – hin zu denen, die diesen schrankenlosen Finanzkapitalismus beherrschen. Wer sind die Protagonisten dieser Auseinandersetzung um Märkte, Rohstoffe und Firmen? Hans-Jürgen Jakobs ist einer der renommiertesten deutschen Wirtschaftsjournalisten. Er arbeitete für den «Spiegel» und war bei der Tageszeitung «Süddeutsche Zeitung» Leiter der Wirtschaftsredaktion. 2013 übernahm er die Chefredaktion des Wirtschaftsmagazins «Handelsblatt». Seit 2016 ist er dort Senior Editor. Kinderbilder im Netz 3sat (aus der Reihe «NZZ Format») Sonntag, 19.04.2020 Film von Cristina Karrer und Patricia Wagner 19.10–19.40 Uhr Vor aller Augen gegen die Wand laufen, vor aller Augen auf (Erstsendung 22.08.2019) dem Töpfchen sitzen: Wenn Eltern das Leben ihrer Sprösslinge in den sozialen Medien ausbreiten, nennt man das «Sharenting». Mit dem Sharenting verletzen Eltern ein elementares Recht der Kinder: das UNO-Kinderrecht auf Privatsphäre. Auch birgt die Zurschaustellung im Netz Gefahren. Für Pädophile etwa bietet es einen ungeahnten Fundus. Außerdem gilt: einmal im Netz, immer im Netz. Der Instagram-Account des sechsjährigen Schweizers Ardi Klimenta, auf dem er Mode präsentiert, hat beispielsweise längst mehr als 100‘000 Follower. Seine Eltern sehen das nicht als Problem. Ihr Sohn werde zu nichts gezwungen, und das Geld lande immerhin auf seinem Konto. Ein «NZZ Format» über Teil-Wut, Bilderflut und die Würde des ABU-TV-Tipps im April 2020
Kindes. 8m² Einsamkeit 3sat Einzelhaft in Virginia Montag, 20.04.2020 Dokumentarfilm von Kristi Jacobson 22.25–23.50 Uhr Der Dokumentarfilm «8m 2 Einsamkeit» erzählt die Geschichte (USA 2016) von Insassen in Langzeit-Isolationshaft in einem von Amerikas «Supermax»-Gefängnissen in den Bergen von West Virginia. Die Einzelschicksale der Männer sind verflochten mit den Geschichten der Gefängnisaufseher. Der Film von Kristi Jacobson erforscht in noch nie dagewesener Art und Weise die Erfahrungen und Schicksale auf beiden Seiten der Gefängnistüren. Gebaut auf einer Bergspitze der Appalachen, liegt das Red- Onion-Gefängnis annähernd 500 Kilometer von jeglichem urbanen Ballungsgebiet entfernt. Es fasst bis zu 500 Häftlinge. Mit beispiellosem Zugang streift die Filmemacherin Kristi Jacobson durch die Gefängniskorridore und Zellen und hält alles in eindringlichen Bildern fest. Dabei fängt sie auch die beängstigenden Geräusche und die gespenstische Atmosphäre eines Hochsicherheitsgefängnisses ein. Zutiefst intime und reflektierte Interviews mit den Häftlingen enthüllen deren verlorene Kindheit, die Gefahren des Gefängnisalltags und ihren Kampf, in der unerbittlichen Monotonie der Gefangenschaft nicht den Verstand zu verlieren. Eingewoben in ihre Geschichten sind die Stimmen der Gefängnisaufseher, die an der Seite der Häftlinge ihrerseits darum kämpfen, sich ihre Mitmenschlichkeit zu bewahren. Als das Gefängnis ein Reformprogramm startet, um die Zahl der Gefängnisinsassen in Einzelhaft zu reduzieren, öffnet dies ein unerwartetes Fenster ins Leben auf beiden Seiten der Gitterstäbe. «8m 2 Einsamkeit» wurde über einen Zeitraum von einem Jahr gefilmt. Der Film zeigt die Widerstandskraft des menschlichen Geistes und wirft provokante Fragen auf zur Art der Bestrafung Krimineller in den USA von heute. Todeszug in die Freiheit 3sat Film von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler Dienstag, 21.04.2020 Der Film erzählt die einzigartige Geschichte eines KZ- 22.55–23.40 Uhr Transports aus dem Frühjahr 1945. Die Gefangenen sollten (Erstsendung 29.01.2018) vom KZ-Außenlager Leitmeritz zum KZ Mauthausen gebracht werden. Unter deutscher Besatzung lief die Route für den Transport durch das damalige Protektorat Böhmen und Mähren – und die tschechische Bevölkerung zeigte eindrucksvoll Mitmenschlichkeit. Um eine Befreiung der Konzentrationslager durch die heranrückenden Alliierten zu verhindern, fanden solche von der SS organisierten und bewachten Gefangenentransporte zu der Zeit überall statt – auch auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Doch anders als dort unternimmt die tschechische Bevölkerung alles, um so viele Menschen wie möglich aus den Todestransporten zu befreien oder sie durch Versorgung mit Nahrung und Medikamenten zu retten. Die Tschechen handeln mutig und von Station zu Station organisierter – und mit großem Erfolg. Nur wenige von ihnen ABU-TV-Tipps im April 2020
sind Widerstandskämpfer. Es gelingt der Bevölkerung, rund 1500 von rund 4000 Häftlingen zu befreien und den anderen durch ihr beherztes Eingreifen bessere Überlebenschancen zu sichern. Am Ende wird der Zug sogar mit Waffengewalt befreit. Einzigartig ist nicht nur diese Geschichte, einzigartig sind auch das Filmmaterial und die Fotos, mit denen die Tschechen damals das Geschehen dokumentiert haben – und mit dem es gelingt, die Geschehnisse von damals plastisch zu schildern. Jahrelang haben die beiden Filmemacher Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler, die für den Film «Verbrechen Liebe» mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurden, diese Geschichte recherchiert. Es ist ihnen gelungen, zahlreiche Zeitzeugen zu finden, Menschen, die damals in den Waggons um ihr Leben bangten, genauso aber auch viele tschechische Helfer, die damals dabei waren. Sonita – Was ist ein Mädchen 3sat wert? Freitag, 24.04.2020 01.10–02.00 Uhr Film von Rokhsareh Ghaem Maghami (Erstsendung 09.01.2018) Sonita lebt als nicht-registrierte afghanische Einwanderin im Armenviertel von Teheran im Iran. Die temperamentvolle 18- Jährige möchte ihr eigenes Leben führen und Musikerin werden. Sie trotzt allen Hindernissen, die ihr im Iran und seitens ihrer patriarchalischen Familie in den Weg gelegt werden. Denn ihre Familie, allen voran ihre Mutter, plant, sie – ganz nach Tradition – als Braut zu verkaufen. 9000 US-Dollar soll Sonita kosten. Sonita steht vor einem Dilemma. Wenn sie an ihrem Traum festhält, wird sie die Ehre ihrer Familie so verletzen, dass sie von der Familie verstoßen werden wird. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Selbstbestimmung steht Sonita zwischen ihrer traditionell geprägten Familie und Freunden sowie Kollegen einer teheranischen Nichtregierungsorganisation (NGO), die sie in ihrer persönlichen Entwicklung nach Kräften unterstützen wollen. Sonita greift ihr Schicksal, aber auch das von anderen afghanischen Mädchen, in mitreißenden Liedern auf, die von Kinderarbeit, Zwangsheirat, dem Elend illegaler Flüchtlinge ohne Papiere, von Fremdenfeindlichkeit und dem Krieg in Afghanistan erzählen. Ihr Ziel ist es, mit ihren Rap-Songs so berühmt zu werden, dass sie ihre Familie auszahlen kann. Sonita meistert die enormen Schwierigkeiten ihres Alltags mit nicht nachlassender Energie und Beharrlichkeit. Und nicht nur sie, auch ihre Mutter, ihre Schwägerin, die quirlige kleine Nichte Fadia und die freiwilligen Helfer und Freunde der NGO rund um die rührende Direktorin Farzaneh Pouri sind jeden Tag wieder mit den Absurditäten des täglichen Lebens und Überlebens im Armenviertel von Teheran konfrontiert. Mithilfe der Filmemacherin Rokhsareh Ghaem Maghami dreht Sonita ein Musikvideo für ihren Song «Brides for Sale», der ein Hit auf Internetplattformen wird. Plötzlich ist Sonita bekannt – was Chancen und Gefahren mit sich bringt, denn Sologesang von Frauen ist im Iran verboten. Jedoch: Durch ihre Online-Präsenz wird eine NGO aus den USA auf die junge Künstlerin aufmerksam und bietet ihr ein Stipendium an einer Schule in Utah an – doch bevor Sonita diese Möglichkeit in Betracht ziehen kann, muss sie sich Ausweispapiere besorgen, was zu einer gefährlichen Herausforderung wird. Die Dokumentation «Sonita – Was ist ein Mädchen wert?» ist ABU-TV-Tipps im April 2020
mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem 2015 beim «International Documentary Film Festival Amsterdam», wo er seine Premiere feierte, und 2016 beim «Sundance Filmfestival». Mein anderes China (1/4) 3sat Wahrsagerei und wohin sie mich führt Montag, 27.04.2020 Film von Dave D. Leins 20.15–21.05 Uhr China will den perfekten Überwachungsstaat. Die Arbeit als (Erstausstrahlung) Korrespondent empfand Pascal Nufer deshalb zunehmend als zermürbend. In «Mein anderes China» will er sich mit dem Land versöhnen. In dieser Folge taucht China-Korrespondent Pascal Nufer ein in die Welt der Wahrsagerei. Auf diese «asiatische» Weise sucht er Rat für seine persönliche Zukunft und erforscht die spirituellen Seiten des Landes. Fünf Jahre lang lebte Pascal Nufer mit seiner Familie in Shanghai. Nun heißt es: Zurück in die Schweiz! Was bedeutet diese Umstellung für die Familie, und wie geht es für Pascal Nufer beruflich weiter? All das steht noch in den Sternen. Für viele Chinesen wäre klar, was sie in so einer Situation tun würden: Sie gingen zum Wahrsager. In vielen Ländern Asiens ist das ganz alltäglich. Pascal Nufer stand dem bisher immer skeptisch gegenüber. Doch jetzt scheint ihm der perfekte Moment zu sein, um sich auf solch ein persönliches Abenteuer einzulassen. Seine Suche nach Rat führt ihn von Shanghai über Taiwan nach Hongkong und Macao zu Wahrsagern, Tempeln und einer Wassergöttin. Kann ihm diese interessante und skurrile Reise helfen, beruhigter in die Zukunft zu blicken? Und kann sie ihm neue, positive Seiten des Riesenreiches eröffnen? Die Verlierer des Islamischen 3sat Staates Dienstag, 28.04.2020 22.55–23.45 Uhr Film von Anne-Frédérique Widmann und Marie-Laure (Erstausstrahlung) Widmer Baggiolini Was wurde aus den Schweizer IS-Anhängern, die sich teils mit ihren Frauen und Kindern dem selbst ernannten «Islamischen Staat» angeschlossen haben? Männer, Frauen und Jugendliche erzählen – in bislang unveröffentlichten Berichten – über das Leben im Kalifat. 11‘000 ausländische Kämpfer mit Frauen und Kindern wurden mittlerweile in Gefängnissen und Lagern der Kurden im Nordosten Syriens inhaftiert. Viele werden vermisst und von ihren Familien von der Schweiz aus verzweifelt gesucht. Gibt es überhaupt noch Hoffnung, auf ein Wiedersehen? Während ihre Familien und lokale Behörden dringlich ihre Rückführung fordern, schließen europäische Staaten, so auch die Schweiz, die Augen vor der aktuellen Situation. Gefährliche Rückkehrer – IS- 3sat Kämpfer in Deutschland Mittwoch, 29.04.2020 21.15–22.00 Uhr Film von Joanna Michna, Candan Six-Sasmaz und (Erstsendung 11.09.2019) Andreas Lünser Der sogenannte Islamische Staat ist geschlagen. Ehemalige ABU-TV-Tipps im April 2020
Kämpfer kehren in ihre Heimat zurück – auch nach Deutschland. Eine Dokumentation über die gefährlichen Rückkehrer des IS. Was bedeutet es für deutsche IS-Rückkehrer, wenn sie realisieren müssen, dass ihr Traum von der vermeintlich «islamischen Weltrevolution», für den sie einst ihre Heimat verlassen haben, zerplatzt ist? Sind sie ein unkontrollierbares Terrorpotenzial? Was bedeutet es für die deutsche Gesellschaft und die Sicherheitsbehörden, diese deutschen Staatsbürger wieder in der Bundesrepublik aufzunehmen? Und was passiert mit den deutschen Staatsbürgern, die sich gegenwärtig noch im Irak und in Syrien befinden – Männer, Frauen und Kinder, die nach dem Zusammenbruch des «Kalifats» in Camps und Gefängnissen sitzen? Sklavinnen des IS 3sat Suche nach Gerechtigkeit Donnerstag, 30.04.2020 Film von Philippe Sands und David Evans 22.55–00.20 Uhr Wird sich der Islamische Staat jemals für die unfassbaren (Erstsendung 18.07.2018) Verbrechen, die er im Nordirak und Syrien begangen hat, vor Gericht verantworten müssen? Dieser Frage geht der Film anhand des Schicksals zweier jesidischer Frauen nach. Shirin und Lewiza waren vom IS verschleppt, verkauft und über Monate vergewaltigt worden. Nach ihrer Flucht wurden sie in ein Rettungsprogramm für misshandelte Jesidinnen aufgenommen. Das Rettungsprogramm unter Leitung des deutsch-jesidischen Traumatologen Jan Kizilhan wurde 2015 ins Leben gerufen. Kizilhan ist überzeugt, dass die seelischen Verletzungen der jungen Frauen nur geheilt werden können, wenn ihnen auch juristisch Gerechtigkeit widerfährt. Deshalb bringt er sie mit dem renommierten britischen Juristen Philippe Sands zusammen – einem Experten für Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Gerechtigkeit. Sie führt über einem Zeitraum von drei Jahren vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bis hin zur höchsten Klage-Instanz der Bundesrepublik, dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Der Einsatz für Gerechtigkeit wird für Shirin und Lewiza zu einem persönlichen Genesungsweg, einem Weg der Befreiung. Shirin löst sich von ihren Ängsten und findet wieder Mut, ihren eigentlichen Namen zu verwenden – Dalal. Hinter diesem persönlichen Genesungsweg der beiden traumatisierten Frauen steht eine universelle Frage: Wie sollen demokratische Staaten mit den unmenschlichen Verbrechen des Islamischen Staates umgehen? Der Film zeigt, dass in Europa der politische Wille fehlt, die Drahtzieher des IS vor Gericht zu bringen. Viele Regierungen ziehen den scheinbar einfacheren Weg, die außergerichtliche Liquidierung durch Kampfdrohnen, vor. Doch verrät Europa damit nicht einen Teil seines rechtsstaatlichen Erbes, dessen Fundament mit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen 1946–1949 gelegt wurde? ABU-TV-Tipps im April 2020
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