KRH - KRH Klinikum Region Hannover

 
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03/2021

                                               KRH
Das Magazin des KRH Klinikum Region Hannover

                                                     Versorgung im Notfall
                                                     Sie helfen in lebensbedrohlichen Situationen, handeln
                                                     präzise und schnell, wenn es keinen zeitlichen Aufschub
                                                     geben darf: die Expertenteams der Notaufnahmen des
                                                     Klinikum Region Hannover.
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EDITORIAL

                                                                                                    Inhalt
                                                                                                    04 Kurz notiert
                                                                                                        Neues aus den KRH Häusern

                                                                                                    06 Reportage
                                                                                                        Aus dem Alltag der Zentralen
                                                                                                        Notaufnahmen der KRH Kliniken
  Foto: Maren Kolf – Wedemark

                                                                                                        Nordstadt und Siloah

                                                                                                    10 Besser ankommen
                                Dr. med. Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin (v. l.),              Neue Aufnahmekonzepte
                                Dipl.-Kffr. Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und             der KRH Psychiatrien
                                Infrastruktur, Michael Born, Geschäftsführer Personal
                                                                                                    12 Wimmelbild
                                                                                                        So geht es in einer Notaufnahme zu

                                Hilfe im Notfall                                                    14 Notaufnahme
                                                                                                        Symptome erkennen und
                                Wenn es einen Notfall gibt, dann muss es schnell gehen. Ob in           richtig handeln
                                Laatzen, Neustadt, Burgwedel, Gehrden, Lehrte, Langenhagen,
                                Wunstorf oder in Hannover – das KRH hält für Sie neun Notauf-
                                nahmen bereit. 24 Stunden einsatzbereit, rund um die Uhr mit        18 Notfalldiagnostik
                                Fachpersonal besetzt, jederzeit bereit, Leben zu retten. Doch wie       Wenn präzise und schnell
                                funktioniert eine Notaufnahme und welche Menschen arbeiten
                                                                                                        ­entschieden werden muss, ist
                                dort?
                                    In dieser Ausgabe nehmen wir Sie mit hinter die Kulissen. Wir       Erfahrung nicht ersetzbar
                                lassen die Personen sprechen, die in den KRH Notaufnahmen
                                arbeiten, fragen nach ihrer Motivation und erklären die Abläufe.    20 Erfahrungsberichte
                                Mit zwei Reportagen unserer Redakteur*innen aus den Notauf-
                                nahmen des KRH Klinikum Nordstadt und Siloah wechseln wir               Wieso Notaufnahme? Drei
                                die Perspektive und schauen von außen auf die Arbeit in einer           Mitarbeitende des KRH Klinikum
                                Notaufnahme – so, wie Sie sie erleben.                                  Großburgwedel geben Auskunft
                                    Besonders freut es uns, die Planung einer neuen Notaufnah-
                                me am KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen anhand eines Wim-
                                melbildes für Sie darzustellen. Tauchen Sie ein in die Welt der     22 Neu justiert
                                Notaufnahme. Wir zeigen Ihnen die andere Seite.                         Das Zusammenspiel der Lebensretter
                                    Wir wünschen Ihnen eine spannende Entdeckungsreise und
                                bleiben Sie gesund!
                                                                                                    23 Der besondere Patient
                                Ihre KRH Geschäftsführung                                               Ein selbstheilender Tumor

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                                   3
KRH - KRH Klinikum Region Hannover
KURZ NOTIERT

    Lungenexperte Prof. Fühner
    erarbeitet Leitlinie zur
    Behandlung mit Sauerstoff
    Selten stand die Beatmungsmedizin so im Mittelpunkt
    des öffentlichen Interesses wie in den vergangenen
    Monaten. Der Sauerstoff spielt dabei die zentrale Rolle.
    Da verwundert es, dass es bisher in Deutschland keine
    Leitlinie gegeben hat, wie bei Erwachsenen die Be-
    handlung mit Sauerstoff durchgeführt werden soll. Jetzt
    hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
    Beatmungsmedizin eine Leitlinie dazu herausgegeben.          viel Sauerstoff gegeben und wie eine Therapie über-
    Zusammen mit 15 weiteren Autorinnen und Autoren hat          wacht werden sollte. Die Kunst bei solch komplexen
    Prof. Dr. Thomas Fühner, Chefarzt der Klinik für Pneu-       Papieren ist es, den aktuellen Stand von Wissenschaft
    mologie, Intensiv- und Beatmungsmedizin am KRH Klini-        und Forschung, neueste Studien und den umfangreichen
    kum Siloah, dieses umfangreiche Papier als sogenannter       Erfahrungsschatz der Beteiligten zu vereinen und dann
    Letztautor erarbeitet. Beteiligt waren zudem die unter-      auf eine praxisbezogene und anwendungsorientierte
    schiedlichsten Fachgesellschaften von der Notfall- bis zur   Basis zurückzuführen. „Wir haben eine Leitlinie erarbeitet,
    Intensivmedizin. Inhaltlich beschäftigt sich die Leitlinie   die das bestmögliche Ergebnis für die Patientinnen und
    damit, wer in der Akutsituation Sauerstoff bekommt, wie      Patienten zum Ziel hat“, sagt Lungenspezialist Fühner.

    Internationale Prostatakrebsstudie:
    KRH Kliniken Großburgwedel und Siloah nehmen teil

                                               Das Prostatakrebszentrum des KRH Klinikum Siloah unter der Leitung von
                                               Dr. Stefan Baltes (Bild oben, rechts) und das Uroonkologische Zentrum
                                               des KRH Klinikum Großburgwedel unter der Leitung von Dr. Joachim
                                               Stein, Chefarzt der Klinik für Urologie und Zentrumsleiter (Bild unten,
                                               rechts), und Kristin Blanchard, Fachärztin für Urologie und Koordinatorin
                                               des Uroonkologischen Zentrums, nehmen an der internationalen Studie
                                               Prostata Cancer Outcomes (PCO) teil. Ziel ist es, Gesundheitszustand und
                                               Lebensqualität von Patienten vor und nach der Behandlung der Prostata
                                               anhand von anonymisierten Daten auszuwerten, um damit die Behand-
                                               lungsqualität zu erhöhen. Neben den beiden KRH Einrichtungen beteili-
                                               gen sich rund 105 Zentren, es werden fast 30.000 anonymisierte Patien-
                                               tendaten ausgewertet. „Die PCO-Studie sammelt Behandlungsergebnisse
                                               und macht diese unter wissenschaftlicher Anonymisierung transparent.
                                               Von den Ergebnissen profitieren am Ende unsere Patienten“, erklärt Prof.
                                               Dr. Alexandre Pelzer, Chefarzt der Klinik für Urologie am KRH Klinikum
                                               Siloah und Experte im Gremium (Bild oben links), das die Ergebnisse
                                               auswerten und veröffentlichen wird. Die Studie wird hierzulande von der
                                               Deutschen Krebsgesellschaft und dem Bundesverband Prostata Selbsthil-
                                               fe getragen. International knüpft sie an das TrueNTH Global Registry an.

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KRH - KRH Klinikum Region Hannover
John Kennedy Bobga Billa ist
                                            Integrationsmanager im
                                            KRH Klinikum Siloah
                                            Vom Recruiting über die Praxisanleitung
                                            bis hin zur sozialen Integration: Das Ein-
                                            satzgebiet von John Kennedy Bobga
                                            Billa ist so umfangreich wie vielfältig. Der
                                            48-jährige gebürtige Kameruner ist seit
                                            Anfang des Jahres Integrationsmanager im
                                            KRH Klinikum Siloah. Das heißt, er ist beim Re-
                                            cruiting von den ersten Bewerbungsgesprächen an
                                            dabei und prüft dabei die fachliche Eignung potenzieller ausländischer Mit-
                                            arbeiterinnen und Mitarbeiter. Die neuen Mitarbeitenden macht er vertraut
                                            mit der stationären Pflege in Deutschland, vermittelt ihnen die Begrifflich-
                                            keiten, die Hierarchien und die Arbeitskultur. Hier sind oft die größten Hürden
                                            zu meistern. So auch bei den Hygienekonzepten. „Es ist manchmal erklä-
                                            rungsbedürftig, dass bestimmte Schutzausrüstung nach Gebrauch direkt

                    10
                                            entsorgt wird, wohingegen es im Herkunftsland eine knappe Ressource war.“
                                            Zudem hilft Kennedy Bobga Billa bei der sozialen Integration, gibt Tipps bei
                                            der Wohnungssuche und Ratschläge zum Beispiel zu Einkaufsmöglichkeiten
                                            oder kulturellem und auch religiösem Anschluss. Noch entscheidender sind
            Krankenhäuser                   die behördlichen Angelegenheiten: Wie kann man mit dem Arbeitsvertrag
                                            auch eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten? Wie ist ein Familiennachzug
         gehören zum Klinikum               möglich? Derzeit betreut er rund zehn Mitarbeitende im Siloah, ab Oktober
           Region Hannover.                 werden es voraussichtlich zehn weitere sein.

    Zweijährige Weiterbildung:                                  das Wundmanagement, die Vorbereitung des Patienten
                                                                im Operationssaal und die aktive Assistenz während der
    KRH Klinikum Gehrden bildet                                 OP. „Die Wahl als Weiterbildungsstandort für zukünftige
    Gefäßassistenten aus                                        Gefäßassistent*innen zeigt uns, dass wir zu den besten
                                                                gefäßchirurgischen OP-Teams gehören“, sagt Pflegefach-
    Das Team der Gefäßchirurgie im KRH Klinikum Robert          kraft und OP-Leiterin Veronika Vukljevic. „Der Gefäßas-
    Koch Gehrden, geleitet von Chefarzt Dr. Michael             sistent ist ein wertvolles interprofessionelles Bindeglied
    Maringka (im Bild links) und OP-Leiterin Veronika           zwischen Arzt und Pflege“, sagt Dr. Michael Maringka,
    Vukljevic, wurde von der Deutschen Gesellschaft für         Chefarzt der Gefäß- und Endovaskularchirurgie und Or-
    Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) zum Weiter-           ganisator der Zulassung der Weiterbildung in Gehrden.
    bildungsstandort für Gefäßassistenten ernannt. Als erster   „Diese Entwicklung wird unsere Abläufe weiter profes-
    angehender Gefäßassistent beginnt Timo Schmey die           sionalisieren und die Attraktivität des Unternehmens am
    Weiterbildung. Der gelernte Gesundheits- und Kranken-       Standort Gehrden auch als Arbeitgeber deutlich stärken.“
    pfleger arbeitet seit fast einem Jahrzehnt mit im OP in
    Gehrden und ist für die Organisation der Gefäßchirurgie
    hauptverantwortlich. In den zwei Jahren seiner Weiterbil-
    dung wird er neben seiner normalen Tätigkeit im Gehr-
    dener OP von der DGG in der Theorie geschult und bei
    anderen Operationen hospitieren. Bei der Weiterbildung
    geht es um nicht invasive Untersuchungsverfahren, um

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                    5
KRH - KRH Klinikum Region Hannover
REPORTAGE

       EINE
       NACHT …
       Reportage aus der Zentralen Notaufnahme
       des KRH Klinikum Nordstadt

       Mein Name ist Lennart Dreyer und ich arbeite seit zweieinhalb
       Jahren in der Unternehmenskommunikation des KRH. Seit einem
       Jahr bin ich Chefredakteur der CURA. An einem Samstag im
       Spätsommer habe ich Pflegekräfte bei ihrer Nachtschicht in der
       Zentralen Notaufnahme im KRH Klinikum Nordstadt begleitet.
       Diese Stunden werden mir immer im Gedächtnis bleiben. Die
       Kolleg*innen und ihre Arbeit verdienen tiefsten Respekt.

        20.30 Uhr Die Nachtschicht beginnt. Es ist warm,          22.30 Uhr Die Schulter ist nach einer Vollnarkose
       die Stimmung noch entspannt. Ich sitze mit Kalle,         wieder eingerenkt. Der Patient telefoniert mit Arm-
       Andrea, Thomas und Benni im Aufenthaltsraum.              binde und streckt mir den Daumen entgegen. An-
        21.05 Uhr Andrea hat mich gekrallt und ich folge         dere Patienten winken mir zu, damit ich zu ihnen
       ihr unauffällig im Pflegedress und mit Notizblock.        komme.
       Beim Betreten des ersten Behandlungszimmers                23.20 Uhr Benni bestellt Pizza. Andrea betreut
       läuft es mir kalt den Rücken herunter. Blut habe          heute die Unfallpatienten und kommt zurzeit nicht
       ich schon gesehen, aber Knochenknacken ist nicht          zu einer Pause. Stürze, Hüftbrüche, Fahrrad- und
       so meins. Im Zimmer versucht die Unfallchirurgin          Autounfälle. Gerade hilft sie dabei, eine Hüfte ein-
       gerade, einem jungen Mann die Schulter einzuren-          zurenken.
       ken. Sie ist in sich verdreht, der Arm steht leicht        0.00 Uhr 130 Patient*innen wurden bisher auf-
       nach hinten – Sportunfall. Andrea packt sofort mit        genommen. Viele sind schon behandelt, einige
       an. Ich drücke mich mit dem Rücken an die Tür.            warten seit Stunden. Der Krankenwagen bringt
        21.25 Uhr Kalle nimmt Anrufe nur noch mit ei-            eine Muskelzerrung. Andrea ist freundlich – und
       nem „ist brechend voll“ entgegen. Er teilt jeden          wütend, denn so jemand gehört nicht in die Not-
       Ankömmling nach Dringlichkeit ein. Dabei hilft ihm        aufnahme. Eine Patientin aus einem Pflegeheim
       seine Erfahrung – er arbeitet seit 34 Jahren in der       wartet wieder auf den Abtransport. Sie hat keine
       Notaufnahme.                                              Symptome.
        21.40 Uhr Eine Patientin, die behauptet, sie sei          0.22 Uhr Ein Schmetterling fliegt durch das Be-
       selbst Krankenschwester, hat sich zu Hause eine           handlungszimmer, während der Unfallchirurg ei-
       Infusion gelegt und vergiftet. Andrea pumpt die           nen Knöchel abtastet.
       hochkommende Magenflüssigkeit ab. Einiges ist              0.40 Uhr Etwas Zeit für kalte Pizza, kalte Cola
       schon danebengegangen. Das Bett muss gewech-              und Small Talk. Andrea mag die Arbeit. Nach der
       selt werden. Die Operation wird vorbereitet.              Schicht ist ihr Tipp: direkt ins Bett und lange schla-
        22.00 Uhr Der erste Rettungssanitäter will mir           fen. Sie hat heute noch eine Radtour geplant.
       eine Patientin übergeben. Die Notaufnahme ist              2.00 Uhr Der erste Patient wird zur Blutabnahme
       voll. Kalle brüllt in alle Richtungen: „Gleich, gleich,   von der Polizei eingeliefert. Die Alkohol- und Party-
       gleeeeich!“                                               fälle trudeln ein.

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KRH - KRH Klinikum Region Hannover
Ganz am Anfang: 20.30 Uhr. Im
                                                                                Pausenraum findet die Übergabe
                                                                                zwischen der Spätschicht und
                                                                                der Nachtschicht statt. Mittendrin:
                                                                                unser Autor Lennart Dreyer.

                                                                                   Andrea macht Pause mit kalter Pizza.

           Kalle am Empfang.

          2.40 Uhr Kalle verlässt zum ersten Mal den Emp-      gen. Da bist du ja wieder.“ Der Patient hat die Au-
         fang und legt einen Gipsverband für ein gebroche-     gen geöffnet und versucht, sich die Infusionen zu
         nes Handgelenk an. Ein Moment der Ruhe.               entfernen.
          3.00 Uhr Vier Patienten und acht Rettungssani-        5.10 Uhr Der Patient ist stabil und schläft.
         täter warten auf Aufnahme. Dazu ist ein Schlag-        5.50 Uhr Irgendwie fühle ich mich müde und den-
         anfallverdacht unterwegs. Benni bereitet den          noch wach. Ich bin mir sicher, dass ich heute nicht
         Schockraum vor, er ist heute für die Neuropatien-     mehr schlafen kann. An­drea ist immer noch unter-
         ten verantwortlich. Ein Patient war um 2 Uhr mit      wegs. Ein Mann wurde blutend am Hauptbahnhof
         tauber Hand aufgewacht. Später stellt sich he­raus:   gefunden und ist mit dem Krankenwagen gekom-
         Fehlalarm.                                            men. Als er vor mir sitzt, läuft das Blut aus einer
          3.40 Uhr Mehr kalte Pizza zwischen blutenden         Kopfwunde. Er spielt am Handy. Eine klassische
         Sturzwunden, gebrochenen Gelenken und Pro­            Absturzgeschichte.
         blemen, die nicht in die Notaufnahme gehören.          6.01 Uhr Patientin mit Verdacht auf Schlaganfall.
          4.16 Uhr Der erste bewusstlose Sturzbetrunke-        Die Ärztin der Nachtschicht übernimmt noch die
         ne. Seine Atmung geht schwer. Thomas versucht,        Aufnahme. Die erste Kollegin der Frühschicht ist da.
         ihn mit der Ärztin stabil zu bekommen.                 6.15 Uhr Andrea und ich machen uns auf den Weg
          5.03 Uhr CT und Röntgenuntersuchungen sind           in die Umkleiden. Auf dem Flur steht ein verwirrter
         gemacht. Mittlerweile werden noch andere Ärzte        Mann. Er spricht undeutlich, man kann ihn kaum
         hinzugezogen und Maßnahmen diskutiert. Tho-           verstehen. Kalle übernimmt und brüllt: „Hierher,
         mas’ Stimme platzt in die Diskussion: „Guten Mor-     wenn Sie sich anmelden wollen.“

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KRH - KRH Klinikum Region Hannover
REPORTAGE
                                        Der Eingangsbereich der Notaufnahme im
                                      KRH Klinikum Siloah. Rund um die Uhr treffen
                                       hier Patient*innen mit den verschiedensten
                                                 Verletzungen und Symptomen ein.

       … FÜRS LEBEN
       Reportage aus der Zentralen Notaufnahme
       des KRH Klinikum Siloah

       Mein Name ist Nina Hoffmann und ich bin seit Januar
       2021 Volontärin in der Unternehmenskommunikation
       des KRH. Von der Arbeit in Zentralen Notaufnahmen
       hatte ich schon viel gehört. Von der Hektik dort, von
       ungeduldigen und aggressiven Patient*innen oder gar
       Gewalt. Umso aufgeregter war ich, als ich erfuhr, dass
       ich eine ärztliche Samstagnachtschicht in der Notauf-
       nahme des KRH Klinikum Siloah begleiten werde.

       D          ie ärztliche Nachtschicht in der Notfauf-
                  nahme des KRH Klinikum Siloah beginnt
                  um 19 Uhr. Im Dienst sind Ärztin Irina von
                  Heimburg, ihr Kollege Dr. Daniel Krieger,
       die Ärzt*innen von den Stationen und zwei Kran-
                                                                deren. Das Geräusch von schlurfenden Schuhen
                                                                auf dem Klinikumsboden. Gelegentlich schlägt die
                                                                Software IVENA Alarm, die ankündigt, wenn mit
                                                                dem Rettungsdienst ein neuer Notfallpatient ein-
                                                                trifft. Dann wird diese Stille abrupt unterbrochen.
       kenpflegerinnen. „In der ZNA im Siloah gibt es           „Hallo?“, tönt es lallend am Empfang. Da ist er
       keine Unfallchirurgie. Zu uns kommen hauptsäch-          auch schon: der erste Alkoholfall. Es ist halb acht.
       lich internistische Notfälle“, erläutert von Heim-       Der Mann wurde mit einem Rettungswagen ge-
       burg, die seit sieben Jahren in der Notaufnahme          bracht und trägt eine Plastiktüte mit einer halb
       arbeitet. Okay, Knochenbrüche und Platzwunden            vollen Schnapsflasche bei sich, die man ihm so-
       werde ich hier also schon einmal nicht zu Gesicht        fort abnimmt. Das gefällt ihm gar nicht. Als er in
       bekommen. Auch Schlaganfälle werden in ande-             den Untersuchungsraum gebracht wird, fängt er
       ren Kliniken behandelt. Kollege Krieger ergänzt:         an laut zu protestieren und verlangt nach seiner
       „Die häufigsten Fälle sind hier Kreislaufprobleme,       Tüte. Es wird ein Alkoholtest durchgeführt. Er hat
       Brustschmerzen, Herzinfarkt und Alkoholintoxikati-       bereits 3,5 Promille im Blut. „Sie sind gerade nicht
       onen.“ „O ja, vor allem Letztere!“, stimmt die Ärztin    in der Verfassung, dass wir Sie wegschicken kön-
       zu. „Seit Ende des Lockdowns sind es wieder mehr         nen“, ermahnt Irina von Heimburg. Der Patient fühlt
       geworden. Viele Besorgte, die draußen unterwegs          sich provoziert. „Ich gehe jetzt! Gib mir die Tüte!“,
       sind und den Notruf wählen, weil sie die Betrunke-       schreit er und richtet sich aggressiv auf. Jetzt wird
       nen am Straßenrand finden. Das kann dann hier            auch die Ärztin etwas lauter: „Sie gehen nirgend-
       auch schon einmal ziemlich laut werden.“                 wohin! Dies hier ist ein Krankenhaus und da gibt es
            Noch ist es ziemlich ruhig, ich höre haupt-         Regeln. Wenn Sie sich nicht daran halten wollen,
       sächlich das unregelmäßige Piepen der Überwa-            müssen wir Sie fixieren.“ „Das ist mir scheißegal,
       chungsmonitore und die leisen Gespräche der an-          ich gehe!“, ruft der Patient patzig.

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KRH - KRH Klinikum Region Hannover
Ein Rettungswagen vor
                                                                                  dem KRH Klinikum
                                                                                  Siloah. Mit der Software
                                                                                  IVENA wird angekündigt,
                                                                                  wenn ein neuer
                                                                                  Notfallpatient per
                                                                                  Rettungsdienst ins
                                                                                  Klinikum gebracht wird.

                                                                 ödem – eine durch eine Herzschwäche verursachte
                                             19 Uhr: Beginn      Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge – in den
                                                                 Schockraum.
                                             der ärztlichen
                                                                     Die Medizinische Fachangestellte Ceren Kaya
                                             Samstagnacht-       arbeitet am Empfang und ist das erste Gesicht, das
                                             schicht. Ich        Menschen sehen, die die Notaufnahme aufsuchen.
                                             warte auf           „Klar ist man dann oft die Person, die von den Pa-
                                             meinen Einsatz.     tienten erst einmal alles abbekommt. Viele sind
                                                                 sehr ungeduldig und emotional“, erzählt sie. „Aber
                                                                 meistens entschuldigen sich die Leute auch direkt
         Ich merke: Jede Diskussion ist zwecklos. „So ist das    wieder. Ich kann sie da ja auch voll verstehen, das
         halt“, sagt von Heimburg schulterzuckend. „Wir tes-     hier ist nun einmal eine Ausnahmesituation.“
         ten jetzt, ob er gang- und standsicher ist. In dem          Zwischendurch werden Menschen schon am
         Fall kann er gehen. Aber dann darf er auch nicht        Empfang wieder weggeschickt. Ein Patient kommt
         wiederkommen. Anschreien lassen wir uns hier            mit einer leichten Schwellung am Schienbein. Kaya
         nicht.“ Der Patient wankt nach draußen. Ich merke,      begutachtet die Stelle. „Sie müssen sich irgendwo
         dass mich die Situation etwas beunruhigt hat und        gestoßen haben“, meint sie. „Das ist nichts Schlim-
         sich mein Puls nun langsam wieder normalisiert.         mes. Sie können wieder gehen.“ Kommentarlos
         Die Mitarbeiter*innen hingegen wirken unbeein-          verlässt der Patient das Klinikum. Fälle wie dieser
         druckt. Sie sind solche Momente bereits gewohnt.        sind ein häufiges Problem in Notaufnahmen: „Oft
         Diese Auseinandersetzung war vermutlich sogar           wissen die Leute gar nicht, dass wir hier kein am-
         noch eine der harmloseren, denn auch Handgreif-         bulanter Notdienst sind“, sagt Kaya. Die ZNA sei
         lichkeiten sind in der ZNA nicht unüblich.              darauf ausgelegt, Notfallpatient*innen auf Station
              Eine Patientin wird mit starken Bauchschmer-       zu verlegen und über Nacht dazubehalten. Da sei
         zen oder „unklarem Abdomen“, wie es die Medi-           es wichtig, die Kapazitäten zu entlasten und sich
         ziner*innen nennen, ins Isolierzimmer gebracht.         bei harmlosen Verletzungen eher an einen Haus-
         Zwischendurch protokollieren von Heimburg und           arzt oder eine ärztliche Notfallpraxis zu wenden.
         Krieger die Notfälle per Diktiergerät. „Anamnese.           Ich verlasse die Notaufnahme gegen 3 Uhr
         Hausarzt: keiner. Allergien: keine.“ „Rezidivierendes   morgens. Klar ist: Ich habe enorm viel Respekt da-
         Erbrechen. Verdacht auf Gastroenteritis“, also Ma-      vor, was die Mitarbeitenden leisten. Es ist jetzt ru-
         gen-Darm-Entzündung. „Medikamente: Novalgin,            higer, Daniel Krieger ist bereits gegangen. Einige
         Pantoprazol und Vomex.“ Eine Patientin mit Ver-         Kolleg*innen wie auch Ceren Kaya oder Irina von
         giftungssymptomen wird direkt auf die Intensivsta-      Heimburg werden noch bis morgen früh bleiben,
         tion gebracht, eine weitere mit kardialem Lungen-       dann ist auch ihre Schicht zu Ende.

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KRH - KRH Klinikum Region Hannover
NEUES AUFNAHMEZENTRUM

                       BESSER
                       ANKOMMEN
                       Unkomplizierter Zugang, schnelle Termine: Mit ihrem neuen Auf­nahmezentrum
                       will die KRH Psychiatrie Wunstorf ein niedrigschwelliges Angebot machen. Denn
                       nicht jeder Hilfesuchende benötigt einen stationären Aufenthalt.

                       D            as Klinikgelände mit seinen alten Bäu-
                                    men, der üppigen Bepflanzung und den
                                    vorwiegend historischen Gebäuden
                                    wirkt nahezu idyllisch. „Bei uns soll sich
                                    jeder gut aufgehoben fühlen“, unter-
                       streicht die leitende Oberärztin Diana Kloppenburg.
                                                                                 behandelnde Team erst im zweiten Schritt ermit-
                                                                                 telte, auf welcher Station der neue Patient am bes-
                                                                                 ten aufgehoben ist. Ab Sommer 2022 soll sich dies
                                                                                 ändern – und es passt zu der Entwicklung seit zwei
                                                                                 Jahren, Notfallversorgung verstärkt ambulant an-
                                                                                 zubieten. So würde nach einer raschen Terminver-
     Prem Lata Gupta

                       Doch sie weiß um „viele Klischees – dass Erkrank-         gabe ein erstes Gespräch mit einem Therapeuten
                       te in der Psychiatrie ihre Selbstbestimmung ver-          stattfinden. Und genau diese Person soll dann auch
                       lieren, dass sie weggesperrt werden“. Solche holz-        Ansprechpartner bei den folgenden Begegnungen
                       schnittartigen Vorstellungen kursieren nicht nur bei      sein. „Nicht jeder Patient muss stationär behandelt
                       Gesunden. Sie halten auch Menschen, die in see-           werden. Oder wir können durch individuelle Lö-
                       lischer Not sind, die an Erkrankungen, Störungen          sungen vermeiden, dass es dazu kommt“, sagt die
                       oder Süchten leiden, davon ab, sich professionelle        Oberärztin. Manche Krisen lassen sich ihrer Erfah-
                       Hilfe zu suchen. Darum wird auf dem Gelände der           rung nach beispielsweise durch mehrere Gesprä-
                       KRH Psychiatrie Wunstorf ein neues Aufnahmezen-           che und die Angebote der Tagesklinik (dann schläft
                       trum entstehen, das jeden Tag, selbst am Wochen-          der Patient zu Hause) bewältigen. Auch die Nach-
                       ende, von 8 bis 20 Uhr besetzt ist: Nach Kontaktauf-      sorge nach einem Aufenthalt gelte es zu verbes-
                       nahme über eine zentrale Telefonhotline vergeben          sern. „Wir vernetzen uns mit anderen Einrichtungen
                       geschulte Fachkräfte zeitnah Termine, möglichst in-       und Organisationen.“
                       nerhalb von zwei Tagen. Das ist eine wichtige Nach-            Der Bedarf ist groß: Die KRH Psychiatrie Wuns-
                       richt, auch für zuweisende Ärzte.                         torf hat ein riesiges Einzugsgebiet, in dem 700.000
                            „Jeder Kontakt, der zustande kommt, zählt“,          Menschen leben. Wichtige Schwerpunkte in der
                       sagt Diane Kloppenburg. Und: „Wir wollen erreich-         Behandlung Erwachsener sind die Allgemeinpsy-
                       bar sein.“ Bisher war es schwieriger, hier sofort         chiatrie für Menschen bis 58 Jahre, die Geronto-
                       passgenaue Hilfe zu bekommen. Wegen chroni-               psychiatrie für Ältere und die Suchtmedizin. Durch
                       scher Überbelegung, weil Patienten in akuten Si-          die Corona-Pandemie hat sich für etliche Patien-
                       tuationen zwar aufgenommen wurden, aber das               ten ihre persönliche Situation verschlechtert, weil

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Eine freundliche Atmosphäre: Für Diana
                 Kloppenburg, leitende Oberärztin der Suchtmedizin
                     und Psychotherapie, soll das neue Aufnahme-
                     zentrum „ein guter Ort sein um anzukommen“.

         zum Beispiel Selbsthilfegruppen monatelang nicht            eine Reihe von Sprechzimmern für ungestörten
         mehr zusammenkamen, weil Angebote in Tages-                 Austausch geben. Die leitende Oberärztin: „Wir
         stätten wegfielen. Neben dem Standort Wunstorf              werden das Gebäude umbauen, die Räumlichkei-
         gibt es Außenstellen in Linden, ebenfalls mit an-           ten hell und offen gestalten – alles für eine freund-
         geschlossener Tagesklinik, und Nienburg. Weitere            liche, einladende Atmosphäre.“ Auch am Standort
         Behandlungsmöglichkeiten gibt es am Standort                Langenhagen wird der Aufnahmebereich entspre-
         Langenhagen.                                                chend verändert. Vor allem aber wünscht sie sich
              Grundsätzlich setzt die Psychiatrie im KRH auf         einen Paradigmenwechsel. Patienten sollen befä-
         ein systemisches Konzept: Erkrankungen werden               higt werden zu sagen: „Ich war in der Psychiatrie.
         nicht isoliert betrachtet, sondern die Gesamtsituati-       Es hat mir gutgetan.“ 
         on des Patienten und sein Umfeld werden einbezo-
         gen. Unüberwindlich scheinende Behördengänge,
         Geldnot, auch Maßnahmen etwa zur Wiederein-
         gliederung können stressen oder Probleme berei-
         ten. Bei einer stationären Aufnahme erfolgt immer                      Psychiatrie im Wandel
         eine differenzierte Betrachtung: Wer alkoholkrank
         gewesen ist, aber aktuell unter einer schweren De-                     Die Neugestaltung der Aufnahmebereiche und die Bele-
         pression leidet, wird nicht auf derselben Station                      gungssteuerung an den Standorten Wunstorf und Langen-
                                                                                hagen sind Teil einer strategischen Weiterentwicklung der
         untergebracht, in der andere Menschen eine Ent-
                                                                                psychiatrischen Versorgung in der KRH. Dieser Wandel
         giftung erleben.
                                                                                wird bis zum Jahr 2025 umgesetzt. Weitere Schwerpunkte
              Das neue Aufnahmezentrum mit seinen ge-
                                                                                sind unter anderem die Ausweitung ambulanter Behand-
         schulten Mitarbeitenden soll laut Diana Kloppen-                       lungsangebote, Maßnahmen zur Prävention von Zwang,
         burg „ein guter Ort sein um anzukommen“. Es wird                       Umgestaltung der Behandlungssettings und neue spezia-
         auf 270 Quadratmetern im bisherigen sogenann-                          lisierte Behandlungsangebote etwa für junge Menschen,
         ten Laborgebäude untergebracht. Dort, wo aktuell                       für traumatisierte Menschen mit Suchtproblemen oder für
         noch „Röntgen“ ausgeschildert ist, sieht die Bau-                      Erwachsene mit ADHS.
         planung einen Empfangsbereich vor, dazu wird es

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                             11
RUBRIK

              In der Notaufnahme
              Ein Rettungswagen mit Blaulicht steht in der Einfahrt,
              ­Hilfesuchende warten in der Anmeldung. Unsere Darstellung
               zeigt die Arbeit im Gipsraum, in der Wundversorgung wird
               eine Wunde gereinigt, ein anderer Patient benötigt ein EKG.
               In einer Notaufnahme ist jeden Tag viel los. Wir nehmen Sie
               mit auf eine Entdeckungsreise.

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KRH Cura | Ausgabe 03|2021   13
NOTAUFNAHME

                                                                    D
                                 PATIENTEN                                        er Faktor Zeit spielt

         IN AKUTER NOT
                                                                                  in den Notaufnah-
                                                                                  men der KRH Kli-
                                                                                  niken bei der Be-
                                                                                  handlung von akut
                                                                                  Erkrankten      und
                                                                                  frisch Verletzten
                               Beschwerden, die Lebensgefahr        eine enorme Rolle. Das unfallchi-
               Susanna Bauch

                                                                    rurgische Team der Kliniknotauf-
                               befürchten lassen, haben höchste     nahme hält sich ständig bereit,
                               Priorität: In den Notaufnahmen des   um jederzeit sofort am Verletzten
                                                                    zu sein, ihn zu untersuchen und
                               Klinikum Region Hannover geht es     gegebenenfalls schnell zu ope-
                               um Zeit sowie gebündelte Kraft und   rieren. Werden Patienten – meist
                                                                    mit Rettungs- oder Notarztwa-
                               Expertise.                           gen – in die Klinik eingeliefert,
                                                                    läuft dort ein standardisierter
                                                                    diagnostischer und therapeuti-

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Bei welchen
                                                                                           Symptomen in die
                                                                                           Notaufnahme?
                                                                                           Viele Menschen sind unsicher, ob sie bei
                                                                                           Beschwerden außerhalb der Sprech-
                                                                                           stundenzeiten in die Notaufnahme einer
                                                                                           Klinik fahren oder auf die Praxisöffnung
                                                                                           am kommenden Morgen warten sollen.
                                                                                           Hier ein paar Informationen, die bei der
                                                                                           Entscheidung helfen. Wer aber Angst hat
                                                                                           oder extrem unsicher ist, sollte sich zeit-
                                                                                           nah Hilfe holen.

                                                                                           CHECKLISTE ALARMIERENDE
                                                                                           AKUTBESCHWERDEN:

                                                                                           1.	Kopfschmerzen, Lähmungen,
                                                                                               Krampf­anfälle,Sprachstörungen,
                                                                                               Sehstörungen

                                                                                           2.	schwere Stürze

                  Der Schockraum: lebensrettende Anlaufstelle für die Erstversorgung       3.	Kopfschmerzen mit Fieber,
                                                                                               Nackensteifigkeit und Bewusst-
                        schwer verletzter und polytraumatisierter Patienten. Dr. Michael
                                                                                               seinseinschränkungen
                  Maringka, Chefarzt der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am
                             KRH Klinikum Gehrden (Mitte), im Einsatz mit seinem Team.     4.	akute Atemnot

                                                                                           5.	akut auftretendes, andauerndes
                                                                                               Erbrechen mit Kopfschmerzen

         scher Algorithmus ab. Er stellt           ge) nach Dringlichkeit der Akut-        6.	akute Blutung
         für die Ärzte einen Leitfaden auf         behandlung. „Wir haben rund
                                                                                           7.	Herzschmerzen, Herzrasen,
         dem schnellen Weg von einem               160 Notfallpatienten pro Tag, da-
                                                                                                Blutdruck über 220 mmHg oder
         bestimmten Symptom zur Dia-               von sind etwa zehn echte Not-
                                                                                                unter 90 mmHg mit Beschwerden
         gnose und Notfalltherapie dar.            fälle, die sofortiger Behandlung
         „Schwere Fälle werden uns in der          wie zum Beispiel einer Operation        8.	schweres Erbrechen oder
         Regel von Rettungsdienst und              bedürfen“, betont Dr. Schult. Zwei           erhebliche Diarrhö
         Notärzten vorgemeldet“, sagt              Schockräume für die interdiszi-
         PD Dr. Marc Schult, Chefarzt der          plinäre Erstversorgung schwer           9.	psychische Dekompensation
                                                                                               (Gewalttätigkeit, Suizidalität,
         Klinik für Unfallchirurgie, Hand-         verletzter und polytraumatisierter
                                                                                               akuter depressiver Schub) 
         chirurgie und Orthopädie im               Patienten stehen in der Nordstadt
         Nordstadtkrankenhaus. „Da sind            zur Verfügung. „Offene Knochen-         10.	akuter Schwindel, Verwirrtheit
         wir beim Eintreffen des Patienten         brüche müssen sofort chirurgisch
         gut vorbereitet.“                         versorgt werden, Neurochirurgen         11.	ausgedehnte Quaddeln, Urtikaria
              In der Notaufnahme der Un-           stoßen bei Kopfverletzungen                   (Nesselsucht), Schwellungen im
         fallchirurgie entscheiden die Ärz-        dazu, Radiologen für die Bildge-              Mund- und Rachen­bereich, Juckreiz
                                                                                                 an Handflächen und Fußsohlen
         te und Pflegekräfte dann mithilfe         bung, und die Anästhesie steht
         eines gestaffelten Systems (Tria-         für Operationen bereit.“

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                            15
NOTAUFNAHME

        Dass die Rettungswagen die be-        Schlaganfall schnell erkennen        den schon in den ersten Minuten
        sonders gefährdeten Patienten         oder ausschließen. Dabei zählt       nach Einlieferung veranlasst“, so
        in der Notaufnahme anmelden,          jede Minute“, betont Prof. Merx.     Prof. Merx. Neurologen haben
        spielt vor allem für die kardio-           Die genaue Befragung und        Sensibilität etwa von Extremi-
        vaskulären Notfälle eine zentrale     Anamnese der Patienten und           täten oder der Haut, Mimik und
        Rolle. „Patienten können dann         seiner Angehörigen durch das         Augenbewegung im Blick – und
        direkt ins Herzkatheterlabor ge-      Kliniknotfallteam sei besonders      suchen nach Anzeichen für einen
        bracht oder eine Computertomo-        wichtig. „Jedes Detail, jedes Me-    Schlaganfall. Patienten mit ent-
        grafie kann vorbereitet werden“,      dikament ist aufschlussreich für     sprechendem Verdacht kommen
        erläutert Prof. Dr. Marc W. Merx,     uns.“ Das Ärzteteam in der Not-      dann direkt in den Computerto-
        Chefarzt der Klinik für Herz- und     aufnahme ordne die Informatio-       mografen. „Dort wird geschaut,
        Gefäßkrankheiten des KRH Kli-         nen dann ein und die notwendi-       ob es eine Blutungsstörung oder
        nikum Robert Koch Gehrden.            ge Therapie an.                      eine Blutung im Gehirn gibt.“
        Schwieriger werde es, wenn                 Die Mediziner beurteilen den    Auch hier müsse innerhalb von
        Patienten sich selbst auf den         ersten Eindruck, den die einge-      30 Minuten mit einer Behand-
        Weg machten. „Da geht dann            lieferten Patienten machen. Sind     lung begonnen werden, so der
        eine Kaskade an Diagnostik wie        sie kaltschweißig, wie sind At-      Spezialist. Bei Schlaganfallpa-
        Blutabnahme und EKG los. Wir          mung und Puls? „Blutabnahme,         tienten könne der Neurologe
        müssen einen Herzinfarkt oder         Blutdruckkontrolle und EKG wer-      auch im Hintergrund- oder Be-

          In guten Händen: Rettungssanitäter sind meist die Ersten bei einem
          Notfallpatienten – und melden diesen dann in der Notaufnahme an, damit
          das zuständige Team alles vorbereiten kann. Dr. Michael Maringka
          begleitet die Patientin in den Schockraum.

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reitschaftsdienst eine Bewertung     sches Krankheitsbild, das oft mit    tient diesen Ernstfall überleben
         abgeben – die Technik der Tele-      Störungen im Bereich des Ma-         könne, müsse die Rettungskette
         neurologie macht das möglich.        gen-Darm-Traktes und der Spei-       optimal funktionieren – vom Ret-
              In die Notaufnahme des          seröhre zusammenhänge. Wenn          tungsdienst über die Anfahrt in
         KRH Klinikum Gehrden kom-            der Blutverlust groß ist (Hypovo-    die richtige Klinik bis zur schnel-
         men auch Patienten mit Be-           lämie), kann er sehr schnell zum     len Diagnostik mittels CT und
         schwerden im Bauchraum. Hier         Schock und schließlich zum Tod       Ultraschalluntersuchung in der
         gilt es zu klären, ob ein akuter     führen. „In solchen Fällen muss      Notaufnahme.
         chirurgischer Behandlungsbe-         man rasch und richtig handeln.“          „Wir schauen, wo der Riss
         darf besteht, etwa bei einem         Die Kunst in der Notaufnahme         oder Durchbruch (Ruptur) sitzt,
         Darmverschluss. „Auch sehen          sei es, das richtig abzuschätzen     und planen umgehend die Ver-
         wir häufig Patienten mit Blu-        und die erforderlichen Maß-          sorgung“, erklärt Dr. Maringka.
         tungen aus dem Magen-Darm-           nahmen in die Wege zu leiten.        Im günstigsten Fall werden die-
         Trakt. Blutiges Erbrechen oder       Mittels einer Magen- und/oder        se schweren Fälle bei den Klini-
         blutiger Stuhl – das ist für viele   Darmspiegelung kann dann die         ken schon vor der Ankunft des
         Menschen ein Schock und oft          Blutungsquelle identifiziert und     Patienten angemeldet, sodass
         gefährlich“, sagt Prof. Dr. Jochen   behandelt werden.                    das Team wertvolle Zeit ge-
         Wedemeyer, Ärztlicher Direktor           Ein echter Notfall, bei dem      winnt, um eine Not-OP vorzube-
         in Gehrden. Das sei ein dramati-     ebenfalls jede Minute zählt, ist     reiten. „Aortenalarm hat höchste
                                              das sogenannte rupturierte Aor-      Priorität. Da geht es um Sekun-
                                              tenaneurysma, die gerissene          den.“ Ein eingespieltes Team
                                              oder geplatzte Ausbeulung der        aus Radiologen, Narkoseärzten
                                              Hauptschlagader (Aorta). „Ab ei-     und Gefäßchirurgen werfe dann
                                              nem Umfang von über fünf Zen-        alles in die Waagschale, um die
                                              timetern wächst das Risiko, dass     gesamte Kraft auf den gemein-
                                              die Aorta platzt – das ist dann      samen Patienten zu vereinen.
                                              akut lebensgefährlich“, erklärt      Dr. Maringka erklärt, warum:
                                              Dr. Michael Maringka, Chefarzt       „Bei Männern ist eine Aortenrup-
                                              der Klinik für Gefäß- und Endo-      tur eine der häufigsten Todesur-
                                              vaskularchirurgie. Damit ein Pa-     sachen.“ 

                                                           PD Dr. Marc Schult,    Prof. Dr. Jochen      Prof. Dr. Marc W.
                                                           Chefarzt der Klinik    Wedemeyer,            Merx, Chefarzt und
                                                           für Unfallchirurgie,   Ärztlicher Direktor   Facharzt für Innere
                                                           Handchirurgie und      und Facharzt für      Medizin, Kardiolo-
                                                           Orthopädie             Gastroenterologie     gie, Intensivmedizin
                                                                                  und Hepatologie

                                                           KRH Klinikum           KRH Klinikum Ro-      KRH Klinikum Ro-
                                                           Nordstadt              bert Koch Gehrden     bert Koch Gehrden

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                     17
NOTFALLDIAGNOSTIK

            SCHNELL WISSEN,
            WAS WIRKLICH LOS IST
                         Steffen Ellerhoff

                                             Ein starkes Team: Christoph Schaller, stellvertretende Pflegerische
                                             Leitung der Zentralen Notaufnahme im KRH Klinikum Neustadt, und
                                             Moritz Lorentzen, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme.

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In der Notfallversorgung kommt es auf eine rasche und sichere Diagnostik an.
                     Moderne Technik hilft hier enorm – und dennoch ist nach wie vor die Erfahrung
                     der Pflegekräfte und Ärzte ausschlaggebend.

                     D           ie Zentralen Notaufnahmen (ZNA) des
                                 KRH sind das Einfallstor aller Kliniken.
                                 Hier werden die Patientinnen und Pa-
                                 tienten ersteingeschätzt, untersucht und
                                 hier wird entschieden, ob und welche
                     Fachklinik sie aufnimmt. „Der erste Kontakt ist im-
                                                                               sucht worden ist, findet heute direkt in der Notauf-
                                                                               nahme statt. Moderne Point-of-Care-Diagnostik
                                                                               nennt man dies. „Der Fortschritt hier ist wirklich
                                                                               enorm. Blutgas- oder auch Elektrolytwerte haben
                                                                               wir erst nach 45 Minuten aus dem Labor bekom-
                                                                               men, heute haben wir sie in zwei Minuten in der
    Nikolas Gerdau

                     mer die Triage-Pflegekraft. Er oder sie schätzt den       Hand“, bekräftigt Lorentzen. „Das Gleiche gilt auch
                     Patienten ein und entscheidet, wie dringend dieser        für die Vitalwerte, also vor allem Temperatur, Puls,
                     Patient von einem Arzt weiteruntersucht werden            Blutdruck und Sauerstoffsättigung – die messen
                     muss“, erläutert Christoph Schaller, stellvertreten-      wir alle mit einem einzigen System, und die Werte
                     der Pflegerischer Leiter der ZNA im KRH Klinikum          werden dann auch sofort in die digitale Patienten-
                     Neustadt am Rübenberge. Grundlage dieser ersten           akte übertragen. Das ist wirklich beeindruckend im
                     Begutachtung ist das Manchester-­Triage-­System,          Vergleich zu früher“, ergänzt Schaller.
                     ein weltweit angewandter und standardisierter
                     ganzheitlicher Ablauf, in dessen Anwendung die            Kurze Wege für schnellere Behandlung
                     Pflegekräfte geschult sind. „Wir haben hier zum           Ebenso entscheidend für eine gute Notfalldiagnos-
                     einen die offensichtlichen Informationen, beispiels-      tik: der kurze Weg zur Radiologie. Im Klinikum Neu-
                     weise ob ein Patient humpelt, ob er kaltschweißig         stadt sind CT, MRT und klassisches Röntgen direkt
                     ist, ob er sich den Bauch vor Schmerzen hält oder         über den Flur zu erreichen – ein großer Vorteil für
                     Ähnliches. Dazu kommt noch das, was uns der Pa-           eine schnelle Abklärung. „Egal, ob der Unfallchi-
                     tient in der standardisierten Abfrage über sein Lei-      rurg zeitnah ein Bild des gebrochenen Knochens
                     den erzählt – und als Letztes dann schließlich die        braucht oder der Neurologe ein CT des Kopfes –
                     Erfahrung, die hier manchmal den Ausschlag gibt“,         alles passiert nur einen Raum weiter“, erläutert
                     betont Schaller. Sein Kollege Moritz Lorentzen,           Lorentzen. Und auch für die medizinische Versor-
                     Ärztlicher Leiter der ZNA, pflichtet ihm bei: „Es gibt    gung der dringendsten Fälle sind kurze Wege le-
                     einige Fälle, in denen das Triage-System sich irren       benswichtig. Darum befinden sich der OP und die
                     kann. Ein Beispiel: Ein Diabetiker hat sich zu viel       Intensivstation in direkter Nachbarschaft der ZNA.
                     Insulin gespritzt. Der Rettungsdienst verabreicht
                     Zucker und beim Eintreffen in der ZNA ist der Blut-       Erfahrung macht den Unterschied
                     zuckerspiegel dann in Ordnung. Das Triage-System          Doch trotz modernster Diagnostik: Das Bauchge-
                     geht von einer nie­drige­ren Dringlichkeit aus, die er-   fühl entscheidet immer mit. „Wir hatten mal einen
                     fahrene Pflegekraft weiß aber: Der Patient ist ge-        Patienten, 28 Jahre alt, Bodybuilder, durchtrainiert.
                     fährdet, da er jederzeit wieder unterzuckern kann.“       Er kam zu uns, weil ihm nach tagelangem Training
                                                                               die Schulterblätter wehtaten. Der erste Gedan-
                     Point-of-Care-Diagnostik: Keine Zeit                      ke war natürlich: Muskelkater“, berichtet Schaller.
                     verlieren, wenn jede Sekunde zählt                        „Aber dann kamen Zweifel. Kommt ein Sportler, der
                     Bei entsprechender Einstufung erfolgt nach der            Muskelkater kennt, deswegen in die Notaufnah-
                     Ersteinschätzung die weitergehende Diagnostik.            me? Sagt ihm sein Körpergefühl nicht vielleicht zu
                     Hier hat der technische Fortschritt die Notaufnah-        Recht, das hier etwas anderes vorliegt? Wir haben
                     men stark verändert: Was vor einigen Jahren noch          bei ihm ein EKG geschrieben und das Ergebnis
                     in anderen Abteilungen des Krankenhauses unter-           war: Er hatte einen Herzinfarkt.“

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                             19
ERFAHRUNGSBERICHTE

                      ÜBER DAS ARBEITEN
                      IN EINER NOTAUFNAHME
                      Ein Aufenthalt in einer Notaufnahme ist nicht angenehm. Wie geht es in einer
                      Notaufnahme den Mitarbeitern und wieso arbeitet man dort? Zwei erfahrene und
                      eine angehende Pflegefachkraft aus dem KRH Klinikum Großburgwedel berichten.

                      Christina und Stefan – DIE ERFAHRENEN                    immer da. Hier wird keiner ins kalte Wasser ge-
                                                                               stoßen.
                      Seit wann arbeitet ihr in der Notaufnahme?               Christina: Das ist viel zu lange her. Die erste blei-
     Lennart Dreyer

                      Christina: Ich arbeite seit 2013 in der interdiszipli-   bende Erinnerung war eine Patientin, die von ihrem
                      nären Notaufnahme. 2005 habe ich in Großburg-            Hund skalpiert worden war. Auf so etwas muss
                      wedel mit meiner Pflegeausbildung begonnen.              man gefasst sein.
                      Stefan: Ich habe 2011 angefangen und war von
                      2012 bis 2020 Pflegerische Leitung der Notauf-           Eure prägendsten Erlebnisse?
                      nahme. Ich habe die Leitung dann abgegeben.              Christina: Die Reanimation eines jungen Mannes.
                      1998 habe ich hier im Haus mit meiner Pflegeaus-         Das ist erst ein paar Jahre her. Wir konnten ihn lei-
                      bildung angefangen.                                      der nicht retten.
                                                                               Stefan: Es bleiben leider die Geschichten im Kopf,
                      Was ist das Herausforderndste an der Arbeit              die man nicht im Kopf behalten möchte. Es gibt
                      in einer Notaufnahme?                                    aber auch schöne Geschichten. Ich freue mich sehr,
                      Christina: Man weiß nie, was kommt. Wie wird             wenn sich jemand im Nachhinein bei uns bedankt.
                      es heute? Stressig? Ruhig? Man muss immer auf            Christina: Das stimmt. Es kommt selten vor, aber
                      Zack sein und die Herausforderung lieben.                das ist sehr motivierend.
                      Stefan: Dito.
                                                                               Welche zusätzlichen Qualifikationen habt ihr
                      Wie war euer erstes Mal in der Notaufnahme?              gemacht?
                      Stefan: Grundsätzlich muss ich sagen, dass man           Christina: Ich hatte eine Grundschulung Notauf-
                      nie allein die Verantwortung hat. Das Team ist           nahme mit Punkten wie Triage, EKG und Deeska-

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lationstraining. Dazu habe ich vor zwei Jahren die
         Fachweiterbildung Notfallpflege absolviert.
         Stefan: Zusätzlich zu der Fachweiterbildung hatte
         ich noch einen Leitungskurs und bin zum Praxis-
         anleiter, also Ausbilder, qualifiziert worden. Für alle
         Weiterbildungen wurden wir vom KRH freigestellt
         und die Kosten wurden übernommen.

         Habt ihr irgendwelche Rituale, um euch auf
         eure Schicht vorzubereiten?
         Stefan: Eigentlich nicht. Man sollte versuchen,
         nicht schon vorher daran zu denken, was kommt.
         Ich habe danach ein Ritual. Wenn die Tür zugeht,
         dann sollten die Erlebnisse dableiben.
         Christina: Vor der Spätschicht frühstücke ich im-
         mer mit einer Freundin zusammen. Sie arbeitet             DIE NEUE KOLLEGIN – Lara
         auch als Gesundheits- und Krankenpflegerin. An-
         sonsten versuche ich, vor der Nachtschicht die            Wie lange ist dein Einsatz in der Notaufnahme?
         Füße hochzulegen, um einfach Kraft zu sparen.             Sieben Wochen dauert mein Ausbildungseinsatz
                                                                   in Großburgwedel. Ich bin im zweiten Lehrjahr der
         Wie verarbeitet ihr eure Erlebnisse?                      Pflegeausbildung an der KRH Akademie.
         Stefan: Am Anfang habe ich die Erlebnisse mit in
         meine Träume genommen. Das passiert mittler-              Was ist hier das Herausfordernste an der
         weile nur noch selten. Wichtig ist es, die Erlebnis-      Arbeit?
         se direkt mit dem Team zu besprechen. Manchmal            Man weiß nie, was passiert, das macht es mega-
         würde man am liebsten einfach wegrennen. Das              interessant. Es gibt keinen festen Ablauf und nicht
         geht aber natürlich nicht. Man sollte privat für einen    nur ein Fachgebiet wie auf Station.
         Ausgleich sorgen.
         Christina: Man braucht irgendwo ein Ventil. Mit           Wie war dein erstes Mal in der Notaufnahme?
         Außenstehenden kann man meistens schwer darü­             Kleinere Aufgaben konnte ich schon übernehmen.
         ber sprechen. Die können es einfach nicht so gut          Insgesamt war es ein etwas mulmiges Gefühl, was
         nachvollziehen.                                           mich so erwartet.

         Was für ein Typ Mensch muss man sein, um in               Dein prägendstes Ereignis bisher?
         einer Notaufnahme zu arbeiten?                            Es ist schon prägend, offene Wunden und Brüche
         Christina: Man sollte aufgeschlossen und humor-           in unbehandelter Form zu sehen.
         voll sein. Dazu gute Nerven haben, um mit schwie-
         rigen und teilweise überfordernden Situationen und        Kannst du dir vorstellen, in einer Notaufnahme
         aggressiven Patienten umgehen zu können. Eine             zu arbeiten?
         gewisse Sportlichkeit sollte auch vorhanden sein.         Direkt nach der Ausbildung nicht. Dafür brauche ich
         Stefan: Man muss schnell schalten und Zusam-              mehr Erfahrung. Ich bin eher der Routinemensch.
         menhänge erkennen können.                                 Aber das Team hier ist megacool. Ich bin da offen.

         Wieso arbeitet ihr in der Notaufnahme in                  Was für ein Mensch muss man sein, um in
         Großburgwedel?                                            einer Notaufnahme zu arbeiten?
         Stefan: Ich fühle mich an dieses Haus gebunden,           Man sollte flexibel und nicht zimperlich sein, in al-
         dazu ist der Ort einfach schön und wir sind hier ein      len Fachrichtungen Ahnung und keine Angst vor
         gutes Team.                                               Berührung haben. Zusätzlich sollte man einfühlend
         Christina: Hier kennt man sich. Es wird ein guter         sein und die Fähigkeit haben, Angst zu nehmen. 
         Umgang gepflegt und immer eine Grundfreund-
         lichkeit gewahrt. Wir können untereinander ohne              Das ganze Interview lesen Sie auf www.krh.de
         Probleme Dienste tauschen, harmonieren einfach.

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                 21
NEU JUSTIERT

                                                                                                                     Dr. Steffen Bajorat,
                                                                                                                     Facharzt für Innere Medizin
                                                                                                                     und Internistische
                                                                                                                     Intensivmedizin am
                                                                                                                     KRH Klinikum Agnes Karll
                                                                                                                     Laatzen und Leiter der
                                                                                                                     Zentralen Notaufnahme.

                             IM TEAMMODUS
                          Das Onlinesystem IVENA hilft den Rettungsdiensten, Patient*innen möglichst
                          schnell in die richtige Notaufnahme zu bringen.

                         A      us Hemmingen geht über
                                die Nummer 112 ein Not-
                                ruf in der Regionsleitstelle
                         ein. Die Anruferin berichtet über
                                                                    ersten Verdacht: „Wahrscheinlich
                                                                    ist es ein Schlaganfall.“
                                                                         In der Rettungsleitstelle kön-
                                                                    nen die Disponenten über das
                                                                                                           mit einer Stroke-Unit. Die Leit-
                                                                                                           stelle informiert die Rettungswa-
                                                                                                           genbesatzung und auch die Zen-
                                                                                                           trale Notaufnahme in Laatzen.
     Steffen Ellerhoff

                         ihren Vater, der nicht mehr spre-          IVENA-System erkennen, welche          „Wir bereiten alles vor“, erläutert
                         chen und nicht mehr aufrecht sit-          Kliniken in der Region Hannover        Dr. Steffen Bajorat, Leiter der
                         zen könne. Die Regionsleitstelle           überhaupt auf die Behandlung           Zentralen Notaufnahme. „Hier
                         alarmiert einen nahe gelegenen             von Schlaganfallpatient*innen          können dann, ohne Zeitverlust,
                         Rettungswagen und zusätzlich               spezialisiert sind. Im aktuellen       die notwendigen Untersuchun-
                         ein Notarzteinsatzfahrzeug. Die            Fall ist das KRH Klinikum Agnes        gen und Therapiemaßnahmen
                         Notärztin bestätigt vor Ort den            Karll Laatzen das nächste Haus         eingeleitet werden.“

                             1. Notruf

                                                                                               4. Datencheck mit IVENA
                                                     3. Rückmeldung an Leitstelle

                                         2. Leitstelle schickt Rettungswagen los
                                                                                                      5. Fahrt zu geeigneter Notaufnahme

22                                                                                                                               KRH Cura | Ausgabe 03|2021
DER BESONDERE PATIENT

                                                                                                  Impressum
                                                                                                  KRH Cura
                                                                                                  Das Magazin des KRH Klinikum
                                                                                                  Region Hannover

                                                                                                  Herausgeberin
                                                                                                  Klinikum Region Hannover GmbH
                                                                                                  Stadionbrücke 6

       DER SELBST-
                                                                                                  30459 Hannover
                                                                                                  Telefon: (05 11) 906-65 00
                                                                                                  Fax: (05 11) 906-65 19
                                                                                                  Internet: www.krh.de
                                                                                                  E-Mail: kommunikation@krh.de

       HEILENDE TUMOR
                                                                                                  Konzeption und Realisation
                                                                                                  © Madsack Medienagentur
                                                                                                  GmbH & Co. KG
                                                                                                  August-Madsack-Straße 1
                                                                                                  30559 Hannover
                                                                                                  www.madsack-agentur.de
                                                                                                  Auflage
              Tumoröse ­Veränderungen, die                                                        165.000 Exemplare
                                                                                                  Projektleitung
              ­einfach wieder verschwinden –                                                      Steffen Ellerhoff, Annika Kamißek
                                                                                                  Redaktionsleitung
               eine unglaubliche Geschichte.                                                      Lennart Dreyer, Annika Kamißek
                                                                                                  Layout und Satz
                                                                                                  Nadine Blasche, Nadine Jäpel

             E
                                                                                                  Autoren dieser Ausgabe
                                                                                                  Steffen Ellerhoff, Susanna Bauch,
                    in Patient stellt sich mit Luftnot   Wiederholt wird der Fall im Tumor­       Lennart Dreyer, Prem Lata Gupta,
                                                                                                  Nikolas Gerdau, Nina Hoffmann,
                    in der Notaufnahme vor. Auf-         board besprochen und schluss­            Prof. Dr. Jochen Wedemeyer
                    grund des klinischen Bildes          end­lich eine PET-CT-Spezial­unter­-     Fotos und Grafik
                                                                                                  Lennart Dreyer; Nick Neufeld; Stefan
             mit Verdacht auf eine Lungenem-             suchung, bei der eine Com­     puter­    Gallwitz; Steffen Ellerhoff; Maren
                                                                                                                               ­­    K
                                                                                                                                     ­ olf;
                                                                                                  KRH; Bernd Natke; Nina Hoffmann;
             bolie wird eine Computertomogra-            tomografie mit einer S   ­zinti­grafie   da-kuk, Irina_Strelnikova (5),
                                                                                                  musmellow/iStockphoto.com
             fie der Lunge durchgeführt, bei der         kombiniert wird, angeordnet. Ohne        Fast alle Fotos zeigen Personen,
             eine tumoröse Veränderung deut-             dass irgendwelche therapeutischen        Örtlichkeiten sowie Motive des
                                                                                                  KRH Klinikum Region Hannover.
             lich wird. Zur weiteren Abklärung           Maßnahmen veranlasst wurden,             Ein besonderer Dank gilt den KRH
                                                                                                  Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen, die sich
             erfolgt eine Biopsie dieser Läsion,         zeigen sich nun keine Tumore mehr.       hierfür zur Verfügung gestellt haben.
             die aber keinen wegweisenden Be-            Auch in den weiteren Kontrollen          Bildbearbeitung
                                                                                                  Siegfried Borgaes, Claudia Fricke
             fund ergibt. In einer Verlaufsunter-        finden sich keine Tumore mehr.           Druck
             suchung nach drei Monaten ist zu            Schlussendlich bleibt trotz umfang-      Frank Druck GmbH & Co. KG,
                                                                                                  Industriestraße 20, 24211 Preetz
             erkennen, dass der Tumor kleiner            reicher Diagnostik mit Ul­  traschall,   Anzeigen
             wird und damit nicht verdächtig auf         CT, Probenentnahme etc. unklar,          Klinikum Region Hannover GmbH,
                                                                                                  Steffen Ellerhoff,
             eine Krebserkrankung ist.                   was genau die Ursache dieser Ver-        Telefon: (05 11) 906-65 00,
                                                                                                  E-Mail: steffen.ellerhoff@krh.de,
                  Ein Jahr später kommt der Pati-        änderungen war. Aber egal, für un-       gültige Anzeigenpreisliste 2021
             ent aber wieder in das Krankenhaus.         seren Patienten hätte es kein bes-       Bezug
                                                                                                  KRH Cura erscheint vierteljährlich.
             Es zeigt sich nun, dass die Anzahl          seres Ergebnis geben können.             Erhältlich ist die jeweils aktuelle
                                                                                                  Ausgabe als Beilage der Hannover-
             tumoröser Veränderungen deutlich                                                     schen Allgemeinen Zeitung und der
                                                                                                  Neuen Presse und in den Häusern
             zugenommen hat. Aufgrund des un-                                                     des Klinikum Region Hannover.
             gewöhnlichen Verlaufes entschließt                                                   Direkt­versand oder Lieferung
                                                                                                  einzelner Ausgaben durch den Verlag
             man sich zu einer erneuten kurz-                                                     ist leider nicht möglich.

             fristigen Kontrolle, die dann leider                                                 Alle Rechte vorbehalten. Reproduk­
                                                                                                  tion des Inhalts ganz oder teilweise
             eine weitere deutliche Zunahme der                                                   nur mit vorheriger schriftlicher
             Größe und Anzahl der Tumore und                                                      Genehmigung der Herausgeberin
                                                                                                  und gegen Honorar. Für unverlangt
             eine Streuung in die Leber und die                                                   eingesandte Manuskripte oder
                                                                                                  sonstiges Material übernimmt die
             Milz aufweist. Erneut wird versucht,                                                 Redaktion keine Haftung. Eine
                                                                                                  Rücksendung ist nicht möglich.
             durch eine Biopsie die Verdachts-
             diagnose einer bösartigen Tumor-                      Prof. Dr. Jochen               Gender-Erklärung
                                                                                                  Aus Gründen der besseren Lesbarkeit
             erkrankung zu sichern. Erneut kann                    Wedemeyer, Ärzt-               wird in diesem Magazin teilweise die
                                                                                                  Sprachform des generischen
             weder die Biopsie noch ein operativ                   licher Direktor am KRH         Maskulinums angewandt. Es wird an
             entnommenes Gewebestück einen                         Klinikum Gehrden und           dieser Stelle darauf hingewiesen,
                                                                                                  dass die ausschließliche Verwendung
             Hinweis auf die Ursache liefern.                      Facharzt für Gastroente-       der männlichen Form geschlechts-
                                                                                                  und identitätsunabhängig verstanden
                                                                   rologie und Hepatologie        werden soll.

KRH Cura | Ausgabe 03|2021                                                                                                            23
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