ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND FLÄMISCHEN ONLINE WEINBESCHREIBUNGEN

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ADJEKTIVE IN DEUTSCHEN UND
FLÄMISCHEN ONLINE
WEINBESCHREIBUNGEN
EINE KONSTRASTIVE SEMANTISCHE UNTERSUCHUNG
Aantal woorden: 17 929

Anke Van den Heede
Studentennummer: 01405258

Promotor: Carola Strobl

Masterproef voorgelegd tot het behalen van de graad van master in de Meertalige Communicatie

Academiejaar: 2017 - 2018
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Verklaring i.v.m. auteursrecht

De auteur en de promotor(en) geven de toelating deze studie als geheel voor consultatie
beschikbaar te stellen voor persoonlijk gebruik. Elk ander gebruik valt onder de beperkingen
van het auteursrecht, in het bijzonder met betrekking tot de verplichting de bron uitdrukkelijk
te vermelden bij het aanhalen van gegevens uit deze studie. Het auteursrecht betreffende de
gegevens vermeld in deze studie berust bij de promotor(en). Het auteursrecht beperkt zich tot
de wijze waarop de auteur de problematiek van het onderwerp heeft benaderd en
neergeschreven. De auteur respecteert daarbij het oorspronkelijke auteursrecht van de
individueel geciteerde studies en eventueel bijhorende documentatie, zoals tabellen en figuren.
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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der
Anfertigung dieser Masterarbeit unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt Frau Prof. Strobl,
die die vorliegende Masterarbeit betreut und begutachtet hat. Ich möchte mich für die
konstruktive und hilfreiche Kritik bei der Erstellung dieses Beitrags herzlich bedanken. An
zweiter Stelle gebührt mein Dank dem flämischen Weinkritiker Frank Van der Auwera. Dank
seiner Hilfsbereitschaft habe ich neue Erkenntnisse über die Welt der Weinbeschreibungen
gewonnen. Seine Weinbeschreibungen aus den Wijnkoopgidsen haben maßgeblich dazu
beigetragen, dass diese Masterarbeit in dieser Form vorliegt. Seine Kommentare haben
ebenfalls dafür gesorgt, dass ich die Struktur der vorliegenden Arbeit erschaffen können habe.
Abschließend möchte ich mich bei den Websites www.weine.de, www.ps-wein.de,
www.belgianwines.com und www.christiaens-wijnhuis.be, aus deren Weinbeschreibungen das
Korpus entstanden ist, für die Informationsbereitschaft und Antworten auf meine Fragen
bedanken.
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Abstract

Die vorliegende Arbeit untersucht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Gebrauch der
Adjektive zwischen deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen. Dazu wurde ein
Korpus von Adjektiven aus deutschen und flämischen online Weinbeschreibungen gesammelt.
Es wird auf den semantischen Gebrauch von Adjektiven eingegangen, weil sich aus der
Weinliteraturforschung herausgestellt hat, dass das Weinvokabular hauptsächlich adjektivisch
ist (Normand 2002; Lehrer 2009). Um die semantischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten
zwischen beiden Sprachen festzustellen, wurde auf der Grundlage von vorherigen
Untersuchungen (Althaus 2006; Lehrer 2009; Stuyckens 2010; Paradis 2010; Paradis & Eeg-
Olofsson 2013; López Arroyo & Roberts 2014; López Arroyo & Roberts 2016) eine
semantische Einteilung der Adjektive in Weinbeschreibungen vorgeschlagen, nämlich
einerseits sensorische Adjektive, zu denen visuelle, olfaktorische und gustatorische Adjektive
zählen, und andererseits evaluative, deskriptive und metaphorische Adjektive. Ein quantitativer
Vergleich zeigt, dass die gustatorischen Adjektive in beiden Sprachen überwiegen und die
evaluativen Adjektive daraufhin in beiden Sprachen als zweithäufigste Kategorie auftreten.
Eine weiter führende qualitative Analyse bestätigt die Annahme von Althaus (2006) und López
Arroyo & Roberts (2014), dass manche Ausdrücke in Weinbeschreibungen aus der
Gemeinsprache entlehnt wurden, jedoch, wenn sie auf den Wein bezogen sind, eine zusätzliche
fachspezifische Bedeutung bekommen.
(187 Wörter)
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Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis .................................................................................................. 11
1      Einleitung ...................................................................................................................................... 13
2      Theoretischer Rahmen .................................................................................................................. 17
    2.1        Weinkritiker und Weinbeschreibungen................................................................................. 17
    2.2        Adjektive in Weinbeschreibungen ........................................................................................ 18
       2.2.1           Sensorische Adjektive .................................................................................................. 20
       2.2.2           Evaluative Adjektive .................................................................................................... 28
       2.2.3           Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 30
    2.3        Metapher ............................................................................................................................... 31
3      Methodologie ................................................................................................................................ 37
4      Ergebnisse ..................................................................................................................................... 45
    4.1        Quantitative Analyse ............................................................................................................. 45
    4.2        Qualitative Analyse ............................................................................................................... 51
       4.2.1           Sensorische Adjektive .................................................................................................. 51
       4.2.2           Evaluative Adjektive .................................................................................................... 64
       4.2.3           Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 67
       4.2.4           Metaphorische Adjektive ............................................................................................. 68
5      Diskussion ..................................................................................................................................... 73
    5.1        Häufigkeit der Adjektive in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen ..................... 73
    5.2        Adjektivgebrauch in deutschen und flämischen Weinbeschreibungen ................................. 74
       5.2.1           Sensorische Adjektive .................................................................................................. 74
       5.2.2           Evaluative Adjektive .................................................................................................... 77
       5.2.3           Deskriptive Adjektive .................................................................................................. 77
       5.2.4           Metaphorische Adjektive ............................................................................................. 77
6      Schlussfolgerung und Ausblick .................................................................................................... 79
Literaturverzeichnis .............................................................................................................................. 83
Anhang .................................................................................................................................................. 85

Word count: 17 929
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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im deutschsprachigen Korpus nach
             semantischen Kategorien, S. 46
Abbildung 1: Absolute Zahlen der Adjektive im niederländischsprachigen Korpus nach
             semantischen Kategorien, S. 47
Abbildung 3: Prozentsätze der Adjektive in beiden Korpora nach semantischen Kategorien,
             S. 48
Tabelle 1:   Häufigste Adjektive im deutschen und flämischen Korpus mit der relativen
             Häufigkeit und korrespondierenden semantischen Kategorie, S. 49-50
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1       EINLEITUNG

Heutzutage kann man in vielen verschiedenen Bereichen Weinbeschreibungen finden
(Normand 2002; Stuyckens 2010). Nicht nur in der akademischen Literatur oder im
Weinhandel, sondern auch in vielen Zeitschriften wird über Wein geschrieben (Stuyckens
2010). Die Weinliteratur hat sich in den letzten Jahrzehnten nach und nach demokratisiert und
ist nicht länger nur auf Weinexperten als Zielgruppe zugespitzt, sondern möchte eine breitere
Gesellschaftsschicht erreichen (Normand 2002). Dadurch befindet sich die Sprache der
Weinbeschreibungen in einer Umbruchsphase, was sie zu einem interessanten Gegenstand für
linguistische Forschung macht. Das Phänomen der Weinsprache wurde denn auch während der
vergangenen Jahrzehnte von vielen Forschern betrachtet. Weil diese Forscher es für notwendig
halten, sich über ein Weinvokabular übereinzustimmen (Normand 2002: 47), haben viele
Studien sich vor allem auf Ähnlichkeiten in Weinbeschreibungen fokussiert (López Arroyo &
Roberts 2016). López Arroyo & Roberts (2016) weisen aber darauf hin, dass bisherige
Untersuchungen über Weinsprache feine Unterschiede in Weinbeschreibungen, sowohl
zwischen Sprachen als auch innerhalb einer Sprache, erkennen lassen. Der vorliegende Beitrag
hat deswegen zum einen ebenfalls untersucht, welche Gemeinsamkeiten deutsche und
flämische Weinbeschreibungen im Gebrauch der Adjektive aufweisen, zum anderen aber
wurden auch die Unterschiede zwischen beiden Sprachen berücksichtigt.

Die vorliegende kontrastive Studie befasst sich mit der Frage, auf welche Art und Weise
deutsche und flämische Weinautoren in ihren Weinbeschreibungen Adjektive verwenden.
Dabei sollen durch einen semantischen Vergleich der Adjektive in der deutschen und
niederländischen Weinsprache mögliche Ähnlichkeiten oder Unterschiede im Gebrauch von
Adjektiven in online Weinbeschreibungen ermittelt werden. Dazu wurden die Weinadjektive
aus dem Korpus in semantische Kategorien eingeordnet. Es wird nur auf den semantischen
Gebrauch von Adjektiven eingegangen, weil sich aus bisherigen Untersuchungen über
Weinbegriffe herausgestellt hat, dass die Deskriptoren in Weinbeschreibungen hauptsächlich
adjektivisch sind (Normand 2002; Lehrer 2009). In der vorliegenden Arbeit werden Adjektive
der deutschen und niederländischen Sprache miteinander verglichen, weil dieses Sprachenpaar
meines Wissens in der Weinliteraturforschung noch nicht untersucht wurde. Weil es sich um
zwei verwandte Sprachen handelt, könnte es sein, dass die festgestellten Unterschiede subtil
sind.
14

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) bezeichnen eine Weinbeschreibung als einen Text, in dem ein
Weinkritiker einen Wein sowohl beschreibt als auch bewertet. Eine Weinbeschreibung hat mit
anderen Worten sowohl eine deskriptive als auch eine evaluative Funktion, und es kann also
davon ausgegangen werden, dass sie nahezu immer deskriptive und evaluative Adjektive
enthalten. In einer Weinbeschreibung werden aber hauptsächlich die Eigenschaften eines
Weines beschrieben, und zwar die Eigenschaften, die der Weinverkoster und -kritiker1 sieht,
riecht und schmeckt (López Arroyo & Roberts 2016). Der Schwerpunkt einer
Weinbeschreibung bildet in der Regel tatsächlich die Beschreibung und Bewertung der
Sinnesempfindungen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013). Die sensorischen Eindrücke sind aber
variabel je nach Person (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-Olofsson 2013) und deren
Beschreibungen deswegen oft subjektiv gefärbt (Normand 2002). Bisherige Studien haben
darüber hinaus ergeben, dass unser Wortschatz oft nicht reicht, um unsere Sinneseindrücke
auszudrücken (Lehrer 2009; López Arroyo & Roberts 2014; Caballero & Paradis 2015). Somit
ergibt sich die Frage, inwiefern das oben angesprochene Problem in deutschen und flämischen
Weinbeschreibungen gelöst wird, was den Gebrauch von Adjektiven betrifft, und inwiefern
deutsche und flämische online Weinbeschreibungen sich in dieser Hinsicht ähneln oder
unterscheiden.

Althaus (2006: 19) bemerkt, dass die Weinsprache sich aus Ausdrücken der Gemeinsprache
und Fachwörtern der Weinsprache zusammensetzt. Er verdeutlicht, dass „manche Wörter keine
Weinwörter sind, doch wenn sie auf den Wein bezogen werden, sie eine spezielle Bedeutung
bekommen“ (Althaus 2006: 19). Für den vorliegenden Beitrag wurde auf die Bezeichnungen
von einigen Adjektiven aus dem deutschen und flämischen Korpus eingegangen, um deren
Gebrauch in Weinbeschreibungen zu untersuchen. In dieser Hinsicht vertreten wir die
Hypothese, dass frequente Adjektive wahrscheinlich in der Weinsprache fest etabliert sind und
niederfrequente Adjektive dahingegen wahrscheinlich eher vom Weinautor hergestellte Ad-
hoc-Bildungen und Neologismen sind.

Im zweiten Kapitel werden zunächst die zentralen Begriffe der Arbeit auf dem Hintergrund der
Literatur zur Weinsprache und zu den Weinbeschreibungen im Allgemeinen präzisiert.

1
 In diesem Beitrag wird der Übersichtlichkeit halber die männliche Form der Substantive „Weinkritiker“,
„Weinautor“ und „Weinexperte“ als generische Form gewählt. Mit diesen Bezeichnungen sind aber sowohl
männliche als auch weibliche Personen gemeint.
15

Zweitens wird in diesem Kapitel auf die verschiedenen Arten von Adjektiven in
Weinbeschreibungen eingegangen. An dritter Stelle widmet sich dieses Kapitel der
Bildsprache in Weinbeschreibungen. Anschließend wird im Kapitel 3 der methodologische
Ansatz zur Durchführung der korpusbasierten Studie dargestellt. Dabei werden sowohl die
Datensammlung als auch die Grundsätze der Datenverarbeitung näher erläutert. Für die
vorliegende Studie wurden die Adjektive im deutschen und flämischen Korpus sowohl in
quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht analysiert. Diese Ergebnisse werden im Kapitel
4 dargestellt. Im Anschluss werden in der Diskussion die quantitative und qualitative Analyse
im Zusammenhang mit bisherigen Forschungen dargestellt. Schließlich erfolgt die Darstellung
der Schlussfolgerungen.
16
17

2      THEORETISCHER RAHMEN

2.1        Weinkritiker und Weinbeschreibungen

Weinbeschreibungen stellen ein spezifisches Genre (im Bereich der Önologie) dar, mit einer
eigenen Sprache und Rhetorik. Eine tatsächliche Weinsprache zu definieren, ist jedoch
schwierig (López Arroyo & Roberts 2014: 25). Laut Althaus (2006: 19) werden in der
Weinsprache Ausdrücke der Alltagssprache mit Fachwörtern der Weinsprache gemischt. Er
verdeutlicht, dass „manche Wörter keine Weinwörter sind, doch wenn sie auf den Wein
bezogen werden, sie eine spezielle Bedeutung bekommen“ (Althaus 2006: 19). Althaus (2006)
hat trotzdem versucht, das bedeutendste Weinvokabular im Deutschen in seinem Kleinen
Wörterbuch der Weinsprache in einer Wortliste zu sammeln. Paradis (2010: 3) stellt fest, dass
viele Weinkritiker Deskriptoren verwenden, die tägliche Objekte bezeichnen, die die meisten
Leser kennen, wie Früchte, Gewürze, Blumen und Pflanzen, Süßigkeiten oder Mineralen, oder
Deskriptoren, die sich auf den Menschen und dessen Eigenschaften beziehen.

Wenn wir wie Lehrer (2009) annehmen, dass der Weinkritiker eine wichtige Rolle bei der
Weinbeschreibung und folglich bei der Weinsprache einnimmt, ist es von Interesse, um dessen
Vorgehensweise näher zu betrachten. Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 23) kennzeichnen eine
Weinbeschreibung als einen Text, in dem der Weinkritiker einen Wein sowohl beschreibt als
auch bewertet. Eine unabdingbare Voraussetzung einer Weinbeschreibung sei mit anderen
Worten das durchgeführte Prüfen und Bewerten vom Weinkritiker. Tischelmayer (o.J.)
definiert in seinem Weinglossar eine Weinprobe oder Weinverkostung folgendermaßen: „Eine
sensorische Prüfung eines Weines mit beschreibender Erklärung der dabei gewonnenen
Erkenntnisse nach festgelegten Regeln und Kriterien unter Verwendung allgemein gültiger und
verständlicher Begriffe“. Aufgrund der Weinprobe könne der Weinautor normalerweise sein
Ge- oder Missfallen des Weines feststellen (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 24).

Der Weinkritiker soll, trotz aller Hindernisse, auf eine überzeugende und verständliche Weise
seine Wahrnehmung eines Weines beschreiben können (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37).
Paradis (2010: 8) weist in ihrer Studie darauf hin, dass Weinbeschreibungen sich in Form und
Inhalt unterscheiden können. So könne der Weinautor in einer bestimmten Beschreibung
schwer verständlichen Fachjargon benutzen, oder könne sie eher einen innovativen und
18

kreativen Sprachgebrauch beinhalten (Paradis 2010: 8). Wenn ein Weinkritiker verschiedene
Weine probiert, muss man damit rechnen, dass die Weine oft ähnliche Eigenschaften haben.
Lehrer (2009) hat in ihrer einflussreichen Arbeit Wine and Conversation das englische
Weinvokabular untersucht und erläutert, dass Weinautoren sich manchmal neue Wörter und
Ausdrücke ausdenken, um das Lesen einer Weinbeschreibung angenehmer zu machen (Lehrer
2009: 76). In ihrem Beitrag setzt Lehrer (2009) sich unter anderem mit diesem neuen
Vokabular, das in diesem Prozess entsteht, auseinander.

Zur Klärung einiger Standpunkte wurde für diese Studie ein Sachverständiger herangezogen.
Der belgische Weinkritiker Frank Van der Auwera ist eine prominente Persönlichkeit im
Bereich des Weines und kann durch seine Kenntnisse eine wesentliche Bereicherung für diese
Untersuchung sein. Er ist der Wegbereiter der heutigen flämischen Weinsprache. Seit 1988
veröffentlicht Frank Van der Auwera jedes Jahr einen Einkaufsführer für Weine, den
sogenannten Wijnkoopgids. Er ist der Meinung, dass auch Weine, die weniger als 10 Euro
kosten, durchaus einen Fachjargon verdienen. Deswegen hat er angefangen, jeden Wein gleich
zu behandeln und zu beschreiben. Dank der Einführung seiner Wijnkoopgidsen hat Frank Van
der Auwera dazu beigetragen, dass die Weinsprache in Belgien ebenfalls für die breite
Öffentlichkeit zugänglich ist, zum Teil, indem er in seinen Weinbeschreibungen Vergleiche
und Metaphern verwendet. Ziel seiner Beschreibungen ist laut eigener Aussage vor allem eine
Empfehlung an den Leser (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14.
März 2018).

2.2        Adjektive in Weinbeschreibungen

Jeder Wein soll so umschrieben werden, dass die Konsumenten sich eine Vorstellung davon
machen können (persönliche Kommunikation mit Frank Van der Auwera am 14. März 2018).
Ein Wein wird dann am besten anhand von Adjektiven beschrieben, weil sie in der Regel die
Eigenschaften eines Gegenstandes darstellen. Normand (2002: 52) bemerkt in ihrem Beitrag,
dass das Vokabular einer Weinbeschreibung hauptsächlich adjektivisch ist. Im Duden wird ein
Adjektiv als ein „Wort, das ein Wesen oder Ding, ein Geschehen, eine Eigenschaft oder einen
Umstand als mit einem bestimmten Merkmal, mit einer bestimmten Eigenschaft versehen
kennzeichnet“ definiert.
19

Prototypische Adjektive sind auf semantischer Ebene Eigenschaftswörter. Das heißt, sie
beschreiben Dinge und Handlungen nach deren Eigenschaften (Petersen 2007: 1). Adjektive
versprachlichen mit anderen Worten Eigenschaften von Dingen. Funktional oder syntaktisch
können sie als Attribute in einer Substantivgruppe mit einem Ding als Kern (Das ist ein
deutscher Wein), als Prädikate (Der Wein ist rot) und als Adverbien der Art und Weise (Der
Wein duftet intensiv) fungieren (Petersen 2007: 1).

Die neuesten Beiträge in der Weinliteratur besprechen vor allem adjektivische
Weindeskriptoren. Lehrer (2009) hat zum Beispiel mit Wine and Conversation einen wichtigen
Beitrag im Bereich der Weinsprache geleistet und kommt in ihren Ausführungen unter anderem
zum Schluss, dass die Anzahl der Weindeskriptoren sehr groß ist und auch immer größer wird
(Lehrer 2009: 256). Nach ihrer Ansicht verfügt jede Sprache über Mittel, um ihr Vokabular
anzureichern (Lehrer 2009: 19-32). Das Weinvokabular sei dafür ein eindrucksvoller Beleg.
Viele Forscher haben versucht, das Weinvokabular, und zwar hauptsächlich die Adjektive in
Weinbeschreibungen, semantisch einzuteilen (Althaus 2006; Lehrer 2009; Paradis 2010; López
Arroyo & Roberts 2014). In ihrer Analyse des englischen Weinvokabulars unterscheidet Lehrer
(2009: 7) verschiedene Dimensionen (En2: dimensions): acidity, sweetness, body, balance, feel,
age, nose, finish, activity, und quality. Manche Weine haben komplexe Eigenschaften und das
Vokabular, das man benutzt, um sie zu beschreiben, betrifft also oft mehrere Dimensionen
(Lehrer 2009: 7). Fast alle Weindeskriptoren, die Lehrer (2009) untersucht, sind Adjektive.

López Arroyo & Roberts (2014) legen eine Übersicht über die Weinliteraturforschung, in der
versucht wird, die Weindeskriptoren zu analysieren, und darüber hinaus eine Untersuchung
über die häufigsten Deskriptoren in englischen und spanischen Weinbeschreibungen vor. Ziel
war es, herauszufinden, wie allgemein oder spezifisch diese Weindeskriptoren in ihrem
Gebrauch und ihrer Bedeutung sind. Diese Analyse wurde anhand der Dimensionen von Lehrer
(2009) durchgeführt. Aus der Analyse von López Arroyo & Roberts (2014: 44) lässt sich
folgern, dass einerseits Begriffe aus der Gemeinsprache eine spezifische mit Wein verbundene
Bedeutung bekommen, aber dass auch umgekehrt spezifische Weinbegriffe nach und nach in
die Gemeinsprache einfließen (López Arroyo & Roberts 2014: 44).

2
    ‚En‘ ist die Abkürzung für Englisch und wird in der Folge immer als solche benutzt.
20

Bemerkenswert ist zudem die korpusbasierte Studie von Stuyckens (2010) über Adjektive, die
in Zusammenhang mit dem Substantiv „Wein“ stehen. Ungefähr 69% der adjektivischen
Weindeskriptoren aus seinem Korpus sind in der Begriffsliste von Althaus (2006: 61-185)
aufgenommen. Wenn wir seine Wortliste als Standard für eine spezifische deutsche
Weinsprache nehmen, heißt das, dass mehr als zwei Drittel der Adjektive im Korpus von
Stuyckens (2010) spezifische Weinbegriffe sind. Da sein Korpus anhand von Texten der
Gemeinsprache gesammelt wurde, folgert Stuyckens (2010) daraus, dass die Weinsprache zum
größten Teil in alltägliche Texte eingedrungen ist.

Stuyckens (2010) weist ebenfalls darauf hin, dass im Deutschen der attributive Gebrauch des
Adjektivs manchmal durch das erste Teil eines Nominalkompositums ersetzt wird. Ein Beispiel
in der Weinsprache ist Rotwein. Der vorliegende Beitrag untersucht nur Adjektive und keine
Substantive und bezieht deswegen keine Nominalkomposita mit nominalem oder verbalem
Erstglied und einem Nomen als zweitem Bestandteil mit ein. Nominalkomposita als Ersatz für
eine Kombination eines Adjektivs und Substantivs kommen im Niederländischen weniger oft
vor (Stuyckens 2010).

2.2.1          Sensorische Adjektive

Sensorische Adjektive bezeichnen Eigenschaften, die mit den Sinnen erfassbar sind (Pisarska
2000). Die Reizaufnahme über die Sinnesorgane ist allerdings eine komplizierte Sache. Das
Empfindungsvermögen in Worte zu fassen, ist womöglich noch anspruchsvoller (Paradis &
Eeg-Olofsson 2013: 22). Nachdem ein Weinkritiker einen Wein probiert hat, geht es in der
Regel darum, seine Wahrnehmungen des Weines zu beschreiben. Die meisten Weinkritiker
versuchen, in jeder Weinbeschreibung die exakten Aromen, Geschmackseigenschaften oder
anderen Aufnahmen von Sinnesempfindungen zu beschreiben (Steinberger 2007a). Über die
Beschreibung der sensorischen Eindrücke haben Paradis & Eeg-Olofsson (2013) einen
bedeutenden Beitrag veröffentlicht. Die sensorischen Eigenschaften eines Weines sind ihnen
zufolge paradoxal, weil sie aufgrund ihres subjektiven und vergänglichen Charakters einerseits
sehr konkret erlebbar, aber andererseits auch abstrakt sind (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37).
Anstatt dass der Weinkritiker spezifische Ausdrücke aus der Weinsprache benutzt, beschreibe
er einen Wein oft anhand von herkömmlichen Ausdrücken, sodass er dem Leser seine
21

sensorischen Empfindungen auf eine für sie verständliche Art und Weise deutlich machen kann
(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 37-38).

Die Weinbeschreibung folgt gemäß Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 24) im Allgemeinen der
festgelegten Sequenz bei der Weindegustation. In einer Weinbeschreibung erläutern
Weinautoren generell zunächst die visuelle Komponente des Weines, weil diese bei der
Weinprobe auch immer zuerst festgestellt wird. Danach gehen Weinautoren meistens zur
Beschreibung der Geruchsmerkmale über. Darauf folgen in der Regel die Probe und
Beschreibung des Geschmacks (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 24). Aus diesem Anlass haben
Paradis & Eeg-Olofsson (2013) die sensorischen Modalitäten (En: sensory modalities) in (1)
Sehvermögen, (2) Geruchssinn und (3) Geschmackssinn und Tastsinn eingeteilt. Der
Geschmackssinn und Tastsinn werden von ihnen zusammen betrachtet, weil sie in den
Beschreibungen nicht einfach auseinanderzuhalten sind. Sie haben die Deskriptoren in ihrem
Korpus alle der sensorischen Modalität, zu der sie gehören, nach eingeteilt.

López Arroyo & Roberts (2016) postulieren aber, dass viele Weinautoren sich darüber nicht
einig sind, was genau eine typische Weinbeschreibung ist oder welche Aspekte sie beinhalten
soll. Das habe seinen Ursprung in der Tatsache, dass Weinbeschreibungen von
unterschiedlichen Autoren, für unterschiedliche Leser und zu unterschiedlichen Zwecken
geschrieben werden (López Arroyo & Roberts 2016: 397-399). Folglich setzen nicht alle
Weinbeschreibungen sich aus den sogenannten typischen Schritten, die eine Beschreibung laut
López Arroyo & Roberts (2014; 2016) zumindest enthalten kann, zusammen, nämlich:
1. Introductory remarks (IR)
2. Appearance (AP)
       a. Colour hue and depth
       b. Clarity
       c. Viscosity
       d. Effervescence
3. Aroma (AR)
       a. Fragance [sic]
       b. Intensity
       c. Development
4. Taste (TA)
22

         a. Flavors
         b. Finish
         c. Astringency
         d. Mouthfeel
         e. Body
         f. Balance
5. Concluding remarks (CR)
(López Arroyo & Roberts 2014: 31; López Arroyo & Roberts 2016: 375-376).

López Arroyo & Roberts (2016: 375) weisen darüber hinaus darauf hin, dass man nur selten
alle oben erwähnten Schritte in einer Weinbeschreibung findet. Gemäß ihnen sind die
wichtigsten Schritte appearance, aroma und taste, aber sie stellen fest, dass nicht all diese
Schritte immer in Weinbeschreibungen ausgearbeitet werden. Der Schritt appearance entfalle
manchmal, während aroma und taste in jeder Weinbeschreibung ihres Korpus behandelt
werden (López Arroyo & Roberts 2016: 375).

Stuyckens (2010) zufolge können in einer Weinbeschreibung aber viele weitere Schritte
besprochen werden. Er hat die Adjektive, die dem Substantiv „Wein“ vorangehen oder ein
Kompositum mit dem Substantiv „-wein“ als nominalem Zweitglied bilden, im Rahmen einer
korpusbasierten Studie semantisch eingeteilt. Die semantischen Kategorien sehen wie folgt
aus:
Appearance + mouthfeel (temperature)
Age
Body
Colour
Flavour = taste + smell
Healthiness (+quality)
Mouthfeel (temperature)
Purity
Price + quality
Production
Quality
Serving
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Style
Taste (+ quality)
Taste (+ smell)
No wine descriptors
(Stuyckens 2010: 161).

Quality, age und purity sind die Bereiche, zu denen die meisten Adjektive aus dem Korpus von
Stuyckens (2010) gehören. Viele Adjektive sind außerdem sensorische Weinadjektive.
Stuyckens (2010: 163) spricht in dieser Hinsicht von den Bereichen taste, smell, appearance,
flavour, body, age und colour.

Althaus (2006: 43) geht seinerseits für den Gestalt der Weinbeschreibung bis in die Antike
zurück, wo ein Wein nach einem Bewertungsschema in Bezug auf Eigenschaften der
Sinnenprüfung, wie Farbe, Geruch und Geschmack, lateinisch color, odor, sapor, beurteilt
wurde. Obwohl die meisten Weinbeschreibungen im Wesentlichen dem antiken Schema
folgen, bespricht Althaus (2006: 43-44) außerdem verschiedene andere Gesichtspunkten, die
in einer Beurteilung eines Weines zur Sprache kommen können. Neben Farbe und Klarheit,
Geruch und Geschmack können Flüchtigkeit und Flüssigkeit des Weins, das Freiwerden der
Geruchs- und Geschmacksstoffe sowie das Erreichen der Dünnflüssigkeit mit zunehmendem
Alter, und Alkohol und Extrakt beobachtet werden. Das deutsche Weingesetz fordere „die
Bewertung von Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack“, differenzierter aber sei „eine
Bewertung nach Farbe und Klarheit, Süße und Säure, Alkoholgehalt und Körper, Blume und
Bukett, Abgang, Alter sowie Art und Rasse“ (Althaus 2006: 46).

Die britische Organisation Wine and Spirit Education Trust hat eine semantische
Kategorisierung, die englische sensorische Weindeskriptoren in verschiedene Schritte einteilt,
entwickelt:
Appearance
Intensity:     pale – medium – deep – opaque
Color:         purple – ruby – garnet etc.
Clarity:       bright – clear – dull – hazy – cloudy
Nose
Condition:     clean – unclean
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Intensity:     weak – medium – pronounced
Development: youthful – grape aromas – aged bouquet – tired – oxidized
Fruit character: fruity, floral, vegetal, spicy, woods, smoky, animals etc.
Palate
Sweetness:     dry – off-dry – medium dry – medium sweet – sweet – luscious
Acidity:       flabby – low – balanced – crisp – acidic
Tannin:        astringent – hard – balanced – soft
Body:          thin – light – medium – full – heavy
Fruit intensity: weak – medium – pronounced
Alcohol:       light – medium – high
Length:        short – medium – long
(López Arroyo & Roberts 2014: 27).

Es wird von Paradis (2010: 8) bemerkt, dass die Einteilungen, die die Wine and Spirit
Education Trust benutzt, sich mit den visuellen, olfaktorischen und gustatorischen
Eigenschaften auseinandersetzt, aber die Organisation bezeichnet sie jeweils als appearance,
nose und palate. Die Adjektive im Modell der Wine and Spirit Education Trust wurden auf
einer Skala von wenig bis viel dargestellt.

2.2.1.1                Aussehen

Obwohl ein Wein meistens zuerst visuell beschrieben wird, überwiegen die visuellen
Deskriptoren Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 32) zufolge nicht in Weinbeschreibungen.
Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) weisen darauf hin, dass in den meisten
Weinbeschreibungen der Schwerpunkt hinsichtlich der Wörterzahl auf die Empfindungen des
Geruchs, Geschmacks und der Taste legen und Weinautoren also weniger auf die visuellen
Aspekte eines Weines eingehen. Sie können dahingegen schlechthin mit wenigen Worten
beschrieben werden, weil sie hauptsächlich nur die Farbe und Klarheit des Weines betreffen
(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 31). Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) heben in dieser
Hinsicht aber nachdrücklich hervor, dass visuelle Wahrnehmungen genauso bedeutend wie
jene andere sensorische Wahrnehmung sind.
25

Wie wir aus dem Modell der Wine and Spirit Education Trust feststellen, wird die visuelle
Wahrnehmung eines Weines am meisten anhand der Klarheit und der Farbe des Weines
beschrieben. Paradis & Eeg-Olofsson (2013) haben einige Substantive, die aus den
sensorischen Eindrücken gezogen wurden, nämlich color, aromas, nose, scent/smell, flavors,
taste, body, palate und texture, als Suchbegriffe benutzt, um anhand von Kollokationen die
häufigsten sensorischen Deskriptoren feststellen zu können. Daraufhin haben sie diese
Vorgehensweise umgedreht, um herauszufinden, welche häufigen Deskriptoren mit welchen
Substantiven in Verbindung stehen. Sie bemerken, dass Farben, wie black oder white, in ihrem
Korpus immer mit Objekten, wie fruits, cherries oder raspberry, verbunden werden (Paradis
& Eeg-Olofsson 2013: 29-30). Diese Feststellung nähere sich der Hypothese Wittgensteins
(1977, in Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 29-30), dass wir oft Gegenstände als Bezeichnungen
für Farben benützen, weil wir keine andere Möglichkeit haben, um Farben zu beschreiben.

2.2.1.2       Geruch

An zweiter Stelle beschreiben Weinkritiker meistens die Geruchseindrücke eines Weines. Im
Gegensatz zu den gustatorischen Grundqualitäten können Menschen 10 000 bis 100 000
Gerüche unterscheiden (Buck 2004, in Lehrer 2009: 7). Wenn wir einen Wein verkosten, sind
unsere Empfindungen also nicht nur auf Geschmacksrichtungen, sondern auch auf Gerüchen
gegründet (Lehrer 2009: 7). Weinkenner und Weinautoren sprechen nicht immer vom Geruch
oder Duft des Weines, sondern sie bezeichnen es oftmals als das Bouquet (auch Bukett). Die
Bezeichnungen für den Geruch eines Weines sind zahlreich (Lehrer 2009: 12). Beispiele
solcher Bezeichnungen sind Aroma und Bouquet. Weinexperten einigen sich auf den
Unterschied zwischen den beiden Begriffen (Lehrer 2009: 12). Das Aroma eines Weines lege
den Geruch der Weintraube dar, während das Bouquet sich auf den Geruch vom Wein selbst,
das heißt die beim Gärprozess anfallenden Düfte beziehe (Lehrer 2009: 12). Das Wein-Plus-
Glossar von Tischelmayer (o.J.) deutet darauf hin, dass man unter Aroma im Allgemeinen den
Duft bzw. poetisch auch als „Nase“ bezeichneten Geruch eines Weines versteht.
Beschreibungen des Geruchs sind nach Auffassung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 31) im
Allgemeinen länger und ausführlicher als jene des Aussehens.

Die Geruchsempfindungen in einer Weinbeschreibung werden vor allem als konkrete Dinge
(earth, smoke, cherries) oder anhand einer gustatorischen Grundqualität (sweet) dargestellt
26

(Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 23). Beschreibungen der Düfte eines Weines greifen darüber
hinaus oft auf die Objekte, die den Duft tragen, zurück (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Ein
Wein kann zum Beispiel wie eine Frucht duften und auf Deutsch beispielsweise anhand des
adjektivischen Derivats fruchtig beschrieben werden. Wenn Gerüche mit Adjektiven des
Gebietes der Früchte (fruity), der Mineralien (earthy) oder der Gewürze (spicy) beschrieben
werden, liege das wahrscheinlich an dem Wortschatzmangel, vor allem im Bereich des
Geruches (Caballero & Paradis 2015: 1-2; Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Dies geht vor
allem auf die Tatsache zurück, dass Menschen sich etwas besser anhand konkreter statt
abstrakter Gegenstände vorstellen können (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30). Neben diesen
Derivaten von den Quellen des Geruchs werden die Gerüche eines Weines auch anhand
allgemeinerer Deskriptoren, die für alle sensorischen Bereiche benutzt werden können, wie
zum Beispiel weak, beschrieben (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 27-28).

Dubois (2007: 172) hat in ihrer Untersuchung festgestellt, dass es keine vorher getroffene
Einteilung von Gerüchen gibt. Geruchsempfindungen haben schlechthin keine Namen in den
indoeuropäischen Sprachen. Im Rahmen eines Experiments folgert sie, genauso wie Paradis
& Eeg-Olofsson (2013), dass die meisten Menschen den Namen der Quelle des Geruchs
nennen, wie zum Beispiel Zitrone oder Apfel, um einen Geruch zu beschreiben. Gemäß
Paradis (2010: 7) treffen wir das gleiche Phänomen in Weinbeschreibungen an.

2.2.1.3        Geschmack

Die meisten Geschmackswahrnehmungen lassen sich anhand von vier Grundqualitäten
beschreiben, nämlich salzig, sauer, süß und bitter. Eine fünfte gustatorische Qualität, umami,
die manchmal als „scharf“ bezeichnet wird, wurde von Forschern vorgebracht, aber nicht
universell akzeptiert (Lehrer 2009: 7). Die Einteilung der Geschmackswahrnehmungen auf
semantischer Ebene ruht meistens auf diesen vier Grundqualitäten (Süße, Salz, Bitterkeit und
Säure), wie auch aus dem Modell der oben erwähnten Organisation Wine and Spirit Education
Trust festzustellen ist. Weil es nur vier Ausdrücke gibt, wird die Geschmacksbeschreibung
Normand (2002: 29-30) zufolge dadurch beschränkt. Peynaud (1996 : 77) fasst es treffend in
Worte: “We tasters feel to some extent betrayed by language.” Nach seiner Ansicht ist es
unmöglich, einen Wein zu beschreiben, ohne dessen Eigenschaften zu vereinfachen (Peynaud
1996: 77).
27

Bastianichi and Lynch (2002, in López Arroyo & Roberts 2014: 26) vertreten die These, dass
es kein objektives Vokabular gibt, um Geschmacksempfindungen zu beschreiben. Lehrer
(2009: 4) kommt zum Schluss, dass nur wenige Wörter ausschließlich für die Beschreibung
vom Geschmack gebraucht werden, aber dass aus anderen Bereichen viele Sprachmittel
verwendet werden können, um die Geschmackseigenschaften von Weinen wiederzugeben.
Auch López Arroyo & Roberts (2014: 26) bemerken, dass abgesehen von den Adjektiven
sweet, salty, sour und bitter, jede Beschreibung des Geschmacks aus den anderen sensorischen
Bereichen entlehnt wird (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 23). Erwähnenswert ist zudem, dass
Objekte im Alltag von Menschen am meisten und am einfachsten mit den visuellen und
gustatorischen Bereichen assoziiert werden, sowohl in der Weinsprache als auch in der
Allgemeinsprache (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 30).

Die sensorischen Ausdrücke sind in jeder Sprache bzw. Kultur unterschiedlich. Es ist in der
sensorischen Literatur umstritten, ob die Kultur, in der man lebt, Einfluss auf unsere Gedanken
und Sinneswahrnehmungen hat, oder sie sogar gestaltet (Caballero & Paradis 2015). Farge
(2013) legt eine Studie über die Unterschiede im Französischen, Deutschen und Englischen in
der Beschreibung des Geschmacks vor. Er vertritt unter anderem den Standpunkt, dass die
Vorstellung oder die Konzeptualisierung des Geschmacks sprachlich und kulturell bedingt ist
(Farge 2013: 255). Es wird von Caballero & Paradis (2015: 9) bemerkt, dass die kulturellen
Unterschiede insbesondere in Fachgebieten, wie bei Chocolatiers, Klavierspielern, Architekten
und Weinkennern, auffallen. Sie behandeln und besprechen denn auch oft die Produkte, die mit
den Sinnen zu tun haben. Sie beschreiben ihre Wahrnehmungen und benutzten eine bestimmte
Sprache, um sich ausdrücken zu können. Caballero & Paradis (2015: 7-10) stellen fest, dass in
diesen Fachgebieten oft eine bildliche Sprache benutzt wird, um bestimmte Phänomene zu
beschreiben (Caballero & Paradis 2015: 7-10).

2.2.1.4        Synästhesie

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) weisen darauf hin, dass das Vokabular, um die
Sinneseindrücke zu beschreiben, oft als spärlich angesehen wird, vor allem im olfaktorischen
Bereich (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 22). Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 22) finden es also
besonders wichtig, um die Sprachmittel in Weinbeschreibungen zu untersuchen. In ihrer
28

Untersuchung heben sie besonders hervor, dass die Sprachmittel, um die Eigenschaften eines
Weines zu beschreiben, oft auf alle Sinne zutreffen, das heißt, sie sind mehrdeutig und
synästhetisch (Paradis & Eeg-Olofsson 2013: 22). Das Wörterbuch Duden definiert
Synästhesie an erster Stelle als die „sprachlich ausgedrückte Verschmelzung mehrerer
Sinneseindrücke“. So können Farben zum Beispiel dunkel sein, aber gibt es auch dunkle Töne.

An zweiter Stelle wird Synästhesie im Duden als die „Reizempfindung eines Sinnesorgans bei
Reizung eines andern“ bezeichnet. Die Sinne sind also nie als einzelne Entitäten zu betrachten,
sondern sie funktionieren zusammen. Paradis & Eeg-Olofsson (2013: 38) erklären das in ihren
eigenen Worten: “We cannot taste something without smelling something, and we cannot taste
something without feeling something, and over and above everything is the sight of
something”. Eine Analyse der sensorischen Beschreibungen wird also dadurch erschwert, dass
es nicht immer deutlich ist, welche Adjektive zu welchem sensorischen Bereich gehören.
Lehrer (2009: 13) bemerkt, dass auch Forscher sich darüber nicht einig sind und es könnte sein,
dass manche Adjektive auf mehrere Bereiche zutreffen (Lehrer 2009: 13). Aber im Gegensatz
zu dem Sehvermögen, wirken der Geruchssinn, der Geschmackssinn und der Tastsinn ziemlich
subjektiv und sind sie variabel je nach Person (Caballero & Paradis 2015; Paradis & Eeg-
Olofsson 2013).

2.2.2          Evaluative Adjektive

Mit unseren Sinnen können wir einen Wein sehen, riechen und schmecken, aber unsere
Wahrnehmungen sagen uns nicht, wie wir einen Wein beurteilen (Steinberger 2007b). Eine
Verkostung des Weines und die nachfolgende Beurteilung ist denn auch eine ästhetische und
deswegen subjektive Angelegenheit (Lehrer 2009: 7). Weinbeschreibungen sind López Arroyo
& Roberts (2016: 389) zufolge subjektiv, und zwar weil sie oft persönliche Urteile enthalten,
ohne dass sie vom Weinautor explizit als solche angegeben werden (López Arroyo & Roberts
2016: 389; Steinberger 2007b). Ein Autor versucht in seiner Weinbeschreibung also
(manchmal implizit und unbewusst) mit scheinbar objektiver Argumente, den Leser von seiner
Meinung zu überzeugen (Hommerberg 2010: 119; Steinberger 2007b). Weinbeschreibungen
sind ja Beurteilungen eines Weines von einem Weinautor und dessen Meinung schimmert
meistens etwas durch (Hommerberg 2010).
29

Evaluative oder wertende Adjektive enthalten eine persönliche Überzeugung. Sie präzisieren
„Eigenschaften von Vorgängen, in die bestimmte Dingen einbezogen sind bzw. die wie
Gegenstände sprachlich thematisiert werden“ (Köller 2004: 356). Sie versprachlichen die
Einstellung des Sprechers bzw. Autors zu den Dingen oder Handlungen, über die er sich äußert
(Petersen 2007: 2). Das prägnanteste englische Beispiel eines evaluativen Adjektivs ist Lehrer
(2009: 70-75) zufolge good. Lehrer (2009: 70) erklärt, dass Wein dem Konsumenten
Vergnügen bereiten soll und die Weinsprache wahrscheinlich aus diesem Anlass oftmals
evaluativ ist. Beachtenswert ist zudem, dass Lehrer (2009: 6-7) in ihrer Untersuchung über die
verschiedenen Weindeskriptoren in Weinbeschreibungen die evaluativen Deskriptoren
absichtlich außer Betracht gelassen hat. Sie postuliert aber, dass die meisten Weinwörter
sowohl eine subjektive und evaluative als auch eine deskriptive Funktion haben (Lehrer 2009:
15-18). Dieser Meinung teilt auch Althaus (2006).

Evaluative Adjektive sind schwer zu untersuchen, weil sie subjektiv sind. Wenn man einen
Wein als gut beschreibt, heißt das, dass er für den Hersteller der Weinbeschreibung als gut
betrachtet wird. Nach Ansicht von Lehrer (2009: 78) sind sie immer mit einem persönlichen
Vorzug verbunden. Laut mancher Theorien gibt es aber Kriterien (Wine X is good because it
has qualities A, B, and C), die einer solchen Wertschätzung ermöglichen (Lehrer 2009: 71).
Diese Kriterien oder Eigenschaften können vom Autor aber nicht weiter begründet werden und
es sind vor allem Experte und Sommeliers, die mit diesen Eigenschaften vertraut sind (Lehrer
2009: 71). Hume und Lehrer (1757, in Lehrer 2009: 72) nehmen an, dass „experts and
connoisseur wine drinkers learn what the criteria of good and great wines are and through
experience and practice learn to apply these criteria to wines”.

López Arroyo & Roberts (2016: 379-397) erwähnen in ihrer Untersuchung die verschiedenen
Stilunterschiede, die es in Weinbeschreibungen in verschiedenen Sprachen geben kann. Sie
weisen nach, dass alle Weinbeschreibungen aus ihren Korpora Hinweise für einen persönlichen
Stil enthalten. Sie nennen als Merkmale eines subjektiven Stils in Weinbeschreibungen unter
anderem den Gebrauch von Ausrufen und Superlativen und verstärkenden Ausdrücken (López
Arroyo & Roberts 2016: 379-397). Unter Superlativen verstehen sie nicht nur Superlative im
grammatischen Sinne des Wortes, sondern unter anderem auch words expressing intensity in
the broadest sense of the word, darunter extraordinarily, und words expressing the concept of
the wine being incomparable, darunter historic und classic (López Arroyo & Roberts 2016:
30

380). Sie postulieren, dass solche Deskriptoren in Weinbeschreibungen im Allgemeinen zu
einer Stimmung der Übertriebenheit beitragen (López Arroyo & Roberts 2016: 384).

2.2.3              Deskriptive Adjektive

Weinkritiker und Weinautoren haben den Auftrag, um dem Leser eine möglichst genaue und
für ihn relevante Botschaft wiederzugeben (Hommerberg 2010: 115). Sehr oft kommt eine
deskriptive Bedeutungsdimension dazu. Dazu benutzen Weinkritiker oftmals deskriptive oder
beschreibende Adjektive, die sachlich Dinge darstellen3. Im Gegensatz zu evaluativen
Adjektiven beschreiben deskriptive oder beschreibende Adjektive eher objektiv die
Eigenschaften eines Substantives (Petersen 2007: 2). Petersen (2007: 2) zufolge „drücken die
beschreibenden Adjektive die Eigenschaften eines Dinges oder einer Handlung aus, aber ohne
dass die Einstellung des Sprechers dabei zum Ausdruck kommt“. Pisarska (2000) zufolge
können deskriptive Adjektive Eigenschaften wie zum Beispiel Zeit, Geographie, Staat oder
Klasse beschreiben. Erwähnenswert ist, dass gemäß Pisarska (2000) auch Eigenschaften der
Ästhetik anhand von deskriptiven Adjektiven wiedergegeben werden können, während diese
Studie davon ausgeht, dass ästhetische Eigenschaften eines Weines eher mit evaluativen oder
sensorischen Adjektiven beschrieben werden. In der vorliegenden Studie werden auch die
sogenannten klassifizierenden Adjektive, die Petersen (2007: 3) bespricht, als deskriptive
Adjektive angesehen. Anhand dieser Adjektive könne man die Herkunft und weitere
Eigenschaften eines Dinges in Bezug auf Zeit oder Ort bezeichnen Petersen (2007: 3).

Eine erste Klasse der deskriptiven Adjektive sind Lehrer (2009) zufolge die steigerbaren
Adjektive (En: gradable adjectives). Sie können anhand einer Komparativ oder Superlativ
gesteigert werden. Lehrer (2009: 107) zeigt in ihrer Untersuchung aber, dass viele deskriptive
steigerbare Wörter, wie thin oder watery, einen evaluativen Aspekt beinhalten können. Darüber
hinaus können nach Ansicht von Lehrer (2009) auch natural kind terms deskriptiv sein. In ihrer
Forschung geht sie nicht auf eine Erklärung dieser Art von Begriffen ein, aber sie seien
Fachbegriffe, die von Experten festgelegt wurden. Lehrer (2009: 68) bemerkt aber, dass
manche Deskriptoren zu beiden Klassen gehören können, wie zum Beispiel die Adjektive
earthy und woody.

3
    Definition verfügbar unter: www.neueswort.de/deskriptiv/
31

Deskriptive Adjektive sind Eigenschaftswörter (Köller 2004: 356). Es gebe aber verschiedene
deskriptive Eigenschaftswörter. Einige präzisieren die Relationsverhältnisse zwischen
bestimmten Phänomenen und einem Betrachter (entferntes Haus), andere heben die Quantität,
Qualität und Frequenz von Phänomenen aus der spezifischen Sicht eines Betrachters hervor
(häufiger Besuch) (Köller 2004: 356). Köller (2004: 356) betrachtet auch solche Adjektive als
deskriptive Adjektive, weil sie „die Charakteristika sprachlich mehr oder weniger darstellen,
als ob sie Merkmale der jeweiligen Sachen wären“. Normand (2002) betrachtet als deskriptive
Adjektive die sogenannten qualitativen Adjektive (Fr4: adjectifs qualitatifs). Sie werden ihr
zufolge oft in Weinbeschreibungen verwendet und enthüllen zum Beispiel etwas über die
Herkunft des Weines. Qualitative Adjektive üben die Funktion eines Attributs bei einem
Substantiv aus (Normand 2002: 135-136). Wie auch Lehrer (2009), behauptet Normand
(2002), dass manche qualitative Adjektive steigerbar (Fr: graduable) sind, und andere nicht.

Aus den bisherigen Ausführungen kann gefolgert werden, dass die deskriptiven Adjektive eine
schwer definierbare und bisher unterbelichtete semantische Kategorie darstellen. Es werden
von vielen Forschern unterschiedliche Bezeichnungen für die deskriptiven Adjektive benutzt
und sie wurden in vielen Forschungen außerdem anhand von unterschiedlichen Definitionen
erörtert. In diesem Beitrag werden Adjektive, die Eigenschaften eines Dinges sachlich
darstellen, als deskriptive Adjektive betrachtet. Es geht also vor allem um Eigenschaften eines
Dinges in Bezug auf Zeit und Ort, Herkunft, Klasse oder Staat. Wir gehen denn auch davon
aus, dass die deskriptiven Adjektive größtenteils nicht weinspezifisch und also
gemeinsprachliche Begriffe sind.

2.3             Metapher

Neben evaluativen und deskriptiven Adjektiven gibt es aber noch andere Kategorien von
Adjektiven, und zwar diejenige, die auf eine neue, metaphorische Art und Weise gebraucht
werden. Um das Phänomen der Metapher zu beschreiben, greifen wir auf einen allgemeinen,
aber weithin bekannten und zitieren Beitrag zurück, nämlich Lakoff und Johnsons Metaphors
we live by. Lakoff & Johnson (2003) vertreten den Standpunkt, dass Metaphern eine
wesentliche Rolle im Gedankensystem und infolgedessen im Alltag und auch im
Sprachgebrauch der Menschen einnehmen. Menschen benutzen Metaphern, um abstrakte

4
    ‚Fr‘ ist die Abkürzung für Französisch und wird in der Folge immer als solche benutzt.
32

Konzepten fassbar zu machen und versuchen damit, ihre Wahrnehmungen und Eindrücke der
Welt in Worte zu fassen. Metaphern seien mit anderen Worten kulturbedingt, insofern als sie
die Moralvorstellung innerhalb einer Kultur darstellen (Lakoff & Johnson 2003: 22-23). Wie
Lakoff & Johnson (2003) vertreten López Arroyo & Roberts (2017: 141) die Annahme, dass
Metaphern größtenteils auf dem Bild, das eine Kultur von der Welt hat, beruht.

Paradis & Eeg-Olofsson (2013) heben besonders hervor, dass, neben sensorischen und
deskriptiven Beschreibungen, viele Weinbeschreibungen Bildersprache, darunter Metaphorik,
enthalten. López Arroyo & Roberts (2016: 385-289) gehen speziell auf den Gebrauch von
Redefiguren ein und kommen zum Schluss, dass Metaphern in englischen und spanischen
Weinbeschreibungen nicht nur zahlreich anwesend sind, sondern auch die häufigsten
Redefiguren in beiden Sprachen sind. Das rühre daher, dass es der Weinsprache an Begriffen
fehlt, um Geruchs- und Geschmackseindrücke zu äußern (López Arroyo & Roberts 2016: 385-
289). Nach Ansicht von Lehrer (2009: 76) verwenden Weinautoren Metaphern, weil sie den
Lesern einen kreativen und abwechslungsreichen Text bieten möchten. Durch die Verwendung
metaphorischer Begriffe und lexikaler Assoziationen wird die Weinbeschreibung zwar
lebendiger, aber die Bedeutung geht manchmal verloren (Lehrer 2009: 76-77). Beispiele von
metaphorischen Adjektiven in Weinbeschreibungen sind Steinberger (2007a) zufolge big,
little, fat, thin und velvety. Lehrer (2009) geht davon aus, dass die Anzahl von Metaphern
zunehmen wird und das Weinvokabular sich in Zukunft weiterhin ändern wird.

López Arroyo & Roberts (2016: 385-389) postulieren, dass Weinbeschreibungen unter
anderem von einem ständigen Gebrauch von Stilfiguren geprägt werden. Caballero (2007, in
López Arroyo & Roberts 2017: 142) ist der Ansicht, dass die bildliche Sprache, und zwar vor
allem Metaphern, ein unterbelichtetes Phänomen in der Weinsprache ist. Der Studie über
Metaphern in der englischen und spanischen Weinsprache von López Arroyo & Roberts (2017)
nach haben viele Beiträge sich aber auf diesen Aspekt der Weinsprache fokussiert (Coutier,
1994; Amoraritei, 2002; Gluck, 2003; Lehrer, 2007, 2009; Suárez-Toste, 2007; Negro 2011).
Die meisten Beiträge gehen jedoch nur auf Metaphern innerhalb einer Sprache ein, und legen
keine kontrastive Analyse von Metaphern zwischen mehreren Sprachen vor (López Arroyo &
Roberts 2017: 142). Wie auch diese Studie, haben López Arroyo & Roberts (2017) versucht,
die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zwei Sprachen zu verzeichnen (López
Arroyo & Roberts 2017: 160).
33

Caballero & Ibarretxe (2013: 274, in López Arroyo & Roberts (2017: 147) erwähnen die
Schwierigkeiten, um Metaphern zu identifizieren. Sie brauchen immer einen bestimmten
Kontext, in dem sie betrachtet werden sollen (López Arroyo & Roberts 2017: 148). Eine
Metapher wird nämlich immer aus einem semantischen Bereich (En: source domain) zu einem
anderen (En: target domain) übertragen (López Arroyo & Roberts 2017: 143; Lehrer 2009:
21). Lehrer (2009: 21-32) befasst sich eingehend mit der Frage, wie manche Deskriptoren
zustande gekommen sind und fokussiert unter anderem auch auf Adjektive, die in mehreren
semantischen Bereichen verwendet werden und deshalb mehrere Bedeutungen haben, und auf
Adjektive, die vom einen in den anderen semantischen Bereich übertragen werden können.

Sprachwissenschaftler haben sich schon lange mit einer Kategorisierung der semantischen
Bereiche der Metaphern auseinandergesetzt und haben diese Bereiche oftmals source domains
genannt (López Arroyo & Roberts 2017: 143). Für Weinbeschreibungen besteht das target
domain aus den Eigenschaften eines Weines (López Arroyo & Roberts 2017: 149). López
Arroyo & Roberts (2017: 160) kommen zur Feststellung, dass die Metaphern in
Weinbeschreibungen hauptsächlich aus dem anthropomorphischen Bereich kommen. Das
heißt, dass die Weine in ihrem Korpus meistens mit Eigenschaften von Menschen verglichen
werden. In ihrer Studie über die Entwicklung des Weinvokabulars weist Lehrer (2013: 41-43)
ebenfalls nach, dass Weine oft mit Menschen verglichen werden. Sie findet in ihrer Studie
Metaphern für die Persönlichkeit und das Verhalten von Menschen (Lehrer 2009: 29-30).
Solche Deskriptoren seien vielleicht am innovativsten. Weine könnten auch als big, muscular
oder big-boned bezeichnet werden und demzufolge mit dem Körper eines Menschen assoziiert
werden (Lehrer 2009: 76).

Auch Steinberger (2007a) hat angeführt, dass Weine schon seit Langem anthropomorphisch
beurteilt und beschrieben wurden, unter anderem mit Wörtern wie masculine oder feminine.
Darüber hinaus hat Coutier (1994: 667, in López Arroyo & Roberts 2014: 28) in ihrer
Untersuchung über Metaphern im Weinvokabular unter anderem metaphorische Deskriptoren
nach den thematischen Bereichen, zu denen sie gehören, untergeteilt, wie zum Beispiel the
human being (physical), the human being (mental) oder the human being (social) (López
Arroyo & Roberts 2014: 28). Auch die Untersuchung von Paradis & Eeg-Olofsson (2013)
zeigt, dass die Eigenschaften eines Weines häufig mit Eigenschaften von Menschen verglichen
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