AESF Herbsttagung 2021 - 4-6 Tagungsband mit Abstracts - University ...

Die Seite wird erstellt Josef Kunze
 
WEITER LESEN
4-6
NOVEMBER
             Universität Luxemburg
             Campus Belval, Maison du Savoir
             Luxemburg
2021

AESF
Herbsttagung 2021
Tagungsband mit Abstracts
Donnerstag, 4. November 2021                                       Freitag, 5. November 2021
Pre-Conference                                                     9.30 – 11.30 Stadtführung Luxemburg Stadt
                                                                              Treffpunkt: Luxembourg City Tourist Office
Universität Luxemburg – Campus Belval – Maison du
                                                                              Im Anschluss gemeinsame Busfahrt zum Campus
Savoir
13.00     Ankunft und Anmeldung (3. Stock)                         HAUPTTAGUNG / Tag 1
13.30-    Workshop I – Intensive Longitudinal Methods              Universität Luxemburg – Campus Belval – Maison du Savoir
15.30     (Raum 3.500)                                             Ab 12.00   Tagungsanmeldung und Mittagssnack (3. Stock)
          Carmen Zurbriggen
                                                                   13.00      Tagungseröffnung (Raum 3.500)
15.30-                                                                        Christine Schiltz, Professor in Cognitive Neuroscience,
          Pause mit Kaffee und Kuchen
16.00                                                                         Vice Dean of Faculty of Humanities, Education and Social
                                                                              Sciences
16.00-    Workshop II – Social Media in der empirischen
                                                                              Justin J. W. Powell, Professor for Sociology of Education, Head
18.00     sonderpädagogischen Forschung (Raum 3.500)                          of Institute of Education and Society
          Chantal Hinni & Samira Veraguth                                     Mireille Krischler, Postdoctoral Researcher in Inclusive
                                                                              Education
18.30     Möglichkeit eines gemeinsamen Abendessens (Nähe Campus
                                                                              Carmen Zurbriggen, Professor in Inclusive Education
          Belval und Bahnhof)
13.30 –   Session 1.1.1 – Vorträge         Session 1.1.2 – Vorträge          15.30 -   Postergalerie mit Kaffee und Kuchen
15.00     (Raum 3.500) /                   (Raum 3.510) /                    16.30     (Raum 3.190)
          Chair: J. Goldan                 Chair: M. Krischler
                                                                                       Die soziale Integration von Schülerinnen und Schülern mit
          Soziale Urteilstendenzen         Ist soziale Kompetenz                       externalisierenden Verhaltensproblemen in zweiten, dritten
          und soziale Orientierung         ansteckend? Kooperatives                    und vierten Klassen der Allgemeinen Schule / M. Spilles, M.
          von Jugendlichen mit             Lernen als Katalysator                      Grosche, C. Huber, A. Bartling, G. Casale, K. Fussangel, K.
          geistiger Behinderung: Ein       der Ansteckung sozialer                     Gottfried, C. Gräsel, T. Hennemannm J. Kluge & K. Kaspar
          Experiment zum Paradigma         Kompetenz                                   Unterscheidet sich der Einfluss der Sprachkontaktdauer auf
          der Minimalen Gruppen            C. Hank & C. Huber                          die Wortschatzleistungen zwischen simultan und sukzessiv
          S. Egger, P. Nicolay, C. Huber                                               mehrsprachigen Kindern? / B. Ehl & M. Grosche
          & C. M. Müller                                                               Experimentelle Einzelfallstudien zur Förderung
          N.N.                             Geschlechtsspezifische                      mathematischer Basisfähigkeiten und der Entwicklung von
                                           Unterschiede bei Peereinfluss               Mathematikangst bei Grundschulkindern / M. Balt
                                           auf autistisches Verhalten                  Interkulturelle Entwicklung und Validierung eines
                                           G. Nenniger & C. M. Müller                  Fragebogens zur Erfassung von Lehrkrafteinstellungen
                                                                                       zur traumasensitiven Pädagogik / G. Casale, J. Weber & F.
          Was macht den Unterschied?       Lehrkraftfeedback und
                                                                                       Linderkamp
          Beobachten lernen in             soziale Akzeptanz: Eine
          Hamburg und Zürich              Untersuchung sozialer                       Interventionen zur kurzfristigen Reduktion von
          G. Ricken, J. Hilkenmeier,       Referenzierungsprozesse auf                 Mathematikangst (State) – Erste empirische Befunde einer
          S. Wenck, C. Henriksen, L.       Dyaden Ebene                                experimentellen Studie mit Lehramtsstudierenden / L. Kuhr,
          Toennissen & D. Hövel            P. Nicolay, C. Huber, C. Hank &             M. Balt, J. Bosch & J. Wilbert
                                           M. Spilles                                  Diagnose von Barrieren für autistische Schüler*innen in
                                                                                       inklusiven Schulen (schAUT) / S. Fuhrmann, L. Gerhard, J.
15.15     Session 1.2.1 – Poster Pitches (Raum 3.500) /                                Kleres, M. Knigge, V. Moser & S. Schwager
          Chair: C. Zurbriggen & J. Goldan                                             Schreibförderung von Jugendlichen mittels Strategietraining
                                                                                       und motivationaler Methoden / S. Hisgen & D. Vilz
                                                                                       Wirksamkeit einer evidenzbasierten Förderung
                                                                                       mathematischer Kompetenzen bei Schüler:innen mit
                                                                                       komorbiden Lern- und Verhaltensauffälligkeiten in der
                                                                                       Grundschule / M. Herzog & G. Casale
                                                                                       Das DYNAMIK Projekt - Dynamisches Testen als Perspektive
                                                                                       für förderdiagnostische Entscheidungen in der Schule /
                                                                                       M. Börnert-Ringleb, C. Mähler & J. Wilbert
                                                                                       „Wir sind doch ALLE ein bisschen behindert“ – Eine
                                                                                       quantitative Inhaltsanalyse der Verwendung des Begriffs
                                                                                       ‚behindert‘ in Youtube-Videos und -Kommentaren /
                                                                                       M. Möhring, A. Röhm, C. Nellen, J. Jesk & M. R. Hastall
16.30 –
17.30
          Session 1.3.1 – Vorträge
          (Raum 3.500) /
                                          Session 1.3.2 – Short Pitches
                                          (Raum 3.510) /                  Samstag, 6. November 2021
          Chair: M. Tebbe                 Chair: A. Stöcker

          Die Schulleitung als zentrale   Entwicklung und Evaluation
          Steuerungsfunktion –            des Programms "Journey          HAUPTTAGUNG / Tag 2
          Schulleitungshandeln            to Math" - ein adaptives
          als Potenzial für               Förderprogramm
                                                                          Universität Luxemburg – Campus Belval – Maison du Savoir
          Veränderungsprozesse an         für mathematische
          inklusiven Schulen              Basiskompetenzen
                                                                          9.00 – Session 2.1.1 –            Session 2.1.2 –         Session 2.1.3 –
                                                                          10.30 Vorträge                    Vorträge                Vorträge
          N. Reinsdorf & A. Ehlert        L. Wagner & A. Ehlert                   (Raum 3.500)              (Raum 3.510)            (Raum 3.190)
          Narrative Persuasion            Unterrichtliches Engagement             Chair: J. Goldan          Chair: A. Stöcker       Chair: C. Hinni
          durch Fabeln: Einfluss der      und Störverhalten von
          Moral und moralischer           Grundschulkindern – eine                Unterscheiden sich        Ein Ratingverfahren     When I go on the
          Wertorientierungen des          videobasierte Analyse von               Lehrkräfte an inklu-      zur Erfassung des       mound, I don't
          Publikums auf Einstellungen     Zusammenhängen                          siven und nicht-inklu-    Wissens von Regel-      feel like I have a
          und Verhaltensintentionen                                               siven Grundschulen        und Förderlehrkräf-     learning disability:
                                          N. Jansen & J. Decristan
          gegenüber Minderheiten                                                  hinsichtlich ihrer Han-   ten bezüglich           Eine qualitative
                                                                                  dlungsintentionen bei     der Förderung           Studie über einen
          C. Nellen, M. Möhring, J. A.
                                                                                  der Gestaltung adap-      von Kindern mit         Ex-Baseball-Profi mit
          Finzi, A. Röhm, A. Biewener &
                                                                                  tiven Unterrichts?        Rechenschwäche          Dyslexie
          M. R. Hastall
                                                                                  M. F. Löper, G. Görel &   M. Wehren-Müller, S. M. Grünke & C.
                                          EduMeta DB - Ideen zur                  F. Hellmich               Luger, S. Schnepel,   Klöpfer
                                          Entwicklung einer Meta-                                           M. Stöckli & E. Moser
                                          Datenbank für die empirische                                      Opitz
                                          (Inklusions-)Forschung
                                                                                  Selbstabsorbiertes        Auswirkungen            Der Einfluss von
                                          J. Bosch                                Verhalten bei Schüle-     eines mehrkompo-        Lautgebärden auf
                                                                                  rinnen und Schülern       nentigen Motiva-        die Entwicklung von
17:45     Gemeinsame Busfahrt vom Tagungsort zum                                  mit einer geistigen       tionssystems mit        Graphem-Phonem-
          Gesellschaftsabend                                                      Behinderung: Die          Peer-Tutoring auf       Korrespondenz
                                                                                  Rolle der individuellen   die Automatisierung     M. Tebbe
18:30     Apéro in der Brasserie du Cercle, Luxemburg Stadt                       und klassenkontex-        von einstelligen Ad-
                                                                                  tuellen Kommunika-        ditionsaufgaben bei
19:00     Abendessen in der Brasserie du Cercle,                                  tionsfähigkeiten          vier lernschwachen
          Luxemburg Stadt                                                         V. Hofmann & C. M.        Grundschüler*innen
                                                                                  Müller                    J. Karnes & I. Gürcay
Zum Einfluss von
        Regelverhalten und
                                  Inklusion und
                                  Beziehungsqualität
                                                         Gesundheitliche
                                                         Eignung von             Donnerstag, 4. November 2021
        Lehrkraftfeedback auf     auf Sekundarstufe I    Logopäd:innen: Was
        die soziale Akzeptanz:    R. Luder, G. Pastore   heißt das?
        Eine empirische           & A. Kunz              A. Rother & L.-J. Bur   Pre-Conference
        Analyse unter
        Berücksichtigung von
        Schulkind-Dyaden                                                         13.30 – 15.30 Uhr (Raum 3.500)
        M. Spilles, C. Huber,
        A. Bartling, G. Casale,                                                  Workshop I – Intensive Longitudinal Methods
        K. Fussangel, K.                                                         C. Zurbriggen
        Gottfried, C. Gräsel &
        M. Grosche                                                               Die Gruppe der intensiv längschnittlichen Methoden (ILM) sind «methods
                                                                                 for studying daily life» (Mehl & Conner, 2012), indem das Erleben, Verhalten
10.30- Pause mit Kaffee und Croissants (3. Stock)                                oder physiologische Vorgänge zeitnah im unmittelbaren Kontext untersucht
11.00                                                                            werden. Die Datenerhebung erfolgt dabei einmal oder mehrmals täglich über
                                                                                 eine oder mehrere Wochen hinweg im konkreten Lebensalltag. In Kombination
11.00   Session 3.1.1 – Vorträge            Session 3.1.2 – Vorträge             mit neuen mobilen Technologien eröffnen die ILM innovative Möglichkeiten
–       (Raum 3.500)                        (Raum 3.510)                         der Datengewinnung und haben dadurch das Potenzial, wichtige Erkenntnisse
                                                                                 zu sonderpädagogisch relevanten Forschungsfragen zu liefern.
12.30   Chair: M. Tebbe                     Chair: M. Krischler
                                                                                 Trotz ihrer Eignung kommen die ILM in der sonderpädagogischen Forschung
        Evaluation einer impliziten         Ängstlich-depressive                 jedoch noch wenig zu Einsatz. Im Workshop werden zuerst die Grundideen
        Rechtschreibförderung               Verhaltensprobleme bei               der ILM vorgestellt und anhand von Beispielen aus bisherigen und
        M. Grosche, S. Dietz, M. Wissing,   Jugendlichen. Eine empirische        aktuellen Projekten verdeutlicht. Anschließend skizzieren wir gemeinsam
        J. Decristan, K. Urton & M.         Untersuchungsreihe zu                Anwendungsfelder für den Einsatz der ILM in der sonderpädagogischen
        Grünke                              Beurteilerdiskrepanzen in der        Forschung (z.B. im Rahmen von Einzelfallstudien) und diskutieren
                                            schulischen Diagnostik               Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten.
                                            S. Lüdeke & F. Linderkamp
        Schreibflüssigkeit bei              Die Bedeutung von Erfahrungen        16.00 – 18.00 Uhr (Raum 3.500)
        Schülerinnen und                    für die Einstellungen von
        Schülern mit und ohne               Grundschulkindern gegenüber          Workshop II – Social Media in der empirischen
        Spracherwerbsstörung                Peers mit emotional-sozialen         sonderpädagogischen Forschung
        J. Winkes & S. Berner-Nayer         Schwierigkeiten im inklusiven        C. Hinni & S. Veraguth
                                            Unterricht
                                            M. F. Löper, M. Lehofer, S. Schwab   Social Media haben Einzug in nahezu allen Lebensbereichen gehalten. In der
                                            & F. Hellmich                        (sonderpädagogischen) Forschung werden Social Media hingegen noch eher
                                                                                 zurückhaltend verwendet, obwohl eine offene und publikumsfreundliche
        Änderungssensibilität und           Sozial-emotionales Lernen und        Kommunikation in der Wissenschaft im Zuge von open-access-Standards
        Lernzuwachs bei Anwendung           LRS                                  seitens Forschungsförderorganisationen unterstützt oder gefordert wird.
        einer Lernverlaufsdiagnostik        D. Hövel, A. Schabmann, B.           Webseiten und open-access-Publikationen sind inzwischen zu einem
        im Bereich Addition und             Gasteiger Klicpera, B. Schmidt, J.   wichtigen oder verpflichtenden Bestandteil eines Forschungsprojekts
        Subtraktion im Hunderterraum        Plank, A. Krauss, L. Tönnissen, C.   geworden. Doch welche Bedeutung haben Social Media für die öffentliche
        S. Anderson, M. Schurig & M.        Bär, C. Hoffmann                     Kommunikation? Und wie können Social Media für die sonderpädagogische
        Gebhardt                                                                 Forschung sinnvoll genutzt werden?
                                                                                 Im Workshop werden zum einen Social-Media-Varianten und Möglichkeiten
12.35   Verabschiedung & Ausblick nächste AESF-Tagungen
                                                                                 z.B. der Integration in Projektwebseiten kurz aufgezeigt, und zum anderen
        (Raum 3.500)
Freitag, 5. November 2021
deren Einsatz und Möglichkeiten diskutiert. Der Workshop richtet sich sowohl
an (potenzielle) Einsteiger*innen als auch (fortgeschrittene) Social-Media-
Nutzer*innen, aber auch an kritische Gegner*innen oder enthusiastische
Befürworter*innen, die beim Thema Social Media für die sonderpädagogische
Forschung produktiv mitdiskutieren und mitlernen möchten.
                                                                               Haupttagung
                                                                               13.30 – 15.00 Uhr
                                                                               Session 1.1.1 – Vorträge (Raum 3.500) / Chair: Janka Goldan
                                                                               Soziale Urteilstendenzen und soziale Orientierung von
                                                                               Jugendlichen mit geistiger Behinderung: Ein Experiment zum
                                                                               Paradigma der Minimalen Gruppen
                                                                               S. Egger, P. Nicolay, C. Huber & C. M. Müller
                                                                               Jugendliche mit geistiger Behinderung (GB) haben oft Schwierigkeiten,
                                                                               die Feindseligkeit unbekannter Personen in uneindeutigen Situationen
                                                                               einzuschätzen. Dies könnte dazu führen, dass Jugendliche mit GB nach
                                                                               eindeutigen sozialen Urteilen streben (z.B. polarisierende Urteile), um ein
                                                                               Bedürfnis nach Klarheit zu befriedigen. Zudem könnten sie in solchen
                                                                               Situationen vermehrt soziale Hinweise nutzen, um sich Orientierung
                                                                               zu verschaffen. Ziel dieser Studie war es, einerseits zu untersuchen, wie
                                                                               polarisierend Jugendliche mit GB soziale Urteile treffen. Andererseits war
                                                                               von Interesse, inwieweit sich Jugendliche mit GB an einer Eigengruppe von
                                                                               Gleichaltrigen orientieren, wenn gleichzeitig widersprüchliche Meinungen
                                                                               einer Eigengruppe und einer Fremdgruppe von Gleichaltrigen erkennbar sind.
                                                                               Es wurde ein computergestütztes Experiment auf der Grundlage des
                                                                               Paradigmas der Minimalen Gruppen entwickelt und mit Jugendlichen mit
                                                                               GB (N=34; M=14.89 Jahre, SD=1.41), Kindern desselben mentalen Alters (N=34,
                                                                               M=7.93 Jahre, SD=.64) und Jugendlichen ohne GB (N=34; M=14.68 Jahre,
                                                                               SD=1.15) durchgeführt.
                                                                               Jugendliche mit GB zeigten stärker polarisierende soziale Urteile und eine
                                                                               grössere Empfänglichkeit für den Einfluss einer unbekannten Eigengruppe
                                                                               von Gleichaltrigen als Jugendliche ohne GB (p
Was macht den Unterschied? Beobachten lernen in Hamburg                          Ansteckungsprozesse für die Förderung prosozialen Verhaltens zu nutzen
und Zürich                                                                      (Busching & Krahé, 2020). Kooperatives Lernen wird als eine Unterrichtsform
                                                                                 diskutiert, die soziale Kompetenzen erfordert (Johnson & Johnson, 2002) und
G. Ricken, J. Hilkenmeier, S. Wenck, C. Henriksen, L. Toennissen & D. Hövel      somit Situationen evoziert, in denen Schülerinnen und Schülern mehr Modelle
Das Beobachten von Unterrichtssituationen als situationsspezifische Fähigkeit    und somit Ansteckungsmöglichkeiten geboten werden.
ist eine zentrale diagnostische Kompetenz für Lehrkräfte in inklusiven           Dieser Beitrag untersucht zunächst, ob Kinder mit geringen sozialen
Lehr- und Lernsettings. Insbesondere das Erkennen von potentiellen               Kompetenzen in sozial kompetenteren Gruppen von der Gruppenkompetenz
Lernbarrieren ist eine Voraussetzung dafür, dass Lernangebote von allen          profitieren können. Zum Anderen widmet er sich der Frage, ob der Prozess
Lernenden gleichermaßen genutzt werden können. Solche Lernbarrieren              sozialer Ansteckung durch Kooperatives Lernen zusätzlich unterstützt werden
können in individuellen Bedingungen von Schülerinnen und Schülern                kann.
liegen, in schlechten Raumbedingungen, in erschwerter Zugänglichkeit             In einer längsschnittlichen Interventionsstudie mit N = 889 SuS (N = 39
von Lernangeboten oder in der Gestaltung der Lehr-Lernsituation, wenn            Klassen) wurde die Ansteckung sozialer Kompetenzen untersucht. In
Maßnahmen der Klassenführung und Lernunterstützung nicht ausreichend             der Interventionsgruppe wurde über vier Wochen tägliche eine Einheit
umgesetzt werden. Gerade die Umsetzung solcher Unterrichtsmerkmale ist           Kooperativen Lernens durchgeführt. Die Ergebnisse werden in den aktuellen
situativ unterschiedlich und kann durch Lehrkräfte beeinflusst werden, so        Forschungsstand eingeordnet und die Nutzbarkeit für die Praxis diskutiert.
dass eine Sensibilität zur Beobachtung dieser ein zentrales Lernziel in der
Lehramtsausbildung darstellen sollte.                                            Literatur
Zur Förderung dieser Beobachtungskompetenz wurde ein Seminarkonzept              Bornstein, M. H., Hahn, C.‑S. & Haynes, O. M. (2010). Social competence,
entwickelt, welches drei wesentliche Bausteine beinhaltet: 1. Vermittlung        externalizing, and internalizing behavioral adjustment from early childhood
deklarativen Wissens zu den Inhaltsbereichen „Beobachtung“ sowie                 through early adolescence: developmental cascades. Development and
„Merkmale guten Unterrichts“, 2. Anwendung und Reflektion des erworbenen         Psychopathology, 22(4), 717–735. https://doi.org/10.1017/S0954579410000416
Wissens durch die Beobachtung von Unterrichtsvideos. In mehreren                 Busching, R. & Krahé, B. (2020). With a Little Help from Their Peers: The Impact
Durchgängen werden systematisch jene Indikatoren herausgearbeitet, die in        of Classmates on Adolescents' Development of Prosocial Behavior. Journal of
Teams eine hohe Urteilerübereinstimmung erreichen. 3. erfolgt ein Transfer der   Youth and Adolescence, 49(9), 1849–1863. https://doi.org/10.1007/s10964-020-
erworbenen Beobachtungskompetenz auf die Indikatoren, die Lernbarrieren          01260-8
enthalten können. Studierende üben mit unterschiedlich gestalteten               Johnson, D. W. & Johnson, R. T. (2002). Learning together and alone. Overview
Textvignetten Barrieren zu identifizieren.                                       and meta‐analysis. Asia Pacific Journal of Education, 22(1), 95–105. https://doi.
In einer Kooperation zwischen der Universität Hamburg (UHH) und der              org/10.1080/0218879020220110
Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) Zürich werden
Seminarbausteine gemeinsam erprobt.
Nach einer Pilotierung im Wintersemester 2021/22 in Zürich wird für das          Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Peereinfluss auf
Sommersemester eine vergleichende Studie geplant, mit der der Frage              autistisches Verhalten
nachgegangen werden soll, welche Seminaranteile besonders wirksam sind,          G. Nenniger & C. M. Müller
um Beobachtungskompetenzen von Studierenden zu entwickeln.
                                                                                 Über die Peersozialisation bei Personen mit Autismus-Spektrum-Störung
                                                                                 (ASS) ist wenig bekannt. Es wurde daher untersucht, inwiefern Kinder
13.30 – 15.00 Uhr                                                                und Jugendliche mit einer hohen Ausprägung an autistischem Verhalten
                                                                                 an Förderschulen durch die von ihnen besonders gemochten Peers in
Session 1.1.2 – Vorträge (Raum 3.510) / Chair: Mireille Krischler                ihrem autistischen Verhalten beeinflusst werden. Zudem wurde der
Ist soziale Kompetenz ansteckend? Kooperatives Lernen als                        Frage nachgegangen, inwiefern sich Mädchen und Knaben mit hoher
Katalysator der Ansteckung sozialer Kompetenz                                    Ausprägung autistischen Verhaltens in ihrer Empfänglichkeit für Peereinfluss
                                                                                 unterscheiden.
C. Hank & C. Huber
                                                                                 Im Rahmen einer Fragebogenstudie (Teilprojekt von KomPeers) gaben
Die Bedeutung sozialer Kompetenzen für schulischen Erfolg und psychische         Mitarbeitende an Schweizer Förderschulen zu zwei Messzeitpunkten Auskunft
Gesundheit sind hinreichend untersucht worden (Bornstein, Hahn & Haynes,         über die Verhaltensprobleme und die adaptiven Kompetenzen von 1125
2010). Gerade im Kontext Schule scheint es die Möglichkeit zu geben, soziale     Schülerinnen und Schülern mit geistiger Behinderung. Um die Ausprägung
autistischen Verhaltens zu erfassen, wurde der Autismus-Algorithmus               15.15 Uhr
der Developmental Behavior Checklist angewandt. Dabei wurden 330
Schülerinnen und Schüler (Alter T1 M=10,17 Jahre, SD=3,74; weiblich=20.6 %) mit   Session 1.2.1 – Poster Pitches (Raum 3.500) / Chair: Carmen
einer hohen Ausprägung an autistischem Verhalten und schwachen adaptiven          Zurbriggen & Janka Goldan
Kompetenzen identifiziert. Die Daten dieser 330 Schülerinnen und Schüler und
deren besonders gemochten Peers wurden analysiert.
Mehrebenenanalysen zeigten, bezogen auf die Gesamtgruppe (N=330), keinen          15.30 – 16.30 Uhr
Einfluss des autistischen Verhaltens der besonders gemochten Peers (T1) auf
das zukünftige individuelle autistische Verhalten (T2) der Schülerinnen und       Postergalerie (Raum 3.190)
Schüler. Dieser Peereffekt wurde jedoch signifikant durch das Geschlecht          Die soziale Integration von Schülerinnen und Schülern mit
moderiert, was darauf hindeutet, dass Mädchen mit hoher Ausprägung
                                                                                  externalisierenden Verhaltensproblemen in zweiten, dritten
autistischen Verhaltens, jedoch nicht Knaben, für Peereinfluss empfänglich
sind. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf das Verständnis der Entwicklung       und vierten Klassen der Allgemeinen Schule
von ASS im Peerkontext diskutiert.                                                M. Spilles, M. Grosche, C. Huber, A. Bartling, G. Casale, K. Fussangel, K.
                                                                                  Gottfried, C. Gräsel, T. Hennemannm J. Kluge & K. Kaspar
Lehrkraftfeedback und soziale Akzeptanz: Eine Untersuchung                        Positive soziale Beziehungen zu Gleichaltrigen im Kindes- und Jugendalter
sozialer Referenzierungsprozesse auf Dyaden Ebene                                 sind essentiell für das Wohlbefinden, die Identitätsbildung sowie für
                                                                                  die soziale und kognitive Entwicklung. Internationale und nationale
P. Nicolay, C. Huber, C. Hank & M. Spilles                                        Untersuchungen zeigen jedoch, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler
Ausgehend von der sozialen Referenzierungstheorie konnten in den letzten          in ihren Klassen gleichermaßen sozial integriert sind. Insbesondere Kinder
Jahren mehrere experimentelle (u.a. Huber et al. 2018; Nicolay & Huber, 2021)     und Jugendliche externalisierenden Verhaltensproblemen werden in
und längsschnittliche Studien (u.a. Wullschleger et al., 2020) zeigen, dass       inklusiven Settings von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern oftmals
öffentliches Lehrkraftfeedback einen Einfluss auf die soziale Akzeptanz von       wenig sozial akzeptiert, was nicht nur problematisch im Hinblick auf deren
Schüler*innen hat. Das angenommene Wirkmodell geht dabei davon aus,               Wohlbefunden und Entwicklung ist, sondern ebenfalls in Widerspruch zu
dass Schüler*innen das Feedbackverhalten von Lehrkräften gegenüber ihren          den Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention steht. Im aktuellen Beitrag
Mitschüler*innen beobachten und daraus Rückschlüsse auf die Haltung der           werden Querschnittsdaten des PARTI-Projekts zur sozialen Integration von
Lehrkräfte gegenüber diesen Mitschüler*innen ziehen, die sie wiederum             Schülerinnen und Schülern mit externalisierenden Verhaltensproblemen
in ihrer eignen Haltung gegenüber diesen Mitschüler*innen beeinflusst.            in zweiten, dritten und vierten Klassen der Allgemeinen Grundschule
Methodisch besteht in den bisher vorliegenden Studien das Problem, dass           analysiert (n = 626). Im Vergleich zu bisherigen Studien der letzten Dekade
durch die Operationalisierung von Feedback in Experimentalstudien bzw.            in Deutschland wurden hierbei Verhaltensprobleme durch ein validiertes
die Beobachtung von Lehrkraftfeedback in Feldstudien, die unterschiedliche        und schulrelevantes Erhebungsinstrument erfasst. Darüber hinaus wurde
Wahrnehmung dieses Feedbacks durch beobachtende Schüler*innen nicht               die soziale Integration anhand der vier Dimensionen nach Koster et al.
berücksichtigt werden kann.                                                       (2009) operationalisiert, was bisher in deutschen Untersuchungen kaum
                                                                                  vorgenommen wurde. In den Ergebnissen zeigt sich, dass vor allem die
Im vorliegenden Beitrag soll vor diesem Hintergrund mit Hilfe der Daten
                                                                                  soziale Akzeptanz negativ mit externalisierenden Verhaltensproblemen
einer Querschnittserhebung an 127 Schüler*innen aus 8 Schuklassen
                                                                                  zusammenhängt. Im Hinblick auf Probleme im lernförderlichen Verhalten
methodisch ein anderer Ansatz verfolgt werden. Mit Hilfe von Cross-
                                                                                  scheinen die Jahrgangsstufenzugehörigkeit und das klassenspezifische
Classified Mehrebenenmodellen werden soziale Referenzierungsprozesse
                                                                                  Ausmaß an Verhaltensproblemen den Zusammenhang zu moderieren.
auf Ebene von Schüler*innen-Dyaden (n = 1664) modelliert. Dies ermöglicht
den Zusammenhang zwischen dem individuell von Schüler*innen
wahrgenommenem Lehrkraftfeedback gegenüber Mitschüler*innen und der
diesen entgegengebrachten sozialen Akzeptanz zu untersuchen. In einem
zweiten Schritt wird darüber hinaus in den Blick genommen, inwieweit
dieser Zusammenhang zwischen wahrgenommenem Feedback und sozialer
Akzeptanz durch die Beziehung zu Lehrkraft moderiert wird.
Unterscheidet sich der Einfluss der Sprachkontaktdauer auf                          wurden dreimal pro Woche für jeweils 30min mit dem computergestützten
die Wortschatzleistungen zwischen simultan und sukzessiv                            Lernspiel „Meister Cody - Talasia“ gefördert. Während der Förderphase
                                                                                    sowie zwei Wochen davor (insgesamt 8 Wochen) wurde der mathematische
mehrsprachigen Kindern?                                                             Lernfortschritt sowie die Mathematikangst (State) etwa zweimal pro Woche
B. Ehl & M. Grosche                                                                 mit Kurztests erfasst. Darüber hinaus wurden Mathematikleistung und -angst
                                                                                    (Trait) zu Beginn und am Ende der Untersuchung erhoben. Zudem erfolgte
Ein Ansatz in der Sprachdiagnostik bei Mehrsprachigkeit besteht darin, die
                                                                                    eine kurze Befragung der Mathematiklehrkräfte zu besonderen Ereignissen im
Sprachleistungen in der Umgebungssprache anhand separater Normen für                Unterricht (z.B. Klassenarbeiten, Unterrichtsausfall). Auf dem Poster werden die
mehrsprachige Kinder auszuwerten. Für sukzessiv mehrsprachige Kinder, d. h.         Ergebnisse der Untersuchung präsentiert.
mit einem Erwerbsbeginn zur Zweitsprache ab drei Jahren, wird es als „sehr
gut“ (Neugebauer & Becker-Mrotzek, 2015, S. 36) bewertet, wenn Altersnormen
zusätzlich nach der Sprachkontaktdauer gegliedert angegeben sind. Bei               Interkulturelle Entwicklung und Validierung eines
simultan mehrsprachigen Kindern kann der Sprachkontakt ab der Geburt                Fragebogens zur Erfassung von Lehrkrafteinstellungen zur
beginnen oder auch erst kurz vor dem Alter von drei Jahren. Daher könnte die        traumasensitiven Pädagogik
Sprachkontaktdauer auch für simultan mehrsprachige Kinder ein sinnvoller
Bestandteil von separaten Normen sein. Die Studie ging der Frage nach,              G. Casale, J. Weber & F. Linderkamp
ob sich der Einfluss der Sprachkontaktdauer auf die Wortschatzleistungen            Die Lehrkrafteinstellungen zur traumasensitiven Pädagogik stellen ein
zwischen simultan und sukzessiv mehrsprachigen Kindern unterscheidet.               zentrales Konstrukt in der Erforschung traumasensitiver sonderpädagogischer
Eine schrittweise lineare Regressionsanalyse bei 451 mehrsprachigen                 Arbeit dar. Im deutschsprachigen Raum existieren allerdings bislang
Grundschulkindern (271 simultan, 180 sukzessiv) zeigte, dass nach der Kontrolle     keine Erhebungsinstrumente, die die Einstellungen von Lehrkräften zur
des Alters die Kontaktjahre zu Deutsch auch bei simultan mehrsprachigen             traumasensitiven Pädagogik psychometrisch hochwertig erfassen. Die in den
Kindern (ß = .24, p = .001) - ebenso wie bei sukzessiv mehrsprachigen Kindern       USA bewährte ATTITUDES RELATED TO TRAUMA-INFORMED CARE SCALE
(ß = .25, p = .030) - einen bedeutsamen Einfluss auf die Wortschatzleistungen       (ARTIC) ist ein Forschungsinstrument, das die traumabezogenen Einstellungen
in Deutsch hatten. Die Varianzaufklärung durch die beiden Prädiktoren betrug        von Lehrkräften in der traumasensitiven Arbeit erfasst. Das Instrument hat
bei simultan mehrsprachigen Kindern 33% und bei sukzessiv mehrsprachigen            45 Items, die sich auf insgesamt sieben Faktoren (Ursachen von Trauma,
Kindern 42%. Die Vorhersage der Wortschatzleistungen ließ sich durch die            Reaktionen auf Problemverhalten traumatisierter Schüler*innen, Empathie
Kontaktjahre zu Deutsch bei simultan mehrsprachigen Kindern um 3%                   & Kontrolle, Selbstwirksamkeit, Reaktionen zur traumasensitiven Arbeit,
steigern (p = .001) und bei sukzessiv mehrsprachigen Kindern um 2% (p =             persönliche Unterstützung, systemweite Unterstützung) verteilen. In einer
.027). Diese Steigerung unterschied sich nicht signifikant (z = 0.275, p = .392).   interkulturellen Entwicklungs- und Validierungsstudie wird der Fragebogen
Demnach kann die Sprachkontaktdauer auch für simultan mehrsprachige                 durch Vor- und Rückübersetzungstechniken ins Deutsche übersetzt, anhand
Kinder ein sinnvoller Bestandteil von separaten Normen sein.                        von kognitiven Interviews inhaltlich validiert und überarbeitet sowie in einer
                                                                                    deutschsprachigen Stichprobe von ca. 400 Lehrkräften hinsichtlich der
Literatur                                                                           faktoriellen Validität, der Konstruktvalidität, der internen Konsistenz und
Neugebauer, U. & Becker-Mrotzek, M. (2015). Gütemerkmale von 21                     der Test-Retest-Reliabilität überprüft. Auf dem Poster sollen vor allem der
Sprachstandsverfahren im Elementarbereich. In G. Esser, M. Hasselhorn & W.          Fragebogen, das methodische Vorgehen sowie erste Ergebnisse aus den
Schneider (Hrsg.), Diagnostik im Vorschulalter (S. 19–42). Göttingen: Hogrefe.      kognitiven Interviews präsentiert und diskutiert werden.

Experimentelle Einzelfallstudien zur Förderung                                      Interventionen zur kurzfristigen Reduktion von
mathematischer Basisfähigkeiten und der Entwicklung von                             Mathematikangst (State) – Erste empirische Befunde einer
Mathematikangst bei Grundschulkindern                                               experimentellen Studie mit Lehramtsstudierenden
M. Balt                                                                             L. Kuhr, M. Balt, J. Bosch & J. Wilbert
Als eine mögliche Ursache von Mathematikangst werden Schwierigkeiten im             Trotz uneinheitlicher Kriterien zur Abgrenzung einer relevanten Ausprägung
Erwerb mathematischen Basisfähigkeiten diskutiert. Mittels experimenteller          von Symptomen weisen internationale Forschungsbefunde in Bezug auf
Einzelfallstudien wurde der Effekt der Förderung mathematischer                     Mathematikangst auf hohe Prävalenzraten von 17% (Ashcraft & Moore, 2009)
Basisfähigkeiten auf die Entwicklung von Mathematikangst bei sechs                  über 30% (OECD, 2004) bis 68% (Betz, 1978) hin. Aus diesem Grund wurde
Grundschulkindern im Alter zwischen 7 und 9 Jahren untersucht. Die Kinder           der Zusammenhang zwischen Mathematikangst und Mathematikleistung
vielfach in der Literatur untersucht und als wechselseitig wirkend beschrieben          von PISA 2003. Paris: OECD. https://www.oecd.org/education/school/
(Carey et al., 2016). In diesem Zusammenhang werden in der Literatur zwei               programmeforinternationalstudentassessmentpisa/34474315.pdf
wesentliche Mechanismen angegeben, die sowohl Mathematikleistung                        Park, D., Ramirez, G., & Beilock, S. L. (2014). The role of expressive writing in
als auch die Mathematikangst beeinflussen, dies sind vor allem                          math anxiety. Journal of Experimental Psychology: Applied, 20(2), 103–111.
mathematikbezogene physiologische Erregung (Mattarella-Micke et al., 2011)              https://doi.org/10.1037/xap0000013
und mathematikbezogene Sorgen (Ramirez et al., 2018).
                                                                                        Ramirez, G., Gunderson, E. A., Levine, S. C., & Beilock, S. L. (2013). Math Anxiety,
In der vorliegenden Studie werden daher einerseits die Wirkungen der                    Working Memory, and Math Achievement in Early Elementary School. Journal
Atementspannung (Mattarella-Micke et al., 2011) und der kognitiven                      of Cognition and Development, 14(2), 187–202. https://doi.org/10.1080/15248372.2
Neubewertung als Interventionen, die auf die physiologische Erregung                    012.664593
(Johns et al., 2008) abzielen, untersucht; andererseits wird die Wirkung des
                                                                                        Ramirez, G., Shaw, S. T., & Maloney, E. A. (2018). Math anxiety: Past research,
expressiven Schreibens als Intervention, die die mathematikbezogener Sorgen
                                                                                        promising interventions, and a new interpretation framework. Educational
adressiert (Park et al., 2014), betrachtet. Die vorliegende Studie setzt sich
                                                                                        Psychologist, 53(3), 145–164. https://doi.org/10.1080/00461520.2018.1447384
dabei zum Ziel in einer konkreten mathematischen Anforderungssituation
die kurzzeitigen Effekte dieser bekannten Interventionen auf die
empfundene Mathematikangst (Fragebogen STAI (Laux et al., 1981)) sowie                  Diagnose von Barrieren für autistische Schüler*innen in
die Mathematikleistung (Prozent richtig gelöster arithmetischer Aufgaben
konzipiert in Anlehnung an (Ramirez et al., 2013) zu testen.
                                                                                        inklusiven Schulen (schAUT)
Die experimentelle Untersuchung ist als Online-Studie für                               S. Fuhrmann, L. Gerhard, J. Kleres, M. Knigge, V. Moser & S. Schwager
Lehramtsstudierende konzipiert und umfasst eine Stichprobe von N= 145                   Das BMBF-geförderte Forschungsprojekt Diagnose von Barrieren
Probanden, die randomisiert und annähernd gleichmäßig auf die drei                      für autistische Schüler*innen in inklusiven Schulen (schAUT) ist ein
Interventionsbedingungen sowie eine Kontrollbedingung verteilt sind (N= 34              partizipatorisches Vorhaben zwischen der Humboldt-Universität Berlin, der
bis N= 38).                                                                             Goethe-Universität Frankfurt und dem Verein White Unicorn e.V. Es zielt
Im Rahmen des Posters werden erste Ergebnisse präsentiert.                              darauf, eine bebilderte Fragebogenerhebung zu entwickeln, die auf mehreren
                                                                                        Befragungen in der autistischen Community basiert, um mögliche Barrieren
Literatur                                                                               in Bezug auf das Lernen und das Schulleben bei Schüler:innen zu erheben.
Ashcraft, M. H., & Moore, A. M. (2009). Mathematics anxiety and the affective           Entwickelt werden soll damit ein Barrieretool, das geeignet ist, in einem
drop in performance. Journal of Psychoeducational Assessment, 27(3), 197–205.           schlanken, alltagstauglichen Verfahren subjektiv empfundene Barrieren
https://doi.org/10.1177/0734282908330580                                                und ableitbare Hinweise für die Gestaltung angepasster Lernumgebungen
                                                                                        zu ermitteln. Validiert wird dieses Tool in Erhebungen in schulischen
Betz, N. E. (1978). Prevalence, distribution, and correlates of math anxiety in
                                                                                        Transitionsphasen (Eintritt Grundschule, Eintritt weiterführende Schule)
college students. Journal of Counseling Psychology, 25(5), 441–448. https://doi.
                                                                                        mit jeweils 1.600 Schüler_innen in drei bis vier deutschen Bundesländern zu
org/10.1037/0022-0167.25.5.441
                                                                                        zwei Messzeitpunkten. Das Diagnosetool inkl. einer Nutzungshandreichung
Carey, E., Hill, F., Devine, A., & Szücs, D. (2016). The chicken or the egg? The        wird in einer Fachkonferenz mit einer Gruppe international renommierter
direction of the relationship between mathematics anxiety and mathematics               Expert:innen weiterentwickelt und in Fortbildungsveranstaltungen für
performance. Frontiers in Psychology, 6. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2015.01987       Lehrkräfte erprobt. Es versteht sich als ein inklusives Schulentwicklungstool im
Johns, M., Inzlicht, M., & Schmader, T. (2008). Stereotype threat and executive         Sinne der Herstellung von Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, Anpassungsfähigkeit
resource depletion: Examining the influence of emotion regulation. Journal              und Akzeptanz der einzelnen Schule (Tomaševski 2001).
of Experimental Psychology: General, 137(4), 691–705. https://doi.org/10.1037/          Das Projekt schAUT ist als interdisziplinäres und partizipatorisches,
a0013834                                                                                international vernetztes Forschungsprojekt konzipiert, das theoretisch auf den
Laux, L., Glanzmann, P., Schaffner, P., & Spielberger, C. D. (1981). Das State-Trait-   aktuellen Befunden der Neurodiversitätsforschung basiert.
Angstinventar (1.). Hogrefe.                                                            Das Poster präsentiert das Forschungsdesign, die Erhebungsinstrumente
Mattarella-Micke, A., Mateo, J., Kozak, M. N., Foster, K., & Beilock, S. L. (2011).     sowie erste Befunde.
Choke or thrive? The relation between salivary cortisol and math performance
depends on individual differences in working memory and math-anxiety.
Emotion, 11(4), 1000–1005. https://doi.org/DOI: 10.1037/a0023224
OECD. (2004). Lernen für die Welt von morgen: Erste Ergebnisse
Schreibförderung von Jugendlichen mittels Strategietraining                            auch Verhaltensauffälligkeiten wie Aufmerksamkeitsstörungen oder
und motivationaler Methoden                                                            Angststörungen (Visser et al., 2020). In Kontrollgruppenstudien konnten
                                                                                       positive Effekte gezielter Interventionen auf die mathematische
S. Hisgen & D. Vilz                                                                    Kompetenzentwicklung nachgewiesen werden. Spezifische
                                                                                       Wirksamkeitsanalysen bei komorbid auftreten Auffälligkeiten in Mathematik
Risikobelastete Jugendliche benötigen aufgrund ihrer schwachen
                                                                                       und im Verhalten fehlen bislang, sind allerdings wichtig, um mögliche
Leistungen im kompositorischen Schreiben gezielte Unterstützung,
                                                                                       Modifikationen der Interventionen abzuleiten.
um sowohl am schulischen Alltag teilnehmen zu können als auch auf
dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein. Der Einsatz motivationaler                   Um zu prüfen, wie die mathematische Kompetenzentwicklung von
Schreibstrategieförderungen stellt eine erfolgsversprechende Fördermethode             Kindern mit Lern- und Verhaltensauffälligkeiten durch evidenzbasierte
dar (Hisgen et al., 2021). In der vorliegenden Untersuchung wurden                     Förderprogramme beeinflusst wird und welche Interaktionen zwischen
mittels Experimentalgruppendesign die Effekte einer motivationalen                     Kompetenzentwicklung und Verhalten bestehen, wird eine kontrollierte
Schreibförderung auf die Quantität und Qualität der Aufsätze von                       Einzelfallstudie mit multiplem Baseline-Design vorgestellt. N=8 Kinder mit
Lernenden eines Berufskollegs (n=35) untersucht. Die Experimentalgruppe                Rechenschwierigkeiten und komorbid auftretenden internalisierenden und
erhielt über einen Zeitraum von sechs Wochen ein motivationales                        externalisierenden Verhaltensstörungen werden in einem ABAB-Design
Schreibtraining. Hierbei kam eine, aus dem angloamerikanischen adaptierte,             gefördert. Die Förderung beginnt zeitversetzt nach 2 bis 5 Wochen Baseline-
Schreibstrategieförderung - STOP und START (original Stop & Dare) zum                  Phase. In allen Phasen werden dabei die Mathematikleistungen sowie die
Einsatz. Die auf dem „Self-Regulated Strategy Development“ (SRSD)                      Verhaltensauffälligkeiten mittels Verlaufsdiagnostik erfasst. Nach der Baseline
basierende Strategie unterstützt die Jugendlichen bei der Planung und dem              ohne Intervention (A-Phase, mind. 2 Wochen) werden die Kinder zunächst mit
Verfassen von argumentativen Texten (Hayes & Flower, 1980; Hisgen et al.,              einem evidenzbasierten Mathematikförderprogramm gefördert (B-Phase, 3
2020). Die Messungen der abhängigen Variablen erfolgte durch Prä-, Post- und           Wochen), worauf A-Phase,3( Wochen) sowie eine zweite B-Phase (3 Wochen)
Follow up Messungen. Sowohl in der Post-, als auch in der Follow up Messung            folgen.
zeigen sich signifikante Unterschiede zugunsten der Experimentalgruppe.                Die Daten der Einzelfallstudien sollen regressionsbasiert für jedes einzelne
                                                                                       Kind sowie mehrebenenanalytisch über alle Kinder ausgewertet werden.
Literatur                                                                              Wir erwarten bei allen Schüler:innen einen kontinuierlichen Anstieg der
Hisgen, S., Klöpfer, C., Karnes, J., & Grünke, M. (2021). Fachbeitrag: Die Einflüsse   Mathematikleistungen über die B-Phasen (signifikante Slope-Effekte).
motivierender Methoden auf das Verfassen von Texten von Schüler/innen                  Außerdem erwarten wir einen signifikanten Interaktionseffekt zwischen den
der Sekundarstufe mit Förderschwerpunkt Lernen. Vierteljahresschrift für               Verhaltensauffälligkeiten der Schüler*innen und den Mathematikleistungen
Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete.                                                 in den B-Phasen. Die Ergebnisse der Studie sollen differenziertere Einblicke
Hisgen, S., Barwasser, A., Wellmann, T., & Grünke, M. (2020). The Effects              in die Wirksamkeit von Mathematikinterventionen bei Kindern mit
of a Multicomponent Strategy Instruction on the Argumentative Writing                  komorbiden Lern- und Verhaltensauffälligkeiten geben und Implikationen für
Performance of Low-Achieving Secondary Students. Learning Disabilities: A              Fördermodifikationen liefern.
Contemporary Journal, 18(1), 93-110.
Hayes, J. R., & Flower, L. S. (1980). Identifying the organisation of writing
processes. In L. W. Gregg, & E. R.; Steinberg (Eds.), Cognitive processes in           Das DYNAMIK Projekt - Dynamisches Testen als Perspektive
writing (pp. 3–30). Lawrence Erlbaum.                                                  für förderdiagnostische Entscheidungen in der Schule
                                                                                       M. Börnert-Ringleb, C. Mähler & J. Wilbert
Wirksamkeit einer evidenzbasierten Förderung                                           Testdiagnostische Zugänge werden im Rahmen einer förderdiagnostischen
mathematischer Kompetenzen bei Schüler:innen mit                                       Debatte für eine fehlende Ableitbarkeit von Aussagen zu Potentialen und
                                                                                       benötigter Unterstützung kritisiert. In diesem Zusammenhang kann der
komorbiden Lern- und Verhaltensauffälligkeiten in der                                  Ansatz des dynamischen Testens eine vielversprechende Innovation im
Grundschule                                                                            förderdiagnostischen Prozess darstellen. Im Zuge des dynamischen Testens
M. Herzog & G. Casale                                                                  wird durch die Verbindung von Messung und Förderung versucht, Einblicke
                                                                                       in die Problemlöseprozesse von Kindern zu erhalten und Lernpotentiale zu
Schwierigkeiten beim Erwerb basaler Kompetenzen im Lernbereich                         identifizieren.
Mathematik betreffen beinahe eins von fünf Kindern in Deutschland
                                                                                       Das Poster gibt Einblicke in ein aktuelles Forschungsprojekt („DYNAMIK“), in
(OECD, 2019). Beinahe die Hälfte dieser Schüler:innen zeigt zudem
welchem das Konzept des dynamischen Testens im Rahmen der Erfassung                16.30 – 17.30 Uhr
des Rechnens angewendet und untersucht wird, inwiefern das dynamische
Testen Vorzüge gegenüber traditionellen Zugängen im Hinblick auf die               Session 1.3.1 – Vorträge (Raum 3.500) / Chair: Marc Tebbe
Gestaltung von Förderempfehlungen hat. Im Rahmen der Postervorstellung             Die Schulleitung als zentrale Steuerungsfunktion –
werden die unterschiedlichen Projektschritte skizzert: Zunächst sollen
ausgewählte Lehrkräfte mit Bezug auf ein im Projekt entwickeltes
                                                                                   Schulleitungshandeln als Potenzial für Veränderungsprozesse
dynamisches Testinstrument fortgebildet werden. Daran anschließend wird            an inklusiven Schulen
in einem experimentellen Kontrollgruppendesign untersucht, inwiefern               N. Reinsdorf & A. Ehlert
es den im dynamischen Testen geschulten Fachkräften besser gelingt,
Förderempfehlungen auf Grundlage selbst erfasster Informationen über               Seit der Umsetzung einer inklusiven Beschulung (KMK, 2011) werden
ausgewählte lernschwache SchülerInnen im Rahmen eines Fördergutachtens             Schulleitungen dazu aufgefordert, Strukturen und Verbindlichkeiten in
auszusprechen.Die zentralen Fragestellungen des Projektes werden                   der Einzelschule zu schaffen, die es interdisziplinären Teams bestehend
vorgestellt.                                                                       aus Lehrpersonen und Sonderpädagogen*innen ermöglichen, Kinder und
                                                                                   Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten (UN-
                                                                                   BRK, 2018). Insbesondere die Initiierung geeigneter Kooperationsstrukturen
„Wir sind doch ALLE ein bisschen behindert“ – Eine                                 gilt als Potenzial der Schulleitung für Veränderungsprozesse im Unterricht
quantitative Inhaltsanalyse der Verwendung des Begriffs                            (Arndt & Werning, 2016; Badstieber & Amrhein, 2021). Mit welchen Maßnahmen
‚behindert‘ in Youtube-Videos und -Kommentaren                                     es der Schulleitung gelingen kann, die Kooperation in interdisziplinärer
                                                                                   Teams zu unterstützen, wurde bislang kaum untersucht (Brauckmann,
M. Möhring, A. Röhm, C. Nellen, J. Jesk & M. R. Hastall                            Pashiardis, & Ärlestig, 2020). Die vorliegende Interventionsstudie setzt
Sprache ist das wichtigste Element der Informationsvermittlung, wirkt sich auf     an diesem Desiderat an. Zur Untersuchung von möglichen Potentialen
unser Denken aus und trägt zur Konstruktion unserer sozialen Wirklichkeit bei      durch Handlungsentscheidungen der Schulleitungen bei der Entwicklung
(z. B. Radtke, 2006). Aus diesem Grund ist es nahliegend, dass Sprache auch        von geeigneten Kooperationsstrukturen, wurden interdisziplinäre Teams
eine entscheidende Rolle für die Wahrnehmung von und Kommunikation über            aus Lehrpersonen und Sonderpädagogen*innen implementiert und in
Behinderung innerhalb einer Gesellschaft spielt (z. B. Ford, Acosta & Sutcliffe,   wöchentlichen Teammeetings wissenschaftlich begleitet.
2013). Für junge Menschen stellen insbesondere soziale Medien wie Youtube          In einer quasi-experimentellen Interventionsstudie wurden die teilnehmenden
eine wichtige Informationsquelle und Kommunikationsplattform dar (Kolotaev         Schulleitungen (N=3) mittels (Experten-)Interviews am Ende des
& Kollnig, 2020). In Deutschland liegen bislang kaum Studien zur Verwendung        Schuljahres zu ihren Handlungsentscheidungen im Kontext entwickelter
des Begriffs „behindert“ in medialen Kontexten vor. Ausgehend von einer US-        Kooperationsstrukturen befragt.
amerikanischen Untersuchung zur Verwendung des Begriffs „retarded“ auf
                                                                                   Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Schulleitungen von unterschiedlichen
Youtube (Johanson-Sebera & Wilkins, 2010) wurde daher in der vorliegenden
                                                                                   Handlungsentscheidungen berichten. So können durch die Aussagen
Studie untersucht, wie der Begriff „behindert“ in deutschsprachigen Youtube-
                                                                                   der Schulleitung E1 der Experimentalschulen, klare Erwartungen an die
Videos und -Kommentaren genutzt wird. Basierend auf Erkenntnissen einer
                                                                                   Lehrpersonen, Möglichkeiten zur professionellen Fort- und Weiterbildung
Studie von Weisser (2005) wurde insbesondere vermutet, dass „behindert“
                                                                                   sowie einen regelmäßigen Austausch über die Unterrichtspraxis
in den seltensten Fällen im (neutralen) terminologisch-beschreibenden
                                                                                   aufgezeigt werden. Demgegenüber berichtet die Schulleitung E2 der
Sinne verwendet wird. Mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse wurden
                                                                                   Experimentalschulen über vorhandene Strukturen, die jedoch von den
516 Youtube-Videos anhand eines zuvor entwickelten und validierten
                                                                                   interdisziplinären Teams kaum genutzt werden.
Codebuchs analysiert. Es wurden anschließend der Kontext der
Begriffsverwendung (mit oder ohne Behinderungsbezug) sowie der Tenor (z.           Literatur
B. terminologisch-beschreibende oder stigmatisierende Begriffsverwendung)
                                                                                   Arndt, A.‑K., & Werning, R. (2016). Unterrichtsbezogene Kooperation von
der zugrundliegenden Aussagen bestimmt. Es zeigte sich, dass die
                                                                                   Regelschullehrkräften und Sonderpädagog/innen im Kontext inklusiver
stigmatisierende Begriffsverwendung mit 29,7 % aller getätigten Aussagen,
                                                                                   Schulentwicklung. Implikationen für die Profes-sionalisierung. In V. Moser & B.
gefolgt von einer terminologisch-beschreibenden Begriffsverwendung (15,4
                                                                                   Lütje-Klose (Eds.), Schulische Inklusion (62nd ed., pp. 160–174). Beltz Juventa.
%), in Youtube am weitesten verbreitet ist. Diese und weitere Ergebnisse
werden vor dem Hintergrund der Bedeutung der Kommunikation und des                 Badstieber, B., & Amrhein, B. (2021). Schulleitungshandeln in integrations-/
Sprachgebrauchs in sozialen Medien hinsichtlich der Stigmatisierung und            inklusionsorientierten Schulentwicklungsprozessen – Empirische Befunde
Entstigmatisierung von Menschen mit Behinderung diskutiert.                        aus der Schweiz und Deutschland. In A. Köp-fer, J. J. W. Powell, & R. Zahnd
                                                                                   (Eds.), Handbuch Inklusion international / International Handbook of Inclusive
Education (pp. 383–406). Verlag Barbara Budrich.                                 16.30 – 17.30 Uhr
Brauckmann, S., Pashiardis, P., & Ärlestig, H. (2020). Bringing context and
educational leadership together: fostering the professional development of       Session 1.3.2 – Short Pitches (Raum 3.510) / Chair: Anne
school principals. Professional Development in Education, 1–12.                  Stöcker
UN-BRK (2018). UN-Behindertenrechtskonvention. Retrieved from www.               Entwicklung und Evaluation des Programms "Journey to
behindertenbeauftragte.de                                                        Math" - ein adaptives Förderprogramm für mathematische
                                                                                 Basiskompetenzen
Narrative Persuasion durch Fabeln: Einfluss der Moral                            L. Wagner & A. Ehlert
und moralischer Wertorientierungen des Publikums auf                             Mathematische Basiskompetenzen (TTG-Verständnis, Stellenwertverständnis,
Einstellungen und Verhaltensintentionen gegenüber                                Multiplikation/Division, Modellieren) bereiten vielen Schüler:innen auch
Minderheiten                                                                     am Ende der Grundschulzeit noch große Schwierigkeiten, obgleich
                                                                                 sie eine Voraussetzung für die Mathematik der Sekundarstufe bilden.
C. Nellen, M. Möhring, J. A. Finzi, A. Röhm, A. Biewener & M. R. Hastall         Förderprogramme für diese Altersgruppen bzw. Klassenstufen sind jedoch
Geschichten werden seit Jahrtausenden als Mittel der narrativen Persuasion       überwiegend curricular ausgerichtet und betrachten diese grundlegenden
genutzt, um Normvorstellungen oder Einstellungen und Verhaltensintentionen       Kompetenzen nicht mehr. Daher soll das digitale Förderprogramm „Journey to
                                                                                 Math“ entwickelt werden, das diese Basiskompetenzen der Grundschule in den
gegenüber Individuen und Gruppen zu beeinflussen (z. B. Bilandzic, 2011;
                                                                                 Fokus nimmt, sich adaptiv an die individuellen Lernstände der Schüler:innen
Sukalla, 2018). In Fabeln werden Geschichten erzählt, die eine bestimmte
                                                                                 anpasst und somit für die differenzierende Förderung in inklusiven Settings
Lehre (Moral der Geschichte) beinhalten. Häufig werden Tiere dargestellt, die
                                                                                 genutzt werden kann.
menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zeigen und bestimmte
Personen(gruppen) repräsentieren (Ehrismann, 2011). In der vorliegenden          Die inhaltliche Konzeption wurde bereits vorgenommen und anhand
Studie wurde empirisch untersucht, inwiefern Veränderungen in der Moral          von Expert:inneninterviews evaluiert. Außerdem wurde im Rahmen
einer Fabel zu Veränderungen in Einstellungen und Verhaltensintentionen          einer Masterarbeit ein Prototyp des Programms entwickelt und in
der Rezipierenden gegenüber Personen aus Minderheitengruppen führen              Grundschulklassen eingesetzt. Aus den ersten Ergebnissen lässt sich ein
und inwiefern die moralische Werteorientierung der Rezipierenden diesen          signifikanter Kompetenzzuwachs der Schüler:innen durch die Nutzung des
Prozess moderiert. Es wurde ein Paper-Pencil-Experiment durchgeführt, in         Förderprogramms erkennen.
dem die Teilnehmenden die Aesop-Fabel „Der Fuchs und der Bock“ lasen, die        Leider beinhaltet der Prototyp aktuell nur die Förderung des TTG-
hinsichtlich ihrer dargestellten Moral systematisch variiert wurde (prosoziale   Verständnisses. Außerdem ist er technisch noch nicht ausgereift, sodass eine
Moral vs. egozentrische Moral). Wir nahmen an, dass Rezipierende einer           Weiterentwicklung dringend notwendig ist, jedoch sowohl an finanzieller als
Fabel mit einer prosozialen Moral allgemein prosozialere Einstellungen und       auch an qualifizierter personeller Ausstattung bisher scheitert. Aus diesem
Verhaltensintentionen gegenüber Minderheiten zeigen als Rezipierende             Grund ist auch eine umfassende Evaluation des Programms bisher noch nicht
einer Fabel mit einer egozentrischen Moral (Hypothese 1) und dass                möglich.
dieser Effekt durch die moralische Werteorientierung der Rezipierenden           Unsere Diskussionsfragen, für die wir uns möglichst viele und breite Ideen
moderiert wird (Hypothese 2). Als abhängige Variablen wurden altruistische       erhoffen, sind daher Folgende:
Verhaltensintentionen, Toleranz und Vorurteile gegenüber Minderheiten sowie      1. Welche Möglichkeiten zur Beantragung finanzieller Unterstützung bzw.
allgemeine Einstellungen gegenüber Minderheiten erfasst. Es zeigte sich, dass    welche möglichen Kooperationspartner:innen im Bereich der Programmierung
Rezipierende, die sich stark an Universalismus und Benevolenz orientieren,       könnten für dieses Projekt gewonnen werden?
nach Lesen einer Fabel mit egozentrischer Moral weniger altruistische            2. Welche Aspekte sollten in der Evaluation des Programms neben einer
Verhaltensintentionen gegenüber Minderheiten zeigen als Rezipierende mit         klassischen Wirksamkeitsstudie betrachtet werden?
geringerer Orientierung an diesen Werten. Dieses und weitere Ergebnisse
                                                                                 3. Welche Plattform ist geeignet, um das Förderprogramm an die Schulen zu
werden vor dem Hintergrund des Persuasionspotenzials von Fabeln im
                                                                                 bringen?
inklusiven Unterricht sowie zum Auf- und Abbau von Stigmatisierungen
diskutiert.
Unterrichtliches Engagement und Störverhalten von                                  Gettinger, M. & Walter, M. J. (2012). Classroom Strategies to Enhance Academic
Grundschulkindern – eine videobasierte Analyse von                                 Engaged Time. In S. L. Christenson, A. L. Reschly & C. Wylie (Hrsg.), Handbook of
                                                                                   Research on Student Engagement (653 – 673). Boston, MA: Springer US. https://
Zusammenhängen                                                                     doi.org/10.1007/978-1-4614-2018-7
N. Jansen & J. Decristan                                                           Hattie, J. (2009). Visible learning: A synthesis of over 800 meta-analyses relating
Die Analyse von Unterrichtsprozessen bietet einen vielversprechenden Ansatz        to achievement. London: Taylor & Francis Group.
zu einem elaborierteren Verständnis des vielschichtigen, interaktionalen           Klieme, E. (2006). Empirische Unterrichtsforschung: aktuelle Entwicklungen,
Unterrichtsgeschehens. Dazu bieten videobasierte Analysen das Potenzial            theoretische Grundlagen und fachspezifische Befunde. Einführung in den
eines vertieften Blickes in entsprechende Unterrichtsprozesse, sind                Thementeil. Zeitschrift für Pädagogik, 52(6), 765–773.
methodisch jedoch auch herausfordernd (z.B. Klieme, 2006).                         Lohmann, G. (2014). Mit Schülern klarkommen: Professioneller Umgang
Schüler*innenseitige Störverhalten bildet einen klassischen, videobasiert          mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten (11. Aufl.). Scriptor Praxis.
erfassten Unterrichtsprozess und wird inzwischen durch das                         Cornelsen.
schüler*innenseitigen Engagement als eine weitere wichtige Prozessvariable         Winkel, R. (2011). Der gestörte Unterricht: Diagnostische und therapeutische
sinnvoll ergänzt. Während Unterrichtsstörungen als Beeinträchtigungen des          Möglichkeiten (10. Aufl.). Schneider-Verl. Hohengehren.
Lehrens und Lernens durch Unterbinden der notwendigen Voraussetzungen
definiert (Lohmann, 2011; Winkel, 2005) und mit verringerten Lernerfolgen
assoziiert sind (z.B. Angus, 2010; Hattie, 2009), wird unterrichtliches            EduMeta DB - Ideen zur Entwicklung einer Meta-Datenbank
Engagement dementgegen als behavioraler und mentaler Prozess in                    für die empirische (Inklusions-) Forschung
Interaktion mit unterrichtlichen Aktivitäten charakterisiert (z.B. Frendricks &
                                                                                   J. Bosch
McColskey, 2012) und steht konsistent mit positiver Leistungsentwicklung in
Verbindung (Gettinger & Walter, 2012).                                             Die Literatursuche in der empirischen (Inklusions-)Forschung läuft aktuell
Der Short-Pitch präsentiert eine Sneak Peak erster Befunde einer                   beinahe ausschließlich über die Abstract- bzw. Volltextsuche einschlägiger
videobasierten Verhaltensbeobachtung unterrichtlichen Störverhaltens und           Suchmaschinen wie z.B. Google Scholar, ERIC oder PubMed. Dabei ist speziell
Engagements in 35 Grundschulklassen.                                               in quantitativ-empirischen Studien eine Vielzahl von Informationen über die
Es wird untersucht (1) inwiefern beobachtetes Störverhalten und Engagement         erhobenen Variablen und das genaue Forschungsdesign sozusagen im Text
miteinander in Zusammenhang stehen und (2) welche Zusammenhänge                    „versteckt“ und muss durch Forscher:innen „entschlüsselt“ werden.
sich zwischen dem beobachteten Unterrichtverhalten und individuellen               Das präsentierte Projekt soll dabei die Möglichkeit der Entwicklung einer
Lernvoraussetzungen von Drittklässler*innen zeigen.                                systematischen Meta-Datenbank explorieren, die ein festes Kategoriensystem
Da es sich bei den zu präsentierenden Daten um work-in-progress handelt,           nutzt, um diese Informationen schnell und übersichtlich zu präsentieren. Im
liegen zum Zeitpunkt der Beitragseinreichung noch keine finalen Befunde vor.       Rahmen dieses Vortrages sollen dabei der mögliche Aufbau, sowie mögliche
                                                                                   erste Schritte in der Entwicklung einer solchen Datenbank vorgestellt und
Die Diskussion des Short Pitchs und die weitere empirische Untersuchung            mit Mitgliedern der empirischen sonder- und inklusionspädagogischen
des Verhältnisses von unterrichtlichem Störverhalten und Engagement                Community diskutiert werden.
sollen das Verständnis von lernbeeinträchtigenden bzw. -förderlichen
Unterrichtprozessen verbessern und zur Erklärung interindividueller
Unterschiede in der Lern- und Leistungsentwicklung beizutragen.
Literatur
Angus, M., McDonald, T., Ormond, C., Rybarcyk, R., Taylor, A. & Winterton, A.
(2010). The Pipeline Project: Trajectories of classroom behaviour and academic
progress: a study of student engagement with learning. Edith Cowan
University, Mount Lawley, Australia.
Fredricks, J. A. & McColskey, W. (2012). The Measurement of Student
Engagement: A Comparative Analysis of Various Methods and Student
Self-report Instruments. In S. L. Christenson, A. L. Reschly & C. Wylie (Hrsg.),
Handbook of Research on Student Engagement (763 – 782). Boston, MA:
Springer US. https://doi.org/10.1007/978-1-4614-2018-7
Sie können auch lesen