DEMOKRATIEPÄDAGOGISCHE SCHULENTWICKLUNG - PRAXISHEFTE DEMOKRATISCHE SCHULKULTUR - ZPB

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DEMOKRATIEPÄDAGOGISCHE SCHULENTWICKLUNG - PRAXISHEFTE DEMOKRATISCHE SCHULKULTUR - ZPB
Praxishefte Demokratische Schulkultur

Demokratiepädagogische
Schulentwicklung
DEMOKRATIEPÄDAGOGISCHE SCHULENTWICKLUNG - PRAXISHEFTE DEMOKRATISCHE SCHULKULTUR - ZPB
mateneen

IMPRESSUM

Herausgeber
Ministère de l’Éducation nationale,
de l’Enfance et de la Jeunesse,
Universität Trier, Professur Didaktik
der Gesellschaftswissenschaften,
Zentrum fir politesch Bildung

Luxemburg, Trier | Dezember 2018

ISSN
 2658-9613

ISBN
 978-2-9199526-6-3

Die Praxishefte Demokratische Schulkul-
tur erscheinen halbjährlich
und bieten Schulleitungen und Schulper-
sonal theoretische Grundlagen
und praxisorientierte Anleitungen zur
demokratiepädagogischen Schulentwick-
lung. Jedes Themenheft ist jeweils einer
demokratie­pädagogischen Bauform oder
strategischen Frage der Schulentwicklung
gewidmet. Die Praxishefte werden allen
Luxemburger Schulen
als Printausgabe zur Verfügung gestellt
und online mit zusätzlichen
Materialien und in französischer Fassung
vorgehalten.

  mateneen.eu
Layout
Moskito | 20, rue des Sangliers L-7433
Steinsel | www.moskito.lu

Druck
eXe Group
Z.I. in den Allern
L-9911 Troisvierges

2                                          © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
DEMOKRATIEPÄDAGOGISCHE SCHULENTWICKLUNG - PRAXISHEFTE DEMOKRATISCHE SCHULKULTUR - ZPB
mateneen

                                                                                                                           Inhalt
                   EINFÜHRUNG
                   Einführung zur neuen Reihe „mateneen – Praxishefte Demokratische Schulkultur“  04
                   Das Herausgeberteam

                   THEORIETEIL
                   Auf dem Weg zu einer demokratischen Schulkultur  05
                   Matthias Busch

                   Möglichkeiten und Chancen demokratischer Schulgestaltung im Luxemburger Schulsystem                         09
                   Michèle Schilt

                   PRAXISTEIL
                   Potentialanalyse „Demokratische Schulkultur“                                                                13
                   Matthias Busch

                   Demokratische Schulentwicklung mit Open Space                                                               20
                   Julia Frisch

                   Schulentwicklung aus Schülersicht: Zukunftswerkstatt „Meng Schoul – Eis Schoul“                             24
                   Michell Dittgen

                   Buchempfehlungen                                                                                            27

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                   3
Einführung zur neuen Reihe
mateneen – Praxishefte
Demokratische Schulkultur
Kinder und Jugendliche an allen Ent-           Jugend herausgegeben. Die Heftreihe                            schiedenen Schulen in Luxemburg und
scheidungen, die sie betreffen, mitwirken      bietet Schulleitungen und Schulpersonal                        natürlich auch darüber hinaus. Die Er-
zu lassen, ist eine Aufgabe, die sowohl in     theoretische Grundlagen und praxisorien-                       fahrungen und Denkanstöße aus anderen
der UN-Kinderrechtskonvention als auch         tierte Anleitungen zur demokratiepäda-                         europäischen Ländern und den direkt
im luxemburgischen Jugendgesetz ver-           gogischen Schulentwicklung. Jedes Heft                         an Luxemburg angrenzenden Regionen
ankert ist. Gerade in Schule und Unter-        hat einen thematischen Schwerpunkt und                         sind eine wertvolle Bereicherung. Dieser
richt bieten sich vielfältige Möglichkeiten,   widmet sich jeweils einer Bauform oder                         gelebte Austausch ist ein wesentlicher
demokratische Mitsprache zu fördern            strategischen Fragen der Schulentwick-                         Bestandteil europäischer Einheit und
und demokratische Teilhabe zu stärken. In      lung. Sämtliche vorgestellten Materialien                      Integration. Somit ist die Heftreihe auch
diesem Sinne wurden auch in Luxemburg          wurden zusammen mit Schulen in Luxem-                          ein wichtiger Beitrag zur Förderung der
in den letzten Jahren auf unterschied-         burg und in der Großregion erarbeitet und                      europäischen Zusammenarbeit, insbeson-
lichen Ebenen demokratiepädagogische           haben sich in der Praxis bewährt.                              dere innerhalb der Großregion.
Konzepte entwickelt und erprobt. Es gibt
viele gelungene Bemühungen, partizi-           Die Praxishefte werden allen luxemburgi-                       Wir freuen uns sehr, mit dieser ersten
pative Schulstrukturen und Methoden            schen Schulen als Printausgabe kostenlos                       Nummer die Heftreihe starten zu können.
erfolgreich umzusetzen. Was jedoch bisher      zur Verfügung gestellt. Zusätzlich findet                      Sie behandelt das theoretische Konzept
fehlte, waren eine systematische Aufarbei-     man auf der Internetseite mateneen.eu                          der demokratischen Schulkultur, gibt einen
tung dieser Erfahrungen und eine fachliche     nicht nur die französische Version der                         Überblick über Partizipationsmöglichkeiten
Hilfestellung für das Schulpersonal, wie       Hefte, sondern ebenfalls frei verfügbar                        im Luxemburger Schulsystem und stellt Ma-
man eine demokratische Schulkultur nach-       alle Arbeitsblätter und Kopiervorlagen,                        terialien zur Potentialanalyse, der Methode
haltig fördern und entwickeln kann.            die von den Schulen, falls erwünscht, an-                      des Open Space und der Zukunftswerkstatt
                                               gepasst werden können.                                         vor. Wir freuen uns auf Feedback, Kritik und
Diese Lücke soll mit Hilfe der neuen                                                                          Anregungen und hoffen, dass die Beiträge
Publikationsreihe mateneen – Praxishefte       Erfahrungen austauschen, voneinander                           und Praxismaterialien in diesem Heft ein
Demokratische Schulkultur geschlossen          lernen und über die eigenen Grenzen                            erster Schritt zur weiteren Förderung der
werden. Sie wird zusammen von der              schauen ist eine wesentliche Notwendig-                        Jugendbeteiligung und Demokratiepädago-
Stiftung Zentrum fir politesch Bildung,        keit für die fachliche Weiterentwicklung.                      gik in den Schulen sind.
der Universität Trier und dem Luxembur-        Diese ist nicht nur innerhalb einer Schule
ger Ministerium für Bildung, Kinder und        wichtig, sondern auch zwischen den ver-                        Das Herausgeberteam

4                                                    © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
THEORIETEIL

Auf dem Weg zu einer demokratischen
Schulkultur                                          Prof. Dr. Matthias Busch

„Beim Nachdenken über Perspektiven der Schulentwicklung muss die Vision einer demokratischen
Schule, einer lebendigen Schule im demokratischen Staat und das mit ihr verbundene Menschenbild
handlungs­orientierend werden. Die Schule der Zukunft muss in ihren Gestaltungsprozessen,
in ihrem Alltagsleben selbst ein Stück weit gelebte Demokratie sein.“ – H A R T M U T W E N Z E L

„Demokraten fallen nicht vom Himmel.“                             was es heißt, ein aktiver, verantwortungs-
Diese Feststellung des deutschen Politik-                         bewusster Bürger zu sein. Im pädagogi-
wissenschaftlers Theodor Eschenburg                               schen Schonraum der Schule können sie                      John Dewey
scheint uns heute selbstverständlich.                             einen demokratischen Habitus entwickeln                    John Dewey (1859-1952) gilt als
Auch dass Schule und Unterricht bei der                           und jene demokratischen Handlungs-                         Begründer handlungs- und projekt­
demokratischen Bildung von Kindern und                            fähigkeiten im Kleinen erproben, die sie in                orientierten Lernens („learning by
Jugendlichen eine besondere Verant-                               den gesellschaftlichen Handlungsfeldern                    doing“). In „Demokratie und Erziehung“
wortung tragen, wird niemand bestreiten.                          benötigen. Hierzu gehören beispielsweise                   (1916) fordert er eine demokratische
                                                                                                                             Gestaltung von Schule und Unterricht,
Doch was heißt das konkret? Wie kann                              die Anerkennung demokratischer Prin-
                                                                                                                             in der Demokratie als gesellschaftliche
Schule die demokratischen Kompetenzen                             zipien, die Bereitschaft zu Teilhabe und
                                                                                                                             Lebensform erfahren und erlernt
von Schüler*innen systematisch fördern?                           Verantwortungsübernahme, politisch-ge-                     werden könne.
                                                                  sellschaftliche Sachkenntnis, Urteils- und
Demokratiebildung ist zunächst keine An-                          Konfliktfähigkeit, Dialogbereitschaft
gelegenheit, die an einzelne Fachlehrende                         und die Fähigkeit zur Perspektivenüber-
mit Expertenstatus oder den Politikunter-                         nahme.1 In den schulischen Gremien und
richt abgetreten werden könnte, sondern                           Partizipationsstrukturen können Kinder                   Schulkultur ist nicht zuletzt deshalb für
Aufgabe des gesamten Schulpersonals.                              und Jugendliche Einsichten in grund-                     die politische Bildung so entscheidend, da
Insbesondere die Werte, Handlungs-                                legende demokratische Entscheidungs-                     Schule als einzige Institution die Chan-
weisen, Normen und Vorstellungen, die                             prozesse und die Bedeutung von Kate-                     ce besitzt, alle Kinder und Jugendlichen
Unterricht und Schulleben prägen, sind                            gorien wie Pluralismus, Repräsentation                   unabhängig ihrer familiären und soziokul-
der entscheidende heimliche Lehrplan,                             oder Rechtstaatlichkeit gewinnen, die                    turellen Herkunft zu erreichen und damit
der demokratisches Denken und Handeln                             in der „großen Politik“ oft abstrakt und                 als „embryonic society“ (John Dewey)
formt. Wie demokratisch Schulen ge-                               lebensfern bleiben. Dabei geht es nicht                  gesellschaftliche Aushandlungsprozesse
staltet sind, welche informellen Lerngele-                        darum, unterkomplexen Vorstellungen                      und Kontroversen im sozialen Nahraum
genheiten und partizipativen Erfahrungs-                          einer Basisdemokratie das Wort zu reden                  zu repräsentieren sowie Zusammenhalt
räume sie bieten und welches Bewusstsein                          oder den Anschein zu erwecken, durch                     und Perspektivwechsel in der heteroge-
über die Bedeutung einer demokratischen                           demokratische Beteiligung würden alle                    nen Gesellschaft zu fördern. Als eine der
Schulkultur in der Schulgemeinschaft                              Konflikte dauerhaft und harmonisch ge-                   zentralen Sozialisationsinstanzen kann sie
existiert, sollte daher nicht dem Zufall                          löst. Vielmehr muss Schülerpartizipation                 zudem systematisch eine Vernetzung zu
überlassen bleiben, sondern verbindliche                          wo notwendig auch konfrontativ aus-
Aufgabe von Schulentwicklung sein.                                getragen, müssen reflexive Einsichten in                   „Die Förderung demokratischer
                                                                  die Komplexität moderner repräsentativer
                                                                                                                               Kompetenzen und Einsichten
Schule als demokratischer Lernort                                 Demokratien gefördert werden.
Schulen sind der Mikrokosmos, in dem                                                                                           ist Aufgabe der Schule und
Kinder und Jugendliche lernen können,                             Die Relevanz einer demokratischen                            jedes Unterrichtsfachs“

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                                               5
Auf dem Weg zu einer demokratischen Schulkultur | Theorieteil | mateneen

                                                                        Individuelle
                    Unterricht                                                                                                       Schulklasse
                                                                         Förderung

                    Institution                                                                                                 Außerschulische
                                                                        Schulleben
                      Schule                                                                                                     Kooperationen

                                  Handlungsfelder demokratischer Schulentwicklung
                       Demokratische Kompetenzen können auf ganz unterschiedlichen Ebenen gefördert werden.
                      Die sinnvolle Vernetzung der Handlungsfelder zeichnet erfolgreiche demokratische Schulen aus.

                                                     tenzen und Einsichten ist Aufgabe der                            kultur eine systematische Vernetzung der
    Non-formale Bildung                              Schule und jedes Unterrichtsfachs. Sie                           unterschiedlichen Bauformen zu einem
                                                     gelingt, wenn Schule insgesamt, das heißt                        transparenten demokratiepädagogischen
    Unter non-formaler Bildung wird
                                                     in Schulleben, Unterricht und Schul-                             Gesamtkonzept, das von Schulleitung und
    beabsichtigtes, freiwilliges und
    selbstgesteuertes Lernen außerhalb
                                                     strukturen, Schüler*innen demokratische                          Schulpersonal verbindlich unterstützt wird.
    klassischer Bildungsinstitutionen                Lernchancen und Teilhabe ermöglicht.
    (formale Bildung), beispielsweise                Hilfreich sind ein demokratiepädagogi-                           Neben diesen niedrigschwelligen Zugän-
    in Vereinen oder Jugendhäusern,                  sches Leitbild und eine schulische Praxis,                       gen und Gelegenheitsstrukturen benö-
    verstanden, während informelle                   die eine demokratisch-partizipative                              tigen Kinder und Jugendliche allerdings
    Bildung die beiläufige Selbstbildung             Schulkultur systematisch im Alltags-                             auch eine Instanz, die sie in ihrer politi-
    in unmittelbaren Lebenszusammen-                 leben der Schulgemeinschaft verankern                            schen Sozialisation begleitet und dabei
    hängen umfasst.                                  und von dieser getragen und gestaltet                            unterstützt, schulische Partizipationser-
                                                     werden. Die Demokratiepädagogik                                  fahrungen, soziale Sachverhalte, gesell-
                                                     stellt für die Entwicklung einer demo-
anderen gesellschaftlichen Handlungs-                kratischen Schulkultur auf verschiedenen
feldern durch die Öffnung von Schule,                Handlungsebenen vielseitige Methoden                                  Demokratiepädagogik
die Kooperation mit der non-formalen                 und Konzepte zur Verfügung (vgl. Abb.).                               Demokratiepädagogik umfasst
Bildung und die Unterstützung realer                 Insbesondere der Unterricht, das Klassen-                             handlungs- und erfahrungsorientierte
Partizipation in Gemeinde und Zivilgesell-           leben, die Gestaltung des Schullebens und                             Konzepte zur Förderung demokra-
schaft anleiten und ermöglichen.                     individuelle Förderangebote sowie außer-                              tischer Kompetenzen, insbesondere
                                                     schulische Kooperationen bieten wichtige                              durch die demokratische Gestaltung
Demokratiepädagogische Angebote                      Ansatzpunkte einer demokratischen                                     von Lernkultur, Schulleben und
und Lerngelegenheiten                                Schulentwicklung. Daneben benötigt                                    außerschulischen Lerngelegenheiten.
Die Förderung demokratischer Kompe-                  eine erfolgreiche demokratische Schul-

6                                                            © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Auf dem Weg zu einer demokratischen Schulkultur

   Das Politische erschließt sich nicht                                                        tischen Sach-, Handlungs- und Urteils-
                                                                                                                                                            Kurt Lewin
   von allein oder aus der Praxis                                                              kompetenzen, die ihnen dabei helfen, als
                                                                                               mündige Bürger*innen an Gesellschaft                         Der Psychologe Kurt Lewin (1890-
   heraus. Aktion ohne Reflexion                                                                                                                            1947) unterscheidet zwischen einem
                                                                                               und Politik partizipieren zu können.
   wird zum Aktionismus und fördert                                                                                                                         demokratischen, autoritären und
                                                                                                                                                            Laissez-faire-Erziehungsstil, wobei der
   Fehlverstehen.                                                                              Damit sich eine demokratische Schul-
                                                                                                                                                            erste die Entwicklung von Kindern zu
                                                                                               kultur in Gänze entfalten kann, muss
                                                                                                                                                            Eigenverantwortung und Kreativität
                                                                                               schließlich auch die Unterrichtskultur                       unterstütze, die anderen tendenziell
schaftliche Probleme und die politische                                                        in eine demokratische Schulentwick-                          zu Verunsicherung, Aggressivität und
Systemlogik fachlich zu reflektieren. Das                                                      lung einbezogen werden. Der heimliche                        Frustration führten.
Politische erschließt sich nicht von allein                                                    Lehrplan, der mit einem lehrerzentrierten
oder aus der Praxis heraus. Aktion ohne                                                        Unterricht transportiert wird, in dem
Reflexion wird zum Aktionismus und                                                             Schüler*innen keine Möglichkeit der
fördert Fehlverstehen. Zentraler Ort für                                                       Mitgestaltung erkennen können und das                   Ein demokratischer Unterrichtsstil, wie
politische Reflexion ist in der Regel der                                                      rechtliche Verhältnis zwischen Lehrperson               ihn Kurt Lewin bereits in den 1930er
Politikunterricht, aber auch Coaching-                                                         und Lernenden als Unterordnung und                      Jahren beschrieben hat, bezieht die Schü-
und Begleitangebote beispielsweise für                                                         autoritär erleben, ist weit wirkungsmäch-               ler*innen dagegen in die unterrichtlichen
Klassen- und Schülersprecher*innen kön-                                                        tiger als die an anderer Stelle punktuell               Entscheidungen ein, begründet Ziele, ist
nen demokratische Lernprozesse fördern.                                                        eingeräumte demokratische Mitsprache                    am Feedback interessiert und gibt Ver-
Hier erwerben Schüler*innen jene poli-                                                         im Schülercomité oder Politikunterricht.                antwortung an die Lernenden ab.

                                                                            Demokratiepädagogische Praxisformen
                                    Um demokratische Kompetenzen zu stärken bieten sich vielfältige Gelegenheiten in Unterricht,
                                                             Schulleben und Zivilgesellschaft an.

                                                                                             R E I F
                                                                              B  E R Gation mit Jugendh E N D E
                                                                       L Üspraktika – Koo                                       EB
                                                                                         per              äusern –
                                                                                                                   Geric
                                                                     U etrieb                                           htsb
                                                                                                                            esu          E
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                                                                                                                                          e-Le
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                                                                                                             N
                                                                                  S C eliberationsforum – Th E
                                                                                                                                              arn
                                                                                                                                                 ing
                                                          ch                                                D                  emen                  –
                                                       us                                             ion –                        woc
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                                                                                                                                                                                         nd

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                                                                                  Fe
                                                                                                                                                                                             rla

                                                                                                           R I C H T S E
                                                                                                                                                            –A
                                       –J

                                                                            le le
                                                                                                                                                                                                me

                                                                                                                                                              c
                                                                                                        R
                                                                                                                                                                                                  nt

                                                                                                                                      B
                                    ma

                                                                           ur

                                                                                                     E       senspre
                                                                                                                    cher – Klass
                                                                                                                                                                tiv

                                                                                                                                                                                                     –

                                                                                                                                          E
                                                                        ult
                                rfir

                                                                                                                                eng
                                                                                                 T til – Klas
                                                                                                                                                                   ité

                                                                                                                                                                                                       Na
                                                                     erk

                                                                                                                                   em
                                                                                                                                        sch N
                                                                                                                                                                      sp
                             üle

                                                                                                                                     ein
                                                                                                                                                                                                         tion

                                                                                               N ichtss
                                                                  Int

                                                                                                                                                                        ara
                          Sch

                                                                        –

                                                                                                                                                                           sco

                                                                                                                                           a
                                                                                                                                                                                                             ale S

                                                                                                 rr                                       f
                                                                    ité

                                                                                                                                                                              lair
                                –

                                                                                  U

                                                                                                                                                 E
                                                                 com

                                                                                                                                          t–
                            uch

                                                                                          te

                                                                                                                                                                                  es –

                                                                                                                                                                                                                  chüle
                                                                                        Un

                                                                                                                                               Fa
                                                             üler
                       tsbes

                                                                                                                                                 ch

                                                                                                                                                                                 Con
                                                                                        at –
                                                        – Sch

                                                                                                                                                                                                                       rkonfe
                                                                                                                                                   unt
                                                                                     enr
               Parlamen

                                                                                                                                                                                    seil d’
                                                                                                                                                      erri
                                                                                Klass
                                            Projekttage

                                                                                                           Schüler*in
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                                                                                                                                                                                           éducation

                                                                                                                                                                                                                            © Matthias Busch

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                                                                                                                       7
Auf dem Weg zu einer demokratischen Schulkultur | Theorieteil | mateneen

    Der heimliche Lehrplan, der mit                  me Aushandlungsprozess kann Perspek-                             sollten dabei durch eine von der Direktion
                                                     tivwechsel, gegenseitige Verständigung                           beauftragte Steuergruppe koordiniert und
    einem lehrerzentrierten Unterricht
                                                     und Verständnis, mithin demokratisches                           organisiert werden.
    transportiert wird, in dem                       Lernen fördern.
    Schüler*innen keine Möglichkeit                                                                                   Wenn auf diese Weise die Schulgemein-
    der Mitgestaltung erkennen                       Die Entscheidungsfindung, wie und                                schaft in kleinen Schritten und mit langem
                                                     welche demokratischen Praxisformen                               Atem die Gestaltung des Schullebens als
    können und das rechtliche
                                                     und Strukturen auf den skizzierten                               gemeinsame Aufgabe erlebt und verant-
    Verhältnis zwischen Lehrperson                   Ebenen einer demokratisch-partizipati-                           wortet, wird das Ziel einer demokratischen
    und Lernenden als Unterordnung                   ven Schulkultur eingeführt, vernetzt und                         Schulkultur bereits im Schulentwicklungs-
    und autoritär erleben, ist weit                  nachhaltig implementiert werden, sollte                          prozess lebendig.
    wirkungsmächtiger als die an                     den spezifischen Bedingungen vor Ort
                                                                                                                      1 V gl. Gerhard Himmelmann (2016): Demokratie Lernen:
                                                     angepasst werden. Dabei ist es ratsam,                              als Lebens- Gesellschafts- und Herrschaftsform.
    anderer Stelle punktuell                         die schulischen Gremien und die Schul-                              Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 4. Aufl. Schwalbach/Ts.:
                                                                                                                         Wochenschau.
    eingeräumte demokratische                        gemeinschaft frühzeitig über die Pläne                           2 Vgl. hierzu Sibylle Rahm (2010): Kooperative Schul-
    Mitsprache im Schülercomité                      einer demokratischen Schulentwicklung                               entwicklung. In: Thorsten Bohl, Werner Helsper, Heinz
                                                                                                                         Günter Holtappels und Carla Schelle (Hg.):
    oder Politikunterricht.                          zu informieren und allen Beteiligten                                Handbuch Schulentwicklung. Theorie, Forschungsbefun-
                                                                                                                         de, Entwicklungsprozesse, Methodenrepertoire.
                                                     beispielsweise durch eine Potential-                                Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 83–86.
                                                     analyse die Möglichkeit einzuräumen, ihre                        3 Vgl. Volker Reinhardt (2009): Partizipative Schul­
                                                                                                                         entwicklung. Ein Beitrag zur Demokratiepädagogik
Demokratische Schulentwicklung                       Vorstellungen, Bedürfnisse und Kritik in                            und zur Evaluation von Schulkultur. In: Wolfgang Beutel
Damit die Chancen eines demokratischen               den Planungsprozess und ein gemeinsa-                               und Peter Fauser (Hg.): Demokratie, Lernqualität und
                                                                                                                         Schulentwicklung. Demokratie als schulpädagogischer
Erfahrungs- und Handlungsraums in der                mes demokratiepädagogisches Leitbild                                Entwicklungsbegriff. Schwalbach/Ts.: Wochenschau,
Schule genutzt werden können, bedarf es              einzubringen. Durch kreative Verfahren                              S. 127–150.

einer gezielten Schulentwicklung, die die            wie die Open Space-Methode oder
vorhandenen Ressourcen sinnvoll ausbaut              die    Zukunftswerkstatt können die
und vernetzt. Neben einer klaren Positio-            gesamte Schulgemeinschaft oder einzelne
nierung der Direktion, die das Ziel einer            Gruppen auf vielfältige Weise in die kon-
demokratischen Schulkultur teilt und die             zeptionelle Ausarbeitung und Umsetzung
Umsetzung fördert (Top down), sollten in             einbezogen werden. Die unterschied-
die konzeptionelle und praktische Ausge-             lichen Prozesse und Vorhaben sowie ent-
staltung möglichst alle Schulangehörigen             sprechende Maßnahmen der Personal-
                                                                                                                                   Prof. Dr. Matthias Busch
einbezogen werden (Bottom up). Eine                  und Organisationsentwicklung oder das
                                                                                                                                      Politikwissenschaft
solche Teilhabe bietet sich einerseits an,           Hinzuziehen von externen Berater*innen
                                                                                                                                       Universität Trier
da so die Stärken, Ideen und Interessen
der Schulgemeinschaft genutzt und die
                                                                                                                               Matthias Busch ist Professor für
konkreten Planungen den spezifischen
Anforderungen und Bedürfnissen der
                                                         Leitbild                                                              Didaktik der Gesellschaftswissen-
                                                                                                                             schaften. Er lehrt und forscht u.a. zur
Beteiligten am besten angepasst werden                   In einem Leitbild oder Schulprogramm
                                                                                                                             Demokratiepädagogik, Europabildung
können. Andererseits kann eine solch                     beschreibt die Schulgemeinschaft
                                                         ihre pädagogischen Selbstverständ-                                 und Geschichte der politischen Bildung.
„kooperative Schulentwicklung“2 als ge-
meinsamer Lernprozess wahrgenommen                       nisse, Werte, Ziele und thematischen
                                                         Schwerpunkte. Als Orientierungshilfe
werden, in dem Schulpersonal, Eltern und
                                                         für die eigene Arbeit und für Außen-
Schüler*innen gemeinsam Verantwor-
                                                         stehende sollte auch das demokratie-
tung für das Schulleben übernehmen und
                                                         pädagogische Konzept mit seinen
gerade Kinder und Jugendliche sich als                   aufeinander abgestimmten Methoden
Expert*innen ihrer Lebenswelt anerkannt                  und demokratischen Strukturen in
und gehört fühlen.3 Das heißt nicht, dass                Unterricht, Schulleben und Schulorga-
alle Wünsche erfüllt, alle Visionen umge-                nisation festgehalten werden.
setzt werden. Aber bereits der gemeinsa-

8                                                            © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Auf dem Weg zu einer demokratischen Schulkultur

Möglichkeiten und Chancen demokratischer
Schulgestaltung im Luxemburger Schulsystem
Michèle Schilt

“Sozialismus und Demokratie sind heute nicht mehr bloße Parteifragen, es sind Lebensfragen.
Schule und Lehrer kommen an ihnen nicht vorbei (…), durch gediegenen Unterricht, vor allem aber
durch charakterbildende Erziehung das Volk von morgen zu seiner großen Aufgabe des Mitherrschens
zu befähigen.” – E I N L U X E M B U R G E R S C H U L F R E U N D, 1920

Das Zitat stammt aus einem Artikel, der                           und Schul- und Unterrichtskultur wichtig.                      Elemente schon vorhanden sind. Vor al-
1920 im Luxemburger Schulfreund er-                               Im ersten lernen Kinder und Jugend-                            lem in den Grundschulen gibt es hier und
schien. Er trägt den Titel „Aufgabe der                           liche, politische Strukturen, Prozesse und                     da Klassenräte, Klassensprecher, Kinder -
Volksschule bei der Neugestaltung der                             Konflikte zu kategorisieren und zu reflek-                     oder Schulparlamente. Auch eine Unter-
Gesellschaft“ und beschreibt eben diese                           tieren, die zweite gibt ihnen die Möglich-                     richtskultur, die den Kindern Verantwor-
in einer Zeit, in der die Möglichkeit der                         keit, demokratische Normen, Werte und                          tung für ihr Lernen einräumt (Aufgaben
politischen Mitbestimmung der breiten                             Handlungsweisen zu erleben und zu üben.                        können gewählt werden) und das Klassen-
Bevölkerung nach der Einführung des                               Hier sind also nicht nur die Lehrenden                         leben gemeinsam gestaltet (Klassenregeln
allgemeinen Wahlrechts gerade einmal ein                          aller Unterrichtsfächer in der Verantwor-                      werden zusammen aufgestellt, jedes Kind
Jahr besteht.1                                                    tung, sondern alle Schulpartner, d.h. die                      hat Aufgaben, die im Turnus ausgeführt
                                                                  Eltern, Schüler*innen, Schulleitungen und                      werden, Zusatzaufgaben werden ausge-
Fast 100 Jahre später hat der Gedanke,                            das gesamte Personal. Demokratische                            handelt, usw.), findet man vor.
dass der Institution Schule eine Kernrolle                        Schulgestaltung ist sozusagen res publica
in der Stützung eines demokratischen                              und der Weg dahin ein Weg, der gemein-                         Für die Sekundarschulen gilt, dass haupt-
Systems einerseits und in der Befähigung                          sam beschritten werden sollte.                                 sächlich auf die institutionellen Instru-
von Kindern und Jugendlichen, mündige                                                                                            mente der Schülerbeteiligung Wert gelegt
Entscheidungen für sich und andere zu                             Was gibt es schon... und was gibt                              wird. Die von der luxemburgischen Ge-
treffen sowie sich am öffentlichen Leben                          es nicht?                                                      setzgebung vorgesehenen Schülercomités
zu beteiligen, andererseits zukommt,                              Betrachtet man die Luxemburger Schul-                          und Klassensprecher sind Teil jeder Se-
nichts an seiner Aktualität verloren. Auch                        landschaft, stellt man fest, dass etliche                      kundarschule. Zwei Mitglieder des Schü-
die weitere Reflexion des Autors dazu,
wie Schule dies alles bewerkstelligen soll,
ist heute noch relevant. So räumt er dem
Fachunterricht und der demokratischen                                                             Demokratische Bildung als
Gestaltung der Schule den gleichen                                                              Aufgabe aller Unterrichtsfächer
Stellenwert ein. Beides gilt noch 2018,
auch wenn der Bürgerkundeunterricht
von damals heute Politikunterricht, bzw.
Éducation à la citoyenneté heißt und sich
die Methoden weiterentwickelt haben.

Demokratische Schulgestaltung
– wie geht das?
Mögliche Ansätze, die eine demokrati-
schen Schulentwicklung unterstützen,
wurden im vorigen Artikel beschrieben.
Dabei ist das Zusammenspiel zwischen
Fachunterricht (wie Éducation à la
citoyenneté, Vie et Société und andere                                                                   „Klassischer Mathematikunterricht“
gesellschaftswissenschaftliche Fächer)                                                     © Roland Bühs (2007): Pädagogen-Blues. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                                                         9
Möglichkeiten und Chancen demokratischer Schulgestaltung im Luxemburger Schulsystem | Theorieteil | mateneen

lercomités vertreten die Jugendlichen im                                                                               Unterstützung vom Service Jeunesse des
Conseil d’éducation. Daneben besteht die                 Plan de développement scolaire -                              Bildungsministeriums in Form von Be-
nationale Schülerkonferenz (CNEL), die                   PDS                                                           gleitung in Pilotgruppen und zusätzlichem
sich in den letzten Jahren immer wieder                  Ziel ist es, dass jede Sekundarschule                         Personal angeboten.
Gehör bei der Politik geschafft hat. Von                 ihren eigenen Schulentwicklungsplan
der im Gesetz vorgesehenen Möglichkeit,                  ausarbeitet und dessen Umsetzung                              Die in dem Kontext im Januar 2018
Schüler*innen ab der Mittelstufe in den                  selbst steuert.                                               durchgeführte Bestandsaufnahme zur
Conseil de classe miteinzubeziehen, wird                 Der Prozess hat 2017 begonnen und ist                         Jugendarbeit an Luxemburger Schulen
jedoch fast nie Gebrauch gemacht. Auch                   auf drei Jahre angelegt. 2018 und 2019                        liefert interessante Einblicke in den Alltag
stößt Schülerpartizipation häufig auf                    soll jede Schule ihren Plan umsetzen,                         an Luxemburger Schulen und Rück-
                                                         evaluieren und die Rückschlüsse in
einfache praktische Probleme. So haben                                                                                 schlüsse daraus flossen in den Referenz-
                                                         einen neuen Plan einfließen lassen,
Schülervertreter*innen nur selten einen                                                                                rahmen von Oktober 2018 ein.
                                                         der ab dem Schuljahr 2020-2021 um-
Raum, den sie selbstverantwortlich nutzen                gesetzt werden soll.
können. Außerdem wird den Jugendlichen                                                                                 „Eng Schoul, déi sech këmmert“
das größte Mitspracherecht bei unver-                                                                                  Kerngedanke dieses Rahmentextes ist die
bindlichen Angelegenheiten, wie etwa der                                                                               „whole school approach“. Es gilt als er-
Raumgestaltung oder außerschulischen                                                                                   wiesen, dass Schulklima und Leistungen der
Aktivitäten (Feiern, Kochkurse, Benefiz-            Schule einen Schulentwicklungsplan                                 Schüler*innen zusammenhängen. Je wohler
veranstaltungen, o.ä.), eingeräumt.                 (Plan de développement scolaire - PDS)                             sich Jugendliche in einer Schule fühlen,
                                                    ausarbeitet. Insgesamt gibt das Gesetz                             desto niedriger ist das Risiko, dass sie die
Was den Unterricht angeht, wurde in                 sieben Bereiche vor, die von den Plänen                            Schule abbrechen.3 Demokratische Schul-
einer explorativen Interviewstudie mit              berücksichtigt werden können. Der siebte                           gestaltung als integraler Bestandteil eines
Luxemburger Lehrer*innen 2018 festge-               ist für die demokratische Schulgestaltung                          Gesamtkonzeptes bietet die Möglichkeit,
stellt, dass die Berücksichtigung aktueller         der relevanteste: außerschulische Aktivi-                          dass Jugendliche sich als selbstwirksam
Themen und Schülerinteressen und eine               täten und Schülerbeteiligung. Zu diesem                            erleben und erfahren, dass sie gleichbe-
Öffnung von Schule durch außerschuli-               Bereich wird den Schulen konkrete                                  rechtigte Mitglieder einer Gemeinschaft
sche Kooperationen auf Interesse stoßen.                                                                               sind. Schulen, die sich um ein demokra-
Dennoch findet man Partizipationsmög-                                                                                  tisches Schulklima bemühen, vermeiden
lichkeiten an der Unterrichtgestaltung                                                                                 sogenannte „Feuerwehr-Situationen“, wo
(Inhalte, Methoden) oder gar der Evalua-                     Jugendarbeit an                                           Konflikte oder Tätlichkeiten externe Inter-
tion eher selten.2 Die als sehr verbindlich                Luxemburger Schulen                                         ventionen von Mediatoren, Jugendarbei-
empfundenen Lehr-und Evaluationspläne                                                                                  tern, der Polizei, usw. nötig machen.
stehen hier einer reellen Beteiligung der
Schüler*innen im Wege.                                                                                                 Beispiel Klassenrat
                                                                                                                       Wie schulische Beteiligung wirken kann,
Grundsätzlich scheint es aber die                                                                                      hat aktuell Carina Otto in einer Studie
Bereitschaft zu geben, Jugendlichen                                                                                    exemplarisch zum Klassenrat an einer
mehr Mitspracherecht einzuräumen.                                                                                      Luxemburger Sekundarschule unter-
Vor allem wünschen sich die Befragten                                                                                  sucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die
eine verstärkte Feedbackkultur, einen                                                                                  Schüler*innen den Klassenrat als ein
regelmäßigen Austausch zwischen allen                                                                                  wirkungsmächtiges und sinnstiftendes
Schulpartnern, bei dem die Klassen-                                                                                    Instrument für demokratische Verhand-
sprecher*innen eine größere Rolle                                                                                      lungen empfinden und dass zugleich durch
spielen könnten.                                                                                                       diese niedrigschwelligen Erfahrungen die
                           COVER_IMPRESSUM.indd 1                                                   10/07/2018 14:55
                                                                                                                       Bereitschaft, das Selbstbewusstsein und
Der neue gesetzliche Rahmen                              2018 wurde zum ersten Mal eine                                der Anspruch, auch über die Klasse hinaus
bietet Chancen                                             Erhebung zur Jugendarbeit an                                an Entscheidungen beteiligt zu werden,
Das Gesetz vom 29. August 2017 zur                      Luxemburger Schulen durchgeführt.                              wachsen.4
Sekundarschule sieht vor, dass jede

10                                                          © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Möglichkeiten und Chancen demokratischer Schulgestaltung im Luxemburger Schulsystem

   Damit Jugendliche lernen, sich als                             als Mitgestalter ihrer Gemeinschaft wahr-                        ployement, Education or Training). Étude sur le lien
                                                                                                                                   entre décrochage scolaire et statut de NEET (2017)
   Mitgestalter ihrer Gemeinschaft                                zunehmen und sich zu beteiligen, muss                            http://www.men.public.lu/fr/actualites/publications/
                                                                                                                                   politique-jeunesse/statistiques-analyses/170613-NEET-­
   wahrzunehmen und sich zu                                       ihnen zugetraut und zugestanden werden,                          decrochage/index.html (abgerufen am 14.11.2018)

   beteiligen, muss ihnen zugetraut                               richtige Verantwortung zu übernehmen.                          4 Carina Otto (2018): Der demokratiepädagogische
                                                                                                                                    Klassenrat aus Sicht der Schülerinnen und Schüler. Eine
                                                                  Dies gilt sowohl für Lernprozesse als auch                        empirische Studie zur Situation in Luxemburg. Trier.
   und zugestanden werden, richtige
                                                                  für die Mitgestaltung der Schule.                                 (unveröffentlichte Masterarbeit)
   Verantwortung zu übernehmen.
   Dies gilt sowohl für Lernprozesse als                          Dass der Weg dorthin als lang empfun-
   auch für die Mitgestaltung                                     den wird, haben auch einige Schulen in
                                                                  der Bestandsaufnahme geäußert. Sie
   der Schule.
                                                                  stellten fest, dass die Partizipationsfor-
                                                                  men, die den Jugendlichen momentan
Weitere Instrumente                                               zur Verfügung stehen, nicht unbedingt
Neben dem Klassenrat sind eine Stärkung                           genutzt werden. Es ist sicherlich richtig,
der Schülervertretungen und eine weiter-                          dass Jugendliche sich nicht von heute                                          Michèle Schilt
gehende Öffnung für außerschulische                               auf morgen engagieren, vor allen Dingen,                                Stellvertretende Direktorin
Kooperationen Wege, Schule demo-                                  wenn sie bis dahin nicht gewohnt waren,                              des Zentrum fir politesch Bildung
kratischer zu gestalten. Die in der ersten                        ihre Meinung zu äußern, bzw. Beteili-
                                                                                                                                     Michèle Schilt ist Sekundarschullehrerin
Ausgabe der mateneen-Reihe vorgestellte                           gungsformate erlebt haben (das gleiche
                                                                                                                                      im Fach Geschichte. Sie beschäftigt
Potentialanalyse bietet einen guten Aus-                          gilt allerdings auch für Erwachsene). Es ist
                                                                                                                                        sich seit 10 Jahren mit politischer
gangspunkt, um den Prozess zu starten.                            in der Tat wichtig, Mitbestimmungsrechte
                                                                                                                                              Bildung in Luxemburg.
Bei der Einführung und Umsetzung der                              von Kindern schon in der Grundschule zu
Analyse sowie den drei eben erwähnten                             stärken, damit sie sich von Anfang an als
Bereichen bietet das Zentrum fir politesch                        Bürger*innen empfinden.
Bildung Unterstützung und Begleitung.
Voraussetzung ist die Bereitschaft der                            Die Instrumente für die bereits vor
Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen                             100 Jahren geforderte demokratische
echte Beteiligungsrechte einzuräumen.                             Schulgestaltung sind da. Der gesetzliche
                                                                  Rahmen auch. Jetzt ist an den Schulen,
Reelle Teilhabe - richtige Verantwortung                          die Gelegenheit zu ergreifen, um die Lu-
von Anfang an                                                     xemburger Bildungslandschaft nachhaltig
Der letzte Nationale Jugendbericht                                zu verändern.
(2015) hat noch einmal bestätigt, dass                            1 Anonymus, Aufgabe der Volksschule bei der Neugestal-
junge Menschen sich nur beteiligen, wenn                             tung der Gesellschaft in Luxemburger Schulfreund, 1920,
                                                                     49. Jg., Nr. 3.
die Aussicht auf reelle Veränderung be-                           2 Benedikt Schroeder (2018): Schulische politische Bildung
steht. Alibi-Partizipation wird schnell als                           in Luxemburg. Eine explorative Studie zur Entwicklung
                                                                      des Unterrichtsfaches Éducation à la citoyenneté. Trier.
solche entlarvt und folglich nicht ange-                              (unveröffentlichte Masterarbeit)
nommen. Damit Jugendliche lernen, sich                            3 Siehe dazu die Studie zu den NEETS (Not in em-

                                                        Wer hilft bei der Umsetzung?
                                                     Der Service de la Jeunesse des Ministère de                                        Das Zentrum fir politesch Bildung, dessen
                                                     l‘Éducation nationale, de l‘Enfance et de la                                       Aufgabe es u.a. ist, Partizipations-
                                                     Jeunesse (MENJE) gilt als Ressourcenzentrum.                                       strukturen und -prozesse in Schulen zu
                                                     Kontakt: periscolaire@men.lu                                                       begleiten.
                                                                                                                                        Kontakt: Michèle Schilt
                                                                                                                                        michele.schilt@zpb.lu

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                                                                 11
mateneen | Theorieteil

         Zentrale Dokumente zur Partizipation
                    im Überblick
GESETZLICHE GRUNDLAGEN                            SCHÜLERCOMITÉ                                                    BESTANDSAUFNAHME DER
                                                  Artikel 34 stärkt die Schülervertretung,                         PARTIZIPATION IN
Schulentwicklung und Schülervertretung            indem ein Ort für das Schülercomité und                          SEKUNDARSCHULEN
sind gesetzlich geregelt.                         ein*e Begleiter*in gesetzlich verankert
                                                  werden.                                                         MENJE, Jugendarbeit an Luxemburger
SCHULENTWICKLUNG                                  „Art. 34. b) Le directeur met à la disposi-                    Schulen: Eine Bestandsaufnahme im
Artikel 3ter zum Plan de développement              tion du comité des élèves une salle pour                      Rahmen der démarche périscolaire et
scolaire beschreibt die Bereiche, in denen          ses réunions et le matériel nécessaire à                      participative (2018). Siehe:
Schulentwicklung geschehen soll :                   l’information des élèves du lycée. Il désigne                 www.men.public.lu/catalogue-­
„Art. 3ter.- La démarche des lycées : Les          un accompagnateur du comité des élèves                        publications/politique-jeunesse/info-­
  lycées assurent une démarche
  commune et cohérente, documentée dans
                                                    choisi parmi le personnel du lycée.          “                generales-offre/180726-jugendarbeit/de.pdf

  le PDS, qui répond aux spécificités locales     NATIONALE
  de la population scolaire dans les domaines     SCHÜLERKONFERENZ                                                 REFERENZRAHMEN ZUR
  suivants :                                      Artikel 34bis bestimmt die Aufgaben der                          PARTIZIPATION
  1. l’organisation de l’appui scolaire (…);      Conférence nationale des élèves (CNEL)                           DER JUGENDLICHEN
  2. l’encadrement des enfants ou jeunes          neu und stellt ihr die nötigen Ressourcen,                       IN DEN SEKUNDARSCHULEN
  à besoins éducatifs spécifiques ;               sowie eine administrative Kraft zur Verfü­
  3. l’assistance psychologique et sociale        gung. Durch die Stärkung der nationalen                         Cadre de référence commun pour l’ac-
  des élèves (…);                                 Schüler*innenvertretung werden auch die                         compagnement psycho-social et l’offre
  4. l’orientation des élèves (…);                einzelnen Schülercomités gestärkt.                              périscolaire dans les lycées. Oktober
  5. la coopération avec les parents d’élèves ;   „ Art.34bis: La conférence nationale des                       2018. Siehe:
  6. l’intégration des technologies de              élèves. Afin d’assurer que la conférence                      www.men.public.lu/catalogue-­
  l’information et de communication ;               nationale puisse travailler de façon au-                      publications/politique-jeunesse/info-­
                         “
  7. l’offre périscolaire.                          tonome et indépendante, le ministre met
                                                    à sa disposition, dans la limite des crédits
                                                                                                                  generales-offre/181004-cadre-lycees/fr.pdf

KLASSENSPRECHER*INNEN                               budgétaires, les ressources nécessaires à
Aufgaben und Befugnisse der Klassen­                son fonctionnement ainsi qu’un secrétaire
sprecher*innen sind in Art. 19 und
20 definiert:
                                                    administratif.  “
„Art. 19. La classe (…)                          Quelle: « Loi modifiée du 25 juin 2004
  Au début de l’année scolaire, les élèves        portant organisation des lycées »
  de chaque classe élisent deux délégués          legilux.public.lu/eli/etat/leg/code/­
  de classe qui les représentent auprès des       education_nationale
  enseignants, du régent de classe et du
  directeur du lycée. Les délégués sont les       PDS – Sekundarschulen
  porte-parole des élèves de la classe. Ils as-   www.men.public.lu/catalogue-­
  surent la liaison avec le comité des élèves.    publications/themes-transversaux/­
  Art. 20. Le conseil de classe                   developpement-scolaire/pds-es/fr.pdf
  (…) Les délégués de classe de la division
  supérieure de l’enseignement secondaire et      PDS – Grundschulen
  des cycles moyen et supérieur de l’ensei-       www.men.public.lu/fr/actualites/­
  gnement secondaire technique (…) peuvent        publications/themes-transversaux/­
  être consultés par le conseil de classe à       developpement-scolaire/pds-ef/index.html
  leur demande ou à l’initiative du conseil
  de classe pour ce qui est de la délibération
  sur les progrès des élèves, sur l’attitude au
                                   “
  travail et la discipline des élèves.

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PRAXISTEIL

Potentialanalyse
„Demokratische Schulkultur“                                                                                                Prof. Dr. Matthias Busch

Wie erleben Schüler*innen die vorhandenen demokratischen Mitgestaltungsmöglichkeiten im Unterricht?
Welche Bereitschaft, den Entwicklungsprozess mitzutragen, gibt es in der Schulgemeinschaft?
Welche Widerstände gilt es zu beachten und wo liegen bisher ungenutzte Potentiale und Ideen für
die Innovation von Schule und Unterricht?

Funktion einer demokratiepädagogischen                            geben Hinweise, wo bei einzelnen Gruppen                  Reformprozess. Die gemeinsame
Potentialanalyse ist es, die Wahrnehmung                          der Schuh drückt, wo die Wahrnehmungen                    Diskussion der Umfrageergebnisse in
der gegebenen Partizipationsmöglichkei-                           auseinandergehen und versteckte Konflikte,                Fokusgruppen und den Gremien hilft den
ten auf den unterschiedlichen schulischen                         aber auch Ressourcen liegen.                              Beteiligten, die Sichtweise der anderen
und unterrichtlichen Handlungsebenen                                                                                        schulischen Gruppen kennenzulernen und
in Schule und Unterricht aus der Sicht                            Damit Schulentwicklung den tatsäch-                       gemeinsam Ideen für die Verbesserung der
der schulischen Akteure zu erheben und                            lichen Bedürfnissen und Erwartungen der                   demokratischen Schulkultur zu entwickeln.
deren Einschätzungen, Partizipations-                             Schulangehörigen gerecht werden kann,
bedürfnisse und Bereitschaft zur demo-                            ist eine solch systematische Bestandsauf-                 Demokratische Schulentwicklung kann auf
kratischen Schulentwicklung zu eruieren.                          nahme und Analyse des Ist-Zustands eine                   diese Weise von Beginn an als gemeinsam
Ziel ist es, die Stärken, Schwächen und                           entscheidende Voraussetzung.1 Die Be-                     verantwortetes, gestaltbares und partizi-
Ressourcen für eine demokratische                                 fragung von Schülern, Eltern, Lehrkräften                 patives Vorhaben wahrgenommen werden.
Schulkultur kennenzulernen und damit                              und anderen schulischen Mitarbeitenden                    Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden
Grundlagen und Perspektiven für die                               erhebt spezifische Sichtweisen, Exper-                    vom Zentrum für politische Bildung und
eigenverantwortliche Entwicklung der                              tisen und Bedürfnisse, die sonst Gefahr                   der Universität Trier Fragebögen für eine
Schule zu schaffen. Allen Beteiligten gibt                        laufen, übersehen zu werden. Als Aus-                     entsprechende Potentialanalyse speziell
eine Potentialanalyse die Möglichkeit,                            gangspunkt für eine anstehende Schul-                     für Luxemburger Schulen konzipiert
ihre Interessen, Befürchtungen und Kritik                         entwicklung bietet die Potential­analyse                  und erprobt. Auf der Online-Seite der
einzubringen. Die Rückmeldungen und                               nicht nur einen Überblick über den                        Zeitschrift mateneen stehen die unter-
die unterschiedlichen Einschätzungen von                          aktuellen Stand und mögliche Herausfor-                   schiedlichen Erhebungsinstrumente für
Schulpersonal, Eltern und Schülerschaft                           derungen für den anvisierten                              die verschiedenen schulischen Gruppen

   Exemplarische Ergebnisse einer fiktiven Potentialanalyse als Ausgangspunkt für eine demokratische Schulentwicklung

                                                                        Fühlen sich gut vertreten…

                      Schüler*innen durch                                         Schüler*innen durch                               Eltern durch das
                      das Comité des élèves                                     die Délégué.e.s de classe                          Comité des parents

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mateneen | Praxisteil | Potentialanalyse „Demokratische Schulkultur“

     Fokusgruppen
     Fokusgruppen bestehen aus jeweils 6
     bis 10 gezielt ausgewählten Expert*in-
     nen aus den einzelnen Statusgruppen,
     die in einem moderierten Gespräch
     die Ergebnisse der Potentialanalyse
     gemeinsam diskutieren, interpretieren
     und Ideen für die mögliche Schulent-                                     Interview zur demokratischen Schulentwicklung
     wicklung entwerfen. Die Vorschläge
     gehen in die Ausarbeitung des konkre-                             „Die Anstrengung lohnt sich“
     ten Schulentwicklungskonzepts ein.
                                                                          Roger Roth – Direktor des Lycée Nic Biever in Dudelange

in französischer und deutscher Sprache                                          1. Herr Roth, das Lycée Nic-Biever hat letztes Jahr die
zu Verfügung. Die Befragung basiert auf                                                      Potentialanalyse durch­geführt.
demokratiepädagogischen Konzeptionen                                               Was können Sie von den Erfahrungen berichten?
und umfasst die vier Themenschwerpunk-                                         Die Potentialanalyse wurde im Rahmen der Ausarbeitung
te „Schule und Schulleben“, „Institutio-                                        des sogenannten PDS (Schulentwicklungsplan) durch-
nalisierte Partizipation“, „Förderangebote                                      geführt. Der Ausbau der Beteiligungsstrukturen an der
und außerschulische Kooperationen“                                            Schule stellt hier eine der drei Säulen des PDS dar. Auf der
sowie „Klasse und Unterricht“. Schulen,                                       einen Seite wollten wir uns die Meinungen aller Beteiligten
die eine Potentialanalyse durchführen                                          (hier Schüler/innen, Schulpersonal, Eltern) dazu einholen
möchten, können die Fragen auf die                                              sowie die Motivation und Bereitschaft auf der anderen
spezifischen Anforderungen ihrer Schul-                                        Seite abfragen, die bei der Einführung solcher Strukturen
gemeinschaft anpassen und ergänzen.                                                            an der Schule benötigt wird.
Die Umfrage kann analog und digital
durchgeführt werden. Unterstützung                                                  2. Umfragen sind generell mit einigem Aufwand
bietet das Zentrum fir politesch Bildung.                                           verbunden. Haben Sie das auch so empfunden?
Die Ergebnisse der Potentialanalyse                                            Natürlich stellt die Bewerkstelligung einer breit angeleg-
sollten in der Schulgemeinschaft und                                             ten Umfrage einen großen Mehraufwand im regulären
in einzelnen Fokusgruppen diskutiert                                            Schulalltag dar, wobei wir bei der Umsetzung jedoch viel
und bewertet werden. Sie bieten Anlass,                                       Unterstützung erhielten (z.B. vom ZpB und der Universität
Stärken, Schwächen, Ressourcen und                                             Trier). Außerdem darf man auch nicht außer Acht lassen,
Entwicklungsbedarfe auszumachen und                                            dass wir hier von partizipativen Strukturen an einer Schule
konkrete Handlungsziele und Entwick-                                            sprechen. Und wenn die Einführung solcher Strukturen
lungsvorhaben zu bestimmen.2                                                      umgesetzt wird, ohne vorher diejenigen zu fragen, die
                                                                              davon „betroffen“ sind, wäre das ein wenig kontradiktorisch
1 Vgl. Detlev Lindau-Bank (2012): Schulentwicklungs-
   prozesse und externe Beratung/Begleitung. In: Claus G.                         zu den Ideen, die eigentlich vermittelt werden sollen.
   Buhren und Hans-Günter Rolff: Handbuch Schulentwick-
   lung und Schulentwicklungsberatung. Weinheim: Beltz, S.
   40–70, hier S. 42.
2 Vgl. Martina Diedrich (2008): Demokratische
    Schulkultur. Messung und Effekte. Münster: Waxmann.

                                                                                                                 Roger Roth
                                                                                                      Direktor des Lycée Nic Biever
                                                                                                              in Dudelange

14                                                              © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
Potentialanalyse „Demokratische Schulkultur“ | Praxisteil | mateneen

                             Leitfragen                                                                                        Checkliste
          FOKUSGRUPPENGESPRÄCHE                                                                                            P O T E N T I A L A N A LY S E

          Folgende Fragen eignen sich als Gesprächsimpulse                                                                                 Ziel
              für die Auswertung und Interpretation der                                                           Repräsentative Erhebung von Erfahrungen,
             Umfrageergebnisse in Gruppendiskussionen:                                                              Kritik und Ideen der Schulgemeinschaft
                                                                                                              als Ausgangspunkt eines demokratiepädagogischen
                Welche Ergebnisse der Potentialanalyse                                                                     Schulentwicklungsprozesses
             haben Sie überrascht? Was hat Sie verwundert/­
                           geärgert/gefreut?                                                                                         Zielgruppe
                                                                                                                  Spezifische Fragebögen für alle Statusgruppen
              Wo fallen die Antworten zu einzelnen Fragen
                   besonders deutlich auseinander?                                                                                   Vorgehen
                       Woran könnte das liegen?
                                                                                                                  S
                                                                                                                   chulspezifische Konzeption bzw. Anpassung
                                                                                                                  der Umfrage durch die Steuergruppe und
             Wo lassen sich in den Einschätzungen zwischen                                                        die Direktion
              Lehrpersonen, Schüler*innen, Schulpersonal                                                          Information der Schulgemeinschaft über die
                  und Eltern besondere Widersprüche                                                               geplante Schulentwicklung und die Potential­
                     oder Unterschiede feststellen?                                                               analyse durch die Direktion
                   Wie können diese erklärt werden?
                                                                                                                  Informationsschreiben und Ausgabe
                                                                                                                  der Fragebögen bzw. Zugangsdaten zur Umfrage
             Wie bewerten Sie negative Einschätzungen                                                             an Eltern, Schulpersonal und Schülerschaft
          oder Kritik? Wie könnte diesen begegnet werden?
                                                                                                                  A
                                                                                                                   uswertung und Aufbereitung der Ergebnisse,
         Auf welche Schwächen, die bisher nicht ausreichend
                                                                                                                  ggf. durch externe Expert*innen
             beachtet wurden, machen sie aufmerksam?
                                                                                                                  D
                                                                                                                   iskussion und Interpretation der Ergebnisse
                                                                                                                  in einzelnen Fokusgruppen und schulischen
           Wo sehen Sie auf Grundlage der Potential­analyse                                                       Gremien
           besondere Stärken/Schwächen unserer Schule?
                                                                                                                  V
                                                                                                                   eröffentlichung der Potentialanalyse
                                                                                                                  und Vorschläge für daraus folgende Schul­
                 Wo machen Sie besondere Ressourcen/­                                                             entwicklungsziele durch die Schulleitung
                Herausforderungen/Handlungsbedarf aus?                                                            D
                                                                                                                   iskussion und Planung konkreter Vorhaben
                                                                                                                  für die demokratische Schulentwicklung in der
                                                                                                                  Schulgemeinschaft
             Was sind Ihres Erachtens Schlüsse, die aus der
              Potentialanalyse gezogen werden sollten?
                Welche Vorhaben und Ziele sollte sich                                                                                     Tipp
               die Schulgmeinschaft für die anstehende                                                             Das Zentrum fir politesch Bildung bietet
              demokratische Schulentwicklung setzen?                                                           Unterstützung bei der Konzeption, Durchführung
                                                                                                                  und Auswertung der Potentialanalysen an.

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                                                           15
mateneen | Praxisteil | Potentialanalyse „Demokratische Schulkultur“

P R A X I S M AT E R I A L

Exemplarische Auszüge aus der Potentialanalyse
     In diesem Fragenblock geht es um die Einschätzungen des administrativen, technischen und sozialpädagogischen Schulpersonals
              hinsichtlich von Partizipationschancen und der Zufriedenheit mit den gegenwärtigen Entscheidungspraktiken.

                                                PERSONALFRAGEBOGEN

         ANGABEN ZU IHRER PERSON
         Ihr Geschlecht:       männlich       weiblich

         In welchem Bereich arbeiten Sie?
            Sekretariat     Hausmeister / service technique / Systemadministrator
                                                                                  / service informatique             SePAS / schulpsychologischer Dienst / SSE
            Berufsberatung / orientation

        Sind Sie im Personalrat / im Comité de la Conférence du
                                                                Lycée ?
           Ja      Nein     Ich habe mich dort in einem früheren Schuljahr engagie
                                                                                  rt.

        SCHULE & SCHULLEBEN

         Inwiefern stimmen Sie den
         folgenden Aussagen zu?                          Stimme nicht zu       Stimme eher nicht zu          Stimme eher zu          Stimme zu       Weiß nicht

        Es ist von der Direktion / Schulleitung
        gewünscht, dass wir Mitarbeiter*innen
        unsere Ideen einbringen.

        An unserer Schule herrscht ein
        freundliches und respektvolles Klima.

        Ich bringe mich aktiv und engagiert
        in die Schule ein.

       Bei Problemen oder Konflikten haben wir
       klare Ansprechpartner*innen, die uns bei
       der Findung von Lösungswegen
       unterstützen.

       Bei Bedarf setzen wir uns in der Abteilung
       zusammen und sprechen über Wünsche,
       Ziele und Probleme.

       Ich würde mir mehr kollegiales
       Feedback wünschen.

       Ich fühle mich als Teil der
       Schulgemeinschaft.

      Ich bin zufrieden damit, wie Entschei-
      dungen, die die gesamte Schule betreffen,
      zurzeit getroffen werden.
                                                                                                                                            Die vollständige Version
      Meine Arbeit wird von der Direktion /
                                                                                                                                             der Formulare unter
      Schulleitung wertgeschätzt.
                                                                                                                                              www.mateneen.eu

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Potentialanalyse „Demokratische Schulkultur“ | Praxisteil | mateneen

             Dieser Fragenblock beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der schulischen Gremienarbeit. Gelungene demokratische
                          Repräsentation drückt sich insbesondere in einer hohen Akzeptanz der Repräsentanten aus.
             Transparenz über die Ansprechpartner ist dabei ebenso wichtig wie die ernsthafte und vertrauensvolle Zusammenarbeit
                                                      zwischen den schulischen Akteuren.

                                                                  EBOGEN
                                                     LEHRERFRAG
                                                              ie rte Pa rti zip at io ns
                                                                                         fo rm en “
                                                               ns tit ut io na lis
                                        Th em en ko m pl ex „I

                                                                                                                                            Stimme zu     Weiß nicht
                                                                                                                           Stimme eher zu
                                                                                           Stimme eher nicht zu
                                  den                             Stimme nicht zu
            Inwiefern stimmen Sie
                               zu?
            folgenden Aussagen

                                      chen Konferenzen
             In Fach- und pädagogis
                                   str uktive und
             herrscht oft eine kon
                         Atmosp häre.
              kollegiale

                                      chen
              In Fach- und pädagogis
                       zen kan n jed er seine Sichtweise
              Konferen
                                  bringe n.
               und Vorschläge ein

                                     la Conférence du
               Durch das Comité de
                                  h gut  vertreten.
               Lycée fühle ich mic

                                     von der Direktion
                Der Personalrat wird
                ernst genommen.

                                       ensivere Kooperation
                 Ich würde mir eine int
                                        ck zwischen den
                 und kollegiales Feedba
                           nen wü nschen .
                  Lehrer*in

                                       zwischen Lehrer*in-
                  Die Zusammenarbeit
                            dem Comité  des élèves funktion-
                  nen und
                  iert gut.

                                           nutzt seine
                   Das Comité des élèves
                                       Sch ulleben mitzuge-
                   Möglichkeiten, das
                                          Weise.
                   stalten, in geeigneter

                                             s sich die
                    Ich finde es wichtig, das
                            r*innen im  Schulleben engagieren
                    Schüle
                                    rtung übe rne hmen.
                     und Verantwo

                                           sollte die Beteili-
                     Meiner Meinung nach
                                    r*innen an den pädago-
                     gung der Schüle
                                          ausgebaut werden.
                     gischen Konferenzen

                                            nen wollen sich in
                                                                                                                                                     Die vollständige Version
                      Die meisten Schüler*in                                                                                                          des Formulars unter
                                             engagieren.
                      der Schulgemeinschaft
                                                                                                                                                       www.mateneen.eu

© Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse                                                            17
mateneen | Praxisteil | Potentialanalyse „Demokratische Schulkultur“

              Die demokratische Schulkultur entfaltet ihre Wirkung am besten, wenn sie auf allen Ebenen des schulischen
      Miteinanders dezidiert gelebt wird. Daher sollten die Schüler*innen auch im Unterricht und Klassenleben ein möglichst hohes
                                       Maß an Mitbestimmung und Eigenverantwortung erfahren.

                                                SCHÜLERFRAGEBOGEN
                                                                                            ht“
                                                    Them enko mpl ex „Kla sse und Unt erric

                                                                                                               Stimme eher zu          Stimme zu        Weiß nicht
            Inwiefern stimmst du den                       Stimme nicht zu       Stimme eher nicht zu
            folgenden Aussagen zu?

            Wir können teilweise mitentscheiden, was
            im Unterricht behandelt wird.

             Wir können teilweise mitentscheiden,
             wie wir im Unterricht zusammenarbeiten
             wollen (Einzelarbeit, Partnerarbeit, Grup-
             penarbeit, …).

             Wir können teilweise mitentscheiden,
             welche Methoden wir im Unterricht nut-
             zen wollen (Internetrecherche, Textarbeit,
             Referate, …).

              Wir können gelegentlich mitentscheiden,
              wie unsere Leistungen bewertet werden.

              Bei Bedarf setzen wir uns in der Klasse
              zusammen und sprechen über unsere
              Wünsche, Ziele und Probleme.

              Ich würde mir wünschen, bei der Gestal-
              tung von Unterricht mehr mitentscheiden
              zu dürfen.

               Viele meiner Lehrer*innen sind an unser-
               em Feedback zum Unterricht interessiert.

               Wenn für die Klasse Aktivitäten ge-
               plant werden, die über den alltäglichen
               Unterricht hinausgehen (z.B. Exkursionen,
               Klassenfahrten, Projekte), wird unsere
               Meinung ausreichend berücksichtigt.

                Ich habe den Eindruck, die meisten
                Lehrer*innen sind an unserer Meinung
                interessiert.

                Bei Schwierigkeiten oder Konflikten
                innerhalb der Klasse oder im Unterricht
                bietet unsere Schule mir ausreichend
                Hilfestellungen.
                                                                                                                                             Die vollständige Version
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