Afrika ist auch in Bremen - Erste Afrika-Messe in Norddeutschland auf der Hanselife / BRI mit Stand dabei - Bremer Rat für Integration

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Afrika ist auch in Bremen - Erste Afrika-Messe in Norddeutschland auf der Hanselife / BRI mit Stand dabei - Bremer Rat für Integration
Zeitung des Bremer Rates für Integration                                            03/September 2011

Afrika ist auch in Bremen
Erste Afrika-Messe in Norddeutschland auf der Hanselife / BRI mit Stand dabei
                                                                                                     bringen und ihnen ein erstes Kennenlernen in
                                                                                                     einem vorher verabredeten Blitz-Vorstellungs-
                                                                                                     gespräch ermöglichen.
                                                                                                        Die Arbeitsgruppe „Afrika“ des Bremer
                                                                                                     Rates für Integration (BRI) wird ebenfalls mit
                                                                                                     einem Stand vertreten sein und möchte mittels
                                                                                                     eines Quiz' die Norddeutschen dafür sensibili-
                                                                                                     sieren, dass Afrika ein riesiger Kontinent ist und
                                                                                                     Afrikaner deshalb nicht gleich Afrikaner ist.
                                                                                                     „Afrika ist unendlich vielfältig“. So beschreibt
                                                                                                     es Malick Ka, der als Vorstandsmitglied von
                                                                                                     „Senegal und Freunde e.V.“ die AG Afrika des
                                                                                                     BRI unterstützt. Rund 1800 Sprachen werden in
                                                                                                     über 54 Staaten gesprochen. Bei dem Quiz kön-
                                                                                                     nen die Bremer ihr Wissen über den zweitgröß-
                                                                                                     ten Kontinent unserer Erde überprüfen. Wo
                                                                                                     genau liegt Kamerun, wo der Kongo? Welche
                                                                                                     Bodenschätze gibt es? Zu gewinnen gibt es etwa
                                                                                                     ein afrikanisches Menü, CDs mit afrikanicher
                                                                                                     Musik und viele kleine Sachpreise.
                                                                                                        Das übergeordnete Ziel der Messe ist es,
                                                                                                     Interesse für ein Afrika jenseits gängiger Kli-
Die international besetzte Band „Upper Mission“ spielt auf der Hanselife (v.l.): Christian           schees zu wecken. Claude Kenfack, BRI-Vor-
Brauner (Sax), Ike Ukachukwu (Bass/Vocals), Nils Keller (Gitarre), Sascha B. Suso (Drums),           standsmitglied und Leiter der AG Afrika, bringt
Ayako K. Ueno (Piano), Michael Davies (Vocals); nicht auf dem Foto: Antonio (Percussion)
                                                                                                     es auf den Punkt: „Nicht alle Afrikaner handeln
                                                                                                     mit Drogen, sondern es gibt auch afrikanische
   Neben Küchengeräten, Hochzeits-                für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein.       Frisöre, Ärzte oder Rechtsanwälte.“
deko und Babykleidung wartet in die-              Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus der             Neben leckeren afrikanischen Speisen und
sem Jahr eine Überraschung auf die                afrikanischen Community bereiten sie eine          Mode gibt es natürlich auch ein musikalisches
Besucher der größten Verbraucher-                 große Messe unter dem Titel „Afrika ist auch in    Programm, das von afrikanischen Gruppen
messe Bremens: Afrika. Einen                      Bremen“ vor, die in Kooperation mit der Han-       gestaltet wird. Ein Höhepunkt ist dabei die inter-
ganzen Tag lang dreht sich alles um               selife durchgeführt wird. Die in Bremen leben-     national besetzte Band „Upper Mission“, in der
den schwarzen Kontinent. Auch der                 den Afrikanerinnen und Afrikaner wollen damit      drei Afrikaner, drei Deutsche und eine Japanerin
Bremer Rat für Integration ist mit                am 16. September für Sympathie und Anerken-        zusammen tanzbare Musik spielen – eine
einem Stand dabei.                                nung werben, denn Diskriminierung ist für sie      Mischung aus Funk, Rock, Reggea und Soul.
                                                  leider oft immer noch eine alltägliche Erfah-         16. September, Afrika auf der Hanselife,
   Rund 10.000 Afrikanerinnen und Afrikaner       rung. „Unsere Gespräche mit der Arbeitsge-         Halle 4.1, 10 bis 20 Uhr
leben laut Veranstalter in Bremen. Für ihre       meinschaft haben uns deutlich gemacht, dass es
Interessen setzt sich die deutsche Gesellschaft   einen großen Informationsbedarf gibt“, sagt
                                                  Kerstin Renken, Bereichsleiterin Verbraucher-       Büro des Bremer Rates für
  Nächste Termine                                 messen bei der Messe Bremen.                        Integration, Zimmer 4.11 im
                                                      „Anders als bei den vielen kulturellen Afri-    4. Stock des Tivolihochhauses,
  Die nächste Sitzung des                         kafestivals liegt der Schwerpunkt hier auf The-     Bahnhofsplatz 29.
  Bremer Rates für Integration                    men wie Integration, Migration und Entwick-
  ist am 23.11.2011. Ort und Zeit                 lung, erneuerbare Energien, Wirtschaft und Tou-     Sprechzeiten: Do. 9–17 Uhr
  werden auf der Homepage                         rismus“, erklärt Stefanie Donker-Tsibu von der      Telefon: 0421/361-26 94
  rechtzeitig bekannt gegeben:                    GIZ. Zum Beispiel wollen die Veranstalter der       info@bremer-rat-fuer-integration.de
  www.bremer-rat-fuer-integration.de              Messe arbeitsuchende afrikanische Hochschul-        www.bremer-rat-fuer-integration.de
                                                  absolventen mit deutschen Firmen zusammen-
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Aktuell

Eine Stimme für die Afrikaner in Bremen
AG „Afrika“ des BRI will Informationen aller Vereine, Initiativen und Gruppen bündeln
                                                                     Vorne (v.l.): Claire Klindt, Frank     sche und Interessen zu verstehen und wenn
                                                                     Essoh, Fatos Atali; hinten (v.l.):
                                                                                                            möglich zu fördern.“ Dafür ist die AG auf Infor-
                                                                     Claude Kenfack, Johnny van
                                                                     Hove, Thomas-Georg Müller,             mationen angewiesen. „Wir freuen uns über
                                                                     Harald Grote                           Unterstützung und laden alle Menschen im
                                                                                                            Land Bremen ein, bei uns mitzumachen.“
                                                                                                                Derzeit wird an drei Projekten gearbeitet:
                                                                                                            Gemeinsam mit dem Verein „Senegal & Freun-
                                                                                                            de“ möchte die AG afrikanische Eltern motivie-
                                                                                                            ren, sich aktiv zu beteiligen und Verantwortung
                                                                      chen. Unterstützung bekommen          für die Bildung ihrer Kinder zu übernehmen.
                                                                      sie dabei vom Verein „Senegal &       Dazu müssen sie erst einmal ihre rechtlichen
                                                                      Freunde“, dem „Querschnittsbe-        Möglichkeiten kennen.
                                                                      auftragten Migration“ Harald              Das zweite Projekt ist in Kooperation mit
                                                                      Grote vom Jobcenter Bremen und        der Bremer Polizei geplant, die regelmäßig
                                                                      dem Integrationsbeauftragten der      Fachtage für Kontaktbeamte veranstaltet. In
                                                                      Polizei, Thomas-Georg Müller          den so genannten „Werkstattgesprächen“ geht
                                                                      sowie Hamadou Toure, Wahlbre-         es beispielsweise um den Islam oder russische
„Es tut sich was“, meint Claude Ken-                   mer aus Burkina Faso.                                Aussiedler. „Demnächst soll es um Afrika
fack, Vorstandsmitglied im Bremer                          „Unser Ziel als politisches Gremium ist es,      gehen“, erklärt der Integrationsbeauftragte der
Rat für Integration (BRI) und Leiter der               alle afrikanischen Projekte, Vereine, Initiativen    Polizei, Thomas Müller. „Unser Ansatz ist es,
AG „Afrika“. „Seit den letzten Wahlen                  und Gruppen untereinander zu vernetzen und           mit Menschen aus anderen Ländern ins
haben wir mit Elombo Bolayela einen                    eine gemeinsame Stimme Afrikas in Bremen             Gespräch zu kommen und ihre Migrationsge-
Politiker und seit neuestem auch                       und umzu zu entwickeln“, erklärt Claude Ken-         schichte zu hören.“ Durch diesen direkten Kon-
einen Polizisten mit afrikanischen                     fack.                                                takt erhofft man sich, Betroffenheit und letzt-
Wurzeln in Bremen.“ Doch die vier                          Doch es ist nicht leicht, alle unter einen Hut   lich Verständnis herzustellen.
Mitglieder und vier regelmäßigen                       zu bekommen, denn das Afrika gibt es nicht.              Im Moment arbeitet die AG unter Hoch-
Gäste der AG wollen mehr.                              Afrika ist ein riesiger Kontinent mit 54 Staaten,    druck an ihrer Beteiligung an der Afrika-Messe
                                                       mit vielen unterschiedlichen Sprachen. „Trotz-       am 16. September im Rahmen der Hanselife,
   Einmal im Monat treffen sich Fatos Atali,           dem wollen wir versuchen, alle in Bremen             wo sie neben der Aufführung einiger Sketche,
Frank Yves Essoh, Claire Klindt und Claude             lebenden Afrikaner zu erreichen und ihre politi-     einen afrikanischen „Einbürgerungstest“
Kenfack vom BRI, um neue Projekte zu bespre-           schen, sozialen und kulturellen Belange, Wün-        vorbereitet hat.

 Montagmorgen zehn vor zehn (Bericht einer 26-jährigen Bremerin)
      Ich sitze auf dem Fahrrad und auf dem Rad-       schreit sie an, dass so eine Aussage ja wohl         die Hautfarbe. Ansonsten ist alles gleich! Wir
  weg vor mir geht eine Frau Anfang oder Mitte         unterstes Niveau sei und so etwas nicht gehe!        haben beide zwei Brüste, zwei Hände, einen
  40. (Ich habe meine Kopfhörer im Ohr und höre        Daraufhin antwortet die Frau einfach: „Ist doch      Mund, jeweils zwei Augen … wie du merkst ist
  Musik.) Ich klingle, um sie darauf aufmerksam        jetzt auch egal.“                                    alles gleich! Und nun frag' ich mich, wie Du dir
  zu machen, dass sie sich auf dem Radweg befin-           Ich bleibe kurz stehen, bedanke mich bei den     das Recht nimmst, mich so auf's tiefste zu
  det. Aber sie geht nicht aus dem Weg. Sie hört       Menschen, die zu mir gehalten und die Frau           beschimpfen, zu beleidigen, zu demütigen, die
  mich wohl nicht.                                     zurechtgewiesen haben. Dann fahre ich weiter.        ich dir nichts, aber wirklich nichts getan habe.
      Ich klingele ein zweites Mal… – keine Reak-      Den ganzen Tag über beschäftigt mich dieses          Wenn du das Grundgesetz deines Landes ken-
  tion. Bevor ich das dritte Mal klingele, nehme       Erlebnis. Ich kann kaum an etwas anderes den-        nen würdest, wüsstest du, dass gemäß Artikel 3,
  ich meine Kopfhörer aus den Ohren, denn ich          ken. Ich war so überrascht von diesem verbalen       Absatz 3 niemand „wegen seines Geschlechts,
  will sie hören können, mit ihr sprechen können.      Angriff und bin wütend, und auch verletzt natür-     seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Spra-
      Ich klingele also noch mal, jetzt geht sie       lich. Wie dumm diese Frau ist und wie gemein!        che, seiner Heimat und Herkunft, seines Glau-
  tatsächlich vom Radweg, dreht sich zu mir um,                                                             bens, seiner religiösen oder politischen
  sieht mich, und sagt: „Jetzt müssen wir hier            Was ich der Frau gerne auf den Weg mit-           Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt
  schon für Neger Platz machen!“                       geben würde:                                         werden darf."
      Ich bin so erschrocken darüber, dass ich kein       Ihr Satz war ziemlich schmerzhaft ... Das             So klar dieser Grundgesetzartikel klingt, in
  Wort herausbringe. Selten habe ich mich so           Wort Neger ist kein neutrales Wort, es ist ein       der Praxis bietet er Betroffenen leider kaum
  sprachlos erlebt wie in diesem Moment.               „weißes Konzept“ – ein Begriff, der mich in          Schutz. Das habe ich ja gerade erfahren, am
      Immerhin ... die Leute, die an der Haltestelle   eine koloniale Ordnung zwingt. Ich bin eine          Montagmorgen um 10 vor 10!
  auf ihre Bahn warten, haben das Ganze mitbe-         Frau genau so wie du es bist. Was uns beide
  kommen und beschimpfen die Frau. Eine Dame           unterscheidet ist einzig und allein das Alter und                                Sami Amedeberhan
Afrika ist auch in Bremen - Erste Afrika-Messe in Norddeutschland auf der Hanselife / BRI mit Stand dabei - Bremer Rat für Integration
MIT einander    03/2011                                                                                                            Seite 3

                                                                                                                                        Aktuell

Neuer Koalitionsvertrag                                                                                  Neue Staatsrätin für
                                                                                                         Europa und Integration
Thema „Integration“ gewinnt politisch an Bedeutung
                                                                                                                                   Als Nachfolgerin
  Der Senat hat bereits mit den in                   einer Generation von Bildungsaufsteigern wer-                                 von Dr. Kerstin
den Jahren 2000, 2003 und 2007 ver-                  den." Dafür will die Regierung „die integrative                               Kießler, die in den
abschiedeten Integrationskonzepten                   Sprachförderung in den Kindertagesstätten ver-                                Ruhestand gegangen
zum Ausdruck gebracht, dass er Inte-                 bessern und die erforderlichen Qualifizierungs-                               ist, wurde auf Vor-
gration als eine zentrale politische                 maßnahmen für Erzieherinnen und Erzieher                                      schlag des Senat-
Aufgabe ansieht. Der neue Koalitions-                durchführen." Die Integration in den Arbeits-                                 spräsidenten Jens
vertrag und die neue Staatsrätin für                 markt soll verbessert werden mit Qualifizierungs-                             Böhrnsen hin Prof.
Europa und Integration, Eva Quante-                  angeboten und gezielter Unterstützung bei Exi-                                Dr. Eva Quante-
Brandt, lassen erkennen, dass das                    stenzgründung. Und auch die verstärkte Anwer-                                 Brandt Anfang Juli
                                                                                                         Eva Quante-Brandt
Thema „Integration“ nach den Wahlen                  bung von Migrantinnen und Migranten für den                                   „Bevollmächtigte
im vergangenen Mai noch mehr an                      öffentlichen Dienst soll weitergeführt werden.      des Landes Bremen beim Bund“ und neue
Bedeutung gewonnen hat.                                 Ebenfalls ist die Stärkung des Bremer Rates      „Staatsrätin für Bundesangelegenheiten,
                                                     für Integration in dem Papier festgehalten so wie   Europa und Integration“. In dieser Funktion
                                                                                                         gehört die 51-Jährige auch dem Senat der
   In Zeiten von Fachkräftemangel und gleich-        die Fortschreibung des ressortübergreifenden
                                                                                                         Hansestadt an und wird – das ist neu – das
zeitig überdurchschnittlich vielen Schulabbre-       Integrationskonzeptes des Bremer Senats
                                                                                                         Thema „Integration“ im Rathaus verantwor-
chern mit Migrationshintergrund ist es auch          2007–2011. Aber auch viele andere Stellen im
                                                                                                         ten.
höchste Zeit. Mehr als 25 Prozent der Menschen       Vertrag beschäftigen sich mit dem Thema „Inte-
                                                                                                         Die gebürtige Bremerin ist verheiratet und hat
in der Hansestadt haben einen anderen als den        gration“ (siehe Überblick auf www.bremer-rat-       zwei Kinder. Seit 30 Jahren ist Eva Quante-
deutschen kulturellen Hintergrund. Kulturelle        fuer-integration.de unter Aktuelles).               Brand Mitglied der SPD. Nach ihrem Lehr-
Vielfalt ist das entscheidende Merkmal unserer          Der Bremer Rat für Integration und seine         amtsstudium (Pädagogik, Germanistik und
urbanen Gesellschaft geworden.                       Arbeitsgruppen werden die Entwicklung kritisch      Sport) leitete sie die Geschäftsstelle der Bre-
   Im 140-seitigen Koalitionsvertrag von SPD         begleiten und als beratendes Gremium die Politi-    mer Arbeitslosenhilfe, bevor sie 1994 an die
und Grünen hat das Thema „Integration“ erstmals      ker an die Einhaltung ihrer Vereinbarungen erin-    Bremer Universität ging. Hier promovierte
ein eigenes Kapitel erhalten (S. 53 und 54). Dort    nern sowie den Prozess weiter vorantreiben.         sie zunächst, dann habilitierte sie sich 2003.
heißt es: „Junge Menschen mit Migrationshinter-      Link zum Koalitionsvertrag:                         Im vergangenen Jahr übernahm sie die Lei-
grund sollen so gefördert werden, dass sie zu        www.bremer-rat-fuer-integration.de/aktuelles        tung der Akademie für Arbeit und Politik.

                    Preisverleihung „Youtopia Bremen“                                                    Verloren im Bremer
                    Der vom Bremer Rat für           einen Sachpreis ausgelobt. Außerdem erhalten        Bildungssystem?
                    Integration initiierte Jugend-   die Preisträger das Angebot, im Bremer
                    Medienwettbewerb „Youto-         Mediensektor – bei Zeitung, Radio, Fernsehen,           Am Samstag, 8. Oktober, lädt das Afrika
                    pia Bremen“ für junge            Werbeagentur oder Softwareentwickler – ein          Netzwerk Bremen (ANB) zu einer Veranstal-
                    Erwachsene zwischen 15           Praktikum zu absolvieren.                           tung mit dem Titel „Bremisches Bildungssy-
 und 19 Jahren geht in die letzte Runde. Einsen-     Libuse Cerna, Vorsitzende des BRI, erläutert        stem – Herausforderungen und Chancen für
 deschluss war der 20. August. Eingereicht wur-      dazu: „Wenn man weiß, dass in Bremen etwa           Kinder und Jugendliche mit afrikanischem
 den 28 Bewerbungen, an denen insgesamt rund         53 Prozent der Erstklässler einen Migrations-       Migrationshintergrund“ ein.
 150 Jugendliche gearbeitet haben. Nun ist die       hintergrund haben, aber der Anteil junger               „Für Afrikaner besteht, verglichen mit
 Jury gefordert, aus der Menge an Beiträgen die      Erwachsener mit mehrkulturellem Hintergrund         anderen Einwanderern wie beispielsweise
 besten zu küren.                                    in der Medienbranche gerade bei zwei Prozent        Türken, die besondere Problematik darin,
 Aufgabe beim Wettbewerb war es, sich Gedan-         liegt, ist es offenbar, dass wir handeln müssen.    dass die allermeisten in der ersten Generation
 ken über die Zukunft des Wohn- und Lebensor-        Mit den fest verabredeten Praktika hoffen wir,      hier sind. Dazu kommt, dass viele nur unzu-
 tes zu machen und diese mittels neuer Medien        erste Türen zu öffnen.“ Eine Präsentation aus-      reichend lesen und schreiben können und in
 zu visualisieren: Was ist mit Bremen im Jahre       gewählter Arbeiten gibt es Anfang November          ihrer Heimat schlechte Erfahrungen mit dem
 2021, 2031? Was sind meine Träume, Visionen         auf der „globale° – Festival für grenzüber-         Bildungssystem gemacht haben“, weiß Man-
 oder Ängste? Bei der Handhabung der Medien          schreitende Literatur 2011“ zu sehen.               fred Weule vom ANB. Die Veranstaltung soll
 bekamen die Jugendlichen Unterstützung z.B.                                                             zum Verständnis beitragen, wie sich Kinder
 von der Stiftung Alten Eichen, der St. Petri        „globale° – Festival für grenzüber-                 aus afrikanischen Familien in Bremer Schu-
 Kinder- und Jugendhilfe, dem Quartiermanage-        schreitende Literatur“                              len fühlen und wo ihre Probleme liegen.
 ment Osterholz-Tenever, dem Kulturladen             Das Literaturfestival findet in diesem Jahr zum         Helmut Kehlenbeck von der Bildungs-
 Huchting.                                           fünften Mal in Bremen und Bremerhaven statt.        behörde wird berichten, was in Bremen zum
 Am Sonnabend, dem 17. September, werden             Hier lesen Autoren und Autorinnen, die              Thema Integration in der Schulpolitik läuft.
 die Gewinnerinnen und Gewinner auf einem            Deutsch als ihre literarische Sprache gewählt       Ebenfalls auf dem Podium: Eltern, Lehrer
 Jugendfest der Diakonie im Jugendhaus Horn          haben. Die Idee: kulturelle Diversität,             und der SPD-Politiker Elombo Bolayela.
 an der Curiestraße ausgezeichnet. Den ersten        Mehrsprachigkeit, intellektueller und künstleri-
 fünf winken Geldpreise in Höhe von 250 bis          scher Austausch über Grenzen hinweg.                Am Samstag, 8. Oktober, 15–18 Uhr im
 1500 Euro. Zusätzlich hat Werder Bremen             Vom 1.–7. November                                  DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22–28
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 Wir stellen vor

„Jeder Atemzug lohnt sich“
Vom Kindersoldaten zum vorbildlich integrierten Bremer Bürger
Der einstige Kindersoldat Michael                                                                              Neben Michael und Ike spielen dort noch
Davies aus Sierra Leone baute sich                                                                          eine Japanerin, ein Togoer und drei Deutsche
in Bremen eine neue Zukunft auf.                                                                            mit. Der Stil: Eine Mischung aus Funk, Rock,
Mit seiner international besetzten                                                                          Reggae und Soul, manchmal auch etwas Hiphop
Band möchte er Zuversicht verbrei-                                                                          oder Rap. „Es ist Tanzmusik!“, strahlt Michael,
ten und jüngeren Migranten ein                                                                              der es als seine „Mission“ sieht, den Menschen
Vorbild sein.                                                                                               mit seiner Musik Zuversicht zu geben. „Viele
                                                                                                            Jugendliche, die ich treffe, laufen Gefahr, sich
    Sein Vater will nicht, dass er Soldat wird. Als                                                         aufzugeben. Sie sagen: 'Ich kann eh' nichts aus
Michael 16 ist, überreden ihn aber Verwandte                                                                meinem Leben machen.' Dabei haben sie hier in
dazu, sich für sein Land an dem blutigen Bürger-                                                            Deutschland die besten Voraussetzungen. Wir
krieg in Sierra Leone zu beteiligen. „Da kämpf-                                                             sagen: Jeder Atemzug lohnt sich. Wir wollen
ten noch viel jüngere als ich. Die Kinder hatten                                                            Mut machen und Dankbarkeit lehren. Wir sind
Gewehre und damit Macht und Einfluss, in                                                                    glücklich, dass wir so ein schönes Leben
einem Land, wo es keine Regeln mehr gibt“,                                                                  führen.“
erzählt der heute 32-Jährige.
    Kindersoldaten töten Menschen, um selbst                                                                „Ich möchte ein Vorbild sein“
nicht getötet zu werden. Michael beginnt, sich
mit der Situation zu arrangieren – wie so viele                                                                Und tatsächlich scheint alles rund zu laufen.
andere tausend Kinder und Halbwüchsige: „Ich                                                                In nur zehn Jahren hat sich Michael Davies in
war übermotiviert“, sagt er heute. „Und oft                                                                 einem bis dato völlig fremden Land eine Exis-
high“, fügt er zögernd hinzu. Ein Foto aus der                                                              tenz aufgebaut: Derzeit arbeitet er in der Gastro-
Zeit zeigt ihn in stolzer Haltung in einem Feld                                                             nomie und finanziert so seine Ausbildung zum
stehend, in Camouflage-Anzug, mit geschulter-                                                               Speditionskaufmann, die er dieser Tage ab-
tem Maschinengewehr, das Gesicht unter dem                                                                  schließen wird. In seiner Freizeit widmet er sich
                                                       Michael Davies kämpfte als Kindersoldat
kurzen Militärschnitt versteinert, eine Sonnen-                                                             der Musik und spielt als Statist am Bremer
                                                       im Bürgerkrieg von Sierra Leone. Als er
brille verdeckt seine Augen. Ein anderes Foto          nach Bremen kam, begann für ihn ein
                                                                                                            Theater mit. Aktuell ist er in zwei Opern zu
zeigt einen im Staub liegenden Afrikaner,              neues Leben. Heute hat er eine Band und              sehen: Tannhäuser und Rosenkavalier.
umringt von bewaffneten jungen Soldaten, sein          spielt als Statist bei Opern im Bremer                  Was er in seinem Leben noch erreichen will?
Oberkörper reckt sich den Umstehenden flehend          Theater mit.                                         „Ich möchte irgendwann Kinder haben und
entgegen, wo früher seine Beine waren, sieht                                                                ihnen ein Vorbild sein, ihnen zeigen, dass man
man nur Blut.                                          Nacken, womöglich abgeschoben zu werden.             etwas Gutes aus seinem Leben machen kann.
    Nach seiner Zeit als Kindersoldat, mit 18, tritt       Trotzdem gibt er nicht auf. Sein Credo: Wer      Vielleicht kann ich auch anderen, jüngeren
Michael in die Armee ein. Der folgerichtige            den Krieg überlebt hat, kann alles überleben.        Migranten ein Vorbild sein.“
nächste Schritt. Doch schon bald kann er nachts        Während der fünf Jahre im Asylbewerberheim in
nicht mehr schlafen: „Damals habe ich begonnen         Gröpelingen lernt er – zunächst autodidaktisch –
nachzudenken, ich wusste, ich habe einen Fehler        Deutsch mittels eines kleinen zweisprachigen          In der nächsten Ausgabe:
gemacht. Viele meiner Freunde und Verwandten           Büchleins „Deutsch-Englisch made easy“, dann
sind im Krieg gestorben, ich habe mich erinnert                                                              - Interview mit der Staatsrätin für Europa und
                                                       holt er seinen Hauptschulabschluss und später
an meine Familie, meine Herkunft.“ Michael                                                                   Integration Eva Quante-Brandt
                                                       noch die mittlere Reife nach. Außerdem beginnt        - Vorstellung des neuen Bremer
sehnt sich nach einem anderen Leben. Er möch-          er auf Anraten der Flüchtlingsinitiative eine The-    Integrationskonzepts 2011–2015
te raus aus dem Horror. Die einzige Chance:            rapie bei „Refugio“ in Bremen. Zwei Jahre lang
Flucht.                                                besucht er dort zweimal wöchentlich eine Thera-
                                                       peutin. „Das Beste, was mir passieren konnte“,        Impressum
„Ich war aggressiv und verrückt“                       meint er rückblickend. „Die Psychologin lehrte
                                                       mich, wie man mit Menschen umgeht, wie man            Herausgeber: Bremer Rat für Integration
    Die Flucht gelingt mit Unterstützung von           Beziehungen eingeht. Sie war zwei Jahre lang          in Verbindung mit dem Referat Zuwande-
Verwandten, Freunden, Fremden: Von Sierra              Teil meines Lebens.“                                  rerangelegenheiten und Integrationspolitik
Leone über die Elfenbeinküste und Paris bis
                                                                                                             bei der Senatorin für Arbeit, Frauen,
nach Hamburg. Dort stellt Michael einen Asyl-          „Wir wollen Mut machen“                               Gesundheit, Jugend und Soziales.
antrag und kommt 2001 nach Bremen. Es dauert
fünf Jahre, bis sein Antrag durch ist. „Ich war                                                              Bahnhofsplatz 29, 28195 Bremen
                                                          Sie war es auch, die ihn an seine Leiden-          www.bremer-rat-fuer-integration.de
aggressiv und verrückt in dieser Zeit, weil ich        schaft für Musik erinnerte. „Es war das erste
mich so verloren fühlte“, erinnert er sich. Völlig                                                           Redaktion: Silke Düker (v.i.S.d.P.)
                                                       Mal, dass ich für jemanden gesungen habe –
orientierungslos quält ihn die Frage, ob dies der                                                            Druckvorbereitung: Silke Düker
                                                       ‚Lady in red' von Chris de Burgh.“ Die Thera-
richtige Platz, die richtige Gesellschaft für ihn                                                            E-Mail: redaktion@bremer-rat-fuer-
                                                       peutin ist begeistert. Michael schöpft Mut und
ist. Nachts hat er Albträume, schreit und weint                                                              integration.de
                                                       Kraft und gründet 2006 mit seinem Freund Ike,
im Schlaf und schreckt mit Herzklopfen hoch.                                                                 Druck: Geffken & Köllner, Bremen
                                                       der aus Nigeria kommt, eine eigene Band.
Horrorbilder von abgetrennten Gliedmaßen,              „Upper Mission“, höhere Mission, nennen sie           Auflage: 5.000 Exemplare
Blut, verzweifelten Schreien. Dazu die Angst im        sich.
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