Agilität als Gesundheitsrisiko? - Dr. Stephanie Porschen-Hueck - Karlsruher Entwicklertag
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Dr. Stephanie Porschen-Hueck Agilität als Gesundheitsrisiko ? Frankfurter Entwicklertag 2018 21. Februar - Conference Day Goethe Universität, Frankfurt Dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des FuE-Programms „Zukunft der Arbeit“ als Teil des Dachprogramms „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.
Agilität als Gesundheitsrisiko? Blick von außen auf neue Entwicklungstrends in der Arbeit: Agilität als Chance oder/und (Gesundheits-)Risiko…? Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 2
Was nehmen wir uns vor (to do)? 1. Agilität in aller Munde! 2. Belastungen in der technischen Entwicklung – „alte Bekannte“ 3. Agilität als Entlastung und/oder Belastung? 4. Das Projekt PräFo „Prävention von Belastungen bei formalisierter Arbeit in der technischen Entwicklung“ 5. Neue Belastungskonstellationen – Ambivalenzen und widersprüchliche Arbeitsanforderungen 6. Lessons learned: Agile Umsetzung der agilen Methoden, Prozesse, Organisation Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 3
1. Agilität in aller Munde VU KA Arbeits -welt VUKA-Arbeitswelt Manifesto Design Thinking Methods in Large Scale Transformation Arbeit 4.0 Teams … in plan driven organization Lean project management Scrum Kanban XP Feature Driven Development Selbstorganisation Leadership FRAGILE Organisation Scaling Veränderungen/Schwankungen + / geringere Vorhersagbarkeit, Planbarkeit - / Unbestimmtheit + / Mehrdeutigkeit von Phänomenen/Zuständen Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 4
1. Agilität in aller Munde Agilität: Aktualität, Verbreitung, Bedeutung ● Agile Methoden haben sich neben dem klassischen Projektmanagement – auch außerhalb der IT – etabliert ● Nutzung in der Softwareentwicklung dominiert, aber 40 % setzen agile Methoden in „nur“ IT-nahen Themen ein, 34 % in Themen ohne IT-Bezug. ● Bei drei Viertel der Befragten aber erst seit ca. vier Jahren ein (also seit 2012) ● Nutzung agiler Methoden hat in den letzten Jahren über die IT hinaus deutlich zugenommen (obwohl z. B. die Scrum-Methode in ihren Grundzügen bereits seit 1995 bekannt ist.)! 2016 am BPM-Labor der Hochschule Koblenz in Zusammenarbeit mit der GPM Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement und der IPMA – International Project Management Association, Studie mit über 1.000 Teinehmern in mehr als 30 Ländern: http://www.status-quo-agile.de/ Abschlussbericht: Status Quo Agile 2016/2017; Prof. Dr. Ayelt Komus Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 5
1. Agilität in aller Munde Agilität: Aktualität, Verbreitung, Bedeutung ● Die Mehrheit setzt agile Methoden nicht in Reinform, sondern in hybrider oder selektiver Form ein ● 20 % arbeiten vollständig nach einer agilen Methode (die zweitkleinste der unterschiedenen vier Gruppen) ● 12% arbeiten durchgängig nach klassischen Projektmanagementmethoden (kleinste Gruppe) ● Vorherrschende Einsatzformen sind vor allem Anwendungen in hybrider 37 % und in selektiver Form 31 % 2016 am BPM-Labor der Hochschule Koblenz in Zusammenarbeit mit der GPM Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement und der IPMA – International Project Management Association, Studie mit über 1.000 Teinehmern in mehr als 30 Ländern: http://www.status-quo-agile.de/ Abschlussbericht: Status Quo Agile 2016/2017; Prof. Dr. Ayelt Komus Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 6
1. Agilität in aller Munde Agilität: Aktualität, Verbreitung, Bedeutung ● Meistgenutzte Methoden sind Scrum (57%), Kanban (24%) und Lean ● Agile Methoden werden von ihren Anwendern äußerst positiv bewertet ● 73 % sehen Ergebnis- und Effizienzverbesserungen durch agile Methoden und damit höhere Erfolgsquoten als durch klassisches Projektmanagement ● Dabei weist der Einsatz agiler Methoden in Reinform höchste Erfolgsquote auf und die Vermischung von agilen und klassischen Projektmanagementmethoden (hybride Form agiler Methoden) erzielt einen deutlich höheren Erfolg als der durchgängige Einsatz des klassischen Projektmanagements. (Nur 20 % der Teilnehmer nutzen agile Methoden „by the book“; hybride und selektive Methodennutzung dominieren.) 2016 am BPM-Labor der Hochschule Koblenz in Zusammenarbeit mit der GPM Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement und der IPMA – International Project Management Association, Studie mit über 1.000 Teinehmern in mehr als 30 Ländern: http://www.status-quo-agile.de/ Abschlussbericht: Status Quo Agile 2016/2017; Prof. Dr. Ayelt Komus Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 7
1. Agilität in aller Munde Agilität: Aktualität, Verbreitung, Bedeutung ● Agil statt nach dem Wasserfallmodell entwickeln: weniger Integrationsprobleme der Teilentwicklungen, geringere Fehlerzahlen kurz vor dem Release-Termin, laufende Kommunikation Team, Kunden, Ergebnis-, Effizienzsteigerung, höhere Erfolgsquote … = ENTLASTUNG … ! Also … ALLES GUT ? Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 8
2. Belastungen in der technischen Entwicklung – „alte Bekannte“ ● Straffe interne Marktsteuerung der Projektarbeit in IT-Unternehmen … … birgt tendenziell die Gefahren einer Belastungskombination aus einer oftmals vorhandenen Extensivierung von Arbeitszeiten und einer zunehmenden Intensivierung der Arbeit. ● Gesundheitsbezogene Risiko- potenziale ergeben sich auch aus den dominanten organisato- rischen Veränderungskonzepten und ihrer innerbetrieblichen Umsetzung Gerlmaier, Anja; Latniak, Erich (2013): Psychische Belastungen in der IT-Projektarbeit – betriebliche Ansatzpunkte der Gestaltung und ihre Grenzen, in: Junghanns, Gisa; Morschhäuser, Martina (Hrsg.): Immer schneller, immer mehr : Psychische Belastung bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2013, S. 165 - 193 Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 9
2. Belastungen in der technischen Entwicklung – „alte Bekannte“ ● Ursachen für die psychischen Belastungen ● Ursachen für die Intensivierung der Arbeit: Personalabbau Neue Kapazitätsplanungssysteme (der Einzelne ist in verschiedenen Projekten parallel eingesetzt, um eine „volle Auslastung“ zu erreichen) ● Ursachen für Arbeitsunterbrechungen: „Service-Level-Agreements“ (SLAs) (Bearbeiten von SLAs führt zu Arbeitsunterbrechungen) ● Eine Mehrheit ist von Mehrfachbelastungen betroffen ● Mehrfachbelastungen wirken sich „aufschaukelnd“ mit Blick auf erlebte (negative) Beanspruchungsfolgen aus. Gerlmaier, Anja; Latniak, Erich (2013): Psychische Belastungen in der IT-Projektarbeit – betriebliche Ansatzpunkte der Gestaltung und ihre Grenzen, in: Junghanns, Gisa; Morschhäuser, Martina (Hrsg.): Immer schneller, immer mehr : Psychische Belastung bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2013, S. 165 - 193 Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 10
2. Belastungen in der technischen Entwicklung – „alte Bekannte“ ● Häufige Stressfaktoren bei der Projektarbeit in Entwicklungsprozessen über Zeitdruck hinaus: ● Zeitdruck Gefahr, Ziele hinsichtlich Qualität, Kosten und Termine nicht einzuhalten à Überstunden, Selbstausbeutung etc. ● Optionsstress Entscheidungen aus Vielfalt der Optionen beim Entwickeln; verstärkt durch Zeit- und Ressourcenknappheit ● Kooperationsbelastungen Aushandlungs-, Verständigungs-, und Lernprozesse, v.a. mit anderen Unternehmen Kalkowski, P., & Mickler, O. (2015): Kooperative Produktentwicklung, Fallstudien aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der IT-Industrie, Nomos Verlag Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 11
2. Belastungen in der technischen Entwicklung – „alte Bekannte“ ● Demografischer Wandel und Prävention in der IT-Branche – Gesundheit am seidenen Faden ● Auch in der ‚jungen‘ Innovationsbranche IT werden die Mitarbeiter älter… ● Veränderung der betrieblichen Sozialordnungen ● Unsicherheit und permanente Bewährung ● Leistungsverdichtung ● Paradoxien neuer Managementkonzepte Verlust von Kohärenzsinn Andreas Boes, Tobias Kämpf, Katrin Trinks (2009): Gesundheit am seidenen Faden – Zur Gesundheits- und Belastungssituation in der IT-Industrie. In: ver.di (Hg.): Hochseilakt - Leben und Arbeiten in der IT-Branche. Ein Reader. Berlin, S. 53-64. Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 12
2. Belastungen in der technischen Entwicklung – „alte Bekannte“ ● Belastungen in der Innovationsarbeit, vor allem dann, wenn … … keine Erfolgserlebnisse eintreten … keine ausreichenden Regenerationsphasen vorhanden sind … und die Kernaufgaben in der Arbeitszeit überwiegend nicht erfüllt werden können ● Problematisch ist es auch, wenn … … formelle Prozesse nicht zu Arbeitsrealität passen und zu Mehrarbeit führen … Dokumentationsaufgaben überhand nehmen … „geerbte Aufgaben“ erledigt werden müssen … Meetings formal aufgesetzt sind und den Kern des Informations- und Wissensaustausches einschränken. Wühr, D., Pfeiffer, S., Schütt, P., & Huchler, N. (2012). Innovation an der Grenze. In Smarte Innovation, VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 141-164. Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 13
3. Führen die neuen Formen des agilen Projekt- managements zu weniger Arbeitsbelastung? Potenziale … … des agilen Manifestes ● Versuch, Softwareentwicklung von bürokratischen Hürden wie überbordenden Dokumentationsanforderungen und Vertragswerken sowie unrealistisch detaillierten Planungen und Bevormundung zu befreien Individuen und Interaktionen stehen über Prozessen und Werkzeugen Funktionierende Software steht über einer umfassenden Dokumentation Zusammenarbeit mit dem Kunden steht über der Vertragsverhandlung Reagieren auf Veränderung steht über dem Befolgen eines Plans http://agilemanifesto.org/ … des am weitesten verbreiteten Ansatzes Scrum ● Sprint Planning als empowernde Selbstorganisation ● Sprint als Schutzraum ● Daily Scrum als „schnelle“ Abspracheplattform (vs. langatmige Meetings) ● Kollaboration als strukturelle wie personale Voraussetzung Sauer, Stefan (2017): Agile Project Management as a Generator of Stress Relief and Efficiency? http://dx.doi.org/10.18374/IJSM-17-2.5. In: International Journal of Strategic Management, Heft Volume 17, Issue 2, pp. 64-74. Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 14
3. Führen die neuen Formen des agilen Projekt- managements (Scrum) zu weniger Arbeitsbelastung? ● Häufige(re)s Erleben von Erfolgen, bzw. weniger Misserfolgen da Wert auf kurzzyklische Iterationsphasen und die Herstellung frühzeitig demonstrierbarer Zwischenergebnisse gelegt wird, die ein schnelles Feedback aus dem Nutzungskontext erlauben. (Die Konzentration auf Länge des Projektsprints und nicht auf gesamten Projektgegenstand kann zudem Komplexitätsstress reduzieren) ● Prinzipiell Möglichkeit für Regenerationsphasen, die gegen Ansprüche von außen gesichert sind, da das Team während der kurzen Iterationsphasen in den agilen Projekten selbst plant und gemeinsam schätzt, was in dieser Phase realistisch an Arbeit geleistet werden kann ● Option auf Entlastung von arbeitsausgelagerten Kommunikationsaufwänden besteht, da arbeitsorientierte Treffen auf kurze Zeiträume begrenzt sind und übergeordnete Abstimmungserfordernisse an Akteure außerhalb des Meetings/des Teams delegiert werden ● Prinzipielle Chance auf weitgehende Fokussierung auf die Kernarbeit und auf die Erfahr- barkeit der Gebrauchswertorientierung der eigenen Arbeit, da agiles Projektmanagement das Team weitgehend von Aufwänden für übergeordnete Controlling- und Steuerungs- ansprüche befreit Pfeiffer, Sabine; Sauer, Stefan; Ritter, Tobias (2014): Agile Methoden als Werkzeug des Belastungsmanagements? Eine arbeitsvermögenbasierte Perspektive. In: ARBEIT. Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Heft 23 (2), S. 119-132. Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 15
3. Unterstützen die agilen Methoden die Mitarbeiterzufriedenheit und das Teamplay? ● Agile Methoden werden bei dem Teilkriterium „Mitarbeitermotivation“ besser bewertet als klassische Projektmanagementmethoden ● Bei Teammotivation und Teamwork werden besonders positiv bewertet Scrum, Kanban, XP und Design Thinking Vgl. BPM-Labor, Prof. Dr. A. Komus, Internationale Studie: Status Quo Agile 2014. www.status-quo-agile.de Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 16
3. Agilität als Entlastung! Ja ___ aber … „Agilität ist ein Mindset. Bei ihrer Transition weg von alten Arbeitsweisen halten sich die meisten Unternehmen an den Mythos „Agile anzuwenden“. Es ist ein großer Unterschied, „Agile anzuwenden“ oder „Agile zu sein.“ https://www.scrum.de/die-herausforderungen-bei-scaling-agile/ Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 17
4. „Gesundheitsrisiko“ Innovations-/Entwicklungsarbeit im agilen Umfeld Häufiges Scheitern an der Art der Realisierung, an der Passung, am fehlenden Schutzraum in der Gesamtorganisation sowie an der Sozialdynamik im agilen Team! … PräFo Empirie Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 18
4. „Prävention von Belastungen bei formalisierter Arbeit in der technischen Entwicklung“ (PräFo) Untersuchungsdesign ... Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 19
4. Das Projekt PräFo ● Spannungsfeld zwischen formalen ergebnisorientieren Arbeitsstrukturen sowie Freiräumen für selbstorganisiertes und informelles Handeln ● Herausforderungen und Belastungen, die sich z.B. aus agilen Vorgehensweisen einerseits und der Formalisierung von (auch) diesen Prozessen sowie überprüfbaren Ergebnissen andererseits bilden ● Gestaltungsmaßnahmen für ein partizipatives Präventionsmanagement, das in agile Methoden des Projektmanagements integriert wird Also nicht Ent-, sondern Belastungen bei AGILITÄT? Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 20
4. Agile Methoden und Einsatzlogik: Flexibilisierung oder Formalisierung? Agile Methoden Flexibilisierung Formalisierung … agil einsetzen Schwergewichtiger Prozess Vorgehen ohne definierte Methode formal informal ● Projektmanagement zwischen „hierarchischen Tankern“ und „hemdsärmeligem Vorgehen“ ● Agiles Projektmanagement als ‚rahmende Öffnung‘ und ‚maßvolle Formalisierung‘ Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 21
4. Agilität und Implementierungslogik Lehrbuch theoretisierend “[…]agile project means that you work under pressure and every delay has impact on the delivery […] In waterfall you are more relaxed. You do not have time pressure, so you have all dependencies from other team because you have your Kontrolllogik Arbeitsprozesslogik task which you can do a long time and you instrumentalisierend rahmend can switch tasks maybe in your calendar, if you are stuck with something. This is why I say waterfall is a more relaxed project. “ ● Scrum als Prozessbeschleuniger und Belastungsminimierer? ● Heterogene Umsetzung/Ausgestaltung von Agilität zwischen Lehrbuch-, Kontroll- und Arbeitsprozesslogik ● Unterschiedliche Grade der Vermischung mit konventionellen Konzepten / verschiedener agiler Ansätze Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 22
5. Agilität im Spannungsfeld: Selbstverausgabung, Teamdruck und Stress durch die Verhältnisse Formelle/informelle Standards (von DIN Normen bis „Entwicklerszene“) Unternehmensorganisation Fremd- und nachvollziehbar unverständlich und -kultur Selbstorganisation Agile Scaling (dezentral) Hierarchie - Stab- und Reorganisation Linienorganisation (zentral) Agiles Projektmanagement Projektorganisation Schätzen im Standortübergreifende Multiprojektmanagement Team Kundenfeedback Zusammenarbeit Zusammenhängende Projekte Komplexität Kooperation / Remote Teams Strategie- Zielkonflikte Timeboxing Überplanung Orientierung Face to face- Orientierungsrahmen Maßlosigkeit in den Verbindlichkeit? unangemessener Anforderungen Zeitdruck Kundenorientierung Selbstorganisation und Orientierung am Retrospektive Standardprodukt professionelle Reflexion der agilen Individualisierung Leistungssteuerung Informalität Arbeitsprozesse durch Transparenz Kampfbühne, Machtbühne Sprint Daily Scrum Rollendefinitionen Schutzraum wechselseitige Verantwortlichkeit Projektmanagement- Hilfestellung formen (Stage Gate, Taylorisierung und Klarheit Kontrolle, kontraproduktive Scrum, IT-Kanban) Selbstdarstellung, Vereinbarkeit / Überstilisierung sinnentleerte (forcierte Synchronisation Routine Widersprüche/ Rollenerfüllung) Paperwork (administrative Tätigkeiten) on top Aufgaben aus alten Embedded Entwicklungen Betriebsklima offen Projekten geschlossen Ambivalenzen / widersprüchliche Anforderungen Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 23
5. Agilität und Belastungen: Selbstverausgabung und Teamdruck „Ich glaube, dass ich mir den [Druck] selber mache. Man kriegt schon mit, von wegen Leute warten auf gewisse Sachen, also es ist ein bisschen da, aber mehr so aus der Natur der Sache, fachlich ist es einfach so gegeben, dass es Abhängigkeiten gibt, wir können erst das machen wenn das da ist oder man weiß, das soll für den Kunden fertig sein und hat eine Deadline. Also es kommt nicht von den Kollegen, sondern aus den „…, dass sich viele erst mal mehr Aufgaben Aufgaben selber sage ich mal…“ aufhalsen, als sie eigentlich machen können. Selbstorganisation und Gerade eben aufgrund von dieser Motivation professionelle auch, die allein mal dadurch entsteht, dass ich Informalität selber planen darf. […] Wie viel allein das ausmacht […], dass ich mal nicht mehr der bin, der irgendwie so Befehlsempfänger ist sozusagen, sondern sagt hey, ich darf jetzt hier mal selbstständig schauen, was mache ich eigentlich…“ Ambivalenzen / widersprüchliche Siehe zu dieser Form der Belastung auch: Moosbrugger, Jeanette (2008): Subjektivierung von Arbeit: Anforderungen Freiwillige Selbstausbeutung. Ein Erklärungsmodell für die Verausgabungsbereitschaft von Hochqualifizierten. Wiesbaden. Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 24
5. Belastung im agilen Team (Fallbeispiel) Agiles Entwicklerteam in einem osteuropäischen Projekt (Fallskizze) ● Agiles Team mit zunächst 6 sehr guten Entwicklern wurde aus einem Mitarbeiterpool zusammengestellt: Gute Teamdynamik! ● Das agile Team schrumpft auf 4 Mitarbeiter, da der Auftrag nach einer Zeit weniger Kapazitäten erforderte: Veränderung der Teamdynamik! ● Das agile Team schrumpft sich selbst, mit Blessuren für ein Teammitglied: Kaputte Teamdynamik! Was ist geschehen? Selbstgemachter Leistungsdruck Leistungsdivergenz im Team Kohäsion und Chemie im Team? Scrummaster – wo und wie? Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 25
5. Belastung im agilen Team (Fallbeispiel) Leistungskultur „von innen getrieben“ ● Highperformer treibt hohes Tempo im Team („Maßstab im Planning Meeting hochgehängt!“) ● Entwicklungsgeschwindigkeit konnte einer mittragen (erste Qualitätseinbußen), zwei trotz produktiver Arbeit nicht Abgehängt 1: Immer weniger aber noch ordentliche Arbeitsergebnisse. Irgendwann sind aber keine Codezeilen mehr von ihm in das Produkt eingeflossen der Highperformer hat ihn mitgezogen Abgehängt 2: Komplett abgehängt und in sich zusammengefallen. Nichts von dem, was er einbringen wollte, wurde angenommen. Wurde fallen gelassen! ● Selbsterzeugter Leistungsdruck im Team und persönliche Beziehungen (Koalitionen) mit entscheidend Abgehängt 2: • Zu dem Zeitpunkt – schwierige Jobverhältnisse, Verlust – hoher persönlicher Druck! • Druck im Team zu groß, schlechtere Joboption: Mobbing und Gesichtsverlust! Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 26
5. Belastung im agilen Team (Fallbeispiel) Rolle des Scrum-Masters? Als Scrummaster war ein Manager benannt Scrummaster war nicht aktiv, um das Team zu schützen (hatte das Team nicht im Griff) Angst, dass Highperformer das Unternehmen verlässt – obwohl sich dieser viel erlaubt Motivation des Highperfomers nicht ergründet (keine Akzeptanz für Codes, die er nicht selbst geschrieben hat) ● Gruppendynamische Prozesse müssen begleitet werden ● Highperformer nicht immer die besten Teamplayer – Agilität Verbesserung der Kollaboration? Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 27
5. Agilität und Belastungen: Ambivalenzen im agilen Projektmanagement (Bsp. Scrum) Kundenfeedback Kooperation / Timeboxing Orientierung Orientierungsrahmen Maßlosigkeit in unangemessener Retrospektive den Anforderungen Zeitdruck Reflexion der agilen Arbeitsprozesse Daily Scrum Kampf-,Machtbühne wechselseitige Hilfestellung Selbstorganisation Kontrolle, Selbstdarstellung, und professionelle Leistungssteuerung sinnentleerte Informalität ? durch Transparenz Routine Rollendefinitionen Verantwortlich- Planning und Sprint keit und Klarheit Estimation Poker Schutzraum leere „Labels“ Realistische Taylorisierung Planung im Team (Komplexität, Überplanung “Kompetenz- /Leistungscheck“ Ambivalenzen / widersprüchliche Anforderungen Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 28
5. Belastungen im agilen Projektmanagement am Beispiel von Scrum „Es ist halt so, diese Prio-Listen, die da jede Woche auch „Und das sehe ich im Moment wirklich als riesen Problem an. rum geschickt werden, das ist sowieso immer, da könnte Da geht bei mir alles auf man locker zwei Wochen mit füllen, es ist halt immer für Blockade und auf Schutz, „Eine wichtige Sache bei der eine Woche.“ Schutzmechanismen und weg Fehlerkultur ist meines Erachtens, und lass, ich höre dann vorbei.“ wenn man mal mit dem Team anfängt, dass man die Retrospektive zum Kundenfeedback Beispiel als einzigen Ort sieht, der nicht Kooperation / transparent ist. Also es gehört auch ein Orientierung Retrospektive Ort dazu, der geschützt sein muss. Und „Woran liegt das, dass die Schätzungen so abweichen von Timeboxing Maßlosigkeit in den Reflexion derda ganz klar, das ist die Retrospektive. der Zeit, die wirklich gebraucht wird? … B1: Das liegt auch Anforderungen agilen Und da muss man wirklich aufpassen, Orientierungsrahmen daran, dass manche Technologie neu ist, das heißt wir haben unangemessener Arbeitsprozessedas was in der Retro gesagt wird, dass keine Erfahrung vorher. Und es wurde geschätzt, okay, zwei das nicht nach außen dringt. Und da Zeitdruck Kampfbühne, Wochen, aber man muss dann vorher auch etwas lesen um muss der Coach sehr stark drauf achten Selbstorganisation Machtbühne und muss auch Dinge, die er dann aus das Prinzip zu verstehen, dann dauert es länger.“ und professionelle der Retrospektive rausträgt fragen, ist Daily Scrum das jetzt okay…“ Informalität ? Leistungssteuerung wechselseitige „Und, aber an diesem Endtermin hat sich nichts durch Transparenz geändert, also der Endtermin ist fest. Der wird sich Hilfestellung “…One date is the sprint delivery, … Well, here we have this stress for two auch nicht ändern lassen. Also wir müssen den Kontrolle, days every sprint …” Endtermin stemmen, egalSelbstdarstellung, wie, egal mit welchen Ressourcen. So ist der Plan. Das wir zu wenig sind im sinnentleerte Team das ist ja allgemein bekannt, auch Single Routine Rollendefinitionen Source wird immer schwieriger wenn einer zum Planning„Also und […] mein Eindruck war, die Verantwortlichkeit Beispiel unser Hardwareentwickler ist komplett Estimation meisten haben diese Sprint […] 15 Minuten und Klarheit alleine. Wenn er ausfällt, das ist ein Problem. „ Poker abgesessen und gesagt, Schutzraum ich mach heute das und ich mache heute das, kontraproduktive Realistische Taylorisierung Planung und im also man, es kam zu wenig von „DasÜberstilisierung sagt ja der Kollege .. auch, jetzt mal auf diesen „Also das durchschnittliche diesem Team, von dieser Teamidee Scrum(forcierte Prozess bezogen. Also er kannte eher Projekte, wo Team Belastungsniveau ist in einem rüber. Rollenerfüllung) danach dann immer auch noch so eine Testphase kam, wo ja auch dieses Scrum Entwicklungsteam dann mal ein Teamprojekt sicher höher, weil du “Kompetenz einfach ständig unter Strom bist Stückweit durchatmen konnte und dann mehr so ein -check“ „[…]der Product Owner schreibt eigentlich keine User mit der Prämisse, jeden Sprint Bugfixing machte, und im Moment challengen wir die Storys, sondern so Mini-Spezifikationen, wirft die über einmal zu liefern, aber was du nicht mehr, also ein Entwicklungsthema nach dem anderen den Zaun und das Team soll das dann machen. Es ist hast ist, dass du dann am Ende und erwarten, dass es dann auch noch getestet und auch meistens so, der schreibt das und dann soll einfach diesen Big Bang hast. Diese zeigbar ist. Und das, also der ächzt im Moment ein danach geschätzt werden. Es wird immer so dieses … komplette Krise. „ bisschen hörbar.“ es ist eigentlich, als ob man Wasserfall nur auf Miniatur hat.“ Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 29
5. Agilität und Belastungen: Ambivalenzen konventionelles-agiles Projektmanagement und Zusammenarbeit im Rahmen unterschiedlicher Projektlogiken Projektorganisation Embedded Entwicklungen Multiprojektmanagement Agiles Projektmanagement Kundenfeedback Kooperation / Timeboxing Orientierung Orientierungsrahmen Maßlosigkeit in den unangemessener Anforderungen Kundenorientierung Zeitdruck Selbstorganisation Retrospektive Orientierung am Standardprodukt und professionelle Reflexion der Leistungssteuerung agilen Arbeitsprozesse Individualisierung durch Transparenz Informalität Kampfbühne, Machtbühne Sprint Daily Scrum Rollendefinitionen Projektmanagement Schutzraum wechselseitige Verantwortlichkeit -formen (Stage Gate, Taylorisierung Hilfestellung und Klarheit Scrum, IT-Kanban) Kontrolle, leere „Labels“ Vereinbarkeit / Selbstdarstellung, Synchronisation sinnentleerte Widersprüche/ Routine Aufgaben Paperwork „Und muss dann entsprechend als Projektleiter diese Teammeetingsausund (administrative alten die Projekten Meetings mit den Gatekeepern dann vorbereiten und on Tätigkeiten) Präsentationen, Folien top und habe noch als Aufgabe als Entwicklungsleiter diese ganzen Lastenhefte Ambivalenzen / und Pflichtenhefte zu erstellen. D. h. im Prinzip habe ich als Entwicklungs- widersprüchliche leiter zu wenig Zeit, da ich die anderen Aufgaben noch hier bewerkstelligen Anforderungen muss.“ Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 30
5. Agilität und Belastungen: Ambivalenzen konventionelles-agiles Projektmanagement und Zusammenarbeit im Rahmen unterschiedlicher Projektlogiken (Fallbsp.) ● Teamdynamik konventionelle Entwicklung/PM und agiler Entwicklung ● Gegenseitiges Verstehen ist schwierig ● Abgleiten in gegenseitige Vorwürfe, z.B. über verschiedene Standorte ● „Traditionelle“ Entwickler fühlen sich überrumpelt, abgewertet und haben Ängste bis hin zum Arbeitsplatzverlust ● „Agile“ Entwickler sehen sich missverstanden und ausgebremst ● Bei der Einführung als Herausforderung benannt ● Ansprüche in agilen Entwicklungsprozessen wie „zusammen Reden“ und „Teamcomittment“ ● Anspruch an das Team, Verantwortung für die Planung(sschritte) zu übernehmen ● Verbreiterung des Aufgaben- und Anforderungsspektrums ● Arbeitsunterbrechungen durch KundInnen und KollegInnen ● Emotionale Belastungen durch Kundenkommunikation ● Integration widersprüchlicher Anforderungen Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 31
5. Agilität und Belastungen WAA Selbstorganisiertes PM – formale Organisation Formelle/informelle Standards (von DIN Normen bis „Entwicklerszene“) nachvollziehbar Fremd- und unverständlich Unternehmensorganisation Selbstorganisation und -kultur Agile Scaling Hierarchie - Stab- und Linienorganisation Projektorganisation „Und was ich da erlebe, mal als Beispiel in einer Firma, einem mittelständischen Kundenorientierung Multiprojektmanagement Unternehmen, hat die Führungskräfte, die Geschäftsführer unser Orientierung am Jahresseminar, wo Standardprodukt die ganze Firma eingeladen ist, das soll jetzt mal … sollen die Mitarbeiter mal selber Individualisierung organisieren und wollten sozusagen mal loslassen, sollen die selber organisieren. Aufgaben Und dann eine Woche oder zwei Wochen, bevor dann dieses Seminar war, haben sie aus alten sich mal zeigen lassen, wie ist denn euer Konzept, und dann hat es ihnen überhaupt Projekten nicht gefallen. Total eskaliert und dann haben sie auf den Tisch gehauen und dann so nach dem Motto, ja, wir haben es ja gleich gewusst, dieses ganze autonome Arbeiten funktioniert nicht. Und da habe ich gesagt, naja, also da habt ihr ein komplett falsches Projektmanageme nt-formen (Stage Verständnis von autonomem Arbeiten. Weil wenn die Leute nicht wissen, was ihr Gate, Scrum, IT- wollt, dann können die das sicher auch nicht ausrichten. […] Weil es ergibt natürlich Kanban) Vereinbarkeit / einen Zusammenhang und natürlich ist das Team in einem größeren Kontext. Und Synchronisation jetzt ist sozusagen die neue Aufgabe, wie verhandeln wir jetzt unsere Motivationen?“ Widersprüche/ Betriebsklima „Wir haben auch schon zum Scherz gefragt, offen geschlossen Paperwork/Controlling (administrative ja, wohin buchen wir die Zeit, die wir fürs Tätigkeiten) on top Buchen brauchen. Da hat es keine Antwort gegeben.“ Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 32
5. Zwischen Entlastung (Empowerment) und Belastungen durch Subjektivierung sowie Entsubjektivierung von Arbeit ● Entlastung durch Freiräume, Verfügbarkeit und Einflussnahme über (zeitliche) Arbeitsressourcen und Vermeidung von Überfrachtung… Aber „alte bekannte“ und neue Belastungen… ● Breites Spektrum unterschiedlicher Anforderungen an das Selbst bei widersprüchlichen Arbeitsanforderungen und „Scrum im Schnellkurs“ ● Selbstobjektivierung und -rationalisierung (Böhle et al. 2011) ● Unhinterfragte Selbstorganisationsreife: Wo steht das Team, wo die Organisation? ● Anerkennung als neuralgischer Punkt: Karriereparcours, Entlohnung, Wertschätzung Böhle, Fritz, Sabine Pfeiffer, Stephanie Porschen (2011): Herrschaft durch Objektivierung; in: Wolfgang, Bonß, Christoph Lau (Hg.): Macht und Herrschaft in der reflexiven Moderne. Weilerswist, 244 -283 Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 33
5. Zwischen Entlastung (Empowerment) und Belastungen durch Subjektivierung sowie Entsubjektivierung von Arbeit ● Transparenz ermöglicht neue Formen der Leistungskontrolle Verschärfung durch Softwarewerkzeuge wie JIRA! ● Taktung / Sprints … Arbeitsextensivierung und -intensivierung, Arbeitshetze! Gefahr… ● Agilität als „Gelddruckmaschine“ ‚unter falscher Flagge‘ ohne Verständnis für das „Prinzip Agilität“ Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 34
5. Gesundheitsrisiken? ● Viele agil Arbeitenden gehen regelmäßig an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit – (sehr) starke Belastung (Arbeit nicht mehr als Herausforderung!) ● Hohe Arbeitsbelastung geht mit Stresssymptomen einher – beginnend damit, dass das Abschalten in der arbeitsfreien Zeit immer schwieriger wird… „Psychische Gesundheit von Erwerbstätigen ist immer Ausdruck eines komplexen Zusammenspiels vielfältiger externer Anforderungen und individueller Dispositionen, Ressourcen und Bewältigungsformen.“ Dunkel, Wolfgang; Kratzer, Nick; Menz, Wolfgang (2010): Psychische Belastungen durch neue Steuerungsformen. Befunde aus dem Projekt PARGEMA. In: Heiner Keupp; Helga Dill (Hrsg.): Erschöpfende Arbeit. Gesundheit und Prävention in der flexiblen Arbeitswelt, Transcript, Bielefeld, S. 100 Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 35
6. Lessons learned: Belastung im agilen Team ● Sustainable Pace “The Agile mindset views recourse to overtime, other than on an exceptional basis, as detrimental to productivity rather than enhancing it. Overtime tends to mask schedule, management or quality deficiencies; the Agile approach favors exposing these deficiencies as early as possible and remedying their underlying causes, rather than merely treating the symptoms.” https://www.agilealliance.org/glossary Gar nicht so einfach! Individuelle Copingstrategien können nicht alles sein… Kümmerer? Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 36
6. Lessons learned: Agiles Team Der Scrum Master … … muss anerkannte und akzeptierte Rolle einnehmen können … braucht Standing/Durchgriff in höhere Führungsebenen, um das Projektziel erreichen zu können (Klarheit Zuständigkeit, Kompetenzreichweite etc. in der Organisation … muss ggf. an Spielregeln erinnern, z.B. wenn Linie durchgreifen darf, um Anpassungen der Projektplanung (Eskalationsschema etc.) vorzunehmen … muss Sorge tragen: „Ein Team muss als Team arbeiten können, wie ein Team…“ und kann dafür nicht ohne weiteres mehrere Rollen im agilen Team übernehmen (z. B. Entwickler, Product Owner UND Scrum Master). Rollen wie Scrum Master und Product Owner personell UND strukturell sichern! Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 37
6. Lessons learned: Ambivalenzen im agilen Projektmanagement ● (Arbeits-)Anforderung und relevante Fähigkeiten der Entwickler müssen zusammenpassen (herausfordernde, machbare Anteile des Projektgegenstands im jeweiligen Projektsprint) ● Agile Implementierung: Eigenlogiken teambasierter Selbstorganisation und Kompetenzausstattung (Zeit, Ressourcen, Durchsetzung) der Rollen (Scrum: Product Owner, Scrum Master) beachten (z. B. keine Kontrolllogik im Daily!…) ● Kommunikationspartner im Projektteam dürfen gewisse Anzahl nicht überschreiten (ideal 7, höchstens 8-10?) ● Stabiles gefestigtes soziales System (Teambuilding nicht immer von neuem beginnen) ● Selbstorganisierte Projektplanung bedarfsgerecht und arbeitsprozessbezogen durch das Team selbst ermöglichen Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 38
6. Lessons learned: Ambivalenzen im agilen Projektmanagement ● Kollektive Aufwandsabschätzung als kollektiven Lernprozess durch abschließendes Review anstoßen. Team sollte immer realistischer werden und durch die Reflexion freiwillige Selbstausbeutung minimieren ● D. h. fairer Umgang mit „Verschätzen“ (zu langsam arbeiten/zu viel vorgenommen) – Lernschleife! ● Dazu Berücksichtigung zeitlicher Passung von Schulungen (‚nicht zu früh und nicht zu spät‘) ● Bedarf an praxisgerechten Hilfestellungen, Coaching gerecht werden ● Sprint (=Kernarbeitszeit/eigentliche Arbeitsaufgabe) über konsequentes Timeboxing vor ungeplanten Zusatzaufgaben von außen schützen, d.h. u.a. auch Einsatz in mehreren Projekten mäßigen… ● Team arbeitet im Sprint eng zusammen und wird auch nicht von übergeordneten Positionen beeinflusst (Rücken frei halten!), um bedarfsgerechte und arbeitsprozessbezogene Planung zu ermöglichen Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 39
6. Lessons learned: Ambivalenzen im agilen Projektmanagement ● Scrum Tag nicht überplanen (7/6 h für 8-Tag!?) und projektfreie Tage (auch mal am Produkt arbeiten…) ermöglichen. Nachhaltige Planung = Orientierung an gangbarer Durchschnittsbelastung, Berücksichtigung von Unwägbarkeiten und Mikropausenkultur! ● Sensibilität für die Gefährdung des Regenerationspuffer und „Schutzraumes“ Sprint z. B. durch die IT-Kanban-Fließfertigung in der Wissens- und Innovationsarbeit! „Lernkurve Selbstorganisationsreife“! Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 40
6. Lessons learned: Ambivalenzen im agilen und klassischen Projektmanagement sowie der Organisation ● Prinzipien Regenerationspuffer und Schutzraum auch in andere Formen des Projektmanagements bzw. der Arbeitsorganisation implementieren (Formalitäts- Informalitätscheck!) ● Coachende, begleitende, unterstützende Führung jenseits patriarchaler Hierarchie und indirekter Steuerung über agile Teams hinaus ● Widerspruch Top-down- und Bottom-up-Logik bearbeiten ● An- und Einpassung der Selbstorganisation in Strukturen mit agilem Mindset ● Abstimmung verschiedener agiler und nicht-agiler Logiken als Verbindungs- statt Schnittstellen Reporting und Dokumentation bedarfsorientiert gestalten und auf Agilität abstimmen Aktuell und zentral: Baustelle „Reflexive Skalierung“! Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 41
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Weitere Informationen: Dr. Stephanie Porschen-Hueck Peter Maurer & Kerstin Treutner ISF München Maurer & Treutner GmbH & Co.KG Jakob-Klar-Str. 9 Leopoldstraße 14 80796 München 76344 Eggenstein-Leopoldshafen +49 (0) 89 272921-0 +49 (0) 7247 954550 stephanie.porschen-hueck@isf-muenchen.de info@maurer-treutner.de Projekthomepage PräFo: www.arbeit-form-zukunft.de AutorIn1, AutorIn2: Titel des Vortrags ........................... Stephanie Porschen-Hueck: „Agilität als Gesundheitsrisiko?“, 21.02.2018 / Folie 42
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