Agrarkonzerne und Finanzindustrie - Die neuen Lieblinge der Entwicklungszusammenarbeit? - FIAN Deutschland
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Agrarkonzerne und Finanzindustrie Die neuen Lieblinge der Entwicklungszusammenarbeit? Ein kritischer Blick auf Kooperationen mit der Privatwirtschaft mit Schwerpunkt auf den Agrarbereich
Impressum Herausgeber FIAN Deutschland e.V. Gottesweg 104 50939 Köln Telefon: +49 (0)221 47 44 91 10 E-Mail: info@fian.de Internet: www.fian.de INKOTA-netzwerk e. V. Chrysanthemenstraße 1–3 10407 Berlin Telefon: + 49 (0)30 42 08 20 20 E-Mail: inkota@inkota.de Internet: www.inkota.de Autor*innen Roman Herre (FIAN Deutschland) und Jan Urhahn (INKOTA-netzwerk) mit Unterstützung von Lena Michelsen (INKOTA-netzwerk) und Kirsten Müller (FIAN Deutschland) sowie Marie Sauß (INKOTA-netzwerk). Layout und Illustration Erik Tuckow, www.sichtagitation.de Berlin und Köln, März 2019, 2. Auflage Gefördert durch die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin, von der Stiftung Nord-Süd-Brücken, von der grassroots foundation von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie aus Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes. Für die Inhalte dieser Broschüre sind alleine FIAN Deutschland e.V. und das INKOTA-netzwerk e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Zuwendungsgeber wieder.
Warum diese Broschüre Box 1 S eit vielen Jahren wird die Entwicklungs- Schlagworte zu den zusammenarbeit (EZ) grundlegend neu neuen Finanzierungen ausgerichtet – sowohl weltweit als auch in in der Entwicklungs Deutschland, vorangetrieben vom Bundesministe- rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- zusammenarbeit wicklung (BMZ). Vor allem neue Finanzierungsinstrumente und -strategien, die den Privatsektor einbeziehen, sind »en vogue«. Finanzintermediär: Finanzakteure wie Banken oder Fonds, die Kredite Ohne ihre Investitionen und ihr Engagement, so die Argu- an sogenannte Endnutzer*innen wei- mentation, könne der Kampf gegen Hunger und Armut nicht terreichen. gewonnen werden. Öffentlich private Partnerschaften (Public Marktmittel: Entwicklungsgelder, Private Partnerships, PPP) mit problematischen transnationalen die vom privaten Kapitalmarkt, also Konzernen, neuartige Entwicklungsfonds oder die umfassende von Banken, geliehen und weiterge- Abwicklung von Entwicklungsfinanzierungen über intransparente geben werden. Finanzzentren stellen die Zivilgesellschaft in Deutschland und Mischfinanzierung (blending / anderswo vor große Herausforderungen. blended finance): Vermischung Gerade die Grenzen zwischen dem Handeln von privatwirt- öffentlicher und privater Gelder in einem Einzelprojekt oder einer Pro- schaftlichen Akteuren auf der einen Seite und der öffentlichen jektpalette (beispielsweise über Hand auf der anderen Seite verwischen zunehmend. Im glei- einen Fonds). chen Maße verschwimmt die Rechenschaftspflicht der an Öffentlich-private Partner- der EZ beteiligten Akteure: Wer ist denn nun verantwortlich? schaften (Public Private Part- Die Komplexität und Intransparenz von Finanzverschachtelun- nerships, PPP): Beteiligung der gen verwehren Außenstehenden immer systematischer den Privatwirtschaft an Projekten und Einblick in die Wirkungen vor Ort. Dadurch wird sich auch die Finanzierungen der öffentlichen Skepsis vieler Menschen gegenüber der Wirksamkeit der EZ Hand. Dabei werden häufig öffentli- nicht verbessen. che Aufgaben privatisiert und müs- sen gewinnmaximierend umorgani- Mit dieser Broschüre möchten wir einerseits einige der siert werden. genannten neuen Entwicklungen skizzieren und damit auf ver- Hebelwirkung (leverage): ständliche Art einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen. Dabei Öffentliche Mittel übernehmen betrachten wir schwerpunktmäßig die Bereiche Landwirtschaft Investitionsrisiken und schaffen so und Ernährung, zu denen FIAN und INKOTA arbeiten. Wir Anreize für die Beteiligung privaten erhoffen uns andererseits von dieser Broschüre, ein Gegenge- Kapitals, beispielsweise indem sie in wicht zur dominanten Darstellung in den vielen Hochglanzbro- Investmentfonds die Finanzierungsri- siken übernehmen. schüren und Werbeclips zu setzen, wonach Partnerschaften mit der Privatwirtschaft und »innovative« Finanzierungen rei- Investierbar (investible); bank- bungs- und problemlos die klassische EZ ablösen können und fähig (bankable): Entwicklungs- projekte werden an die Interessen sollen. Wir wünschen uns, dass in Zukunft eine umfassende von Finanzinvestoren angepasst. und kritische Debatte zur zunehmenden Privatisierung und Finanzialisierung der EZ und den damit einhergehenden Gefah- Finanzielle Inklusion: Integration armer und oft marginalisierter Bevöl- ren geführt wird. kerungsgruppen in die Finanzwirt- Eine anregende Lektüre wünschen schaft/-industrie. Jan Urhahn, INKOTA-netzwerk und Finanzialisierung der Entwick- lungszusammenarbeit: Wach- Roman Herre, FIAN Deutschland sende Dominanz der Finanzindustrie in der Entwicklungszusammenarbeit. 3
Wie die Entwicklungszusammen arbeit immer mehr zur Finanzindustrie (umgebaut) wird »Finanzialisierung« fasst eine Entwicklung zusammen, im Rahmen derer ein spezieller gesellschaftlicher Bereich – hier die Entwicklungs zusammenarbeit – immer stärker und systematischer unter den Einfluss der Finanzindustrie und der globalen Finanzzentren und damit deren Logik, Regeln und Interessen gerät. Vier Thesen 1 Seit etwa zehn Jahren wird die EZ systematisch umgebaut und immer mehr selbst zum klassischen 3 Die Auswirkungen der stark wachsen- den Kreditvergaben durch die EZ auf die ohnehin in der Schuldenkrise Finanzakteur. Eine Kenngröße dafür steckenden Zielländer werden tabuisiert. ist – im deutschen Kontext – das Volumen der vom BMZ am Markt geliehenen und weitergereichten Finanzmittel, das in die- Unter dem Schlagwort »finanzielle 4 Inklusion« unterstützt die EZ verstärkt die Ausbreitung von Finanzdienst- ser Zeit um das 18-fache auf 3,6 Milliarden Euro gestiegen ist. leistungen für arme und marginali- sierte Bevölkerungsgruppen. Wich- 2 Unter dem Schlagwort »innovative tige Stichwörter sind hier Mikrokredite und Finanzierungen« werden allerlei neue Mikroversicherungen. Finanzinstrumente und –produkte geschaffen, die die Interessen von Groß investoren in den Vordergrund stellen. Entwicklungspolitische Ziele werden damit mindestens umdefiniert, und in vielen Fällen sogar untergraben. 4 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
Megasummen: die Box 2 finanzielle Quantifizierung Finanzintermediäre: der Armutsbekämpfung Schwarzes Loch in Aktion stellt die Weichen Das »spezialisierte Finanzierungsinstitut« LAAD (Latin American Agribusiness Development Cor poration) mit Sitz in der karibischen Steueroase Curaçao finanziert Agrarunternehmen in Latein amerika. Stimmberechtigte Eigentümer sind neben Konzernen wie Bayer (Monsanto), Unilever oder Cargill auch die Weltbank-Tochter IFC und die Deut sche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Letztere hat 2015 und 2017 zusammen 52 Millionen US-Dollar an LAAD gezahlt. Aktuell hat LAAD 59 Millionen US-Dollar nach Paraguay ver I geben, davon laut Jahresberichten auch an meh m Zuge der Debatte um die nachhaltigen rere Viehzucht- und Sojafarmen im Trockenwald Entwicklungsziele (Sustainable Development Chaco. Angesichts extremer Abholzungsraten und Goals, SDGs) der Agenda 2030 ist es gewichtigen gewaltsamer Landkonflikte werfen diese Finan Akteuren wie der Weltbank gelungen, die Botschaft zierungen substantielle Fragen auf. Aber selbst ins Zentrum der Debatte zu setzen, dass ohne Investitio- Auskünfte über die Namen der damit finanzierten nen des Privatsektors enorme Summen Geld fehlen, um Unternehmen werden von der LAAD und der DEG die SDGs zu erreichen. verweigert. Die 52 Millionen US-Dollar der DEG Die »Umsetzung [der SDGs] benötigt Finanzierung – laut verschwinden in einem schwarzen Loch. UN-Schätzungen Investitionen in Höhe von rund 3,9 Bil- lionen US-Dollar jährlich. Allerdings werden aktuell nur etwa 1,4 Billionen US-Dollar in die relevanten Bereiche investiert, weswegen die jährlichen Investitionen drama- tisch erhöht werden müssen, um die SDGs zu erreichen. Das wird nur möglich sein, wenn öffentliche und private A Investoren ihre Bemühungen bündeln. Ausländische B C IS LA Direktinvestitionen spielen eine Schlüsselrolle für nach- N D S haltige Entwicklungsfinanzierung«, so das Resümee des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE).1 Curaçao Gerade der Fokus in der öffentlichen Auseinandersetzung auf benötigte und zu mobilisierende Kapitalvolumina hat dem ohnehin wachsenden Einfluss der Finanzwelt seit der Finanzkrise in den Jahren 2007/08 einen weiteren Schub verliehen. Mit unterschiedlichsten »innovativen« Mechanismen wie PPP, Investmentfonds oder Mischfinan- zierungen werden diese Entwicklungen vorangetrieben. 5
Beispiele für die wachsende Rolle der Finanzindustrie 7.000 BMZ Haushalt 5.000 3.000 Marktmittel Zu Beispiel 2: Entwicklung der 1.000 Marktmittel der öffentlichen Ent- 0 wicklungszusammenarbeit (Official 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Development Assistance, ODA) 5 Beispiel 1 Beispiel 3 Weltbank als Investmentfonds als Schattenbank Entwicklungshilfe Unter dem Slogan »Maximierung der Entwicklungsfinan- 2009 hat die Weltbank eine private Investment- zierung«2 plant die Weltbank, in großem Stil Entwick- firma gegründet, die Investmentfonds verwaltet. lungskredite zu verbriefen und in nach Risiko abgestuf- Heute verwaltet diese Asset Management Corporation ten Tranchen als handelbare Finanzprodukte an globale zehn Milliarden US-Dollar in 13 sogenannten Entwick- Investoren zu verkaufen. Damit würde die Weltbank lungsfonds.6 Das nationale deutsche Gegenstück, die systematisch in das Schattenbanken-System KfW-Entwicklungsbank hält derzeit Beteiligungen einsteigen, also jenen unregulierten und intransparenten an 43 Fonds mit einem Buchwert von insgesamt Bereich der Finanzwelt, der maßgeblich für die Finanz- 1,6 Mrd. Euro.7 Die Tochterbank der KfW, die DEG hat krise 2007/08 verantwortlich war. Dies würde arme 52 Prozent ihrer 7,2 Milliarden Euro Entwicklungsgelder Länder noch enger an die globalen Finanzmärkte binden an Finanzinstitute (Banken und Fonds) vergeben.8 2018 und sie anfälliger für deren Krisen und Schwankungen kündigte die Bundesregierung zudem an, einen eine machen. Durch den Verkauf der Entwicklungskredite an Milliarde Euro schweren Investitionsfonds für Afrika ins private Investoren würde sich der Renditedruck öffentli- Leben zu rufen. Dieser soll von der DEG verwaltet wer- cher Bereiche deutlich erhöhen und weitere Privatisierun- den.9 gen in den Bereichen Infrastruktur, Gesundheit, Bildung oder Landwirtschaft mit sich bringen.3 Beispiel 4 Entwicklungshilfe als Lobbyist Beispiel 2 der Finanzwelt Der private Kapitalmarkt finanziert Mächtige Finanzakteure wie BlackRock, Allianz und JP die Entwicklungszusammenarbeit Morgan haben sich mit verschiedenen Trägern der EZ (wie der United States Agency for International Develop- Heute finanziert sich die EZ selbst immer mehr durch ment (USAID), der Swedish International Development Kredite vom privaten Kapitalmarkt (sogenannte Markt- Cooperation Agency (SIDA) und anderen) sowie dem mittel). Der Anteil der Gelder, die das BMZ vom Kapi- Verband Europäischer Entwicklungsbanken unter dem talmarkt leiht und als Entwicklungskredite weiterreicht, Netzwerk Blended Finance Taskforce zusammen- ist regelrecht explodiert, von 160 Millionen Euro 2006 auf geschlossen, um weitere Lockerungen der Finanzmarkt 3,87 Milliarden Euro 2016 (siehe Tabelle). Zum Vergleich: regeln durchzudrücken.10 So sollen noch einfacher Damit werden heute Marktmittel in einer Höhe von 53 öffentliche Gelder als Risikoabsicherung für mächtige Prozent des BMZ-Haushaltes in die öffentliche Leistung Finanzinvestoren bereitgestellt werden können. Erklärtes der Entwicklungszusammenarbeit eingerechnet.4 Ziel ist es auch hier, »die Milliarden von Entwicklungs- hilfe in Billionen von kommerziellen Investitionsströmen um[zu]wandeln.«11 Ähnlich einseitig wirbt das BMZ bei- 6 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
Box 3 Komplexe Investitionsnetze 372 340 282 Wie eine solche Entwicklungsfinanzierung in Aktion 238 243 aussieht, ist angesichts der hohen Intransparenz und 174 verschachtelter Finanzierungsmodelle nicht einfach 144 herauszufinden. In vielen Fällen steht ein ganzes 89 Netz von Investoren und Begünstigten hinter einer 71 61 Finanzierung. Dies zeigt der Fall des kanadischen Palmöl-Unternehmens Feronia, das Landkonzessi 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 onen über 100.000 Hektar in der DR Kongo für sich beansprucht. Über ein weit verzweigtes Netz finan Zu Beispiel 5: DEG-Beteiligungen an Fonds, Zweckgesellschaften und Unternehmen in Finanz zieren Entwicklungsbanken und Entwicklungsfonds oasen (Offshore Finance Centers, OFCs)15 aus über einem Dutzend Ländern Ölpalm-Plantagen, die in Zusammenhang mit Menschenrechtsverlet zungen und Landkonflikten stehen.17 spielsweise für mehr Doppelbesteuerungsabkommen mit afrikanischen Ländern.12 Dadurch sollen mehr deutsche Direktinvestitionen nach Afrika fließen, was Abb. 1: Das Investitionsnetz von Feronia18 aber nachweislich mit einer deutlichen Verstärkung der Kapitalabflüsse einhergeht.13 Zusammen mit den Möglichkeiten, Gewinne nicht dort versteuern zu müssen, wo sie erzielt werden beziehungsweise wirt- OPIC AECID Spanish AFD African Investment & Overseas French schaftliche Aktivitäten entfalten, sind diese Abkom- Private Agency for Agency for Development International Banks: AfD B, ??? Investment Development men immer wieder in die Kritik geraten.14 Corporation Development /Proparco DBSA, BOAD Coorpertation & EBID (USA) (France) (Spain) (multinational) 100 Mio $ 40 Mio $ 40 Mio $ 40 Mio $ ? Beispiel 5 TAF Entwicklungshilfe von African Agriculture Fund (Mauritius) Technical Assistance Facility (European Commission, Italy) Steueroase zu Steueroase 100 % 100 % Die Finanzierung und Beteiligung der DEG an Golden Oil CDC Group Unternehmen in Finanzoasen (Offshore Finance Holdings Ltd. AAF LLC (Mauritius) UK Development Finance Institution Deutsche Bank (Germany) Centers, OFCs) wie den Kaimaninseln oder Mauri- (Mauritius) (UK) tius sind in den letzten Jahren rasant angestiegen. 12,5% 20% 48% 1,27% Die Beteiligung der DEG an Unternehmen mit Sitz in Feronia Inc. 100 % Feronia CI INC. Finanzoasen hat sich innerhalb von zehn Jahren auf (Canada) (Cayman Islands) 372 Millionen Euro verfünffacht (siehe Grafik). Das BMZ erklärt dazu, dass dies »notwendig sei, um sich 100 % 100 % in einem kompetitiven Marktumfeld behaupten«15 zu DRC Sate Feronia JCA Feronia Limited Incorporated (DRC) können. Zwangsläufig werden so Entwicklungsgelder (Cayman Islands) Services Ltd. (UK) über hoch intransparente und steuerrechtlich oft pro- 24 % 76 % 80 % blematische Finanzzentren verschoben. Unter ande- Plantations et Huileries du Feronia PEK sprl Congo rem wird die unabhängige Bewertung von Effekten (DRC) (DRC) solcher »Entwicklungshilfe« extrem erschwert (siehe Box 2). 5 Mio $ 16,5 Mio $ 11 Mio $ 16,5 Mio $ BAF BIO DEG FMO Emerging Belgian Investment German Dutch Africa Company for Investment and Development Infrastructure Development Development Bank Fund Countries Corporation (Netherlands) (UK) (Belgium) (Germany) 7
Box 4 Beispiel 6 Fragwürdige entwicklungs- Mikrokredite und Mikro- politische Effekte versicherungen: die finanzielle Inklusion der Armen EU 26 26 Mio.$ Die Finanzindustrie als Entwicklungsfinanzierer mit ihren Mio.$ starken privaten Interessen ist nur eine Seite der Finan- 30 Mio.$ zialisierung der EZ. Der – wenn man so will – Blick von AATIF der anderen Seite, den »Zielgruppen« der EZ, offenbart Luxemburg komplementäre Entwicklungen. Unter dem Schlagwort 64 Mio.$ finanzielle Inklusion werden bedürftige Gruppen durch Agrivision Agrivision Entwicklungsmaßnahmen als Kund*innen für spezielle BMZ Africa Zambia Angebote der internationalen Finanzindustrie gesehen 20% und an diese herangeführt. 55% 25% Mikrokredite sind die wohl bekannteste Form dieser finanziellen Inklusion. Bis heute haben sich weltweit circa Abb. 2: Größte Einleger des AATIF sowie Besitz- 200 Millionen Menschen über Mikrokredite verschuldet struktur des Kreditempfängers Agrivision und sind faktisch Teil der internationalen Finanzmarkt- Africa24 industrie geworden. Der etwa 100 Milliarden US-Dollar Da ein direkter entwicklungspolitischer Nutzen über schwere Mikrokredit-Markt wäre ohne umfangreiche verschachtelte Finanzierungsnetze kaum ersichtlich, Unterstützung durch die EZ kaum so rasant gewachsen. geschweige denn öffentlich überprüfbar ist, werden Angesichts von immer mehr Studien25 , die keine Armuts- allgemeine, oft fragwürdige Kennzahlen und indirekte und Entwicklungswirkung feststellen, ist es stiller um die Wirkungsannahmen («trickle down«19, «spill over«20 Mikrokredite geworden. Und auch neben hohen Über- etc.) zur Legitimierung herangezogen. Das Beispiel schuldungsraten lassen die hohen Einkünfte der Mikro- Arbeitsplätze veranschaulicht das Problem solcher finanzbanken von etwa 20 Milliarden US-Dollar im Jahr Argumente. Die DEG erklärt zu ihrem Jahresabschluss 2010 26 – wohlgemerkt von den Zinszahlungen der ärms- 2018: »DEG-Kunden beschäftigen rund 1,5 Millionen ten Teile der Bevölkerung – an diesem Ansatz zweifeln.27 Menschen.«21 Gleiches kann jeder größere Invest Neuer Boom-Markt sind nun Mikroversicherungen – bei- mentfonds von sich behaupten. Entwicklungspolitisch spielsweise gegen Ernteverluste oder Gesundheitsrisi- und menschenrechtlich müsste allerdings qualifiziert ken. Sie sollen »Entwicklungsrückschläge« verhindern werden, ob durch die Finanzierungen Arbeitsplätze in und »bessere, stabilere Lebensumstände« ermöglichen, bestimmten Bereichen abgebaut werden und arbeitsin so die KfW.28 In ihrem Positionspapier zu sozialer Siche- tensivere Konkurrenz verdrängt wird. Dies ist beson rung erklärt das BMZ im Kapitel Versicherungen in allen ders bei Agrarfinanzierungen im globalen Süden ein Lebenslagen: »In Zukunft werden wir unsere Partner- bedeutender Aspekt. Die dortige kleinbäuerliche Land länder und nicht-staatliche Akteure auch weiterhin darin wirtschaft beschäftigt oft 70 bis 80 Prozent der Bevöl unterstützen, Versicherungen für alle Menschen anzubie- kerung. Werden aus dem Landwirtschaftssektor Men ten (…).«29 Die KfW finanziert schon heute alleine den schen verdrängt, dann finden sie meistens keine neue Bereich Klimarisikoversicherung mit einem Volumen von Beschäftigung in anderen Bereichen und verlieren ihre 230 Millionen Euro.30 Lebensgrundlagen oder sind gezwungen zu migrieren.22 Einer der wenigen Fälle von Finanzierungen über Invest mentfonds, bei dem Informationen zu vor-Ort-Effekten vorhanden sind, ist der BMZ-Entwicklungsfonds Africa Agriculture and Trade Investment Fund (AATIF) und dessen Kreditvergabe an den Agrarinvestor Agrivision Africa auf Mauritius (siehe Abb. 2). Eine Fonds-interne Evaluierung kommt zu dem Schluss, dass auf den 20.000 Hektar angeeignetem Land »…den ursprüngli chen Erwartungen an die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht gerecht werden [konnte]. Die aktuellen Zahlen sind nur ein relativ bescheidener Anstieg im Verhältnis zur Kapitalintensität der Investition.«23 8 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
Die »Finanzialisierung« der Entwicklungszusammenarbeit 21 Mio. Investoren Luxemburg 9,5 33 Mio. Mio. operatives AATIF Geschäft Abb. 3: Verwendung der Zinserträge des AATIF Zahlen auf Basis der AATIF Jahresberichte A uf der Planungs- und Finanzierungsseite AATIF sind in knapp sieben Jahren über 33 Millionen wird also die Finanzindustrie zu einem US-Dollar an Zinserträgen aus Afrika nach Luxemburg bedeutenden entwicklungspolitischen geflossen. Davon wurden 21 Millionen US-Dollar als Akteur. Passgenau wird dem gegenüber Erfolgsprämien, Gehälter für das Fondsmanagement eine große Gruppe von »finanzdienst- und Ausschüttungen an Investoren weitergeleitet. leistungsbedürftigen« Armen zurechtgelegt. Wächst die Stolze 9,5 Millionen US-Dollar wurden für das operative Bedeutung der Finanzindustrie, wird auch von Finanzia- Geschäft des Fonds (Gebühren, Rechtsberatungen etc.) lisierung gesprochen. Durch die Finanzialisierung der EZ ausgegeben. Durch die wachsende Dominanz verdrängen finanzielle Motive wie Gewinnmaximierung, solcher Ansätze geraten zwangsweise Strate- Steuervermeidung oder Verlagerung von Investitionsrisi- gien aus dem Blick der EZ, die erstens wenig ken schrittweise entwicklungspolitische Motive. Finanzkapital benötigen und zweitens kaum oder keine Renditen versprechen. So zum Beispiel beim AATIF. Dessen Vorstand erklärt: »Zu allererst liefert ein guter Fonds überzeugende Im Endeffekt wird Unterstützung in immer größerem Geschäftsergebnisse.«31 Ohne Profite für Investoren Ausmaß an Renditeerwartungen geknüpft, nach dem kann ein solcher Fonds nicht funktionieren. Durch den Motto: Ohne Rendite keine Hilfe! 9
Privatisierung der Entwicklungszusammenarbeit »Privatisierung der Entwicklungszusammenarbeit« meint, dass Staaten den Privatsektor – oftmals das (internationale) Agribusiness – als wichtigen Partner in der EZ anerkennen und bei seinen Investitionen unterstützen. Dies birgt große Gefahren, vor allem für kleinbäuerliche Erzeuger*innen, die dadurch immer stärker marginalisiert werden können. Sechs Thesen 1 In den letzten Jahren ist eine radikale Umstrukturierung der Landwirt- 4 Die betroffenen Länder bleiben dabei weitgehend Rohstofflieferanten. Auf großflächigen Monokulturen werden schaft hin zu marktförmigen und inputin- in vielen Fällen Exportprodukte angebaut. tensiven Systemen im globalen Süden mit Erfolgt eine Weiterverarbeitung vor Ort, einem regionalen Schwerpunkt auf Afrika dann sind oftmals international agierende zu beobachten. Dieser Trend wird durch Unternehmen direkt oder indirekt betei- die EZ der Bundesregierung for- ligt. Sehr häufig verpflichten sich die (afri- ciert. kanischen) Zielländer zu strukturellen 2 Diese Umstrukturierung geschieht vor Reformen zugunsten des (internati- allem durch PPP. Innerhalb derer eig- onalen) Agribusiness. nen sich in erster Linie die Global Player der Agrar- und Ernährungsindustrie verstärkt die Kontrolle über natürli- ten der Mehrheit der Kleinbäue- rinnen und Kleinbauern, die weiter 5 Diese Trends gehen vor allem zulas- che Ressourcen wie Land und Wasser ins Abseits gedrängt werden. Men- an und expandieren auf die Wachstums- schenrechte und die Anwendung men- märkte in den Ländern des Südens. schenrechtlicher Prinzipien spielen meist 3 Die Expansionsvorhaben der nur eine untergeordnete Rolle. Aber auch Konzerne werden von der Bundesre- die Umwelt leidet, denn die industriellen gierung (und anderen Regierungen reicher Monokulturen der Konzerne schädigen die Länder) mit einer Vielzahl von Initiativen Böden und bedrohen die biologische Viel- aktiv unterstützt. Aktuelle Beispiele falt. sind die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika, die Neue Allianz für Ernährungs sicherung der G7-Staaten und andere. vielen Fällen in enger Abstim- mung mit den Konzernen und priva- 6 Entwickelt wurden die Initiatven in ten Stiftungen, aber unter weitgehendem Ausschluss von betroffenen Klein- bäuerinnen und Kleinbauern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren. 10 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
Schon seit vielen Jahren versucht das BMZ, cherung (New Alliance for Food Security and Nutrition, Unternehmen zu überzeugen, verstärkt Investi- NAFSN) der G7-Staaten oder die Allianz für eine tionen im globalen Süden zu tätigen. Grüne Revolution in Afrika (Alliance for a Green Revolution in Africa, AGRA) der Bill und Melinda-Gates- Seit 1999 existiert das BMZ-Programm develoPPP. Mit sowie der Rockefeller-Stiftung. Mit der Bill und Melin- einem Gesamtvolumen von mehr als einer Milliarde Euro da-Gates-Stiftung hat das BMZ sogar einen Koopera- wurden seither in 100 Staaten Entwicklungspartnerschaf- tionsvertrag geschlossen. In Multi-Stakeholder-Initiativen ten mit der Wirtschaft aufgebaut; ungefähr ein Fünftel wie SUN (Scaling Up Nutrition) sitzen nun Nahrungs- der Projekte hat einen landwirtschaftlichen Fokus.32 mittel- und Chemiekonzerne wie Unilever, Cargill, BASF, Waren diese Partnerschaften im Umfang anfangs noch PepsiCo etc. am Verhandlungstisch und können ihre relativ begrenzt – die Unternehmen trugen dabei mindes- Expansionsstrategien darüber legitimiert forcieren. tens die Hälfte der Gesamtkosten, zu denen das BMZ bis Schließlich sind das Herzstück der BMZ-Sonderin- zu 200.000 Euro beisteuert – so hat das Ministerium in itiative Eine Welt ohne Hunger (SEWOH) die den letzten Jahren die Kooperationen mit dem Privatsek- Grünen Innovationszentren, die in ihrem Kern auf tor durch zahlreiche Programme und (internationale) Ini- Kooperationsvorhaben mit dem Privatsektor basieren. tiativen ausgebaut. Eine Vielzahl von neueren wichtigen Alleine hier hat das BMZ zwischen 2014 und 2019 fast Dokumenten (wie etwa der Koalitionsvertrag zwischen 437 Millionen Euro zugesagt. Wie viel das BMZ insge- CDU, CSU und SPD aus dem Frühjahr 2018) bekräftigt samt in PPP im Agrarbereich investiert, ist schwer zu den Willen der Bundesregierung und des BMZ zur ver- sagen.34 Zu guter Letzt hat im Jahr 2016 das BMZ die stärkten Zusammenarbeit mit Unternehmen.33 Agentur für Wirtschaft und Entwicklung gegrün- Oft sollen die Kooperationen über den Aufbau von PPP det (AWE). Sie berät Unternehmen kostenfrei bei ihren erreicht werden. Zu den bekanntesten PPP der letzten Expansionsplänen in den globalen Süden. Jahre gehören die Neue Allianz für Ernährungssi- 11
Beispiel 1 Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika, 2006 Die Allianz für eine Grüne und künstlichen Düngemitteln zu versorgen. Revolution in Afrika (Alli Zum Beispiel wurden im Jahr 2017 in den beiden ance for a Green Revolution mosambikanischen »Wachstumskorridoren«37 Beira in Africa, AGRA) wurde 2006 und Zambézia fast 50.000 Pakete aus (vornehmlich von der Bill und Melinda Hochleistungs-) Saatgut und Dünger verteilt.38 Zwi Gates-Stiftung und der Rocke schen 2007 und 2016 wurden in AGRA-Projekten fast feller-Stiftung gegründet. Sie strebt eine Transfor 40.000 so genannte Agro Dealer ausgebildet, mit mation der afrikanischen Landwirtschaft hin zu einer deren Hilfe insgesamt 1,5 Millionen Tonnen syntheti inputintensiven Landwirtschaft an, um damit die Ein sche Düngemittel verkauft wurden und die den Bau kommen von Kleinbauern und -bäuerinnen zu stei ern und Bäuerinnen inputintensive Landwirtschafts gern und die Ernährung von 30 Millionen kleinbäuer praktiken vermitteln.39 lichen Haushalten in Afrika zu verbessern. Gelingen soll das mit dem Konzept der Grünen Revolution.35 Ein weiterer Schwerpunkt von AGRA ist die Politik beratung mit dem Ziel, in den beteiligten afrikani Private Investitionen sollen gefördert und Investoren schen Ländern strukturelle Reformen zugunsten einer angelockt werden. Große Agrar- und Ernährungs industriellen und inputintensiven Landwirtschaft zu konzerne wie Monsanto (heute Bayer), Cargill oder erreichen.40 So soll in Ghana, Tansania und Mosam Yara sind an den Vorhaben entweder direkt als »Ent bik der Einsatz von Düngemitteln um 100 Prozent wicklungspartner« beteiligt oder über personelle erhöht werden. Mit den von AGRA vorangetriebenen Überschneidungen auf Führungsebene eng damit Saatgutgesetzgebungen droht in Afrika eine Forma verflochten. lisierung des Saatgutmarktes unter Ausschluss des Bis Ende 2017 wurden circa 400 Projekte in 18 afrika bäuerlichen Saatguts. Ein Blick auf die Liste der elf nischen Ländern mit rund 461 Millionen US-Dollar aktuellen Schwerpunktländer von AGRA zeigt, dass finanziert.36 Die Bundesregierung hat in den letz die Foki der Vorhaben in so genannten Potenzialre ten Jahren ihre Unterstützung für AGRA ausgebaut gionen und weniger in den Armuts- und Hungerre und 2017 eine Förderung der Initiative in Höhe von gionen liegen. Das sind jene Länder, in denen AGRA zehn Millionen Euro vereinbart, um Maßnahmen zur selbst gute Geschäftsmöglichkeiten für den Privat Ertragssteigerung in Burkina Faso und Ghana umzu sektor ausgemacht hat, nämlich: Äthiopien, Burkina setzen. Bei den von AGRA geförderten Projekten geht Faso, Ghana, Kenia, Malawi, Mali, Mosambik, Nige es meist darum, kleinbäuerlichen Erzeuger*innen ria, Ruanda, Tansania und Uganda.41 inputintensive Formen der Landwirtschaft in Trai nings näher zu bringen und sie mit Hybridsaatgut Beispiel 2 Scaling up Nutrition, 2010 Scaling Up Nutrition (SUN) ding Committee on Nutrition, SCN) weigerte sich ist ein Zusammenschluss 2004, Nahrungsmittelkonzerne systematisch in poli von Weltbank, verschiede tische Entscheidungsprozesse einzubinden. In den nen UN-Organisationen, folgenden Jahren wurde dem Gremium die Finanzie Unternehmen, Staaten, rung zusammengestrichen, und es wurde für arbeits zivilgesellschaftlichen Orga unfähig erklärt. Parallel wurde die SUN-Initiative ins nisationen und anderen. Ziel der Initiative ist es, Leben gerufen, die von Nahrungsmittelkonzernen »Mangelernährung in jeglicher Form« zu bekämpfen. maßgeblich mitgestaltet und von den ehemaligen Besonders zu betonen ist der Entstehungskontext, Geldgebern des SCN finanziert wird. Mission erfolg der als Musterbeispiel wirtschaftlicher Manipulation reich: Heute sitzen Nahrungsmittel- und Chemiekon betrachtet werden kann: Das für Ernährungsfragen zerne (Unilever, Cargill, BASF, PepsiCo etc.) in der zuständige Koordinierungsgremium der UN (Stan Multi-Stakeholder-Initiative SUN mit am Tisch und 12 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
können ihre Expansionsstrategien mit Unterstützung Strategien. Wenngleich in SUN beide Ansätze vor der beteiligten Regierungen und Organisationen der kommen, wird bei Betrachtung der Mittelverteilung UN vorantreiben.42 deutlich, wo der Schwerpunkt liegt: Im Senegal ver wendet SUN 66,2 Prozent der Mittel für spezifische Auch wenn SUN in ihrem breiten Aktionsprogramm therapeutische Ansätze und Nahrungsmittelanrei unter anderem eine »ernährungssensible« Landwirt cherung, aber nur 1,1 Prozent für ernährungssen schaft fördern will, liegt ihr Fokus auf der Produktion sible Beratungsarbeit. Auch im Senegal erhält der und Vermarktung von Nahrungsmitteln, die mit Mik längerfristig sinnvolle Ansatz eines Empowerments ronährstoffen angereichert sind. der Menschen nur ein Sechstel der Mittel. Dass die Viele zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter in SUN engagierten privatwirtschaftlichen Unterneh IBFAN (International Baby Food Action Network), ein men Interessenskonflikte haben könnten, wird bis Netzwerk, das sich für das Stillen einsetzt, kritisieren lang wenig problematisiert.43 Das BMZ finanziert das SUN dafür. Die Initiative habe die sozialen Ursachen SUN-Sekretariat jährlich mit einer Million Euro44 und der Mangelernährung nicht genügend im Blick und unterstützt vor Ort länderspezifische Aktivitäten von konzentriere sich stattdessen durch die Kooperation SUN. mit der Privatwirtschaft zu stark auf marktorientierte Beispiel 3 Neue Allianz für Ernährungssicherung der G7-Staaten, 2012 Die Neue Allianz Düngemittelgigant Yara und Unternehmen der Ernäh für Ernährungs rungsindustrie wie Unilever oder Nestlé. Kernstück sicherung (New sind auch hier landwirtschaftliche »Wachstumskor Alliance for Food ridore« wie beispielsweise der Southern Agricultural Security and Nutri Growth Corridor of Tansania (SAGCOT), der rund tion, NAFSN) wurde auf dem G7-Gipfel 2012 gegrün ein Drittel der Landfläche des ostafrikanischen Lan det. Ihr Ziel ist es, bis 2022 50 Millionen Menschen in des umfasst: große Gebiete, die infrastrukturell ver Sub-Sahara-Afrika aus der Armut zu befreien. gleichsweise gut erschlossen sind oder durch den Ausbau von Straßen, Eisenbahnlinien und Strom NAFSN ist eine Initiative der G7-Staaten und weiterer versorgung entwickelt werden sollen, um Plantagen, Geberländer, einiger afrikanischer Regierungen und Verarbeitungsbetriebe, Zulieferindustrien und Dienst der internationalen Agrar- und Lebensmittelindus leistungsfirmen anzusiedeln.45 Die G7-Initiative gilt trie. Kern von NAFSN sind Kooperationsabkommen, unter Insidern politisch als tot und die entwicklungs in denen sich zehn afrikanische Länder zu Reform politischen Ziele werden mit sehr hoher Wahrschein maßnahmen verpflichten, die Investitionsbedingun lichkeit nicht erreicht werden. Bleiben werden aber gen zugunsten privater, kommerzieller Investitionen die konzernfreundlichen Reformen in vielen Ländern. in die Landwirtschaft zu verbessern. Mit dabei sind Frankreich ist Anfang 2018 aus NAFSN ausgestiegen. vor allem globale Konzerne wie der Handelskonzern Deutschland weigert sich bislang, diesem Beispiel zu Cargill, Saatgutfirmen wie Monsanto (heute Bayer) folgen. und Syngenta (künftig Sinochem), der norwegische Beispiel 4 Grüne Innovationszentren der Sonderinitiative Eine Welt ohne Hunger, 2014 Die Sonderiniti 2014 und 2017 wurde ihr Aufbau mit einem Bud ative Eine Welt get von fast 270 Millionen Euro ausgestattet. Durch ohne Hunger die Innovationszentren soll die bäuerliche Agrar (SEWOH) ist eines der Prestigeprojekte des BMZ. produktion innerhalb von Subsektoren entlang von Von übergeordneter Bedeutung in der SEWOH sind Wertschöpfungsketten (WSK) gefördert werden. die Grünen Innovationszentren. In der Zeit zwischen Unterstützt werden jeweils zwei bis drei WSK in 14 13
Ländern, davon mindestens eine aus dem Bereich deutschen EZ aus dem Jahr 2016, durchgeführt vom der Grundnahrungsmittel. Die Umsetzung erfolgt vor Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszu allem in Kooperation mit deutschen aber auch inter sammenarbeit (DEval), kommt zu dem Schluss, dass nationalen und lokalen Unternehmen, außerdem sind WSK-Förderung wirkungsvoll für eine Ausrichtung Forschungseinrichtungen, Verbände und eine Hand auf die »Bedürfnisse der Agrarmärkte« sei. Bei der voll Nichtregierungsorganisationen (NRO) eingebun Ausrichtung auf die Bedürfnisse der ärmsten länd den. Die Innovationszentren zielen auf alle Stufen lichen Gruppen sieht es laut DEval jedoch schlecht der WSK ab. Flankierend werden Beratung, Schulung aus. Es gäbe Einschränkungen bei den »Zieldimensi und Finanzdienstleistungen angeboten. Einer der onen Armutsminderung und Ernährungssicherheit«: fünf Erfolgsindikatoren der Grünen Innovationszen Aufgrund von »Eintrittsbarrieren« (»mangelnde Res tren lautet: »In den geförderten vor- und nachgela sourcenausstattung wie Land, Wissen, Kapital«) wer gerten Unternehmen ist der Jahresumsatz aus dem den die »chronisch Armen nicht über WSK-Förderung Verkauf von Produkten ausgewählter WSK durch erreicht«.47 Weiterhin wird in der Indikatoren-Liste schnittlich um 25 Prozent gestiegen.«46 Eine Evalu kein Bezug auf Menschenrechte und das Recht auf ierung von landwirtschaftlichen WSK-Vorhaben der Nahrung genommen. Beispiel 5 Kooperationsabkommen mit Stiftungen – das Beispiel Bill und Melinda Gates-Stiftung, 2016 Das BMZ hat im Jahr Dabei hebt das BMZ den Menschenrechtsansatz 2016 eine Koopera immer wieder als Basis der deutschen EZ hervor. tionsvereinbarung Die Bill und Melinda Gates-Stiftung setzt sich unter (Memorandum of anderem aktiv für die Verbreitung von Gentech Understanding) mit der Bill und Melinda Gates-Stif nik ein. Mit dem Programm WEMA (Water Efficient tung unterzeichnet, um die Zusammenarbeit mit der Maize for Africa), das unter anderem von Monsanto Stiftung auszuweiten. Der Schwerpunkt der Verein (heute Bayer) in fünf afrikanischen Ländern umge barung liegt auf der wirtschaftlichen Entwicklung des setzt wird, soll gentechnisch veränderter trockenre afrikanischen Kontinents. Im Landwirtschaftskapitel sistenter Mais eingeführt werden. Dazu wurde zum geht es primär um die Integration von kleinbäuer Beispiel die Regierung Mosambiks gedrängt, die ehe lichen Erzeuger*innen in klassische WSK und um mals strikten Gentechnikgesetze zu lockern. Bislang Produktionssteigerungen. Das Menschenrecht auf schließt die deutsche EZ die Förderung von Gentech Nahrung oder menschenrechtliche Prinzipien finden nik aus.48 in der Kooperationsvereinbarung keine Erwähnung. Beispiel 6 Agentur für Wirtschaft und Entwicklung, 2016 2016 gründete das Privatsektor entwicklungspolitische Inhalte zu vermit BMZ die Agen teln und drittens berät die Agentur das BMZ bei der tur für Wirtschaft Weiterentwicklung von Instrumenten, um Investitio und Entwicklung nen des primär deutschen Privatsektors in den glo (AWE), die als Schnittstelle für Wirtschaft und EZ balen Süden attraktiver zu machen.49 Das Budget der dienen soll. Trägerorganisationen der AWE sind die AWE liegt bis 2018 bei circa acht Millionen Euro. Die DEG und die Gesellschaft für Internationale Zusam deutsche Wirtschaft hat die Einrichtung der Agentur menarbeit (GIZ). Die Agentur hat drei Aufgabenfel begrüßt und der Präsident des Bundesverbandes der der: Erstens berät sie Unternehmen kostenlos zu Deutschen Industrie betonte: »Die deutsche Industrie Förder- und Finanzierungsinstrumenten, um in Ent bezieht ihre Stärke aus der Einbindung in internatio wicklungs- oder Schwellenländern zu investieren, nale Märkte und Wertschöpfungsketten.«50 zweitens unterstützt die AWE das BMZ dabei, dem 14 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
Fazit: Box 5 Entwicklungs- Historie – kritische Bewertung der politischer Privatisierung der Entwicklungs zusammenarbeit durch die deutsche Nutzen sehr Zivilgesellschaft begrenzt Die deutsche Zivilgesellschaft – u.a. FIAN und INKOTA – hat gerade in den letzten Jahren regelmä ßig Risiken und Probleme im Bereich der Privatisie W rung der EZ in der Bereichen Ernährung und Land ie beschrieben vollzieht die wirtschaft skizziert und auch dem BMZ vorgelegt. EZ aktuell einen tiefgreifen Eine ganze Reihe von Vorschlägen zu alternativen und fortschrittlichen Weiterentwicklungen der EZ den Politik- und Paradig wurde hervorgehoben, beispielsweise in folgenden menwechsel. Mit zahlrei Veröffentlichungen: chen Projekten und Initiativen ist sie im Begriff, eine EZ, bei der staatliche und • Forum Umwelt & Entwicklung (2013): ‚Business Case‘ Hungerbekämpfung. Der fragwürdige Beitrag von Agribu teilweise zivilgesellschaftliche Akteure siness und Nahrungsmittelindustrie zur Ernährungssicher im Vordergrund stehen, durch eine Poli heit. http://forumue.de/wp-content/uploads/2015/05/ Business_Case_Hungerbekaempfung_web.pdf tik zu ersetzen, die sich auf die Wünsche • Forum Umwelt & Entwicklung (2014): Entwicklungspolitik von Konzernen und der Finanzindustrie goes Agrarindustrie. Eine kritische Analyse von Initiativen als Mittel für landwirtschaftliche Ent zur Förderung des internationalen Agribusiness im Land wirtschafts- und Ernährungsbereich. https://www.inkota. wicklung fokussiert. de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/Analyse_FoUMuE_ In Box 5 wird eine Vielzahl von Papieren Entwicklungspolitik_goes_Agrarindustrie_2014_01.pdf • FIAN (2014): Die Landpolitik der deutschen Entwicklungs aufgelistet, in denen Risiken und Prob zusammenarbeit. Eine menschenrechtliche Bewertung. leme dieser Entwicklung dokumentiert http://www.fian.de/fileadmin/user_upload/dokumente/ shop/Landpolitik_dt_EZ-PRINT.pdf sowie mögliche Alternativen genannt • FIAN, TNI, IGO, FDCL (2014): Strategiewechsel: In land werden. Dieses Papier beschränkt sich in wirtschaftliche Alternativen investieren. http://www. der Abschlussbewertung auf menschen fian.de/fileadmin/user_upload/dokumente/shop/land wirtschaft/2014_Strategiewechsel_Investment_de_final_ rechtliche Bewertungen. screen.pdf • Forum Umwelt & Entwicklung (2017): Doppeldeutige Rhetorik, begrenzte Wirkung. Eine Bilanz der BMZ-Stra tegie zur Hungerbekämpfung unter Minister Gerd Mül ler (2013-2017). https://www.forumue.de/wp-content/ uploads/2017/11/FUE_Bilanz14112017_web-2.pdf • INKOTA (2017): Infoblatt Welternährung 15: Agrarkon zerne. https://webshop.inkota.de/node/1525 • Bündnis »Konzernmacht beschränken« (2018): Konzern macht in der digitalen Welt. https://www.forumue.de/ wp-content/uploads/2018/12/Konzernmacht_digita le-Welt.pdf • INKOTA, Forum Umwelt & Entwicklung (2018): Eine unheilvolle Allianz. Die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika. Hintergrundpapier. https://www.forumue.de/ wp-content/uploads/2018/11/Hintergrundpapier_AGRA_ Unheilvolle-Allianzpdf.pdf • INKOTA, FIAN und 54 weitere Organisationen (2019): Positionspapier: Agrarökologie stärken. https://webshop. inkota.de/file/1887/download?token=QCfngfEE 15
Menschenrechte Die DEval-Evaluierung zu Landwirtschaftlichen Wert- außen vor schöpfungsketten (kurz WSK) aus dem Jahr 2016 hält fest, dass »die chronisch Armen […] nicht über WSK-För- derung erreicht werden«53 . Weiterhin bestehe »aus men- Das BMZ hat sich nicht nur vielfach verpflichtet, die Men- schenrechtlicher Sicht die Gefahr, dass marginalisierte schenrechte zu respektieren, zu schützen und zu gewähr- Gruppen im Zuge der WSK-Förderung benachteiligt wer- leisten.51 Das Ministerium ist auch völkerrechtlich ver- den.«54 Angesichts der hohen Bedeutung des WSK-An- pflichtet, diesen Pflichten international nachzukommen. satzes für das BMZ ist dies ein Ergebnis, das diesen Dies wurde 2017 vom UN-Ausschuss für wirtschaftliche, zentralen Ansatz grundlegend in Frage stellt. Kosmeti- soziale und kulturelle Rechte nochmals deutlich bekräf- sche Veränderungen werden nicht ausreichen, um dieser tigt: »Der Ausschuss bekräftigte, dass die Verpflichtun- Grundsatzkritik zu begegnen. gen der Vertragsstaaten aus dem Pakt nicht an ihren Ter- Zuletzt hat DEval im Oktober 2018 einen Bericht zur ritorialgrenzen enden.52 Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft in der EZ ver- In der Praxis der EZ ist diese allerdings bis heute kaum öffentlicht – mit in Teilen wiederum vernichtender Kritik: angekommen. Fragen auf konkrete Umsetzungsschritte Der entwicklungspolitische Nutzen der Einbindung des von Menschenrechten in Projekten werden nicht oder Privatsektors im Agrarsektor sei oft nicht erkennbar. Ihr ausweichend beantwortet. Gerade bei der Kooperation werden viele komparative Vorteile wie Effizienz, »Trä- mit der Privatwirtschaft und Finanzakteuren kommen ger« von technischem Know-How etc. zugeschrieben, zusätzliche Hürden und Probleme bei der Umsetzung der ohne dass es dafür Belege gäbe. Menschenrechtliche Menschenrechtspflichten hinzu, wie das Evaluierungsins- Verpflichtungen der Unternehmen und menschenrecht- titut der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit DEval liche Auswirkungen von Unternehmenskooperationen mehrfach festgestellt hat. Es hat in den letzten Jahren würden nicht systematisch mitgedacht und überprüft, mehrere Evaluierungen im Bereich Agrarwirtschaft stattdessen werde auf die Verantwortung der Unterneh- durchgeführt. Diese Evaluierungen sollen im Folgenden men verwiesen. Dies stehe im Widerspruch zum Men- für eine kritische Reflektion dieser Entwicklungen die- schenrechtsansatz, der als Querschnittsthema in allen nen. Vorhaben der deutschen EZ verankert ist.55 Gerade die verpflichtende Anwendung von menschenrechtlichen Box 6 Zwei Beispiele aus der Praxis: Tabu Interessenskonflikte Ein Interessenskonflikt (engl. Conflict of Interest, rit t ministerium vert Das Entwicklungs 1 CoI) beschreibt das Spannungsfeld eines Akteurs ion, ntechnik die Posit zwischen verschiedenen Handlungserwartungen, beim Thema Ge er n.58 e nicht zu förd die aus unterschiedlichen Rollen entstehen. Diese diese Technologi arm der haftliche Förder Überschneidungen führen zu einem vergrößerten Der privat wirtsc rung, die icklungsfinanzie Konfliktpotenzial bei der Ausführung von Aufga deutschen Entw icklungs ben.57 Werden zunehmend Akteure der Privatwirt ut sc he Inve st itions- und Entw De gen ), finanziert dage schaft an der staatlichen EZ beteiligt, können sich gesellschaf t (DEG au auf en, die im Ackerb Interessenskonflikte zwischen diesen und der ent Agrarunternehm isch ver en und gentechn wicklungspolitischen Zielgruppe ergeben. Privat Gentechnik setz DEG t vertreiben. Laut wirtschaftliche Akteure haben immer ein primäres ändertes Saatgu nt ec hnik chluss von Ge Interesse an Gewinnmaximierung. Ein Bereich, der würde ein Auss g von en Null-Förderun dadurch negativ betroffen sein kann, sind die Men zu einer faktisch ika füh en in Lateinamer schenrechte. Agrarunternehm sse der Geschäftsintere ren, was nicht im r Kon mit ein deutliche DEG liegt und da en Aus icklungspolitisch flikt mit der entw Z vorliegt. 59 richtung des BM 16 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
Prinzipien wie Partizipation, Nicht-Diskriminierung, Trans- BMZ zugestanden werden müsste. Während Akteure parenz, Rechenschaftslegung etc. ist wichtig, damit die der EZ versprechen, zusätzliche private Gelder für die Bedürfnisse der Zielgruppen bei entwicklungspolitischen Entwicklungsfinanzierung zu mobilisieren, schweigen sie Vorhaben berücksichtigt werden.56 gleichzeitig über die erheblichen Profite, die an die priva- ten, oft internationalen Investoren fließen. Dieses Geld fehlt jedoch vor Ort, wodurch die erhofften entwick- lungspolitischen Effekte schwinden. Menschenrechtliche EZ auf dem Wirkungen solcher Privatwirtschaftskooperationen und falschen Weg »innovativer« Entwicklungsfinanzierungen sind in den meisten Fällen unbekannt. Die ganz zu Beginn der Broschüre gestellten Fragen nach Weiterhin wird in den meisten Vorhaben ein inputin- Wirkungen und Verantwortung werden durch die Evalu- tensives Agrar- und Ernährungsmodell unterstützt, das ierung deutlich beantwortet. Sie bestätigt die Befürch- weder ökologisch nachhaltig noch sozial gerecht ist. tungen, dass die Verantwortung ausgelagert wird – vom Aus diesem Grund sollte das BMZ die institutionelle eigentlichen Pflichtenträger BMZ über die Durchfüh- Förderung und Unterstützung des Agribusiness und der rungsorganisation GIZ hin zum Privatwirtschaftsakteur. Finanzindustrie einstellen. Stattdessen sollte das BMZ Eine Überprüfung von dessen Handeln wird mit Bezug das ganzheitliche Konzept der Agrarökologie zum zentra- auf das Geschäftsgeheimnis regelmäßig abgeblockt. len Förderkonzept zur Hunger- und Armutsbekämpfung Aus der Perspektive der Autor*innen befindet sich das machen. Das Konzept basiert auf ökologischen Prinzi- BMZ mit dem Schwerpunkt auf Finanzierungsinstrumen- pien, dem politischen Ansatz der Ernährungssouveränität ten und Initiativen, die vornehmlich den Privatsektor ein- und dem Recht auf angemessene Nahrung. beziehen, auf dem falschen Weg, um Hunger und Armut strukturell zu bekämpfen. Mit den in dieser Broschüre untersuchten Ansätzen werden weder die eigentlichen Zielgruppen der EZ – marginalisierte Bevölkerungsgrup- pen – erreicht, noch erhalten menschenrechtliche Prin- zipien in den Vorhaben den Stellenwert, der ihnen vom 2 Das PPP zur Förderun schen Reis-Wertschöp (Competitive African g der afrikani fungskette CARI Rice Initiative) bein haltet umfangreiches Schulungsmaterial für Bauern und Bäuerin Angesichts des geschilderten massiven Ausbaus der nen. Es werden sechs kommerzielle Pro Kooperationen mit der Privatwirtschaft sollte man mei dukte von Bayer CropScience empfohle nen, dass eine Überprüfung von Interessenskonflikten n, wobei zwei als »besonders nützlich« systematisch in die Praxis der EZ integriert ist. Die hervorgehoben wer den: Innova und Routi oben genannte Evaluierung von DEval zu Privatwirt ne. Auch Glyphosat steht auf der Liste de schaftskooperationen erklärt jedoch ernüchternd: »Die r empfohlenen Pesti zide. Bayer ist Partner Spannungsfelder zwischen Interessen von Unterneh und Mitunterzeich ner des Kooperations men und entwicklungspolitisch relevanten Zielgruppen abkommens von CARI.60 Zudem entha werden nicht benannt und dadurch auch nicht adres lten die Schulungs materialien für die Erz siert. Zu den Spannungsfeldern gehören Aspekte wie: euger*innen keinen Hinweis auf alternative Wahl der Technologien (arbeitsintensiv versus kapi biologische Schäd lingsbekämpfungsan talintensiv), Ausgestaltung von Verhandlungsmacht sätze. zwischen kleinbäuerlichen Erzeuger*innen und Unter nehmen etc. Hinzu kommt, dass die Zielgruppen der Unternehmen meist nicht deckungsgleich sind mit den Zielgruppen der EZ.« 17
Endnoten 1 DIE (2016): »The Sustainable Development 11 Siehe Website Blended Finance Task 21 DEG Pressemitteilung vom 4.4.2018. Goals (SDGs) have been adopted in New force https://www.blendedfinance.earth/ https://www.deginvest.de/Presse/News/ York at the end of September 2015, but why-blended-finance/ Pressemitteilungen-Details_464064.html implementing them requires finance – 12 BMZ (2017): Eckpunkte für einen Marshall 22 Für Details zur Diskussion um Arbeitsplätze some USD 3.9 trillion in annual investment, plan mit Afrika, S.17 siehe die vom BMZ in Auftrag gegebene according to United Nations estimates. Studie des Seminars für Ländliche Ent 13 Braun; Zagler (2014): An Economic Perspec However, the current level of public and wicklung (2016): Ländlicher Strukturwandel tive on Double Tax Treaties with(in) Develo private investment in the relevant areas in Subsahara Afrika. Dort kommt man zu ping Countries stands at just around USD 1.4 trillion, which dem Schluss, dass angesichts fehlender means annual investment must increase 14 Die deutschen Doppelbesteuerungsabkom nicht-landwirtschaftlicher Einkommens dramatically to reach the SDGs. This will men mit Entwicklungsländern schneiden quellen »die große Mehrzahl auch der only be possible if public and private inves dabei besonders schlecht ab, siehe Hearson ärmeren Kleinbauern in einen Prozess der tors pool their efforts. Foreign direct inves (2018): The European Unions tax treaties ökologischen Intensivierung der Landwirt tment plays a key role in sustainable-de with developing countries, S.24; Siehe auch schaft einbezogen« werden muss. velopment financing, but what measures Wissenschaftlicher Dienst des Bundestags (2017): Doppelbesteuerungsabkommen 23 AATIF (2018) Impact Brief Nr.2, S.2 can and should be taken to promote such investment?« mit Entwicklungs- und Schwellenländern; 24 Daten aus den Jahresberichten des AATIF Großmann; Obenland (2019): Deutsche (Stand 2017) unter https://www.aatif.lu/ 2 Engl. »Maximising Finance for Develop Doppelbesteuerungsabkommen mit Ent annual-reports.html ment« (MFD) wicklungsländern - Stand, Trends und Ver 25 Einen guten Überblick liefert: Maren Duven 3 Critical Macro Finance (2018): The World besserungspotential. dack (2014): Wir wissen nur, dass wir nichts Bank’s new Maximizing Finance for 15 Antwort der Bundesregierung auf eine wissen: Zur Beweislage über die Wirksam Development agenda brings shadow Kleine Anfrage (03.04.2018; Drucksache keit von Mikrofinanzen. banking into international development 19/1508). https://www.linksfraktion. 26 Mader (2103): Scheitern auf Raten. In: Max – open letter. https://criticalfinance. de/fileadmin/user_upload/PDF_Doku Planck Forschung 3/2013 org/2018/10/10/the-world-banks-new-ma mente/1901508.pdf ximizing-finance-for-development-agen 27 Umfassende Analysen beispielsweise da-brings-shadow-banking-into-internati 16 Antwort der Bundesregierung auf eine par durch Stewart et al (2012): Do micro-cre onal-development-open-letter/?utm_sour lamentarische Anfrage (03.04.2018, Druck dit, micro-savings and micro-leasing serve ce=emailmarketing&utm_medium=e sache 19/1508), Anlage I. https://www. as effective financial inclusion interven mail&utm_campaign=news_lens_12_octo linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/ tions enabling poor people, and especially ber_2018&utm_content=2018-10-15 PDF_Dokumente/1901508.pdf women, to engage in meaningful economic 4 Siehe Website BMZ http://www.bmz.de/ 17 Für Details, siehe RIAO-RDC et al (2016): opportunities in low- and middle-income de/ministerium/zahlen_fakten/oda/leistun Entwicklungsbankkunde in der Kritik. countries? A systematic review of the evi gen/mittelherkunft_2015_2016/index.html Landrechtskonflikte und undurchsichtige dence. Finanztransaktionen bei kongolesischer 28 Interview mit KfW-Vorstandsmitglied 5 Siehe Website BMZ http://www.bmz.de/ Palmölfirma. https://www.grain.org/e/5574 Norbert Kloppenburg vom Oktober 2016. de/ministerium/zahlen_fakten/oda/leistun gen/mittelherkunft_2015_2016/index.html 18 FIAN et al (2017): Landgrabbing und Men https://youtu.be/Q4uVaUjnU50 schenrechte. Die Rolle von EU-Akteuren im 29 BMZ (2017): Mit sozialer Sicherung Ent 6 Siehe Website IFC https://www.ifcamc. Ausland, S.15 wicklung gerecht gestalten. https://www. org/ 19 »trickle down«, auf Deutsch etwa »nach bmz.de/de/mediathek/publikationen/ 7 Siehe Website KFW Agrarfinanzierungen unten durchsickern«, ist eine alte ökonomi reihen/strategiepapiere/Strategiepa der KfW in Afrika https://www.kfw.de/ sche Theorie, die besagt, dass Wirtschafts pier410_09_2017.pdf KfW-Konzern/Newsroom/Pressematerial/ wachstum und allgemeiner Wohlstand der 30 KfW Meldung vom 6.9.2018. https://www. Themen-kompakt/Agrarfinanzierung/ Reichen nach und nach auch zu den unteren kfw-entwicklungsbank.de/Internationa 8 DEG Jahresabschluss / Lagebericht 2017, Klassen der Gesellschaft durchsickern wür le-Finanzierung/KfW-Entwicklungsbank/ S.29 den. Neben grundsätzlicher Kritik an der News/News-Details_486912.html 9 Siehe Spiegel Online vom 30.10.2018: »Mer Theorie bezieht sie sich auf Nationalstaat 31 »First of all, a good fund delivers compel kel kündigt Milliardenfonds für Afrika an« sökonomien und Realwirtschaft. Beides ling business results.« Aufsichtsrat des http://www.spiegel.de/wirtschaft/unter trifft auf die heute stark globalisierte und AATIF (Jyrki Koskelo, Thomas Duve (chair nehmen/afrika-merkel-kuendigt-fonds-ue finanzialisierte Welt noch sehr viel geringer man), Doris Köhn, Thomas Alber) im AATIF ber-eine-milliarde-euro-an-a-1235965.html zu. Jahresbericht 2017/2018, S. 5 10 Deren Aktionsprogramm fordert »accele 20 »spill over« ist eine ökonomische Theorie, 32 Siehe BMZ Website develoPPP.de rate amendments to finance regulations« die beschreibt, wie beispielsweise Wachs https://www.developpp.de/das-pro – dabei handelt es sich um eben jene Regu tumseffekte eines lokalen Unternehmens gramm-foerderung-fuer-entwicklungs lierungen, die nicht ohne Grund nach der auch zu Wachstumseffekten von benach partnerschaften-mit-der-wirtschaft/ Finanzkrise umgesetzt wurden. Konkret barten Unternehmen führen können. zahlen-daten-fakten-zahlen-daten-fak nennt das Netzwerk beispielsweise die ten-zum-developppde-foerderprogramm/ Solvency-2-Richtlinie der EU, die erst 2016 in Kraft trat. Siehe https://www.blendedfi nance.earth/action-programme-placehol der/ 18 Agrarkonzerne und Finanzindustrie: Die neuen Lieblinge der Entwicklungshilfe
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