Innovativ & nachhaltig - DCHAN - Deutsch-Chinesische Alumnifachnetzwerke - DAAD
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innovativ nachhaltig & DCHAN – Deutsch-Chinesische Alumnifachnetzwerke Einblicke in die Praxis fachlicher Wissenschaftskooperation 2017-2021 GEFÖRDERT VOM
Impressum IMPRESSUM HERAUSGEBER: PROJEKTKOORDINATION: Deutscher Akademischer Austauschdienst Dr. Heidi Wedel, Nina Berger und German Academic Exchange Service Olivia Jungk, DAAD Kennedyallee 50, D – 53175 Bonn Tel.: +49 228 882-0, postmaster@daad.de REDAKTION: www.daad.de Katja Spross, Trio Service GmbH Referat Alumni: Grundsatz und Koordination GESTALTUNG: Grübelfabrik e.K., Frankfurt a. M. DRUCK: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Augsburger Straße 722 · 70329 Stuttgart DURCHFÜHRENDER PROJEKTTRÄGER Auflage Juni 2021 – 160 FÜR DIE BMBF-FÖRDERAKTIVITÄT: © DAAD DLR Projektträger Europäische und internationale Zusammenarbeit BILDNACHWEIS: Heinrich-Konen-Str. 1 Joerg Saenger (S. 4) 53227 Bonn Tevarak, iStockphoto (S. 5) www.dlr-pt.de Autor Tevarak Phanduang, C NaMaKuki_2016 2 Hero Images (S. 8) Dr. Jie Susan Hick (S. 9) Franziska & Tom Werner, iStockphoto (S. 10) Fraunhofer IML (S. 11) Sebastian Condrea, Getty Images (S. 12) Xuanyu Hanm, Getty Images (S. 13) Cultura RF, Getty Images (S. 14, S. 15) S. 14 Autor Michael Ryan, 3203 Marquardt Factory for Cultura; C Michael Ryan S. 15: Autor Anthony Rakusen; C Monty Rakusen’s Studio JohnnyGreig, Getty Images (S. 16) Dr. Lars Berger (S. 17) DC-Hub (S. 18) DCAPP (S. 19) gautier075, iStockphoto (S. 20) Dr. Hans Feger (S. 21) Chiradech, iStockphoto (S. 22) DAAD (S. 23, S. 24, S. 27 unten) Michael Haul, Getty Images (S. 25) DAAD Peking (S. 26) Claire Denby (S. 27 oben) Das dieser Publikation zugrunde liegende Vorha- ben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkenn- zeichen 01DO17016 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Herausgeber.
Inhaltsverzeichnis INHALT Wirksame Vernetzungsarbeit 4 Deutsch-chinesische Vernetzung im Fokus 5 Auf bestem Wege zu Best Practice 8 „Alumninetzwerke bilden die Brücke“ 10 Nährboden für Neues 12 Zu beiderseitigem Nutzen 16 3 Anerkennung, Image, Wettbewerb 20 Erst Vertrauen schafft die Basis 22 Blick in die Zukunft 26 Steckbriefe der Netzwerke 28
Vorwort DAAD WIRKSAME VERNETZUNGSARBEIT Das DCHAN-Begleitvorhaben beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) präsentiert mit dieser Publikation die Projektergebnisse aus der Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Deutsch-Chinesische Alumnifachnetzwerke (DCHAN) Die Publikation gibt Einblicke in die Praxis fachlicher zwischen ihnen zu identifizieren, zu entwickeln und Kooperation deutscher und chinesischer Alumni, die zu nutzen. Darüber hinaus war die Ausstrahlung der im Rahmen des DCHAN-Begleitvorhabens von 2017 Fachnetze in die Gesellschaft ein wichtiger Fokus der bis 2021 verstetigt und nachhaltig ausgebaut wurde. Projekte. Der Grundstein für den weiteren Ausbau der Anhand von Best-Practice-Beispielen zu gelungener Netzwerke ist gelegt. In den nächsten Jahren werden 4 Vernetzungsarbeit verdeutlicht sie die Wirksamkeit die entstandenen Netzwerke weiter gestärkt und fachlich ausgerichteter Maßnahmen und gibt vielfäl- ausgebaut, so dass sie auch über die Förderphase tige Anregungen für die künftige internationale inter- hinaus einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung und disziplinäre Zusammenarbeit. interdisziplinären Kooperation zwischen Deutschland und China leisten können. China ist und bleibt für Deutschland ein wichtiger Forschungspartner. Angesichts zunehmender globa Der DAAD dankt den Beteiligten in den sieben Fach- ler Herausforderungen gilt es, gemeinsam interna- netzwerken ganz herzlich für die erfolgreiche, an- tionaleLösungen zu entwickeln. Dies ist den sieben genehme und konstruktive Zusammenarbeit im Sinne zur Förderung ausgewählten Alumnifachnetzwerken der deutsch-chinesischen Wissenschaftskooperation. eindrucksvoll gelungen. Sie konnten zahlreiche weitere Mitglieder – erfahrene und neue Akteurinnen Unser Dank gilt auch dem Zuwendungsgeber, dem und Akteure der deutsch-chinesischen Kooperation Bundesministerium für Bildung und Forschung aus Wissenschaft und Wirtschaft – für ihre Exper- (BMBF) sowie dem Internationalen Büro des DLR-Pro- tennetzwerke gewinnen. Darüber hinaus haben sie jektträgers, das das Vorhaben begleitet und adminis- verdeutlicht, wie die Einbindung von Alumni interna- triert hat. tionale Zusammenarbeit initiieren, festigen und nach- haltig gestalten kann. Die Projekte zeigen: Alumni mit Dem DCHAN-Team im DAAD, Nina Berger, Olivia Erfahrung im und Begeisterung für das Partnerland Jungk, Dr. Heidi Wedel sowie Cécile Jeblawei dan- spielen oft eine zentrale Rolle als Türöffner, Brücken- ke ich herzlich für die erfolgreiche Umsetzung des bauer und interkulturelle Vermittler. DCHAN-Begleitvorhabens. Um die Wirkung und Innovationskraft dieser Netz Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. werke zu erhöhen, hat das DCHAN-Begleitvorhaben beim DAAD diese Fachnetzwerke bei der Vernetzung sowie in der Transfer- und Öffentlichkeitsarbeit un- terstützt und dazu beigetragen, mögliche Synergien Dr. Kai Sicks, DAAD-Generalsekretär
Das Programm im Überblick DEUTSCH-CHINESISCHE VERNETZUNG IM FOKUS Mehr persönliche und fachliche Vernetzung – mehr China-Kompetenz in Deutschland – mehr deutsch- chinesische Forschungskooperation auf Augenhöhe 59
Das Programm im Überblick Individuelle persönliche Beziehungen zwischen den beteiligten Institutionen verbunden. Die primäre deutschen und chinesischen Forschenden, Nach Aufgabe der DCHAN-Fachnetze war und ist es hinge- wuchskräften und anderen Akteuren des Wissen- gen, deutsche und chinesische Alumni themenspezi- schaftssystems sind ein zentraler Bestandteil von län- fisch und institutionsübergreifend zusammenzubrin- derübergreifenden Forschungskooperationen. Dieser gen. Diese Schwerpunktthemen sollen weniger die Befund motivierte 2017 zu der vom Bundesministerium Bindung an eine Institution, als vielmehr persönliche für Bildung und Forschung (BMBF) aufgelegten Förder- Kontakte über das gemeinsame Fachinteresse auf maßnahme Deutsch-Chinesische Alumnifachnetzwer- beiden Seiten stärken. So soll China-Kompetenz ke (DCHAN). Das übergeordnete Ziel der Maßnahme erweitert und das Erfahrungswissen der Alumni nach- war und ist, die deutsche Forschungskooperation mit haltig für die Kooperation genutzt werden können. China nachhaltig zum beiderseitigen fachlichen Nutzen Die Annahme: Wer sich inhaltlich etwas zu sagen hat, zu stärken. Hierzu leisten die deutsch-chinesischen arbeitet gern grenzüberschreitend zusammen. DAS DCHAN-NETZWERK IN ZAHLEN MITGLIEDER KOOPERATIONSPARTNER NACH LÄNDERN 2017 700 6 2021 2.900 134 171 Fachnetze einen wichtigen Beitrag, indem sie die Mit der Fördermaßnahme DCHAN soll zudem jenen China-Kompetenz auf deutscher Seite kräftigen, weiter Akteuren, die bereits aktive Fachkontakte zu chine- ausbauen und vernetzen. sischen Kolleginnen und Kollegen haben, ein neues Mittel an die Hand gegeben werden, um den bestehen- EIN TRAGFÄHIGES NETZ AUS FACHKONTAKTEN den Verbindungen frische Impulse zu geben: erwei- Deutsch-Chinesische Alumninetzwerke setzen terte Treffen für mehr themenspezifischen Austausch, sich in der Regel zusammen aus Alumni deutscher Inspiration oder auch Karrierechancen im deutschen Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen mit Wissenschaftssystem durch Kooperation. Die Grund Partnern in China sowie Alumni von (geförderten) idee sind lebendige Fachnetze, die entstandene Austauschprogrammen mit China. Ihre Mitglieder persönliche deutsch-chinesische Beziehungen auch haben in China studiert oder geforscht, darauf auf- über das Ende konkreter individueller Zusammen bauend wissenschaftliche Kontakte zu chinesischen arbeit hinaus tragen und verstetigen können. Denn im Partnerinstitutionen unterhalten und auf diese Wei- Fachkontext ergeben sich immer wieder interessante se wertvolles Wissen über Kooperationsstrukturen Anregungen für neue Zusammenarbeit. Bei der Grün angesammelt. Ihre Alumninetzwerke sind meist mit dung 2017 wurde also erwartet, dass die Förderung
Das Programm im Überblick von Deutsch-Chinesischen Alumnifachnetzwerken mit weiteren Akteuren bei. Besondere Anstöße dafür tragfähige Ausgangsbedingungen für deutsch-chinesi- gaben persönliche Treffen wie das sehr erfolgreiche sche Wissenschaftskooperation schafft. Netzwerktreffen in Peking 2019, regelmäßige Treffen in Bonn und digitale Vernetzungsveranstaltungen. FACHLICHE VERNETZUNG ENTLANG GEMEINSAMER Auf der Basis gewachsenen Vertrauens fanden alle INTERESSEN DCHAN-Akteure spannende Möglichkeiten, um den Schwerpunktthemen verändern sich zwar mit wech- themenspezifischen Austausch auch im digitalen selnden Herausforderungen, aber zentral bleiben Raum fortzuführen. für deutsch-chinesische Forschungskooperationen Themen wie Stadtentwicklung, Medizin, Ingenieurwe- Diese Vernetzung von deutschen und chinesischen sen oder Produktionstechnologie und Logistik – alles Alumni aus Hochschulen, Wissenschaft und Wirt- Bereiche, in denen die DCHAN-Aktivitäten Kompeten- schaft sowie Entscheidungsträgerinnen und Entschei- KOOPERATIONSPARTNER 79 IN DER WIRTSCHAFT IN DER WISSENSCHAFT IN ANDEREN INSTITUTIONEN 108 136 61 zen erweitern. Auch der Aufbau von China-Kompetenz dungsträgern ist zentral, auch für die künftige bilate- in Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften steht rale Zusammenarbeit. Denn aus den umfassenden auf der Liste gemeinsamer Interessen, für die sich Alumnifachnetzwerken geht eine Vielzahl an Koope- die fachliche Vernetzung deutscher und chinesischer rationen hervor, die unter anderem den Transfer von Alumni lohnt. Zugleich können neue Themen aus den innovativen Forschungsergebnissen in die Wirtschaft gestärkten Netzwerken selbst entstehen und eine fach- und Gesellschaft ermöglichen. Zudem tragen die Fach- liche Vernetzung in die Tiefe anstoßen. netze zu einem verstärkten Zugang der Fachöffentlich- keit zu spezifischem Expertenwissen bei. Um die Wirkung und Innovationskraft der sieben aus- gewählten Alumnifachnetze zu erhöhen, werden sie Die Alumnifachnetzwerke werden sicher auch durch ein beim DAAD angesiedeltes Begleitvorhaben langfristig und über die Förderphase hinaus einen unterstützt. Es leistet Transfer- und Öffentlichkeits wichtigen Beitrag zur Vernetzung und zur fachspe- arbeit, erschließt Synergiepotenziale und trägt durch zifischen Kooperation zwischen Deutschland und gemeinsame Veranstaltungen wesentlich zur Vernet- China leisten. zung der Fachnetzwerke untereinander, aber auch
Wissenschaftskooperation AUF BESTEM WEGE ZU BEST PRACTICE Gelingende Kooperationen gründen auf gelungener Annäherung und Verständigung – der Austausch in den Alumnifachnetzwerken schafft die Basis 8
Wissenschaftskooperation „Ich bin Chinesin, und meine Perspektive ist anders“, sagt die Diplompsychologin Dr. Jie Susan Hick. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg engagiert sich im Deutsch-Chinesischen Alumninetzwerk in der Psycho- somatischen Medizin und Psychotherapie (DCAPP). Was die Deutschen manchmal am Verhalten der chinesischen Kolleginnen und Kollegen wundert, ist für sie normal und selbstverständlich. „Kultur spielt bei Missverständnissen eine Rolle, und kulturelle Prä- gungen lassen sich nicht einfach verändern“, sagt sie. „Aber in deutsch-chinesischen Teams ist es sofort möglich, die jeweils andere Perspektive anzuerken- nen, Verwunderung über unterschiedliches Verhalten unaufgeregt zur Sprache zu bringen und im Vorfeld Dr. Jie Susan Hick der Zusammenarbeit klare Vereinbarungen über den Umgang mit der Aufgabe, über die Standards und die Ziele zu treffen.“ Beispiel bei digitalen Workshops wider. Hier greifen die Deutschen selbstverständlich zu digitalen Tools, Die hierarchischen Strukturen in der chinesischen die ihnen vertraut sind. „Diese Haltung kann schnell Gesellschaft seien zum Beispiel ein Grund für Verhal- arrogant wirken und ist unreflektiert“, sagt Henke. tensweisen chinesischer Kolleginnen und Kollegen, Vorteilhafter sei es, zumindest die Bereitschaft zu si- 9 die von deutscher Seite mitunter als oberflächlich gnalisieren, auch chinesische Tools zu verwenden. Zu gedeutet würden. „Wenn ein Projekt aus deutscher einer Kooperation auf Augenhöhe gehöre außerdem, Sicht nicht vorangeht und Zusagen an der Oberfläche dass man sich vor dem Hintergrund der politischen bleiben, sollte man diese Beobachtung ansprechen“, Großwetterlage nicht mit Samthandschuhen anfasse. sagt Hick. Die Erklärung dafür könne sein, dass chi- „Sich unterwürfig mit chinesischen Partnern auszu- nesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tauschen, ist auch nicht sinnvoll.“ steile Hierarchien gewohnt seien und nicht so schnell Entscheidungen träfen. „Hat man über diese Unter Diese Einsicht hat in den Veranstaltungen im DCHAN- schiede offen gesprochen und sie sich bewusst Projekt „Das Gute Leben“ Gewicht, wo es um die kri- gemacht, kann man sie besser aushalten, wenn man tische Auseinandersetzung mit chinesischer Philoso- wieder an die Arbeit geht“, sagt die Psychologin. phie geht. Der Philosoph PD Dr. Hans Feger, der „Das „Das verhindert auch im interkulturellen Bereich Frustration, wenn es einmal anders läuft als von einer Seite gedacht.“ Überdies könne das verankerte hier- archische Denken auch von Vorteil sein, sagt Hick. Ein Projekt wie DCAPP, in dem Trainingskurse angeboten werden, beinhaltet ein Verhältnis von Lehrer zu Ler- „Wenn ein Projekt aus nenden, mit dem die chinesische Seite klar umgehen deutscher Sicht nicht kann. „Damit ist erst mal vieles in Harmonie.“ vorangeht und Zusagen an OHNE SCHEU MITEINANDER REDEN der Oberfläche bleiben, sollte Eine Reflexion des eigenen Verhaltens tue auch man diese Beobachtung deutschen Teampartnern gut, betont Professor Mi- ansprechen.“ chael Henke, Leiter des DCHAN-Projekts ALUROUT (siehe Interview). „Wir haben auf der deutschen Dr. Jie Susan Hick, Seite ein teilweise problematisches Verständnis von Projektmitarbeiterin DCAPP Kooperation“, meint Henke. Das spiegelt sich zum
Wissenschaftskooperation Gute Leben“ von der Freien Universität Berlin aus leitet, betont, dass in den Workshops mit Doktoran- „ALUMNINETZWERKE dinnen und Doktoranden beider Länder eine kritische und offene Debatte möglich ist und sein muss. „Und weil wir auf unseren Konferenzen Vertreter der ver- BILDEN DIE BRÜCKE“ schiedenen philosophischen Schulen in China einla- den, darunter auch erklärte Kritiker der chinesischen politischen Philosophie, kommt es mitunter sogar zu hitzigen Auseinandersetzungen.“ Die Erfahrung im Interview mit Michael Henke, Projekt zeigt, dass eine sachlich produktive Konfron- tation besser in Deutschland funktioniert als auf den Professor am Fraunhofer-Institut großen Konferenzen in China, wo mehr politische für Materialfluss und Logistik Kontrolle zu erwarten ist. „In China sind Veranstaltun- gen in kleinem Rahmen ertragreicher, die von chine- IML und an der Technischen sischen Deutschland-Alumni mitorganisiert werden Universität Dortmund, Koordinator des Deutsch-Chinesischen Alumninetzwerks Logistik (ALUROUT) 10 Professor Henke, wo liegen die Potenziale für deutsch-chinesische Wissenschaftskooperationen? In der Innovationsforschung ganz allgemein – Urbanisierung, Klimaforschung oder Elektromo bilität – und im Kontext der strategischen Pläne beider Länder. Impulse für Zusammenarbeit lassen sich für die Digitalisierung der Wirtschaft setzen, aber auch hinsichtlich des sozialen und soziotechnischen Wandels, vor dem unsere Eine Reflexion des eigenen Verhaltens tut allen Teammit- Gesellschaften stehen. gliedern gut Womit beschäftigt sich ALUROUT? Mithilfe von ALUROUT treiben wir die Entwick lung kooperativer und standardisierter Logis tiklösungen voran, die in Zeiten von Digitali und bei denen sie die Möglichkeit haben, Einladungen sierung und Industrie 4.0 stärker gefragt sind auszusprechen.“ Die chinesischen Deutschland- denn je. Funktionierende globale Lieferketten Alumni einzubinden, sei unersetzlich, darüber sind sind da nur ein wichtiges Stichwort, auf das sich alle Projektvertreterinnen und -vertreter einig. sich ALUROUT konzentriert. Am Fraunhofer IML „Sie kennen die Verhältnisse an ihren Universitäten entwickeln wir zum Beispiel seit vielen Jahren und haben eine ganz wichtige Mittlerfunktion“, sagt neuartige Logistiksysteme mit Blick auf den Feger. Jie Susan Hick ergänzt: „Sie besetzen wichtige Transport und die Versorgung von Menschen Positionen, haben mehr Entscheidungsmöglichkeiten, und Unternehmen – ein Feld, auf dem sich auch kennen sich im bilateralen Austausch aus und wün- in China derzeit sehr viel bewegt. ALUROUT schen sich nachhaltige Beziehungen zu Deutschland.“ knüpft hier die Verbindungen für Wissensaus tausch und Wirtschaftskooperation.
Wissenschaftskooperation Sind durch die Vernetzung der Alumni gemeinsame Projekte auf dem Weg? ALUROUT-Alumni arbeiten zum Beispiel im For schungsprojekt InFa-CTS zusammen, das vom BMBF gefördert wird. Das übergeordnete Ziel ist dabei die gemeinsame Entwicklung von intel ligenten autonomen Transportsystemen in der Fabrik von morgen. Über unser Alumninetzwerk konnten wir außerdem in der Logistik angesie delte Forschungsprojekte mit deutschen und chinesischen Einrichtungen im Deutsch-Chine sischen Ökopark in der Stadt Qingdao anstoßen. Dieser 35 Quadratkilometer große Gewerbepark ist nicht nur an unseren Netzwerkveranstal tungen hochgradig interessiert, sondern bietet auch für uns Zugang zu weiterer Vernetzung. Welche Herausforderungen gibt es, und wie meistert Prof. Dr. Michael Henke 11 man sie nachhaltig? Kooperation auf Augenhöhe zu erreichen, ist nicht leicht – es gibt kulturelle Verhaltensweisen auf beiden Seiten, die man reflektieren soll te, und konkrete Herausforderungen, die man mit unseren „AlumniRoutern“ Standorte mit meistern muss, wie zum Beispiel den synchro Kolleginnen und Kollegen haben, die einander nisierten Zugang zu Daten. Dieser beidseitig schon länger kennen – wie zum Beispiel unser gleichberechtigte barrierefreie Zugang zu den chinesischer Kollege und Alumnus Professor Daten und der Umgang damit gemäß der bei Dianjun Fang vom Chinesisch-Deutschen Hoch uns geltenden Datenschutzstandards ist eine schulkolleg der Tongji-Universität in Shanghai. Hürde, die man bei aller Bereitschaft als Alum Mit seiner Erfahrung in beiden Ländern bauen ninetzwerk allein nicht nehmen kann. Unsere wir die kulturelle Brücke, die für Kooperationen Projekte funktionieren aber ganz gut, weil wir zentral ist, aber es gibt noch viel zu tun. DCAPP – Deutsch-Chinesisches Deutsch-Chinesisches Alumni- ALUROUT – Logistics Alumni Alumni-Netzwerk in der Netzwerk – Das Gute Leben Network Psychosomatischen Medizin Thema: Philosophie, Thema: Logistik und Psychotherapie Literaturwissenschaft, Projektleiter: Prof. Michael Henke Projektleiter: Prof. Dr. med. Politologie www.alurout.de Jonas Tesarz/Prof. Dr Kurt Projektleiter: PD Dr. Hans Feger Fritzsche www.geisteswissenschaften. https://www.dcapp-germany. fu-berlin.de/v/dchan/index.html com/
Innovation NÄHRBODEN FÜR NEUES Deutsch-chinesische Forschungsfachnetzwerke eröffnen Möglichkeiten für Innovationen und Anwendung in Urbanistik, Logistik oder Gesundheitswesen 12
Innovation Die Entwicklung zukunftsfähiger Technologien und Innovationen verbindet China und Deutschland. Beide „Für Shanghai entwickeln Länder suchen nach neuen anwendbaren Lösungs die Chinesen sogenannte ansätzen in Forschungs- und Innovationsfeldern der 15-Minuten-Nachbarschaften, Zukunft. In allen deutsch-chinesischen Alumnifach- in denen vom Arbeitsplatz netz-Projekten wird daher die Ansicht geteilt, dass Vernetzung, fachlicher Austausch und verlässliche über die Universität, das und ausgewogene Rahmenbedingungen notwen- Krankenhaus, die Schulen dig sind, wenn es um innovative und inspirierende bis hin zu den Restaurants Problemlösungen geht. Angesichts gemeinsamer und Lebensmittelläden Herausforderungen wird das Feld für neue Antworten gemeinsam bestellt. alles in 15 Minuten zu erreichen sein muss.” BEISPIEL STADTENTWICKLUNG Tania Becker, Ansprechpartnerin Reibungslos von A nach B kommen und nicht das hal- URBANI[XX] be Leben im Verkehr stecken bleiben – das ist eines der Themen, die in China wie in Deutschland Stadt entwicklung und Logistik beschäftigen. In beiden Ländern werden Lösungen angestrebt, bei denen es auch um den Einsatz moderner digitaler Schlüssel- technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), 5G und Blockchain-Technologie geht. Letztere ermöglicht zum Beispiel die Bereitstellung von Online-Plattformen für 13 direkte Bürgerbeteiligung an der Stadtentwicklung unter Umgehung einer zentralen Autorität, die einen Zugriff auf die Daten hätte. „Für Shanghai entwickeln die Chinesen sogenannte 15-Minuten-Nachbarschaften, in denen vom Arbeits platz über die Universität, das Krankenhaus, die Schulen bis hin zu den Restaurants und Lebensmit- telläden alles in 15 Minuten zu erreichen sein muss“, berichtet Tania Becker, Sinologin an der Technischen Universität Berlin und Ansprechpartnerin für das DCHAN-Urbanistik-Projekt URBANI[XX]. „Dank un- serer deutsch-chinesischen Netzwerkarbeit können wir uns chinesische Lösungen für die Transformation unserer Gesellschaften im digitalen Zeitalter – wie KI, maschinelles Lernen, das Internet der Dinge – genauer anschauen und gemeinsame Forschungs- und Inno- vationsprojekte auf den Weg bringen.“ BEISPIEL LOGISTIK Als Partner in der Logistik ergänzen Deutschland und China einander perfekt: Deutschland ist „Spitzenreiter in der Logistik“, so der Logistics Performance Index Städte lebenswert für die Menschen zu gestalten – eine der Weltbank. China punktet mit enormer Umset- Herausforderung für die deutsche und chinesische Stadt- zungsstärke und überführt neue logistische Lösungs entwicklung ideen schnell in die Testphase: Dank sehr hoher Investitionen statten Chinesen zum Beispiel ganze
Innovation In Deutschland herrsche dagegen eher ein histo- risch gewachsenes Sicherheitsdenken vor, das vor allem Planungssicherheit mit einschließe und gerne Ergebnisse im Vorhinein abzuschätzen suche. Das passe nicht mehr ganz zu den Herausforderungen von heute, meint Parlings, aber verlässliche Anwendungs- forschung in Deutschland habe eben auch Vorteile. „Wir haben langjährige Erfahrung in innovativen Intralogistiklösungen und sind daher für die chine- sische Automobilindustrie interessant.“ So hat das ALUROUT-Projektteam im April 2019 zum Beispiel dem chinesischen Automobil- und Motorradhersteller Geely moderne Logistiklösungen für den Automobil- bau vorgestellt. BEISPIEL GESUNDHEIT Ein großes Feld für gemeinsame Projekte auf dem Weg zu neuen Anwendungslösungen ist das Gesund- heitswesen. Sowohl in Deutschland als auch in China sind hier in vielen Bereichen Innovationen gefragt. Das Sino-German Neuroscience Network (SGN²) hat sich zum Ziel gesetzt, Ergebnisse aus der Grundla- genforschung schneller in medizinische und medizin technische Anwendungen zu überführen und so die Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu 14 schlagen. „Mit Arbeitsgruppen an der Universität von Hangzhou haben wir inzwischen weiterführende Ver- bundarbeiten, gemeinsame Publikationen und konkre- te Projektförderungen erreicht“, berichtet Professor Carsten Culmsee vom Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie der Philipps-Universität Marburg. In einer weiteren vernetzten deutsch-chinesischen Gruppe der Universitäten Marburg und Zhengzhou geht es etwa um Erkrankungen des Nervensystems, Das Sino-German Neuroscience Network hat sich zum die mit Zelltod und Entzündungen einhergehen. Ziel gesetzt, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schneller in die Anwendung zu überführen „Wir beschäftigen uns grundlegend mit möglichen neuen Wirkstoffen im Bereich der pflanzlichen Inhaltsstoffe, aber auch bei Mechanismen der neuro- nalen Schädigung, die eine Rolle bei Schlaganfällen oder altersbedingten Krankheiten wie Alzheimer Städte innerhalb kürzester Zeit testweise mit neuarti- und Parkinson spielen“, sagt Culmsee. Eine konkrete gen Logistiksystemen aus. „Die hohe technologische Zusammenarbeit hat sich dabei mit einer der größten Affinität und die Agilität in der Umsetzung innovativer chinesischen Frauenkliniken in der Forschung an Lösungen in China sind sehr interessant für uns“, Hirnschädigungen bei Neugeborenen entwickelt. „Mit meint Dr. Matthias Parlings vom Fraunhofer-Institut dem Institut für Neonatologie in Zhengzhou erge- für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, wo ben sich Synergien insbesondere dadurch, dass die das DCHAN-Projektteam ALUROUT angesiedelt ist. Arbeitsgruppen unserer chinesischen Partner viel Er- Bei der Suche nach innovativen Lösungen seien die fahrung mit entsprechenden Tiermodellen haben und chinesischen Prinzipien „Nicht kleckern, sondern in der klinischen Forschung auf Daten von deutlich klotzen“ und „Erst mal ausprobieren“ sehr hilfreich – größeren Patientinnenzahlen zurückgreifen können“, beides impliziert eine höhere Fehlertoleranz. verdeutlicht Culmsee. Der Vorteil aus chinesischer
Innovation Sicht sind die auf Wirkmechanismen konzentrierten tens. Dr. Yifei He, wissenschaftlicher Mitarbeiter an Ansätze der deutschen Partner und deren genetische der Philipps-Universität Marburg, der eine solche Modelle sowie neu entwickelte Substanzen, die eine Methodenschulung im Rahmen der Netzwerkarbeit Neurodegeneration eventuell aufhalten können. in China veranstaltete, betont den gegenseitigen Nutzen des lebendigen Austauschs: „Die Laborinfra- AKADEMISCHE WEITERBILDUNG struktur in China ist dank der Fördermaßnahmen der Eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu innovati- letzten Jahre sehr gut. Es gibt viele Ressourcen und ven Lösungen spielen Ausbildungs- und Weiterbil- motivierte Fachkräfte, aber noch nicht die langjähri- dungsangebote, die über die Netzwerke organisiert ge Erfahrung, die wir aus der deutschen Forschungs- werden. Im Sino-German Neuroscience Network landschaft mitbringen.“ Zwei seiner teilnehmenden SGN² geht es dabei zum Beispiel um den Umgang chinesischen Studierenden kamen im Anschluss an mit der Elektroenzephalografie (EEG), der am wei- die Methodenschulung nach Marburg. Sie ergän- testen verbreiteten Methode in der neurowissen- zen nun das Alumnifachnetzwerk um zwei weitere schaftlichen Erforschung des menschlichen Verhal- zukünftig ansprechbare Alumni. 15 13 Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote spielen eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu innovativen Lösungen SGN² – Sino-German URBANI[XX] – Deutsch- ALUROUT – Logistics Alumni Neuroscience Network Chinesisches Aluminetzwerk Network Thema: Neurowissenschaften Urbanisierung und Thema: Logistik Projektleiter: Prof. Dr. Frank Stadtentwicklung Projektleiter: Prof. Michael Henke Bremmer Thema: Urbanisierung und www.alurout.de https://www.dchan-projekt. Stadtentwicklung de/alumnifachnetze/ Projektleiterin: Dr. Sigrun Abels neurowissenschaften/ www.urbanixx.de
Wechselseitige Kooperation ZU BEIDERSEITIGEM NUTZEN Chancen für deutsche Start-ups in China – Chancen für chinesische Therapeutinnen und Therapeuten durch Fortbildung aus Deutschland: Zusammenarbeit in den Alumnifachnetzen zeugt von wechselseitigem Wert 16
Wechselseitige Kooperation Über zehn Jahre Erfahrung hat Martin Gothe im chi- ren Regeln“, erklärt Steve Uhlig, Projektmanager bei nesischen Markt. Sein wertvolles Wissen trägt er in DC-Hub. „In Workshops und Seminaren zeigen wir das Alumnifachnetz „Business- und Innovations-Hub unter anderem Unterschiede in der generellen sowie Deutschland – China“ (DC-Hub) – ein Knotenpunkt der Business-Kommunikation in der chinesischen Kul- für die Vernetzung von Business und Innovation tur auf, damit deutsche Start-ups in Verhandlungen in beiden Ländern. Es ist im Bereich Internationa- mit potenziellen chinesischen Partnerinnen und Part- lisierung der Wirtschaft und Wissenschaft an der nern nicht am mangelnden Verständnis scheitern.“ Universität Leipzig im „small enterprise promotion + training“ (SEPT)-Kompetenzzentrum angesiedelt. Gegenseitige Verständigung steht auch im Mittel- „DC-Hub als Koordinierungsstelle und Multiplikator punkt der Aktivitäten des Deutsch-Chinesischen ermöglicht es jungen Firmen, sich mit dem chine- Alumninetzwerks in der Psychosomatischen Medi- sischen Markt und dem Start-up- und Innovations- zin und Psychotherapie (DCAPP) der Universitäts- Ökosystem auseinanderzusetzen und Verbindungen kliniken Heidelberg und Freiburg. „Den Anstoß gab zu chinesischen Start-ups, Kunden, Mentoren und das große Interesse chinesischer Kolleginnen und internationalen Firmen in China zu knüpfen“, sagt Kollegen an deutscher Fachexpertise im Bereich 17 13 Alumni mit Erfahrung im Partnerland stellen die persönlichen Verbindungen her Gothe. Er ist Partner im Team von DC-Hub und arbei- der psychosomatischen Medizin und Psychothera- tet am Aufbau der Plattform für deutsche Start-ups pie“, sagt Professor Kurt Fritzsche vom Universi- mit. tätsklinikum Freiburg. DCAPP hat auf der Grundlage dieses Bedarfs unter der Überschrift „Psychosoma- VERSTÄNDNIS FÜR VERSTÄNDIGUNG tische Grundversorgung“ Weiterbildungsangebote Kernstück der DC-Hub-Aktivitäten ist ein vielseitiges und Workshops mit Modulen wie „Arzt-Patienten- Weiterbildungsprogramm – die sogenannte „Shang- Kommunikation“, „Selbstreflexion der Arzt-Patient- hai Startup Class“. Die teilnehmenden Start-ups Beziehung“, „Forschung“ oder „Interkulturelle dieser Accelerator-Klasse werden von einer deutsch- Kompetenz“ entwickelt. „Dazu muss man wissen, chinesischen Jury aus Wissenschaft und Wirtschaft dass die Psychotherapie in der Geschichte der chi- ausgewählt. Deutsche Start-ups erlangen in zwei bis nesischen Medizin bislang keine Rolle gespielt hat“, vier Wochen Kompetenzen im internationalen Unter- erläutert Fritzsche. „Mit Patienten überhaupt zu nehmertum und entwickeln ein Verständnis für die sprechen war unüblich, aber das Verständnis für die Funktionsweise internationaler Gründungen, speziell Notwendigkeit psychotherapeutischer Gespräche zwischen deutschen und chinesischen Partnerinnen und psychosomatischer Medizin für die Gesundheit und Partnern. „Denn Business mit China folgt ande- nimmt in China zu.“
Wechselseitige Kooperation ERFAHRBARE ERFOLGE gefunden, andere eine chinesische Partnerfirma für Einen besonderen Schub erhielt das chinesische ein Entwicklungsprojekt im Bereich Software, wie- Interesse an den DCAPP-Trainings mit Ausbruch der andere kamen in Shanghai über unsere DC-Hub- der Covid-19-Pandemie. Vor allem in der Region Veranstaltungen erfolgreich mit internationalen, in Wuhan müssten jetzt sehr viele Patientinnen und China ansässigen deutschen Firmen, wie der Luft- Patienten mit posttraumatischen Belastungsstö- hansa, zusammen.“ Profitiert haben die teilnehmen- rungen behandelt werden, so Fritzsche. Er beob- den Start-ups dabei von den nach China gut vernetz- achtet konkrete Erfolge der deutsch-chinesischen ten externen Projektpartnern im DC-Hub – neben Netzwerkarbeit zusammen mit der Partneruniversi- dem SEPT-Kompetenzzentrum auch das Konfuzius- tät in Chengdu, dem Peking Union Medical College Institut Leipzig, die Außenhandelskammer Shanghai Hospital und der Tongji-Universität in Shanghai. und weitere Partner, die Coworking-Spaces anbie- „Elemente unserer DCAPP-Fortbildungen finden ten. 2020 mussten die Begegnungen aufgrund der sich etwa in den Broschüren, die für die in Wuhan Corona-Pandemie in den virtuellen Raum verlegt „DC-Hub versteht sich als Start-up- und Forschergruppe. Auf diese Weise konnten wir über unser Angebot 14 18 laufend neue deutsche und chinesische Alumni für das Netzwerk gewinnen.“ Steve Uhlig, Projektmanager bei DC-Hub behandelnden Ärzte als Hilfestellung zum Umgang Vielfältige Vernetzungarbeit bei Messebesuchen, Pitches, mit der Situation von chinesischen Fachleuten her- Workshops, Matchmaking Events ausgegeben wurden.“ Auch DC-Hub hat in seiner dreijährigen Projektpraxis sichtbare Wirkung erzielt. Die Jungunternehmenden der Accelerator-Klassen reisten nach Shanghai, und DC-Hub organisierte den Austausch mit Start-ups werden, waren aber nicht weniger erfolgreich. Die vor Ort, Messebesuche, Pitches vor internationa- „Digital Startup Class“ konnte mit Web-Seminaren len Investoren, Workshops, Matchmaking Events, und Online-Workshops und -Panels starten und mit Markterkundungstermine und persönliche deutsch- Martin Gothe live aus Shanghai weiterhin Einblicke chinesische Begegnungen. Die Vernetzungsarbeit ins China-Business ermöglichen. vor Ort stärkte die Internationalisierung deutscher Start-ups und verhalf manchen davon zum Markt- LERNENDE AUF BEIDEN SEITEN eintritt in China, erinnert Gothe. „Die einen haben „Auch wir kamen als Lernende nach China“, erzählt dort Kunden aus dem gesamten asiatischen Raum Kurt Fritzsche. Als Export deutscher Expertise in
Wechselseitige Kooperation psychosomatischer Medizin und Psychotherapie dür- Zugleich sorgte DC-Hub dafür, dass bei chinesischen fe man sich die Fortbildungen nicht vorstellen, Vor- Start-ups mehr Interesse an der Zusammenarbeit teile aus der Zusammenarbeit seien stets beidseitig. mit deutschen Firmen geweckt wurde. „Chinesische „Schon die Reflexion der eigenen etablierten Praxis Innovatoren für den deutschen Markt zu begeistern, in der interkulturellen Begegnung ist ein Gewinn, funktioniert indirekter“, erklärt Gothe. „Ganz wichtig und mit unseren therapeutischen Vorstellungen ist auch da das persönliche Kennenlernen in China.“ kommen wir auch nicht immer überall voran.“ Die So sorgte eine der DC-Hub-Veranstaltungen auch da- Aufklärung eines Patienten über die Diagnose Krebs für, dass ein chinesisches Start-up mit anderen asiati- ist in China ohne Einbeziehung der Familie nicht schen Partnern eine Zusammenarbeit fand. „DC-Hub möglich. Die Familie entscheidet, welche Informatio- versteht sich als Start-up- und Forschergruppe“, sagt nen der Patient erhalten soll. Für solche Situationen Steve Uhlig. „Auf diese Weise konnten wir über unser müssten also kreative Lösungen gefunden werden, Angebot übrigens laufend neue deutsche und chine- die vom eigenen bekannten Vorgehen abweichen. sische Alumni für das Netzwerk gewinnen.“ 15 19 13 Training in der Psychotherapie angeboten vom Deutsch-Chinesischen Alumninetzwerk in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie (DCAPP) DC-Hub – Business- und Innovations-Hub DCAPP – Deutsch-Chinesisches Alumni- Deutschland – China Netzwerk in der Psychosomatischen Medizin Thema: Start-ups & Entrepreneurship und Psychotherapie Projektleiter: Prof. Dr. Utz Dornberger Projektleiter: Prof. Dr. med. Jonas Tesarz https://dc-hub.de/ (Gesamtkoordinator), Prof. Dr. med. Kurt Fritzsche https://www.dcapp-germany.com/
Internationalisierung ANERKENNUNG, IMAGE, WETTBEWERB Konstruktive Auseinandersetzung mit anderen Kulturen bringt Flexibilität und Stärke – Interview mit PD Dr. Hans Feger Das Streben nach Internationalisierung gehört wie selbstverständlich in die moderne Zeit – in Deutsch- land wie in China. Aber es gibt dennoch Unterschie- de, wie der Philosoph PD Dr. Hans Feger von der Freien Universität Berlin erläutert. Dort baut der 20 14 Projektleiter des Deutsch-Chinesischen Alumninetz- werks „Das Gute Leben“ seit mehreren Jahren den Studienschwerpunkt Chinesische Philosophie auf. Im Interview gibt er Einblicke in den Stellenwert des internationalen wissenschaftlichen Austauschs. INTERNATIONALISIERUNG IN DER WISSENSCHAFTSKOOPERATION IST DAS STICHWORT DER STUNDE – WELCHE BEDEUTUNG HAT ES IN DER ZUSAMMENARBEIT MIT CHINA? Das überrascht vielleicht jetzt, aber Internationalisie- rung ist in China hoch erwünscht. Von Deutschland aus blicken wir in der Regel auf die heute existieren- de staatliche Kontrolle, Überwachung und Verhin- derung von Kontakt und wissenschaftlicher Freiheit. Aber zugleich ist das chinesische Interesse an inter- nationalen Begegnungen immens, und der interna- tionale Austausch wird an allen Universitäten, die ich kenne, auf breiter Basis in allen Fächern forciert. Die Entwicklung ausgewählter Universitäten hin zu globalen Zentren der Spitzenforschung wird aktiv vorangetrieben, und das in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Internationalität wird in China als eine per se chinesische verstanden, wobei das Bewusstsein, dass es sich dabei um eine regionale, nationale oder etwa bloß kulturspezifisch begrenzte
Internationalisierung Über diese Öffnung für europäische Einflüsse hat sich die chinesische Philosophie in den letzten 200 Jahren tiefgreifend verändert. Seit dem 19. Jahrhun dert ist die deutsche Philosophie in China ungeheuer einflussreich. Europa ist dagegen in derselben Zeit gegenüber China weltblind geworden. Es gibt eine Selbstblockade interkulturellen Philosophierens bei westlichen Wissenschaftlern, die wie selbst- verständlich glauben, international zu sein, es aber gegenüber China mitnichten sind. Diese eklatante PD Dr. Hans Feger Unkenntnis sollte sich ändern, denn hier liegt eher ein Problem in der Internationalisierung des Wes- tens: Im europäischen und westlichen Kontext Form von Internationalität handelt, so gut wie nicht wurde eine Form von Internationalisierung kultiviert, vorhanden ist. China hat sich immer als Zentrum der die China lange Zeit ausgeblendet hat. Das bedeutet Welt verstanden und erst sehr spät ein Nationalbe- heute auch, die Auseinandersetzung mit der chine- wusstsein entwickelt. sischen Philosophie aktiv zu suchen und sie sachlich und in aller Schärfe kritisch und produktiv zu führen. WOHER KOMMT DAS CHINESISCHE INTERESSE AN Dann fallen auch schnell die politischen Scheuklap- INTERNATIONALISIERUNG? pen weg – und zwar auf beiden Seiten. Es geht heute zunächst wesentlich um den Wunsch nach internationaler Anerkennung, um Image und WELCHE INTERNATIONALEN THEMEN GREIFT DAS Wettbewerb. Sämtliche chinesische Debatten über ALUMNINETZWERK „DAS GUTE LEBEN“ AUF? die Stellung Chinas in der Welt rühren von Identitäts- In unserem Netzwerk stellen wir die Frage nach problemen her, wie dem Wegfall der traditionellen dem guten Leben. In China hat die Kunst der guten Bildungselite, der Ohnmacht gegenüber dem Westen, Lebensführung eine lange Tradition – also lebens 21 13 15 aber auch der Unfähigkeit, der Globalisierung durch ethische Fragen: Was ist moralisch sinnvoll, wie die abendländische Lebenswelt etwas Eigenes ent- runde ich mein Leben ab, was mache ich im Alter? gegenzusetzen. Alles, was heute das Alltagsleben Das sind kulturell, aber auch politisch und interna- in China bestimmt, vom Radio angefangen über das tional sehr relevante Fragen, die unterschiedlich Internet bis zum Flugzeug, ist nicht in China erfunden beantwortet werden und in China auf eine sehr lange worden. Dies führt zu der prekären Situation, dass Tradition zurückblicken können. Möglicherweise China zwar ein Land ist, das bereits seit 1.000 Jahren gibt es aber auch gemeinsame ethische Normen, bestrebt ist, fremde Kulturen zu assimilieren; ein die zum Beispiel auf etwas hinauslaufen wie zivilge- Land, das sie integriert und aufnimmt, ja das gegen- sellschaftliches Engagement. Das ist in China sehr über Fremden mitunter sehr tolerant sein kann, aber weit entwickelt, allerdings ohne institutionalisiert immer nur dort, wo es ihm nützt. Internationalität und worden zu sein. Warum ist das so? Widerspricht eine Abschottung gehen daher Hand in Hand. Wir sehen Institutionalisierung vielleicht dem chinesischen China von zwei Seiten: einmal das weltoffene, flexible Verständnis? Der internationale Austausch auf der und starke Land, andererseits Abschottung, Bevor- Ebene politischer Philosophie ist hier sehr wichtig mundung, Kontrolle und Propaganda. und verbindet verschiedene geisteswissenschaftli- che Disziplinen mit China. WIE WERDEN DEUTSCH-CHINESISCHE KOOPERATIONEN AUF IHREM FACHGEBIET, DER PHILOSOPHIE, FRUCHTBAR? Es ist wichtig, das inhaltliche chinesische Interesse am internationalen Wissensaustausch zur Kenntnis Deutsch-Chinesisches Alumni-Netzwerk – zu nehmen. Es gehört zur chinesischen Tradition, Das Gute Leben sich mit dem Wissen aus Europa und dem Westen Thema: Philosophie, Literaturwissenschaft, auseinanderzusetzen – ganz anders als umgekehrt. Politologie Seit dem 19. Jahrhundert werden in großem Tem- Projektleiter: PD Dr. Hans Feger po Schriften zum europäischen Altertum bis in die www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/ jüngste Gegenwart ins Chinesische übersetzt und dchan/index.html erörtert, der Wissensunterschied wird aufgearbeitet.
Alumnifachnetzwerke ERST VERTRAUEN SCHAFFT DIE BASIS Alumnifachnetzwerke, die auf persönlichen und freundschaftlichen Verbindungen aufbauen, öffnen Perspektiven und wirken in die Zukunft – für Verständigung in Wissenschaft und Wirtschaft 22
Alumnifachnetzwerke „Vertrauen wird gebildet, wenn Menschen persönlich der Tsinghua-Universität in Peking den unersetzlichen miteinander in Kontakt kommen. Daran führt kein Grundstock für das in Aachen koordinierte DCHAN- Weg vorbei“, sagt der Diplomingenieur Tim Biermann Projekt „Engineering“. Die Alumni des Doppelmaster- von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hoch- programms halten zum Teil länderübergreifend Kontakt schule (RWTH) Aachen. Biermann ist Projektleiter von untereinander, sie sind gefragte Fachkräfte in Deutsch- DCHAN-Engineering, dem Alumnifachnetzwerk für land und China, und einige von ihnen besetzen heute Ingenieurwesen. Seine Erfahrungen im Kontext die- Führungspositionen in Forschung und Industrie – zum ser Netzwerkarbeit bestätigen: „Kooperationen funk- Beispiel in der Elektromobilität oder im Bereich Energie- tionieren dann, wenn man sich auf das Prinzip der einsparungen, berichtet Peter Hartges vom International Empfehlung und Vermittlung des Freundes meines Office der RWTH Aachen: „Zahlreiche Absolventinnen Freundes verlassen kann.“ Solches Vertrauen erzeu- und Absolventen arbeiten bei marktführenden Unter- gen gut betreute Alumnifachnetzwerke, die dann eine nehmen der Fahrzeug- und Maschinenbaubranche in ideale Grundlage für die forschende oder lehrende China und Deutschland, wie zum Beispiel bei Conti- Zusammenarbeit bilden – insbesondere zwischen nental, Volkswagen, Audi, Daimler und Bosch.“ „Vertrauen wird gebildet, wenn Menschen persönlich miteinander in Kontakt kommen. Daran führt kein 23 Weg vorbei.“ Tim Biermann, Projektleiter DCHAN-Engineering Treffen vor Ort: DCHAN-Workshop in Peking 2019 hina und Deutschland. „Der vertrauensvolle Aus- C Für Hartges, der das RWTH-Tsinghua-Doppelmaster- tausch steht stets im Fokus“, bestätigt auch Dr. Heidi programm koordiniert, ist es wichtig, dass der Kon- Wedel, Projektleiterin des DCHAN-Begleitvorhabens takt nicht abreißt: „Aktuell haben wir etwa zehn bis beim DAAD. „Auf dieser soliden Basis können beste- 15 deutsche Alumni, die in China geblieben sind, um hende Kooperationen um neu gewonnene Netzwerk- dort auf dem Markt Fuß zu fassen. Auch die chinesi- mitglieder – aus Deutschland und China gleicherma- schen Alumni wählen Deutschland als Arbeitsmarkt.“ ßen – erweitert werden, die dann gemeinsam ihren Gelingende Vernetzung bedeute zudem, dass diese Beitrag zu stabilen, zukunftsträchtigen Verbindungen Personen auch jahrgangsübergreifend in Kontakt leisten. Unsere Erfahrung lässt uns hoffen, dass die kämen und eine Ressource für neue deutsch-chine- Wirkung dieser so gefestigten Netzwerke in Wissen- sische Kooperationen bildeten. Darüber hinaus gelte schaft und Wirtschaft noch lange Bestand hat und für deutsch-chinesische Alumni, die nicht im jeweils auch mögliche Herausforderungen überwindet.“ anderen Land bleiben: Wer schon einmal dort war und das Land kennt, wird wieder angefragt oder hin- RESSOURCEN NUTZEN UND PFLEGEN geschickt – zum Beispiel im Kontext von Beratungs- Der beschriebene Wirkmechanismus zeigt sich bereits: leistungen in Wirtschaft und Industrie. „Auf diesem So bilden rund 900 Absolventinnen und Absolventen Feld ist es entscheidend zu wissen, wie die jeweils eines seit zehn Jahren bestehenden Doppelmasterpro- andere Seite tickt. Und unsere Alumni sind für diese gramms im Maschinenbau an der RWTH Aachen und Schnittstelle prädestiniert“, sagt Hartges.
Alumnifachnetzwerke FACHLICHE ANGEBOTE WIRKEN als Netzwerkkoordinatoren fachlich genau das an Ver- Voraussetzung ist, dass es gelingt, die so entstan netzungsmöglichkeiten ausarbeiten und bieten, was denen Kontakte zwischen deutschen und chinesi- die Mitglieder meines Netzwerks auch für ihre weitere schen Absolventinnen und Absolventen sowie die Karriere nutzen wollen.“ Erfolgreiche Beispiele dafür zu ihren Dozentinnen und Dozenten über fachgebun sind etwa der DCHAN-Engineering Cooperation Work dene Veranstaltungen und soziale Medien aufrecht- shop zwischen der RWTH Aachen, BMW Brilliance zuerhalten und über die Zeit zu pflegen. „Denn Automotive, der Tsinghua-Universität und BMW Alumni mit Erfahrung im Partnerland spielen oft China im Oktober 2019, der Industry Alumni Summit eine zentrale Rolle als Türöffner, Brückenbauer und in Shanghai und Taicang im Dezember 2019 mit über interkulturelle Vermittler“, so DAAD-Alumni-Exper- 80 Alumni aus relevanten Industriebranchen und tin Wedel. Ein wichtiger Brückenbauer nach China anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen kommt für DCHAN-Engineering aus den eigenen Rei- beider Länder oder fachlich orientierte Web-Seminare 24 Expertinnen und Experten der Alumniarbeit beraten über attraktive Vernetzungsmöglichkeiten, Peking 2019 hen: Mit seinen Erfahrungen in beiden Ländern hat während der Corona-Pandemie 2020, zum Beispiel der chinesische RWTH-Ingenieur Dr. Jizu Zhang im zum Thema „E-Mobilität“. DCHAN-Engineering-Team über drei Jahre hinweg 350 Alumni des Netzwerks regelmäßig in Verbin- VOM FACHINTERESSE ZUR GEMEINSAMEN FORSCHUNG dung gebracht. Besonders gut gelingt die Vernetzung für vertrauens- volle weitere Zusammenarbeit auch im DCHAN-Pro- Die entscheidenden Anreize seien neben Alumnitref- jekt URBANI[XX]. Hier wurde im Rahmen des Alumni- fen vor allem fachliche Angebote, sagt Tim Biermann. fachnetzes das Peer People Program (PPP) aufgelegt, Sie sorgen dafür, dass man in Kontakt bleibt oder um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus miteinander in Kontakt tritt: „Das bedeutet, dass wir Deutschland und China nachhaltig praxisorientiert zu
Alumnifachnetzwerke einer dynamischen lebendigen Eins-zu-eins-Vernet- zung zu motivieren. Um wechselseitigen Wissensaus- tausch zu ermöglichen, bringt PPP zwei Personen auf Augenhöhe fachspezifisch zusammen und unterstützt sie zum Beispiel durch Förderung ihrer gemeinsamen Veröffentlichungen. Sieben solcher Paare arbeiten oder forschen bereits erfolgreich in einem gemein- samen Projekt, 30 Paare sollen es werden, sagt die Sinologin Dr. Tania Becker, die URBANI[XX] an der Technischen Universität Berlin koordiniert. „Wir bauen das Matching gezielt mit vielen Förderideen aus. Dazu zählt auch, die virtuelle Zusammenarbeit in Zeiten von eingeschränkten persönlichen Treffen noch besser zu fördern.“ Auch wenn persönliche Treffen in China oder Deutsch- land einzelne Verbindungen langfristig stärken – wie die Erfahrungen aus dem Doppelmasterprogramm der RWTH Aachen und der Tsinghua-Universität in Peking zeigen –, tragen virtuelle Formate ebenfalls zum Ge lingen produktiver Vernetzung bei, so die Erfahrung von Tim Biermann im Corona-Jahr 2020. „Die Hemm- schwelle für unsere Alumni, sich zur Kontaktaufnahme virtuell zu vernetzen, ist geringer als bei einer analo- gen Kontaktanbahnung, die zudem von unserer Seite viel Vorbereitung benötigt.“ Die Netzwerkarbeit trägt 25 – auch in der Krise, sagt DAAD-Projektleiterin Wedel: „Die Alumnifachnetzwerke „Die Alumnifachnetzwerke haben eindrucksvoll ver- haben eindrucksvoll deutlicht, wie die Einbindung von Alumni in Koopera tionen zum Wohle aller Beteiligten Zusammenarbeit verdeutlicht, wie die Einbindung initiieren, festigen und nachhaltiger gestalten kann.“ von Alumni in Kooperationen zum Wohle aller Beteiligten Hybride Vernetzungs- und Veranstaltungsformate werden mit Blick auf die Zukunft effektiver Verbin- Zusammenarbeit initiieren, dungen ein Teil der Alumninetzwerkarbeit bleiben, so festigen und nachhaltiger Biermann. „Erste virtuelle Treffen werden wichtig sein, gestalten kann.“ um junge Leute ins Netzwerk zu holen. Das Idealmaß zwischen virtuellen und analogen Fachtreffen werden Dr. Heidi Wedel, wir herausfinden.“ DAAD, Leiterin DCHAN- Begleitvorhaben URBANI[XX] – Deutsch-Chinesisches DCHAN-Engineering – Alumni Network Aluminetzwerk Urbanisierung und Thema: Ingenieurwesen Stadtentwicklung Projektleiter: Tim Biermann Thema: Urbanisierung und Stadtentwicklung https://www.dchan-projekt.de/alumnifachnetze/ Projektleiterin: Dr. Sigrun Abels ingenieurwesen/ www.urbanixx.de
Perspektive BLICK IN DIE ZUKUNFT Die Deutsch-Chinesischen Alumnifachnetzwerke wirken weiter – diese Bilanz ist gewiss. Aber wie schätzen die DAAD-China-Expertinnen und -Experten generell die Zukunft der wissenschaftlichen Kooperation mit China ein? Wo liegen die Herausforderungen und Chancen? Was prognostizieren sie für die weitere Zusammenarbeit in der Forschung und darüber hinaus? Es antworten Ruth Schimanowski, Leiterin DAAD-Außenstelle Peking, Dr. Friederike Schröder, Referentin für Internationale Forschungskooperation, und Dr. Klaus Birk, Direktor Projektabteilung. 26 Ruth Schimanowski, Die Wissenschaft kann sich der Politik meistens nicht Leiterin der DAAD- entziehen und muss deshalb die politische Dimension Außenstelle Peking mitdenken. Das ist im Hinblick auf die gewaltigen sys- temischen Unterschiede besonders schwierig. Einen wissenschaftlichen Handlungsrahmen zwischen dem zentralistisch autoritären China und Deutschland als liberaler Demokratie abzustecken erfordert bewuss- tes Handeln, strategische Schärfe und Resilienz. Zusätzlich werden Gesetzgebung und -umsetzung sowohl in Deutschland wie auch in China beispiels- weise durch Datenschutzrichtlinien oder Exportkon trollgesetze immer komplexer und betreffen auch die Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit in internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft. der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China? Wenn man mit einem ausländischen Partner seine Zu- sammenarbeit definiert, muss man inhaltliche Fragen Die Zusammenarbeit mit China ist allein aufgrund berücksichtigen, die gegenseitigen Interessen und der Komplexität eine Herausforderung. Und diese hat verstärkt rechtliche Aspekte. in den vergangenen Jahren zugenommen. Das liegt auch an den gewachsenen geopolitischen Spannun- In meiner persönlichen Wahrnehmung ist die größte gen und der Frage, ob China als Partner oder Rivale Herausforderung derzeit: Wie kann ich die notwendi- wahrgenommen wird. China ist zwar schon seit gen Ressourcen für die Kooperation mit dem wis- Langem beides. Es ist aber inzwischen beides noch senschaftlichen Mehrwert rechtfertigen? Und: Wer mehr: auf der einen Seite noch wichtiger als Partner übernimmt in meiner Universität oder in meiner Orga- für wirtschaftlichen Wohlstand und zur Lösung globa- nisation die juristische und politische Verantwortung ler Probleme wie Klimawandel, und auf der anderen für das China-Engagement der deutschen Akteurin- Seite ein noch stärkerer Herausforderer für politische nen und Akteure (oder umgekehrt: das Deutschland- Systeme wie das der Europäischen Gemeinschaft. Engagement der chinesischen Beteiligten)?
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