Trendsuche der DGUV Trendbericht für das Jahr 2020 - Trendbericht für das Jahr 2020
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Arbeitsschutz von morgen im Internet: https://www.dguv.de/ifa/fachinfos/arbeiten-4.0/trendsuche/index.jsp https://www.dguv.de/fb-org/sachgebiete/neue-formen-arbeit/index.jsp
Inhalt Einleitung – neue Trends im Arbeitsschutz............................................................................................................ 5 Die Trendsuche im Jahr 2020................................................................................................................................. 6 1a Telearbeit – Homeoffice........................................................................................................................ 8 Trends 2020......................................................................................................................................................... 8 1b Digitale Bildung und Qualifizierung...................................................................................................... 10 3 Work-Life-Blending ............................................................................................................................... 12 4 Agilität/Veränderungsprozesse ............................................................................................................. 14 5 Zoom-Fatigue oder auch Online-Müdigkeit ............................................................................................ 16 6 Predictive Maintenance – Auswirkungen der digitalen Transformation ................................................... 18 7 Klimawandel im Arbeitsschutz .............................................................................................................. 20 8 Organisationale Resilienz ..................................................................................................................... 22 9 5G in der industriellen Anwendung........................................................................................................ 24 10 Demografischer Wandel ...................................................................................................................... 26 11 Interkulturelle Zusammenarbeit............................................................................................................ 28 12 Solo-Selbstständigkeit......................................................................................................................... 29 13 Verhaltensprävention und Gesundheitskompetenz............................................................................... 30 14 Produktsicherheit beiAdditiven Verfahren (3D-Druck) ........................................................................... 31 15 Arbeitsschutz mit Lithium-Ionen-Akkumulatoren................................................................................... 32 Übersicht zur Methodik der Trendsuche................................................................................................................ 34 Wie werden Trends gesucht?..................................................................................................................... 34 Bewertung der Trendmeldungen............................................................................................................... 34 Aufnehmen von Trends............................................................................................................................. 34
Redaktionelle Bearbeitung durch: Herausgegeben von: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV) Glinkastr. 40 10117 Berlin Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) Massaquoipassage 1 22305 Hamburg Ansprechpersonen: Dr. Susanne Roscher Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) – Leitung Sachgebiet „Neue Formen der Arbeit“ (DGUV) Dr. Christoph Schiefer Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) – Leitung Stabsstelle Gestaltung neuer Arbeitsformen Katrien Wittlich Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) – Stabsstelle Gestaltung neuer Arbeitsformen Redaktion und Satz: Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) Alte Heerstr. 111 53757 Sankt Augustin Telefon: 030 13001-0 Telefax: 030 13001-38001 E-Mail: ifa@dguv.de Internet: www.dguv.de/ifa — Mai 2021 — Titelbild: © Talaj – stock.adobe.com Bild und Grafik: DGUV/IFA; stock.adobe.com ISSN: 0173-0387
Einleitung – neue Trends im Arbeitsschutz Die Arbeitswelt hat sich von Beginn an immer wieder verändert und wird sich auch weiterhin kontinuierlich entwickeln. Aktuell beeinflussen Digitalisierung, demografischer Wandel, flexibleres Arbeiten und andere Trends die Arbeitspro- zesse, -mittel und -inhalte. Unter Präventionsgesichtspunkten bergen diese Entwicklungen Chancen, aber auch Risiken für die Gesundheit von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden. Mit der Trendsuche wollen die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung unter Leitung des Sachgebiets „Neue Formen der Arbeit“ im Fachbereich „Organisation von Sicherheit und Gesundheit“ (FB ORG) der DGUV neue Entwicklungen und Trends in der Arbeitswelt identifizieren. Sie kooperieren dabei eng mit dem Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA). Werden Entwicklungen frühzeitig erkannt, kann der Arbeitsschutz aktiv eingreifen und technische, gesellschaftliche oder politische Veränderungen mitgestalten. So lassen sich mögliche Gefährdungen und auch Chancen für die Sicher- heit und Gesundheit bei der Arbeit erkennen und es kann frühzeitig gehandelt werden, insbesondere im Bereich der Prävention. Die Veränderungen in der Arbeitswelt werden in einem jährlichen Prozess beobachtet. Dabei können von jeder Person – innerhalb und außerhalb der gesetzlichen Unfallversicherung – Trends an die Trendsuche gemeldet werden, die im Bezug zum Arbeitsschutz stehen. Dank dieses offenen Personenkreises zur Abgabe von Meldungen ist die Trendsuche weder auf die Betrachtung einzelner Branchen noch auf die Befragungen bestimmter Personengruppen beschränkt. Die Zusammenstellung und das Ranking der gesammelten Trends dienen dann als Arbeitsgrundlagen für Fachbereiche und Sachgebiete oder finden in künftigen Befragungsrunden des Risikoobservatoriums der DGUV Berücksichtigung. Was wird gesucht? Trends beschreiben die „massenhafte“ Ausbreitung von Neuerungen (Erfindungen, Erkenntnisse, neue Denk- und Ar- beitsweisen). In unserem Fall suchen wir wesentliche Entwicklungen in Arbeits- und Bildungswelten, von denen ange- nommen wird, dass sie sich auf die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit auswirken. Manche Trends sind dabei Folgen oder Ergebnisse von anderen Trends. Unser Anspruch ist es, Trends aufzuspüren, die eine Relevanz für die Prä- vention entwickeln können. Die gemeldeten Trends werden in einem kontinuierlichen Prozess gesammelt, von Fachleuten bewertet (siehe Ab- schnitt „Übersicht zur Methodik der Trendsuche“, S. 34) und veröffentlicht. Ziel ist die thematische Sammlung und Aufbereitung neuer Entwicklungen in Form eines Trend-Rankings, das Themen auf ihre Relevanz für die Sicherheit und Gesundheit hin bewertet und das jährlich veröffentlicht wird. Für den hiermit vorgelegten Trendbericht 2020 wünscht Ihnen das Team der DGUV Trendsuche eine interessante Lektüre. 5
Trendbericht 2020 Die Trendsuche im Jahr 2020 Trendsuche der DGUV Ergebnis des Trend-Rankings 2020 Die Trendsuche der DGUV wurde neu organisiert und hat Nach einem vorgegebenen Bewertungsschema (siehe im Jahr 2020 die Arbeit wieder aufgenommen. Ab Juni Abschnitt „Übersicht zur Methodik der Trendsuche“, S. 34) 2020 wurde auf verschiedenen Internetseiten der Deut- werden in sechs verschiedenen Kategorien Punkte für die schen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und der einzelnen Trends durch eine Expertenrunde vergeben. Die Unfallversicherungsträger (UVT) zu Trendmeldungen auf- Summe aller vergebenen Punkte für einen Trend wird in gerufen, die seitdem an Trendsuche@dguv.de gesendet Relation zu der maximal erreichbaren Punktzahl gesetzt. werden können. Für den vorliegenden Bericht wurden alle Hieraus ergibt sich eine Rangfolge der Trends, die eine eingetroffenen Trendmeldungen bis Mitte September Priorisierung der Trends ermöglicht. In das Trendranking 2020 berücksichtigt. Alle später eingetroffenen Trends 2020 (Tabelle 1) wurden 15 der 17 gemeldeten Trends auf- werden im Trendranking für das Jahr 2021 berücksichtigt. genommen, die von menschenzentrierten Themen wie Telearbeit – Homeoffice bis hin zu technikzentrierten The- Insgesamt erreichten uns im vergangenen Jahr 26 Trend- men wie 5G-Netz oder 3D-Druck reichen. Auch sind Aus- meldungen von zwölf verschiedenen Personen, aus de- wirkungen der Corona-Pandemie auf neue Trends und nen sich insgesamt 17 verschieden Trendthemen ergaben. deren Platzierung zu beobachten, z. B. bei der so genann- Diese wurden inhaltlich als Trend-Steckbriefe aufbereitet ten „Zoom-Fatigue“. und in der Expertenrunde von Vertretungen der DGUV, der UVT, der Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN), Tabelle 1: Ergebnis der Trendsuche 2020 mit dem Trendranking des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) und der Arbeitgebenden/-nehmenden diskutiert und nach festge- Platz Trends Bewertung Abgegebene legten Kriterien wie Aktualität, Bezug zum Arbeitsschutz [% max. Bewertungen oder politische Bedeutung bewertet. Punktzahl] [Anzahl] 1 Telearbeit – Homeoffice 63,7 17 Bei den Steckbriefen ist zu beachten, dass sie von den 2 Digitale Bildung und 63,7 17 Mitwirkenden der Trendsuche formuliert wurden und nicht Qualifizierung von den Trendmeldenden. Um die Abgabe einer Trend- 3 Work-Life-Blending 46,1 17 meldung niederschwellig zu gestalten, ist auch die Zusen- 4 Agilität und Verände- 44,4 15 dung einzelner Stichworte möglich und erwünscht. Es rungsprozesse kann daher bei der Erstellung der Steckbriefe vorkom- 5 Zoom-Fatigue oder auch 39,2 17 men, dass andere Gedanken oder Aspekte erarbeitet wur- Online-Müdigkeit den, als von der einsendenden Person gewünscht oder 6 Predictive Maintenance – 36,8 14 gedacht waren. Hierbei wäre es zukünftig hilfreich, so Auswirkungen der digita- viele Informationen und Überlegungen wie möglich mitzu- len Transformation senden, die Antworten auf die Fragen der Steckbriefe 7 Klimawandel im Arbeits- 34,3 17 liefern. schutz 8 Organisationale Resilienz 32,3 16 Des Weiteren erhebt die Trendsuche keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es kann folglich weitere relevante Trends 9 5G-Netz in der industriel- 29,2 16 len Anwendung geben, die allerdings in diesem Durchlauf unentdeckt geblieben sind. 10 Demografischer Wandel 22,5 17 11 Interkulturelle Zusam- 21,6 17 In diesem Bericht wird die Rangfolge der Trendthemen, menarbeit die sich aus den Bewertungen der Arbeitsgruppe ergibt, 12 Solo-Selbstständigkeit 16,7 17 dargestellt. Die einzelnen Trends werden skizziert und 13 Verhaltensprävention 11,8 17 abschließend wird die angewendete Methodik der Trend- und Gesundheitskom- suche vorgestellt. petenz 14 Produktsicherheit bei 7,8 15 An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Trend- additiven Verfahren (3D- meldenden und die explizite Einladung an alle, weiterhin Druck) Trends zu melden! 15 Arbeitsschutz mit Lithi- 5,6 15 um-Ionen-Akkumulatoren 6
Trendsuche 2020 Die Verteilung der vergebenen Punkte auf die verschiede- nen Bewertungskategorien ist in Abbildung 1 dargestellt. Hier ist zu beachten, dass auch negative Punkte vergeben werden können. Diese werden von den positiven Punkten abgezogen, um die Gesamtpunktzahl zu berechnen. Abb. 1: Punkteanteile der einzelnen Bewertungskategorien an der Gesamtbewertung Telearbeit - Homeoffice Digitale Bildung und Qualifizierung Work-Life-Blending Agilität und Veränderungsprozesse Zoom-Fatigue oder auch Online-Müdigkeit Predictive Maintenance - Auswirkungen der digitalen Transformation Klimawandel im Arbeitsschutz organisationale Resilienz 5G-Netz in der industriellen Anwendung Demographischer Wandel Interkulturelle Zusammenarbeit Solo-Selbstständigkeit Verhaltensprävention und Gesundheitskompetenz Produktsicherheit bei Additiven Verfahren (3D_Druck) Arbeitsschutz mit Lithium-Ionen-Akkumulatoren -20 % 0 20 % 40 % 60 % 80 % Aktualität Dynamik Inhalt Notwendigkeit politische Bedeutung Häufigkeit der Nennung Neben den oben aufgeführten Trends wurden zwei weitere betrachtet, die nicht Teil des Trend-Rankings sind, aber der Vollständigkeit halber hier genannt werden sollen: • Gesundheitsgefährdung bei der Anwendung von Additi- ven Verfahren (3D-Druck) • Green Economy Diese Themen wurden nicht aufgenommen, weil sie ent- weder eine negative Gesamtpunktzahl erreicht haben oder der direkte Bezug zum Arbeitsschutz nicht herausge- arbeitet werden konnte. 7
Trendbericht 2020 Trends 2020 Auf den folgenden Seiten sind die Steckbriefe aller positiv bewerteten Trends aufgelistet. 1a Telearbeit – Homeoffice Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Homeoffice ist eine Form des mobilen Arbeitens. Sie er- möglicht es Beschäftigten, nach vorheriger Abstimmung mit dem Arbeitgeber zeitweilig im Privatbereich für den Arbeitgeber tätig zu sein. Möglich wird das durch mobile Endgeräte wie Notebooks, Tablets und Smartphones, ver- besserte Cloud-Technologie und leistungsstarke Breitband- verbindungen. Anders als bei auf Dauer eingerichteten Telearbeitsplätzen hat die Arbeit im Homeoffice vielfältige Ausprägungen. Daraus ergeben sich viele praktische und rechtliche Fragen, mit denen sich Unternehmen bei der Einführung oder der Ausweitung von Arbeit im Homeoffice befassen sollten. Bezug zum Arbeitsschutz? Anders als bei Telearbeit unterliegt mobile Arbeit – auch Kurzbeschreibung des Trends im Homeoffice – nicht der Arbeitsstättenverordnung. Es gilt aber das Arbeitsschutzgesetz inklusive der Verpflich- Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie zeigen, dass tung des Arbeitgebenden, alle notwendigen Maßnahmen Homeoffice für viele Beschäftigtengruppen möglich ist. zum Arbeitsschutz zu ergreifen. Weitere Regelungen zum Damit dürfte sich das Ausmaß der Arbeit von zu Hause Arbeitsschutz, z. B. der nichtstaatlichen Regelsetzung dauerhaft auf einem höheren Niveau bewegen. Umso (DGUV), finden auch bei mobilen Arbeitsformen uneinge- wichtiger ist es, die Arbeit im Homeoffice gesundheitsge- schränkt Anwendung. Auch die Bestimmungen des Ar- recht zu gestalten. beitszeitgesetzes müssen eingehalten werden, etwa in Bezug auf Höchstarbeitszeit und Ruhezeiten. Hierzu gilt Hier gilt es, das Augenmerk besonders auf neue Formen es, praktische und rechtliche Fragen zu klären. der Arbeitsorganisation zu richten, wie neue Führungs- konzepte, flexiblere Arbeitszeiten, Entgrenzung der Arbeit Weiterhin zeigen arbeitswissenschaftliche Studien, dass und steigende Eigenverantwortung für Arbeitsgestaltung das Arbeiten im Homeoffice neben zahlreichen positiven und Gesunderhaltung (Gesundheitskompetenz) daheim. Effekten, z. B. die Möglichkeit der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, ungestörteres Arbeiten und Weiterhin kann auch das Homeschooling als länger an- der Wegfall von Fahrtzeiten, auch eine Reihe von Faktoren haltender Trend betrachtet werden, auch wenn dessen mit sich bringt, die sich negativ auswirken können. Dazu Ausmaß sinken wird. zählen unter anderem verschobene oder erweiterte Ar- beitszeiten, die eingeschränkte soziale Anbindung an ein Schlagwörter Team und Vorgesetzte sowie Fragen der ergonomischen und technischen Ausstattung. Welche langfristigen Aus- Homeoffice, Telearbeit, neue Formen der Arbeitsorga- wirkungen die Arbeit im Homeoffice auf Gesundheit und nisation, orts- und zeitflexibles Arbeiten, neuer Ar- Arbeitszufriedenheit hat und welche Präventionsangebote beitsschutz, Entgrenzung der Arbeit, Vertrauensar- geeignet sind, gilt es zu klären. beitszeit, Führung Corona, Homeschooling, Telearbeit (Teleheimarbeit, alternierende Telearbeit) Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? Es betrifft vor allem Personengruppen, die einer 8
Trends 2020 Bürotätigkeit nachgehen, sowie Schülerinnen und Schüler Links, Anhänge sowie Studierende. Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit New Normal; Studie des Fraunhofer IAO in Kooperation von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung Studierenden sind zu erwarten? DGFP e.V.: http://publica.fraunhofer.de/eprints/urn_ Die Zeit der Corona-Pandemie hat in vielen Berufen und nbn_de_0011-n-5934454.pdf Tätigkeiten zu massiven Veränderungen geführt. Bei Büro- tätigkeiten wurden viele Erfahrungen zum Homeoffice ge- Herausforderungen des Arbeitsschutzsystems im Fokus, sammelt und die Pandemie hatte dabei eine beschleuni- Gestaltungsanforderungen am Beispiel von Arbeitsinten- gende Wirkung. Nun gilt es, teilweise aus der Not geborene sität und ortsflexibler Arbeit; Bundesanstalt für Arbeits- Übergangslösungen gründlich zu evaluieren, die Vor- und schutz und Arbeitsmedizin: https://www.baua.de/DE/ Nachteile herauszuarbeiten und offene Fragen zu klären, Angebote/Aktuelles/Meldungen/2020/2020-07-22-Vera- um die Arbeit im Homeoffice nachhaltig und gesund zu enderungen-Arbeitswelt.html gestalten, um beispielsweise die Gefahr von sozialer Iso- lation, Schwierigkeiten bei der Trennung von Berufs- und Privatleben oder sinkende Motivation zu vermeiden. Für welche Branchen ist das Thema interessant? • Information und Kommunikation • Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen • Grundstücks- und Wohnungswesen • Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen • Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung • Kunst, Unterhaltung und Erholung • Schule und Hochschule • Alle Branchen mit Büroarbeitsanteilen 9
Trendbericht 2020 1b Digitale Bildung und Qualifizierung Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Digitale Bildung und Qualifizierung sind Chance und Her- ausforderung zugleich. Chance, weil sie Bildungsprozesse potenziell so verändern können, dass Talente und Poten- ziale noch besser erkannt und individuell gefördert wer- den können. Herausforderung, weil das bisher praktizier- te Lern- und Schulsystem sowie Bildungsziele kritisch überdacht, neugestaltet und erweitert werden müssen. Ebenso stellt sich die Frage, inwieweit Bildungs- und Qua- lifizierungsangebote auch zukünftig in Präsenz stattfin- den müssen. Qualifizierungsangebote in Online- oder Blended-Learning-Formaten können je nach Thema und Ausgestaltung lern- und transferförderlicher sein sowie mehr Menschen erreichen. Alle Beschäftigten, die mit neuen Lehr- und Lernformen Kurzbeschreibung des Trends konfrontiert werden, sollten adäquat berücksichtigt wer- den: „Für viele ältere Beschäftigte bieten sich Lernformen Im Zuge der Digitalisierung treten digitale Medien und an, die in die Arbeit integriert sind. Bei formaler Weiterbil- digitale Werkzeuge zunehmend an Stelle analoger Verfah- dung müssen hingegen bei Älteren oftmals Vorbehalte ren und lösen diese nicht nur ab, sondern eröffnen neue abgebaut werden, die durch lange Lernentwöhnung ent- Blickwinkel in nahezu allen gesellschaftlichen, wirtschaft- standen sind.“ (Quelle: BMAS). In diesem Zusammen- lichen und wissenschaftlichen Bereichen. Dies betrifft hang könnten sich zukünftig neue Chancen ergeben, da auch den Bildungsbereich und die betriebliche Qualifizie- durch digitale Medien nicht nur formales, sondern auch rung. Durch die pandemiebedingten Bemühungen zur non-formales und informelles berufliches Lernen projekt- Reduzierung der direkten Kontakte hat dieser Trend noch bezogen erleichtert wird. Es können aber auch potenzielle einmal erheblichen Aufschwung erfahren. Belastungen auftreten, wie z. B. zusätzliche Bildschirm- zeiten, Zoom Fatigue, Work-Life-Blending und deren ge- Schlagwörter sundheitsbeeinträchtigende Folgen. Bezug zum Arbeitsschutz? Digitale Bildung, betriebliche Weiterbildung, Kompe- Digitale Bildung findet vermehrt aus dem Homeoffice her- tenzentwicklung, Bildungsbereich, Kongresse, Quali- aus oder von anderen mobilen Arbeitsorten aus statt – fizierung, Qualifizierungsformate, Unterweisungen hier müssen praxisgerechte Regelungen bezüglich des Arbeitsschutzes getroffen werden. Es muss geprüft wer- den, welche Arbeitsschutzinhalte durch welche digitalen Bildungsformate wirksam vermittelt werden können. Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? Alle Personen, die sich mit Bildung und Qualifizierung im Generellen beschäftigen oder diese nutzen. 10
Trends 2020 Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit Links, Anhänge von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Bildung in der digitalen Welt; Strategie der Kultusminis- Zusätzliche Belastungen und Beanspruchungen können terkonferenz: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/ durch die vermehrten digitalen Bildungs- und Online-Qua- pdf/PresseUndAktuelles/2017/Strategie_neu_2017_da- lifizierungsangebote entstehen, insbesondere bei mobiler tum_1.pdf Arbeit. Qualifizierungsangebote und Lernumgebungen müssen menschengerecht gestaltet werden. Die Corona-Krise als Brennglas: Sechs Beobachtungen und sechs Schlussfolgerungen zum digitalen Lernen in der Schule: https://www.digitalisierung-bildung. Für welche Branchen ist das Thema interessant? de/2020/05/19/ die-corona-krise-als-brennglas-sechs-beobachtungen- • Bildungsträger und-sechs-schlussfolgerungen-zum-digitalen-lernen-in- • Schulen der-schule/ • Universitäten • Bildungsanbieter Digitalisierung der Bildung: • UVT https://www.digitalisierung-bildung.de/2020/05/19/ • Unternehmen die-corona-krise-als-brennglas-sechs-beobachtungen- und-sechs-schlussfolgerungen-zum-digitalen-lernen-in- der-schule/ Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“ des BMAS – Ausgabe 2: Altersgerechte Arbeitsgestaltung: https://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikatio- nen/A746-2-fortschrittsreport-ausgabe-2-februar-2013. html;jsessionid=87E27BFD21A2C065772B0E8F03DCA43F. delivery1-replication KompetenzBildung für Sicherheit und Gesundheitsschutz (KoSiG), Unser Bildungsverständnis; DGUV: https://www.dguv.de/medien/inhalt/qualifizierung/ praev-service/verstaendnis.pdf 11
Trendbericht 2020 3 Work-Life-Blending Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Die Rahmenbedingungen der Erwerbsarbeit, die aktuellen Arbeitsorganisationsformen und die verwendeten Arbeits- mittel führen dazu, dass eine klare Trennung zwischen Erwerbs- und Privatleben zunehmend schwieriger wird. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind vielfältig und natürlich auch von den Wünschen und Handlungsoptio- nen der Beschäftigten geprägt. Bezug zum Arbeitsschutz? Das Unfallgeschehen in vielen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft ist seit Jahren rückläufig. Wachstumsraten sind dagegen bei der Anzahl psychischer Erkrankungen oder auch von Frühverrentungen aufgrund psychischer Erkran- kungen festzustellen. Inwiefern diese generellen Trends mit den Veränderungen in den Arbeitsorganisationsfor- Kurzbeschreibung des Trends men verknüpft sind, kann nicht als kausaler Zusammen- hang nachgewiesen werden. Work-Life-Blending: „Entgrenzung der Arbeit beschreibt in der Arbeits-, Wirtschafts- und Industriesoziologie die zu- Viele Forschungsergebnisse weisen jedoch darauf hin, nehmende Auflösung von zeitlichen, räumlichen und dass psychischen Bewältigungsprozessen von Belastun- sachlichen Strukturen der Erwerbsarbeit. Im engeren Sin- gen und Ressourcen in der Selbstorganisation eine be- ne ist damit oft die Auflösung von Grenzen zwischen Er- deutsame Rolle zukommt. Bewährte Arbeitsschutzmaß- werbsarbeit und Privatleben gemeint.“ (Quelle: Wikipe- nahmen erreichen nur noch z. B. in Büros und an festen dia). Die Komplexität des Alltags nimmt weiter zu, ebenso Arbeitsplätzen ihre Ziele. Daher sollte der Arbeits- und wie die Anforderungen im beruflichen und familiären Kon- Gesundheitsschutz künftig nicht mehr nur von Spezialis- text. Dadurch gestaltet sich die Vereinbarkeit verschiede- ten festgelegt werden, sondern müsste individuell gestal- ner Lebensbereiche wie Familie, Beruf, Freizeit oder Eh- tet und gelebt werden. renamt („Life Balance“) zunehmend schwierig und kann zur Belastungsprobe werden. Viele Beschäftigte sehen Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? sich einer immer höheren Leistungserwartung und Ar- Die „Entgrenzung der Arbeit“ ist ein Phänomen, das nicht beitsverdichtung gegenüber, die sich auf das psychische an bestimmte Erwerbszweige oder Beschäftigtengruppen und physische Wohlbefinden auswirken. geknüpft ist. Die Digitalisierung als Treiber der Entgren- zung wird vermutlich bei allen Arbeitsformen, die bei- Schlagwörter spielsweise über Smartphones oder andere digitale End- geräte Zugang zu betrieblichen Aufgaben oder einer Work-Life-Blending, Wandel der Erwerbsarbeit, digita- zeitlichen Verfügbarkeit angebunden sind, zeitlich-räumli- le Transformation, Entschleunigung, Work-Life-Balan- che Grenzen erodieren lassen. ce, Stress, neue Formen der Arbeit, Homeoffice, mobi- le Arbeit, Entgrenzung 12
Trends 2020 Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit Links, Anhänge von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Home-Office in Deutschland; Statista: de.statista.com/ Es sind Überforderungssituationen denkbar, da Belastun- infografik/9161/ gen aus dem Berufs- und Privatleben nicht mehr getrennt verbreitung-von-home-office-in-deutschland/ werden, so dass sich einerseits Belastungen aus beiden Bereichen verstärken können und andererseits Erholungs- Neue Studie zu Hirndoping – Jeder fünfte Student putscht räume verlorengehen gehen. sich auf; Spiegel Panorama: http://www.spiegel.de/ lebenundlernen/uni/hirndoping-jeder-fuenfte-student- In der Folge sind psychische und physische Beanspru- nimmt-mittel-zu-leistungssteigerung-a-880810.html chungsfolgen zu erwarten. Überforderung lässt aber auch die Fehlerwahrscheinlichkeit steigen, was zu Unfällen Von der Schreibstube zum Workspace – Hängt Innovati- führen kann. on die Regelsetzung ab? KANBrief 2/19: https://www. kan.de/publikationen/kanbrief/bueroarbeit-heute/ Für welche Branchen ist das Thema interessant? von-der-schreibstube-zum-workspace-haengt-innovati- on-die-regelsetzung-ab/ Im Bereich der Verwaltung und teilweise im Dienst- leistungssektor ist dieses Arbeitsmodell von großer Ist das Büro der Zukunft noch zu regeln? KANBrief 2019: Bedeutung. Im produzierenden Gewerbe oder im sozi- https://www.kan.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/ alen Bereich sind solche flexiblen Modelle aktuell KAN-Brief/de-en-fr/19-2.pdf eher nicht umsetzbar. 13
Trendbericht 2020 4 Agilität/Veränderungsprozesse Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Die Veränderungszyklen von technologischen Möglichkei- ten oder Anforderungen für Produktions- und Entwick- lungsprozesse werden kürzer. Auch steigt die Anzahl der sich global auswirkenden Katastrophen. Das verlangt zunehmend schnelle und flexible Anpassungen an Verän- derungen. Daher werden agile Methoden zunehmend Verbreitung finden. Durch das iterative und kleinschrittige Vorgehen beim agilen Arbeiten kann man zeitnah auf sich verändernde Bedingungen (z. B. technologische Verände- rungen) reagieren, indem Prozesse und Entwicklungs- schritte regelmäßig überprüft und angepasst werden. Häufig wird in selbstorganisierten agilen Teams gearbei- tet. Deshalb ist es wichtig, dass auch die Beschäftigten den Stellenwert von Sicherheit und Gesundheit verinnerli- chen (Gesundheitskompetenz). Kurzbeschreibung des Trends Im innerbetrieblichen Umfeld führen agile Methoden zu Der zunehmende Einsatz von agilen Methoden in den bereichsübergreifenden Projekten und Arbeitsweisen, unterschiedlichsten Bereichen kann zu einer Verschie- was mit neuen Rollen/Tätigkeitsfeldern in selbstorgani- bung von Kompetenzen und Zuständigkeiten im Bereich sierten Teams verbunden ist. Wie Gefährdungen identifi- Sicherheit und Gesundheit führen. Deshalb erhalten in ziert und beurteilt werden, Bedarfe kommuniziert und diesen Tätigkeitsfeldern Arbeitsschutzmaßnahmen, die Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz abge- die Eigen- und Gesundheitskompetenz der Mitarbeiten- leitet und umgesetzt werden, muss deshalb an die verän- den stärken, einen hohen Stellenwert. Wichtig ist zudem derten betrieblichen Strukturen angepasst werden. die gesundheitsgerechte Gestaltung agiler Arbeitsmetho- den, die auch die konsequente Umsetzung bzw. Einhal- Bezug zum Arbeitsschutz? tung des agilen Mindsets beinhaltet. Der Einsatz von agilen Methoden bedingt eine Verände- rung der Aufgabenverteilung zwischen Führungskräften und Beschäftigten, mit der ein höheres Maß an Selbstver- Schlagwörter antwortung für die Mitarbeitenden einhergeht. Diese ar- beitsorganisatorische Verschiebung kann zu kritischen Agilität, Kultur der Prävention, gesunde und sichere Konsequenzen führen, wenn die Umsetzung von Sicher- Veränderungsprozesse heitsstandards und Gesundheitsschutz nicht den neuen Bedingungen entsprechend angepasst werden. Beispielsweise ist es wichtig, dass (auch) beim agilen Arbeiten Zeitdruck und Selbstüberforderung vermieden werden. Wenn Beschäftigte in selbstorganisierten agilen Teams arbeiten, dann schätzen sie selbständig ein, wel- che Aufgaben sie in welchen Zeiträumen bearbeiten kön- nen. Hat das Team wenig Erfahrung mit solchen Aufwandseinschätzungen oder bekommt es unrealisti- sche Leistungs- oder Zeitvorgaben, kann dies kurzfristig zu Zeitdruck, Überforderung und selbstgefährdendem 14
Trends 2020 Verhalten führen (z. B. Überstunden machen, Pausen und Links, Anhänge Erholungszeiten reduzieren, zeitintensive Arbeitsschutz- vorkehrungen umgehen). Es ist deshalb beim agilen Ar- Gestaltungsempfehlungen für gute agile Arbeit; Verdi: beiten von großer Bedeutung, dass die Teams einerseits https://innovation-gute-arbeit.verdi.de/ueber-uns/for- ausreichend Zeit und Möglichkeiten erhalten, ohne Druck schungsprojekte/ Erfahrungen mit dem „agilen Schätzen“ zu machen. Au- digap/++co++b2c5c52a-f6d4-11e8-b22f-525400ff2b0e ßerdem sollten agile Teams mit diesem Lernprozess nicht allein gelassen werden. Bei der agilen Methode „Scrum“ Sicherheit & Gesundheit in Veränderungsprozessen; UK zum Beispiel ist deshalb explizit die Rolle des Scrum Mas- BG: https://publikationen.dguv.de/praevention/kampa- ters vorgesehen, der das Team bei seiner Selbst gne-kommmitmensch/handlungsfeld-sicherheit-und-ge- organisation unterstützt und Bedarfe und Interessen des sundheit/3778/ Teams gegenüber Führungskräften vertritt. handlungsfeld-sicherheit-gesundheit-praxishilfe-4-si- cherheit-und-gesundheit-in-veraenderungsproz Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? Prozess- und Changemanagement-Akteure, Unterneh- mensleitungen und Führungskräfte, Agile Coaches, Scrum Master Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Zeitliche Überforderung in unerfahrenen agilen Teams kann negative gesundheitliche Folgen haben und Unfälle verursachen. Für welche Branchen ist das Thema interessant? Alle Branchen, die Projektmanagement betreiben und Innovationen benötigen. Vornehmlich arbeiten solche Unternehmen, Unternehmensbereiche und/oder Teams agil, die „Entwicklungsarbeit“ leisten, also neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln. Das grundlegende Prinzip beim agilen Arbeiten, Prozesse zu hinterfragen und anzupassen (inspect & adapt) ist jedoch auch außerhalb von Entwicklungsarbeit an- wendbar. Branchen, in denen häufig agil gearbeitet wird, sind IT-Unternehmen, Banken und Versicherun- gen. Zudem wird zunehmend auch in der Produktion, Unternehmensberatungen, Personal- und Marketing- abteilungen sowie Schulen und im Ehrenamt agil gearbeitet. 15
Trendbericht 2020 5 Zoom-Fatigue oder auch Online-Müdigkeit Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Um persönliche Kontakte in Corona-Zeiten zu minimieren, finden kaum noch physische Treffen statt. Alternativ wird bei Besprechungen, Seminaren oder Konferenzen auf virtuelle Kommunikation über Video gewechselt. Die intensive Nutzung von Videokonferenzsystemen kann zu einer anderen Art von Müdigkeit und sogar Erschöp- fung als bei Präsenzbesprechungen führen. Dieses Phä- nomen wird Zoom-Fatigue genannt. Der Begriff setzt sich aus dem Wort Zoom, einem verbreiteten Tool für Onlinekonferenzen, und dem französischen Wort für Mü- digkeit oder Erschöpfung, Fatigue, zusammen. Dabei wer- den verschiedene Aspekte als belastend empfunden (wei- tere Effekte sind möglich): Kurzbeschreibung des Trends • Es muss konzentrierter zugehört werden, da die „non- verbale“ Kommunikation eingeschränkt ist, Zum Schutz vor Ansteckungen mit SARS-CoV-2 haben vir- • Small Talk und die Beziehungsgestaltung allgemein tuelle Treffen, Besprechungen und Konferenzen die realen sind schwieriger, Zusammenkünfte weitgehend abgelöst. Neben einer da- • Mehr Konzentration bei schlechter Tonqualität, durch erhöhten Anforderung an die Konzentration sind • Zeitversatz bei Reaktionen und Wortmeldungen, weniger Erholungsphasen und eine höhere Termindichte • ggf. keine Pausen während der virtuellen Treffen, sowie Arbeitsverdichtung weitere Folgen dieser Entwick- • Weniger Pause zwischen verschiedenen Treffen, lung, verursacht durch den Wegfall von Reisezeit/Orts- • Höhere Anzahl an Treffen pro Tag, wechseln zwischen Terminen. • Permanentes Starren auf den Bildschirm ist anstren- gend für die Augen und Körperhaltung. Schlagwörter Bezug zum Arbeitsschutz? Psychische und physische Mehrbelastung durch häufige Digitalisierung, virtuelle Treffen, Arbeitsverdichtung, virtuelle Konferenzen und Besprechungen ist möglich. psychische Belastung, physische Belastung, Belas- tungsfaktoren virtueller Kommunikation Bessere technische und organisatorische Rahmenbedin- gungen müssen geschaffen werden. Darüber hinaus wäre die Stärkung der Gesundheitskompetenz der bzw. des Einzelnen hilfreich. Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? Es sind vor allem Personen betroffen, bei denen Bespre- chungen, Seminare oder Konferenzen einen erheblichen Teil an der Arbeitstätigkeit ausmachen und die von Prä- senztreffen auf virtuelle Treffen gewechselt haben. 16
Trends 2020 Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit Links, Anhänge von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? IBE-Studie: „Zoom-Fatigue“; Institut für Beschäftigung Es sind die typischen Folgen von Stress und psychischer und Employability: https://www.ibe-ludwigshafen.de/ Überbelastung, aber auch Muskel-Skelett-Probleme zu zoom_fatigue/ erwarten. Zoom-Fatigue: Virtuelle Meetings machen müde; Heise: https://www.heise.de/news/Zoom-Fatigue-Virtuelle- Für welche Branchen ist das Thema interessant? Meetings-machen-muede-4892703.html • Information und Kommunikation • Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen • Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen • Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung • Bürotätigkeiten • Information und Kommunikation • Schule und Hochschule 17
Trendbericht 2020 6 Predictive Maintenance – Auswirkungen der digitalen Transformation Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Predictive Maintenance kommt heute bereits stark in der Produktion, aber auch in anderen Bereichen wie bei- spielsweise in der Wartung von Strahltriebwerken von Verkehrsflugzeugen oder der Wartung von Aufzügen vor. Bezug zum Arbeitsschutz? Der Wartungsprozess an bereits defekten Maschinen ist grundsätzlich mit höheren Gefährdungen verbunden als ein solcher an intakten Maschinen. Weiterhin kann der Ausfall einer Maschine unmittelbar zu neuen Gefährdun- gen für deren Umfeld, einschließlich der sich in ihr aufhal- tenden Personen führen. Weiterhin können durch den Ausfall auch mittelbare Gefährdungen auftreten. Die Ver- hinderung eines gefährlichen Ausfalls einer Maschine ist somit immer ein wichtiger Teil der Unfallprävention. Kurzbeschreibung des Trends Da Vorhersagemodelle jedoch nur sehr schwierig zu vali- Ziel des Predictive Maintenance ist es, mithilfe von Künst- dieren sind, können durch den Einsatz von Predictive licher Intelligenz frühzeitig Anomalien einer Maschine Maintenance auch neue Risiken entstehen. So stellen in oder eines Fahrzeugs zu erkennen. Hierzu werden die zur diesem Zusammenhang sowohl nicht erkannte bevorste- Verfügung stehenden Daten unterschiedlicher Sensoren hende Ausfälle als auch falsch erkannte zukünftige Aus- der Maschine ausgewertet und mithilfe von tiefen neuro- fälle ein Risiko dar. Im ersten Fall besteht das Risiko, nalen Netzwerken Muster erkannt. Auf Basis von Regressi- dass sich zu sehr auf das System verlassen wird und es onsalgorithmen werden Vorhersagen vorgenommen. Da- durch eventuell eingeschränkte zyklische Wartungsinter- mit kann vor deren Ausfall auf Unregelmäßigkeiten valle doch zu gefahrbringenden Ausfällen kommt. Im reagiert und durch zielgerichtete Wartung ein späterer zweiten Fall könnten zu viele falsch gemeldete Ereignis- Ausfall der Maschine verhindert werden. se dazu führen, dass das Vertrauen in das System voll- ständig verloren geht und auf seine Meldungen nicht mehr reagiert wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, Schlagwörter auch auf zyklisch stattfindende Wartungen nicht gänz- lich zu verzichten. Dies gilt insbesondere für neue Syste- Predictive Maintenance, Künstliche Intelligenz, ma- me, die gerade erst implementiert wurden, da diese einer schinelles Lernen, Deep Learning besonderen Überwachung ihrer Performance im konkre- ten Einsatzumfeld bedürfen. Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? In erster Linie sind Akteure im Arbeitsschutz und Unter- nehmensführungen betroffen. 18
Trends 2020 Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit Links, Anhänge von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Vertrauenswürdige künstliche Intelligenz (Trustworthy Eine potenzielle Vernachlässigung zyklischer Wartungen Artificial Intelligence), Gestaltung sicherer Systeme und kann zu Aus- und Unfällen führen, die man mit Predictive Anwendungen der künstlichen Intelligenz; IFA: https:// Maintenance eigentlich verhindern möchte. www.dguv.de/ifa/fachinfos/kuenstliche-intelligenz/ index.jsp Für welche Branchen ist das Thema interessant? Machine Learning in der Praxis, so setzen Sie Predictive Maintenance richtig um; Computerwoche: • Produzierendes Gewerbe https://www.computerwoche.de/a/ • Wartung so-setzen-sie-predictive-maintenance-richtig- um,3547717,2 Lift Monitoring & Predictive Maintenance; Bosch: https://bosch.io/de/use-cases/gebaeude/ lift-monitoring-predictive-maintenance/ 19
Trendbericht 2020 7 Klimawandel im Arbeitsschutz Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Der Klimawandel hat physische, psychische und finanzielle Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Körper- liche Arbeit bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuch- tigkeit führt zur Belastung des Herz-Kreislauf-Systems, wodurch Herzinfarkte und chronische Nierenerkrankun- gen, auch bei jungen Arbeitenden, die Folge sind. Weiter- hin kommt es zu negativen Auswirkungen der Arbeitsleis- tung von Beschäftigten, wenn keine ausreichende Klimatisierung vorhanden ist. Umgekehrt kann die „klini- sche Reinheit“ der Innenluft zur Schwächung von Resis- tenzen gegenüber Keimen führen. Ein weiterer Punkt ist die Verschlechterung der Luftqualität, die durch tempera- turabhängige Ozonbildung und Aerosole entsteht und somit die Gesundheit der Atemwege angreift. Kurzbeschreibung des Trends Durch Naturkatastrophen kann der Zugang zu sicherer Beschäftigung, Nahrung, Wasser und Unterkunft verloren Klimawandel stellt die Gesellschaft vor große Herausfor- gehen. Das übermäßig heiße Wetter kann bei Menschen derungen. Zum einen sind Anstrengungen notwendig, um mit psychiatrischen Störungen zu erhöhter Morbidität das Fortschreiten des Klimawandels einzudämmen. Zum führen. Weiterhin entwickeln Mitarbeitende eine „Öko- anderen erfordern die Folgen des Klimawandels wirkungs- Angst“/Trauerreaktion auf die Auswirkungen unkontrol- volle Anpassungsstrategien – vor allem auch im Hinblick lierter Treibhausgas-Emissionen auf die Umwelt. auf die Gesundheit der Menschen und damit auf den Ar- Laut SUVA Zukunftsstudie erfolgt durch die erhöhten Ener- beitsschutz. In diesem Zusammenhang sind durch extre- giekosten eine Kosteneinsparung, wodurch Ersatzinvesti- me Wetterereignisse auch mögliche Auswirkungen auf die tionen zaghafter getätigt, Anlagen eher überbeansprucht physische und psychische Belastung zu beobachten. und Redundanzen und Sicherheitssysteme abgebaut wer- den. Diese finanziellen Auswirkungen des Klimawandels Durch erhöhte Energiekosten kann es zu erhöhtem wirt- kann sich durch erhöhte Unfall-und Gesundheitsgefahren schaftlichem Druck kommen, wodurch es wiederum zu für Mitarbeitende im Betrieb äußern. Einsparungen im Arbeitsschutz (insbesondere bei der Sicherheitstechnik) kommen kann. Bezug zum Arbeitsschutz? Eine weniger widerstandsfähige Belegschaft aufgrund der oben genannten gesundheitlichen Auswirkungen, mit Schlagwörter Verlust an Erfahrung und der Notwendigkeit häufigerer Schulungszyklen, wird sich in Zukunft wahrscheinlich Klimawandel, Extreme Wetterbedingungen, Katastro- erheblich auf die Arbeitgebenden auswirken. phen, Anstieg Energiekosten, psychische Belastung Für den Fall, dass die Verlangsamung des Klimawandels und der Umgang mit dessen Folgen nicht gelingen, müs- sen diese Verluste gegen die Kosten für die Einführung adaptiver Veränderungen abgewogen werden. 20
Trends 2020 Mit einer Zunahme von Naturkatastrophen wie Starkre- Links, Anhänge gen, Überschwemmungen, Erdrutsche, Waldbrände, auch im „gemäßigten Klima“ Mitteleuropas, ist zu rechnen. Mangala Patil; Kate J Jeffery: What does climate change mean for occupational health professionals? Occupatio- Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? nal Medicine 70 (2020) Nr. 6, S. 386-388 . (Ein Editorial • Finanziell: altersunabhängig, sämtliche Erwerbstätige in der Zeitschrift weist darauf hin, dass sich auch der • Chronische Erkrankungen/Herz-Kreislauf: eher ältere Arbeitsschutz mit den Folgen des Klimawandels beschäf- Menschen tigen muss. Im Editorial werden einzelne Aspekte • Zukunftsangst: eher jüngere Menschen aufgezählt.) Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Es sind die beschriebenen sowohl physischen als auch psychischen Belastungen durch den Klimawandel zu erwarten. Für welche Branchen ist das Thema interessant? • Bau und Handwerk, Landwirtschaft, Handel und Logistik, Büro • Katastrophenschutz, Feuerwehr aufgrund der zu erwartenden Zunahme an Extremwetterereignissen und einer Zunahme von Waldbränden • Baubranche: Hitzebelastung im Sommer; Arbeits- schutz beim Anbringen von Solaranlagen; Anstieg des Infektionsrisikos bei Arbeiten im Freien durch die Ausbreitung von Vektoren (speziellen Mücken) • Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau: Hitzebelas- tung im Sommer; Anstieg des Infektionsrisikos bei Arbeiten im Freien durch die Ausbreitung von Vekto- ren (speziellen Mücken) • Energie- und Wasserwirtschaft • Potenziell branchenübergreifend relevant 21
Trendbericht 2020 8 Organisationale Resilienz Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Im Wortsinn bedeutet Resilienz die Fähigkeit „zurückzu- springen“, das heißt, nach Belastungen oder Störungen in das Ausgangsstadium zurückzukehren. In der Physik und den Ingenieurswissenschaften ist Resilienz seit langem ein festes Maß, um die Widerstandsfähigkeit von Materialien und Strukturen zu bewerten. Doch man kann Resilienz-Kon- zepte auch nutzen, um ganze Systeme und deren Verhalten gegenüber Schocks und Störungen zu analysieren. Dann steht Resilienz für die Fähigkeit von Individuen, sozialen Gruppen oder Systemen, Schocks oder Veränderungen abzufangen und gestärkt aus Krisen hervorzugehen: „sich biegen statt brechen“ in schwierigen Situationen. Hier ist jedoch nicht die Rückkehr in das Ausgangsstadi- um das Ziel, sondern ein systematischer organisationaler Kurzbeschreibung des Trends Lernprozess. Lernende Organisationen zeichnen sich durch die Etablierung von regelmäßigen Reflexionspha- Die Resilienz einer Organisation entscheidet darüber, ob sen aus, die sicherstellen, dass problematische Verhal- eine kritische Situation zu einer technologischen, wirt- tensmuster aufgedeckt und hilfreiche verstärkt werden. schaftlichen und sozialen Schwächung führt oder ob es der Dies kann durch vielerlei Methoden und Routinen gesche- Organisation gelingt, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. hen, beispielsweise einem Resilienz-Check oder einer Musteranalyse (Gebauer, Günther 2020). Voraussetzung Einer resilienten Organisation gelingt es, zwei zur Krisen- ist eine Unternehmenskultur, die die Analyse- und Reflexi- bewältigung notwendige Eigenschaften auszubalancie- onsbereitschaft fördert und systematisch auf allen Hierar- ren: dem Reflex zur Verteidigung gegenüber zerstöreri- chieebenen Lernprozesse fordert. Acht Dimensionen von schen Einflüssen und der Fähigkeit zur Veränderung und Resilienz lassen sich differenzieren: Anpassung an sich verändernde Bedingungen. • Risk Awareness: Wie risikobereit bin ich? Die Resilienz kann einerseits durch vorausschauendes • Robustness: Wie robust ist mein System? Handeln erhöht werden, beispielsweise durch ein Risiko- • Redundance: Wie viele Redundanzen/Doppelungen management, das schnelles Reagieren auf vorhersagbare habe ich aufgebaut? Probleme ermöglicht; andererseits durch kulturelle Stabi- • Ressources: Wie schnell sind meine Ressourcen verfüg- lität auf Basis geteilter Werte, die gemeinsames und soli- bar und mobilisierbar? darisches Handeln bei unvorhersehbaren Ereignissen • Rapidity: Wie schnell kann ich agieren und reagieren? gestattet und so zur Bewältigung von Krisen beiträgt. • Recovery: Wie sieht meine Erholungsfähigkeit aus? • Flexibility: Wie flexibel sind meine Prozesse? • Ductility: Wie tolerant und belastbar sind meine Prozes- se gegenüber Krisen, bevor sie ausfallen? Schlagwörter Eine Steigerung der organisationalen Resilienz gelingt Resilienz, Widerstandfähigkeit, Risikomanagement, durch die Etablierung von kollektiver Aufmerksamkeit und flexible Anpassung, Sicherheitskultur, Unternehmens- Achtsamkeit gegenüber Veränderungen. Sie entsteht kultur, Kultur der Prävention, resiliente Systeme durch fortwährendes Üben beteiligungsorientierter Refle- xionsroutinen und gemeinsame Lernerfahrungen. 22
Trends 2020 Bezug zum Arbeitsschutz? Links, Anhänge Im Fall einer Krise (z. B. eines Cyberangriffs: Cyber-Resili- enz-Strategie) bleiben resiliente Organisationen hand- Aufbruch in eine resiliente Gesellschaft; Fraunhofer: lungsfähig. Sie sehen in Fehlern und Problemen eine https://www.archiv.fraunhofer.de/weiter_vorn_2_2020/#18 Chance zur Weiterentwicklung. Sichere und gesunde Ar- beit ist für sie eine notwendige Voraussetzung, um für Bouncing forward – Wie Erkenntnisse aus der Resilienz- Wertschöpfung und nachhaltige Entwicklung zu sorgen. forschung in der Corona-Krise helfen können; Fraunho- fer: https://www.isi.fraunhofer.de/de/blog/2020/resili- Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? enz-corona-krise.html Mit hoher Wahrscheinlichkeit sorgen resiliente Organisati- onen in allen Branchen und gesellschaftlichen Institutio- Krisenbewältigung lernen; Haufe: https://www.haufe.de/ nen für sicherere und gesündere Arbeit. Das Thema ist für personal/zeitschrift/wirtschaft-weiterbildung/wirtschaft- alle Akteure (z. B. Unternehmensleitungen, betriebliche weiterbildung-ausgabe-102020-wirtschaft-weiterbil- Interessenvertretungen), die an betrieblichen Prozessen dung_48_526594.html teilhaben, relevant. Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Verringerung von Unfällen, Steigerung von Resilienz, Si- cherheitskultur, IT-Sicherheit etc. Für welche Branchen ist das Thema interessant? Alle Branchen, aber eher größere Unternehmen 23
Trendbericht 2020 9 5G in der industriellen Anwendung Hintergrund und Beschreibung des Trends Worum geht es bei dem Trend? Das 5G-Netz bietet im Gegensatz zum 4G-Netz unter ande- rem den Vorteil, dass höhere Übertragungsgeschwindigkei- ten (10- bis 100-mal schneller) möglich sind. Weiterhin werden andere Frequenzbänder zur Übertragung verwen- det. (Quelle: www.techbook.de). Niedrige Latenzzeiten und hohe Bandbreiten ermöglichen eine zuverlässigere Daten- übertragung als noch mit 4G. Darüber hinaus ist die 5G- Netzwerkinfrastruktur mit Mehrantennensystemen statt zentralen Sendemasten für die Nutzung in industriellen Infrastrukturen bestens geeignet, also auch für den Einsatz in Digitalen Fabriken, in denen bisher aufgrund der Ein- schränkungen des 4G-Netzes noch drahtgebundene Ver- bindungen Standard sind. Bezug zum Arbeitsschutz? Kurzbeschreibung des Trends Durch den Einsatz von 5G-Netzen und die damit verbun- dene schnellere Datenübertragung können Schutzeinrich- 5G-Netz ist die Voraussetzung für die Digitale Fabrik, die tungen untereinander stärker vernetzt werden. Hierdurch in unterschiedlichen Szenarien eingesetzt werden kann könnten die Absicherung eines größeren Arbeitsbereichs (Fraunhofer 2020), was Chancen und Risiken birgt. Zudem und im Gefahrenfall eine frühzeitige Warnung an Beschäf- wird das Thema Security in diesem Zusammenhang auch tigte möglich sein. Ein weiteres denkbares Szenario ist die bei kleinen Firmen immer wichtiger. zentrale Verwaltung und Auswertung von Daten. Hier wäre es möglich, die zum Teil in die Schutzeinrichtung integ- rierten Steuerungen und Auswertegeräte von den Schutz- Schlagwörter einrichtungen zu trennen. 5G-Netz, Digitale Fabrik, Industrie 4.0, Security Der Einsatz von 5G bei Datenbrillen könnte ebenfalls dazu führen, dass sich die Einsatzgebiete aufgrund der schnel- leren Datenübertragung speziell für den Arbeitsschutz erweitern werden. Welche/wie viele Personen könnte das Thema betreffen? Arbeitnehmende, Entwickler von neuen Produkten mit 5G-Technologie. Welche Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit von Erwerbstätigen, Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden sind zu erwarten? Einerseits wird eine erhöhte Strahlungsbelastung durch die 5G-Technologie vermutet, andererseits aufgrund des eingesetzten Beamformings (Optimierung der Abstrahl- charakteristik einer Antenne) eine Reduzierung der 24
Trends 2020 Strahlungsbelastung. Die tatsächliche Veränderung der Links, Anhänge Strahlenbelastung ist noch nicht untersucht. 5G auf dem Prüfstand; Fraunhofer: https://www.archiv. Aufgrund der erweiterten Vernetzungsmöglichkeiten von fraunhofer.de/weiter_vorn_2_2020/#72 (S. 72-74) Anlagen, Schutzeinrichtungen etc. kann es möglich sein, den Sicherheitsstandard innerhalb einer Produktionsstät- te zu verbessern. Durch stärkere Vernetzung steigt aber auch die Verletzlichkeit des Gesamtsystems bei Fehlern oder vorsätzlichem Hacking. Mehr Vernetzung bedeutet auch eine Zunahme von Überwachungstätigkeiten auf der einen und den Verlust manueller Arbeit auf der anderen Seite, mit allen psychischen „Umqualifizierungsfolgen“ für die Beschäftigten. Für welche Branchen ist das Thema interessant? • Logistik • Verkehr • Baugewerbe • Baumaschinen • Automobilzulieferer • Telekommunikation 25
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