Aktionsidee Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel - Exit Fast Fashion
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Aktionsidee Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel >> Stühle und DIN-A4-Blätter: Stückzahl jeweils Eine Vorstellung davon erhalten, wie entsprechend der Anzahl der Teilnehmer*innen ungleich Reichtum sowie Konsum und die damit verbundenen Folgen in der >> 20 T-Shirts/Kleidungsstücke (alte), ggf. können Welt verteilt sind. auch Kleidungsstücke der Teilnehmenden genutzt werden (Jacken o.a.) Erkenntnis, dass die Ressourcen sehr >> Zeug*innen-Berichte über die Auswirkungen des ungerecht verteilt sind. Einige Länder Mode-Konsums in den Regionen (s. Anhang) profitieren besonders von der Unge- >> Verteilungsschlüssel (s. Anhang) rechtigkeit, während viele arme Länder >> Schilder mit Namen der Kontinente: Afrika, unter den Auswirkungen des hohen Asien, Europa, Nordamerika, Südamerika, Konsums der reichen Länder leiden. Ozeanien/Australien (s. Anhang) 40 – 60 Minuten In der Welt geht es nicht gerecht zu. Die Bevölke- 2. Schritt: Verteilung des Einkommens rung, der Reichtum, die Ressourcen sind höchst Im zweiten Schritt wird der Blick auf das Welteinkom- ungleich verteilt. Auch im System Fast Fashion wird men gerichtet, also wie Armut und Reichtum verteilt dies deutlich. Die Menschen in den reichen Ländern sind. Das jeweilige Bruttoinlandsprodukt eines Kon- profitieren von dem System. Sie können günstig tinents wird durch Stühle repräsentiert. Die Teilneh- viel Kleidung kaufen. menden verteilen die Stühle entsprechend ihrer Ein- Damit verursachen sie aber auch hohe Treibhaus- schätzung. Danach korrigiert die Spielleitung wieder gasemissionen, schwere Umweltschäden und ver mit Hilfe der Tabelle. Die Teilnehmenden werden auf- brauchen viel Wasser. Sie hinterlassen einen sehr gefordert, mit der entsprechenden Personenzahl auf großen ökologischen Fußabdruck. den Stühlen Platz zu nehmen. Unter der Boden- und Wasserverschmutzung, den Folgen des Klimawandels, menschenunwürdigen 3. Schritt: Verteilung der Konsummenge Arbeitsbedingungen oder Altkleiderbergen leiden an Textilien Menschen vor allem im Globalen Süden. Das fol- Im dritten Schritt wird der Kleiderkonsum verdeut- gende Spiel soll dies etwas veranschaulichen. licht. Die Teilnehmenden verteilen die vorhandenen T-Shirts/Kleidungsstücke so auf die Kontinente, wie Durchführung:1 Gespielt wird in einem Raum mit viel sie einschätzen, wie viele Kleidungsstücke ein Mensch Platz. Die Schilder mit den Namen der Kontinente auf diesem Kontinent pro Jahr kauft. (1 T-Shirt = 8 werden im Raum verteilt. Anhand der Tabellen wer- Kleidungsstücke). Die Spielleitung korrigiert wieder den die Schritte nach und nach bearbeitet und aus- anhand der Tabelle. gewertet (Kontinente und Tabellen: siehe Anhang). 4. Schritt: Treibhausgasemissionen 1. Schritt: Verteilung der Bevölkerung Abschließend werden die Treibhausgasemissionen Auf der Erde leben rund 7,8 Mrd. Menschen, die in jeder Region aufgezeigt. Sie stehen exemplarisch diesem Spiel von den Teilnehmenden repräsentiert für die Umweltauswirkungen der Textilindustrie. werden. Die Teilnehmenden verteilen sich auf die Die Teilnehmenden werden gebeten, jeweils DIN- Kontinente, wie ihrer Meinung nach die Weltbevöl- A4-Blätter entsprechend ihrem Empfinden auf die kerung verteilt ist. Anschließend gibt die Spielleitung Kontinente zu verteilen. Die Spielleitung korrigiert die richtige Verteilung anhand des Verteilungs- anhand der Tabelle und die DIN-A4-Blätter werden schlüssels bekannt. Die Teilnehmenden korrigieren richtig verteilt. ggf. ihre Verteilung. 1 Spielbeschreibung in Anlehnung an: Infostelle Klimagerechtigkeit: Methodenmappe zum Thema Klimagerechtigkeit, 2015 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 1
5. Schritt: Die Folgen des Mode-Konsums – >> Welche Ungerechtigkeiten werden deutlich? Zeug*innen-Berichte >> Welche Ungerechtigkeiten blieben verborgen? Die Zeug*innen-Berichte aus den jeweiligen Regionen (Ungleichverteilung innerhalb der Länder) (siehe Anhang) werden an die Teilnehmenden verteilt >> Ist es gerecht, dass die Ländern, die am und von diesen gelesen und den anderen Teilnehmen- wenigstens Treibhausgase verursachen und den mitgeteilt. Nachdem alle Teilnehmenden die Be- Kleidung konsumieren am stärksten unter richte gehört haben, werden folgende Fragen bespro- den Auswirkungen leiden? chen: Welche Auswirkungen und Probleme werden >> Was können wir tun, um mehr Gerechtigkeit beschrieben? Was haben diese mit Kleidung und un- zu schaffen? serem Konsum zu tun? Kennst Du noch andere ökolo- gische oder soziale Folgen unseres Konsums? Tipp: Weitere Ideen für das Weltverteilungsspiel 6. Schritt: Auswertung unter: www.das-weltspiel.com Abschließend werden folgende Fragen besprochen: >> Was hat euch in dem Spiel, an der Verteilung überrascht? Anhang - Zeug*innen-Berichte Eine Zeugin aus Südamerika berichtet: sellschaften die Fundamente goss. Der Bohrschlamm Erdöl verseucht den Boden und lässt Wälder und das Öl der Probebohrungen wurden dort einfach und Vieh sterben2 in Becken gelagert, die beim ersten heftigen Regen Fast Fashion benötigt viel Erdöl. Aus diesem Roh- überliefen und deren Planen mit der Zeit brüchig stoff werden synthetische Fasern hergestellt. Erdöl wurden. Das Öl gelangt auch dort in den Boden und wird auch in Ecuador gewonnen. verseucht alles. Die Menschen, die nah an den Gas abfackelnden Bohrtürmen leben, bekommen Aus- Belia Vaca, 53 Jahre alt, Umweltaktivistin, Ecuador: schlag und werden krank. Die Flüsse, aus denen sie Vor 10 Jahren passierte es, die Erdölpipeline hatte ein ihr Trinkwasser schöpfen, sind von Öl verschmutzt. Leck und die gesamte Rinderweide war ein schwarzes, Bäume sterben. klebriges Moor aus Erdöl. Tausende Liter des Rohöls Die Bohrfirmen versprechen uns, dass alles sicher sei. flossen den Hang hinab und bahnten sich einen Weg Aber die Lecks in den Pipelines werden immer mehr bis hin zu unserer Finca mit dem kleinen Bach und un- und es wird immer schlimmer. seren Fischteichen. Alles war tot. Die Bäume. Die Fi- Weitere Informationen zu Ecuador und der Umweltverschmutzung sche im Teich. Unsere Kühe drohten zu verdursten. Wir durch Erdöl: www.brot-fuer-die-welt.de mussten sie verladen und wegbringen. Für ihr Fleisch bekamen wir keinen guten Preis. Unsere Lebensgrund- lage wurde durch das Öl-Leck zerstört. Und das ist hier kein Einzelfall. Mein Mann arbeitete bei einer Baufirma, die an den Bohrstationen der Erdölge- 2 nach Informationen von: Brot für die Welt: Ecuador: „Die Umweltrebellen“, unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/ecuador-umweltschutz/, letzter Zugriff: 18.05.2021 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 2
Ein Zeuge aus Asien berichtet: durch die Nutzung der Gifte teilweise erblindet und Pestizide, die krank machen3 kann kaum noch sprechen. Für den Baumwollanbau werden riesige Mengen an Wir werden kaum über die Gefahren der Pestizide Pestiziden benötigt. Allein 16 Prozent aller Insektizide aufgeklärt. Zudem können wir uns keine Schutzaus- weltweit werden auf Baumwollfeldern versprüht. Dabei rüstungen kaufen. Sie gibt es hier nicht. Es ist auch wächst Baumwolle auf nur 2,5 Prozent der Landwirt- sowieso so heiß auf dem Feld, dass ich es unter ei- schaftsfläche. Mit dem Regen und durch die Bewäs- nem Ganzkörperanzug auch nicht aushalten könnte. serung sickern die giftigen Substanzen in den Boden.4 Die Warnhinweise auf den Pestizidbehältern sind in Purushattam Khadse, Baumwollbauer, Indien: Englisch und Hindi. Ich selbst lese und spreche aber nur Malwi. Viele meiner Freunde können gar nicht le- Ich lebe in der Malwa-Region in Indien. Bei uns sen. Ich habe gehört die Mittel, die wir benutzen, sind wächst Baumwolle sehr gut. Damit meine Baum- in Europa verboten, weil sie zu gefährlich sind. Doch wollpflanzen frei von Schädlingen bleiben, besprühe uns werden sie noch immer verkauft. Wenn wir diese ich sie mit Pestiziden. Eines Tages begannen meine aber nicht nutzen, ist unsere Ernte schlecht. Ich muss Augen zu brennen und wurden rot. Ich bin zum Arzt sie verwenden, um zu überleben. gegangen und der hat mir gesagt: „Sie leiden unter dem Mittel, das sie auf die Felder sprühen. Es ist in Ihre Augen gekommen.“ Dabei hätte es mich noch schlimmer treffen können. Mein Freund Hiroman ist 3 nach Informationen von: Brot für die Welt: Pestizide von Bayer und Syngenta gefährden Zehntausende in Indien, 14.10.2015, unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/blog/2015-pestizide-von-bayer-und-syngenta-gefaehrden-zehntausende-in-indien, letzter Zugriff: 28.05.2021 Public Eye: Der Skandal von Yavatmal, Sept, 2018, unter: https://giftexporte.publiceye.ch/#group-der-kontext-g0j4Vz5IOz, letzter Zugriff: 17.05.2021 4 Quarks (WDR): So macht unsere Kleidung die Umwelt kaputt, 6.12.2019, unter: www.quarks.de/umwelt/kleidung-so-macht-sie-unsere-umwelt-kaputt/, letzter Zugriff: 17.05.2021 Eine Zeugin aus Asien berichtet: nünftige Kläranlagen. Mehr als zwei Drittel der Flüsse Verpestete und vergiftete Flüsse5 in China sind deswegen zu stark belastet. Trinkwasser Trotz gesetzlicher Vorgaben gelangen beim Färben, kann aus ihnen nicht gewonnen werden. Meine Mut- Imprägnieren, Bleichen, Gerben und anderen Prozes- ter ist wie viele andere hier schwer an Krebs erkrankt. sen giftige Abwässer in die Flüsse, weil sie nicht ge- Das kommt davon, dass selbst unser Grundwasser klärt werden. Häufig sind die staatlichen Kontrollen mit Chemikalien verseucht ist. zu schwach. Die Folge: Millionen Menschen haben In manchen Flüssen leben keine Tiere mehr. Der Fluss kein sauberes Trinkwasser. Viele leiden unter Hautau- ist tot, auch wenn es manchmal so aussieht, als wür- sschlägen, Durchfall, Verlust des Geruchssinns oder den noch Luftblasen von Tieren an die Oberfläche Krebs. des Wassers steigen. Doch das sind Gase der che- Bai, Mitarbeiterin eines Umwelt-Institutes, mischen Stoffe. Peking, China: Wenn die Fabriken weiterhin so unachtsam mit der Man sagt bei uns: „Die Flüsse tragen die Trendfarbe Umwelt umgehen, sind die Flüsse bald gänzlich tot der nächsten Saison“. Das liegt daran, dass ein Groß- und wir haben kein trinkbares Wasser mehr. teil der weltweiten Kleidung hier bei uns gefärbt wird. Eigentlich dürfte das giftige Abwasser aus den Fär- bereien nicht einfach ungesäubert in die Flüsse ge- langen, doch es kümmert sich kaum jemand um ver- 5 nach Informationen von: ZDFinfo doku: Vergiftete Flüsse - Die schmutzigen Geheimnisse der Textilindustrie, 21.10.2020, unter: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/vergiftete-fluesse-100.html, letzter Zugriff: 17.05.2021 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 3
Ein Zeuge aus Asien berichtet: meine Schwestern müssen, damit meine Familie Knappes Wasser in Indien6 überhaupt genug Trinkwasser hat, täglich viele Kilo- Baumwolle benötigt beim Anbau viel Wasser. Stei- meter laufen und schwere Eimer Wasser schleppen. gende Nachfrage nach Baumwolle und anderen Vielen Familien in unserem Dorf geht es wegen der wasserdurstigen Pflanzen (Zuckerrohr) sowie der Kli- Dürre sehr schlecht. Sie sind überschuldet und wis- mawandel erhöhen die Wasserknappheit z. B. in Indi- sen keinen Ausweg mehr. Viele verlassen die Dör- en. Es leiden besonders die armen Menschen. fer und suchen in Fabriken Arbeit. So wie ich. Um etwas Geld zu verdienen, mit dem ich meine Fami- Dinesh, junger Mann in Mumbai, Indien: lie unterstützen kann, habe ich mich auf den Weg Meine Eltern sind Bauern - wie alle Menschen, die gemacht, um in Mumbai mein Glück in einer Tex- bei uns im Dorf leben. Wir leben vom Baumwoll- und til- oder Schuhfabrik zu suchen und so hoffentlich Zuckerrohr-Anbau. Doch seit Monaten fällt kaum auch meine Familie unterstützen zu können. Denn noch Regen und fast alles ist vertrocknet. Einige wovon sollen sie sonst leben? Im Radio habe ich ge- Bauern aus unserem Dorf versuchen nun Pflanzen hört, dass Wissenschaftler*innen davon ausgehen, anzubauen, die weniger Wasser benötigen, z. B. dass die Dürre sich wegen des Klimawandels noch Kohl. Doch ob die Ernte und das Einkommen daraus verstärken wird. Was das für mein Dorf und meine reichen werden, das wissen sie nicht. Die Wasser- Familie bedeuten wird, das weiß ich nicht. Ich kann knappheit raubt uns die Lebensgrundlage, weil die mir nicht vorstellen, dass jemand dort noch leben Pflanzen, von denen wir leben wie Baumwolle sehr kann, wenn es weiter so trocken bleibt. viel Wasser benötigen. Doch wir können sie nicht mehr bewässern. Bei uns ist es ja bereits so trocken, dass auch die Brunnen versiegen. Meine Mutter und 6 nach Informationen von: Misereor, Brot für die Welt sowie Berichten zur Dürren in Indien aus 2019, z. B. Deutsche Welle (www.dw.com) Ein Zeuge aus Afrika berichtet: aus Kleidung entstanden sind. Es ist einfach zu viel Altkleider überfluten Ghana7 Kleidung, die aus den europäischen Ländern hier zu Fast Fashion produziert immer mehr Kleider, die im- uns geschifft wird und häufig sind diese Kleidungs- mer schneller weggeworfen werden. Viele der Kleider stücke von keiner guten Qualität. Du spürst es an den werden in afrikanische Länder, z. B. nach Ghana ex- Stoffen, dass es billige Massenware ist. Die kann auch portiert. Und es werden immer mehr. meine Mutter nicht mehr aufpimpen. Ich habe im In- ternet gelesen, dass durch Kleidung jährlich fast 100 Abédi, 18 Jahre alt, Ghana: Millionen Tonnen Müll entstehen und nur ein Fünftel Ich lebe in Ghanas Hauptstadt Accra. Ich trage ger- davon recycelt werden. Der Rest kommt dann zu uns. ne Mitumba. So wird die Second Hand-Kleidung hier Wir suchen uns die Kleidungsstücke aus, die gut sind genannt. Meine Mutter ist Schneiderin und pimpt sie und der Rest – und der wird leider immer mehr – lan- mir immer etwas mit Stickereien oder neuen Designs det auf den Mülldeponien oder wird verbrannt. Da- auf. Ich selbst kann mir ab und zu etwas dazu verdie- bei steigen dann giftige Gase aus dem verbrannten nen, indem ich beim Abladen der neuen Lieferungen Material auf, die die Menschen dort einatmen. Viele und dem Bügeln der Ware helfe. Aber ich habe auch werden krank. mitbekommen, dass am Stadtrand riesige Müllberge 7 nach Informationen von: Schnatmeyer, Susanne: Textilmüll und Afrika – Stoffspielerei, unter: https://textilegeschichten.net/2019/06/30/textilmuell-und-afrika-stoffspielerei/, letzter Zugriff: 17.5.2021 FairWertung: Wohin mit den alten Klamotten? Unterrichtsmaterialien, 2020 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 4
Eine Zeugin aus Afrika berichtet: nur circa 30 Liter tragen, weil der Weg von der Was- In Kenia wird das Trinkwasser knapp8 serquelle nach Hause so weit war. Das Wasser muss- Fast Fashion produziert große Mengen an Treibhaus- te dann einen Tag lang reichen, inklusive waschen gasen und verstärkt so den Klimawandel. Eine der und spülen. Wir haben alle zu wenig getrunken, hat- Folgen des Klimawandels ist zunehmende Trocken- ten Kopfschmerzen, fühlten uns schwach und konn- heit in Ostafrika. ten uns sich nicht konzentrieren. Heute haben wir hier in der Nähe des Dorfes einen Wasserkanister, der für Agnes Irima, 44 Jahre alt, Bäuerin, Kenia: alle reicht und die Transportwege verkürzt. Wir haben Ich lebe in Gichunguri, einem Dorf in Kenia am Fuß Glück, dass wir vom Entwicklungsdienst der Anglika- des Mount Kenya. nischen Kirche in Kenia (ADS) und Brot für die Welt Außerhalb der Regenzeit trocknen viele Flüsse hier beim Bau des Kanisters unterstützt wurden. Aber in aus, weil das Wetter durch den Klimawandel immer vielen anderen Dörfern, leiden die Menschen noch heißer und trockener wird. Dann müssen Löcher ins immer unter der Wasserknappheit und machen sich Flussbett gegraben werden, in denen sich nur wenig Sorgen darum, wie ihre Familien ohne ausreichend Wasser sammelt, das außerdem schmutzig ist. Das Trinkwasser überleben können. führt zu Würmern, Amöbenruhr und Durchfall. Früher Weitere Informationen zu Kenia und den Folgen des Klimawandels: hatte ich nachts häufig Albträume, gar kein Wasser www.brot-fuer-die-welt.de zu finden. Ich habe mir Sorgen, um meine Kinder ge- macht. Wenn ich Wasser gefunden habe, konnte ich 8 nach Informationen von: Brot für die Welt: Kenia: Regenwasser speichern macht gesund, unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/ projekte/kenia-wasser/, letzter Zugriff: 17.5.2021 Eine Zeugin aus Europa berichtet: Online Shoppen Dann bestelle ich mir das Kleidungsstück einfach in In Deutschland und vielen anderen Ländern werden mehreren Größen, probiere es zu Hause an und schi- immer mehr Kleidungsstücke gekauft, angeheizt cke den Rest wieder zurück. So kann ich auch direkt durch billige Preise, Werbung und den Online-Handel. schauen, was sich mit meinen anderen Klamotten kombinieren lässt. Aber etwas nachdenklich stimmt Valerie, 17 Jahre alt, Dortmund in Deutschland: mich das schon, dass das Wetter solche Extreme Letztes Jahr habe ich mir im Sale einen richtig süßen aufzeigt. 20° C und strahlender Sonnenschein im Fe- Wintermantel und Schneeboots gekauft. Aber leider bruar und zwei Wochen später liegt so viel Schnee, gab es dieses Jahr erst ein Mal Schnee und so richtig dass ich mit meiner Familie rodeln gehen kann? Da kalt wird es hier auch nicht mehr. Vielleicht bestelle stimmt doch etwas nicht. Vielleicht muss ich mal he- ich mir also lieber noch ein paar Tops. Der Sommer rausfinden, was das mit dem Klimawandel auf sich soll ja schließlich wieder extrem heiß werden. Das hat, und was ich machen kann, um ihn zu stoppen. kann ich ganz einfach per Internet. Da kann ich den Warenkorb einfach so voll machen, wie ich will und mir die Kleidung bequem nach Hause liefern lassen. Häufig fallen die Sachen aber unterschiedlich aus. www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 5
Eine Zeugin aus Asien berichtet: sere Kleidung wurde zerrissen. Wir haben uns dann Schuften für einen Hungerlohn9 bei den Leitern der Abteilung beschwert. Doch es än- In Asien arbeiten Millionen von Näher*innen unter derte sich erst etwas, nachdem unsere Fabrik in der menschenunwürdigen Bedingungen. Die hier ge- Öffentlichkeit Ärger bekam, weil eine Überprüfung schilderte Situation in Indien steht exemplarisch für dieses Problem öffentlich machte. So bekommen wir diese Arbeitsbedingungen z. B. in Bangladesch, Pa- jetzt zumindest sauberes Wasser zu trinken. Doch kistan, Sri Lanka, Indonesien. dass die Bedingungen schlimm sind und wir schlecht bezahlt werden, daran hat sich nichts geändert. So Ajala, 28 Jahre alt, Näherin, Indien: ist es in der Halle, in der wir arbeiten, unerträglich. Es Meine Schicht beginnt sehr früh am Morgen. Ich spüre gibt keine Fenster, Klimaanlagen oder Heizungen. einen sehr großen Arbeitsdruck, da wir große Stück- Und der Lohn reicht nicht zum Leben. Ich bin allein- mengen pro Stunde fertigen müssen. Deswegen ma- erziehend. Deswegen muss ich abends noch in einer chen wir keine Pausen oder gehen nicht zur Toilette, Straßenküche mit arbeiten und mir bei der Bank Geld weil das zu viel Zeit kostet. Wenn wir unser Soll nicht leihen, um mich und meine Tochter zu ernähren. Vie- schaffen, werden wir angebrüllt. Obwohl wir eigent- len anderen geht es genauso. Wir wollen mehr Lohn lich eine halbe Stunde Mittagspause machen dür- von der Fabrikleitung fordern, aber niemand traut fen, arbeiten wir durch, weil wir sonst die Arbeit nicht sich. Alle haben Angst vor den Folgen - auch vor Ge- schaffen. Uns ist es verboten, eigene Trinkflaschen walt. Eine Gewerkschaft gibt es nicht. mitzubringen. Das Wasser bekommen wir von der Fabrik. Es macht uns krank. Als wir sauberes Trink- wasser verlangten, wurden wir geschlagen und un- 9 nach Informationen von: Kampagne für Saubere Kleidung, FEMNET, SÜDWIND-Institut, z. B. FEMNET: Im Profil: Indiens Bekleidungsindustrie, https://femnet.de/informationen/laender-und-arbeitsbedingungen/indien.html, letzter Zugriff: 17.05.2021 Eine Zeugin aus Europa berichtet: Von der schlechten Raumluft haben ich und viele an- Ausbeutung für Billigpreise auch in Europa10 dere Frauen Asthma bekommen. Daraufhin hat die „Made in Europe“ steht nicht für gute Arbeitsbedin- Firma für alle Arbeiterinnen ein Asthma-Spray zur gungen. Denn nicht nur in Asien, auch in Osteuropa, z. Verfügung gestellt. Den mussten wir uns teilen. Be- B. in Serbien, lassen Mode-Unternehmen in Fabriken handlungskosten wurden nicht übernommen, Krank- produzieren, die sich nicht an die Regeln halten. Sie heitstage generell nicht bezahlt. In der Halle, in der wir nutzen die schwierige Situation der Menschen aus, gearbeitet haben, gab es drei Toiletten. Funktioniert wo sie können. hat oft nur eine. Die Kloschüsseln standen einfach im Raum, nicht abgeschirmt, ohne Wände. Mittlerweile Spomenka Zivkovic, 56 Jahre alt, Serbien: bin ich in Rente, ich bekomme gerade mal 50 Euro im Ich habe 36 Jahre lang in ein und derselben Fab- Monat. Das liegt auch daran, dass mir insgesamt 24 rik gearbeitet. Die Arbeitsbedingungen waren sehr Monatsgehälter nicht ausgezahlt worden sind. schlecht. Im Winter war es furchtbar kalt, weil die Weitere Informationen zu den Arbeitsbedingungen in Osteuropa Heizung nur morgens für maximal zehn Minuten an- unter www.brot-fuer-die-welt.de sowie unter Kampagne für Saubere gestellt wurde. Im Sommer hingegen war es extrem Kleidung: https://saubere-kleidung.de/lohn-zum-leben/europa heiß und es gab weder Ventilatoren noch eine Klima- anlage. Manchmal haben wir versucht, die Fenster zu öffnen, doch die Produktionsleitung hat das oft ver- boten und sie direkt wieder schließen lassen. 10 nach Informationen von: Brot für die Welt: Faire Bedingungen in Textilfabriken, unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/serbien-textilindustrie/, letzter Zugriff: 17.05.2021 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 6
Ein Zeuge aus Ozeanien berichtet: können nicht vor den Naturkatastrophen weglaufen. Der Meeresspiegel steigt und vertreibt Menschen11 Außerdem ist es ein großes Problem, dass sich das Fast Fashion heizt den Klimawandel an, da enorme Wasser immer mehr erwärmt und dadurch die Ko- Mengen an Treibhausgasen frei gesetzt werden. Der rallen und damit auch der Lebensraum vieler Fische Klimawandel lässt den Meeresspiegel ansteigen, z. B. absterben. Das bedeutet, dass ich meine Arbeit als im Pazifik. Die Heimat vieler Menschen ist in Gefahr. Fischer irgendwann nicht mehr ausüben kann und es Paeniu Lopati, Fischer in Tuvalu, Südpazifik: immer weniger Essen für die Menschen in Tuvalu gibt. Meine Heimat ist Tuvalu, ein Inselstaat im Südpazi- Vor ein paar Jahren hat uns der Wirbelsturm Pam fik mit neun Atollen und etwa 1.000 kleinen Inseln. mit bis zu sechs Meter hohen Wellen überrollt. Wie Er gehört zu Ozeanien, so wie die Fidschi-Inseln, Ki- durch ein Wunder ist kein Mensch dabei gestorben, ribati, Neuseeland und Australien. Die Hauptstadt aber es entstanden hohe Schäden an Häusern und heißt Funafuti. der Infrastruktur. Das ganze Land war von Meeres- wasser überflutet. Das Grundwasser wird versalzen Die Inseln in Tuvalu sind besonders von Extremwetter und wenn es so weiter geht, müssen wir womöglich ereignissen und den Klimaveränderungen bedroht. umsiedeln. Das bedeutet, dass wir nicht nur unsere Überschwemmungen, Küstenerosionen, Dürren und Heimat, sondern auch unsere Sprache, Bräuche, Na- Superstürme nehmen zu. Wenn der Klimawandel tionalität und unsere Kultur verlieren werden. Doch nicht gestoppt werden kann, gibt es Tuvalu spätes- wir wollen keine Klimaflüchtlinge sein. Nein – wir sind tens 2100 nicht mehr. Die Inseln werden im Meer ver- „durch den Klimawandel gezwungene Migrant*innen“. sinken. Es ist als stünden wir an vorderster Front in einem Krieg. Wir werden die ersten sein, die sterben, Weitere Informationen zu Tuvalu und den Folgen des Klimawandels: www.brot-fuer-die-welt.de denn wir werden alle untergehen. Es gibt keinen si- cheren Ort, an dem wir uns verstecken können. Wir 11 nach Informationen von: Minninger, Sabine / Brot für die Welt: Migration aufgrund des Klimawandels, unter: https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/klimaflucht/, letzter Zugriff: 17.05.2021 Ein Zeuge aus Nordamerika berichtet: schen all der synthetischen Kleidung direkt die Ark- Mikroplastik in der Arktis12 tis verschmutzen. Über das Abwasser gelangt das Fast Fashion wird vor allem aus synthetischen Fasern Mikroplastik ins Meer. Es ist aber auch nicht so, dass hergestellt, z. B. Polyester. Diese setzen bei jedem nur die Textilien die Mikroplastik-Verschmutzung der Waschgang große Mengen an Mikroplastik frei, das Weltmeere verursachen. Aber Polyester-Fasern ma- auch in die Meere gelangt. chen einen großen Teil des Mikroplastiks aus. Und das stammt wahrscheinlich vorwiegend aus der Klei- Peter Ross und sein Forscherteam, Universität von dung. Bei einem einzigen Waschvorgang eines Klei- British Columbia, Kanada: dungsstücks gelangen Millionen Mikrofasern in das Wir haben eine große Studie zu Mikroplastik im Arkti- Abwasser. Klärwerke sind meist nicht gut genug aus- schen Ozean erstellt. Mikroplastik sind alle Fasern, die gestattet, um Mikroplastik abzufangen. Wir schätzen, kleiner als 5 mm sind. An 71 Messstationen haben wir dass aus Haushalten in den USA und Kanada jährlich Proben entnommen, auch am Nordpol. Wir haben he- fast 900 Tonnen Mikrofasern in die Umwelt gelangen. rausgefunden, dass 92 Prozent der Mikroplastik-Ver- Die Mode-Unternehmen müssen dafür sorgen, dass schmutzung von synthetischen Fasern stammen. Kleidung produziert wird, aus der sich weniger Fasern Davon waren wiederum 73 Prozent Polyester-Fasern. lösen. Die Politik muss Klärwerke besser ausstatten Wir gehen davon aus, dass die Mikrofasern vor allem und Waschmaschinen benötigen entsprechende Filter. durch das Nutzen ganz normaler Waschmaschinen ins Meer gelangen. Es ist leider so, dass Privathaus- halte in Europa und Nordamerika durch das Wa- 12 nach Informationen von: Mikroplastik in der Arktis: Waschmaschine als Quelle, in der TAZ, 13.01.21, unter: https://taz.de/Mikroplastik-in-der-Arktis/!5744111/, letzter Zugriff: 20.05.2021 Ross, Peter et al: Pervasive distribution of polyester fibres in the Arctic Ocean is driven by Atlantic inputs, in: Nature Communications, 12.01.2021 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 7
Anhang - Verteilungsschlüssel und Kontinente Verteilungsschlüssel Weltbevölkerung (2020)13 entsprechend der Anzahl der Teilnehmenden Prozent Kontinente Mio. 10 TN 15 TN 20 TN 25 TN 30 TN (gerundet) Europa 747 9,5 1 1 2 2 3 (inkl. Russland) Nordamerika 368 4,5 0 1 1 1 1 Südamerika 653 8,5 1 1 2 2 3 Asien 4.641 60 6 9 12 16 18 Afrika 1.340 17 2 3 3 4 5 Ozeanien/ 42 0,5 0 0 0 0 0 Australien Total 7.791 Welteinkommen (2018)14 Verteilungsschlüssel Bruttonationaleinkommen in Mrd. USD entsprechend der Anzahl der Teilnehmenden Prozent Kontinente Mrd. USD 10 TN 15 TN 20 TN 25 TN 30 TN (gerundet) Europa 21.890 26 3 4 5 7 8 (inkl. Russland) Nordamerika 22.537 27 3 4 5 7 7 Südamerika 3.612 4,5 0 1 1 1 1 Asien 31.940 38 4 5 8 9 11 Afrika 2.273 2,5 0 1 1 1 1 Ozeanien/ 1.606 2 0 0 0 0 1 Australien Total 83.858 13 BtE und EPiZ Reutlingen: Angaben für das Weltspiel 2020, www.das-weltspiel.com 14 BtE und EPiZ Reutlingen: Angaben für das Weltspiel 2020, www.das-weltspiel.com www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 8
Textilkonsum (2020)15 Absatz von Kleidung pro Kopf / Jahr Anzahl der T-Shirts bzw. Kleidungsstücke Kontinente (gerundet) (1 T-Shirt = 8 Kleidungsstücke in der Realität) Europa 36 4,5 (inkl. Russland) Nordamerika 49 6 Südamerika 13 1,5 Asien 15 2 Afrika 9 1 Ozeanien/ 40 5 Australien Verteilungsschlüssel Treibhausgasemissionen (2019)16 entsprechend der Anzahl der Teilnehmenden Prozent Kontinente Mio. Tonnen 10 TN 15 TN 20 TN 25 TN 30 TN (gerundet) Europa 5.571 15 2 2 3 4 5 (inkl. Russland) Nordamerika 5.693 16 2 2 3 4 5 Südamerika 1.655 5 0 1 1 1 1 Asien 21.663 59 6 9 12 15 18 Afrika 1.455 4 0 1 1 1 1 Ozeanien/ 496 1 0 0 0 0 0 Australien Total 36.533 15 Statista: Textilkonsum - Absatz pro Kopf und Jahr, www.statista.de 16 Europäische Kommission: Emissions Database for Global Atmospheric Research, unter: https://edgar.jrc.ec.europa.eu/, letzter Zugriff: 17.05.2021 www.exit-fast-fashion.de | Der Konsum und seine Folgen weltweit: Das Weltverteilungsspiel S. 9
Afrika
Asien
Europa
Nordamerika
Südamerika
Ozeanien/ Australien
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