Alan Gilbert Joshua Bell - Donnerstag 23.02.23
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Berliner Alan Gilbert Joshua Bell moniker Philhar Donnerstag 23.02.23 Freitag 24.02.23 Samstag 25.02.23
Großer Saal Biennale der Berliner Philharmoniker Berliner Philharmoniker Alan Gilbert Dirigent Joshua Bell Violine Donnerstag, 23.02.23, 20 Uhr Freitag, 24.02.23, 20 Uhr Samstag, 25.02.23, 19 Uhr C. Bechstein Concert C 6 Klavier Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker GEHEN SIE MIT UNS AUF EINE Andrea Zietzschmann KLANGREISE IN UNSEREM CENTRUM Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker C. Bechstein Centrum Berlin · Kantstraße 17 · 10623 Berlin +49 (0)30 2260 559 100 · berlin@bechstein.de · bechstein-berlin.de
Inhalt Programm Werkeinführungen6 Boris Blacher (1903–1975) Perspektiven Orchestervariationen über ein Thema Der Kampf um die Moderne16 von Niccolò Paganini op. 26 Musik zwischen Dogma und Rückbesinnung Thema. Quasi Presto Tiefe und Mystik22 Variation 1. Un poco meno Variation 2 Der Komponist Henri Dutilleux Variation 3. Feroce. Tempo primo Musikerinnen und Musiker25 Variation 4. Andante Variation 5. Più mosso Konzerttipps32 Variation 6. L’istesso tempo Variation 7 Variation 8. Vivace Variation 9. Tempo primo Variation 10. Andante Variation 11. Tempo primo Variation 12 Variation 13. Un poco meno Variation 14. Tempo primo Variation 15. Vivace Variation 16. Prestissimo Dauer: ca. 15 Min. Samuel Barber (1910–1981) Konzert für Violine und Orchester op. 14 Digital Concert Hall Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeich Das Konzert am 25.02.23 wird live in der nungen sind nicht g estattet. 1. Allegro Digital Concert Hall übertragen und Bitte schalten Sie vor dem Konzert 2. Andante wenige Tage später als Mitschnitt im Archiv Ihre Mobiltelefone aus. veröffentlicht. 3. Presto in moto perpetuo digitalconcerthall.com Die Stiftung Berliner Philharmoniker wird Dauer: ca. 25 Min. gefördert durch: Pause 2 Saison 2022/23 3 Programm
Werk Henri Dutilleux (1916–2013) einführungen Symphonie Nr. 2 »Le Double« für großes Orchester und Kammerensemble 1. Animato, ma misterioso 2. Andantino sostenuto 3. Allegro fuocoso – Calmato Dauer: ca. 30 Min. Das heutige Konzert ist Teil der Biennale 2023 der Berliner Philharmoniker, die sich der Musik der 50er- und 60er-Jahre widmet. berliner-philharmoniker.de/biennale 4 Saison 2022/23
Boris Blacher Paganini-Variationen Boris Blacher und die Berliner Philharmoniker verbindet eine besondere Geschichte. 1937 nämlich rief die Uraufführung von Blachers Concertanter Musik in einem Konzert des Orchesters unter Carl Schuricht eine solch spontane Begeisterung hervor, dass etwas Außerordentliches geschah: »Diese mit Kraft und Anmut spielerische, dabei in ihrem Tonfall ganz originelle Musik elektrisierte das sonst so spröde Publikum dieser Konzerte und es ruhte nicht, bis Schuricht das Werk wiederholte – ein sensatio- nelles Ereignis!«, berichtete der Musiktheoretiker Josef Rufer. Blacher wurde einer der meistgespielten deutschen Komponis- ten und in Berlin auch als Kompositionslehrer und Kulturpolitiker eine feste Größe. »Kraft und Anmut« zeichnen ebenfalls sein erfolgreichstes Or- chesterwerk aus, die Paganini-Variationen. In 16 geistvollen, unterhaltsamen Variationen wird ein berühmtes Thema be- leuchtet: die Nr. 24 aus Niccolò Paganinis Capricen für Solo violine op. 1. Als Huldigung an das Ohrwurm-Thema des Teufels- geigers beginnt Blacher in der Originalinstrumentierung mit Violine solo. Nach einem rauschenden Orchestervorhang werden dann Elemente des Themas in einem kapriziösen Dialog der Holzbläser zerlegt. Zunächst transparent und kammermusi- Boris Blacher, um 1950 kalisch fein, in der Folge auch zupackend und massiv erobern sich Splitter des thematischen Materials den Klangraum und werden verschiedensten Instrumentenkombinationen unter- worfen – knapp und prägnant, in burlesken Sprüngen der Oboe, in schmetterndem Blech oder spitzen Pizzicati der Streicher, in akkordischen Säulen oder eleganten Linien, in vertrackten Kanons und heiteren Flötengirlanden, in bedächtigem Trauer- marsch oder rasanter Betriebsamkeit. Sogar Tango, Jazz und Boogie-Bass schauen vorbei und erinnern daran, dass der schon in seiner Jugend weit gereiste Blacher, geboren in China als Sohn eines baltendeutschen Bankiers, sich in den Zwanziger- jahren auch in den Kabaretts von Paris und Berlin umgetan hatte. »Musik ist wie eine statisch gut Blacher galt als kühler Kopf, dem romantisches Pathos ebenso verdächtig war wie überspannte Intellektualität. Trotz wohl berechnete Brücke.« kalkulierter Effekte unterzieht er Paganinis Material einer rhyth- Boris Blacher 6 Saison 2022/23 7 Werkeinführungen
misch-metrischen Analyse, die immer zum Gerüst des Originals zurückführt. Manchmal sind es nur winzige Spuren des Themas, Samuel Barber eine rhythmische Figur oder ein Intervall, die von einzelnen Orchestergruppen oder Soloinstrumenten spielerisch verwan- Violinkonzert delt werden. Dann wieder, wie in der Schlussvariation, beteiligt sich das ganze Orchester an dieser launigen Verbeugung vor dem König der violinistischen Bravour. Paganinis Virtuosität stand Blacher vor Augen, als er die Instrumente in diesem Kaleidoskop von ironisch schillernden Episoden derart brillant funkeln ließ. So gelten die 1947 uraufgeführten Paganini-Varia- tionen bis heute als dankbares Showpiece für Orchester und Wie gut der Amerikaner Samuel Barber für die Violine zu schrei- Dirigenten – und standen natürlich auch bei den Berliner Phil- ben verstand, wusste man spätestens seit seinem Adagio for harmonikern bereits mehrfach auf dem Programm. 1949 hieß Strings, das 1936 als zweiter Satz seines Streichquartetts op. 11 es in einer Kritik der Berliner Zeitung über ein Konzert unter entstand und zwei Jahre später in der Streichorchesterversion Ferenc Fricsay, sie »hinterließen in so vorzüglicher Wiedergabe seinen Ruhm begründete. Von da an strömten dem Sohn einer einen bezwingenden Eindruck und die Überzeugung, daß Pianistin (und Neffen einer Met-Opernsängerin) die Werkauf- dieses Orchesterwerk mit zu dem Bedeutendsten gehört, was träge nur so zu, doch bis zum Anfang der 1940er-Jahre ver in den letzten Jahren geschrieben wurde«. folgte er noch parallel eine Karriere als Bariton. Barber hatte also eine starke Affinität zum Gesang, wovon seine Lieder und Opern zeugen. 1958 erhielt er für seine bei den Salzburger Festspielen aufgeführte Oper Vanessa den Pulitzer-Preis. Barber verließ in seinen Werken niemals den Boden der Tonali- tät, was ihm im Zusammenwirken mit seiner ausgeprägten Neigung zu elegischen, weitgeschwungenen Melodien einen Publikumsbonus einbrachte. Auch das Violinkonzert verzaubert gleich in den ersten Takten mit einer wunderbaren Melodie, in der die Geige ihre sanglichen Qualitäten gewinnend ausspie- len kann. Das zweite Thema mit seinen aufgeweckten Synkopen nimmt stilistische Merkmale auf, die durch Aaron Copland als »typisch amerikanische« Kunstmusik etabliert waren. Im zweiten Satz entfaltet sich Barbers lyrische Gabe in einer herrlichen Oboenmelodie und Espressivo-Passagen der Violine. 1934 hatte Barber am Curtis Institute in Philadelphia sein Musik- studium abgeschlossen. Sein Kommilitone Iso Briselli, ein in Odessa geborener Geiger, hatte in dem Seifenfabrikanten Entstehungszeit Samuel Fels einen finanzstarken Ziehvater und Mentor. 1939 1947 beauftragte Fels den jungen, aber durchaus schon bekannten Komponisten, ein Violinkonzert für Briselli zu schreiben. Barber Uraufführung nahm den mit einem gut dotierten Vorschuss verbundenen 27. November 1947 in Leipzig durch das Gewand- Auftrag sofort an und komponierte die ersten beiden Sätze auf hausorchester, Dirigent: Herbert Albert einer Reise in die Schweiz. Bei Kriegsausbruch reiste er wieder Bei den Berliner Philharmonikern zurück nach Pennsylvania, wo er das Violinkonzert im Novem- zuerst am 3. Juli 1949 im Titania Palast, Dirigent: ber vollendete. Die Uraufführung war für Januar 1940 angekün- Ferenc Fricsay; zuletzt im Januar 2000 unter digt, viel Zeit blieb also nicht mehr. Doch es sollten unerwartete der Leitung von Zoltán Peskó Hindernisse auftreten. 8 Saison 2022/23 9 Werkeinführungen
Während die ersten beiden Sätze noch Brisellis Gefallen fan- den, zeigte er sich dem Finale gegenüber skeptisch. Dieses irrwitzige Perpetuum mobile ist, wie Barber selbst bemerkte, »schwer, aber es dauert nur vier Minuten«. Briselli empfand das Finale als zu leichtgewichtig gegenüber den beiden ersten Sätzen, an denen er wiederum technische Herausforderungen vermisste. Brisellis Lehrer Albert Meiff goss Öl ins Feuer: Barbers Konzert sei »kein Stück für den großen Saal mit großem Orches- ter«, sondern »wie ein kleines Körbchen mit zierlichen Blumen zwischen hohen Kakteen in einer weiten Prärie.« Barber aber weigerte sich, auf Änderungsvorschläge einzugehen. Briselli gab das Konzert zurück, Barber behielt seinen Vorschuss – und so trennte man sich gütlich. Eine Privataufführung durch das Curtis Institute Orchestra unter Fritz Reiner machte den Dirigenten Eugene Ormandy auf das Werk aufmerksam. Ormandy sicherte sich 1941 die offizielle Uraufführung mit seinem Philadelphia Orchestra und dem Geiger Albert Spalding. Seitdem hat es sich als eines der belieb testen Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts etabliert. Und der philanthropische Seifenfabrikant Fels ist in die Musikgeschichte eingegangen. Samuel Barber, 1938 Entstehungszeit 1939, revidiert 1948 Uraufführung »Ich habe immer so geschrieben, 7. Februar 1941 durch das Philadelphia Orchestra, Dirigent: Eugene Ormandy, Violine: Albert Spalding; wie ich es wollte, und ohne den Erstaufführung der revidierten Fassung am 7. Januar unbändigen Wunsch, dabei 1949 durch das Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Serge Koussevitzky, Violine: Ruth Posselt immer das Allerneuste heraus Bei den Berliner Philharmonikern zufinden.« erstmals in diesen Konzerten Samuel Barber 10 Saison 2022/23 11 Werkeinführungen
Henri Dutilleux Symphonie Nr. 2 »Le Double« Eine aufwärtsstrebende Figur wie ein Flügelschlag, sanft und dynamisch zugleich. In seiner Symphonie »Le Double« bewahrt Henri Dutilleux diese emporweisende Geste vom Himmelsstür- mer der ersten Takte bis zur Himmelsleiter des Ausklangs. Sie ist ein Werk von leuchtender Farbkraft, in dem die Bewegungen organisch auseinander hervorwachsen. Während Henri Dutilleux in Deutschland lange Zeit wenig beachtet wurde, erhielt er schon früh einen Ritterschlag aus den USA: einen Auftrag der Stiftung des legendären Dirigenten Serge Koussevitzky. So entstand zwischen 1955 und 1959 die Symphonie Nr. 2 zum 75-jährigen Bestehen des Boston Sym- phony Orchestra. Ihr Beiname »Le Double« bezieht sich auf die Gegenüberstellung zweier Formationen: des großen Orches- ters und eines zwölfköpfigen Ensembles, die einander spiegeln und kontrastieren – eine Idee, die auf das barocke Concerto grosso zurückgeht, bei dem ebenfalls ein kleineres Concertino Henri Dutilleux mit Sir Simon Rattle bei den Proben zu mit dem Tutti interagiert. Neobarocke Anklänge stellen sich D utilleux’ Correspondences mit den Berliner Philharmonikern, durch die Verwendung eines Cembalos ein, dessen unverwech- Salzburger Festspiele 2006 selbarer Klang die kleine Gruppe wie Silberfäden durchwebt. Die aparte Farbe des Cembalos wird ergänzt durch Celesta, Pauken und Orchestersolisten, die im vorderen Bereich der Bühne als Halbkreis um den Dirigenten angeordnet sein sollen. Zwar war die neobarocke Tradition in Frankreich durch die Komponisten der Vorgängergeneration stark vertreten, aber dem 43-jährigen Dutilleux war 1959 klar, dass er eigene Akzente setzen musste: »So habe ich mich bemüht, den Stolper- stein der etwas archaischen Form [des Concerto grosso] zu umgehen; die zwölf Musiker des kleineren Orchesters spielen, getrennt betrachtet, nicht ständig die Rolle von Solisten; es ist die Gesamtheit, die sie bilden, die das solistische Element »›Le Double‹ schwamm gegen den konstituiert. Diese Gesamtheit steht nicht nur in Konfrontation und Dialog mit der größeren Formation, sondern verschmilzt Strom und wurde als Provokation zuweilen mit dieser oder überlagert sich mit ihr, sodass reichlich empfunden. Das lag allerdings Gelegenheit für Polyrhythmik und Polytonalität bleibt.« nicht in meiner Absicht.« Henri Dutilleux 12 Saison 2022/23 13 Werkeinführungen
Die Faszination von »Le Double« liegt auch in der subtilen Klangsinnlichkeit und spielerischen Eleganz des Stils – Eigen- schaften, die wohl als »typisch französisch« etikettiert werden können. Die Metamorphose der Gestalten und Ideen ist auch für das Publikum gut nachvollziehbar, was neben dem sinnli- chen auch den intellektuellen Hörgenuss befördert. Zum avant- gardistischen Zeitgeist der späten 1950er-Jahre jedoch stand die Symphonie quer. Dutilleux bemerkte dazu einfach: »›Le Perspektiven Double‹ schwamm gegen den Strom und wurde als Provoka- tion empfunden. Das lag allerdings nicht in meiner Absicht.« Drei Pianissimo-Motive markieren den geheimnisvollen Beginn: agile Gespanntheit im kleinen Ensemble mit einem dumpfen Klopfen der Pauke und dem schon erwähnten Klarinetten aufschwung sowie ein statischer Streicherklang des großen Orchesters. Diese Elemente werden nun behutsam erweitert, wandern zwischen den beiden Gruppen hin und her. Den zweiten Satz eröffnet ein dunkler Gesang der Celli und Kontra- bässe des großen Orchesters, auf den die Solobratsche und leise Paukenwirbel antworten. Nach und nach werden alle Instrumente in diese traumverlorene Stimmung miteinbezogen. Immer wieder huscht die aufwärtsgerichtete Figur des ersten Satzes hindurch, manchmal als kaum greifbares Glissando, das uns sacht den Boden unter den Füßen wegzieht. Nach einem kurzen Fortissimo-Ausbruch kehrt die ruhig in sich hineinhor- chende Atmosphäre zurück. Das Finale wechselt zwischen lebhaften Fanfaren und ruhiger Meditation. Ein kleiner Flirt mit dem Jazz erinnert an die Vor liebe des Pariser Komponisten für Varietés und Musikklubs. Doch am Schluss taucht Dutilleux wieder in die Klangmagie seiner kontemplativen Momente ein. Noch einmal reckt sich die Him- melsleiter nach oben, und ein sanft schimmernder Akkord beschließt das Werk wie eine offene Frage. Entstehungszeit 1955–1959 Uraufführung 11. Dezember 1959 in Boston durch das Boston Symphony Orchestra, Dirigent: Charles Munch Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 23. Januar 1987 unter der Leitung von Sylvain Cambreling 14 Saison 2022/23
Der Kampf um die Moderne Besonders in Deutschland, aber auch im übrigen Europa tobte in der Nachkriegszeit bis Musik zwischen Dogma und an die Grenze zum neuen Jahrtausend eine Rückbesinnung Auseinandersetzung um die einzig wahre Art, Neue Musik zu schreiben. Wer sich der radikalen Innovation verschrieben hatte, empfand Komponisten wie Henri Dutilleux und Boris Blacher als rettungslos traditionell. Inzwischen allerdings hat sich die Lage entspannt. In keiner Epoche der klassischen Über den von Boulez und seiner Musikgeschichte stand eine solche Schule propagierten Serialismus Vielfalt von Stilen und Strömungen befand Henri Dutilleux, ohne eine nebeneinander wie in der zweiten ästhetische Wertung vorzuneh- Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von men: »Was ich ablehne, ist das den heftigen Grabenkämpfen und Dogma und der Autoritarismus, Anfeindungen kann man sich kaum die sich in dieser Zeit manifestiert mehr eine Vorstellung machen. Um haben.« Dutilleux verleugnete ein heute dominierendes Schlag- niemals seine Verwurzelung in der wort umzumünzen: Eine avantgar- Tradition und verteidigte seine als distische »aesthetical correctness« zu »konservativ« angegriffene pflügte alles unter, was sich in den Musik mit dem Hinweis, genauer gesellschaftlichen Umbrüchen der hinzuhören, »denn trotz der oft 1960er-Jahre nicht der radikalen sehr tonalen oder modalen Spra- Neuorientierung unterwarf. Selbst che wird man bei der Analyse ein Hans Werner Henze, seinerzeit bemerken, dass es darin auch durchaus für Skandale gut, wurde dodekaphonische Entlehnungen im Spiegel als »gepflegter Epigo- gibt«. ne« und »geschmäcklerischer Eklektizist« verschrien. Pierre Bou- Dutilleux’ Nähe zur Musik der lez – böswillig könnte man ihn als Vergangenheit ging so weit, dass Chefideologen der Neuen Musik er in seiner Zweiten Symphonie »Le bezeichnen – hatte die Fäden der Double« auf die Form des baro- Meinungsbildung fest in der Hand. cken Concerto grosso zurückgriff. Manch ein älterer Komponist blickt Damit befand er sich in guter heute befremdet auf die eigenen Gesellschaft, denn schon in den Jugendjahre zurück, in denen eine frühen 1920er-Jahren hatte eine »Geschmackspolizei« entschied, neoklassizistische Strömung mit was den modernen Aufführungs- Paris als Zentrum eingesetzt. Damit Boris Blacher, kanon bereichern durfte. Geblie- wollte man sich einerseits aus den 1955 ben ist davon jedoch nur wenig. Klauen der als teutonisch-schwüls- 17 Perspektiven
tig empfundenen Spätromantik Händel vom damaligen Publikum befreien. Dem Zwölfton-Weg kaum angemessen gehört werden Schönbergs andererseits mochte konnten. die junge französische Generation auch nicht folgen. So blieb die Auch nach 1945 blieb die Ausein- Musik Couperins oder Rameaus, andersetzung mit Musik der Ver- also des französischen Barocks, als gangenheit ein Thema. Ausge- spielerische Referenz. rechnet Igor Strawinsky, der Herold der Moderne, wandte sich mit seiner Oper The Rake’s Progress Gesucht wird ein der Musik des 18. Jahrhunderts zu. Gegenentwurf Kurz darauf paraphrasierte Benja- min Britten in seiner zur Krönung zum Dauer- Elisabeths II. geschriebenen Oper Espressivo der Gloriana die Musik der englischen Tudor-Renaissance. War das nun Wagnerianer. eine Flucht in die Vergangenheit, nach den Verwerfungen des In Deutschland orientierte man Zweiten Weltkriegs eine Rückkehr sich im Gefolge Paul Hindemiths an zur Welt des »Harmonischen«? So der Musik Bachs. Die lineare Poly- einfach lässt sich das nicht sagen – Der Komponist und Dirigent Pierre Boulez und der K omponist fonie, der motorische Gestus und zumal die Traumata des Krieges Karlheinz Stockhausen im IRCAM (Institut de recherche et coordination acoustique/musique) in Paris, 1983 die rhythmische Energie der Ba- andere Künstlerinnen und Künstler rockmusik galten in der künstleri- dazu gebracht hatten, einen schen Neuorientierung diesseits völligen Bruch mit der Tradition wie jenseits des Rheins als wahrer herbeizuführen. Aus der histori- Jungbrunnen. Hier fand man den schen Distanz eines halben Jahr- kristallinen Gegenentwurf zum hunderts kann man allerdings Dauer-Espressivo der Wagneria- feststellen, dass heute gerade jene ner und ihrem Leidenspathos in Werke in die Konzert- und Opern- riesigen Besetzungen. Hindemith häuser zurückkehren, die in der selbst bekannte sich zu einem Nachkriegsavantgarde einen transparenten Neoklassizismus. schweren Stand hatten. So sind Kirchentonale Anklänge etwa in Bernd Alois Zimmermann, der sich seinem Bühnenwerk Mathis der selbst als zwischen allen ästheti- Maler zeugen von der Beschäfti- schen Stühlen sitzenden Kompo gung mit der Welt des Spätmittel- nisten bezeichnete, und Luigi alters, um die der Inhalt der Oper Dallapiccola, der »Puccini der kreist. Mit ästhetischem Konservati- Zwölftonmusik«, heute auf den vismus hatte diese Frischzellenkur Spielplänen präsenter denn je – durch Alte Musik wenig zu tun – als auch bei den Programmen der »konservativ« galten jene, die noch Berliner Philharmoniker. Ihre An- an der Spätromantik festhielten. knüpfungen an formale und har- Und man darf nicht vergessen, monische Traditionen, die sich dass die Historische Aufführungs- für uns heute so überdeutlich dar- praxis zu jener Zeit noch in den stellen, waren für das damalige Kinderschuhen steckte und die Publikum keinesfalls leicht konsu- Werke von Bach, Schütz oder mierbar. Brittens Gloriana fiel mit 18 Saison 2022/23 19 Perspektiven
Pauken und Trompeten durch, die setzten sich die Paganini-Variatio- Uraufführung von Zimmermanns nen bis in die 1960er-Jahre als Soldaten wurde wegen vermeint- Dauerbrenner durch. Dann kippte licher »Unspielbarkeit« immer die Stimmung: Das Erfolgsstück wieder verschoben, und Dallapic- wurde als »formelhaft geschwät- colas Opern wurden vom deut- zig« (Wiesbaden 1969) und mit schen Feuilleton durch ihr »gestri- dem »Idiom des Gebastelten« ges« Festhalten an der Melodie (Mainz 1968) diskreditiert. Allmäh- nicht ganz ernst genommen. lich verschwand der einstige Hit aus den Programmen deutscher Symphonieorchester, während Die Zeit der er sich in den USA bis heute konti- Grabenkämpfe nuierlich gehalten hat. ist vorbei. Dass die amerikanischen Kompo- nistinnen und Komponisten, eben- Im Falle von Boris Blachers Pagani- so wie die skandinavischen, ein ni-Variationen lässt sich erkennen, unverkrampfteres Verhältnis zur wie schnell sich das Fähnchen im Tradition haben, wird in Deutsch- Wind der ästhetischen Billigung land gerne belächelt. Andererseits drehen konnte. Bei der Urauffüh- ist dort der Anteil zeitgenössischer rung im Gewandhaus 1947 berich- Musik im Konzert- und Opernleben Der italienische Komponist Luigi Dallapiccola am tete der Kritiker der Leipziger viel höher – obwohl und gerade 17. April 1968 vor der Akademie der Künste in Berlin; im Zeitung noch: »Ein Trillerpfeifchen, weil die ideologischen Formungen Hintergrund eine Plastik des Bildhauers Henry Moore das einer mitgenommen hatte, durch die meinungsmachenden mischte sich in den Beifall und Neue-Musik-Zentren Darmstadt verlängerte ihn.« War die Triller- und Donaueschingen ausgeblie- pfeife ein Protest gegen die »Mo- ben sind. Die Wiederentdeckung dernität«, die den Klassiker Paga vermeintlich »rückwärtsgewand- nini zu »verhunzen« wagte? Bei ter« Werke zeigt, dass auch hierzu- der Aufführung im Südwestfunk im lande die Zeit der Grabenkämpfe folgenden Jahr mokierte sich die vorbei ist. Presse über den »etwas kompo- niergeschäftig anmutenden« Kerstin Schüssler-Bach Blacher. Also »zu konservativ«? Anlässlich der Berliner Erstauffüh- rung 1948 durch das RIAS-Sympho- nie-Orchester stellte der Rezensent des Telegraf fest, dass die Novität »an das Aufnahmevermögen der Konzertbesucher keine übermäßig hohen Ansprüche« stelle, was heute eher einem Totalverriss gleichkäme. Aber weiter heißt es: »Sein locker bewegliches Opus fesselt bis zum Schluß« – offenbar also nicht nur das Publikum, son- dern auch den Kritiker. Schnell 20 Saison 2022/23 21 Perspektiven
Tiefe und Mystik In Deutschland erst spät als künstlerische Größe wahrgenommen, gilt der Komponist Henri Der Komponist Henri Dutilleux Dutilleux heute als bedeutende Figur der franzö sischen Moderne. Bescheiden, selbstkritisch, verantwortungsbewusst und in der Außenwirkung alles andere als ein Paradiesvogel, blieb Dutilleux doch in einem kompromissloser Individualist: im eigenen Schaffen. Mit stolzen 97 Jahren starb Henri nen beim französischen Rundfunk Dutilleux 2013 in Paris, produktiv bis und als Professor für Komposition ins hohe Alter und geehrt mit vielen an. Seinem eigenen Werk gegen- internationalen Auszeichnungen, über, das seinen Ausgang bei die seinem kleinen, aber exquisiten Debussy, Ravel, aber auch bei Œuvre Tribut zollten. Als 22-Jähri- Strawinsky und Bartók genommen ger hatte er bereits 1938 den hatte, war er sehr kritisch. Längst begehrten Rompreis gewonnen. nicht alles, was er komponierte, Mit 89 Jahren erhielt er den hoch gab er zur Veröffentlichung frei. dotierten Ernst von Siemens Musik- Aber was zur Uraufführung gelang- preis – und damit endlich auch te, begeisterte Publikum und Inter- die Anerkennung in Deutschland, preten durch hohe Individualität nachdem die einschlägigen deut- und Unabhängigkeit von ästheti- schen Abhandlungen über »Mo- schen Moden, durch Struktur, Esprit, derne Musik« der 1950er- bis Klarheit und vor allem durch musi- 1980er-Jahre seinen Namen gänz- kalische Schönheit. Große Solisten lich ignoriert hatten. »Neben Messi- wie Mstislaw Rostropowitsch, aen und Boulez gilt Henri Dutilleux Renée Fleming, Anne-Sophie als die große Einzelpersönlichkeit Mutter und Isaac Stern baten ihn in der französischen Musik von um Stücke. »Für mich«, sagte der heute«, befand die Siemens-Jury weise Franzose einmal, »ist die damals. Dutilleux war ein hochge- Kunst des Komponierens eine Art bildeter, stiller Mann. Nach seinem Zeremonie. Man muss sie ernsthaft Studium in Paris wurde er im Zwei- betreiben, etwa wie die Liebe. Es ist ten Weltkrieg zum Sanitätsdienst kein Scherz, Musik zu schreiben. Es eingezogen und etablierte sich ist nötig, das mit Tiefe zu machen. nach seiner Rückkehr als Pianist und Eine Art Mystik. Ich bin kein religiö- Musiklehrer. Er begriff sich nicht als ser Mensch, habe nie religiöse frei schwebende Künstlerexistenz, Musik geschrieben. Aber ich habe sondern nahm Positionen als lang- einen Sinn für das Mystische. Hoffe Henri Dutilleux, 1958 jähriger Leiter der Musikproduktio- ich.« 23 Perspektiven
Die Berliner Philharmoniker Chefdirigent • Christophe Horák • Joaquín Riquelme García Musikerinnen • Kirill Petrenko (Stimmführer) • Martin Stegner • Philipp Bohnen • Wolfgang Talirz Erste Violinen • Stanley Dodds und Musiker • Noah Bendix- Balgley • Cornelia Gartemann Violoncelli (1. Konzertmeister) • Angelo de Leo • Bruno Delepelaire • Daishin Kashimoto • Anna Mehlin (1. Solocellist) (1. Konzertmeister) • Christoph von der Nahmer • Ludwig Quandt • N. N. • Raimar Orlovsky (1. Solocellist) (1. Konzertmeister*in) • Simon Roturier • Martin Löhr • Krzysztof Polonek • Bettina Sartorius (Solocellist) (Konzertmeister) • Rachel Schmidt • Olaf Maninger • Zoltán Almási • Armin Schubert (Solocellist) • Maja Avramović • Christa-Maria Stangorra • Rachel Helleur-S imcock • Helena Madoka Berg • Christoph Streuli • Christoph Igelbrink • Simon Bernardini • Eva-Maria Tomasi • Solène Kermarrec • Alessandro Cappone • Romano Tommasini • Stephan Koncz • Madeleine Carruzzo • N. N. • Martin Menking • Aline Champion- • N. N. • David Riniker Hennecka • Nikolaus Römisch • Luiz Felipe Coelho Bratschen • Dietmar Schwalke • Luis Esnaola • Amihai Grosz • Uladzimir Sinkevich • Sebastian Heesch (1. Solobratscher) • Knut Weber • Aleksandar Ivić • Diyang Mei • Hande Küden (1. Solobratscher) Kontrabässe • Kotowa Machida • Naoko Shimizu • Matthew McDonald • Álvaro Parra (Solobratscherin) (1. Solobassist) • Johanna Pichlmair • Micha Afkham • Janne Saksala • Vineta Sareika-Völkner • Julia Gartemann (1. Solobassist) • Bastian Schäfer • Matthew Hunter • Esko Laine • Dorian Xhoxhi • Ulrich Knörzer (Solobassist) • N. N. • Sebastian Krunnies • Martin Heinze • Walter Küssner • Michael Karg Zweite Violinen • Ignacy Miecznikowski • Stanisław Pajak • Marlene Ito • Martin von der Nahmer • Edicson Ruiz (1. Stimmführerin) • Allan Nilles • Gunars Upatnieks • Thomas Timm • Kyoungmin Park • Janusz Widzyk (1. Stimmführer) • Tobias Reifland • Piotr Zimnik • N. N. 25 Musikerinnen und Musiker
Flöten • Georg Schreckenberger Orchestervorstand • Sébastian Jacot • Sarah Willis • Stefan Dohr (Solo) • Andrej Žust • Eva-Maria Tomasi • Emmanuel Pahud (Solo) Trompeten Medienvorstand • Michael Hasel • Guillaume Jehl • Philipp Bohnen • Jelka Weber (Solo) • Olaf Maninger • Egor Egorkin • N. N. (Piccolo) (Solo) Orchestervertretung im • Andre Schoch Stiftungsrat Oboen • Bertold Stecher • Andreas Wittmann • Jonathan Kelly • Tamás Velenczei • Martin Stegner (Solo) (Vorsitzender des • Albrecht Mayer Posaunen Personalrats) (Solo) • Christhard Gössling • Ulrich Knörzer • Christoph Hartmann (Solo) (Stellvertretendes • Andreas Wittmann • Olaf Ott Mitglied) • Dominik Wollenweber (Solo) • Julia Gartemann (Englischhorn) • Jesper Busk Sørensen (Stellvertretendes • Thomas Leyendecker Mitglied, Mitglied des Klarinetten • Stefan Schulz Personalrats) • Wenzel Fuchs (Bassposaune) (Solo) Fünferrat • Andreas Ottensamer Tuba • Jesper Busk Sørensen (Solo) • Alexander von Puttkamer • Cornelia Gartemann • Alexander Bader • Raphael Haeger • Matic Kuder Pauken • Raimar Orlovsky • Andraž Golob • Vincent Vogel • Markus Weidmann (Bassklarinette) • Wieland Welzel Gemeinschaft der Fagotte Schlagzeug Berliner Philharmoniker • Daniele Damiano • Raphael Haeger • Angelo de Leo (Solo) • Simon Rössler • Klaus Wallendorf • Stefan Schweigert • Franz Schindlbeck • Sarah Willis (Solo) • Jan Schlichte • Barbara Kehrig Ehrendirigent • Markus Weidmann Harfe • Daniel Barenboim • Václav Vonášek • Marie-Pierre Langlamet (Kontrafagott) Dirigenten unter den Gäste Ehrenmitgliedern Hörner Klavier und Celesta • Zubin Mehta • Stefan Dohr • Seiji Ozawa • Nikolaus Resa (Solo) Cembalo • N. N. • Holger Groschopp (Solo) • Paula Ernesaks • László Gál • Johannes Lamotke 26 Saison 2022/23
Alan Gilbert Joshua Bell Dirigent Violine »Orchester«, sagt Alan Gilbert, »sollten die Symphonien von Beet- »Musik kann direkt in deine Seele gehen. Sie kann dich packen, hoven, Brahms und Bruckner spielen. Aber wir müssen auch ande- bewegen und als Mensch verändern.« Soweit der US-amerikani- re Genres und Stile ausloten und die Komponisten von heute sche Stargeiger Joshua Bell, der inzwischen mit wohl jedem motivieren, weiterzuarbeiten.« Schließlich versuchten die Klang- international renommierten Orchester aufgetreten ist: ein Aus- körper weltweit, »Musik zu Menschen zu bringen, denen sie noch nahmekünstler, der im Mai 2002 seinen Einstand bei den Berliner unbekannt ist.« Alan Gilbert, der von 2009 bis 2017 das New York Philharmonikern gab und das letzte Mal 2008 bei ihnen zu Gast Philharmonic als Musikdirektor leitete, ist Chefdirigent des NDR war. Jenseits der klassischen Musik hat Bell mit Musikerinnen und Elbphilharmonie Orchesters und Musikdirektor der Königlichen Musikern wie Chick Corea, Wynton Marsalis, Anoushka Shankar, Oper in Stockholm. Der gebürtige New Yorker genießt in der Frankie Moreno, Josh Groban und Sting zusammengearbeitet. internationalen Musikwelt einen herausragenden Ruf als leiden- Einem breiten Publikum wurde er durch seine Mitwirkung am schaftlicher Interpret eines breiten Repertoires von Barockbis Oscar-prämierten Soundtrack des Films Die rote Violine bekannt Gegenwart. Als gefragter Gastdirigent ist er regelmäßig mit und war seitdem an vielen weiteren Hollywood-Projekten betei- international führenden Orchestern zu erleben und dirigierte ligt – von Illuminati mit Tom Hanks bis Defiance mit Daniel Craig. unter anderem Opernproduktionen an der Metropolitan Opera Der in New York lebende Musiker sorgt mit dem klassisch-romanti- New York, an der Mailänder Scala, am Opernhaus Zürich sowie schen Repertoire ebenso für Aufsehen wie mit Neukompositionen an der Semperoper in Dresden. Gilbert ist Ehrendirigent des Royal von Edgar Meyer, Behzad Ranjbaran oder Nicholas Maw, dessen Stockholm Philharmonic Orchestra, Erster Gastdirigent des Tokyo Violinkonzert er in einer Einspielung interpretierte, die mit einem Metropolitan Symphony Orchestra und Gründer der Organisa- Grammy-Award ausgezeichnet wurde. Bell engagiert sich in tion Musicians for Unity, die sich unter Führung der Vereinten Projekten wie Education Through Music und Turnaround Arts, die Nationen für Frieden, Entwicklung und Menschenrechte einsetzt. Kindern einen Zugang zur klassischen Musik vermitteln möchten. Er wurde mit vielen internationalen Auszeichnungen geehrt, dazu Im August 2021 kündigte er seine Partnerschaft mit der Geigen- gehört der Ditson Conductor’s Award der Columbia University in lern-App Trala an, um einen neuartigen Lehrplan für die Musikaus- New York als Würdigung seines herausragenden Engagements bildung zu entwickeln. Seit 2001 spielt Joshua Bell eine Stradivari für die Werke amerikanischer Komponisten und für zeitgenössi- von 1713, die aus dem Besitz des legendären Bronisław Huber- sche Musik. man stammt. 28 Saison 2022/23 29 Musikerinnen und Musiker
20 Jahre Education-Programm der Berliner Philharmoniker Nach 20 Jahren gilt es aber auch, neue Formate der Education-Arbeit zu etablieren. Wie sieht die Musikvermittlung der Zukunft aus? Das ist 20 Jahre voller Musik, eine der zentralen Fragen, die sich die Berliner Philharmoniker mit der Deutschen Bank in ihrem Education-Programm stellen. Wie lassen sich Emotionen und Begegnungen die sozialen Medien und digitale Angebote einsetzen, um junge Leute zu erreichen und ihr Interesse an klassischer Musik zu wecken? Unter dem Stichwort Sharing Music werden klassische Education-Konzepte weiterentwickelt. Ein Anfang ist bereits gemacht mit der Filmreihe Close-up, die jeweils ein großes klassisches Werk vorstellt und aus Möglichst viele Menschen für verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Chefdirigent Kirill Petrenko klassische Musik zu begeistern – kommt hier ebenso zu Wort wie Jugendliche und Experten aus egal, welchen Alters und welcher unterschiedlichen Bereichen. Herkunft: Diese Vision hatten die Berliner Philharmoniker und Der 20. Geburtstag des Education-Programms bringt nicht nur ihr Chefdirigent Sir Simon Rattle, mit der neuen VeloStage vieles in Bewegung – als Aufbruch in eine als sie 2002 ihr Education- vielversprechende Zukunft, die die Berliner Philharmoniker und Programm initiierten. Die die Deutsche Bank gemeinsam gestalten wollen. Deutsche Bank erkannte die gesellschaftliche Relevanz der Idee und ermöglichte, dass aus dieser Vision Realität wurde. Heute kann das Education-Programm der Berliner Philharmoniker auf eine große Erfolgsgeschichte zurückblicken: Mit seinen verschiedenen Angeboten, angefangen von Familien- und Mitmachkonzerten über die Vokalhelden-Chorprojekte, kreative Workshops bis hin zum Kita-Programm KlangKids sowie Community- und Schulprojekten, hat es Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den Zugang zu klassischen Konzerten erleichtert und ihnen Wege zum aktiven Musizieren gezeigt. Auch für den neuen Chefdirigenten Kirill Petrenko ist das Education-Programm eine Herzensangelegenheit. In den von ihm moderierten Familienkonzerten will er das große und kleine Publikum mit seiner Begeisterung für die Musik anstecken. © Madlen Krippendorf
Konzert- Kirill Petrenko dirigiert Strauss’ »Die Frau ohne Schatten« Darf man sein eigenes Lebensglück auf dem Unglück anderer bauen? Das ist das zentrale Thema der Frau tipps ohne Schatten, einer der rätselhaftesten und faszinie- rendsten Opern von Richard Strauss: Die Ehefrau des Kaisers, Tochter eines mächtigen Geisterfürsten, braucht einen Schatten, um ihren Mann vor der Versteinerung zu retten und um Kinder bekommen zu können. Um das zu erreichen, muss sie einer armen Färberin Schatten und Fruchtbarkeit abkaufen … Nach Aufführungen in Baden-Baden dirigiert Kirill Petrenko Strauss’ klang- prächtiges psychologisches Drama konzertant in der Philharmonie Berlin. Fr 14.04.23 18 Uhr Kirill Petrenko Großer Saal Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Dirigent Elza van den Heever Sopran (Die Kaiserin) Wolfgang Koch Bass (Barak, der Färber) Miina-Liisa Värelä Sopran (Die Färberin, sein Weib) Michaela Schuster Mezzosopran (Die Amme) Clay Hilley Tenor (Der Kaiser) Karten von 35 bis 98 Euro Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023. Die Junge Deutsche Philharmonie Klaus Mäkelä dirigiert interpretiert Dvořáks Achte Tschaikowsky und Schostakowitsch In Dvořáks mitreißender Achten Symphonie spiegeln Leidenschaftlich, visionär, kraftvoll – mit solchen Worten sich die Tanzrhythmen des tschechischen Volks und feiert die Presse den Dirigenten Klaus Mäkelä. Trotz die Schönheit der böhmischen Landschaft wider. Auch seiner Jugend ist der Finne, Chefdirigent der Osloer Schumanns Konzertstück für vier Hörner weckt Asso- Philharmoniker und des Orchestre de Paris, bereits ziationen an fröhliche Naturszenen. Ligeti wiederum international gefragt. Zu seinem Debüt bei den Berliner kombiniert in seinem Hamburgischen Konzert das Philharmonikern bringt er zwei Sechste Symphonien mit: Horn des Solisten mit vier Naturhörnern und kreiert Dmitri Schostakowitsch wollte in seinem Werk nach dadurch neue Klangeffekte. Die Junge Deutsche Phil- eigener Aussage die Stimmung von »Frühling, Freude harmonie, in der die begabtesten Musikstudent*innen und Jugend« vermitteln. Tschaikowsky hingegen be- Deutschlands spielen, und Dirigent Jonathan Nott schwört in der »Pathétique«, seiner letzten Symphonie, interpretieren es mit dem philharmonischen Solo eine melancholische und sehnsuchtsvolle Stimmung – hornisten Stefan Dohr. Zum Auftakt des Konzerts er- ein eindrucksvoller Abschied von der Welt. klingt Z – Metamorphosis, ein Werk des griechischen Komponisten Minas Borboudakis. Do 20.04.23 20 Uhr Jonathan Nott Klaus Mäkelä Fr 21.04.23 20 Uhr Di 28.03.23 20 Uhr Sa 22.04.23 19 Uhr Großer Saal Großer Saal Junge Deutsche Philharmonie Berliner Philharmoniker Jonathan Nott Dirigent Klaus Mäkelä Dirigent Stefan Dohr Horn Karten von 25 bis 76 Euro Karten von 8 bis 32 Euro Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023. 32 Saison 2022/23 33 Konzerttipps
Kirill Petrenko dirigiert Mozart und Schumann Kirill Petrenko setzt sein Engagement für das klassisch- romantische Kernrepertoire der Berliner Philharmoniker mit Robert Schumanns Vierter Symphonie fort: ein voll tönendes Werk von faszinierend doppelbödiger Stimmung. Nachdenklichkeit mischt sich hier mit Optimis- mus, Überschwang ist von Zweifel durchzogen. Hinzu Die Symphonien Gustav Mahlers kommen zwei geistliche Werke Wolfgang Amadeus Mozarts, die von einer durchaus diesseitigen Lebens- freude und Ausdruckskraft sind: die jubilierende Motette »Exsultate, jubilate« mit ihren virtuosen Sopransoli und die festliche, opernhaft-expressive »Krönungsmesse«. 10 CD · 4 Blu-ray Do 27.04.23 20 Uhr Fr 28.04.23 20 Uhr Kirill Petrenko Großer Saal Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Dirigent Louise Alder Sopran Wiebke Lehmkuhl Alt Mauro Peter Tenor Krešimir Stražanac Bassbariton Orfeó Català Chor Karten von 35 bis 98 Euro Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023. Ein amerikanischer Abend mit Gustavo Dudamel Gustavo Dudamel unternimmt mit diesem Programm eine musikalische Amerikareise, die von Mexiko über Argentinien in die USA führt. So ist Gabriela Ortiz’ Téenek. Invenciones de Territorio eine mitreißende Mischung aus mexikanischer Folklore und avantgardisti- schen Klängen. Von Alberto Ginastera hingegen gibt Berliner Philharmoniker es ein Klavierkonzert (Solist: Sergio Tiempo), dessen Claudio Abbado ebenso perkussive wie magische Klangsprache dem Komponisten die Bezeichnung »argentinischer Bartók« Gustavo Dudamel eintrug. Charles Ives schließlich schuf in seiner Zweiten Die Symphonien Gustav Mahlers spielen seit über Bernard Haitink Symphonie eine klangvolle Synthese aus der europäi- schen und der populären nord-amerikanischen einem Jahrhundert eine zentrale Rolle in den Daniel Harding Musiktradition. Konzerten der Berliner Philharmoniker. In jeder Andris Nelsons Einzelnen entfaltet sich eine eigene Welt. Diese Gustavo Dudamel Do 11.05.23 20 Uhr Yannick Nézet-Séguin Hardcover-Edition vereint Einspielungen der neun Fr 12.05.23 20 Uhr Symphonien und des Adagios aus der Zehnten Kirill Petrenko Sa 13.05.23 19 Uhr mit herausragenden Mahler-Interpreten. Sir Simon Rattle Großer Saal Berliner Philharmoniker Gustavo Dudamel Dirigent Sergio Tiempo Klavier Karten von 25 bis 76 Euro Der Vorverkauf startet am 26. Februar 2023. Jetzt erhältlich unter berliner-philharmoniker-recordings.com und im Shop der Philharmonie Berlin 34 Saison 2022/23
Ticketverkauf online unter berliner-philharmoniker.de telefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr an der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr SCHENKEN SIE WÄRME. Impressum Newsletter und Social Media Herausgegeben von der Berliner berliner-philharmoniker.de/newsletter Ob in der Ukraine, in Afghanistan, in Syrien oder im Irak: Philharmonie gGmbH für die Stiftung instagram.com/BerlinPhil Berliner Philharmoniker facebook.com/BerlinPhil Für Menschen auf der Flucht sind die kalten Wintermonate Direktorin Marketing, Kommunikation und Vertrieb: Kerstin Glasow twitter.com/BerlinPhil youtube.com/BerlinPhil eine besonders harte Herausforderung. Ihre Stärke ist Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) bewundernswert, doch sie brauchen jetzt unsere Solidarität! Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Als musikalische Botschafter unterstützen die Berliner Redaktion: Anne Röwekamp, Jochen Rudelt Bildnachweise: S. 7akg-images / Fritz Philharmoniker die UNO-Flüchtlingshilfe in ihrem Engagement, (texthouse) · Mitarbeit: Stephan Kock Eschen, S. 10 Science History Images / Flüchtlingen in diesem Winter lebensrettenden Schutz Einführungstexe: Kerstin Schüssler-Bach Alamy Stock Photo, S. 13, 19 akg-images / Biografien: Harald Hodeige · Artwork: Marion Kalter, S. 16 akg-images / brand- zukommen zu lassen. Bitte spenden Sie unter: Studio Oliver Helfrich · Layout: Stan Hema staetter images / Franz Hubmann, S. 20 Satz: Bettina Aigner akg-images / picture-alliance / dpa, S. 22 Photo Ingi Paris / akg-images, S. 27 www.uno-fluechtlingshilfe.de/berliner-philharmoniker-winter Anzeigenvermarktung: Tip Berlin Stephan Rabold, S. 28 Peter Hundert, S. 29 Media Group GmbH, Michelle T hiede Phillip Knott, S. 32 Guillaume Megevand, t +49 30 233 269 610 S. 33 (o.) Frederike van der Straeten, (u.) anzeigen@tip-berlin.de Marco Borggreve / Oslo Philharmonic, S. 34 (o.) Monika Rittershaus, (u.) Danny Programmheft Nr. 54, Saison 2022/23 Clinch for LA Phil Spendenkonto Einzelheftpreis: 3,50 Euro BIC: Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin COLSDE33 Programm- und Besetzungsänderungen IBAN: vorbehalten DE78 3705 0198 0020 0088 50 Sparkasse KölnBonn Stichwort: 36 Saison 2022/23 Berliner Philharmoniker Winter
Musik verbindet #PositiverBeitrag Seit mehr als 30 Jahren arbeiten die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker in einer engen und lebendigen Partnerschaft zusammen. Gemeinsam wollen wir Musik von Weltklasse fördern und Menschen jeden Alters für Musik und Kultur begeistern. Denn Musik inspiriert, verbindet Menschen und überwindet Grenzen. db.com/kultur © Madlen Krippendorf
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