Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung im Groß- und Einzelhandel - Zu gut für die Tonne
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Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung im Groß- und Einzelhandel Leitfaden und Inspiration In Zusammenarbeit mit:
Projektförderung Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Herausgeber Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production gGmbH (CSCP) Hagenauer Str. 30 | 42107 Wuppertal www.scp-centre.org Autorinnen Lea Leimann, Jana Brauer Ansprechpartnerin Nora Brüggemann (Projektkoordinatorin) Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production gGmbH (CSCP) Hagenauer Str. 30 | 42107 Wuppertal Telefon: +49 (0)202 / 459 58 – 25 E-Mail: handelsforum-rlv@scp-centre.org Wuppertal, Dezember 2020 2
Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG ............................................................................................................... 4 2. VERBINDLICHE MAßNAHMEN...................................................................................... 8 2.1. Weitergabe von verkehrsfähigen Lebensmitteln ............................................................................. 9 2.2. Erfassung von Lebensmittelabfalldaten und Verbesserung der Datenlage ...................................... 10 3. WAHLPFLICHTMAßNAHMEN ..................................................................................... 11 3.1. Maßnahmen an den Schnittstellen zu Ihren Lieferanten................................................................ 12 3.1.1. Verkauf von Obst und Gemüse mit "Schönheitsfehlern" .............................................. 12 3.1.2. Verbesserung der Zusammenarbeit im Umgang mit Retouren .................................. 13 3.1.3. Förderung von Verpackungsinnovationen zur Verbesserung der Haltbarkeit von Produkten........................................................................................................................................................ 14 3.1.4. Optimierung der Prozess-, Logistik- und Kühlkette, beispielsweise durch (verstärkte) Einbindung von Lieferanten in Warenwirtschaftssysteme ........................................ 16 3.2. Interne Markt-Maßnahmen ......................................................................................................... 18 3.2.1. Preisreduzierter Verkauf von Waren mit knappem MHD und von Ultrafrischwaren (Brot, Obst und Gemüse) zum Ladenschluss ....................................................................................... 18 3.2.2. Nachfrageorientierte Auffüllung des Frischwarenangebots besonders zu frequenzschwachen Tageszeiten ............................................................................................................ 19 3.2.3. Integration des Themas "Reduzierung von Lebensmittelverschwendung" in Schulungen bzw. sonstigen Informationen für Mitarbeitende ....................................................... 20 3.2.4. Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Kundenkommunikation................................................................ 21 3.3. Verbesserung der Weitergabe...................................................................................................... 23 3.3.1. Innovative Demonstrations- und Modellvorhaben mit Start-Ups zur besseren Verwertung von Lebensmitteln ................................................................................................................ 23 3.3.2. Etablierung und Weiterentwicklung von Prozessroutinen bei der Bereitstellung und Abholung von Produkten, beispielsweise mit Hilfe digitaler Technologien...................... 25 3.3.3. Finanzielle Unterstützung zum Aufbau bzw. zur Verbesserung der Infrastruktur der sozialen Einrichtungen ........................................................................................................................ 26 3.3.4. Verbesserung der Qualitätssichtung von Produkten ..................................................... 27 3.3.5. Weitere denkbare Maßnahmen ............................................................................................. 28 4. QUELLENANGABEN................................................................................................... 29 3
Dieser Handlungsleitfaden richtet sich an Groß- und Einzelhändler*innen, um mit konkreten Beispielen und Inspirationen die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung in Deutschland zu unterstützen. Hintergrund In Deutschland entstehen rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle im Jahr (Schmidt et al., 2019). Daher zielt die „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ zur Erreichung von Nachhaltigkeitsziel (Sustainable Development Goal, SDG) 2.3. darauf ab, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle einschließlich Nachernteverlusten1 zu verringern. Das würde auch bedeuten, gleichzeitig aktiven Ressourcen- und Klimaschutz zu betreiben, u.a. durch positive Landnutzungsänderungen in Form von Umwandlung möglicherweise nicht mehr benötigter Ackerflächen in Grünflächen (WBAE 2016). Die Unternehmen des Groß- und Einzelhandels arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich daran, Lebensmittelverschwendung im eigenen Verantwortungsbereich möglichst gering zu halten. Darüber hinaus kann der Groß- und Einzelhandel zudem einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entlang der Lebensmittelversorgungskette leisten. Mit der Beteiligungserklärung 2020–2022 am Dialogforum Groß- und Einzelhandel gehen Unternehmen des Groß- und Einzelhandels mit einem guten Beispiel voran, indem sie neben zwei verpflichtenden Maßnahmen auch mindestens vier weitere Wahlpflichtmaßnahmen umsetzen. Dabei geht es zum einen darum, das bestehende Optimierungspotenzial in den eigenen Betrieben und Märkten noch weiter auszuschöpfen. Zum anderen können Handelsunternehmen an den Schnittstellen zu Verbraucher*innen sowie zur Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung auf Verbesserungen hinwirken. Zielsetzung Dieser Handlungsleitfaden ist dazu gedacht, die Umsetzung der in der Beteiligungserklärung erwähnten Maßnahmen zu unterstützen. Dabei richtet sich der Leitfaden sowohl an den Groß- als auch den Einzelhandel und differenziert nicht zwischen der Umsetzbarkeit in der Zentrale oder in der Filiale (eine entsprechende Aufschlüsselung findet sich allerdings in der Tabelle auf der nächsten Seite, um eine Übersicht zu geben). Maßnahmen werden jeweils an der Schnittstelle zu Lieferanten, intern im Markt und an der Schnittstelle zu Konsument*innen, sowie bei der Weitergabe von Lebensmitteln betrachtet. Ziel des Dokumentes ist es, mit Bezug zur Beteiligungserklärung sowohl bestehende und bereits im deutschen sowie ausländischen Handel etablierte Maßnahmen, als auch innovative Ideen aus der Nische aufzuzeigen. Mit einer Rakete wird dargestellt, welche Maßnahmen innovativ sind und bisher noch von wenigen Handelsunternehmen durchgeführt werden. Der erklommene Wipfel zeigt die Maßnahmen, die schon von vielen Unternehmen umgesetzt werden. Weiterführende Informationen können per Hyperlink auf den jeweiligen Umsetzungsbeispielen aufgerufen werden. Die exemplarisch aufgelisteten Ansatzpunkte und Lösungsbeispiele zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen auf Unternehmensebene können selbstverständlich (vor allem aus Platzgründen) nur einen kleinen, unvollständigen Ausschnitt des bisherigen Engagements darstellen – werden Sie weiterhin darüber hinaus selbst kreativ! Des Weiteren soll darauf hingewiesen sein, dass trotz der deutlich positiven Auswirkungen auf die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung berücksichtigt werden muss, dass die 1 Als Nachernteverluste gelten Reinigungs- und Trocknungsverluste oder Schädlings- und Krankheitsbefall während des Transports oder im Lager. Nicht inbegriffen sind gar nicht erst in den Lebensmittelkreislauf gelangende Agrarprodukte, die z.B. als Futtermittel oder zur Energieerzeugung genutzt werden oder von vornherein als Dünger auf dem Feld bleiben, sowie Produkte, die wegen Anforderungen des Handels nicht in den Verkauf gelangen (WWF 2015). 5
aufgelisteten Lösungsansätze unterschiedliche Wirkungen haben, zu denen aber im Rahmen dieses Leitfadens keine Aussage getroffen wird. Bei zukünftigen Überlegungen sollte in die Entscheidungsfindung aber neben dem kurz-, mittel- sowie langfristigen Einsatz auch folgende Prämisse der im Rahmen des REFRESH Projekts propagierten „Food Use Hierarchy“ mit einbezogen werden: der vorsorglichen Vermeidung von Nahrungsmittelüberschüssen bereits an der Quelle sollte Priorität vor Weiterverteilung, Weiterverarbeitung und thermischer Verwertung zukommen. Sichere und nährstoffreiche Lebensmittel für die menschliche Ernährung Vermeidung und Reduzierung von Lebensmittelüberschüssen an der Quelle Abnehmende Priorität Weitergabe und Weiterverarbeitung von Überschüssen für die menschliche Ernährung Verwendung als Tierfutter Recycling und Kompostierung, Haustierfutter, Biomaterial Rückgewinnung und andere industrielle Nutzungen, (Kontextabhängig) Energieproduktion, Biogas, Verbrennung inkl. Energiegewinnung Entsorgung Deponie, Abwasser, Verbrennung ohne Energiegewinnung Abbildung 1: The food use hierarchy nach Wunder et al., (2018) übersetzt und bearbeitet Dieser Handlungsleitfaden soll Groß- und Einzelhändler*innen dabei unterstützen, die Lebensmittelverschwendung in ihren Unternehmen weiter zu reduzieren und dazu inspirieren, noch weitere wirkungsvolle Maßnahmen erfolgreich umzusetzen. 6
Differenzierung der Maßnahmen in Zentrale und Filiale Die folgende Tabelle stellt dar, welche Akteure bei der Umsetzung einer Maßnahme vor allem gefragt sind. Die meisten der Maßnahmen müssen vermutlich durch die Firmenzentrale angeordnet werden, gleichzeitig erfolgt die Umsetzung vieler der Maßnahmen eher in den Filialen. Ein Kreuz in Klammern bedeutet, dass eine Einbeziehung notwendig ist, aber die Hauptverantwortung der Umsetzung an anderer Stelle liegt. Maßnahme Zentrale Filiale Verbindliche Maßnahmen Weitergabe von verkehrsfähigen Lebensmitteln (X) X Erfassung von Lebensmittelabfalldaten und Verbesserung der Datenlage X X Wahlpflichtmaßnahmen Maßnahmen an den Schnittstellen zu Ihren Lieferanten Verkauf von Obst und Gemüse mit "Schönheitsfehlern" X (X) Verbesserung der Zusammenarbeit im Umgang mit Retouren X X Förderung von Verpackungsinnovationen zur Verbesserung der Haltbarkeit X von Produkten Optimierung der Prozess-, Logistik- und Kühlkette, beispielsweise durch X (verstärkte) Einbindung von Lieferanten in Warenwirtschaftssysteme Interne Markt-Maßnahmen Preisreduzierter Verkauf von Waren mit knappem MHD und von (X) X Ultrafrischwaren (Brot, Obst und Gemüse) zum Ladenschluss Nachfrageorientierte Auffüllung des Frischwarenangebots besonders zu X frequenzschwachen Tageszeiten Integration des Themas "Reduzierung von Lebensmittelverschwendung" in X (X) Schulungen bzw. sonstigen Informationen für Mitarbeitende Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die X X Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Kundenkommunikation Verbesserung der Weitergabe Innovative Demonstrations- und Modellvorhaben mit Start-Ups zur besseren X (X) Verwertung von Lebensmitteln Etablierung und Weiterentwicklung von Prozessroutinen bei der Bereitstellung X (X) und Abholung von Produkten, beispielsweise mit Hilfe digitaler Technologien Finanzielle Unterstützung zum Aufbau bzw. zur Verbesserung der X Infrastruktur der sozialen Einrichtungen Verbesserung der Qualitätssichtung von Produkten X X 7
2. Verbindliche Maßnahmen 8
2.1. Weitergabe von verkehrsfähigen Lebensmitteln Überschüssige Lebensmittel werden in Deutschland in erster Linie über soziale Einrichtungen wie z.B. die Tafeln sowie andere inverkehrbringende Einrichtungen, wie z.B. durch die Organisationen im Bündnis Lebensmittelrettung, weitergegeben. Sehr viele Handelsunternehmen kooperieren bereits mit den Tafeln oder anderen Inverkehrbringern – bisweilen ist jedoch aus verschiedenen Gründen selbst bei einer formellen Kooperation die Durchführung in allen Filialen nicht zwangsläufig garantiert. In Kapitel 3.3 finden Sie Anregungen, wie Sie mögliche Hürden überwinden und die Weitergabeprozesse optimieren können. Herausforderungen und Lösungsansätze Die Beteiligungserklärung sieht eine flächendeckende Umsetzung der Weitergabe vor, konkret einen Abdeckungsgrad von 80% der Lebensmittelgeschäftsstandorte. Die lokale Verfügbarkeit von inverkehrbringenden Einrichtungen ist für das Gelingen der Weitergabe essentiell, was insbesondere im ländlichen Raum bisweilen schwierig sein kann. In manchen Regionen ist daher der Punkt „Finanzielle Unterstützung zum Aufbau bzw. zur Verbesserung der Infrastruktur der sozialen Einrichtungen“ (siehe Kapitel 3.3.3) der Wahlpflichtmaßnahmen eine nötige Voraussetzung. Auch ist zu beachten, dass die Herausforderungen für Großhandelsunternehmen sich in der Praxis vom Einzelhandel unterscheiden. So können beim Großhandel Großgebinde eines Produkts anfallen, deren logistische Handhabung (Stichwort Transport und mögliche Portionierung) neben der Suche nach entsprechenden Abnehmern komplex ist. Das Dialogforum arbeitet gemeinsam mit Inverkehrbringern an der Verbesserung der Weitergabemöglichkeiten. Obwohl Lebensmittel rechtlich gesehen generell auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) hinaus in den Verkehr gebracht werden dürfen, herrscht bei lebensmittelspendenden Unternehmen oft Unsicherheit über den Umgang mit sogenannter MHD-Ware. Das Dialogforum arbeitet gemeinsam mit Inverkehrbringern an der Aufklärung von Unsicherheiten bezüglich der Produkthaftung insgesamt und der Übernahme der Verantwortung bei Lebensmittelspenden. Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Kooperation mit sozialen oder „Lebensmittel-rettenden“ Organisationen Die Tafeln sind eine gemeinnützige und spendenfinanzierte Organisation, die überschüssige Lebensmittel, welche noch genießbar sind, aber im Müll gelandet wären, sammelt und kostengünstig an benachteiligte Menschen verteilt. (Zusammenarbeit mit ALDI Nord, ALDI Süd, Alnatura, Edeka, Kaufland, Lidl, Etablierte Marktkauf, METRO, Netto Marken-Discount, PENNY, Real, Spar, tegut, Wasgau, Maßnahme u.v.m.) foodsharing e.V. ist eine Internetplattform zum Verteilen von überschüssigen Lebensmitteln in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mitglieder des Vereins holen ehrenamtlich bei den kooperierenden Unternehmen nach Ladenschluss diese Lebensmittel ab und verteilen sie weiter. (Kooperation mit Alnatura, METRO, Vollcorner, u.v.m.) Mit der Lebensmittelretter-App von Too Good To Go können Kund*innen überschüssige Lebensmittel vor der Entsorgung retten. App-Nutzer*innen kaufen z.B. als eine vom Handel mit unverkauften Lebensmitteln gefüllte Überraschungstüte. (Kooperation mit Alnatura, Bio Company, Denn’s Biomarkt, Kaufland, Lidl, PENNY, Real, Tegut, u.a.) 9
2.2. Erfassung von Lebensmittelabfalldaten und Verbesserung der Datenlage Lebensmittelabfalldaten waren bisher im deutschen Groß- und Einzelhandel auf Unternehmensebene noch lückenhaft aufbereitet. Um effiziente Lösungen mit großem Vermeidungspotenzial zu entwickeln, sind diese Daten von Bedeutung. Daher beteiligten sich die Mitglieder des Dialogforums daran, im Rahmen ihrer technischen Ressourcen aussagekräftige Lebensmittelabfalldaten zu erfassen und streben eine Verbesserung der Datenlage an. Mit der Aggregation, Anonymisierung und Weitergabe der Daten an das Thünen-Institut können die Unterzeichner*innen Dienstleister wie beispielsweise das EHI Retail Institute betrauen. Vor einer Veröffentlichung werden die aggregierten und anonymisierten Ergebnisse den Unterzeichner*innen der Beteiligungserklärung vorgestellt und erläutert. Die unterzeichnenden Unternehmen beteiligen sich an den im Dialogforum geplanten Diskussionen und Modellvorhaben zu Datenerhebungsmethoden, sowie an der entsprechenden Analyse. Herausforderungen und Lösungsansätze Auf Abschriftenbasis werden Lebensmittelabfalldaten bereits dokumentiert, doch die genaue Datenerhebung sowie Datenanalyse wird im Rahmen des Dialogforums diskutiert. Verbesserte Kenntnisse über Abfälle im Unternehmen ermöglichen es, diese effizienter zu reduzieren und mögliche Hotspots anzugehen. Die Unterzeichner*innen der Beteiligungserklärung schaffen durch die Zusammenstellung ihrer Daten dafür die Voraussetzung. Durch die perspektivische Zurverfügungstellung der Daten können auch weitere Lösungen mit großem Vermeidungspotenzial entwickelt werden. 10
3. Wahlpflichtmaßnahmen 11
3.1. Maßnahmen an den Schnittstellen zu Ihren Lieferanten 3.1.1. Verkauf von Obst und Gemüse mit "Schönheitsfehlern" Sowohl Politik, Handel als auch die Verbraucher*innen stellen über Vermarktungsnormen und Qualitätsstandards Ansprüche an Produktqualität und -sicherheit sowie Ästhetik von Obst und Gemüse. Dabei gehen freiwillige Standards von einzelnen Handelsketten bisweilen noch über die gesetzlichen Vermarktungsnormen hinaus. Herausforderungen und Lösungsansätze In der Anpassung der Vermarktungspraktiken besteht Potenzial zur weiteren Reduzierung der Verschwendung von geschmacklich und gesundheitlich einwandfreien Lebensmitteln (dbu, 2020). Zwei Herausforderungen sind dafür zu beachten: So besteht zum einen die Befürchtung, dass viele Verbraucher*innen Produkte nicht kaufen, welche ihren eigenen ästhetischen Ansprüchen nicht genügen. Das führt zum anderen dazu, dass der Handel bisweilen sehr wählerisch ist und den Produzenten nicht alle Produkte abnimmt. Trotz vielfacher Diskussion und Thematisierung auch in neueren Forschungsarbeiten (Schmidt et al., 2019; Runge und Lang, 2016) scheinen valide und flächendeckende Zahlen und Untersuchungen speziell zum Einfluss der Vermarktungsnormen und der Rolle des Handels noch zu fehlen. Allerdings wird angenommen, dass Abweichungen der Unternehmen von festgelegten Normen/ Standards auch die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse ohne jegliche Mängel hinsichtlich Ernährungsqualität und -hygiene erschweren bzw. verhindern. Zudem wird in der Praxis ein vermehrter Einsatz von klima-und umweltschädigenden Maßnahmen beobachtet, um den ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden (Ebert et al., 2020). Um Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, ist bei alledem ein Dialog zwischen den Interessengruppen unerlässlich, in dem die Verwendung und die Notwendigkeit von Standards, Regeln, Qualitätsvorgaben und Gewohnheiten sowie Aspekte des Verbraucher*innenschutzes und der Lebensmittelsicherheit kritisch diskutiert werden (Göbel et al., 2015). Gleichzeitig könnten so auch umwelt- und klimarelevante Aspekte besser verdeutlicht werden. Maßnahmen und Lösungsansätze in Handelsunternehmen Lockerung der Vorgaben an Lieferanten von Seiten des LEH Seit April 2016 vermarktet PENNY deutschlandweit Bio-Obst und -Gemüse, das äußerlich nicht immer makellos ist, als „Naturgut Bio-Helden“. Die Bio-Helden werden beigemischt und nicht separat verkauft. ALDI SÜD bietet seit Herbst 2017 Äpfel und Karotten der Klasse II als „Krumme Dinger“ an; HOFER, Teil der ALDI SÜD-Gruppe, seit 2018 auch Feldgurken, Zucchini, Tomaten- und Paprika- Raritäten. Bei Kaufland werden Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern als "die etwas Anderen" extra beworben und präsentiert; bei Netto Nord als "Keiner ist Perfekt" verkauft. In einem aktuell laufenden Projekt mit der Landwirtschaftskammer Niedersachen untersucht Edeka-Minden-Hannover mögliche Einsparpotenziale von Lebensmittelverschwendung sowie Stichstoffdünger bei Verzicht auf eigene Innovative Qualitätskriterien für Kohlrabi, Brokkoli, Salat und Blumenkohl. Maßnahme In store-Tests werden 2020/21 mit Vollcorner unterschiedliche Vermarktungsoptionen in Verbindung mit kommunikationspolitischen Maßnahmen für Äpfel mit Schönheitsfehlern getestet. 12
Verkauf von Produkten aus Permakultur Real bietet Obst und Gemüse aus Permakultur ("ungenormt und unperfekt") während ihrer natürlichen Erntezeit an. Zunächst hat real eine kleine Auswahl aus Produkten aus Permakultur ins Sortiment aufgenommen und erweitert diese nun stetig. Neue Handelskonzepte, die bereits bei der Ernte aussortiertes Obst und Gemüse anbieten Der Querfeld.bio Großhandel liefert reines Bio-Obst und Gemüse, das bereits aus ästhetischen Erwägungen bei der Ernte aussortiert wird. Sofern die Qualität stimmt, geschieht dies unabhängig von II. Wahl, Ausschuss, Verarbeitungs-, Industrie- oder B-Ware. 3.1.2. Verbesserung der Zusammenarbeit im Umgang mit Retouren Im Lebensmittelgroß- und -einzelhandel werden Waren eingekauft, gelagert und wiederverkauft. Bei der Warenübernahme und der Qualitätskontrolle (aber auch beim Warenoutput durch Reklamationen der Verbraucher*innen (Hietler und Pladerer, 2019) kann es dabei zu Retouren kommen. So dient z.B. die genaue Kontrolle bei der Warenübernahme dazu, auszuschließen, dass beschädigte oder bereits verdorbene Ware übernommen wird. Allerdings kann es auch vorkommen, dass die Standards über die Annahme und Nicht- Annahme von Waren nicht ausreichend definiert, kommuniziert und vereinheitlicht sind und daher Prozessfehler zur Nicht-Annahme führen. Manchmal unterscheiden sich aber auch die Kriterien zwischen einzelnen Filialen oder Lagern, wenn es darum geht, ob eine Lieferung angenommen oder zurückgewiesen wird. Auch Warenrückrufe wegen eines Verstoßes gegen lebensmittelrechtliche Vorschriften sind möglich. Die Rückverfolgbarkeit (sowohl bei der Überführung als auch in der Lieferkette) eines bestimmten Produkts ist seit 2005 gesetzlich vorgeschrieben und erfordert gute und schnelle Kommunikation mit allen Partnern in der Kette (Grunow und Piramuthu, 2013; Gardas et al., 2017). Auch Praktiken, die grob von den Grundsätzen des guten Geschäftsgebarens abweichen und einseitig von einem Handelspartner seiner Gegenpartei auferlegt werden (EC 2016, S. 2) können direkt oder indirekt Lebensmittelabfälle bedingen (Piras et al., 2018). So können beispielsweise unvorhersehbare Änderungen der Vertragsbedingungen zu einer Überproduktion führen und unnötige Lebensmittelabfälle verursachen (EC 2016b, S. 4). Herausforderungen und Lösungsansätze Wie anhand der Food Use Hierarchy eingangs beschrieben und ganz im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, sollte das primäre Ziel sein, Retouren gar nicht erst entstehen zu lassen, um aufwendigere (Zweit-)Verwertung oder Vernichtung zu vermeiden. Falls Retouren doch entstehen, können die an die Produzenten zurückgehenden Waren meist nicht weiterverwendet werden (z.B. wegen mangelnder Frische, abgelaufenem MHD oder aus lizenzrechtlichen Gründen) und werden daher häufig vom Groß- und Einzelhändler entsorgt. Mit Retouren muss daher effizient und nachhaltig umgegangen werden. Gute Lieferbeziehungen und schnelle Prozesse ermöglichen z.B. auch nach einer Retoure die Weitergabe oder anderweitige Verwendung der Produkte. Der Schlüssel für den Erfolg liegt darin, die Kooperations-, Koordinations- und Informationsaktivitäten entlang der Versorgungskette besser zu verzahnen und die jeweiligen Akteure in den Dialog darüber einzubinden (Gadde und Amani, 2016; Gardas et al., 2017; Muriana, 2017). In diesem Zusammenhang wird auch zunehmend politisch gefordert, in der Produktions- und Versorgungskette noch besser zusammenzuarbeiten und damit auch die Wirkungen von Politiken zu unterstützen, die speziell auf die Reduzierung von Lebensmittelabfällen abzielen (Piras et al., 2018).
Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Verbesserte Kollaboration, Kommunikation mit allen Mitgliedern der Lieferkette und effektive Koordinationsmechanismen Da Kund*innen der Hello Fresh Kochboxen ihre Mahlzeiten (und damit die jeweiligen Zutaten) im Voraus bestellen, kann Hello Fresh gleichfalls von den Lieferanten bedarfsgerecht bestellen. 3.1.3. Förderung von Verpackungsinnovationen zur Verbesserung der Haltbarkeit von Produkten Optimale Verpackungen können die Produktfrische erhalten und die Haltbarkeit verlängern. Ungeeignete sowie beschädigte Verpackungen hingegen können zu Lebensmittelverschwendung führen. Herausforderungen und Lösungsansätze Eine große Herausforderung liegt hier im Zielkonflikt zwischen dem Anspruch, Verpackungen – vor allem aus Kunststoff – zu reduzieren, und den Erfordernissen im Hinblick auf Hygiene, Verbraucher*innen- und Produktschutz. Bei notwendigem Verpackungsbedarf sollten daher nachhaltigere Alternativen (z.B. erdöl- oder erdgasfrei hergestellt, aus nachwachsenden oder sekundären Rohstoffen bestehend, rückstandsarm, leichter kompostierbar oder essbar) (Engelhardt, Brüdern und Deppe 2020) umweltschädlichere Kunststoffe ersetzen. Genaue Prüfungen und Abwägungen sind jedoch notwendig, auch da alternative Verpackungsmaterialien nur begrenzt und zeitweise verfügbar sein könnten und teilweise im Anbau auch zu Nutzungskonflikten mit der Nahrungs- oder Futtermittelproduktion führen könnten. Der verbesserten Haltbarkeit von Produkten zuträglich können grundsätzlich (wieder-) verschließbare Verpackungen, luftdichte Verpackungen mit angepasster geschützter Atmosphäre, aktive Verpackungen, die eine ideale Produktatmosphäre schaffen, und intelligente Verpackungen sein. Intelligente Verpackungen geben Auskunft darüber (zum Beispiel durch Farbänderung), ob sich Fremdsubstanzen in den Lebensmitteln befinden, wenn die Temperatur nicht adäquat ist (Raak et al., 2017; Verghese et al., 2015) oder ob die bisherige Lagerung optimal verlief. Zur entsprechenden Kontrolle stehen Technologien und Sensoren zur Verfügung, die für die Qualitätskontrolle von Lebensmitteln und thermische Kontrolle in Verpackungen und/oder Anlagen angewendet werden können. Bei der Weiterverarbeitung im eigenen Betrieb kann unter modifizierter Atmosphäre die Verwendung von Verpackungen vorteilhaft sein, welche die atmosphärischen Bedingungen der betreffenden Lebensmittel aufrechterhalten oder kontrollieren können (Jedermann et al., 2014; Verghese et al., 2015). Fleischwaren sollten zentral unter Schutzgasatmosphäre abgepackt werden (Kreyenschmidt et al. 2013). Zudem können kleinere Portionen dazu beitragen, dass Konsument*innen eine bedarfsgerechte Produktmenge kaufen. Optimiertes Design und Verpackungen mit separaten Fächern oder Mini-Portionen können sich ebenfalls vorteilhaft auswirken. Eine wachsende Zahl an Unverpacktläden bieten besonders bei Trockenwaren mit Abfüllmöglichkeiten eine Alternative zu Verpackungen an. Durch bedarfsorientiertes Abfüllen von Lebensmitteln tragen sie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung bei (Smarticular, 2020). Das Konzept kann auch bei Frischwaren verhindern, dass der Inhalt einer zu großen Packung nicht rechtzeitig verbraucht wird (DUH, 2018). Inzwischen finden sich Unverpackt-Regale auch in einigen Filialen des Einzelhandels, so dass die Kund*innen unverpackte Ware zusätzlich zum verpackten Angebot einkaufen können (Tegut, 2020). 14
Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Coating = "zweite Haut" Das Coating von AgriCoat NatureSeal besteht aus natürlichen Zuckerresten, Zellulose sowie pflanzlichen Ölen und reduziert die Zellatmung und hält Früchte länger frisch. Früchte werden mit dem dünnen essbaren Bezug besprüht oder eingetaucht. (Die REWE Group testet den dünnen essbaren Überzug für Früchte) Apeel Sciences bildet eine dünne Haut aus essbarem Pflanzenmaterial auf der Schale oder Oberfläche von Obst. Damit wird Wasserverlust und Oxidation verlangsamt, und die Haltbarkeit des Produkts verlängert. Die Schutzschicht aus pflanzlichen Fetten (Lipide) wird aus pflanzlichem Material aus Abfällen der Lebensmittelproduktion gewonnen. (Kooperation mit Edeka und Netto als deutschen Partnern) Mehrweg statt Einweg zum Schutz der Produkte Mehrwegbehälter von IFCO Deutschland aus Kunststoff (Reusable Plastic Containers, RPCs) für Frischprodukte wie Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot, Eier und Fertigprodukte können durch eine optimierte Belüftung und ein stabiles Design zur längeren Haltbarkeit von frischen Lebensmitteln beitragen. Aktive Verpackungen können das Wachstum von Keimen reduzieren oder unangenehme Aromen verhindern - und so die Haltbarkeit verpackter Lebensmittel verlängern. Fraunhofer Institut und SCA Packaging haben mit Fresh fruit+ eine Ethylen absorbierende Wellpappe zur Lagerung und Verlangsamung des Reifeprozesses von Obst entwickelt. Eine Anti-Feuchtigkeits-Schale, Verpackungsfolien und absorbierende Technologie bilden das Verpackungssystem Life+. Für geschnittenes Obst oder Beeren verringert die antibakterielle Verpackung auch den Ethylen-Gehalt. Intelligente Verpackungen mit Frischeindikatoren Insigniatechnologies bietet intelligente Etiketten an, die mit Hilfe einer Farbwechseltechnologie Zeit-Temperatur-Indikatoren zur Verbesserung der Frische und Qualität von Lebensmitteln hervorheben. Der Keep-it® Indikator überwacht ständig die Temperaturen, denen ein Produkt ausgesetzt ist und simuliert speziell für das jeweilige Produkt die Verringerung der Resthaltbarkeit im Laufe der Zeit. Wenn das Produkt dort gelagert wird, wo es warm ist, bewegt sich der Indikator schnell, bei kalter Lagerung langsam. Wenn der Indikator Null anzeigt, ist das Produkt nicht mehr genießbar. Der Aufkleber U4Food der Firma Polytaksys wird auf Lebensmittelverpackungen angebracht und reagiert auf Feuchte, Temperatur und Zeit. Eine zuerst undurchsichtige Folie gibt nach und nach Bild oder Text frei, zum Beispiel «geöffnet», dann «Genieß mich», dann «Rette mich». Tools und Verfahren zur Kontrolle und Beeinflussung von Umgebungsveränderungen Save Foods Inc. verwendet Wasserstoffperoxid zusammen mit lebensmitteltauglichen Säuren, um die Haltbarkeit von Obst und Gemüse zu 15
verlängern und es zudem zu desinfizieren. Die Produkte können nach der Ernte auf die Früchte oder auf frische Fertigsalate aufgebracht werden. 3.1.4. Optimierung der Prozess-, Logistik- und Kühlkette, beispielsweise durch (verstärkte) Einbindung von Lieferanten in Warenwirtschaftssysteme Das Potenzial für Abfallvermeidung durch geschlossene Kühlketten ist groß: 35 % aller leicht verderblichen Lebensmittel weltweit landen wegen mangelhafter Kühlung auf dem Müll (Waskow et al., 2016). Ursachen können fehlerhaftes Transportequipment, aber auch Platzgründe oder veraltete und mangelnde Kühltechnik im Lager sein. Zudem kann an der Schnittstelle zu Kund*innen die Kühlkette unterbrochen werden, wenn als sogenannte „Falsch- Platzierung“ Ware aus dem Einkaufswagen wieder im Regal landet und dort nicht gekühlt wird. Auf die schwankende, schwer einschätzbare Kundennachfrage und aktionsbedingte Nachfragespitzen reagiert der Handel mit hohen Lager(rest-)beständen und es ergeben sich längere Verweildauern, welche jedoch eine weitere Ursache für den Verlust und Verderb von Lebensmitteln sein können. Auch, weil sogenannte Kannibalisierungseffekte durch Aktionsware auftreten können: Die Kund*innen greifen zur Aktionsware und andere Produkte bleiben dafür links liegen (Wyman, 2014). Eine Verringerung von Sicherheitsbeständen, also der Menge an Produkten, die im Lager vorgehalten werden, um flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren zu können, eine verbesserte Anpassung der Artikel an die Bedürfnisse und eine verbesserte Prognose der Nachfrage der Verbraucher*innen kann zur weiteren Reduzierung von Lebensmittelverschwendung beitragen (Derqui et al., 2016). Herausforderungen und Lösungsansätze Auch hier sind Kommunikation und die organisatorische Verzahnung an den Schnittstellen beim Warentransport durch Zusammenarbeit mit den Logistikpartnern und mit den Lieferanten notwendig. Zentral sind dabei eine effiziente Nachfrageplanung und eine verbesserte Prognosegenauigkeit. Digitale Lösungen vereinfachen den Austausch notwendiger Daten (Wyman, 2014). Zur Überprüfung der Frische und optimalen Lagerbedingungen von Produkten und der Gewährleistung der Kühlkette sind der Einsatz von indirekten Frischeindikatoren wie ein Kühlkettenlabel, mikrobiologische Modellansätze zur Prognostizierung der Entwicklung von pathogenen Keimen sowie spektroskopische Methoden zur Bestimmung von Keimen und Keimzahlen möglich (Raab et al. 2008, Kreyenschmidt et al. 2013, Kreyenschmidt 2013, Kreyenschmidt 2014). Zudem sind "Technologie und Sensoren für die Qualitätskontrolle von Lebensmitteln" und "Anwendung der thermischen Kontrolle in Verpackungen und/oder Anlagen" häufig zitierte Praktiken zur Überprüfung von möglichen Unterbrechungen der Kühlkette. Eine Straffung des Sortiments, um den Frischegrad zu steigern und um die Listung von Dubletten zu reduzieren, sowie die Erhörung der Umschlaggeschwindigkeit trägt auch zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung bei (Wyman, 2014). Gute bauliche Planung der Lager- und Kühlräume in Kombination mit Investitionen in Technologien, welche die genau benötigten Kühltemperaturen für jedes Produkt individuell, sowie den genauen Warenbestand (In & Out) wiedergeben können, sind hilfreich, um Lebensmittelverschwendung aufzuzeichnen und zu verringern. Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Zusammenarbeit mit Lieferanten Durch das Marks & Spencer (M&S) Silberfabrik-Programm werden Zulieferer ermutigt, Abfall zu reduzieren, wiederzuverwenden und zu recyceln, wo immer dies möglich ist, und alternative Verwendungsmöglichkeiten für nicht verwendbare Nebenprodukte zu finden. Durch das Lieferantenaustauschprogramm (bei dem Gruppen von Zulieferern zusammenkommen, um Wissen auszutauschen) hat das Unternehmen die Abfallerfassung erleichtert und Tools zur Verfügung gestellt sowie eine Reihe von Umverteilungspartnern eingeführt (Eurocommerce, 2020). 16
Verbesserte Zusammenarbeit entlang der Kette Danone praktiziert gemeinsame Mengenplanung („Joint Forecasting“) mit Handelspartnern, unter anderem um die Produktfrische zu verlängern, aber auch um MHD-bedingte Abschriften zu reduzieren. (Kooperation u.a. mit: Coop, REWE) NORMA testete ein optimiertes Prognose-Verfahren, zwecks höherer Übereinstimmung zwischen Angebot und Nachfrage. Je nach MHD der Artikel fanden nach erfolgter Prognose drei unterschiedliche Dispositionsmodelle Anwendung. Odyn misst die Dynamik der Lieferkette mit einer Palettenverfolgungslösung, um Verschwendung zu finden, die Leistung zu verbessern und Variabilität zu reduzieren. Durch Kombination mit anderen Daten von Drittanbietern wird Kund*innen durch End-to-End-Sichtbarkeit das Entscheidungsmanagement vereinfacht. Die OPAL Prognoselösung für Bäckereien und Handel basiert auf KI und maschinellen Lernverfahren und ist vollständig in den Verkaufs- und Produktionsprozess integriert. Der BakePlanner hilft Mitarbeitenden durch fertige, adaptierbare Handlungsempfehlungen. Der Ansatz ist generisch und funktioniert auf allen Stufen der Lieferkette, ebenso domänen- und branchenübergreifend. Das REIF-Projekt strebt Minimierung von Überproduktion und Vermeidung von Ausschuss mit Hilfe von künstlicher Intelligenz an. Tegut ist ein Praxispartner. Durch Tracking werden Lebensmittel in Echtzeit überwacht – während der Lagerung, des Transports und im Handel. Dank proaktiver Benachrichtigungen durch Sensefinity können die Nutzer*innen handeln, bevor ein Lebensmittel verdirbt. Xsense®-System von BT9 bietet einen ganzheitlichen Ansatz für das Kühlkettenmanagement. Es überwacht, analysiert und verbreitet proaktiv relevante Qualitätsdaten und Empfehlungen über die gesamte Kühlkette und vermittelt den Beteiligten Einblick. Automatisierte Analysen und Berichte befähigen Nutzer*innen, Kühlkettenprobleme zu erkennen und Korrekturmaßnahmen zu ergreifen. Verbesserte Lagerbedingungen Die Trockennebel-Technologie ‚Dry misting‘ von Contronics erhöht simultan Feuchtigkeit und Kälte durch Benebelung von Obst und Gemüse und hält damit die Produkte länger frisch. It's Fresh! ist ein Ethylenabsorber für Obst und Gemüse, der dazu beiträgt, den Reifeprozess zu verlangsamen und damit die Haltbarkeit verlängert. Das italienische Unternehmen Natural Misting für Nebel- und Befeuchtungssysteme für Frischprodukte bietet Lösungen zur Kontrolle des Gewichtsverlusts, der Feuchtigkeit, des Ethylen- und Luftkeimgehalts in Supermärkten und Lagerhäusern an. PureSpace ist ein Verfahren zur umfassenden Reinigung der Luft, in der Lebensmittel gelagert werden. Ethylen und Schimmel in der Luft werden zersetzt und so ohne chemische Behandlung die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängert. Technische Ermittlung der Frische von Lebensmitteln Anstelle des MHDs ist die Vision von Tsenso „Fresh-Index“ Lebensmittelscanner ein dynamisches Echtzeit-Haltbarkeits-Datum, mit dem die Lebensmittelversorgung wirtschaftlich und ökologisch optimiert werden soll. Ein mobiler Scanner bestimmt den Reifegrad und die Haltbarkeit des jeweiligen Lebensmittels und dessen 17
Inhaltsstoffe. Er erkennt Qualitätsveränderungen frühzeitig und eröffnet alternative Verwertungswege für Lebensmittel – bevor sie in der Tonne landen. 3.2. Interne Markt-Maßnahmen 3.2.1. Preisreduzierter Verkauf von Waren mit knappem MHD und von Ultrafrischwaren (Brot, Obst und Gemüse) zum Ladenschluss Unerwartete Nachfrageschwankungen können dazu führen, dass Produkte mit baldigem Ablauf des MHD, aber auch Ultrafrischwaren, wie Brot, Obst und Gemüse nicht rechtzeitig verkauft werden. Viele Betriebe bewerben diese Waren rechtzeitig und sorgen mit einer Preisreduzierung z.B. zu Ladenschluss dafür, dass sie doch noch gekauft und verzehrt werden. In Deutschland obliegt die Festlegung des MHD den verantwortlichen Lebensmittelunternehmen. Sie bestimmen es nach bestem Wissen und Gewissen anhand von sachverständiger Expertise selbst (Bundestag, 2019). Zur Gewährleistung einer möglichst langen Haltbarkeit ohne Beeinträchtigung der Sicherheit oder Qualität und unter Berücksichtigung von Innovationen (z.B. Strichcodes, dynamische Haltbarkeitsdaten) wird auch auf europäischer Ebene eine einheitliche Datumskennzeichnung diskutiert. Die EU Kommission prüft mögliche Optionen zur Vereinfachung der Datumskennzeichnung auf Lebensmitteln und zur Förderung eines besseren Verständnisses und einer besseren Verwendung der Datumskennzeichnung seitens aller betroffenen Akteure. Eine spezielle Untergruppe der EU-Plattform für Lebensmittelverluste und Lebensmittelabfälle zur Datumskennzeichnung wurde eingerichtet, um mögliche Optionen zu erörtern und die gesamte Arbeit in diesem Bereich unter Einbeziehung aller betroffenen Akteure zu lenken: Behörden in den EU-Mitgliedstaaten, Lebensmittelunternehmen, Verbraucherorganisationen und andere NGOs (EC, 2020). Herausforderungen und Lösungsansätze Durch eine ansprechende Warenpräsentation und positive Ansprache der Kund*innen (z.B. Bananen „Ich bin Single, nimm mich mit“ oder „Ich bin noch gut – 50%“, „Super günstig und immer noch super lecker“, „Preisvorteil aufgrund begrenzter Haltbarkeit“, „Kurze Haltbarkeit -30%“ sowie „Zum sofortigen Verzehr reduziert“) kann der Absatz entsprechender Produkte gefördert werden. Verbraucherorganisationen empfehlen die Lebensmittel am üblichen Regalplatz sowie nach Produktgruppen sortiert in übersichtlichen Kisten anzubieten, sowie den reduzierten Preis der Waren nicht erst an der Kasse auszuweisen (VZHH, 2020). Erforderlich sind dafür jedoch ein rechtzeitiges Aussortieren, personelle Kapazitäten sowie die entsprechenden infrastrukturellen Gegebenheiten. Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Rabatte für Produkte mit baldigem Ablauf des MHD und für Backwaren vom Vortag Rabatte für Produkte mit baldigem Ablauf des MHD und für Backwaren vom Vortag werden bereits von zahlreichen Handelsunternehmen angewandt. Prognosetools einiger Handelsunternehmen Durch ein eigenes Prognosetool in Bäckereien sowie die Weitergabe nicht- verkaufter Produkte an lebensmittelrettende Organisationen erreicht Alnatura eine nach eigenen Angaben vollkommene Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Bei Produkten mit längerem MHD werden diese rechtzeitig in eine dafür eingerichtete Rettungszone im Supermarkt gegeben. Lidl hat Vorhersagen zur benötigten Warenmenge optimiert, die u. a. auf historischen Abverkaufsdaten beruhen. Für einzelne Artikel wurden Zeitfenster 18
definiert, in denen die Artikel nicht mehr vorrätig sein müssen, um gegen Ladenschluss nachfrageorientiert verfügbar zu sein. Computergesteuerte, dynamische Preisreduzierung Die datengestützte Lösung des schwedischen Start-ups Whywaste hilft Mitarbeitenden, Produkte, die sich ihrem Verkaufsdatum nähern, zu identifizieren, so dass sie markiert und rechtzeitig verkauft werden können. Das digitale, speicherbasierte Verfallsdatumsverwaltungssystem wird bisher in acht Ländern eingesetzt und hat zu einer 30%igen Abfallreduzierung geführt. Die niederländische Supermarktkette Albert Heijn testet eine computergesteuerte, dynamische Preisreduzierung und ein elektronisches Preisschild am Regal zur Ausweisung des jeweils optimalen Preisnachlasses, mit dem Ziel, am Ende des Tages keine unverkäuflichen Waren im Regal zu haben, deren MHD abgelaufen ist. Ein Algorithmus berücksichtigt nicht alleine das MDH, sondern auch das Wetter, den Vorrat im Geschäft, den bisherigen Verkaufsverlauf des Produktes und andere Sonderangebote. Je kürzer die Haltbarkeit, desto höher ist der Rabatt. Weitere technische Lösungen zur Preisdifferenzierung bei Angebot von verschiedenen Qualitäts- sowie Frischestufen Commerso bietet u.a. mobile Online-Lösungen im Laden an für den schnelleren Verkauf von Produkten mit kurzer Haltbarkeit, indem diese mit einem mobilen Gerät gescannt und mit einem Aufkleber markiert werden. Die Foodloop App ermöglicht, Produkte mit baldigem MDH-Ablauf automatisch zu rabattieren. Sie informiert außerdem Verbraucher*innen über reduzierte Lebensmittel mit baldigem Ablauf des MHD in Supermärkten in der Nähe. Die Wasteless Pricing Engine wurde entwickelt, um sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz an die Kaufgewohnheiten der Kund*innen anzupassen, z.B. durch eine dynamische Preisgestaltung von Artikeln mit kürzerem Verfallsdatum. Weitere technische Lösungen zum vereinfachten Abverkauf von Produkten mit kurzem MHD Die EasyFill GmbH entwickelt, produziert und vertreibt Regalsysteme mit einem sogenannten „First-In-First-Out-Abverkaufs-Prinzip“: Das sorgt dafür, dass zuerst die Produkte mit der kürzesten Mindesthaltbarkeit verkauft werden. 3.2.2. Nachfrageorientierte Auffüllung des Frischwarenangebots besonders zu frequenzschwachen Tageszeiten Das große Produktangebot gerade im Einzelhandel erschwert bisweilen die optimale Lagerung insbesondere von Frischwaren. Durch nachfrageorientierte Auffüllung des Frischwarenangebots – d.h. nicht nur zur Ladenöffnung, sondern über den Tag verteilt - kann zu Zeiten in denen die Märkte weniger stark besucht werden auch das Angebot reduziert werden, so dass Produkte länger in der Kühlung bleiben können. Herausforderungen und Lösungsansätze Ein nachfrageorientiertes Auffüllen des Frischwarenangebots erfordert entsprechende personelle Ressourcen. Ein großes Angebot verschiedener, aber auch ähnlicher Produkte erschwert diesen Prozess. Dieser Warendruck kann durch eine Verkleinerung des Sortiments, z.B. durch Fokussierung auf sich gut verkaufende Produkte, Aussortierung sich doppelnder Produkte, aber auch durch die Entscheidung, Bäckereiauslagen kurz vor Ladenschluss nicht 19
mehr aufzufüllen verringert werden. Technische Lösungen können helfen das Angebot bestmöglich an die prognostizierten Verkäufe anzupassen. Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Technische Lösungen zur besseren Prognoseplanung Eine Software zeigt automatisch empfohlene Entscheidungen und Analysen in einem spezialisierten Cockpit, um den Controlling-Prozess in Bäckereien zu verbessern. Die FoodTracks Analyse basiert auf Milliarden von Daten aus Scheckregistern, ERP- Systemen (Systeme zur Unternehmensressourcenplanung) und der Personalverwaltung in Kombination mit externen Faktoren und innovativen intelligenten Datenalgorithmen. Ein Algorithmus zum maschinellen Lernen prognostiziert den Verkauf von Frischprodukten. Der Algorithmus von Foresightsee wird derzeit im Einzelhandel und bei einem Lebensmittelhersteller in Belgien und der Schweiz getestet. Die Prognoselösung von OPAL für Bäckereien und Handel basiert auf KI und maschinellen Lernverfahren und ist vollständig in den Verkaufs- und Produktionsprozess integriert. Der BakePlanner hilft Mitarbeitenden durch fertige, adaptierbare Handlungsempfehlungen. Der Ansatz ist generisch und funktioniert auf allen Stufen der Lieferkette, ebenso domänen- und branchenübergreifend. 3.2.3. Integration des Themas "Reduzierung von Lebensmittelverschwendung" in Schulungen bzw. sonstigen Informationen für Mitarbeitende Die Mitarbeitenden können einen erheblichen Beitrag zu weniger Lebensmittelverschwendung im Groß- und Einzelhandel leisten (Canali et al., 2016). Gute Kenntnisse über die verschiedenen Produkte, ihre optimalen Lagerbedingungen und auch über eine adäquate Platzierung und Darstellung im Laden können die Haltbarkeit verbessern und den Verkauf fördern. Herausforderungen und Lösungsansätze Nicht nur fachliche Kenntnisse, auch die Sensibilisierung, das Engagement und Selbstverständnis der Mitarbeitenden sind wichtig. Schulungen können dies fördern und zugleich die wahrgenommene Attraktivität des eigenen Arbeitsplatzes steigern, z.B. durch die empfundene Sinnhaftigkeit der Tätigkeit. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Vermeidung und Reduzierung von Lebensmittelabfällen zu einer Unternehmenspriorität zu machen, und eine Betriebskultur zu schaffen, in der die Mitarbeitenden zu Wort kommen und sich einbringen möchten und können. Herausforderungen bestehen im Betriebsalltag, der die Einbindung der Mitarbeitenden in die Schulungsmodule erschwert. Zusätzlich gibt es eine Fülle unterschiedlichster Themen, mit denen sich Mitarbeitende vertraut machen müssen. 20
Maßnahmen und Lösungsansätze Schulungen der Mitarbeitenden Bei PENNY wurden zum Thema Lebensmittelverschwendung nach REFRESH/CSCP train-the-trainer-Konzept Azubi-Schulungen durchgeführt. Daran angelehnt gab es 2018 einen Ideenwettbewerb mit Azubis zu Tipps gegen Lebensmittelverschwendung für Kund*innen. Es gab zudem Schulungen zur MHD-Kontrolle. Initiativen zu Reduzierung von Lebensmittelabfällen Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche 2016 hat Metro Cash & Carry Deutschland seine Mitarbeitenden zu einem Ideenwettbewerb zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen aufgerufen und die besten Ideen prämiert. Weitere Ideen externer Anbieter Das Bündnis Lebensmittelrettung bietet dem Handel Schulungen für Mitarbeitende an, damit oft noch genießbare Lebensmittel erfolgreich weitergegeben werden können. Mitarbeitende können über eine Keynote oder einen Workshop durch Restlos Glücklich e.V. zum Thema Lebensmittelverschwendung & -wertschätzung und den Einfluss unserer Ernährung auf das Klima sensibilisiert werden, sowie zu den Möglichkeiten der Reduzierung von Lebensmittelabfällen im Groß- und Einzelhandel. Diese kurzen Handlungsleitfäden für den Handel von WRAP aus Großbritannien bieten Einzelhändlern maßgeschneiderte Anleitungen zur Reduzierung von Lebensmittelverwendung einschließlich der Einbeziehung der Mitarbeitenden, Kolleg*innen, Kund*innen und Lieferanten und zeigen, wie die Reduzierung von Lebensmittelabfällen den Unternehmen nützen kann. 3.2.4. Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Kundenkommunikation In der Bevölkerung besteht Unsicherheit über das MHD und die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Produkten, bei denen das MHD überschritten ist. Hierzu wird bereits an mehreren Stellen Aufklärungsarbeit geleistet, wie zum Beispiel durch die Label „Oft länger gut“ sowie „Ich halte oft länger als man denkt“ oder „Kostbares retten – riechen, probieren, genießen“. Auch die Initiative „Zu gut für die Tonne“ der Bundesregierung informiert zu dem Thema. Um die Lebensmittelverschwendung an der Schnittstelle zu Kund*innen zu reduzieren, ist teilweise noch weitere Aufklärungsarbeit nötig. Zum Beispiel um zu verhindern, dass Kund*innen zuerst diejenigen Produkte wählen, die das längste MHD haben. Eine andere Problematik stellt der Kauf von Portionsgrößen dar, die nicht an die Haushaltsgröße angepasst sind. Promotionen dieser großen Portionsgrößen seitens der Handelsunternehmen können so zur Verschwendung im Haushalt beitragen. Herausforderungen und Lösungsansätze Eine Herausforderung ist auch die Sensibilisierung der Kund*innen hinsichtlich der Erwartungshaltungen, das nicht jedes Lebensmittel zu jeder Tageszeit zur Verfügung steht, um Lebensmittelverschwendung am Ende des Tages zu vermeiden. Interventionen zur Lebensmittelreduzierung, die auf der reinen Vermittlung von Informationen beruhen, führen nur bedingt, wenn überhaupt zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung (Cornish, et al., 2019, Wunder, S. 2019). Sowohl eine Veränderung der Ernährungs- oder Einkaufsumgebung als auch soziale Normen sollten in das Design der Interventionen integriert werden, damit sie größeren Einfluss auf die Verhaltensveränderung haben (WBAE, 2020).
Kommunikation an Kund*innen durch Kennzeichnung „Zur Verarbeitung bestimmt“ - eine Möglichkeit die speziellen Vermarktungsnormen, insbesondere für Äpfel und Birnen, zu umgehen, ergibt sich durch diese Kennzeichnung. Unter diesem Zusatz kann B-Ware im Handel angeboten werden, die so nur den allgemeinen Vermarktungsnormen entsprechen muss. Maßnahmen und Umsetzungsbeispiele Kampagnen zur Verbraucher*innen-Aufklärung Die "Oft länger gut"-Kampagne von Too Good To Go ermutigt Verbraucher*innen, ihre Sinne zur Beurteilung der Haltbarkeit von Produkten einzusetzen (u.a. Bio Company, Netto). Auch mit den Hinweisen "Riech mich! Probier mich! Ich bin häufig länger gut!" (ALDI Süd), „Ich halte oft länger als man denkt“ (Lidl) und „Kostbares retten“ (PENNY) auf Milch- und Molkereiproduktverpackungen regt Konsument*innen an, die Haltbarkeit des Produktes zusätzlich subjektiv zu beurteilen. In Zeiten eines ausufernden Konsums ruft die Bio Company Kund*innen mit der Kampagne „Kauf weniger“ dazu auf, weniger und damit bewusster zu konsumieren - für mehr Nachhaltigkeit. Förderung des Verbraucher*- und Kund*innen-Wissens Verbraucher*innensensibilisierung zu Abfallreduzierung und Tipps für bessere Planung beim Kochen, Portionieren, Einkaufen und Lagern von Lebensmitteln, die kreative Reste-Küche sowie den richtigen Umgang über soziale oder Print-Medien, am Point of Sale oder über (Instore-)Radio und Film ist bereits Standard bei der Mehrheit der Unternehmen. Über Kundenseminare werden Ideen und Ansätze zur nachhaltigen Betriebsoptimierung an Kund*innen der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung weitergegeben (Chefs Culinar), konkret z.B. zu Küchenplanung und Prozessoptimierung oder zu einem entwickelten Tool für die Menüplanung (Transgourmet). Mitmach- und Aufklärungsaktionen Restlos Glücklich e.V. bietet als Mitmach-/Aufklärungsaktion eine „Markt der Lebensmittelwertschätzung“-Roadshow auf dem Supermarkt-Parkplatz an, um Endverbraucher*innen aktiv in die Herstellung von kleinen Gerichten einzubinden und interaktiv Wissen zu nachhaltiger Ernährung zu vermitteln. 22
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