"Wir wollen E-Sport in der Schweiz massentauglich machen" - sportsemotion

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"Wir wollen E-Sport in der Schweiz massentauglich machen" - sportsemotion
10                                      Interview E-Sport/Gaming                                  SPONSORING extra Juni 2020

«Wir wollen E-Sport in der Schweiz
massentauglich machen»
Unter dem neuen Label
«Home of eSports» soll in der
Schweiz ein einzigartiges
E-Sport-Kompetenzzentrum
mit landesweit zwölf Event-
standorten aufgebaut werden.
Ziel ist es, E-Sport in der
Schweiz massentauglich und
für alle zugänglich zu machen.
Das ambitionierte Projekt be-
inhaltet neben Venues eigene
Pro-Teams, eine Academy, ein
nationales E-Sport-Festival,
Broadcasting und Events so-
wie Beratungsdienstleistungen
für Unternehmen, die sich mit    Roberto Bortoli                              Jens Keel
E-Sport/Gaming zukunfts-         roberto.bortoli@homeofesports.ch             jens.keel@sportsemotion.ch
trächtige digitale Marke-        CEO und Mitgründer                           CEO und Mitgründer
                                 «Home of eSports AG»                         Sportsemotion AG
tingplattformen erschliessen
wollen. Im Interview Roberto
Bortoli, CEO und Mitgründer
                                 Vor Kurzem wurde das Projekt «Home of        tungsdienstleistungen an. In der fünften
der «Home of eSports AG»,        eSports» offiziell lanciert. Worum geht      Business Unit bewirtschaften wir das
und Jens Keel, CEO und Mit-      es? Was ist Ihre Vision?                     Segment Broadcasting und Events. Und
gründer der Sportsemotion                                                     als sechste Unit schliesslich streben wir
                                 Roberto Bortoli: Mit «Home of e-             langfristig den Aufbau eines sogenann-
AG, offizieller Vermarkter       Sports» wollen wir E-Sportlern und Ga-       ten «Game Universe» an, eine Mischung
von «Home of eSports».           mern ein «Zuhause» bieten. Das ganze         aus Game-Museum und Gaming-Frei-
                                 Projekt basiert auf insgesamt sechs Ge-      zeitpark, den wir in Zusammenarbeit
                                 schäftsfeldern. Eine zentrale Rolle spie-    mit interessierten Tourismusdestinati-
                                 len dabei die speziell auf E-Sport und       onen aufbauen wollen. Insgesamt ver-
                                 Gaming ausgerichteten und nahe bei den       folgen wir eine klare Vision: E-Sport
                                 Kunden liegenden E-Sport-Venues, die         in der Schweiz massentauglich und für
                                 wir landesweit und in Eigenregie betrei-     alle zugänglich zu machen. E-Sport
                                 ben wollen. Zudem befinden wir uns, als      soll sich zur Mainstream-Kultur entwi-
                                 zweite Business Unit, im Aufbau von pro-     ckeln.
                                 fessionellen E-Sport-Teams in verschie-
                                 denen Disziplinen und managen sie unter      Wer steckt hinter dem Projekt?
                                 dem eigenen Label «Sparx eSports». Da-
                                 mit einher, als dritte Business Unit, geht   Bortoli: Die «Home of eSports AG» ist
                                 das Scouting und die Ausbildung von Pro-     eine im Aufbau befindliche Organisa-
                                 fi-E-Sportlern in einer eigenen Academy.     tion, die mit ihrer Ausrichtung eine ho-
                                 Und weil die meisten Unternehmen, die        listische Gesamtstrategie verfolgt. Den
                                 E-Sport als neue Marketing- und Kom-         Aufbau initiiert haben 2018 drei Grün-
                                 munikationsplattform nutzen möchten,         dungsmitglieder: Cédric Baumann, ver-
                                 wenig oder kein Know-how in diesem           antwortlich für das Sparx-Team-Ma-
                                 Bereich haben, bieten wir – als viertes      nagement; Yonghan Lee, verantwortlich
                                 Geschäftsfeld – entsprechende Bera-          für die Pro-Teams, Broadcasting und
"Wir wollen E-Sport in der Schweiz massentauglich machen" - sportsemotion
SPONSORING extra Juni 2020                          Interview E-Sport/Gaming                                                     11

Events und den asiatischen Markt; und        die Nachfrage in all diesen Bereichen       mal einerseits aufgrund der Corona-Kri-
ich, Geschäftsleiter und verantwortlich      künftig exponenziell steigen wird. Und      se und des weitreichenden Lockdowns
für die strategische Führung und für         wir sehen die grosse Chance, dass sich      im realen Sport die Themen E-Sport und
Partnerschaften. Seit dieser Zeit – und      die Schweiz – als zentraler Standort in     Gaming enorm an Bedeutung gewinnen.
dank eines starken Verwaltungsrates –        Europa, mit ihrer einzigartigen Kulisse     Andererseits öffnen sich für Sponsoren
haben wir schon zwei Finanzierungsrun-       und ihren ausgezeichneten Partnerschaf-     neue spannende Plattformen für Marke-
den erfolgreich umgesetzt. Per Ende Mai      ten mit asiatischen Ländern – in diesem     ting und Kommunikation im digitalen
haben wir 16 Investoren aus dem Inland                                                   Bereich. E-Sport boomt wie erwähnt seit
an Bord. Zum Verwaltungsrat und Bei-                                                     Jahren. Die Corona-Krise verleiht die-
rat gehören aus Wirtschaft und Politik                                                   sem auch in der Schweiz wachsenden

                                             «E-Sport
bekannte Persönlichkeiten wie Hans U.                                                    Trend jetzt noch zusätzlichen Schub.
Sieber, Michèle Müller, Philipp Rösler,
Hans-Ulrich Müller und Hansruedi Ky-                                                     Welche Zielsetzungen verfolgen Sie kurz-

                                             boomt seit
burz, Franz D'Huc und Marcel Klebl.                                                      bis mittelfristig?

                                             Jahren. Die
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass die-                                                 Bortoli: Derzeit ist E-Sport in der
ses doch ziemlich komplexe Projekt auf                                                   Schweiz noch hauptsächlich auf eine
fruchtbaren Boden fällt?                                                                 spezifische Zielgruppe ausgerichtet. Das

Bortoli: E-Sport boomt weltweit und          Corona-Krise                                wollen wir ändern und E-Sport, respekti-
                                                                                         ve Gaming, einer möglichst breiten Mas-

                                             verleiht diesem
rückt mehr und mehr als noch junge                                                       se zugänglich machen. Wir sind über-
Disziplin der Freizeitbeschäftigung in                                                   zeugt, dass die Zeit aus den erwähnten
die Welt der professionell organisierten                                                 Gründen jetzt reif ist. Kurzfristig geht es
Sportbranche. E-Sport hat sich mittler-
weile zu einem globalen, milliarden-         Trend jetzt                                 darum, unseren Brand im Markt bekannt
                                                                                         zu machen, natürlich auch gegenüber

                                             noch zusätzli-
schweren Business entwickelt. 2018 hat                                                   kommerziellen Partnern. Mittelfristig
die gesamte Branche weltweit 150 Mil-                                                    steht der Aufbau der E-Sport-Venues
liarden US-Dollar umgesetzt – und sie                                                    an den verschiedenen Standorten in der
wächst von Jahr zu Jahr mit rund 10 Pro-
zent. Ausverkaufte Stadien (in normalen      chen Schub.»                                Schweiz im Fokus. Die Venues generie-
                                                                                         ren uns nicht nur Umsatz, sondern sie
Zeiten), Millionen von Fans und hohe                                                     sind für uns auch sichtbare und erlebbare
Bekanntheitsgrade von Profis und Influ-                                                  Botschafter, die uns helfen, die Themen
encern ermöglichen einen direkten und                                                    E-Sport und Gaming in all seinen Facet-
unverfälschten Zugang zu einem sonst                                                     ten zu kommunizieren und erlebbar zu
schwer erreichbaren, kaufkräftigen           Markt als Spezialistin nachhaltig positi-   machen.
Kundensegment mit riesigem Potenzial.        onieren kann. Im Schweizer Markt gibt
Wir gehen davon aus, dass das, was in        es Platz für einen professionellen und      Nun gibt es in der Schweiz wie erwähnt
weiten Teilen Asiens, den USA und auch       starken Spezialisten: «Home of eSports».    bereits eine wachsende E-Sport- und
in Europa schon zu den täglichen Sport-                                                  Gameszene mit einigen Plattformen und
news zählt, auch in der Schweiz kurz vor     Und wie wollen Sie das Unternehmen          kommerziellen Partnerschaften, jedoch
dem Durchbruch steht.                        auf den Punkt gebracht positionieren?       mit sehr unterschiedlichen Erfolgen. Ist
                                                                                         «Home of eSports» einfach ein Experi-
Wie weit ist der Schweizer E-Sport-Markt     Bortoli: Unser erklärtes Ziel ist es,       ment wie so manches Projekt in diesem
aus Ihrer Sicht denn schon entwickelt?       «Home of eSports» als hochprofessio-        Bereich?
                                             nellen, ganzheitlichen und führenden
Bortoli: Besonders in den letzten zwei       E-Sport-Kompetenz- und Eventstandort-       Bortoli: Nein. Wir wollen uns da wie
Jahren hat sich in der Schweiz einiges       anbieter der Schweiz zu positionieren,      gesagt als führendes Unternehmen po-
getan: Mit der «Swiss eSports League»        respektive zu etablieren.                   sitionieren. Das geschieht primär durch
wurde eine offizielle Liga gegründet.                                                    eine klare Abgrenzung zu anderen An-
Mit dem FC Basel und den ZSC Lions           Inwieweit sind Sie damit bereits operativ   bietern in der E-Sport- und Gaming-
gibt es bereits traditionelle Schweizer      tätig, und welchen Einfluss hat nun die     szene. Wenn ich mir den Markt in der
Klubs in den helvetischen Top-Sporar-        Covid-19-Krise?                             Schweiz betrachte, stelle ich fest, dass
ten Fussball und Eishockey, die eigene                                                   sich Mitbewerber in der Regel auf einen
E-Sport-Teams führen. Auf Firmensei-         Bortoli: Im Hintergrund arbeiten wir        einzigen Bereich und oftmals ohne klares
te haben unter anderem die Swisscom,         schon seit gut zwei Jahren am Aufbau        Businessmodell konzentrieren, etwa auf
Coca-Cola oder auch der TCS eigene           der Organisation, und seit Anfang die-      ein Team oder eine Location. Im Fokus
E-Sport-Ligen/-Cups lanciert. Mit die-       ses Jahres sind wir nun auch im Markt       stehen dann meistens Gaming und die
sen Initiativen sind gleichzeitig die Be-    breiter aktiv geworden, wie etwa in der     Gemeinschaft. Keiner verfolgt nur annä-
dürfnisse nach speziell ausgerichteten       Vermarktung. Dabei arbeiten wir eng         hernd eine ähnlich umfassende Strategie
Veranstaltungsorten,       professioneller   mit Sportsemotion als unser offizieller     wie wir mit «Home of eSports»! Wir sind
Beratung für Unternehmen sowie auch          Vermarkter zusammen.                        klar der Meinung, dass der Schweizer
bei der Suche und Förderung von jungen                                                   Markt zu klein ist, um sich erfolgreich
Athleten gestiegen. Wir glauben, dass        Jens Keel: Der Zeitpunkt ist günstig, zu-   auf einen einzigen Business Case 
"Wir wollen E-Sport in der Schweiz massentauglich machen" - sportsemotion
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 konzentrieren zu können. Deshalb
haben wir uns für das ganze Spektrum
der wichtigsten Geschäftsfelder im E-
Sport- und Gaming-Bereich entschieden.
Nur so kann das Thema massentauglich
und für alle verfüg- respektive erlebbar
gemacht werden. Es geht also nicht da-
rum, einfach nur eine Gaming-Bar zu
betreiben, sondern auch für das ganze
Drumherum zu sorgen, inklusive Bera-
tung und Information. Letzterem messen
wir eine besonders hohe Bedeutung bei,
etwa im Bereich Familien mit Kindern.

Wie passen Familien mit Kindern und
E-Sport/Gaming zusammen? Fördern
Sie letztlich die Suchtgefahr in diesem
Bereich?
                                             Die E-Sport- und Gaming-Industrie lockt mit neuen Eventformaten weltweit ein neues Publikum
Bortoli: Nein, eben nicht, und ein sehr      in Sportarenen und Hallen.
wichtiger Punkt in unserem Geschäfts-
modell! Das funktioniert nur, wenn wir
uns auch den negativen Entwicklungen         Keel: Gemäss der ZHAW-Studie «E-              aus 15- bis 35-Jährigen der Generation Y
im E-Sport/Gaming, die es nun einmal         Sports Schweiz 2019» gibt es in der           und Z, davon rund 35 Prozent weiblich
gibt, stellen und etwas dagegen unterneh-    Schweiz 2,85 Millionen potenzielle            und 65 Prozent männlich. Diese jungen
men. Da braucht es Orientierungspunk-        Gamer, also jede dritte Person. Davon         Menschen sind gut ausgebildet, technik-
te und ein klares Konzept, integriert in     sind 75 Prozent der 13- bis 35-Jährigen       affin und neugierig, und sie sind gleich-
ein ganzheitliches System, in dem eben       Männer, 25 Prozent Frauen. Sie gamen          zeitig über konventionelle Marketingka-
auch Beratung und Information – gerade       pro Woche 11 bis 20 Stunden. Pro Per-         näle schwierig zu erreichen. Die sekun-
für Familien und Kinder – einen hohen                                                      däre Zielgruppe sind junge Familien mit
Stellenwert haben. Genau hier setzen wir                                                   Kindern. Sie sind vor allem Zuschauer
mit unserer Academy an, wo wir ausser                                                      und Interessierte vor Ort. Sie können in

                                             «Kurzfristig
mit Scouting auch mit offiziellen Lehr-                                                    den Venues mit einer persönlichen An-
gängen auf die Ausbildung von Profi-                                                       sprache direkt aktiviert werden.
E-Sportlern setzen und gleichzeitig als

                                             legen wir den
Anlaufstelle für Beratung und Informa-                                                     Sie erwähnten Venues als zentraler Be-
tionsmodule anerkannt werden. Alleine                                                      standteil von «Home of eSports».

                                             Hauptfokus
können wir das nicht ausreichend kompe-
tent und glaubwürdig anbieten, sondern                                                     Bortoli: Genau. Ursprünglich verfolg-
nur in enger Zusammenarbeit mit Behör-                                                     ten wir die Vision, an einem zentralen

                                             auf Familien
den und Elternvereinigungen. Dieser As-                                                    Ort in der Schweiz ein grosses Stadion
pekt ist bei unserer Venue-Standortaus-                                                    für E-Sport und Gaming zu etablieren.

                                             mit Kindern.»
wahl ein wichtiges Kriterium.                                                              Allerdings stellten wir relativ rasch fest,
                                                                                           dass die Kunden momentan nicht bereit
Welche Zielgruppe wollen Sie insgesamt                                                     sind, aus der ganzen Schweiz an einen
erreichen?                                                                                 zentralen Austragungsort zu reisen, um
                                                                                           E-Sport und Gaming zu konsumieren.
Bortoli: Die Zielgruppendefinition hängt                                                   So entstand die Idee, landesweit mehre-
stark mit unserer holistischen Gesamtstra-   son und Jahr werden in der Schweiz            re, dezentrale «Miniarenen» oder Spiel-
tegie zusammen: das Unternehmen als          durchschnittlich 1270 Franken für Ga-         hallen 4.0 zu betreiben. Auf diese Weise
Ganzes zu betrachten, mit einer ganzheit-    ming ausgegeben. Den Gesamtmarkt in           warten wir nicht auf die Kunden, son-
lichen Markenstrategie, inklusive das ge-    der Schweiz beziffert die Studie in der       dern wir gehen mit unseren Konzepten
samte Unternehmensumfeld und der Part-       Schweiz 2019 auf 276 Millionen Fran-          zu den Kunden. Innerhalb von drei Jah-
ner. Wir fokussieren nicht auf einzelne      ken.                                          ren wollen wir nun schweizweit zwölf
Zielgruppen, sondern auf die breite Mas-                                                   E-Sport-Venues an zentralen Lagen
se: Allen voran Familien mit Kindern, Ju-    Wie lassen sich die Zielgruppen etwas         aufbauen. Dies soll in Ballungszentren
gendliche, junge Erwachsene bis Senio-       genauer definieren, speziell für Sponso-      mit viel Laufkundschaft, einfacher Er-
ren, Männer und Frauen, Interessierte und    ren?                                          reichbarkeit und grossem Einzugsgebiet
Fans von E-Sport und Gaming. Kurzfris-                                                     geschehen. Dazu zählen etwa City-Hot-
tig legen wir den Hauptfokus jedoch auf      Keel: Über die Plattformen von «Home          spots, Stadien und natürlich Einkaufs-
Familien mit Kindern, denn mit diesem        of eSports» erreichen und aktivieren          zentren. Die Standorte sind derzeit noch
Segment können wir die breite Masse am       Sponsoren Primär- und Sekundär-Ziel-          nicht definitiv ausgewählt. Sie sollen
besten erreichen.                            gruppen. Die Primär-Zielgruppe besteht        unter anderem auch in Zusammenarbeit
"Wir wollen E-Sport in der Schweiz massentauglich machen" - sportsemotion
SPONSORING extra Juni 2020                              Interview E-Sport/Gaming                                                 13

mit der jeweiligen Standortförderung der     ter haben die Besucher die Möglichkeit,     betreiben die Venues in Eigenregie. In
Kantone und Wirtschaftsräume definiert       virtuelle «Realität» hautnah zu erleben.    prädestinierten Bereichen, wie etwa IT-
werden.                                      Sie betreten allein oder in Gruppen den     Hardware, versuchen wir mit passenden
                                             virtuellen Raum und erleben Abenteu-        Firmen eine langfristige, strategische
Wie sieht das Konzept eines E-Sport-Ve-      er etwa im Weltall, Kämpfe auf einem        Partnerschaft einzugehen.
nues aus?                                    Piratenschiff und vieles mehr. Neben
                                             Spielen und VR-Abenteuern sind auch         Wann und wo wollen Sie die ersten Ve-
Bortoli: Unsere E-Sport-Venues funk-         Corporate-Module vorgesehen, wie            nues in Betrieb nehmen, und welches
tionieren als umfassende, in sich ge-        etwa für Ausbildung, Training bis hin       sind die weiteren Meilensteine in den
schlossene Ökosysteme. Sie bieten eine       zu Team-Building und individuellen          nächsten drei Jahren?
spannende Mischung aus E-Sport- und          Firmenevents. Abgerundet wird das Ve-
Gaming-Angeboten, Gastronomie und            nues-Programmangebot mit speziellen         Bortoli: Wenn alles weiterläuft wie ge-
Classic-Aracade-Hall – ein Treffpunkt        Workshops und Kursen.                       plant, soll das erste E-Sport-Venue noch
für alle: E-Sport-Profispieler oder                                                      gegen Ende dieses Jahres in Bern eröff-
Teams, Fans, Gamer und E-Sport-Neu-          Wie muss man sich die Venues bezüglich      net werden, danach in Zürich im ersten
gierige. Die Venues sollen ein Ort sein,     Look and Feel vorstellen?                   Quartal 2021. Die weiteren zehn Venues
der das gemeinsame Gaming- und E-                                                        folgen nach und nach bei anderen ausge-
Sport-Erlebnis fördert. Damit befinden       Keel: Die E-Sport-Venues sollen die         suchten Standorten. Die Eröffnung des
wir uns voll am Puls der Zeit, denn die      Vergangenheit und die Zukunft des Ga-       Game-Universe-Museums ist auf Ende
Einzelgänger vor dem Computer gibt es        mings spiegeln. Sie sind Teil des Bran-     2021 geplant, und im selben Jahr soll
immer weniger. Gesucht sind soziale          dings und sollen durch ihre Einzigartig-    auch der erste offizielle E-Sport-Lehr-
Verbindungen, gemeinsame Erlebnis-           keit einen hohen Wiedererkennungswert       gang lanciert werden. Die Gründung des
se in der realen Welt. Mit E-Sport-Ve-       haben. Bildlich gesprochen verkörpern       ersten «Sparx eSports»-Teams erfolgte
nues im Einzugsgebiet der Zielgruppen        sie eine Mischung aus Pulp-Fictions-Re-     bereits 2019. Aktuell betreiben wir sechs
können wir dieses Bedürfnis bedienen         staurant «Jack Rabbit Slim's», des Clubs    Teams in verschiedenen Disziplinen.
und gleichzeitig auf unsere weiteren         aus Tron «End of Life Club» und der Ar-     Weitere Teams folgen in regelmässigen
Leistungen aufmerksam machen. Ne-            cade-Hall aus der TV-Science-Fiction-       Abständen bis 2023.
ben unserem Anspruch, das landesweit         Mysteryserie «Stranger Things».
grösste professionelle E-Sport-Kom-                                                      Wie viele eigene Pro-Teams planen Sie?
petenzzentrum aufzubauen, sollen die         Wer baut, bezahlt und betreibt die Venue-   Welche Strategie verfolgen Sie im Team-
jeweiligen Venues zudem ein einzig-          Infrastrukturen? Wie hoch sind die Kos-     Bereich?
artiger Ort für professionelle Turniere      ten eines Venues bis zur Fertigstellung?
sein. Weitere Attraktionen und Events                                                    Bortoli: Bis 2023 sind insgesamt zwölf
sollen dafür sorgen, dass die Besucher-      Bortoli: Das hängt vom Standort und         Pro-Teams in verschiedenen Disziplinen
frequenzen auch ohne speziellen An-          der unterschiedlichen Venue-Grösse          geplant, wie etwa «League of Legends»,
lass hoch bleiben. Etwa die Arcade- und      ab. Grundsätzlich gehen wir von einer       «Fifa», «Rocket League» und viele mehr.
Gaming-Zone, in der diverse Spiele live      durchschnittlichen Investition im un-       Strategie ist, dass wir unser Pro-Team-
kennengelernt und auf professionel-          teren siebenstelligen Bereich aus. Wir      Projekt mittelfristig als die grösste und
ler Gaming-Hardware gespielt werden          übernehmen, respektive koordinieren         professionellste Organisation in unserem
können. Ein weiteres Highlight bildet        den Bau der gesamten Venue-Infrastruk-      Land positionieren und an Weltmeis-
die VR-World: Im Virtual-Reality-Cen-        tur, ebenso die nötigen Investitionen und   terschaften die Schweiz vertreten. Die
                                                                                         Spieler werden in unseren Venues beste
                                                                                         Trainingsmöglichkeiten vorfinden. Da-
                                                                                         bei soll natürlich auch ein Austausch mit
Junge Gamer im Team an den Bildschirmen in Action.   Bilder: zVg                         den Fans möglich werden. So wollen wir
                                                                                         die grösste Fan-Community und Sup-
                                                                                         porter-Gruppe in der Schweiz aufbau-
                                                                                         en. Zudem sollen aus der Academy neue
                                                                                         Talente in bestehende und neue Teams
                                                                                         aufgenommen werden. Insgesamt spie-
                                                                                         gelt unsere E-Sport-Team-Strategie den
                                                                                         holistischen Ansatz unseres Gesamtkon-
                                                                                         zepts von «Home of eSports» wider.

                                                                                         Inwieweit interessieren sich bereits po-
                                                                                         tenzielle Sponsoren für eigene Teams bei
                                                                                         «Home of eSports»?

                                                                                         Keel: Da gibt es bereits einige Interessen-
                                                                                         ten, die in Zusammenarbeit mit «Home
                                                                                         of eSports» ein eigenes Team aufbauen
                                                                                         und auf den Plattformen einsetzen möch-
                                                                                         ten. Diese Entwicklung 
"Wir wollen E-Sport in der Schweiz massentauglich machen" - sportsemotion
14                                                    Interview E-Sport/Gaming                                     SPONSORING extra Juni 2020

 ist nicht ganz überraschend, zumal es       ist es, nach spätestens fünf Jahren in der     in ihre Kommunikation integrieren und
weltweit seit Jahren etwa im realen Fuss-     Schweiz eine führende Rolle zu über-           damit «Home of E-Sports» in der Ge-
ball immer wieder Investoren oder Fir-        nehmen. Schwarze Zahlen sind dazu al-          samtkommunikation stärken.
men gibt, die ganze Klubs kaufen. Mit         lerdings schon vorher nötig.
unseren verschiedenen Angeboten in E-                                                        Keel: Auch weltweit betrachtet machen
Sport- und Gaming-Bereichen sind wir          Wie stark sind Sie auf die Zusammenar-         Sponsoringgelder die grösste Einnah-
sowohl digital als auch real aktiv und        beit mit kommerziellen Partnern respek-        mequelle im E-Sport und Gaming aus.
bieten somit viele interessante Zielgrup-     tive Sponsoren angewiesen?                     Adaptiert auf den Schweizer Markt wird
penschnittstellen.                                                                           sich das mit grosser Wahrscheinlichkeit
                                              Bortoli: Die Zusammenarbeit mit Spon-          ähnlich entwickeln.
Sie haben den Aufbau eines Festivals er-      soren ist für uns sehr wichtig. Einerseits
wähnt. Was genau ist der Plan?                wollen wir einen grossen Umsatzanteil          Welcher Bereich ist für Sponsoren inter-
                                              mit Sponsoren erwirtschaften und ha-           essanter: E-Sport oder Gaming?
Bortoli: Zu unserer Gesamtvision ge-          ben dafür entsprechende Produkte ent-
hört ein ganz besonderer E-Sport-An-                                                         Keel: Ein wichtiger Punkt, zumal E-Sport
lass. Dieser soll eine ganze Woche dau-                                                      und Gaming differenziert werden müssen.
ern, mit Turnieren in verschiedenen                                                          Ich versuche die Frage mit einer Analo-
Disziplinen, für Profis, Hobby-Gamer                                                         gie zu beantworten. Bei einem Vergleich
sowie für Interessierte und Fans. Der
Hauptwettbewerb sind die «Swiss eGa-          «Zu unserer                                    zum herkömmlichen Sport – nehmen wir
                                                                                             den Laufsport, den viele Leute aktiv be-

                                              Gesamtvision
mes», das grösste jemals in der Schweiz                                                      treiben – entsprechen die Trainingsläufe
durchgeführte E-Sport-Turnier. Wir                                                           dem Gaming. Nimmt der etwas ambitio-
rechnen mit über 8000 Teilnehmenden                                                          niertere Läufer dann an einem Volkslauf
in Team- und Einzelwettbewerben so-
wie mit über 30'000 Besuchern während         gehört ein ganz                                teil und misst sich dort mit anderen, wäre
                                                                                             das «Competitive Gaming». Wird der

                                              besonderer E-
der gesamten Festivaldauer. Neben den                                                        Läufer dann immer besser und zählt zu
Wettkämpfen werden den Besuchern                                                             den Top-Athleten der Sportart, entspricht
viele weitere Attraktionen rund um die                                                       dies einem E-Sportler. Es stellt sich so-
E-Sport- und Gaming-Welt geboten. Auf
dem Programm stehen unter anderem             Sport-Anlass.»                                 mit für Sponsoren die Frage, ob sie eher
                                                                                             im Breitensport (Gaming) oder lieber im
eine Arcade-Welt, Cosplay-Shows sowie                                                        Spitzensport (E-Sport) aktiv werden wol-
Virtual-Reality-Erlebnisse und natürlich                                                     len. Wie im herkömmlichen Sport gibt es
ein reichhaltiges Gastronomieangebot.                                                        auch im digitalen Sport Sponsoringstrate-
Wer das Festivalareal betritt, wird sich in                                                  gien, die beide Bereiche abdecken.
einer komplett anderen «Welt» wieder-         wickelt. Andererseits sind Partner auch
finden. Ziel ist es, das «Swiss eSports       für die Kommunikation von «Home of             Wie sieht das Vermarktungskonzept von
Festival» einmal pro Jahr durchzufüh-         E-Sports» von grosser Bedeutung. Ziel          «Home of eSports» für kommerzielle
ren. Auch diese Plattform wollen wir für      muss es sein, dass Sponsoren das Thema         Partner aus?
kommerzielle Partnerschaften öffnen.
Gemeinsam wollen wir attraktive Mehr-
werte für alle Besucher entwickeln und
nachhaltige Kontakte ermöglichen.             Mit Indoor-Turnieren in verschiedenen Disziplinen werden Profis, Hobby-Gamer sowie Interes-
                                              sierte und Fans angesprochen. Bild: zVg
Zurück zum Gesamtprojekt: Wie viel Zeit
rechnen Sie für den Aufbau von «Home of
eSports» ein? Wann wollen Sie schwar-
zen Zahlen schreiben?

Bortoli: Rein monetär gehen wir von ei-
ner unterschiedlichen Entwicklung der
verschiedenen Business Units aus. So er-
warten wir im Bereich Broadcasting und
Events relativ rasch erste Erfolge. Da
können wir Einnahmen mit dem Verkauf
von Live-Streamings an Firmen erzielen,
beispielsweise Medienhäuser, die mit E-
Sport und Gaming neue Zielgruppen
erreichen wollen. Bei den Venues be-
nötigen wir mehr Zeit, allein schon auf-
grund des Infrastrukturaufbaus. Richtig
Speed aufnehmen können wir erst dann,
wenn alle zwölf Venues in Betrieb sind
und sich so gegenseitig befruchten. Ziel
SPONSORING extra Juni 2020                         Interview E-Sport/Gaming                                                     15

Keel: Die Vermarktungsbasis bildet auch     zu können. Zuversichtlich bin ich vor        rechte für eine Partnerschaft bei einem
hier der holistische Ansatz: Ausgehend      allem deshalb, weil «Home of eSports»        Pro-Team oder bei nationalen Wett-
vom erklärten Gesamtuniversum von           mit all seinen Plattformen voll im Trend     kämpfen.
«Home of eSports» kreieren wir einzel-      liegt und in Corona-Zeiten erst recht sein
ne Module für Marketing und Kommu-          Alternativpotenzial zeigt. In einer ers-     Neben klassischen Sponsoringzielen ge-
nikation, mit denen die Bedürfnisse ei-     ten Phase suchen wir grosse nationale        winnt der Verkauf aufgrund der Wirt-
nes kommerziellen Partners individuell      oder internationale Firmen, die sich für     schaftskrise enorm an Bedeutung. Welche
abgedeckt und laufend weiterentwickelt      das Gesamtkonzept interessieren. Da          Schnittstellen bietet «Home of eSports»
werden können. Wer sich als Unterneh-       wünschen wir uns vor allem einen Ti-         im Bereich Abverkauf?
men für die Zielgruppen von E-Sport und
Gaming interessiert und sie über relevan-                                                Keel: «Home of eSports» ermöglicht
te Plattformen erreichen will, dem bauen                                                 den Zugang zu Zielgruppen, die Firmen
wir je nach Bedürfnis die entsprechenden                                                 im Zuge des sich wandelnden Medien-
Module zusammen.                                                                         konsums immer schwieriger erreichen

                                            «Wir bieten
                                                                                         – Stichworte sind digitale Medien, so-
Wie gross ist die Herausforderung für                                                    ziale Plattformen und eben Gaming.
Sportsemotion mit diesem neuen Pro-                                                      Bei Branchen, die eine gewisse digitale
jekt?
                                            den Vorteil,                                 Affinität aufweisen, wie etwa die Hard-
                                                                                         und Software-Industrie, lassen sich für

                                            sowohl digitale
Keel: Die Herausforderung kommt ei-                                                      Firmen eher Ansätze für integrierba-
ner Herkulesaufgabe gleich. Denn ein                                                     re Sales-Aktivitäten finden – etwa in
solches Projekt hat es in der Schweiz                                                    Kombination mit Events – als für Unter-
noch nie gegeben und ist aufgrund sei-
nes holistischen Ansatzes in der Ver-       als auch analo-                              nehmen ohne jeglichen digitalen Bezug.
                                                                                         Aber auch Firmen ohne direkten Bezug

                                            ge Plattformen
marktung sehr anspruchsvoll. Genau                                                       zu E-Sport und Gaming benötigen zu-
deshalb hat sich «Home of eSports»                                                       nehmend digitale Schnittstellen zu ihren

                                            anbieten zu
früh entschieden, für die Bewältigung                                                    Zielgruppen. E-Sport und Gaming kön-
der unterschiedlichen Aufgaben mit                                                       nen hierzu ein attraktiver, innovativer
Spezialisten zusammenzuarbeiten. Wir                                                     Weg sein. Genau hier setzen wir mit Be-

                                            können.»
sind sehr stolz, bei diesem Projekt den                                                  ratung an und suchen nach zielführen-
Vermarktungsteil mit unserem Know-                                                       den Möglichkeiten.
how abdecken zu dürfen. Als Vermark-
tungsplattform ist das Projekt komplex,                                                  Konkret: Welche primären Auftritts- und
bietet aber genau deshalb viele Vortei-                                                  Aktivierungsmöglichkeiten bieten sich
le, weil wir Sponsoren zum Thema E-                                                      Sponsoren?
Sport und Gaming die gesamte Marke-
ting- und Kommunikationspalette an-         telsponsor beziehungsweise eine strate-      Keel: Wir bieten den Vorteil, sowohl
bieten können – aus einer Hand. Dabei       gische Prime-Sponsoring-Partnerschaft        digitale als auch analoge Plattformen
gehen wir Schritt für Schritt vor, zumal    über alle Geschäftsfelder. Damit kann        anbieten zu können, letzteres in Form
wir noch nichts real Existierendes vor-     ein Sponsor maximale Präsenz auf dem         von Events respektive den Venues. Di-
weisen können, wie etwa die geplanten       Schweizer Markt erreichen. Diese um-         gital und analog lassen sich sinnvoll
Venues.                                     fasst etwa die exklusiven Rechte auf das     kombinieren, etwa mit neuen Formaten,
                                            Master-Branding und künftige E-Sport-        wie zum Beispiel Studiosendungen und
Welche Schritte haben Sie bereits unter-    Venues für einen vereinbarten Zeitraum.      Gaming-Shows. Diese Formate können
nommen?                                     Damit wird eine maximale Zielgruppen-        vor Ort eines Venues produziert wer-
                                            erreichung und Aktivierung mit Allein-       den, mit Gästen und Protagonisten aus
Keel: In einer ersten Phase ging es da-     stellungsgarantie erreicht.                  der E-Sport- und Gaming-Szene. Dabei
rum, ein Vermarktungs- respektive Spon-                                                  lassen sich auch Sponsoren integrie-
soringkonzept zu entwickeln und daraus      Welche Strategie verfolgen Sie bei der       ren, vom klassischen Formatsponsoring
entsprechende Partnerpakete zu schnü-       Sponsorenvermarktung? Was ist Ihre Phi-      über Wettbewerbe bis hin zu Product-
ren. Seit gut drei Monaten sind wir nun     losophie?                                    Placements. Darüber hinaus ist es uns
aktiv an der Verkaufsfront.                                                              ein gros­ses Anliegen, dass sich die ein-
                                            Keel: Wir wollen Sponsoren eine              zelnen Sponsoren zielgerichtet insze-
Und wie reagiert der Markt? Haben Sie       nachhaltige Partnerschaft mit viel Zu-       nieren sowie aktivieren können. Dies
mit Sponsoren bereits Verträge abge-        kunftspotenzial bieten, ausgestattet mit     reicht vom Co-Design ganzer Venues
schlossen?                                  einer sehr individuellen Präsenz. Wir        und Teams über die Integration eigener
                                            streben langfristige, strategische Part-     Leistungen bis zur ganzheitlichen Akti-
Keel: Nein, noch nicht. Aber der Markt      nerschaften an und entwickeln gemein-        vierung auf allen digitalen Plattformen.
reagiert grundsätzlich sehr positiv, wie    sam massgeschneiderte Sponsoringpa-          Dadurch wird für jeden Sponsor ganz
etwa im erwähnten Bereich des Team-         kete. Je nach Sponsoringpaket erhält ein     individuell eine Partnerschaft erarbeitet,
sponsorings. Wir sind mit einigen Unter-    Partner unter anderem Exklusivrechte,        die die Marke authentisch, kundenspezi-
nehmen im Gespräch und zuversichtlich,      Vorkaufsrechte für künftige Produkte,        fisch und nachhaltig kommuniziert.
bald erste Paketabschlüsse vermelden        Services und Events sowie Vorzugs-           Interview: Jürg Kernen
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