Alleskönner Plastik? - Ein paar Informationen zu Beginn Einführungsvortrag
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Aktionstag 2016 - Einführungsvortrag Alleskönner Plastik? – Ein paar Informationen zu Beginn Einführungsvortrag Zeit Vortrag: ca. 25 Minuten; Gesprächsrunde: ca. 10 Minuten Informationen rund um das Thema Plastik: Geschichte, Herstellung und Inhalt Einsatzgebiete, Vorzüge und Nachteile von Plastik Methode Vortrag mit Gesprächsrunden Geeignet für alle Gruppen 1. Plastik, ein Stoff für die Ewigkeit „Was für ein seltsamer Titel“ haben sicher einige von Ihnen gedacht, als sie das Thema des diesjäh- rigen Aktionstages zum ersten Mal gehört haben. Ewigkeit und Plastik, was soll denn das? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Ewigkeit, also das, was Bestand haben soll, das, was Gewicht hat gerade im Blick auf die Zukunft, und Plastik, ein Allerweltswerkstoff, den wir eher mit dem schnellen, kurzfristigen Gebrauch in unserer modernen Wegwerfgesellschaft assoziie- ren, frei nach dem Motto „aus den Augen aus dem Sinn“. Die Hemdchentüte - Phrontis / wikipedia.de Aber gerade hier liegt die Krux. Plastikgegen- stände mögen wohl aus den Augen und aus dem Sinn sein, wenn wir sie fortgeworfen haben, doch Wie sehr diese Eigenschaft unsere Umwelt ver- deshalb sind sie noch lange nicht aus der Welt. ändert hat, fällt jedem auf, der oder die mit wa- „Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten chen Augen einen Spaziergang unternimmt. Kein 50 Jahren hergestellt wurde und ins Meer gelang- Acker, aus dem nicht hier und da ein Stück Plastik- te, ist dort immer noch irgendwo“, sagt der ame- folie ragt. An Ästen im Wald flattern Plastiktüten, rikanische Chemiker Tony Andrady mit Blick auf im Spülsaum von Bächen schaukeln Plastikbecher die Verschmutzung der Weltmeere. Und das gilt und im Gebüsch neben dem Wanderweg liegt eine nicht nur für den Kunststoff in den Weltmeeren, Rolle Nylonnetz, wie man sie zum Verpacken von sondern für jedes Stückchen Plastik, das irgend- Weihnachtsbäumen braucht. Die unberührte Na- wann irgendwo in unsere Umwelt gelangt ist. tur gibt es schon lange nicht mehr. Manche Um- weltorganisationen sprechen davon, dass nach Überlässt man eine Plastiktüte sich selbst, braucht der Steinzeit, dem Mittelalter und der Neuzeit sie 10 bis 20 Jahre bis sie vollständig zerrieben ist, nun das Plastikzeitalter begonnen hat. Mit dem ein Styroporbecher benötigt 50 Jahre, eine Plastik, das in den letzten 100 Jahren produziert PET-Flasche rund 450 Jahre und Nylonschnüre wurde, könnte man die Erde sechs Mal einpacken. (wie man sie für Weidezäune oder Fischernetze Also doch: Plastik, ein Stoff für die Ewigkeit? braucht) circa 600 Jahre. 7
Aktionstag 2016 - Einführungsvortrag 2. Eine kurze Geschichte des Plastiks Wie eng die gesellschaftliche Entwicklung und die Entwicklung neuer Kunststoffe miteinander „Früher war die Erde einmal ohne Plastik“, so verzahnt waren, lässt sich an der Erfindung des beginnt der Film Plastic Planet. Die Geschichte Nylons nachvollziehen. In den 20er und 30er des Plastiks ist jung. Industriell gefertigte Kunst- Jahren des vergangenen Jahrhunderts ent- stoffe gibt es erst seit gut 100 Jahren. Als Folge wickelte sich in den USA ein neues Frauenbild. des Anstiegs der Weltbevölkerung und der In- Das „working girl“, die junge, berufstätige Frau dustrialisierung wurden Mitte des 19. Jahr- arbeitete, zumindest bis zu ihrer Heirat, als hunderts viele Rohstoffe wie Holz oder Metalle Stenotypistin in Großraumbüros oder als Arbei- knapp. Die Industrie und viele Forscher suchten terin an Fließbändern. Diese jungen Frauen woll- nach preiswerten Alternativen für die teuren Roh- ten praktische, pflegeleichte Kleidung. Die Röcke stoffe. wurden kürzer und sportlicher und zu einem schicken Outfit gehörten Seidenstrümpfe, die 1839 gelang es Charles Goodyear mit Hilfe jedoch teuer waren. In dieser Zeit entwickelte von Schwefel und Hitze den Saft des Kautschuk- Wallace H. Carothers ein Verfahren zur Her- baumes in Gummi umzuwandeln. Das erste Pro- stellung spinnbarer Polyamidfäden. Aus diesen dukt, das er aus diesem Material herstellte waren konnten feine, erschwingliche Damenstrümpfe Gummihandschuhe. hergestellt werden. Am 16. Mai 1940 gingen in den USA die ersten vier Millionen Nylonstrümp- 1868 erfand der amerikanische Buchdrucker fe in den Verkauf und waren innerhalb von zwei John Wesley Hyatt das Zelluloid. Fünf Jahre Tagen ausverkauft. vorher hatte ein amerikanischer Hersteller für Billardbedarf in einer Zeitungsanzeige demje- nigen 10.000 $ versprochen, der einen Stoff als Ersatz für das teure Elfenbein fände, das man zur Produktion von Billardkugeln benötigte. Das Spiel war im 19. Jahrhundert in Mode gekommen. Mit der Folge, dass Elfenbein knapp und teuer wurde und die afrikanischen Elefanten auszuster- ben drohten. Der von Wyatt entdeckte Ersatzstoff Zelluloid war für Billardkugeln zwar nur bedingt geeignet – die ersten Kugeln knallten wie Pisto- lenschüsse wenn sie aneinanderstießen – machte aber in der jungen Filmindustrie Karriere. „Etwas auf Zelluloid bannen“ ist bis heute eine bekannte Redewendung. Das eigentliche Plastikzeitalter begann mit dem Jahr 1908 als der belgische Chemiker Hendrik van Baekeland den ersten vollsynthetischen Erik Liljeroth, Nordiska museet Kunststoff erfand. Bakelit wurde lange Zeit zur Herstellung von Föhnen, Toastern und anderen Andere Kunststoffe wurden eher zufällig erfun- Haushaltsgeräten genutzt, da das Material hitze- den. So hatte Fritz Strasgny, Versuchsingenieur beständig und relativ schlagfest ist. bei BASF, 1949 eine Schuhcremedose mit einer Versuchsmischung im Trockenschrank vergessen. 1912 folgte das PVC, entwickelt von dem deut- Als er sie wiederfand, hatte sie sich laut Versuchs- schen Chemiker Fritz Klatte. protokoll in ein Schaummonster verwandelt – das Styropor war geboren. 8
Aktionstag 2016 - Einführungsvortrag In den 1940er Jahren feierte man Plastik als Plastik steckt in Smartphones, Kühlschränken Wundermittel mit schier unendlichen Möglich- und Flachbildschirmen, in Kaffeemaschinen, keiten. Nach dem zweiten Weltkrieg, Anfang der Fotoapparaten und Lautsprecherboxen. Plastik 50er Jahre begann die massenhafte industrielle ist irgendwie in fast allem.“ (Im Plastik gefangen, Produktion von Kunststoff. 1975 wurden erste zeit-online) Versuche mit dem Recycling von Kunststoffen un- 1950 wurde weltweit rund 1 Mio. Tonnen Plastik ternommen. jährlich produziert, heute sind es 240 Mio. Tonnen. Mehr und mehr haben Plastikprodukte vor Die deutsche Kunststoffindustrie produziert etwa allem im Verpackungsbereich herkömmliche 20 Mio. Tonnen Kunststoff im Jahr, das ist 1/3 der Materialien verdrängt, die Papiertüte für Obst europäischen Produktion. Jeder Industriezweig und Gemüse, das Wachspapier bei Käse, Fleisch ist auf Kunststoff angewiesen. Die Kunststoff- und Fisch, Glasflaschen und Metalldosen für industrie erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz Reinigungsmittel, Pappkartons für Trockennah- von 800 Milliarden Euro. In Europa verdienen rung und Waschmittel, die Liste ließe sich endlos mehr als 1 Million Menschen ihren Lebensunter- fortsetzen. halt in der Kunststoffindustrie. Gut 1/3 der Kunststoffe wird zu Verpackungen Schließen sie doch einmal einen Augenblick ihre verarbeitet, 25 % benötigt die Baubranche und Augen und versetzen sich zurück in ihre Kind- weitere 25 % Elektronik und Elektrotechnik. heit. Wie war das damals? Wie kam die Milch ins Haus? Worin bewahrte der Kaufmann um die Ecke seine Waren auf? Erinnern sie sich an Ihre erste Seidenstrumpf- hose? Und war die noch aus Seide oder schon aus Nylon? Oder wann haben Sie zum ersten Mal einen Ein- kauf in einer Plastiktüte nach Hause getragen? • Gesprächsrunde [evtl. weglassen] Tauschen sie sich mit ihren Nachbarinnen über ihre unterschiedlichen Erfahrungen aus. Vielleicht stellen Sie dabei auch Unterschiede im Erleben zwischen den Generationen oder zwi- Täglicher Einkauf - cheelz / pixelio.de schen Stadt und Land fest. Dabei ist vor allem der Einsatz von Plastik für Verpackungen zu hinterfragen. Allein in Deutsch- 3. Schöne neue Plastikwelt – ein paar Zahlen land werden jedes Jahr 6,7 Milliarden Plastiktüten und Fakten verbraucht, das bedeutet, jeder Bundesbürger, vom Säugling bis zum Greis, verbraucht jedes Jahr „Wir leben längst in einer Plastikwelt. In unseren durchschnittlich 76 Plastiktüten, das sind 11.700 Häusern sorgen Dämmstoffe, Fensterrahmen und Tüten in der Minute oder 2,3 kg Plastikmüll pro Bodenbeläge aus Plastik für warme Räume. In Einwohner im Jahr. unseren Autos senken Stoßdämpfer, Armaturen- Besonders gefährlich sind die kleinen Zellophan- tafeln und Motorabdeckungen aus Kunststoff tüten, die es in vielen Einkaufsmärkten in den das Gewicht. In unseren Supermärkten halten Obst- und Gemüseabteilungen gibt. Sie werden Verpackungen aus Plastik die Ware frisch. Aus häufig nach einmaligem Gebrauch in den Müll Plastik werden Tennisschläger, Laufschuhe, Yoga- geworfen. Durch ihr geringes Gewicht werden sie matten und Fußbälle gefertigt, Kugelschreiber, vom Wind aus offenen Mülleimern oder Müllsor- Schreibtischlampen, Couchtische und Garten- tierungsanlagen davongetragen und landen in der stühle, Gehhilfen, Hüftgelenke und Armprothesen. Natur. 9
Aktionstag 2016 - Einführungsvortrag Plastik ist zum Markenzeichen unserer Konsum- Kunststoffe sind die Alleskönner unter den Werk- gesellschaft geworden. Doch was ist Plastik? stoffen. Je nach Zusammensetzung sind sie hart Woraus besteht es, und was macht es trotz der oder weich, biegsam, durchsichtig, hitze-, licht- bekannten Probleme gegenüber anderen Werk- oder wetterbeständig. Es gibt viele Varianten stoffen so attraktiv? und unendliche Einsatzmöglichkeiten. Aus vielen Bereichen unseres Lebens sind sie nicht mehr fortzudenken. 4. Der Stoff aus dem die Träume sind – Was ist Gegenüber anderen Werkstoffen haben sie viele Plastik und wofür wird es gebraucht? Vorteile. Sie haben eine geringere Dichte als Keramik und Metalle und sind somit leichter. Sie Der Begriff Plastik stammt aus dem Griechischen zerbrechen weniger schnell als Glas und sind reiß- und bedeutet „aus weicher Masse formen“. Plastik fester als Papier. Wegen dieser Vorteile sind sie ist der umgangssprachliche Begriff für Kunststoff ideal als Verpackungs- und Transportmaterial, und der wird, wie der Begriff sagt, künstlich her- denn weniger Gewicht bedeutet weniger Ener- gestellt, zum überwiegenden Teil aus Erdöl, aber gie für den Transport und somit geringere CO2- auch aus Erdgas und Kohle. Emissionen. Ihre hohe Elastizität und geringe Die Eigenschaft eines Kunststoffs ist vor allem Leitfähigkeit machen sie zum idealen Material zur von den Stoffen abhängig, die ihm beigemengt Isolierung elektrischer Kabel. Wegen der geringen werden, wie z.B. Sauerstoff, Chlor, Wasser, Schwe- Wärmeleitfähigkeit werden Griffe an Werkzeu- felstoff oder sogenannte Weichmacher. gen und Haushaltsgeräten gerne aus Kunststoff gemacht. Da sie bei geringeren Temperaturen als Kunststoffe teilt man je nach ihren Eigenschaften Glas und Metalle verarbeitet werden können, ist in drei verschiedene Gruppen ein. der Energieaufwand während der Herstellung 1. Duroplaste sind die älteste Form des Kunst- relativ gering. Ein weiterer Vorteil sind die niedri- stoffs. Sie sind gegen Hitze beständig und gen Produktionskosten. schwer zerbrechlich. Produkte aus Duroplast sind z.B. Campinggeschirr, Gehäuse von Haushaltsgeräten, Schutzhelme, Steckdosen, 5. Plastik – Segen oder Fluch? Karosserien oder Badewannen. Der bekann- teste Duroplast-Kunststoff ist auch der ältes- Plastik ist aus einigen Bereichen des alltäglichen te, das Bakelit. Lebens nicht mehr wegzudenken. Insbesondere in der Medizin gibt es teilweise keine Alternative 2. Thermoplaste sind leicht zu verarbeiten und zu den verwendeten Plastikprodukten, z.B. bei werden deshalb für Massenbedarfsartikel wie den Blutbeuteln. Plastiktüten, PET-Flaschen, Verpackungen, Kunststoffe ermöglichen die Entwicklung neuer Kunstleder, Gartenschläuche oder Sandalen Therapieformen. In der Erprobung befindet sich benutzt. Thermoplaste sind nicht hitzebestän- z.B. ein Material für großflächige Brandwun- dig. Bekannte Thermoplastkunststoffe sind den, bei dem Haut auf einem Kunststoffgewebe PVC und Polyethylen. gezüchtet wird. Dieser Verband kann bis zur Regeneration der eigenen Haut auf der Wunde 3. Elastomere sind, wie der Name sagt, beson- bleiben und erleichtert den Heilungsprozess. ders elastisch. Sie kehren auch nach größeren Einige Forscher arbeiten an Kunststoffen, die zum Belastungen durch Reißen, Schlagen, Ziehen Nageln bei Knochenbrüchen eingesetzt werden. immer wieder in ihre Ausgangsform zurück. Die Kunststoffe lösen sich nach einer angemesse- Auch Elastomere sind nicht hitzebeständig. nen Zeit vollständig auf, so dass keine zweite Ope- Produkte aus Elastomeren sind Matratzen, ration zur Entfernung der Nägel nötig ist. Fugendichtungen, Schaumstoffen, Gummi- stiefel, Autoreifen, und Präservative. Auch in der Elektronik und Elektrotechnik gibt es in vielen Bereichen keine Alternativen zum 10
Aktionstag 2016 - Einführungsvortrag Kunststoff. Stellen Sie sich doch mal Elektrokabel Obwohl Europa eine gut entwickelte Abfallwirt- oder Lichtschalter ohne Kunststoffisolation vor. schaft hat, wird maximal ¼ des Kunststoffab- Oder was bliebe wohl übrig, wenn man bei einem falls recycelt. Styropor - besonders beliebt als Computer oder Handy alle Plastikteile wegließe? Dämmstoff im Hausbau – hat sogar nur eine Re- Woraus sollten die Gehäuse gebaut werden? cyclingquote von 1 %, d.h. 1 % von 14 Millionen Tonnen, die jedes Jahr produziert werden. Kunststoff hat viele Vorteile, aber auch viele Nachteile. So fördern die geringen Herstellungs- Gut die Hälfte des Plastikmülls landet in der kosten einen übermäßigen Konsum und einen Müllverbrennungsanlage. Abgesehen von den nachlässigen Umgang bei der Entsorgung. Allein hohen Schadstoffemissionen bedeutet dies eine in Deutschland fielen 1994 1,8 Tonnen Plastik- Vergeudung wertvoller Rohstoffe. Ein Großteil müll an. Da Kunststoffe nicht biologisch abbau- dieses Plastikmülls besteht aus Verpackungen. bar sind, verschmutzt nicht fachgerecht entsorg- Die Selbstbedienungsangebote moderner Lebens- ter Müll, jahrzehnte-, teilweise jahrhundertelang mittelmärkte verstärken das Problem. Jedes die Umwelt. Plastik gerät über Flüsse und falsche Stück Fleisch, Käse, Wurst oder Obst wird für den Entsorgung in die Weltmeere. Dort drehen sich schnellen Zugriff einzeln verpackt angeboten, mittlerweile 100 bis 150 Mio. Tonnen Abfall in aber braucht wirklich jedes einzelne Lebensmittel fünf riesigen Müllstrudeln zwischen den Konti- seine eigene Plastikhülle? nenten, 95 % davon sind Plastik. Unsere mobile Gesellschaft will immer mehr schnell konsumierbare Lebensmittel, die man im Vorbeigehen mitnehmen und essen kann. Deshalb ist der Plastikverbrauch in der Fast-Food Branche besonders hoch, angefangen vom Plastikdeckel des Coffee-to-go-Bechers über die Salatschale für den schnellen Snack zwischendurch bis zur all- gegenwärtigen PET-Flasche in allen Gebrauchs- größen. Fast-Food-Transportartikel sind ein un- erschöpflicher Markt für die Plastikindustrie. Dem Aufkommen der PET-Flasche verdanken wir auch den Rückgang des Mehrweg-Pfandsystems. Seit mit der Einführung des Dualen Systems Discounter gezwungen wurden, ihre Plastik- getränkeflaschen gegen Pfand zurückzunehmen, ist der Marktanteil der Mehrwegflaschen um 69 % zurückgegangen. Die zusätzlichen Inhaltsstoffe sind im Kunststoff nicht fest gebunden. Sie gelangen in die Luft und die Lebensmittel, mit denen sie in Berührung kommen, und dann mit der Nahrung in die Kör- per der Konsumenten. Etliche in Kunststoffen verwendete Weichmacher stehen im Verdacht, Krebs und Diabetes auszulösen und bei Männern zur Unfruchtbarkeit zu führen. Andere Kunststoffe sind besonders umwelt- Müllstrudel (Ozeaneum) - Christine Kucharski schädlich, da beim Recyceln oder Verbrennen 11
Aktionstag 2016 - Einführungsvortrag gefährliche Umweltgifte freigesetzt werden. So bedenklichem Material, Einkaufstaschen aus gelangen beim Verbrennen von PVC bis zu 70 % Baumwolle, Brotdosen mit selbstgemachtem Chlor in die Umwelt. Essen und Picknicks und Partys mit Porzellan- Kunststoffhersteller müssen die Verträglichkeit geschirr wären erste Ansätze. der Stoffe in ihren Kunststoffen zwar testen, eine Überprüfung der Wirkung, die durch die Kom- bination der Stoffe entsteht, wird jedoch nicht 6. Plastik für die Ewigkeit? gefordert. Ob die Hersteller sich an Verbote und Grenzwerte halten, lässt sich durch die Behörden Zum Schluss noch mal Plastik und Ewigkeit. auch nur schwer nachweisen, da die Hersteller Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff „Ewig- ihre Rezepte geheim halten. keit“ hören? Welche Bilder fallen Ihnen ein? Eine Deklarationspflicht für Kunststoffe und ihre Inhaltsstoffe gibt es nicht. Das macht es Verbrau- Unabhängig davon, welche Vorstellungen Sie per- chern schwer bis unmöglich, bedenkliche von sönlich mit der Ewigkeit verbinden, hat Ewigkeit unbedenklichen Kunststoffen zu unterscheiden. etwas mit qualitätvollem Leben und Zukunft zu tun. Und diese Zukunft ergibt sich – zumindest Viele Lebensmittelproduzenten und Fast-Food- auf dieser Erde - nicht von allein. Sie ist abhängig Ketten bemühen sich mittlerweile um Alternati- von unserem Handeln. ven zur Kunststoffverpackung, aber auch wir als Wie soll die Zukunft unseres Planeten aussehen, Verbraucherinnen und Verbraucher sind gefragt, und was wollen wir dafür tun - oder lassen -, unser Konsumverhalten zu überdenken. Mehr- damit das Plastikzeitalter nicht das letzte Zeit- wert- oder wieder verfüllbare Flaschen aus un- alter unseres Planeten ist? Plastikbecher - Klicker / pixelio.de 12
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