ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS - Österreichischer Alpenverein
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ALPENVEREIN NEUHOFEN / KREMS AV-INFO 12 / 2020 (051) Neuhofen/Krems, 10.12.2020 Liebe Bergfreunde, ein schwieriges und teilweise beängstigendes Jahr - das ihr hoffentlich bis jetzt unfallfrei und gesund überstanden habt - neigt sich seinem Ende zu. Wie es aktuell und in den nächsten Wochen oder Monaten weitergeht, ist nach wie vor nicht wirklich abzusehen - aber, wir hoffen auf das Beste. Wir möchten es deshalb nicht verabsäumen, euch und euren Familien ein segensreiches und geruhsames Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch in ein Neues Jahr zu wünschen, mit hoffentlich - einem Ende des Corona-Alptraums, weiterhin viel Gesundheit und natürlich auch wieder schönen Bergerlebnissen. Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown (unserer Bundesregierung wird`s sicher möglich machen) - deshalb bleibt unserer Weihnachtsfeier in diesem Jahr 2020 endgültig abgesagt. Der schneereiche Winter 1916/17 führte zu einer der folgenreichsten Wetterkatastrophen. Am 13. Dezember 1916 fielen bis zu 5000 Soldaten den Lawinen zum Opfer. Die Winterzeit ist im „Lebensraum Berg“ per se schon eine schwierige Zeit für Wildtiere und Pflanzen. Schneemassen, wie wir sie derzeit in unseren südlichen Bundesländern haben, erschweren die Situation noch einmal dramatisch. Unterstützen wir die Tierwelt zumindest insofern, dass wir ihren Lebensraum respektieren. Deshalb - Achtsam unterwegs im Winter - unsere Wildtiere sind es allemal wert! Heuer jährt sich der 80. Todestag von Emilio Comici. Er war ein Meister in den schwierigsten Kletterrouten seiner Zeit. Die Leidenschaft und Liebe zu den Bergen spiegelt sich noch heute in den logischen Linien seiner Erstbegehungen wider. Ein herzliches Berg Heil wünscht euch das AV-TEAM der Ortsgruppe Neuhofen/Krems Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Die Leute hasten, Weihnachtszeit! von Helga Duffek-Kopper Packerln stapeln sich am Kasten. Mütter kaufen, Väter zahlen, und man grübelt voller Qualen, ob man heute in der Stadt wohl wirklich nichts vergessen hat: Für Opa Badesalz aus Latschen. Für Oma die karierten Patschen. Den Cognac für die Schwiegermutter. Für Lumpi teures Hundefutter. Den Regenschirm für Onkel Otto. Fürs Kind das bunte Bilderlotto - Das sind halt jetzt so viele Fragen, die einen Schenkenden so plagen. Ein jeder hat von allem viel und überdies im besten Stil, er hat zum Trinken und zum Essen, die Kleidung darf man nicht vergessen. Die Wohnung, die ist auch komplett, vom Klo bis hin zum Ehebett. Ob Whiskey, Gürtel oder Seidentücher, ob dicke Bücher, dünne Bücher, ob große Flaschen, kleine Flaschen, ob Feuerzeuge, Pfeifen, Taschen, ob Bilder, Vasen, Lampen, Platte - mir fällt nichts ein, was man nicht hatte. Jede Idee, die mich entzückt, wird alsbald rüde unterdrückt, ich höre nur mehr voller Hohn: Das hat er schon - das hat sie schon! Ja, gibt`s denn wirklich keine Sachen, die einem heut` noch Freude machen? Mein Hirn ist ausgebrannt erloschen. Doch plötzlich fällt bei mir der Groschen: An einem fehlt es weit und breit, eins hat kein Mensch, kein Mensch hat Zeit! Wir wollen einmal richtig denken: W e i h n a c h t e n Die Zeit soll`s sein, die wir verschenken! Man muss kein Millionär, kein Schah sein - 2020 Man muss nur füreinander da sein! Ich weiß zum Beispiel, was ich tu: Ich hör dir einmal richtig zu…. Wir schenken Zeit - mal heut, mal morgen, erzähl`n einander unsre Sorgen und leih`n einander unsre Ohren. Erholsame Weihnachten und einen guten Rutsch Von dem Geschenk geht nichts verloren! in ein gesundes Neues Jahr „Zeit“ ist auch einfach zu verschenken, - mit vielen schönen Bergelebnissen - man braucht nicht lange nachzudenken, man braucht dazu kein Weihnachtspackerl, wünscht euch das Geschenkpapier, Spagat und Sackerl, AV-TEAM Lametta, Engelshaar und Kerzen - der Ortsgruppe Neuhofen/Krems Das Wichtigste: Es kommt von Herzen! Ich will euch nun nicht lange quälen, euch eure Zeit nicht länger stehlen - ich hoffe nur, ihr denkt daran und fangt bald mit dem Schenken an! Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Dezember 1916 - Weißer Tod im Ersten Weltkrieg Im Winter 1916/17 ereignete sich in den südöstlichen Alpen eine der folgenreichsten Wetterkatastrophen überhaupt. Auf ein massives Schneefallereignis folgten zahlreiche Lawinen, die tausende von Soldaten und Zivilisten unter sich begruben. Die Alpenfront (1915-1918) verlief zum großen Teil im Hochgebirge Kriegerische Ausgangslage Vor etwas mehr als einem Jahrhundert befand sich Europa inmitten des Ersten Weltkriegs. An der italienischen Front standen sich die österreichisch-ungarische und die italienische Armee auf einem der rauesten Schlachtfelder der Geschichte, den Berggipfeln der südöstlichen Alpen, gegenüber. (siehe Box 1) Während eines Großteils des Jahres ruhten die Gefechte allerdings weitgehend, denn es begann ein anderer Kampf - derjenige gegen Kälte, Eis und Schnee. Mit einem durchschnittlichen Niederschlag von 2m pro Jahr gehört diese Region der Alpen zu den feuchtesten Gebieten des Kontinents. Die Soldaten wurden damals buchstäblich unter Schnee begraben. Meteorologische Ausgangslage Das Schicksal meinte es nicht gut mit jenen Männern, denn der Winter 1916/17 wurde zu einem der schneereichsten des Jahrhunderts. Im Dezember 1916 fiel während neun Tagen in den Südalpen fast ununterbrochen Schnee. Auslöser war eine „blockierte“ atmosphärische Zirkulation, das sogenannte „Negative Ostatlantik-/Westrussland-Muster“ (ein Hochdruckrücken über Westrussland und ein Tiefdruckgebiet über Westeuropa). In den südlichen Alpen führt dies oft zu Starkniederschlägen und ungewöhnlich hohen Temperaturen im Mittelmeerraum. Durch das Zirkulationsmuster steigt außerdem die Wassertemperatur des Mittelmeers. Dieses ist wiederum die Hauptquelle von Wasserdampf für die südlichen Alpen. Im Dezember 1916 verursachte dieses Ostatlantik/Westrussland-Muster so starke Schneefälle, wie man sie in der Region seit Menschengedenken nicht erlebt hatte. Im Winter 1916/17 wurde das Zwei- bis Dreifache der zwischen 1931 und 1960 erhobenen Maximalwerte gemessen. 13. Dezember 1916 Es war aber vor allem ein einzelner Tag, der tragischerweise in die Geschichtsbücher einging: der 13. Dezember 1916. Nach neun Tagen Schneefall, erreichte die Schneedecke an der alpinen Kriegsfront ein kritisches Gewicht. Ein Wetterumschwung führte zudem warme und feuchte Luftmassen aus dem Mittelmeerraum in die Südalpen und ließ die Schneefallgrenze rasch steigen. Auch in höheren Lagen begann es zu regnen. Die weißen Massen wurden noch dichter und schwerer. In der Folge gingen dutzende von riesigen Lawinen in der ganzen Region nieder, auch an Orten, die bisher eigentlich als sicher gegolten hatten. (siehe Box 2) Ganze Kompanien Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
wurden verschüttet. Nach neuesten Schätzungen fielen an diesem Tag bis zu 5000 Soldaten den Lawinen zum Opfer. Das erste Bataillon des Kaiserschützenregiments Nr. III zum Beispiel hatte an diesem Tag 230 Tote zu beklagen und an der Marmolada, dem höchsten Berg der Dolomiten, riss eine einzige Lawine zwischen 270 und 332 Männer in den Tod. Aber nicht nur Soldaten, sondern auch dutzende Zivilisten wurden von den Lawinen getötet, welche oft bis in die niedrig gelegenen und als sicher geltenden Siedlungen vordrangen. Die Schneemengen, welche am 13. Dezember 1916 Tausende von Soldaten unter sich begruben, waren so gewaltig, dass die schmelzenden Gletscher noch heute hin und wieder Leichen und Fundstücke freigeben, eine traurige Erinnerung an das absurde Gemetzel des Ersten Weltkriegs. Tiroler Standschützen, Vorgipfel Ortler, 2016 Im Krieg verheimlicht - kaum Thema für k. u. k. Presse Da sich das Unglück inmitten einer weit größeren Tragödie, dem Ersten Weltkrieg, zutrug, blieb sie zu jener Zeit so gut wie unbeachtet. Nichtsdestotrotz handelt es sich gemessen an der Opferzahl um eine der schlimmsten wetterverursachten Katastrophen der europäischen Geschichte. Als „Worst Case“, bei dem alles zusammenkam. Wissenschaftliche Aufarbeitung Zum 100. Jahrestag der Katastrophe rekonstruierten Klimatologen und Historiker der Universität Bern das damalige Extremwetter. Durch die historischen Dokumente und Tagebücher von Zeitzeugen sowie die wenigen vorhandenen Messdaten waren die Ereignisse im Einzelfall bereits gut dokumentiert und nachvollziehbar. Es musste jedoch überprüft werden, ob die Zeitzeugen die Ereignisse richtig wahrgenommen oder vielleicht bei der Berichterstattung ins Tal übertrieben hatten. Die Forscher untersuchten die Ursachen und Auswirkungen jener fürchterlichen Lawinenniedergänge mittels Klimarekonstruktion und historischer Analysen. Anhand dieser Untersuchungen stellten sie fest, dass die Soldaten bei der Schilderung der Ereignisse keineswegs übertrieben hatten. Die Kommandanten vor Ort schätzten die Gefahr für ihre Truppen richtig ein und versuchten teils den Rückzug anzuordnen, was ihnen allerdings nicht immer gestattet wurde. So durfte auch auf Bitte eines an Ort und Stelle im Einsatz befindlichen Bataillonskommandanten der Nachschubposten Gran Poz nicht geräumt werden. Die Offiziere im Tal konnten sich die Situation aus der sicheren Distanz gar nicht richtig vorstellen und gaben diesen Rückzugsgesuchen nicht statt - „Krieg ist eben Krieg“. Am 13. Dezember wurde der Posten Gran Poz, am höchsten Dolomiten-Gipfel der Marmolata gelegene, von einer Lawine verschüttet - nur 51 der insgesamt 321 dort stationierten Soldaten überlebten. „Die Sturzflut aus Schnee (...) überrannte eine zweistöckige Baracke“, hielt ein Zeitzeuge in seinen Aufzeichnungen fest. Ein Verweis auf die Ereignisse findet sich auch beim Österreichischen Bundesheer, wo „eines der traurigsten Kapitel in der Geschichte des Gebirgskrieges“ auch als „ein Beispiel für die Ignoranz der Vorgesetzten in Bezug auf alpine Gefahren“ gesehen wird. 25. November 1916: Eine Feldmesse auf dem Gletscher der Marmolada zu Ehren des neuen Kaisers von Österreich, Karl I. Viele dieser Männer fielen 18 Tage später der Lawine von Gran Poz zum Opfer Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Box 1: Die italienische Front Am 23 Mai 1915 erklärte das italienische Königreich der österreichisch-ungarischen Monarchie den Krieg, fast ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkriegs. Die Grenze zwischen den beiden Ländern zog sich größtenteils durch alpines Gelände, wo sich die österreichisch-ungarische Armee auf gut organisierte Verteidigungslinien zurückzog. Die rund 775 Kilometer lange Front zog sich vom Stilfser Joch an der Schweizer Grenze über die Dolomiten, die Karnischen Alpen bis zum Isonzo-Gebiet hin und weiter zur Adria. Sogar die höchsten Gipfel wie Ortler, Adamello oder Marmolada wurden miteinbezogen. Die räumliche Lage der Front veränderte sich anfangs kaum, bis dann im Oktober 1917 deutsche Truppen der österreichisch-ungarischen Armee zu einem Durchbruch der italienischen Linien verhalfen. Dieser Angriff zwang die Italiener zum Rückzug um mehr als 100km zum Fluss Piave, im Flachland des Veneto. Zwischen Stilfser Joch und Monte Grappa blieb die Front bis zum Ende des Krieges unverändert. Im Jahre 1918 zerbrach schließlich die österreichisch-ungarische Monarchie und Italien stand auf der Seite der Sieger. Die Bilanz der Todesopfer war erschreckend: in dreieinhalb Jahren wurden rund 650.000 italienische und 400.000 österreichisch-ungarische Soldaten getötet. Auch wenn die Kampflinie zwischen Österreich-Ungarn und Italien im Ersten Weltkrieg nur eine Nebenfront war - deren Bedingungen waren für die meisten Soldaten mehr als ungewöhnlich. Die Front verlief teilweise auf über 3000 Metern quer durch die Dolomiten. An manchen Frontabschnitten kamen mehr Soldaten durch Lawinen, Felsstürze und Unfälle ums Leben als durch feindlichen Beschuss. Italienische Truppen im Hochgebirge (1916) Box 2: Lawinen an der Front Ab Anfang November schneite es entlang der gesamten Frontlinie sehr viel. Berichte von Zeitzeugen zeigen, dass die Schaufel fast überall entlang der gebirgigen Frontlinie zwischen dem Stilfser Joch und dem Krn zum wichtigsten wurde. Fast täglich gab es Lawinen, die immer wieder neue Opfer forderten. An der Frontlinie wurden Tunnels gegraben, um die vordersten Positionen zu erreichen. Angesichts der Tatsache, dass Angriffe der Gegenseite unmöglich waren, verlangten Offiziere vor Ort oft, dass die Soldaten von Positionen abgezogen würden, die von Lawinen bedroht waren. In den meisten Fällen befahlen die in warmen Stuben im Tal sitzenden höheren Kommandeure, dass die Truppen in ihren Stellungen verblieben. Am frühen 13. Dezember und auch später an diesem Tag fielen etliche große Lawinen auf österreichische wie italienische Stellungen - meist dort, wo sie von denjenigen vor Ort erwartet worden waren. Das größte Einzelereignis traf Männer am höchsten Berg der Dolomiten, der Marmolada (3343m), wo eine Lawine am Gran Poz (2242m) an die 270 Männer tötete, von welchen einige erst im Juli 1917 geborgen werden konnten. Der dort stationierte Josef Strohmeier kommentierte die Situation wie folgt: […] nach der Warnung, dass die Lawine komme, wollten wir rasch zur Türe hinaus, aber in diesem Moment wurde die Aussenwand durch Schnee und Eis eingedrückt. […] Mein Schlafkamerad sagte: Lawine in Vermiglio, Trentino (1916) ‘Kruzifix iaz san mir hin‘.“ Quelle und Bilder: www.geography.unibe.ch, www.orf.at, www.wikipedia.org, naturwissenschaften.ch, www.sn.at, www.nzz.ch Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Der nächste Winter kommt bestimmt Wildtiere - Achtsam unterwegs im Winter Der Lebensraum jenseits der Waldgrenze bringt Tiere an ihre Existenzgrenze. Für unser heimisches Wild ist es deshalb die „Notzeit“, also der absolute „Engpass“ im „Überlebensjahr“. Wildtiere wie Rehe, Hirsche und vor allem die Gämsen im Hochgebirge sind besonders zu dieser Zeit ruhebedürftig. Schon eine einzige unbewusste Störung kann über Leben und Tod dieser Tiere entscheiden. Wie man grobe Störungen und damit Stress für die Tiere vermeiden kann, zeigen ein paar einfache Empfehlungen. Das dunkle Winterfell der Gämsen wärmt sich in der Sonne schnell auf Neben der Kälte ist es die Nahrungsknappheit, auf die sich die Tiere im Winter einstellen müssen. Murmeltiere, Igel, Siebenschläfer und andere Säugetiere halten einen Winterschlaf. Eine dicke Fettschicht bietet ihnen Schutz gegen die Kälte und liefert Energie. Auch das Winterquartier selbst muss gut isoliert sein. Nur gesunde und kräftige Tiere können den Winter sicher überdauern. Den Stoffwechsel auf ein Minimum zu reduzieren, birgt große Gefahren in sich. Unvorhergesehene Störungen können sich fatal auswirken, auch der Schutz vor Infektionen ist reduziert. In unseren Bergen gibt es eine Reihe von Tieren, die den Winter über nicht versteckt in ihrer Höhle schlafen, sondern sehr aktiv sind und gelernt haben, mit tiefen Temperaturen, Schneefall und dem Mangel an Nahrung umzugehen. Ihre Spuren findet man überall im Schnee, wenn man nur genauer hinsieht. Wer wach bleibt, muss über sichere Nahrungsquellen im Winter verfügen, oder sich Vorräte anlegen. Pflanzenfresser wie Hirsch, Reh, Gämse und Steinbock müssen sich im Winter mit Knospen und Zweigen von Bäumen begnügen, saftige Kräuter gibt es nicht. Einen Winterspeck als Energiereserve und ein dickes Fell als Kälteschutz haben auch diese Tiere angelegt. Zusätzlich fahren sie ihren Stoffwechsel herunter, um mit ihrer wertvollen Energie hauszuhalten und sind dann besonders empfindlich gegen Störungen. Birkhühner, Auerhühner, Schneehühner und der Schneehase lassen sich zudem einschneien und nutzen so die Isolierende Wirkung des Schnees. Vorratshaltung hingegen ist typisch für Eichhörnchen. Sie verstecken bereits ab dem Spät- sommer Nüsse und andere Winternahrung in Baumhöhlen und Erdlöchern. Schermäuse grasen im Winter die Bodenoberfläche nach Pflanzenteilen und Wurzeln ab. Eine Schneedecke schützt sie dabei effizient vor Fressfeinden. Raubtiere wie Füchse, Wölfe oder Luchse sind auch im Winter auf Beutefang angewiesen. Sie müssen in der kalten Jahreszeit oft große Gebiete nach Beutetieren absuchen, dies zehrt zusätzlich an den nur spärlich vorhandenen Energiereserven. Ähnlich ergeht es den heimischen Greifvögeln. Eine längerfristig geschlossene Schneedecke kann ihren Beständen stark zusetzen. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Störung bringt Stress Die heimische Tierwelt kann sich an permanente Menschenmassen, wie sie an Schipisten vorkommen „gewöhnen“. Viel gefährlicher sind jedoch überraschende Störungen in den wichtigen Ruhezonen: • Jede Störung durch den Menschen versetzt die Tiere in Stress • Blitzschnell muss der Kreislauf ohne Aufwärmphase auf Fluchtverhalten umgestellt werden • Dadurch gelangt schnell auch kälteres Blut aus den Beinen in die inneren Organe • Dies kann in kürzester Zeit zum Kälte-Schock-Tod des Tieres führen Vor allem Jungtiere - wie dieses Reh - kämpfen in schneereichen Wintern mit dem Vorwärtskommen Störung der Tiere in ihren Einstandsgebieten, beim Fressen oder gar während ihrer Nachtruhe, bedeutet Stress in Kombination mit Flucht und lassen den Energielevel in die Höhe schnellen - und das zehrt an den Reserven (die besonders am Ende des Winters ohnehin schon auf einem sehr geringen Level sind). Der erhöhte Energiebedarf muss durch höhere Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden. Aufgrund der erschwerten Nahrungssuche im Winter ist dies jedoch nur schwer möglich. Die Energiebilanz der Tiere gerät somit aus dem Gleichgewicht, was eine schlechte körperliche Verfassung und im schlimmsten Falle den Tod zur Folge haben kann. Auch muss berücksichtigt werden, dass zum Beispiel Rehwild, Rotwild und auch Gämse Wiederkäuer sind. Sie brauchen nach der Nahrungsaufnahme viel Ruhe, um die Nahrung optimal zu verwerten. Werden diese Tiere mehrmals oder anhaltend beunruhigt, können sie keine Energie aus der Nahrung ziehen und erleiden im schlimmsten Fall einen langsamen Erschöpfungstod. Störfaktoren, die zur Flucht führen • Verlassen der Wege, querfeldein gehen • Lärm • Plötzliches Auftreten, Überraschungseffekt • Hunde • Annäherung von oben (z.B. bei Skiabfahrt) Besonders sensible Zeiträume • Brunft- bzw. Balzzeit • Brutzeit • In Anwesenheit von Jungtieren • Zur Dämmerung / Dunkelheit • Bei fehlenden Rückzugsmöglichkeiten Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Was kann ich tun, um Tiere nicht zu stören - einfache Empfehlungen für ein gutes Miteinander: • Kartenstudium und Abfrage von „Wildruhezonen“ bei der Tourenplanung (Wenn man weiß, wo sich die Tiere aufhalten, dann kann man als Skitourengeher oder Schneeschuhwanderer viel an Störung vermeiden) • Routenempfehlungen nutzen, Schutz- und Schongebiete respektieren und umgehen - nicht in „Ruhezonen“ eindringen • im Wald auf den Forststraßen oder ausgewiesenen Routen bleiben - Schilder und Markierungen beachten (Das Wild kann sich an uns Menschen gewöhnen, wenn wir uns immer auf den gleichen Steigen bewegen. Auch an den Hirten der jeden Tag seine gleichen Tätigkeiten auf der Alm verrichtet gewöhnt sich das Wild rasch) • Lärm vermeiden (aber bitte auch nicht anschleichen - reden in normaler Lautstärke warnt das Wild frühzeitig vor und es kann entspannt Abstand halten) • Hunde anleinen - sie stellen eine besondere Gefahr für Jungtiere oder brütende Vögel dar und sollten daher immer an der Leine geführt werden. • Im freien Gelände, wenn möglich, Abstand zu Baum- und Strauchgruppen sowie abgewehten Rücken und Graten halten • Fütterungen und scheefreie Äsungsflächen des Wildes großräumig umgehen • Touren in der Dämmerungs- und Nachtzeit vermeiden, Mondscheintouren nur auf Pisten (Die Zeit der Morgen- und Abenddämmerung sowie die Nachtzeit sind die Hauptäsungszeiten für das Wild) • Wenn du Tier und Tierspuren siehst, diesen nicht folgen - sofort anhalten, ruhig bleiben und nur aus der Distanz beobachten • Wiederaufforstungsflächen meiden, die Schikanten zerstören die jungen Bäumchen Der Appell an den Sportler und Naturfreund lautet: „Akzeptiere diese Grenze auch ohne einen vorhandenen Zaun und respektiere diesen gekennzeichneten Raum als wichtige Schutz- und Schonzone für Tiere und Pflanzen.“ Perfekte Waldabfahrt? Jungwälder schonen! Neben der Rücksicht auf die Wildtiere ist auch ein verantwortungsvolles Verhalten gegenüber dem Wald von großer Bedeutung. Oft scheint eine wunderschöne schneebedeckte und vermeintlich freie Schneise die perfekte Abfahrtsroute zu sein. Hier sollte unbedingt bedacht werden, dass es sich um Aufforstungsflächen handeln kann. Bei der Abfahrt über diese Flächen können mit den scharfen Kanten der Skier große Schäden an den Jungbäumen unter dem Schnee angerichtet werden. Junge Baumkulturen (< 3 Meter Höhe) meiden Das Österreichische Forstgesetz verbietet das Betreten und Befahren von Jungwäldern unter einer Höhe von drei Metern. Wir bitten Skitourengeher, unbedingt junge Baumkulturen zu meiden. Diese Jungbestände sind oft der Aufenthaltsbereich von Wildtieren und es dürfen auch die Bäume und deren Wurzeln und Äste nicht beschädigt werden. Die Verjüngung der alpinen Wälder wird dringend zur Aufrechterhaltung aller Schutzfunktionen für die Zukunft benötigt. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Informationsinitiative „RespekTIERE deine Grenzen“ Die Initiative „Respektiere deine Grenzen“ will informieren und Bewusstsein schaffen. Wildtiere - Wohnraum Natur Wir Menschen bewegen uns in der freien Natur im Wohnraum von Tieren, Bäumen und Pflanzen. als Sportler und Erholungssuchende sind in dieser Wohnung zu Gast und sollen dieses Gastrecht nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Damit wir auch in Zukunft die Vielfalt von Fauna & Flora genießen können, ist es notwendig, deren Lebensräume und Lebensrecht zu respektieren. Gezielte Lenkungsmaßnamen wollen sensibilisieren und informieren. Sie leiten Schneeschuh- und Skitourengeher an den Ruhezonen vorbei (Panoramatafeln am Ausgangspunkt, Schilder im Gelände) und tragen so maßgeblich zu einem guten Miteinander bei. Panoramatafeln des Tiroler Projektes „Bergwelt-Tirol Info - Skitourenlenkungsprojekte www.alpenverein.at/portal/natur-umwelt/av-naturschutz/besucherlenkung/skitourenlenkung.php Info - Folder „Natürlich auf Tour“ - www.alpenverein.de/Natur-Umwelt/ naturvertraeglicher-Bergsport Download – Bereich / Download – Bereich / Download – Bereich / Download – Bereich Im Download-Bereich unserer AV-Homepage für euch abgelegt: Folder RespekTIERE deine Grenzen - Bundesland Oberösterreich Download-Datei: 2020----_RespekTIERE deine Grenzen OÖ - Sommer (1.253 KB) 2020----_RespekTIERE deine Grenzen OÖ - Winter (806 KB) Download – Bereich / Download – Bereich / Download – Bereich / Download – Bereich Hier findet ihr interaktive Karten für eine Tourenplanung mit Rücksicht auf die Wildtiere: • www.respektieredeinegrenzen.at/die-initative/ruhezonen-karte • www.bergwelt-miteinander.at (Bundesland Tirol) • www.alpintouren.com • www.wildruhezone.ch (Wildruhezonen Schweiz) • www.upmove.eu „Eigenverantwortung“ sollt das wichtigste Lenkungsprojekt sein Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Diese Tiere sind im Winter besonders gefährdet Rotwild Das scheue Rotwild verbringt den Winter in den niedrigen und mittleren Lagen des Gebirgswaldes und schränkt seine Aktivitäten stark ein. Dabei senken die Tiere ihre Körpertemperatur deutlich ab. Gefressen wird während der Nachtstunden, danach verharrt der Rothirsch bewegungslos an einer Stelle, um Energie zu sparen. Sein Pansen fasst im Winter nur halb so viel Nahrung wie im Herbst, er reduziert seine Herzschlagfrequenz bei Bedarf auf 30 bis 40 Herzschläge pro Minute. Eine anstrengende Flucht vor Menschen muss durch erhöhte Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden, was einmal mehr schwierig ist, da das Nahrungsangebot im Winter knapp ist. Hirsche und Rehe - wo sie gefüttert werden, haben sie gut lokalisierbare Einstandsgebiete. Die Fütterungen - vor allem jene der scheuen Hirsche - sind entsprechend gekennzeichnet und dürfen nicht betreten werden. Rehwildfütterungen sieht man manchmal vom Weg aus. Rehe sind weniger scheu und arrangieren sich gut mit Personen, die die ihnen bekannten Wege nutzen. Ein Befahren der Fütterung von oben und ein Abschneiden des Rückzugsweges ist dagegen schlecht. Dadurch kann es passieren, dass die Tiere tagelang nicht zur Fütterung kommen, den Wald durch Verbiss- und Schälschäden beeinträchtigen oder schlicht verhungern. Wildruhezonen sind auf Karten vermerkt und wichtiger Bestandteil von Lenkungsmaßnahmen. Gamswild Gämsen haben dasselbe Fluchtproblem wie das Rotwild. Allerdings werden sie nirgendwo in den Alpen gefüttert und ziehen sich bei starkem Schneefall in tiefere Lagen zurück. Sobald die Bedingungen es zulassen, wandern sie wieder hinauf. Sie halten sich meist an sonnenexponierten Hängen auf, wo der Schnee schnell schmilzt. Dort suchen sie Knospen und Triebe von Sträuchern, sowie Gräser und Flechten. Wenn es stürmt und schneit, ist es aber auch dort eisig kalt und die Tiere benötigen viel Energie. Die weiche Sohle der Hufe passt sich perfekt jeglichen Unebenheiten an, während die Nebenhufe das einsinken im Schnee verhindern. Sommer- und Winterfell unterscheiden sich stark in Farbe und Dichte. Die Gams behält ihre Hörner auch im Winter - im Gegensatz zum Rotwild, die ihr Geweih während dieser Jahreszeit abwerfen. Schneehuhn Das Schneehuhn - der Tarnungskünstler - gehört wie Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn zur Gattung der Raufußhühner. Sein Lebensraum liegt weit oberhalb der Baumgrenze und überschneiden sich mit den alpinen Tourengebieten. Es wird bis zu 40 Zentimeter groß, bringt ein halbes Kilo auf die Waage und hat gut einen halben Meter Flügelspannweite. Viermal jährlich mausert sich das Alpenschneehuhn und passt sein Federkleid so perfekt der Umgebung an. Im Sommer trägt es ein braunes, im Winter ein schneeweißes Fellkleid. Sie haben befiederte Zehen - wie bei Schneeschuhen vergrößert das die Auftrittsfläche und verhindert, dass die großen Hühnervögel im Schnee einbrechen. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Um Energie zu sparen, beschränken diese Tiere ihre Aktivitäten im Winter auf ein Minimum und halten sich nur dort auf, wo sie auf engstem Raum Nahrung, Deckung vor Fressfeinden und Schutz vor Kälte finden. Sie nutzen - wie die Gämsen - die abgewehten Grate, auf denen sie letzte Beeren und Gräser finden. Sie lassen sich einschneien und vertrauen auf ihr weißes Winterkleid als perfekte Tarnung. Wird es besonders Kalt, graben Schneehühner sich - genauso wie Birkhühner - eine kleine Höhle im lockeren Schnee. Dort herrschen Temperatur um die null Grad, selbst wenn draußen ein eisiger Wind weht. Kommt man ihnen zu nahe, fliegen sie in letzter Sekunde auf und lassen sich in einigen Metern Entfernung wieder nieder. So verbringen sie den restlichen Tag meist ohne Kälteschutz und Deckung. Einfache Maßnahmen zur Vermeidung von Störungen sind das Umgehen von Graten und Kuppen. Ihre Fresszeiten sind jeweils vor und nach der Dämmerung. Ähnlich ist es beim Birkhuhn, das im Bereich der Waldgrenze zu Hause ist. Schitourengeher und Schneeschuhwanderer sollten Strauch- und Baumgruppen (Achtung Schneehase) meiden. Im April beginnt die Balz von Auerhahn und Birkhahn - hier zwei rivalisierende Birkhähne Schneehase Schneeweiß - so sieht der Schneehase im Winter aus, eine Ausnahme sind seine Ohrenspitzen - die sind schwarz gefärbt. So können ihn seine Feinde in der Umgebung können ihn seine Feinde nur schlecht erkennen. Doch der Hase ist nicht immer weiß: Im Sommer läuft er im braunen Kleid herum. Sobald es aber im Herbst kalt genug wird, wachsen dem Schneehasen in rasanter Geschwindigkeit weiße Haare und überdecken das braune Fell. Dadurch ist der Hase nicht nur gut getarnt, sondern auch viel wärmer angezogen als im Sommer! Aber nicht nur durch seine Farbe ist der Schneehase gut an seinen Lebensraum im Gebirge angepasst, sondern auch durch seinen Körperbau. Er hat kurze Ohren, die nicht so schnell frieren können und riesige Pfoten mit viel Fell zwischen den Zehen. So kriegt er keine kalten Füße und kann auf pulvrigem Schnee rennen, ohne einzusinken. Der Schneehase passt auch seine Nahrungssuche an, um im Winter nicht zu viel Energie zu verbrauchen. Er bewegt sich weniger weit und sucht nur noch im engeren Umkreis nach Futter. Im Winter frisst er Rinden und Hölzer. Um die Nahrung vollständig zu verwerten, verdaut er sie ein erstes Mal im Blinddarm, scheidet sie als feuchten Kot aus und frisst diesen Kot nochmals. Bei dieser zweiten Verdauung entstehen die bekannten, trockenen Kügelchen von Hasenkot. Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Der Schneehase gilt als gesellig. An besonders kalten Tagen kuscheln manchmal 100 Schneehasen zusammen und wärmen sich gegenseitig. Er ist vorwiegend nachtaktiv und versteckt sich tagsüber in kleinen Gruben im Schnee oder Erdreich. Steinbock Der Steinbock wechselt sein Fell nur einmal im Jahr. Im Spätfrühling werden die Haare komplett erneuert, das Sommerhaar wird bis zum Winter hin nur noch verdichtet. Dadurch verändert sich auch die Färbung der Tiere über die ganze zweite Jahreshälfte kontinuierlich leicht. Ein bekannte Anpassungsstrategie ist das Bilden von Körperreserven über die Aufnahme von Nahrung in der scheefreien Zeit. Bei körperlich bereits ausgereiften Steinböcken (Männchen ab etwas neun Jahren) können diese Fettdepots zu Winterbeginn um die 25 Kilogramm ausmachen. Interessant ist, wie sich der Verdauungstrakt an den Winter anpasst. So kommt es zur Verkleinerung und Reduktion der Pansenzotten. Das bedeutet, dass im Winter gar nicht so viel Nahrung wie im Sommer verwertet werden kann. Umso wichtiger sind die angelegte Fettreserven. Nun ist der Winter in den Bergen lang und Fettreserven sind je nach Winterstrenge irgendwann aufgebraucht. Das Steinwild muss also mit diesen Reserven haushalten. Aus diesem Grund gehen Tiere in eine Art Energiesparmodus. So wird beispielweise die Herzschlagrate bereits gegen Ende August von durchschnittlich knapp 100 Schlägen pro Minute langsam reduziert, um im Jänner und Februar ein Minimum von etwa 40 Schlägen zu erreichen. Im gleichen Zeitraum senkt das Wild die allgemeine Körpertemperatur kontinuierlich um etwa ein Grat ab und bewegt sich wenig. Die Tiere konzentrieren ihren Wärmehaushalt auf die lebenswichtigen Organe und Körperbereiche, wo sie eine konstante Temperatur von rund 38 Grad Celsius halten (in den Extremitäten teilweise nur an die 15 bis 20 Grad Celsius). Dieses Auskühlen ist zwar energiesparend, plötzliche Fluchten mit einem damit verbundenen, abrupten Hochfahren der Körperfunktionen sind allerdings mit enormen Energiekosten verbunden. Mitunter fehlen die Reserven dann gegen Ende des Winters. Um im Normalfall keine Energie zu vergeuden, nutzen Steinböcke zum Hochfahren des Organismus die Sonne. Vorausgesetzt sie werden nicht gestört, warten die Tiere in den Morgenstunden meist auf den Sonnenaufgang und lassen sich aufwärmen. Man vermutet, dass die ausgekühlte Muskulatur der Tiere am Morgen gerade so funktionstüchtig ist, dass die Tiere ohne großen zusätzlichen Energieaufwand sonnenbeschienen Plätze erreichen können. Dort lassen sie sich - ähnlich wie wechselwarme Reptilien - passiv aufheizen. Das dauert solange, dass ungestörte Tiere erst am Nachmittag wieder ihre volle Bewegungsaktivität erreichen. Respekt vor dieser Leistung Führt man sich die für uns nicht sichtbare Leistung vor Augen, versteht man, wie wichtig es ist, die Ansprüche und Lebensräume der heimischen Arten zu respektieren. Denn der nächste Winter kommt bestimmt, und er wird für unsere Tierwelt wieder ein Kampf ums Überleben. Quelle und Bilder: www.alpenverein.de, www.alpenverein.at, www.bergwelten.com, www.naturvielfalt.at, www.respektieredeinegrenzen.at Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Emilio Comici Der Engel der Dolomiten Comici galt als Intellektueller, als Schöngeist, dessen Leben von Kultur und der Liebe zur Natur geprägt war. Sein Selbstausdruck orientierte sich an Eleganz und Ästhetik. Deutlich waren Parallelen zu Hans Dülfer sichtbar, die sich auch in den Linien seiner Erstbegehungen und der ausgefeilten, fast tänzerischen Feinheit seiner Klettertechnik widerspiegelten. Er ging als das außergewöhnlichste Talent der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in der Geschichte des Bergsteigens und Kletterns ein. * 21. Februar 1901 in Triest † 19. Oktober 1940 in Wolkenstein in Gröden Dabei kam Leonarde Emilio Comici erst ziemlich spät, im Alter von 24 Jahren, zum Bergsteigen. Bis dahin beschäftigte er sich neben der Kunst und Musik mit verschiedenen Sportarten, in denen er durchaus erfolgreich war. Beruflich tätig zunächst als Beamter in den Lagerhäusern des Hafens seiner Heimatstadt, fand er Gefallen an der Höhlenforschung (er stellte sogar einen Tiefenrekord von 500m auf) und entdeckte dann das Klettern für sich, das fortan zur Leidenschaft, zum Mittelpunkt seines Lebens wurde. Schnell zeigte sich sein außerordentliches Talent, und er gehörte bald zu den besten Felskletterern des gesamten Alpenbogens. Zwischen 1929 und 1930 gründete er die Kletterschule der Val Rosandra, welche immer noch unter seinem Namen besteht. Unter seinen Schülern befanden sich einige spätere Spitzenkletterer, wie beispielsweise Riccardo Cassin. Er stand für eine neuen Art den Beruf des Bergführers zu verstehen. In seiner Tätigkeit war es nicht mehr möglich den Bergführer vom Bergsteiger zu unterscheiden. Wie sein Lehrmeister Julius Kugy war auch er beides, und seine Art dies weiterzugeben war von großer professioneller Korrektheit, Großzügigkeit und Mut geprägt. In der Folge unternahm er um die vierhundert schwere und schwerste Touren sowie rund einhundert Erstbegehungen. Spätestens, als er im Mai 1931 eine bis heute selten wiederholte Route in der gigantischen Nordwand der Civetta eröffnete, bewies er, dass er zu den fähigsten Sestogradisten (Bergsteiger, der in der Lage ist, Aufstiege auf Routen der sechsten Schwierigkeitsgrades durchzuführen) zählte, die den gerade erst als äußerste Grenze akzeptierten VI. Grad auch in ganz großen Wänden in Vollendung beherrschten. Nordwand der Großen Zinne Und dann sein Meisterstück an der Nordwand der Großen Zinne! Zusammen mit den Brüdern Angelo und Giuseppe Dimai überwand er vom 12. bis 14. August 1933 die enormen Schwierigkeiten an der rund 500 Meter hohen, für unmöglich gehaltenen Riesenmauer und eröffneten damit die nach ihnen benannte Comici-Dimai-Route. Bei dieser Durchsteigung verwendeten sie 400m Seil, 150m Reepschnurr, 90 Haken, Steigschlingen und 40 Karabiner. Mit dieser Tour war nun die wohl begehrteste Wand in den Dolomiten durchstiegen. Doch löste diese reine hakentechnische Kletterei in der damaligen Bergsteigerszene auch eine Stil-Diskussion aus. Lange stritt man nach dieser Tat, ob eine neue Ära des Alpinismus begonnen hätte oder die Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Berge um ein »Heiligtum« entweiht worden wären. Es war der neue Stil, der provozierte, weil für damalige Verhältnisse vermehrt Haken und Karabiner, bisweilen auch zur Fortbewegung, eingesetzt wurden. Im Sommer 1937 wiederholte Comici seine Route als Alleingeher in nur 3,5 Stunden. Die Route wurde damals mit dem Schwierigkeitsgrad VI bewertet. Heute ist die Wertung VI/A0 (UIAA) bzw. in freier Kletterei VII (UIAA). „So viele Haken, arme Nordwand“ (Emilio Comici nach seiner Alleinbegehung der Großen-Zinne-Nordwand,1937) Aus heutiger Sicht darf man Comici allerdings als Kompositeur großzügiger Seillängen in Freikletterei bezeichnen, der mit seiner Route an der Großen-Zinne-Nord dem Alpinismus ein einzigartiges Denkmal schuf! Erstbegehungen (Auswahl) • 1928: Cima di Riofreddo, Nordwand, 8. August, mit Giordano Bruno Fabjan (ein mehr als 600m hohe Wand, vertikal und exponiert) • 1929: Sorella di Mezzo al Sorapìs (Tre Sorelle-Sorapìs), mit Giordano Bruno Fabjan, die erste italienische Ketterroute im VI Grades Schwierigkeitsgrat • 1931: Civetta, Nord-West-Wand Comici-Benedetti, 4. bis 5. August 1931 mit Giulio Benedetti, 1050 m, VI/A2 • 1933: Zuccone Campelli, Westwand, mit Riccardo Cassin , Mario Dell'Oro, Mary Varale und Mario Spreafico, 140m, IV- • 1933: Große Zinne, Nordwand, Comici/Dimai, 12. und 13. August, mit den Brüdern Angelo und Giuseppe Dimai, technische Kletterei, 550m, damals mit VI bewertet, heute ist die Wertung VI/A0 (UIAA) bzw. in freier Kletterei VII (UIAA). • 1933: Kleine Zinne, Südkante Gelbe Kante/Spigolo Giallo, 8. bis 9. September mit Mary Varale und Renato Zanutti, 350 m, VI+ (UIAA) oder V+/A0 • 1934: Punta di Frida, Direkte Süd-Ost-Wand, Comici, 2. August, mit Giordano Bruno Fabjan, Vittorio Cottafavi und Gianfranco Pompei, 170 m, V/VI • 1934: Torre Piccola di Falzarego, Südwand, 10. August, mit Mary Varale und Sandro Del Torso, 230m, V - IV • 1936: Torre Comici, Ostwand, 13. Juli, mit Sandro Del Torso und Renato Zanutti, 300m, V, VI • 1936: Finger Gottes, Nordwand, 8./9. September, mit Piero Mazzorana und Sandro Del Torso, 600 m. VI • 1940: Langkofel, Salamiturm (Campanile Comici), grandiose Route durch die Nordwand 28. und 29. August, mit Severino Casar, 450m, VI+ (UIAA) • 1940: Torre Comici, Nordwand (seine letzte Erstbegehung) Comici verbesserte seine Klettertechnik durch neue Bewegungsabläufe und war Urheber einiger technischen Erfindungen bzw. Verbesserungen: • Verbesserung der Klettertechnik durch Druck gegen die Wand • Verbesserung der gegenseitigen Sicherheitstechnik • Erfindung des Comici-Knotens und der Schulterbremsung • Verbesserung einiger Felshaken, des Schuhwerkes und der Bekleidung Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
Emilio Comici, konnte mit seiner Bescheidenheit, Leidenschaft und Liebe zu den Bergen konnte. Er verfügte über die besondere Begabung die Logik einer Kletterroute zu erkennen, dieser Linie zu folgen und dabei die schwierigsten Passagen zu lösen umso ein unmöglich scheinendes Ziel zu erreich. Für ihn stellt der Alpinismus eine Hingabeform zu einem höheren Ideal dar. Neben seiner Tätigkeit als „Bergsteiger“ war er als Direktor der Skischule von Wolkenstein tätig und zwischen 1938 und 1940 Bürgermeister des Ortes. Emilio Comici, der sich als Meister in den schwierigsten Routen seiner Zeit erwies, starb am 19. Oktober 1940 durch Absturz in der Kletterwand Parëi de Ciampac im Langental nahe Wolkenstein. Ursache für sein tragisches Ende war der Riss einer Abseilschlinge. Heute gehört die Parëi de Ciampac zum 1995 eingerichteten Klettergarten Busc dl Preve, der Emilio Comici gewidmet ist. Ein dort aufgestelltes geschnitztes Holzmonument erinnert an ihn. Rifugio Zsigmondy-Comici Nach Comici wurden der Rifugio Zsigmondy-Comici in den Sextner Dolomiten, die Emilio-Comici-Hütte und der Campanile Comici, beide in der Langkofelgruppe, benannt. Quelle: www.bergsteiger.de, www.wikipedia.org, www.paretiverticali.it, www.tarvisiano.org Ortsgruppe Neuhofen / Krems www.alpenverein.at/linz-neuhofen
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