Amöneburg-Erfurtshausen - Dorfentwicklungskonzept - Erfurtshausen viel Natur und Tradi on. Lebenswert für jede Genera on - Stadt Amöneburg
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Erstellt in Zusammenarbeit mit den sehr engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Erfurtshausen sowie der Stadt Amöneburg Vorgelegt von der Bürogemeinschaft regioTrend & HKlinkhart Konzepte – Prozesse – Evaluation Lachenweg 4 35510 Butzbach
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 1 Inhaltsverzeichnis 0. Einleitung ................................................................................................................................................. 3 1. Ausgangslage/Bestandsaufnahme ....................................................................................................... 4 1.1. Lage im Raum ................................................................................................................................... 4 1.2. Bevölkerungsstruktur/demografische Entwicklung ........................................................................... 5 1.3. Öffentliche und private Infrastruktur .................................................................................................. 6 1.3.1. Öffentliche Infrastruktur............................................................................................................... 6 1.3.2. Private Infrastruktur ................................................................................................................... 10 1.4. Städtebauliche Situation/städtebaulicher Handlungsbedarf ........................................................... 11 1.5. Wirtschaftliche Situation .................................................................................................................. 14 1.6. Landwirtschaft ................................................................................................................................. 15 1.7. Tourismus........................................................................................................................................ 17 1.8. Ökologie, Natur- und Denkmalschutz ............................................................................................. 19 1.9. Energie ............................................................................................................................................ 20 1.10. Bürgerschaftliches Engagement und überörtliche Zusammenarbeit .............................................. 22 1.11. Überörtliche kommunale Zusammenarbeit ..................................................................................... 24 2. SWOT-Analyse ....................................................................................................................................... 26 3. Leitbild und Entwicklungsstrategie ..................................................................................................... 30 4. Ziele und Strategien in den Handlungsfeldern................................................................................... 32 4.1. Handlungsfeld Dorfgemeinschaft & Identität................................................................................... 32 4.2. Handlungsfeld Funktionalität & Ortsbild .......................................................................................... 33 4.3. Handlungsfeld Bioenergiedorf 2012/13........................................................................................... 34 5. Aktionsprogramm ................................................................................................................................. 35 5.1. Dienstleistungen/Konzepte/Beratungen.......................................................................................... 35 5.2. Backhaus......................................................................................................................................... 46 5.3. Neugestaltung Spielplatz „Im Weimer“ ........................................................................................... 48 5.4. Freiflächengestaltungs- und Grünordnungsmaßnahmen im Ort .................................................... 51 5.5. Bürgerhaus und Umfeld .................................................................................................................. 57 6. Projekt- und Finanztabelle.................................................................................................................... 62 7. Organisationsstruktur des Dorfentwicklungsprozesses .................................................................. 63 7.1. Verfahren zur Entstehung des Dorfentwicklungskonzeptes ........................................................... 63 7.2. Aufbau und Organisation des weiteren Entwicklungsprozesses .................................................... 66 7.3. Empfehlungen zur Erfolgskontrolle und Fortschreibung des Aktionsprogramms ........................... 67 7.4. Öffentlichkeitsarbeit......................................................................................................................... 68 8. Abgrenzung des Fördergebietes ......................................................................................................... 69 9. Anhang ................................................................................................................................................... 70 9.1. Denkmalschutz-Topographie (Landesamt für Denkmalpflege Hessen) ......................................... 70 9.2. Datenblätter für öffentliche Gebäude .............................................................................................. 75 9.3. Belegpläne ...................................................................................................................................... 84
2 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 9.4. Festlegung des zuschussfähigen Gesamtinvestitionsrahmens für Projekte öffentlicher Träger der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen .................................................................................... 89 9.5. Pressespiegel (Auswahl) ................................................................................................................ 91 Tabellenverzeichnis Tab. 1.1: Entwicklung der absoluten Einwohnerzahlen in Amöneburg und Erfurtshausen 1995 bis 2010 in 5-Jahres-Schritten. ....................................................................................................................... 5 Tab. 1.2: Übersicht des Angebots der Gästeankünfte und Übernachtungen der touristischen Betriebe mit mehr als neun Betten, August 2010 ........................................................................................... 19 Tab. 6.1: Projekt- und Finanztabelle für den DE-Förderschwerpunkt Amöneburg-Erfurtshausen ............ 62 Tab. 7.1: Bürgerbeteiligung im Rahmen der DEK-Erstellung .................................................................... 64 Abb. 7.2: Mitglieder des Arbeitskreises DE, Herr BM Richter-Plettenberg und eine Vertreterin des Amtes beim 6. Dorfforum (Stand: 26.05.2011) ...................................................................................... 66 Tab. 7.3: Mitglieder des AK Dorferneuerung (Stand: 26.05.2011) ............................................................ 67 Abbildungsverzeichnis Abb. 1.1: Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in der Gesamtgemeinde und im Stadtteil Erfurtshausen am 30.06.2010. ..................................................................................................... 5 Abb. 1.2: Entwicklung des Durchschnittsalters 2008 und 2025 in Amöneburg, dem Landkreis Marburg- Biedenkopf und dem Land Hessen. ............................................................................................. 6 Abb. 1.3: Ortsgrundriss Erfurtshausen im Jahr 1807 mit Markierung der acht Hufenhöfe. Quelle: Vereinsgemeinschaft Erfurtshausen (Hrsg.): 1150 Jahre Erfurtshausen 844-1994. Marburg 1994. S. 90, eigene Markierung. ................................................................................................ 12 Abb. 1.4: Denkmalgeschützte Gesamtanlage und Einzeldenkmale in Erfurtshausen. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland - Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Marburg-Biedenkopf I. Theiss Verlag 2002. ................................................ 12 Abb. 1.5: Aktuelle Situation der Biogasanlagen in Betrieb und in Planung im LK Marburg-Biedenkopf ... 21 Abb. 7.1: Prozessverlauf DEK Erfurtshausen ............................................................................................ 63 Abb. 7.2: Oberhessische Presse (14.02.2011, Karin Waldhüter) .............................................................. 68 Abb. 8.1: Abgrenzung des Fördergebietes Dorferneuerung Amöneburg-Erfurtshausen .......................... 69
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 3 0. Einleitung Der Stadtteil Erfurtshausen der Stadt Amöneburg wurde 2010 als Förderschwerpunkt ins Programm der Dorferneuerung des Landes Hessen aufgenommen. Grundlage der neun Jahre dauernden Förderphase bildet das Dorfentwicklungskonzept (DEK), welches Ende 2010 durch die Kommune in Auftrag gegeben wurde. Ziel der Konzepterstellung ist es, Perspektiven für die zukünftige Entwicklung von Erfurtshausen aufzuzei- gen. Das vorliegende Dorfentwicklungskonzept ist im Zusammenwirken mit einer sehr aktiven und enga- gierten Bürgerschaft, der Kommunalverwaltung sowie kommunalen Gremien entstanden. Mitte November 2010 startetet der Beteiligungsprozess mit dem 1. Dorfforum, in dem ein erster Überblick über das Verfahren der Dorferneuerung gegeben wurde und Visionen 2021 von der Bürgerschaft erfragt wurden. Im Verlauf der Konzepterstellung fanden weitere fünf Treffen des Dorfforums statt, in denen die Inhalte des Konzepts erarbeitet wurden: Stärken und Schwächen, Ableitung der Handlungsfelder und Defi- nition von Zielen sowie eine Vielzahl von Projektideen. Das Engagement der Bevölkerung bei der Erarbei- tung der Projektideen war außergewöhnlich: Projektgruppen wurden gebildet, um die Skizzen auszuarbei- ten, Varianten zu diskutieren, die Bevölkerung sowie Experten zu befragen. Durch das Moderationsbüro wurden zu Beginn des Prozesses Daten zur Ausgangssituation erfasst, Dis- kussionen und Gespräche mit der Stadt Amöneburg sowie relevanten Schlüsselpersonen geführt. Aus der Zusammenschau dieser Grundlagen sowie den Ergebnissen des Beteiligungsprozesses sind die Entwick- lungs- und Handlungsstrategien für Erfurtshausen entstanden. Zur Umsetzung dieser Strategien wurden Projekte benannt und mit einem Finanzrahmen zur Förderung durch die Dorferneuerung versehen. Im Prozess wurde darauf geachtet, dass bestehende kommunale Handlungsstrategien einbezogen, übe- rörtliche Zusammenhänge dargestellt und das bau- und kulturgeschichtliche Erbe Berücksichtigung finden. Mögliche Auswirkungen des demographischen Wandels nahmen ebenso Eingang in die Diskussionen wie die Positionierung als Lebensstandort unter Erhalt der hohen Lebensqualität. Wichtige Aspekte für die Er- furtshäuser dies sind vor allem die Verbundenheit mit kirchlichen Traditionen, kulturellem Brauchtum und das hohe ehrenamtliche Engagement in den Vereinen sowie die landschaftlich reizvolle Lage im Ohmtal. Parallel zum Prozess der Konzepterstellung bauten die Erfurtshäuser Bürger und Bürgerinnen ihr Bürger- haus aus und um. Für den Umbau wurden 2009 Gelder durch das Konjunkturprogramm II für die energeti- sche Sanierung sowie Erweiterung der Funktionalität des Bürgerhauses bereitgestellt. Die Trägerschaft und Organisation des Bürgerhauses wird durch die Aktivgemeinschaft Erfurtshausen sichergestellt, die am 02. Juni 2011 gegründet wurde.
4 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 1. Ausgangslage/Bestandsaufnahme 1.1. Lage im Raum Die Stadt Amöneburg liegt mit der gleichnamigen Kernstadt und den Stadtteilen Erfurtshausen, Mardorf, Roßdorf und Rüdigheim auf knapp 44 km² Fläche im Südosten des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Die namensgebende Amöneburg ist auf einem weithin sichtbaren Basalt-Kegel oberhalb der Ohm errichtet, der die einzig nennenswerte Erhebung des Naturraums Amöneburger Becken darstellt. Mit einer Höhe von 365 m ü. NN reicht die Amöneburg knapp an die vier gemäßigten Höhenzüge heran, die das Becken einschließen. Die Gegend zählt aufgrund des hohen Ertragspotenzials zu den intensiv landwirtschaftlich genutzten Altsiedellandschaften1. Die Stadt Amöneburg ist im Regionalplan 20012 als Kleinzentrum bzw. in der Entwurfsfassung 20093 als Grundzentrum mit zentralem Ortsteil im ländlichen Raum ausgewiesen. Das Oberzentrum Marburg liegt in rund 15 km Entfernung. Mit Kirchhain (4 km) und Stadtallendorf (12 km) liegen nördlich zwei Mittelzen- tren in unmittelbarer Nähe. Im Norden von Amöneburg führt die B 62 von West nach Ost und verbindet auf ihrem hessischen Abschnitt die Städte Biedenkopf, Alsfeld, Marburg, Kirchhain, Alsfeld und Bad Hersfeld. Das etwa 5 km entfernt lie- gende Kirchhain bietet zudem Anschluss an die B 454 nach Schwalmstadt sowie an die in Nord-Süd- Richtung verlaufende B 3. Südlich verläuft die BAB 5 in Ost-West-Richtung, die von Amöneburg über den Anschluss Homberg/Ohm in ca. 22 km Entfernung erreichbar ist. Amöneburg selbst hat keinen Bahnanschluss. Der nächste Haltepunkt befindet sich in Kirchhain. Erfurtshausen ist nach Roß- dorf und Mardorf der dritte Stadtteil, der in das hessische Dorferneuerungsprogramm auf- genommen wurde. Der Ortsteil unterhält enge Verbindungen zu den nahe gelegenen Orten Haarhausen und Nieder Oflei- den (beide Stadt Homberg/ Ohm) sowie zum benachbarten Schweinsberg (Stadt Stadtal- lendorf). Die Stadt Amöneburg bildet zu- dem gemeinsam mit den Städ- ten und Gemeinden Ebsdorferg- rund, Fronhausen, Weimar und den ländlich geprägten Stadttei- len Marburgs die LEADER- Region Marburger Land. 1 Der Regionalplanentwurf 2009 bestimmt Amöneburg aufgrund der vermuteten Stadtsiedlung aus keltischer Zeit (Oppidum) als re- gional bedeutsames Bodendenkmal und archäologisch relevantes Gebiet. RP Gießen als Geschäftsstelle der Regionalversamm- lung Mittelhessen: Regionalplan Mittelhessen – Entwurf zur zweiten Anhörung und Offenlegung 2009. 2 RP Gießen als Geschäftsstelle der Regionalversammlung Mittelhessen: Regionalplan Mittelhessen 2001. 3 RP Gießen als Geschäftsstelle der Regionalversammlung Mittelhessen: Regionalplan Mittelhessen – Entwurf zur zweiten Anhö- rung und Offenlegung 2009.
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 5 1.2. Bevölkerungsstruktur/demografische Entwicklung Am 30.06.2010 lebten in der Stadt Amöneburg insgesamt 5.545 Menschen, der Stadtteil Erfurtshausen zählte 602 Einwohner mit Haupt- und Nebenwohnsitz. Damit lebten knapp 11 % der Einwohner der Ge- samtgemeinde im Stadtteil Erfurtshausen. Etwa die Hälfte davon waren weiblich (AM: 50,4 %, EFH: 48,5 %). In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Einwohnerzahl nach einem leichten Anstieg sowohl in Er- furtshausen als auch in der Stadt Amöneburg insgesamt verringert: Amöneburg Erfurtshausen 30.06.1995 5577 614 30.06.2000 5669 638 30.06.2005 5723 606 30.06.2010 5545 602 Entwicklung 1995-2010 -0,6 % -2,0 % Tab. 1.1: Entwicklung der absoluten Einwohnerzahlen in Amöneburg und Erfurtshausen 1995 bis 2010 in 5-Jahres-Schritten. Hinsichtlich der Altersstruktur der Bevölkerung weist Erfurtshausen grundsätzlich eine ähnliche Vertei- lung wie Amöneburg insgesamt auf. Der Anteil junger Menschen unter 18 Jahren an allen Einwohnern ist in Erfurtshausen etwas höher (20,7 %) als in der Gesamtgemeinde (18,6 %). Verbunden mit dem ebenfalls leicht geringeren Anteil der älteren Erwerbsfähigen zwischen 40 und 65 Jahren sowie dem leicht geringe- ren Anteil älterer Menschen zwischen 65 und 80 Jahren scheint die Perspektive für Erfurtshausen somit geringfügig günstiger als in der Gesamtgemeinde. 100% 3,8 4,0 12,8 12,1 80 und älter 90% 65 bis unter 80 80% 70% 37,8 37,2 40 bis unter 65 60% 25 bis unter 40 50% 19,2 19,3 18 bis unter 25 40% 30% 7,6 6,6 12 bis unter 18 20% 6,9 7,8 7,1 6 bis unter 12 10% 6,5 5,2 5,8 0 bis unter 6 0% Amöneburg Erfurtshausen Abb. 1.1: Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in der Gesamtgemeinde und im Stadtteil Erfurtshausen am 30.06.2010.
6 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen Hinsichtlich der künftigen Bevölkerungsentwicklung kommt der Regionalplan Mittelhessen4 zu der Einschätzung, dass die Stadt Amöneburg zwischen dem Jahr 2002 und dem Jahr 2020 ein Bevölkerungs- wachstum von 2 % verzeichnen können wird. Bei dieser Prognose muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Ausgangspunkt der Berechnung, das Jahr 2002, in einen Zeitraum von leichtem Bevölkerungs- wachstum liegt vgl. Tab. 1.1. Die Prognose der Bertelsmann-Stiftung, die mit dem Ausgangsjahr 2006 aus einem Zeitraum des negativen Bevölkerungswachstums heraus prognostiziert, sieht für die Stadt Amöneburg insgesamt einen weiteren Rückgang der Bevölkerungszahl um -3,1 % bis zum Jahr 2025 vo- raus. Im Vergleich zum Landkreis (-2,9 %) und zum Land Hessen (-2 %) würde die Bevölkerungsentwick- lung somit stärker negativ verlaufen. Das Durchschnittsalter wird im Jahr 2025 in Amöneburg voraussicht- lich bei 45,6 Jahren liegen. Damit würde die Stadt zwar leicht unterhalb des Durchschnitts von Kreis (45,7 Jahre) und Land (46,3 Jahre) liegen, hätte allerdings einen drastischeren Anstieg verzeichnet: 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 Amöneburg LK MR Hessen 2008 41 41,9 43 2025 45,6 45,7 46,3 Abb. 1.2: Entwicklung des Durchschnittsalters 2008 und 2025 in Amöneburg, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und dem Land Hessen. 1.3. Öffentliche und private Infrastruktur 1.3.1. Öffentliche Infrastruktur Verkehr, Ver- und Entsorgung, Telekommunikation In der Kernstadt Amöneburg bietet sich über die Kreisstraße 30 Anschluss an die nördlich gelegene B 62 Richtung Marburg bzw. Bad Hersfeld im Osten. Die B 3, die Deutschland von Buxtehude im Norden bis Weil an der Schweizer Grenze quert, ist im nahen Kirchhain erreichbar, ebenso die B 454 nach Schwalmstadt. Schließlich verläuft die BAB 5 im Süden von Amöneburg und ist in etwa 22 km Entfernung über den Anschluss Homberg/Ohm erreichbar. Im Schienenverkehr liegt der nächste Haltepunkt in Kirchhain. Hier fährt die Main-Weser-Bahn von Frank- furt über Gießen, Marburg und Treysa nach Kassel. In Kirchhain halten der Regional- und der Mittelhes- sen-Express. Kirchhain ist von Amöneburg über im Regionalen Nahverkehrsverband Marburg-Biedenkopf (RNV) über die Buslinie 382 erreichbar, die in südlicher Richtung mit Homberg bzw. Gemünden verbindet. Erfurtshausen wird von folgenden Buslinien an einer Haltestelle bedient: MR-80 (RNV): Stadtallendorf-Schweinsberg über Erfurtshausen und Ebsdorfergrund nach Marburg MR-75 (RNV): Schule in Ebsdorfergrund-Heskem zur Grundschule Amöneburg über Erfurtshausen und Schweinsberg MR-84 (RNV): von Erfurtshausen über Mardorf und Roßdorf nach Amöneburg 4 RP Gießen als Geschäftsstelle der Regionalversammlung Mittelhessen: Regionalplan Mittelhessen – Entwurf zur zweiten Anhö- rung und Offenlegung 2009.
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 7 MR-85 (RNV): von Erfurtshausen über Schweinsberg und Niederklein nach Stadtallendorf (Schule) MR-87 (RNV): von Erfurtshausen über Ebsdorfergrund-Rauischholzhausen nach Ebsdorfergrund- Heskem (Schule) In südlicher Richtung verkehrt die Linie ALTVB-81 des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) auf ihrer Strecke von Homberg (Ohm)-Höingen über Erfurtshausen und Stadtallendorf-Schweinsberg nach Homberg (Ohm)-Nieder-Ofleiden. Zusätzlich fährt montags bis freitags bzw. samstags in den Abendstunden ein Anruf-Sammel-Taxi (AST) des RNV zwischen Schweinsberg nach Marburg, das u.a. in Erfurtshausen hält. Die Mitfahrt muss spätes- tens 60 Min. vor Abfahrt angemeldet werden. Der RNV bietet in Ergänzung zum dargestellten ÖPNV-Angebot freitags bis sonntags sowie vor und an Feiertagen mit dem Projekt FiftyFifty-Taxi jungen Menschen zwischen 16 und 23 Jahren die Möglichkeit, zwischen 23:00 und 05:00 Uhr sicher nach Hause zu gelangen. Der RNV trägt dabei die Hälfte des Fahr- preises. Das Taxi kann vorbestellt werden, es gibt aber auch feste Abfahrstellen (Diskotheken und Kinos als Partner sowie Taxistände)5. Amöneburg liegt hinsichtlich Strom- und Gasversorgung im Netzgebiet der E.ON Mitte AG. Die Trink- wasserversorgung erfolgt über die Stadt Amöneburg. Die Abwasserentsorgung erfolgt in der Kernstadt sowie in Erfurtshausen, Mardorf und Roßdorf über die jeweils örtliche Kläranlage, in Erfurtshausen ist dies eine Teichkläranlage. Rüdigheim entsorgt seine Abwässer mittels öffentlich-rechtlichen Vertrags über die Kläranlage in Schweinsberg. Die Abfallentsorgung erfolgt über den Betrieb für Abfallwirtschaft (BefA) des Landkreises Marburg- Biedenkopf. Seit dem Jahr 2006 sammelt die Stadt Amöneburg zudem unbelasteten Bodenaushub von Baufirmen und Privatpersonen sowie Bauschuttkleinmengen aus privaten Haushalten, die auf die ebenfalls BefA-betriebene Erdaushubdeponie Amöneburg gebracht werden können. Hinsichtlich der Versorgung mit moderner Telekommunikationsinfrastruktur weist Amöneburg noch Defizite auf. Laut Bundesnetzagentur gehört Amöneburg zu den mit Breitband unterversorgten Städten und Gemeinden in Hessen, die aus der Digitalen Dividende6 mit Prioritätsstufe 1 zu behandeln sind7. Die nominale Verfügbarkeit von einer Übertragungskapazität von mindestens 1 Mbit/s stellt sich in den Stadtteilen wie folgt dar8: Anzahl Haushalte mit Anzahl Haushalte Stadtteil nominaler Verfügbarkeit Versorgungsgrad insgesamt von mind. 1 Mbit/s Amöneburg, Kernstadt 643 400 62,2 Erfurtshausen 274 173 63,2 Mardorf 701 450 64,2 Roßdorf 605 394 65,2 Rüdigheim 279 185 66,2 Hierbei handelt es sich jedoch um vergleichsweise geringe Kapazitäten: In Ballungsgebieten findet der Konsument inzwischen Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s. Vor allem Unternehmen benötigen eine leistungsfähige Telekommunikationsinfrastruktur, um zukunftsorientiert arbeiten zu können: Der Bundes- verband Breitbandkommunikation e. V. (Breko)9 prognostiziert den Städten und Gemeinden zur Sicherung 5 Quelle: http://www.fiftyfifty-taxi.de. 6 Digitale Ausstrahlung benötigt eine geringere Bandbreite als analoge. Durch die Digitalisierung des Rundfunks frei werdende Fre- quenzbereiche (=Digitale Dividende) sollen u.a. für Internet-Breitbandanbindung im ländlichen Raum genutzt werden. 7 In einer ersten Stufe sind zunächst Regionen zu versorgen, die als unversorgt gelten. Unversorgte Gebiete sind Städte, Gemein- den oder zusammenhängende bebaute Ortsteile mit einer Einwohnerzahl bis zu 5000 (Prioritätsstufe 1). In einer zweiten Stufe sind Regionen zu versorgen, die grundsätzlich als unterversorgt gelten. Grundsätzlich unterversorgt Gebiete sind Städte, Gemein- den oder zusammenhängende bebaute Ortsteile mit einer Einwohnerzahl von mehr als 5000 und bis zu 20.000 (Prioritätsstufe 2). 8 Quelle: http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/17376.pdf. 9 Quelle: http://www.brekoverband.de.
8 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen ihrer Gewerbestandorte eine notwendige Verfügbarkeit von mindestens 20 MBit/s bis zum Jahr 2015, die KMU im Up- und Downstream10 benötigen. Die Breitbandstrategie des Bundes zielt hingegen darauf, bis zum Jahr 2014 insgesamt 75 % der Haushal- te mit Hochleistungsnetzen mit Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s im Downstream zu versorgen. Mittel- bis langfristig sollen Hochleistungsnetze dann flächendeckend verfügbar sein. Auch im Bereich moderner Arbeitsformen gewinnt ein schneller Internetzugang an Bedeutung: Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Branchenverbands Breko gaben 10 % der Befragten an, schon jetzt oft von zu Hause aus zu arbeiten, 62 % wünschten sich flexiblere Arbeitsbedingungen. Davon würden 41 % gerne an einigen Tagen Telearbeit machen, 21 % sogar täglich. Dagegen gehen 28 % der Befragten lieber jeden Tag ins Büro11. Vor allem für Frauen bietet Telearbeit eine Möglichkeit, Familie und Beruf mit- einander zu verbinden. Fehlende Breitbandversorgung ist zunächst für die Wirtschaft ein gravierender Standortnachteil, doch auch in Bereichen wie Bildung, Kultur, Soziales oder Gesundheit bleiben Möglichkeiten ungenutzt und wird die Kommunikation erschwert. Nicht zuletzt ist das Fehlen eines schnellen Internetzugangs für viele erwach- sene Privatpersonen wie auch für Kinder und Jugendliche ein Manko – der Umgang mit dem Internet zählt in unserer Gesellschaft inzwischen zu den Schlüsselkompetenzen. Zahlreiche Angebote im Multimediabe- reich basieren auf der Nutzung einer leistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur. VDSL der T-Com bietet heute bereits 25 MBit/s – eine Bandbreite die benötigt wird, um in einem Haushalt mit drei TV- Geräten gleichzeitig komprimiertes TV sehen zu können. Die selbstverständliche Verfügbarkeit dieser Ge- schwindigkeiten in Ballungszentren mit den sich anschließenden Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkei- ten auf der einen Seite und die Unterversorgung mit Bandbreiten von 1 MBit/s in ländlichen Gebieten (s. o.) auf der anderen Seite verdeutlicht den Grad der drohenden digitalen Spaltung mit all ihren Nachteilen im wirtschaftlichen und privaten Bereich sowie den sich daraus ergebenden Handlungsbedarf. Um diesen Standortnachteil für Amöneburg zu vermeiden, hat die Stadtverordnetenversammlung im September 2010 die Wichtigkeit der Breitbandversorgung bestätigt und ihre Absicht erklärt, den Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur notfalls mit eigenen Mitteln zu beschleunigen. Im Dezember 2010 wurde dann der wichtige Grundsatzbeschluss zum Thema gefasst, bis 2013 flächendeckend 50 Mbit/s ver- fügbar zu machen. Im Jahr 2011 soll zeitnah ein entsprechendes Beteiligungsprojekt mit einem externen Partner durchgeführt werden. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist zudem Pilotlandkreis im Rahmen des Landesprojektes Mehr Breit- 12 band für Hessen : In zwei Schritten bis 2011 soll die Grundversorgung mit 2 Mbit/s, bis 2014 dann die DSL-Bandbreite von 50 Mbit/s kreisweit flächendeckend erreicht werden. Der Bürgermeister der Stadt Amöneburg ist Mitglied der Lenkungsgruppe des Projekts. Parallel dazu wurden zusätzlich Unterlagen zur Teilnahme am Förderwettbewerb Modellprojekte für den Breitbandausbau13 des Bundeswirtschaftsmi- nisteriums eingereicht. Bei einer Berücksichtigung dürfen die zuwendungsfähigen Projektausgaben dann bei höchstens 500.000 € liegen, wovon maximal 90 % aus Mitteln des Förderwettbewerbs finanziert wer- den könnten. Die Projekte müssen bereits mit Ende des Jahres 2012 abgeschlossen sein. Bildung Die Kernstadt Amöneburg selbst verfügt über eine Grundschule und über ein Gymnasium, die Stiftsschule St. Johann. Die Stiftsschule hat eine besondere humanistische und pädagogische Prägung und ist ein ka- tholisches, staatlich anerkanntes, allgemeinbildendes Gymnasium. Ihr Einzugsgebiet reicht über die Kreis- grenzen hinaus: Rund 5 % der aktuell 973 Schülerinnen und Schüler kommen direkt aus der Kernstadt, 95 % sind Fahrschüler. Aus den weiteren Stadtteilen Amöneburgs kommen knapp 13 % der Fahrschüler14. Die Grundschule Amöneburg wird von Schülerinnen und Schülern aus Amöneburg und Rüdigheim von der 1. bis zur 4. Klasse besucht und bietet Betreuung bis 13:30 bzw. 14:00 Uhr15. Mit der St. Martin Schu- 10 Downstream ist die Datenübertragung aus dem Internet zum Rechner des Nutzers, hierüber laufen also Downloads; Upstream bezeichnet den Datenfluss in umgekehrter Richtung, also vom Rechner ins Internet. 11 Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/mail/137010. 12 Quelle: http://www.hessen-agentur.de/dynasite.cfm?dssid=75&dsmid=1787&dspaid=32090 13 Quelle: http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/technologie-und-innovation,did=355344.html 14 Quelle: http://www.stiftsschule.de/stiftsschule/index.php 15 Quelle: http://www.grundschule-amoeneburg.de.
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 9 le in Mardorf befindet sich eine weitere Grundschule für die Klassen 1 bis 4 in der Gesamtgemeinde. Diese wird von Kindern aus Mardorf und Roßdorf besucht, das Betreuungsangebot endet dort um 13:30 Uhr16. Die für die Erfurtshausener Kinder zuständige Grundschule befindet sich im zur Stadt Stadtallendorf gehö- renden Schweinsberg, der direkt benachbart in knapp 3 km Entfernung liegt. In der gesamten Stadt gibt es insgesamt drei Kindergärten, und zwar in Amöneburg, Mardorf und Roß- dorf, die aus den Stadtteilen durch einen kostenlosen Busdienst angefahren werden. Alle drei Einrichtun- gen sind dreigruppig und von der katholischen Kirche getragen. Sie sind von 07:15 bzw. 07:30 bis 16:30 Uhr geöffnet. In Mardorf und Roßdorf werden die Kinder in altersgemischten Gruppen betreut, die auch Kleinkindern offen stehen. Der Kindergarten der Kernstadt ergänzt das Betreuungsangebot der Grundschulen mit der Möglichkeit der Mittagsverpflegung und Hausaufgabenbetreuung in den Nachmittagsstunden17. Die Volkshochschule Marburg-Biedenkopf http://www.vhs.marburg-biedenkopf.de18 bietet in der Außen- stelle Amöneburg mehrere Kurse sowohl in der Kernstadt als auch im Stadtteil Mardorf an. Weitere Außen- stellen in der unmittelbaren Nachbarschaft sind Kirchhain, Ebsdorfergrund und Stadtallendorf, so dass das Angebot in der direkten Umgebung als sehr gut eingestuft werden kann. Kultur & Soziales Erfurtshausen ist eine katholische Landgemeinde im Pastoralverbund St. Bonifatius Amöneburg19 im Bis- tum Fulda, das seit dem Jahr 2002 in 48 Pastoralverbünde gegliedert ist. Die Heilige Messe wird in Er- furtshausen zwei Mal im Monat am Sonntag gelesen, an den restlichen Sonntagen des Monats findet eine Vorabendmesse statt. Unter der Woche gibt es einen weiteren Gottesdienst am Mittwochabend. In Erfurtshausen mit seinen gut 600 Einwohnern gibt es acht Vereine, die wesentlich für die dörfliche Ge- meinschaft sind: Sie gestalten das kulturelle Leben und bieten vielfältige Freizeitaktivitäten. Eine wichtige Rolle in der gesamten Stadt Amöneburg spielt der Fußballsport. Alle Stadtteile verfügen über einen eige- nen Verein bzw. Abteilung, die Nachwuchsarbeit ist in einer Jugendspielgemeinschaft zusammengefasst. Eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Vereine und Gruppen findet sich in Kap. 1.9. Bürgerschaftliches Engagement und überörtliche Zusammenarbeit. Die Kernstadt verfügt über ein Museum20, das sich im Alten Brauhaus befindet. In dem Gebäude ist eben- falls das Naturschutz-Informations-Zentrum Amöneburg (NIZA) untergebracht. Das Museum bietet Informa- tionen zur Agrargeschichte der Region sowie Fundstücke aus den Kulturstufen Stein- bis Bronzezeit. Die Geschichte der Stadt wird anhand von Grabungsfunden und Informationen vom 3. Jh. v. Chr., als die Stadtfestung ausgebaut und befestigt wurde, bis in die Neuzeit dargestellt. Zusätzlich bietet das Museum eine Sammlung der für die Region typischen oberhessischen Ostereier mit ihren traditionellen Verzierungs- formen und Beschriftungen. Das Museum ist werktags täglich mehrere Stunden geöffnet, weitere Öff- nungszeiten sowie Führungen, Vorträge und Exkursionen sind nach Absprache möglich. Im Haus der Vereine in Roßdorf entsteht aktuell ein Trachtenmuseum, das vom Verschönerungsverein Roßdorf getragen wird. Veranstaltungsräumlichkeiten Jeder Ortsteil verfügt über ein Dorfgemeinschafts- bzw. Bürgerhaus in städtischem Eigentum. Roßdorf verfügt zusätzlich zur Mehrzweckhalle über das kreiseigene Haus der Vereine, in Mardorf wurde mit Mitteln der Dorferneuerung das zentral im Ortskern neben der Kirche gelegene Gemeenshaus als zusätzliche städtische Einrichtung zum am Ortsrand gelegenen Bürgerhaus saniert und eingerichtet. Betrieben wird das Gemeenshaus durch den Verein Backhausgemeinschaft Mardorf. Das Bürgerhaus in Erfurtshausen wird derzeit mit Hilfe von Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II umfassend umgebaut und saniert und wird im Jahr 2011 fertiggestellt sein. Insgesamt unterhält die Stadt Amöneburg sechs Dorfgemeinschafts- bzw. Bürgerhäuser. 16 Quelle: http://www.amoeneburg.de/schulen.htm. 17 Quelle: http://www.amoeneburg.de/Bildung%20und%20Soziales/Kinderg%C3%A4rten.htm. 18 Quelle: http://www.vhs.marburg-biedenkopf.de. 19 Quelle: http://www.pastoralverbund-amoeneburg.de. 20 Quelle: http://www.amoeneburg.de/Kultur/museum/museum.htm.
10 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen Feuerwehrgerätehaus Jeder Stadtteil unterhält eine Freiwillige Feuerwehr samt Feuerwehrgerätehaus. In Erfurtshausen verfügt die Freiwillige Feuerwehr, die eine sehr aktive Jugendabteilung hat, nur über einen kleinen Schulungs- raum. Dies führt regelmäßig zu Platzproblemen. Da das Gebäude direkt neben dem Bürgerhaus steht, wird künftig die teilweise Nutzung der Räumlichkeiten des sanierten BGH durch den Verein vorgesehen. In Er- furtshausen existiert außerdem das ehemalige Feuerwehrgerätehaus, dessen mögliche Nachnutzung auch im Rahmen der Dorferneuerung diskutiert werden soll. Sport und Spielplätze, Freizeiteinrichtungen, Jugendräume Ein Jugendraum gibt es in Erfurtshausen zzt. nicht, da das Bürgerhaus im Umbau ist. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Jugendlichen wieder einen Raum im Souterrain mit separatem Außeneingang erhal- ten. Die Jugendlichen verwalten und nutzen diesen Raum in eigener Verantwortung. In diesem Zusam- menhang ist anzumerken, dass die Jugendlichen in der Vergangenheit je nach Zusammensetzung und Engagement der jeweiligen Gruppe oftmals ein eigenständiges Angebot für Jüngere geschaffen und im Ju- gendraum durchgeführt haben. In Erfurtshausen gibt es einen Spielplatz am nordwestlichen Dorfrand (Im Weimer), der wenig anspre- chend gestaltet ist. Ein weiterer Spielplatz befindet sich außerhalb des alten Ortskerns (In der Ernstbach). Südlich des Ortes in etwa 1 km Entfernung liegt das Trainingsgelände des SV Erfurtshausen 1920 e. V., der neben einer Fußballabteilung auch Radsport und Gymnastikgruppen unterhält. Im Stadtteil Mardorf existiert zudem ein Jugendraum, den auch Jugendliche aus anderen Stadtteilen besu- chen. Weitere kommunale Jugendräume befinden sich in Roßdorf; in der Kernstadt und in Rüdigheim be- teiligt sich die Stadt an den Kosten der dort vorhandenen kirchlichen Jugendräume. 1.3.2. Private Infrastruktur Örtliche Grundversorgung mit Waren und Dienstleistungen In Erfurtshausen selbst gibt es keine Grundversorgungseinrichtungen mehr. Drei Bäckereien fahren den Ort mehrfach wöchentlich mit einem Verkaufswagen an, donnerstags bietet ein Verkaufswagen zusätzlich frischen Fisch an. Waren des täglichen Bedarfs können in Roßdorf gekauft werden, größere Lebensmittel- märkte und andere Einzelhandelsgeschäfte finden sich in Homberg/Ohm (knapp 5 km Entfernung) und na- türlich in Marburg. Derzeit wird das Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten vor Ort zwar als störend, jedoch noch nicht als proble- matisch empfunden. Ein Großteil der Bevölkerung ist mobil oder kann auf entsprechende Hilfe im Familien- bzw. Freundeskreis zurückgreifen. Angesichts der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung, die eine sin- kende Einwohnerzahl bei gleichzeitiger Überalterung vorhersagt, sind hier rechtzeitig entsprechende Maß- nahmen zu ergreifen. Diskutiert werden im Ort die Einrichtung eines Dorfladens oder die Bildung von Ein- kaufsgemeinschaften oder Bürgerbussen. Hinsichtlich der medizinischen Versorgung befinden sich jeweils ein Allgemeinmediziner sowie ein Zahn- arzt in der Kernstadt und im Stadtteil Mardorf, wobei der Allgemeinmediziner in der Kernstadt keine Kas- senzulassung mehr besitzt. Die Universitätsstadt Marburg bietet neben dem Klinikum der Philipps- Universität und dem Diakonie-Krankenhaus die nächstgelegenen Krankenhäuser. In der Kernstadt befindet sich eine logopädische, in Mardorf eine physiotherapeutische Praxis. Zudem gibt es in der Kernstadt eine Massagepraxis. Im Stadtteil Mardorf befindet sich seit 30 Jahren eine Caritas Sozialstation als Stützpunkt der mobilen Pflege. Bis ins Jahr 2009 gab es dort im Schwesternhaus St. Josef noch eine Einrichtung zur stationären Pflege von fünf Personen, die von den Schwestern des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom heili- gen Vinzent von Paul geführt wurde. Mit Aufgabe der Wohn- und Gebetsstätte fiel dieses Angebot weg. Ak- tuell gibt es Überlegungen, die stationäre Pflege wieder zu ermöglichen: Der Verein Leben und Alt wer- den in Mardorf und Umgebung ist hier thematisch engagiert. Denkbar wäre, mit dem Gebäude St. Josef als Zentrale und unterschiedlichen Partnern mehrere Außenstellen in den Stadtteilen zu betreiben, so auch in Erfurtshausen. Ein derartiges Projekt würde einerseits einen aktiven Baustein im Umgang mit dem de- mografischen Wandel bedeuten und könnte zudem Vorbildfunktion für andere Kommunen besitzen. Aktuell wird im Schwesternhaus zweimal wöchentlich Mittagessen für Senioren angeboten, das von etwa 20 bis 30 Personen aus den Stadtteilen genutzt wird. Ein Fahrdienst soll eingerichtet werden, ebenfalls ein um- fassender Beratungsdienst.
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 11 In Roßdorf ist mit der Aura Tagespflege im Rahmen der dortigen Dorferneuerung ein Anbieter im Be- treuungsbereich für etwa 15 Personen vorhanden. Allerdings kommen die Nutzer des Angebots hauptsäch- lich aus anderen Gemeinden und nicht aus Amöneburg selbst. Erklärt wird dies durch die noch vorhandene Scheu und Skrupel, Angehörige in Pflegeeinrichtungen zu bringen. Auch hier kann die Dorferneuerung durch Diskussionen und Sensibilisierung dazu beitragen, dass Angebote vor Ort direkt genutzt und akzep- tiert werden. Durch wohnortnahe, kleinteilige Angebote (siehe oben, dezentrales Betreuung) können ent- sprechende Vorbehalte eventuell beseitigt werden. Größere stationäre Pflegeeinrichtungen befinden sich u. a. in Ebsdorfergrund Leidenhofen, in Kirchhain, Stadtallendorf und Homberg/Ohm. Eine Apotheke gibt es in der Stadt Amöneburg nicht; die nächsten Apotheken befinden sich in Kirchhain, Schweinsberg, Rauischholzhausen und Homberg/Ohm. Gastronomie & Fremdenverkehr In Erfurtshausen existieren zwei Gastronomiebetriebe: Gaststätte Schick und Gaststätte Hofmann. Letztere verfügt über ein regionales Einzugsgebiet und bietet neben einem Cateringservice auch Fremdenzimmer an. Beide Gaststätten sind im Ort gut etabliert. Die Gaststätte Hofmann verfügt über einen großen Saal, der bewirtet wird und bis zu 80 Personen fasst. Die Gaststätte Schick verfügt über den Gastraum in Erdge- schoss sowie über einen weiteren Saal mit Bühne im Obergeschoss, der aber nicht mehr zur Nutzung an- geboten wird. Barriere- Name der Einrichtung Stadtteil zur Verfügung stehende Räume frei Gaststätte Hofmann Erfurtshausen nein Bewirteter Saal bis 80 Pers. Gaststätte Schick Erfurtshausen nein Gastraum EG 30–40 Pers., (Saal OG ca. 100 Pers.) Vereinsräume Etwa 1 km südlich der Ortslage befindet sich das etwa 15 Jahre alte Sportheim des SV Erfurts- hausen 1920 e. V. Neben einer Küche gibt es einen etwa 50–60 m² großen Raum, der angemietet werden kann. Kirchliche Räume Da bereits seit längerer Zeit kein Pfarrer mehr im Pfarrhaus wohnt, ist das Obergeschoss vermietet. Im Zu- ge der Dorferneuerung ist angedacht, auch im Erdgeschoss neben den Räumlichkeiten der Pfarrgemeinde eine zweite Wohnung zu renovieren und zu vermieten. Kirchliche Räume zu Veranstaltungszwecken exis- tieren somit nicht – Zusammenkünfte (z. B. der Messdiener) finden direkt in der Kirche oder in anderen Räumlichkeiten statt. 1.4. Städtebauliche Situation/städtebaulicher Handlungsbedarf Markant für die Struktur des Ortes Erfurtshausen ist die Ringstraße, die im Zentrum des Dorfes als nahezu ringförmiger Straßenzug den Ortskern umläuft. Innerhalb dieses Rings befindet sich heute die katholische Kirche St. Michael als ortsbildprägendes Gebäude. Der klar gegliederte Baukörper der Pfarrkirche ist im klassizistischen Stil des 19. Jh. errichtet, die Kirche wurde im Jahr 1852 geweiht. Sie wurde an der Stelle der früheren Kirche bzw. Kapelle errichtet, deren Erbauungsjahr nicht ermittelt werden konnte. Allerdings ist bereits für das Jahr 1288 ein Pfarrer in Erfurtshausen bezeugt21. Die Bedeutung der katholischen Kirche markieren zudem zwei Bildstöcke im Süden und Westen des Ortes, im Osten findet sich ein hölzernes Kru- zifix am Ortseingang. 21 Vereinsgemeinschaft Erfurtshausen (Hrsg.): 1150 Jahre Erfurtshausen 844-1994. Marburg 1994. S. 181 ff.
12 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen Die Dorfchronik kommt nach Betrachtung der Besitzflächen zu dem Schluss, dass sich das „Grundrissbild des Dorfes in seiner Urform auf sechs bis acht größere Hofareale zurückführen lässt, die sich in locke- rer Anordnung allseitig um den Kirchplatz gruppieren. Sie sind als Zwei- und Dreiseitgehöfte angeordnet, deren Hofreiten unregelmäßige Blockformen bilden. Die weiteren, kleineren Haus- und Hofstätten, die teil- weise zwischen diesen Althöfen oder aber in deren Randlage zu finden sind, entstanden sicherlich erst durch spätere Auf- oder Abteilungen“22. Im Einzelnen handelt es sich um folgende acht Hufenhöfe (vgl. Abb. 1.3): Das Pfarrgut (Haus Nr. 1), die schenkisch-mainzischen Höfe (Haus Nr. 2, 3, 12 und 30), der Hof des Stifts Amöneburg (Haus Nr. 31), der lehn- und zinsfreie Hof (Haus Nr. 18) sowie das sogenannte Darmstädter Gütchen (Haus Nr. 19). Abb. 1.4: Denkmalgeschützte Gesamtanlage und Einzel- Abb. 1.3: Ortsgrundriss Erfurtshausen im Jahr 1807 mit denkmale in Erfurtshausen. Quelle: Landesamt Markierung der acht Hufenhöfe. Quelle: Vereins- für Denkmalpflege: Denkmaltopographie Bun- gemeinschaft Erfurtshausen (Hrsg.): 1150 Jahre desrepublik Deutschland - Kulturdenkmäler in Erfurtshausen 844-1994. Marburg 1994. S. 90, ei- Hessen. Landkreis Marburg-Biedenkopf I. gene Markierung. Theiss Verlag 2002. Die Höfe in der Ringstraße sind, wie viele weitere im Ort, größtenteils Fachwerkbauten (teilweise mit Ba- salt- bzw. Sandsteinsockel) mit Ziegeldach. Die Gebäude der Ringstraße sind Bestandteil der unter Denkmalschutz stehenden Gesamtanlage, die weite Teile der alten Ortslage umfasst. Das Denkmal- schutzgebiet erstreckt sich von der Ringstraße in südlicher Richtung der ansteigenden Hauptstraße bzw. der Straße Am Stein folgend und umfasst westlich gelegene Gebäude und Gärten, die teilweise sehr weit- läufig sind. Zusätzlich stehen einige Einzelgebäude unter Denkmalschutz (vgl. Abb. 1.4 sowie zu den De- tails Anhang 9.1). Der Gesamteindruck hinsichtlich der Stimmigkeit der Bausubstanz des Ortes ist trotz teilweise vorhandener An- und Umbauten prinzipiell gut – stark störende Bauelemente stehen nicht im Vordergrund. Für zwei kleine Bereiche der Ortslage bestehen Bebauungspläne: Die Dorfwiesen im Norden sowie Am Bruchweg im Süden des Ortes. Teile der Ortslage sind nach Satzung gemäß § 34 BauGB bebaut. Eine besondere Herausforderung bietet die Nachnutzung des entwidmeten alten Friedhofs, der nahe des Bereichs Bürgerhaus/Feuerwehrhaus liegt, der als funktionaler Ortsmittelpunkt gelten kann. In Verbin- 22 Vereinsgemeinschaft Erfurtshausen (Hrsg.): 1150 Jahre Erfurtshausen 844-1994. Marburg 1994. S. 279 ff.
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 13 dung mit der Außenplatzgestaltung des Bürgerhauses ist hier im Rahmen der Konzepterstellung mit viel Fingerspitzengefühl die Bestimmung des frei gewordenen Areals überdacht und diskutiert worden. Das Bürgerhaus Erfurtshausen befindet sich mit Hilfe von Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II und viel Eigenleistung der Bürgerinnen und Bürger in Umbau und Sanierung und wird im Juni 2011 wieder in Be- trieb genommen. Die Außenplatzgestaltung sowie die Nutzung des Gebäudes sind Thema des Dorferneue- rungsverfahrens. Um die Ortskerne zu stärken hat die Stadt Amöneburg ein Förderprogramm entwickelt, das den Erwerb von Objekten in den fünf Ortskernlagen und anschließende Wohnnutzung mit städtischen Mitteln unter- stützt. Das Programm wurde im Jahr 2006 verabschiedet und läuft bis Ende 2011. Leider erreichte es bis- lang geringe Resonanz, in Erfurtshausen gab es keinen Anwendungsfall. Weiterhin soll ein Baulückenkataster helfen, entsprechende innerörtliche Flächen einer Bebauung und somit aktiven Nutzung zuzuführen. Die in der Gemeinde vorhandenen Baulücken sind sämtliche erfasst und katalogisiert; dem geplanten öffentlichen Zugriff via Internet steht derzeit die Tatsache entgegen, dass die vorhandenen Baulücken allesamt problembehaftet sind (Eigentümerverhältnisse etc.). In Erfurtshausen gibt es keine nennenswerten Baulücken innerhalb der Gebietskulisse der Dorferneuerung, und auch au- ßerhalb existieren in der Ortslage nur drei kleinere theoretisch bebaubare Grundstücke. Da der Fokus auf der Innentwicklung liegt, sollen neue Baugebiete ausschließlich in dafür besonders ge- eigneten Bereichen möglich sein. Als solcher gilt zzt. nur die Kernstadt Amöneburg: Um die Bevölkerungs- entwicklung zu stabilisieren und die Rentabilität der bestehenden Infrastruktur in der Kernstadt zu sichern ist hier in den letzten Jahren ein Baugebiet entstanden, dessen Bauplätze stark nachgefragt wurden: Die Anzahl der ursprünglich 28 Bauplätze in der Kernstadt hat sich zunächst auf 26 Bauplätze verringert, da Nachfrage nach einem mehr als 200 m² großen Grundstück bestand. Von diesen 26 Bauplätzen sind mit Stand vom 31.12.2010 noch fünf Grundstücke nicht vergeben. Das Baugebiet ist bei Bedarf in Richtung Ortskern erweiterbar. Mit den getroffenen Maßnahmen trägt die Stadt Amöneburg zum im REK Marburger Land formulierten Ziel bei, die historischen Dorfkerne als attraktive Wohnstandorte zu erhalten, wozu im Bereich der Sied- lungsentwicklung unter anderem auf die Innenentwicklung (Baulückenschließung, Umbau, Rückbau, Um- nutzung) verwiesen wird. Aktuell ist Leerstand in Erfurtshausen noch kein akutes Problem. Insgesamt stehen im Ort vier Wohn- und vier Neben-/Wirtschaftsgebäude leer. Es ist allerdings bereits erkennbar, dass aufgelassene Gebäude mit- telfristig zum Problem werden können. Angesichts der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung – rück- läufige Einwohnerzahlen bei gleichzeitiger Überalterung, zudem ist Erfurtshausen aufgrund der abseitigen Lage und der fehlenden Grundversorgung für Zuziehende wenig attraktiv – wird die Zahl der Gebäude, die nur noch von einer Person bewohnt werden bzw. leer stehen sich vergrößern und Auswirkungen auf (so- ziale) Funktionalität, Wohnqualität und damit auf die Attraktivität von Erfurtshausen haben. Betrachtet man zudem die Struktur der Haushalte in Erfurtshausen, so handelt es sich bei knapp einem Viertel der rund 200 Haushalte um Einpersonenhaushalte. In Hessen und in Deutschland waren im Jahr 2009 knapp 40 % aller Haushalte Einpersonenhaushalte, so dass die Verteilung in Erfurtshausen zunächst günstig erscheint. Allerdings spielen bei der landesweiten Betrachtung die Großstädte eine wichtige Rolle, wo gerade viele junge Leute alleine in einem Haushalt leben. Wird die Betrachtung der Einpersonenhaushalte auf das Alter der Bewohner ausgeweitet, bietet sich fol- gendes Bild: In Deutschland waren im Jahr 2009 rund 27 % aller Einpersonenhaushalte von Menschen bewohnt, die 70 Jahre und älter waren. In Erfurtshausen liegt dieser Anteil aktuell bei etwa 50 % und ist 23 somit extrem größer . Verortet man diese Haushalte im Dorf, so befinden sich elf davon im innersten Orts- kern (Ring- und Hauptstraße). Sechs dieser Haushalte könnten mittelfristigen Gebäudeleerstand auslösen, da in den betreffenden Gebäuden keine weiteren Personen leben bzw. keine Nachfolger erkennbar sind. Hier kann im Rahmen der Dorferneuerung einerseits das Bewusstsein für die drohenden Probleme ge- schärft und gemeinsam Lösungen gefunden werden, wie Erfurtshausen auch in der Zukunft lebenswert er- halten werden kann. Mit Hilfe der Förderung im privaten Bereich können zudem konkrete gebäudeseitige Maßnahmen durchgeführt werden, die bauliche Missstände beseitigen bzw. zeitgemäßes Wohnen und Ar- beiten in historischer Substanz durch entsprechende Umbaumaßnahmen ermöglichen. 23 22 der 46 Einpersonenhaushalte werden von Menschen geführt die mindestens 70 Jahre alt sind. Quelle: Stadt Amöneburg 2010.
14 Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 1.5. Wirtschaftliche Situation Arbeitsmarkt Am 30.06.2009 zählte die Stadt Amöneburg 403 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SV- Beschäftigte) am Arbeitsort. Am Wohnort Amöneburg lebten zum selben Zeitpunkt 1.989 SV-Beschäftigte. Damit waren nur 0,5 % der SV-Beschäftigten des Landkreises Marburg-Biedenkopf am Arbeitsort Amöne- burg tätig. Entsprechend weist die Stadt einen vergleichsweise hohen Pendlersaldo auf (-1.586 SV- Beschäftigte): Die Zahl der Auspendler (1.808) übertraf die die Zahl der Einpendler (222) um ein Vielfa- ches24. Im Jahr 2008 waren in Amöneburg durchschnittlich 109 Personen arbeitslos, knapp 16 % davon waren jünger als 25, gut ein Viertel älter als 50 Jahre25. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf wies im Jahr 2009 ei- ne durchschnittliche Arbeitslosenquote26 von 6,2 % auf und entsprach damit etwa dem hessischen Wert (6,8 %), während in Deutschland insgesamt die Arbeitslosenquote mit 8,2 % deutlich höher lag27. In der Stadt Amöneburg gibt es nur wenige Arbeitsplätze. Teile der Erwerbstätigen pendeln nach Marburg, Gießen oder die Region Rhein-Main, doch auch in der näheren Umgebung finden sich einige größere Arbeitgeber. Im nahen Homberg (Ohm) ist die Firma Kamax-Werke Rudolf Kellermann GmbH & Co.KG28, die Verbindungstechnik für die Automobilindustrie herstellt, der größte Arbeitgeber der Stadt, der auch zahlreiche Erwerbstätige aus Amöneburg beschäftigt. In Stadtallendorf befinden sich mit der Produktions- stätte des Süßwarenherstellers Ferrero29, der weltweit agierenden Firma Hoppe Holding AG30 (Beschlag- systeme für Fenster und Türen) sowie der Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG31 als größte kon- zernunabhängige Gießerei Europas drei weitere große Arbeitgeber. Weiterhin bietet die Firma MARBUR- GER TAPETENFABRIK J.B. Schaefer GmbH & Co. KG32 direkt im benachbarten Kirchhain weitere Ar- beitsplätze für die Region. Betriebe in Erfurtshausen In Erfurtshausen selbst finden sich folgende Betriebe33: Gaststätte Hofmann (auch Zimmervermietung) Gaststätte Schick ALPHATEC Maschinenbau GmbH & Co. KG34 Heizungsbau Walter Bornträger eco2heat Vertriebsgesellschaft mbH35 Wilhelm Fischer Landwirtschaftliche Maschinen und Geräte Schleiftechnik Linne Bike Shop Pfeil OK-Reisen Kräling e.K. Annemarie Zimmer – Mobiler Friseur Angi’s Kosmetikstudio (Angela Schulz) 24 Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wohn- und Arbeitsort, Deutschland nach Kreisen und Gemeinden, Stichtag: 30.06.2009 (vorläufiger Stand). 25 Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Arbeitslose nach Gemeinden, Jahresdurchschnitt 2008. 26 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen. 27 Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt in Zahlen, Arbeitslosenquoten / Jahreszahlen 2009. 28 Quelle: http://www.kamax.de. 29 Quelle: www.ferrero.de/ferrero2.aspx?pageurl=unternehmen%2fferrero_fakten%2fproduktion.aspx 30 Quelle: www.hoppe.com/ 31 Quelle: www.fritzwinter.de 32 Quelle: www.marburg.com 33 Auskunft der Stadt Amöneburg am 17.11.2010 & 17.01.2011. 34 Quelle: www.alphatec-maschinenbau.de. 35 Quelle: www.eco2heat.de.
Dorf-Entwicklungs-Konzept Amöneburg-Erfurtshausen 15 Desweiteren gibt es verschiedene kleine Unternehmen im Nebenerwerb, wie z. B. Immobilienmakler, Anla- geberatung, Garten- und Landschaftsbau, Fußpflege, Kinder-Zeichenkurse und Ähnliches. Häufig werden auch vorübergehend und nur kurzfristig entsprechende Tätigkeiten aufgenommen, etwa zur Überbrückung von Arbeitslosigkeit. Die Stadt Amöneburg führt hierzu keine gesonderten Statistiken. Das Gewerbegebiet Amöneburg-Roßdorf36 mit einer Bruttofläche von 84.508 m² bzw. einer Nettobauflä- che von ca. 7 ha liegt direkt an der L 3048 als Verbindung zur B 62 nach Gießen sowie an einem Ver- kehrsknoten, der westlich nach Marburg und östlich in den Vogelsberg führt. Die innere Erschließung regelt ein Erschließungskonzept, jedoch kann je nach Flächenbedarf flexibel reagiert werden. Der Erwerb von Grundstücken in unerschlossenem und erschlossenem Zustand ist auch kurzfristig möglich. Die Stadt Amöneburg möchte auf diese Weise Raum für die Ansiedlung von Unternehmen und somit neuer wohnort- naher Arbeitsplätze schaffen, um die Situation der Erwerbstätigen vor Ort zu verbessern und die Attraktivi- tät von Amöneburg als Wohn- und Arbeitsort verbessern. Mittelbar hat dies dann positive Effekte auf Ren- tabilität und Erhalt der gesamten städtischen Infrastruktur. Diesbezüglich ist sie zudem eine Kooperation mit dem Oberzentrum Marburg und Umlandgemeinden37 eingegangen, die unter dem Dach einer gemeinsamen Wirtschaftsregion MarburgPlus38 gemeinsame Aktivitäten startet. Zu den Zielen zählen die gezielte Interessenvertretung der Region, das gemeinsame Standortmarketing, gemeinsame bzw. abgestimmt Stellungnahmen bei Planverfahren sowie gegenseitiger Informationsaustausch. Um Gewerbeflächen zu aktivieren werden derzeit Verhandlungen mit privaten Partnern geführt. 1.6. Landwirtschaft Das Amöneburger Becken, welches mit ca. 136 km² eines der größten zusammenhängenden Ackerflächen Hessens ist, unterteilt sich in zwei Naturräume: die Ohmsenke mit der Amöneburg und fruchtbaren Grün- landstandorten sowie den Ebsdorfer Grund, dessen Landschaftsbild durch lössbedeckte Hügel geprägt wird und ein nahezu waldfreies fruchtbares Ackerbaugebiet darstellt. Die Jahresniederschläge im Bereich des Amöneburger Beckens liegen bei weniger als 600 mm. Da die Böden ein hohes Wasserspeichervermögen aufweisen, kann die relative Trockenheit dieses Gebietes aus- geglichen werden. Generell bietet die gute Bonität der landwirtschaftlichen Böden eine hervorragende Vo- raussetzung für die landwirtschaftliche Nutzung39. Nach Angabe des Hess. Statistischen Landesamtes werden in Amöneburg 60 % der Gesamtfläche als Landwirtschaftsflächen (2.628 ha) genutzt. In gesamten Stadtgebiet Amöneburgs wurden 2007 noch 72 landwirtschaftliche Höfe bewirtschaftet, da- von fünf in Erfurtshausen (drei Betriebe im Haupterwerb)40. Fast alle Betriebe in Amöneburg waren der Rechtsform nach Einzelunternehmen: 19 Haupterwerbsbetriebe, die 1.010 ha bewirtschafteten und 49 Ne- benerwerbsbetriebe (876 ha). Der Schwerpunkt liegt, entsprechend der guten Bodenqualität, auf dem Ge- treideanbau (Winterweizen, Winter- und Sommergerste), der knapp die Hälfte der landwirtschaftlich ge- nutzten Fläche einnimmt (1.156 ha LF). 21 der Betriebe bauen Hackfrüchte an, vor allem Ölfrüchte (Win- terraps) und Futterpflanzen (Silomais). Im Jahr 2007 gab es 52 Betriebe mit Viehhaltung: Von den 35 Rinder haltenden Betrieben verfügten 20 über Milchkühe, 23 Betriebe hielten Mastschweine. In Erfurtshausen betreiben die drei Haupterwerbsbetriebe überwiegend Ackerbau, zwei Betriebe verfügen über Mutterkuhhaltung, ein anderer Betrieb ist in der Schweinemast tätig. Hofnachfolger existieren nach Aussage des Ortslandwirtes theoretisch in allen drei Betrieben.41 Die Nebenerwerbslandwirte halten vor allem Pferde oder Schafe. 36 Bebauungsplan Gewerbegebiet Roßdorf. 37 Neustadt, Wetter, Cölbe, Lahntal, Münchhausen und Weimar. 38 Quelle: www.marburgplus.de. 39 Quelle: http://atlas.umwelt.hessen.de. 40 Quelle: Alle Daten zur Landwirtschaft: Hessisches Statistisches Landesamt 2010 (www.hsl.de). Daten auf Ortsteilebene werden aktuell nicht mehr zur Verfügung gestellt. 41 Quelle: Weitere Informationen und Aussagen: Ortslandwirt Andreas Schick (Gespräch am 16.11.2010).
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