WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING

Die Seite wird erstellt Linus-Maximilian Dorn
 
WEITER LESEN
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
25 JAHR

      WOHNEN FÜR ALLE
          Gestern, heute, morgen
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
Herausgeberin
      ABG FRANKFURT HOLDING
      Wohnungsbau- und Beteiligungsgesellschaft mbH
      Niddastraße 107
      60329 Frankfurt am Main

      Texte
      Dr. Andrea Lehr
                                                                              125 Jahre
      Gestaltung
                                                                       ABG FRANKFURT HOLDING
      Alexander Noller

      Redaktion
      Roland Frischkorn | Christiane Krämer | Inmaculada Peréz-Senso

      Copyright © 2016, Frankfurt am Main

2|2
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
GRUSSWORT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG
                                                                                           Sehr geehrte Damen und Herren,

                                                                                           Wohnen ist ein beständiges Bedürfnis. Die Um-          Wandel gibt es nicht zum Nulltarif. Darum rein-
                                                                                           stände, unter denen die Menschen wohnen, sind          vestieren wir, was wir erwirtschaften. Wir müs-
                                                                                           es nicht. Entstanden sind die städtischen Woh-         sen unsere Wohnungen zukunftsfähig halten. Der
                                                                                           nungsunternehmen in Zeiten drangvoller Woh-            Rückblick ist Ansporn, unseren Weg des Planens
                                                                                           nungsnot. Diese ist heute behoben und doch ist         und Bauens fortzusetzen: Mit unseren Mieterin-
                                                                                           es eng auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt. Die          nen und Mietern, für unsere Mieterinnen und
                                                                                           Bedürfnisse wandeln sich. So empfinden wir heute       Mieter und für unsere Stadt Frankfurt am Main.
                                                                                           Wohnungen aus den Gründerjahren oder der Wie-
                                                                                           deraufbauzeit als klein. Wo sich früher Familien zu    Wie sich dieser Wandel in Frankfurt vollzogen hat,    5
                                                                                           Hause fühlten, leben heute oft nur ein oder zwei       zeigt diese Jubiläumsschrift mit Streiflichtern auf
                                                                                           Personen.                                              die Geschichte unseres Unternehmens, zugleich
                                                                                                                                                  auch ein Stück Frankfurter Stadtgeschichte.
                                                                                           Wenn Wohnungsunternehmen ihre Aufgaben über
                                                                                           100 Jahre, genauer gesagt 125 Jahre erfüllen, dann     Es wird deutlich, die ABG ruht sich nicht auf Er-
                                                                                           nicht, weil Menschen sowieso immer ein Dach über       reichtem aus. Sie entwickelt sich weiter, auch in
                                                                                           dem Kopf brauchen. Wohnraum zum Wohlfühlen             ihren Organisationsstrukturen. Der Bezug der
                                                                                           ist nichts beständiges; auch wenn Häuser leicht 50     Konzernzentrale, in dem zentrale Dienste in der
                                                                                           oder 100 Jahre alt werden. Gerade beim Wohnen          Niddastraße zusammengefasst wurden, ist ein
                                                                                           gilt: Beständig ist nur der Wandel. Weil wir Schritt   wichtiger Baustein im Interesse der veränderten
                                                                                           gehalten haben mit den veränderten Bedürfnissen        Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter die Woh-
                                                                                           und Möglichkeiten unserer Mieterinnen und Mie-         nungsgesellschaft zukunftsfähig zu halten, ihre
                                                                                           ter, weil die Unternehmen nicht nur „verwalten“,       Strukturen anzupassen und immer wieder zu ver-
                                                                                           sondern planend und bauend gestaltet haben, weil       bessern.
                                                                                           sie offen sind gegenüber den Menschen – nur da-
                                                                                           rum gibt es die ABG FRANKFURT HOLDING.                 Ihr

      Ralf Hübner, Geschäftsführer, und Frank Junker, Vorsitzender der Geschäftsführung.
                                                                                                                                                  Frank Junker		        Ralf Hübner
                                                                                                                                                  Vorsitzender 		       Geschäftsführer
                                                                                                                                                  der Geschäftsführung

4|4
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
INHALT
      Vorwort        				                                4

      Die ABG im Jubiläumsjahr 2015		                   8

      Die ABG auf neuem Kurs         		                 14
         Wegfall der Gemeinnützigkeit		                 19
         Konsolidieren, Sanieren, Bauen		               23
         Die soziale Frage				                          25

      Agieren für das Wohl der Stadt		                  30
         Das Gallus blüht auf				                       37
         Niederrad – Wandel der Bürostadt		             41
         Architekten und Ingenieure			                  45
         Neue Zeiten in der Heinrich-Lübke-Siedlung     53
         Volle Fahrt voraus nach Offenbach		            57
         Auch bei der WOHNHEIM tut sich Neues           59
         Wachsen des Kulturcampus			                    65

      Alltag der Energiewende			                        72
         Frankfurt als Passivhaushauptstadt		           77
         Carsharing, eine echte Alternative		           81
         Energetische Sanierungen – konfektioniert      83
         Mieterstrom aus dem Keller			                  85
         Stromrechnung ade				                          87
         Green Building-Award – nachhaltig ästhetisch   89
         Ressource Abwasser				                         91
         Flaggschiff Speicherstraße			                  93

      Wichtiger als ein Schlusswort			 100

6|6
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
9

           Die ABG IM
      JUBILÄUMSJAHR
                 2015
8|8
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
D
                     er beachtliche Bevölkerungsanstieg            Industriebauten nachempfundene Backsteinhäu-                                          jedoch enge Grenzen gesetzt, da das Frankfurter           sollte dazu dienen herauszufinden, ob sich durch die

                                                                                                                                                                                                                                                                                            DIE ABG IM JUBILÄUMSJAHR 2015
                     innerhalb der letzten hundert Jahre           ser, Siedlungen des Neuen Bauens, Wohnquartiere                                       Stadtgebiet lediglich 248 Quadratkilometer um-            neuartige Bauweise die Nebenkosten deutlich sen-
                     fand fast ausschließlich in den Ent-          in allen Facetten der Nachkriegszeit, die früheren                                    fasst. Aus diesem Grund wagt die ABG mittlerweile         ken lassen, und zwar ohne exorbitante Baukosten
                     wicklungsländern statt, während viele         US-Housings, zahlreiche Projekte in Neubau- und                                       wieder den Schritt über die Grenzen Frankfurts hi-        und ohne Einbußen beim Wohnkomfort. Das Ex-
          Metropolen in den Industrieländern schrumpf-             Konversionsgebieten sowie ehemals städtische Lie-                                     naus. Auf der Hafeninsel und auf dem ehemaligen           periment gelang, und die ABG begann, sowohl beim
          ten und noch weiter schrumpfen werden, auch              genschaften, zum Beispiel das älteste Fachwerkhaus                                    MAN-Roland-Gelände im unmittelbar benachbar-              Neubau als auch bei Sanierungen im Bestand mehr
          in Deutschland. Für Frankfurt am Main aller-             Frankfurts in der Schellgasse 8 in Sachsenhausen,                                     ten Offenbach, im nördlich gelegenen Friedberg,           und mehr auf den Passivhausstandard zu setzen.
          dings ist mit einem Bevölkerungsanstieg bis              errichtet von 1291 bis 1292, und das Greiffenclau-                                    im an Unterliederbach angrenzenden Sulzbach, in           Heute ist sie die Passivhaus-Macherin schlechthin.
          2020 auf etwa 725.000 Einwohner zu rechnen.              sche Haus, ein Ende des 16. Jahrhunderts entstande-                                   den südlichen Nachbargemeinden Mörfelden und                  Im Jahr 2007 erschien der vierte Sachstands-
          Dieses Wachstum bringt in Frankfurt wie überall          ner, eindrucksvoller Renaissancebau in Höchst. Es                                     Neu-Isenburg bietet die ABG moderne Wohnungen             bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für
          auf der Welt neue Herausforderungen mit sich:            gibt spezielle Wohnangebote für Seniorinnen und                                       an. In Frage kommen für weitere Neubauprojekte            Klimaänderung (IPCC), der weltweit für Aufre-
          Wirtschaftswachstum und wirtschaftlicher Wan-            Senioren und für Studierende, hinzu kommen Kin-                                       alle Gemeinden rund um Frankfurt am Main, die             gung sorgte, da er eine dramatische Entwicklung
          del, Wahrung und Steigerung von Lebensqua-               dertagesstätten, soziale Einrichtungen, Parkhäuser,                                   mit der S-Bahn vom Zentrum aus in 45 Minuten zu           der CO2-Emissionen und einen dadurch bedingten
          lität, das Erreichen von Klimaschutzzielen, die          Polizeireviere, Gewerbeobjekte und Bürgerhäuser.                                      erreichen sind.                                           Temperaturanstieg um durchschnittlich zwei Grad
          Bekämpfung von Armut, Ausgrenzung, Benach-                                                                                                                                                               Celsius im Laufe von hundert Jahren prognosti-                          11
          teiligung und ein ausreichendes, zeitgemäßes                 Frankfurt am Main ist keine einsame Insel, son-                                       Seit ihren Anfängen geht es der ABG FRANK-            zierte. Zwar hatte sich die Stadt Frankfurt am Main
          Wohnungsangebot..                                        dern Teil und Zentrum der Metropolregion Frank-                                       FURT HOLDING insbesondere darum, einen we-                schon seit längerem mit dem Thema „Klimaschutz“
              Der letztgenannten Aufgabe verschreibt sich die      furt/Rhein-Main. Tagsüber zählt die Stadt fast                                        sentlichen Beitrag zur Versorgung der Frankfurter         beschäftigt und beispielsweise das Klima-Bündnis
          ABG FRANKFURT HOLDING seit mittlerweile                  eine Million Menschen. Rund 260.000 Menschen                                          Bevölkerung mit Wohnraum sowie zur Stadt- und             europäischer Städte im Jahr 1990 mitgegründet,
          mehr als 125 Jahren. Das Programm der ABG heißt          strömen werktags zusätzlich in die Stadt, um hier                                     Quartiersentwicklung zu leisten. Vor rund fünfzehn        doch erst jetzt rückte die dringende Notwendig-
          „Wohnen für alle“. Mit annähernd 51.000 Wohnun-          zu arbeiten und sich zu versorgen. Hinzu kommt,                                       Jahren kam eine neue Aufgabe hinzu, die vieles ver-       keit von Energieeffizienz und CO2-Einsparungen
          gen, davon rund 32,5 Prozent mit Mietpreis- und          dass seit geraumer Zeit jährlich deutlich mehr                                        änderte. Angesichts von immer weiter steigenden           in das Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit
          Belegungsbindung, bietet der Wohnungs- und Im-           Menschen neu hinzuziehen als aus Frankfurt weg-                                       Nebenkosten, insbesondere für die Heizung, die            und des politischen Agierens. Zu diesem Zeitpunkt
          mobilienkonzern der Stadt Frankfurt am Main fast         ziehen. Im ersten Halbjahr 2015 war alleine durch                                     sich zur „zweiten Miete“ auswuchsen, fiel im Un-          hatte sich die ABG FRANKFURT HOLDING Ener-
          einem Viertel der Frankfurter Bevölkerung ein Zu-        diese Wanderungsbewegungen ein Bevölkerungs-                                          ternehmen die Entscheidung, in der Bockenheimer           gieeffizienz und Klimaschutz schon längst auf die
          hause. Zu dem über das gesamte Stadtgebiet verteil-      zuwachs von über 8.000 Menschen zu verzeichnen.                                       Grempstraße erstmals ein Wohngebäude im Pas-              Fahnen geschrieben, all ihre Neubauten entstanden
          ten Wohnungsbestand zählen Gartenstadtanlagen,           Dem Wachstum innerhalb der Stadtgrenzen sind                                          sivhausstandard zu errichten. Dieses Pilotprojekt         nur noch in Passivhaus-Bauweise, bereits über 2.500

          100 Jahre ABG: 1890 - 1990                                                    Die Gesell-
                                                                                        schaft stellt
                                                                                                                                                             Der erste
                                                                                                                                                             „Erbaublock“
          „Gegenstand des Gesellschaftsunternehmens                                     ihre ersten                                                          an der Burg-
                                                                                        Wohnhäuser                                                           straße wird
          ist der Bau oder die Herrichtung von Häusern   Gründung der                                                                                        vollendet
                                                                                        in der Burg-
                                                         Aktienbau-
          mit kleinen Wohnungen, sowie der Erwerb des                                   straße vor                                                                                                                                   Ernst Mays „Zickzack-        ABG stellt die „Römer-
                                                         gesellschaft                                   Die ABG errichtet den                                               1201 Familien mit           ABG kämpft mit               hausen“ entsteht in der      stadt“ im Norden
          hierzu nöthigen Grundes und Bodens und die     für kleine Woh-                                Gallusblock an der                                                  5725 Angehörigen sind       Schulden und wird            Bruchfeldstraße              Frankfurts fertig
                                                         nungen                                         Mainzer Landstraße                                                  Mieter bei der ABG          städtische Gesellschaft
          Vermiethung solchergestalt geschaffenen Woh-
          nungen an Unbemittelte zu billigen Preisen.“
                                                                                        1890                                    1898   1903                   1910                                                            1923              1926       1928

                                                                           Van Gogh malt seine           Eintracht Frankfurt                  Die Titanic sinkt nach   „Kleiner Frieden“ zu         Einstein veröffentlicht       Fritz Lang beeindruckt       Al Capone verurteilt:
10 | 10                                                                    zwölf Sonnenblumen            wird gegründet                       Kollision mit Eisberg    Weihnachten in Mesen         die Relativitätstheorie       die Filmwelt                 Steuerhinterziehung
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
Wohnungen sind es bis heute. Die Stadt Frankfurt                   „Bauen für ein neues Leben. Hundert Jahre Akti-                                        bau AG, FAAG TECHNIK GmbH und SAALBAU                          Programme auf der Bühne verfolgten, mitsangen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        DIE ABG IM JUBILÄUMSJAHR 2015
          nahm sich dies zum Vorbild; im Herbst 2007 be-                     enbaugesellschaft“ an. Sie lässt die zurückliegenden                                   Ende Dezember 2014 in die neue, gemeinsame                     oder –tanzten und die vielgestaltigen Angebote
          schloss die Stadtverordnetenversammlung, dass                      25 Jahre mit der Abschaffung der Gemeinnützigkeit                                      Konzernzentrale in der Niddastraße 107 umgezo-                 der aufgebauten Stände genossen. Die gute Laune
          alle städtischen Neubauten künftig im Passivhaus-                  für Wohnungsunternehmen, der als dringlich ein-                                        gen. Der sechsgeschossige Neubau befindet sich in              der Festteilnehmerinnen und –teilnehmer konnten
          standard errichtet werden sollen. Frankfurt wurde                  gestuften Modernisierung des Wohnungsbestandes,                                        unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof und bietet                 auch die Störaktionen einzelner Gruppierungen, die
          zur Passivhaushauptstadt.                                          der Hinwendung zu Energieeffizienz, der Ankur-                                         rund 12.400 Quadratmeter Bürofläche. Verändert                 gegen die Mietpreisgestaltung und Nachverdich-
                                                                             belung des Wohnungsneubaus und der Auseinan-                                           hat sich jedoch durch den Umzug, zumindest pro-                tungsmaßnahmen der ABG FRANKFURT HOL-
              Die Bemühungen der ABG um den Klimaschutz                      dersetzung mit der nach wie vor aktuellen sozialen                                     grammatisch, wenig. Neuer Standort, bewährtes                  DING protestierten, nicht trüben.
          sind nicht beim Passivhaus stehengeblieben. In der                 Frage Revue passieren.                                                                 Programm. Diese Losung hat Frank Junker als Vor-
          Speicherstraße entstand eines der innovativsten                                                                                                           sitzender der Geschäftsführung ausgegeben.                        Die ABG FRANKFURT HOLDING wird sich
          Geschosswohngebäude Europas, das Aktiv-Stadt-                          Ein wesentlicher Unterschied zu früheren Zei-                                                                                                     weiterhin im Spannungsfeld zwischen sozialer
          haus. Es ist als Energieplus-Gebäude konzipiert, das               ten ist die Neudimensionierung des Unternehmens,                                           Im Jubiläumsjahr 2015 hat die ABG FRANK-                   Verantwortung, städtebaulichen Aufgaben, Klima-
          mehr Energie erzeugt als seine Bewohnerinnen und                   das heute das Dach einer Holding nutzt, um zahl-                                       FURT HOLDING ihr 125-jähriges Bestehen auf                     schutzzielen und dem Gebot der Wirtschaftlichkeit
          Bewohner verbrauchen. Daneben setzt das Unter-                     reiche für die Daseinsvorsorge wichtige Dienstleis-                                    drei Festen gemeinsam mit den Mieterinnen und                  bewegen und dabei auf einen fairen Interessen-
          nehmen auch auf hocheffiziente Blockheizkraftwer-                  tungen anzubieten. Zu dem Unternehmen gehören                                          Mietern, sozialen Trägern und anderen Kooperati-               ausgleich und ein Handeln mit Augenmaß achten.                  13
          ke, auf Wärmerückgewinnung aus Abwässern und                       die Frankfurter Aufbau AG, die FAAG TECHNIK                                            onspartnern sowie Vertreterinnen und Vertretern                Dennoch werden die anstehenden Aufgaben und
          auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik, Solart-                 GmbH, die Parkhaus Betriebsgesellschaft GmbH,                                          der Stadtpolitik gefeiert. Den Anfang machte im                immer wieder auftretende Zielkonflikte sicherlich
          hermie und Geothermie. Im Jahr 2009 gründeten                      die HELLERHOF GmbH, die WOHNHEIM                                                       Mai das Mieterfest in der Siedlung Im Mainfeld                 auch in Zukunft zu ebenso engagierten wie kontro-
          die ABG und die MAINOVA AG das gemeinsame                          GmbH, die MIBAU GmbH und die SAALBAU Be-                                               in Niederrad. Im Juli folgte das zweite Jubiläums-             versen Debatten über den richtigen Weg, die richti-
          Tochterunternehmen ABGnova, um so ihre Kom-                        triebsgesellschaft mbH. Darüber hinaus gibt es Be-                                     fest, dieses Mal in der Platensiedlung in Ginnheim.            gen Entscheidungen führen – innerhalb der Frank-
          petenzen in den Bereichen des energieeffizienten                   teiligungen an zahlreichen weiteren Gesellschaften,                                    Das zweitägige Straßenfest auf der Frankenallee im             furter Stadtgesellschaft und darüber hinaus.
          Bauens und der erneuerbaren Energien zu bündeln.                   in denen die ABG mit externen Partnern in und um                                       Gallus bildete den Abschluss der Festivitäten. Ob-
                                                                             Frankfurt Immobilienprojekte entwickelt. Auch                                          wohl sich das Wetter zuweilen sehr launisch zeigte
              Die vorliegende Publikation zur neueren Unter-                 Carsharing zählt über die Beteiligung an book-n-                                       und nicht nur mit Sonnenschein, sondern auch mit                                      Frankfurt am Main, im Mai 2016
          nehmensgeschichte der ABG FRANKFURT HOL-                           drive zum Angebot des Unternehmens. Außerdem                                           Stürmen und heftigen Gewitterschauern aufwarte-
          DING knüpft unmittelbar an das von Wilfried Ehr-                   ist die ABG FRANKFURT HOLDING gemeinsam                                                te, fanden sich zahlreiche Besucherinnen und Be-
          lich zum 100. Geburtstag der ABG verfasste Buch                    mit ihren Tochtergesellschaften Frankfurter Auf-                                       sucher ein, die gespannt die abwechslungsreichen

                   Große Teile Frank-
                   furts werden bei
                   Bombenangriffen
                   zerstört. Auch die
                   ABG verliert viele
                   Häuser.                                                                                            ABG baut 1300 der über 6000          Der Bau der Heinrich-Lübke-    Sanierungsbedarf vielerorts in     Sozialer Wohnungsbau       Aus der AG für kleine    In der Grempstraße
                                             Wiederaufbau der Friedrich-          Die PBG eröffnet das erste Park-    Wohnungen in der Nordwest-           Siedlung in Praunheim bedeu-   Frankfurt macht ein Umden-         - neuer Stil am Rott-      Wohnungen wird die ABG   beginnt 2002 die Ära
                                             Ebert-Siedlung im Gallus             haus an der Hauptwache              stadt in Frankfurt.                  tete günstiger Wohnraum        ken der ABG notwendig              weiler Platz im Gutleut    FRANKFURT HOLDING        des Passivhauses

                 1940                    1944                              1950                                                1960                 1970                                          1980                                                    1990

                                                                  Das „Wunder von Bern“
12 | 12    Carmina Burana in            Bogart schaut in Ingrid   - Deutschland wird         Marilyn Monroe           Beate Uhse eröffnet den                    Bundeskanzler Brandts     Der „King“ stirbt im        Aktivisten gegen ge-       Deutschland feiert die
           Frankfurt uraufgeführt       Bergmans Augen            Fußball-Weltmeister        heiratet Arthur Miller   ersten Sexshop der Welt                    Kniefall in Warschau      Alter von 43 Jahren         plante Startbahn West      Wiedervereinigung
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
15

          Die ABG auf
          neuem Kurs
14 | 14
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
U
                                                                               m die ABG stand es zu Beginn der            und 2013 vom Aufsichtsrat des Konzerns als zwei-

                                                                                                                                                                                 DIE ABG AUF NEUEM KURS
                                                                               1990er Jahre nicht gut. Unter den fünf      ter Mann berufen worden. «Es musste unbedingt
                                                                               städtischen Wohnungsgesellschaften          etwas passieren», schildern Junker und Hübner
                                                                               in Frankfurt am Main machte allein die      die damalige Situation. Denn eines sei klar gewe-
                                                                    Frankfurter Aufbau AG Gewinne, die anderen             sen: So könne es nicht weitergehen. Überall in der
                                                                    hielten sich notdürftig und unter Verzicht auf         Stadt hätten sich die Gebäude aus dem Bestand des
                                                                    dringend notwendige Sanierungen über Wasser.           Unternehmens schon von weitem ob ihrer mar-
                                                                    Der Zustand ihrer Wohnungen war katastrophal.          oden Erscheinung als solche ausmachen lassen.
                                                                    Die ABG stand nicht in gutem Ruf, gemeinhin            «Die Frankfurter wussten, wenn es irgendwo in der
                                                                    galten Objekte des Unternehmens bereits aus            Stadt Wohnungen und Häuser aus der ersten Hälf-
                                                                    der Ferne als scheußlich anzusehen.                    te des 20. Jahrhunderts gab, die besonders schäbig
                                                                    Im Gespräch erinnern sich die Geschäftsführer der      daherkamen, gehörten sie zum Bestand der ABG.»
                                                                    gegenwärtigen ABG FRANKFURT HOLDING,                   Ohnehin war das Image der Wohnungsbaugesell-
                                                                    Frank Junker und Ralf Hübner, nur zu gut an die-       schaften im Allgemeinen nach dem Skandal um
                                                                    se Zeit zurück. Frank Junker, Jurist, Jahrgang 1957,   die Neue Heimat angeschlagen. Im Jahr 1963 hatte     17
                                                                    verantwortet seit 1991 die Unternehmensführung,        Albert Vietor die Leitung des gewerkschaftseige-
                                                                    ist heute Vorsitzender der Geschäftsführung der        nen Baukonzerns «Neue Heimat» übernommen,
                                                                    ABG FRANKFURT HOLDING. Für Junker be-                  der bereits damals über einen Bestand von 200.000
                                                                    gann mit dem Einstieg in die ABG «ein erhebliches      Wohnungen verfügte und international agierte.
                                                                    Stück meiner Lebensgeschichte». Sein Kollege im        Gemeinsam mit anderen Managern gründete der
                                                                    Führungsgremium ist Ralf Hübner, ebenfalls Jahr-       Vorstandsvorsitzende der Neuen Heimat Tarnfir-
                                                                    gang 1957, Volkswirt, seit 1990 im Unternehmen         men, um sich finanzielle Vorteile zu verschaffen.

          Die maroden Wohnungen aus dem Bestand Ende der 1980er
          Jahre bescherten der ABG keinen guten Ruf in Frankfurt.
          Vor allem die Hellerhofsiedlung im Stadtteil Gallus war
          dringend sanierungsbedürftig.

16 | 16
WOHNEN FÜR ALLE Gestern, heute, morgen - ABG FRANKFURT HOLDING
Im Februar 1982 erschien ein Bericht im Spiegel,     So kam zu Beginn der 90er Jahre eins zum ande-                                                    Wegfall der G emeinnüt zigkeit

                                                                                                                                                                                                                                 DIE ABG AUF NEUEM KURS
          der aufdeckte, dass sich mehrere Vorstandsmitglie-   ren, kein Silberstreifen war am Horizont zu erah-
          der unter der Führung von Albert Vietor persön-      nen. Die ABG stand wirtschaftlich schlecht da,
          lich bereichert hatten. Eine Woche später entließ
          der Aufsichtsrat unter dem DGB-Vorsitzenden
          Heinz Oskar Vetter die Betroffenen. In den wei-
                                                               die Substanz war oft marode, die Mieterinnen und
                                                               Mieter unzufrieden und zudem beabsichtigte die
                                                               Bundesregierung, bestärkt durch die Vorgänge
                                                                                                                   Ü    ber Jahrzehnte waren gemeinnützige Woh-
                                                                                                                        nungsunternehmen in ihren Betätigungsfel-
                                                                                                                   dern stark eingeschränkt und durften für ihre woh-
                                                                                                                                                                         Idee der Wohnungsgemeinnützigkeit, über viele
                                                                                                                                                                         Jahrzehnte politischer und gesellschaftlicher Kon-
                                                                                                                                                                         sens, begann zu bröckeln und der Skandal um die
          teren Untersuchungen stellte sich eine erhebliche    bei der Neuen Heimat, die Gemeinnützigkeit von      nungswirtschaftlichen Leistungen keinen höheren       Neue-Heimat-Gruppe versetzte ihr den Todesstoß.
          Verschuldung des Konzerns heraus. Anfang 1983        Wohnungsunternehmen abzuschaffen.                   Preis beanspruchen als den, der zur Deckung der           Am 10. März 1988 ist für manchen Abgeord-
          veröffentlichte der Konzern Auszüge aus einem un-                                                        Kosten und laufenden Aufwendungen notwendig           neten des Deutschen Bundestags die bundesrepu-
          abhängigen Gutachten der Wirtschaftsprüfungsge-                                                          war.                                                  blikanische Ordnung der Nachkriegszeit zu Ende
          sellschaft «Treuarbeit», aus dem hervorging, dass                                                            Sie waren verpflichtet, ihre Geschäftsaktivitä-   gegangen. Geradezu erbittert stritten sich Parla-
          der ehemalige Vorstandschef Albert Vietor durch                                                          ten an wohnungswirtschaftlichen Leistungen für        mentarier von CDU/CSU und SPD über die mit der
          Privatgeschäfte dem Unternehmen einen Verlust                                                            breite Bevölkerungskreise sowie mittlere und nied-    Steuerreform von Finanzminister Gerhard Stolten-
          von 105 Mio. D-Mark bereitet hatte. Ein schwe-                                                           rigere Einkommensschichten auszurichten, nicht        berg geplante Abschaffung der Gemeinnützigkeit
          rer Schlag für den Wohnungsbau der öffentlichen                                                          an dem Zweck des wirtschaftlichen Gewinns. Als        für Wohnungsunternehmen. Einwände gegen das            19
          Hand.                                                                                                    Ausgleich für diese Verpflichtungen waren die ge-     neue Gesetz, das Stoltenberg als nicht unbedeuten-
                                                                                                                   meinnützigen Wohnungsunternehmen von zahlrei-         den Teil seiner Steuerreform verstand, fielen von-
                                                                                                                   chen Steuern befreit, damit sie ihre Aufgaben trotz   seiten der Gewerkschaften wie von der Wohnungs-
                                                                                                                   der auferlegten Beschränkungen erfüllen konnten.      lobby eher zurückhaltend aus. Im Parlament selbst
                                                                                                                   Unter diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen           stritten sich Franz Müntefering (SPD) und der woh-
                                                                                                                   leistete die gemeinnützige Wohnungswirtschaft in      nungspolitische Sprecher der CDU, Herbert Kasny.
                                                                                                                   der Bundesrepublik Deutschland einen erheblichen      «Es geht bei diesem Aspekt des Steuerpakets darum,
          Die Sanierungsmaßnahmen in der Hellerhofsiedlung machten das Viertel wieder wohnlich und attraktiv.      Beitrag zum Wiederaufbau nach dem zweiten Welt-       dass der Bundesfinanzminister den gemeinnützigen
                                                                                                                   krieg. In den 1980er Jahren jedoch schien die Woh-    Wohnungsunternehmen und einem großen Teil
                                                                                                                   nungsnot der Nachkriegszeit überwunden, es waren      der Genossenschaften ihren Status nehmen will»,
                                                                                                                   sogar vermehrte Leerstände zu verzeichnen. Hinzu      schimpfte Müntefering. «Das bedeutet, dass acht
                                                                                                                   kam der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung. Die        Millionen Mieterinnen und Mieter in ihrem Mie-

                                                                                                                                                                         Mit Wirkung vom 1. Januar 1990 wurde das Woh-
                                                                                                                                                                         nungsgemeinnützigkeitsgesetz aufgehoben. Bislang
                                                                                                                                                                         steuerbefreite Unternehmen der Wohnungswirt-
                                                                                                                                                                         schaft sind seitdem uneingeschränkt steuerpflichtig.

18 | 18
terschutz sofort oder mittelfristig beschränkt wer-     zial Schwachen, längst noch nicht gewährleistet, un-   in ihrer hundertjährigen Geschichte nie so sehr in     Neuordnung der ehemals gemeinnützigen Woh-

                                                                                                                                                                                                                                         DIE ABG AUF NEUEM KURS
          den. Das bedeutet, dass die Versorgung der sozial       terstrich Müntefering. Dem trat Kasny entgegen. Er     Gefahr wie in der Zeit, in der Ihre Genossen im Auf-   nungsbaugesellschaften stand an.
          Schwachen in den großen Städten noch weniger als        erinnerte daran, dass es die Absicht der Wohnungs-     sichtsrat und Vorstand der Neuen Heimat 300.000            Frankfurts Stadtkämmerer Martin Grüber be-
          bisher gewährleistet ist.» Was Stoltenberg plane, sei   baugesellschaften sei, ihren Bestand zu erhalten,      Wohnungen an einen Bäcker namens Schiesser ver-        auftragte die Wirtschaftsprüfer von der Treuarbeit
          ein Schlag gegen die Mieter. Was der Minister vor-      zu modernisieren und ständig zu verbessern. Aber,      schleudert haben.»                                     mit einem Gutachten, das klären sollte, welche Aus-
          sehe, sei unverantwortlich gegenüber den Städten;       diesen Hinweis konnte sich der CDU-Politiker par-          Mit Wirkung vom 1. Januar 1990 wurde das           wirkungen die Aufhebung des Wohnungsgemein-
          denn dort sei die Versorgung, insbesondere der so-      tout nicht verkneifen, «die Gemeinnützigkeit war       Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz          aufgehoben.   nützigkeitsgesetzes auf den Beteiligungsbesitz der
                                                                                                                         Bislang steuerbefreite Unternehmen der Woh-            Stadt Frankfurt am Main habe. Die Gutachter ka-
                                                                                                                         nungswirtschaft sind seitdem uneingeschränkt           men im Februar 1991 zu dem Ergebnis, dass in der
                                                                                                                         steuerpflichtig. Der frühere Senator der Freien und    steuerlichen Gewinnermittlung erhebliche Verluste
                                                                                                                         Hansestadt Hamburg, Jürgen Steinert, der am 16.        zu erwarten seien und schlugen eine umfassende
                                                                                                                         Januar 1990 zum 100-jährigen Bestehen der ABG          Umstrukturierung der Wohnungsgesellschaften
                                                                                                                         eine Festrede hielt, stellte die Abschaffung der Ge-   mit städtischer Beteiligung vor. Der Magistrat folgte
                                                                                                                         meinnützigkeit in den Mittelpunkt seiner Ausfüh-       diesem Vorschlag und gründete eine Holding-Ge-
                                                                                                                         rungen. Er verwies in seiner Ansprache explizit        sellschaft, in welche die Wohnungsunternehmen           21
                                                                                                                         darauf, dass dieses Gesetz kein Erbe der NS-Zeit       mit städtischer Mehrheitsbeteiligung eingegliedert
                                                                                                                         gewesen sei, das man hätte entsorgen müssen. «Sei-     wurden. Sie trug den Namen «Frankfurt Holding
                                                                                                                         ne wichtigsten Grundsätze und Regeln entstammen        Gesellschaft für Beteiligungen mbH». Unter ihrem
                                                                                                                         einer Notverordnung aus dem Jahre 1930 und ver-        Dach versammelt waren die Frankfurter Aufbau
                                                                                                                         weisen damit auf die Spätphase der Weimarer Repu-      AG, die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnun-
                                                                                                                         blik», also müsse man behutsam mit dem Abschied        gen, die Aktiengesellschaft Hellerhof, die MIBAU
                                                                                                                         von diesem Gesetz umgehen, und darauf habe er,         Gemeinnützige AG für Mietwohnungsbau und die
                                                                                                                         Steinert, bei der entsprechenden Anhörung im Bun-      Gemeinnützige Gesellschaft für Wohnheime und
                                                                                                                         destag auch hingewiesen, weil doch die Frage bliebe,   Arbeiterwohnungen mbH. Erklärtes Ziel war, die
                                                                                                                         «welchen Verhaltenskodex sich die nächste Mana-        steuerlichen Gewinne der Frankfurter Aufbau AG
                                                                                                                         ger-Generation zu eigen» machen werde. Verhäng-        mit den Verlusten der anderen Gesellschaften zu
                                                                                                                         nisvoll sei es in der Vergangenheit gewesen, aktive    verrechnen und so wirtschaftliche und steuerliche
                                                                                                                         Wohnungspolitik als überflüssig anzusehen, unter-      Vorteile zu erlangen.
                                                                                                                         strich Steinert bei dem Festakt.
                                                                                                                             Auch der Magistrat der Stadt Frankfurt am              Fünf Jahre nach ihrer Gründung erfolgte die
                                                                                                                         Main bezog im Mai 1990 in einem Magistratsbe-          Verschmelzung der Frankfurt Holding Gesellschaft
                                                                                                                         richt mit deutlichen Worten Stellung. Er bedauer-      für Beteiligungen mbH auf die Aktienbaugesell-
                                                                                                                         te den Wegfall der Gemeinnützigkeit und erklärte,      schaft für kleine Wohnungen und deren gleichzei-
                                                                                                                         dass «offenkundig nicht alle Konsequenzen für die      tige Umwandlung in eine GmbH. Seit dem 19. De-
                                                                                                                         betroffenen Unternehmen und deren Wohnungsbe-          zember 1996 firmiert die Gesellschaft unter ABG
                                                                                                                         stände geklärt waren; so insbesondere steuerrecht-     FRANKFURT HOLDING Wohnungsbau- und Be-
                                                                                                                         liche und gesellschaftsrechtliche Probleme». Eine      teiligungsgesellschaft mbH.
          Sitzung des Frankfurter Stadtparlamentes.

20 | 20
Konsolidieren, Sanieren, Bauen

                                                                                                                                                 DIE ABG AUF NEUEM KURS
                                    B   ereits ein Jahr nach Gründung konnte die
                                        Frankfurt Holding GmbH einen Gewinn in
                                    Höhe von 15,1 Millionen D-Mark vermelden und
                                                                                         gesellschaft Hellerhof, die zusammen rund 5.800
                                                                                         der in dem Magistratsbericht genannten Wohnun-
                                                                                         gen besaßen.
                                    übertraf damit alle Erwartungen.                         Kurz darauf begann die Modernisierung der ers-
                                        Die Einnahmen wurden vorwiegend für die          ten 94 Wohnungen in der Hellerhofsiedlung. An den
                                    Eigenkapitalausstattung der Gesellschaften, für      Kosten für die beiden denkmalgeschützten Häuser-
          Die Housing Aera in
                                    Wohnungsmodernisierungen und für den Kauf            zeilen in der Lorsbacher und in der Langenhainer
          Ginnheim war Jahr-
                                    von Grundstücken verwendet. Beispielsweise kauf-     Straße beteiligte sich die Holding mit 1,2 Millionen
          zehnte lang Heimat
                                    te die MIBAU GmbH für zwei Millionen D-Mark          D-Mark, das Land mit 2 Millionen D-Mark und
          US-amerikanischer Sol-
                                    ein Grundstück an der Gießener Straße, um dort       die Hellerhof AG mit 1,8 Millionen D-Mark. Ein
          daten und deren Famili-
                                    Studentenwohnungen zu bauen. Es zeichnete sich       Jahr später wurden weitere Sanierungsprojekte in
          en, bis die ABG Anfang
                                    ab, dass der Verlust der Gemeinnützigkeit nicht      Angriff genommen, darunter die Häuser der Ak-          23
          der 1990er Jahre vom
                                    nur Fluch, sondern auch Segen war. Endlich ge-       tienbaugesellschaft für kleine Wohnungen an der
          Bund einen Großteil der
                                    lang es den Wohnungsbauunternehmen unter dem         Ludwig-Landmann-Straße in Praunheim, am En-
          Wohnungen erwarb und
                                    Dach der Holding, sich finanziell zu konsolidieren   gelsplatz im Riederwald und in der Cordierstraße
          sanierte.
                                    und eine solide Basis für dringend notwendige Sa-    51–61 im Gallus sowie die Häuser der Hellerhof AG
                                    nierungen und für Neubauprojekte zu schaffen.        in der Hornauer und der Kelkheimer Straße.
                                        Der Sanierungsbedarf insbesondere in den Sied-       Mit dem Abzug der US-amerikanischen Stati-
                                    lungen aus der Ernst-May-Ära war nichtsdestotrotz    onierungsstreitkräfte konnten in Frankfurt 33 Lie-
                                    erheblich und für die Wohnungsbaugesellschaften      genschaften mit einer Gesamtfläche von über 220
                                    mit großen Beständen aus dieser Zeit nicht alleine   Hektar einer zivilen Nutzung zugeführt werden.
                                    zu stemmen. Ein Magistratsbericht aus dem Jahr       Die ABG FRANKFURT HOLDING erwarb Mitte
                                    1993 ging von 9.900 Wohnungen in neunzehn Sied-      der 1990er Jahre 1.569 Wohnungen vom Bund, die
                                    lungen aus, die «vordringlich» oder «dringend» zu    meisten davon in den Housing Areas Platenstra-
                                    sanieren seien und bezifferte die zu erwartenden     ße, Hügelstraße und Friedrich-Wilhelm-von-Steu-
                                    Kosten auf 675 Millionen D-Mark. Die Frankfurt       ben-Siedlung in Ginnheim. Anschließend inves-
                                    Holding GmbH entwickelte deshalb das Konzept         tierte die ABG FRANKFURT HOLDING 50.000
                                    eines Finanzausgleichs unter den fünf beteiligten    D-Mark pro Wohnung in die Sanierung dieser
                                    Unternehmen. Überschüsse von Gesellschaften          Siedlungen in zentraler Lage. Waren die Angehöri-
                                    ohne nennenswerte Altbestände wurden über den        gen der US-Armee, die ursprünglichen Bewohner,
                                    gemeinsamen Gewinntopf der Holding an Unter-         weitgehend unter sich geblieben, so öffneten sich
                                    nehmen mit besonders hohem Sanierungsbedarf          die Quartiere nach der Sanierung zum Stadtteil hin
                                    weitergeleitet. Letztgenannte waren die Aktienbau-   und bieten heute gerade Familien mit Kindern gro-
                                    gesellschaft für kleine Wohnungen und die Aktien-    ße Wohnungen mit attraktiven Zuschnitten. Finan-

22 | 22
ziert werden konnten die immensen Aufwendun-           Als letztes großes Neubauprojekt vor dem Ver-                                                                             Die soziale Frage

                                                                                                                                                                                                                                   DIE ABG AUF NEUEM KURS
          gen zur Sanierung der US-Wohnungen nur durch       lust der Gemeinnützigkeit hatte die AG für kleine
          den Verkauf von rund 2.300 Wohnungen des Un-       Wohnungen den Bau von 228 öffentlich geförder-
          ternehmens außerhalb Frankfurts und durch die
          zusätzliche Aufnahme von Kapitalmarktmitteln.
                                                             ten Wohnungen in der Anspacher Straße im Gal-
                                                             lus auf den Weg gebracht. Auf diesem Areal befand
                                                             sich ehemals eine in der Ernst-May-Ära erbaute und
                                                                                                                   M     it den Wohnungsbeständen im ABG-Konzern
                                                                                                                         ging es seit dem Ende der Gemeinnützigkeit
                                                                                                                   quantitativ und qualitativ immer weiter bergauf.
                                                                                                                                                                         baus verlängert und zahlreiche, über den Gesamt-
                                                                                                                                                                         bestand verstreute freifinanzierte Wohnungen der
                                                                                                                                                                         Stadt Frankfurt am Main zum Belegungsankauf
                                                             damals als ungemein fortschrittlich geltende Über-    Doch war in den leidenschaftlichen Debatten um        angeboten. 939 Wohnungen waren es Ende 2015.
                                                             gangssiedlung für Wohnsitzlose. 1982 wurde sie für    das Pro und Contra der Gemeinnützigkeit auch          Insbesondere in den ehemaligen US-Siedlungen
                                                             den Bau einer Umgehungsstraße abgerissen. Die so-     nie angezweifelt worden, dass die ehemals ge-         mit ihren großen, familienfreundlichen Wohnun-
                                                             genannte «Westtangente» wurde jedoch nie gebaut,      meinnützigen Wohnungsunternehmen nun ihre             gen setzt die ABG FRANKFURT HOLDING kon-
                                                             so konnten neue, öffentlich geförderte Wohnungen      Einnahmesituation verbessern und verstärkt in         sequent auf Bindungsverlängerungen. «Die ABG
                                                             entstehen, die 1994 bezugsfertig waren. Danach trat   Sanierungs- und Neubaumaßnahmen investieren           wird in den kommenden beiden Jahren bei 1.447
                                                             die Neubautätigkeit im Konzern für zehn Jahre zu-     könnten.                                              ansonsten wegfallenden Sozialwohnungen die Bele-
                                                             gunsten der längst überfälligen Bestandssanierun-         Im Fokus der Debatten standen vielmehr die        gungsbindung verlängern», kündigten Bürgermeis-
                                                             gen in den Hintergrund. Erst im Jahr 2004 wurde       Mieterinnen und Mieter und die Frage, ob die          ter Olaf Cunitz und ABG-Geschäftsführer Frank            25
                                                             der Wohnungsbau wieder angekurbelt. Neben eini-       Wohnungsbaugesellschaften auch ohne die durch         Junker im Dezember 2015 an. Zudem wird die ABG
                                                             gen kleineren Projekten entstanden zwei Neubauten     die Gemeinnützigkeit auferlegten Beschränkungen       in diesem Zeitraum 737 neue geförderte Wohnun-
                                                             mit je 160 Wohnungen im Karree Volta-, Ohm-,          weiter ihrem sozialen Auftrag nachkommen und          gen errichten, so dass erstmals seit langem die Zahl
                                                             Galvanistraße in Bockenheim und im Frankfurter        insbesondere Wohnraum für Menschen mit gerin-         der geförderten Wohnungen wieder ansteigt. «Auf
                                                             Bogen in Preungesheim. Weitere Projekte, zum Bei-     gem Einkommen zur Verfügung stellen würden.           diese Weise kommt die ABG umfassend ihrem so-
                                                             spiel 2006 der Sophienhof in Bockenheim, folgten.         Für die ABG FRANKFURT HOLDING ist                 zialen Auftrag nach, bezahlbaren Wohnraum zur
                                                             Aktuell plant die ABG, in Frankfurt und im Frank-     festzuhalten, dass «eine sichere und sozial verant-   Verfügung zu stellen, und erweitert den Wohnungs-
                                                             furter Umland bis 2020 rund 6.600 neue Wohnun-        wortbare Wohnungsversorgung der breiten Schich-       bestand im geförderten Bereich», so Frank Junker.
                                                             gen mit einer Investitionssumme von über zwei         ten der Bevölkerung» als Unternehmenszweck im             Um den neuen Gegebenheiten nach Wegfall
          Neubau in der Anspacher Straße.                    Milliarden Euro zu errichten, davon 38 Prozent ge-    Gesellschaftervertrag festgeschrieben ist und sie     der Gemeinnützigkeit Rechnung zu tragen, wurde
                                                             förderter Wohnungsbau.                                ihr Motto «Wohnen für alle» immer wieder aufs         im Jahr 1994 der Frankfurter Vertrag, der das Zu-
                   Der Sophienhof im Stadtteil Bockenheim.                                                         Neue mit Leben erfüllt. Nach wie vor spielt der       sammenspiel von Wohnungsunternehmen und dem
                                                                                                                   soziale Wohnungsbau eine entscheidende Rolle.         Amt für Wohnungswesen regelt, an entscheidenden
                                                                                                                   Insgesamt sind rund ein Drittel der Wohnungen         Stellen geändert. Bis dato war allein die kommuna-
                                                                                                                   im ABG-Konzern öffentlich gefördert, 3.000 da-        le Vermittlungsstelle im Amt für Wohnungswesen
                                                                                                                   von sind Seniorenwohnungen. Umgekehrt gesagt:         für die Registrierung und Vermittlung von Woh-
                                                                                                                   Knapp die Hälfte des Sozialwohnungsbestandes in       nungsbewerberinnen und -bewerbern zuständig,
                                                                                                                   Frankfurt gehört dem ABG-Konzern. Rund 38 Pro-        künftig sollte für die freifinanzierten, darunter auch
                                                                                                                   zent ihres Wohnungsneubaus realisiert die ABG in      die nicht mehr öffentlich geförderten Wohnungen
                                                                                                                   Form von öffentlich geförderten Wohnungen. Im         die ABG selbst diese Aufgabe übernehmen. Am 1.
                                                                                                                   Bestand werden die Mietpreis- und Belegungsbin-       Juli 1996 war es soweit, die Vermittlungsstelle des
                                                                                                                   dungen ganzer Siedlungen des sozialen Wohnungs-       Konzerns nahm ihre Arbeit auf. Bereits nach sechs

24 | 24
Monaten hatte die Vermittlungsstelle rund 4.000        und freiwillige Abschläge zum Mietspiegel, insbe-      Konzern das Geschäftsjahr 2015 mit einem Jah-        und -partner im Konzern haben. Außerdem rückte

                                                                                                                                                                                                                                      DIE ABG AUF NEUEM KURS
          Bewerberinnen und Bewerber registriert und 500         sondere mit Blick auf die Lagezuschläge, entschei-     resüberschuss von 90,6 Millionen Euro und einer      die ABG wortwörtlich näher an ihre Mieterinnen
          Wohnungen vergeben. Die Arbeitsteilung zwischen        dend bei. Das erwünschte Resultat ist, dass viele      Bilanzsumme von 2,148 Milliarden Euro ab. Der        und Mieter heran. Die Wohnungsbestände wurden
          dem Amt für Wohnungswesen und dem ABG-Kon-             Menschen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung          Konzern setzte damit die positive wirtschaftliche    nach räumlichen Gesichtspunkten aufgeteilt und
          zern besteht noch heute und hat sich bewährt.          hätten, in freifinanzierte Wohnungen einziehen,        Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte fort     den drei neu gegründeten Servicecentern Mitte,
              Der neu gefasste Frankfurter Vertrag empfahl       über 2.000 Haushalte waren es 2015. «Die ABG           und erreichte im Vergleich zum Vorjahr 22,4 Milli-   Nord und Ost zugeordnet. Im Jahr 2001 zog das
          allerdings auch, bei der Vergabe freifinanzierter      FRANKFURT HOLDING ist ein Wirtschaftsunter-            onen Euro mehr Jahresüberschuss. Damit wird die      Servicecenter Nord von der Elbestraße in die Rö-
          Wohnungen ebenfalls Bewerbungen unterhalb der          nehmen, das gleichzeitig einen sozialen Auftrag hat,   Grundlage für das umfangreiche Investitionspro-      merstadt und das Servicecenter Ost in die Löwen-
          Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus            dem sie auch nachkommt», wird ihr Geschäftsfüh-        gramm für Neubauprojekte und ein reges Engage-       gasse in Bornheim. Einzig das Servicecenter Mitte
          bevorzugt zu berücksichtigen. Dem kommt die            rer Frank Junker nicht müde zu betonen.                ment im öffentlich geförderten Segment geschaffen.   verblieb in der Elbestraße. Wie einige Jahre zuvor
          ABG bis heute nach. Fast siebzig Prozent der frei-         All dies ist Ausdruck dafür, dass die ABG ihren        Gegen den bundesweiten Trend, sich aus dem       für die MIBAU übernahm die ABG 2006 auch die
          finanzierten Wohnungen werden im Mieterwechsel         im Gesellschaftervertrag verankerten Unterneh-         sozialen Wohnungsbau zu verabschieden, setzt die     Geschäftsbesorgung für die HELLERHOF GmbH.
          an Menschen mit geringem Einkommen vermietet.          menszweck ernst nimmt. «Mit der ABG FRANK-             ABG FRANKFURT HOLDING Akzente. «Wir                  Der dadurch vakant gewordene Firmensitz der
          Möglich ist dies vor allem deshalb, weil die Mieten    FURT HOLDING lässt sich das wachsende Frank-           stehen zu unserer sozialen Verantwortung für         HELLERHOF GmbH in der Eppenhainer Straße im
          für freifinanzierte Wohnungen im ABG-Konzern           furt sozialpolitisch und wohnungspolitisch steuern»,   die Frankfurter Stadtgesellschaft», unterstreicht    Gallus wurde für ein neues Servicecenter West der       27
          deutlich unter den in den Wohnungsmarktberich-         konstatiert Oberbürgermeister Peter Feldmann. Er       ABG-Geschäftsführer Frank Junker. Anders als         ABG genutzt und die Bestände der HELLERHOF
          ten der IHK für Frankfurt am Main ausgewiese-          ist Vorsitzender des ABG-Aufsichtsrates. «Das Un-      Wohnungsbaugesellschaften in den meisten bun-        GmbH unter den nun vier Servicecentern aufgeteilt.
          nen Werten liegen, so fielen sie beispielsweise 2014   ternehmen ist wirtschaftlich erfolgreich und steht     desdeutschen Städten setze die ABG in Zeiten         Jetzt hatten auch die Mieterinnen und Mieter von
          durchschnittlich 24,6 Prozent geringer aus. Zu einer   zu seiner sozialen Verantwortung für Frankfurt,        knapper Wohnungsangebote konsequent auf den          ABG, MIBAU und HELLERHOF im Frankfurter
          maßvollen Mietpreisentwicklung im freifinanzier-       das belegen die Zahlen.» Möglich ist dies jedoch       sozialen Wohnungsbau. Die ABG FRANKFURT              Westen Ansprechpartnerinnen und -partner in ih-
          ten Wohnungssegment tragen die Selbstverpflich-        nur, weil sich die ABG FRANKFURT HOLDING               HOLDING verliere ihre «soziale Verpflichtung» nie    rer Nähe.
          tung der ABG, die gesetzliche Kappungsgrenze für       im Laufe des zurückliegenden Vierteljahrhunderts       aus den Augen, heben die Geschäftsführer Frank           Der Anteil von Seniorinnen und Senioren und
          Mieterhöhung um fünf Prozent zu unterschreiten,        sukzessiv Spielräume verschafft hat. So schloss der    Junker und Ralf Hübner immer wieder hervor.          behinderten Menschen an der Frankfurter Bevöl-
                                                                                                                        Während bundesweit über den Rückzug aus dem          kerung nimmt beständig zu. Für diese Mieterinnen
                                                                                                                        sozialen Wohnungsbau geklagt werde, könne davon      und Mieter hält der ABG-Konzern eine ganze Reihe
                                                                                                                        bei der ABG keine Rede sein.                         zusätzlicher Serviceleistungen bereit. Gemeinsam
                                                                                                                            Wohnen bedeutet für die ABG FRANKFURT            mit dem Deutschen Roten Kreuz, Bezirksverband
                                                                                                                        HOLDING jedoch weit mehr als nur ein Dach über       Frankfurt, wurde ein umfangreiches Angebot ge-
                                                                                                                        dem Kopf. Die Mieterinnen und Mieter sollen sich     schaffen, das von der Unterstützung bei altersbe-
                                                                                                                        bei «ihrer» Wohnungsbaugesellschaft auch gut auf-    dingten Einschränkungen, bei Behinderung oder
                                                                                                                        gehoben fühlen. Deshalb erfolgten im Jahr 2000       Krankheit bis hin zu Serviceleistungen für den All-
                                                                                                                        weitreichende Umstrukturierungen im Konzern,         tag und attraktiven Angeboten für die Freizeitgestal-
                                                                                                                        eine größere Dienstleistungsorientierung und mehr    tung und Gesundheitsvorsorge reicht. In Kooperati-
                                                                                                                        Mieterservice waren das erklärte Ziel. Die Miete-    on mit dem Deutschen Roten Kreuz, der ABGnova
                                                                                                                        rinnen und Mieter sollten künftig für alle Belange   und weiteren Firmen und Organisationen wurde
                                                                                                                        rund um ihre Wohnung nur noch einige wenige,         zudem ein Forschungsprojekt für altersgerechte As-
                                                                                                                        konkret für sie zuständige Ansprechpartnerinnen      sistenzsysteme gestartet. Außerdem unterstützen

                                                                                                          Bilanz-
                                                                                                          Pressekon-
                                                                                                          fenrez der
                                                                                                          ABG 2014.

26 | 26
wohnungsnahe Dienstleistungen aus. Kostenfreie

                                                                                                                                                     DIE ABG AUF NEUEM KURS
                                                                                               Unterstützung wird zum Beispiel angeboten beim
                                                                                               Anschließen und Einrichten des Fernsehgerätes
                                                                                               oder beim Ab- und Aufhängen von Gardinen. Wird
                                                                                               eine Begleitung zum Arzt oder zu einer Behörde ge-
                                                                                               wünscht, so ist dies bis zur Dauer von einer Stun-
                                                                                               de kostenfrei, danach sind pro angefangene Stunde
                                                                                               sechs Euro zu entrichten.
                                                                                                   Die angebotenen Hilfen zur Meisterung des All-
                                                                                               tags in der eigenen Wohnung stoßen jedoch an ihre
                                                                                               Grenzen, wenn diese Wohnung den Bedürfnissen
                                                                                               mobilitätseingeschränkter Menschen keine Rech-
                                                                                               nung trägt. Deshalb ist der Kreisverband Frankfurt
                                                                                               des Sozialverbandes VdK bereits seit mehreren Jah-
                                                                                               ren Kooperationspartner der ABG FRANKFURT            29
                                                                                               HOLDING. Die Mieterinnen und Mieter der ABG
                                                                                               können dort eine kostenlose Beratung über senio-
                                                                                               rengerechte Wohnraumanpassungsmaßnahmen,
                                                                                               technische Hilfsmittel und mögliche Bezuschus-
                                                                                               sungen in Anspruch nehmen. Für ihre Neubaupro-
                                                                                               jekte hat sich die ABG eine – gemeinsam mit der
                                                                                               Behindertenbeauftragten der Stadt Frankfurt am
                                                                                               Main erarbeitete – freiwillige Selbstverpflichtung
                                                                                               auferlegt. Darin sind beispielsweise ausreichend
          Siedlungshelferinnen und        seit 2007 Siedlungshelferinnen und -helfer insbe-    breite Hausflure enthalten, damit Rollatoren und
          -helfer sind zum Wohl           sondere die älteren und mobilitätseingeschränkten    Rollstühle gut durchkommen, und Treppenhäu-
          - insbesonders für die          Mieterinnen und Mieter der ABG FRANKFURT             ser, die so gebaut werden, dass Lifte und Rampen
          älteren und mobilitätsein-      HOLDING in vielen Stadtteilen Frankfurts. Bei        einfach nachgerüstet werden können. «Wir wollen,
          geschränkten Mieterinnen        diesem Projekt kooperiert die ABG mit der Ge-        dass sich unsere Mieterinnen und Mieter auch im
          und Mieter der ABG im           sellschaft für betriebliche Integration GmbH & Co    Alter und auch mit Behinderungen in ihrer Woh-
          Einsatz.                        KG, kurz BIWAG, und der Rhein-Main-Jobcenter         nung sicher und geborgen fühlen und so lange wie
                                          GmbH. Handwerklich begabte, arbeitslose Men-         möglich selbstbestimmt und eigenverantwortlich
          Und auch die Jüngsten pa-       schen, meist im Alter von über 50 Jahren, erhalten   in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können»,
          cken bei der Aktion „Putz-      so wieder eine Beschäftigung. Zu erkennen sind die   erklärt Frank Junker, Geschäftsführer der ABG
          teufelchen“ mit an, wenn        Siedlungshelferinnen und -helfer an ihren blauen     FRANKFURT HOLDING.
          es um die Sauberkeit in         Arbeitsjacken mit aufgedrucktem ABG-Logo. Sie
          „ihrem“ Viertel geht (re.o.).   führen für die Mieterinnen und Mieter der ABG

28 | 28
31

                AGIEREN
          FÜR DAS WOHL
              DER STADT
30 | 30
D
                                                                       ie ABG FRANKFURT HOLDING macht

                                                                                                                   AGIEREN FÜR DAS WOHL DER STADT
                                                                       mit ihrem Motto «Wohnen für alle»
                                                                       nicht bei der Bereitstellung von Wohn-
                                                                       raum und ergänzenden Serviceange-
                                                            boten für die Mieterinnen und Mieter halt. Als
                                                            kommunales Wohnungsunternehmen sieht sie
                                                            sich auch in der Verantwortung für das Wohler-
                                                            gehen der Gesamtstadt.
                                                                So betreibt die ABG mit ihren Sanierungsmaß-
                                                            nahmen im Gallus, in enger Abstimmung mit sozi-
                                                            alen Trägern, dem Gewerbeverein und dem Runden
                                                            Tisch Gallus, Stadtreparatur und Quartiersent-
                                                            wicklung. In der Bürostadt Niederrad übernimmt
                                                            sie die Vorreiterrolle beim Wohnungsbau und un-
                                                            terstützt die Stadt Frankfurt so in ihrem Ansinnen,   33
                                                            hier ein gemischt genutztes Quartier zu entwickeln.
                                                            In der Heinrich-Lübke-Siedlung zeigt sie exempla-
                                                            risch auf, wie ein in die Jahre gekommenes Quartier
                                                            mit möglichst geringem Aufwand und unter Beteili-
                                                            gung seiner Bewohnerinnen und Bewohner zu einer
                                                            Vorzeigesiedlung werden kann. Das Engagement
                                                            der ABG auf der Hafeninsel Offenbach und dem
                                                            MAN-Roland-Gelände wiederum verhilft nicht nur
                                                            den Offenbachern zu neuem, attraktiven Wohn-
                                                            raum, sondern setzt auch ein Zeichen, bei Fragen
                                                            der Wohnraumversorgung künftig nicht mehr in-
                                                            nerhalb von Stadtgrenzen, sondern regional zu den-
                                                            ken. «Wohnen macht nicht an der Stadtgrenze halt,

           In Frankfurt (rechts: Salvador-Allende Straße)
          und über die Stadtgrenzen hinaus (großes Foto:
              Bauvorhaben in Friedberg) wirkt die ABG.

32 | 32
sondern ist eine Aufgabe der Region», wird Frank        bauland ausgewiesen waren, auch neue Flächen, die       sah und sieht es die ABG FRANKFURT HOLDING               Bis mindestens 2018 kann die Stadt das Gebäu-

                                                                                                                                                                                                                                    AGIEREN FÜR DAS WOHL DER STADT
          Junker, Geschäftsführer der ABG FRANKFURT               sich «aufgrund verschiedener Faktoren aus Sicht         als ihre Aufgabe an, die Stadt Frankfurt am Main     de benutzen. Ordnungsdezernent Markus Frank
          HOLDING, nicht müde zu betonen.                         des Magistrat für die Wohnbauentwicklung eig-           nach Kräften zu unterstützen.                        resümierte, «glücklich schätzen» müsse man sich,
              Die Entwicklung des Kulturcampus in Bo-             nen.» Insgesamt acht derzeit zumindest zum Teil             Für mehr als 600 Menschen hat der ABG-Kon-       wenn man eine Wohnungsgesellschaft wie die
          ckenheim schließlich ist ein Langfristprojekt. Ein      landwirtschaftliche genutzte Gebiete enthält die        zern seit 2014 Unterkünfte zur Verfügung gestellt.   ABG habe, die Probleme zügig, unkompliziert und
          vielseitiges, modernes Kulturquartier soll hier         vorgelegte Aufstellung; sie liegen im Norden und        So sind zum Beispiel binnen drei Monaten 160 Plät-   hilfreich angehe.
          entstehen, dessen Entwicklung nicht dem Zufall          Westen Frankfurts, in den Gemarkungen der Stadt-        ze für Flüchtlinge auf dem Campus Bockenheim
          überlassen wird, sondern auf einem wohldurch-           teile Niederursel, Eschersheim, Preungesheim, Ber-      im lange Zeit ungenutzten, ehemaligen Mensage-
          dachten Gesamtkonzept gründet. Bürgermeister            kersheim, Nieder-Erlenbach sowie Sindlingen und         bäude «Labsaal» entstanden. Kurz vor Weihnach-
          Olaf Cunitz, stellvertretender Vorsitzender des         Zeilsheim. Eines dieser Gebiete ist das «Hilgenfeld»    ten 2015 fand die Übergabe der Räumlichkeiten
          ABG-Aufsichtsrates und vonseiten des Magistrats         nördlich des Frankfurter Bergs mit einer Gesamt-        statt. Im Erdgeschoss sind allein reisende Männer
          fachlich zuständig für das Unternehmen, lobt mit        fläche von knapp 140.000 Quadratmetern. Zwei            zu zweit in einem Raum untergebracht, im ersten
          Blick auf diese und zahlreiche weitere Projekte der     Drittel der Fläche sicherte sich die ABG FRANK-         Obergeschoss gibt es größere Zimmer mit bis zu
          ABG FRANKFURT HOLDING: «Die ABG ist ein                 FURT HOLDING, bis zu 800 Geschosswohnungen              sechs Schlafplätzen für Familien. Der Unterschied
          unverzichtbares Werkzeug, um eine zukunftsfähige        können hier laut einer Studie des Architektenbüros      zur Unterbringung in Sporthallen ist, dass der                                                           35
          und nachhaltige Stadtentwicklung in Frankfurt zu        von Albert Speer und Partner entstehen.                 Labsaal für einen langfristigen Aufenthalt einge-
          gewährleisten.»                                             Für die Stadt Frankfurt am Main ist das Jubilä-     richtet ist. «Wir überlassen der Stadt das Gebäude
              Zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen           umsjahr der ABG zugleich ein Jahr der Flüchtlinge.      mietfrei», sagte Frank Junker, Geschäftsführer der
          Stadtentwicklung gehört unabdingbar ein ausrei-         Bereits 2014 hatte sich die Zahl der Flüchtlinge, die   ABG. Die Umbaukosten beliefen sich auf 900.000
          chendes Angebot an Wohnraum. Für Frankfurt              Frankfurt von der hessischen Erstaufnahmeeinrich-       Euro.
          als wachsende Stadt mit nur wenig Flächen für den       tung in Gießen zugewiesen wurden, mit etwa 800
          Wohnungsneubau ist dies ein schwieriges Unter-          Menschen nahezu verdoppelt; 4.400 waren es Ende
          fangen. Als Hauptredner des Neujahrsempfangs            2015 insgesamt. Hinzu kommen die Flüchtlinge,
          der Stadt Frankfurt am Main im Jahr 2013 warb           die vom Land Hessen in Frankfurt untergebracht
          Frank Junker deshalb für ein konsequentes Woh-          sind und nach ihrer Registrierung auf die hessi-
          nungsbauprogramm, insbesondere für die Nut-             schen Kommunen verteilt werden; sieben Prozent
          zung von landwirtschaftlichen Flächen im Norden         davon entfallen wiederum auf Frankfurt. Seit den
          Frankfurts für den Bau neuer Wohnungen. Aufge-          frühen 1990er Jahren hat die Stadt Frankfurt nicht
          regtes Gemurmel im Saal und hitzige Debatten in         mehr so viele Flüchtlinge untergebracht. «Das Land
          Politik und Stadtöffentlichkeit waren die ersten Re-    hat angekündigt, dass Frankfurt in Zukunft 250
          aktionen auf diesen Appell. Ein Jahr später legte der   Flüchtlinge auf wöchentlich zugewiesen bekommt»,
          Magistrat der Stadt Frankfurt eine Aufstellung mit      teilte Sozialdezernentin Prof. Dr. Daniela Birken-
          fünfzehn planungsrechtlich zügig zu entwickeln-         feld Ende 2015 mit. Zuvor waren es 170 Flüchtlinge
          den Standorten für eine künftige Wohnbebauung           pro Woche. Doch die Kapazitäten sind erschöpft,
          vor. Darunter fanden sich neben Arealen, die im         der Wohnungsmarkt ist leergefegt, alle verfügbaren
          regionalen Flächennutzungsplan bereits als Wohn-        Hotelzimmer sind belegt. Auch in dieser Situation

                                                                                                                                                                               Im ehemaligen Mensagebäude „Labsaal“ auf dem
                                                                                                                                                                               ehemaligen Unigelände in Bockenheim, jetzt Kul-
                                                                                                                                                                               turcampus, hat die ABG innerhalb kurzer Zeit eine
                                                                                                                                                                               Unterkunft für bis zu 160 Flüchtlinge geschaffen.

34 | 34
Das Gallus blüht auf

                                                                                                                                                                    AGIEREN FÜR DAS WOHL DER STADT
                                                    D    as Gallus ist etwas mehr als vier Quadratki-
                                                         lometer groß und seit Ende des 19. Jahrhun-
                                                    derts ein offizieller Stadtteil von Frankfurt am
                                                                                                            Wohnadresse. Viele Kommunalpolitiker loben, dass
                                                                                                            im Kamerun, wie eingefleischte Frankfurter das
                                                                                                            Gallus gerne nennen, eine neue Durchmischung der
                                                    Main. Das Viertel ist umschlossen von höchst un-        Bevölkerung möglich geworden sei. Im Grunde gilt
                                                    terschiedlichen Stadtteilen. Im Osten grenzt es an      das Gallus heute als gelungenes Beispiel dafür, dass
                                                    das Bahnhofsviertel, im Süden, getrennt durch das       Generationenwechsel, soziale Durchmischung und
                                                    Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs, an das Gutleut-         eine behutsame Verbesserung der Wohnqualität ge-
                                                    viertel, im Westen an Griesheim und im Norden an        lingen können. Wandel muss nicht immer Gentrifi-
                                                    Bockenheim und das Westend.                             zierung bedeuten, sondern kann ganz im Gegenteil
                                                        Im Mittelalter war hier, westlich der Stadtmau-     Menschen zum Bleiben bewegen.
                                                    ern, das Galgenfeld zu finden. In der neueren Zeit          Das Gallus ist quasi Stammland der ABG
                                                    war das Gallus der Ausgangspunkt der Industriali-       FRANKFURT HOLDING. Rund 5.700 Woh-                     37
                                                    sierung in Frankfurt am Main. Im Jahr 1891 wies         nungen gehören ihr dort, vorwiegend in der alten
                                                    der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Franz        und der neuen Hellerhofsiedlung und der Fried-
                                                    Adickes hier ein Fabrikgelände aus, in dessen Folge     rich-Ebert-Siedlung. An ihnen lässt sich die Ent-
                                                    sich ein ganzer Stadtteil entwickelte. An der heuti-    stehungsgeschichte des Stadtteils exemplarisch
                                                    gen Kleyerstraße siedelten sich die ersten Indust-      ablesen. Während sich im übrigen Gallus viele
                                                    riebetriebe an, wie etwa Ph. Mayfarth & Co., später     gründerzeitliche Gebäude in Blockrandbebauung
                                                    folgten die Adlerwerke, Braun und Teves. Durch          finden und die alte Hellerhofsiedlung Anfang des
                                                    die in diesem Zuge gebauten Arbeiterwohnungen
          Großes Bild: Rückfassade in der           entstand das damals offiziell noch «südwestliche
          Schneidhainer Straße vor der Sanierung.   Außenstadt» genannte Gallus. Heute wohnen hier
                                                    über 31.000 Menschen. Damit belegt das Gallus
          Kleine Bilder: Sanierte Liegenschaften    Platz zwei der einwohnerreichsten Stadtteile Frank-
          entlang der Frankenallee.                 furts.
                                                        Lange wirkte das Gallus nicht gerade wie ein Ma-
                                                    gnet. Wer konnte, drehte dem Quartier den Rücken.
                                                    Familien mit Kindern zogen in benachbarte Viertel,
                                                    beispielsweise nach Bockenheim. Mittlerweile ist das
                                                    anders, schätzen auch jüngere Leute diesen Stadtteil
                                                    als überaus attraktives Wohnquartier in Frankfurt
                                                    am Main. In den letzten Jahren hat das Gallus durch
                                                    das neue Europaviertel eine erhebliche Erweiterung
                                                    erfahren. Heute ist das Gallus wieder eine gefragte

                                                                                     Hellerhofsiedlung I,
                                                                                      Rebstöcker Straße.

36 | 36
teil. Allerorts sieht man spielende Kinder und Nach-   geprägten Entstehungsgeschichte besonders unter

                                                                                                                                                                                                                                          AGIEREN FÜR DAS WOHL DER STADT
                                                                                                                         barn, Jung und Alt, die auf der Straße einen Plausch   dem Rückgang an gewerblichen Arbeitsplätzen litt;
                                                                                                                         halten. Alle zwei Jahre feiern die Menschen im Gal-    eine starke Konzentration von sozial Benachteilig-
                                                                                                                         lus ihren Stadtteil mit einem großen Straßenfest       ten im Quartier war das Resultat. Hinzu kamen er-
                                                                                                                         unter dem Motto «Vielfalt statt Einfalt». Die ABG      hebliche Umweltbelastungen durch zahlreiche stark
                                                                                                                         FRANKFURT HOLDING übernahm von Anbe-                   befahrene Straßen, der eklatante Mangel an öffentli-
                                                                                                                         ginn an gemeinsam mit dem Vereinsring und dem          chen Grünflächen sowie die Modernisierungsrück-
                                                                                                                         Gewerbeverein Gallus die Vorbereitung und Orga-        stände in Wohnungsbestand.
                                                                                                                         nisation des Festes. Seine zahlreichen Besucherin-         Der Beirat Soziale Stadt Gallus formulierte in
                                                                                                                         nen und Besucher belegen immer wieder aufs Neue,       seiner Sitzung vom 21. Juli 2005 das folgende Leit-
                                                                                                                         dass Diskriminierung und Ausgrenzung in Frank-         bild für das Gallus, ein Programm für die Entwick-
                                                                                                                         furt, wo Menschen aus 170 Nationen zuhause sind,       lung des Stadtteils: «Unsere Lebenssituation ist eine
                                                                                                                         keinen Platz finden.                                   Herausforderung, der wir uns stellen. Wir setzen
                                                                                                                              Die ABG vermietet im Gallus nicht nur Woh-        uns gemeinsam für eine zukunftsfähige Entwick-
                                                                                                                         nungen. Sie trägt in erheblichem Umfang zum sozi-      lung und ein positives Image des Gallus ein. Dazu        39
          20. Jahrhunderts als Gartenstadtanlage errichtet           Im Jahr 2013 vermietete die ABG lange leerste-      alen Zusammenhalt, zur Quartiersentwicklung bei,       brauchen wir: ein starkes örtliches Gewerbe, ein
          wurde, sind die neue Hellerhofsiedlung und die         hende Ladenlokale in der Hellerhofsiedlung zu ei-       zum Beispiel arbeitete sie eng mit den Trägern des     vielfältiges Kultur-, Freizeit- und Sportangebot, Bil-
          Friedrich-Ebert-Siedlung durch Zeilenstrukturen        nem symbolischen Mietpreis an Künstlerinnen und         Programms «Stadtteile mit besonderem Entwick-          dung, Ausbildungsplätze und Arbeit und attraktive
          in Nord-Süd-Ausrichtung, wie sie für das Neue          Künstler, die nun dort arbeiten und ihre Werke zum      lungsbedarf – die soziale Stadt» zusammen. Dabei       Freiräume. Das Gallus soll ein kinder- und famili-
          Bauen typisch waren, gekennzeichnet.                   Kauf anbieten. Die Belegung geschah in enger Ab-        handelt es sich um ein gemeinsames Programm            enfreundlicher Stadtteil werden. Die besonderen
              In den 1990er Jahren gaben die drei Siedlungen     stimmung mit RADAR – Räume für Kreative, einer          von Bund und Land. Seit 1999 ergänzt es die tra-       Bedürfnisse von Senioren/-innen und Behinderten
          ein trostloses Bild ab. In der Mehrzahl waren sie in   von der Stadt beauftragten Leerstandsagentur, und       ditionelle Städtebauförderung. Der Stadtteil Gallus    sollen berücksichtigt werden. Alle Menschen wer-
          der unmittelbaren Nachkriegszeit im Rahmen von         unter Inanspruchnahme städtischer Fördergelder          wurde Ende 2001 in das Programm aufgenommen,           den hier miteinander in Respekt leben und dabei
          Wohnungsnotstandsprogrammen notdürftig wie-            für die erforderlichen Umbau- und Sanierungsmaß-        im Dezember 2014 endete die Förderung. Anlass für      niemanden zurücklassen. Dazu werden wir die so-
          derhergestellt und seither nicht mehr saniert wor-     nahmen. Güter des täglichen Bedarfs kann man            die Auswahl des Stadtteils im Jahr 2001 war, dass      ziale Verantwortung in den Nachbarschaften stär-
          den. Ihr Wohnungsbestand zeichnete sich durch ei-      dort nun zwar, abgesehen von einer Bäckerei und         das Gallus aufgrund seiner vorwiegend industriell      ken. Unsere Integrationsleistungen wollen wir mit
          nen hohen Anteil an Klein- und Kleinstwohnungen        einem Schreibwarenladen, nicht mehr kaufen. Da-
          aus, teilweise mit sehr einfacher Ausstattung. 1997    für aber lohnt sich heute ein Schaufensterbummel,
          standen allein in der Friedrich-Ebert-Siedlung rund    die Ladenlokale sind zu neuem Leben erwacht.                Die Fotos links zeigen die Schneid-
          1.000 kleine Wohnungen leer. Inzwischen sind,              Die im Gallus lebenden Menschen fühlen sich          hainer/Idsteiner Straße zu Beginn der
          dank einer fast zwanzigjährigen Kraftanstrengung       mit ihrem Viertel heimisch und identifizieren sich         Sanierung, das Rechte den Zustand
          und dank Investitionen von bislang 100 Millionen       mit ihm. Das Gallus ist ein Ausdruck für das viel-                                     danach.
          Euro, fast alle Gebäude saniert, so manche Woh-        fältige, das multikulturelle Frankfurt. Über vierzig
          nungen familienfreundlich zusammengelegt. Die          Prozent der Gallusbewohnerinnen und -bewohner               Das Gallus gilt heute als multikul-
          Siedlungen wirken wieder anziehend und sie lassen      haben einen ausländischen Pass, das sind rund drei-        tureller Stadtteil, den Familien wie
          erkennen, warum sie in ihrer Entstehungszeit als so    zehn Prozent mehr als im städtischen Durchschnitt.           Kreative für sich entdeckt haben.
          fortschrittlich und attraktiv galten.                  Das Gallus ist ein lebhafter, ein lebenswerter Stadt-

38 | 38
Sie können auch lesen