An der Wiege Europas - Irische Buchkultur des Frühmittelalters
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An der Wiege Europas – Irische Buchkultur des Frühmittelalters Sommerausstellung 2018 Stiftsbibliothek St. Gallen 13. März bis 4. November 2018 DIDAKTISCHE UNTERLAGEN FÜR DEN SELBSTÄNDIGEN AUSSTELLUNGSBESUCH MIT DER KLASSE Klosterhof 6d, 9000 St.Gallen / Schweiz Telefon +41 71 227 34 16, Fax +41 71 227 34 18 www.stiftsbibliothek.ch
1 Liebe Lehrerinnen und Lehrer St. Gallen und Irland, das ist eine alte und besondere Geschichte. Sie berührt, auch wenn sie uns heute nur noch in Form von Puzzlestücken begegnet, in gut einem Dutzend irischer Handschriften und Fragmente aus dem 7. bis 12. Jahrhundert sowie weiteren Spuren von Iren in St. Galler Handschriften. Wer sie betrachtet, steht an der Wiege des mittelalterlichen Europa. Die Manuskripte berichten von einer speziellen Beziehung des Gallusklosters zu Irland. Trotz einzigartiger Vielfalt bleibt die Überlieferung jedoch fragmentarisch. Das reizt zur Interpretation und zur Spekulation über eine faszinierende und weitgehend untergegangene Hochkultur am Rand Westeuropas. Die Handschriften fesseln uns, aber auch die Lücken tun es. Aus Anlass des Europäischen und Schweizer Jahrs des Kulturerbes 2018 präsentiert die Stiftsbibliothek im Sommer 2018 ihren einmaligen Bestand an Handschriften zur irischen Buchkultur des Frühmittelalters. Auch der Stand der Forschung wird aufgezeigt. Die fachliche Diskussion in den letzten Jahrzehnten war rege und hat zusammen mit neuen Entdeckungen die Argumente geschärft, etwa in Bezug auf die irische Herkunft von Gallus, die konkrete irische Präsenz im Kloster St. Gallen oder den Einfluss irischer Gelehrsamkeit auf das geistige Leben auf dem Kontinent. Cornel Dora Stiftsbibliothekar
2 Inhalt 1. Besuch der Stiftsbibliothek: Organisatorisches ................................................................................. 4 1.1. Adresse und Kontaktangaben Stiftsbibliothek St. Gallen .......................................................... 4 1.2. Öffnungszeiten .......................................................................................................................... 4 1.3. Angebote für Schulklassen ........................................................................................................ 4 2. Allgemeine Informationen ................................................................................................................ 6 2.1. Bezüge Lehrplan 21 ................................................................................................................... 6 2.1.1. 2. Zyklus ............................................................................................................................. 6 2.1.2. 3. Zyklus ............................................................................................................................. 7 3. Zur Ausstellung .................................................................................................................................. 8 3.1. Heilige und ihre Geschichten..................................................................................................... 8 3.2. Von den Mühen des Schreibens .............................................................................................. 11 3.3. Löcher in Handschriften und wie man sie flicken kann ........................................................... 12 3.4. Eine Geheimschrift der Iren .................................................................................................... 13 3.5. Die Kunst der Ornamentik ....................................................................................................... 16 3.6. Der Alltag der Mönche ............................................................................................................ 18 4. Aufgaben und Aktivitäten................................................................................................................ 20 4.1. Heilige und ihre Geschichten................................................................................................... 20 4.2. Von den Mühen des Schreibens .............................................................................................. 27 4.3. Löcher in Handschriften und wie man sie flicken kann ........................................................... 27 4.4. Eine Geheimschrift der Iren .................................................................................................... 27 4.5. Die Kunst der Ornamentik ....................................................................................................... 28 4.6. Der Alltag der Mönche ............................................................................................................ 33 5. Lösungen ......................................................................................................................................... 36 5.1. Heilige und ihre Geschichten................................................................................................... 36 5.2. Von den Mühen des Schreibens .............................................................................................. 41 5.3. Löcher in Handschriften und wie man sie flicken kann ........................................................... 41
3 5.4. Eine Geheimschrift der Iren .................................................................................................... 43 5.5. Die Kunst der Ornamentik ....................................................................................................... 44 5.6. Der Alltag der Mönche ............................................................................................................ 45
4 1. Besuch der Stiftsbibliothek: Organisatorisches 1.1. Adresse und Kontaktangaben Stiftsbibliothek St. Gallen Stiftsbibliothek St. Gallen +41 71 227 34 16 (T) Klosterhof 6D +41 71 227 34 18 (F) 9000 St. Gallen Auskunft und Anmeldung Sekretariat Stiftsbibliothek tours@stibi.ch, +41 71 227 34 16 1.2. Öffnungszeiten Montag bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr Über Sonderöffnungszeiten anlässlich Feiertagen, Ausstellungswechseln o. ä. informieren Sie sich bitte unter: www.stibi.ch/museum/öffnungszeiten. Von Montag bis Freitag wird Schulklassen, die eine Führung gebucht haben, schon ab 8.30 Uhr Eintritt in die Stiftsbibliothek gewährt. 1.3. Angebote für Schulklassen Führungen für Schulklassen: Gallus, Handschriften und Pantoffeln – Die Stiftsbibliothek entdecken! 5. bis 9. Klasse; 50 Minuten; CHF 120.00 plus CHF 7.00 pro SchülerIn. Der Eintritt ist für Schülerinnen und Schüler der Kantone AR und SG gratis. Bei einem Besuch der Stiftsbibliothek St. Gallen verschmelzen Wissen um (früh)mittelalterlich Überliefertes, überwältigende Sinneseindrücke barocker Baukunst und unmittelbares Erleben. Ausgangspunkt und Hauptspielort jeder Führung für Schulklassen bildet der einmalig gestaltete Bibliothekssaal. Von den Anfängen mit Gallus und dem Bären über die frühe Blütezeit des Klosters vor dem Jahr 1000 bis hin zur barocken Anlage und der Klosteraufhebung lässt sich hier der Bogen
5 spannen. Weshalb muss man im Bibliothekssaal Pantoffeln tragen? Warum wurde im 9. Jahrhundert ein Klosterplan gezeichnet? Was sucht eine ägyptische Mumie in der Stiftsbibliothek? Die reiche Geschichte der Stiftsbibliothek eröffnet ein breites thematisches Spektrum und lädt zu Fragen und Diskussionen ein. Je nach Schulstufe wird auch Bezug auf die jeweils aktuelle Ausstellung in den Vitrinen genommen. Forschungs-Workshops für Schulklassen: Der St. Galler Erd- und Himmelsglobus 5. bis 9. Klasse; 75 Minuten; CHF 160.00 plus CHF 7.00 pro SchülerIn. Der Eintritt ist für Schülerinnen und Schüler der Kantone AR und SG gratis. Repräsentatives Kunstobjekt und wissenschaftliches Arbeitsinstrument in einem – der St. Galler Erd- und Himmelsglobus der Stiftsbibliothek St. Gallen steht bei den interaktiven Forschungs-Workshops für Schulklassen im Fokus! Von fachkundigen Führerinnen und Führern werden die Schülerinnen und Schüler in Gruppen mit stufengerechten «Forschungsaufträgen» betraut und erarbeiten so selbständig und spielerisch spannendes Wissen zum thematischen Universum rund um den Globus. Das Zeitalter der Entdeckungen und die Kartografie in der Frühen Neuzeit kommen dabei ebenso zur Sprache wie mysteriöse Sternbilder oder fantastische Meeresungeheuer, die verschlungenen Wege des Globus in die Stiftsbibliothek St. Gallen oder die kunstvolle Herstellung der Globus-Replik. Die Arbeitsblätter, welche als Grundlage für die Forschungsaufträge dienen, stehen als Download bereit (http://www.stibi.ch/de-ch/museum/vermittlung/materialien.aspx) und können eingesehen werden. Ebenso können die Anschauungsmaterialien und Forschungs-Tools für einen selbständigen Ausstellungsbesuch mit der Schulklasse reserviert werden. Allgemeine Bemerkungen Buchen Sie Ihre Führung frühzeitig! Wir empfehlen zwei Monate im Voraus. Ihre Buchung bedarf in jedem Fall einer Rückantwort/Bestätigung. Die maximale Gruppengrösse für eine Führung liegt bei 25 Personen. Ist die Klasse grösser, müssen zwei Gruppen gebildet werden.
6 2. Allgemeine Informationen Die vorliegenden Unterlagen für Lehrpersonen enthalten Anregungen, wie ein Besuch der Stiftsbibliothek mit Fokus auf die Sommerausstellung «An der Wiege Europas. Irische Buchkultur des Frühmittelalters» im Unterricht vor- und nachbereitet werden kann. Die vorgeschlagenen Übungen und Aufgaben sollen einen Besuch der Ausstellung zu einem aktivierenden und nachhaltigen Erlebnis mit Ihrer Schulklasse machen und sind für eine Durchführung vor Ort konzipiert. 2.1. Bezüge Lehrplan 21 Bezüge zum Lehrplan lassen sich sowohl im Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» bzw. in den ab dem 3. Zyklus ausdifferenzierten Fachbereichen «Räume, Zeiten, Gesellschaften» und «Sprachen» herstellen. 2.1.1. 2. Zyklus NMG 9.2. Die Schülerinnen und Schüler … e) … können früher und heute vergleichen. Was ist gleich geblieben? Was hat sich geändert? NMG 9.3. Die Schülerinnen und Schüler … c) … können aus Funden und alten Gegenständen (z. B. alte Handschriften) Vorstellungen über das Leben einer früheren Gesellschaft gewinnen (z. B. Mittelalter). e) … können sich aus Sachtexten, Karten, Quellen ein differenziertes Bild einer historischen Epoche erarbeiten. NMG 9.4 Die Schülerinnen und Schüler … c) … können erklären, aufgrund welcher Merkmale sich fiktive Geschichten von realen Geschichten unterscheiden. d) … können die Absichten von Sagen und Mythen erklären. e) … können Kriterien geleitet Sagen und Mythen von geschichtlichen Darstellungen unterscheiden. MI.1.2 Die Schülerinnen und Schüler … c) … können mithilfe von vorgegebenen Medien lernen und Informationen zu einem bestimmten Thema beschaffen (z. B. Buch, Zeitschrift, Lernspiel, Spielgeschichte, Website).
7 e) … können Informationen aus verschiedenen Quellen gezielt beschaffen, auswählen und hinsichtlich Qualität und Nutzen beurteilen. ERG.2.1 Die Schülerinnen und Schüler … a) … können über Sinn und Nutzen gesellschaftlicher und individueller Werte und Normen nachdenken und Normen entsprechend aushandeln. 2.1.2. 3. Zyklus RZG 5.3. Die Schülerinnen und Schüler … d) … können eine Quelle oder eine Darstellung zum Alltag eines Menschen in der Schweiz in einer Bibliothek oder einem Archiv finden, lesen und analysieren (z. B. Alltag im Kloster). RZG 7.1. Die Schülerinnen und Schüler … a) … können nach einem Museumsbesuch einen Ausstellungsgegenstand beschreiben und dazu eine Geschichte erzählen MI.1.1 Die Schülerinnen und Schüler … g) können Funktion und Bedeutung der Medien für Kultur, Wirtschaft und Politik beschreiben und darlegen, wie gut einzelne Medien diese Funktion erfüllen (z. B. Manipulation). ERG 4.1. Die Schülerinnen und Schüler … c) … können die Bedeutung zentraler Gestalten aus den Religionen anhand von Leben und Lehren sowie ihrer Darstellung und Verehrung erläutern. Die Schülerinnen und Schüler können diese aus verschiedenen Perspektiven betrachten (z. B. historisch, ästhetisch, kulturell) d) … können in ausgewählten religiösen Texten Vorstellungen, Auslegungen und Lehren der betreffenden Religionen erschliessen. ERG 4.2. Die Schülerinnen und Schüler … c) … können ausgewählte Gebote und Regeln verschiedener Religionen erläutern und entsprechende Auslegungen, Bräuche und Verhaltensweisen im Alltag erkennen und respektieren (z. B. Ernährung, Kleidung, Ruhezeiten).
8 3. Zur Ausstellung Die irische Buchkunst des Frühmittelalters ist von berückender Schönheit. Sie ist Ausdruck der Blüte einer Mönchskultur, die vom 6. bis 9. Jahrhundert die geistige Entwicklung Europas wesentlich mitprägte. Nirgends kann dies so exemplarisch aufgezeigt werden wie im 612 vom Iren Gallus gegründeten Kloster St. Gallen. In der Stiftsbibliothek ist die schönste Sammlung irischer Handschriften des Frühmittelalters auf dem europäischen Festland erhalten geblieben. Wer sie betrachtet, steht an der Wiege des mittelalterlichen Europa. Die Ausstellung bietet folgende historische Themen an, die mit der Klasse erarbeitet werden können: Heilige und ihre Geschichten, von den Mühen des Schreibens, Löcher in Handschriften und wie man sie flicken kann, eine Geheimschrift der Iren, die Kunst der Ornamentik, der Alltag der Mönche. Die folgenden Unterkapitel dienen zur inhaltlichen Vorbereitung für Lehrpersonen, Aufgaben/Aktivitäten und Lösungen sind in den Kapiteln 4 und 5 zu finden. 3.1. Heilige und ihre Geschichten Irische und St. Galler Heilige Die meisten heute noch bekannten Vertreter der irischen Kultur und Mission im Frühmittelalter sind kirchliche Heilige. Die Könige und Künstler dagegen sind fast vollständig vergessen gegangen. Einige dieser Heiligen wirkten vor allem in Irland, andere begaben sich nach Schottland, und noch andere zogen weiter weg auf das europäische Festland. Eine ganze Reihe dieser Heiligen hat in St. Gallen Spuren hinterlassen. Für die Schaffung von Heiligenkulten bestand im Kloster St. Gallen vom 7. bis 11. Jahrhundert ein besonderes Know-how. Beim Heiligenkult werden die Heiligen verehrt. So zum Beispiel auch die st. gallischen Heiligen Gallus, Otmar und Wiborada. Auch irische Heilige wurden in St. Gallen besonders gerne verehrt, insbesondere Kolumban und Magnus seit dem Frühmittelalter und der fast aus dem Nichts aufsteigende Eusebius im Spätmittelalter. Alle diese Kulte haben ihre eigene Geschichte und sind auf ihre eigene Weise speziell. Einige der uns bekannten Kulte sind historisch glaubwürdiger als andere. Es ist die Aufgabe von Frühmittelalterforschern herauszufinden, wie viel in den Geschichten wahr oder erfunden ist. Das ist aber nicht immer ganz einfach.
9 Patrick, der irische Nationalheilige Die frühesten Lebensgeschichten des heiligen Patrick stammen erst aus dem 7. Jahrhundert. Da sie erst zwei Jahrhunderte nach seinem Tod entstanden und zudem den eigenen Interessen der Kirche von Armagh dienten, darf nicht alles geglaubt werden, was darin über den heiligen Patrick steht. Gesichertes Wissen um den heiligen Patrick stammt vornehmlich aus zwei von ihm selber verfassten Schriften. Trotz fehlender Zeit-, Personen- und Ortsangaben lassen sich daraus folgende Informationen herausschälen: Patrick stammte aus Britannien. Sein Vater Calpurnius war Diakon der christlichen Kirche und römischer Zivilbeamter. Als beinahe Sechzehnjähriger wurde Patrick von irischen Piraten nach Irland entführt, wo er sechs Jahre als Viehhirt in Gefangenschaft verbrachte und im christlichen Glauben Trost suchte. Nach erfolgreicher Flucht begab er sich nach Britannien, erhielt eine geistliche Ausbildung, wurde zum Diakon und dann zum Bischof geweiht. Darauf kehrte er nach Irland zurück, wo er im 5. Jahrhundert seine missionarische und kirchliche, manchmal konfliktreiche Tätigkeit entfaltete. Patrick wurde oft zum Apostel aller Iren erhoben. Auch wurde er vielerorts als alleiniger Bischof Irlands erwähnt, obwohl neben Patrick auch ein Bischof namens Palladius in Irland missionierte. Patrick erhält somit eine herausragende Position und wird als alleiniger Nationalheiliger gehandelt. Entgegen seinen eigenen Schriften soll Patrick sogar seinen Vater dazu bewegt haben, Mönch zu werden. Columba von Iona Columba von Iona gehört zu den bekanntesten irischen Heiligen. Er wurde um 520/522 in eine einflussreiche irische Dynastie geboren. Er erhielt eine christliche Ausbildung und gründete mehrere Klöster in Irland. Mit ca. 43 Jahren verliess er zusammen mit zwölf Gefährten Irland, um in Schottland den christlichen Glauben zu verbreiten. Seine wichtigste Klostergründung in Schottland war Iona (Hy) auf einer der Inseln der Inneren Hebriden. Dort starb Columba 597. Adomnán, der neunte Abt von Iona (679–704), verfasste die Lebensbeschreibung (Vita) von Columba. Die älteste Handschrift davon kam im 8. Jahrhundert auf den Kontinent und wurde um 850/875 in St. Gallen kopiert, wobei der Text gekürzt wurde. Vor allem spezifisch irische Elemente entfielen, etwa Orts- oder Personennamen, so dass der Text für die St. Galler Mönche wichtiger wurde. Die Vita des Columba enthält übrigens die älteste Beschreibung des Ungeheuers von Loch Ness.
10 Auf der letzten Seite der St. Galler Handschrift (Cod. Sang. 555, S. 166) findet man das älteste Porträt des heiligen Columba von Iona. Mit Hilfe moderner Bildbearbeitung konnte die verblasste Federzeichnung besser sichtbar gemacht werden. Gallus und die Anfänge St. Gallens Gemäss den drei überlieferten Lebensbeschreibungen war Gallus ein Ire. Folgende Punkte untermauern diese Annahme: Erstens sein besonderes Verhältnis zu Kolumban, dem irischen Lehrer und Mönchsvater von Gallus, von dem er geprägt worden ist, zweitens der Besuch einer Gruppe von sechs irischen Mönchen im Jahr 629 mit der Bitte, dass Gallus die Nachfolge von Abt Eustasius von Luxeuil übernehmen soll. Und drittens die Ablehnung der Wahl zum Bischof von Konstanz unter Hinweis auf seine ferne Heimat, vermutlich zwischen 630 und 640. Die Ausgrabungen in der südlichen Altstadt von St. Gallen von 2009 bis 2013 zeigten, dass Gallus nicht wie bis anhin angenommen allein in einer kleinen Zelle (einfach ausgestatteter Raum, der den Mönchen ein zurückgezogenes Leben erlaubt) im Wald lebte. Bereits im 7. Jahrhundert wurde der gesamte heutige Klosterbezirk genutzt. Zahlreiche Pfostenlöcher, die in den Grabungen von 1963 bis 1967 in der Kathedrale zum Vorschein kamen, bezeugen eine Siedlung aus Ständerbohlenbauten. Der Gebetsraum (Oratorium) lag im Bereich der heutigen Galluskapelle, wo auch die ersten frommen Bewohner St. Gallens bestattet wurden. Somit war die «Galluszelle» schon in den ersten Jahrzehnten eher eine «Gallussiedlung», in der eine Mönchsgemeinschaft lebte. Das zeigt sich auch anhand der Textstellen, in denen von Bebauung und Urbarmachung die Rede ist, und die sich durch die archäologischen Funde bestätigen lassen. Als Gründungsheiliger stand Gallus von Anfang an im Zentrum dieser Siedlung und des sich bildenden Klosters. Seine Lebensgeschichte verbreitete sich bis ins heutige Süddeutschland. Darin befindet sich auch die berühmte Legende der Begegnung Gallus’ mit dem Bären. Magnus: Bier, Bär und ein langes Leben Auch der heilige Magnus ist ein St. Galler Hausheiliger. Die nach ihm benannte Kirche St. Mangen einige Schritte nördlich des heutigen Marktplatzes war von 898 bis 1528 ein wichtiges Zentrum der Magnus-Verehrung. Hier wurde seine Armreliquie aufbewahrt (Körperteile von Heiligen als irdischer Überrest wurden für die kultische religiöse Verehrung verwendet). Der Tradition nach half diese besonders gegen Engerlinge.
11 Wahrscheinlich entstand die Magnuslegende, als gegen Ende des 9. Jahrhunderts die Armreliquie von Augsburg nach St. Gallen gebracht wurde. Sie besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil gilt Magnus (oder Magnoald) zunächst als Schüler von Kolumban und dann von Gallus. Bereits in Irland soll er zu ihrer Mönchsgruppe gestossen sein. Demnach müsste er um 570 geboren worden sein. Als Schüler von Gallus holt er 615 Kolumbans Abtsstab nach St. Gallen. Später unterrichten sie gemeinsam den späteren St. Galler Abt Otmar. Abt Otmar lebte von ca. 690 bis 759. Gallus lebte laut den Quellen von ca. 550 bis 640. Der zweite Teil enthält die Geschichte, dass Magnus nach dem Tod von Gallus St. Gallen verlässt. Im Allgäu gründet er eine Hüttensiedlung, vertreibt dort die letzten Dämonen und tötet mit Kolumbans Abtsstab einen Drachen. 26 Jahre lang lebt er als Einsiedler, bis er im Alter von 73 Jahren stirbt. Er erhält Besitztümer u. a. vom Frankenkönig Pippin. Dieser starb im Jahr 768. Der Bezug zu Kolumban und Gallus wird auch in mehreren Magnuswundern sichtbar. 3.2. Von den Mühen des Schreibens Das Schreiben war im Mittelalter eine mühsame Arbeit. Davon erzählen einige Randbemerkungen in einer der ausgestellten Handschriften, Cod. Sang. 904 (https://www.e-codices.unifr.ch/de/searchresult/list/one/csg/0904). Diese Handschrift enthält die lateinische Grammatik des spätantiken Autors Priscian von Caesarea, der im frühen 6. Jahrhundert wirkte. Priscians Grammatik war für die Christen in Irland ein wichtiges Hilfsmittel, um die lateinische Sprache zu erlernen. Denn da Irland nie Teil des römischen Reichs gewesen war, stellte Latein dort eine Fremdsprache dar. Gleichzeitig war es aber die Sprache der Kirche – wer die Bibel studieren wollte, musste Latein beherrschen. Die Abschrift in Cod. Sang. 904 entstand um die Mitte des 9. Jahrhunderts in Irland, vielleicht in Bangor oder Nendrum. Sie enthält über 9400 Anmerkungen am Rand oder zwischen den Zeilen, davon knapp zwei Drittel in lateinischer und gut ein Drittel in altirischer Sprache. Diese fast 3500 altirischen Glossen machen die Handschrift besonders bedeutend, denn sie spielten eine zentrale Rolle bei der Erforschung der altirischen Sprache. Besonders spannend sind die altirischen Randbemerkungen, in denen die Schreiber über Mühen des Schreibens sprechen: • «Ein Segen für die Seele des Fergus [Name des Schreibers]. Amen. Mir ist kalt» (S. 114) • «Ach, meine Hand!» (S. 176) • «Das Pergament ist rauh und das Schreiben» (S. 195) • «Diese Seite ist nicht sehr langsam geschrieben» (S. 195)
12 • «Neues Pergament, schlechte Tinte, ich sage nichts mehr» (S. 217) • «Die Tinte ist dünn» (S. 248) Cod. Sang. 904, S. 114, oberer Rand: Die oben übersetzte Glosse lautet auf Altirisch: bendacht. for anm[m]ain ferguso. amen. mar uar dom. Auch wenn das Altirische für uns kaum verständlich ist, so lässt sich doch der Name «ferguso» vielleicht entziffern. Allerdings sind die Buchstaben der irischen Minuskel nicht ganz einfach zu lesen, vor allem das e und das lange s dürften Schwierigkeiten bereiten. 3.3. Löcher in Handschriften und wie man sie flicken kann Die Handschrift mit der Priscian-Grammatik wurde, wie fast alle frühmittelalterlichen Handschriften in Europa (einige wenige Handschriften aus Papyrus ausgenommen), aus Pergament hergestellt. Recht viele Seiten weisen Löcher auf, was zeigt, dass nicht das allerbeste Pergament verwendet wurde. Pergament war ein kostbarer Beschreibstoff. Eine Grammatik war zwar wichtig zum Erlernen der Fremdsprache Latein, aber sie hatte doch nicht dieselbe Bedeutung wie etwa eine Bibelabschrift oder eine Handschrift für den Gottesdienst, die daher meistens auf besserem Pergament geschrieben sind. Löcher im Pergament liessen sich bei der Herstellung kaum vermeiden. Die Tierhaut, aus der das Pergament hergestellt wurde, wurde nach dem Entfernen von Haaren und Unterhaut unter grosser Spannung getrocknet. Dabei konnten selbst kleine Schadstellen (entstanden etwa durch Verletzungen des Tiers oder durch Schnitte beim Abhäuten oder Enthaaren) zu grösseren runden oder ovalen Löchern gezogen werden. Meistens schrieben die mittelalterlichen Schreiber einfach um die Löcher herum. Manchmal aber wurden die Löcher auch sorgfältig geflickt. In der Priscian-Handschrift sind in manche Löcher mit einzelnen schwarzen Pferdehaaren passgenau zugeschnittene Pergamentstücke eingenäht.
13 Cod. Sang. 904, S. 75, obere Hälfte: zwei mit zugeschnittenen Pergamentstücken geflickte Löcher. 3.4. Eine Geheimschrift der Iren Einige der Bemerkungen am Seitenrand in Cod. Sang. 904 sehen geheimnisvoll aus, wie ein Stab mit geraden und schrägen Querstrichen. Sie sind in der sogenannten Ogham-Schrift geschrieben. Cod. Sang. 904, S. 70: Anmerkung in Ogham-Schrift am oberen Seitenrand. Dieses Zeichensystem ist in vorchristlicher Zeit in Irland entstanden. Es erscheint dort und in den westlichen Teilen Englands und Schottlands vom ersten bis sechsten Jahrhundert in Inschriften auf Steinen, von denen heute noch 400 Beispiele bestehen, und später (im Spätmittelalter) auch in Handschriften.
14 Das Alphabet kann mit Hilfe des «Buchs der Oghams» («In Lebor Ogaim») entschlüsselt werden, das in drei Handschriften aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit überliefert ist. Die Zeichen können mit Hilfe der folgenden Tabelle in lateinische Buchstaben übertragen werden: ᚐ ᚑ ᚒ ᚓ ᚔ ᚋ ᚌ ᚍ ᚎ ᚏ ᚆ ᚇ ᚈ ᚉ ᚊ ᚁ ᚂ ᚃ ᚄ ᚅ Ogham Lateinisch a o u e i m g ng z r h d t c q b l v s n Zu beachten ist, dass die Zeichen für a, e, i, o und u im verwendeten Unicode-Zeichensatz fast wie Punkte aussehen, während sie in Cod. Sang. 904 deutlich als senkrechte Striche gezeichnet sind. Die Inschriften auf den Ogham-Steinen nennen in der Regel Personennamen in der Genitivform, drücken also die Idee «Der Stein des …» aus. Es ist ungeklärt, ob die Steine den Landbesitz der genannten Person oder ihr Grabmal ausdrücken. Allerdings gilt Letzteres als wahrscheinlicher. Hier ein Beispiel. Der erwähnte Stammesname Ciarraige lebt bis heute im Namen der Grafschaft Kerry weiter: Ogham Altirisch Deutsch ᚛ᚉᚑᚔᚂᚂᚐᚁᚑᚈᚐᚄᚋᚐᚊᚔᚉᚑᚏᚁᚔ coillabotas maqi corbi (Der Stein) Coílubs, Sohn des Corb, ᚋᚐᚊᚔᚋᚑᚉᚑᚔᚊᚓᚏᚐᚔ maqi mocoi qerai Sohn (Abkömmling des Stammes) der Ciarraige. Während das Ogham auf Steinen meist vertikal geschrieben wurde, finden wir in Handschriften fast immer die horizontale Schreibweise. So auch im St. Galler Priscian, in dem die Ogham- Eintragungen jeweils am unteren oder oberen Rand der Handschrift stehen. Mit Ausnahme der ersten sind alle in altirischer Sprache verfasst. Die drei ersten auf den Seiten 50, 70 und 170 geben vielleicht den Tag an, an dem der Schreiber den Text schreibt, vom Frühling bis zum Weissen Sonntag. Die nächsten vier Eintragungen, auf den Seiten 193, 194, 195 und 196, drücken aus, dass etwas korrekt oder korrigiert ist. Den Abschluss bildet eine wohl sehr persönliche Bemerkung des Schreibers: altirisch «latheirt» bedeutet gemäss dem altirischen Lexikon Bier [Lait] + getötet [ort], also in etwa: «Vom Bier getötet» oder etwas eleganter: «Ich habe einen Kater». Diese Stellen im St. Galler Priscian sind die bei weitem ältesten in einem Buch überlieferten Oghamzeichen.
15 Seite Ogham Altirisch Deutsch 50 ᚛ ᚃᚔᚏᚔᚐᚈᚓᚐᚆᚑᚇᚓᚑᚔᚓ feria cai hodie (lat.) Fest des Caius heute (22.4.) 70 ᚛ᚃᚓᚂᚋᚐᚏᚈᚐᚔᚅ fel martain Fest Martins (11.11.) 170 ᚛ᚋᚔᚅᚉᚆᚐᚄᚉ min chasc kleine Ostern 193 ᚛ᚉᚑᚉᚐᚏᚈ cocart korrekt 194 ᚛ᚉᚑᚉᚐᚏᚈ cocart korrekt 195 ᚛ᚉᚑᚉᚐᚏᚈ cocart korrekt 196 ᚛ᚐᚉᚑᚉᚐᚏᚈᚔᚃᚅᚑ a cocartin so ist korrekt so 204 ᚛ᚂᚐᚈᚆᚓᚔᚏᚈ latheirt vom Bier getötet
16 3.5. Die Kunst der Ornamentik Die irische Buchmalerei vereinigt Elemente der keltischen Kunst, wie etwa Spiralmotive, mit Flechtbandornamenten (in denen wahrscheinlich Einflüsse aus dem Mittelmeerraum aufgenommen und weiterentwickelt wurden) und ursprünglich germanischen Tiermotiven. Typisch ist bei Letzteren, dass die Tiere nicht naturalistisch dargestellt werden, sondern stark stilisiert, und in der Regel in sich selbst oder ineinander verschlungen sind. In irischen Evangeliaren oder Handschriften für den Gottesdienst findet man oftmals ganzseitige Zierseiten mit Ornamenten oder figürlichen Darstellungen, grossen geschmückten Initialen und Schrift in Ziermajuskeln (Grossbuchstaben). Beispiele hierfür sind in der Ausstellung in Vitrine 6 zu sehen (der mittleren Vitrine auf der linken Seite des Saals). Hier eine Doppelseite aus dem Irischen Evangeliar von St. Gallen, Cod. Sang. 51 (geschrieben um 780, wahrscheinlich in Mittelirland): Cod. Sang. 51, S. 208/209: Der Evangelist Johannes und der Beginn des Johannes-Evangeliums
17 Diese Handschrift enthält die Texte der vier Evangelien. Jedes Evangelium beginnt mit einer Doppelzierseite. Auf der linken Seite ist jeweils der Evangelist mit seinem Symbol zu sehen: Matthäus: Engel: https://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0051//2 Markus: Löwe [in dieser Handschrift ist allerdings Markus umgeben von allen vier Symbolen dargestellt] https://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0051//78 Lukas: Stier https://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0051//128 Johannes: Adler https://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0051//208 Auf der rechten Seite beginnt jeweils der Text mit einem fast die ganze Seite ausfüllenden Grossbuchstaben (Initiale). Ausserdem gibt es noch zwei weitere verzierte Doppelseiten. Eine der Seiten nennt man «Teppichseite», weil die ganze Seite mit Ornamenten ausgefüllt ist, so dass sie fast aussieht wie ein Teppich: Cod. Sang. 51, S. 6: «Teppichseite»
18 3.6. Der Alltag der Mönche Kolumban von Luxeuil (um 543–615), der bedeutendste irische Klostergründer des heutigen Europa, schrieb für das Zusammenleben der Mönche seiner Klostergründungen in Luxeuil und seiner Umgebung zwei Regeln: eine «Klosterregel» und eine «Mönchsregel». In der «Klosterregel» stand etwa, dass die Mönche jeden Tag über ihre Sünden nachdenken und beichten mussten. Leute, die nichts mit dem Mönchsleben zu tun hatten, mussten auch mehrmals während ihres Lebens beichten, jedoch nicht täglich. Zudem waren die Strafen weniger hart als für die Mönche. Vor dem 6. /7. Jahrhundert durfte man nur einmal im Leben beichten. Die meisten Menschen machten das gegen Ende des Lebens. In Irland wurde dann eingeführt, die Beichte auch mehrmals zu wiederholen. Kolumbans «Mönchsregel» (Regula monachorum) ist eine strenge Regel, die es als Mönch im Alltag zu befolgen galt. Sie behandelt zentrale Konzepte des Mönchslebens: Gehorsam, Schweigen, Essen und Trinken, Beherrschung von Habsucht und Eitelkeit, Keuschheit, Liturgie, Unterscheidungsgabe, «Abtötung» (des eigenen Willens) und Vollkommenheit des Mönchs. Kolumban mahnt aber gleichzeitig, wie wichtig es ist, sich selbst im Guten vor Übertreibung zu hüten: «Wenn aber die Abtötung das Mass überschreitet, wird sie ein Laster, nicht eine Tugend […].» Cod. Sang. 1191, S. 289: Beginn der Mönchsregel Kolumbans
19 Die kleinformatige Handschrift in der Ausstellung (Cod. Sang. 1191, s. Abbildung oben) ist ein sehr später Textzeuge der Regula monachorum. Sie wurde vom St. Galler Mönch Bernhard Hartmann (1581–1665) im Jahr 1596 oder 1598 geschrieben. Sie enthält diverse Texte über die klösterliche Disziplin in deutscher und lateinischer Sprache sowie deutsche und lateinische Gebete. Die Mönchsregel von Kolumban scheint also im späten 16. Jahrhundert Lehrstoff in der Ausbildung der St. Galler Novizen (angehende Mönche) gewesen zu sein. Die beiden Regeln Kolumbans wurde von St. Galler Mönchen noch im späten 16. bis frühen 17. Jahrhundert mehrmals kopiert. Diese späten Abschriften zeigen, dass die Mönche des Gallusklosters an ihren geistigen Wurzeln interessiert waren. «Über die zwölf Hauptübel der Welt» Der Text über die «Zwölf Hauptübel der Welt» entstand um 650 in Irland. Der Verfasser ist unbekannt.
20 4. Aufgaben und Aktivitäten 4.1. Heilige und ihre Geschichten Patrick, der irische Nationalheilige Die frühesten Lebensgeschichten des heiligen Patrick stammen erst aus dem 7. Jahrhundert. Da sie erst zwei Jahrhunderte nach seinem Tod entstanden und zudem den eigenen Interessen der Kirche von Armagh dienten, darf nicht alles geglaubt werden, was darin über den heiligen Patrick steht. Patrick stammte aus Britannien. Sein Vater Calpurnius war Diakon (das ist ein Amt, bevor man zum Priester wird) in der christlichen Kirche. Als Patrick beinahe sechzehn Jahre alte war, wurde er von irischen Piraten nach Irland entführt, wo er sechs Jahre als Viehhirt in Gefangenschaft verbrachte und im christlichen Glauben Trost suchte. Nach erfolgreicher Flucht begab er sich nach Britannien, erhielt eine geistliche Ausbildung, wurde zum Diakon und dann zum Bischof geweiht. Darauf kehrte er nach Irland zurück. Dort brachte er im 5. Jahrhundert den Menschen den christlichen Glauben näher. Patrick wurde vielerorts als einziger Bischof Irlands erwähnt, obwohl neben Patrick auch ein weiterer Bischof namens Palladius in Irland den christlichen Glauben verbreitete. Patrick wird somit als alleiniger Nationalheiliger betrachtet. Fragen/Aktivitäten: Überleg dir, wie du an Informationen über eine Person kommst, die dich interessiert. Welche Medien nutzt du hierzu? Patrick wird in vielen Schriften als zu seiner Zeit einziger Bischof Irlands betrachtet, was aber offenbar nicht stimmt. Was bedeutet es nun für dich, wenn du weisst, dass bereits in alten Handschriften nicht alle Informationen ganz der Wahrheit entsprachen? Wie könnte man es sich erklären, dass manche Informationen in alten und auch modernen Medien nicht genau so wiedergegeben wurden, wie sie sich zugetragen haben? Findest du es schwieriger bei der Erzählung einer Person oder einem schriftlichen Dokument festzustellen, ob die Informationen wahr sind oder nicht? Wie wurden Informationen im Mittelalter weiterverbreitet? Such dazu Hinweise im Internet. Verfasse eine glaubwürdige oder unglaubwürdige Meldung über dich selbst, lies sie deinen Mitschülerinnen und -schülern vor. Dann lass sie raten, ob die Information stimmt oder nicht. Im Internet findet man viele Bilder. Sind wirklich alle real? Schau dir folgende Fotos an und entscheide, ob sie die Wahrheit zeigen oder womöglich bearbeitet worden sind.
21 Bild 1 – Orchideen mit Blüten, die Affen ähneln Bild 2 – Fund eines Skeletts einer Meerjungfrau in der Nähe des Schwarzen Meers
22 Bild 3 – Seltener schwarzer Löwe Bild 4 –Zwillinge Fragen/Aktivitäten: Über welches Bild bist du am meisten erstaunt? Was kannst du aus dieser Aktivität für deine persönliche Mediennutzung lernen?
23 Columba von Iona Adomnán, der neunte Abt von Iona (679–704), verfasste die Lebensbeschreibung (Vita) von Columba. Die älteste Handschrift davon kam im 8. Jahrhundert auf den europäischen Kontinent und wurde um 850/875 in St. Gallen kopiert, wobei der Text gekürzt wurde. Vor allem spezifisch irische Elemente entfielen, etwa Orts- oder Personennamen, so dass der Text für die St. Galler Mönche wichtiger wurde. Die Vita des Columba enthält übrigens die älteste Beschreibung des Ungeheuers von Loch Ness. Auf der letzten Seite der St. Galler Handschrift (Cod. Sang. 555, S. 166) findet man das älteste Porträt des heiligen Columba von Iona. Mit Hilfe moderner Bildbearbeitung konnte die verblasste Federzeichnung besser sichtbar gemacht werden.
24 Fragen/Aktivitäten: Handelt es sich bei der gezeichneten Person wirklich um Columba? Warum? Schau dir die Zeichnung genau an: Was siehst du? Gallus und die Anfänge St. Gallens Als Gründungsheiliger stand Gallus von Anfang an im Zentrum der kleinen Siedlung und des sich bildenden Klosters. Seine Lebensgeschichte verbreitete sich bis ins heutige Süddeutschland. Darin befindet sich auch die berühmte Legende der Begegnung Gallus’ mit dem Bären. Fragen/Aktivitäten: Was ist eine Legende? Lies die Legende von Gallus und dem Bären aufmerksam durch: «Gallus hatte sich nach seiner Trennung von Kolumban im Jahr 612, vom ortskundigen Diakon Hiltibod begleitet, von Arbon aus in die Einsamkeit des Steinachtals begeben. Nach dem gemeinsamen Nachtmahl legte sich Hiltibod zur Ruhe, während Gallus vor dem Kreuz, das er aus Haselruten geformt und woran er sein Reliquientäschchen gehängt hatte, betete. Von den Essensresten angelockt, kam ein Bär vom Berg herunter. Gallus gebot ihm im Namen des Herrn, Holz zu bringen. Der Bär gehorchte dem Heiligen, schleppte einen Holzklotz herbei und legte ihn ins Feuer. Zum Lohn dafür reichte ihm der Gottesmann Brot, gebot ihm aber, aus diesem Tal zu weichen und fortan in den Bergen und Höhen zu wohnen.» Was hast du verstanden? Besprecht zu zweit eure Eindrücke der Legende. Was erscheint dir an der Geschichte merkwürdig? Was könnte sich wirklich so ereignet haben? Kennst du eine Legende? Erzähl sie einem Mitschüler / einer Mitschülerin. Was möchte die Geschichte über die Person Gallus aussagen? Gallus war ein Heiliger und hat viele Spuren hinterlassen. Er war ein Vorbild für viele Menschen zur damaligen Zeit. Warum war Gallus wohl ein Vorbild für seine Zeitgenossen? Überleg dir, ob du auch ein Vorbild hast und beantworte folgende Fragen: Wer ist dein Vorbild? Warum? Das Wort Vorbild bedeutet, dass sich eine Person in den Augen des Betrachters «vorbildlich» verhält. Welche Verhaltensweisen findest du vorbildlich? Warum?
25 Durch die Medien heute erfährt man viel mehr über berühmte Personen als früher. Auch sie können als Vorbilder gelten. Was ist, wenn sich diese Prominenten nicht «vorbildlich» verhalten? Was denkst du darüber? Magnus: Bier, Bär und ein langes Leben Fragen/Aktivitäten: Lies den folgenden Text über den heiligen Magnus aufmerksam durch: Auch der heilige Magnus ist ein St. Galler Hausheiliger. Die nach ihm benannte Kirche St. Mangen einige Schritte nördlich des heutigen Marktplatzes war von 898 bis 1528 ein wichtiges Zentrum der Magnus-Verehrung. Hier wurde seine Armreliquie aufbewahrt (Körperteile von Heiligen als irdischer Überrest wurden für die kultische religiöse Verehrung verwendet). Der Tradition nach half diese besonders gegen Engerlinge. Wahrscheinlich entstand die Magnuslegende, als gegen Ende des 9. Jahrhunderts die Armreliquie von Augsburg nach St. Gallen gebracht wurde. Sie besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil gilt Magnus (oder Magnoald) zunächst als Schüler von Kolumban und dann von Gallus. Bereits in Irland soll er zu ihrer Mönchsgruppe gestossen sein. Demnach müsste er um 570 geboren worden sein. Als Schüler von Gallus holt er 615 Kolumbans Abtsstab nach St. Gallen. Später unterrichten sie gemeinsam den späteren St. Galler Abt Otmar. Abt Otmar lebte von ca. 690 bis 759. Gallus lebte laut den Quellen von ca. 550 bis 640. Der zweite Teil enthält die Geschichte, dass Magnus nach dem Tod von Gallus St. Gallen verlässt. Im Allgäu gründet er eine Hüttensiedlung, vertreibt dort die letzten Dämonen und tötet mit Kolumbans Abtsstab einen Drachen. 26 Jahre lang lebt er als Einsiedler, bis er im Alter von 73 Jahren stirbt. Er erhält Besitztümer u. a. vom Frankenkönig Pippin. Dieser starb im Jahr 768. Findest du heraus, warum diese zweiteilige Geschichte über Magnus nicht wahr sein kann?
26 Das Bierwunder von Magnus
27 Fragen/Aktivitäten: Was ist ein Wunder? Welches Wunder könnte im Bild oben wohl geschehen sein? Überleg dir ein Wunder zum Bild und erzähl es dann einer Mitschülerin / einem Mitschüler. Hast du schon mal ein Wunder erlebt? Wo benützt du überall das Wort Wunder? Und verwendest du es dem eigentlichen Sinn entsprechend? 4.2. Von den Mühen des Schreibens Fragen/Aktivitäten: Einige Schreiber haben persönliche Bemerkungen an den Rand der Handschrift mit Priscians Grammatik geschrieben (z. B. «Mir ist kalt», «Ach, meine Hand!», «Das Pergament ist rauh und das Schreiben», «Neues Pergament, schlechte Tinte, ich sage nichts mehr» oder «Die Tinte ist dünn»). Warum haben sie sich wohl gerade über diese Dinge beklagt? Stell dir vor, du hättest gerade einen ganz langen Aufsatz geschrieben und du könntest am Rand aufschreiben, wie du dich gerade fühlst. Was würdest du schreiben? Mittelalterliche Schreiber haben die Schreibfeder nur mit drei Fingern (Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger) gehalten und die Hand beim Schreiben nicht aufgestützt. Versuch einmal, einige Zeilen so zu schreiben. Was fällt dir auf? 4.3. Löcher in Handschriften und wie man sie flicken kann Auf welchen Materialien hat man im Mittelalter geschrieben? Warum haben mittelalterliche Handschriften oft Löcher in den Seiten? Warum hat man die Pergamentstücke mit Löchern nicht einfach weggeworfen? (beim Besuch in der Stiftsbibliothek) Findest du in einer oder mehreren Handschriften der Ausstellung Seiten mit Löchern? Grosse oder kleine? Haben die Schreiber einfach um die Löcher herum geschrieben oder haben sie versucht, sie zu flicken? 4.4. Eine Geheimschrift der Iren In der Handschrift mit der Priscian-Grammatik (Cod. Sang. 904) findet man auf manchen Seitenrändern geheimnisvolle Eintragungen, die wie ein Stab mit geraden und schrägen Querstrichen aussehen. Sie sind in der sogenannten Ogham-Schrift geschrieben.
28 Dieses Zeichensystem ist in vorchristlicher Zeit in Irland entstanden. Es erscheint in Irland und in den westlichen Teilen Englands und Schottlands vor allem in Inschriften auf Steinen. Die Zeichen lassen sich mit Hilfe der folgenden Tabelle in unsere Schrift übertragen: Ogham ᚐ ᚑ ᚒ ᚓ ᚔ ᚋ ᚌ ᚍ ᚎ ᚏ ᚆ ᚇ ᚈ ᚉ ᚊ ᚁ ᚂ ᚃ ᚄ ᚅ Lateinisch a o u e i m g ng z r h d t c q b l v s n Beispiel für ein Wort in Ogham-Schrift: ᚔᚏᚂᚐᚅᚇ (Irland) Fragen/Aktivitäten: Fertige eine alphabetisch geordnete Liste der Ogham-Zeichen an. Überlege dir, durch welche Buchstaben du die Buchstaben ersetzen könntest, die in der Ogham-Schrift nicht vorkommen (zum Beispiel das f). Schreibe deinen Namen in Ogham-Schrift. Variante: Alle schreiben ihre Namen in Ogham-Schrift auf kleine Zettel, die Zettel werden gemischt und dann wieder verteilt. Versuche, den Namen, den du gezogen hast, zu entziffern. Hinweis: Ziehe zuerst eine waagerechte Linie und schreibe dann die einzelnen Zeichen oberhalb und unterhalb der Linie. Lass nach jedem Zeichen ein wenig Platz, damit klar ist, wo ein Zeichen endet und das nächste anfängt. Die Zeichen für a, e, i, o und u sehen in der Tabelle fast wie Punkte aus. Sie lassen sich besser lesen, wenn du sie als kleine Striche zeichnest, die die waagerechte Linie kreuzen. (beim Besuch in der Stiftsbibliothek) Kannst du auf der aufgeschlagenen Seite in Cod. Sang. 904 eine Eintragung in Ogham-Schrift entdecken? Kannst du sie entziffern? 4.5. Die Kunst der Ornamentik Typische Elemente der irischen Buchmalerei sind mit Spiralen gefüllte Kreise, kunstvoll geflochtene Bänder und Tiere, die miteinander oder in sich selbst verschlungen sind. Fragen/Aktivitäten: Betrachte die folgende «Teppichseite» aus dem irischen Evangeliar (Cod. Sang. 51).
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30 Welche Elemente der irischen Buchmalerei (Spiralmotive, Tiere, Flechtband) kannst du wo auf der Teppichseite entdecken? Wie viele Tiere sind auf der Teppichseite insgesamt versteckt? Was für Tiere könnten dargestellt sein? (beim Besuch in der Stiftsbibliothek) Suche Tiere oder Tierköpfe in den ausgestellten Handschriften. Irisches Flechtband kann aus einem Band bestehen, das mit sich selbst verflochten ist, oder aus mehreren Bändern, die ineinander gewoben sind. Auf den ersten Blick ist das gar nicht so einfach zu erkennen. Zeichne die markierten Flechtbänder auf der folgenden Seite nach und finde so heraus, aus wie vielen Bändern das Geflecht jeweils besteht. Am besten verwendest du dabei verschiedenfarbige Stifte. Du kannst auch die vergrösserten Ausschnitte benutzen, das macht es einfacher.
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33 4.6. Der Alltag der Mönche Kolumban von Luxeuil (um 543–615) schrieb für die Mönche seiner Klostergründungen u. a. eine Mönchsregel.1 Es ist eine strenge Regel, die es als Mönch im Alltag zu befolgen galt. Sie behandelt zentrale Inhalte des Mönchslebens: Gehorsam, Schweigen, Essen und Trinken, Beherrschung von Habsucht und Eitelkeit, Keuschheit, Liturgie, Unterscheidungsgabe, «Abtötung» (des eigenen Willens) und Vollkommenheit des Mönchs. Kolumbans Mönchsregel Fragen/Aktivitäten: In der Mönchsregel von Kolumban werden in zehn Kapiteln die Grundlagen des Lebens im Kloster niedergeschrieben. Dazu kommen auch konkrete Anweisungen. Lies folgende Regel zum Essen und Trinken durch: Regel Nr. 3: Von Speise und Trank «Die Speise sei schlicht und werde abends eingenommen, indem Übersättigung vermieden wird und beim Trank Trunkenheit, sodass beides das Leben erhält und nicht schädigt: Kohl, Bohnen, Mehl mit Wasser vermischt, zusammen mit einem kleinen Laib Brot, damit der Magen nicht belastet und der Verstand nicht verwirrt wird. Denn in der Tat: jene, die ewigen Lohn verlangen, müssen allein auf Nützlichkeit und Notwendigkeit bedacht sein. Wie man bei der Arbeit Mass halten muss, so auch daher beim Einsatz des Lebens. Denn das ist wahre Diskretion, die Möglichkeit geistigen Fortschritts durch die Abtötung des Fleisches zu erhalten. Wenn aber die Abtötung das Mass überschreitet, wird sie ein Laster, nicht eine Tugend; denn die Tugend unterhält und enthält viel Gutes. Deshalb muss man täglich fasten, wie man sich auch täglich erquicken muss. Und während man täglich essen muss, ist dem Leib geringer und spärlicher zu willfahren, denn man muss deshalb täglich essen, weil man täglich Fortschritte machen, täglich beten, täglich arbeiten und täglich lesen muss.» Was verstehst du? Warum hatten die Mönche wohl Regeln zur Nahrungsaufnahme? Könnte diese Regel noch heute für unser Leben Bedeutung haben? Warum ja, warum nein? Was wäre, wenn es in unserer Gesellschaft keine Regeln gäbe? Fändest du das gut oder schlecht und warum? 1 Auf der Mauer, Ivo (Hrsg.): Columban von Luxeuil. Mönchsregeln, St. Ottilien 2007.
34 «Über die zwölf Hauptübel der Welt» Der Text über die «Zwölf Hauptübel der Welt» entstand um 650 in Irland. Der Verfasser ist unbekannt. In zwölf Kapiteln werden die Hauptübel der Welt vorgestellt: 1. ein Weiser ohne gute Werke 2. ein Greis ohne Religion 3. ein junger Mann ohne Gehorsam 4. ein Reicher ohne Freigebigkeit 5. eine Frau ohne Sittsamkeit 6. ein Herr ohne moralische Stärke 7. ein ehrgeiziger Christ 8. ein hochmütiger Armer 9. ein ungerechter König 10. ein nachlässiger Bischof 11. ein Volk ohne Ordnung 12. ein Volk ohne Gesetz
35 Fragen/Aktivitäten: Lies die 12 «Hauptübel» durch. Welche Punkte könnten noch heute für uns Gültigkeit haben? Welche nicht und warum? Wähle einen Punkt aus und überlege dir, warum dieser wohl zu dem Zeitpunkt, als der Text entstanden ist, für die damalige Gesellschaft wichtig war? Besonders häufig wurde das neunte Kapitel über den ungerechten König in andere Texte von damals aufgenommen. Warum war dieses Kapitel für die Menschen des Frühmittelalters wohl besonders wichtig?
36 5. Lösungen Die Lösungen zu den Fragen sind jeweils in kursiver Schrift ersichtlich. Zudem sind teilweise weiterführende Inputs für Lehrpersonen aufgeführt, mit welchen die Antworten noch ergänzt werden können. 5.1. Heilige und ihre Geschichten Patrick, der irische Nationalheilige Fragen/Aktivitäten: Überleg dir, wie du an Informationen über eine Person kommst, die dich interessiert. Welche Medien nutzt du hierzu? Patrick wird in vielen Schriften als zu seiner Zeit einziger Bischof Irlands betrachtet, was aber offenbar nicht stimmt. Was bedeutet es nun für dich, wenn du weisst, dass bereits in alten Handschriften nicht alle Informationen ganz der Wahrheit entsprachen? Wie könnte man es sich erklären, dass manche Informationen in alten und auch modernen Medien nicht genau so wiedergegeben wurden, wie sie sich zugetragen haben? Die mündliche Verbreitung von Informationen ist sehr individuell und unvollständig. Je mehr Personen etwas weitererzählen, desto stärker wird die Geschichte verändert, durch die eigene Wahrnehmung, Absichten, Wortwahl, Auslassungen, Ausschmückungen, Gedächtnisleistungen. Die eigenen Interessen und Absichten eines jeden stehen im Vordergrund. Daher kann es sein, dass vielleicht auch einzelne Informationen weggelassen oder hinzugefügt werden. Im Fall von Patrick ist es wohl so, dass man ihn als einzige Persönlichkeit im grossen Stil verehren und in den Kreis der Heiligen erheben wollte und daher die Informationen zu Palladius wegliess. So erscheint Patrick als eine noch beeindruckendere Person. Man kann sich somit als gläubige Person an nur einer Persönlichkeit orientieren, was einem z. B. bei der Suche nach der eigenen Identität Unterstützung bieten kann. Findest du es schwieriger bei der Erzählung einer Person oder einem schriftlichen Dokument festzustellen, ob die Informationen wahr sind oder nicht? Wie wurden Informationen im Mittelalter weiterverbreitet? Such dazu Hinweise im Internet. Verfasse eine glaubwürdige oder unglaubwürdige Meldung über dich selbst, lies sie deinen Mitschülerinnen und -schülerinnen vor. Dann lass sie raten, ob die Information stimmt oder nicht. Im Internet findet man viele Bilder. Sind wirklich alle real? Schau dir folgende Fotos an und entscheide, ob sie die Wahrheit zeigen oder womöglich bearbeitet worden sind.
37 Bild 1 – Orchideen mit Blüten, die Affen ähneln Reales Bild: Die Blume heisst Dracula gigas (grosser Drachen). Bild 2 – Fund eines Skeletts einer Meerjungfrau in der Nähe des Schwarzen Meers Manipuliertes Bild: Meerjungfrauen sind Kreaturen aus Legenden und der Mythologie und sind nicht real. Bild 3 – Seltener schwarzer Löwe Manipuliertes Bild: Das Bild eines weissen Löwens, den es wirklich gibt, wurde via Bildmanipulation verändert. Bild 4 –Zwillinge Reales Bild: Die beiden Kleinkinder sind Zwillinge und wurden im April 2005 geboren. Die Eltern stammen beide auch von Eltern mit unterschiedlichen Wurzeln ab. Fragen/Aktivitäten: Über welches Bild bist du am meisten erstaunt? Was kannst du aus dieser Aktivität für deine persönliche Mediennutzung lernen? Zur vertieften Thematisierung des Umgangs mit Medien im Schulunterricht sind folgende Seiten zu empfehlen: https://www.saferinternet.at/fileadmin/files/Materialien_2014/Wahr_oder_falsch_im_Internet.pdf https://www.br.de/sogehtmedien/stimmt-das/luegen-erkennen/un-wahrheiten-luegen-erkennen124.html
38 Columba von Iona Fragen/Aktivitäten: Handelt es sich bei der gezeichneten Person wirklich um Columba? Warum? Der Name S. COLUMBA in Majuskelschrift (Grossbuchstaben) identifiziert die abgebildete Person. Schau dir die Zeichnung genau an: Was siehst du? Columba ist in betender Haltung dargestellt. Heutzutage legt man die Hände zum Beten allerdings meist ineinander. Er steht auf einem stilisierten Berg. Rechts befindet sich ein Altar, auf dem ein hausförmiger Schrein für Reliquien, ein Kreuz und ein weiterer Schrein oder ein Buchbeutel stehen. Gallus und die Anfänge St. Gallens Fragen/Aktivitäten: Was ist eine Legende? Etwas, was erzählt, angenommen, behauptet wird, aber nicht den Tatsachen entspricht. Lies die Legende von Gallus und dem Bären aufmerksam durch: «Gallus hatte sich nach seiner Trennung von Kolumban im Jahr 612, vom ortskundigen Diakon Hiltibod begleitet, von Arbon aus in die Einsamkeit des Steinachtals begeben. Nach dem gemeinsamen Nachtmahl legte sich Hiltibod zur Ruhe, während Gallus vor dem Kreuz, das er aus Haselruten geformt und woran er sein Reliquientäschchen gehängt hatte, betete. Von den Essensresten angelockt, kam ein Bär vom Berg herunter. Gallus gebot ihm im Namen des Herrn, Holz zu bringen. Der Bär gehorchte dem Heiligen, schleppte einen Holzklotz herbei und legte ihn ins Feuer. Zum Lohn dafür reichte ihm der Gottesmann Brot, gebot ihm aber, aus diesem Tal zu weichen und fortan in den Bergen und Höhen zu wohnen.» Was hast du verstanden? Besprecht zu zweit eure Eindrücke der Legende. Was erscheint dir an der Geschichte merkwürdig? Was könnte sich wirklich so ereignet haben? Kennst du eine Legende? Erzähl sie einem Mitschüler/einer Mitschülerin. Was möchte die Geschichte über die Person Gallus aussagen? Gallus war eine besondere Person, von der sogar Tiere in ihren Bann gezogen wurden. Er erscheint als eine übermenschliche Person, die eine besondere Verbindung zu Gott hat. Input Lehrperson: Die älteste Darstellung der Legende von Gallus und dem Bären (etwa 895) ist auf dem Rückendeckel eines der wichtigsten Bücher der Stiftsbibliothek St. Gallen zu sehen (https://www.e- codices.unifr.ch/de/csg/0053/bindingC). Dieses Buch heisst Evangelium Longum und enthält Lesungen
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