Das Erleben des Symptoms Atemnot von Patienten mit COPD
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Das Erleben des Symptoms Atemnot von Patienten mit COPD Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science in Nursing (BScN) im Rahmen des Bachelor-Studiums Pflegewissenschaft vorgelegt von: Paulina Berkmann betreut von: Helmut Täubl, MScN an der UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften Medizinische Informatik und Technik Hall in Tirol, im Dezember 2017
Betreuungsbestätigung Ich befürworte die Abgabe der vorliegenden Abschlussarbeit, welche von mir betreut und ingesamt positiv bewertet wurde. ................................................................... Datum und Unterschrift des Betreuers Annahme durch das Studienmanagement am: ................................................................ von: ................................................................
Vorwort An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich besonders in der arbeitsintensiven Zeit während der Erstellung dieser Bachelorarbeit unterstützt und motiviert haben. Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn MScN Helmut Täubl für die hervorragende Betreuung meiner Bachelorarbeit, welche er mit viel Engagement und fachlicher Kompetenz vorgenommen hat. Ein weiterer Dank gilt auch der Stationsleitung, DGKS Monika Bauer und dem gesamten Team der Pneumologie II im LKH Natters für die hilfreichen und ideenbringenden Eindrücke im universitären Praktikum. Vielen Dank!
Abstract Hintergrund: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) wird von der WHO im Jahr 2030 als die dritthäufigste Todesursache weltweit prognostiziert. Die Erkrankten sind von einer hohen Prävalenz an physischen und psychischen Symptomen betroffen. In der Literatur wird die Atemnot als das herausragendste und beschwerlichste Symptom bei COPD beschrieben. Ziel: Das Ziel dieser Arbeit ist, einen Einblick in das Erleben der Atemnot bei COPD Erkrankten zu gewinnen und die Auswirkungen auf sie selbst und ihr Umfeld zu erheben. Methodik: In dieser Literaturübersichtsarbeit wurde eine systematische Literaturrecherche in verschiedenen Datenbanken durchgeführt. Es konnten anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien zehn relevante Studien identifiziert und in die Arbeit inkludiert werden. Ergebnisse: Die Atemnot manifestiert sich nicht nur als häufige, plötzliche und unkontrollierbare physische Krise, sondern auch als emotionale Last. Die Atemlosigkeit führt zu Einschränkungen bei alltäglichen Tätigkeiten und schränkt die Betroffenen in ihrer Freizeit ein. Auch die sozialen Interaktionen werden negativ beeinflusst und es wird oft eine soziale Isolation erlebt. Der Kontakt mit dem Gesundheitspersonal wird von den Patienten als notwendig gesehen, jedoch werden Mängel in der Versorgung der Betroffenen identifiziert. Die Erkrankten entwickeln Strategien, um die Atemnot und ihre Einschränkungen zu bewältigen. Diskussion: Die fehlenden Unterstützungsangebote bei emotionalen und sozialen Folgen der Atemnot und die Defizite in der Kommunikation werden in den vergleichbaren Studien hervorgehoben. Die positive Bewältigung des negativen Erlebens der Atemnot erfolgt durch ein individuelles Selbstmanagement, welches durch Unterstützung des Gesundheitspersonals gefördert werden kann. Schlüsselwörter: COPD, Atemnot, Erleben
Abstract Background: The World Health Organization (WHO) predicts chronic obstructive pulmonary disease (COPD) to be the third most common cause of death worldwide by the year 2030. The patients are affected by many prevalent physical and psycho- logical symptoms. In literature, dyspnea is the most prominent and most trouble- some symptom experienced by people with COPD. Aim: The aim of this qualitative study is to gain further insights how COPD patients experience dyspnea and the limitations on their daily living. Method: This research has been performed as systematic literature review of rele- vant studies from 2007 to 2017 by searching in various databases. With defined inclusion and exclusion criteria, ten relevant studies have been identified and were included into this paper. Results: Based on the results of the chosen studies, four thematic areas were iden- tified. The shortness of breath manifests not only as a common, sudden and uncon- trollable physical crisis, but also as an emotional burden. Dyspnea leads to physical limitations in daily life and restricts patients in their leisure time. Social interactions are being negatively affected leading to potential social isolation. Thus, contact with health professionals is regarded to be crucial for patients. However, deficiencies in health services and in communication with patients are being identified. Further- more, the results reveal coping strategies of patients to combat the limitations of their disease. Discussion: The lack of support with emotional and social consequences of dysp- nea and the deficits in communication are being highlighted in this study. Positive coping strategies such as an individual self-management help to overcome negative experiences of COPD and can be supported by health professionals. Key words: COPD, experience, dyspnea, shortness of breath
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .......................................................................................................... 1 1.1 Problemdarstellung ........................................................................................ 2 1.2 Ziel der Arbeit................................................................................................. 3 1.3 Aufbau der Arbeit ........................................................................................... 3 2 Methodik ........................................................................................................... 4 2.1 Forschungsfrage ............................................................................................ 4 2.2 Literaturrecherche .......................................................................................... 4 3 Ergebnisse ........................................................................................................ 9 3.1 Tabellarische Darstellung der Ergebnisse ..................................................... 9 3.2 Synthese der Ergebnisse ............................................................................. 15 3.2.1 Die Natur der Atemnot ......................................................................... 15 3.2.2 Freizeit und soziale Interaktionen ........................................................ 17 3.2.3 Kontakt mit dem Gesundheitspersonal ................................................ 20 3.2.4 Die Bewältigungsstrategien ................................................................. 22 3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................. 24 4 Diskussion mit Limitationen ......................................................................... 26 5 Schlussfolgerungen ....................................................................................... 29 5.1 Relevanz für die Pflegepraxis ...................................................................... 29 5.2 Relevanz für die Pflegeforschung ................................................................ 30 6 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 31 Anhang .................................................................................................................... Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung und zur besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit die männliche Sprachform verwendet. Die Autorin weist an dieser Stelle daraufhin, dass dies als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll (Anmerkung der Autorin, 2017).
1 Einleitung Nach Schätzungen der WHO leiden weltweit ca. 64 Millionen Menschen an COPD (WHO, 2016). In Österreich sind 10,6% der über 40-jährigen Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen (Schirnhofer et al., 2007). COPD (engl.: chronic obstructive pulmonary disease) steht als Sammelbegriff für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, welche zu einer Verschlechterung des Atemflusses führt. Die Erkrankung kennzeichnet sich durch chronischen Husten, Auswurf und Atemnot (GOLD, 2017). Die Beeinträchtigung der normalen Atmung ist fortschreitend und nicht vollkommen reversibel (WHO, 2017). Einer der häufigsten Ursachen von COPD ist Tabakrauch (Bundesministerium für Gesundheit, 2013). In Österreich rauchen 1,8 Millionen täglich, somit erhöht sich bei jeder vierten Person ab 15 Jahren das Risiko, an COPD zu erkranken (Statistik Austria, 2014). Bei Nichtrauchern verursacht das Zusammenspiel zwischen genetischer Disposition, Luftschadstoffbelastung und der Sensibilität der Lunge die Erkrankung (GOLD, 2017). Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist von einer hohen Morbidität und Mortalität geprägt (GOLD, 2017). Im Jahr 2015 starben drei Millionen Menschen weltweit an der fortschreitenden Lungenerkrankung, das sind 6% aller Verstorbenen. In Österreich wird COPD im Berichtsjahr 2010 für 2,7% aller Verstorbenen als Todesursache angegeben (Bundesministerium für Gesundheit, 2013). Die Anzahl der an COPD Erkrankten wird in den nächsten Jahren aufgrund der fortsetzenden Belastung durch Risikofaktoren und der alternden Bevölkerung ansteigen (GOLD, 2017). Hochrechnungen der WHO prognostizieren die COPD im Jahr 2030 als dritt-häufigste Todesursache weltweit (WHO, 2017). Untersuchungsergebnisse der LEAD-Studie haben ergeben, dass bereits 3,5% der bis 25-jährigen Österreicher kein normales Lungenwachstum aufweisen (Institut für COPD und Pneumologische Epidemiologie, 2016). 1
1.1 Problemdarstellung Durch den progredienten Verlauf der Erkrankung und der nicht reversiblen Verengung der Atemwege in allen Krankheitsstadien kommt es bei den betroffenen Patienten zu einer Einschränkung in der Lebensqualität. Patienten leiden an einer großen Anzahl von belastenden Symptomen. Atemnot, Fatigue, Mundtrockenheit und Husten haben einen negativen Effekt auf das tägliche Leben (Ekerblad et al., 2014). Die Erkrankung verändert die physischen Fähigkeiten, was sich durch den Verlust von Energie, anhaltender Müdigkeit oder durch physische Einschränkung im Vergleich zu anderen zeigt. Außerdem wird von Brooke (2013) beschrieben, wie Patienten mit COPD einfache tägliche Aktivitäten und das Bewältigen gleichzeitiger Aufgaben nicht mehr schaffen können. Durch diese Einschränkungen stellt sich die Teilhabe am sozialen Leben als schwierig heraus und zwingt Erkrankte beispielsweise, ihr Zuhause nicht verlassen zu können. Die hohe Prävalenz an physischen und psychischen Symptomen von Patienten mit einer Verringerung des Luftstromes zeigt die Notwendigkeit einer Früherkennung und eines frühen Symptommanagements bei Patienten mit COPD. Das Erheben des Erlebens der Symptome sollte ein wichtiger Schwerpunkt in der Pflege von Patienten mit COPD sein, mit dem Zweck, die schwerwiegenden und belastenden Symptome zu erkennen und damit eventuell zu verbessern (Ekerblad et al. 2014). Die Atemnot beschreibt Brooke (2013) als das herausragendste und beschwerlichste Symptom, welches die Patienten erleben. 2
1.2 Ziel der Arbeit Das Ziel der Bachelorarbeit ist es anhand aktueller wissenschaftlicher Literatur das Erleben von Atemnot bei Patienten mit COPD zu erfassen. Es sollen durch die Recherche und Identifikation relevanter wissenschaftlicher Studien die Erfahrungen aus der Perspektive von Betroffenen und die Auswirkungen der Atemnot auf sie selbst und ihr Umfeld dargestellt werden. Die Arbeit hat außerdem das Ziel, Pflegepersonen zu sensibilisieren, um eventuell noch besser auf die betroffenen Patienten eingehen zu können. 1.3 Aufbau der Arbeit Diese Literaturübersichtsarbeit ist auf den fünf Prozessschritten nach Sturma et al. (2016, S. 212ff) aufgebaut. Im Kapitel 2.1 und 2.2.1 wird der erste Schritt: Identifizierung und Formulierung einer geeigneten Problem- und Fragestellung behandelt. Die Identifizierung relevanter Literatur durch eine umfassende Literaturrecherche kann aus dem Abschnitt 2.2 entnommen werden. Der dritte Prozessschritt, Selektion relevanter Literatur und kritische Beurteilung, wird sowohl im Kapitel 2.2 bearbeitet, sowie auch die kritische Würdigung der Studien nach Brandenburg et al. (2007, S. 184). Zum Schritt 4 gehört die Darstellung, Analyse und Zusammenfassung der Literatur, welches im Abschnitt 3.1 Tabellarische Darstellung der Studien und in 3.2 als Deskription der Studien zu finden sind. Der letzte Prozessschritt setzt sich aus der Interpretation und Präsentation der Ergebnisse zusammen. Dies wird im Kapitel 3.3 Synthese der Studien und 3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse beschrieben. 3
2 Methodik Im folgenden Abschnitt wird die Forschungsfrage und die Vorgehensweise der Literaturrecherche genauer beschrieben. Die Arbeit ist gemäß dem wissenschaftlichen Standard im EMED-Format (Mayer, 2007, S. 187) verfasst und nach den fünf Prozessschritten nach Struma et al. (2016, S. 212ff) aufgebaut. 2.1 Forschungsfrage Die Forschungsfrage dieser Arbeit leitet sich aus der Problemdarstellung der Thematik ab und wurde mittels des PS-Schemas nach Davies (2011) entwickelt. Die grafische Darstellung der Forschungsfrage kann aus der Tabelle 1 entnommen werden. Tabelle 1: PS-Schema nach Davies (2011) PS-Schema P – Personen Patienten mit COPD S - Situation Erleben der Atemnot Folgende Fragestellung soll anhand einer Literaturrecherche in der Bachelorarbeit beantwortet werden: Wie erleben Patienten mit COPD das Symptom Atemnot? 2.2 Literaturrecherche In diesem Kapitel werden die einzelnen Schritte der Literaturrecherche und Auswahl zur Beantwortung der Forschungsfrage dargestellt. 2.2.1 Identifikation Für die Literaturübersichtsarbeit wurde im Zeitraum von Juni bis September 2017 eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline (via PubMed), CINAHL Complete und Academic Search Elite (via EBSCO-Host) und Cochrane 4
Library durchgeführt. Ergänzt wird die Literaturrecherche durch eine Handsuche in pflegerelevanten Fachzeitschriften in den Bibliotheken der UMIT, der Universität Innsbruck und in der Landesbibliothek in Bregenz. Für die Literaturrecherche werden die Suchwörter COPD, experience, breathlessness, dyspnea und shortness of breath mit den Bool’schen Operatoren AND und OR in unterschiedlichen Kombinationen verknüpft. Im Anhang 1 wird das Suchprotokoll dargestellt, um den Suchprozess aufzuzeigen. Die nachfolgende Tabelle (Tabelle 2) verdeutlicht die Suchbegriffe in deutscher und englischer Sprache. Tabelle 2: Suchwörter in deutscher und englischer Sprache (eigene Darstellung, 2017) Suchwörter in Deutsch Suchwörter in Englisch COPD COPD, chronic obstructive pulmonary disease Erleben experience Atemnot dyspnea, breathlessness, shortness of breath 2.2.2 Selektion In weiterer Folge wurde eine Literaturselektion anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien durchgeführt (siehe auch Tabelle 3). Die Titel und Abstracts wurden geprüft und daraus den Kriterien entsprechend relevante Treffer formuliert. In die Literaturübersichtsarbeit werden nur deutsch- und englischsprachige Studien ab dem Jahre 2007 eingeschlossen. Exkludiert wurden jene Studien, die das Erleben mittels Laborparametern oder ausschließlich die Lebensqualität erfassen, Kinder betreffen und nicht im EMED-Format aufgebaut sind. Von 1008 Treffern konnten 937 aufgrund des Titels, welcher auf andere Krankheitsbilder, Interventionen oder die Erhebung ausschließlich der Lebensqualität hinwies, ausgeschlossen werden. Nach der Identifizierung der verbliebenen 71 relevanten Treffer konnten 35 aufgrund eines anderen Outcomes ausgeschlossen, 16 Duplikate entfernt, sechs Studien wegen des veralteten Publikationszeitpunktes und eine Studie aufgrund der Publikationssprache ausgeschlossen werden. 13 Studien wurden schlussendlich der Volltextanalyse unterzogen. Im Zuge dessen wurden drei Studien exkludiert, weil sie für die 5
Beantwortung der Forschungsfrage als nicht aussagekräftig eingestuft wurden. Somit wurden zehn Studien in die Literaturübersichtsarbeit eingeschlossen. Das Auswahlverfahren der Studien findet sich in der untenstehenden Abbildung 1 in Form eines Flussdiagrammes zur besseren Nachvollziehbarkeit. Tabelle 3: Ein- und Ausschlusskriterien (eigene Darstellung, 2017) Kriterien Einschlusskriterium Ausschlusskriterium Intervention Erfassung des Erlebens Veränderung von Laborparametern, ausschließlich Lebensqualität Sprache Deutsch- und Studien in anderen Sprachen englischsprachige Studien Population Erwachsene COPD Kinder Patienten Publikationsjahr Veröffentlichungen von Veröffentlichungen vor 2007 2007-2017 Publikationsart Studien im EMED-Format Kommentare, andere Artikel 6
Flussdiagramm 1.008 Treffer Medline (n=317), Cinahl Library (n=290), Academic Search Elite (n=224), Cochrane Library (n=177) Titel gescreent 937 ausgeschlossen (keine Relevanz: andere Erkrankungen, Interventionsstudien, Abstract gescreent Lebensqualitäts-Erhebung) (n=71) 58 ausgeschlossen anderes Outcome (n=35), Duplikate (n=16), nicht aktuell (n=6), andere Publikationssprache (n=1) Volltexte zur Durchsicht Qualitätsüberprüfung (n=13) 3 ausgeschlossen 3 aufgrund mangelnder Aussagekraft Studien inkludiert (n=10) Abb. 1: Flussdiagramm (eigene Darstellung, 2017) 7
2.2.3 Bewertung Die inkludierten Studien wurden anschließend bezüglich Vertrauenswürdigkeit und Qualität mittels des Beurteilungsbogens nach Brandenburg et al. (2007, S. 184) beurteilt. Alle eingeschlossenen Studien sind im EMED-Format verfasst. Eine Zielformulierung und Beschreibung der Stichprobe ist in jeder Studie nachvollziehbar beschrieben. Des Weiteren werden die Methodik, die Ergebnisse und die Diskussion in den ausgewählten Studien ausführlich dargestellt. Von den zehn ausgewählten Studien stammen neun aus dem Zeitraum 2007-2017 und erfüllen somit das Kriterium der Aktualität. Eine der Studien, die für die Arbeit verwendet wurde, erfüllt dieses nicht, da sie im Jahre 2006 veröffentlicht wurde. Diese Studie wurde nach einer kritischen Beurteilung von Seiten der Autorin aufgrund der inhaltlichen Qualität und für die vorliegende Arbeit aussagekräftiger Ergebnisse inkludiert. Die wissenschaftliche Qualität der selektierten Studien kann hiermit bestätigt werden. 8
3 Ergebnisse In diesem Kapitel werden die Studien tabellarisch dargestellt, sowie die Synthese beschrieben und anschließend die Ergebnisse der inkludierten Studien zusammengefasst. 3.1 Tabellarische Darstellung der Ergebnisse In der folgenden Tabelle (Tabelle 4) werden die inkludierten Studien dargestellt, gegliedert nach dem Publikationsjahr der einzelnen Arbeiten. Tabelle 4: Tabellarische Darstellung der inkludierten Studien (eigene Darstellung, 2017) Autor/Jahr/Land Ziel/Fragestellung Studiendesign Methode/Stichprobe Ergebnisse Genoe, Zimmer Die Studie hat das Ziel, Qualitative Long Interview nach Atemlosigkeit im Leben und in der Freizeit (2017), Deutschland folgende Phänomenologie McCracken (1988) und - Nach kleinster Anstrengung atemlos Forschungsfragen zu Photovoice nach Wang - Während alltäglichen Aktivitäten beantworten: (1999) - überraschendes Auftreten Wie erleben ältere (n=8) - Reduktion der Bewegung Menschen mit COPD ihre - Einschränkung erlebt Freizeit? Was für eine Veränderte Freizeit Rolle spielt die Freizeit - Anpassung der Freizeitaktivitäten an Atemlosigkeit bei älteren Menschen mit - Andere Aktivitäten werden unternommen COPD in Bezug auf ihre Bedeutung der Freizeit Symptome und der - Stabilität und Umverteilung der Bedeutung erlebt, Aufrechterhaltung ihres bezieht sich auf persönliche Größe, Entspannung, physischen und soziales Umfeld psychischen - Freizeit als Ausbruch aus der Erkrankung Wohlbefindens? Coping durch Freizeit - Bedeutung für mentale Gesundheit und Genuss des Lebens - Auftretende Gefühle der Atemnot werden verarbeitet 9
Autor/Jahr/Land Ziel/Fragestellung Studiendesign Methode/Stichprobe Ergebnisse Dunger et al. (2014), Die Erfahrungen und die Teil einer qualitativen Semistrukturiertes - Atemnot durch verschiedene Trigger (Emotionale Last, Deutschland Bedeutung von Atemnot Längsschnittstudie Tiefeninterview Anstrengung, verschlechterter Krankheitsverlauf) für Patienten mit (n=18) ausgelöst fortgeschrittenem Krebs - Wird als physische Krise (Erstickung, Notfallsituation, oder schwerer COPD. Ohnmacht) und psychologische Krise (Panik, Angst, Unsicherheit, Stress) erlebt - Atemnot wirkt sich auf das tägliche Leben aus: Verlust der Aktivität, soziale Isolation, Verlust eigener Vorlieben, Gewohnheit, Pläne, Träume, Verlust der Selbstwahrnehmung - Adaptionsweisen sind in den Krankheitsbildern unterschiedlich. COPD Patienten passen das tägliche Leben durch Kontrolle an (Strategieentwicklung, Organisation von Hilfe) - Chronischer Stress (Aufgabe, Unsicherheit, Hoffnungslosigkeit, auf den Tod warten) wird erlebt. Stridsman et al. Das Ziel der Studie ist es, Qualitative Studie Semistrukturiertes Schaffung von Balance zwischen Atmung und (2014), Schweden die Erfahrungen über das Interview Lebensfähigkeit, um Wohlbefinden zu erreichen Wohlbefinden von (n=10) Anpassung an lebenslange Einschränkungen Menschen mit moderater - Balance zwischen Akzeptanz und Übergabe bis schwerer COPD zu Geschwindigkeitsanpassung, Ausschließen von erheben. Aktivitäten, Annahme von Hilfe - Bedeutende Aktivitäten durchführen, Sozialisierung vornehmen Handhabung der Variationsbreite der Erkrankung - Balance zwischen guten und schlechten Tagen - Emotionale Adaptionsstrategien Vertrauen auf die Selbstfähigkeit - Physische Aktivitäten als Rehabilitation der Atemwege - Frische Luft steigert Wohlbefinden Erreichbarkeit zu einer vertrauenswürdigen Pflege - Kontinuität von der Gesundheitsversorgung im Krankenhaus und zuhause Gefühl der Sicherheit, ansonsten Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit - Zuhören und die Vorschläge über Therapien bei Atembeschwerden von medizinischen Fachkräfte wichtig 10
Autor/Jahr/Land Ziel/Fragestellung Studiendesign Methode/Stichprobe Ergebnisse Kvangarsnes et al. Ziel der Studie ist es, die Qualitative narrativesTiefeninterview Atemlosigkeit: (2013), Norwegen Erfahrung der Patienten Querschnittsstudie (n=10) - komplett abhängig von Hilfe (wenig Erinnerung an mit einer akuten Situation) Exacerbation zu - veränderte Wahrnehmung von der Realität (Albträume, untersuchen. beängstigendes Gefühl) Vertrauen und Misstrauen - Kompetenz des Gesundheitspersonals - benötigte Kontrolle - Gefühl der Sicherheit - Falsche Versprechungen und Medikationsverwaltungen - Bedrohungsgefühl Vertrauen gegenüber Gesundheitspersonal impliziert Kraft, wird diese missbraucht, entsteht Misstrauen Gysels, Higginson Wann suchen Patienten Qualitative Semistrukturiertes 5 Phasen des Krankheitsverlaufes und die Erfahrungen der (2010), Spanien Hilfe von einem Querschnittsstudie narratives Tiefeninterview Atemlosigkeit: Gesundheitsservice, was (n=18) - Das Auftreten der Atemlosigkeit abrupte erhalten sie und wie Verschlechterung des Gesundheitszustandes interpretieren sie es und - Erste Kontakt mit Gesundheitsanbieter was sind die - Zuhause und atemlos Symptome im täglichen Konsequenzen dieser Leben und körperlicher Abbau Versuch Routine Kontakte? weiterzuführen Haben diese eine - Die Suche nach medizinischer Hilfe: Kontakt mit Auswirkung auf die Gesundheitspersonal: nach einsamer Phase Zuhause Krankheitsverarbeitung alleine mit Atemnot nicht die erwartete der Patienten und was ist Unterstützung unbeantwortete Fragen Probleme, der Effekt auf ihre Service zu erreichen Zukunftsperspektive? - Vergangenheit und Gegenwart, aber keine Zukunft: kein weiteres Zukunftsdenken bis zum nächsten Tag Gysels, Higginson Das Ziel der Studie ist es, Qualitative explora- Semistrukturiertes Natur der Atemnot (2008), Spanien das Erleben der Atemnot tive Studie; Grounded Tiefeninterview - unkontrollierbares Ereignis von Patienten mit COPD Theory (n=18) - beeinflusst von anderen Symptomen und Gefühlen während der Interaktion - physisches Erscheinungsbild anfänglich nur vom mit Betroffenen bemerkbar Gesundheitsdienstleist- - Einschränkungen vorhanden durch Adaption wird ungen zu erheben. Routine erhalten - Wahrnehmung ändert sich im Laufe des Fortschreitens der Erkrankung 11
soziale Interaktion - Atemnot schambehaftet - Fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft - Stigma der Selbstverschuldung - Angst vor Reaktionen der sozialen Umwelt - Vermeidung sozialer Kontakte Reaktion der Gesundheitsleister - Mängel im Zugang zur Pflege - Fehlendes Verständnis des Gesundheitspersonals - Hilflosigkeit der Hausärzte bei Atemnot - Fehlendes Wissen Autor/Jahr/Land Ziel/Fragestellung Studiendesign Methode/Stichprobe Ergebnisse Hasson et al. (2008), Das Ziel der Studie ist es, deskriptive, Tiefeninterview Psychologische und physiologische Effekte: Nordirland die Notwendigkeit für qualitative Studie (n=13) - In akuter Phase Todesangst + Entscheidung über eine Palliativpflege und Krankenhausaufenthalt emotionaler und ein Bestehen von psychologischer Stress Leistungen für Menschen - Sorgen über die unvorhersehbare Zukunft Angst mit fortgeschrittenem und Depression, Angst vor dem Alleinsein COPD zu erforschen. - Frustation über Verlust der Aktivitäten - Veränderung Familiendynamik Soziale Isolation, Verlust der Selbstständigkeit, niedrigere Lebensqualität Wahrgenommene Auswirkungen auf Pflegende - Schuldgefühle gegenüber pflegender Angehöriger - Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Angst, Stress, Zwang, Schlaflosigkeit, Frustation wird bei Pflegenden und Famlie wahrgenommen Gesundheits-und Sozialpflegeunterstützung - Zugang der Pflege teilweise nicht vorhanden, auf Familienmitglieder angewiesen - Pflegepersonen als „beschäftigt“ wahrgenommen, Patienten empfinden sich als störend - unvorhersehbaren Gesundheitszustand Auswirkung auf Rehabilationsprogramme - Wünsche über regelmäßige Überwachung des Gesundheitszustands Sicherheit - Lange Wartelisten und das Fehlen von Alltagshilfen 12
Autor/Jahr/Land Ziel/Fragestellung Studiendesign Methode/Stichprobe Ergebnisse Ek, Ternestedt Die Studie beschreibt die Phänomenologie offenes Interview Beschränkter Lebensraum, veränderte Lebensweise, (2008), Schweden gelebte Erfahrung vom (n=8) verändertes Selbstverständnis Leben mit schwerer Verlust der physischen Stärke Versagen COPD während der - Scham für sich und ihre Situation palliativen Phase der - Gezwungen, auf Aktivitäten und materielle Dinge zu Erkrankung. verzichten - Gefühl von Verlust der Freiheit - Abhängigkeit von Menschen und Geräten Soziale und existenzielle Einsamkeit - soziale Isolation trotz engen Beziehungen Vermeidung von Kontakt mit Menschen - Verzicht auf Aktiviäten Gefühl der Wertlosigkeit, keine Gesprächsthemen - Schutz der Familie zeigen Gefühle nicht - Pflegepersonen sprechen soziale Isolation und Einsamkeit nicht an Gefühl der Wertlosigkeit - Auf und ab Gefühl der Wichtigkeit und der Zugehörigkeit - Wunsch nach Leben soziale Interaktion gibt Stärke Gullick, Stainton Das Ziel der Studie ist, Phänomenologie Semistrukturiertes - Verlust des selbstverständlichen Atmens (2007), Australien das Erleben des Körpers Interview Einschränkung Selbstpflegefähigkeit, soziale von einer Person mit (n=58) Aktivitäten, Hobbys und Mobilität Emphysem zu erfassen. - Fehlendes wirksames Atmen und Mobilität im Bewusstsein der Betroffenen - Ausgelöst durch extreme Temperaturen, Staub, Rauchentwicklung und Dehnbewegungen - Verlust der spontanen Körperfunktion und der unbewussten Bewegungen - Fortschreitendes Versagen und Verlust des vorhersehbaren Fähigkeit des Körpers schrumpfende Wirksamkeit als Person darauffolgende soziale Folgen - Konstante und frustrierende Müdigkeit schrumpfende Ausdauer - Alltägliche Aktivitäten betroffen mehr Zeit, mehr Ruheperioden und Hilfe von anderen benötigt - Verlust des produktiven Selbsts und die Veränderung des Temperaments Stress und Konflikte - Bewusstes Körpermanagement Copingstrategie 13
Autor/Jahr/Land Ziel/Fragestellung Studiendesign Methode/Stichprobe Ergebnisse Fraser et al. (2006), Das Ziel der Studie ist es, Hermeneutische Semistrukturiertes Wissen, was funktioniert: USA das Erleben von älteren Phänomenologie Interview - Episoden von leichter Atemnot bis Panik Personen mit schwerer (n=10) - Effektive Strategieentwicklung identifizieren COPD zu erfassen, um (Inhalationen, Kontrolle der Panik, Lippenbremse, zu verstehen wie sich die atemerleichternde Körperhaltung) Erkrankung auf sie - Interventionen von Angehörigen in Paniksituation nicht auswirkt und auf welche hilfreich Weise sie die Erkrankung Mit Müh und Not festhalten: in ihr Leben integrieren. - Intensive Panik und Hilflosigkeit nicht umgänglich - Beschreibung der Atemnot an einen Außenstehenden schwierig abhängig von anderen, um Schweregrad und Interventionsnotwendigkeit einzuschätzen - Betroffene abhängig von Familienmitglieder, Freunden oder Gesundheitspersonal - Fortschreitender Verlust der Selbstständigkeit Kompensation der Veränderungen nötig Gefühl der Isolation und schlechte Lebensqualität Kontrollverlust-Kontrollgewinnung - Adaption an Einschränkungen Strategieentwicklung - Kompensation der körperlichen Belastbarkeit und funktionellen Fähigkeit - Gefühl der Kontrolle durch Erhaltung der Routine durch Fokussierung auf die Ressourcen - Emotionen beziehend auf Verluste: Verleugnung, Selbstmitleid, Bedauern, Akzeptanz - Unvorhersehbares Leben durch fluktuierende und plötzlich auftretende Symptome - Medikationsanpassungen als Kontrollverlust 14
3.2 Synthese der Ergebnisse Die Synthese beinhaltet die Analyse und den Vergleich der relevanten Ergebnisse der einzelnen in die Arbeit inkludierten Studien. 3.2.1 Die Natur der Atemnot Die Atemnot ist ein häufiges, plötzliches, unkontrollierbares und überraschendes Ereignis, ausgelöst durch verschiedene Trigger (Dunger et al., 2014; Gysels, Higginson, 2008; Hasson et al., 2008). Gysels und Higginson (2008) sehen andere Symptome und Gefühle als beeinflussende Faktoren. Auch Dunger et al. (2014) charakterisiert die emotionale Last, Anstrengung und der sich verschlechternde Krankheitsverlauf als Auslöser der Atemnot. Das Erleben der Situation wird als psychische (Panik, Angst, Unsicherheit, Stress) und physische Krise (Erstickung, Notfallsituation, Ohnmacht) beschrieben. Auch in der Untersuchung von Kvangarsnes et al. (2013) wird die akute Atemnot als beängstigend, hässlich, unheimlich und erstickend erwähnt. Es treten vermehrt Albträume auf und mehrere Patienten können sich an die akute Phase einer Exazerbation nicht mehr erinnern (Kvangarsnes et al., 2013). Die Erkenntnis, dass eine akute Phase zum Tod führen kann, zusammen mit der Entscheidung über die Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes, führt zu einem extremen emotionalen und psychologischen Stress. Es wird auch die kontinuierliche Angst vor dem Alleinsein in einer akuten Phase erlebt (Hasson et al., 2008). Gullick und Stainton (2007) benennen die Atemnot als anfängliche elementare Veränderung am Körper, welche im Laufe der Erkrankung im Fokus der Betroffenen bleibt. Die Auswirkungen auf das Leben sind der Verlust der Aktivität, die soziale Isolation, der Verlust eigener Vorlieben, Gewohnheiten, Pläne, Träume und der Selbstwahrnehmung (Dunger et al., 2014). Es werden von den Betroffenen gute und schlechte Tage erlebt. An guten Tagen ist das Atmen leichter und es können manche alltägliche Aufgaben wieder geschafft werden. Jedoch kann durch Überlastung eine Verschlechterung der Symptome folgen. Diese Tage werden im 15
Zusammenhang mit Erkältungen, Exazerbationen und einem gemindertem Wohlbefinden erwähnt. Auch Ek und Temestedt (2008) gehen auf fluktuierende Zustände während der Erkrankung ein. Traurigkeit und Frustration werden von den Betroffenen erwähnt, auch der Verlust von Interesse an Aktivitäten wird erlebt (Stridsman et al., 2014; Ek, Temestedt, 2008). In der Einteilung des Verlaufs der Atemnot beschreiben Gysels und Higginson (2010) das Erleben in fünf Phasen des Krankheitsverlaufs. Als erstes bemerken die Patienten das Auftreten der Atemnot. Die Periode des Erlebens der negativen Effekte der Atemnot wird wahrgenommen und durch Routine versucht, die täglichen Aktivitäten aufzunehmen. Nach einer abrupten Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes nehmen sie aufgrund der Beschwerden erstmals Kontakt mit der Gesundheitsversorgung auf. Nach der Rückkehr ins Eigenheim erleben die Patienten wiederholt Atemlosigkeit. Nach der einsamen Phase alleine mit der Atemnot wird nach medizinischer Hilfe gesucht. Die Betroffenen sehen rückblickend auf die Vergangenheit, erleben die Gegenwart, aber denken nicht an die Zukunft. Diese wird als unsicher beschrieben. Ein Patient fasst das Leben mit der Atemnot mit „Das Leben steht still!“ (Gysels, Higginson, 2010, S. 558) zusammen. In allen Phasen manifestiert sich die Atemnot und wird von den Patienten als belastend wahrgenommen. Fraser et al. (2006) geht auf die Variation des Krankheitssymptoms ein. Die Episoden der Atemlosigkeit variieren von leichter Kurzatmigkeit bis hin zur Panik. Verleugnung, Selbstmitleid, Bedauern und Akzeptanz sind Gemütsregungen, die von den Patienten beschrieben werden (Fraser et al., 2006). Das Leben wird durch die fluktuierenden und plötzlich auftretenden Symptome als unvorhersehbar beschrieben (Stridsman et al., 2014; Hasson et al., 2008; Gysels, Higginson, 2008; Fraser, 2006). Dies führt zu Sorgen über die Zukunft, gefolgt von Angst und Depression (Hasson et al., 2008). Das Wissen über die Möglichkeit der rapiden und sukzessiven Verschlechterung wecken bei den Erkrankten Gefühle der Angst, vor allem vor einem Erstickungstod (Stridsman et al., 2014). 16
Kvangarsnes et al. (2013, S. 3067) beschreiben diese Angst in ihrer Studie folgen- dermaßen: „If you get choking sensations, then... but when it comes to breathing, fear is the worst enemy. If you ever notice that you lack something, it will be air. You are now about to suffocate” „It was a fight for life and death every night – mentally, not a real one, not a physical one” (Dunger et al., 2014, S. 5). Auch Gysels (2010) geht auf das Erleben der Atemnot in der letzten Phase der Erkrankung ein. Es wird rückwirkend die Zeit seit dem ersten Auftreten der Atemnot evaluiert. Die Patienten denken nicht weiter an die Zukunft, als bis zum nächsten Tag und fassen die Zukunft als unsicher zusammen. 3.2.2 Freizeit und soziale Interaktionen Die Atemnot tritt während jeglicher körperlicher Anstrengung auf, beeinflusst alltägliche Tätigkeiten und schränkt die Betroffenen in ihrer Freizeit ein. Die Bewegung wird reduziert und an die Erkrankung angepasst (Genoe, Zimmer, 2017). Der Verlust der physischen Stärke zwingt die Erkrankten auf Aktivitäten zu verzichten. Dabei erwähnen Ek und Ternestedt (2008, S. 475) die Atemnot als die größte Einschränkung von Aktivitäten: „So essentially my day consists of nothing more than resting and reading a little; no, this isn’t living, it’s just existing…I just am.” Durch die fortschreitende Erkrankung müssen Veränderungen kompensiert werden, was sich durch den Verlust der Selbstständigkeit kennzeichnet (Fraser et al., 2006). Die Betroffenen geben an, von ihrem Körper gewarnt zu werden und mit der Abhängigkeit von der Hilfe anderer konfrontiert zu werden (Ek, Ternestedt, 2008). Dies führt zu einem Gefühl der Isolation, zu einer schlechteren Lebensqualität und Frustration (Stridsman et al., 2014; Hasson et al., 2008; Fraser et al., 2006). Ek und Ternestedt (2008) beschreiben des Weiteren eine soziale und existenzielle Einsamkeit, was durch die Vermeidung des Kontaktes zu anderen und von anderen entsteht. Die Betroffenen erleben eine soziale Isolation trotz enger Beziehungen und empfinden das Gefühl des Alleinseins. Auch die Wertlosigkeit stellt ein negatives Empfinden dar, ausgelöst durch die Einschränkung der zuvor ausgeübten Aktivitäten und der darauffolgenden fehlenden Gesprächsthemen. Ein Mann 17
beschreibt: „And if you lose the social aspect, when everyone else comes home from work, I have nothing new to share. I have nothing to talk about – I don’t get to hear about how a coworker’s washing machine breaks down or about child who keep them awake all night” (Ek, Ternestedt, 2008, S. 474). Das eingeschränkte physische Erscheinungsbild ist anfänglich nur vom Betroffenen bemerkbar und wird nach außen versteckt (Gysels, Higginson, 2008). Es werden auch Empfindungen vor Kindern und Ehepartnern versteckt. Es wird über die Erkrankung gescherzt und die wirklichen Gefühle werden nicht ausgesprochen (Hasson et al., 2008; Ek, Ternestedt, 2008). Die Notwendigkeit der Unterstützung durch Angehörige wird mit gemischten Gefühlen beschrieben. Es findet nur teilweise ein Austausch über die Erkrankung mit der Familie statt. Aus Angst vor der Beunruhigung der Angehörigen wird oft nicht darüber gesprochen und Gefühle unterdrückt (Hasson et al., 2008; Ek, Ternestedt, 2008). Auch Stridsman et al. (2014) beschreiben, dass Betroffene nicht mit anderen über ihre Gefühle sprechen, auch weil diese ihre Situation nicht verstehen. Ein Patient erzählt: „Not really, I don’t want to upset her (his wife). I just keep it (feelings) to myself. The literature tells you about who to contact but I can’t be bothered” (Hasson et al., 2008, S. 529). Der Verlust des selbstverständlichen Atmens führt zu zunehmend eingeschränkter Selbstpflegefähigkeit, Reduktion von sozialen Aktivitäten, Hobbys und zu verminderter Mobilität. Das fehlende wirksame Atmen, die Mobilität, der Verlust der spontanen Körperfunktionen und die unbewussten Bewegungen werden bewusst wahrgenommen. Die alltäglichen Aktivitäten sind von Einschränkungen betroffen und führen zu einer Abhängigkeit von Menschen und Geräten. Dies wiederum zu einem Gefühl des Freiheitsverlustes (Ek, Ternestedt, 2008). Es muss mehr Zeit, mehr Ruheperioden und Hilfe von anderen in Anspruch genommen werden (Gullick, Stainton, 2007). Es werden soziale Einbußen, vor allem Veränderungen in der Familiendynamik, steigende soziale Isolation, Verlust des Selbstbewusstseins, eine niedrigere Lebensqualität und die benötigte Hilfe bei alltäglichen Aktivitäten wahrgenommen (Hasson et al., 2008). Das Durchführen von bedeutungsvollen Aktivitäten im täglichen Leben wurde von Stridsman et al. (2014) als wichtig im 18
Bezug auf das Wohlbefinden gesehen. Das Wohlbefinden manifestiert sich durch die Stärke, an gesellschaftlichen Ereignissen teilzunehmen und sich mit Familie und Freunde vergesellschaften zu können (Stridsman et al., 2014). Ek und Tedestedt (2008) sehen das Gefühl des Gebrauchtwerdens, der Zugehörigkeit, der Teilnahme am Leben und an sozialen Kontakten als wichtig. Die Atemlosigkeit wird als schambehaftet und von anderen als nicht akzeptiert beschrieben, dies wird ausgelöst durch das Stigma der möglichen Selbstverschuldung und der darauffolgenden Reaktion der sozialen Umgebung (Gysels, Higginson, 2008). Das hat eine Vermeidung sozialer Kontakte zur Folge (Gysels, Higginson, 2008; Ek, Ternestedt, 2008). Der Verlust der physischen Stärke wird ebenfalls als Versagen und als beschämend empfunden. Die Betroffenen beschreiben ein Schamgefühl gegenüber sich und ihrer Situation (Ek, Ternestedt, 2008). Der Verlust des produktiven Selbst führt zu einer Veränderung des Temperaments und des Verhaltens, dies wiederum zu Stress und Konflikten mit Anderen (Gullick, Stainton, 2007). Hasson et al. (2008) erwähnen die Auswirkungen auf pflegende Familienmitglieder. Die Betroffenen fühlen sich ihnen gegenüber schuldig und nehmen bei den Pflegenden Niedergeschlagenheit, Angst, Belastung, Zwang, Schlaflosigkeit und Frustration wahr. Fraser et al. (2006) betonen außerdem die Schwierigkeit der Beschreibung der Atemnot gegenüber Außenstehenden. Die Betroffenen sind von anderen abhängig, um den Schweregrad der Atemnot und die Interventionsnotwendigkeit darzustellen. Die Hilfe von Familie und Freunden ermöglicht den Patienten allerdings, ihr psychologisches und physisches Potential auszuschöpfen und Kontrolle zu erhalten. Bei einer akuten Exazerbation sehen die Patienten die Atemnot als Hauptgrund für das Aufsuchen einer Notaufnahme und fühlen sich komplett abhängig von anderen Menschen (Kvangarsnes et al., 2013). Auch Gysels und Higginson (2010) erwähnen in ihrer Phaseneinteilung der Erkrankung, dass Alleinsein zuhause mit der Atemnot, die Patienten zu einer medizinischen Hilfesuche zwingt. 19
3.2.3 Kontakt mit dem Gesundheitspersonal Die Kontaktaufnahme mit dem Gesundheitspersonal wird von Gysels und Higginson (2010) in den fünf Phasen des Krankheitsverlaufes beschrieben. Das Auftreten der Atemlosigkeit und die nachfolgende Konsultierung von Gesundheitspersonal stehen am Anfang der Erkrankung. Nach der einsamen Phase alleine zuhause mit der erlebten Atemnot, suchen die Patienten medizinische Hilfe auf. Die Interaktion mit dem Gesundheitspersonal bringt nicht die erwartete Unterstützung mit sich und unbeantwortete Fragen entstehen (Gysels, Higginson, 2010). Vor allem die soziale Isolation und die Einsamkeit wird vom medizinischen Personal nicht angesprochen, obwohl dies von den Betroffenen als hilfreich empfunden würde (Ek, Temestedt, 2008). Die Betroffenen nehmen die Pflegepersonen als beschäftigt wahr und möchten diese nicht stören oder sie nur im Falle einer Notsituation um Hilfe bitten (Hasson et al., 2008). Des Weiteren wird das Zuhören des medizinisches Gesundheitspersonals und die Vorschläge zu Therapien bei Atembeschwerden als Steigerung des Wohlbefindens des Erkrankten empfunden (Stridsmann et al., 2014). Durch den Kontrollverlust der COPD Patienten wird Vertrauen gegenüber dem Gesundheitspersonal benötigt. Wird dieses missbraucht, entsteht Misstrauen. Dieses Gefühl wird von den Betroffenen als Bedrohung erlebt. Entscheidungen über die Behandlung wird in die Hände von Gesundheitspersonal gelegt (Kvangarsnes et al., 2013). Die Medikationsanpassungen werden als weitere Quelle des Kontrollverlustes beschrieben, vor allem bei unbekanntem medizinischen Fachpersonal (Stridsmann et al., 2014; Fraser et al., 2006). Stridsmann et al. (2014) beschreiben die Kontinuität der Gesundheitsversorgung im Krankenhaus und zuhause als elementarer Punkt, um das Gefühl der Sicherheit gewährleisten zu können. Diskontinuität führt zu Unsicherheiten und Hoffnungslosigkeit (Stridsman et al., 2014). Die Patienten wünschen sich eine regelmäßige Überwachung ihres Gesundheitszustandes. Das gibt ihnen das Gefühl von Beruhigung (Hasson et al., 2008). 20
Es werden Lungenrehabilitationsprogramme angeboten. Diese können jedoch aufgrund der Unvorhersehbarkeit des Gesundheitszustandes der Patienten oft nicht wahrgenommen werden oder es besteht die Schwierigkeit für ambulant versorgte Patienten, einen Termin zu erhalten. Im Laufe der Zeit werden die Patienten immer mehr zuhause gebunden, woraus die soziale Isolation resultiert (Hasson et al., 2008). Es werden Mängel beim Zugang zur Pflege erläutert und das fehlende Verständnis des Gesundheitspersonals erwähnt. Die Hilflosigkeit von Hausärzten bei Atemnot wird als fehlendes Wissen deklariert (Gysels, Higginson, 2008). Das fehlende Verständnis wird in folgender Situation von einem Patienten geschildert: „...I got a car to the doctor’s and walked in, it was a sunny day and I just felt very depressed. I felt sad but he said “But you’re here in very good form.” I said “ Yes, thank you very much, bye doctor“ And I left to walk to the bus stop and by that time, I was out of breath and exhausted. And I thought “Ah, I remember why I was de- pressed, getting out of the car to the doctors was quite easy…” (Gysels, Higginson, 2008, S. 456). Hasson et al. (2008) beschreiben die fehlende Information über COPD und das Fehlen von Hilfsangeboten als belastend. Vor allem wird keine Information über die Angebote von emotionaler und psychologischer Hilfe gegeben. Auch das Wissen über den Zugang und das Ansuchen zu finanzieller Unterstützung wird nicht übermittelt. Die Patienten müssen sich teilweise fehlende unterstützende Alltagshilfen selbst finanzieren. Die fehlende Kommunikation zeigt sich wie folgt: “We were just told that it was COPD. I had never heard of it and in fact, I couldn’t remember the sequence of letters for a long time” (Gysels, Higginson, 2010, S. 561). 21
3.2.4 Die Bewältigungsstrategien Die Reaktion der COPD Patienten auf die Erkrankung ist von der Anpassung des täglichen Lebens durch Kontrolle geprägt. Es werden Strategien entwickelt und Hilfe organisiert. Die Betroffenen reagieren jedoch auch mit chronischem Stress. Die Aufgabe, Unsicherheiten, Hoffnungslosigkeit und das Warten auf den Tod wird von den Patienten erlebt (Dunger et al., 2014). Stridsman et al. (2014) beschreiben die Balance zwischen Atmung und Lebensfähigkeit, um ein Wohlbefinden erreichen zu können. Die Anpassung an lebenslange Einschränkungen, vor allem die Akzeptanz und Übergabe, trägt zur Steigerung des Wohlbefindens bei. Die Geschwindigkeit, die Aktivitäten und die Annahme von Hilfe müssen an die Atmungseinschränkungen angepasst werden. Auch die Adaptierung auf die Variationsbreite der Erkrankung und das Vertrauen auf die Selbstfähigkeit hilft, um eine positive Einstellung zu erreichen. Der Verlust der unbewussten Bewegungen, der Funktion und des Verhaltens des Körpers werden durch Strategien kompensiert und somit der Atemlosigkeit entgegengesetzt (Gullick, Stainton, 2007). Die Routine und das physische Erscheinungsbild wird durch Adaption an die Einschränkungen aufrecht erhalten (Gysels, Higginson, 2008). Gullick und Stainton (2007) beschreiben außerdem das bewusste Körpermanagement. Bewusst Atem holen und einteilen, den steigenden Bedarf der Planung berücksichtigen, die körperlichen Grenzen austesten und Aufgaben beenden, diese Einschränkungen erkennen und eine bewusste Kontrolle der Einflussfaktoren in der Umwelt gewährleisten die besten Möglichkeiten einer erfolgreichen Bewältigung der Atemlosigkeit. Auch Stridsman et al. (2014) sehen einen positiven Effekt durch den Versuch der Beendigung von alltäglichen Aufgaben. Fraser et al. (2006) beschreiben Inhalationen als effektive Strategieentwicklung. Des Weiteren sind dabei die Kontrolle der Panik, die Lippenbremse und atemerleichternde Körperhaltungen wichtige Elemente bei der Bewältigung der Atemnot. Durch die Kompensation der eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit kann die Routine erhalten bleiben. Daraus resultiert ein Gefühl der Kontrolle. Nicht nur die 22
Kontrollgewinnung über die körperlichen Verluste, sondern auch die dadurch entstandenen Gefühle gehören zur Krankheitsbewältigung (Fraser et al., 2006). Emotionale Adaptionsstrategien können einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden haben. Die Atemnot kann durch das Bearbeiten der negativen Gefühle mit positiven Gedanken und guter Laune reduziert werden. Auch die Stressreduktion durch die Bewältigung von Angst vor der Atemlosigkeit wird von Stridsman et al. (2014) beschrieben. Das aktive Leben eines Menschen ändert sich. Der Austausch der früheren Aktivitäten mit anderen Interessen wirkt sich positiv auf die Bewältigung aus (Stridsman et al., 2014). Außerdem beschreiben Genoe und Zimmer (2017) und Stridsman et al. (2014) die Bedeutung der Freizeitaktivitäten für das Coping. Die physische Aktivität wird als Rehabilitation der Atemwege gesehen, was zu einem gesteigerten physischen und psychischen Wohlbefinden führt. Es ist wichtig, trotz Atembeschwerden die physischen Bewegungen weiterzuführen, jedoch angepasst und ohne Stress. Nicht nur die physischen Aktivitäten tragen zur Besserung der Atemnot bei, sondern auch die mentalen Aktivitäten (Genoe, Zimmer, 2017; Stridsman et al., 2014). Die frische Luft wird als weiterer Faktor für ein gesteigertes Wohlbefinden beschrieben (Stridsman et al., 2014). 23
3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse Patienten mit COPD erleben die Atemnot als ein häufiges, unkontrollierbares und plötzliches Ereignis, welches erhebliche Einschränkungen in ihrem alltäglichen Leben zur Folge hat (Dunger et al., 2014; Gysels, Higginson, 2008; Hasson et al., 2008). Die Atemnot ist anfänglich eine elementare Veränderung am Körper und bleibt während der Erkrankung im Fokus (Gullick, Stainton, 2007). Die Erkrankten sind nicht nur von physischen, sondern auch von psychischen Beeinträchtigungen betroffen. Die Gefühle und andere Symptome beeinflussen die Atemlosigkeit, welche sich in verschiedenen Variationen manifestiert (Gysels, Higginson, 2008). Das Leben wird von den Patienten aufgrund der plötzlich auftretenden Symptome als unvorhersehbar beschrieben (Stridsman et al., 2014; Ek, Temestedt, 2008; Hasson et al., 2008; Gysels, Higginson, 2008; Fraser, 2006). Betroffene denken nicht weiter an die Zukunft, als bis zum nächsten Tag (Gysels, Higginson, 2010). Die soziale Interaktionen, Freizeit und Mobilität werden durch die Atemnot eingeschränkt und führen zu einem Gefühl der Isolation (Stridsman et al., 2014; Hasson et al., 2008; Fraser et al., 2006). Die negativen Effekte werden von den Betroffenen wahrgenommen und die physischen Einschränkungen nach außen versteckt (Gysels, Higginson, 2008). Die Angst vor dem Alleinsein, der Atemnot und dem Erstickungstod ist ein dominantes Erleben (Stridsman et al., 2010; Hasson et al., 2008). Die Betroffenen sind wütend, traurig und frustriert über sich selbst und ihre Situation (Hasson et al., 2008). Es wird versucht, tägliche Aktivitäten routiniert aufzunehmen. Es braucht mehr Zeit, häufigere Ruheperioden und Hilfe von anderen muss angenommen werden (Gullick, Stainton, 2007). Der Kontakt mit dem Gesundheitspersonal wird von den Betroffenen als notwendig gesehen, aber auch negative Eindrücke werden bei der Versorgung identifiziert. Misstrauen gegenüber dem Gesundheitspersonal und Mängel im Zugang zur Pflege werden erlebt. Die Interaktion mit dem Gesundheitspersonal bringt nicht die erwartete Unterstützung und unbeantwortete Fragen bleiben offen. Das fehlende Verständnis des Gesundheitspersonals sowie die Hilflosigkeit der Hausärzte bei Atemnot führen zu negativen Gefühlen (Gysels, Higginson, 2008). Die Betroffenen nehmen die Pflegepersonen als beschäftigt wahr und möchten diese nur im Falle 24
einer Notsituation um Hilfe bitten (Hasson et al., 2008). Entscheidungen über die Behandlung werden bei Atemnot in die Hände des Gesundheitspersonals gelegt. Der dadurch entstandene Kontrollverlust impliziert Vertrauen, wird dieses missbraucht, entsteht Misstrauen. Diese Bedrohung und das Misstrauen werden von den Erkrankten erlebt (Kvangarsnes et al., 2013). Zu einer erfolgreichen Krankheitsbewältigung gehört die Kontrollgewinnung über die körperlichen Verluste sowie über die entstandenen Gefühle (Fraser et al., 2006). Um die Atemnot erfolgreich bewältigen zu können, ist die Adaptionsfähigkeit und eine effektive Strategieentwicklung von großer Bedeutung (Stridsman et al., 2014). Auch die Freizeitaktivitäten wirken sich positiv auf das Wohlbefinden der Betroffenen aus (Genoe, Zimmer, 2017; Stridsman et al., 2014). 25
4 Diskussion mit Limitationen Es konnte anhand der Ergebnisse der Literaturübersichtsarbeit ein Einblick in das Erleben des Symptoms Atemnot gewonnen werden. Diese Studie zeigt die zahlreichen unbefriedigenden Bedürfnisse der Patienten mit COPD und beschreibt ein Defizit einer informativen, emotionalen und sozialen Unterstützung der Betroffenen durch Gesundheitspersonal auf. In vergleichbaren Studien wird die Atemnot als Hauptgrund für die Einschränkungen in allen Bereichen des Lebens beschrieben (Svedsater et al., 2017; Gysels, Higginson, 2011). Die Auswirkungen der Atemnot auf die Patienten werden dabei thematisiert, vor allem werden die physischen, emotionalen und sozialen Folgen von Atemnot beschrieben (Svedsater et al., 2017; Halpin et al., 2015; Simon et al., 2013; Brooke, 2013; Gysels, Higginson, 2011). Die Bewältigung und das Coping der Auswirkungen werden in anderen Studien ebenfalls dargestellt (Bove et al., 2017, Chen et al., 2016; Harris et al., 2013; Gysels, Higginson, 2011; Williams et al., 2009). Die Ergebnisse der ausgewählten Studien heben die emotionalen und sozialen Auswirkungen der Atemnot auf die betroffenen Patienten hervor. Vor allem Ängste und die soziale Isolation spielen beim Erleben der Atemnot eine große Rolle (Svedsater et al., 2017; Stridsman et al., 2014; Halpin et al., 2015; Kvangarsnes et al., 2013; Simon et al., 2013; Hasson et al., 2008; Fraser et al., 2006). Svedsater et al. (2017) gehen ebenfalls auf das Erleben der Angst vor Verschlechterung der Symptome und den atemnotauslösenden Aktivitäten ein. Auch Halpin et al. (2015) beschreiben das Erleben der Angst und Panik als dominantes Gefühl der Erkrankten, was aus der Lebensbedrohlichkeit während der Symptomatik resultiert. Eine qualitative Studie von Simon et al. (2013) beschreibt die Erfahrung von Patienten in verschiedenen Typen der Atemlosigkeit. Die Episoden werden nach Charakteristika eingeteilt. Der COPD spezifische Typ wird als getriggert oder nicht getriggert, unerwartet und stark beschrieben. Die Betroffenen erleben einen Kontrollverlust, Panik und Todesangst während jeder Episode der Atemnot (Simon et al., 2013). 26
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