Analog 01.18 Eine letzte Bastion - Analogue Audio Association
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analog Zeitschrift für analoge Musikwiedergabe € 12,50 01.18 Eine letzte Bastion Authentischer geht es nicht: Die »Live-to-two-track«-Analog-Aufnahmen der BAUER-Studios Hauptsache originell: Wertsteigernde Cover Hauptsache gediegen: Die Kultmarke ASC Hauptsache fett: Tolle Receiver, Teil 3 Hauptsache dabei: Norddeutsche HiFi-Tage 2017
Seit über 38 Jahren High End aus Duisburg Atmosphäre – Inhalt Lebendigkeit – Herzschwingung Titel & »Heiliger« Ort der Analog-Kultur: Die BAUER-Studios und Ludwigsburg. Eine erste Reportage 4 AAA Stammtische 7 Kompromisslos live: Wie »Direct-to-tape«-Konzerte ablaufen Eine zweite Reportage 10 Elb-Audiophilie: Die Norddeutschen HiFi-Tage 2017 14 Kunstobjekt? Was ausgefallene Cover zum Sammlerwert beitragen 24 Neues und Wissenswertes: Pressemitteilungen aus der Szene 30 Schäm dich! Schallplatten, mit denen man seinen Ruf ruiniert 32 Aus der Geschäftsstelle 54 Audiophiles Quartett aus Berlin: Neue analoge Entdeckungen von den vier Freunden 55 Schnäppchen: Schallplattensammlung günstig abzugeben 61 Mitgliedsfirmen 93 Technik Kurz, aber eindrucksvoll: Der Lebenszyklus der Kult-Marke ASC 36 Vollverstärker RG 10 HD Master Mehr als Imponiergehabe: Die mächtigsten Receiver aller Zeiten Test HiFi Stars März 2015 ... Weltklasse (Teil 3 der Receiver-Serie) 42 Fehler ab Werk: Frustrierende Erfahrungen mit schlampig gefertigten 2018 Tonabnehmer-Systemen 51 Neu MK 5 Musik Audiophiles Quartett aus Berlin: Neue analoge Entdeckungen RG 14 Edition, seit 18 Jahren Arbeits- von den vier Freunden 55 gerät Redaktion Stereo 4.400 € Vergessene Schätze: Barclay James Harvest: »Gone To Earth« 62 Neues und einzigartiges Vinyl: Made in Berlin: Agnes Obel ist der neue Insider-Tipp aus der Berliner Szene 64 Seiichi Nakamura Quintet +2: »The Boss« 69 BAUER Studio-Konzerte Jütz: »Studio-Konzert« 70 Helmut Eisel & Sebastian Voltz Trio: »Studio-Konzert« 71 Organ Explosion »Studio-Konzert« 72 Katharina Maschmeyer Quartet: »Studio-Konzert« 73 CD-Spieler - Klang wie vom Wolfgang Lackerschmid & The Brazilian Trio: »Studio-Konzert« 74 Top-Plattenspieler ab 3.800 € Martin Sasse Trio: »Studio-Konzert« 75 Neil Young: »The Visitor« 76 Kenny Dorham: »Quiet Kenny« 80 High End 2015 Childish Gambino: »Awaken My Love« 81 Award LP Peter Horton und Slava Kantcheff: »Rock On Wood« 82 Ahmed Jamal: »Marseille« 83 Steppenwolf: »Gold« (Reissue) 84 Modest Moussorsky: »Bilder einer Ausstellung« (Tacet) 85 At Onkel Pö´s Carnegie Hall: Live-Mitschnitte des NDR, Teil 2 87 Hugh Masekela: »Hope« 90 Impressum 95 Handarbeit mit Herz Info-Händlernachweis: Symphonic Line Scharnhorststraße 9-11 47059 Duisburg Tel. 0203-315656 Fax 0203-315355 i n f o@s y m p h o n i c-l i n e. d e w w w. s y m p h o n i c - l i n e . d e
ANALOG 1/2018 A A A 3 Editorial Reinheitsgebot. Während wir tapfer und unbeirrbar den analogen Gedanken dennoch mit digitalem Equipment aufnimmt und danach den hochhalten und uns in dieser Angelegenheit auch gerne einmal höchsten Aufwand treibt, um (auch) analogen Genuss zu reali- dieses oder jenes weltanschauliche Gefecht liefern, werden wir sieren. Zum anderen weil Michael Vorbau in diesem Heft nicht still und heimlich von der Realität gängiger Aufnahme- und nur die legendären BAUER-Studios aus Ludwigsburg vorstellt, Remastering-Praxis überholt. Den meisten von uns wird klar sondern auch deren Edition der »Studio-Konzerte«, bei denen sein, dass selbst Labels mit anerkannt höchstem und authen- es sich um zur absoluten Rarität gewordene, reine AAA (steht tischem Klangniveau heute nicht mehr analog aufnehmen. Zu hier für rein analog)-Produktionen handelt. Nach allem oben überzeugend sind einfach die Vorteile der digitalen Technik, Gesagten haben diese natürlich einen besonderen Platz in zu zeitraubend die Nachteile der analogen. Wen -außer uns, die unserem Magazin -und eigentlich auch in unserem Schallplat- wir schon unter Artenschutz stehen- interessiert es überhaupt tenregal- verdient. noch, wie Musikkonserven aufgenommen werden? Denn, erin- nern wir uns: Soo lange es noch gar nicht her, da galt »DDD« Drittens schließlich hat mich persönlich beeindruckt, mit wel- als neues und nicht zu übertreffendes Qualitätskriterium für cher geradezu investigativen Akribie unser Rezensent Ingo besten Klang. Weiß Informationen über die Aufnahmephilosophie der neuen Neil Young-LP beschaff t hat. Alles Beispiele, die beweisen, Sind wir, wenn wir weiterhin unser analoges Ideal wie ein dass das Ideal authentischen Klangs noch immer Menschen Dogma mit Klauen und Zähnen verteidigen, nicht dazu ver- zu äußersten Anstrengungen treibt; nur: „Authentisch“ -daran dammt, nur noch alte Schallplatten zu suchen und zu hören? werden wir uns gewöhnen müssen- wird nicht mehr zwangs- Lachen diejenigen, die uns schon seit Längerem nur noch mit- läufi g mit 100% analog gleichzusetzen sein. Das ist gewiss leidig belächeln, nicht richtig laut, wenn sie feststellen, dass wir schade, wird aber sicherlich auch nicht der Untergang des ana- aus lauter Nostalgie digitale Aufnahmen in schwarzes Vinyl logen Abendlandes sein. Die Klassik-Fans unter uns können pressen lassen und dann in Verzückung geraten, wenn wir ohnehin auf einen schier unerschöpflichen Bestand alter Auf- einen Tonarm darauf absetzen dürfen? nahmen zurückgreifen. Alle anderen werden weiterhin das tun, Alle diese Fragen sind nicht nur rein theoretische oder philo- was wir ja eigentlich schon immer getan haben: Nach den Juwe- sophische, sondern haben uns in dieser Ausgabe ganz beson- len suchen. ders beschäftigt. Zum einen weil uns eine neue Einspielung von TACET vorlag, die »Inspiring Tube Sound« verspricht, aber Ihr Hat sich Ihre Bankverbindung geändert oder sind Sie umgezogen? Sie können uns die Verwaltungsarbeit sehr erleich- tern, indem Sie uns diese Änderungen mitteilen. email: cbluhmki@aaanalog.de oder Fax: 0208-3026744
10 A A A ANALOG 1/2018 Auf Tuchfühlung Live bei den analogen (!) »Studio-Konzerten« der BAUER-Studios Von Michael Vorbau Ich habe schon viele Liveauftritte erlebt, egal ob Jazz-, Rock- oder Klassikkonzerte. Es ist eine andere Art des Musikhörens, eben etwas Einmaliges. Die Atmosphäre im Saal ist gespannter. Was werden wir heute wohl erleben? Wie sind die Musiker drauf, wie wird die Interaktion zwischen Künstlern und Publikum sein? verzichtet auf das Stück. Da müssen die Künstler schon ein reichliches Maß an Pro- fessionalität und auch Gelassenheit mitbringen. Das Ganze erfährt meines Erach- Wie läuft solch ein Studio-Konzert im Wesentlichen ab? Die tens noch eine Steigerung, wenn ein Ankunft der Künstler ist in der Regel so um die Mittagszeit. Live-Auftritt aufgezeichnet wird. Für die Künstler Kurze, freundliche Begrüßung unter allen Beteiligten. Der Auf- wird es dann noch einmal etwas aufregender, wenn es sich bau der Instrumente im Studio 1 beginnt. Zwischendurch ein um eine Direct-to-Tape-Aufnahme handelt. Genau das ist es, stärkendes Catering, um die Nerven ruhig zu halten. Während- was bei den »Studio-Konzerten« der Bauer Studios geschieht. dessen werden von den Technikern die Mikrofone positioniert, Keine nachträglichen Korrekturen. Wenn es »schief geht«, wird der Mixer im Studio 1 (für das, was das Publikum hören soll) das Stück vor gleichem Publikum erneut eingespielt oder man wird eingerichtet und dann geht es auch schon zum Sound-
ANALOG 1/2018 A A A 11 Check. Es werden solche Stücke gespie- lt, die nicht noch extra eingeübt werden müssen, die für die Musiker reine Rou- tine sind. Für etwas anderes wäre auch kaum Zeit. In der Regie sitzt schon der Tonmeister, der das große NEVE-Pult einrichtet. Hier wird alles so weit vorbe- reitet, dass es dann - fertig abgemischt - auf Zwei-Kanal-Stereo vom Pult direkt auf eine STUDER »A820«-Bandmaschine geht. Das klingt jetzt hier in zwei, drei Sätzen recht unspektakulär, soll aber Aufnahmevorbereitung nicht über die vorherrschende konzen- trierte Spannung hinwegtäuschen. Hier zeigt sich die langjährige Erfahrung der Tonmeister und Techniker der BAUER- Studios. Die Arbeit läuft mit professio- neller Ruhe ab. Das wirkt sich auch posi- tiv auf die Musiker aus. Sie können sich im Studio sicher fühlen, auch Unvorher- gesehenes wird mit routinierter Gelas- senheit abgefangen. Die Studio-Konzerte spielen sich vor einem kleinen Publikum ab, zirka 80 Leute sind es in der Regel, die in dem bestuhlten Studio 1 der Aufnahme bei- wohnen. Für das Publikum ist es wahr- scheinlich einfach nur ein Konzert, auf das es sich freut. Dass mitgeschnitten wird, scheint für die Zuhörer nicht so sehr von Belang zu sein. Sie wissen um die Qualität der Künstler, sonst würden diese Live-Aufnahmen auch gar nicht Konzertmixer stattfi nden. Wie ich von Frau Bauer- Oppelland erfahren habe, sind viele der Gäste regelrechte Stammkunden. Dass sie immer wieder kommen, halte ich für ein positives Zeichen der hohen Zufrie- denheit. Der Nachmittag ist fast rum, die meisten Absprachen zwischen Musikern im Stu- dio und dem Tonmeister in der Regie sind erledigt, die Bänder für die Aufzeichnung sind mehrfach hin- und her gespult und liegen zur Aufnahme am Abend bereit. Es ist 18:30 Uhr, Einlass für die Gäste, so langsam füllt sich das Studio. Dort gibt es ein paar Getränke und Snacks. Vorfreude und die typische, für den Gast angenehme Anspannung im Vorfeld Drumset Martin Sasse Trio
12 A A A ANALOG 1/2018 Drumset Gabby Young Unbemannter Kontrabass eines Events machen sich so langsam 04.10.2017 mit Gabby Young – hatte ich funder Kenntnis über die gastierende breit. Manch einem Gast, wie zum Bei- dann auch schon das Gefühl, den Mit- Band. Die Band und auch das Publikum spiel mir, der zum ersten Mal dabei ist schnitt als solchen nicht mehr so sehr können an der linken und rechten Stu- – 30.08.2017, Martin Sasse Trio, wird die im Vordergrund zu sehen. Den genauen diowand durch rote Leuchten erkennen, Vielzahl von Mikrofonen auf der Bühne Mikrofonierungsplan eines jeden Studio- wenn das Band läuft. Und los geht’s. aber auch im Raum zur Bühne hin auf- konzertes findet man exakt dokumentiert Nach den ersten beiden Stücken stellt fallen. Das Schlagzeug scheint regelrecht in dem faltbaren Cover des jeweiligen Martin Sasse seine Mitstreiter vor und vollgespickt mit Mikrofonen. Der Kontra- Studiokonzert-Albums unter Angabe der lässt uns wissen, mit welchen Stücken es bass ist nicht so sehr davon betroffen, der Position und des Typs des Mikrofons. weitergehen wird. große STEINWAY-Konzertflügel bietet bei geöff netem Deckel auch diversen Mikro- So langsam sind alle Gäste eingetroffen. Zu dieser Aufnahme und der Musik fin- fonen Platz. Überhaupt sind Mikrofone Eva Bauer-Oppelland und der Tonmeister det der interessierte Leser eine Rezension einer der enormen Schätze der BAUER- Philipp Heck betreten unter Applaus die zum entstandenen Album in diesem Heft. Studios. Kaum ein privates Studio verfügt Bühne. Eva Bauer-Oppelland begrüßt die Gabby Young hat bei Ihrem Konzert von über eine solch kostbare Sammlung von Gäste und stellt die heutige Band – von Ihren Erfahrungen auf der A8 erzählt, sie Mikrofonen, die sich über die 69 Jahre und mit Gabby Young – mit all ihren bis- kamen nämlich fast drei Stunden zu spät seines Bestehens angesammelt haben. herigen Verdiensten und Projekten vor. zum Sound-Check, aber wie ich schon Bei dem zweiten Studio- Konzert, das ich Das macht sie mit ihrem unverkennbaren sagte: Alles Profis, um 19:30 Uhr geht kurze Zeit später erleben durfte – am schwäbischen Charme, gemischt mit pro- sozusagen der Vorhang hoch. Der Ton- Der Decade: Ein Meilenstein unter “When Ricki Lee is about to hit and hold the den Phonovorverstärkern final note, sung very softly, I held my breath in anticipation. It represented to me the art of analog in a single, breathy, extended, glorious moment.” The Absolute Sound www.lehmannaudio.de/decade
ANALOG 1/2018 A A A 13 Offener Steinway mit Mikrofonen E-Kontrabass Gabby Young Keyboard Gabby Young Philipp Heck bei der Konzertansage des Martin Sasse Trios. meister hier war Adrian van Ripka. Er Um 22:00 Uhr ist das Studiokonzert war auch der Tonmeister einiger Aufnah- nach einem gigantischen Applaus vor- men für das JETON-Label. Mir hat es viel bei. Wie geht es jetzt weiter? Die Musi- Spaß gemacht. Der anhaltende Applaus ker bekommen einen MP3-Mitschnitt zeigte deutlich die Begeisterung des und werden daraufhin entscheiden, wel- Publikums an. Nach circa einer Stunde che der eingespielten Stücke letztlich Spielzeit gab es eine Pause. Das Publi- auf dem auf 500 Stück limitierten Album kum fand Gelegenheit, sich erneut mit erscheinen sollen. Die Aufnahme des Erfrischungen einzudecken, während Martin Sasse Trios war am 30.08.2017, die Band sich mit dem Tonmeister in der die Platte kam am 23.02.2018 heraus. Regie traf. Kurze Manöverkritik, welche Das ist schnell, bedenkt man, was noch Stücke sollten noch einmal gespielt wer- alles an Aufwand zu bewältigen ist, den den usw. Zurück auf der Bühne, lassen der Konzertbesucher gar nicht mitbe- Eva Bauer-Oppelland und Adrian van Ripka uns die Musiker wissen, wie es weiter kommt. bei der Konzertansage von Gabby Young geht und welche Stücke noch einmal wiederholt werden. Das war beim Mar- Ich werde mich weiterhin informieren, tin Sasse Trio das Gleiche wie bei Gabby wann welche Studio-Konzerte mit wel- Young. Die zu wiederholenden Stücke chen Musikern stattfinden und mich auf waren gut gespielt, aber auch das Publi- den Weg nach Ludwigsburg machen. kum kann schon mal für Störungen sor- Ich wohne zwar über 250 km entfernt, gen, eine technische Störung kann sich aber so lange es meine Arbeit, meine eingeschlichen haben oder das Miteinan- Urlaubstage und mein Auto erlauben, der auf der Bühne war nicht so optimal. gönne ich mir diesen Luxus. Dann wird’s wiederholt, kein Problem. Das macht das Ganze so ehrlich. Fotos: Michael Vorbau
14 A A A ANALOG 1/2018 Elb-Audiophilie Die Szene bleibt höchst lebendig – von Analoggenuss bis Streaming Von Uwe Mehlhaff Als ich mir überlege, was es denn Interessantes auf den Norddeutschen Hifi-Tagen zu hören, zu sehen und zu berichten gäbe, blättere ich in der Erstausgabe September/Oktober der Zeitschrift DAS TONMAGAZIN. Dieser Urahn heutiger HiFi- und High End-Magazine erschien erstmals vor 60 Jahren im September 1958 und wurde bereits Ende 1965 eingestellt. Sie repräsentierte seinerzeit neben der bereits in 1956 publizierten und auch heute noch erhältlichen FONO FORUM die gängige HiFi-Presse. Foto: Udo Beykirch
20 A A A ANALOG 1/2018 Impressionen von den 13ten Norddeutsche Hifi-Tagen 2018 – eine kleine, ergänzende Bilderschau Von Dieter Heiler Die wilde 13? Nein, schön ordentlich wurde eine Vielzahl von Gerätschaften durch ihre Aussteller glanzvoll in Szene gesetzt. Geschickt platziert im Drehkreuz der Ein- gangspforte Auch hinter Glas eine Schau, der Leonardo 40/60 von Transrotor. Technics mit aktuellem SP 10 R Gleich im Foyer konnte der neue Technics bestaunt werden, der im Zimmer 251 vor- Im Gang rechts ein sehr gut sortiertes Angebot von Pro-Ject. Da sollte doch für jeden geführt wurde. etwas zu finden sein. . Blick von oben auf das rege Treiben im Flur. Dort unten, gleich mittig war auch der Stand von Audioquest zu sehen, die mit armdicken Strippen die Besucher in Staunen versetzten. Naja, wir waren ja in Hamburg. Gewisse Ähnlichkeiten mit Schiffstauen sind nicht von der Hand zu weisen. Doch wenn es dem Wohlklang gut tut, ist es recht.
ANALOG 1/2018 A A A 15 Voraussichtlich ab Herbst 2018 erhältlich: Burmester 175, 60 kg Rolf Gemein von Symphonic Line in Vorführlaune Plattenspieler für rd. 550 EUR pro Kilo Die Stereophonie steckte noch in den Kin- Hamburg statt; damals noch im ehe- derschuhen und wurde als „neues Klang- maligen NOVOTEL Hotel in Hamburg- wunder“ gepriesen. Von High End war Schnelsen. Rolf Gemein von SYMPHO- noch nicht die Rede. HiFi-Geräte kamen NIC LINE haben wir übrigens die Fort- weitgehend aus deutschen Landen, und führung der Norddeutschen HiFi-Tage zu Hersteller wie GRUNDIG, TELEFUNKEN, verdanken. Er ermunterte 2005 den Ver- SABA, UHER oder DUAL waren deutsch- anstalter Wolfgang Borchert vom Ham- landübergreifend ein Synonym für Unter- burger HiFi-Studio Bramfeld weiterzu- haltungselektronik. Die japanischen Her- machen. Vier Jahre später wurde aus steller wurden angesichts ihrer tönenden Platzgründen das HOLIDAY INN Hotel in Spielzeuge belächelt; sie nahm damals Beschlag genommen, wo das Event auch noch niemand ernst. Die genannten deut- heute noch stattfindet. Soweit der kurze schen Hersteller sind übrigens Schall geschichtliche Abriss. Blue diamond? „Strain Gauge“-Tonabnehmer von Soundsmith nach dem Fixed Coil-Prinzip und Rauch – auch wenn die Namen wei- ter genutzt werden. Aus den anfangs 12 sind aktuell sage und schreibe 422 Aussteller bzw. Mar- 2018 sieht die Welt anders aus. Zwar ken geworden, die an dem Wochenende dominieren ostasiatische und ameri- 03. und 04. Februar im HOLIDAY INN kanische Produkte die HiFi- und High gastierten. Insgesamt wurden mehr als End-Szene. Aber ohne namhafte deut- 7 Etagen belegt. Nun, der Zuspruch ist sche Marken wäre beispielsweise die gewaltig: Die Norddeutschen HiFi-Tage High End-Szene nicht denkbar. So tragen stellen eine Institution im deutschen Nor- beispielsweise bei Verstärkern BURME- den dar. Und: Geschätzte 5.000 Besucher Made in Italy: Doppel-Mono-Aufbau im Vor- verstärker Merlino von Klimo STER, T+A, AVM, EINSTEIN oder SYM- (oȄzielle Zahlen lagen mir bei Berichts- PHONIC LINE schon seit etlichen Jahr- erstellung nicht vor) können nicht irren. zehnten zum guten Ton bei. Und in der Hamburg zeigte anno 2018 jahreszeitlich Phonoszene sind Namen wie TRANS- bedingt wieder einmal wettermäßig dem ROTOR, CLEARAUDIO oder ACOUSTIC Besucher die kalte Schulter. Jedoch hatte SOLID nicht mehr wegzudenken. „Hand- man mit geschultem Blick aus den obe- made“ oder „Handcrafted in Germany“ ist ren Etagen (16. bis 18. Stock) freie Sicht ein weltweites Statement, mit dem sich auf die Elb-Philharmonie. Wer von den im Ausland gutes Geld verdienen lässt. Ausstellern einmal in Hamburg Suiten Nicht umsonst setzen einige deutsche oder gar Säle angemietet hat, wird dies Hersteller von HiFi- und/oder High End- auch in den Folgejahren getan haben. So Produkten mehr als ¾ ihrer Produkte im war es naheliegend, dass auch in diesem Ausland ab. Jahr die gleichen Aussteller an gewohnter Stelle zu fi nden waren. Aber die Größe Stimmige Sache: Manger-Wandler an Elek- Ein kurzer geschichtlicher Abriss zu alleine war für die Klangqualität nicht tronik von Esoteric und Plattenspieler von den Norddeutschen Hifi-Tagen ist an unbedingt förderlich. Leider sind – ana- Scheu analog dieser Stelle angebracht: Seit 2005 fin- log dem MARITIM in Bonn (Westdeut- den jährlich am ersten Februar-Wochen- sche HiFi-Tage) – die akustischen Qua- ende die Norddeutschen HiFi-Tage in litäten der einzelnen Räume mäßig, die
16 A A A ANALOG 1/2018 Sechser im Lotto? Tonbänder (wie hier bei der AAA) sind klanglich ein Volltreffer, aber auch nicht preiswert Gewährt tiefe Einblicke: Schallplatten-Waschmaschine von Clearaudio Zimmerwände recht dünn und die Aus- land und in der Schweiz besuchen steller mit ihren Vorführungen aus den werden. Versprochen! Sie werden es Nachbarzimmern nicht zu überhören. lesen, egal ob in analogen oder digitalen Wenn der eine oder andere Aussteller Medien. auch noch seine Vorführzeiten, i.d.R. alle Full House und tolle Stimmung: Die AAA 30 Minuten, einhalten würde… Na ja, Messen erfordern erheblichen Auf- war wie schon in den Vorjahren im Raum wem schreibe ich das! wand und kosten Geld. So fehlten Jeetze zu finden beispielsweise DENON/MARANTZ, Der Andrang war am Samstag, 3. McINTOSH, YAMAHA, um nur ein Februar, wieder gewohnt gigantisch. paar geläufi gere Namen der Szene Teilweise war das Durchkommen zu nennen. Dafür war der in Hamburg sowohl im Erdgeschoss als auch in beheimatete High End-Vertrieb AUDIO den oberen Etagen nahezu unmöglich. REFERENCE in Vollausstattung mit Rücksichtslosigkeit ist wohl auch bei AUDIO RESEARCH, SONUS FABER, Dan Musikfans Trumpf. Der Sonntag war – D’AGOSTINO, EAT, KRELL, MICROMEGA bezogen auf den Besucherandrang – Gott und anderen wie schon in den Vorjahren sei Dank etwas ruhiger. angetreten und hatte im Raum »Moldau« groß »aufgetischt«. Auch die im nahege- Vorgeführt wurde dieses Jahr gefühlt legenen »Rosengarten« ansässigen Ver- Keine Chance auf’n Ententanz: Im Raum der AAA spielte ein EMT 948 mehr digital als analog. Streaming & triebe MUSIC LINE (NAIM, FOCAL) und Co. haben sicherlich im Handling nicht DYNAUDIO (u.a. Dynaudio, NAD) waren wegzudiskutierende Vorteile, versprü- mit großem Gepäck nach Hamburg ange- hen aber im Vergleich zu Schallplatte reist. und Tonband wenig Charme. Man regis- triert als aufmerksamer Beobachter der Viele mir weniger geläufige Marken Szene, dass nicht nur kleinen, sondern waren diesmal präsent: Ein Zeichen auch namhaften Herstellern oder Vertrie- dafür, dass entweder nichts unversucht ben die mittlerweile zahlreichen HiFi- bleibt oder dass sich in der HiFi- und Messen in Deutschland zu viel des Guten High End-Branche immer noch Geld ver- werden. Und, wie mir Rolf Gemein bestä- dienen lässt, in welchen fernen Landen tigte, gibt es auch im Ausland zahlreiche auch immer das sein mag. HiFi- und High End-Veranstaltungen, bei denen eine Präsenz der hiesigen Herstel- Bei BURMESTER konnte ich endlich Heilig‘s Blechle? Bei STS digital mit ler unerlässlich ist. Dabei sein ist alles. den BURMESTER »175« als ersten Plat- Mastermind Fritz de With war eine Nagra Diesem Argument kann ich mich nicht tenspieler dieses Hauses bewundern, IV-SJ vorführbereit verschließen. Nach meinem berufl ichen mit dem zum Zeitpunkt meines Besuchs »Ableben« Mitte dieses Jahres werde ich leider nicht vorgeführt wurde. Wie man übrigens einer der ersten sein, die sämt- 60 kg „Turntable“ so elegant in Chrom liche HiFi-Veranstaltungen in Deutsch- verpacken kann, bleibt mir ein Rätsel.
18 A A A ANALOG 1/2018 Hamburg im Februar 2018: Im Bild rechts die Elbphilharmonie Die legendäre Marke KLIMO war nach werken liegen werden. Unabhängig vom langer Messeabstinenz auch wieder zu Preis spielte die aufgebaute EINSTEIN- sehen. Ehemals im Schwabenländle pro- Kette an Lautsprechern vom deutschen duziert, kommen die Produkte wie Röh- Hersteller BLUMENHOFER ACOUSTICS renverstärker, Plattenspieler und Kabel auf sehr hohem Niveau. nunmehr aus Italien. Was ein sauberer Röhrenaufbau ohne »Drahtverhau« ist, Ohrenfällig waren auch die von Danie- zeigte beispielsweise der Vorverstärker la MANGER präsentierten Wandler »P1« »Merlino«, der durch eine durchsichtige an Verstärkerelektronik von ESOTERIC Plexiglas-Abdeckung tief ins Innere bli- und Plattenspieler von SCHEU analog. cken ließ. SYMPHONIC LINE-Chef Rolf Gemein gastierte wie in den Vorjahren im Raum Jubiläumskind: Elac Miracord 90 Anniversary (Black Edition) Bei HÖLTKEMEIER Raumklang-Design »Sude 1«. An eigener Kette, bestehend aus Bad Oeynhausen waren die Raum- aus dem neuen Vollverstärker »Kraftwerk strahler »Space One« zu hören, die den Reference MK III«, bewährtem CD-Player Und die professionelle Verchromung der kompletten Vorführraum trotz dessen und Lautsprechern »RG5 Reference« (mit Gehäuse ist bei Burmester schon seit akustischer Mängel mit Musik füllten. Podszus-Görlich Tiefmitteltöner) wuss- Ewigkeiten ein Gedicht und sucht ihres- Unabhängig von der Sitzposition im Raum te er aufs Neue die zahlreichen Zuhörer gleichen. Kein Vergleich war hingegen hatte man das Gefühl, stets im Sweetspot mit ausgewählten Silberscheiben von der der Plattenspieler von MARK LEVINSON zu sitzen. Was die »Space One« alleine an hohen Klangtreue seiner Vorführkette zu »N° 515«, der weitgehend unbeachtet im Tiefbass (nach Aussage des Herstellers überzeugen. Flur des Erdgeschosses sein Dasein fri- 30 Hz) lieferten, war beachtlich. stete. Wer nach Tonträgern wie Schallplat- EINSTEIN hatte einen für 2018 ange- ten, Silberscheiben oder bespielten ELAC aus Kiel hatte als Plattenspie- kündigten Plattenspieler im unverkenn- Tonbändern suchte, wurde entweder im ler den »Miracord Anniversary« mitge- bar hauseigenen Design mitgebracht, Eingangsbereich im Parterre, in unter- bracht, einen in der hiesigen Fachpresse der noch keinen Namen hatte. Preislich schiedlichen Flurbereichen in den obe- hochgelobten und preislich interessanten dürfte er vermutlich in der Komplet- ren Etagen oder bei der Analogue Audio Riementriebler. Der kanadische Lauf- tausführung mit Einstein-Tonarm und Association (AAA) fündig. Der Schallplat- werkshersteller ORACLE hatte mit dem adäquatem Tonabnehmer zum oberen tenboom lässt auch anno 2018 nicht nach. Modell »Origine« ein ebenfalls preislich vierstelligen, wenn nicht gar unteren Erstaunlich, wenn auch auf relativ nied- genügsames Modell in der Vorführung. fünfstelligen Preis den Besitzer wech- rigem Niveau, ist die Entwicklung der Dieses war optisch gar nicht als Geschwi- seln. Mir sagte Volker Bohlmeier, Chef bespielten Kauftonbänder. Leider schrau- ster der legendären und deutlich preisin- von EINSTEIN AUDIO, im letzten Jahr ben sowohl die verhältnismäßig gerin- tensiveren »Delphi«-Modelle zu erken- anlässlich meines Besuches in Bochum, gen Stückzahlen, die Lizenzgebühren nen, dem Preis geschuldet aber technisch dass die neuen Laufwerke aus dem Hause wie auch der Kopieraufwand die Preise deutlich abgespeckter. »Miracord Anni- EINSTEIN sowohl vom mechanisch-tech- in die Höhe. versary« und »Origine« sind gute Aufstei- nischen Aufwand her als auch preislich germodelle zu einem noch vernünftigen deutlich unter den im eigenen Vertrieb Ich hatte die AAA bereits erwähnt, die Preis-Leistungsverhältnis. befindlichen japanischen TechDAS-Lauf- wie in den vergangenen Jahren im Raum
Seit 1988 ANALOG 1/2018 A A A 30 19 HiFi-Studio | Audio-Werkstatt Jahre nik E rf HighEnd Röhren Manufaktur seit 1988 ah ch run e g in R ö h r e n t Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums bieten wir unseren Kunden monatlich wechselnde Sonderaktionen. Am besten regelmäßig die MuSiCa NoVa website besuchen, so kann man nix verpassen. PiaNoVa PiaN aNoVa V + Pi + PiCo Platten - Laufwerk PiaNoVa, separate Motoreinheit, Stringantrieb, bis 3 Tonarme montierbar, Tonarm Pi mit magneto Rubin Doppel-Einpunkt-Lager & Edelholz-Armrohr aus einem Stück, 9 bis 14 Zoll und MC Tonabnehmer PiCo. PiaNoVa ab 3.490,- € Pi ab 2.490,- € PiCo 1.290,- € Musik im Raum: Glanzvorstellung bei HRD (Höltkemeier Raumklang Design) »Jeetze« die Zelte aufgeschlagen hatte. Hier herrschte bei guter Musik durchgängig Gedränge. An den zahlreichen Lakritz- ProMetheuS ProM Pr P oMet Methe thheuS uS S * CD-Toplader mit Röhrenausgangsstufe, Vintage Chipsatz und Vintage schnecken aus Bonner Produktion kann es nicht gelegen haben. Philips-Laufwerk. Ich vermute eher, dass die von Klaus Bensinger von EUPHONIC ab 2.990,- € ARCHITECT/EA zur Verfügung gestellte Kette, bestehend aus dem analogen »Statement EMT 948«, einem gewichtigen Rund- funklaufwerk sowie den Amps und Hornlautsprechern aus eigener Manufaktur, die Zuhörer oder besser gesagt »Analog- willigen« in die Vorführung lockte. Die Lautsprecherkreationen PAndorA PA And ndor orA A * von Klaus Bensinger massierten bei gehobenen Lautstärken AM/FM Tuner mit RDS, 59 Speicherplätzen und Röhrenausgangsstufe. zuweilen die Bauchmuskeln; derart viel Druck kam rüber. Lei- ab 1.290,- € der dröhnte es mitunter im Raum »Jeetze« bei hohen Lautstär- ken, was dem Raum und nicht der Wiedergabekette anzulasten ist. Die Stimmung bei den „Analogisten“ war insgesamt gut. Hierzu trugen auch die gewohnt unterhaltsamen und amü- PhoeniX * santen Vorträge von Uli Apel („Faszination Tonband(gerät)“ und Modulare Röhrenvorstufe, 2 Phono-Module steckbar, 7 Eingänge, 2 Ausgänge, ein dritter und separat regelbarer Ausgang per SubVol-modul „Von der Aufnahme zur Wiedergabe – so klingt´s im Studio, so zu verfügbar. 2.990,- € ab 2.990 Hause“) bei. Klaus Bensinger gab in seinem Vortrag zahlreiche sinn- und wertvolle Tipps zu Tuning-Maßnahmen im Hörraum. Wer sich wie ich (Hörraum und Tonstudio) bereits ausgiebiger mit Raumakustik und zwangsnotwendigen Tuning-Experi- menten auseinandersetzen durfte, weiß, wie zeitaufwendig und mitunter kostspielig dieses Vorhaben sein kann. Die Norddeutschen HiFi-Tage waren auch 2018 einen Besuch wert und ich darf mich schon jetzt auf die gleiche Veranstal- PeGaSuS 50/50 * Stereo-Röhrenendstufe mit 2x 50W an 4/8 Ohm, 4x 6550 oder KT88, tung in 2019 freuen. Dann wird nicht mehr Wolfgang Borchert, Gegentakt-Ultralinear und Einschaltstrombegrenzung. sondern mit Ivonne Borchert-Lima und Mika Dauphin die näch- ab 4.290,- € ste Generation nach Hamburg einladen. Der Stab ist übergeben. * Status ist bei nahezu allen seit 1988 produzierten Wir werden aber sicherlich Wolfgang Borchert in diesem Jahr Geräten nachrüstbar. auf einer weiteren Veranstaltung treffen. Am 8. und 9. Septem- Alle Röhrengeräte besitzen eine lebensverlängernde Softstarteinrichtung ber finden die von ihm ins Leben gerufenen und organisierten und sind fernbedienbar. Ab Werk lieferbar in vielen Varianten: z.B. Front ersten Süddeutschen HiFi-Tage in Stuttgart im dortigen Hotel schwarz oder chrom, Display blau oder grün. Einfach anfragen. HOLIDAY INN statt. Ich werde in jedem Falle vor Ort sein und Die Werksvertretung für Scheu Analog in Süddeutschland darüber berichten. MuSiCa NoVa Inh. Harald Pensel Dipl.-Ing. (FH) Max-Reger-Str. 89 | 90571 Schwaig bei Nürnberg Fotos: Uwe Mehlhaff fon: +49 911 539 49 55 | www.musicanova-ihp.de Vorführbereit im HiFi-Studio: Atoll, audio-technica, Audium, Blumenhofer, Cabasse, Cyrus, Duevel, Dynavector, Edwards Audio, Gläss Audio Desk, horn-kultur, MuSiCa NoVa, PE, Roberts, Scheu Analog, Supra
ANALOG 1/2018 T I T E L 21 Transrotor hatte sich wie auch in den Tim de Paravicini darf natürlich auch nicht vergangenen Jahren im Buffet einen Platz fehlen. Geräte von EAR. eingeräumt. Bergmann Audio, auch Tangential, sehr so- lide Technik aus Dänemark. Unison gleich neben Rega im Raum Illme- Voxativ stellte unter anderem mit dem 211 nau mit großem Sortiment. aus. Als wären sie so bestellt worden. Lautspre- cher von Meridian in den Vereinsfarben Bowers & Wilkins, Classe und Rotel waren der AAA im Raum Alster vertreten Im Raum Jelze Dirk Stückrath von der AAA Zwei Ärzte unter sich. Uli der Röhrendoktor mit Klaus Bensinger (EA Listen) bei der und der Spezialist beim keimfreien (Bil- Vorführung verschiedener Musikstücke der 15, 16,+17) Musikgenuss. Mittig das auf einem EMT – Spieler. Das Equipment Innenleben der Keith Monk Plattenwasch- vom Klaus machte schon richtig Laune. maschine. Leider spielt das Zimmer nicht immer mit. Gute Wohnraumakustik kann beim Klaus zu Hause besser demonstriert werden. Dan D´Agostino Momentum Integrated Vollverstärker. Sehr beindruckend und mit dem gewissen Extra.
22 A A A ANALOG 1/2018 Opera Consonance aus Beijing, CHINA. Der „NEUE, KLEINE“ Oracle im Vertrieb Der Eindruck ist ebenfalls gut. Lassen wir von IBEX AUDIO. Vorgestellt von Michael (l) uns überraschen, wie sich diese Produkte und Nicole Hannig. Russel Kaufman (2.v.l.) am Markt etablieren. Der Tangentialspieler stellte die Lautsprecher bereit und Stephen hat schon was. Sollte einmal in Ruhe bei Gong stand für COS Engineering. einem Händler angehört werden. Ariand Röhrenverstärker und Shanling- Produkte gehören noch in den Rahmen des Möglichen was die Preisgestaltung angeht. Über Geschmack lässt sich streiten, doch ich würde sie als durchaus gelungenes Er- scheinungsbild bezeichnen. Anhören lohnt sich auf alle Fälle. Oben: Neuer Thorens TD 907. Der versteht Der Klassiker ELAC in altem / Neuen auch noch das Handwerk, das er von sei- Glanz mit Miracord. Im Klangloft gab es auch nicht Alltägliches nen Vätern übernommen hat. Darunter: zu sehen und zu hören, so z.B. den Langer Octave Extrem mit 2 x 400 Watt. Röhre auf Nr.7 Dreher und Tobian Soundsystems. die Spitze getrieben. Eternal Arts by Dr. Schwäbe Tadelloser VPI im Vertrieb von HEAR, ein- ZardoZ hat wieder seine 300B Schätzchen fach ein sehr gutes Konzept. der „Bezahlbaren Art“ mitgebracht.
ANALOG 1/2018 A A A 23 Mit der kleinen „Zauberkiste“ von Dynavec- tor könnte man sich anfreunden. Sie ist für ca. 850,- Euronen bei SWS-Audio zu haben und soll bei allen Systemen gleichnamiger Firma für den guten Ton sorgen. Dr. Feickert Analogue präsentierte den Blackbird mit zwei Tonarmen AMG Plattenspieler, Tonabnehmer DS 002 mit Speise und Verstärkerteil am Neuen Aesthetix Hybrid Vollverstärker bilden ein sehr gutes Gespann. Ohne Übertreibung ist es auch im Hotelzimmer ein hörbarer Unterschied zu konventionellen Tonabneh- mern. (oben) Der muss einfach noch mit rein in die Riege, denn der kleine Scheu-Spieler lie- ferte erstaunlich großes Kino an Elektronik von Esoteric und den Schallwandlern von Manger, mehr Info gibt es bei Uwe M.´s Bericht. Und last, but not least, das Team von HiFi- Zeile. In altbewährter Manier standen hier ihre auf Vordermann gebrachten Klassiker. Liebevoll restauriert und optimal abge- LEN HIFI mit zwei Laufwerken von J. Sikora. Im Raum 256 gigantische Lautsprecher von stimmt können sie sich nicht nur hören, Der „Standard“ und der Reference mit SteinMusic, Verstärker von Amplifon und sondern auch sehen lassen. gleich vier zentral gesteuerten DC Läufern. ein ebenso schwergewichtiges, jedoch fei- Die Anordnung der Motoren sorgt für opti- nes Laufwerk von Tone-Tool. Das war es mal wieder, alles, nein alles ist male Umschlingung des Tellers und somit nicht drauf auf den paar Seiten. Geht auch die perfekte Einhaltung der Drehzahl. gar nicht, ist viel zu viel für eine Ausgabe. Hinfahren, anschauen, (und hören) Ein- drücke sammeln und zu Hause begeistert erzählen. Das soll diese kleine Schau bewirken! Viel Spaß beim betrachten und Tschüüß, bis zum nächsten mal, Made in Germany (Erlangen) Qualität und Perfektion hat sich Clearaudio auf die wünscht Dieter Heiler. Fahnen geschrieben. Hier gibt es alles, von der Reinigung über Justage bis hin zum Stecker. Der wunderschöne DRT XV und andere Kostbarkeiten von Dynavector in der Vitrine erwecken das „Haben wollen“ Syndrom.
ANALOG 1/2018 T E C H N I K 51 Phono-Abtastsysteme genau betrachtet Die Wichtigkeit einer optimal positionierten Diamant-Nadel Von Rolf Dörrmann Mancher Käufer eines neuen Abtastsystems hat sich sicher schon geärgert und gewundert, dass sein neues System nicht das bringt, was er erwartet hatte. Zumal, wenn der Preis schon über dem Durchschnitt war. Im Folgenden möchte ich von einem LINN »Arkiv« berichten, schon eine Weile her, aber da Phono wieder hochaktuell ist, sollte man das wissen. Freude auf ein neues System? fekt mit dem LINN-PL und dessen Arm Das kennt jeder, System gekauft, viel- funktionieren“. Also das System zum leicht auch darauf gewartet, und nun Händler und auf den LINN montiert – geht es ans Montieren und Justieren von gleich schlechtes Ergebnis. Argument: System und Tonarm. Auflage-Gewicht 50μ würden reichen, das klingt dann nach Vorgabe eingestellt. Ist diese erste musikalischer. Welch ein Schwachsinn. Arbeit getan, kommt die Messplatte (z.B Ich hatte die berühmte ART Esther dabei, RMS IBS-LP) zum Einsatz. Im Leerfeld und da verzerrte das gewaltig. das Antiskating prüfen, dann zur Hori- zontalen Seitenschrift 20-100μ wechseln. Also nächsten Anlauf beim Vertrieb: „Der Das Ergebnis sollte da schon 60μ, bes- SONY PL ist zu schlecht und der Arm zu ser 70μ sein. Mit weniger sollte man sich schwergängig“. Also den Arm überprüft, SONY PS-X9 mit Original und SONY Arm nicht zufrieden geben. SONY gibt vor, dass nach Ausbalancieren PUA-1600S des Arms dieser mit einem Gewicht von Was nun, wenn das System mit dem 20mg nach unten gehen muss. Dies funk- konnte der Fehler des »Arkiv« bestimmt vorgegebenen Auflagegewicht nur 40μ tionierte, damit Tonarm perfekt. werden. Der Diamant war um sage und erreicht? schreibe 8,13° verdreht eingeklebt. Im Das ist mir mit einem neuen LINN Über diese Ignoranz von Seiten des Vergleich das SONY praktisch perfekt. »Arkiv« passiert. Dann bekommt man lei- LINN-Vertriebs war ich sehr verärgert. Die Mess-Daten wurden ins CAD über- der recht dumme Antworten von Verkäu- Also musste ich beweisen, dass das Sys- tragen und hier ausgewertet und vermes- fer und Vertrieb. Zur Vervollständigung tem einen Defekt hat oder außerhalb der sen, siehe Grafi k1. sollte ich sagen, dass das LINN auf einen Toleranz ist. So nahm ich das »Arkiv« SONY PS-X9 montiert wurde. Ein Plat- und ein SONY XL55-Pro zum Vergleich Was bedeutet das für die tenspieler, der an Qualität und Gleichlauf zur Prüfung ins Labor. Gemessen mit Abtastung? vieles in den Schatten stellt. LEITZ-Mirko und WILD-LEITZ X-Y Glas- Bei so verdrehter Abtastnadel kann das maßstab-Tisch, Auflösung 1μ. An beiden System nicht mehr kontrolliert und ver- Der Verkäufer war noch gnädig und MC wurde der Nadelträger perfekt am zerrungsfrei der Rille folgen. Siehe Gra- meinte, „ja das »Arkiv« würde nur per- Okular-Achsenkreuz ausgerichtet. Nun fi k nächste Seite. Hat die eine Flanke der
52 T E C H N I K ANALOG 1/2018 Grafik 1 Grafik 2 Nadel die volle Auslenkung hinter sich, der Lupe ergab, dass der Nylonfaden sich wird die andere Flanke fast daran gehin- schon gelängt hatte. Habe dem Kunden dert, driftet nach oben und verursacht so vom Kauf dieses Gebrauchten abgeraten. die Verzerrungen. Die Nadel kann nicht Zuvor hatte er mir ein SHELTER gebracht, vollkommen der Rillenauslenkung fol- bei dem der Nadelträger gebrochen war. gen., siehe Grafi k2. Das konnte ich wieder fi xieren. Damit er das Ergebnis der Reparatur hören konn- Nun habe ich das Arkiv über meinen te, habe ich dieses am SONY montiert. Händler nach LINN England senden las- Das SHELTER klang im Vergleich zum sen, mit dabei die Messungen und ein DECCA viel luftiger und musikalischer. Begleitbrief. Die Auskunft von LINN: „Wir können dies leider nicht nachprüfen, nur KOETSU-Systeme sind teuer - das unser Partner in Japan“. Mir wurde dann richtige wählen! ein anderes »Arkiv« zugesendet. Das Einem Kunden haben wir den GOLD- natürlich vermessen, immerhin »nur« MUND »Studio PL« mit Tangential-Ton- 4° Fehler statt 8,13°. Mit 2 Pond Auflage arm »T3« repariert; er wollte das KOE- dann wenigstens 60μ. Klanglich war das TSU »Onix« montiert haben. Mir war »Arkiv« sodann auf einem guten Niveau, nicht bekannt, wie alt es war, aber die aber kein Überflieger. Abtastfähigkeit und der Klang waren nicht überzeugend. Der Kunde hatte uns Das DECCA »ffss«-System weiterhin ein KOETSU »Black« zur Prü- Anfang der 1970er Jahre konnte ich das fung und Einschätzung zugesandt. Die- DECCA »ffss« testen. Damals in der Kom- ses hat voll überzeugt und wir konnten bination mit der B&W »Continental-70« dies beim Analog-Forum 2010 mit viel und einer McINTOSH »MC-40«- Röhre. Erfolg in die Vorführung bringen. Das Der Klang war beindruckend natürlich. erste Koetsu, das ich gehört habe, war Das System kam auf 70μ, die Hochtonab- ein »Rosewood«, montiert im ORACLE- tastung war etwas schlechter. Ein Pro- Grafik3 PL. Der Kunde besaß einen »BEWERIDGE blem des Systems war die Fixierung des »SW2«, wir haben diesen von Röhren auf Nadelträgers mit einem Nylonfaden. Das Erstes und neueres DECCA »ffss«, ESL-Spezial-TR-Amp umgerüstet. Zuvor ist leider bis heute so, siehe Grafi k3. Der gleiches Problem! hatte er schon unseren Vorverstärker Nylonfaden längt sich mit der Zeit und Wer ein gebrauchtes DECCA »ffss« erwer- und das Phonoteil erworben. Nach dem der Nadelträger ist dann nicht mehr mit- ben möchte, unbedingt mit der Lupe prü- Umbau wurde die erste Scheibe auf- tig im Joch der Spule. Eigentlich unver- fen, ob der Nadelträger mittig sitzt. gelegt, wirklich ein beeindruckender ständlich. Würde der Nylonfaden durch Ein Kunde hatte vor Kurzem ein gebrauch- Klang, geschmeidig und sehr fein auflö- einen Kevlar-Faden (polyimid) ersetzt, tes DECCA mitgebracht und mich gebe- send. Nicht das teuerste einer Produktfa- würde der Nadelträger immer mittig blei- ten, dieses zu testen. Am SONY-Arm, milie muss auch das Beste sein! ben. Polyimid hat nahezu eine Zugfestig- geht in 10-15‘, habe ich das montiert. keit wie Stahl. Klang sehr unausgewogen. Ein Blick mit
ANALOG 1/2018 T E C H N I K 53 Das EMT TDS-15 System: Alt und bauen kann, weil die Dose zu alt sei. Er dennoch neu! bot mir eine Revision des EMTs an, was Zum Abschluss möchte ich meine Erfah- ich beauftragte. Nach einigen Wochen rung mit dem EMT TDS-15 berichten. Ich kam revidierte System wieder bei mir an, hatte in den 1970er Jahren die Gelegen- wie bei EMT üblich mit Messschrieb. Die heit, ein »ausgebeintes« EMT TDS-15 an Montage am SONY- Arm geht ja schnell Koetsu »Rosewood« einen SME-3009 zu montieren. Nachdem und dann kam die RMS-IBS-LP zum Ein- ich den PL mit dem EMT justiert und an satz. Nach den üblichen Einstellungen meine Anlage angeschlossen hatte, war ging es zur Seitenschrift. Das war fast der Klang beindruckend, so original und unglaublich, nach 90μ war noch nicht lebensnah ehrlich hatte ich meine LPs Schluss, die100μ wurden mit leichten noch nie gehört. Leider musste ich den Verzerrungen auch noch abgetastet. PL dem Kunden übergeben. In der Fol- gezeit hatte ich mir viele MC-Systeme So zeigt sich für mich, dass, was Qua- angehört, konnte vom Händler, dem ich lität und ständige Weiterentwicklung aushalf, immer neue testen. Keines aber angeht, kein Weg am EMT vorbei führt. kam an das EMT heran. Bis ich Ende Wer bereit ist, eines der neuen EMTs der 70er Jahre ein gebrauchtes erstehen zu kaufen, wird nach meiner Meinung Koetsu »Onix« konnte. Dann kam van den Hul. Über nichts Besseres fi nden, Teureres viel- TAURUS- Dr. Rebmann konnte man sein leicht schon. System auf die van den Hul-Nadel umrü- sten lassen. Nach ein paar Wochen kam Fazit: das EMT wieder zurück. Es hatte jetzt Egal, welches System man sich zulegt, statt einer konischen Nadel eine van den ein Mindestmaß an Übertragungsqua- Hul und der Wechsel hat den Höhenbe- lität und Abtastfähigkeit muss gegeben reich deutlich verbessert. Der lebens- sein. Hält ein teures System die Daten nahe, volle Klang ist erhalten geblieben. nicht ein, tauschen oder zurückgeben. Nach 40 Jahren war dann doch das Sys- Auch bei teuren Systemen sind leider tem selbst am Ende. Einen Besuch auf Qualitäts-Schwankungen zu erwar- Koetsu »Black« der High End habe ich genutzt, um das ten, was eigentlich nicht sein dürfte. EMT direkt Jules Limon zu übergeben. Er meinte, dass er kein neues System ein- Rolf Dörrmann von RMS Audio
ANALOG 1/2018 M U S I K 55 Das AAA Vinylquartett Berlin/Brandenburg Die vier Kumpels aus der Hauptstadt waren wieder aktiv Von Claus Müller „Tracks“, die man heute in jeder denk- geliefert war, saß meine Tochter im Sweet- baren Zusammenstellung herunterladen spot des etwas lauter gestellten audiophi- Zuhören hat mehrere Bedeutungen. und überspringen kann. Zum anderen len Vortrags und konnte die Lieder sicher Wenn es darum geht, als die älter wer- fehlt mir weitgehend der Zugang zu die- ganz anders anhören als vom mp3 mit dende Generation beim Thema Musik ser geschlossenen Gesellschaft, wenn- Ohrstöpseln. genau zuzuhören, was die Qualität auf gleich ich von meiner zwölfjährigen Toch- Auf den folgenden Seiten lesen sie die Vinyl angeht, kann ich aus einem lan- ter erfahre, dass sich die Jugendlichen Meinungen des gegenseitigen Zuhörens gen Erfahrungsschatz schöpfen und untereinander sehr wohl auch kritisch unseres Quartetts zu dieser Platte und zu sehe mich durchaus dazu in der Lage. über das Gehörte sowie über die Künstler weiteren in wohl überlegter und handver- Wenn es allerdings darum geht, der austauschen. Sehr gut zugehört habe ich, lesener Auswahl am Markt befi ndlicher Teenie-Generation zuzuhören, wird die- als sie ein Lied des britischen Interpreten Scheiben: Sam Smith schwimmt, genau- ses Thema schwieriger. Zum einen findet Ed Sheeran a cappella in sicherem Ton so wie Ed Sheeran, auf der Hitwelle weit dort das musikalische Geschehen über- und Text vortragen konnte. Die Recher- oben mit. Die Rapperin Haiyti ist noch wiegend unter Ohr- und Kopfhörern statt che im Internet brachte mich dann auf nicht oben angekommen, legt aber einen und hat das Format »Album« weitgehend das aktuelle Album ÷ (Divide) des Musi- ihrer Songs bereits darauf aus: „100.000 verlassen. Das Zuhören bezieht sich auf kers, welches laut der Kritiken als 45er Fans“. Ryan Adams lässt es etwas ruhiger das gesamte Netzwerk der Streaming- Doppel-LP in berauschender Klang- und angehen und legt sein 2000er Album Dienste mit all dem bunten Treiben von Pressqualität vorliegen soll. Als die Platte nochmals neu gemastert auf.
56 M U S I K ANALOG 1/2018 Label: VERTIGO BERLIN Aufnahme: 2017 Preis: 21,- € Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt Musik 1 1 1 2 1,3 Klang 2 2 1 2 1,8 Vinyl 2 2 1 2 1,8 Haiyti: »Montenegro Zero« (2017) Von Jürgen Ehrlich Ob sie wohl die Kippen wie Kate Moss smoked? Denn ihr Onkel war „Mafioso“ und sie singt mit den Bitches in „Monacco“ – Ich bin (k)ein Serienmodell „Bahama Mama“. Haiyti nimmt uns mit auf eine Reise durch Ronja Zschoche hat viele Namen: Trat sie bisher unter Pseudo- eine Subkultur, die unter der Oberfläche ihrer Heimatstadt nymen wie Miami, Robbery und Ovadoze auf, kommt sie nun Hamburg ihr Dasein fristet. Aufgewachsen in den Sozialbau- als Haiyti daher. Nach einigen „Mixtapes“ nun ihr o zielles siedlungen der Hansestadt, gibt sie ihren Texten einen ent- Debut-Album Montenegro Zero. Deutscher Hip-Hop triff t hier sprechenden Background. Sie singt von dem Drogensumpf um auf ein ganz neues, ganz hohes Niveau. Ronja die „TRAP-Köni- den Hamburger Hauptbahnhof – Du warst ein sehr guter Junge gin“. TRAP? - TRAP bezeichnet ein Sub Genre des Rap und ist – und ins Berliner „Berghain“ will sie erst gar nicht. Aber es in der Drogenszene der Moment oder der Ort, indem der Dealer ist nicht alles Gold, was glänzt, nur bei „Gold“ glänzt Hayiti die Ware übergibt – TRAP! (englisch für: Falle) mit emotionsgeladener Stimme. Übrigens Stimme: Verstörend harte Texte (explizit!), verzerrtes Kreischen, Punk triff t Hip- Genau in diese Falle tritt der Hörer in den Moment, wenn die Hop. Haiyti´s Stimme wirkt dabei immer etwas dreckiger als Nadel in die Rille eintaucht. Mächtige Beats ertönen bereits im die ihrer deutschen Hip-Hop-Kollegen. Opener „Ich hab 100.000 Fans“. Unmissverständlich ruft die innere Stimme „MACH MAL LAUTER!“ – das, was da aus den Das mit dem Kreuzberger Produzenten-Team »Kitschkrieg« Lautsprechern ertönt, kommt – und zwar ziemlich gewaltig! produzierte Album glänzt nicht nur bei „Gold“. Hier ein Ghet- Dieses zieht sich durch alle 12 Tracks des Albums und nach to-Südstaaten-Rap, dort Reggaeton-Einlagen, ein wenig Neue gut 40 Minuten andauernder Euphorie fragt man sich: Was, Deutsche Welle, ein wenig Wave und Punk und, ja: auch ein schon vorbei!? zartes Gitarrenspiel. Hayiti (t)rappt uns in die Vergangenheit und in die Zukunft – „Ich habe die Zukunft vergessen“ – so „Jeder Anruf ein Money-Call“ – jeder Track dieser Scheibe nennt sie es. ist ein Money-Call!
ANALOG 1/2018 M U S I K 57 Die Medien feiern dieses Album – ihre bisherigen Fans sind zum Teil enttäuscht. Zu kommerziell, zu überproduziert, schimpfen diese, war Haiyti doch bisher nur mit wackeligen Selfie-Clips in der Szene bekannt und unterwegs. Nun ja, die Fans haben Recht, denn das erste, was mir beim Herausnehmen der Innersleeve au el, waren die Worte, die dort stehen: Die Kleine macht jetzt Kasse. Dem ist nichts hinzuzufügen… Werbung Fazit überzeugt Haiyti legt mit diesem Album die Messlatte für den deutschen HipHop auf ein neues Level. Die Jungs der deutschen Hip-Hop- Ihr Ansprechpartner Szene müssen sich verdammt warm anziehen. Haiyti´s Debut- Album klingt neu, frisch und doch so vertraut. Und dann gibt’s für Werbung in der analog: ja noch die 100.000, die sie noch nicht kennen… Thomas Tasch Anspieltipp: Das komplette Album! Von mir bekommt Haiyti werbung@aaanalog.de die volle Punktzahl und: „Hey Haiyti – Du bist mehr als ein „Sunny Driveby“! Tel. 0511-70038967 Das 180-Gramm-Vinyl ist sauber gefertigt und liegt plan auf dem Teller. Klanglich dem Programm entsprechend, kann es nur eine Note geben: FETT. Bemerkenswert wäre noch, dass die Scheibe am Release-Date 12. Januar bei mir ankam – mittler- weile bei Vinyl leider nicht mehr selbstverständlich…
58 M U S I K ANALOG 1/2018 Label: CAPITOL Aufnahmezeitpunkt: 2017 Preis: 21,- € Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt Musik 3 3 2 3 2,8 Klang 2 2 2 2 2,0 Vinyl 2 2 2 2 2,0 Sam Smith: »The Thrill Of It All« (2017) Von Andreas Besch sich nach meinem Dafürhalten ein gleichbleibender melancho- lischer Faden durch das Album, welcher leider nicht den rich- Nach dem 2014 erschienen Debut-Album »In The Lonely Hour« ten Enthusiasmus aufkommen lässt. Keine Frage, der Gospel- folgte nun im November 2017 Sam Smiths zweites Album: »The chor macht eine tolle Arbeit und unterstreicht den Wesenskern Thrill Of It All«. Das jüngste Werk des 25-jährigen Briten, der von Sams Persönlichkeit ausgesprochen gut. Auch der Titel derzeit in London lebt, erschien unter dem Label von CAPITOL „No Peace“ im Duett mit der noch relativ unbekannten Sänge- und wird von UNIVERSAL Music vertrieben. rin Yebba ist gelungen. Aber auch hier wird eben diese etwas selbstmitleidige, die tränende und sentimental schwermütige Das Vinyl selbst ist von sehr guter Qualität und die wirklich Atmosphäre, welche das gesamte Album prägt, wahrgenom- geringen Nebengeräusche lassen beim audiophilen Genuss men. kaum Wünsche übrig. Das Cover des weißen Vinyls ist ange- nehm schlicht gehalten und auf dem Inlay sind die Songtexte Als Anspieltipp würde ich den ersten Titel „Too Good At Good- schön aufgeräumt aufgeführt. Dazu gibt es noch ein paar Bilder byes“ empfehlen. Dieser überträgt den typisch britischen Pop von den Studioaufnahmen. Die Soulstimme von Sam hat auf einprägend und kraftvoll und bereichert mit Akzenten des jeden Fall richtig Potenzial und transportiert ganz viel Herzblut Chors. in seine Texte. Nicht umsonst wird er auf der Insel auch oftmals als „männliche Adele“ bezeichnet. Die zehn Titel auf der Schall- Alles in allem ein recht gelungenes Album, welches sicherlich platte sind sehr schön aufeinander abgestimmt. Jedoch zieht die Liebhaber des Soul und Gospelspektrums bereichern wird. Für alle anderen ist es ein Album mit ein bisschen Drama, welches bei einem geselligen Beisammensein für eine unauf- geregt-gefühlvolle Klangatmosphäre sorgt.
ANALOG 1/2018 M U S I K 59 Label: UNIVERSAL, 2 LP, 180 g, 33 rpm, Download-Code in 96/24 WAV, 2015 Aufnahme: 2000 Preis: 25,- € Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt Musik 1 2 1 3 1,8 Klang 2 2 1 2 1,8 Vinyl 2 2 2 1 1,8 Ryan Adams: »Heartbreaker« (2000) Von Sven Fandrich Neuauflage, in welchem Format auch immer, unters Vinyl-Volk zu kommen. Auch eine gut erhaltene Erstausgabe hat sicher Zufällig drehte sich die LP »Heartbreaker« von Ryan Adams, weiter ihre Berechtigung. Nach dem Scheitern seines Alterna- die ich seit langem nicht mehr aufgelegt hatte, bei einem tiv-Country Projekts »Whiskeytown« auf Grund von Whiskey Bekannten auf dem Plattenteller. So wurde ich auf die 2016 und Drogen, der Beziehung zu seiner langjährigen Freundin, bei POLYDOR veröffentlichte »Limited Deluxe Edition« mit 4 die in die Brüche ging, verkroch sich der 25 Jahre alte Adams LPs und einer DVD aufmerksam. Nach reiflicher Überlegung für 14 Tage in die Woodland-Studios in Nashville, Tennessee. erschien mir der Preis von weit über 50,- € für Musik, die ich Hier nahm er die Gesangparts, E- und Akustikgitarre, Banjo, seit Langem als Erstausgabe des BLOODSHOT Labels besitze, Piano und Mundharmonika auf. Das Ergebnis ist ein großar- zu happig. Da meine LP leider einen Wasserschaden und reich- tiges, eher ruhiges Alternativ-Country Album. Es ist vielleicht lich Runden gedreht hatte, habe ich mich für die günstigere eine der besten Scheiben, die 2000 veröffentlicht wurden. Die UNIVERSAL-Neuauflage als Doppel-LP von 2015 entschieden. Kritiker lobten das Album meines Erachtens zu recht und stell- In der Hoff nung, dass klanglich auf Basis der bereits gut pro- ten es auf eine Stufe mit anderen herausragenden Alben in die- duzierten Erstveröffentlichung mit der „Neuen“ vielleicht noch sem Jahr, wie Airs »The Virgin Suicides«, Radiohead`s »Kid A«, ein wenig mehr geht. Und das ist tatsächlich der Fall. Ich habe Coldplays »Parachutes«, Elliott Smiths »Figure 8« oder Lamp- die Titel „My Winding Wheel“ und „AMY“ mehrfach im Wech- chops »Nixon«. Der kommerzielle Erfolg blieb, trotz Kritiker- sel vom Original und der Neuauflage gehört. Das Mastering, Hype, bei diesem Meisterwerk jedoch aus. Er stellte sich erst wie es UNIVERSAL auf seiner Seite schreibt, ist sehr dezent, ein Jahr später mit dem Album »Gold« ein. aber gelungen ausgefallen. Die Tonalität von Stimme und Instrumenten ist mit meiner Erstausgabe identisch. Der Raum Bis auf den schmissig beginnenden Opener „To Be Young“ und erscheint etwas breiter, die Abbildung der Stimmen und Instru- „Shakedown on 9th Street“ ist das Album eher durch einen mente ist deutlicher, der Bass hat etwas mehr Wucht. Die Ver- ruhigen Singer-Songwriter Stil geprägt, der durch das mar- besserung ist deutlich, aber nicht übergroß. Ein weiterer Grund kante Mundharmonikaspiel die richtige Spannung erhält. für den Klanggewinn ist sicher die Produktion als Doppel-LP, Exemplarische Beispiele für das gelungene Songwriting sind die den Titeln und damit der Nadel in der Rille auf der „Neuen“ die Duette mit Emmylou Harris in „Oh My Sweet Caroline“, Kim mehr Platz bietet. In diesem Fall kann man UNIVERSAL wohl Richey in „Come Pick Me Up“ und mit Allison Pierce in „Why glauben, wenn man hier von einer Remastered-Version spricht. Do They Leave“. Die 15 Glanzstücke des Albums strahlen eine Warum diese Ausgabe jedoch eine »Limited Edition« sein soll, unbeschreibliche Magie aus und sind der perfekte Soundtrack erschließt sich mir nicht. Weder auf der UNIVERSAL-Seite noch für einsame Nächte. Das hat mich bereits 2000 stark beein- auf dem Cover gibt es Hinweise, was damit konkret gemeint druckt und kann es auch heute immer noch mit jeder Umdre- ist. Ich halte das lediglich für einen PR-Trick, den man leider in hung. Zum vollständigen Glück ist der Klang der Scheibe auf letzter Zeit zu oft benutzt. Das spielt aber letztlich keine Rolle, gleichem Niveau wie die tolle Musik. die Musik auf »Heartbreaker« hat es zweifelsfrei verdient, als
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