Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner

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Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
klangvoll.

14. Juli bis 9. September 2018
Herforder Orgelsommer
„Krieg & Frieden: 1618–1648/1918“
 Das musikalische Erlebnis mit Stadtspaziergängen und zwei Nachtkonzerten in Herfords Kirchen.
Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
Herforder Orgelsommer
14. Juli bis 9. September 2018
„Krieg & Frieden: 1618–1648/1918“
 Stadtspaziergänge mit den Herforder Gästeführerinnen und Gästeführern
Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
Inhalt

    Grußwort der Schirmherrin                 6   Die Orgelkonzerte
    Grußwort des Bürgermeisters               7
    Grußwort des künstlerischen Leiters       8   1. Eröffnungskonzert, 14. Juli 2018              12
    Einführung Stadtspaziergänge             10   2. Nachtkonzert I, 20. Juli 2018                 16
    Stadtplan und Treffpunkte                54   3. Orgelkonzert, 22. Juli 2018                   22
                                                  4. Nachtkonzert II, 27. Juli 2018                26
                                                  5. Orgelkonzert, 29. Juli 2018                   28
    Die Stadtspaziergänge                         6. Orgelkonzert, 5. August 2018                  32
                                                  7. Orgelkonzert, 12. August 2018                 36
    1. Stadtspaziergang, 14. Juli 2018       12   8. Orgelkonzert, 19. August 2018                 40
    2. Stadtspaziergang, 22. Juli 2018       22   9. Orgelkonzert, 26. August 2018                 43
    3. Stadtspaziergang, 29. Juli 2018       28   10. Orgelkonzert, 2. September 2018              46
    4. Stadtspaziergang, 5. August 2018      32   11. Orgelkonzert für Kinder, 4. September 2018   49
    5. Stadtspaziergang, 12. August 2018     36   12. Abschlusskonzert, 9. September 2018          50
    6. Stadtspaziergang, 19. August 2018     40
    7. Stadtspaziergang, 26. August 2018     43
    8. Stadtspaziergang, 2. September 2018   46
    9. Stadtspaziergang, 9. September 2018   50

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Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
Impressum

Veranstalter: Innenstadtverein Hansestadt Herford e. V. und
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Herford-Mitte

Durchführung: Pro Herford GmbH Stadtmarketing
Tel. 05221 189-150 · www.pro-herford.de

Künstlerische Leitung: Stefan Kagl

Texte: Künstler und Stefan Kagl
Lektorat: Hanka Kagl

Fotos: Stefan Kagl · Künstlerfotos · Thorsten Gödecker ·
Tanja Feg · Jana Reimann · Jaroslaw Siwinski · evm.gmbh

Gestaltung: Pro Herford GmbH Stadtmarketing

Druck: aktuell druck Offset GmbH & Co. KG
Auflage: 3.000 Stück

Herford, Juni 2018
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Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
« Marianne Thomann-Stahl

                             Grußwort der Schirmherrin                                                    Bezirksregierung Detmold
                             des Herforder Orgelsommers                                                   Die Regierungspräsidentin
                                                                                                          Detmold, im Mai 2018

                             Sehr geehrte Konzertgäste aus
                             nah und fern,
                             liebe Freunde der Orgelmusik,

    gemeinsam mit Ihnen freue ich mich auf ein anspruchsvolles       setzt zu werden, da spricht Seele zu Seele“ (Berthold Auerbach,
    und kontrastreiches Konzertprogramm 2018, mit dem wir uns        1812–1882). In dieser Tradition stehen auch die Kompositionen
    auf die immer wieder überraschende Klangvielfalt einlassen,      von Robert Maximilian Helmschrott und Johann Simon Kreuz-
    die die Königin der Instrumente bietet.                          pointner, die wir als Welturaufführungen im Herforder Orgel-
                                                                     sommer 2018 erleben werden.
    Münsterkantor Stefan Kagl stellt den diesjährigen Orgelsommer
    unter das Thema „Krieg und Frieden“ und erinnert uns damit       Als Schirmherrin gilt mein besonderer Dank und Gruß allen
    an den Beginn des dreißigjährigen Krieges im Jahr 1618, an das   Freunden und Förderern des Orgelfestivals. Ohne Sie, ohne
    Ende des ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren – und an die    Ihren großartigen Einsatz und Ihre finanzielle Unterstützung
    Sehnsucht nach friedvollem Miteinander.                          wäre ein solch ambitioniertes Kulturangebot, das weit über die
                                                                     Grenzen Ostwestfalen-Lippes hinaus wahrgenommen wird,
    Immer wieder haben Komponisten in ihren Werken das Grauen        nicht möglich.
    des Krieges und die Trauer um die Opfer ausgedrückt. Sie
    haben Bilder und Gefühle in Klang umgesetzt, die so über alle    Wir sehen uns in Herford!
    geographischen Grenzen und Sprachbarrieren hinweg ver-
    standen werden und zu Frieden und Gemeinschaft aufrütteln,       Ihre
    denn „Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht über-   Marianne Thomann-Stahl

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Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
« Tim Kähler

                        Grußwort                                 Der Orgelsommer 2018
                        des Bürgermeisters                       wird unterstützt von

                        Liebe Bürgerinnen und Bürger,
                        liebe Musik- und Kulturfreunde,

ich freue mich auch in diesem Jahr wieder auf den Herforder      Vor den Konzerten haben Sie die Möglichkeit, Einblicke in die
Orgelsommer, der alljährlich viele Menschen über Herford         über 1200-jährige Herforder Stadtgeschichte zu gewinnen.
hinaus in unsere schöne Stadt zieht.                             In diesem Jahr bekommen Sie Einblicke in das Leben der
                                                                 Elisabeth von der Pfalz, die 1667 als Äbtissin im Reichsstift
Es gibt nur wenige Städte vergleichbarer Größe in Deutschland,   Herford eine Zuflucht fand.
die ein so vielfältiges Musikangebot zu bieten haben. Der Her-
forder Orgelsommer ist ein Ausdruck dessen und zeigt, wie        Dieses anspruchsvolle und vielfältige Programm ist Dank des
lebendig Kirchenmusik sein kann. Lohnenswert macht den           gemeinsamen Engagements der Kirchengemeinde Herford-
Besuch unseres Orgelsommers die Kombination mit den histo-       Mitte mit dem Münsterorganist Stefan Kagl, des Innenstadtver-
rischen Stadtführungen. Herford hat eine bedeutende und          eins Hansestadt Herford e.V. und der Pro Herford möglich.
interessante Stadtgeschichte, die sich sehen lassen kann und
die wir gerne zeigen.                                            Ich wünsche uns allen in den schönen Herforder Kirchen mit
                                                                 ihren vielen herausragenden Orgeln wunderbare Momente.
In diesem Jahr steht der Herforder Orgelsommer unter dem
Tenor „Krieg & Frieden: 1618–1648/1918“. International ge-
feierte Organisten treten in den Konzerten auf und eröffnen      Herzliche Grüße Ihr
einen hörenswerten musikalischen Hochgenuss.                     Tim Kähler (Bürgermeister)

                                                                                                                                 7
Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
« Stefan Kagl

                              Grußwort des künstlerischen Leiters
                              des Herforder Orgelsommers

                              Liebe Konzertbesucherinnen
                              und -besucher,

    Vor 400 Jahren begann der 30 jährige Krieg, den 1648 endlich ein     Uraufführung für Orgel, großes Schlagwerk, Violine und Trompe-
    sehnlichst herbeigesehnter Friedensschluß in Münster und Os-         te des Münchener Komponisten Robert Maximilian Helmschrott
    nabrück beendete und der ein ausgeblutetes, verheertes Europa        auf. Das Konzert am 22. Juli in der Jakobikirche mit Kåre Nord-
    hinterließ. 1918 endete der 1. Weltkrieges, der in nur vier Jahren   stoga, dem Domorganisten der norwegischen Hauptstadt Oslo
    in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und Ozeanien 17       verbindet klassische Orgelmusik aus den Niederlanden und
    Millionen Menschen das Leben kostete und als Urkatastrophe           Deutschland mit norwegischen Klängen. Als ebenso klassisch
    des 20. Jahrhunderts gilt. Nicht nur diese Jubiläen, auch die er-    gilt die Stummfilmversion von Erich Maria Remarques Roman
    heblich beunruhigenden Kriegsereignisse in der jüngsten Ver-         „Im Westen nichts Neues“ mit Wilfried Kaets an der Orgel am 27.
    gangenheit bewegen uns alle. Deshalb habe ich das Thema              Juli im Münster. Heinrich Wimmer wird dort am 29. Juli ganz auf
    „Krieg & Frieden“ mit dem Fokus auf die uns alle doch treibende      die Friedensthematik auch mit einer Uraufführung eingehen,
    Sehsucht nach einem friedvollen Zusammenleben der Völker als         während der Kathedralorganist von Dijon, Maurice Clerc am 5.
    Thema das diesjährigen Herforder Orgelsommers gewählt. Das           August in St. Paulus vorwiegend Musik aus seinem Heimatland
    Programm des Eröffnungskonzertes im Münster, das ausnahms-           serviert. Sein Kollege von der Kathedrale in Orléans, Jean Pierre
    weise wegen des Endspiels der Fußball-WM am Samstag, dem             Griveau wird am 12. August im Münster prächtige französische
    14. Juli stattfindet, geht gleich in medias res mit europäischer     Orgelromantik mit unbekannten Stücken kombinieren. Die bei-
    Orgelkunst, die Trauer und Verzweiflung über den Krieg aber          den italienischen Musiker Enrico Zanovello, der am 19. August in
    eben auch Freude über Frieden musikalisch überzeugend zum            der Neuapostolischen Kirche zu hören ist und Giulio Mercati, der
    Ausdruck bringt. Das erste Nachtkonzert im Münster am 20. Juli       in St. Johannes Baptist am 26. August spielt, bringen sich vor-
    wartet mit einer für den Herforder Orgelsommer komponierten          wiegend mit barocker deutscher und italienischer Kost ein.
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Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
Johannes Skudlik wird am 2. September in St. Marien Bekanntes       cken und die künstlerische Qualität dieser Reihe weiter zu erhal-
mit großartiger neuerer Musik kombinieren. Dem traditionellen       ten. Bitte spenden Sie am Ausgang großzügig und bedenken Sie
Orgelkonzert für Kinder am 4. September in der Petrikirche folgt    dabei, was eine Eintrittskarte zu einem vergleichbaren Festival
der beliebte Abgesang des Orgelsommers, diesmal mit den Blä-        in Deutschland normalerweise kosten würde!
sern der Christuskirche Herford am 9. September im Münster.
                                                                    Ich wünsche Ihnen in diesem Jahr viel Vergnügen an der darge-
Ganz besonders herzlich möchte ich den Stadtwerken Herford          botenen Musik, die sicherlich, obwohl das Thema Krieg & Frie-
und der Evangelischen Landeskirche von Westfalen für ihre           den ja durchaus ernst ist, dieses bieten wird, darüber hinaus
großzügigen Beiträge danken, mit denen sie den musikalischen        wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie mit einem gewissen in-
Teil des Orgelsommers maßgeblich unterstützt haben. Mein            neren Frieden nach den Konzerten nach Hause gehen können,
Dank gilt genauso der Stadt Herford, dem Verkehrsverein und
der Pro Herford für die professionelle Werbung, die gute Zusam-     herzlichst,
menarbeit und das schöne Programmheft, den Stadtführern mit         Ihr Stefan Kagl
ihren abwechslungsreichen Spaziergängen vor den Konzerten,
sowie allen Beteiligten und Helfern im Orgelsommer für ihren
großartigen Einsatz. Alle Konzerte sind wie gewohnt bei freiem
Eintritt für jedermann zugänglich, wir sind jedoch sehr – und im-
mer mehr auf Ihre Spende am Ausgang angewiesen. Sie dient
ausschließlich dazu, die Kosten der auswärtigen Künstler zu de-
                                                                                                                                        9
Herforder Orgelsommer - Juli bis 9. September 2018 klangvoll - johann simon kreuzpointner
Stadtspaziergänge

     Herford hat Geschichte ...

     … und Stadtführer, die sie sachkundig und originell erzählen.      Viele Führungen sind auch für Gäste mit Mobilitätseinschrän-
                                                                        kungen geeignet. Diese sind mit dem Rollstuhlsymbol versehen.
     Seit dem Beginn des Orgelsommers sind die Stadtspaziergänge
     ein unverwechselbarer Bestandteil der Konzertreihe. Die Kom-       Alle Stadtspaziergänge beginnen um 16.30 Uhr am angegebenen
     bination aus Stadtrundgang und anschließendem Orgelkonzert         Treffpunkt und führen überwiegend zu den Orgelkonzerten in die
     verspricht ein besonderes kulturelles Erlebnis. Tauchen Sie ein    Herforder Kirchen. Die Teilnahme an den Führungen ist kosten-
     in die 1.200-jährige Geschichte der Stadt, von den Anfängen bis    los.
     zur Gegenwart, zwischen Gotik und Gehry – lassen Sie sich über-
     raschen!

     Das Repertoire der Führungen ist vielfältig: Herforder Türen und
     Fenster, das Pilgerwesen, Frauenportraits sowie skurrile und
     berühmte Persönlichkeiten unserer alten Hansestadt werden
     vorgestellt. Die Waschweiber der Äbtissin Elisabeth geben ihre
     Geschichten zum Besten und auch manche Anekdote der „klei-
     nen Leute“ der Stadt geben Grund zum Schmunzeln und Lachen.

     Neben einer Führung zur Architektur Frank Gehrys im Museum
     Marta Herford sowie durch die aktuelle Ausstellung, ist auch der
     Zellentrakt und die neue stadtgeschichtliche Ausstellung in der
     Villa Schönfeld Gegenstand des Angebotes.

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Die Betonung liegt auf Beratung.
                                                 Steuerberatung . Wirtschaftsprüfung
                                                 Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht
                                                   Betriebswirtschaftliche Beratung

                                                                                        Seit 1925
                                                                                         in OWL

CONCEPTAX Siekmann, Janell und Partner mbB | Telefon: 05221 9831-0 | www.conceptax.de
Samstag, 14. Juli                                            Samstag, 14. Juli

     Stadtspaziergang · 16.30 Uhr                                 Eröffnungskonzert ⋅ 18.00 Uhr ⋅ Herforder Münster
                                                                  Stefan Kagl, Orgel
     Marcel Mowe
     Auf den Spuren des Wunderheilers Bruno Gröning*              Jean Langlais:		       Fête (zur Befreiung von Paris 1945)
     Treffpunkt: Rathaustreppe, Rathaus Herford                   (1907 – 1991)

     Michael Girke                                                Max Reger:		           Trauerode aus op. 145 (Dem Gedenken
     Der Zellentrakt                                              (1873 – 1916)		        der im Krieg 1914/15 Gefallenen)
     Treffpunkt: Eingang Zellentrakt, Rückseite Rathaus Herford
                                                                  Jean Langlais:		       Chant de Paix Chant héroique
     Ulrike Müller                                                (1907 – 1991)		        (aus Neuf Pièces 1942/43)
     Herford 2030 und der Masterplan Innenstadt*
     Treffpunkt: Wittekind-Denkmal, Wilhelmsplatz                 Louis Vierne:		        Prélude (1914)
                                                                  (1870 – 1937)
      Mathias Polster
     „Komm, wir bauen eine Kirche“*                               John Ireland: 		       Epic March (1942)
      Treffpunkt: Johanniskirche, Neuer Markt                     (1879 – 1962)

     Angelika Bielefeld & Mechthild Klein                         Herbert Howells: 		    Rhapsody op. 17, No. 3 in cis-Moll
     Die Waschweiber der Äbtissin Elisabeth                       (1992 – 1983) 		       (komponiert während eines Luft-
     Treffpunkt: Innenhof der Stadtbibliothek,                    			                    angriffs im 1. Weltkrieg)
     Linnenbauerplatz 6
                                                                  Naji Hakim: 		         AALAIKI’SSALAAM (Friede sei mit Dir)
                                                                  (*1955) 		             (Variations sur un thème libanais –
                                                                  			                    Variationen über ein libanesisches
                                                                  			                    Marienlied, komponiert aus Anlass des
     *Ziel der Führungen ist das Konzert im Herforder Münster.    			                    Libanonkrieges im Sommer 2006)
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« Stefan Kagl

                                     Stefan Kagl wurde 1963 in      ist er Dozent für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation
                                     München geboren und nahm       an der Hochschule für Kirchenmusik Herford. Rundfunk- und
                                     Privatunterricht bei Klemens   CD-Einspielungen (u.a. 2007 zwei Aufnahmen mit Tournemire
                                     Schnorr und Peter Schamm-      und Langlais bei Motette-Ursina, 2008 das Orgelwerk von John
                                     berger. Er studierte an der    Ireland bei cpo und 2010 die CD „10 Jahre Herforder Orgelsom-
                                     Münchner Staatl. Hochschu-     mer“ bei Motette und die neue CD „Russian Dreams“ mit Orgel-
                                     le für Musik (bei Klemens      transkriptionen von Borodin und Mussorgsky an der Luzerner
                                     Schnorr) und an der Schola     Hofkirchenorgel) sowie Veröffentlichungen in Fachzeitschriften
                                     Cantorum in Paris (bei Jean    runden sein Tätigkeitsfeld ab.
Langlais und Marie-Louise Langlais) sowie am Conservatoire
Supérieur de Paris (CNR). Er bekam den „Prix de Virtuosité“ an      Das Programm des Eröffnungskonzertes geht gleich in medias
der Schola Cantorum und legte das A-Examen für Kirchenmusik         res in Sachen Krieg & Frieden. Jean Langlais, der legendäre
und die künstlerische Staatsprüfung im Hauptfach Orgel an der       blinde Pariser Organist und Komponist erlebte gerade mit seiner
Münchner Musikhochschule ab und am Conservatoire Supérieur          Behinderung das Grauen des 2. Weltkrieges in der belagerten
de Paris den „Premier Prix“ und den „Prix d´Excellence“. Seine      Großstadt Paris als besonders bedrückend. Als er endlich im
Paris- und London-Debüts 1988 in der Kathedrale Notre-Dame          Jahre 1945 die langersehnte Organistenstelle seines schon 1939
de Paris und in der St. Paul´s Cathedral London mit Werken          verstorbenen Lehrers Charles Tournemire an Ste. Clotilde be-
von Reubke und Langlais eröffneten seine erfolgreiche Konzert-      kam, verband er in seinem virtuosen und schwungvoll-ausgelas-
laufbahn, die ihn zu allen wichtigen Kathedralen, Kirchen und       senem Stück Fête (Fest) seine persönliche Freude über den er-
Konzertsälen Europas und Russlands führte (u.a. Gewandhaus          reichten beruflichen Meilenstein, mit der freudigen Erleichterung
Leipzig oder Mariinsky Konzertsaal beim Festival „Stars of the      der Einwohner der französischen Metropole, deren Leben nach
White Nights 2011“). Er ist 1. Preisträger des internationalen      der Befreiung im August 1944, wieder in normale Bahnen kam.
César-Franck-Wettbewerbs St. Bavo/Haarlem (Holland). Von            Max Reger hasste den Krieg, seine apokalyptischen Ahnungen in
1991–96 war er Stadt- und Bezirkskantor in Bad Kissingen und        Bezug auf den 1. Weltkrieg sublimierte er 1914 in der unvollen-
von 1997–2002 Kantor der beiden Hauptkirchen im thüringischen       det gebliebenen Komposition eines Requiems und später, im Juli
Rudolstadt. Seit Juli 2002 ist Stefan Kagl Kantor und Organist am   1915 schrieb er seine Trauerode op. 145. Die Süddeutsche Zei-
Münster zu Herford und künstlerischer Leiter des „Herforder Or-     tung schrieb 1916 über dieses Werk: „ein rhapsodisch angeleg-
gelsommers“. Als Chorleiter hat er alle wichtigen Oratorien und     tes Werk voll ernster, grüblerischer Fragen und banger Klagen,
chorsymphonischen Werke einstudiert und dirigiert. Seit 2005        das sich aufwiegt zu dem trostreichen, wie Sphärenklang ertö-
                                                                                                                                        13
nenden Choral“. Dieser Choral „Was Gott tut, das ist wohlgetan“       Rolle zugedacht. 1988 transkribierte Robert Gower das Stück
     bot Reger und uns heute den selben Trost, den banges Fragen           für Orgel. Herbert Howells Rhapsody op. 17, No. 3 in cis-Moll
     nach dem Sinn von grausamen, kriegerischen Ereignissen nicht          entstand in einer einzigen schlaflosen Nacht im 1. Weltkrieg, als
     bieten kann. Jean Langlais schrieb seine Chant de Paix (Frie-         er den Organisten von York Minster, Edward Bairstow besuch-
     denslied), eine träumerisch zarte Meditation und Chant héroique       te. Der Lärm eines deutschen Zeppelin-Angriffes versetzte den
     (heroisches Lied) in den Kriegsjahren 1942/43 direkt unter dem        Komponisten in große Schrecken. Diese angstvolle Atmosphäre
     Eindruck des tragischen Todes seines Studienfreundes Jehan            ist gut in den chromatischen Akkordfolgen des Anfangs zu hören.
     Alain, der 1940 bei Saumur fiel. Es wird durchzogen von schnell       Nach einem ruhigen, friedvollerem Mittelteil beginnt wieder ein
     wechselnden Akkorden, die Maschinengewehrsalven lautmale-             spannungsvoller Climax, der dann am hoffnungsvollem Ende in
     risch darstellen wollen. Im Zentrum steht das Zitat des Refrains      strahlendem Cis-Dur endet. AALAIKI’SSALAAM (Friede sei mit
     der französischen Nationalhymne „Aux armes, citoyens,“ … (Zu          Dir) des in Beirut geborenen und in Frankreich lebenden Kom-
     den Waffen, Bürger …), das musikalisch genauso komplett ad ab-        ponisten Naji Hakim, der als Langlais-Schüler im Orgelsommer
     surdum geführt wird, wie der Krieg für den Komponisten selbst         2007 ein unvergessliches Konzert im Herforder Münster gespielt
     war, insofern ist das Werk weniger eine Heldenverherrlichung,         hat, ist den tragischen Ereignissen des Libanon-Krieges von 2006
     sondern vielmehr ein Anti-Kriegs-Lied. Louis Vierne, Organist         gewidmet. Es will für Frieden und Freude ein Zeugnis sein und
     an Notre Dame de Paris von 1900 bis 1937, erlebte den 1. Welt-        steht unter dem Motto „Lasset Gottes Melodie in euch erklingen
     krieg als eine der dunkelsten Zeiten seines Lebens, seine Kirche      und eure Füße auf den Weg des Friedens richten“. Die Melodie
     wurde durch Bombentreffer beschädigt und das geliebte Instru-         des maronitischen „Ave Maria“ wird darin in sieben Variationen
     ment beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen, sein ältester Sohn,     weiterentwickelt: melismatische Verzierungen, rhythmische
     erst 17 Jahre alt und sein Bruder fielen an der Front und er selbst   Ostinati, arabische „aksak“-Rhythmen führen in einen düsteren
     musste sich als fast Blinder langwierigen und teuren Augenope-        Marsch und münden, nach ausdrucksvollen Harmonisierungen
     rationen und jahrelangen Sanatoriumsaufenthalten unterziehen.         und fröhlichen Arpeggios, in eine spanische Habanera, die von
     Sein elegisches Prélude in fis-Moll legt davon Zeugnis ab. John       einer brillanten Coda beschlossen wird.
     Irelands patriotischer Epic March wurde von der BBC mitten im
     2. Weltkrieg in Auftrag gegeben, um den Mut der Bevölkerung
     durch Musik zu unterstützen und in der Royal Albert Hall im Rah-
     men der berühmten Promenadenkonzerte unter der Leitung von
     Sir Henry Wood mit großem Symphonieorchester uraufgeführt.
     Schon damals hatte Ireland der Orgel darin eine bedeutende
14
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« Franz Hauk

     Freitag, 20. Juli                                                                                      Franz Hauk wurde 1955 in
                                                                                                            Neuburg an der Donau gebo-
      Nachtkonzert I ⋅ 21.00 Uhr ⋅ Herforder Münster                                                        ren und studierte nach dem
      Orgel & Kunst                                                                                         Abitur Kirchen- und Schul-
      Franz Hauk, Münsterorganist Ingolstadt                                                                musik sowie die Konzertfä-
      Eröffnung der Ausstellung:                                                                            cher Klavier und Orgel an den
     „1918 – 2018: Mahnung zum Frieden“                                                                     Musikhochschulen in Mün-
                                                                                                            chen und Salzburg. Zu seinen
                                                                                                            Lehrern zählen Aldo Schoen,
     Robert Maximilian                                                                                      Gerhard Weinberger, Franz
     Helmschrott:             Le Fenêtre sur L’Éternité (2016)         Lehrndorfer und Edgar Krapp. 1981 erhielt er das Meisterklas-
     (*1938)                                                           sendiplom der Musikhochschule München. Mehrere Auszeich-
                                                                       nungen folgten. 1988 promovierte er im Fach Musikwissenschaft
     Stefan Blum:             Moving Scin Pattern für neun             mit einer Arbeit über die Münchener Kirchenmusik zu Beginn
     (*1963)                  Trommeln (2008)                          des 19. Jahrhunderts. Als Autor befasst er sich vor allem mit
                                                                       Fragen der Quellenforschung, der Edition und der Aufführungs-
     Enjott Schneider:        African Patchworks für Orgel und 		      praxis. Seit 1982 ist er als Organist, seit 1995 auch als Chorleiter
     (*1950)                  Handdrums (2013)                         am Ingolstädter Münster tätig. Im Rahmen seines städtischen
                                                                       Engagements für eine eigenständige regionale Kultur begründe-
     Robert Maximilian                                                 te er in Ingolstadt zahlreiche Konzertreihen, wie beispielsweise
     Helmschrott:             SALAMU für Schlagwerk, Trompete,         die „Internationalen Ingolstädter Orgeltage“ oder die „Orgelma-
     (*1938)                  Violine und Orgel (2018, Uraufführung)   tinee um Zwölf“ in der Asamkirche Maria de Victoria. Für eine
                                                                       Renaissance des Komponisten Johann Simon Mayr gibt er wich-
                                                                       tige Impulse. Franz Hauk wirkt als Juror bei Musikwettbewerben
                                                                       und leitet Meisterklassen bei internationalen Musikfestivals. Seit
                                                                       Oktober 2002 lehrt er im Bereich Historische Aufführungspraxis
                                                                       und Kirchenmusik an der Staatlichen Hochschule für Musik und
                                                                       Theater in München.

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SALAMU                                                              niedergemetzelt. Der 1. Weltkrieg forderte 20 Millionen Tote und
     1648 Kriegsende – 1918 Kriegsende – 1945 Kriegsende.                21 Millionen Verletzte.
     Was haben wir daraus gelernt?
     2018                                                                SALAMU ist das älteste überlieferte Verbum für Frieden und ent-
     Am 23. Januar 2018 um 19.57 Uhr meldet die ZEIT-online: „Die        stammt der akkadischen Sprache aus dem 24. – 23. Jahrhundert
     Große Koalition hat so viele Waffen in Krisengebiete verkauft wie   vor Christus. Diese Sprache ist ausgestorben, wurde uns aber in
     noch nie”.                                                          Keilschrift überliefert. Die Stadt Akkad lag in Mesopotamien, im
                                                                         gelobten Land an Euphrat und Tigris.
     In den ersten 4 Monaten des Jahres 2017 wurden von der Bun-
     desregierung fast viermal mehr Munitionsexporte für Kleinwaf-       SALAMU bedeutet ganz allgemein „unversehrt, heil, gesund sein/
     fen genehmigt als im Jahr zuvor. Allein in den Irak gingen 2016     werden“, also der Wunsch nach Gesundheit, Zu„frieden“heit, Si-
     fast 20 Millionen Schuss Munition. 95 von 100 Kriegsopfern wer-     cherheit. Salamu ist seit Jahrtausenden eine Grußformel, die
     den durch Kleinwaffen getötet. Die Kleinwaffe ist „die Massen-      sich in „Schalom“ (im Hebräischen) und in „As-Salem aleikum“
     vernichtungswaffe des 21. Jahrhunderts “. Alle 14 Minuten stirbt    (im Arabischen) wiederfindet.
     ein Mensch durch deutsche Waffen des führenden deutschen
     Pistolen- und Gewehrherstellers Hechler & Koch (Quelle: terre       Im Alten Testament wird der „Fürst des Friedens“ sar śalõm
     des hommes).                                                        genannt und im neuen Testament finden wir immer wieder den
                                                                         Gott, der „Urheber des Friedens“ ist. „Salamu“ meint auch den
     In den Jahren 2014–2017 wurden Rüstungsgüter im Wert von            „inneren Frieden“, den „Seelenfrieden“, integriert aber weit dar-
     24,9 Milliarden von der Deutschen Bundesregierung verkauft,         über hinaus den Friedensbegriff in Abwesenheit von Krieg.
     21 % höher als von 2010–2013. Die Lieferungen an Drittstaaten
     ausserhalb der EU stiegen um 47 % auf 14,48 Milliarden. Es sind     Eine Musik für Orgel, Schlagzeug, Trompete und Violine, die den
     100.000 Arbeitsplätze sagt die Politik.                             Titel SALAMU trägt, kann heute nicht mehr ohne politische Di-
                                                                         mension funktionieren, als Friedensappell oder Trauer um die
     Man kann sich 2018 nicht an das Ende des Dreißigjährigen Krie-      Toten von der Gewalt der Kriege. SALAMU ist keine politische
     ges erinnern und auch nicht an das Ende des 1. Weltkrieges ohne     Musik, wäre aber ohne das hier skizzierte Umfeld nie entstan-
     die Waffen- und Rüstungsgüterproduktion in unserem Land zu          den: ein Aufschrei (Beten hilft nicht mehr), angeregt durch Dr.
     nennen, die überall dort eingesetzt wird, wo Krieg ist. Und Krieg   Franz Hauk, Organist am Münster Ingolstadt und Münsterkantor
     bedeutet Tod. Von 1618–1648 wurden 40 % der Landbevölkerung         Stefan Kagl, Herford. rmh II/2018
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« Robert Maximilian Helmschrott

                                                                     Was ich gemacht habe (ich schick eine Kopie des ffff-Teils), soll
                                   Aus dem Briefwechsel zwi-         provozieren, aber, lieber Kagl, ich habe versucht, eine aktuelle
                                   schen Robert Maximilian           Politmusik zu machen und vielleicht sollte man den Konzert-
                                   Helmschrott und Stefan Kagl       besuchern auch sagen, dass hier ein katholischer „Protestant“
                                   während der Entstehung des        nach Herford kommt, der gegen die schwachsinnige CSU-Reprä-
                                   Werkes: „Syrien = seit 3000       sentanz protestiert …“
                                   Jahren Kulturland – jetzt
                                   tobt dort eine Art 30-jähriger    „Endlich ist es soweit: Die HSH Nordbank – Skandal-Landesbank
                                   Krieg … was dort im Moment        von Hamburg und Schleswig-Holstein – wird verkauft. Alles an
                                   alles passiert, führt doch un-    diesem Verkauf ist ein Skandal. Käuferin ist die berüchtigte, glo-
sere Erinnerungsabsichten 1648/1918 ad absurdum … es wird ein        bal operierende Rüstungsfirma und der Verleiher von Söldnerar-
Konzert geben mit lauter roh- (Robert M. Helmschrott-) Musik         meen Cerberus, die zum Beispiel in der Ukraine, im Orient und in
und anderen Werken und das Publikum sagt am Schluss: inter-          Afrika mit amerikanischem Geld Krieg führen, weil diese Kriege
essant, schön etc. ... wenn schon, sollte dieses Konzert nicht als   rechtswidrig und so brutal geführt werden, dass die Amerika-
„Musikalische Anti-Kriegs-Demo“ geplant werden??? Bomben             ner sich wegen der Rechtsfolgen nicht trauen, diese mit eigenen
lähmen und töten, … auf einem Gebiet in dem vor 22.000 Jahren        Truppen zu führen. Die Käuferin ist also moralisch so ziemlich
das Symbol SALAMU geboren wurde, lähmen auch. Im Moment              das Letzte, was an Investoren in der Welt auf dem Markt ist. Öf-
habe ich da Probleme mit einem üblichen Erinnerungskonzert           fentliche Institutionen dürften mit solchen Kriegs- und Kriminal-
…. Cari saluti roh“ … „ Die ersten 12 Minuten werden nun dem         organisationen keine Geschäfte machen. Der Kaufpreis beträgt 1
Notengraphiker geschickt. Für alle Stimmen gilt für diese Zeit,      Milliarde Euro, allerdings müssen die Verkäufer (die beiden Bun-
so laut als möglich. Dafür sorgen neben Organo pleno: 3 Pau-         desländer Hamburg und Schleswig-Holstein) noch je 7 Milliarden
ken, 2 grosse Trommeln, 1 kleine Trommel, 1 grosses Tamtam,          Euro, also insgesamt 14 Milliarden Euro Schulden übernehmen,
1 Ratsche, 1 Hammer, 1 Kettenrassel, 1 Sirene, 1 Donnerblech         das sind 14 x der Bau der Elbphilharmonie, also den deutschen
und eine Trillerpfeife. Der Lärm-Teil oder Aggressions-Teil findet   Steuerzahler für die Unfähigkeit öffentlicher Amateurbanker und
im 120er Tempo statt. Am Sonntag beende ich das Spektakel. …         von Anglo-Finanz eingesetzter Spekulanten büßen lassen. Statt
Der laute Angriff auch an und auf das Publikum (die Provoka-         dass aber deswegen ein Aufschrei der Entrüstung durch unsere
tion steht ja in der Stückbeschreibung: Widerspruch zwischen         Medien ging, wird das Ergebnis von der deutschen Regierungs-
politisch zugelassenem Waffenhandel und dem Zynismus der             propaganda auch noch gefeiert. 2018: Krieg ist ein Geschäft und
Friedensappelle, s. auch die letzte Hart-aber-Fair-Sendung).         wir sind alle miteingebunden.“
                                                                                                                                          19
Eröffnung der Ausstellung
     „1918 – 2018: Mahnung zum Frieden“
     Die Grauen des Ersten Weltkrieges haben sich tief ins gemeinsa-
     me Gedächtnis eingegraben. Am bis dahin umfassendsten Krieg
     der Geschichte beteiligten sich 40 Staaten, die zusammen fast
     70 Millionen Menschen unter Waffen hatten. Der Erste Weltkrieg
     forderte unter den Soldaten fast zehn Millionen Todesopfer und
     etwa 20 Millionen Verwundete. Die Anzahl der zivilen Opfer wird
     auf weitere sieben Millionen geschätzt. Allein aus Herford fielen
     über eintausend Menschen diesem Krieg zum Opfer.

     Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sollte dieser Mahnung
     sein, dass es nie wieder Krieg geben dürfe. So wurde als Ergeb-
     nis der Pariser Friedenskonferenz der Völkerbund gegründet.
     Aber leider hat das nicht funktioniert, so dass es neben dem
     Zweiten Weltkrieg in den vergangenen einhundert Jahren weit
     über hundertfünfzig Kriege gab und zurzeit circa zwanzig Kriege
     oder kriegerische Auseinandersetzungen geführt werden. Dar-
     um soll die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, nach wie vor
     eine Mahnung zum Frieden sein.

     Die Ausstellung in der Herforder Münsterkirche zeigt die Folge von
     50 Radierungen „Der Krieg“ von Otto Dix, die die Grauen des Krie-
     ges eindrücklich darstellen. Sie werden mit einer Löffelinstallati-
     on kombiniert, die uns vor Augen führen will, wie viele Menschen
     aus Herford im Ersten Weltkrieg „den Löffel abgeben“ mussten.

     Die Ausstellung ist vom 20.7. bis zum 1.9.2018 werktags von
     10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.
20
wellteam: in OWL verwurzelt
                                                              Tierpark                           HERFORD

              Sozial                Lokaler
             engagiert            Auftraggeber

                                                              Das kleine Ausflugsziel                 Tierpark HERFORD
                                                              in Herford…                             Gemeinnützige GmbH
                                                                                                      Stadtholzstraße 234
                                                                                                      32049 Herford
Zuverlässiger                                     In der      Großer Streichelzoo mit Ziegen
                                                              (Tierfutter am Kiosk erhältlich)        Öffnungszeiten:
 Arbeitgeber                                   Region aktiv
                                                              Heimischer und exotischer Tierbestand   März bis November
                                                                                                      Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
                                                              Großer Kinderspielplatz am Café
                                                                                                      Einlass bis 17.00 Uhr
                                                              Natürlicher Bachlauf mit Ententeich
                                                              Behindertengerecht
                                                                                                                        R
          Moderner       Umweltfreundlich                     Wechselnde Aktionstage

                                                                                                                        ico
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Sonntag, 22. Juli                                           Sonntag, 22. Juli

     Stadtspaziergang · 16.30 Uhr                                Orgelkonzert ⋅ 18.00 Uhr ⋅ Jakobi-Kirche
                                                                 Kåre Nordstoga / Domorganist Oslo (NOR)
     Elisabeth Petzholdt
     „Kleine Leute“ der Radewig*                                 Jan P. Sweelinck:      Fantasia Cromatica
     Treffpunkt: Fürstenau-Denkmal, Bielefelder Straße           (1562 – 1621)

     Wolfgang Silger                                             Samuel Scheidt: 		Warum betrübst du dich, mein Herz
     Herwede up Platt*                                           (1587 – 1654)
     (Herford auf Platt)
     Treffpunkt: Historisches Kreishaus, Amtshausstraße 2        Johann Sebastian Bach: 		Praeludium und Fuge h-Moll BWV 544
                                                                 (1685 – 1750) 		       Choralvorspiele:
     Ulrike Müller                                               			                    „An Wasserflüssen Babylon“ BWV 653
     Herfords süße Seite – Zur Geschichte der Nahrungs-          			                    Fuga super „Magnificat“ BWV 733
     und Genussmittelindustrie                                   			                    „O Lamm Gottes, unschuldig“ BWV 628
     Treffpunkt: Brücke an der Aa, Radewiger Straße
                                                                 Arild Sandvold: 		     Orgelsonate f-Moll (1918)
     Mathias Polster                                             (1895 – 1984) 		       1. Largo Maestoso – Allegro; 2. Fuge
     Wallgeschichten*
     Treffpunkt: Wittekind-Denkmal, Wilhelmsplatz

     Sonja Langkafel
     Fürstäbtissin Elisabeth von der Pfalz
     (Führung durch die Sonderausstellung)
     Treffpunkt: Daniel-Pöppelmann-Haus,
     Deichtorwall

     *Ziel der Führungen ist das Konzert in der Jakobi-Kirche.
22
« Kåre Nordstoga

                                   Kåre Nordstoga (*1954) stu-      Kerk, an der er zeitlebens tätig war. Als Amsterdam 1578 calvi-
                                   dierte an der Norwegischen       nistisch geworden war und das gottesdienstliche Orgelspiel ver-
                                   Musikakademie unter ande-        boten wurde, wurde er von der Stadt Amsterdam als Konzertor-
                                   rem bei Søren Gangfløt, Bjørn    ganist angestellt und spielte fortan außerhalb der Gottesdienste.
                                   Boysen und Kaare Ørnung.         Er vermochte es, wie später Georg Muffat oder Johann Sebastian
                                   Nach seinem Debutkonzert         Bach, alle wichtigen europäischen Clavierstile (englische, vene-
                                   im Jahr 1978 setzte er seine     zianische, spanische, niederländische und frühe norddeutsche
                                   Studien bei David Sanger in      Tastenmusik) zu studieren und in seinem Werk zu verarbeiten.
                                   London fort und war zeitwei-     Eine große Zahl von meist norddeutschen Organisten studierten
se Organist in der Ullern-Kirche, bevor er 1984 nach Oslo kam.      bei ihm. Die Gattung Fantasie führte Sweelinck vordergründig
Er war auch mit der Norwegischen Musikakademie verbunden,           mit imitatorischen, also kontrapunktischen Strukturen zu einem
wo er 1994 zum Professor ernannt wurde. Als Domorganist an          ersten Höhepunkt, was in der heute gespielten Fantasia Croma-
der Osloer Kathedrale spielt Nordstoga häufig ein großes Re-        tica mit ihrem aus halbtönen bestehenden Thema eindrucksvoll
pertoire, zu dem zwei populäre Konzertreihen mit Bachs kom-         gezeigt wird. Auch Samuel Scheidt verbrachte fast sein ganzes
pletten Orgelwerken gehören. Zu seinen Einspielungen gehören        Leben in seiner Geburtsstadt, er war Organist und Hofkapell-
die Orgelwerke von Bach, Brahms, Franck, Widor und Liszt, alle      meister in Halle, das er nur einmal, 1608/9 verließ, um eben bei
Bach-Violinsonaten, die in Zusammenarbeit mit dem Geiger Geir       Sweelinck zu studieren, in dessen deutscher Nachfolge er ver-
Inge Lotsberg an der Chor-Orgel aufgenommen wurden, sowie           nehmbar steht. Sein Hauptwerk ist die1624 in Hamburg verlegte
mehrere Aufnahmen norwegischer Orgelmusik. Nächstes Jahr            Tabulatura Nova mit Variationsreihen über geistliche Lieder und
wird er ein neues CD-Projekt fertigstellen, in dem die komplette    Psalmen, wie das Werk, das heute zu hören ist. Johann Sebas-
Orgelmusik von J.S. Bach auf historischen Orgeln aufgenommen        tian Bachs Praeludium und Fuge h-moll BWV 544 ist uns in ei-
wird. Nordstoga ist ein aktiver Konzertorganist. In den letzten     ner wunderbaren Handschrift überliefert, die zwischen 1727 und
Jahren war er Solist bei den Symphonieorchestern von Oslo,          1731 datiert wird und ist ein ganz großer Höhepunkt seiner Leip-
Bergen und Trondheim und spielte unter anderem auf internati-       ziger Meisterschaft. Seine Nähe zu Teilen aus seinen Passionen
onalen Orgelfestivals in Aarhus, Paris und Tokio. 2006 erhielt er   und die Wahl der Tonart als explizite Leidenstonart, die in his-
den Lindeman-Preis für seinen aktiven Beitrag zum Musikleben.       torischer Stimmung noch wesentlich härter als heute erklang,
                                                                    evoziert geradezu eine musikalische Ausdeutung der Passion
Jan Pieterszoon Sweelinck wurde schon in jungen Jahren Nach-        Christi. Am Ende der Fuge tritt das Thema dreimal hintereinan-
folger seines Vaters an der bedeutenden Amsterdamer Oude            der im Pedalbass auf, um den strahlenden Schluß in Dur vor-
                                                                                                                                        23
zubereiten, könnte als Reminiszenz zur Auferstehung nach drei
     Tagen im Grab gedeutet werden. Der Choral „An Wasserflüssen
     Babylon” ist die lutherische Version von Psalm 137: die Klage
     des Volkes Israel über sein Exil nach der Zerstörung Jerusa-
     lems und stammt aus der Leipziger Handschrift von 1708–1717,
     während die einzeln überlieferte Choralfuge über das Magnificat
     Thema den Vorbildern Johann Pachelbels folgt.„O Lamm Gottes,
     unschuldig” ist ein ausgesprochenes Jugendwerk aus dem Or-
     gelbüchlein: zwei freie Stimmen, in deutlicher Seufzer Manier,
     begleiten die Liedmelodie, die zusätzlich im Kanon geführt wird.
     Arild Sandvold ist einer der wichtigsten norwegischen Orgel-
     komponisten des 20. Jahrhunderts, der in Oslo 1933–1966 als
     Domorganist wirkte. Bevor er mit Karl Straube in Leipzig stu-
     dierte, hatte er bereits seine Orgelsonate komponiert, die er im
     November 1918 im Alter von 23 Jahren uraufführte. Das Haupt-
     thema der Sonate ist die norwegische Version des Stabat Mater,
     „Naglet til et kors på jorden“, das oft im Karfreitagsgottesdienst
     gesungen wurde.

24
Auf die
Wünsche,
fertig, los!
                               Weil manche Wünsche
        Sparkassen-Ca
                     rd Plus   nicht warten können.
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« Wilfried Kaets

                                                           Foto: Karsten Mühlhaus
     Freitag, 27. Juli
                                                                                                                         Wilfried Kaets: Komponist,
     Nachtkonzert II · 21.00 Uhr · Herforder Münster                                                                     Dirigent, Interpret, absolvier-
     Kinoorgel ⋅ Stummfilm „Im Westen nichts Neues“                                                                      te künstlerische und wissen-
     Wilfried Kaets – Köln, Orgel                                                                                        schaftliche Studien an der
                                                                                                                         Robert-Schumann-Hoch-
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     Dauer: ca. 130 min.                                                                                                 Heinrich-Heine-Universität
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     Wilfried Kaets                                                                                                      examen im Fach Orgel folgten
                                                                                                                         Orgelimprovisationstudien
                                                                                    (O. Latry, P. Eben, H. Riethmüller) sowie Komposition und Instru-
                                                                                    mentation (u.a. Oskar G. Blarr). Preisträger des Hochschulwett-
                                                                                    bewerbs Düsseldorf. Zahlreiche Konzerte im In- und Ausland
                                                                                    (Deutschland, Europa, Russland, Oman) Seit 1986 beschäftigt er
                                                                                    sich intensiv in Forschung, Theorie und Praxis mit dem Medium
                                                                                    Stummfilm, hat bislang rund 190 verschiedene Stummfilmver-
                                                                                    tonungen geschaffen und in über 400 Konzerten live präsentiert.
                                                                                    Dozent für Filmmusik an der Heinrich-Heine-Universität Düs-
                                                                                    seldorf (1992–2002); Leitung zahlreicher Seminare und Meis-
                                                                                    terkurse für Stummfilmbegleitung, Mitwirkung bei Stummfilm-
                                                                                    Festivals und umfassenden Retrospektiven. Kaets hat als erster
                                                                                    Komponist/Interpret seit Ende der Stummfilmzeit regelmäßig
                                                                                    historische Filme im Kirchenraum mit Livemusik präsentiert
                                                                                    und damit die Renaissance dieser Aufführungsform in Deutsch-
                                                                                    land begründet.

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Foto: Wilfried Kaets

Kurzinhalt: Der Film „Im Westen nichts Neues” nach dem Ro-
man von Erich Maria Remarque schildert die Schrecken des
Ersten Weltkriegs aus der Sicht des jungen Frontsoldaten Paul
Bäumer. Dieser betrachtet sich und seine Kameraden als eine
verlorene Generation. Der neunzehnjährige Paul Bäumer ist im
Ersten Weltkrieg Soldat an der Westfront. Seine Klasse hatte
sich 1916 auf Drängen ihres Lehrers geschlossen zum freiwil-
ligen Kriegsdienst gemeldet. Bereits während des Drills in der
zehnwöchigen Grundausbildung haben die Schüler begriffen,
dass die ihnen bisher vermittelten Werte beim Militär ihre Gül-
tigkeit verlieren. Nach kurzer Zeit nimmt die anfängliche Begeis-
terung, für das Vaterland zu kämpfen ab und die junge Truppe
wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder nach Hause zu kön-
nen. Auf Heimaturlaub besucht er seine Familie und stellt fest,
dass er mit ihr und seinem alten Lehrer nichts mehr gemein hat.
Wieder an der Front, stößt er auf noch jüngere Soldaten, die als
Kanonenfutter in den Kampf geschickt werden ...

Zum Film: Im Westen nichts Neues ist ein US-amerikanischer          Zur Musikfassung: Wilfried Kaets nutzt die besonderen klang-
Antikriegsfilm von Lewis Milestone aus dem Jahr 1930, wel-          lichen Möglichkeiten der Kombination von klassischer Pfeifen-
cher unter anderem mit dem Oscar als „Bester Film“ ausge-           orgel und elektronischen Klangerzeugern. Er komponiert damit
zeichnet wurde. Der Film gilt bis heute als einer der bekann-       eine zeitgenössische Filmmusik, die den alten kraftvollen und
testen und beeindruckendsten Antikriegsfilme und besitzt den        doch bis heute stilbildenden Bildern respektvoll Raum lässt und
Ruf eines Filmklassikers. Da viele Kinos zu der Zeit noch nicht     ihnen dennoch einen eigengesetzlichen neuen Atem einhaucht,
auf Tonfilm eingestellt waren, kam er sowohl in einer Stumm-        die gleichzeitig aber auch den Wahnsinn des mörderischen Stel-
film- als auch in einer Tonfilm-Fassung heraus.Gezeigt wird         lungskrieges durch z.T. extreme Klangballungen geradezu kör-
die amerikanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln.        perlich erfahrbar macht.

                                                                                                                                             27
Sonntag, 29. Juli                                           Sonntag, 29. Juli

     Stadtspaziergang · 16.30 Uhr                                Orgelkonzert ⋅ 18.00 Uhr ⋅ Herforder Münster
                                                                 Heinrich Wimmer / Burghausen
     Klaus Schilling
     Johanniskirche: Macht und Pracht der erfolgreichen          Samuel Scheidt: 		Toccata super: „In te Domine speravi“
     Gilden & Zünfte*                                            (1587 – 1654)		      SSWV 138 (aus „Tabulatura nova“, 1624)
     Treffpunkt: Johanniskirche, Neuer Markt                     Andreas Willscher:   Vier Gebete (1978–83)
                                                                 (*1955) 		           1. Gebet zum heiligen Franziskus
     Ulrike Müller                                               			                  „Pax et bonum“ (franziskanische Grußformel)
     Der Aawiesenpark und sein Baumbestand*                      			                  2. Gebet zum heiligen Geist
     Treffpunkt: Fürstenau-Denkmal, Bielefelder Straße           			                  „Meinen Frieden gebe ich euch, alleluja“
                                                                 			                  (Communio am Mittwoch in der
     Nadja Iusowa                                                			                  Pfingstwoche)
     Über Verführung, Leidenschaft und ... Tod –                 			                  3. Gebet zu Christus, dem Auferstande-
     Romantische Geschichten aus Herford*                        			                  nen „Da kam Jesus, trat in die Mitte
     Treffpunkt: Käthe-Elsbach-Platz, gegenüber Museum Marta,    			                  und sagte: Friede sei mit euch!“
     Goebenstraße                                                			                  (Joh. 20, 28)
                                                                 			                  4. Gebet zu Christus, dem Friedensfürsten
     Marcel Mowe                                                 Robert Fuchs: 		     Phantasie Des-Dur, op. 101 (1917)
     Die Bekleidungs- und Textilindustrie rund um das Marta*     (1847 – 1927)
     Treffpunkt: Tupak-Skulptur, Museum Marta, Goebenstraße      Johann Simon
                                                                 Kreuzpointner: 		    quoniam loquetur pacem – denn er
     Elisabeth Petzholdt                                         (*1968)		            spricht von Frieden Ps 85 (84) 9 (2018)
     „groß und ziemlich wol gebawet ...”                         			                  (Uraufführung)
     Herford zu Äbtissin Elisabeths Zeiten*                      Gustav Adolf Merkel: Zweite Sonate, op. 42
     Treffpunkt: Lübbertorbrücke, Mindener Straße                (1827 – 1885) 		     I. Maestoso – Più moto – Maestoso
                                                                 			                  II. Adagio
     *Ziel der Führungen ist das Konzert im Herforder Münster.   			                  III. Introduction – Fuge
28
« Heinrich Wimmer

                                   Heinrich Wimmer, geb. 1964      fünf seiner sieben Kinder (Pestepidemie 1636) und den Verlust
                                   in    Altötting, Kirchenmu-     seines gesamten Vermögens hart trafen. In seiner dreiteiligen
                                   sik- und Orgelstudium in Re-   Tabulatura nova (1624) – der ersten Niederschrift von Tasten-
                                   gensburg (u. a. bei Walther     musik in Deutschland in der noch heute üblichen Schreibwei-
                                   R. Schuster, Karl Norbert       se – veröffentlichte Scheidt auch seine Toccata super: In te Do-
                                   Schmid, Hermann Schroeder       mine speravi (Herr, ich vertraue auf dich), ein berührendes Werk,
                                   und Oskar Sigmund), sowie       welches gleichermaßen inniges Gebet und große Zuversicht in
                                   an der Staatl. Musikhoch-       schweren Zeiten zum Ausdruck bringt. Die „Friedensthematik“
                                   schule München, Meister-        ist der Grundgedanke der Vier Gebete von Andreas Willscher.
                                   klassendiplom 1991 bei Kle-     Im ersten Gebet werden verschiedene gregorianische Themen
mens Schnorr. Seit 1985 Organist an der Stadtpfarrkirche St.       zum Franziskusfest (Franciscus pauper; Fidelis servus; Alleluja)
Jacob zu Burghausen und ab 2014 auch Organist der Klosterkir-      verarbeitet. Das gregorianische „Spiritus sanctus“ bestimmt die
che Raitenhaslach und der Wallfahrtskirche Marienberg. Kon-       Thematik des zweiten Gebets, wobei vor allem farbige und un-
zerte in nahezu allen Ländern Europas und im Nahen und Fer-        gewöhnliche Klangfarben zum Einsatz kommen. Das österliche
nen Osten; Aufführung des gesamten Orgelwerkes von Johann          Gebet „zu Christus, dem Auferstandenen“ ist als (quasi jubilie-
Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn         rende) Toccata gestaltet – mit einer lyrischen modalen Einlei-
Bartholdy und Max Reger; über 150 Uraufführungen zeitgenös-        tung. Grundlage für das Gebet „zu Christus, dem Friedensfürs-
sischer Kompositionen u. a. von Harald Genzmer, Augustinus         ten“ ist der rhythmisch frei schwebende gregorianische Cantus
Franz Kropfreiter, István Koloss, Herbert Paulmichl, Hans Lud-    „Da pacem, Domine“, wobei der lange Schlußakkord mit seiner
wig Schilling und Hermann Schroeder.                               unaufgelösten Septime auf die Ewigkeit hindeutet. Stilistisch
                                                                   steht der aus der Steiermark stammende und spätere Wiener
Mit Ausnahme seines Studienaufenthaltes bei Sweelinck in Ams-      Kompositionsprofessor Robert Fuchs ganz in der Nachfolge von
terdam (1608/09) verbrachte Samuel Scheidt sein ganzes Leben       Brahms. Seine mehrteilige Phantasie Des-Dur schrieb er wäh-
in seiner Heimatstadt Halle/Saale, wo er bereits mit 17 Jahren     rend des 1. Weltkrieges 1917 in Wien, wobei poetisch-lyrische
als Organist an der Moritzkirche wirkte. Später wurde er Hofor-    Abschnitte in eine kontrapunktisch streng gestaltete Fuge mün-
ganist und Kapellmeister des in Halle residierenden Markgra-       den. Für sein Orgelkonzert in Herford erbat Heinrich Wimmer ein
fen Christian Wilhelm von Brandenburg. Alle großen Vokal- und      zum Thema „Frieden“ passendes Orgelstück von Johann Simon
Instrumentalwerke Scheidts entstanden während des 30-jäh-          Kreuzpointner, der u. a. bei Peter Planyavsky an der Wiener Mu-
rigen Krieges, dessen Auswirkungen ihn durch den Tod von           sikhochschule Komposition studierte und der heute als Kirchen-
                                                                                                                                       29
musikreferent der Diözese St. Pölten wirkt. Die Stelle aus Psalm
     85 (84) 9 quoniam loquetur pacem lautet in der Einheitsüberset-
     zung: Frieden verkündet der HERR seinem Volk; die wörtliche
     Übertragung aus der Vulgata regte den Komponisten hingegen
     zum Nachdenken an: denn er (der Herr) spricht von Frieden für
     sein Volk. Dieser Satz hat keinen direkten Adressaten! Mit wem
     spricht er? Im welchen Zusammenhang spricht er vom Frieden?
     Es entsteht der Eindruck, als handle es sich bei „Frieden“ um
     eine Utopie. Das war der Ausgangspunkt für das kompositori-
     sche Konzept des Stückes: in verschiedenen Klangbildern un-
     terschiedliche Aspekte zur Thematik „Frieden“ darzustellen.
     Nach einer Ausbildung zum Lehrer erhielt Gustav Adolf Merkel
     in Dresden profunden Unterricht in Kontrapunkt und Orgel beim
     Hoforganisten Johann Schneider. Nach mehreren Organisten-
     stellen war er zuletzt bis zu seinem Tod an der Hofkirche tätig
     und auch seit 1861 Lehrer am Königlichen Konservatorium. Mer-
     kels Orgelkompositionen – darunter neun Sonaten – zählten in
     der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den meistgespielten
     Werken dieser Gattung. Seine 2. Orgelsonate kann mit Fug und
     Recht als sein Meisterstück bezeichnet werden.

30
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Sonntag, 5. August                                            Sonntag, 5. August

     Stadtspaziergang · 16.30 Uhr                                  Orgelkonzert ⋅ 18.00 Uhr ⋅ St. Paulus
                                                                   Maurice Clerc / Organist der Kathedrale von Dijon / F
      Elisabeth Petzholdt
     „Durch Tür und Tor“ – Historische Eingänge                    Anonym:                    Tanzsuite
      Treffpunkt: Rathaustreppe, Rathaus Herford                   (XIV – XVII Jahrhundert)   Intrada – Danse française – Danse
                                                                   		                         anglaise – Danse allemande –
     Ulrike Müller                                                 		                         Danse espagnole – Danse hongroise –
     Von der Lesehalle zu digitalen Medien. Ein Rundgang           		                         Saltarelle italienne – Danse Autrichi-
     durch die Stadtbibliothek                                     		                         enne (Orgeltranskription von Francis
     Treffpunkt: Eingang Stadtbibiliothek, Linnenbauerplatz 6      		                         Chapelet)

     Mathias Polster                                               Jean-Joseph Mouret:        Symphonies de Fanfares (1ère suite)
     Spaziergang durch die Radewig                                 (1682 – 1738)              Ouverture – Gracieusement et sicili-
     Treffpunkt: Brunnen, Gänsemarkt                               		                         enne – Final
                                                                   		                         (Orgeltranskription von Maurice Clerc)
     Nadja Iusowa
     Künstler, Forscher und Rebellen – Herforder Weltverbesserer   Benedetto Marcello:        Andante aus dem Concerto in c-Moll
     Treffpunkt: Linnenbauer-Denkmal, Linnenbauerplatz             (1686 – 1739)              (Orgeltranskription Johann Sebastian
                                                                   		                         Bach)
     Sabine Heese
     Herford wird modern – die Gründerzeit
     Treffpunkt: Radstation, Bahnhof Herford

     Kostenloser Bustransfer um 17.40 Uhr ab Herforder Münster,
     Elisabethstraße zur St. Paulus Kirche, Kiebitzstraße.
32
« Maurice Clerc

                                                                                                      Maurice Clerc, 1946 in Lyon
                                                                                                      geboren, studierte zunächst
                                                                                                      an der Ecole Normale de Mu-
                                                                                                      sique in Paris bei Suzanne
                                                                                                      Chaisemartin und daran an-
François Couperin:    Plein jeu – Dialogue sur la trompette                                           schließend am Pariser Con-
(1631 – 1698)         du grand clavier et sur la montre, le                                           servatoire National Supérieur
		                    bourdon et le nazard du positif – Récit                                         de Musique, wo er 1975 den
		                    de tierce en taille – Offertoire sur les                                        ersten Preis für Orgel in der
		                    grands jeux (aus: „Messe à l’usage des                                          Klasse von Rolande Falcinelli
		                    couvents”)                                 erhielt. Er setzte sein Studium bei Gaston Litaize fort und besuch-
                                                                 te mehrere Jahre den Improvisationskurs bei Pierre Cochereau
Claude Debussy:       Andante aus dem Streichquartett g-Moll     an der Académie Internationale in Nizza. 1977 gewann er beim
(1862 – 1918)         op. 10 (Orgeltranskription von             internationalen Wettbewerb in Lyon den Prix d’Improvisation. Zu
		                    Alexandre Guilmant)                        Weihnachten 1972 wurde er zum Hauptoganisten der Kathedrale
                                                                 Saint-Bénigne in Dijon ernannt. Neben dieser Aufgabe hat Mau-
Louis Vierne:         Allegro aus der 2ème Symphonie             rice Clerc einen Lehrauftrag am Konservatorium in Dijon inne
(1870 – 1937)                                                    und dort lehrte er auch zwanzig Jahre an der Universität. Er gab
                                                                 rund 1200 Konzerte in mehr als zwanzig Ländern – allein sech-
Olivier Messiaen:     „Prière du Christ montant vers son Père”   zehn Tourneen führten ihn nach Nordamerika (U.S.A. und Ka-
(1908 – 1992)         (aus dem Zyklus L`Ascension                nada). Auf seinen Konzertreisen, auf denen er in 35 Jahren vier
		                    (Die Himmelfahrt))                         Kontinente durchquerte, spielte er an zahlreichen bedeutenden
                                                                 Orten, darunter in der Kathedrale Notre-Dame de Paris, der St.
Charles Tournemire:   Paraphrase über „Victimae Paschali         Patrick’s Cathedral in New-York, dem Dom zu Lübeck,der Mar-
(1870 – 1939)         Laudes” (Improvisation, von Maurice        kuskirche in Venedig, der Kirche Saint-Joseph in Montreal, der
		                    Duruflé notiert)                           St-Paul’s Cathedral in Melbourne, dem Auditorium des Rund-
                                                                 funks in Tokio und dem Kulturzentrum in Hong-Kong. Im Jahre
                                                                 1987 folgte er einer Einladung nach Taipeh, um dort anlässlich
                                                                 der Einweihung der Großen Flentrop-Orgel im neuen Auditorium
                                                                                                                                       33
zwei Konzerte zu geben. Stationen seiner internationalen Kar-        Johann Sebastian Bach selbst hat dieses Konzert für Orgel tran-
     riere waren auch wichtige Festivals in Brügge, Ravenna, Mad-         skribiert, was seine Wertschätzung für dieses wunderbare Werk
     rid, Paris(St-Eustache), Avignon, Millstatt, Frankfurt, San Paulo,   zeigt. Das daraus gespielte Andante beginnt sehr sanft und nach
     Buenos-Aires, Moskau, Budapest, Luxemburg und Neuseeland.            den einführenden Akkorden erklingt inspiriert und ungeheuer
     Viele der Einspielungen Maurice Clercs sind Bach und den deut-       ergreifend die Melodie, die im Original von der Oboe gespielt
     schen Meistern der Barock gewidmet. Als Spezialist auf dem           wird. Im Frankreich des 17. Jahrhunderts war es innerhalb des
     Gebiet der französischen Musik des 19. und 20. Jahrhunderts          katholischen Ritus üblich, die Messe in ihren Teilen durch kurze
     liegt es ihm jedoch am Herzen, besonders die großen Werke von        Orgelstücke zu unterbrechen, die alternatim (abwechselnd und
     Franck, Vierne, Dupré, Fleury, Langlais und – neuerdings – Co-       diese ersetzend) mit den gregorianischen Weisen des Chores
     chereau einzuspielen.                                                musiziert wurden. So repräsentieren die beiden Messen Coupe-
                                                                          rins zusammen mit der von Nicolas de Grigny den Höhepunkt
     Diese sieben Stücke der Tanzsuite von anonymen Meistern aus          dieser Gattung in der barocken französischen Orgelliteratur.
     dem XIV und XVII Jahrhundert stammen aus einem überliefer-           François Couperin komponierte seine Messe zum Gebrauch in
     ten Band von Instrumentalmusik und wurden von dem französi-          den Klosterkirchen im Jahre 1690. Dem gravitätischen Plein
     schen Organisten Francis Chapelet bearbeitet. Er widmete diese       Jeu (Mixturenplenum) folgt ein lebendiger Dialog zwischen dem
     Transkription für Orgel dem berühmten Organisten von Notre-          Trompetenregister und der Nazardquinte auf zwei verschiedenen
     Dame de Paris, Pierre Cochereau, der sie dann während seiner         Manualen der Orgel, dem ein Solo einer Terzenregistermischung
     Laufbahn als Organist häufig in sein Repertoires übernahm. Es        in der Tenorlage folgt. Im Offertorium schließlich entwickelt
     sind Tänze verschiedenen europäischen Ursprungs, sehr kon-           sich musikalisches Material im weitaus größerem Umfang und
     trastierender Dynamik, die viele Arten von Klangmöglichkeiten        es steht der prächtige, französische Zungenklang im Grand Jeu
     der Orgel präsentieren. Jean-Joseph Mourets bekanntestes             im Mittelpunkt. Sein Streichquartett g-Moll op. 10 komponierte
     Werk, „Symphonies de Fanfares“ ist meist in der Besetzung für        Claude Debussy im Jahre 1893, in der Periode, als er auch das
     Blechbläser und Schlagwerk zu hören. Diese Transkription für         berühmte Orchesterwerk „L’Après midi d’un faune“ verfasste. Es
     Orgel gibt die Möglichkeit, in der Eröffnung den typischen präch-    ist in der für Debussy typischen, eleganten, feinen und fragilen
     tigen französischen Zungen-Klang zu hören. Nach einem deli-          Tonsprache gehalten. Guilmants wunderbare Fassung ermög-
     katen Mittelteil, der in drei Abschnitten präsentiert wird, lässt    licht es uns, das Stück im Gewand des Orgelklanges zu lauschen
     das feurige Finale die Orgel in ihrer ganzen majestätischen Fülle    und ist eine immense Bereicherung, da uns Debussy leider kei-
     erklingen. Benedetto Marcello war ein Zeitgenosse Johann Se-         ne Musik für dieses Instrument hinterlassen hat. Der erste Satz
     bastian Bachs und in Italien zu seiner Zeit hoch geehrt.             der zweiten Symphonie von Louis Vierne aus dem Jahre 1898 ist
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