Andachten 2019 Suche den Frieden und jage ihm nach! - Psalm 34,15 (L=E) - Frauenhilfe Braunschweig

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Andachten 2019 Suche den Frieden und jage ihm nach! - Psalm 34,15 (L=E) - Frauenhilfe Braunschweig
Andachten 2019

   Suche den Frieden und jage ihm nach!
              Psalm 34,15 (L=E)
Andachtsheft 2019

                                                                                           Liebe Frauenhilfsschwestern,

                                                                                           wenn Sie dieses Vorwort lesen, halten Sie das Andachtsheft 2019 in Händen, das
                                                                                           Sie durch das Jahr geleiten will. Die Monatslosungen der Ökumenischen Arbeits-
                                                                                           gemeinschaft für Bibellesen bilden die Grundlage unserer Andachten. Von ihrem je
                                                                                           eigenen Standpunkt im Leben haben die Autorinnen (und der Autor) sich ‚ihrem‘
                                                                                           Spruch zugewandt, ihm nachgesonnen und versucht, die eigenen Gedanken in Worte
                                                                                           zu fassen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Ihnen die eine Andacht näher ist als
                                                                                           eine andere es sein mag – je nach Ihrem eigenen Standpunkt. Und wenn Sie eigene
                                                                                           Gedanken zu dem Bibelspruch haben, dann nehmen Sie die Andacht doch zum An-
                                                                                           lass, ins Gespräch zu kommen. Miteinander zu reden, sich auszutauschen ist genau
                                                                                           das, was die Bibel möchte. Denn dann ist sie mehr als geduldiges Papier, dann ist sie
                                                                                           lebendiges Wort.

                                                                                           Ich persönlich hatte das große Glück, die Karwoche und das Osterfest 2018 im Liba-
                                                                                           non erleben zu dürfen. In diesen Tagen ist mir weltweite Kirche zum Thema gewor-
                                                                                           den. Die Vielfalt des Christentums mit unterschiedlichen geistlichen Traditionen ist
                                                                                           dort ausgesprochen lebendig. Und zugleich steht der Libanon mit seinem zerbrechli-
                                                                                           chen Gleichgewicht des Friedens nach dem großen Bürgerkrieg im letzten Jahrhun-
                                                                                           dert geradezu sinnbildlich für die Notwendigkeit „dem Frieden nachzujagen“, wozu
                                                                                           uns die Jahreslosung aufruft. Was lag also näher, als eine Dozentin der christlichen
                                                                                           Universität in Beirut um die Andacht zur Jahreslosung zu bitten. Eine Niederlände-
                                                                                           rin, die im Libanon unterrichtet und für Deutschland eine Andacht schreibt – gelebte
                                                                                           weltweite Kirche. Wir sind ein Teil von ihr!
Herausgeberin     Evangelische Frauenhilfe Landesverband Braunschweig e.V.
                  Anschrift: Dietrich-Bonhoeffer-Str. 1, 38300 Wolfenbüttel                Es grüßt Sie mit allen guten Segenswünschen für 2019
                  Telefon: 05331 802-540, Telefax: 05331 802-533
                  Internet: www.frauenhilfe-bs.de, E-Mail: sekretariat@frauenhilfe-bs.de
Redaktion         Antje Gottwald, Kirsten Friesland, Gunhild Kühne
                                                                                           Antje Gottwald
Druck             Gemeindebriefdruckerei, Johannes Harms, Gr. Oesingen
Layout/Satz       Die Kirstings – Kreativwerkstatt, Braunschweig
Titelbild         Alfred Borchard, pixelio.de

Die Kürzel hinter den Bibelstellen beziehen sich auf die Übersetzung:
L= Lutherbibel, revidierter Text 1984, 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
E = Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 1980
BigS = Bibel in gerechter Sprache

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Jahreslosung 2019                                                                       Jahreslosung 2019

                      Suche den Frieden und jage ihm nach!                               Vorletzte Woche sprach ich darüber mit einem älteren Familienmitglied. „Ja“,
                               Psalm 34,15 (L=E)                                         sagte sie, „das war doch so schade. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis miteinan-
                                                                                         der. Wir waren als Geschwister so eng miteinander verbunden. Und dann war es
„Ist es nicht gefährlich dahin zu gehen? Ist es nicht gefährlich da, im Libanon?“        vorbei, auf einmal.“
Das war die Frage, die ich oft hörte letztes Jahr, als ich mich verabschiedete von
meiner lieben Gemeinde in den Niederlanden.                                              „Ja, das war sehr schade“, stimmte ich ihr zu. „Ich habe wunderbare Erinnerungen
                                                                                         an euch, als Geschwister.“ „Weißt du“, sagte sie, „ich habe keine Ahnung mehr,
Gibt es nicht überall Krieg im Nahen Osten? Nun ja, bestimmt, es gibt sicherere          warum die Beziehung zerstört wurde. Auf einmal war es vorbei. Aber warum?“
Orte in der Welt als den Nahen Osten. Aber trotzdem ist Beirut, wo ich jetzt Altes
Testament unterrichte, nicht gefährlich. Es ist deshalb nicht gefährlich, weil alle      Leider wusste ich noch sehr gut, worum es ging, obwohl ich gar nicht persönlich
Leute hier, einschließlich der Politiker, wirklich den Frieden bewahren wollen. Von      verstrickt war. Ich erinnerte sie an die Ursachen. Es ging um die Verteilung der
1975 – 1990 gab es im Libanon den schrecklichen Bürgerkrieg. Er fing damals mit          Pflege eines kranken Familienmitgliedes.
kleineren Attentaten an. Aber er ist dann rasch gewachsen, bis schließlich das ganze
Land im Krieg war. Zum Teil sind die Spuren heute noch zu sehen. Also weiß jeder,        „Wirklich? Ging es darum? Aber wie lange hat das denn gedauert? Wochen? Das
was die Alternative zu Frieden ist: Angst, Gewalt, Abbruch der Gesellschaft.             Familienmitglied ist doch bald gestorben, wenn ich mich richtig erinnere. Und dar-
                                                                                         um ist eine so gute Beziehung abgebrochen worden?! Das hatte ich vergessen. Und
„Nie mehr Bürgerkrieg!“, ist das jetzige Motto der Menschen und der Politik im           ich kann es fast nicht glauben.“
Libanon. Die Politik – einschließlich der in westlichen Augen gewaltsamen Par-
teien – strebt sehr aktiv gemeinsam nach Frieden. Denn was Bürgerkrieg bedeutet,         Es ist so schade, was Menschen einander antun, wenn sie sich nicht täglich diese
wissen sie noch sehr gut, und sie sehen es jeden Tag in Syrien. Also ist es viel         Weisung des Psalms in Erinnerung bringen: Suche den Frieden und jage ihm nach.
besser Kompromisse zu schließen.
                                                                                         Es ist überhaupt schade, was Menschen einander antun in Europa, in einer der
Ehemalige Feinde müssen zusammenarbeiten, weil es ein größeres, gemeinsames              friedlichsten und besten Gesellschaften, die es auf der Welt je gab.
Ziel gibt: Frieden für Libanon.
                                                                                         Wir bilden Gemeinschaften innerhalb von Familien, von Dörfern, Städten und
Haben wir selber auch ein größeres, gemeinsames Ziel in unserem Leben? Und               Kirchen. Lasst uns diese Gemeinschaften bewahren. Sie sind kostbar. Das heißt
gehört Frieden dazu? Und noch eine sehr persönliche Frage an Sie: an wie vielen          dann auch mal Kompromisse zu schließen und zu schlucken. Einen Konflikt weg-
Konflikten sind Sie selber derzeit beteiligt?                                            zuschlucken, bevor er entsteht. Und alte Konflikte endlich mal lösen, vielleicht
                                                                                         ohne große Gespräche, dafür aber mit einer kleinen freundlichen Geste.
Wenn ich bei mir selber genau hinschaue, dann gibt es doch sicher zwei oder drei
Konflikte, an denen ich derzeit selber persönlich oder innerhalb der Familie beteiligt
bin. Dazu gehört ein alter Familienkonflikt, der noch aus den Achtzigerjahren des
vergangenen Jahrhunderts stammt. Der Konflikt ist sozusagen vererbt worden.

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Jahreslosung 2019                                              Jahreslosung 2019

Dankgebet, Fürbitten und Gebet in Stille                      Lieder
Lieber Gott,                                                  EG 430		          Gib Frieden, Herr, gib Frieden
wir sagen Dir Dank für all das Gute,                          EG 435		          Dona nobis pacem
womit Du uns jeden Tag segnest.                               Yarraba ssalami   WGT Ägypten Lied Nr. 3, Liederbuch
Wir danken Dir für unser Leben,                               		                „Durch Hohes und Tiefes“ Nr. 225
für das Dach über dem Kopf,
für Essen und Trinken und jeden Segen,                        Segen
den wir von Dir empfangen.                                    Es segne dich Gott Vater, Schöpfer und Ursprung aller Dinge,
Wir danken Dir für alle guten Beziehungen,                    der durch uns alles Leben hüten und bewahren will.
die wir haben, für Freunde und Familie.                       Es segne dich Gott Sohn, unser Erlöser und Bruder,
Wir danken dir für den Frieden,                               der durch uns Frieden stiften will für alles Leben.
innerhalb unserer Gemeinschaften                              Es segne dich Gott, der Heilige Geist,
und innerhalb unseres Landes.                                 Quellgrund unseres Lebens,
Wir bitten Dich für uns persönlich, in unseren Konflikten.    der durch uns alles Leben durchtränken will
Gib uns die Kraft, kleine Streitigkeiten zu lösen,            mit dem guten Wort Gottes.
um dauerhaften Konflikten zuvorzukommen.                      So geh hin in seinem Frieden. Amen.
Wir bitten Dich für alle Menschen, die in Konflikten leben.
                                                              Antje Gottwald
Und wir bitten Dich für Völker in Konflikten.
Für die Menschen in Syrien, unabhängig von
ihrem Glauben oder ihrer Konfession,                                                                                   Hedda Klip
bitten wir um Frieden und friedliches Zusammenleben.
Ganz besonders bitten wir Dich für unsere Geschwister         Hedda Klip ist als niederländische Pfarrerin derzeit tätig als Dozen-
der presbyterianischen Kirche in Syrien,                      tin für Altes Testament an der Near East School of Theology (NEST)
für die jungen Leute, die anfangen als PfarrerInnen in        in Beirut. Zuvor hat sie als Dozentin Altes Testament in Kamerun und
 dem vernichteten Lande, und es wiederaufbauen wollen.        Ägypten gearbeitet sowie als Pfarrerin in den Niederlanden und der
Gib, dass wir ihnen helfen können.                            Schweiz. Sie ist verheiratet mit Dr. Owe Boersma vom OeRK und hat
Hilf ihnen, lieber Herr.                                      drei studierende Kinder.
Lieber Gott, erhöre unser Gebet.                              An der NEST studieren die jungen Menschen, die im überwiegend
Und erhöre uns, wenn wir in der Stille unseres Herzens        muslimisch geprägten Nahen Osten als christliche Pfarrer tätig
Dich persönlich bitten ...äü*+                                werden wollen, darunter Syrer/innen und Palästinenser/innen.
So bitten wir Dich im Namen unseres Herrn Jesus Christus,     Wer für seine Gruppe an einem Reisebericht in den Libanon Interesse
Amen.                                                         hat, kann sich gern an Antje Gottwald wenden.

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Januar 2019                                                                                  Januar 2019

            Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken;                        Und welche Aufgabe haben wir Menschen, also wir alle, als Partner des Bundes? Denken
          der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.                     wir beim Anblick des Regenbogens daran, erfreuen wir uns an seiner Schönheit und sorgen
                                   Genesis 9,13 (L)                                           wir dafür, die Natur nicht weiter zu zerstören. Denn Gott hat uns den Auftrag vor vielen
                                                                                              Jahrtausenden gegeben, auf dieser einzigen Erde zu wohnen und sie sinnvoll zu nutzen.
„Komm mal schnell, ein Regenbogen!“ Staunend standen wir als Kinder vor dieser
Naturerscheinung – und tun es noch heute. Wenn ich heutzutage unterwegs bin, sehe                            Lieder
ich nicht selten Autos anhalten, damit jemand einen besonders schönen Regenbogen
                                                                                                             EG 504     Himmel, Erde, Luft und Meer
auf der Handykamera verewigen kann. „Den hat der liebe Gott gesetzt“, erklärte mir
                                                                                                             EG 510     Freuet euch der schönen Erde
meine Mutter. Leider nur für kurze Zeit! Denn plötzlich verblasste er und verschwand.
                                                                                                             EG 432     Gott gab uns Atemr
Wie ging das zu? Schien der herrlich bunte Bogen nicht auf beiden Seiten fest in der Erde
verankert? Es mussten doch Fundamente zu finden sein. Nein, die hatte noch niemand                           Gebet
entdeckt. Später, in der Schule, hörten wir im wöchentlichen Unterricht in biblischer                        Ach Gott, du Ursprung aller Dinge,
Geschichte von Noah, der mit seiner Familie die Sintflut überlebt hat. Gott übergibt die                     warum versuchen wir Menschen nur,
Erde mit allem, was sich auf ihr befindet, den Menschen mit genauen Anweisungen, sie                         die kleinen Wunder des Lebens zu entzaubern?
zu nutzen und Schaden abzuwenden, und endet mit den Worten „meinen Bogen habe ich                            Öffne unsere Herzen, dass wir staunen können über
gesetzt in die Wolken, das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde“.                      Regenbogen und Eisvogel,
                                                                                                             Löwe und Löwenzahn,
Gott wird immer wieder den Bogen erscheinen lassen als Zeichen, dass er des
                                                                                                             Marienkäfer und Rosenblüte.
Bundes gedenkt.
                                                                                                             Öffne unsere Sinne für
Was empfindet der moderne Mensch bei einem Regenbogen? „Ist doch klar“, sagt der                             den Morgengesang der Vögel,
Wissenschaftler, „der Regenbogen ist ein atmosphärisch-optisches Phänomen, das                               den Duft beginnenden Sommerregens,
gemeinhin ‚weiße‘ Licht wird in Spektralfarben zerlegt durch Brechung und Reflexion                          das Glitzern des Meeres im Sonnenschein.
von Sonnenstrahlen innerhalb der einzelnen Wassertröpfchen, sogar in solche Farben,                          Mach uns bereit, unsere Verantwortung zu ergreifen
die unser Auge nicht wahrnehmen kann.“                                                                       und zu bewahren, was du uns anvertraut hast. Amen.
                                                                                                             Antje Gottwald
Sicher! Aber wo ist dann das Wunder? Was hat Gott damit zu tun? Für mich ist gerade
die Existenz der Naturgesetze, die die Wissenschaft aufdeckt, das Wunder. Sie stehen für                     Segen
Unanfechtbarkeit, Reproduzierbarkeit, sind verlässliche international verständliche Größen.
                                                                                                             Gott erwecke deine Sinne, dass wir staunend die Welt neu entdecken.
Hier kommt oft das sogenannte „höhere Wesen“ ins Spiel, das hinter all dem stecken                           Er entfache in dir die Liebe zu seiner Schöpfung, dass du für ihre
muss. Es gibt doch einen Namen, er darf doch genannt werden: Gott!                                           Bewahrung brennst.
                                                                                                             Er erwärme deine Seele, dass du dich birgst in seiner Hand.
Und noch einmal zurück zur Symbolik des Regenbogens: Er kann nur entstehen, wenn                             Und so segne und bewahre dich Gott, der Allmächtige,
es regnet und wenn gleichzeitig die Sonne aus einer bestimmten Richtung scheint.                             Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Ohne Regen und Sonne wäre aber die Erde nicht fruchtbar. Ohne Wasser und Wärme
                                                                                                             Antje Gottwald
kein Wachstum, ohne Licht keine Photosynthese.
                                                                                                                                                                        Anne Asmus
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Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der                Lieder
                 Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
                                                                                                 EG 395		          Vertraut den neuen Wegen
                                 Römer 8, 18 (L)
                                                                                                 EG 419		          Hilf, Herr meines Lebens
                                                                                                 EG 604		          Wo ein Mensch Vertrauen gibt
Wir feiern Andacht kurz vor Aschermittwoch, kurz vor der damit beginnenden Passions-
zeit. Ein Satz des Paulus will uns dabei begleiten: Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden
nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.           Gebet
                                                                                                 Guter Gott,
Des Apostels Paulus, der vom radikalen Christenverfolger zum starken Christus-                   wenn ich bete, dann spüre ich:
bekenner wurde. Er ist davon überzeugt, dass „dieser Zeit“ die Leiden eines jeden                es gibt eine Kraft, die größer ist als ich.
einzelnen und die der ganzen Welt nicht so wichtig sind.                                         Wenn ich bete, lasse ich davon los,
                                                                                                 dass alles, was geschieht, in meinen Händen liegt.
Er macht uns darauf aufmerksam, dass dem Leiden von heute eine bessere Zukunft                   Wenn ich bete, kommt aus mir heraus,
gegenübersteht. Und ich glaube, dass diese Zuversicht damals zu seiner Zeit etwas                was ich bisher verschwiegen habe.
leichter gefallen sein mag als heute.                                                            All mein Sehnen und Suchen,
                                                                                                 meine Fragen und Umwege
Heute wissen wir mehr von dem großen Elend und dem Leid in der Welt als zu den                   – ich lege sie in deine Hände.
Zeiten des Paulus. Der Glaube an Gott, seiner Kraft und Hilfe zu vertrauen, das war              Und dann warte ich mit wachen Sinnen,
die strenge Haltung des Paulus. Er hat sich ganz darauf verlassen, Gottes Kraft und              bis es geschieht, dass ein warmer Strom
Hilfe zu vertrauen.                                                                              oder eine klare Stimme mein Herz erreicht. Amen.

Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der
Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.                                                  Gebet
                                                                                                 Gott, der Herr, erhelle deine Tage.
Seine strenge Haltung und seine Hoffnung, die wir bis heute in seinem Text spüren                Sein warmes Licht weise dir den Weg,
können, lässt uns auf die Herrlichkeit hoffen, die an uns offenbart werden soll, wie             was auch immer du tust,
auch immer diese aussehen mag.                                                                   wo auch immer du bist,
                                                                                                 wie auch immer dir zu Mute ist.
Das Leiden eines jeden Menschen und das dieser Welt wahrzunehmen und dabei nicht die             Und so segne und bewahre dich Gott, der Allmächtige,
Hoffnung zu verlieren, darum geht es in dem Monatsspruch aus dem Brief an die Römer.             Vater, Sohn und heiliger Geist. Amen.
                                                                                                 Antje Gottwald
Und darum geht es auch heute, bei Frauenhilfstreffen vor der Passionszeit.
Leiden wahrnehmen und die Hoffnung nicht verlieren.
Eines bedingt das Andere.                                                                                                                               Ruth Bartschat
Ohne das Eine gibt es das Andere nicht.

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           Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu, und dient ihm allein.                      der ihnen Beistand und Trost zusprechen konnte. Manche konnte den Gestank nicht
                               1 Samuel 7,3 (E)                                             mehr ertragen und sie sehnten sich nach dem echten Gott, der beständig und dauer-
                                                                                            haft ist und nicht schlecht werden kann. Sie klopften an alle Pfarrhaustüren und Kir-
Die letzten sieben Tage der Kirche?
                                                                                            chenportale, aber es war nur das Bröckeln der Mauern zu hören. So warteten sie mit
Am 1. Tag liefen die Gläubigen aus den Kirchen, denn vor ihren Portalen lockten
                                                                                            gesenktem Blick und kalten Füßen. Nur ein Kind schaute nach oben, um sich mit der
glitzernde Jahrmärkte die Menschen.
                                                                                            Größe des Kirchturms zu messen und entdeckte über der großen Tür eine Inschrift.
Am 2. Tag sagten die Gläubigen: „Wir haben jetzt einen besseren Gott! Den Gott des
Facebook, denn so sind wir nicht allein und haben immer viele Freunde. Und den                            Lieder
Gott der Tupperwaren, denn darin werden unsere Lebensmittel nicht mehr schlecht.                          EG 209		          Ich möcht‘, dass einer mit mir geht
Und den Gott der Lamadecken, denn damit haben wir immer warme Füße. Und den                               EG 170		          Komm Herr segne uns
Gott des Bungeespringens, denn Angst macht jetzt auch Spaß.“                                              Gut, dass wir einander haben „Unser Liederbuch“
Am 3. Tag sagten die Gläubigen: „Und weil wir nicht mehr allein sind, bei uns nichts mehr                 Liederbuch „Jesus – unsere Freude“
schlecht wird, weil wir keine kalten Füße mehr bekommen und die Angst überwunden haben,
darum sind wir auch immer gesund und vor allem erfolgreich – wir sind jetzt selbst Gott!“                 Gebet
                                                                                                          Himmlischer Vater, du kennst unser Herz
Am 4. Tag traten die Gläubigen aus der Kirche aus. Amtsträger und Diakone riefen
                                                                                                          du weißt um unsere Sehnsüchte und Hoffnungen.
den Gläubigen hinterher: „Wer wird euer Herz aufbewahren, wo werdet ihr eure See-
                                                                                                          Nur allzu leicht lassen wir uns immer wieder verführen vom
le wärmen, wo werdet ihr Geborgenheit finden, wenn ihr keinen Spaß mehr an der
                                                                                                          Schnellen, Greifbarem,
Angst habt? Welcher Gott wird euch auffangen, wenn euer Seil beim Bungeesprin-
                                                                                                          was uns einen kurzen Moment des Glücks beschert.
gen reißt?“ Aber die Gläubigen hörten die Worte nicht mehr, denn sie waren damit
                                                                                                          Sei du mit deinem guten Segen bei uns,
beschäftigt, schnell ihre Austrittserklärungen aus der Kirche zu unterzeichnen. Das
                                                                                                          lass uns spüren wie gut es tut,
eingesparte Geld der Kirchensteuer konnte man gleich wieder gut investieren, z.B. in
                                                                                                          wenn wir in deinem Haus beieinander sind und Gemeinschaft
den neuen Damen- und Herrenduft, der Abenteuer und Freiheit versprach. Denn in
                                                                                                          erleben dürfen. Amen.
den Kirchen roch es immer etwas modrig und so gar nicht nach Abenteuer.

Am 5. Tag schlossen Kirchendienende die Portale der Kirchen, verhängten die                               Segen
Altäre, verließen die Pfarrhäuser in den Gemeinden und konnten sich nicht einmal                          Der Herr segne dein Tun und dein Lassen,
verabschieden, weil niemand mehr da war.                                                                  dein Singen und Beten,
Am 6. Tag passierten merkwürdige Dinge, einige Gläubige hatten sich beim Bun-                             dein Gehen und Stehen.
geespringen Beulen geholt, bei anderen waren die guten Lamadecken von Motten                              Er sei bei dir, um dich zu leiten und zu stärken und dich zu
zerfressen und manche hatten die Qualität der Tupperwaren überschätzt, denn es                            trösten.
roch so unangenehm, irgendwie war etwas faul!? Und von den vielen Facebook-                               Er sei deines Fußes Leuchte und ein Licht auf deinem Weg.
freunden war niemand anzutreffen                                                                          Amen.
                                                                                                          Antje Gottwald
Am 7.Tag erlagen einige Gläubige ihren Verletzungen, bei anderen schwollen die
Beulen stark an und sie schickten ihre Angehörigen, um einen Geistlichen zu holen,                                                                    Suse Werkmeister-Natho

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April 2019                                                                               April 2019

                               Jesus Christus spricht:                                    Meine drei Kinder haben übrigens zur Konfirmation von der Kirchengemeinde ein
               Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.                    kleines Bronzekreuz mit der Inschrift aus Matthäus 28,20 erhalten. Das ist ein Zu-
                                 Matthäus 28,20 (L)                                       spruch, den man nicht vergisst.

Dieser letzte Satz des Evangeliums nach Matthäus ist ein Satz, der Mut machen soll.
Zuerst den elf Jüngern, die unverzüglich der Aufforderung des Engels und des auf-                       Lieder
erstandenen Jesus gefolgt sind, welche die beiden Marien ihnen ausgerichtet haben.                      EG 168		          Du hast uns, Herr, gerufen
Die Nachricht der Frauen wird nicht angezweifelt.                                                       EG 182		          Halleluja  /Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt

Elf Jünger machen sich unverzüglich auf, vermutlich zum Berg Tabor in Galiläa, um
dort den Auferstandenen zu treffen. Keine Angst, kein Einschließen in Räumen, kein                      Gebet
Zaudern, kein Unglaube, kein Abwarten wie in den anderen Evangelien und Berich-                         EG 743		          Psalm 104
ten. An diesem Berg haben Petrus, Jakobus und Johannes bereits zu Lebzeiten Jesu                        EG 885
dessen Verklärung und das Zusammentreffen mit Elia und Mose erlebt.

Es geht also für die Jünger zurück zu den Anfängen der Bewegung und sie erhalten                        Segen
auf dem Berg den Missionsauftrag von Christus, dem Auferstandenen persönlich: den                       Lied EG 561       Herr, wir bitten: Komm und segne uns
Auftrag zu taufen und die Lehre Christi in die Welt und zu den Völkern zu tragen.
                                                                                                        Der Herr segne und behüte dich in deinem Tun und Lassen.
Was macht dieser Satz mit uns heutigen Menschen?                                                        Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir, damit du Licht
                                                                                                        weitergeben kannst.
Lassen Sie den Satz noch einmal eine kurze Zeit auf sich wirken. Vielleicht                             Der Herr schenke dir seinen Frieden, damit du den Frieden in die
wiederholen sie ihn mehrmals in Gedanken und in Verbindung mit ihrem Atem:                              Welt tragen kannst.

„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
                                                                                                                                                               Birgit Schrader
Dieser Satz macht auch uns Mut. Wir haben die Zusage, dass Gott mit uns ist, uns
nicht verlässt. Der Gott des Volkes Israel, der „Ich bin da“, versichert in der Gestalt
des Sohnes erneut, dass er an unserer Seite ist. In unserer Not können wir zu ihm
schreien. Unsere Freude können wir mit ihm teilen. Er antwortet auf Fragen, oftmals
im Traum. In der Stille spricht er zu uns. Wir erfahren, wenn wir auf dem falschen
Weg sind. Glaube und Tat gehören zusammen. Wir haben einen sicheren, inneren
Kompass erhalten, was gut und was böse ist. Den guten Weg einzuschlagen, dazu
hilft uns unser Gott. Er fängt uns auf, wenn wir straucheln und zu fallen drohen.

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                 „Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir.“                       Idealfall sogar noch befördern. Aus unserem Glauben können wir Kraft ziehen, uns
                                 2 Samuel 7,22 (L)                                          einzumischen, wo Menschenwürde und Menschenrechte unter die Räder zu geraten
                                                                                            drohen. Wir können das tun und wir können uns das zutrauen, weil wir einen Gott
Worauf kann man sich heutzutage noch verlassen? Und vor allem: Auf wen kann                 an unserer Seite wissen, der uns unterstützt, uns stärkt und es gut mit uns meint.
man sich heutzutage noch verlassen? Vieles, was in der Vergangenheit verlässlich            Denn es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir! Amen.
und stabil wirkte, scheint nun aus dem Ruder zu laufen. Da werden auf einmal
politische Aussagen in unserem Land wieder salonfähig, von denen wir dachten,
                                                                                                          Lied
dass sie vor dem Hintergrund unserer Geschichte einen lauten Sturm der Entrüstung
auslösen würden – bei allen und überall. Die Welt scheint mehr und mehr gewalt-                           EG 346		          Such, wer da will, ein ander Ziel
tätig und grausam zu werden und in unserem Europa werden nationale Egoismen                               EG 607		          Vertrauen wagen
immer lauter. Und die Idee, die Probleme unserer Zeit gemeinschaftlich zu lösen,
wird abgelöst durch eine fortschreitende Entsolidarisierung.                                              Gebet

Doch auch in unserem eigenen individuellen Leben können wir immer wieder vor Situ-                        Guter Gott,
ationen gestellt werden, die alles infrage stellen. Da zerbricht eine Beziehung, da wirft                 du willst uns Halt und Orientierung geben und dich von
uns eine schwere Krankheit aus der Bahn, da müssen wir uns von einem Menschen                             uns finden lassen.
verabschieden, der ein fester und unverzichtbarer Teil unseres Lebens gewesen ist.                        Doch oftmals verlieren wir dich aus dem Blick,
                                                                                                          weil uns die Herausforderungen unseres Lebens
Brüche auf dieser Welt, Brüche in unserem Leben, Brüche in dem, wovon wir                                 oder auch nur die Routine unseres Alltags komplett in
dachten, dass es die Welt im Innersten zusammenhält. All das führt dazu, dass                             Beschlag nehmen.
Menschen die Orientierung verlieren, verzweifelt nach neuen Zielen und Inhalten in                        Gott, wir bitten dich: erinnere uns an deine Gegenwart.
ihrem Leben suchen und an dieser Suche mitunter auch zerbrechen. Wir als Kirche                           Lass uns wach und aufmerksam sein
wären gefordert, diese Orientierung zu geben. Doch übermäßig erfolgreich scheinen                         für die Zeichen deiner Liebe auf unseren Lebenswegen
wir damit nicht zu sein, denn wir werden immer weniger. Die Antworten auf die                             und schenke uns einen fröhlichen Glauben, der uns trägt und hält
Frage, warum das denn so ist, füllen laufende Meter in Bücherregalen.                                     – auch und gerade in den schwierigen Zeiten, die wir zu durch-
                                                                                                          leben haben. Amen.
Wohl denen, die ihren Fixstern im Glauben gefunden haben. Gott ist und bleibt verläss-
lich, völlig unabhängig davon, was in dieser Welt um uns herum und auch in unserem                        Segen
eigenen Leben passiert oder passieren mag. Auf ihn dürfen wir zählen und er sagt uns                      Gott, segne unser Suchen nach dir,
seine Treue zu. „Es ist keiner wie du“, schreibt der Prophet Samuel. Ja, keiner ist wie                   segne uns in unserer Verunsicherung und in unserem Fragen,
er, unser Gott, der uns in Liebe und Barmherzigkeit begegnen will und immer wieder                        segne uns, wenn wir nicht an dich denken
begegnet – auch und gerade wenn alles um uns herum ins Wanken zu geraten scheint.                         und segne uns bei unseren Versuchen, so zu leben, wie du es
                                                                                                          für uns gedacht hast. Amen.
Aus dieser Gewissheit können wir Kraft ziehen, uns den Veränderungen unserer
Zeit zu stellen. Darauf zu achten, dass sie einem wertschätzenden und liebevol-                                                                                 Heiko Frubrich
len Umgang der Menschen untereinander nicht entgegenstehen, sondern diese im

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Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.           Lieder
                            Sprüche 16,24 (L)                                              EG 295		          Wohl denen, die da wandeln (Verse 1 + 4)
                                                                                           EG 395		          Vertraut den neuen Wegen
Was die ‚Psalmen‘ für unser Gebetsleben sind, das sind die ‚Sprüche‘ für unseren
Alltag – sie sollen uns helfen, unseren Alltag zu bewältigen. Ein Spruch ist ein kurzer,
                                                                                           Gebet
prägnanter, klarer und weiser Satz, der gut zu merken ist. Dieser Satz ruft uns zu einem
bestimmten Verhalten auf, es ist immer ein Verhalten, das auf Gott ausgerichtet ist.       Anmerkung: Die Autorinnen schlagen als Gebet und als Segen
                                                                                           Texte von Antje Sabine Naegeli aus dem Buch „Umarme mich:
Salomo ist der Verfasser der meisten Sprüche im Buch der Sprüche. Zu Beginn seiner         Gebete voller Hoffnung“ vor.
Amtszeit fragte ihn Gott, was er sich wünsche. Salomo antwortete: „Weisheit und ein        Gott,
gehorsames Herz…“ Wenn wir unseren Vers bedenken, dann sollen die freundlichen             gute Worte können Balsam sein,
Worte den ganzen Menschen berühren, die Seele und den Körper. Weise wird unser             genau wie böse Worte Waffen ersetzen können.
Verhalten dadurch, dass wir nichts tun, was wir vor Gott verbergen müssten.                Mit Worten können wir Menschen aufrichten oder zu Boden
                                                                                           drücken.
Freundlich miteinander reden tut immer gut. Wer mir freundlich begegnet, hat ein           Schenk uns den tiefen Frieden der Seele,
Lächeln und ein Wohlwollen für mich übrig. Das strahlt dann von mir zurück und             der uns durchdringt und ausstrahlt auf unser Tun und Lassen.
erfreut andere Menschen, allerdings nur, wenn ich erkenne, dass es ehrlich gemeint ist.    Stärke uns durch dein gutes Wort.
                                                                                           Lass uns zu Deinen Boten werden,
Honigseim ist die sämige Masse in der Wabe, mit ihr füttern die Bienen ihre Kö-            die weitergeben, was sie empfangen haben:
nigin. Sie tut auch uns gut und kann für uns Arznei sein, z.B. bei Erkältungen, bei        Worte, die dem Nächsten zum Wohl dienen. Amen.
Gliederschmerzen oder zur Stärkung des Immunsystems. Heute heißt der Honig-
                                                                                           Antje Gottwald
seim „Propolis“ und kann käuflich erworben werden. Wenn allerdings die Werbung
verspricht, dass in ihr der „Jungbrunnen“, also die ewige Quelle zu finden ist, dann
ist das ein Irrtum, bestenfalls ein Traum. Die Quelle des Lebens ist Gott und der ist      Segen
kein Traum, der ist Realität und verspricht ewiges Leben.                                  Der Segen Gottes umfange dich.
                                                                                           Er stärke dich, wenn Schweres vor dir liegt
Wie sehr freundliche Worte Menschen verändern können, erleben alle, die in den Ge-         und beflügele deinen Schritt, wenn Helles dich erfreut.
meinden im Besuchsdienst mitarbeiten. Wenn ich beim Besuch den älteren Menschen            Er sei dir Schutz und Schirm vor allem Argen
freundlich anschaue, für ihn Zeit habe, ihm ein aufrichtiges Gespräch anbiete, wird er     Und das Licht auf deinem Weg.
sich fast immer öffnen und uns zu erkennen geben, dass er für diesen Besuch dankbar ist.   So segne dich Gott, der Allmächtige,
                                                                                           Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Bei den vielen Konflikten in der Welt wünschen wir uns, die Konfliktparteien mögen
                                                                                           Antje Gottwald
diesen Spruch anwenden und dadurch Eskalationen verhindern.

Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.                                                   Hella Boßung, Karin Schote

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Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.                Auch wenn das Problem noch nicht gelöst ist, so verrauchen doch Ärger und Zorn.
                                Jakobus 1, 19 (L)
                                                                                            Wenn wir weiterlesen bei Jakobus, dann steht da: ‚Denn des Menschen Zorn tut
„Was für ein schwieriger Text!“, das war mein erster Gedanke, als ich das Bibel-            nicht, was vor Gott recht ist‘.
wort bekam, um eine Andacht zu schreiben. Einige Zeit benötigte ich, um darüber
nachzudenken.                                                                               Gott liebt die Menschen. Er nimmt uns an so, wie wir sind, mit all unseren Fehlern
                                                                                            und Unzulänglichkeiten. Er ist nicht zornig, nicht ärgerlich über uns, vielleicht aller-
Dieses Gotteswort, das mir zu Anfang so schwierig erschien, erhielt ich zu einer Zeit,      dings manchmal traurig über das, was auf der Erde durch die Menschen geschieht.
in der ich selber sehr zornig war. Jemand hatte mich enttäuscht, von dem ich es nicht er-
wartet hatte. In meinem Inneren brodelte es – und Zorn kann sich ganz schön vermehren!      Versuchen wir, seine Mahnung zu verstehen.
                                                                                            Versuchen wir, unserem Gegenüber nicht im Zorn zu antworten, sondern die Situation
Wir können zornig sein über das Weltgeschehen, über Ungerechtigkeit, Rohheit in             ruhig und beherrscht zu klären.
Wort und Tat, über Gewalttätigkeit.                                                         Versuchen wir, unsere Mitmenschen ausreden zu lassen und uns nicht im Bösen zu trennen.
                                                                                            Amen.
Wir können zornig sein über die Unachtsamkeit einiger Autofahrer oder auch über
uns selbst. Ja, der Zorn ist einfach in uns, in mir.                                                       Lieder
                                                                                                           EG 171		           Bewahre uns Gott
Bei Prediger Kap. 7, Vers 9 heißt es: „Sei nicht schnell, dich zu ärgern, denn der
                                                                                                           EG 262		           Sonne der Gerechtigkeit
Ärger ruht im Herzen des Toren.“ Es ist nicht leicht, sich dieses Wort zu eigen zu
                                                                                                           EG 369		           Wer nur den lieben Gott lässt walten
machen. Manchmal, so denke ich, können Ärger und Zorn mir Luft verschaffen, ich
kann wieder frei atmen. Ärger kann befreien, so erlebe ich es zeitweilig.
                                                                                                           Gebet
Doch das ist nicht der ganze Bibeltext. Da steht: ‚Sei schnell zum Hören‘.                                 Herr, leite uns zu Deinem Wort.
                                                                                                           Gib uns die Kraft, nach Deinem Wort und Willen zu leben.
Das Hören auf das Wort Gottes ist besonders schön im Gottesdienst. Es ist ein
                                                                                                           Gib uns den Willen, Deinem Wort zuzuhören.
Unterschied, ob ich alleine zu Hause in meiner Bibel lese oder ob ich die Predigt
                                                                                                           Gib uns den Mut, von Deinem Wort zu reden.
im Gottesdienst höre. Geht es Ihnen auch so, dass Sie manchmal im Gottesdienst
                                                                                                           Gib uns die Stärke, uns von Zorn und Ärger zu lösen.
denken: „Diese Predigt ist genau für mich!“? Das tut gut, man geht besänftigt und
                                                                                                           Gib uns die Einsicht, dass ein Lachen oft ein böses Wort
erfüllt aus dem Gottesdienst nach Hause. Jetzt kann man durchatmen. Das, was
                                                                                                           überbrücken kann.
einen belastet und zornig gemacht hat, ist verflogen.
                                                                                                           Gib uns die Stärke, zu helfen statt zu urteilen. Amen.
Bei Jakobus geht es noch weiter. Da steht geschrieben: ‚Sei langsam zum Reden‘.
                                                                                                           Segen
Auch wenn wir manchmal wütend sind, sollen wir unserem Gegenüber, das diese                                Gott, segne uns und lass Dein Licht leuchten über uns,
Gefühle in uns ausgelöst hat, nicht mit Zorn und Ärger begegnen.                                           breite Deine Liebe und Geborgenheit über uns aus,
                                                                                                           so dass wir gestärkt in jeden neuen Tag gehen können,
Meine Mutter gab mir den Rat, erst einmal eine Nacht über ein Problem oder eine Ent-                       so wie Dein Sohn und unser Bruder es getan hat. Amen.
täuschung zu schlafen und dann erst zu handeln oder zu reden. Sie war eine kluge Frau!
                                                                                                                                                                Gabriele Reichard
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                  Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe                           Ob es die Menschen damals schon berührt hat, ist nicht überliefert, zwei Jahre
                               Matthäus 10,7 (E)                                         später, 1818, hat Mohr es zusammen mit dem Organisten Franz Gruber vertont und
                                                                                         erstmalig gesungen, und in diesem Jahr des 200. Geburtstages ist Weihnachten ohne
„Im Matthäus-Evangelium lesen wir, dass Jesus nach der Bergpredigt und etlichen          das Lied kaum denkbar.
Heilungsgeschichten die zwölf Jünger um sich versammelt und ihnen einen Auftrag
gibt: Geht zu den Menschen aus dem Volk Israel, um ihnen zu verkünden: Das Him-          Jesus selbst hat seine Jünger ausgesandt, und seit 2000 Jahren wird seine Heils-
melreich ist nahe. Und ihr sollt nicht nur sprechen, sondern auch handeln und Dinge      botschaft auf mancherlei Art und Weise immer wieder verkündet, auch in unseren
tun, die ich bisher ausgeführt habe: Kranke heilen, Tote erwecken, böse Geister          Frauenhilfen:
vertreiben. Und macht euch darauf gefasst, dass es Widerstände geben wird.
                                                                                         Das Himmelreich ist nahe.
Widerstände gegen solche Taten und Worte? Ja, natürlich, das wäre heute doch nicht
anders, wenn jemand käme und etwas völlig Neues verkündete; da gibt es Skepsis           Anregung: Lesen Sie das Lied einmal ganz. Alle Strophen finden Sie z.B. in Wikipedia.
bis hin zur Ablehnung, denn wir Menschen halten gern an Bekanntem und Gewohn-            Gerade die drei Strophen, die nicht im Gesangbuch enthalten sind, sind theologisch
tem fest. Und dass mit Jesus Christus Gottes Heil, der Himmel, auf die Erde kom-         aussagekräftig.
men sollte, das stellte vieles auf den Kopf. Diese neue Botschaft war so einschnei-
dend, dass wir auch heute nach 2000 Jahren immer wieder diese Geschichten hören                         Lieder
und weitererzählen, so wie es viele Menschen in den vergangenen Jahrhunderten vor                       EG 588		       Der Himmel geht über allen auf (Kanon)
uns auch schon getan haben, angefangen bei den Evangelisten.                                            EG 324		       Ich singe dir mit Herz und Mund (Verse 1-4 und 7)

Einem von diesen Erzählern bin ich im Sommerurlaub in Österreich in einem klei-                         Gebet
nen Museum in Mariapfarr „begegnet“, dem Hilfspfarrer und Dichter Joseph Mohr,
der dort und in Oberndorf im Salzburger Land seinen Dienst versah. Als im Jahr                          Gott,
1816 nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora auch der Himmel in                             Stille Nacht im Hochsommer erscheint uns fehl am Platz,
Europa über Monate diesig von Vulkanasche war und die Sonnenstrahlen nur noch                           es fehlen Schnee und Zimtplätzchen
spärlich die Erde erreichten, fiel die Ernte in diesem „Jahr ohne Sommer“ so katas-                     und die Dunkelheit der Dezembertage.
trophal aus, dass viele Menschen hungern mussten. Auch Joseph Mohr und seinen                           Doch du bist unser Gott an allen Tagen des Lebens,
Pfarrkindern erging es nicht anders, und da er selbst arm war, konnte er ihnen leider                   dein Heil will uns immer nahe sein.
nichts zu essen geben. Aber er versuchte, ihnen Trost und geistliche Nahrung zu                         Ob unsere Tage hell sind oder nicht,
geben mit einem Gedicht, geschrieben in der Vorweihnachtszeit. In diesem Gedicht                        ob unsere Teller reich gefüllt sind oder ob wir Mangel leiden:
versprach er ihnen auf seine Art, dass mit der Geburt Jesu – trotz aller irdischen Not                  deine Sonne geht über allen Menschen auf.
– das Heil und das Himmelreich nahe sind. Sie ahnen es sicher schon: Das Gedicht                        Dein Sohn ist uns immer Bruder
begann mit den Worten „Stille Nacht“.                                                                   und nie ist er uns näher als an Tagen,
                                                                                                        da es uns schlecht geht,
                                                                                                        sommers wie winters.
                                                                                                        Danke für dieses größte aller Geschenke. Amen.
                                                                                                        Antje Gottwald

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                                                                                   Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne
                                                                                            und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Segen
                                                                                                      Matthäus 16,26 (L)
Der tiefe Frieden der geweihten Nacht sei mit dir an allen
Tagen deines Lebens.                                                    Wir Menschen neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen. Der andere sieht viel-
Er sei die Quelle, die deinen Lebensdurst löscht Tag um Tag.            leicht besser aus, ist beliebter, fährt ein größeres Auto, hat einen exklusiveren Urlaub
Er sei der Trost der schlaflosen Nächte, da Sorgen dich quälen.         im Ausland gemacht, trägt die neueste Mode oder hat es im Leben zu etwas gebracht
Und so schenke dir Gott seinen Frieden                                  ... Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Da kommt schnell Neid auf und der
und segne dein Tun und Lassen,                                          Gedanke, mithalten zu müssen.
heute und in Ewigkeit. Amen.
Antje Gottwald                                                          Bin ich nur etwas, wenn ich etwas habe? Geld regiert die Welt, so heißt es. Macht
                                                                        mehr Geld, mehr Reichtum aber auch zufrieden? Wohl kaum. Wenn wir uns Men-
                                                                        schen in ärmeren Ländern anschauen, scheinen sie oft glücklicher zu sein als wir.
                                                    Kirsten Friesland
                                                                        Unsere Seele braucht mehr als ein gut gefülltes Bankkonto.

                                                                        Natürlich ist man gern unabhängig, denn Existenzängste können sehr belastend sein.
                                                                        Und tatsächlich sind Einkommen und die materielle Versorgung zentrale Ängste der
                                                                        Deutschen, wie Umfragen jedes Jahr aufs Neue bestätigen. Gott will nicht, dass wir auf
                                                                        Geld und Gut verzichten, sondern dass wir das Leben in Fülle haben. Aber Reichtum
                                                                        darf nicht das Wichtigste im Leben werden. Und wir sollten ihn als ein Geschenk Gottes
                                                                        betrachten. In der Bibel finden wir einige Menschen, die Gott mit guten Gaben über-
                                                                        schüttet. Denken wir an Jakob, den Gott reich werden lässt, und Salomo bekam in einem
                                                                        Jahr so viel Gold geliefert, dass er seinen Thron und seine Trinkgefäße vergolden ließ.

                                                                        Das Problem ist nicht das Geld, sondern die Geldgier oder die Gier nach immer
                                                                        mehr. Wie oft lesen wir in der Zeitung von reichen Menschen, die sich Steueroasen
                                                                        suchen oder die krumme Geschäfte machen, um an noch mehr Geld zu kommen. Die
                                                                        Habgier macht unzufrieden mit dem, was man hat, und macht gierig nach mehr.

                                                                        Sie kennen sicher das Märchen: „Vom Fischer und seiner Frau“. Die Frau kann den Hals
                                                                        nicht voll bekommen und hat immer mehr Wünsche. Ihre Wünsche werden immer ausge-
                                                                        fallener. Wer hoch hinaus will, kann tief fallen, er entfernt sich zu weit vom Eigentlichen.

                                                                        Oder im Hauffschen Märchen „Das kalte Herz“ tauscht der arme Köhler Peter sein
                                                                        lebendiges, warmes Herz gegen ein steinernes ein, um des Geldes willen.

                                                                        Wenn wir mit dem Reichtum nicht umgehen können, dann macht das etwas mit
                                                                        unserer Beziehung zu Gott. Das Geld macht den Platz streitig, den eigentlich Gott

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einnehmen sollte, denn Geldgier ist Götzendienst. „Ihr könnt nicht Gott und zugleich      Gebet
dem Mammon dienen“, sagt Jesus in Matthäus 6, 24. Das Wort „Mammon“ kommt                 Lieber Vater, du willst, dass wir frei sind,
aus dem Aramäischen und bedeutet: „dasjenige, worauf man vertraut.“                       dass uns nichts Irdisches in Beschlag nimmt.
                                                                                          Wir danken dir für das, was wir haben und was wir sind!
Geld ist mehr als ein Zahlungsmittel. Nicht nur wir machen etwas mit dem Geld, es
                                                                                          Du kennst unsere Gedanken, du kennst unsere Sehnsüchte.
macht auch etwas mit uns. Wir sind damit beschäftigt, es verlangt Aufmerksamkeit
                                                                                          Hilf, dass wir nicht immer im Mittelpunkt stehen wollen.
von uns, es nimmt uns in Beschlag und verstellt uns den Blick auf unseren Nächsten.
                                                                                          Gib, dass wir nicht kleinlich sind oder berechnend gegenüber anderen.
Es kann uns schlaflose Nächte bringen und uns letztendlich beherrschen. Die Un-
                                                                                          Bewahre uns vor Überheblichkeit und davor,
bekümmertheit ist dahin, weil man merkt, dass man auch alles verlieren kann. „Wo
                                                                                          dass wir aus Selbstüberschätzung und Rechthaberei schuldig werden.
euer Schatz ist, da wird euer Herz sein“, hat Jesus einmal gesagt.
                                                                                          Hilf uns, nein zu sagen zu allem, was maßlos ist:
Jesus hat es uns vorgemacht. Er hat der Versuchung, alle Reiche der Welt mit ihrer        unsere Gier nach mehr, mehr Geld, mehr Anerkennung.
ganzen Pracht zu gewinnen, widerstanden. Er wusste, dass der Mensch nur dort              Wir wissen: Diese Dinge können unsere Hoffnungen nicht erfüllen.
wirklich zur Ruhe kommt, wo er Gott findet. Und die Engel dienten ihm.                    Du willst, dass wir teilen können, lieben, schenken, loslassen.
                                                                                          Mach uns bereit dazu, abzugeben und mit anderen zu teilen!
Kennen Sie die Geschichte von der Maus Frederick von Leo Lionni? Die Maus Fre-            Vergib uns, wo wir deine Schöpfung ausbeuten,
derick sammelt lieber Sonnenstrahlen, Farben und Wörter für die kalten Wintertage,        um unsere egoistischen Ziele von Genuss und Luxus zu befriedigen.
während die anderen Mäuse sich abplagen und große Vorräte an Nüssen und Weizen            Öffne uns die Augen, wo andere dieses tun
anlegen. Als die Vorräte zu Ende gehen und der Frühling noch nicht in Sicht ist, holt     und gib uns den Mut, das auch anzusprechen.
Frederick seine „Sammlung“ hervor. Seine Worte werden Poesie und hoffnungsvolle           Erbarme dich über die Menschen,
Gedichte, die Erinnerung an die warme Sonne erwärmt die Herzen der Mäuse und              die dich bei ihrer Gier und Jagd nach mehr aus den Augen verloren haben.
die bunten Farben schmücken alles festlich aus. Es gibt Schätze, die einen ganz           Zeige ihnen, was im Leben wirklich trägt
anderen Wert haben als wir ihnen zumessen und die oft übersehen werden.                   und gib, dass sie wieder zu dir zurück finden.
                                                                                          Schenke uns ein erfülltes Leben! Amen
Nichts, wonach wir in unserem Leben trachten, seien es Geld, Macht oder Ehre, wird
für ewig Bestand haben. Ich muss nicht dieses oder jenes haben, ich muss nicht überall    Segen
mithalten wollen, es stellt sich immer nur eine kurze Zufriedenheit ein, dann ist schon
wieder das nächste Ziel vor Augen. Ich kann auch mal inne halten. Ich kann etwas für      Mögest du von Gott immer empfangen, was du brauchst: Arbeit
meine Seele, für mein inneres Gleichgewicht tun. Ich kann abgeben – und dabei reicher     für deine Hände, Nahrung für deinen Leib, Antworten für deinen
werden. Ich kann für andere da sein und dafür zwischenmenschliche Nähe gewinnen.          fragenden Geist, Freude und Liebe für dein Herz und Frieden für
                                                                                          deine suchende Seele.
Gott will, dass wir das Leben in Fülle haben, also ein erfülltes Leben.                   Der Herr segne deine Hände, die schenken können und maßvoll
                                                                                          nehmen, die zupacken können und mit Zärtlichkeit verzaubern und
                                                                                          die Dinge schaffen, die Freude bereiten.
               Lieder
                                                                                          Der Vater im Himmel segne und tröste dich. Er erfülle dein Herz
               EG 449		           Die güldne Sonne (V 1+3/6-8)                            mit Freude und nehme die Sorgen von dir. Amen
               EG 316/317         Lobe den Herren
                                                                                                                                                    Andrea Pohl
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   Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen!                Heutzutage haben sich die Aufgabenfelder verschoben. Unsere Frauenhilfe bei-
Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!       spielsweise unterstützt die Aktion „das blinde Kind“; jedes Jahr zu Weihnachten
                                   Tobit 4,8 (E)                                        spenden wir für die Insassen der Justizvollzugsanstalt in Wolfenbüttel. Vieles ließe
                                                                                        sich hier aufzählen, aber Sie wissen selber besser, wo Sie sich engagieren. Gutes zu
Als ich diesen Bibeltext bekam, musste ich erst mal nachdenken, so unbekannt            tun hat viele Gesichter: indem wir uns für den Nächsten einsetzen durch Gespräche,
erschien mir dieser Text. Also machte ich mich auf die Suche nach einer verständli-     durch Anteilnahme oder einfach nur durch da sein.
cheren Übersetzung.
                                                                                        In diesem Sinne: Lasst uns alle nie vergessen, das Gute zu tun, sei es durch Spenden
„Hast du viel, so gib reichlich von dem, was du besitzt: hast du wenig, dann zögere     oder durch unseren persönlichen Einsatz.
nicht, auch mit dem Wenigen Gutes zu tun.“, so übersetzte die Einheitsübersetzung in
einer früheren Fassung. Und mit dieser Formulierung konnte ich schon mehr anfangen.
                                                                                                      Lieder
Mein nächster Schritt: Ich habe in der Bibel nachgeschlagen, um mehr über Tobit zu                    EG 209		          Ich möcht‘, dass einer mit mir geht
erfahren. Seine Geschichten stehen in den Spätschriften des Alten Testaments. (Anmer-                 EG 612		          Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen
kung der Redaktion: diese werden in der Lutherbibel ‚Apokryphen‘ genannt und sind
nicht in jeder Ausgabe zu finden). Tobit war ein sehr gläubiger Mann und hielt sich                   Gebet
immer an die Gebote Gottes. Unsere Worte richtete er als Vermächtnis an seinen Sohn.
                                                                                                      Du, Vater, gibst uns Nahrung für Körper und Seele.
                                                                                                      Bei dir muss niemand Not leiden.
Verfahren wir heute eigentlich nach diesem Wort? Gibt wirklich der, der viel hat,
                                                                                                      Aber oft verweigern wir unseren Mitmenschen ihren Anteil.
auch viel? Mir fällt dazu eine andere Geschichte aus dem Markusevangelium ein.
                                                                                                      Wir verweigern uns, wenn es darum geht Unterstützung zu leisten.
Da gibt eine arme Frau ihre letzten zwei Kupfermünzen als Kollekte. Jesus rief seine
                                                                                                      Nicht jeder Mensch wird satt, leiblich nicht und seelisch auch nicht,
Jünger herbei und sagte zu ihnen: „Ich versichere euch: diese Witwe hat mehr gege-
                                                                                                      weil sich einige der gerechten Verteilung der Gaben entgegenstellen.
ben als alle anderen. Sie haben lediglich von ihrem Überfluss etwas abgegeben. Aber
                                                                                                      Zu dir rufen wir gemeinsam:
diese arme Witwe hat tatsächlich alles geopfert, was sie zum Leben hatte.“
                                                                                                      Vater unser im Himmel …
Es ist bestimmt sehr einfach, viel zu geben, wenn man viel hat (oder könnte es
                                                                                                      Segen
jedenfalls sein). Aber was ist mit denen, die nur so über die Runden kommen?
                                                                                                      Gott segne und behüte uns.
Wir beteiligen uns an Kleiderspenden, an Brot für die Welt und wofür sonst noch                       sein Geist komme über uns und erfülle uns in allem, was wir tun.
alles in den Kollekten gesammelt wird. Aber ist das wirklich schon genug?                             Er gebe uns Kraft für unsere guten Taten.
Wo tun wir Gutes? Kann überhaupt ein jeder oder jede Gutes tun?                                       Gott segne uns heute, morgen und für alle Tage unseres Lebens.
Ich denke, hier ist nicht nur das Materielle, sondern auch unser persönlicher Einsatz                 Amen.
gemeint.
                                                                                                                                                              Marion Nagel
Die Aufgaben der Frauenhilfsschwestern waren von Anfang an, Gutes zu tun. Hilfe im
Haushalt bei Erkrankung, Unterstützung der Witwen und Waisen nach dem Krieg.

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                       Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.                          „Aber ich weiß“ – hier geht es um Gewissheit, die keinen Raum lässt für ein Viel-
                                  Hiob 19,25 (L)                                       leicht. Hiob ist sich seiner Sache sicher.
                                                                                       „Aber ich weiß, dass mein“ Er sieht sich in einer unverbrüchlichen Gemeinschaft.
Es ist November. Die Tage werden kurz, immer kürzer.                                   Er redet nicht von irgendeinem, sondern von „meinem“; es geht um eine Beziehung
Dunkelheit greift um sich, das Leben im November erscheint grau.                       zu einer vertrauten Person, die ihm nahesteht.
Nicht von ungefähr liegen in diesem Monat die Tage, an denen wir der Toten gedenken:   „Aber ich weiß, dass mein Erlöser“ – Diese Person, von der Hiob hier spricht,
Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres will uns der Volkstrauertag ermahnen, nie      bedeutet für ihn das Ende seiner Qualen. Diese Person bringt ihm Erlösung, also
wieder menschengemachtes Elend über Land und Volk zu bringen.                          Befreiung von seiner Last.
Buß- und Bettag ruft uns vor Gott in die Verantwortung für unser Tun,                  „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ – dieser Erlöser ist nicht selber tot, wie so
bis wir schließlich am letzten Sonntag des Kirchenjahres der Verstorbenen des          mancher angesichts von Hiobs Elend sicher spotten mag. Wie kann man noch auf ein
letzten Jahres gedenken. Und aller anderen, die wir verloren haben und die wir noch    gutes Ende hoffen, wenn man zerschlagen am Boden liegt? Wenn der Gott, auf den
immer vermissen.                                                                       man sein Vertrauen gesetzt hat, solches Leid zulässt? Hiob aber weiß, dass sein Erlö-
                                                                                       ser lebt. Gegen allen Augenschein vertraut er auf Gottes zugewandtes Heilshandeln.
Grau ist der November, und grau ist unsere Gemütslage.
Wie schwer ist es, sich an den dunklen Tagen des Novembers die Farben des Lebens       Grau ist der November, vielleicht sogar schwarz-grau.
in Erinnerung zu rufen: das Rot der Mohnblumen in einem wogenden Kornfeld,             Aber dies ist nicht das letzte Wort, Grau nicht die letzte Farbe.
das Grün der Buchenwälder im Mai, das Blau des Himmels an einem strahlenden            Und so ist Weiß die Farbe des Ewigkeitssonntages, des letzten Sonntags im Kir-
Sommertag.                                                                             chenjahr. Denn in Christus hat Gott den Tod besiegt. Und von Ostern her kommt das
Grau ist der November, und es gibt Tage, an denen es einfach nicht hell werden will.   neue Licht des Lebens und will uns aufmuntern. Es gibt ein Sprichwort, das mir zum
Nicht am Himmel und nicht in der Seele.                                                ersten Mal in einem Film begegnet ist: Am Ende ist alles gut. Und ist es noch nicht
                                                                                       gut, dann ist es noch nicht das Ende. Dieser Satz könnte von Hiob stammen.
Einer, der allen Grund hatte, sich dem Grau zu ergeben, war Hiob. Alles erdenklich     Für ihn und für uns gilt: am Ende erwartet uns Gott.
Gute hat sein Leben begleitet, bis ihm alles genommen wurde. Hab und Gut, Familie
und Gesundheit. Wie leicht sagen wir daher „Hauptsache gesund!“ und meinen,            Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.
wir seien schwer geschlagen, wenn wir ernstlich erkranken. Hiob hatte wesentlich
mehr zu tragen, sein Grau war eigentlich schon ein Schwarz. Hiob aber steht für das    Anregung: Dieser Vers ist vielfach vertont. Die vermutlich bekannteste Fassung ist
„Trotzdem!“.                                                                           aus Händels „Messias“. Diese Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ eröffnet den
                                                                                       Osterpart des Oratoriums und ergänzt „und dass er mich einst erweckt am letzten
Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.                                                 Tag“. Das Einspielen dieser Arie kann die Andacht ergänzen.

Diesen Satz setzt er dem Schicksal entgegen, das ihn vollends niederdrücken will. Er
hält dem Grau das Licht am Ende des Tunnels entgegen. Das Licht, an dem er sich
immer wieder ausrichtet, unabhängig von allem, was ihn aus der Bahn werfen will.
In nur sieben Worten predigt Hiob seinen ganzen Glauben.

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Lieder                                                                                    Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet,
                                                                              der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.  
EG 376		          So nimm denn meine Hände
EG 529		          Ich bin ein Gast auf Erden (Verse 1-3+11-12)                                           Jesaja 50,10 (E)
EG 533		          Du kannst nicht tiefer fallen
                                                                         Eine Meditation (mit viel Ruhe vorzulesen)
		                (kann auch als Gebet gesprochen werden)
                                                                         Dunkelheit kann uns Angst machen.
Gebet                                                                    Wenn es in unserem Leben dunkle Zeiten gibt, haben wir auch Angst.
                                                                         In diesen Zeiten brauchen wir Hilfe: Von unserer Familie, unseren Freunden, von
EG 741		          Psalm 192
                                                                         Menschen, die uns nahestehen.
EG 750		          Psalm 750
                                                                         Doch Hilfe können wir nur annehmen, wenn wir Vertrauen haben.
Gott,                                                                    So können wir auch Gottes Hilfe nur annehmen, wenn wir ihm vertrauen.
du bist mein Trost und mein Halt,
daran möchte ich mich festhalten und aufrichten.                         (Ein Moment der Stille, um diesem Gedanken nachzusinnen.)
Manchmal kann ich nichts von deiner Gegenwart spüren.                    Es ist Dezember. Lange dunkle Nächte und nur kurze freundliche Helle.
Wenn das Leben mich bedrängt,                                            Es ist Advent und wir warten auf die Geburt Christi.
wenn Sorgen mich niederdrücken                                           Wir beleuchten unsere Häuser mit Kerzenlicht und jeden Sonntag zünden wir eine
und alles sich gegen mich verschworen hat,                               Kerze mehr auf dem Adventskranz an.
dann bleib du an meiner Seite.
Auch dann, wenn mir das Bitten und Beten vergangen ist.                                 Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet,
Denn ich weiß doch:                                                          der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.
Du bist mein Trost und mein Halt,                                        Ist dieser Monatsspruch auch eine Adventsbotschaft?
daran möchte ich mich festhalten und aufrichten. Amen.                   Eine Adventsbotschaft, die uns aus dem Alten Testament erreicht, aus dem Buch des
                                                                         Propheten Jesaja? Jesaja gibt unserer Seele guten Rat; es möge etwas geschehen im
Segen                                                                    Innern von uns Menschen:
Möge Gott dich bergen unter seinen Fittichen wie die Henne ihre Küken.
                                                                         Unsere Hinwendung zu Gott gerade in schweren Zeiten.
Möge Jesus Christus dir brüderlich zur Seite stehen in deinen
schwersten Stunden.                                                      (Ein Moment der Stille, um diesem Gedanken nachzusinnen.)
Möge der Heilige Geist dich immer wieder erfrischen mit dem
belebenden Hauch der Zuversicht.                                         „Ein Licht, das zu Weihnachten zu uns kommt!“ Gott will in Jesus zu uns kommen.
Und so segne dich Gott, der Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger        Egal, wer wir sind, wie es uns geht, wie es um uns steht.
Geist. Amen.                                                             NUR: Unser Herz müssen wir selbst öffnen.
                                                                         Darum fürchte dich nicht und du wirst das Licht sehen. Friede den Menschen auf Erden.
                                                      Antje Gottwald     An Weihnachten bekommt unsere Sehnsucht nach Erfüllung von Wünschen und
                                                                         Vorstellungen Hand und Fuß und ein lachendes Gesicht.

                                                                         Christ der Retter ist da!

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Dezember 2015                                      Jahreslosung und Monatssprüche wurden ausgelegt von:

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest mit viel       Jahreslosung   Hedda Klip
Licht in unseren Häusern und unseren Herzen!                                                      Pfarrerin und Dozentin für AT, Beirut
                                                                                   Januar         Anne Asmus
              Lieder                                                                              Kreisverband Elmkreis
              EEG 1		          Macht hoch die Tür (V 1-3+5)                        Februar        Ruth Bartschat
              EG 17		          Wir sagen euch an                                                  Lektorin, Wenden
              EG 158		         O Christe, Morgensterne
                                                                                   März           Suse Werkmeister-Natho
                                                                                                  Propsteidiakonin Schöppenstedt
              Gebet
                                                                                   April          Birgit Schrader
              Manchmal ist es dunkel um mich,
                                                                                                  Kreisverband Helmstedt – Schöningen, Helmstedt
              kein Lichtschimmer weist mir den Weg.
              Manchmal ist es dunkel in mir,                                       Mai            Heiko Frubrich
              kein Lächeln erhellt meine Tage.                                                    Prädikant, Wendeburg
              Manchmal verschleiert das Dunkel meine Sinne,                        Juni           Hella Boßung, Karin Schote
              keine ausgestreckte Hand kann mich erreichen.                                       Stadtverband Braunschweig
              Dann verlasse ich mich darauf, Gott:
              Du stehst mir zur Seite noch im tiefsten Dunkel der Nacht.           Juli           Gabriele Reichard
              Ich lasse mich fallen in deine bergende Hand. Amen.                                 Frauenhilfe Bad Harzburg

              Antje Gottwald                                                       August         Kirsten Friesland
                                                                                                  Kreisverband Braunschweiger Land
              Segen                                                                September      Andrea Pohl
              Gott sei das Licht deines Lebens, das dir den Weg weist noch im                     Gandersheim
              tiefsten Dunkel.                                                     Oktober        Marion Nagel
              Er sei dir nahe in guten und in bösen Tagen,                                        Kreisverband Wolfenbüttel
              in Stunden der Einsamkeit genauso wie im fröhlichen Tosen des
              Familienlebens.                                                      November       Antje Gottwald
              Er erleuchte deine Tage mit der frohen Botschaft, die deine Seele                   Vorstand des Landesverbandes
              befreit.                                                             Dezember       Waltraud Schulz, Petra Johns
              Antje Gottwald                                                                      Kreisverband Salzgitter

              Anmerkung: Die Autorinnen empfehlen Texte von Tina Willms als
              Gebet und Segen.

                                                    Waltraud Schulz, Petra Johns

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