Forschung fokussieren - Center for Area Studies (CAS) Die Focus Areas der Freien Universität Berlin

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Die Focus Areas der Freien Universität Berlin

Center for Area Studies (CAS)
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Die Focus Area
Center for Area Studies

►   Focus Areas der Freien Universität Berlin . . . . . . . . . Seite 6
►   Das Center for Area Studies im Überblick . . . . . . . . . Seite 8
►   Aktuelle Forschungsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12
►   ein Blick in die Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14
►   Netzwerke: regional, national und weltweit . . . . . . . . Seite 18
►   Internationale Projekte   . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22
►   Nachwuchsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 28

                                                                             CeNTer FOr AreA STUDIeS (CAS) | 3
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                                                           Impressum

                                                            Herausgeber
                               Das Präsidium der Freien Universität Berlin
                                   Center for Cluster Development (CCD)
                                            Kaiserswerther Straße 16 – 18
                                                            14195 Berlin

                                                   Berlin, Dezember 2011

                                                 Redaktion | Koordination
                                        Nicole Körkel, Guido von Thadden

                                                         Gestaltung
                                          UNICOM Werbeagentur GmbH

                                                              Druck
                                  Druckerei Heenemann GmbH & Co. KG

4 | Freie Universität Berlin
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FOrSCHUNG FOKUSSIereN

                                         Focus Areas
                                         der Freien Universität Berlin

                                             Eine Besonderheit der exzellenten und breit gefächerten Forschung
                                             an der Freien Universität Berlin ist die gezielte Bildung von For-
                                             schungsverbünden, sogenannten Focus Areas.

                                         In den Focus Areas bearbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
                                         aus unterschiedlichen Fächern, Disziplinen und Institutionen der Freien
                                         Universität gemeinsam über einen langfristigen Zeitraum komplexe For-
                                         schungsfragen zu gesellschaftlich besonders relevanten Themen.
                                         Durch die Focus Areas werden Schwerpunkte der universitären For-
                                         schung gestärkt und im Austausch mit vetretern von Politik, Kultur und
                                         Wirtschaft weiterentwickelt.
                                         Die Focus Areas können je nach Fachkultur, aktuellen Fragestellungen
                                         und beteiligten Akteuren unterschiedlich gestaltet sein: Die Bandbreite
Das Center for Area Studies (CAS)
ist seit 2006 eine der Focus Areas der   reicht von Plattformen zur Ideendiskussion – etwa der veranstaltungs-
Freien Universität Berlin.               reihe „Salon transregionale Studien“ der Focus Area Center for Area Stu-
                       Foto: S. Coşkun   dies (CAS) – bis hin zu kompakten verbünden, die sich einem aktuellen
                                         zentralen Forschungsschwerpunkt widmen – etwa der Nanotechnologie
                                         im Fall der Focus Area NanoScale.

                                         Ziele der Focus Areas

                                         ► Forschungsimpulse aufgreifen und im interdisziplinären verbund
                                           erschließen
                                         ► Kompetenzen bündeln und aktuelle Forschungsfragen
                                           beantworten
                                         ► Neue Projekte initiieren und Fördermittel einwerben

                                         Das Konzept der Focus Areas ruht auf drei Säulen
                                         ► exzellente Forschung über Disziplinen hinweg – für Gesellschaft,
                                           Politik und Wirtschaft
                                         ► vernetzung und Kooperationen – regional, national und weltweit
                                         ► Nachwuchsförderung – strukturiert, fundiert und umfassend

6 | FreIe UNIverSITäT BerlIN
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                                                                                               Focus Areas

Aufbau und Organisation der Focus Areas

Die Focus Areas sind Plattformen für die Entwicklung von Forschungs-
ideen, die auf der Basis von fachbereichsübergreifenden Initiativen
wachsen. Sie repräsentieren Forschung von höchster Qualität – ga-
rantiert durch kontinuierliche Evaluierung. Jeder Focus Area steht eine
Sprecherin oder ein Sprecher vor. Diese vertreten die Focus Area inner-
halb der Universität und repräsentieren sie nach außen.

Die drei strategischen Zentren der Freien Universität unterstützen die
Focus Areas maßgeblich:                                                   Die globalisierte Welt besser verste-
                                                                          hen: Wissenschaftlerinnen und Wis-
                                                                          senschaftler des CAS forschen auf
►► Das Center for Cluster Development (CCD) – im Rahmen des
                                                                          allen Kontinenten zusammen mit
   neuen Zukunftskonzepts weitergeführt als Center for Research
                                                                          Experten weltweit zu historischen
   Strategy (CRS) – begleitet Aufbau, Management und Ausbau der           Hintergründen und aktuellen Fragen
   Focus Areas.                                                           unserer Zeit.        Foto: M. Mazhar
►► Das Center for International Cooperation (CIC) unterstützt die
   ­Focus Areas im Hinblick auf weltweite Kooperationen und interna-
    tionale Sichtbarkeit.
►► Die Dahlem Research School (DRS) bietet den Focus Areas                 Der Henry-Ford-Bau der Freien
    ­Beratung und Unterstützung bei Maßnahmen zur Förderung des            Uni­
                                                                           ­  versität ist Hörsaalgebäude und
                                                                          ­Tagungszentrum.
     wissenschaftlichen Nachwuchses.
                                                                                         Foto: B. Wannenmacher

                                                                          Center for Area Studies (CAS) | 7
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                                         Das Center for Area Studies im Überblick

                                              Aktuelle Debatten zur Weltwirtschaftskrise, zur internationalen Politik
                                              oder auch zur Bedeutung von Religionen zeigen: Die moderne Welt
                                              ist von Austauschprozessen und Abhängigkeiten zwischen verschie-
                                              denen Regionen geprägt und ohne das Wissen um diese Verflechtun-
                                              gen nicht mehr zu verstehen. Das Center for Area Studies der Freien
                                              Universität macht es sich zur Aufgabe, diese Interdependenzen und
                                              ihre Auswirkungen zu analysieren und zu vergleichen.

                                         Mit einem breiten inhaltlichen und methodischen Spektrum trägt das
                                         CAS zu einem besseren Verständnis einer globalisierten Welt bei. Die
                                         Forschung am CAS konzentriert sich nicht nur auf Prozesse und Phäno-
                                         mene, die sich innerhalb bestimmter Regionen vollziehen, sondern be-
                                         trachtet Verflechtungen über territoriale, politische und kulturelle Gren-
                                         zen hinweg. Gesellschaftliche und politische Umbrüche werden eben-
                                         so untersucht wie historische Hintergründe, Vernetzungsprozesse und
                                         die Bildung von neuen politischen, kulturellen oder sozialen Räumen.
                                         Nordamerika, Lateinamerika, West- und Osteuropa, Ostasien, der Vor-
                                         dere Orient und Afrika südlich der Sahara sind Regionen, mit denen
                                         sich die Freie Universität seit ihrer Gründung in Forschung und Leh-
„Das Forschungs- und Vernetzungs-        re befasst. Im Blick sind heute weitere Weltregionen – etwa Nordafrika.
konzept des Center for Area Studies
überwindet die an Universitäten oft
übliche Teilung zwischen Regionalstu-    Ziele des CAS
dien und disziplinär orientierter For-
schung. Die Verknüpfung zwischen         ►►   Das Center for Area Studies vernetzt die an der Freien Universität
Regionalstudien und Disziplinen ist           vorhandene Expertise geistes- und sozialwissenschaftlicher Regio-
notwendig zum Verständnis globaler            nalstudien.
Herausforderungen und erlaubt Zu-
gänge zu trans- und interregionalen      ►►   Das CAS dient als Plattform für die Entwicklung von Forschungs-
Fragestellungen.“                             schwerpunkten und -verbünden zur Erforschung transkultureller
Prof. Dr. Verena Blechinger-­Talcott,         und transregionaler Prozesse.
Direktorin der Focus Area
                        Foto: privat
                                         ►►   Durch das CAS werden Forschungstrends innerhalb der transregiona-
                                              len und transkulturellen Studien mit vorangetrieben und methodisch-
                                              theoretische Diskussionen innerhalb der Regionalstudien angeregt.

                                         ►►   Das CAS fördert die Entwicklung nationaler und internationaler
                                              Forschungskooperationen im Bereich der Regionalstudien.

                                         ►►   Das CAS fördert den Austausch der Regionalstudien an der Freien
                                              Universität mit außeruniversitären Einrichtungen aus Wissenschaft,
                                              Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft.

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                                                                                          CAS im Überblick

Forschung am CAS

Wissenschaftliche Aufgabe des Center for Area Studies ist die interdis-
ziplinäre Erforschung regionalspezifischer ebenso wie transregionaler
und transkultureller Phänomene und Prozesse. Am CAS arbeiten For-
scherinnen und Forscher aus den folgenden Fachbereichen der Frei-
en Universität: Geschichts- und Kulturwissenschaften, Politik- und
Sozialwissenschaften, Philosophie und Geisteswissenschaften sowie
Wirtschaftswissenschaft, Geowissenschaften und Rechtswissenschaft.
Gemeinsam untersuchen sie drei zentrale Themenbereiche:

1. Dimensionen des Raums
2. Transkulturelle und transregionale Verflechtungen
                                                                          Regionen und Räume befinden sich
3.	Regionalspezifische Dynamiken
                                                                          im Wandel, ebenso wie geopolitische
Die Area Studies werden geprägt durch ein besonderes Spannungsver-        Weltmodelle. Am CAS wird zu heu­
                                                                          tigen Global Players ebenso geforscht
hältnis: Grundlage vieler Fachdisziplinen sind Theorien, die aus euro-
                                                                          wie zu frühen Hochkulturen etwa im
zentrischer Perspektive entstanden. Die Regionalstudien stellen den       mesoamerikanischen Raum. Das Bild
universellen Geltungsanspruch solcher Theorieparadigmen in Frage:         zeigt vorkoloniale Ausgrabungen in
sie konfrontieren diese mit wissenschaftlichen Traditionen und For-       Mexiko.                Foto: M. Braig

schungsdebatten aus anderen Regionen. Das CAS fördert solche trans-
kulturellen und transdisziplinären Theoriedialoge mit dem Ziel wech-
selseitiger methodologischer Bereicherung von Fachdisziplinen und
Regionalstudien.

Disziplinen am CAS

Prozesse und Phänomene in den verschiedenen Weltregionen werden
durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Um diese in der Forschung auf-
greifen zu können, deckt das CAS ein breites Spektrum der wissen-
schaftlichen Auseinandersetzungen mit zahlreichen Regionen ab.

                                                                          Über den Tellerrand blicken: Die Re-
                                                                          gionalstudien stellen Theorien, die
                                                                          aus europäischer Perspektive ent-
                                                                          standen sind, wissenschaftliche Tra-
                                                                          ditionen und Debatten aus anderen
                                                                          Regionen der Erde gegenüber – etwa
                                                                          bei der Forschung zu religiösen Phä-
                                                                          nomenen. Das Bild zeigt die Zeremo-
                                                                          nie der rituellen Reinigung (ghusl) in
                                                                          Sehwan sharīf in der pakistanischen
                                                                          Provinz Sindh.        Foto: O. Kasmani

                                                                          Center for Area Studies (CAS) | 9
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Forschung fokussieren

                                          Rund 180 Professorinnen und Professoren aus mehr als 30 Fächern und
                                          zahlreichen Forschungsverbünden der Freien Universität forschen im Rah-
                                          men des Center for Area Studies. Das CAS führt spezialisierte Regional-
                                          forschung – beispielsweise Japanologie, Frankreichstudien oder Islamwis-
                                          senschaften – mit unterschiedlichen Disziplinen zusammen, die diese Re-
                                          gionen vor ihrem besonderen fachlichen Hintergrund betrachten. Den
                                          Schwerpunkt bilden hierbei folgende Fächer der Geistes- und Sozialwissen-
                                          schaften: Politikwissenschaft, Soziologie, Ethnologie, Geschichte, Kunstge-
 Das CAS bündelt Fachwissen und           schichte, Religionswissenschaft sowie Sprach- und Literaturwissenschaften.
­Regionalexpertise von Wissenschaftle-    So untersuchen etwa Lateinamerika-Experten, Soziologen und Politikwis-
 rinnen und Wissenschaftlern aus mehr
                                          senschaftler gemeinsam soziale Ungleichheiten in Brasilien. Ethnologen
 als 30 Fächern der Freien Universität.
                                          forschen in den Regionen nach lokalen Antworten auf Epidemien und Na-
               Foto: B. Wannenmacher
                                          turkatastrophen von teils globalem Ausmaß und kooperieren hier auch mit
                                          Experten aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.

                                          CAS: Daten und Fakten

                                           Laufzeit der Förderung                   1.10.2009 – 31.09.2012

                                           Fördervolumen                            310.000 €
                                           im Rahmen des ­Zukunftskonzepts
                                           Anzahl der beteiligten Fächer            mehr als 30

                                           Beteiligte Wissenschaftler               rund 185 Professuren

                                           Beteiligte Promovierende                 etwa 200

                                           Beteiligte Fachbereiche                  Geschichts- und Kulturwissen-
                                           der Freien Universität                   schaften, Politik- und Sozial-
                                                                                    wissenschaften, Philosophie
                                                                                    und Geisteswissenschaften,
                                                                                    Wirtschaftswissenschaft, Geo-
                                                                                    wissenschaften, Rechtswissen-
                                                                                    schaft, sowie die drei Zentral-
                                                                                    institute: Osteuropa-Institut,
                                                                                    John-F.-Kennedy-Institut für
                                                                                    Nordamerikastudien, Latein-
                                                                                    amerika-Institut

                                           Regionale Kooperationspartner            20 Forschungskooperationen

                                           Internationale Kooperationspartner       rund 160 Forschungskooperati-
                                                                                    onen

10 | Freie Universität Berlin
                                                                                                      Karrierewege

Juniorprofessorin
am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerika-Studien

Prof. Dr. Michaela Hampf
„Wissensgeschichte kann nicht angemessen innerhalb enger disziplinärer,
kultureller oder nationaler Grenzen untersucht werden. Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler sollten eine disziplinäre Verankerung vorweisen können
und ihr Handwerk beherrschen, gleichzeitig aber auch den Blick öffnen für die
Verflechtungen in einer globalisierten Welt. Innerhalb des CAS ist der Blick
über den Tellerrand Alltag, der Austausch untereinander funktioniert wun-
derbar.“

Forschung zu globalen Themen ist für Prof. Dr. Michaela Hampf nur
dann gut, wenn quellengesättigte Forschung einzelner Disziplinen und
Regionalexpertisen zusammengeführt werden. Überschneidungen gäbe
es viele, Sprachbarrieren, aber auch fachkulturelle Grenzen müsse man            Prof. Dr. Michaela Hampf
daher überwinden. So arbeitet die Historikerin am John-F.-Kennedy-In-                           Foto: B. Wannenmacher
stitut etwa häufig zusammen mit Kollegen vom Lateinamerika-Institut
der Freien Universität.
Michaela Hampf studierte Geschichte und Anglistik sowie Geschichte,
Sprache, Literatur und Kultur Nordamerikas an der Universität Ham-
burg. Von 2000 bis 2002 forschte sie in einem interdisziplinären DFG-
Projekt an der Universität Bremen zum Militär Russlands, Deutsch-
lands und der USA als Orten der sozialen und kulturellen Konstruktion
von Geschlecht. Im Rahmen ihrer Promotion an der Universität Bern
(2005) erforschte sie die Rolle von Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg.
Die Historikerin arbeitete im Freien Radio und kam nach Lehraufträ-
gen an den Universitäten Köln und Bonn 2005 an die Freie Universität –
in die Abteilung Geschichte des John-F.-Kennedy-Instituts. Hier ist die
Mutter eines Sohnes seit 2007 Juniorprofessorin für nordamerikanische
Geschichte. In der DFG-Forschergruppe 955 „Akteure der kulturellen
Globalisierung, 1860-1930“ untersuchte sie von 2008 bis 2011 anhand
der transatlantischen Telegrafenverbindung die „Verkabelung der Welt“
und die Entstehung eines weltweiten Kommunikationsnetzwerks. Ihre
Schwerpunkte sind Kultur- und Sozialgeschichte Nordamerikas, trans-              Für ihre Forschung zur Telegrafen-
nationale Geschichte des atlantischen Raums, Körper- und Geschlech-              verbindung zwischen Europa und den
                                                                                 USA und der Entstehung eines welt-
tergeschichte und Mediengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
                                                                                 weiten Kommunikationsnetzwerks re-
                                                                                 cherchierte die Historikerin und Nord-
Ihr Ziel:   eine transnationale Geschichte der „Eugenik“ und „Rassen­            amerika-Expertin auch in New York
            hygiene“, ihrer internationalen Verflechtungen und Trans-            und Washington – hier in der Library
            ferprozesse.                                                         of Congress.                Foto: privat

                                                                                Center for Area Studies (CAS) | 11
Forschung fokussieren

                                          Aktuelle Forschungsfelder des CAS
                                             Die Forschung innerhalb des CAS konzentriert sich auf drei Themen-
                                             bereiche: „Dimensionen des Raums“, „Transkulturelle und trans-
                                             regionale Verflechtungen“ und „Regionalspezifische Dynamiken“.
                                             Sie profitiert durch die Verbindung von regionaler und disziplinärer
                                             ­Expertise, wie sie am CAS gegeben ist.

                                          Dimensionen des Raums

                                          Regionen und Räume – Wirtschaftszentren etwa oder auch politische
                                          Großmächte – befinden sich im Wandel, geopolitische Weltmodelle ver-
                                          ändern sich. Neue netzwerkorientierte und alternative Erklärungsan-
                                          sätze gewinnen an Bedeutung, um die globalisierte Welt zu verstehen.
                                          Hierzu tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CAS mit
                                          ihren Forschungsergebnissen bei.
                                          Ein Schwerpunkt hierbei ist die „Transnationalismusforschung“: In der
Mit der Globalisierung entstanden         Politikwissenschaft, der Soziologie, der Ethnologie oder der Geschichts-
neue Formen der Arbeits-, Wissens-        wissenschaft werden Forschungsfragen heute weniger vor dem Hinter-
und Kulturmigration. Am CAS werden
                                          grund bestimmter Nationalstaaten betrachtet: Forscher untersuchen, wie
unter anderem Aspekte des multikul-
                                          bestimmte Räume über nationale Grenzen hinweg durch politische, reli-
turellen Zusammenlebens in Städten
untersucht. Das Bild zeigt eine euro-     giöse und kulturelle Praktiken entstehen – etwa die Arabische Welt oder
päische Apotheke aus dem 19. Jahr-        der transpazifische Raum.
hundert in Mexiko.     Foto: M. Braig    Sich neu bildende Räume sind insbesondere Thema der Migrationsfor-
                                          schung: Mit der Globalisierung entstanden völlig neue Formen der Ar-
                                          beits-, Wissens- und Kulturmigration. Innerhalb der Regionalstudien
                                          am CAS werden sowohl die Ursachen hierfür erforscht als auch die Aus-
                                          wirkungen auf die Regionen sowie die Folgen für die Migranten selbst.
                                          Soziologen und Historiker beschäftigen sich mit der Bedeutung kultu-
                                          reller Unterschiede oder Aspekten des multikulturellen Zusammenle-
                                          bens in Städten.

                                          Transkulturelle und transregionale Verflechtungen

Im Blickpunkt steht auch der Wan-         Im Fokus dieses Forschungsbereichs stehen Austauschprozesse, Inter-
del von Gesellschaften und Kulturen.      aktionen und Interdependenzen zwischen kulturell definierten Regi-
Es wird etwa untersucht, wie aktuel-
                                          onen. Wissenschaftliches Leitkonzept ist hier zum einen die Transkul-
le weltpolitische Entwicklungen lokal
                                          turalität: Kulturen werden nicht mehr als in sich abgeschlossene orga-
thematisiert werden – in der Kunst
oder bei Alltagsgegenständen wie hier     nische Einheiten betrachtet, sondern als heterogene Ensembles, deren
bei einem Kanga, einem traditionellen     Grenzen historisch variabel und durchlässig sind.
Tuch und Kleidungsstück in Tansania.      Das Konzept der Transkulturalität überwindet essentialistische Kultur-
                       Foto. H. Dilger   auffassungen.

12 | Freie Universität Berlin
                                                                                 Aktuelle Forschungsfelder

Das zweite Leitkonzept, die Transregionalität, basiert auf einem offenen
Begriff der Region, der diese als sozial, politisch und diskursiv konstru-
iert begreift: Als Folge der Globalisierung entstehen neue Formen der
Vernetzung und Interaktion, die sich auch jenseits geographisch gebun-
dener Grenzen von Regionen vollziehen.
Von Interesse sind hier beispielsweise die Vermittlung von Wissen, neu-
en Ideen und Erfahrungen zwischen unterschiedlichen räumlichen Ein-
heiten. Es ist wichtig, die Kommunikationsmechanismen zu kennen,
die diese Prozesse in Gang setzen und schließlich Wandel herbeifüh-           In den Regionen der Welt werden
ren – in Gesellschaft und Politik ebenso wie in der Kunst oder in Religi-     empirische Daten gesammelt – hier
                                                                              bei einer Forschung über informelle
onen. Wie zirkulieren Ideen, wie entstehen Wissensgemeinschaften, wie
                                                                              Märkte in Japan.
werden Rechtsordnungen von einem Land auf ein anderes übertragen?
                                                                                           Foto: V. Blechinger-Talcott
Wie erfolgt die Kommunikation zwischen Menschen und Regionen, ist
sie hierarchisch organisiert oder frei zugänglich? Dies sind nur einige
Fragen in diesem Themenbereich, mit denen sich Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler des CAS beschäftigen.

Regionalspezifische Dynamiken

Neben transkulturellen und transregionalen Verflechtungen in einer
globalisierten Welt steht die Untersuchung regionalspezifischer Dyna-
miken und Phänomene im Fokus des Center for Area Studies. Durch
ihre fundierten regionalen, historischen, kulturellen und sprachlichen
Kompetenzen lieferten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
der Area Studies an der Freien Universität in den vergangenen Jahren
bedeutsame Beiträge zur Überprüfung vermeintlich universalistischer
Theorien, zur Verbreitung lokalen Wissens und zur Kritik eurozentri-
scher Perspektiven. Die empirischen Befunde der Forschung aus den
Regionalstudien tragen damit auch zur Weiterentwicklung bestehender
Modelle und Konzepte aus den Fachdisziplinen bei.
Diese Schärfung regionalspezifischer Profile stellt die Grundlage für die
Erforschung transkultureller und transregionaler Prozesse dar: Durch
die Zusammenführung regionalspezifischer Erkenntnisse wird die Un-
tersuchung transregionaler Phänomene und neuer, sich aus Globalisie-
rungsprozessen ergebender Dynamiken erst möglich.
So ist etwa die profunde Kenntnis von Verwandtschaftsbeziehungen
und lokalen Mobilitätsmustern in bestimmten Regionen Afrikas eine             Regionale, historische, kulturelle und
wichtige Voraussetzung, um die Motivationen und Dynamiken von Mi-             sprachliche Kompetenzen der Wis-
                                                                              senschaftlerinnen und Wissenschaft-
gration im transnationalen Zusammenhang zu verstehen. Auch ein dif-
                                                                              ler tragen zu einem neuen Verständnis
ferenziertes Verständnis wirtschaftlicher Handlungsmuster und -strate-
                                                                              für gesellschaftliche Dynamiken bei,
gien im ostasiatischen Raum wird helfen, deren Übersetzung in ökono-          die sich in verschiedenen Regionen der
mische Interaktionen im globalen Kontext einzuordnen.                         Welt vollziehen.       Foto: F. Coşkun

                                                                             Center for Area Studies (CAS) | 13
Forschung fokussieren

                                           Ein Blick in die Forschung
                                              Die vielfältigen Forschungsprojekte des CAS sind geprägt von der in-
                                              terdisziplinären Zusammenarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wis-
                                              senschaftler. Wie diese Arbeit im Einzelnen aussehen kann, und wel-
                                              che Möglichkeiten sich aus der Verbundforschung ergeben, zeigt fol-
                                              gendes Projekt der Focus Area, das als Beispiel für zahlreiche andere
                                              steht.

                                           Geschichte der Globalisierung

                                           Wir leben längst in einer globalisierten Welt – wie aber kam es dazu? Als
                                           Ursachen werden meist technischer Fortschritt, weltwirtschaftliche Fakto-
                                           ren und politische Entscheidungen angeführt. Welche kultur- und sozial-
                                           geschichtlichen Aspekte bei der weltweiten Vernetzung der Menschen ei-
                                           ne Rolle spielten, wurde bisher nur wenig erforscht. Seit 2008 nimmt die
                                           DFG-Forschergruppe 955 „Akteure der kulturellen Globalisierung“ Per-
                                           sonen, Institutionen und Gesellschaften in den Blick, die in der Zeit von
                                           1890 bis 1940, einer der Hochphasen der Globalisierung, von besonde-
                                           rer Bedeutung waren. Ziel ist es, die sogenannte Verwestlichung der Welt
                                           nicht nur aus europäischer Sicht zu betrachten, sondern auch aus der Per-
Prof. Dr. Sebastian Conrad, Histori-       spektive anderer Weltregionen wie Lateinamerika, Afrika und Asien. Auf
ker am Friedrich-Meinecke-Institut         diese Weise soll eine Art Weltkarte der kulturellen Verflechtungen rekon-
der Freien Universität, ist Sprecher
                                           struiert und eine vielschichtige und komplexere Globalgeschichte entwi-
der DFG-Forschergruppe 955 „Akteu-
                                           ckelt werden.
re der kulturellen Globalisierung“. Er
forscht zum regionalen Austausch in        Welche Rolle spielten um 1900 die Beziehungen außereuropäischer Re-
Ostasien um 1900.          Foto: privat   gionen zum industrialisierten ‚Westen’? Wie prägend war der Kolonia-
                                           lismus für den kulturellen Austausch, und wie ist dieser mit weltwirt-
                                           schaftlichen Verflechtungen verwoben? Welche regionalen Bezüge blie-
                                           ben trotz ‚Verwestlichung’ in den jeweiligen Gesellschaften wichtig und
                                           warum?
                                           Diesen Fragen gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht
                                           Disziplinen nach: Geschichtswissenschaften, Afrikanistik, Indologie, Sino-
                                           logie, Islamwissenschaft, Japanologie, Lateinamerika- und Nordamerika-
                                           studien. Die Historiker und Regionalwissenschaftler arbeiten in insge-
                                           samt elf Projekten zusammen – davon sind sieben an der Freien Univer-
                                           sität angesiedelt, zwei an der Humboldt-Universität zu Berlin, eines an
                                           der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und eines an der
                                           Universität Hamburg.
                                           Die Forschergruppe untersucht, wie Experten und Wissenschaftler, Rei-
                                           sende, Lehrer oder auch Übersetzer als Vermittler bei der kulturellen Glo-
                                           balisierung gewirkt haben, wie sie Ideen, Denkweisen und Konzepte wei-

14 | Freie Universität Berlin
                                                                              Ein Blick in die Forschung

tergegeben haben. Untersucht wird auch der Einfluss von Institutionen,
Gesandtschaften, internationalen Kongressen, Verlagen oder auch Uni-
versitäten sowie von gesellschaftlichen Bewegungen.
Prof. Dr. Sebastian Conrad etwa, Historiker am Friedrich-Meinecke-In-
stitut der Freien Universität und Sprecher der Forschergruppe, unter-
sucht in dem Projekt Translating Asia den regionalen Austausch in Ost-
asien um 1900, der nicht einfach als Ergebnis des Kontaktes mit dem
Westen verschwand: „Gewisse regionale Kontakte wurden als Reakti-
onen auf die Prozesse der Globalisierung sogar neu geschaffen, etwa
im Kontext des japanischen Imperialismus oder pan-asiatischer Bewe-
gungen.“ Prof. Dr. Stefan Rinke vom Lateinamerika-Institut der Freien
Universität erforscht die Anfänge und Folgen der Luftfahrt in Latein-
amerika als transnationales Phänomen. Prof. Dr. Andreas Eckert, Af-
rikanist der Humboldt-Universität, erklärt die Bedeutung der Koloni-
sierung für die Globalisierung am Beispiel von Hafenarbeitern an der
Küste Kameruns.
Die Forschergruppe arbeitet eng mit Experten in den jeweiligen Regionen
zusammen. Ergänzt werden ihre Vorhaben zudem durch die Kooperation
mit der University of Edinburgh, dem European University Institute in
Florenz sowie der Hanyang University in Seoul.

                                                                           Technischer Fortschritt, wirtschaft-
                                                                           liche Faktoren und politische Ent-
                                                                           scheidungen gelten als Ursachen der
                                                                           Globalisierung. Welche Rolle aber
                                                                           kultur- und sozialwissenschaftliche
                                                                           Aspekte bei der weltweiten Vernetzung
                                                                           der Menschen gespielt haben, wur-
                                                                           de bisher kaum erforscht. Dies unter-
                                                                           sucht seit 2008 eine Forschergruppe
                                                                           unter Federführung der Freien Univer-
                                                                           sität.    Foto: perreira/www.flickr.com

                                                                          Center for Area Studies (CAS) | 15
                                                                                         Karrierewege

Nachwuchsgruppenleiterin
am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft

Dr. May-Britt U. Stumbaum
„Die Focus Area ist ein wissenschaftlicher Think Tank: Wir teilen unser Wis-
sen, bilden Synergien und entwickeln neue Ideen. So entsteht eine effekti-
ve interdisziplinäre Forschung in den Area Studies. Unser Wissen ist unsere
Währung, CAS eine Art Marktplatz, auf dem wir uns mit anderen Experten
austauschen und präsentieren. So erhalten wir stets neue Impulse für unse-
re Projekte.“

Bei einem Schüleraustausch in England wurde der damals 16-jährigen
May-Britt Stumbaum bewusst, dass man in der Fremde anders gese-                 Dr. May-Britt U. Stumbaum
hen wird als zu Hause. Wie nehmen die Menschen anderer Regionen
und Staaten ihre Nachbarn wahr, wie entstehen daraus politische Stra-
tegien? Fragen wie diese führten die gebürtige Berlinerin zum Studium
der Politikwissenschaft ans Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Univer-
sität und an die London School of Economics. 2008 promovierte sie am
OSI über die Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union zu
China, während sie an Policy-orientierten Think Tanks in Berlin, Brüs-
sel, Paris, Uppsala und Stockholm forschte. Die Politikwissenschaftlerin
startete als Assistentin am Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Wis-
senschaftszentrum Berlin und führte anschließend bei Berlin Partner
die Asien-Abteilung. Zurück in der Forschung leitete sie bei der Deut-
schen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) das Forum „Europäi-
sche Außen- und Sicherheitspolitik“, ging als Fritz-Thyssen-Stipendiatin
an das Weatherhead Center for International Affairs der Harvard Univer-
sity und arbeitete als Projektleiterin am Stockholm International Peace
Research Institute (SIPRI).

Seit 2010 leitet May-Britt Stumbaum am OSI die vom Bundesministe-               links: Dr. May-Britt Stumbaum unter­
rium für Bildung und Forschung geförderte Nachwuchsforschergruppe               sucht mit ihrer international besetz-
                                                                                ten Nachwuchsgruppe am Otto-Suhr-
Asian Perceptions of the EU. Das Team untersucht, warum Eliten in Chi-
                                                                                Institut, wie Menschen in ­China oder
na oder Indien die „Zivilmacht“ Europäische Union anders wahrneh-
                                                                                Indien Europa wahrnehmen. Hierzu
men als die Europäer selbst, und welche Einflüsse und Faktoren diesen           gibt es bisher kaum empirische Da-
Unterschied in der Perzeption bewirken.                                         ten. Das will die Politologin und Asi-
                                                                                en-Expertin mit ihrem Team ­ändern –
                                                                                auch mit Hilfe ihrer Internetplatt-
                                                                                form The Networked Think Tank
                                                                                (www.asianperceptions.eu).
Ihr Ziel: nach dem Aufbau der Forschergruppe wieder selbst forschen                          Fotos: B. Wannenmacher
          und das Wissen weitergeben.

                                                                               Center for Area Studies (CAS) | 17
Forschung fokussieren

                                           Netzwerke: regional, national und weltweit
                                              Die Focus Area CAS ist eine Plattform für regionale und überregio-
                                              nale interdisziplinäre Verbundprojekte. Sie fördert die Zusammenar-
                                              beit der Regionalforschung sowohl innerhalb der Freien Universität
                                              als auch in der Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg und macht
                                              sie international sichtbar.

                                           Am Standort Berlin hat die Regionalforschung eine einmalige Dichte.
                                           Entsprechend umfassend sind die wissenschaftlichen Netzwerke: Die
                                           Forscherinnen und Forscher des CAS arbeiten mit universitären und au-
                                           ßeruniversitären Kooperationspartnern in der Region, im Bundesgebiet
                                           und im Ausland zusammen. Die Freie Universität hat die Sprecherschaft
                                           bei elf großen Forschungsverbünden mit regionalem Schwerpunkt inne
                                           sowie bei fünf Graduiertenschulen mit regionalem Schwerpunkt.

                                           Aktuelle Forschung am Standort mit Tradition
Das CAS fördert die Zusammenar-
beit der Regionalforschung innerhalb       Die Focus Area CAS baut auf einem breiten historischen Fundament auf:
der Freien Universität sowie der Wis-
                                           Bereits im 19. Jahrhundert forschten Wissenschaftler in Berlin zu un-
senschaftsregion Berlin-Brandenburg.
                                           terschiedlichen Regionen der Erde – etwa zu Ostasien oder der islami-
Dazu gehört die Organisation ge-
meinsamer Veranstaltungen mit re-          schen Welt. Die Regionalstudien prägen die Freie Universität seit ihrer
gionalen Partnerinstitutionen ebenso       Gründung: 1948 wurde ein Lehrstuhl für Islamwissenschaft eingerich-
wie die Einladung international re-        tet, später kamen Professuren für Arabistik und Turkologie hinzu. Zeit-
nommierter Wissenschaftlerinnen und        gleich entstand das Institut für Ethnologie mit den Schwerpunkten Af-
Wissenschaftler.       Foto: S. Schäfer
                                           rika, Ozeanien und später Südasien. 1951 wurde das Osteuropa-Institut
                                           gegründet, 1963 folgten das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerika-
                                           studien und 1970 das Lateinamerika-Institut (LAI). Eine institutionelle
                                           Forschung zu China gibt es an der Freien Universität seit 1953, zu Japan
                                           seit 1956 und zu Korea seit 2004. 2006 wurde am John-F.-Kennedy-Ins-
                                           titut die Graduate School for North American Studies eingerichtet. 2007
                                           wurde die Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies eröff-
                                           net. Beide Graduiertenschulen wurden in der Exzellenzinitiative ausge-
                                           zeichnet. 2010 entstand am LAI das Forschungszentrum Brasilien.
                                           Das CAS wurde im November 2006 gegründet und knüpft an die Tradi-
                                           tion des Standortes an, bündelt die Kompetenzen der beteiligten Fächer
                                           und nutzt die Dichte der Einrichtungen mit Regionalexpertise für eine ex-
                                           zellente Forschung im Bereich der Area Studies.
                                           Im Rahmen ihrer Internationalisierungsstrategie hat die Freie Universi-
                                           tät seit 2005 ein weltweites Netzwerk aus Verbindungsbüros etabliert, die
                                           die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität und
                                           deren Kooperationspartner in den verschiedenen Regionen auch vor Ort
                                           unterstützen.
18 | Freie Universität Berlin
NeTZWerKe

                                                                                                       1    American Academy
                                                                                                       2    Berlin-Brandenburgische Akademie
     Regionale Kooperationspartner                                                                          der Wissenschaften
                                                                                                       3    Deutsches Archäologisches Institut
     Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CAS arbeiten mit                                 4    Deutsche Gesellschaft für Auswärtige
                                                                                                            Politik
     mehr als 20 universitären und außeruniversitären Partnerinstitutionen                             5    Deutsche Gesellschaft für Osteuropa-
     in der Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg gemeinsam an der lö-                                     kunde
                                                                                                       6    Deutsches Institut für Wirtschaftsfor-
     sung zukunftsweisender Forschungsfragen – etwa innerhalb des wis-                                      schung (DIW), Berlin
                                                                                                       7    leibniz-Institut für Globale und
     senschaftlichen Netzwerks „Forum Transregionale Studien“. Das Forum                                    regionale Studien (GIGA), Büro Berlin
     wurde auf Grundlage von empfehlungen des Wissenschaftsrats und der                                8    Haus der Kulturen der Welt
                                                                                                       9    Hertie School of Governance
     Berliner Wissenschaftskommission 2009 gegründet und fördert For-                                  10   Humboldt-Universität zu Berlin
     schungen in Berlin, die systematische und regionenspezifische Frage-                              11   Max-Planck-Institut für Bildungsfor-
                                                                                                            schung
     stellungen verbinden und in transregionaler Sicht verfolgen. es wird                              12   Max-Planck-Institut für Wissenschafts-
                                                                                                            geschichte
     von den drei Berliner Universitäten, außeruniversitären Forschungsein-
                                                                                                       13   Stiftung Preußischer Kulturbesitz
     richtungen und -verbünden getragen.                                                               14   Stiftung Wissenschaft und Politik
                                                                                                       15   Technische Universität Berlin
                                                                                                       16   Universität Potsdam
                                                                                                       17   Wissenschaftskolleg zu Berlin
                                                                                                       18   Wissenschaftszentrum Berlin
     Kooperationspartner des CAS in der Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg                         19   Zentrum für literatur- und Kulturfor-
                                                                                                            schung (Zfl)
                                                                                                       20   Zentrum Moderner Orient
                                                                                                       A    Altes Museum
                                                                                                       B    Berlin-Brandenburgische Akademie
                                                                                                            der Wissenschaften
                                                                                                       C    Brasilianische Botschaft
                                                                                                       D    Centre Marc Bloch
                                                                                                       e    Charité - Universitätsmedizin Berlin
                                                                                                       F    Irmgard Coninx Foundation
                                                                                                       G    ethnologisches Museum
                                                                                                       H    leibniz-Institut für Globale und
                                                                                                            regionale Studien (GIGA), Büro Berlin

                                  BERLIN
                                                                                                       I    literaturwerkstatt Berlin
                                                                                                       J    Stifterverband für die deutsche Wis-
                                                                                                            senschaft, Büro Berlin
                                                                                                       K    Suhrkamp verlag
                                                                                                K

                                                                                      J         I

                                                                     F       8        E
                                                   18       6                              10
                                                                 B       2        A
                                       15                                                  C
                                                            13           9       19
                                                   4                                            7 H
                                                                     D
                                     17                                                   14
                                                        5
                                              11
                                          3

                                    G    12
                     • FREIE UNIVERSITÄT BERLIN

                20

            1

                     Forschungskooperationen
16
                     Veranstaltungskooperationen

                                                                                                      CeNTer FOr AreA STUDIeS (CAS) | 19
Forschung fokussieren

                                          Auf der Basis der geschaffenen Kooperationen werden Förderungen für
                                          interdisziplinäre Forschungsprojekte beantragt. Damit bildet die Focus
                                          Area einen starken Ausgangspunkt für die Einwerbung von Drittmitteln.
                                          Einer der wichtigsten regionalen Partner des CAS ist die Stiftung Preu-
                                          ßischer Kulturbesitz. Sie zählt zu den größten Kultureinrichtungen welt-
                                          weit. Die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin,
                                          das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Ibero-Amerika-
                                          nische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung sind un-
In unmittelbarer Nähe zur Freien Uni-     ter ihrem Dach zu einem dichten Netz der kulturellen Überlieferung
versität befindet sich der Museums-       verknüpft. Hierzu zählen auch die Museen Dahlem mit dem Ethnolo-
komplex Dahlem mit weltweit be-
                                          gischen Museum, dem Museum für Asiatische Kunst und dem Muse-
deutenden Sammlungen außereu-
                                          um Europäischer Kulturen. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe zur
ropäischer Kunst und Kulturen – ein
besonderer Standortvorteil für Stu-       Freien Universität. Ihre Sammlungen zu außereuropäischer Kunst und
dierende, Forscherinnen und Forscher.     Kultur zählen zu den weltweit bedeutendsten – ein besonderer Stand-
               Foto: B. Wannenmacher     ortvorteil also für die Zusammenarbeit von Kunsthistorikern, Ethnolo-
                                          gen oder spezialisierten Regionalwissenschaftlern.

                                          Nationale Kooperationspartner

                                          Die Mitglieder der Focus Area kooperieren auch auf nationaler Ebene mit
                                          verschiedenen Partnern universitärer und außeruniversitärer Einrichtun-
                                          gen, etwa dem Iberoamerikanischen-Institut der Stiftung Preußischer
                                          Kulturbesitz in Berlin, dem Deutschen Archäologischen Institut in Kairo,
                                          mit dem Kunsthistorischen Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Flo-
                                          renz oder dem Deutschen Historischen Institut in Washington.

                                          Internationale Kooperationspartner

                                          Forschungen im Rahmen des CAS finden in zahlreichen Ländern und
                                          in Kooperation mit Institutionen vor Ort statt. Die Wissenschaftlerinnen
                                          und Wissenschaftler arbeiten mit mehr als 160 Partnerinstitutionen auf
                                          allen Kontinenten zusammen – in Europa etwa mit der School of Orien-
                                          tal and African Studies der University of London, der University of Cam-
                                          bridge, der Universität Leiden oder der Vrije Universiteit Amsterdam.
                                          In Osteuropa bestehen Kooperationen mit der European University St.
                                          ­Petersburg und der Staatlichen Universität St. Petersburg, dem Institut
Das CAS arbeitet weltweit mit mehr         für Internationale Beziehungen (MGIMO) in Moskau sowie der Univer-
als 160 Partnerinstitutionen zusam-        sität Warschau.
men. Jährlich sind zahlreiche Wissen-
                                           In Nordamerika bestehen beispielsweise Kooperationen mit der Harvard
schaftlerinnen und Wissenschaftler mit
regionalen     Forschungsschwerpunk-       University, der Yale University, der Stanford University sowie mit dem
ten an der Freien Universität Berlin zu    Museum of Anthropology an der University of British Colombia in Van-
Gast.          Foto: B. Wannenmacher     couver und dem Museum of Modern Art (MoMA) in New York.

20 | Freie Universität Berlin
                                                                                                                  NETZWERKE

In Lateinamerika arbeiten Forscherinnen und Forscher des CAS etwa zu-
sammen mit der CEPAL (Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen
für Lateinamerika und die Karibik) in Santiago de Chile, der Universidade
de São Paulo in Brasilien oder dem Colegio de México in Mexiko.

In Asien bestehen beispielsweise Kooperationen mit der University of To-
kyo, der National University of Singapore, einem Netzwerk aus fünf For-
schungsuniversitäten in Korea, der Peking Universität in Shanghai, China,
oder der National University in Hanoi, Vietnam.
In Australien arbeiten Wissenschaftler des CAS zusammen mit der Uni-
versity of New South Wales in Sydney; in Afrika mit südafrikanischen Uni-
versitäten in Kapstadt, Pretoria, KwaZulu-Natal und Stellenbosch.
Dies ist nur ein kleiner Auszug aus dem vielfältigen weltweiten Netzwerk
des CAS. Entsprechend intensiv ist der Austausch von Studierenden, Wis-
senschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Focus Area mit den Koope-
rationspartnern. Die zahlreichen internationalen Gäste bereichern zudem
das Lehrangebot der Freien Universität.

Bei ihren Forschungen in den verschiedenen Weltregionen werden die Forscherinnen und Forscher des CAS und deren Kooperations-
partner durch ein Netzwerk aus internationalen Verbindungsbüros unterstützt. Seit 2005 wurden weltweit sieben Büros etabliert: in
Brüssel, Kairo, Moskau, Neu-Delhi, New York, Peking und São Paulo.                                               Foto: M. Mazhar

                                                                                          Center for Area Studies (CAS) | 21
Forschung fokussieren

                                            Internationale Projekte zu
                                            globalen ­F ragen der Regionalstudien
                                               Das 2006 gegründete Center for Area Studies verdeutlicht die Profi-
                                               lierung der Freien Universität Berlin als Zentrum disziplinär basierter
                                               und interdisziplinär vernetzter Regionalforschung.

                                            Analogien und Differenzen zwischen Regionen und Kulturen der Welt
                                            werden nicht nur im Zusammenwirken der Regionalstudien und der
                                            verschiedenen Disziplinen an der Freien Universität erforscht. Grund-
                                            voraussetzung der Regionalstudien ist, andere Perspektiven einzuneh-
                                            men, um über den berühmten Tellerrand hinaus zu blicken. Ermöglicht
                                            wird dies nur durch geteilte Erfahrungen mit Experten unterschiedli-
                                            cher fachlicher und regionaler Herkunft.

                                            Der Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Eu-
                                            ropa, Amerika, Asien, Australien, Afrika und der arabischen Welt ist da-
                                            her ein selbstverständlicher Teil der Forschung. Gemeinsames Ziel ist
                                            es, dem wissenschaftlichen Prozess durch den weltweiten Austausch
                                            zu globalen Fragen Orientierung zu geben und neue Forschungs-
Am Puls der Zeit: Durch das CAS             schwerpunkte zu setzen. Im Folgenden werden einige ausgewählte For-
sollen neue Forschungstrends in den         schungsprojekte kurz vorgestellt.
­Regionalstudien gesetzt werden. Der
 weltweite Austausch mit Experten zu
                                            Netzwerk zu Ungleichheiten in Lateinamerika
 globalen Fragen unserer Zeit ist ­dabei
 selbstverständlich, die Themen reichen     In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
 von sozialen Ungleichheiten über gute      geförderten Kompetenznetz desiguALdades.net wird zur Interdepen-
 Regierungsführung, und Weltgesund-         denz von sozialen Ungleichheiten in Lateinamerika geforscht. Das Spre-
 heitsfragen bis hin zu religiösen Phä-     cherteam des Forschungsnetzes setzt sich aus Wissenschaftlerinnen
 nomenen.                Foto: S. Coşkun
                                            und Wissenschaftlern vom Lateinamerika-Institut der Freien Universität
                                            Berlin und vom Ibero-Amerikanischen Institut der Stiftung Preußischer
                                            Kulturbesitz zusammen.

                                            Internationales Graduiertenkolleg zur Globalisierung
                                            Das Internationale Graduiertenkolleg „Zwischen Räumen. Bewegun-
                                            gen, Akteure und Repräsentationen der Globalisierung“ nimmt Be-
                                            wegungen zwischen unterschiedlichen Weltregionen in den Blick so-
                                            wie die neuen Räume, die dadurch in historischen und aktuellen Pha-
                                            sen der Globalisierung entstehen. Es wird seit 2009 von der Deutschen
                                            Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist am LAI angesiedelt.
                                            Kooperationen bestehen mit der Universität Potsdam, der Humboldt-
                                            Universität zu Berlin und drei universitären Einrichtungen in Mexiko-
                                            Stadt.

22 | Freie Universität Berlin
                                                                                    Internationale Projekte

Sonderforschungsbereich zur Governance-Forschung
In dem DFG-geförderten Sonderforschungsbereich 700 „Governance in
Räumen begrenzter Staatlichkeit“ untersuchen P   ­ olitikwissenschaftler,
Juristen, Historiker und Politökonomen, wie und unter welchen Be-
dingungen in Regionen regiert wird, in denen das Gewaltmonopol des
Staates fehlt. Bei der Analyse von aktuellen Situationen in Afrika oder
Lateinamerika werden auch mögliche Zusammenhänge mit der Kolo-
nialzeit und deren Folgen in den Blick genommen. Weitere Kooperati-
onspartner sind die Stiftung Wissenschaft und Politik, die Hertie School
of Governance, die Universität Potsdam und das Wissenschaftszentrum           Warum in Europa erstellte Konzepte
Berlin.                                                                       zur Bekämpfung von HIV/AIDS in Af-
                                                                              rika häufig nicht greifen können, wird
                                                                              am CAS in der Arbeitsstelle Medizin­
Graduiertenschule zu islamischen Kulturen und Gesellschaften
                                                                              ethnologie erforscht. Hier ein Auf­
Die Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies widmet               klärungsplakat in Libreville, Haupt-
sich der inneren Vielfalt, historischen Wandelbarkeit und globalen Ver­       stadt des zentralafrikanischen ­Staates
netzung islamisch geprägter Kulturen und Gesellschaften. Über den             Gabun.                  Foto: H. Dilger

Mittleren Osten hinaus bezieht sie Asien und das subsaharische Afrika
sowie die muslimische Diaspora in Europa und Nordamerika in ihr For-
schungsprogramm ein.

Graduiertenschule zu nordamerikanischen Gesellschaften
Das Doktorandenprogramm der Graduate School of North American
­Studies widmet sich der umfassenden und interdisziplinären Erforschung
 des gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Wandels der nord-
 amerikanischen Gesellschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts und bietet
 eine theoretisch und methodologisch fundierte Ausbildung in den Berei-
 chen Kultur- und Literaturwissenschaften, Geschichtswissenschaft, Politi-
 sche Wissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft.

                                                                              Ein neu gegründetes Forschungszen­
                                                                              trum der Freien Universität unter-
                                                                              sucht die Geistesgeschichte in der
                                                                              Welt des Islam aus neuen Blickwin-
                                                                              keln: Die Research Unit Intellectual
                                                                              History in the Islamicate World geht
                                                                              nicht von einer der klassischen Diszi-
                                                                              plinen wie Islamwissenschaft, Judais-
                                                                              tik oder Christ­licher Orientalistik aus,
                                                                              sondern von einem interdisziplinären
                                                                              Ansatz. Das Foto gewährt einen Blick
                                                                              in den Schrein Abu Ayyub al-Ansari in
                                                                              Istanbul.               Foto: F. Coşkun

                                                                             Center for Area Studies (CAS) | 23
Forschung fokussieren

                                          Regionale und internationale Veranstaltungen

                                          Globale Fragen werden auch bei den Veranstaltungen thematisiert, die
                                          das CAS in Kooperation mit regionalen Einrichtungen und unter Betei-
                                          ligung international renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissen-
                                          schaftler organisiert. Die Formate richten sich an Fachpublikum ebenso
                                          wie an eine breitere Öffentlichkeit.

Mit unterschiedlichen Veranstaltungs-      Salon transregionale Studien
formaten zu aktuellen Themen und           Mit dem „Salon transregionale Studien“ bietet das CAS ein Forum
Forschungsergebnissen der Regional-
                                           mit renommierten Experten für die interdisziplinäre Diskussion zu
studien richtet sich das CAS eben-
                                           transregionalen und transkulturellen Verflechtungen. Im Zentrum
so an Fachpublikum als auch an die
breite Öffentlichkeit.     Foto: CAS      stehen aktuelle Forschungsergebnisse und der Beitrag der Regio-
                                           nalstudien zur Lösung globaler Probleme. Kann die Bedeutung re-
                                           ligiöser Bewegungen in Afrika mit „westlichen“ Konzepten von Öf-
                                           fentlichkeit und Säkularisierung überhaupt erfasst werden? Wie
                                           werden außereuropäische Kulturen in europäischen Museen prä-
                                           sentiert? Fragen wie diese werden im Salon transregionale Studien
                                           ebenso erörtert wie beispielsweise ökonomische, gesellschaftliche
                                           und umweltpolitische Aspekte nach der Katastrophe in Fukushima.
                                           Die Reihe richtet sich an ein Fachpublikum aus Wissenschaft, Wirt-
                                           schaft, Gesellschaft und Politik.

                                           CAS-Ringvorlesungen
                                           Das CAS veranstaltet regelmäßig öffentliche Ringvorlesungen zu aktu-
                                           ellen Themen aus der Regionalforschung und stellt dabei Ansätze ver-
                                           schiedener Disziplinen vor – 2011 etwa zum Thema „Islam kontrovers –
                                           Perspektiven einer kritischen Islamwissenschaft“.

                                           CAS-Vorträge
                                           In Kooperation mit anderen Einrichtungen lädt das CAS herausragende
                                           Denkerinnen und Denker für Vorträge ein, die sich mit Veränderungen
                                           territorial wie kulturell definierter Räume weltweit beschäftigen. „Roots
                                           and Routes“ werden diskutiert – Wurzeln und Wege und die Dynamik
                                           regionaler Ordnungen. Welche Rolle spielen Ethnologie und transkul-
 rechts: Zentrale Themen der For-          turelle Psychiatrie in der Erforschung von Migration und psychischer
 schung am CAS sind Mobilität, wirt­       Gesundheit: Dieser Frage widmete sich beispielsweise der renommier-
 schaft­liche Entwicklung und Moder-
                                           te Psychiater, Anthropologe und Mitbegründer der US-amerikanischen
 nisierungsprozesse in Ostasien, wie
                                           Medizinethnologie, Prof. Dr. Arthur Kleinman (Universität Harvard), in
 hier im ländlichen Japan, und anderen
­Regionen der Welt.                        einem Vortrag an der Freien Universität.
            Foto: V. Blechinger-Talcott

24 | Freie Universität Berlin
            Nachwuchsförderung

    Center for Area Studies (CAS) | 25
                                                                                                    Karrierewege

Postdoc am Kunsthistorischen Institut

Dr. Melanie Klein
„Ich wollte nie in einem Elfenbeinturm sitzen und setze mich deshalb für die
Transparenz von Wissenschaft und Forschung ein. Öffentliche Veranstaltun-
gen des CAS tragen dazu bei, unsere Themen nach außen darzustellen und
Netzwerke zu erweitern. Wir müssen die Sichtweisen aus anderen Disziplinen
und Regionen kennen, um möglichst umfassende Bilder zu unseren Themen
zeichnen zu können. In meinen Projekten möchte ich unbedingt afrikanische
Experten einbinden. Das CAS unterstützt mich dabei, diese Ansätze umzu-
setzen.“

Melanie Klein studierte Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre
an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Humboldt-Univer-
sität zu Berlin und der Freien Universität. An der Christie’s Education         Dr. Melanie Klein
in London konzentrierte sie sich ein Jahr lang auf Kunstgeschichte und          
Kunsthandel. 2003 bis 2005 forschte die Kunsthistorikerin als Kollegia-
tin am Graduiertenkolleg „Identität und Differenz“ der Universität Trier
zu Konstruktionen von Geschlecht und Interkulturalität. Ihren vielseiti-        links und unten: Dr. Melanie Klein ist
gen Interessen ging Melanie Klein immer auch außerhalb der Universi-            fasziniert von der Vielfalt der Kunst
                                                                                und Kulturen Afrikas. Seit 2010
täten nach – sie war etwa in der Kunst- und Kulturvermittlung tätig und
                                                                                forscht sie hierzu am Kunsthistori-
im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ihr spezielles Inter-
                                                                                schen Institut der Freien Universi-
esse für die Kunst und Kulturen Afrikas vertiefte sie mit der Promotion         tät, an dem die deutschlandweit erste
an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (2008): Sie un-           Professur für die Kunst Afrikas einge-
tersuchte, wie Künstler ihren Widerstand gegen die Bilder von Männ-             richtet wurde, besetzt durch Prof. Dr.
lichkeit ausdrückten, die das südafrikanische Apartheidregime vorgab –          Tobias Wendl (unten links im Bild mit
                                                                                Melanie Klein). Beide nutzen für ihre
und forschte auch ein Jahr lang in Kapstadt und Johannesburg.
                                                                                Arbeit die Nähe zum Ethnologischen
                                                                                Museum in Dahlem – wie hier wäh-
2010 kam Melanie Klein ans Kunsthistorische Institut der Freien Uni-            rend eines Seminars in der Afrika-Ab-
versität. Hier war kurz zuvor die deutschlandweit erste Professur für die       teilung.      Fotos: B. Wannenmacher

Kunst Afrikas eingerichtet worden. In der DFG-Forschergruppe „Trans-
kulturelle Verhandlungsräume von Kunst“ untersucht sie Entstehung
und Bedeutung von Authentizitätskonzepten in der modernen und zeit-
genössischen Kunst aus Afrika vor dem Hintergrund des Austauschs mit
Europa und anderen Weltregionen.

Ihr Ziel:   mit Partnern aus Wissenschaft und Kunst neues Wissen er-
            arbeiten und dies einer breiten Öffentlichkeit zugänglich
            machen.

                                                                               Center for Area Studies (CAS) | 27
Forschung fokussieren

                                             Nachwuchsförderung am CAS:
                                             studieren, promovieren, forschen
                                                Durch die intensive Zusammenarbeit der Focus Area mit den betei-
                                                ligten Fachbereichen werden exzellente Nachwuchswissenschaftlerin-
                                                nen und Nachwuchswissenschaftler umfassend ausgebildet. Das CAS
                                                schafft eigene interdisziplinäre Studienangebote und setzt sich für die
                                                Verbindung von regionaler Expertise, profunden Sprachkenntnissen
                                                und theoretischen wie methodischen Kenntnissen in den einzelnen
                                                Regionalstudiengängen ein. Strukturierte Promotionsprogramme mit
                                                einer intensiven Betreuung und der Möglichkeit, in interdisziplinären
                                                Netzwerken mitzuarbeiten, eröffnen vielfältige Perspektiven.

                                             Studieren

                                             Die Freie Universität bietet eine enorme Fülle an Fächern und eine
                                             entsprechend große Anzahl an Forscherinnen und Forschern, die sich
                                             mit den unterschiedlichsten Regionen der Welt sowie den Epochen
                                             der Menschheit beschäftigen. Entsprechend umfassend ist die wissen-
                                             schaftliche Expertise. Studierende erhalten von Anfang an Einblicke in
                                             den aktuellen Stand der Regionalforschung und profitieren vom vielsei-
                                             tigen Veranstaltungsangebot des CAS.
Mehr als 30 Bachelorstudiengänge
und ebenso viele Masterstudiengän-           Mehr als 30 Bachelorstudiengänge mit speziellen Schwerpunktbereichen
ge mit speziellen Regionalbezügen
                                             Das Angebot an Regionalstudien enthält zahlreiche Kombinationsmög-
bieten Studierenden eine enorme Fül-
                                             lichkeiten. Es reicht von der Ägyptologie in den Altertumswissenschaf-
le an Möglichkeiten. Das CAS schafft
zudem eigene interdisziplinäre Studi-        ten, der Geschichte und Kultur des Vorderen Orients oder den Japanstu-
enangebote.  Foto: B. Wannenmacher          dien in den Ostasienwissenschaften über die Spanische Philologie mit
                                             Lateinamerikanistik oder der Sozial- und Kulturanthropologie bis hin
                                             zur Kunstgeschichte Afrikas.

                                             Mehr als 50 Module im Kombi-Bachelor
                                             Byzantinistik, Galizisch, Jüdische Geschichte, Koreastudien, Neogräzistik,
                                             Religionswissenschaft, Sprachen und Literaturen des Christlichen Orients
Seit 2011 bietet die Freie Universität ei-   sind nur einige Beispiele für die Fülle an Modulen, die die Freie Universi-
nen durch den Deutschen Akademischen         tät Studierenden in Kombi-Bachelor-Studiengängen bietet.
Austausch Dienst geförderten, vierjähri-
gen Bachelorstudiengang „Integrier-          Mehr als 30 Masterstudiengänge
te Japanstudien“ an. Er beinhaltet ein
                                             Auch die Masterstudiengänge bieten eine enorme Vielfalt und offerieren
Studienjahr an einer japanischen Part-
neruniversität. Ein weiterer vierjähriger    den Studierenden gleichzeitig die Möglichkeit, spezielle Interessen früh
BA-Studiengang im Bereich der Korea-         zu vertiefen – etwa in der Arabistik, in den Chinastudien, der Iranistik, der
studien ist in Vorbereitung.                 Islamwissenschaft oder den Nordamerikastudien, den Osteuropastudien,

28 | Freie Universität Berlin
                                                                                                   Nachwuchsförderung

der Theaterwissenschaft oder auch der Turkologie, um nur einige wenige
Beispiele zu nennen.

Neun weiterbildende Masterstudiengänge
Themen hier sind etwa Kinderrechte weltweit, Interkulturelle Bildung, Eu-
ropäisches und Internationales Wirtschaftsrecht, Gender- und Diversity-
Kompetenz oder auch Visual and Media Anthropology.
                                                                                            Sowohl in den Bachelor- als auch in
Sieben Masterprogramme in Kooperation mit anderen Hochschulen:                              den Masterstudiengängen bestehen
►► Euromasters                                                                              verschiedene Lehramtsoptionen.
                                                                                                          Foto: B. Wannenmacher
►► Internationale Beziehungen
►► International Health
►► Politikwissenschaft – Affaires Internationales / Affaires Européennes
►► Public Policy und Management
►► Trans-Atlantic Masters
►► Interdisziplinäre Lateinamerikastudien

Studierende sind von Anfang an in die Netzwerke des CAS eingebunden. Sie profitieren von der breiten wissenschaftlichen Expertise
und erhalten Einblicke in die aktuelle Forschung.                                                         Foto: B. Wannenmacher

                                                                                          Center for Area Studies (CAS) | 29
Forschung fokussieren

                                           Promovieren

                                           Promotionsprogramme zu den Regionen der Welt
                                           An der Freien Universität werden mehrere strukturierte Promotionspro-
                                           gramme mit Schwerpunkten im Bereich der Regionalforschung angeboten.
                                           Dazu zählen die Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies
                                           und die Graduate School of North American Studies, die beide in der
                                           Exzellenzinitiative ausgezeichnet wurden. Auch die ebenfalls in der Ex-
                                           zellenzinitiative erfolgreiche Friedrich Schlegel Graduate School for Li-
Die Dahlem Research School (DRS)           terary Studies legt einen Schwerpunkt auf Weltliteraturen.
bietet seit 2011 ein spezielles Förder-
programm für Postdoktoranden aus
                                           Weitere Promotionsprogramme mit Regionalbezug:
dem Ausland an.              Foto: DRS
                                           ►► Berlin Graduate School for Transnational Studies
                                           ►► Berlin Program for Advanced German and European Studies
                                           ►► Promotionsstudiengang Lateinamerikastudien aus vergleichender
                                              und transregionaler Perspektive
                                           ►► Promotionsprogramm History and Cultural Studies
                                           ►► Caspian Region Environmental and Energy Studies
                                           ►► Graduate School of Global Politics

                                           Die Promotionsprogramme in deutscher, englischer und spanischer Spra-
                                           che nutzen in Zusammenarbeit mit regional forschenden Einrichtungen
                                           und Instituten an sechs Fachbereichen. Sie sind eingebettet in die Struktur
                                           der Dahlem Research School mit ihren Ausbildungsprogrammen und zu-
                                           sätzlichen Kursangeboten. Dazu zählt die Vermittlung sogenannter Trans-
                                           ferable Skills, die Bereiche der Wissensvermittlung, des Wissenschaftsma-
                                           nagements und der Fremdsprachenkompetenz abdecken. Die Programme
                                           bieten den derzeit rund 120 Promovierenden der Regionalstudien neben
                                           der Vermittlung von fundiertem Fachwissen auf der Grundlage aktueller
                                           Forschung eine spezielle Begleitung und intensive Betreuung. Die Nach-
                                           wuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler werden wäh-
                                           rend ihrer Promotion auch auf die Übernahme von Führungspositionen in
                                           der Wissenschaft vorbereitet.

Muslimische Kulturen und Gesell-
schaften im Blick: Die Berlin Graduate
School Muslim Cultures and Societies
zählt zu den fünf Graduiertenschulen
der Freien Universität, die 2007 in der
Exzellenzinitiative des Bundes und der
Länder ausgezeichnet wurden. Das ­Foto
zeigt Gläubige im Schrein Abu Ayyub
­al-Ansari in Istanbul. Foto: F. Coşkun

30 | Freie Universität Berlin
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