ANGEHÖRIGE UND KREBS - ANGEHÖRIGE UND KREBS - Österreichische Krebshilfe

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ANGEHÖRIGE UND KREBS - ANGEHÖRIGE UND KREBS - Österreichische Krebshilfe
ANGEHÖRIGE UND KREBS

ANGEHÖRIGE UND KREBS
ANGEHÖRIGE UND KREBS - ANGEHÖRIGE UND KREBS - Österreichische Krebshilfe
Österreichische Krebshilfe

    Österreichische Krebshilfe – seit 1910
    „Die Not unserer Krebskranken wird immer größer, wir müssen etwas tun, um
    sie zu lindern. Könnten wir nicht zusammenkommen, um darüber zu sprechen?“

    Diese Zeilen schrieb Hofrat Prof. Dr. Julius Hochenegg an seinen Kollegen Hofrat
    Prof. Dr. Anton Freiherr von Eiselsberg. Es war ein trüber Novembertag im Jahr
    1909 gewesen und Prof. Hochenegg hatte wie so oft eine Krebspatientin daheim
    besucht und die Not, die er dort sah, hatte ihn tief betroffen gemacht.

    In Folge dessen gründeten am 20.12.1910 die Ärzte Prof. Dr. Julius Hochenegg,
    Hofrat Prof. Dr. Anton Freiherr von Eiselsberg, Hofrat Prof. Dr. Richard Paltauf,
    Prof. Dr. Alexander Fraenkel, Prim. Doz. Dr. Ludwig Teleky und Dr. Josef Winter
    die heutige Österreichische Krebshilfe.

    Damals wie heute ist es eine der Hauptaufgaben der Österreichischen Krebshilfe,
    Patienten und Angehörige zu begleiten, sie zu unterstützen und für sie da zu sein.
    Rund 100 kompetente Berater stehen Patienten und Angehörigen in rund
    50 Krebshilfe-Beratungsstellen mit einem umfangreichen Beratungs- und
    Betreuungsangebot zur Verfügung.

    Darüber hinaus tragen Erkenntnisse aus den von der Österreichischen Krebshilfe
    finanzierten Forschungsprojekten zur Verbesserung von Diagnose und Therapie bei.

    Die Österreichische Krebshilfe finanziert sich zum großen Teil durch private
    Spenden, deren ordnungsgemäße und verantwortungsvolle Verwendung von
    unabhängigen Wirtschaftsprüfern jährlich bestätigt wird. Die Krebshilfe ist stolzer
    Träger des Österreichischen Spendegütesiegels.

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ANGEHÖRIGE UND KREBS - ANGEHÖRIGE UND KREBS - Österreichische Krebshilfe
Einleitung

                                                          Ein Wort zur Einleitung
                                                          Die Diagnose Krebs trifft auch Angehörige wie ein Blitz.
Bild: Barbara Krobath

                                                          Und von einem Tag auf den anderen stehen Ehepartner/
                                                          Partner, Kinder, Eltern, Kollegen, Freunde – das gesamte
                                                          Umfeld – vor neuen Herausforderungen, Gefühlen
                                                          und Ängsten. Angehörige wollen und können eine sehr
                                                          große Stütze für Patienten sein – aber sich oft auch
                                                          selbst überfordern. Ich appelliere an Sie: Lassen Sie sich
                                                          unterstützen und helfen! Das geschieht im Interesse aller
                                                          Beteiligten, denn die Verbesserung und Entlastung Ihrer
                                                          persönlichen Situation wirkt sich auch positiv auf die
                        Prim. Univ.-Prof.                 Lebensqualität Ihres erkrankten Angehörigen aus.
                        Dr. Paul SEVELDA
                        Präsident der
                        Österreichischen Krebshilfe,
                        Vorstand der Abteilung
                        für Gynäkologie und
                        Geburtshilfe, KH Hietzing

                                                          Mit dieser Broschüre wollen wir Platz und Raum für
                                                          Ihre Anliegen als Angehörige schaffen, die gegenüber
                                                          den Bedürfnissen der an Krebs Erkrankten allzu oft in
                                                          den Hintergrund treten. Mit konkreten Tipps wollen wir
                                                          helfen, die Situation für Sie als Angehörige leichter und
                                                          erträglicher zu machen. Wir wollen Ihnen Mut machen,
                                                          trotz Ihrer Sorge um Ihren erkrankten Angehörigen auch
                                                          auf Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu achten und
                                                          sie gleichberechtigt zuzulassen.
                                                          Selbstverständlich will und kann diese Broschüre ein
                        Mag. Nina BERNHARD                persönliches Gespräch mit einem Psychologen nicht
                        Klinische Psychologin             ersetzen. Nehmen Sie Hilfe in Anspruch, und wenden Sie
                        Sprecherin der BeraterInnen der   sich an eine der vielen österreichweiten Beratungsstellen
                        Österreichischen Krebshilfe       der Österreichischen Krebshilfe. Wir sind gerne für Sie da!

                                                                                                                        3
ANGEHÖRIGE UND KREBS - ANGEHÖRIGE UND KREBS - Österreichische Krebshilfe
Inhaltsverzeichnis

    Inhaltsverzeichnis
    Die Diagnose Krebs ........................................................................... 5
    Das Gespräch mit dem Arzt ................................................................. 6
    Der Behandlungplan ............................................................................ 7
    Das Gespräch mit dem erkrankten Angehörigen .................................. 8
    Krebs als Eindringling in die Beziehung .................................................10
    Das Gespräch mit Kindern ....................................................................11
    Schauen Sie auch auf SICH! .................................................................12

    Informationen einholen ..................................................................               14
    Informationen aus dem Internet .........................................................                14
    Die KrebshilfeAPP ...............................................................................       15
    Krebshilfe-Broschüren ........................................................................          16
    Ergänzende Maßnahmen zur Schulmedizin ........................................                          18
    Klinische Studien ................................................................................      20
    Methadon ..........................................................................................     21
    Patientenrechte ..................................................................................      22
    Krebs und Beruf .................................................................................       24

    Das Leben nach der Erkrankung ....................................................                      26
    Rückkehr in den Alltag .......................................................................          26
    Krebs und Depression ........................................................................           27
    Nachsorge ..........................................................................................    28
    Onkologische Rehabilitation ...............................................................             30

    Neuerliches Auftreten der Erkrankung .........................................                          32
    Wenn die Erkrankung fortschreitet ....................................................                  34
    Die letzte Lebensphase .......................................................................          35
    Der Verlust .........................................................................................   37

    Hilfsangebote der Österreichischen Krebshilfe ............................ 40

    Krebshilfe-Beratungsstellen ........................................................... 44

4
Einleitung

Diagnose Krebs ...
Eine Krebserkrankung bedeutet          gewohnte Strukturen verlieren ihre
für den Erkrankten, aber auch für      Gültigkeit, Flexibilität und Neu­
sein gesamtes Umfeld (Ehepartner,      orientierung sind gefordert.
Kinder, Eltern, Verwandte,
Kollegen und Freunde) eine große       Dazu kommen die große emo-
Veränderung und Belastung.             tionale Belastung und oftmals
                                       auch finanzielle und existenzielle
Die Sorgen und Ängste, die Angehö-     Sorgen. Das alles ist eine enorme
rige haben, sind genauso berechtigt    Herausforderung.
wie die Sorgen der Erkrankten – auch
wenn sie verhältnismäßig klein         In der vorliegenden Broschüre wol-
erscheinen.                            len wir Ihnen Informationen und
                                       Tipps geben und Ihnen helfen, mit
Angehörige sind keine „An­häng­sel“    der veränderten Lebenssituation
der Erkrankten, sondern in ihrer       und den Herausforderungen besser
ganz persönlichen Betroffenheit        zurecht zu kommen. Und wir
zu sehen und zu würdigen. Auch         wollen an Sie appellieren: Lassen
sie erleben eine „Hochschaubahn“       Sie sich helfen und unterstützen!
der Gefühle, von Hoffnung und          Eine Auflistung aller Krebshilfe-
Zuversicht bis hin zu Verzweiflung,    Beratungsstellen finden Sie auf den
Angst und Wut.                         letzten Seiten dieser Broschüre.

  Angehörige wollen
  und können eine große
  Stütze sein!

Neue Herausforderungen
Mit der Krebserkrankung eines            Lassen Sie sich helfen! Die
nahestehenden Menschen kön-              Krebshilfe-Beraterinnen und
nen sich viele Pro­bleme ergeben.        -Berater unterstützen Sie
Angehörige müssen sich mit vielen        in dieser für Sie neuen und
neuen und unbekannten Dingen             herausfordernden Situation.
auseinandersetzen – der Alltag
verändert sich, zusätzliche Aufga-
ben müssen übernommen werden,

                                                                             5
Diagnose Krebs

    Das Gespräch mit dem Arzt
    Die Diagnose Krebs verängstigt        meinen, etwas nicht verstanden
    und schockiert Patienten und          zu haben bzw. wenn Ihnen etwas
    Angehörige wie kaum eine andere       unklar ist. Es kann keine falschen
    Erkrankung. Meist wird alles, was     Fragen geben – jede Information,
    jemals zum Thema Krebs gehört         die Ihnen zu mehr Verständnis
    und erfahren wurde, gedanklich        hilft, ist wichtig.
    abgerufen – schwärzeste Fantasien
    tauchen auf.                          Fragen Sie die Ärzte, welchen Teil
                                          der Unterstützung Sie als Ange-
    Dieser Schockzustand hält meist       höriger übernehmen können. Die
    einige Tage an. An das aufklärende    Begleitung zu Untersuchungen/Be-
    Gespräch, das der Arzt mit dem        handlungen (z. B. zur Chemothe-
    Erkrankten und den Angehörigen        rapie) kann mitunter anstrengend
    geführt hat, erinnert man sich nur    sein. Darauf zu achten, was zu viel
    schwer oder nur bruchstückhaft.       wird, ist wichtig.
    Daher kann es wichtig sein, mit
    dem Arzt noch­­mals ausführlicher     Wenn Ihr erkrankter Angehöriger
    über die Erkrankung, mögliche         Ihnen gegenüber medizinische
    Behandlungsmethoden etc. zu           Fragen äußert, sind Sie nicht ver-
    sprechen und immer wieder Fra-        antwortlich dafür, eine Antwort zu
    gen zu stellen.                       finden. Sie können aber den Pati-
                                          enten dazu motivieren, alle Fragen
    Begleiten Sie den Patienten zu        zu notieren und zum nächsten
    den Gesprächen mit dem Arzt           Arztgespräch mitzunehmen. Wenn
    Wenn der Patient damit ein­           es dringende Fragen sind, dann
    verstanden ist, begleiten Sie ihn     sollte der Arzt kontaktiert werden.
    zum Gespräch mit dem Arzt. Pa-
    tient und Angehöriger erhalten so     Zweitmeinung
    Informationen „aus erster Hand“,      Wenn sich der Patient nicht in
    und einen Angehörigen an seiner       "besten Händen" fühlt, ermun-
    Seite zu haben, ist für die meisten   tern Sie ihn, eine Zweitmeinung
    Erkrankten eine große Stütze.         einzuholen. Ein vertrauensvolles
                                          Arzt-Patienten-Verhältnis ist eine
    Fragen Sie alles, was Ihnen           wichtige Basis.
    wichtig erscheint!
    Bitte fragen Sie nach, wenn Sie

6
Diagnose Krebs

Der Behandlungsplan (Tumorboard)
Das therapeutische Vorgehen bei        Patienten eingehend besprochen
Krebserkrankungen wird durch           wird. Dabei informiert der Arzt
international erarbeitete Stan­        über die Therapieform und die
dards bestimmt. Welche Therapie        Ziele der Therapie, Nebenwir-
individuell eingesetzt wird, hängt     kungen und deren Abhilfe. Das
von der Art des Tumors, der Loka-      Gespräch soll in einer gemein-
lisation, der Ausbreitung (Stadium     samen Entscheidung von Patient
der Erkrankung), der Histologie        und behandelndem Arzt resultie-
und auch von bestimmten Ausprä-        ren. Fragen Sie Ihren erkrankten
                                                                               In der Broschüre
gungen („Biomarker”, „Tumormar-        Angehörigen, ob Sie bei den             „Therapien bei
ker”) wie z. B. Hormonrezeptoren       Gesprächen dabei sein sollen und        Krebs“ finden Sie
oder Eiweißstoffen ab.                 fragen Sie sich selbst, inwieweit Sie   viele Informationen
                                       das auch möchten.                       zu den verschiedenen
Der individuelle Behandlungs­                                                  Therapien und
                                                                               Tipps gegen mögliche
plan wird von Experten der ver-                                                Nebenwirkungen.
schiedenen Fachrichtungen emp-         Körperliche und
fohlen. Welcher Fachrichtung die       psychische Veränderungen                Die Broschüre ist
am Tumorboard teilnehmenden            Während der Erkrankung/Be-              kostenlos bei der
Mediziner angehören, hängt von         handlung kommt es zu einigen            Krebshilfe in Ihrem
                                                                               Bundesland erhältlich
der Art der Krebserkrankung des        Veränderungen. Die körperliche          oder steht als Download
Patienten ab. Üblicherweise vertre-    Verfassung wird möglicherwei-           unter
ten sind internistische Onkologen,     se schlechter, häufig stellen sich      www.krebshilfe.net
Onkologen des entsprechenden           Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen,         zur Verfügung.
Organfaches, Radioonkologen,           Appetitlosigkeit etc. ein. Auch
Radiologen, Pathologen sowie           psychische Probleme wie Ver-
Operateure (entsprechend der           stimmungen und starke Gefühls-
Tumorart). Auch Experten anderer       schwankungen können sich zeigen.
Fachrichtungen können hinzuge-         Häufig fühlen sich Patienten
zogen werden und natürlich auch        während dieser Zeit dünnhäutig
alle Mitarbeiter, die an der Versor-   und verletzlich.
gung des Patienten beteiligt sind.
                                       Auf den nächsten Seiten finden Sie
Das Ergebnis ist der individuelle      Informationen, die Ihnen helfen
Behandlungsplan, der im Rahmen         können, mit Ihrem erkrankten
eines aufklärenden Gespräches          Angehörigen über diese Verände-
vom Hauptbehandler mit dem             rungen zu sprechen.

                                                                                               7
Diagnose Krebs

    Das Gespräch mit Erkrankten
    Viele Angehörige haben das           der Diagnose Krebs konfrontiert
    Gefühl, nicht die richtigen Worte    wurde:
    zu finden. Aus Sorge, Hilflosig-
    keit und Angst wird daher häufig     - „Lass Dich nicht unterkriegen.“
    geschwiegen.                         - „Da musst Du jetzt durch.“
                                         - „Reiß Dich doch zusammen.“
    Suchen Sie das Gespräch              - „Du musst jetzt stark sein.“
    Die Möglichkeit, ein offenes         - „Du musst positiv denken.“
    Gespräch mit dem Patienten zu        -	„Dem Herrn X geht es auch
    führen, hängt natürlich vom bis-        wieder so gut, und er hat alles
    herigen Umgang miteinander ab:          geschafft, das wird auch Dir
    War man gewohnt, miteinander            gelingen .“
    über vieles offen zu reden, auch     - „Hast ja nur mehr eine
    über persönliche Angelegenheiten,       Chemo vor Dir, das ist nicht
    so wird es leichter sein, auch in       schlimm.“
    diesem Moment das Gespräch zu
    suchen.                              Ersetzen Sie diese
                                         Phrasen durch Fragen wie
    Überschütten Sie den Patienten       beispielsweise:
    nicht mit Tipps. Achten Sie bitte    „Was brauchst Du gerade jetzt?“
    grundsätzlich darauf, den Erkrank-   „Wie fühlst Du Dich?“
    ten nicht mit – meist gut gemein-    „Was genau ist gerade schlimm/
    ten – Ratschlägen, Informationen,      unerträglich?“
    Erfahrungsberichten anderer          „Was könnte es Dir erleichtern?“
    Patienten und "Recherchen" aus       „Wie kann ich Dich unterstützen?“
    dem Internet zu „überschüt­ten“
    bzw. von ihm schnelle Le­bens­       Vertrauen schaffen –
    änderungen abzuverlangen. Das        Grenzen respektieren
    ist zwar gut gemeint, verwirrt und   Es ist wichtig, ein gegenseitiges
    verunsichert allerdings.             Klima von Achtung und Vertrauen
                                         zu schaffen, indem die Grenzen
    Vermeiden Sie Phrasen                des Erkrankten und die des Ange-
    Auch Phrasen wie beispielsweise      hörigen respektiert werden. Jeder
    die folgenden sind kontrapro­        Mensch ist unterschiedlich und
    duktiv und überhaupt nicht           was für den einen gut ist, ist für
    hilfreich, wenn man gerade mit       den anderen schon viel zu viel und

8
Diagnose Krebs

„Richtig“ kommunizieren
wird z. B. als Bevormundung emp-        Es gibt kein Patentrezept für die
funden. Es ist aber auch wichtig,       richtige Kommunikation mit
dass der Angehörige seine eigenen       einem Patienten. Aber es gibt
Grenzen gut kennenlernt und auch        einige Richtlinien, die wir Ihnen
wahrnimmt.                              hier ans Herzen legen wollen – als
                                        Hilfestellung und als Anregung für
Mit folgenden Fragen können             Ihre Kommunikation.
sich Angehörige für sich selbst
auseinandersetzen:

„Was kann ich?“
„Was will ich?“
„Was tut mir gut?“
„Was mache ich sicher nicht?“
„Was überfordert mich?“
„Wo brauche ich Hilfe?“

      TIPPS

  •	Vermeiden Sie so genannte „gute Tipps“, die für Patienten oft
      unerträglich sind und meist auch nur deshalb gegeben werden, um
      sich aus der eigenen Hilflosigkeit herauszumanövrieren.
  •	Schweigen ist oft viel besser als leere Phrasen zu verwenden.
  •	Da sein und Mit-Aushalten von schweren Situationen ist nicht einfach,
      aber hilfreich.
  •	Weniger ist oft mehr!
  •	Überhäufen Sie den Angehörigen nicht mit langen Monologen.
  •	Versuchen Sie nicht krampfhaft, Ihre eigene Unsicherheit und Angst zu
      verbergen. Es ist schließlich auch ein Zeichen von Nähe, wenn man in
      Sorge um einander ist.

                                                                              9
Diagnose Krebs

                          Der „Dritte“ in der Beziehung
                          Krankheit als „Dritter“
                          in der Paarbeziehung                  Die Hemmung in diesem Bereich
                          Bei Paaren ist zu beachten, dass      ist besonders groß und es ist meist
                          sich die Erkrankung wie ein           schwierig, offen miteinander
                          „Dritter“ von außen in die beste-     darüber zu sprechen – Krebs und
                          hende Beziehung einmischt und         Sexualität sind zwei sehr tabuisierte
                          als „Eindringling“ die Stabilität     Themen. Sollte auch keine Lust zur
                          einer Beziehung gefährden kann.       Sexualität vorhanden sein, ist es
                          Damit daraus keine großen Krisen-     wichtig, nicht auf Zärtlichkeit und
Die Krebshilfe-
Broschüre „Sexualität
                          momente entstehen, braucht es ein     liebevolle Gesten zu verzichten,
und Krebs“ informiert     emotionales Bündnis.                  nach denen sich wohl jeder sehnt.
Sie über Möglichkeiten,
Hilfen und Wege,          Die Krankheit darf nicht nur          Sprechen Sie mit Ihrem Partner
die Sexualität mit        Sache des Erkrankten bleiben –        darüber, um Missverständnisse und
Ihrem Partner
wiederzufinden.
                          sie sollte zur gemeinsamen            ungewollte Kränkungen zu vermei-
Sie ist kostenlos bei     Aufgabe des Paares werden,            den. Wenn es Ihnen schwerfällt,
der Österreichischen      denn die Paarbeziehung ist von        dann scheuen Sie sich nicht, Hilfe
Krebshilfe in Ihrem       der Krankheit in jedem Fall           von fachkundigen Beratern z. B. in
Bundesland erhältlich     betroffen.                            einer Familien-, Ehe-, Lebensbera-
oder als Download
unter:
                                                                tungsstelle oder bei der Krebshilfe
www.krebshilfe.net        Sexualität, Liebe, Zärtlichkeit       in Anspruch zu nehmen.
                          In vielen Beziehungen kann das
                          Sexualleben durch die Erkrankung
                          und deren Folgen an Bedeutung
                          verlieren. Es kann für beide Seiten
                          ein schwieriger Balanceakt wer-
                          den, die körperlichen und emotio-
                          nalen Wünsche wieder aufeinander
                          abzustimmen.

                          Vielleicht haben Sie Hemmungen,
                          den Partner nach schweren Ope-
                          rationen zu berühren oder nach
                          längerer Zeit der notwendigen
                          Abstinenz wieder einen Anfang zu
                          machen.

    10
Diagnose Krebs

Mama/Papa hat Krebs
Soll ich meinem Kind sagen,              weiß, wovor man sich eigentlich
dass ich Krebs habe?                     fürchtet. Die elterliche Befürch-
Alle Mütter oder Väter, die an           tung, das Kind durch ein Gespräch
Krebs erkrankt sind, stellen sich        über die Krankheit Krebs oder
diesselbe Frage: Soll ich meinem         den Ausdruck eigener Gefühle
Kind sagen, dass ich an Krebs            erst auf die Idee zu bringen, dass
erkrankt bin?                            es sich ängstigen könnte, ist sehr
                                         verständlich, aber in der Regel sind
Grundsätzlich ja. Durch Infor-           die kindlichen Ängste und Fanta-
mationen sind zwar momentane             sien bereits lange vorhanden und
Mehrbelastungen möglich, jedoch          wesentlich bedrohlicher, wenn das
zugunsten einer tragfähigen, lang-       Kind sie alleine ertragen muss.
fristigen Vertrauensbeziehung.
                                         Man kann Kindern nicht jede Bela-
Kinder wissen früher oder später         stung ersparen, es ist aber möglich,
auch ohne direkte Information,           sie so gering wie möglich zu halten.
dass in ihrer Familie etwas Wich-        Kinder wollen die Informationen
tiges nicht stimmt. Etwa durch           von ihren Eltern, denn sie sind die
kleine Veränderungen im Alltag:          wichtigsten Bezugspersonen.
Mama/Papa sind oft weg, im
Spital, telefonieren viel öfter, meist   Die Krebshilfe ist für Sie da!
hinter verschlossener Tür, Mama/         Die Krebshilfe unterstützt Eltern
Papa weint und will nicht sagen          dabei, ihrem Kind/ihren Kindern
warum, oder Erklärungen der              die „Wahrheit“ so zu vermitteln,
Eltern klingen eigenartig.               dass sie für Kinder erträglich wird.
                                         Wir helfen aber auch dort, wo das
Das Kind und seine alltäglichen          Kind Verhaltensauffälligkeiten
Probleme werden plötzlich viel           zeigt, weil es der Situation nicht
weniger beachtet, es hat das             gewachsen ist.
Gefühl, nicht mehr an einem
zentralen Platz in der Familie zu
stehen, sondern am Rand – etwas
anderes ist wichtiger, es weiß aber
nicht, was und warum. All das
macht Angst! Angst, die umso
bedrohlicher wirkt, je weniger man

                                                                                11
Diagnose Krebs

                         Schauen Sie auf sich!
                         Seit bei Ihrem Angehörigen die          out-Syndrom. Niemand kann und
                         Diagnose Krebs gestellt wurde,          soll ständig auf Hochtouren laufen.
                         haben Sie sich vielleicht ausschließ-   Jeder braucht Pausen, um neue
                         lich nach den Bedürfnissen des          Energien zu tanken.
                         Kranken gerichtet. Vielleicht haben
                         Sie das Gefühl, den Partner im          Schaffen Sie "Ich-Zeiten"
                         Stich zu lassen, wenn Sie auf Ihre      Damit Ihnen die Belastungen nicht
Definition lt. WHO:      eigenen Bedürfnisse achten, wenn        über den Kopf wachsen, achten Sie
Lebensqualität ist die   Sie einmal ins Kino gehen oder ei-      gerade in dieser Zeit darauf, was
subjektive Wahrneh­
                         nen Spaziergang machen. Vielleicht      Ihnen gut tut und was Sie entlastet.
mung einer Person
über ihre Stellung im
                         haben Sie Schuldgefühle, wenn           Es ist wichtig, eine gewisse "Nor-
Leben in Relation zur    Sie es sich gut gehen lassen, ob-       malität" aufrechtzuerhalten. Fragen
Kultur und den Wert­     wohl es dem Angehörigen schlecht        Sie sich, was Ihre ganz persönliche
systemen, in denen sie   geht. Vielleicht werden Sie auch        Lebensqualität als Angehöriger
lebt, und in Bezug auf
                         manchmal einfach zornig und             steigern könnte:
ihre Ziele, Erwar­
tungen, Standards und
                         sehr wütend auf den Erkrankten,
Anliegen.                der Sie „abhält“, Ihren normalen        • Spaziergänge machen,
                         Lebensalltag zu genießen. Werden        • öfter wieder Freunde treffen,
                         Sie sich dieser Gefühle bewusst,        • Aufgaben wieder abgeben,
                         es ist ganz natürlich und ver­          •	psychotherapeutische Hilfe
                         ständlich, so zu empfinden.                in Anspruch nehmen
                                                                 •	mehr auf die eigenen Bedürf­
                         Alltägliche Zusatzbelastungen              nisse achten, …
                         In der Zeit der Behandlung
                         verändert sich der Alltag zum Teil      So sehr die Erkrankung mit all
                         beträchtlich. Aufgaben, die bisher      ihren Konsequenzen in Ihren (ge-
                         vom Erkrankten übernommen               meinsamen) Tagesplan eindringt
                         wurden, müssen nun eventuell von        (z. B. durch Abstimmung bzw. Ver-
                         Ihnen erledigt werden. Das schafft      änderung der alltäglichen Abläufe
                         zusätzliche Belastungen.                aufgrund der Behandlungspläne),
                                                                 so wichtig ist es auch, den er-
                         Gönnen Sie sich Atempausen              krankten Angehörigen nicht aus
                         Gönnen Sie sich Atempausen,             allen Aufgaben "auszuschließen".
                         sonst kann es zu einer heftigen kör-    Besprechen Sie gemeinsam, was
                         perlichen und psychischen Reakti-       der Erkrankte weiterhin alleine
                         on kommen, wie z. B. dem Burn-          bewältigen kann.

    12
Diagnose Krebs

   TIPPS:

•	Die Diagnose Krebs löst auch beim Angehörigen einen Schock aus. Es
   bedarf Zeit, sich zu sammeln. Geben Sie sich diese Zeit.
•	Information bringt Wissen. Überlegen Sie gemeinsam mit dem
   Erkrankten, ob Sie bei Arztgesprächen dabei sein sollen und fragen Sie
   sich selbst, inwieweit Sie das möchten.
• 	Betrachten Sie die Ärzte als gleichwertige Gesprächs­partner und
    nehmen Sie aktiv am Entschei­dungsprozess teil.
• 	Das Einholen von Zweitmeinungen und komplementär-medizinischer
    Beratung ist in Ordnung. Wenden Sie sich an kompetente Fachleute.
• 	Der Alltag verändert sich. Achten Sie darauf, dass „das Mehr“ an
    übernommenen Aufgaben auch wieder einen Ausgleich mit sich
    bringt.
•	Respektieren Sie die Grenzen des Erkrankten, und lernen Sie Ihre
   eigenen Grenzen kennen.
•	Alles, was Ihnen gut tut, hat Berechtigung und kann Ihnen gerade
   jetzt helfen, eine Quelle der Kraft zu sein.
•	Bei Paaren: Die Er­krankung ist Teil Ihrer Beziehung, machen Sie sie
   zum gemeinsamen Anliegen.
•	Geben Sie auf sich selbst Acht, nehmen Sie sich Aus­zeiten,
   legen Sie Pausen ein. 
•	Nehmen Sie Ihre eigenen Gefühle ernst, auch negativ getönte Gefühle
   wie Wut, Zorn, Schuld und Ohn­macht können auftauchen. Diese
   Gefühle sind ganz „normal“ und dürfen sein.
•	Wenn Sie Hilfe brauchen, scheuen Sie sich nicht, Un­ter­­stützung
   bei Freunden oder in Beratungszentren zu suchen.
•	In der Partnerschaft: Versuchen Sie, über Ihre sexuellen Wün­sche
   zu sprechen, und lassen Sie Ihren Part­­­­ner wissen, wie es Ihnen
   diesbezüglich geht. Tabu­isieren Sie dieses wichtige Thema nicht!

                                                                            13
Informationen einholen

     Informationen aus dem Internet
     Die Mehrzahl der Ärzte ist be-           Sie Ihren Arzt oder die Öster­
     müht, die Diagnose Krebs einfühl-        reichische Krebshilfe. Dann
     sam und verständlich zu vermitteln       können Sie sicher sein, dass Sie mit
     und Patienten über Therapie und          kompetenten, unabhängigen und
     Prognose ausführlich zu infor-           richtigen Informationen direkt von
     mieren, wird aber leider zwischen        Experten versorgt werden.
     Klinikalltag und Idealvorstellungen
     zerrieben. Es fehlt immer öfter          Ganz besonders weisen wir Sie auf
     an Zeit, verständlicher Sprache          die DVD „Therapien bei Krebs“
     und manchmal auch an entspre-            hin, in der namhafte Experten
     chendem Einfühlungsvermögen.             über die verschiedenen Thera-
                                              pieformen, Nebenwirkungen und
     Findet ein Patient beim behan-           Zusammenhänge informieren.
     delnden Arzt keine „adäquate
     Resonanz“, führt es in vielen                               THERAPIEN BEI KREBS

     Fällen bedauerlicherweise dazu,
     dass Patienten die Qualifikation
     ihres Arztes und der empfohlenen                                                    Unterschiedliche Therapien
                                                                                            von Experten erklärt

     Therapien in Frage stellen und „an-
                                                                                       Das umfangreiche Hilfsangebot
                                                                                       der Österreichischen Krebshilfe

     derswo“ (auch im Internet) nach
     Informationen zu der jeweiligen
     Krebserkrankung, Therapie und                THERAPIEN BEI KREBS
                                                                                        THERAPIEN BEI KREBS

     Prognose suchen.
                                              Krebshilfe-Broschüre und DVD „Therapien
     Achtung: Das Internet – bei allen        bei Krebs“ kostenlos erhältlich bei der
     Vorteilen – öffnet leider auch Tür und   Krebshilfe in Ihrem Bundesland oder unter
     Tor für Scharlatane und umstrittene      www.krebshilfe.net.
     alternative Methoden, die nicht nur
     Geld kosten, sondern mitunter auch
     gefährlich sind.                         Unter www.krebshilfe.net finden Sie
                                              eine Sammlung von Links zu den ver-
     Die Österreichische Krebshilfe           schiedenen krebsrelevanten Themen.
     appelliert an Patienten und Ange-
     hörige, sich genau zu erkundigen,
     welcher Internetseite Sie Vertrauen
     schenken. Im Zweifelsfall fragen

14
Informationen einholen

Kostenlose App „KrebsHILFE“
Die App „KrebsHILFE” ist              Wunsch – direkt an den behan-
eine praktische Hilfe für alle, die   delnden Arzt gesendet werden.
Informationen über Themen in
Zusammenhang mit einer Krebser-       Ein eigener Bereich mit Entspan-
krankung suchen, u.a. zu den          nungsmusik (von Walter Baco und
einzelnen Krebsarten, Therapien,      polyglobemusic zur Verfügung           Univ.-Prof. Dr. Paul
Nebenwirkungen, Ernährung so-         gestellt) rundet das Angebot ab.       SEVELDA, Univ.-Prof.
                                                                             Dr. Gabriela KORNEK,
wie Hilfsangebote der Krebshilfe.     Die App steht sowohl für Android,      Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c.
                                                                             Christoph ZIELINSKI

                                                                             Wenn Sie diese App
                                                                             ausgewählt haben,
                                                                             sind Sie vermutlich
                                                                             auf der Suche nach
                                                                             Informationen und
                                                                             Hilfe zum Thema Krebs.
                                                                             Die Österreichische
                                                                             Krebshilfe, die Initiative
                                                                             Leben mit Krebs und die
                                                                             Klinische Abteilung für
                                                                             Onkologie an der Klinik
                                                                             für Innere Medizin I als
                                                                             Teil des Com­prehensive
In einem persönlichen Bereich-        iOS-Smartphones und Tablet-            Cancer Center der
                                                                             Medizinischen Uni­
können der Krankheitsverlauf          Computer in den jeweiligen App-
                                                                             versität Wien und des
aufgezeichnet, krankheitsrelevante    Stores kostenlos zur Verfügung.        Allgemeinen Kranken­
Ereignisse erfasst und wichtige       Derzeit ist die App für Brust-, Pro-   hauses haben diese
Termine vermerkt und gemanagt         stata-, Darm-, Gebärmutterhals-,       App entwickelt, damit
                                                                             Sie die gesicherten
werden.                               Leber-, Lungen-, Lymphom-,
                                                                             Informationen nun auch
                                      Bauchspeicheldrüsen- und Haut-         in kompakter Form
In persönlichen Checklisten           krebspatienten eingerichtet. Auch      auf Ihrem Smartphone
können ausgewählte Tipps aus der      wenn die Krebsart, die Sie suchen,     abrufbereit haben. Nut­
                                                                             zen Sie die zahlreichen
App abgespeichert und mit Ter-        noch nicht aufgenommen ist, er-        Hilfsangebote und
minen versehen werden. In einem       halten Sie wichtige Informationen      Tipps! Und teilen Sie
persönlichen Tagebuch kann der        zu Therapie, Nebenwirkungen, etc.      uns bitte Wünsche und
                                                                             Anregungen mit, damit
Verlauf von Nebenwirkungen wie
                                                                             wir gemeinsam diese
„Übelkeit”, „Müdigkeit“, „Schmer-     Einfache Navigation,                   erste App für Krebs­
zen“ und die psychische Verfassung    umfangreiche Information!              patientInnen weiterent­
eingetragen werden und – auf                                                 wickeln können.

                                                                                              15
Informationen einholen

                                                       Krebshilfe-Informationsbroschüren
                                                       Krebshilfe-Broschüren                 Schmerzbekämpfung bei
                                                       Die Krebshilfe-Homepage www.          Krebs
                                                       krebshilfe.net, die APP „Krebs-       In dieser Broschüre behandeln wir
                                                       HILFE“ und die Krebshilfe-Bro-        das Thema „Schmerzbekämpfung
                                                       schüren sind wichtige Instrumente     bei Krebs“, denn die bestmögliche
                                                       für die Information von Patienten     Lebensqualität für Patienten ist ein
                                                       und Angehörigen. Die fachlichen       Menschenrecht!
                                                       Inhalte werden gemeinsam mit
                                                       wissenschaftlichen Gesellschaften/
                                  BEWEGUNG BEI KREBS

                                                       Experten und dem Krebshilfe-                                                            SCHMERZBEKÄMPFUNG BEI KREBS

                                                       Redaktionsteam erstellt.

                                                       Die Broschüren liegen kostenlos in
                                                       Spitälern, Ordinationen, anderen
                                                       Gesundheitseinrichtungen, den
                                                                                             Foto: Thinkstock/Krebshilfe

  BEWEGUNG BEI KREBS
                                                       Krebshilfe-Beratungsstellen in ganz                                 SCHMERZBEKÄMPFUNG BEI KREBS

                                                       Österreich für Sie auf und stehen
      EMPFEHLUNGEN • TIPPS • ADRESSEN                                                                                           PERSPEKTIVEN UND THERAPIE

                                                       auch zum Download unter
                                                       www.krebshilfe.net.
                                                                                             Broschüren zu einzelnen
                                                       Therapien bei Krebs                   Tumorerkrankungen
                                                       In der Broschüre informieren wir      Die Krebshilfe bietet eine Vielzahl
                                                       Patienten und Angehörige über         von Broschüren zu den einzelnen
                                                       alles Wissenswerte zu "Was ist        Tumorerkrankungen wie Brust-
                                                       Krebs", Krebstherapien, Hilfsange-    krebs, Prostatakrebs, Darmkrebs,
                                                       bote und vor allem über mögliche      Lungenkrebs, Gynäkologische
                                                       Nebenwir-                             Krebserkrankungen, Lymphom,
                                  WWW.KREBSHILFE.NET
                                 DIAGNOSEVERFAHREN     kungen der                            Urologische Tumore uvm.
                                                       Erkrankung/
                                                       Therapie und                          Eine Übersicht sehen Sie auf der
                                                       Empfeh-                               nachstehenden Seite.
                                                       lungen und
                                                       Tipps zur
                                                       Abhilfe von
                                                       Nebenwir-
DIAGNOSE UND VERLAUFSKONTROLLE
           BEI KREBS
                                                                                             Weitere hilfreiche Broschüren finden Sie
                                                       kungen.                               unter: www.krebshilfe.net

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Informationen einholen

                                                                                                 UROLOGISCHE KREBSERKRANKUNGEN                                      WWW.KREBSHILFE.NET
                                                                                                                                                                   DIAGNOSEVERFAHREN                                   KOMPLEMENTÄRMEDIZIN                                                                             WWW.KREBSHILFE.NET
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                                       UROLOGISCHE KREBSERKRANKUNGEN                                                             DIAGNOSE UND VERLAUFSKONTROLLE                                 Das ABC der                                                                        KLINISCHE STUDIEN
                                                                         Diagnose – Therapie – Nachsorge                                    BEI KREBS                                    komplementären Maßnahmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                          ÖSTERREICHISCHE KREBSHILFE

                                                                                                         SEXUALITÄT UND KREBS                                                                                              KREBS UND BERUF                                                                             HIRNTUMORE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       WWW.KREBSHILFE.NET

                                                                        SEXUALITÄT UND KREBS                                                                                                                                                                                          HIRNTUMORE
                                                                                                                                                                                            KREBS UND BERUF                                                                   DIAGNOSE  THERAPIE  NACHSORGE

                                                                                                                                                                                                                          DARMKREBS
                                                                                                            PROSTATAKREBS                                               HAUTKREBS                                                                                                                                        LUNGENKREBS
                                                                                                                                        Die Österreichische Krebshilfe dankt den
                                                                                                                                          Experten und Kooperationspartnern
                                                                                                                                              für den wertvollen Beitrag.

                                                                                                                                                                                                  DARMKREBS
                                                                          PROSTATAKREBS                                                  HAUTKREBS                                         DIAGNOSE • THERAPIE • NACHSORGE                                                         LUNGENKREBS
                                                                          DIAGNOSE • THERAPIE • NACHSORGE                            DIAGNOSE • THERAPIE • NACHSORGE                                                                                                               DIAGNOSE • THERAPIE • NACHSORGE

                                                                                                                                                                     ÖSTERREICHISCHE
                                                                                                                                                                     GESELLSCHAFT FÜR
                                                                                                                                                                     DERMATOLOGIE

                                                                                                                                                                        LYMPHOME                           GYNÄKOLOGISCHE KREBSERKRANKUNGEN                                                             SCHMERZBEKÄMPFUNG BEI KREBS
                                                                                                             BAUCHSPEICHEL-
                                                                                                             DRÜSENKREBS
   Die Österreichische Krebshilfe
dankt allen Expertinnen und Experten
     für den wertvollen Beitrag.
                                                                                                                                                                                                                                              Foto: Thinkstock/Krebshilfe
                                       Foto: www.medical-pictures.de

                                                                       BAUCHSPEICHELDRÜSENKREBS                                           LYMPHOME                                            GYNÄKOLOGISCHE
                                                                                                                                                                                                                                                                            SCHMERZBEKÄMPFUNG BEI KREBS
                                                                              DIAGNOSE • THERAPIE • HILFE                           DIAGnoSE • THErApIE • nACHSorGE
                                                                                                                                                                                            KREBSERKRANKUNGEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                  PERSPEKTIVEN UND THERAPIE
                                                                                                                                                                                              Diagnose – Therapie – Nachsorge

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               17
Informationen einholen

                                         Ergänzende Maßnahmen: Ja.
                                         Wenn Ihr erkrankter Angehöriger
                   KOMPLEMENTÄRMEDIZIN

                                                                                Bedenken Sie aber, dass Komple­
                                         oder Sie selbst vielleicht schon auf   mentärmedizin niemals Ersatz
                                         der Suche nach „anderen“ Metho-        für eine Krebsbehandlung sein
                                         den waren, überlegen Sie bitte,        kann.
                                         ob nicht vielleicht die etwaige
                                         fehlende Aufklärung durch den          Naturheilverfahren
         Das ABC der
  komplementären Maßnahmen
                                         behandelnden Arzt oder die Angst       Naturheilverfahren gebrauchen
                                         vor der empfohlenen schulmedi-         als Heilreize Naturfaktoren wie
                                         zinischen Therapie ein möglicher       Wärme und Kälte, Licht und Luft,
Lesen Sie mehr
darüber in der
                                         Grund dafür sein kann.                 Wasser und Erde, Bewegung und
Broschüre „Das ABC                                                              Ruhe, Ernährung und Nahrungs-
der komplementären                       Patienten haben das Recht, ihrem       enthaltung, Heilpflanzen und
Maßnahmen“. Sie                          Arzt Fragen zu stellen und jeden       heilsame seelische Einflüsse.
ist kostenlos bei                        Behandlungsschritt sowie das Ziel
Ihrer Krebshilfe-
Beratungsstelle oder
                                         der Behandlung erklärt zu bekom-       Die in der Naturheilkunde
unter                                    men. Ein aufgeschlossener Arzt         angewandten Methoden haben
www.krebshilfe.net                       wird durchaus dafür Verständnis        bei Krebspatienten einen hohen
erhältlich.                              haben, wenn Patienten ergänzend        Stellenwert, da sie mit zur körper-
                                         zur Schulmedizin komplementäre         lichen und seelischen Stabilisie-
                                         Therapien wie z. B. Mistelprä-         rung beitragen können.
                                         parate und andere Pflanzenin-
                                         haltsstoffe, Enzyme, Vitamine,
                                         Antioxidantien, Spurenelemente
                                         und Methoden der Traditionellen          All diese ergänzenden
Schulmedizin und                         Chinesischen Medizin (TCM) –             Therapien haben das Ziel,
Naturheilkunde                           um nur einige zu nennen – anwen-         das Wohlbefinden und
müssen sich nicht                        den wollen.
ausschließen.
                                                                                  damit die Lebensqualität zu
                                                                                  verbessern bzw. zu erhalten
                                         Wichtig dabei ist, dass Patienten        und Nebenwirkungen von
                                         dies mit ihrem behandelnden              Chemo- oder Strahlentherapie
                                         Arzt besprechen, nicht zuletzt           zu vermindern. Keine dieser
                                         deswegen, weil im Einzelfall             komplementären Maßnahmen
                                         Unverträglichkeiten bzw. Wech­           kann jedoch den Anspruch
                                         selwirkungen mit anderen Medi­           stellen, die Krebserkrankung zu
                                         kamenten auftreten können.               heilen.

    18
Informationen einholen

Alternative „Methoden”: Nein.
Die Diagnose Krebs versetzt              wissenschaftlichen” Krebsent­
Patienten und Angehörige fast            stehungstheorien. Die Befürwor-
immer in einen Schockzustand. Es         ter dieser Methoden verweisen
ist verständlich, wenn man gerade        meist nicht auf Misserfolge. Die
in dieser Zeit sehr „anfällig” ist für   Art und die Durchführung der
Meldungen in den Medien, im In-          alternativen Methoden sind oft
ternet etc., die von unglaublichen       geheimnisvoll, kompliziert und an
Heilungserfolgen berichten.              ihre „Entdecker” gebunden.
                                                                              Misstrauen Sie
Alternative Methoden                     Achtung vor Wunderheilern!           grundsätzlich
Alternative Behandlungsmethoden          Seien Sie äußerst skeptisch, wenn    allen, die
haben wenig mit der Naturheil-           „alternative” Methoden viel Geld     Patentrezepte
                                                                              anbieten!
kunde zu tun. Ihre theoretische          kosten, wenn im Rahmen der
                                                                              Gerade in der
Erklärung beruht meist auf               Behandlung auf geheime Quellen       Krebsheilkunde
Spekulationen bzw. unbewiesenen          hingewiesen wird, wenn Heilung       gibt es keine
biologischen Theorien. Da die            versprochen wird und wenn man        derartigen
Wirkungen dieser Verfahren nicht         Ihnen den Rat gibt, andere Thera-    Patentrezepte.
nachgewiesen sind, da zum Teil           pien zugunsten der „alternativen”
auch lebensgefährliche Kompli-           Methoden abzubrechen.
kationen nach ihrer Anwendung
auftreten können und da nicht            Vorsicht vor „selbst ernannten
zuletzt auch mit hohen Kosten            Wunderheilern”, die ihre Pro-
gerechnet werden muss, sind alter-       dukte oder Methoden als alleiniges
nativmedizinische Behandlungen           Heilungsmittel anpreisen. Das
bei Krebspatienten sehr kritisch zu      kann nicht nur viel Geld, son­
beurteilen!                              dern auch Ihr Leben kosten!

  Alternative Methoden sind
                                           Bevor sich Patienten auf eine
  keine Alternative zu den
                                           andere Behandlung als die vom
  etablierten schulmedizinischen
                                           Arzt empfohlene einlassen,
  Standardverfahren!
                                           ist es ratsam eine Krebshilfe-
                                           Beratungsstelle in ihrer Nähe zu
Alternative Methoden beruhen               kontaktieren.
häufig auf von der Schulmedizin
nicht anerkannten „pseudo­

                                                                                         19
Informationen einholen

                                       Klinische Studien
                                       Klinische Studien haben generell      Wirksamkeit bei Krebserkrankungen.
                   KLINISCHE STUDIEN
                  WWW.KREBSHILFE.NET

                                       das Ziel, neue Diagnose- und The-     Verglichen werden neue Therapie­
                                       rapiemöglichkeiten von Erkran-        formen immer mit den herkömm-
                                       kungen zu erforschen und damit        lichen und bewährten Standard­
                                       die Behandlungsergebnisse und         therapien. Dies ist der einzige Weg,
                                       somit auch die Heilungs­chancen       um neue Krebstherapien zu erproben
    KLINISCHE STUDIEN                  des individuellen Patienten zu        und um neue wirkungsvollere
                                       verbessern. Jede klinische Studie     Therapieformen zu finden.
                                       ist auf die Beantwortung wissen-
Lesen Sie mehr darüber
in der Broschüre
                                       schaftlicher Fragen ausgerichtet.     Für den Patienten hängt die
„Klinische Studien”.                                                         individuelle Entscheidung für eine
Sie ist kostenlos bei                  In der Krebsforschung dient eine      bestimmte Therapie von vielen
Ihrer Krebshilfe-                      klinische Studie meistens der         Faktoren ab, u. a. von der Diagno-
Beratungsstelle oder                   Erprobung von neuen Therapie­         se (Krebsform), dem Stadium, der
unter
www.krebshilfe.net
                                       formen, um durch Verbesserung         Ausbreitung der Erkrankung, dem
erhältlich.                            der Therapiemöglichkeiten den         allgemeinen Gesundheitszustand
                                       Krebspatienten zu helfen.             und auch vom Alter. Dies gilt auch
                                                                             für die Behandlung im Rahmen
                                       Lange Zeit waren die medika-          von klinischen Studien.
                                       mentösen Standardtherapien mit
                                       Zytostatika bzw. Antihormonen         Die Teilnahme an einer kli­
                                       die Grundlage für die Entwick-        nischen Studie ist immer
                                       lung neuer Substanzen. D. h. viele    freiwillig. Wenn ein Patient an
                                       neue Therapien sind auf Basis von     einer Studie interessiert ist oder zur
                                       bewährten Behandlungsformen in        Teilnahme eingeladen wird, sollte
                                       die Klinik gekommen. Aber gerade      dieser vor der Entscheidung so viel
                                       in den letzten Jahren wurden          wie möglich über diese Studie in
                                       durch die enormen Fortschritte der    Erfahrung bringen.
                                       Krebsforschung Substanzen mit
                                       neuen Wirkmechanismen ent-            Vorteile für Patienten, die an
                                       deckt und als Krebsmedikamente        einer klinischen Studie teilneh­
                                       entwickelt.                           men: Der Vorteil einer Studienteil-
                                                                             nahme liegt für Patienten im früh-
                                       Mit klinischen Studien unter­suchen   zeitigen Zugang zu innovativen
                                       Ärzte die Wirkung neuer Medika-       Behandlungen oder Verfahren, die
                                       mente auf Krebszellen und damit die   kurz vor der Zulassung noch nicht

    20
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auf normalem Weg erhältlich sind,      Chancen, sondern möglicherweise
dem Betroffenen aber möglicher-        auch bisher unbekannte Risiken
weise sehr helfen können.              und Nebenwirkungen.

Risiken für Patienten, die an          Wenn Interesse für eine Teilnahme
einer klinischen Studie teilneh­       an einer klinischen Studie
men: Neue Behandlungsmethoden          besteht, sprechen Sie mit dem
oder Wirkstoffe bergen nicht nur       behandelnden Arzt.

  EINSATZ VON METHADON IN DER KREBSTHERAPIE

  Die Schlagzeile „Methadon als Krebsmittel“ war Anfang 2017 sehr
  präsent in den Medien. Grund dafür war eine Publikation, die besonders
  bei Krebspatienten mit Hirntumoren/Glioblastomen große Hoffnungen
  ausgelöst hat.

  Die erhoffte Wirksamkeit von Methadon mit dem Ziel der
  Überlebensverlängerung konnte jedoch bei mehreren Studien mit
  Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen nicht festgestellt
  werden. Hinsichtlich der Sicherheit von Methadon verweist die Deutsche
  und auch die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
  auf eine 2016 erschiene Langzeit-Auswertung, die ein deutlich
  erhöhtes Sterberisiko für Patienten in Methadon-Schmerzbehandlung
  im Vergleich zu Patienten in Behandlung mit Morphin feststellte.

  Die Antitumorwirkung von Methadon konnte bis dato in kontrollierten
  Studien nicht nachgewiesen werden.

  Die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische
  Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie raten derzeit
  von der Anwendung von Methadon außerhalb von klinischen
  Studien ab. Die Durchführung einer klinischen Studie, um eine
  klare Aussage über die Wirksamkeit von Methadon treffen zu
  können, wären dazu notwendig.

                                                                            21
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                          Patientenrechte
                          Die Patientenrechte sind in der     nannten „gesetzlichen Vertretungs-
Der Abschnitt 1 der       so genannten „Patientencharta“      macht der nahen Angehörigen“ für
Patientencharta regelt    zusammengefasst. Diese beinhaltet   den Patienten entscheiden (siehe
„Grundsätzliches“.
                          folgende Punkte:*                   „Patientenverfügung“).
Artikel 2
Die Persönlichkeits­      	
                            Recht  auf Behandlung und         Wer entscheidet, wenn der Pati­
rechte der Patienten        Pflege                            ent nicht ansprechbar ist?
und Patientinnen sind     	
                            Recht auf Achtung der Würde       Wenn der Patient nicht selbst ent-
besonders zu schützen.
                            und Integrität                    scheiden kann und eine verbind-
Ihre Menschenwürde
                          	
                            Recht auf Selbstbestimmung        liche Patientenverfügung vorliegt,
ist unter allen Umstän­
den zu achten und zu        und Information                   hat der Arzt nach dem festgelegten
wahren.                    Recht auf Dokumentation           Willen in der Patientenverfügung
                          	
                            Besondere Bestimmungen für        vorzugehen.
Artikel 3
                            Kinder
Patienten und Pati­
                          	
                            Vertretung von                    Wenn keine Patientenverfügung
entinnen dürfen auf
Grund des Verdachtes        Patienteninteressen               vorliegt, hat der Arzt nach dem
oder des Vorliegens       	
                            Durchführung von                  mutmaßlichen Willen des betrof-
einer Krankheit nicht       Schadenersatzansprüchen           fenen Patienten vorzugehen. Also
diskriminiert werden.
                                                              auch in diesem Fall haben die Ver-
                          Haben Angehörige ein Recht          wandten (Ausnahmen siehe oben)
                          auf Mitbestimmung?                  kein Recht zu bestimmen, ob eine
                          Bei volljährigen Patienten ha-      Behandlung durchgeführt oder
*Ausführliche
  Informationen           ben Angehörige grundsätzlich        nicht durchgeführt werden soll.
  finden Sie unter        kein Recht auf Mitbestimmung.
  www.gesundheit.gv.at    Ausnahme ist, wenn der Patient      Ist der mutmaßliche Wille nicht
                          (bei mangelnder Willensbildungs-    zweifelsfrei erkennbar, hat der Arzt
                          fähigkeit) im Vorhinein mit einer   nach bestem Wissen und Gewissen
                          Vorsorgevollmacht eine andere       das Erforderliche und medizinisch
                          Person (z. B. einen Verwandten      Notwendige zu unternehmen, um
                          oder Angehörigen) zu seinem         das Leben des Patienten zu retten
                          Stellvertreter bestimmt hat. Eine   oder die Gesundheit des Patienten
                          Ausnahme besteht auch, wenn es      zu erhalten. In diesem Fall gilt der
                          sich um keine weitreichende medi-   Grundsatz „Im Zweifel für das
                          zinische Entscheidung handelt. In   Leben“ und es sind alle medizi-
                          diesem Fall kann ein Verwandter     nisch noch sinnvollen Behand-
                          oder Angehöriger mit der soge-      lungen durchzuführen.

    22
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Patientenverfügung
Die Patientenverfügung              daher nur durch den Patienten
Mit einer Patientenverfügung kann   selbst und nicht durch Stellvertre-   Patientenverfügung:
der Patient für solche Fälle vor-   ter, Sachwalter oder Angehörige       Dient dazu um
                                                                          festzuhalten, welche
sorgen, wenn er selbst nicht mehr   errichtet werden.
                                                                          medizinische Maßnah­
entscheiden kann (z. B. wegen                                             men getroffen werden
Bewusstlosigkeit). Nähere Infor­    Die Vorsorgevollmacht                 dürfen, wenn man zu
mationen finden Sie auch unter:     Mit einer Vorsorgevollmacht wird      einer diesbezüglichen
www.gesundheit.gv.at/gesund­        eine andere Person zum gesetz-        Meinungsäußerung
                                                                          selbst nicht mehr in
heitssystem/patientenrechte/        lichen Stellvertreter in Gesund-
                                                                          der Lage sein sollte.
patientenverfuegung                 heitsangelegenheiten (oder auch in    Dies betrifft vor allem
                                    anderen Angelegenheiten, wie z.       Wiederbelebung sowie
Eine Patientenverfügung kann        B. wirtschaftlichen Angelegenhei-     lebensverlängernde
entweder als eine „beachtliche      ten) bestellt. Diese vom Patienten    Maßnahmen wie
                                                                          künstliche Beatmung
Patientenverfügung“ oder als eine   bestellte Person entscheidet bei
                                                                          und Ernährung.
„verbindliche Patientenverfügung“   Verlust der Willensbildungsfähig-
errichtet werden. Die beachtliche   keit, ob eine medizinische Behand-
Patientenverfügung lässt dem Arzt   lung durchgeführt wird oder nicht.
einen gewissen Auslegungsspiel-     Nähere Informationen finden
raum, der bei der verbindlichen     Sie unter: www.help.gv.at/Portal.
Patientenverfügung nicht gegeben    Node/hlpd/public/content/290/
ist. Je genauer (in medizinischer   Seite.2900205.html
Hinsicht) abgelehnte Maßnahmen
und die Umstände der Ablehnung      Wen wähle ich als
beschrieben sind, desto eher kann   Vertrauensperson?
eine Patientenverfügung auch        In der Patientenverfügung können
umgesetzt werden.                   Sie eine Vertrauensperson bestim-
                                    men (= ein Mensch Ihrer persön-
Wer kann eine Patienten-            lichen Wahl, der das Recht hat, im
verfügung errichten?                gleichen Ausmaß wie Sie, Auskunft
Jede Person, die eine Patienten-    über Ihren Gesundheitszustand
verfügung errichten will, muss      zu bekommen, z. B. Angehörige,
einsichts- und urteilsfähig sein.   Freunde, Kollegen, Ihr Hausarzt
Man muss also in der Lage sein,     etc.). Eine Vertrauensperson hat
den Grund und die Bedeutung der     jedoch kein Mitspracherecht bei
abgelehnten Behandlung zu verste-   Entscheidungen.
hen. Die Patientenverfügung kann

                                                                                          23
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                                    Krebs und Beruf
                  KREBS UND BERUF

                                    Nach dem Bangen während Dia-           Zeitraum) als chronisch belasteter
                                    gnose und Therapie folgt meistens      Gesundheitszustand betrachtet
                                    auch die Sorge um den Arbeits-         wird. Sollte eine „50%ige Min-
                                    platz. Für den Arbeitgeber stellt      derung der Erwerbstätigkeit“ von
                                    sich natürlich die Frage, wie dieser   der Behörde bestätigt werden,
                                    die unerwartete gesundheitliche        tritt der so genannte „erweiterte
     KREBS UND BERUF                Einschränkung meistern kann.           Kündigungsschutz“ in Kraft. Das
                                                                           bedeutet für den Dienstgeber, dass
                                    Kündigung während                      vor Inkrafttreten der Kündigung
Der Krebshilfe-
Broschüre „Krebs
                                    des Krankenstandes                     das Sozialministeriumservice seine
und Beruf“ enthält                  Jedes Dienstverhältnis kann            Zustimmung erteilen muss.
die wesentlichen                    während eines Krankenstandes,
gesetzlichen                        im Rahmen der gesetzlich vorge-        Darüber hinaus sind für Krebspati-
Bestimmungen zum                    sehenen Richtlinien, gekündigt         enten eine Reihe von weiteren Un-
Sozial- und Arbeitsrecht
und ist kostenlos bei
                                    werden. Sollte Ihr erkrankter          terstützungsmöglichkeiten durch
der Krebshilfe in Ihrem             Angehöriger mit so einer Situation     den „Status eines begünstigten
Bundesland erhältlich               konfrontiert werden, sollte sich       Behinderten“ im Behindertenein-
oder als Download                   dieser möglichst rasch Unterstüt-      stellungsgesetz vorgesehen.
unter                               zung und Beratung beim Betriebs-
www.krebshilfe.net.
                                    rat, der Arbeiterkammer, der Ge-       Berufsunfähigkeits- oder
                                    werkschaft oder auch in einer der      Invaliditätspension bzw.
                                    Krebshilfe-Beratungsstellen in ganz    Rehabiliationsgeld
                                    Österreich holen (siehe Kontakta-      Eine weitere Möglichkeit, wie sich
                                    dressen auf den letzten Seiten).       Patienten bei länger andauernder
                                                                           Erkrankung sozial absichern kön-
                                    Kündigungsschutz                       nen, ist eine Berufsunfähigkeits-
                                    Um sich vor einer Kündigung            oder Invaliditätspension. Wenn das
                                    während des Krankenstandes zu          50. Lebensjahr noch nicht erreicht
                                    schützen, kann der Status des          wurde, kommt für den Patienten
                                    „begünstigten Behinderten“             die zeitlich befristete Leistung
                                    beim Sozialministeriumservice          eines Rehabilitationsgeldes“ zum
                                    (vormals Bundessozialamt) bean-        Tragen.
                                    tragt werden. Die Richtlinie einer
                                    Zuerkennung orientiert sich an
                                    der Tatsache, dass eine Krebser-
                                    krankung (für einen befristeten

    24
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Wiedereingliederungsteilzeit – NEU
Der Wiedereinstieg in den Beruf          Weitere Voraussetzungen sind:
nach einer Krebserkrankung fällt         • das Vorliegen eines mindestens
meist schwer. Viele Patienten wol-          sechswöchigen Krankenstandes,
len weiterarbeiten, wie sie es bisher    • eine Bestätigung über
„gewohnt” waren, und überneh-               die Arbeitsfähigkeit des
men sich dabei oft.                         Arbeitnehmers,
                                         • die Beratung über die Gestal-
Wiedereingliederungsteilzeit                tung der Wiedereingliederungs-
Zur Erleichterung der Wiederein-            teilzeit durch fit2work sowie
gliederung von Arbeitnehmern             • die Erstellung eines Wiederein-
nach langer Krankheit in den Ar-            gliederungsplanes durch den
beitsprozess besteht seit 1.7.2017          Arbeitnehmer gemeinsam mit
die Möglichkeit einer Herabset­             dem Arbeitgeber
zung der wöchentlichen Norma­
larbeitszeit in der Dauer von 1          Die Beratung durch fit2work kann
bis 6 Monaten (Wiedereingliede-          entfallen, wenn die Arbeitsver-
rungsteilzeit). Es besteht eine ein-     tragsparteien sowie der Arbeits-
malige Verlängerungsmöglichkeit          mediziner des Betriebes oder das
bis zu 3 Monaten. Sofern sich der        arbeitsmedizinische Zentrum der
Patient in einem privatrechtlichen       Wiedereingliederungsvereinbarung
Arbeitsverhältnis befinden, hat          und dem Wiedereingliederungs-
dieser die Möglichkeit, schrittweise     plan nachweislich zustimmen.
in den Arbeitsprozess zurückzu-
kehren und sich stufenweise an die       Mit der Einführung der Wieder­
Anforderungen des Berufsalltages         eingliederungsteilzeit wurde eine
anzunähern. Die Wiedereingliede-         langjährige Forderung der Krebshilfe
rungsteilzeit ist mit dem Arbeit­        endlich Realität!
geber zu vereinbaren.
                                           Wichtige Web-Adressen:
Voraussetzung dafür ist, dass das          www.ams.at
Arbeitsverhältnis vor Antritt der Wie-     www.bbrz.at
dereingliederungsteilzeit mindestens       www.sozialministeriumservice.at
3 Monate gedauert hat.                     www.sozialversicherung.at
                                           www.pensionsversicherung.at
                                           www.fit2work.at

                                                                                25
Das Leben nach der Erkrankung

     Die Behandlung ist abgeschlossen
     Rückkehr in den Alltag                  agnose und Behandlung war es
     Wenn die Behandlung abgeschlos-         lebensnotwendig, Gefühle wie
     sen ist, kehrt der Alltag in den        Todesangst, Panik, Verzweiflung,
     eigenen vier Wänden wieder ein.         Mutlosigkeit etc. wegzupacken,
                                             um sich zu schützen. Nun aber
     Die ganze Familie hat viel hinter       springt diese „Lade der verdräng-
     sich gebracht. Erschöpfung kann         ten Gefühle“ auf und das führt oft
     sich nach der Phase der Anstren-        zu einem inneren Gefühlschaos.
     gung einstellen. Rollen haben sich
     in der Zwischenzeit möglicher-          Viele Patienten fragen sich selbst:
     weise verändert: Der sonst aktive,      Was ist denn los mit mir? Warum
     Entscheidungen treffende Partner        geht es mir nicht gut, obwohl doch
     wurde im Laufe der Behandlung           alles vorbei ist?
     vielleicht der abhängigere, pas-
     sivere Teil, und Sie als Angehöriger    Seien Sie nicht verzweifelt, dass
     mussten Rollen übernehmen, die          nach Abschluss der Behandlungen
     Sie freiwillig nicht gewählt hätten.    nicht Freude und Entspannung
     Nun gilt es darauf zu achten,           überwiegen sondern sich im
     welche von den übernommenen             Gegenteil Erschöpfung und
     Aufgaben wieder abgegeben wer-          Verstimmung breitmachen. Das ist
     den können.                             ganz „normal“. Auf beiden Seiten
                                             lassen die Kräfte einfach nach,
     Bei vielen Angehörigen gibt es die      Anspannungen fallen ab und viele
     Vorstellung, dass nach der Operation    unterdrückte Ängste und Gefühle
     und dem Ende der Strahlen-/Che-         kommen erst jetzt ans Tageslicht.
     motherapie alles vorbei wäre und
     nun wieder ein ganz normaler Alltag     Scheuen Sie sich nicht, gerade in
     gelebt werden kann.                     dieser Zeit professionelle Hilfe
                                             anzu­nehmen. Falls sich bei Ihnen
      Aber gerade in dieser Zeit kommt       als Angehöriger oder beim Pati-
      es bei vielen Patienten oft zu einer   enten eine De­pression einstellt,
      psychischen „Nachwehe“ – das           braucht es unbedingt eine psycho-
      bedeutet, dass nun Gefühle ans         logische Begleitung und viel-
      Tageslicht kommen, die bisher          leicht auch eine medi­­kamentöse
     „weggesteckt werden mussten“.           Unterstützung.
      In der ersten Zeit nach der Di-

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Das Leben nach der Erkrankung

Krebs und Depression
Krebs und Depression                     -   geringer Selbstwert
Angst, Verzweiflung, Wut, Hilf-          -   hohe Schuldgefühle
losigkeit sind völlig normale            -   Hemmung/Unruhe
Reaktionen auf schwerwiegende            -   Suizidgedanken
und traumatisierende Ereignisse –        -   Schlafstörung
wie es bei einer Krebserkrankung         -   Appetitlosigkeit oder gesteigerter
der Fall ist. Wird allerdings ein ge-        Appetit
wisses Maß überschritten, kommt                                                   * reaktive (= Folge des
es zu unerträglichem Leidensdruck        Zwei oder drei Hauptsymptome             Ereignisses) Depression
und zur Manifestation von Pro-           bzw. zwei bis vier Nebensymptome
blemen, die unbedingt behandelt          müssen über einen Zeitraum
werden müssen. Zirka 37 % aller          von mind. 14 Tagen vorhanden
Krebspatienten leiden irgend-            sein, damit von einer Depression
wann im Laufe der Erkrankung             gesprochen werden kann.
an einer *Depression. Auch unter
den Angehörigen stellt sich häufig       Die Krebshilfe-Beraterinnen und
eine depressive Verstimmung bzw.         Berater achten darauf, ob Patienten
eine Depression ein, die unbedingt       bzw. auch Angehörige unter einer
behandelt werden muss.                   Depression leiden und vernetzen
                                         Sie im Fall einer Depression zu
Je früher eine Depression erkannt        speziellen Fachleuten.
wird, desto besser und effizienter ist
sie behandelbar und desto schneller      Pausen gönnen
geht es Patienten und auch Ange­         Geben Sie einander viel Zeit zur
hörigen wieder besser.                   Regeneration, und achten Sie
                                         wieder darauf, was Ihnen wohl-
 Hauptsymptome                           tut. Gönnen Sie sich Ruhe und
 einer Depression:                       fragen Sie immer wieder nach,
- gedrückte Stimmung                     was der Erkrankte so denkt, was
- Interessen-/Freudlosigkeit             ihn erfreut, was ihn belastet und
- verminderter Antrieb                   erzählen Sie auch, wie es Ihnen
                                         geht, was stört, was passt. Offene
 Nebensymptome                           Gespräche über eigene Gefühle
 einer Depression:                       bzw. Bedürfnisse können helfen,
- Konzentrations-/Aufmerksam-            Gemeinsames nicht aus den Augen
    keitsdefizit                         zu verlieren.

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