LI-Handreichung - Die Präsentationsleistung und die Präsentationsprüfung in der Profiloberstufe - Wilhelm-Gymnasium

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LI-Handreichung - Die Präsentationsleistung und die Präsentationsprüfung in der Profiloberstufe - Wilhelm-Gymnasium
LI-Handreichung

Die Präsentationsleistung
und die Präsentationsprüfung
in der Profiloberstufe
Handreichung und Arbeitshilfe für die Schulen
                                                Hamburg
LI-Handreichung - Die Präsentationsleistung und die Präsentationsprüfung in der Profiloberstufe - Wilhelm-Gymnasium
Impressum
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung,
Felix-Dahn-Straße 3, 20357 Hamburg
Autorin:
Brigitte Wippermann
Mitarbeit:
Elisabeth Greef, Bettina Neumann, Anna Rieger, Dr. Jochen Schnack
Titelbild:
Alexander Plunkett
Layout:
Jochen Möhle
Hamburg, Februar 2014, 3. überarbeitete Auflage
Auflage 3000
Druck: Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration
Inhalt

1.      Einleitung ...............................................................................................................2

2.      Die Bedeutung der Präsentationsleistung und Präsentationsprüfung
        in der Studienstufe ................................................................................................3
2.1     Präsentationsleistung und selbstorganisiertes Lernen ..................................................... 3
2.2     Rechtliche Vorgaben .......................................................................................................... 5

3.      Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung ............................................6
3.1     Vorschläge für organisatorische schulinterne Festlegungen ............................................ 6
3.2     Die Themenfindung für Präsentationsleistungen im Unterricht ..................................... 7
3.3     Die Beratung bei der Erstellung von Präsentationsleistungen ........................................ 8
3.4     Die Erarbeitung der Präsentationsleistung ....................................................................... 8
3.4.1   Literaturrecherche ............................................................................................................. 9
3.4.2   Visualisierung und Medieneinsatz .................................................................................. 10
3.4.3   Mediengestützter Vortrag ............................................................................................... 11
3.5     Die Dokumentation bei der Präsentationsleistung als Klausurersatz ............................ 11
3.6     Die Bewertung der Präsentationsleistung im Unterricht ............................................... 12
3.7     Das Portfolio .................................................................................................................... 14

4.      Die Planung der Präsentationsprüfungen im Abitur ..........................................15
4.1     Die Beratung der Abiturrichtlinien in den Fachschaften ............................................... 15
4.2     Der Ablaufplan für die Präsentationsprüfungen ............................................................ 15
4.3     Die Vorbereitung auf das Prüfungsgespräch .................................................................. 16
4.4     Der Umgang mit Plagiaten ............................................................................................. 16

5.      Die Vorbereitung auf Präsentationsleistungen in der Mittelstufe .....................17

6.      Literaturverzeichnis .............................................................................................18

7.      Anlagen ................................................................................................................20
        1: Die Vorgaben für Präsentationsleistungen in der Studienstufe.................................. 21
        2: Was verlangt eine Präsentation? ................................................................................. 22
        3: Die Erarbeitung einer Präsentation ............................................................................ 23
        4: Die Medien .................................................................................................................. 25
        5: Der Vortrag .................................................................................................................. 27
        6: Das Exposé ................................................................................................................... 28
        7: Das Präsentationsportfolio .......................................................................................... 29
        8: Die Dokumentation bei Präsentationsleistungen ....................................................... 30
        9: Das Fachgespräch ........................................................................................................ 31
        Bewertungsbogen............................................................................................................. 32
        10: Bewertungsraster ....................................................................................................... 34

                                                                                                                                                     1
Einleitung

             1. Einleitung

             Mit der Einführung der Profiloberstufe zum         erhalten eine Orientierung für die Einführung
             Schuljahr 2009/2010 wurde das System               des neuen Prüfungsformats. Im Mittelpunkt
             aus Grund- und Leistungskursen abgelöst.           stehen die rechtlichen Vorgaben zu den
             Zugleich wurde ein neues Prüfungsformat im         Präsentationsleistungen, die Konzeption der
             4. Abitur­prüfungsfach eingeführt: An die Stelle   Aufgaben, die Bewertung sowie der Ablauf der
             der mündlichen Prüfung tritt ab dem Abitur         Präsentationsprüfungen im Abitur.
             2011 die Präsentationsprüfung. Seit dem               Einleitend (2. Kapitel) wird erläutert, wel-
             Schuljahr 2012/13 ist es laut APO-AH §26 wie-      che Kompetenzen die Präsentationsleistung
             der möglich, statt der Präsentationsprüfung        erfordert und worin der Unterschied zwischen
             alternativ eine mündliche Prüfung abzule-          der Präsentationsleistung als Klausurersatzleis­
             gen. Die Präsentationsleistungen bleiben           tung und der Präsentationsprüfung besteht.
             erhalten. Um diese Prüfung vorzubereiten,             Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den
             müssen die Schülerinnen und Schüler im             Anforderungen an die Präsentationsleistung
             Laufe der Studienstufe mindestens zwei             als einer Klausur gleichgestellten Leistung,
             Präsentationsleistungen als einer Klausur          wobei organisatorische und inhaltliche
             gleichgestellten Leistung erbrin­  gen. Beide      Aspekte des Präsentierens im Unterricht
             Prüfungsformate erfordern in einem höheren         erläutert werden. Ein Schwerpunkt der Dar-
             Maße als bisher Eigen­stän­digkeit, Eigen­         stellung liegt darauf, welche Aspekte in der
             verantwortlichkeit und Reflexions­   fähigkeit     Vorbereitung auf die Präsentationsprüfung im
             der Schülerinnen und Schüler.                      Abitur zu beachten sind.
                Im Schuljahr 2009/2010 hat das Landes­      -      Das vierte Kapitel behandelt die Planung
             institut für Lehrerbildung und Schulentwick-       der Präsentationsprüfungen im Abitur, insbe-
             lung (LI) eine Vielzahl von Veranstaltungen        sondere die organisatorischen Überlegungen,
             zur Präsentationsleistung durchgeführt. Die        die am Anfang des Schuljahres zu treffen sind.
             Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser                 Im letzten Kapitel werden Hinweise für die
             Fortbildungen haben die damit verbundenen          Vorbereitung auf Präsentationsleistungen im
             Anforderungen an die Lehrkräfte sowie an           Unterricht der Mittelstufe gegeben.
             die Schülerinnen und Schüler als deutlich             Im Anhang sind Entwürfe zu Arbeits-
             höher eingeschätzt als die mit der bisherigen      blättern enthalten. Um interessierte Lehr­
                                                                ­                                              -
             Form der mündlichen Abiturprüfung ver-             kräfte kontinuierlich zu unter­stützen, hat das
             bundenen Anforderungen. Insbesondere sind          Landes­institut zum Thema „Präsentationslei-
             Veränderungen bei der Aufgabenstellung, der        stung und Präsen­tations­prüfung” eine eigene
             Prüfungsführung, der Bewertung und der             Internet­seite einge­
                                                                                    richtet, auf der Sie viele
             Organisation notwendig.                            weitere Hinweise, Bei­ spiele und Materialien
                Das neue Prüfungsformat wurde aber auch         finden:
             als eine Chance begriffen, den Stellenwert         www.li.hamburg.de/praesentationsleistungen
             des selbstverantwortlichen und kompetenz­
             orientierten Unterrichts in der Oberstufe
             zu erhöhen. In allen Fortbildungen wurde
             betont, dass das Präsentieren nicht als eine
             Technik bezeichnet werden kann, die etwa
             in einzelnen Crashkursen oder besonderen
             Trainingseinheiten erlernbar ist, sondern
             dass die Fähigkeit zur Präsentation in erster
             Linie das Ergebnis eigenständigen Lernens in
             allen Fächern ist und damit Entwicklung des
             Unterrichts erfordert.
                Die in diesen Fortbildungen erörterten
             Fragen werden in dieser Handreichung auf-
             gegriffen und weitergeführt. Mit ihr erhalten
             die Abteilungsleitungen und die Lehrkräfte
             der Hamburger Oberstufen Hinweise zur
             inhaltlichen und organisatorischen Umset-
             zung der neuen Prüfungsformate. Die Schulen

2
Die Bedeutung der Präsentationsleistung und Präsentationsprüfung in der Studienstufe

2. Die Bedeutung der Präsentationsleistung und
   Präsentationsprüfung in der Studienstufe

2.1 Präsentationsleistung und                                  werden bestimmte Anforderungen, die auch
selbstorganisiertes Lernen                                     bei Referat und Vortrag eingefordert wer-
                                                               den, gebündelt und akzentuiert. Gegenüber
Mit der Einführung der Profiloberstufe ist                     einem Referat, das sich in der Sekundarstufe I
es für alle Schülerinnen und Schüler in                        zumeist auf die Wiedergabe eines Inhaltes
Hamburg verpflichtend, pro Schuljahr                           beschränkt, verlangt die Präsentationsleistung
in der Studienstufe mindestens eine                            stärker die eigenständige Durchdringung
Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung                der Inhalte sowie die begründete Stellung-
zu erbringen und im vierten Prüfungsfach                       nahme zu einer Problemfrage. Insofern
eine Präsentationsprüfung abzulegen. Eine                      verlangen Präsentationsleistungen mehr
Präsentation zu erstellen bedeutet, dass                       Wissenschaftspropädeutik, also die Anbah-
die Schülerinnen und Schüler komplexe                          nung des wissenschaftlichen Vorgehens und
Zusammenhänge weitgehend selbstständig                         die Selbststeuerung des Lernprozesses. Die
erarbeiten, in einer Präsentation aufbereiten                  Präsentationsleistung fordert nicht in erster
und im mediengestützten Vortrag vorstel-                       Linie das Sammeln von Wissensbeständen,
len. Die Steigerung der Selbstständigkeit                      sondern die Einordnung in übergeordnete
und Eigenverantwortung der Schülerinnen                        Zusammenhänge und die Herstellung von
und Schüler ist ein zentrales pädagogisches                    Querverbindungen zu anderen oder weiteren
Ziel. Neben der Vermittlung einer vertieften                   Fragestellungen.
Allgemeinbildung, eines breiten Orien­      tie­                  Von einem Vortrag unterscheidet sich
rungs­wissens und einer wissenschaftspropä­                    die Präsentationsleistung dadurch, dass der
deutischen Grundbildung wird in den                            Präsentationsvortrag immer auf ein Medium
neuen Bildungsplänen darüber hinaus die                        gestützt wird, damit also die Visualisierung
Anschlussfähigkeit stärker akzentuiert als                     von Sachverhalten gefordert wird. Die Medi-
bisher. Sie befähigt die Jugendlichen, ihren                   ennutzung meint dabei nicht ausschließlich
Bildungsgang an einer Hochschule oder in                       die Nutzung technischer Medien, sondern
unmittelbar qualifizierenden Bildungsgängen                    schließt ausdrücklich den Umgang der Schü-
fortzusetzen. Präsentieren zu können ist                       lerin oder des Schülers mit Tafel und Kreide
in der Ausbildung oder im Studium eine                         ein.
immer wieder geforderte Leistung, deren                           Die Einführung der Präsentation als
Grundlagen in der Schule vermittelt werden.                    Prüfungsformat bedeutet, dass die Schule ins-
An den Hochschulen geht die Präsentation                       gesamt die Aufgabe erhält, die Schülerinnen
der Ergebnisse der Studienarbeiten häufig                      und Schüler auf die Bewältigung der damit
in die Bewertung der Leistung ein, im Beruf                    verbundenen Anforderungen vorzubereiten.
wird das Aufbereiten und Darstellen von                        In allen Fächern und in allen Jahrgangsstufen
Informationen innerhalb eines Vortrags                         können Lernsituationen geschaffen werden,
gefordert.                                                     in denen das Präsentieren schrittweise gelernt
   Wie unterscheiden sich Präsentations-                       werden kann.
leistungen von den bisher in der Schule                           Welche Fähigkeiten bzw. Kompetenzen1
praktizierten Formen wie Referat und Vor-                      werden bei einer Präsentationsleistung vor
trag? Die Übergänge von diesen Formen der                      allem verlangt?
Informationsvermittlung zum Präsentieren                          Kompetenzen zeigen sich im Zusammen-
sind fließend und nicht eindeutig gegeneinan-                  spiel von Wissen, Können und Wollen.2
der abgrenzbar. In der Präsentationsleistung                   Grundsätzlich lassen sich fachliche und

1   Es wird von dem Kompetenzbegriff bei Weinert (2002) ausgegangen: „Dabei versteht man unter Kompetenzen die
    bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme
    zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die
    Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“ (Weinert, Franz (2002):
    Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit, IN: Weinert, Franz (Hg.):
    Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim; Basel, 2. Auflage, S. 27f.
2   vgl. Feindt, Andreas (2010): Kompetenzorientierter Unterricht – wie geht das? Didaktische Herausforderungen im
    Zentrum der Lehrerarbeit, IN: Feindt, Andreas u.a. (Hg.): Lehrerarbeit Lehrer sein. Friedrich Jahresheft XXVIII 2010,
    Seelze, S. 85-89.

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Die Bedeutung der Präsentationsleistung und Präsentationsprüfung in der Studienstufe

                        überfachliche Kompetenzen unterschei-                          In allen Fächern kann auf die Anfor-
                        den; bei den überfachlichen Kompetenzen                     derungen von Präsentationsprüfungen
                        unterscheiden die neuen Hamburger Bil-                      vor­bereitet werden, wenn vielleicht schon
                        dungspläne zwischen Selbstkompetenzen,                      selbst­verständliche Vorgehensweisen im
                        sozialen Kompetenzen und lernmethodischen                   selbst­ständigen Lernen noch einmal themati-
                        Kompetenzen.                                                siert oder hervor­gehoben werden. Situationen
                           Die fachlichen und überfachlichen                        bestehen zum Beispiel beim Aktivieren von
                        Kompetenzen, die im folgenden Schaubild3                    Vor­wissen, beim fachspezifischen, zielge-
                        dargestellt werden, bedingen sich gegenseitig.              richteten Recherchieren, beim Strukturieren
                        Im Unterricht sind Anwendungssituationen                    und Visualisieren von Informationen, beim
                        zu schaffen, in denen die Schülerinnen und                  Umgang mit Medien, bei Übungen zur zeit-
                        Schüler sowohl fachliche als auch überfach-                 lichen Pla­ nung eines Arbeitsprozesses und
                        liche Kompetenzen unter Beweis stellen und                  bei der Ausein­ander­setzung mit Bewertungs-
                        sich darüber bewusst werden können. Damit                   kriterien.
                        wird nicht behauptet, dass fachliche Leistun-
                        gen und die Kenntnis fachlogischer Systeme
                        geringer bewertet werden und überfachlichen
                        Leistungen eine wachsende Bedeutung
                        zukommt4, sondern dass einer Überbetonung
                        des Faktenwissens und einer Stofflastigkeit
                        entgegenzutreten ist. „Wissen muss in Können
                        münden und in Handlungen sichtbar werden.“5

                            Fachkompetenzen                                             Selbstkompetenzen
                            auf vorhandenes Wissen zurückgreifen                        Arbeitszeit planen
                            Sachverhalte wissen                                         selbstständig, verantwortlich handeln
                            Argumente verstehen und bewerten                            Entscheidungen treffen
                            Lösungen formulieren                                        Engagement entwickeln
                            in fachliche/überfachliche                                  effizient arbeiten
                            Zusammenhänge einordnen                                     ausdauernd und zielstrebig sein
                            Medien fachspezifisch einsetzen
                            Fachsprache korrekt verwenden

                                                                     Präsentationsleistung

                            Lernmethodische Kompetenzen                                 Sozialkompetenzen
                            Informationen aus Medien entnehmen                          adressatengerecht vortragen
                            Inhalte strukturieren und darstellen                        vermittlungsfähig sein
                            zielgerichtet recherchieren                                 fremde Sichtweisen berücksichtigen
                            fachspezifische Methoden auswählen                          teamfähig sein
                            Sachverhalte visualisieren                                  kritikfähig sein
                            Medien sachgerecht einsetzen                                Verantwortung wahrnehmen

                        3     Vgl. Roggatz, Christine (2009): „Auf das Können kommt es an.“ Unterricht an Kompetenzen orientieren, IN:
                              Behörde für Schule und Berufsbildung (Hg.): Kompetenzorientierung im Unterricht. Hamburg macht Schule 2/2009,
                              S.13-15
                        4     vgl. Weinert (2002), S. 27
                        5     Roggatz (2009), S. 15

4
Die Bedeutung der Präsentationsleistung und Präsentationsprüfung in der Studienstufe

2.2 Rechtliche Vorgaben                            der Besonderheit einer Prüfungssituation vor
                                                   einem fachkundigen Publikum unter Beweis
Die Vorgaben für die Präsentationsleistungen       zu stellen. Die Kommunikationshaltung ist
in der Studienstufe sind im §26 der APO-AH,        für den Vortragenden somit eine ganz andere.
im Bildungsplan und in der Abiturrichtlinie           Die Präsentationsleistungen als Klausur­
festgelegt.                                        ersatz bereiten die Schülerinnen und Schüler
    Der Bildungsplan GyO (Gymnasium                auf die Präsentationsprüfung im Abitur vor. In
Oberstufe), Aufgabengebiete, Hamburg 2009,         dieser Handreichung werden beide Prüfungs-
Seite 8 bestimmt, dass verpflichtend jede          formate voneinander getrennt behandelt.
Schülerin und jeder Schüler zweimal innerhalb
der Studienstufe eine Präsentationsleistung
als Klausurersatzleistung erbringen muss. Das
jeweilige Fach wird am Anfang des ersten
und des dritten Semesters vom Schüler
gewählt. Sofern die jeweilige Fachlehrerin/
der jeweilige Fachlehrer zustimmt, kann pro
Fach eine weitere Präsentationsleistung als
Klausurersatz erbracht werden. Es ist also
möglich, auch in zweistündigen Fächern die
eine vorgeschriebene Klausur pro Semester
durch eine Präsentationsleistung zu ersetzen.
    Eine Präsentationsleistung ist ein
mediengestützter Vortrag, dessen fachliche
und inhaltliche Anforderungen denen
einer schriftlichen Klausur hinsichtlich des
Anforderungsniveaus und der Komplexität
entsprechen müssen. Für den zeitlichen
Umfang der Vorbereitung und des Präsentie-
rens gibt es keine Vorgaben.
    Für die Präsentationsprüfung ist in der
APO-AH vorgeschrieben, dass dem 15-mi­nü-
­tigen mediengestützten Vortrag ein 15-mi­nü­
 tiges Fachgespräch folgt. Welche Themen
 geprüft werden sollen, ist fachspezifisch in
 den Anlagen zur Abitur­    richtlinie geregelt.
 Die Aufgabe für die Präsentationsleistung
 wird schriftlich zwei Wochen vor dem
 Prüfungstermin von der unterrichtenden
 Lehrkraft gestellt. Der Prüfling kann dabei zu
 einem von der Schule gesetzten Termin ein
 Prüfungsgebiet benennen. Eine Woche vor
 dem Prüfungstermin muss der Prüfling eine
 schriftliche Dokumentation abgeben, die dem
 Prüfungsausschuss vorgelegt wird.
    Die Präsentationsleistungen als Klausur-
 ersatzleistung unterscheiden sich von der
 Präsentationsprüfung im Abitur in den Anfor-
 derungen und im Umfang. Der wesentliche
 Unterschied ist die Adressatenorientierung.
 Da die Präsentationsleistungen in den Unter-
 richt integriert werden sollen, sind neben der
 Lehrkraft auch die Mitschülerinnen und die
 Mitschüler in der Regel die Adressaten des
 vortragenden Schülers bzw. der Schülerin.
 Im Unterschied dazu präsentiert der Prüfling
 in der Abiturprüfung vor dem Prüfungsaus-
 schuss. Die Präsentationsleistung erfolgt also
 vor einem Publikum, dem der Sachverhalt zu
 einem Teil noch unbekannt ist. Das Ziel der
 Präsentationsprüfung ist es, in der zur Verfü-
 gung stehenden Zeit Wissen und Können in

                                                                                                                        5
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

                          3. Die Präsentationsleistung als
                             Klausurersatzleistung

                          Alle Schülerinnen und Schüler sollen im Laufe                - Es sind beim Vortragen im Zusammenhang
                          ihrer Schulzeit die Fähigkeit erwerben, eine                   mit einem Medium Regeln zu berücksichtigen.
                          Präsentation zu erarbeiten und vorzustellen.                 - Die Präsentationsleistungen werden nach
                          Aus diesem Grund ist die Vorstellung einer                     bestimmten Kriterien bewertet, die gemein­
                          Präsentationsleistung in der Studienstufe ein                  sam entwickelt werden können. Sofern sie
                          Anlass für einen gemeinsamen Lernprozess; es                   schon vorliegen, werden sie den Schüle­
                          sollten also alle Schülerinnen und Schüler in                  rinnen und Schülern bereits zu diesem
                          die Besprechung, Reflexion und Beurteilung                     Zeitpunkt mitgeteilt. Die Anwendung dieser
                          der Präsentationsleistung einbezogen werden.                   Kriterien wird dann bei der Auswertung
                          Präsentationsleistungen sollten also grundsätz-                einzelner Präsentationsleistungen geübt.
                          lich in den Unterricht integriert werden. Es
                          ist davon abzuraten, Präsentationsleistungen                 Darüber hinaus ist zu beachten, dass Präsen­
                          wie eine Präsentationsprüfung vor einem Fach­                tationsleistungen als Klausurersatz eine
                          kollegium abzunehmen. Abgesehen davon, dass                  höhere Verbindlichkeit erlangen, wenn dazu
                          dieses Verfahren Ressourcen der Kolleginnen                  in Absprache mit den Fachlehrern Zeitfenster
                          und Kollegen zusätzlich bindet, gehen wichtige               im Klausurenplan ausgewiesen werden.
                          Lernanlässe verloren. Präsentieren wird auch                 Damit wird auch die Zeitplanung für die
                          an Beispielen gelungener und misslungener                    Schülerinnen und Schüler erleichtert.
                          Präsentationen gelernt.                                         Schließlich sollten schulinterne Rege-
                                                                                       lungen für den Fall getroffen werden, dass eine
                                                                                       Schülerin/ein Schüler den Termin der Präsen-
                          3.1 Vorschläge für organisatorische                          tationsleistung versäumt. Selbstverständlich
                          schulinterne Festlegungen                                    gelten die gleichen Regelungen wie bei einer
                                                                                       versäumten Klausur. Da jedoch nicht so ein-
                          Bevor die Schülerinnen und Schüler die Fächer                fach wie bei schriftlichen Arbeiten Termine
                          wählen, in denen sie Präsentationsleistungen                 für ein „Nachpräsentieren“ festgelegt werden
                          ablegen wollen, ist es sinnvoll, dass auf zwei               können, sollten Verabredungen getroffen wer-
                          Ebenen Absprachen getroffen werden: auf der                  den, wie damit umgegangen wird, wenn der
                          Ebene der Organisation der Oberstufe und auf                 Referent am Termin der Präsentation fehlt.
                          der Ebene der Fachschaften.
                                                                                       Absprachen auf der Ebene der Fachschaften:
                          Organisatorische Regelungen:                                 Am Beginn des Schuljahres sollten die Fach­
                          Zunächst ist es wichtig, die Schülerinnen und                schaften besprechen, wie viele Präsen­tations­
                          Schüler zu Beginn der Studienstufe über das                  leistungen maximal innerhalb des ersten
                          Prüfungsformat zu informieren.6 Damit die                    Schuljahres der Oberstufe möglich und pro
                          Entscheidung für die Wahl des Faches für                     Lehrkraft zu bewältigen sind. Dabei ist es
                          die erste Präsentationsleistung nicht beliebig               sinnvoll, deutlich zwischen den zwei- und den
                          oder von der Person der Lehrkraft abhängig                   vierstündigen Fächern zu unterscheiden. Eine
                          ist, sollten die Schüler und Schülerinnen                    hohe Anzahl von Präsentationsleistungen in
                          zumindest über Folgendes informiert werden:                  einem zweistündigen Fach sollte vermieden
                          - Präsentationsleistungen sind thematisch mit                werden. Somit können auch Argumente dafür
                              den Inhalten des Unterrichts verbunden.                  sprechen, die ersten Präsentationsleistungen
                          - Von der Schülerin bzw. vom Schüler können                  im profilgebenden Fach und in dem vier-
                              Prüfungsgebiete vorgeschlagen werden,                    stündigen profilbegleitenden Fach oder im
                              über die Aufgabenstellung entscheidet der                Seminar anzusetzen.
                              Fachlehrer.                                                 Auf jeden Fall müssen die Schülerinnen
                          - In der Bearbeitung wird verlangt, dass                     und Schüler bei ihren Wahlen beraten wer-
                              nicht nur Inhalte wiedergegeben werden,                  den. Diese Beratung kann auf verschiedenen
                              sondern es muss eine eigene, begründete                  Ebenen erfolgen:
                              Stellungnahme abgegeben werden.                          1. Auf Kursebene: In der gemeinsamen Pla­

                          6   Es kann sinnvoll sein, zu Beginn der Studienstufe den Schülerinnen und Schülern eine Broschüre in die Hand zu geben,
                              die über die wichtigen Aspekte der Präsentationsleistung zusammenfassend informiert. Am Gymnasium Bornbrook
                              wurde eine Broschüre entwickelt, die inzwischen von vielen Schulen in Hamburg adaptiert wurde. Sie ist einzusehen
                              unter www.gymnasium-bornbrook.de sowie unter www.li.hamburg.de/praesentationsleistungen.

6
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

   nung des Semesters werden auch Themen                     Schüler in den Phasen der Themenfindung
   für Präsentationsleistungen ausgewiesen,                  für die Präsentationsleis­tungen zu berücksich-
   auf die die Schülerinnen und Schüler sich                 tigen, können Themen oder Themenbereiche
   bewerben.                                                 gemeinsam mit den Schülerinnen und
2. Tutoren und Fachlehrer beraten im                         Schülern entwickelt werden. Dabei gibt es
   Hinblick auf mögliche Prüfungsfächer                      im Wesentlichen drei Abstufungen in der
   im Abitur. Die Schülerinnen und Schüler                   Beteiligung:
   müssen ihre Prüfungsfächer gemäß APO-                     - Bei der gemeinsamen Planung werden zu
   AH zwar erst mit dem Beginn des dritten                      einem Rahmenthema von den Schülerinnen
   Semesters festlegen, sie wissen aber                         und Schülern eigene Fragestellungen für
   bereits mit der Wahl des Profils, welchen                    Präsentationsleistungen entwickelt.
   Einschränkungen sie unterliegen. So haben                 - Die Schülerin/der Schüler nimmt selbst­
   sie im ersten Jahr der Studienstufe die                      ständig zu einem gegebenen Themengebiet
   Möglichkeit zu probieren, ob in einem                        eine Eingrenzung vor und bearbeitet die
   bestimmten Fach die Präsentationsprüfung                     Fragestellung in der Präsentationsleistung.
   sinnvoll und denkbar sein kann.                           - Es werden mehrere Präsentationsaufgaben
                                                                von der Lehrkraft formuliert und diese von
Schließlich sind Absprachen über die                            den Schülerinnen und Schülern ausgewählt
Kriterien bei der Bewertung von Präsen­                         oder an sie verteilt.
tationsleistungen im jeweiligen Fach sehr
wünschenswert, um den Schülerinnen und                       Wenn es gelingt, zumindest in einigen Kursen
Schüler eine einheitliche Orientierung zu                    und Fächern die Schülerinnen und Schüler an
geben (vgl. dazu Abschnitt 3.6).                             der Themenfindung zu beteiligen, wird damit
                                                             nicht nur die Motivation gestärkt, sich intensiv
                                                             mit dem Thema auseinanderzusetzen, und das
3.2 Die Themenfindung für Präsen­ta­                         selbstorganisierte Lernen unterstützt, sondern
tions­leistungen im Unterricht                               auch der wissenschaftspropädeutische Auftrag
                                                             eingelöst. Diese Form des selbstorganisierten
Die Aufgabenstellungen für die Präsen­tations­               Lernens stellt hohe Anforderungen und bedarf
prüfung im Abitur werden vom Prüfer gemäß                    der Unterstützung. Die Aufgabenstellung
den Vorgaben der Abiturrichtlinie entwickelt;                muss die Möglichkeit zu einer wertenden
für die Präsentationsleistungen finden sich die              Aus­­ein­andersetzung enthalten, die Arbeit darf
Regelungen in den jeweiligen Rahmenplänen                    sich nicht auf die Wiedergabe von Fakten
im Bildungsplan für die gymnasiale Oberstufe.                be­schrän­ken.7 Dabei ist der persönliche Bezug
Dort heißt es auf S. 9:                                      der Schüle­rinnen und Schüler zum Thema ein
   „Präsentationsleistungen bieten die Mög-                  wich­tiger Aspekt, der sich jedoch nicht in allen
lichkeit, individuelle Arbeitsschwerpunkte und               Fällen herstellen lässt.
Interessen der Schülerinnen und Schüler zu                       Bei der Formulierung der Aufgabe können
berücksichtigen. Präsentationsleistungen stellen             folgende Fragen hilfreich sein:
die Schülerinnen und Schüler in der Regel vor                - Wie kann auf vorhandenes Wissen zurück­
unterschiedliche Aufgaben und werden nicht unter                 gegriffen werden?
Aufsicht angefertigt. Eine Präsentationsleistung             - In welchem Bezug steht das Thema der
steht in erkennbarem Zusammenhang zu den                         Präsentation zum Thema im Unterricht?
Inhalten des laufenden Unterrichts. (...)                    - Welche unterschiedlichen Kenntnisse und
   Eine Präsentationsleistung als gleichgestellte                Fähigkeiten und Fachmethoden können
Leistung entspricht den Anforderungen einer                      zum Einsatz kommen?
Klausur hinsichtlich des Anforderungsniveaus                 - Deckt die Aufgabenstellung alle drei
und der Komplexität.“                                            Anforderungsbereiche ab?
   Weitergehende inhaltliche und formale                     - Können unterschiedliche Lösungsmöglich­
Vorgaben gibt es nicht. Das bedeutet, dass                       keiten erprobt werden?
die Fachlehrkraft einen großen Spielraum bei                 - Kann die Aufgabe in dem vorgesehenen
der inhaltlichen und formalen Ausgestaltung                      Bearbeitungszeitraum mit einem sinnvollen
der Aufgabenstellung hat. Fachspezifische                        Ergebnis bearbeitet werden?
Besonderheiten sind möglich und sinnvoll;                    - Welche Möglichkeiten für den Medienein­
eine Präsentationsleistung in einem naturwis-                    satz bestehen?
senschaftlichen Fach wird vermutlich anders                  - Welche Möglichkeiten der Informations­
aussehen als eine Präsentationsleistung in                       beschaffung bestehen?
einem künstlerischen Fach. Um insbeson-
dere die Interessen der Schülerinnen und

7   vgl. Notzon, Konrad (Hg.) (2009): Alles mit Methode. Wissenschaftliches Arbeiten in der Oberstufe, München, S. 37

                                                                                                                                           7
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

                          Insbesondere bei den ersten Präsen­  ta­
                                                                 tions­                     und erste Materialien gesichtet haben,
                          leistungen sollten nach Möglichkeit auch                          entwickeln sie ein kurzes Exposé9 zu ihrem
                          folgende Aspekte berücksichtigt werden:                           Arbeitsvorhaben. Das Exposé enthält die
                          - Kann ein persönlicher Bezug zum Thema                           interesseleitende Fragestellung, Stichworte
                             hergestellt werden (zum Beispiel durch                         zur Motivation und zum Interesse am
                             Probleme und Herausforderungen aus                             Thema. Darüber hinaus enthält das Exposé
                             dem Umfeld, dem lokalen oder regionalen                        erste Ideen für eine Gliederung sowie
                             Bezug)?                                                        Angaben zu möglichen Visualisierungen
                          - Können Informationen selbst erhoben                             und zum Medieneinsatz. Der letzte Teil
                             werden (zum Beispiel durch Interviews,                         beinhaltet ein vorläufiges Verzeichnis
                             Befragungen und Experimente)?                                  der verwendeten Materialien und eine
                          - Können Problemlösungen exemplarisch                             Zeitplanung.
                             für weitere, andere Zusammenhänge sein?                   2.   Dieses Exposé kann in Schüler-Arbeits­
                                                                                            gruppen oder im Beratungsgespräch zwi­
                          „Der methodische Weg der Themenfindung muss                       schen Lehrkraft und Schüler(in) erörtert
                          im Verlauf des Unterrichts und bei mündlichen                     werden. Hauptziel dieser ersten Beratung
                          und schriftlichen Leistungsüberprüfungen aller                    ist es, die interesseleitende Fragestellung
                          Art für die Schülerinnen und Schüler immer                        zu prüfen und ggf. zu modifizieren sowie
                          wieder transparent gemacht und mit ihnen geübt                    konzeptionelle Schwächen und Sackgassen
                          werden.“8                                                         rechtzeitig zu erkennen. Zentrale Gesichts­
                                                                                            punkte der Besprechung sollten vom
                                                                                            Schüler stichwortartig festgehalten werden.
                          3.3 Die Beratung bei der Erstellung von                      3.   Es kann sinnvoll sein, dass der Fachlehrer die
                          Präsentationsleistungen                                           Exposés und die Beratungsprotokolle zum
                                                                                            Beispiel unter folgenden Fragestellungen
                          In der Vorbereitung auf die Präsenta­  tions­                     durchsieht:
                          prüfung im Abitur darf nach der Themen­                      -    Wurden in der ersten Recherche die wich­
                          stellung keine Beratung durch den Fachlehrer                      tigen Texte bzw. Materialien auch gefun­den
                          mehr stattfinden. Deshalb sollte bei den                          oder sind noch Einhilfen zu eventuellen
                          Präsentationsleistungen ein besonderer Wert                       Schlüsseltexten und anderen Quellen not­
                          auf die beratende Begleitung gelegt wer­                          wendig?
                          den, weil dabei grundlegende Fragen und                      -    Ist aus der Gliederung ersichtlich, dass eine
                          Probleme im Vorfeld geklärt werden können.                        beantwortbare Fragestellung entwickelt
                          Der Aufwand ist natürlich von der Anzahl                          wird?
                          der Präsentationsleistungen pro Kurs und                     -    Liegt eine Zeitplanung vor? Ist die Eintei­
                          Lehrkraft abhängig.                                               lung der Arbeitszeit realistisch?
                             Erfahrungsgemäß haben die Schülerinnen                    -    Welche Hilfestellungen sind bei der
                          und Schüler besonders große Probleme, im                          technischen Umsetzung notwendig?
                          Rahmen der Aufgabenstellung eine interesse­
                          leitende Fragestellung zu entwickeln, die in                 Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten können
                          dem gegebenen Zeitraum sinnvoll zu bear-                     die Schülerinnen und Schüler dann das bei
                          beiten ist. Oft sammeln sie große Mengen                     der Präsentationsleistung als gleichgestellte
                          an Material, ohne dieses jedoch frühzeitig                   Leistung geforderte Dokumentieren in schrift-
                          anhand einer zentralen Fragestellung oder                    licher Form leisten.
                          Hypothese sinnvoll zu reduzieren und zu
                          konzentrieren. Aus diesem Grund sollte die
                          Beratung gerade bei den ersten Präsenta-                     3.4 Die Erarbeitung der Präsentations­
                          tionsleistungen früh einsetzen und darauf                    leistung
                          zielen, die Schülerinnen und Schüler bei der
                          Entwicklung einer interesseleitenden Frage-                  Sobald die interesseleitende Fragestellung
                          stellung zu unterstützen.                                    fixiert ist, bietet es sich an, die bereits vor-
                             Folgende Vorgehensweisen haben sich in                    handenen Ideen und Informationen in einem
                          der Praxis als weiterführend erwiesen:                       Brainstorming, Cluster oder einer Mindmap
                          1. Nachdem die Schülerinnen und Schüler                      zu sammeln. Dies ist dann Grundlage einer
                             sich in die Aufgabenstellung eingelesen                   vertieften Recherche (s. auch Kapitel 3.4.1

                          8   Bildung für Berlin. Die fünfte Prüfungskomponente im Abitur in Berlin. Onlinepublikation unter:
                              http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/bildungswege/schulabschluesse/handreichung_5pk.pdf
                              (Zugriff: 27.1.2014), S. 10
                          9   Das Exposé wird der Dokumentation vorgeschaltet, ein Exposé beschreibt die Absichten, die Dokumentation.
                              Es wird erst nach Fertigstellung des Präsentationsvorhabens verfasst. Einen ähnlichen Zweck erfüllen auch Skiz-
                              zenbuch, Sprachmemo, Blog, Conceptmap.

8
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

und Anlage 3). Von den Schülerinnen und                      von Einleitung und Schluss. Nach der Aus-
Schülern wird in dieser Phase der Infor­                     wahl des Mediums bzw. der Medien und der
ma­tions­auswertung erwartet, dass sie die                   medialen Umsetzung erfolgt abschließend die
in der Mittelstufe gelernten Methoden und                    Überarbeitung, in der Folgendes geprüft wird:
Techniken selbstständig und zielgerichtet                    - die einzelnen Informationen
anwenden. Dazu gehören z. B. die Textarbeit                  - die Sprache und Rechtschreibung
(Markieren; Formulieren von Schlüsselworten;                 - die Gliederung
Inhaltsangabe; Exzerpieren10), die Vorbereitung              - die Quellenangaben.
und Durchführung von Interviews oder von
Erkundungen. Ordnungssysteme für die                         3.4.1 Literaturrecherche
Verarbeitung der gewonnenen Informationen                    Unter dem Begriff der Recherche verstehen
sollten zum Gegenstand der Arbeit im                         viele Schülerinnen und Schüler das Googeln
Seminar gemacht werden. Dazu kommt der                       und das Zappen von einer Internetseite zur
Umgang mit dem Zeitmanagement. Die vom                       nächsten. Aufgabe zum Beispiel im Seminar
Schüler bzw. von der Schülerin im Rahmen                     ist es dann, den „Mehrwert“ einer geord-
des Exposés vorgelegte Zeitplanung sollte                    neten Recherche zu zeigen. Schulintern und
durch die Lehrkraft gerade bei der ersten                    innerhalb des Fachbereichs sollte besprochen
Präsentationsleistung regelmäßig kontrolliert                werden, ob Informationen aus dem Internet
werden.                                                      allein bei einer Präsentationsleistung und
   Besonders schwer fällt den Schülerinnen                   einer Präsentationsprüfung ausreichen. Die
und Schülern erfahrungsgemäß die Informa-                    Frage darf nicht lauten: Bibliothek oder
tionsaufbereitung, d. h. die Reduktion der                   Internet? Bibliothek und Internet ergänzen
gesammelten Informationen auf die für die                    sich, die Vor- und Nachteile von beiden sind
interesseleitende Fragestellung wichtigen                    herauszustellen.
Aus­sagen. Dies liegt auch daran, dass für                      Wenn die Schülerinnen und Schüler
eine Präsentationsleistung kein ausführlicher                innerhalb der schulischen Ausbildung nicht
Text wie für eine schriftliche Arbeit verfasst               in die Grundzüge einer wissenschaftlichen
wird. Es kann an dieser Stelle sinnvoll sein,                Recherche eingeführt werden, müssen sie sich
die Schülerinnen und Schüler zum Verfassen                   diese im ersten Semester ihres Studiums rela-
eines kurzen Essays aufzufordern. Mit dieser                 tiv eigenständig erarbeiten.11 Innerhalb der
offenen, subjektiv reflektierenden Schreib-                  Oberstufe besteht gerade bei der Vorbereitung
form wird der Blick des Schülers bzw. der                    der Präsentationsleistungen die Möglichkeit,
Schülerin von den Details weg zum Gesamtzu-                  im Sinne einer Wissenschaftspropädeutik
sammenhang gelenkt, und er/sie wird zu einer                 wichtiges Rüstzeug zu vermitteln. Zu einer
subjektiven Stellungnahme herausgefordert,                   erfolgreichen Recherche gehören Kenntnisse
die auch aspekthaft oder assoziativ sein kann.               - über den Ablauf einer Recherche, die Such­
   Rechtzeitig vor der eigentlichen Präsenta­                   strategien und das Ordnen der Recherche­
tionsleistung sollte die Lehrkraft die Schülerin                ergebnisse,
bzw. den Schüler auffordern, eine gegenüber                  - über Ordnungsprinzipien in einer Biblio­
dem Exposé weiterentwickelte Gliederung                         thek und die Suche über den Katalog,
vorzulegen, die nicht mit der Foliengliede-                  - über Kriterien zur Bewertung von Internet­
rung bei PowerPoint zu verwechseln ist. Sie                     seiten und Fachbüchern,
bildet die Struktur der Präsentationsleistung                - über das Urheberrecht im Internet,
und den logischen Ablauf der Argumentation                   - über die Arbeit in Archiven.12
ab. Für eine Präsentationsleistung werden
anschließend zur Gliederung die Kerngedan-                   In Anlage 3 sind zur Recherche Hinweise
ken formuliert, die als Stichpunkte beim                     formuliert.13 Wichtig ist es dabei, dass im
Vortrag eingesetzt werden können.                            Unterricht immer wieder thematisiert wird,
   Der nächste Schritt ist die Formulierung                  wie der Wahrheitsgehalt, die Glaubwürdigkeit

10 Erläuterungen und Trainingsmaterial zum Exzerpieren im 2. Kapitel „Wissenschaftliche Arbeitstechniken“ bei Schuster,
   Michael u. a. (2009): Das W-Seminar. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, Bamberg, S. 31-35
11 vgl. zum Beispiel den Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten der Leuphana-Universität in Lüneburg.
12 Ausführungen dazu bei Schuster, Michael u.a. (2009), S. 91. Weiterhin findet sich eine ausführliche Einführung in
   die Arbeit mit Archiven unter: www.lehre.historicum-archiv.net (Zugriff: 26.08.2014)
13 Am Gymnasium Bornbrook ist die Bibliotheksrecherche im Rahmen eines Projekts unter Mitarbeit einer Studentin
   durchgeführt worden. Das Projekt umfasst für die Schülerinnen und Schüler insgesamt 2 Doppelstunden im
   Seminarkurs. Die erste Doppelstunde bildete eine Einführung in der Schule, für die als Vorab-Information eine
   Broschüre (Das Biblion. Der Einblick für mehr Durchblick im (Hamburger) Bibliothekssystem) zur Verfügung stand.
   Für ein Präsentationsthema wurden Bücher im Campuskatalog gesucht . Die zweite Doppelstunde wurde auf dem
   Campus verbracht, die Bücher gesucht und über das System der Bibliotheken informiert. Abschließend wurde das
   Können in einer Klausur im Seminarkurs abgefragt. Der Text des Biblions ist auch auf der Homepage des Gymnasiums
   Bornbrook. Im Schuljahr 2010/2011 werden Fachbibliotheken dem profilgebenden Fach entsprechend besucht.

                                                                                                                                          9
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

                          und die Interessengebundenheit von Informa­                   Die Kenntnis vorgegebener grafischer
                          tionen bewertet werden können.14                           Strukturierungsformen hilft bei der bild­
                                                                                     lichen „Übersetzung“ abstrakter Sachver­halte.16
                          3.4.2 Visualisierung und Medieneinsatz                     Jede Visualisierung zwingt dazu, We­sent­liches
                          Der mediengestützte Vortrag fordert nicht                  vom Unwesentlichen zu unterschei­       den. Es
                          nur die Auswahl und die Handhabung eines                   werden Ergebnisse vorgestellt und in der
                          passenden Mediums, sondern – in ei­          nem           bildlichen Form die Analyse der Daten
                          ersten Schritt – das Visualisieren von                     unterstützt. Die grafische Darstellung deckt
                          Informationen. Die wesentlichen Aus­        sagen          Strukturen und Zusammenhänge der Daten
                          des Vortrags werden bildlich darge­     stellt, so         auf und verhilft dazu, die Kommunikation
                          dass sie prägnanter erfassbar und eindrück­                effizienter zu gestalten. Der Präsentierende
                          licher vermittelt werden. Die Visuali­    sierung          und der Zuhörer werden dazu befähigt, zu
                          ergänzt den Vortrag, erweitert das gespro-                 erkennen, zu verstehen und zu bewerten.
                          chene Wort zu einer bildlichen Vor­stellung.                  In der Wahl der Medien sind die Schüle-
                          Visualisiert wird mit Mitteln der Textge­                  rinnen und Schüler in der Regel auf die Mittel
                          staltung, mit Grafiken, mit Symbolen und                   angewiesen, die in der Schule zur Verfügung
                          Bildern. Die Visualisierungen werden – in                  stehen. Die Wahl des Mediums muss zur
                          einem zweiten Schritt – in ein für das Thema               Aufgabenstellung und zum Fach passen. Es
                          und den Vortragenden geeignetes Medium                     ist nicht immer sinnvoll, zum Beispiel eine
                          eingebunden.                                               Aufgabe im Fach Mathematik in einer Power-
                             Im Prinzip ist dieser Arbeitsschritt bei der            Point-Präsentation vorzustellen. Kreide und
                          Vorbereitung einer Präsentation auch eine                  Tafel oder eine Folie für den Overheadprojek-
                          Frage der Kreativität, die allerdings Kennt-               tor können hier überzeugender sein.
                          nisse in folgenden Bereichen voraussetzt: Die                 Kriterien für den Umgang mit den
                          Schülerinnen und Schüler                                   Medien können zum Beispiel im Seminar
                          - wissen, welche Kernfragen bei der Pla­nung               erarbeitet werden17, in der Bewertung des
                             einer Visualisierung gestellt und beant­                Medieneinsatzes bei Präsentationsleistungen
                             wortet werden müssen;                                   sind folgende Fragen hilfreich:
                          - kennen verschiedene grafische Struktu­                   - Werden die Inhalte auf Konkretes, An­­
                             rierungsformen und sind darin geübt, sie                   schauliches reduziert (z. B. Text in Form
                             zielgerichtet auszuwählen;                                 von Schlüsselworten)?
                          - beachten die allgemeinen Vorgaben zur                    - Wird mit einer Fläche umgegangen und
                             Gestaltung von Schrift, Layout und dem                     das Format geeignet genutzt?
                             Einsatz von Farbe;                                      - Sind die typografischen Entscheidungen
                          - kennen Vor- und Nachteile einzelner                         (Handschrift, Schriftgrößen, Einsatz typo­
                             Medien, so dass sie das für sie und das Thema              grafischer Hilfsmittel etc.) überzeugend?
                             geeignete Medium einsetzen können;                      - Werden Symbole und Visualisierungen
                          - sind darin geübt, die Mediennutzung in                      eingesetzt?
                             den Vortrag zu integrieren.
                                                                                     Es muss also ein einheitliches Layout gefunden
                          Die Form einer Visualisierung ordnet sich                  werden.18 Beim Einfügen von Bildern ist darauf zu
                          grundsätzlich dem Inhalt unter, großer for-                achten, dass Bilder immer eine Bildunterschrift
                          maler Aufwand kann inhaltliche Schwächen                   und einen Quellennachweis haben müssen und
                          nicht verdecken.15                                         aussagekräftig (also nicht dekorativ) sind.
                             Die Kernfragen an Visualisierungen werden
                          am besten schriftlich, zum Beispiel in Form                3.4.3 Mediengestützter Vortrag
                          von Mindmaps beantwortet.                                  Bei einem mediengestützten Vortrag sind
                             Ausganspunkt könnten folgende Leitfragen                nicht die multimediale Technik und die auf-
                          sein:                                                      wändige Animation entscheidend, sondern
                          - Welche Kerngedanke werden vermittelt?                    die Überzeugungskraft, die kommunikative
                          - Wozu dient die Darstellung?                              Kompetenz des Vortragenden. Verlangt
                          - Wer wird informiert/überzeugt?                           wird die Fähigkeit, sich verständlich auszu-
                                                                                     drücken, sich argumentativ zu behaupten,

                          14 Für die Beurteilung von Internetseiten vgl. Anlage 3. Hinweise unter: http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/
                             fachinfo/www/schulung/FITGYM/52_bewertung_von_internetquellen.html (Zugriff 27.01.2014)
                          15 vgl. Notzon (2009), S. 115
                          16 Umfangreiches Übungsmaterial findet sich in: Brüning, Ludger; Saum, Tobias (2007): Erfolgreich unterrichten durch
                             Visualisieren. Grafisches Strukturieren mit Strategien des kooperativen Lernens, Essen.
                          17 Die Initiative „Studenten machen Schule“ hat bereits mit Präsentationsprüfungen in Berlin Erfahrungen gesammelt
                             und bietet Workshops in den Schulen unter anderem auch zur Mediennutzung an. Ab Herbst arbeitet die Initiative
                             auch in Hamburg, Informationen unter: http://hamburg.studenten-machen-schule.de/page.php?2 (Zugriff: 27.1.2014)
                          18 Hinweise zur Gestaltung eines einheitlichen Layouts in den Anlagen.

10
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

mit Hilfe von Visualisierungen und dem                     kann auch ein vorstrukturiertes Arbeitsblatt
Einsatz von Medien zu überzeugen und                       sein, das bereits den grundsätzlichen Aufbau
im anschließenden Gespräch zu reagieren.                   fixiert und die Zeitplanung umfasst.
Ein guter Vortrag zeichnet sich durch die                     Jeder Vortrag folgt einer bestimmten
Überzeugungskraft der Argumente, durch                     Dramaturgie, eine Standardgliederung nach
Glaubwürdigkeit, Sachkompetenz und Enga­                   Einleitung, Hauptteil, Schluss ist ein erster
gement des Redners aus. Dies kann durch                    Ansatz und beschreibt einen Spannungsbogen.
bestimmte Trainingseinheiten oder in ein-
zelnen Modulen eingeübt werden. An dieser
Stelle werden nur die Hinweise formuliert, die             3.5 Die Dokumentation bei der
die Schülerinnen und Schüler kennen sollten                Präsentationsleistung als Klausurersatz
und nach denen mediengestützte Vorträge bei
Präsentationsleistungen zu messen sind.                    Die Präsentationsleistungen als Klausur­ersatz­
- Die strukturierte Vorbereitung des Vortrags              leistungen müssen in schriftlicher Form doku-
- Die Gliederung und Dramaturgie eines                     mentiert werden.22 Der Umfang der Doku­
   Vor­trags                                               mentation kann sich an den Angaben für die
- Die Techniken des Sprechens                              Dokumentation in der Präsentations­prüfung
- Die nonverbale Kommunikation                             orientieren.23 Zur Übung für diesen Teil der
- Der Umgang mit Nervosität und Rede­                      Prüfung kann für die Dokumentation bei
   ängsten und mit dem Geben und Nehmen                    Präsentationsleistungen Folgendes verlangt
   eines Feedbacks.                                        werden:
                                                           - das vollständige Verzeichnis der verwen­
Bei jedem Vortrag wird auf ein Publikum hin                   det­en Materialien und der Literatur
ein Bezug hergestellt. Dieser Adressatenbezug              - die Erläuterung der Struktur des Vortrags
ist jedoch bei einer Präsentationsleistung ein             - die Auflistung der inhaltlichen Untersu­
anderer als in der Abiturprüfung. Der Vortrag                 chungsschwerpunkte
vor dem Kurs muss an den Vorkenntnissen                    - die Skizze der Lösung der Aufgabe
und Erwartungen der Kursteilnehmer ansetzen                - die Reflexion des methodischen Vorgehens.
und auch eventuelle Störungen einbeziehen,
während in der Präsentationsprüfung der                    Die Dokumentation stützt eine gute Bewer­
Vortrag vor einem Fachkollegium gehalten                   tung oder kann die Bewertung negativ
wird und in ein Fachgespräch einmündet.                    gewich­ten, wenn aus den angegebenen Mate­
Die Schülerinnen und Schüler müssen auf                    ri­alien ersichtlich ist, dass nur eine oberfläch­
beide Formen vorbereitet werden. So ist es                 liche Recherche erfolgte und der Vortrag
möglich, bei der ersten Präsentationsleistung              lückenhaft ist. Die Dokumentation wird der
den Vortrag insbesondere unter dem Aspekt                  Lehrkraft zu einem festgelegten Zeitpunkt vor
der Adressatenorientierung zu bewerten,                    der Präsentation ausgehändigt.
während die zweite Präsentationsleistung                       Ungeeignet sind Handzettel, wie sie zum
eher unter dem Aspekt der Simulation einer                 Beispiel in PowerPoint ausgedruckt werden
Prüfungssituation gesehen werden kann.                     können, weil sie die Präsentation nur wieder-
   Wie ist die Vorbereitung eines Vortrages                holen. Die Dokumentation kann aber auch
zu strukturieren? „Viele Schüler/innen                     durch ein Handout, das für die Mitschüler/
scheitern an der Fülle der Fakten. Hand in                 -innen erstellt wird, ersetzt oder ergänzt wer-
Hand geht damit oft eine Fakten-Fixiertheit,               den. Handouts werden an den Universitäten
die den Zuhörern keinerlei eigene Frei- oder               oft verlangt und bieten eine Orientierung
Erfahrungsräume lässt.“19 Ein Thema kann in                während des Vortrags. Sie enthalten wesent-
einem Vortrag nicht vollständig und detail-                liche Definitionen, Abbildungen und
liert dargestellt werden. Der Vortrag muss                 Beispiele. Die Aussagen werden in Form von
sich auf die notwendigen Aspekte des Themas                Kapitelüberschriften und erläuternden Stich-
beschränken, die Darbietung also drastisch                 worten benannt. Eine weitere Möglichkeit
reduziert werden.20 Als Hinweis für die Schü-              bieten Thesenpapiere, die an Stelle eines
lerinnen und Schüler kann die Reduktion auf                Handouts oder als Erweiterung ausgegeben
drei Punkte, nach denen das Thema struk-                   werden. Dies ist aber nur sinnvoll, wenn der
turiert wird,21 vorgegeben werden. Hilfreich               Vortrag eine Pro- und Kontraargumentation

19 Endres, Wolfgang; Küffner, Moritz (2008): Rhetorik und Präsentation in der Sekundarstufe II. Das Know-how für
   Lehrer/innen und Schüler/innen, Weinheim, Basel, S. 41
20 vgl. Fromm, Martin; Paschelke, Sarah (2006): Wissenschaftliches Denken und Arbeiten. Eine Einführung und
   Anleitung für pädagogische Studiengänge, Münster, New York, S. 39
21 vgl. Endres; Küffner (2008), S. 41
22 vgl. Rahmenplan gymnasiale Oberstufe , S. 8
23 Die APO-AH schreibt im § 28,1, Satz 3 einen maximalen Umfang von 2 DIN-A4-Seiten vor.

                                                                                                                                      11
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

                          beinhaltet und eine anschließende Diskussion               - Soll ein Kompetenzraster formuliert wer­
                          der Thesen im Kurs beabsichtigt wird. An die                 den, das Anforderungsbereichen oder Zen­
                          Kursteilnehmer werden Dokumentationen                        suren­stufen zugeordnet wird?
                          oder Handouts rechtzeitig vor der Präsenta-                - Soll bei den Präsentationsleistungen als
                          tion verteilt.                                               Klau­sur­
                                                                                               ersatzleistung zwischen den fach­
                                                                                       lichen Anforderungen, dem Vortrag, dem
                                                                                       Medien­einsatz unterschieden werden?
                          3.6 Die Bewertung der Präsentations­
                          leistung im Unterricht                                     Im Folgenden werden den Anforderungen,
                                                                                     wie sie in den Abiturrichtlinien formuliert
                          Grundlage für die Bewertungen im Erwar­                    wer­ den, Aufschlüsselungen zugeordnet, die
                          tungshorizont für die Präsentations­prüfungen              ver­schie­denen Bewertungsbögen entnommen
                          im Abitur sind die in den Abitur­richtlinien im            wur­den und für Beurteilungen aus der Sicht
                          allgemeinen Teil und in den fachspezifischen               der Schüle­rinnen und Schüler formuliert wer­
                          Anlagen formulierten Hinweise. Auch die                    den können.
                          Bewertung von Präsentationsleistungen als
                          Klausurer­satzleistung orientiert sich an diesen
                          Anforde­rungen. Sie sollte unter Beteiligung
                          der Schülerinnen und Schüler erfolgen, d. h.
                          die Bewertungskriterien müssen
                          - handhabbar und transparent sein;
                          - Kompetenzen erfassen, die sie im Unterricht
                             erwerben konnten;
                          - sie motivieren, sich mit den Kriterien der
                             Bewertung und damit den Anforderungen
                             an Präsentationsleistungen auseinander­
                             zusetzen;
                          - ein Feedback- und Diagnoseinstrument sein.

                          Die Bewertungskriterien können mit den
                          Schülerinnen und Schülern gemeinsam ent-
                          wickelt werden. Dabei sollte hervorgehoben
                          werden, dass bei einer Präsentationsleistung
                          ein Problem zu lösen ist und die inhaltliche
                          Leistung gegenüber dem Medieneinsatz und
                          den rhetorischen Fähigkeiten vorrangig ist.
                             Viele Schulen haben bereits Beurteilungs-
                          raster formuliert,24 die in der Anlage sehr
                          un­terschiedlich sind. Bei der Entscheidung
                          der Schulen oder der Fachschaften für die
                          Über­ nahme eines bestehenden Rasters oder
                          die Formulierung eines neuen Vorschlags sind
                          folgende Fragestellungen hilfreich:
                          - Soll ein schulinternes fächerübergreifendes
                             Raster entwickelt werden, das die An­   for­
                             derungen an Präsentationsleistungen in
                             allen Fächern vereinheitlicht und ledig­lich
                             fachspezifische Zusätze enthält, oder ist
                             die Entwicklung eines Rasters Aufgabe der
                             einzelnen Fachschaften?
                          - Können die einzelnen Leistungen ent­
                             sprechenden Zensurenstufen zugeordnet
                             werden oder beschränkt man sich auf die
                             Zuordnung der fachlichen Leistungen zu
                             den drei Anforderungsbereichen?
                          - Werden Skalierungen zum Ankreuzen
                             vorgenommen oder soll Platz für indi­
                             viduelle Bemerkungen bestehen?

                          24 Im Anhang (Anlage 10) finden sich zwei Raster, eines vom Gymnasium Allee und eines vom Gymnasium
                             Bornbrook. Beide Raster waren für die Fortbildungen zur Bewertung von Präsentationen Arbeitsgrundlage.

12
Die Präsentationsleistung als Klausurersatzleistung

 Abiturrichtlinien                                  Stichpunkte für Bewertungsraster
 Der Prüfling setzt die gestellte Aufgabe in ein    Fachgerechte Formulierung der Fragestellung
 strukturiertes Arbeitsvorhaben um.                 Beschreibung der Problemstellung
                                                    Strukturiertheit des Materials
                                                    Vollständigkeit und sinnvolle Reduktion
                                                    Gewichtung der Information
                                                    Folgerichtigkeit der Gliederung
 Der Prüfling recherchiert Informationen            Qualität und Quantität der Recherche
 zielgerichtet.                                     Umfang und Aktualität des Materials
                                                    Authentizität des Materials
 Der Prüfling wählt geeignete Arbeitsmethoden       Auswahl und Anwendung fachspezifischer
 aus und wendet sie an.                             Methoden
                                                    Strukturieren der Aussagen
                                                    Einordnung in fachliche und überfachliche
                                                    Zusammenhänge
 Der Prüfling bereitet die Ergebnisse den           Sachgemäßer Einsatz von Visualisierungen
 Anforderungen entsprechend medial auf.             Aussagekraft der Visualisierungen
                                                    Auswahl des zum Thema passenden Mediums
                                                    Souveräner Umgang mit dem Medium
 Der Prüfling drückt sich unter angemessener        Fachsprachlichkeit
 Verwendung der Fachterminologie und auf            Verständliche, treffende Wortwahl
 Basis sicherer, aufgabenbezogener Kenntnisse
                                                    Adressatenorientiertes, weitgehend freies
 klar, strukturiert und differenziert aus.
                                                    Sprechen
                                                    Logische Nachvollziehbarkeit
                                                    Sachbezogene Körpersprache
 Der Prüfling präsentiert seine Arbeitsergebnisse   Einbindung des Mediums in den Vortrag
 unter angemessener Mediennutzung.                  Vermeidung von Redundanzen
                                                    Gliederung des Vortrags
                                                    Adäquate, sinnstiftende Lautstärke und
                                                    Sprechgeschwindigkeit
                                                    Zeitmanagement beim Vortrag
                                                    Authentisches Einbringen der eigenen Person
                                                    Differenzierte Ausdrucksfähigkeit
 Der Prüfling reflektiert die gewählte Methode,     Bezieht sich v. a. auf das Prüfungsgespräch:
 die Arbeitsschritte bei der Lösung der Aufgabe     Reflexionsfähigkeit
 sowie den Medieneinsatz bei der Präsentation
                                                    Fähigkeit, fremde Sichtweisen zu
 und gibt dazu selbstkritisch Auskunft.
                                                    berücksichtigen
                                                    Reflexion der Vermittlungsfähigkeit
                                                    Wertende, kritisch begründete Stellungnahme
                                                    Selbstständige Setzung von Impulsen
                                                    Fähigkeit zum Transfer

Insbesondere für den Präsentierenden ist            Vorgehen gestellt und mögliche Transfers her-
es wenig motivierend, wenn sofort nach              gestellt werden. Danach erfolgt ein Feedback
Beendigung des Präsentationsvortrags die            der Kursteilnehmer, das nicht kommentiert
Bewertung beginnt. Dem Vortrag schließen            wird. Dann wird das Bewertungsraster einge-
sich Verständnisfragen der Mitschüler an.           setzt und in den einzelnen Kapiteln bespro-
Dieser Teil kann so gestaltet werden, dass er       chen. Eine abschließende Bewertung muss
schon Teile eines Prüfungsgesprächs beinhal-        erst innerhalb einer Woche dem Prüfling
tet, also auch Fragen nach dem methodischen         mitgeteilt werden.25

25 vgl. Bildungsplan gymnasiale Oberstufe, S. 9.

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