FORUM - BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES - INDUSTRIE-POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE

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FORUM
         Gesundheitspolitik in der Diskussion
Institut für Gesundheitssystem-Entwicklung

                                                6 • 2018

           BEYOND PILLS AND
           MEDICAL DEVICES – INDUSTRIE-
           POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN
           VERSORGUNGSKETTE          FORUM
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MEDIA
Jenseits von Paragraphen und Verträgen lebt unser Gesundheitssystem vom Gespräch und vom Austausch der Akteu-
re. Vor allem Weiterentwicklungen unseres Gesundheitssystems finden nicht am Reißbrett statt, sondern im Diskurs
der Akteure miteinander. Mit iX-Media wird diesem Austausch eine Plattform gegeben. Wir laden „auf allen Kanälen“
zum Dialog ein: Print, Audio und Video stehen Ihnen zur Verfügung, um Ihre Positionen, Ihre Ideen, Ihre Erkenntnisse
der gesundheitspolitischen Community mitzuteilen.
Mit Dr. Albrecht Kloepfer, Dr. Jutta Visarius, Dr. Martina Kloepfer und dem übrigen iX-Media-Team stehen langjährige
Systemexperten hinter dem Projekt, die wissen wie gesundheitspolitisch der Hase läuft (und zukünftig laufen wird), die
der Komplexität des Themas auch mit einfachen Worten gerecht werden können und denen auch die technischen As-
pekte medialer Umsetzungen vertraut sind. Wenden Sie sich an uns – wir sind für Sie da!

          HIGHLIGHTS                                   GESUNDHEITSPOLITISCHER WOCHENRÜCKBLICK
Die iX-Highlights informieren immer montags über aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und liefern relevante
Hintergrundinformationen. In seinem gesundheitspolitischen Editorial bewertet Dr. Albrecht Kloepfer ein herausragen-
des Wochenthema. In der Rubrik „Mondphasen“ kommen einmal im Monat Vertreter aus Politik oder Selbstverwaltung
zu Wort. Aktuelle Dateien der Woche (Bundestagsdrucksachen, Studien etc.) können als Service zusätzlich kostenlos
abgerufen werden.

          FORUM                                               GESUNDHEITSPOLITIK IN DER DISKUSSION

Die Zeitschriften-Reihe iX-Forum greift die großen gesundheitspolitischen Themen des Gesundheitswesens auf und
bietet Ihnen die Möglichkeit, mit ausreichend Platz und in ansprechendem Rahmen Ihre Positionen, Ihre Ideen, Ihre
Erkenntnisse der gesundheitspolitischen Szene mitzuteilen. Der Clou an der Sache: Die Hefte werden bundesweit an
mehr als 2.500 gesundheitspolitische Entscheider und Meinungsführer versandt. – Wir sorgen dafür, dass Ihre Gedan-
ken Beachtung finden!

          RADIO                                                          GESUNDHEITSPOLITIK ZUM HÖREN

In monatlicher Folge widmet sich iX-Radio einem aktuellen gesundheitspolitischen Thema und lässt dazu die wichtigs-
ten Entscheider zu Wort kommen. Erläuternde Moderationen beleuchten die Hintergründe und stellen das jeweilige
Thema in den Kontext der unterschiedlichen Interessen. Ziel dabei ist, dass nicht nur die Szene sich selbst bespiegelt,
sondern dass unser komplexes Gesundheitssystem auch Außenstehenden nahe gebracht wird.

          SPOTLIGHT                                          VISUELLE PRÄSENZ IM GESUNDHEITSWESEN

iX-Spotlight ist die Video-Plattform für Ihre bildstarke Kommentierung des aktuellen Zeitgeschehens im Gesundheits-
system. Denn um überzeugende Statements sichtbar in Szene zu setzen, sind nicht nur eindrucksvolle Bilder aus-
schlaggebend, sondern vor allem auch fundierte Kenntnisse des Systems. Mit Dr. Martina Kloepfer haben wir eine büh-
nen- und filmerfahrene Expertin im Team, die auch Sie medienwirksam „in Szene setzen“ kann.

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FORUM - BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES - INDUSTRIE-POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE
Inhalt

Beyond pills and medical devices –
Industriepotentiale einer integrierten Versorgungskette

              4   Editorial
                  Dr. Jutta Visarius, Dr. Albrecht Kloepfer
                  Herausgeber

              6   Digitalisierung: Die Taktzahl im Gesundheitswesen steigt
                  Birgit Fischer
                  Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller e.V

             10   Wir brauchen ein neues Denken für das Zeitalter der medizinischen Innovationen
                  Dr. Jutta Wendel-Schrief
                  Director Market Access, MSD Deutschland

             14   Bessere Patientenversorgung durch digitalen Fortschritt –
                  doch wie kommen solche Innovationen in die Regelversorgung?
                  Sascha Glanemann                Matthias Diessel
                  MSc, MBA, Geschäftsführer       EMBA, MSc, Director Market Access &
                  Teva Specialty Medicines        Governmental Affairs, Teva Specialty Medicines

             18   Die „4D’s“ – die Eckpfeiler der Medizin von morgen
                  Prof. Dr. Jochen Maas
                  Geschäftsführer Forschung & Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
                  und Leiter des German R&D Hub

             22   Bessere Sektorenübergreifende Versorgung –
                  Oder: Wie man sich und anderen das Leben schwer machen kann
                  Britta Mizani
                  Healthcare Manager – Market & Healthcare, DESITIN ARZNEIMITTEL GMBH

             28   Die Rolle der Pharmaindustrie bei der integrierten Versorgung
                  Dr. Alexander Wilke
                  MBA, LL.M., Director Market Access & Public Affairs D-A-CH,
                  Ipsen Pharma GmbH

                  Impressum

   FORUM                                                                                           3
FORUM - BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES - INDUSTRIE-POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dass die Industrie in der Versorgung mehr Gestaltungsbe-        ner zwischenzeitlich auch schon wieder ausgestiegen (ein         hört in der Mittagspause einer Außendienstmitarbeiter-Ta-       werdende therapeutische Möglichkeiten mit komplexen
teiligung will, ist klar. Aber kann sie auch? Stimmt der        Beispiel hierzu finden Sie in dieser Ausgabe). Von „blühen-      gung – wird eine patientenorientierten Haltung Platz ma-        Versorgungssettings aus Ärzten, Krankenkassen und Indus-
Rechtsrahmen? Ist „Industrie-Denke“ mit den Vorstellun-         den Landschaften“ kann also noch keine Rede sein.                chen müssen, die nicht mehr den Umsatz mit Produkten an         trie flankiert werden sollten. Und sie beschreiben – in The-
gen von Krankenkassen und Ärzten kompatibel? Gibt es Ak-                                                                         erste Stelle setzt, sondern eine wirksame und effiziente        orie und in Praxis – wie solche Wege beschritten werden
zeptanz für solche Kooperationen bei den Versicherten und       Wo aber liegen die Hürden? Der Gesetzgeber hat mit einer         Patientenversorgung.                                            könnten, welche medizinischen Herausforderungen und In-
– nicht zu unterschätzen! – bei der Presse?                     Neuformulierung des § 140a SGB V doch eigentlich den                                                                             dikationen sich besonders gut dafür eignen und wo – bei
                                                                Weg frei gemacht? Bislang aber – so hat man den Eindruck         Ein solcher Weg wird nicht unbedingt auf Anhieb von Erfolg      allem Bedarf und bei bestem Willen der Beteiligten – die
Klar ist aber auch: Mit der wachsenden Komplexität thera-       – scheinen die „business cases“ und die unterschiedlichen        gekrönt sein, aber dahinter steht die grundsätzliche Frage,     Hürden liegen, die zukünftig aus dem Weg geräumt werden
peutischer Produkt muss die Industrie nahezu zwangsläu-         Versorgungsanforderungen nicht zusammen zu passen.               ob die Industrie auch langfristig nur mehr oder minder aus-     müssen.
fig stärker in das Versorgungsgeschehen integriert werden.      Oder sind schlicht die kulturellen Differenzen zu groß? Mög-     wechselbarer „Zulieferer“ im Gesundheitssystem sein will,       Denn der passende Rechtsrahmen ist nicht etwa der
Denn einer ersten Entwicklung, in der allmählich Arzneimit-     licherweise glauben auch alle Beteiligten (übrigens auch         oder ob sie sich auf mittlere und lange Sicht als system- und   Schlussstein für erfolgreiche trilaterale Kooperationsmo-
tel sich immer stärker mit Medizinprodukten verbinden –         Ärzte und Krankenkassen) bislang in Abgrenzung vonein-           versorgungsbeteiligter Partner dauerhaft auf annähernd          delle, er ist Ausgangspunkt und allererste Basis. Vertrauen,
beispielsweise bei den Potentialen der Darreichung und Do-      ander allemal besser leben zu können als in Kooperation          gleicher Augenhöhe etablieren will. Der erste Weg mag           Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, guter Wille und ein Engage-
sierung – wird eine zweite folgen, in der therapeutische Pro-   miteinander. Dann wäre die Not wohl noch nicht groß              schnelleren return on invest versprechen, der zweite ist ver-   ment deutlich über den 08/15-Dienst hinaus sind bislang
dukte der Industrie ohne enge Kooperation mit dem behan-        genug.                                                           mutlich der sicherere um sich langfristig im Versorgungge-      noch bei allen Beteiligten Grundvoraussetzungen für das
delnden Arzt nicht mehr ihre volle Wirkung entfalten können                                                                      schehen zu etablieren.                                          Gelingen komplexer Kooperationsmodelle in unserem Ge-
– oder vielleicht sogar gänzlich wirkungslos bleiben.           Wer allerdings bei allen möglichen Ursachen auf der Stre-                                                                        sundheitswesen. Mit dem vorliegenden Heft soll dafür ge-
                                                                cke bleibt, ist der Patient. Denn für ihn können nicht alle      Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Heftes be-          worben werden, diese Investitionen nicht zu scheuen!
Ursache dafür ist die wachsende Komplexität von Arznei-         therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Aber          schreiben Möglichkeiten (und Widrigkeiten) auf diesem
mitteln oder Medizinprodukten, deren therapeutische Po-         die wachsende Komplexität des Versorgungsgeschehens              zweiten Weg. Sie gehen davon aus, dass komplexer                Wir wünschen anregende Lektüre!
tenziale sich dem behandelnden Arzt häufig nicht mehr oh-       zeigt uns, dass es letztlich dazu keine Alternative gibt. Neu-
ne flankierende Assistenz des Herstellers vollständig er-       es Denken ist also angesagt: Den Kostenträgen muss wohl                                                            Mit herzlichen Grüßen
schließen. Ärzte und Industrie werden also immer weiter         die Angst vor „Wirtschaftsförderung auf Kosten der Solidar-
aneinanderwachsen, und es wäre daher nur ein konsequen-         gemeinschaft“ genommen werden. Und den Ärzten die
ter Schritt, auch den dritten Behandlungspartner, die Kran-     Angst vor „Einmischung in innere ärztliche Angelegenhei-
kenkassen (und ihre Daten), in ein ganzheitliches komple-       ten“.
xes Behandlungssetting zu integrieren. Nur in einer solchen
Dreierkonstellation (der dann natürlich ein eigenes Ver-        Und die Industrie: Sie vor allem wird ihren Fokus verändern
tragskonzept zugrunde liegen muss) ist schließlich ein          müssen – und sie hat sich in den letzten Jahren mehr und
lückenloses und ganzheitliches Therapieregime denkbar.          mehr dazu auf dem Weg gemacht. Wie das möglich ist, zei-
                                                                gen – in Theorie und Praxis – die Beispiele in diesem Heft.
Soweit die Theorie. Denn in der Realität des Jahres 2018        Wie also sowohl Kassen als auch Ärzte in neue Dimension
lassen sich die Beispiele für ein solches komplexes Versor-     der Kooperation vorstoßen und „Ängste“ überwinden müs-
gungssetting an den Fingern einer Hand abzählen. Und            sen, so wird sich auch die Industrie glaubhaft von lange ge-
selbst wenn entsprechende Bündnisse dann geschmiedet            pflegten Grundhaltungen verabschieden müssen. Der Satz
wurden: In verschiedenen Projekten ist der Industriepart-       „im COPD-Markt ist noch reichlich Luft nach oben“ – so ge-                   Dr. Jutta Visarius                                              Dr. Albrecht Kloepfer
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FORUM - BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES - INDUSTRIE-POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                            Digitalisierung: Die Taktzahl im Gesundheitswesen steigt                                                                                       AUSGABE 6 · 2018
Digitalisierung:
Die Taktzahl im
Gesundheitswesen
steigt                                                                                                                                                                             #PharmaDigital
                                                                                                                                                                                   Forschende Pharma-Unternehmen haben ein Ziel: Bessere und
                                                                                                                                                                                   neue Medikamente zu entwickeln. Unterstützung finden sie
                                                                                                                                                                                   dabei immer mehr durch die Digitalisierung. Schon heute sind
                                                                                                                                                                                   in allen Phasen, von der Forschung bis zur Versorgung, digitale
                                                                                                                                                                                   Anwendungen im Einsatz. Und das ist erst der Anfang.
                                                                                                                      Für forschende Pharma-Unternehmen ist die Zusammen-
                                                                                                                      arbeit Teil ihrer DNA. Zur Erforschung und Entwicklung
                                                                                                                      innovativer Arzneimittel arbeiten sie mit Ärzten, Wissen-                                                                  Forschung & Entwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                 Smart statt Big Data. Intelligente Soft ware durchsucht
                                                                                                                      schaftlern und Patientenorganisationen zusammen. Die                                                                       medizinische Datenbanken und stellt Zusammenhänge her.
                                                                                                                                                                                                                                                 Sie kann auch ganze Krankheitsprozesse simulieren.
                                                                                                                      Digitalisierung eröffnet weitere Möglichkeiten. Neue Ak-
                                                                                                                                                                                                                                                 Forscher gewinnen ein immer genaueres Bild der Abläufe
                                                                                                                                                                                                                                                 im Körper, verstehen Krankheiten besser und entwickeln
                                                                                                                                                                                                                                                 so immer präzisere Medikamente.
                                                                                                                      teure, wie Start-ups oder Tech-Pioniere, werden eben-        Produktion & Qualität
                                                                                                                                                                                   Medikamente aus der Smart Factory. Patienten müssen sich
                                                                                                                      falls Teil des Geschehens. In der Folge verbessert sich      auf ihre Medikamente verlassen können. Die Vernetzung
                                                                                                                                                                                   und Automatisierung von Produktionsanlagen helfen, Arznei-
                                                                                                                      die Behandlung der Patienten stetig. Durch eine verbes-
                                                                                                                                                                                   mittel in höchster Qualität zu produzieren. Auch nach der
                                                                                                                                                                                   Produktion ist die Digitalisierung ein ständiger Begleiter:
                                                                                                                                                                                   Seien es digitale Sicherheitsmerkmale zum Schutz vor
                                                                                                                      serte Diagnostik, die Kombination von Arzneimitteln und      Fälschungen oder elektronische Gebrauchsinformationen.
Birgit Fischer                                                                                                        Medizinprodukten sowie ergänzenden Apps wird der Weg
Hauptgeschäftsführerin des                                                                                            für ein umfassendes und smartes Therapiemanagement
Verbandes Forschender                                                                                                 geebnet, etwa bei der Behandlung von Diabetes. Zielge-                                                                     Zulassung & Diagnose
                                                                                                                      naue, individuelle Kombinationen aus Diagnose, perso-
                                                                                                                                                                                                                                                 „Eines für alle“ hilft nicht immer. Gerade bei komplexen
Arzneimittelhersteller e.V
                                                                                                                                                                                                                                                  Erkrankungen geht es darum, die richtige Therapie für jede
                                                                                                                                                                                                                                                  Patientengruppe zu finden. Digitalisierung ist der Motor für
                                                                                                                      nalisierter Therapie und flankierenden digitalen Unter-                                                                     die personalisierte Medizin. Biobanken schaffen die Ver-
                                                                                                                                                                                                                                                  knüpfung von Patientendaten aus klinischen Studien mit
                                                                                                                                                                                                                                                  genetischen Daten. Ziel ist die Entwicklung neuer Biomarker
                                                                                                                      stützungsangeboten werden die Zukunft der Behandlung         Patienten & Versorgung                                         für die Diagnostik und die Auswahl der geeigneten Therapie.
                                                                                                                                                                                   Viel mehr als Dr. Google. Patienten nutzen schon jetzt
                                                                                                                      von Patienten bestimmen.                                     Apps und Web-Portale zur Diagnostik- oder Therapieunter-
                                                                                                                                                                                   stützung. Die Sammlung und Auswertung von Daten aus
                                                                                                                                                                                   dem Versorgungsalltag können zusätzliche Nachweise zum
                                                                                                                                                                                   Nutzen von Arzneimitteln liefern, die Therapietreue erhöhen
                                                                                                                      Daten sind die harte Währung der
                                                                                                                                                                                   und den Umgang mit einer Erkrankung erleichtern.
                                                                                                                      Digitalisierung                                              Forschende Pharma-Unternehmen und digitaler Fortschritt
                                                                                                                      Neue Akteure mit neuen digitalen Angeboten ergänzen          harten Währung der Digitalisierung im Gesundheitswe-
                                                                                                                      traditionelle Gesundheits- und Versorgungsanbieter und       sen. Pharmaunternehmen sehen diese Entwicklung als
            Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist ambitioniert: Deutschland will „Vorreiter bei der           deren Leistungen. Die Übergänge zwischen den verschie-       Chance, denn der Umgang mit großen Datenmengen –
            Einführung digitaler Innovationen“ im Gesundheitswesen sein. Ein zukunftsweisendes Ziel,                  denen Versorgungsbereichen werden durchlässiger. Ko-         etwa in klinischen Studien – ist für sie ein grundlegender
            das die forschenden Pharma-Unternehmen unterstützen. Wenn es Realität werden soll, braucht                operationen und abgestimmte Therapiekonzepte werden          Bestandteil der täglichen Arbeit, ebenso aus Forschungs-
            es eine gemeinsame Richtung, branchenübergreifende Kooperationen und Experimentier-                       alltagstauglich. Das schafft einen Fortschritt für Patien-   daten medizinisches Wissen und Evidenz zu generieren.
            räume um die Umsetzung internationale Standards in Deutschland zu erproben und später                     tinnen und Patienten, deren medizinischer Bedarf und         Digitalisierte Prozesse helfen große Datenmengen zu-
            flächendeckend zu nutzen.                                                                                 deren persönliche Wünsche ins Zentrum rücken. Die            sammenzuführen, zu analysieren und neue Lösungswege
                                                                                                                      Überlegenheit in Therapie und Alltag muss sich dann          zu finden. Das Generieren von Forschungsdaten und der
                                                                                                                      auch beweisen: So werden Daten aus der Versorgung zur        Nachweis von Evidenz wird schneller und effizienter.
6                                                                                                             FORUM          FORUM                                                                                                                                                                    7
FORUM - BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES - INDUSTRIE-POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                               Digitalisierung: Die Taktzahl im Gesundheitswesen steigt     AUSGABE 6 · 2018
Bessere Anwendung und mehr                                   So unterstützen z.B. elektronische Patiententagebücher      eHealth-Markt mehr Investitionen und Innovationen. Und
Sicherheit                                                   und elektronische Fallakten die fachärztliche Versorgung    es braucht Klarheit bei Prozessen und Standards für die
                                                             bei komplexen Herausforderungen und vorhandenen             Verknüpfung, das Teilen und die Nutzung von For-
Mit Hilfe digitalisierter Prozesse kann der vorschriftsmä-   Ressourcenproblemen. Ein anderes Beispiel ist die intel-    schungsdaten. Interoperabilität von medizintechnischen
ßige und damit sichere Gebrauch von Arzneimitteln für        ligente Verknüpfung von Arzneimittel und Medizinpro-        IT-Systemen und die internationale Anschlussfähigkeit
Patienten schon bald einfacher werden. Das Pilotprojekt      dukt. Diese sogenannten Smart Devices können medizi-        des Standorts Deutschland sollten dabei oben auf der
„Gebrauchsinformation 4.0“, an dem der vfa mitarbeitet,      nische Daten digital messen, aufzeichnen und dann zur       Agenda stehen. Dann können die ambitionierten Ziele
zeigt, was geht: Die digitale Arzneimittel-Information für   Beobachtung in Echtzeit mit dem zuständigen medizini-       des Koalitionsvertrags zur digitalen Transformation im
Patienten. Überall abrufbar und jederzeit auf dem neus-      schen Fachpersonal sicher teilen. Insbesondere bei chro-    Gesundheitssystem erreicht werden und bleiben nicht
ten Stand. Heute in Deutschland erprobt, künftig in allen    nischen oder seltenen Erkrankungen mit hohem Doku-          im Ungefähren stecken.
EU-Ländern vorgesehen. Das europäisch vernetzte Pro-         mentationsaufwand und dem Bedarf an einem schnellen         Das alles ist kein Selbstzweck. Es geht vielmehr um
jekt „securPharm“ ist schon einen Schritt weiter. Es hat     Fachaustausch zwischen den unterschiedlichen Berei-         wachsendes Wissen und medizinische Fortschritte durch
den Projektstatus verlassen und geht ab Februar 2019         chen der Versorgung schafft das einen konkreten Mehr-       Digitalisierung, an denen Patientinnen und Patienten teil-
Schritt für Schritt an den Start: Hier arbeiten Apotheker,   wert für den Patienten und steigert die Versorgungs-        haben und davon profitieren. Dieser individuelle Nutzen
Großhandel und Industrie zusammen, um gefälschte Arz-        qualität.                                                   schafft zugleich einen gesellschaftlichen Mehrwert und
neimittel aus dem Verkehr zu ziehen. Das System arbei-       Die Dynamik des Fortschritts könnte jedoch noch besser      volkswirtschaftlichen Gewinn.
tet mit individuellen Packungsnummern. Tauchen etwa          für die Medizin genutzt werden. Ein aktuelles Beispiel
Nummern in der Apotheke auf, die das System nicht            dafür ist der Aufbau forschungsfreundlicher elektroni-
kennt, wird eine Prüfung in Gang gesetzt und ein Arznei-     scher Patientenakten, die den Wissenstransfer zwischen
mittel kann vor Ort aus dem Verkehr gezogen werden.          klinischer Forschung und Versorgung unterstützen. Der
                                                             Patient soll darüber entscheiden, ob er seine Daten zur
Patient: Herr der eigenen Therapie                           Verfügung stellen möchte. Für die Gesundheitspolitik be-
                                                             deutet das: Die laufenden Aktivitäten zur elektronischen
Die Sammlung (Tracking und Register) und Auswertung          Patientenakte schnell mit den Planungen zur Medizinin-
von Daten aus dem Versorgungsalltag können zusätzli-         formatik-Initiative zu verknüpfen.
che Nachweise zum Nutzen von Arzneimitteln schaffen.
Digitale Angebote unterstützen Patienten aktiv dabei, ih-    eHealth-Zielbild schafft Basis für
re Therapietreue zu erhöhen. Und das medizinische Mo-        gemeinsame Plattform
nitoring der Behandlungsdaten steigert die Sicherheit
und Qualität der Arzneimitteltherapie. Ergänzende digi-      Damit aus Chancen und Herausforderungen der Digitali-
tale Angebote bieten Patienten individualisierte Schu-       sierung auch eine Erfolgsgeschichte wird, braucht es ei-
lungsprogramme zu ihrer Erkrankung, zu alltagsrelevan-       ne gemeinsame Richtung und gemeinsames Handeln.
ten Therapiehinweisen oder zur Prävention. Beispiele         Der Blick über den Tellerrand und die Offenheit für Zu-
sind personalisierte Krankheits-Management-Program-          sammenarbeit sind entscheidend. Auch deshalb fordern
me und gezielte Lifestyle-Coachings, die den Einsatz von     die forschenden Pharma-Unternehmen mit sieben wei-
Apps, Web-Portalen und persönlichen Schulungspro-            teren Verbänden der industriellen Gesundheitswirtschaft
grammen kombinieren. Die vfa-Mitgliedsunternehmen            die Entwicklung eines branchenübergreifenden eHealth-
engagieren sich dabei in Projekten, damit Ärzte und me-      Zielbilds. Eine gemeinsame Vorstellung von dem, was
dizinisches Fachpersonal die Behandlung von Patienten        zielgerichtet und ambitioniert erreicht werden soll, wäre
stärker personalisieren, ortsunabhängiger gestalten und      ein wichtiges Signal für den Standort Deutschland. Im
damit besser in den Patientenalltag integrieren können.      internationalen Wettbewerb braucht es im deutschen
8                                                                                                            FORUM              FORUM                                                               9
FORUM - BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES - INDUSTRIE-POTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                            Wir brauchen ein neues Denken für das Zeitalter der medizinischen Innovationen                                    AUSGABE 6 · 2018
Wir brauchen ein
neues Denken für
das Zeitalter der
medizinischen
Innovationen
                                                                                                                      Man kann es kaum übersehen: Die historisch gewachse-                    ser Vorschläge umfassende Maßnahmen für eine quali-
                                                                                                                      nen Strukturen der Gesetzlichen Krankenversicherung                     tativ hochwertige, kosteneffektive, kooperativ ausgerich-
                                                                                                                      (GKV) sind einerseits leistungsstark und haben ein bei-                 tete und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in
                                                                                                                      spielhaftes Gesundheitswesen geschaffen; aber sie führ-                 Deutschland entwickeln zu wollen.
                                                                                                                      ten über die Jahre zu einer starken Fragmentierung und
                                                                                                                      Unübersichtlichkeit, vor allem für die Betroffenen, die Pa-             Die Idee, Wirtschaftlichkeits- und Qualitätspotentiale des
                                                                                                                      tienten.                                                                deutschen Gesundheitswesens über sektoren- und/oder
Dr. Jutta Wendel-Schrief                                                                                              Und in der Folge wird zu oft ein effizienter und koordi-                berufsfeldübergreifende Versorgung zu mobilisieren, be-
Director Market Access,                                                                                               nierter Behandlungsprozess über die strikte Trennung                    steht seit mehr als 30 Jahren. Ihre Aktualität ist aber hö-
                                                                                                                      der einzelnen Leistungssektoren (ambulant, stationär,                   her denn je und die Zeit drängt. Die jetzt schon erkenn-
MSD Deutschland                                                                                                       Reha), sektorale Budgetierung, aber auch durch erheb-                   und spürbare demographische Entwicklung der kommen-
                                                                                                                      liche Unterschiede in den Anreizstrukturen gebremst und                 den Jahrzehnte und die damit einhergehenden Verschie-
                                                                                                                      nicht selten komplett unmöglich gemacht.                                bungen von Krankheitsbildern, hin zu mehr chronischen
                                                                                                                                                                                              Erkrankungen und Multimorbiditäten, machen eine tief-
                                                                                                                      Informations- und Koordinationsdefizite zwischen den                    gehende Neuausrichtung des deutschen Gesundheits-
                                                                                                                      einzelnen Sektoren führen zudem seit Jahren in einzel-                  wesens dringend notwendig. In der näheren Betrachtung
                                                                                                                      nen Bereichen zu Über-, Unter- und Fehlversorgung. Die                  zeigt sich, dass das bundesdeutsche Versorgungssystem
                                                                                                                      Versuche des Gesetzgebers aus den letzten Jahren, die-                  – trotz einiger Innovationsversuche – mit dem Wandel
     Seit Ende der 80er Jahre startete die Politik in regelmäßigen Abständen neue Gesundheitsreformen, um das         se Probleme über die Ergänzung des kollektivvertraglich                 der Patientenproblematiken nicht im nötigen Maße
     deutsche Gesundheitswesen strukturell zu modernisieren oder auch einzelne Bereiche der Versorgung enger          geprägten Gesundheitssystems um einzelvertragliche Al-                  Schritt gehalten hat. Es ist immer noch zu stark auf aku-
     miteinander zu verzahnen. Selten brachten die konkreten Reformmaßnahmen und Innovationsversuche den              ternativen zu ergänzen, haben dieses Grundprobleme                      te, episodale und eindimensionale Krankheiten ausge-
     erhofften Erfolg. Man setzte dann eben eine neue Regulierung in Gang. Es wird Zeit, an einigen zentralen Stel-   bislang nicht wirklich überwinden können. Die amtieren-                 richtet. Der Zunahme chronischer und multipler Erkran-
     len über Strukturen und Voraussetzungen für eine bessere Patientenversorgung nachzudenken. Für uns als           de Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag                  kungen steht unser deutsches System unzureichend vor-
     pharmazeutisches Unternehmen ist es wichtig, gemeinsam mit der Politik, Kostenträgern und anderen Leis-          erneut diesem komplexen Thema angenommen. Eck-                          bereitet gegenüber. Aber wir brauchen aufgrund der Viel-
     tungserbringern an der Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitswesens zu arbeiten. Für das Wohl der           punkte für die Fortentwicklung der integrierten Versor-                 schichtigkeit und des oft langen Krankheitsgeschehens
     Patienten müssen wir alle unsere Komfortzonen verlassen.                                                         gung sollen bis 2020 von einer Arbeitsgruppe erarbeitet                 verstärkt interdisziplinäre und multiprofessionelle, statt
                                                                                                                      werden. Erneut wurde das Ziel ausgerufen, auf Basis die-                eindimensionale Versorgungsformen.
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BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                                  Wir brauchen ein neues Denken für das Zeitalter der medizinischen Innovationen                                   AUSGABE 6 · 2018
Das System steht vor einem                                     Damit verbunden ist ein direkter Einfluss auf die wirt-      Die Integrierte Versorgung steht und                                    Für das Wohl des Patienten müssen
Beschleunigungstrauma                                          schaftlichen Rahmenbedingungen der Unternehmen.              fällt mit der Digitalisierung                                           sektorale Scheuklappen abgelegt
                                                               Über Jahrzehnte eingeübte Rollen werden sich zuneh-                                                                                  werden
Hinzu kommt die zunehmende Digitalisierung im gesam-           mend verschieben, es bilden sich neue Kundengruppen          Besonderer Treiber integrierter Versorgungsformen ist
ten Gesundheitswesen, der immer schneller werdende             (Bsp.: MVZs, Ärztenetzwerke etc.) mit spezifischen Inte-     die schnell voranschreitende Digitalisierung im Gesund-                 Bis zur skizzierten Neuausrichtung müssen noch viele
medizinisch-technische Fortschritt und die laufenden           ressen. Neue Rahmenbedingungen werden sich etablie-          heitswesen. Die Nutzung digitaler Werkzeuge wird bei                    Hindernisse und Handicaps sowie Vorurteile zwischen
Verbesserungen in Forschung und Therapie, die das be-          ren, die das unternehmerische Umfeld verändern. Beste-       dem Bildungsprozess integrierter Versorgungsformen ei-                  den Akteuren überwunden werden. Über Jahre hat sich
stehende System vor große Herausforderungen stellen            hende Angebote müssen ausgeweitet oder modifiziert           ne entscheidende Rolle einnehmen. Die digitale Trans-                   ein System verfestigt, in dem die einzelnen Marktteilneh-
und ebenfalls Anpassungen und mehr Zusammenarbeit              werden, sonst werden sie nicht mehr marktfähig sein.         formation ermöglicht neben Verbesserungen in der Kom-                   mer zu oft gegen- als miteinander agieren, wobei man
zwischen den Akteuren notwendig machen. Unverändert            Auch wenn dies nicht von heute auf morgen passiert,          munikation zwischen den einzelnen Sektoren eine be-                     immer öfter ein Aufeinanderzugehen bemerken kann. Um
steht unser System mittelfristig vor einem Beschleuni-         muss sich die Industrie dennoch bereits heute darauf         darfsgerechtere, ziel- und zeitgenauere Steuerung der                   Potenziale des Gesundheitswesens bestmöglich nutzen
gungstrauma.                                                   einstellen und ihr bestehendes Geschäftsmodell weiter-       Versorgung.                                                             und die Qualität in den nächsten Jahren ausbauen zu
Die kommenden Entwicklungen verlangen effizientere             entwickeln.                                                  Jedoch fehlen bislang noch die politischen Rahmenbe-                    können, zum Wohle einer verbesserten Patientenversor-
Koordination, Steuerung und Vernetzung der einzelnen           Gerade für Unternehmen, die in kleinen kompetitiven          dingungen, Marktzugangsstrukturen für digitale Anwen-                   gung, muss dieses weiter verstärkt werden. Die pharma-
Leistungserbringer. Sie verlangen, im Sinne der allgemei-      Märkten tätig sind, werden die zunehmenden Integrati-        dungen, sowie notwendige Bewertungsprozesse für die                     zeutischen Unternehmen übernehmen gerne mehr Ver-
nen Managementlehre, insbesondere eine Optimierung             onstendenzen – und daraus resultierende Preisentwick-        Erstattung entsprechender Leistungen. Bei der Entwick-                  antwortung in gemeinsamen Versorgungslösungen und
der Wertschöpfungsketten im deutschen Gesundheits-             lungen – in Zukunft ein verstärktes Engagement in den        lung dieser Rahmenbedingungen ist eine verbesserte und                  wollen aktiv an der Weiterentwicklung des Gesundheits-
wesen. Allen Beteiligten ist klar, dass sich für eine Durch-   neuen Versorgungsformen strategisch notwendig ma-            koordinierte Zusammenarbeit zwischen Leistungserbrin-                   wesens mitwirken. Die Qualität in der Versorgung ist ein
setzung der neuen Versorgungsformen bestehende                 chen. Aber auch alle anderen Pharmaunternehmen wer-          gern und Kostenträgern von enormer Bedeutung. Nur so                    großes Gemeinschaftswerk. Man kann nicht nur ein Ele-
Strukturen und Prozesse tiefgreifend verändern müssen.         den sich früher oder später die Frage stellen, wie man       kann ein zentrales Effizienzziel – nämlich umfassende                   ment herausnehmen – im Gegenteil müssen wir die Kraft
Alle Akteure des Gesundheitswesens werden, ob mittel-          sich über die reine Arzneimittelversorgung hinaus als es-    Interoperabilität zwischen den Sektoren – von Beginn an                 und das Know-How in den nächsten Jahren und Jahr-
bar oder unmittelbar beteiligt, direkt oder indirekt von       sentieller Partner positionieren bzw. seine Expertise ein-   erreicht und in weiterer Folge die Qualität der Versorgung              zehnten besser nutzen und bündeln.
dieser Entwicklung betroffen sein und sollten sich darauf      bringen kann.                                                gesteigert werden.
vorbereiten und ihre Möglichkeiten ausloten.                                                                                Die Digitalisierung wird die medizinische Versorgung
                                                               Das Know-How der Industrie besser                            grundlegend verändern. Um die Potentiale auch nutzen
Auch die Pharmaindustrie muss über                             nutzen                                                       zu können, bedarf es integrierter Zusammenarbeit aller
den Tellerrand hinausblicken                                                                                                Beteiligten.
                                                               Die Expertise, die aus der pharmazeutischen Industrie in
Die pharmazeutischen Unternehmen in Deutschland sind           das System eingebracht werden könnte, ist enorm und
ebenfalls gefordert, neue Strategien für die sich abzeich-     reicht von unternehmerisch-organisatorischem und wett-
nende Veränderung der Versorgungsformen zu erarbei-            bewerblichem Know-How bis hin zu umfassenden Erfah-
ten und ihre Rolle im Gesundheitssystem ein Stück weit         rungen aus den Kerngeschäften Forschung und Entwick-
neu zu definieren. Die angestrebte Integration wird zu         lung sowie dem Vertrieb von Arzneimitteln. Gerade das
einer tiefgreifenden Veränderung der Entscheidungspro-         Ziel, eine effizient gesteuerte Versorgung unter medizi-
zesse führen, wie und wer Arzneimittel nachfragt und           nischen wie betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten
über die bestmögliche Versorgung von Patienten ent-            zu erzielen, macht die Pharmaunternehmen zu perfekten
scheidet.                                                      Partnern für andere Akteure des Gesundheitswesens.
                                                               Vereinzelte Pilot-Projekte aus der jüngeren Vergangen-
                                                               heit belegten bereits den gegenseitigen Nutzen solcher
                                                               Partnerschaften.
12                                                                                                              FORUM              FORUM                                                                                                                  13
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                          Bessere Patientenversorgung durch digitalen Fortschritt – doch wie kommen solche Innovationen in die Regelversorgung?   AUSGABE 6 · 2018
Bessere Patienten-
versorgung durch                                                                                                    Das SGB V bietet hierfür bisher kaum einen Ansatzpunkt.                gitalen Lösungen beim Einsatz im Versorgungsalltag in
digitalen Fortschritt –                                                                                             Das deutsche Erstattungssystem ist auf digitale Innova-
                                                                                                                    tionen im Arzneimittelbereich, insbesondere wenn es sich
                                                                                                                                                                                           Projekten mit gesetzlichen Krankenkassen. Aber auch
                                                                                                                                                                                           hierfür müssten erst einmal die gesetzlichen Vorausset-
doch wie kommen solche                                                                                              um Weiterentwicklungen bekannter Wirkstoffe handelt,                   zungen geschaffen werden, um solche Projekte durchzu-
Innovationen in die
                                                                                                                    kaum vorbereitet – sie sind im Prinzip gar nicht vorgese-              führen und bei Erfolg diese Produkte ins Erstattungssys-
                                                                                                                    hen. Natürlich haben diese Innovationen nicht per se ei-               tem einzuordnen.
Regelversorgung?
                                                                                                                    nen „Zusatznutzen“, nur weil sie „digitale“ Lösungen bie-
                                                                                                                    ten, auch hier gilt es, einen Nachweis eines etwaigen Zu-              Asthma-Patienten könnten von einem
                                                                                                                    satznutzen zu erbringen. Allerdings sind groß angelegte                digitalen Inhaler profitieren
                                                                                                                    klinische Studien gerade bei der digitalen Weiterentwick-
                                                                                                                    lung von Arzneimitteln mit älteren Wirkstoffen nicht fi-               Eine Indikation, in der derzeit an digitalen Verbesserun-
                                                                                                                    nanzierbar, noch sind die klassische klinischen Studien-               gen bei der Arzneimittelgabe geforscht wird, ist Asthma.
                                                                                                                    ansätze geeignet, den Zusatznutzen dieser meist auf Ad-                Weltweit nutzen viele Patienten regelmäßig Inhalations-
Sascha Glanemann                                                                                                    herence angelegten Weiterentwicklungen im Alltag nach-                 systeme. Trotz des regelmäßigen Gebrauchs der Inhaler,
MSc, MBA, Geschäftsführer,                                                                                          zuweisen. Das AMNOG-Verfahren greift in diesen Fällen                  die mit unterschiedlichen etablierten Wirkstoffen verfüg-
                                                                                                                    nicht, ein gesonderter HTA-Prozess (Health Technology                  bar sind, kann in vielen Fällen eine Krankheitskontrolle
Teva Specialty Medicines                                                                                            Assessment) für digitale Innovationen existiert nicht.                 nicht erreicht werden. Die Gründe hierfür sind verschie-
                                                                                                                    Wie kann also der zusätzliche Patientennutzen nachge-                  den, aber ein entscheidender Faktor ist die Tatsache, dass
                                                                                                                    wiesen werden? Zielführend ist die Evaluation dieser di-               die Patienten die Inhalation nicht immer korrekt aus-
Matthias Diessel
EMBA, MSc, Director Market Access                                                                                       Asthma bronchiale                  Asthma ist eine chronisch       Einsatz. Asthmamedikamente werden meist mit Hilfe jeweils
& Governmental Affairs,                                                                                                 entzündliche Atemwegserkrankung, bei der sich die Atemwe-
                                                                                                                        ge variabel verengen und die daher mit Symptomen wie (an-
                                                                                                                                                                                           spezifischer Inhalatoren eingeatmet. Dabei ist eine korrekte
                                                                                                                                                                                           Anwendung wichtig, weil die Behandlung sonst nicht richtig
Teva Specialty Medicines                                                                                                fallsartige) Atemnot und Husten einhergeht. Man unterschei-        wirkt. Die richtige Anwendung der Inhalatoren unterscheidet
                                                                                                                        det grob zwischen allergischem und nicht-allergischem Asth-        sich je nach Inhalatortyp; daher erhalten die Patienten indivi-
                                                                                                                        ma, wobei weitergehende Phenotypisierungen für die Thera-          duelle Schulungen. Darüber hinaus ist es wichtig, durch nicht-
                                                                                                                        piesteuerung oft notwendig sind. Weltweit sind zirka 300 Mil-      medikamentöse Maßnahmen die Faktoren zu vermeiden, die
                                                                                                                        lionen Menschen betroffen, wobei die Prävalenz in den              als Auslöser für eine Verschlechterung des Asthmas oder für
                                                                                                                        Industrieländern in den letzten Jahren zugenommen hat. Ziel        einen Asthma-Anfall infrage kommen.
                                                                                                                        der Behandlung ist eine Kontrolle der Erkrankung und eine
                                                                                                                        Reduzierung des zukünftigen Risikos. Asthmaanfälle, Ein-
                                                                                                                        schränkungen durch Symptome und Exazerbationen
                                                                                                                        sowie eine Verlust an Lungenfunktion sollen ver-
       Die Digitalisierung schreitet auch in der Arzneimittelversorgung mit großen Schritten voran. Zahlreiche          mieden werden. Man versucht, die Lungenfunk-
       digitale Innovation könnten die Versorgung von chronisch kranken Patienten verbessern, was langfristig           tion zu normalisieren, um somit normale kör-
       nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen positiv beeinflussen, sondern auch Kosten im Gesundheits-           perliche Aktivitäten für die Betroffenen zu er-
                                                                                                                        möglichen. Inhalative Kortikosteroide unter-
       system einsparen würde. Voraussetzung dafür ist aber der Zugang in die Patientenversorgung und eine
                                                                                                                        drücken die Entzündung und sind die wichtigs-
       Finanzierung dieser neuen Technologien. Wer übernimmt die Mehrkosten einer solchen technischen                   te Säule der Asthmatherapie. Ergänzend kommen                                                                  ASTHMA
       Innovation? Die gesetzlichen Krankenkassen, der Patient oder gar die Industrie?                                  meist ein schnell-wirkender Bronchodilatator bei         NORMAL
                                                                                                                        Bedarf sowie ggf. weitere Kontrollmedikamente zum
14                                                                                                          FORUM         FORUM                                                                                                                              15
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                                  Bessere Patientenversorgung durch digitalen Fortschritt – doch wie kommen solche Innovationen in die Regelversorgung?   AUSGABE 6 · 2018
führen. Folge sind Exazerbationen, die nicht selten mit       Solche digitalen Assets werden in Zukunft in der medizi-      Dem Hersteller böte sich dann die Option, seinen Preis
einem Krankenhausaufenthalt verbunden sind. Die Lö-           nischen Versorgung eine immer größere Rolle spielen. Es       über den Festbetrag zu setzen. Der Patient müsste dann
sung: Ein digitaler Inhaler. Er sieht aus wie ein normaler    existieren bereits sehr effektive Wirkstoffe und Wirkstoff-   die Differenz zwischen Festbetrag und Listenpreis („Auf-
Inhaler, ist aber nicht nur in der Lage zu erfassen, ob und   kombinationen. Jetzt gilt es, die dazugehörigen Devices       zahlung“) aus eigener Tasche leisten. Es hat sich aber ge-
wann der Patient inhaliert, sondern kann den Inhaliervor-     smarter zu gestalten, so dass sie zukünftigen Therapie-       zeigt, dass Patienten dazu nicht bereit sind. Sollte der Pa-
gang über eine digitale Erweiterung auch auf seine Rich-      und Monitoring-Anforderungen entsprechen.                     tient auf Grund des von ihm wahrgenommenen Zusatz-
tigkeit überprüfen. Das geschieht, indem er z.B. den Peak                                                                   nutzen doch dazu gewillt sein, würde sich das als kaum
Inspiratory Flow, die Inhalationszeit und/oder das Inha-      Stellt sich Deutschland selbst ins                            möglich erweisen, weil die Krankenkasse zu diesen Wirk-
lationsvolumen misst. Der Inspirationsfluss des Patienten     Abseits?                                                      stoffen der Inhaler Rabattverträge geschlossen hat und
durch das Inhalationssystem ist ein entscheidender Fak-                                                                     der Patient nicht nur die Aufzahlung leisten müsste, son-
tor und damit auch die wichtigste mögliche Fehlerquelle       Doch wie kommt eine solche Innovation im Bereich Asth-        dern darüber hinaus die „Mehrkosten“, die der Kranken-
bei der Benutzung. Der digitale Inhaler gibt über eine App    ma zu den betroffenen Patienten? Hier zeigen sich im          kasse durch die Abgabe des digitalen Inhalers gegenüber
Feedback an den Patienten, ob genügend Wirkstoff im           deutschen Erstattungssystem zahlreiche Hürden. Die            dem Rabattprodukt entstehen würden. Hierzu sind Pati-
Bronchialsystem angekommen ist. Theoretisch könnte            Wirkstoffe der Inhalationssysteme sind weitgehend ge-         enten erfahrungsgemäß nicht bereit.
man diese Informationen auch über eine Cloud mit dem          nerisch. Die Produkte fallen somit systemlogisch in die       Eine digitale Weiterentwicklung bewährter Wirkstoffe ist
behandelnden Arzt teilen. Trotz moderner Inhaler sind         bestehende Festbetragsgruppen. Neben den Festbeträ-           somit auf diesem Wege und in diesem Preisgefüge nicht
Inhalationsfehler auch heutzutage noch weit verbreitet.       gen sind diese Inhaler nahezu vollkommen über Rabatt-         finanzierbar, eine Markteinführung solcher Innovationen
In der Praxis werden die Ärzte immer wieder mit einem         verträge der Krankenkassen geregelt. Das bedeutet, dass       in Deutschland daher für den Entwickler auch nicht dar-
Fehlgebrauch konfrontiert, oft fallen aber falsche Inhala-    das Preisniveau bei den Inhalationssystemen sehr niedrig      stellbar.
tionstechniken gar nicht auf, was viel schlimmer ist. Teva    ist. Auch ein digitaler Inhaler würde in die Festbetrags-     Nun stellt sich die Frage, wie kann eine solche digitale In-
forscht bereits seit einigen Jahren an der Weiterentwick-     gruppen eingeordnet werden und den niedrigen Festbe-          novation dennoch in die Versorgung gelangen?
lung von Inhalationssystemen mit bewährten Wirkstoff-         trägen unterliegen, sofern der Hersteller nicht eine „the-    Ansatzpunkt könnte ein gemeinsames Modellprojekt im
kombinationen. Der digitale Inhaler könnte zu einem           rapeutische Verbesserung“ (§35 Abs. 1b SGB V) nach-           Rahmen des Innovationsfonds einer Krankenkasse mit
wichtigen Meilenstein bei der Verbesserung der Versor-        weisen kann. Allerdings ist ein solcher Nachweis bisher       dem Hersteller sein. Im Rahmen eines solchen Projektes
gung von Asthma-Patienten werden.                             noch nie gelungen.                                            wäre eine Erfassung von Versorgungsdaten in der Regel-
                                                                                                                            versorgung möglich und würde versorgungsreale Bewer-
                                                                                                                            tungen des Zusatznutzens digitaler Weiterentwicklungen
Digitale Inhaler bieten Arzt und Patient zahlreiche Vorteile                                                                ermöglichen.
Patienten-Nutzen                                              Ärzte-Nutzen
 • Rückverfolgung der Anzahl von Notfall-                      • Bereitstellung objektiver, akkurater Daten
     Anwendungen                                               • Identifikation der Ursachen einer unzureichenden
 • Ggf. Erinnerungsfunktion (Dauermedikation) und                Asthma-Kontrolle
     Adherence-Aufzeichnung                                    • Höheres Patienten-Engagement durch
 • Unterstützung für ein effizientes Arzt-Patienten-             Asthma-Aktionsplan
     Gespräch                                                  • Grundlage für ein potenzielles Frühwarnsystem
 • Tool für eine Verbesserung der Inhalationstechnik
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BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                           Die »4D’s« – die Eckpfeiler der Medizin von morgen                                                    AUSGABE 6 · 2018
Die »4D’s« –
die Eckpfeiler der
Medizin von morgen
                                                                                                                     Ohne eine exakte Diagnose – vor allem wichtig in der         das Zusammenspiel vielleicht beim sogenannten künst-
                                                                                                                     zunehmenden Personalisierung beziehungsweise Stra-           lichen (digitalen) Pankreas: Der Blutzuckerspiegel eines
                                                                                                                     tifizierung vieler Indikationsgebiete – wird kein passen-    Diabetikers wird über einen Sensor, der idealerweise im-
                                                                                                                     des Arzneimittel in der jeweiligen für den Patienten rich-   plantiert wird, erfasst (Diagnosis). Via spezifischer Al-
                                                                                                                     tigen Dosis auswählbar sein. Und da heute ein Großteil       gorithmen (Data) wird der ermittelte Wert dazu verwen-
                                                                                                                     der Arzneimittel bereits Biologicals sind – also große       det, über eine Pumpe (Device) das notwendige Arznei-
                                                                                                                     Moleküle, die oral nicht verabreicht werden können –,        mittel (Drug), in diesem Beispiel Insulin und/oder Glu-
                                                                                                                     wird ein Device für die Applikation unerlässlich sein. Um    cagon, in der richtigen Dosis zu applizieren. Der Patient
Prof. Dr. Jochen Maas                                                                                                hier dann die richtige Dosis auszuwählen, müssen die         wird dadurch zunehmend unabhängig, da alle Prozesse
Geschäftsführer Forschung &                                                                                          Algorithmen zwischen Diagnose, Arznei-                       automatisch ablaufen.
                                                                                                                     mittel und Device genau definiert
Entwicklung der Sanofi-Aventis                                                                                       sein. Beispiele hierfür gibt es be-
Deutschland GmbH und Leiter des                                                                                      reits viele, am deutlichsten wird
German R&D Hub
                                                                                                                     Beispiel eines
                                                                                                                     integrierten Ansatzes:
        Der Patient von morgen wird für sein spezifisches Gesundheitsproblem nicht mehr nur Arzneimittel –
        also Tabletten, Spritzen oder Kapseln – erwarten, sondern eine individuelle und auf ihn zugeschnittene
        Gesamtlösung. Diese wird natürlich weiterhin die Arzneimittel enthalten (Drugs), darüber hinaus aber
        auch exakte Diagnoseverfahren (Diagnosis), die entsprechenden Applikationshilfen (Devices) und die
        meist über Algorithmen vermittelte Verbindung von Diagnose und Arzneimittel (Data). Diagnosis, Drug,
        Device und Data werden über digitalisierte Verfahren verbunden sind, sodass manchmal aus den „4D’s“
        schon die „5D’s“ werden (Digitalisierung).
18                                                                                                           FORUM          FORUM                                                                                                       19
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                                          Die »4D’s« – die Eckpfeiler der Medizin von morgen                                                    AUSGABE 6 · 2018
Zugegeben, hier handelt es sich noch um eine Vision,                reicht – auch hier ein Zusammenwirken der 4 D’s. Die            Es gibt weltweit keine Pharmafirma, die eine tiefe Ex-      fiehlt. Der Umgang mit großen Datenmengen, deren Aus-
allerdings schon um eine weit fortgeschrittene. Auch in             genannten vier Bereiche werden jedoch bis heute immer           pertise in allen genannten Bereichen hat, maximal wer-      wertung und Interpretation sowie die Berechnung der
anderen Bereichen rücken die 4 D’s immer weiter zu-                 noch von verschiedenen Industriezweigen bedient: Der            den zwei der 4 D’s innerhalb eines Unternehmens abge-       entsprechenden Algorithmen ist die Kernkompetenz gro-
sammen: In der Onkologie wird fast immer das Medika-                Bereich Diagnose überwiegend von der Diagnostikindus-           deckt. Jedoch verlangt der aufgeklärte Patient von heu-     ßer Softwareanbieter – und auch mit denen müssen Ko-
ment nach einer exakten Analyse der Gen-Ausstattung                 trie, die Arzneimittel von der Pharmaindustrie, Devices         te zu Recht mehr als Arzneimittel von den Unternehmen       operationen initiiert werden. Es gibt schon einige solcher
des Tumors ausgewählt. Wenn es sich um einen Antikör-               von der Medizintechnik und der gesamte Datenbereich             und den Gesundheitssystemen. Diese Situation verlangt       enger Verbindungen und es werden immer mehr werden.
per handelt, wird dieser dann über ein Device verab-                aus der Hard- und Softwareindustrie.                            demnach eine deutliche Intensivierung von Kooperati-        Und nicht zuletzt sind bei allen 4 Ds die Zusammenar-
                                                                                                                                    onsmodellen. Denn die Eckpfeiler der Medizin von mor-       beit und der Erkenntnisgewinn in enger Kooperation mit
                                                                                                                                    gen erfordern nicht nur eine Zusammenarbeit zwischen        den Patienten und Patientenorganisationen von immen-
                                                     Therapeutisches Ökosystem                                                      den beteiligten Industrien, die sich auch zunehmend ab-     ser Bedeutung. Keine klinische Studie, keine Patienten-
                                                                                                                                    zuzeichnen beginnt, sondern auch eine Intensivierung        Stratifizierung - wie beispielsweise in großen internati-
       • Jedes Ökosystem ist für eine spezifische Medikamenten- und Patientenpopulation optimiert.                                  der Kooperationen mit Akademia und dem Bereich Pu-          onalen Projekten wie der Innovative Medicines Initiative
       • Alle Elemente sind Adherence-Data-fähig.                                                                                   blic Private Partnership. Was wiederum neue Plattfor-       (IMI) - wären denkbar ohne das direkte Mitwirken der
                                                                                                                                    men für wissenschaftliche Erkenntnisse schafft, die für     Patienten oder das Bereitstellen von anonymisierten Pa-
       • Nahtlose Integration für wertorientierte Gesundheitsergebnisse.
                                                                                                                                    die künftigen Forschungen und Entwicklungen genutzt         tientendaten. Auch neue Applikationshilfen oder die
       • Bereitstellung einer langfristigen Kundenbindung und Markenpräferenz.
                                                                                                                                    werden können.                                              Nutzung und Auswertung digitaler Devices können nur
                                                                                                                                    Solche Kooperationen sollten auch den Mut haben, neu-       unter Einbindung und direkter Beteiligung der Patienten
      Injizierbares        Applikationshilfe zur         Smartphone App                Data Hubs            Diagnosewerkzeug
                                                                                                                                    en Modellen zu folgen. Dazu gehören gemeinsame Pro-         ermöglicht und optimiert werden.
      Medikament           Medikamentengabe                                                                oder anderes Zubehör
                                                                                                                                    jektteams, die von Projektbeginn an auch in der täglichen   Vieles ist hier bereits in Bewegung und hat sich in der
 • Subkutane              • In der Hand oder am       • Download-Funktionen      • Notwendigkeit der       • Biosensoren oder
   Verabreichung            Körper tragbar              inkl.Therapiekalender,     Zuweisung von             Bioinformatiksysteme   Arbeit intensiv zusammenarbeiten, idealerweise sogar        Kooperation der Industrien untereinander oder mir Pri-
                                                        Erinnerungen /             Zugriffsebenen für                               in gemeinsamen Labors oder Fertigungsstätten. Für die       vate Partnern verändert. Die digitalen und mobilen Ge-
 • Flüssig oder           • Einweg oder                                                                    • Ins Applikationssys-
                                                        Eingabeaufforderun-                                                         beteiligten Partner muss es die entsprechenden Anreize      sundheitsanwendungen und entsprechende selbstler-
   lyophilisiert            wiederverwendbar                                      • Stakeholder              tem integriert oder
                                                        gen, bevorzugte
                                                                                                             Zusatzgerät            geben und auch der Kontakt zu den Zulassungsbehörden        nende Algorithmen werden das heutige Gesundheits-
 • Vorgefüllt oder        • Vorkonfigurierte            Einstellungen             • Verordner
   füllzeitgerecht Anwen-   Einspritzgeschwindig-                                                                                   muss von Anbeginn an sorgfältig gepflegt werden.            system weiterentwickeln. Letztlich wird die Kooperation
                                                      • Upload-Funktionen         • PBMs / GPOs
   dung                     keit und –dauer                                                                                         Diagnostikindustrie, Pharmaindustrie und die Medizin-       der einzelnen Player in den Gesundheitssystem hier ge-
                                                        z.B. Fertigstellungs-
                                                                                  • Arzneimittelanbieter
 • Raumtemperatur oder    • Datenkonnektivität          plan, Persistenzrate                                                        technik – also die drei ersten D’s – haben bereits viele    nauswenig verzichtbar sein, wie das Zusammenwirken
   gekühlt                  über Bluetooth LE etc.                                • Kostenträger                                    Erfahrungen in gemeinsamen Projekten, mit der Daten-        der „5D’s“
                                                      • Datensicherheit
 • Frequenz der           • Touchscreens,                                         • Regierung                                       industrie taucht aber ein neuer Mitspieler auf. Insgesamt
                                                      • Call Center / Hotline
   Injektion                Medikamentenerwär-                                                                                      ist die Digitalisierung in der Pharmabranche im Vergleich
                                                                                  • Behörde
                            mung, RFID-Scannen
 • Pflegeumgebung
                                                                                 • Zusammenarbeit mit
                                                                                                                                    zu anderen Industrien nicht besonders weit fortgeschrit-
   (zu Hause oder         • Gebrauchsfertige
                                                                                   Datenspezialisten                                ten, so dass sich auch in diesem Bereich ein enger Schul-
   anderswo)                Lieferung oder
                            Vorbereitung nötig                                                                                      terschluss mit den entsprechenden Industrien emp-
20                                                                                                                        FORUM            FORUM                                                                                                       21
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                      Bessere Sektorenübergreifende Versorgung – Oder: Wie man sich und anderen das Leben schwer machen kann        AUSGABE 6 · 2018
Bessere Sektoren-
übergreifende
Versorgung – Oder:
Wie man sich und                                                                                                Die Enttäuschung im Raum ist allseits groß: Michael                 Versorgungsverbesserung
                                                                                                                                                                                    »Norddeutsches Epilepsienetz«
anderen das Leben
                                                                                                                Hennrich, Bundestagsabgeordneter der CDU und Mitglied
                                                                                                                im Gesundheitsausschuss nimmt im Rahmen des BPI-
schwer machen kann
                                                                                                                Unternehmertages die pharmazeutische Industrie ins Ge-              Gleich 2011 haben wir – genau auf der Grundlage der von
                                                                                                                bet: Die Politik habe doch ausdrücklich eine Industriebe-           Hennrich skizzierten Grundlage – einen Versorgungsver-
                                                                                                                teiligung bei der Besonderen Versorgung nach §140a vor-             trag an den Start gebracht, um gemeinsam mit Ärzten,
                                                                                                                gesehen – und bislang sei davon nichts zu sehen...                  Krankenkassen, Kliniken und einer Managementgesell-
                                                                                                                Lange Gesichter und Kopfschütteln bei den anwesenden                schaft die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit
                                                                                                                Industrievertretern: Über die Versorgungs- und Vertrags-            schwer einstellbaren Epilepsien zu verbessern. Es hat drei
                                                                                                                realität an der Basis scheint die Politik im Bundestag nicht        Jahre Vorbereitung, Verhandlungen, Diskussionen und
                                                                                                                lückenlos informiert zu sein. Denn Versuche, sich mit               viel Kraft und Ausdauer gekostet. Mitgemacht haben
                                                                                                                Krankenkassen auf patientenorientierte gemeinsame                   Krankenkassen, deren Mitarbeiter sich besonders für die
                                                                                                                Konzepte zu einigen, gibt es genug – indes, so die Erfah-           Krankheit interessiert und engagiert haben. Das Thera-
                                                                                                                rungen aus unserer Sicht: Die Rahmenbedingungen stim-               piezentrum Raisdorf des Deutschen Roten Kreuzes in
Britta Mizani                                                                                                   men einfach nicht.                                                  Schleswig-Holstein steht im Mittelpunkt der Versorgung.
Healthcare Manager –                                                                                            Dabei hat Herr Hennrich in der Sache natürlich recht. Seit
                                                                                                                2011 gibt es endlich auch für Arzneimittelhersteller die            Wer sind wir und wo liegen die
Market & Healthcare,                                                                                            Möglichkeit sich an Verträgen zur integrierten Versorgung           Versorgungsprobleme?
DESITIN ARZNEIMITTEL GMBH                                                                                       zu beteiligen. Wir haben das sehr begrüßt und uns auf den
                                                                                                                Weg begeben.                                                        Wir produzieren an unserem Standort in Hamburg Arznei-
                                                                                                                Neue Versorgungsmodelle: Eine Vernetzung der Behand-                mittel. Als Spezialist und Hersteller patientenfreundlicher
                                                                                                                lungsebenen, bei der sich alle Beteiligten gegenseitig mit          Darreichungsformen für den Bereich Epilepsie kennen wir
                                                                                                                ihrem Fachwissen unterstützen. Das ist gewollt und wird             uns in dieser Indikation sehr gut aus.
                                                                                                                – so meint Michael Hennrich – von Seiten der Gesetzge-
                                                                                                                bung ausreichend gefördert.                                         Epilepsie – Gewitterstürme im Gehirn
                                                                                                                Ja, es gibt immer wieder neue Gesetze, die den Weg zur
                                                                                                                Versorgungsverbesserung erleichtern sollen. Von der An-             Besonders Kinder und alte Menschen sind von dieser
                                                                                                                schubfinanzierung über Modellvorhaben und Versor-                   chronischen Krankheit betroffen. Das erklärt, weshalb
                                                                                                                gungsverträge bis hin zum Innovationsfonds. Warum aber              besondere Darreichungsformen wichtig sind und die
                                                                                                                gibt es hierzu dann kaum nennenswerte und nachhaltige               Einnahme erleichtern können. Epilepsie ist keine der
           Ja, es gibt immer wieder neue Gesetze, die den Weg zur Versorgungsverbesserung erleichtern           Beispiele? Warum hapert es noch immer in der Umset-                 großen Volkskrankheiten, aber die Epilepsie ist eine der
           sollen. Von der Anschubfinanzierung über Modellvorhaben und Versorgungsverträge bis hin              zung? Hierzu im Folgenden ein Beispiel aus der Praxis:              am weitesten verbreiteten chronischen Erkrankungen im
           zum Innovationsfonds. Warum aber gibt es hierzu dann kaum nennenswerte und nachhaltige                                                                                   Kindesalter. Bundesweit erkranken jährlich ungefähr
           Beispiele? Warum hapert es noch immer in der Umsetzung?                                                                                                                  40.000 Menschen neu an Epilepsie. Ca. 44% davon sind
                                                                                                                                                                                    Kinder, die jünger sind als 10 Jahre. Ca. 60% der
22                                                                                                      FORUM         FORUM                                                                                                                 23
BEYOND PILLS AND MEDICAL DEVICES – INDUSTRIEPOTENTIALE EINER INTEGRIERTEN VERSORGUNGSKETTE                                  Bessere Sektorenübergreifende Versorgung – Oder: Wie man sich und anderen das Leben schwer machen kann        AUSGABE 6 · 2018
Neuerkrankungen betreffen Jugendliche unter 20 Jahre.       Lässt sich eine Kooperation mit einem                           wer die Daten sehen darf. Die Daten gehören dem Pati-               Die Krankenkassen stehen miteinander im Wettbewerb.
Epilepsie tritt bei 1% der Menschen auf. In der Regel       Arzneimittelhersteller gegenüber der                            enten. Die Krankenkassen profitieren von der Versor-                „Zu gute“ Versorgungsangebote bringen die „Gefahr“ mit
können 2/3 der Betroffenen durch Antiepileptika             Öffentlichkeit vertreten?                                       gungsqualität. Weniger Arztbesuche, weniger Klinikein-              sich, dass betroffene Patienten von anderen Krankenkas-
anfallsfrei werden.                                                                                                         weisungen sind das Ziel. Davon profitiert auch der Patient.         sen zuwandern. Das will das Unternehmen „Krankenkas-
                                                            Industriepartner können schon allein durch ihre Manage-         Außerdem hat er „seine Daten“ überall dabei und muss                se“ unbedingt vermeiden.
Bei dem verbleibenden Drittel der Menschen – und hier       menterfahrung hilfreich sein. Die Möglichkeit, sich an ei-      vielleicht gar nicht erst zum Arzt fahren.                          Den Patienten fehlen die Transparenz und die Informati-
sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die nicht an-     ner Versorgungsverbesserung beteiligen zu dürfen, macht         Also: Ein funktionierender, erfolgreicher IV-Vertrag. Ein           on über Versorgungsangebote. Denn im GKV-System dür-
fallsfrei werden – beginnt eine jahrelange und oft unko-    durchaus Sinn. Das Misstrauen gegenüber den Arzneimit-          Musterbeispiel einer Versorgungsverbesserung in einer               fen Patienten, die von der Versorgungsverbesserung pro-
ordinierte Behandlungsodyssee. Ärzte-Hopping ist eher       telherstellern ist, gerade von Seiten der Krankenkassen,        Nischenindikation. Im Flächenland Schleswig-Holstein                fitieren würden, nicht direkt angeschrieben und informiert
die Regel als die Ausnahme. Immer wieder kommt es zu        noch immer zu groß. Seit 2008 besteht zusätzlich die            ist damit für die Patienten und Ärzte die Versorgung im             werden.
Krankenhauseinweisungen, die vermieden werden könn-         Angst, dass Arzneimittel-Rabattverträge behindert wer-          Bereich Epilepsie deutlich verbessert und vereinfacht               Für die Ärzte ist der verlangte Einschreibungsprozess zu
ten. Eltern müssen sich frei nehmen, um ihre Kinder zu      den. In der Realität heißt das, dass unsere besonderen          worden.                                                             kompliziert. Jede Krankenkasse hat für dasselbe Projekt
begleiten und zu betreuen. Die psychosoziale Belastung      Darreichungsformen gar nicht Teil des Versorgungsver-           Das klingt wunderbar und leicht umsetzbar, sollte man               unterschiedliche Formulare und Vorgaben. Dem Arzt fehlt
ist extrem groß. Die Belastungen betreffen das gesamte      trags wurden. Dabei besteht die gesetzliche Möglichkeit         denken, denn alle Beteiligten wollen ja das Gleiche: Es             schlichtweg die Zeit, sich mit dieser zusätzlichen Büro-
familiäre Umfeld. Die Zahl der Alleinerziehenden ist dem-   und ist als Anreiz für die Arzneimittelhersteller formuliert.   soll dem Patienten schnell geholfen werden und die me-              kratie auseinanderzusetzen. Auch die Ärzte müssen sich
entsprechend hoch.                                          Ein Zwischenfazit an dieser Stelle: Rabattverträge dürfen       dizinische Versorgung soll optimiert werden.                        einschreiben. Der Arzt erhält einen minimalen Betrag als
                                                            die Versorgungsmodelle nicht unterlaufen. Hier kann nur                                                                             Aufwandentschädigung, der in keinem Verhältnis zum
Wie kann Versorgung verbessert                              die Politik helfen.                                             Versorgung verbessern –                                             Aufwand steht. Pro eingeschriebenem Versicherten sind
werden? Das Herzstück ist ein                                                                                               schwer gemacht                                                      fünf Dokumentations- und Einschreibebögen zu befüllen.
elektronischer Behandlungskalender                          Was genau hat sich durch den IV-                                                                                                    Ein Arzt überlegt sich sehr genau, was das für ihn an Mehr-
                                                            Vertrag nach § 140 a SGB V verbessert?                          Freie Bahn also für vernünftige Versorgungskonzepte, wie            aufwand bedeutet. Wenn die kooperierende Krankenkas-
Desitin ist Spezialist und im engen Fachaustausch mit den                                                                   sie die Politik mit der Industriebeteiligung im neuen               se zu klein ist, dann findet ein Arzt einen passenden Pa-
Epileptologen. Wir wissen daher um die Komplexität der      Seit 2011 gibt es das Norddeutsche Epilepsienetz und            §140a SG V vorgesehen hat? Weit gefehlt: Die Realität               tienten in seiner Praxis vielleicht nie. Außerdem fürchten
Erkrankung und kennen die Schwierigkeiten, die Übersicht    den integrierten Versorgungsvertrag in Schleswig-Hol-           sieht ganz anders aus, und viel zu viele Hürden sind für            die Ärzte den Vorwurf einer Vorteilsgewährung an den
über das komplexe Anfallsgeschehen und die Therapie         stein. Ärzte und Patienten haben endlich die Möglichkeit,       alle Beteiligten zu überspringen:                                   Arzneimittelhersteller, der ihnen eine zusätzliche Opti-
zu behalten, und haben reagiert. Unsere Lösung: Ein elek-   die langen und komplexen Behandlungsverläufe, die Ein-          Für die Krankenkassen sind die Reaktionen ihrer Auf-                mierung im Versorgungsmanagement anbietet.
tronischer Behandlungskalender, entwickelt von zwei Pro-    nahme vieler verschiedener Medikamente und Kombina-             sichtsbehörden noch immer nicht einschätzbar und das                Alle Kosten, die so einen Vertrag zum Laufen bringen, bis
fessoren aus Greifswald und weiterentwickelt durch Soft-    tionen, die erwünschte Wirkung und unerwünschten Ef-            schafft Verunsicherung. Zusätzliche Kosten, beispielswei-           zum Druck der Einschreibungsunterlagen, trägt der Part-
ware-Spezialisten im Auftrag von Desitin: EPI-Vista®.       fekte auf einen Blick zu erfassen. Sie stehen über die in-      se für die Vertragsbetreuung bedeuten hohen Bürokra-                ner „Arzneimittelhersteller“. Und dennoch wird er kaum
Die digitale Lösung hilft, die Übersicht über die Anfälle   tegrierte Mailfunktion in einem geordneten und direkten         tieaufwand. Die Anforderungen an einen IV-Vertrag sind              genannt. Zu groß ist die Angst vor der vermuteten nega-
und die Therapie zu behalten. Eine Mailfunktion hält den    Austausch miteinander. Die Ärztekammer in Schleswig-            hoch.                                                               tiven Wirkung auf die Öffentlichkeit. Wir erinnern uns: An
Kontakt zwischen Arzt und Patient und gibt Sicherheit im    Holstein hat zudem die ärztliche Fernbehandlung via Te-                                                                             die Bekanntgabe des so genannten „Schizophrenie-Ver-
Umgang mit der Erkrankung.                                  lefon und Internet im April 2018 beschlossen und die Be-                                                                            trags“ des Herstellers Janssen-Cilag mit der AOK-Nieder-
                                                            rufsordnung geändert. Die Datenschutzanforderungen                                                                                  sachsen schloss sich eine monatelange Negativkampag-
                                                            sind auf dem neuesten Stand. Der Patient entscheidet,                                                                               ne an. Die Rabattverträge tun ihr übriges.
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