Technik und Tipps Das Projekt Pythagoras und ein Mitgliedertreffen der besonderen Art

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Technik und Tipps Das Projekt Pythagoras und ein Mitgliedertreffen der besonderen Art
Technik und Tipps

Das Projekt Pythagoras und ein Mitgliedertreffen der besonderen Art
Von Ernst Müller

Zum Titelbild:
Der Plattenspieler Pythagoras des norwegischen Unternehmens Audiostone und seine Technik wurden im März an
unserem Mitgliedertreffen in Winterthur vorgestellt. Was sich Micha Huber als Projektleiter dieses sehr aufwän-
digen und teuren Laufwerks überlegt hat, erfahren Sie in dieser Ausgabe. Auf unserem Titelbild umrahmen Svein
Oddvar Osen, der Besitzer von Audiostone, und Micha Huber ihr Werk.

AAA-Bulletin Ausgabe Frühling 2008
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Das Projekt Pythagoras und ein Mitgliedertreffen der besonderen Art
Von Ernst Müller

    Im Rahmen des Mitgliedertreffens vom 8. März 2008
hat Micha Huber in einem begeisternden Ambiente das
Audiostone-Projekt Pythagoras erstmals in Europa vorge-
stellt. Dieses Laufwerk war bereits im Januar auf der CES in
Las Vegas zu bewundern und hat von dort direkt den Weg
nach Winterthur gefunden. Bewegte und zufriedene Ge-
sichter und ein Hauch von Internationalität haben die gut
besuchte Veranstaltung geprägt.

    Nun, der Einzige werde ich wohl nicht sein, der wohl-
gestimmt und mit erweitertem Horizont das eindrückliche
Meeting in Winterthur verlassen hat; auch in anderen Ge-
sichtern von Besuchern stand deutlich zu lesen, sie hätten
an diesem Nachmittag etwas Besonderes erlebt. Da ist
zunächst der Rahmen zu nennen, der die Gedankenwelt
der Besucher nicht auf «wie üblich» eingestellt sein liess:
Der Loft unseres Mitglieds Alfred Künzler in einem prächtig
umgebauten alten Industriegebäude mit Blick auf die Ge-               Micha Huber hat in einer schlichten Powerpoint-Präsen-
leise des Bahnhofs Winterthur und die Offenheit des Gast-         tation den Anwesenden Ideen und Konzepte des Pythago-
gebers luden zu regen Gesprächen ein, die ob all den zu           ras erläutert. Seinen Überlegungen zu einer Schwingungs-
geniessenden kulinarischen Feinheiten drei Stunden wie im         dämpfung durch unharmonische Verhältnisse, zu einer be-
Nu vergehen liessen.                                              wusst asymmetrischen Anordnung des Laufwerks in der
                                                                  Granitplatte, zum Kalibriersystem des Antriebs, zur Technik
   Der eine oder andere Besucher mag vielleicht bedauert          des Lagers (harte Kopplung etc.) wurden abgerundet durch
haben, dass für dieses Mal nicht sehr viel Musik gehört           seine auf grosses Interesse stossenden Ausführungen zu ei-
wurde. Im Zentrum des Anlasses stand indessen die Prä-            ner neuartigen Technik der Plattenklemme, welche durch
sentation des Projekts Pythagoras durch unser Mitglied            eine genau definierte Verformung des Labels einen voll-
Micha Huber. Einiges zu diesem hier vorgestellten Platten-        flächigen Kontakt zwischen Schallplatte und Tellerober-
spieler kann der Leser den nächsten Seiten (Gespräch mit          fläche garantiert.
Micha Huber) entnehmen. Folgendes sei hier verraten:
                                                                      Noch genauer zu den technischen Details möchte ich
   Idee und Konzept für das Laufwerk Pythagoras stam-             mich hier nicht äussern, fühle mich sachlich auch nicht kom-
men von Svein Oddvar Osen, dem Besitzer von Audio-                petent genug. Und schliesslich möchten Sie sich als Leser
stone aus Norwegen. – Er, ein weiteres leitendes Mitglied         auch nicht von einem Geisteswissenschaftler das Funktio-
des Unternehmens und der am Ende erwähnte Herr aus                nieren eines Automotors erklären lassen oder als Musik-
Schottland gaben dem Anlass einen Touch von Internatio-           liebhaber von Mitgliedern eines Laienchors von Pensio-
nalität. Jedenfalls ist es mein erster AAA-Anlass, bei dem        nierten die schönsten Mozartarien vorgesungen bekom-
auch rege englisch gesprochen wurde. – Micha Huber                men, was nichts gegen Geisteswissenschaftler und gegen
war der Projektleiter, was heisst, dass er von Audiostone         Laienchöre sagen möchte, sondern daran erinnert, dass
den Auftrag erhalten hat, ohne irgendwelche sonst be-             man, wenn man sich äussert, bei dem bleiben soll, was
schränkende und Kompromisse verlangende Rahmenbe-                 man weiss und kann.
dingungen einen Plattenspieler zu entwickeln, bei dem das
Laufwerk mit Teller aus norwegischem Granit in die oberste            Und was Micha Huber kann, hat er an diesem Nach-
Rack-Platte aus Granit integriert ist. Das Laufwerk ist mit ei-   mittag eindrücklich gezeigt. Mit ruhiger und sachlicher
nem Thales-Arm kombiniert. Das Ganze wird aus harten              Stimme hat er präzise dem interessierten Publikum erläutert,
Materialien (Granit und rostfreiem Edelstahl) in Norwegen         was alles zusammenspielt, wenn die Konstruktion eines
produziert.                                                       Plattenspielers am Schluss vollendet Musik reproduzieren

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                                                                 Jedenfalls hat er eine erste Tonarmkonstruktion, bei der er
                                                                 versucht hat, die Problematik der Führung des Tonabneh-
                                                                 mers zumindest optisch und mental nachzuvollziehen, im
                                                                 Gespräch mit seinem Vater aus Lego-Teilen gefertigt. Ein
                                                                 paar Jahre später, nunmehr mit hochwertigen Materialien,
                                                                 die teilweise aus der Uhrenindustrie stammen, war der Tha-
                                                                 les vollendet. Der Thales-Arm sieht zwar faszinierend aus,
                                                                 ist aber kein Designerstück. Antrieb für die Fertigung war
                                                                 stets das optimale Lösen einer Problemstellung; da ist
                                                                 nichts, was bloss dem Effekt dient. Und dies ist auch beim
                                                                 Projekt Pythagoras festzustellen: Dies ist kein Plattenspieler,
                                                                 dem man ansieht, was er kostet. Das Geld verschwindet
Helfende Hände zuhauf. Michas Mutter (Bildmitte) war sichtlich   buchstäblich in optimierten Lösungen von schwierigen Auf-
stolz auf ihren Sohn.
                                                                 gaben und in kaum oder nur diskret sichtbaren hochwerti-
soll. Und das ist schon erstaunlich; jedenfalls habe ich vie-    gen Fertigungsteilen. Vor dem Pythagoras steht man viel-
les gelernt, ist mir vieles bewusst geworden. Das Beson-         leicht staunend, weil man so etwas noch nie gesehen hat;
dere an der Person Micha Hubers – und nach drei Jahren           es kommt einem aber nicht zuerst in den Sinn, das Ding
regelmässigem Kontakt mit ihm erlaube ich mir, dies zu sa-       müsse ja unglaublich teuer sein, so wie das aussehe. Was
gen – ist bestimmt, dass aus seinem Mund nie Sätze wie           da gesagt ist, gilt wohl im übertragenen Sinne auch für
«Was wir der Konkurrenz voraus haben...» oder «Wir ha-           den Schöpfer dieser Produkte.
ben bestimmt eine optimale Lösung für Sie...» kommen
werden. Stets ist er der mit emotionsfreier Stimme sachlich         Nun, den Pythagoras, den es ja erst als Prototypen
Erklärende, der nicht die geschäftstüchtige absolute Ant-        gibt, kann man nicht demnächst irgendwo besichtigen. Ein
wort auf eine gestellte Frage liefert, sondern dem Fragen-       bisschen sind wir aber stolz darauf, in unserem beschei-
den die Komplexität der Problemstellung, die da gelöst           denen Vereinsrahmen einigen Interessierten eine Gelegen-
werden soll, vor Augen führt. Micha Huber scheint nicht          heit geboten zu haben.
die Kunden zu suchen, vielmehr dürften diese an ihn ge-
langen.                                                              Und vielleicht noch dies: Auf den Gesichtern der Ver-
                                                                 anstaltungsbesucher stand am Ende nicht geschrieben,
    Man muss sich vergegenwärtigen, dass Micha Jahr-             dass sie unter der Frage litten, ob sie sich den Pythagoras
gang 1980 hat und heute internationale Beachtung für             für 50'000.– Euro nun kaufen sollten oder nicht. Sie mach-
seine Konstruktionen besitzt. Vor drei Jahren, im Alter von      ten eher den zufriedenen Eindruck, nun etwas mehr von
25, hat er den Thales Arm am gleichen Ort in Winterthur          der Konstruktion von Plattenspielern zu wissen. Zugege-
offiziell vorgestellt. Die internationale Anerkennung, die       ben: der modische Herr, der extra aus Schottland ange-
diesem aufwendig entwickelten und konstruierten Arm, der         reist war und welcher der erste Käufer des Pythagoras ist,
das Problem des Spurfehlwinkels definitiv aus der Welt ge-       hatte auch einen befriedigten Gesichtsausdruck; und dies
schafft hat, zuteil geworden ist, ist beachtlich. Micha, der     obwohl er noch bis zum Herbst auf seinen Plattenspieler
im CD-Zeitalter aufgewachsen ist, war schon in jungen Jah-       wird warten müssen.
ren von der Frage einer optimalen Tonabtastung fasziniert.

Technik der feinster Sorte gab es in Winterthur zu bestaunen.    Unser Präsident Ernst Müller bedankt sich bei den jungen Helfern.

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Micha Huber im Gespräch

                                         Rom führen, und das stimmt grund-       AAA: Auf den ersten Blick mag es
                                         sätzlich auch. Aber es gibt nur we-     erstaunen, ein Laufwerk ganz aus
                                         nige Wege, die nahe am Optimum          Granit herzustellen. Ihr arbeitet beim
                                         liegen, und wenn man sich einmal        Pythagoras, wenn ich das richtig
                                         für einen konstruktiven Weg ent-        sehe, ausschliesslich mit harten Ma-
                                         schieden hat, sollte man ihn mög-       terialien.
                                         lichst konsequent umsetzen. So lag
                                         es auf der Hand, die Vorteile des           Micha Huber: Obwohl es auf
                                         Thales-Tonarmes und die dabei ge-       den ersten Blick wirklich so aussieht,
                                         sammelten Erkenntnisse in der Ent-      ist das Laufwerk nicht ganz aus
                                         wicklung eines Laufwerkes weiterzu-     Granit hergestellt. Im Gegenteil, es
                                         führen.                                 ist eigentlich aus rostfreiem Stahl ge-
                                                                                 fertigt; am eigentlichen Laufwerk be-
                                         AAA: Norwegischer Granit und            steht nur die Plattenauflage selbst
                                         Schweizer Präzisionsmechanik ge-        aus Granit. Die ganze Mechanik
                                         hen im Projekt Pythagoras Hand in       des Laufwerkes ist aber wiederum in
AAA: Unsere Mitglieder haben             Hand. Wie kommst Du dazu, mit           eine Granitplatte eingelassen. Es
wohl noch nie etwas vom norwegi-         Svein Oddvar Osen von Audio-            stimmt aber, dass wir grundsätzlich
schen Unternehmen Audiostone             stone zusammenzuarbeiten? Nor-          mit harten Materialien arbeiten.
gehört. Kannst Du uns Erläuterungen      wegen und die Schweiz treffen ja        Wenn man es richtig macht, kann
zu dieser Firma geben?                   nicht ohne weiteres zusammen.           man nämlich Schwingungen und
                                                                                 Resonanzen auch mit harten Mate-
    Micha Huber: Audiostone wurde            Micha Huber: Ja, Norwegen           rialien dämpfen. Die physikalische
vor neun Jahren gegründet und ent-       und die Schweiz grenzen zwar            Grundlage dazu führt uns zum Na-
wickelte in Zusammenarbeit mit Mor-      nicht aneinander, haben aber er-        men des Projektes: Pythagoras. Die-
ten Sandseth, einem norwegischen         staunlich viele Gemeinsamkeiten.        ser bekannte griechische Philosoph
Schiffsbau-Ingenieur, ein Rack für Au-   Ich habe Svein im Mai 2005 an           hat nämlich die Grundlagen der
dio-Equipment. Neben einem cle-          der High-End in München getroffen,      Harmonielehre erforscht und festge-
veren Kopplungsprinzip wurde gros-       und er hat mich kurz darauf besucht     halten. Er erkannte den Zusammen-
ser Wert auf hochwertige Materia-        um mich als externen Entwickler zu      hang zwischen den Längen von
lien gelegt. Unmagnetischer, rost-       gewinnen. Obwohl die Synergie           schwingenden Saiten, deren Ton-
freier Stahl mit hoher Eigendämpfung     auf den ersten Blick erstaunen mag,     höhe und den harmonischen und
und norwegischer Granit – der je         ist es eigentlich nur logisch, dass     unharmonischen           Verhältnissen,
nach Abbaulage extrem verdichtet         Svein und ich aufeinander treffen       wenn diese Saiten gleichzeitig
sein kann – ermöglichen ein durch-       mussten. Wir hatten beide sehr kon-     schwingen. Er erkannte auch, dass
dachtes und exzellent funktionieren-     krete Vorstellungen über die Kon-       unharmonisch gestimmte Saiten auf
des Produkt, dem man das «norwe-         struktion eines Laufwerkes. Und wir     einem Resonanzkörper kürzer
gische Erbe» durchaus ansieht.           kamen – glücklicherweise – von ent-     schwingen als harmonisch ge-
                                         gegengesetzten Richtungen; Svein        stimmte – eben weil sie sich gegen-
AAA: Was hat Dich bewegt, nach           sozusagen von unten, vom Boden          seitig dämpfen. Man könnte im
dem Thales-Arm einen Schritt weiter      und dem Wissen um die Wichtig-          wahrsten Sinne des Wortes sagen,
zu gehen und die Entwicklung eines       keit einer soliden Basis, und ich von   die Dimensionen und Materialien
ganzen Laufwerks an die Hand zu          oben, von der mechanischen Abtas-       der neuen Konstruktion seien sorg-
nehmen?                                  tung her. Somit konnten wir die         fältig aufeinander abgestimmt – al-
                                         oben erwähnte Konsequenz einer          lerdings sorgfältig unharmonisch...
    Micha Huber: Die intensive Aus-      technischen Lösung noch weiter
einandersetzung mit der Abtastung        führen, indem wir nicht nur Laufwerk
der analogen Schallplatte führt          und Tonarm miteinander abstimm-
zwangsweise zu einer klaren Vor-         ten, sondern ein System schufen,
stellung, wie man bestimmte Details      dessen Eigenschaften wir bis zur
optimal lösen würde. Man sagt ja,        Aufstellung auf dem Boden vollstän-
dass verschiedene Wege nach              dig unter Kontrolle haben.

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AAA: Ist die Verwendung von har-     liegt, darf mein Lager zwangsweise      lerlager und die Plattenklemme von
ten Materialien nur eine Design-     kein Geräusch erzeugen. Wie wir         Grund auf neu durchdacht. Beim
Idee oder hat sie auch technische    alle wissen, ist es aber physikalisch   Antrieb zum Beispiel setzen wir ein
Vorteile?                            unmöglich, bewegliche Elemente          neuartiges Kalibriersystem ein: bei
                                     zu bauen, die gar keine Vibration       jedem Start wird die Drehzahl am
    Micha Huber: Harte Materialien   erzeugen. Durch moderne Materia-        Teller selbst optisch gemessen und
im Laufwerksbau haben einen gros-    lien und Oberflächenbehandlungen        automatisch kalibriert. Danach
                                     kommen wir aber heute dem Ideal
sen Vorteil: sie geben nicht nach. Je-                                       schaltet das System in den «Hörmo-
denfalls nicht bei den Kräften, die  schon ziemlich nahe. Und – ob-          dus» und der Motor empfängt nur
bei der Abtastung der analogen       wohl man es nicht sieht – gibt es       noch ein konstantes Signal. Somit
Schallplatte wirken. Am einfachsten  beim Pythagoras doch gewisse ent-       greifen während dem Musikhören
lässt sich das am Beispiel der Plat- koppelnde Elemente. So berühren         niemals korrigierende Elemente ein.
tenauflage erklären. Dieselbe Kraft, sich zum Beispiel Stein und Stahl       Mit der neuen Plattenklemme wird
welche die Diamantnadel des Ton-     nie direkt, wie übrigens auch die       das Label der Schallplatte zwischen
abnehmers nach oben beschleu-        einzelnen Etagen des Racks nicht        zwei genau definierten Kurven und
nigt, wirkt auch auf die Plattenober-metallisch miteinander verbunden        mit konstanter Federkraft ganz leicht
fläche. Wenn die Platte nun in der   sind. Innere Vibrationen und Geräu-     verformt. Dadurch wird erreicht
Luft oder auf einem weichen Mate-    sche werden also so klein wie mög-      dass die Schallplatte auf der ge-
rial liegt, wird sie von dieser Kraftlich gehalten und, wo sie entstehen,    samten Steinoberfläche gleichmäs-
ganz leicht verformt; sie gibt etwas sehr direkt auf den Boden abgelei-      sig aufliegt.
nach und das Musiksignal mit ihr.    tet. Gerade darin besteht der gros-
Besonders deutlich ist das bei ho-   se Unterschied zu vielen schwim-        AAA: Kannst Du uns noch weitere
hen Beschleunigungen – musika-       menden oder weich aufgehängten          Details zum Projekt Audiostone ver-
lisch ausgedrückt bei kurzdynami-    Konstruktionen. Diese entkoppeln        raten?
schen Effekten (Klavieranschlag,     zwar sehr wirksam vor äusseren Ein-
Perkussion etc.). Nun sind wir aber  flüssen, behalten innere Vibrationen        Micha Huber: Aus Resonanz-
                                     aber im System. Äussere Einflüsse
keinesfalls die Einzigen, die mit die-                                       gründen wollte ich die Anzahl der
ser Technik arbeiten. Auch Brink-    (wie Trittschall zum Beispiel) werden   beweglichen Teile möglichst klein
mann verwendet zum Beispiel          bei Audiostone vor allem durch          halten. Am ganzen Laufwerk gibt es
schon sehr lange eine harte Platten- pure Masse von der Abtastung fern-      denn auch nur zwei bewegliche
auflage. Durch die neue Integration  gehalten; ein Laufwerk mit vier Eta-    Teile; die Motorwelle und den Plat-
in ein Rack haben wir aber die       gen wiegt immerhin 136 kg.              tenteller. Der Plattenteller hat eine
Möglichkeit, dieses Konzept der                                              hohe Masse, die zusätzlich mög-
harten Kopplung sehr umfassend AAA: Das Projekt nennt sich kom-              lichst weit aussen konzentriert ist,
umzusetzen.                            promisslos. Wie ist das zu verste-    um die Trägheit um die Rotations-
                                       hen?                                  achse zu erhöhen. Eine einstellbare
AAA: Wie aber sind dann die Fra-                                             Wirbelstrombremse ermöglicht es,
gen der Entkoppelung von Antrieb,         Micha Huber: Technisch gese-       die Riemenspannung während dem
Lagergeräuschen, Trittschall usw. hen ist kompromisslos ein falscher         Betrieb einzustellen, und stellt
gelöst?                                Ausdruck. Wir machen eigentlich       gleichzeitig sicher, dass sich dem
                                       überhaupt nur Kompromisse. Ich        Antriebsmotor ein sehr konstantes
    Micha Huber (lachend): Soll ich darf aber mit gutem Gewissen be-         Drehmoment entgegen stellt. Auch
sagen: durch Schweizer Präzision? haupten, dass ich alle Kompromisse         die Gestaltung spielt eine wichtige
Nein, eine harte Kopplung verlangt mit kompromisslos hohem Aufwand           Rolle. Svein und ich waren uns ei-
nach Elementen, die weniger optimiert habe. Die Entwicklungs-                nig, das Design so schlicht wie nur
Geräusch entwickeln. Wenn zum phase dauerte knapp zwei Jahre,                möglich zu halten. So gibt es zum
Beispiel mein Lager Vibrationen er- und ich habe – neben der Umset-          Beispiel keine Bedienelemente im
zeugt, kann ich diese mit einer wei- zung des gesamten Konzeptes –           eigentlichen Sinn, sondern nur zwei
chen Matte von der Schallplatte Hunderte von Stunden in die Ausar-           Zahlen, 33 & 45, die mit dem Fin-
fernhalten. Wenn die Schallplatte beitung jedes Details investiert. So       ger berührt werden können, um den
direkt auf einem harten Teller auf- sind das Antriebskonzept, das Tel-       Teller auf der jeweiligen Drehzahl

AAA-Bulletin Ausgabe Frühling 2008
Technik und Tipps Das Projekt Pythagoras und ein Mitgliedertreffen der besonderen Art
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zu starten. Um hier ohne sichtbare       glaube, dass es in der Entwicklung      viele Leute den Thales-Tonarm kann-
Bedienelemente        auszukommen,       solche Projekte braucht, bei denen      ten.
musste ich zu einem Kunstgriff grei-     die Kosten erst einmal gar keine
fen: wir messen innerhalb der Ziffer     Rolle spielen. Es wird auch nur we-     AAA: An der Ausstellung in Las Ve-
selbst den Körperwiderstand der          nige Firmen in der Welt geben, die      gas hast Du mit Frank Schröder
menschlichen Haut um eine Berüh-         soviel in ein einziges Produkt inves-   (Schröder Tonarm und Laufwerk Ar-
rung zu erfassen. Ausserdem eröff-       tieren und vor allem zwei Jahre lang    temis Labs) und Mark Doehmann
net die Integration in ein Rack auch     einfach daran glauben, dass das         (Entwickler bei Continuum Audio
neue gestalterische Möglichkeiten.       Resultat die eingesetzten Mittel        Labs) gesprochen. Dürfen wir als
So sind zum Beispiel von oben her        rechtfertigen wird. Man muss sich       Laien fragen: Worüber sprechen
keine Kabel sichtbar, da alle An-        dabei vor Augen halten, dass man        drei Entwickler, die ja irgendwie
schlüsse an der Unterseite ange-         sich nur schon für die Rohmaterial-     Konkurrenten sind, miteinander?
bracht sind.                             kosten der Prototypen einen Klein-
                                         wagen kaufen könnte. Viele von            Micha Huber: Ja, das sind wirk-
AAA: Gibt es auch Geheimnisse?           den für dieses Projekt entwickelten   lich spannende Gespräche. Ent-
                                         Lösungen und Erkenntnissen lassen     wickler unter sich sprechen haupt-
    Micha Huber: Ja, wie immer           sich aber in abgewandelter Form       sächlich über Technik. Frank und ich
gibt es auch hier einige Details, die    sehr wirtschaftlich umsetzen. Das     wissen über die gegenseitigen Lö-
man nicht gerne publiziert. So läuft     Ziel von Audiostone ist es auch, in   sungen gut Bescheid und haben
zum Beispiel für das Tellerlager zur-    absehbarer Zukunft ein Produkt fol-   beide sehr grossen Respekt vor der
zeit eine Patentanmeldung. Ausser-       gen zu lassen, das zu einem ver-      Arbeit des andern. Ich habe mich
dem schweige ich mich über die           nünftigen Preis realisierbar ist und  auch gefreut dass wir beide – un-
Art und Weise aus, wie wir Stahl         trotzdem möglichst viel von der       abhängig voneinander – teilweise
und Stein miteinander verbinden,         grossen Referenz profitiert. Obwohl   dieselbe Lösung gewählt haben,
ohne dass sie sich direkt berühren,      dabei vor allem in Bezug auf Mate-    zum Beispiel mit der Wirbelstrom-
und wir trotzdem die Ungenauigkei-       rialien und Bearbeitungsverfahren     bremse für ein konstantes Drehmo-
ten, welche vom natürlichen Werk-        Abstriche gemacht werden müssen,      ment. Mit Mark Doehmann habe
stoff Stein gegeben sind, ausglei-       wird es möglich sein, das Grund-      ich zum ersten Mal geredet, er hat
chen können. Abgesehen von der           konzept beizubehalten und damit       einen ganz anderen Arbeitsstil als
Ebenheit des Plattentellers – welche     viele Vorteile auszuschöpfen.         ich. Manchmal ist es dann halt
im Granit aber extrem genau her-                                               auch so, dass um den heissen Brei
gestellt werden kann – werden            AAA: Du warst ja mit diesem Projekt herum geredet wird oder gewisse
nämlich sämtliche geometrischen Ei-      im Januar bereits in Las Vegas an Fragen einfach übergangen wer-
genschaften von den Stahlteilen de-      der Consumer Electronic Show. den.
finiert.                                 Wie hat dieses Grossereignis auf
                                         Dich gewirkt? Welches waren AAA: Was sind Deine nächsten
AAA: Betrachtet man den Preis, der       Deine wichtigsten Eindrücke?          Pläne in Sachen Tonarm und Au-
bei einem Auto der Spitzenklasse                                               diostone?
anzusiedeln ist, dürfte offensichtlich      Micha Huber: Grossereignis ist
sein, dass sich das in Winterthur        gut. In Las Vegas ist alles einfach       Micha Huber: Die Zusammenar-
vorgestellte Wunderwerk für die al-      nur gross. Für einen an die Uhrenin- beit mit Audiostone wird auf jeden
lermeisten AAA-Mitglieder ausser         dustrie gewohnten Schweizer leidet Fall fortgesetzt. Ich glaube, dass wir
Reichweite befindet. Hat denn ein        dabei manchmal die Qualität et- uns mit dem Pythagoras und dem
durchschnittlicher Analogfan auch        was… Im analogen Bereich gab es Thales an der Grenze des technisch
etwas vom Projekt Audiostone, aus-       nicht viel Neues zu sehen, vielleicht Machbaren bewegen. Der Unter-
ser dass er es in Winterthur anhören     das Laufwerk von Frank Schröder schied in der Performance zu allen
konnte?                                  und ein paar neu verpackte Tonab- mir bekannten Laufwerk/Tonarm-
                                         nehmer. Aber die Show war ein kombinationen ist überdeutlich, was
    Micha Huber: Der Vergleich mit       Prüfstein für meinen ersten Prototy- meiner Meinung nach von einer
dem Auto ist gut, es ist nämlich ähn-    pen und eine tolle Erfahrung. Ich Neukonstruktion in dieser Preis-
lich wie mit einem Concept-Car. Ich      war auch ziemlich erstaunt, wie klasse aber auch erwartet werden

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Das Projekt Pythagoras und ein Mitgliedertreffen der besonderen Art

Extra aus Schottland angereist: WetWetWet-Manager Elliot Davis.   Zwei Experten im Gespräch; links AAA-Mitglied Markus Schüpbach
                                                                  und rechts der Audiostone Verkaufschef Frode Olsen.

soll und darf. Parallel zur eigentlichen Laufwerksentwicklung waren meine Arbeiten in Bezug auf die Schwin-
gungsdämpfung durch unharmonische Verhältnisse Teil eines Forschungsprogrammes beim «Research Council of
Norway». Auch diese Zusammenarbeit wird weitergehen. Mein persönliches Ziel ist es, ein Laufwerk mit pas-
sendem Tonarm zu entwickeln, das zu einem vernünftigen Preis – so dass man es sich zum Beispiel mit einem 13.
Monatslohn leisten kann – produzierbar ist und trotzdem vom Konzept der bisherigen Entwicklung profitieren
kann.

AAA: Im Frühling 2005 hast Du Deinen Thales-Arm der Öffentlichkeit vorgestellt, wir haben ihn im Sommerheft
des gleichen Jahres ausführlich besprochen. In der Zwischenzeit hat der Arm international Anerkennung gefun-
den. Wie steht es heute mit Aufträgen und Wartefristen für den Thales aus?

   Micha Huber: Momentan sind zwanzig Thales Tonarme in der Produktion. Die Wartefrist beträgt etwa drei bis
vier Monate. Für die Zukunft gilt es, die Produktion weiter auszubauen um die Lieferungen für Asien (Hong-Kong,
Südkorea und Singapur) sicher zu stellen. Mein Ziel ist eine Durchlaufzeit von einem Monat, aber dazu braucht
es noch einiges… Ich habe eben mit einem guten Freund die Firma «HiFiction AG» gegründet, welche die Pro-
duktion des Tonarmes sowie die Koordination von zukünftigen Entwicklungen übernehmen wird.

AAA: Herzlichen Dank für das Gespräch! Wir wünschen Dir mit Deinen Projekten weiterhin gutes Gelingen.

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