Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Ariëlla Kornmehl
Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020

                                        Ariëlla Kornmehl, geboren 1975 in Amsterdam, ist eine nie-
                                        derländische Autorin. Von ihr stammen auch in Deutschland
                                        erschienene Romane wie der „Schmetterlingsmonat” (2005)
                                        oder „Was Du mir verschweigst” (2011). Vor dem Hintergrund
                                        ihrer jüdischen Wurzeln schrieb sie den Roman „Alles, was
                                        wir wissen konnten” (deutsche Veröffentlichung bei Hoffmann
                                        und Campe, Hamburg, 2016) über den Graubereich zwi-
                                        schen Tätern und Opfern des Holocaust. Der Stoff sollte als
                                        Uraufführung durch das Celler Schlosstheater am 17. April
                                        2020 auf die Bühne kommen. Die Corona-Situation sorgt nun
                                        für eine Verschiebung. Der 76. Jahrestag der Befreiung des
                                        ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen in 2021 soll
                                        nun der mögliche passende Anlass sein.

Ariëlla Kornmehl studierte von 1994
bis 1999 Philosophie an der Universi-
tät Amsterdam. Sie lebte von 1998 bis
2000 in Johannesburg. Ihr Debütro-
man aus 2001 „De familie Goldwas-
ser” sollte 2020 in New York als Oper
„Goldwasser” uraufgeführt werden.
Auch die Vorbereitungen dazu liegen durch die Corona-Pandemie auf Eis. Bergen ist Ariëlla Korn-
mehls erstes Stadtschreiber-Projekt. Die erfolgreiche Schriftstellerin will Bergen noch bekannter ma-
chen, und die Stadt Bergen will ihre Stadtschreiberin auf dem deutschsprachigen Markt unterstützen.

                                                           Nach Mano Bouzamour (2015/2016) und
                                                           Daan Heerma van Voss (2017/2018) ist
                                                           die Zusammenarbeit mit Ariëlla Kornmehl
                                                           Bergens dritte Schreibresidenz mit nieder-
                                                           ländischen Autoren. Die Partnerschaft
                                                           wurde am 2. Januar 2019 unterzeichnet –
                                                           ein nächster kultureller Brückenschlag in
                                                           den besonderen Beziehungen der Stadt
                                                           Bergen zu den Niederlanden. Die Nieder-
                                                           ländische Botschaft in Berlin unterstützt
                                                           das Projekt. Die Lesungen und Begegnun-
                                                           gen mit der Autorin finden in deutscher
                                                           Sprache statt.

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Maßnahmen 2019

Begegnungen und Erfahrungen im April 2019

Ariëlla Kornmehl war dabei, als eine breite Delegation aus der niederländischen Partnerstadt Hendrik-
Ido-Ambacht vom 11. bis 13. April 2019 Bergen besuchte. Sie hatte Begegnungen auf dem NATO-
Truppenübungsplatz und in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Gespräche mit Bergens Bürgermeister
Rainer Prokop und mit Ratsmitgliedern, machte sich mit der Stadt und manchen Bewohnerinnen und
Bewohnern schon vertraut.

Über die neue Schreibresidenz gab es Presseberichte in der Celleschen Zeitung vom 17., 25. und 28.
April 2019, in CelleHeute und der CellerPresse vom 18. April 2019, im Anzeiger vom 24. und 30. April
2019 sowie in der April-Ausgabe des Blickpunkt.

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Erste Eindrücke fasste Ariëlla Kornmehl am 16. April 2019 in ihrer Kolumne „Hoffnung und Glaube”
zusammen, die am 4. Mai 2019, dem jährlichen nationalen Gedenktag für die niederländischen Zivil-
personen und Soldaten, die seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Kriegen oder bei Friedens-
missionen umgekommen sind, auch in der niederländischen Tageszeitung „Het Parool” in Amsterdam
erschien (deutsche Übersetzung aus dem Niederländischen: Ottfried Franke). Auch die regionalen
Medien im Landkreis Celle griffen die Kolumne von Ariëlla Kornmehl auf. Der renommierte niederlän-
dische Autor und Journalist Tommy Wieringa hatte gemeinsam mit ihr in Bergen die Gäste aus Ber-
gens Partnerstadt Hendrik-Ido-Ambacht getroffen und die Gedenkstätte Bergen-Belsen besucht. Er
schrieb darüber in der niederländischen Abendzeitung NRC-Handelsblad vom 20. April 2019.

                                                            Hoffnung und Glaube können Berge(n) verset-
                                                            zen von Ariëlla Kornmehl

                                                            Zum ersten Mal war ich in einem ehemaligen Kon-
                                                            zentrationslager. Mehr als fünfzigtausend Men-
                                                            schen starben dort an Erschöpfung und Hunger.
                                                            Ich fuhr mit einem stillen Schrecken dorthin. Dr.
                                                            Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stif-
                                                            tung niedersächsische Gedenkstätten, und Ber-
                                                            gens Integrationsbeauftragter Philipp Legrand be-
                                                            gleiteten mich und meinen Schriftstellerkollegen
                                                            Tommy Wieringa, der auch für das NRC-Handels-
                                                            blatt schreibt. Wir waren auch nebenan in der Nie-
                                                       dersachsen-Kaserne. Die Soldaten, auch aus den Nie-
                                                       derlanden, begrüßten uns freundlich. Sie wissen auf
                                                       welch historischem Boden sie sich bewegen. 1940 rich-
                                                       tete die Wehrmacht das Kriegsgefangenenlager Ber-
    gen-Belsen in der Nachbarschaft ein; die Kommandantur des Lagers befand sich – wie auch die Unterkünfte
    der Wachmannschaften – in der Kaserne. Zum Kriegsgefangenenlager kam das Konzentrationslager hinzu.
    Noch 1945 entstand ein Zweitlager in der Kaserne für 15.000 Häftlinge. Zwischen 1945 und 1950 beher-
    bergte die Kaserne das größte jüdische Displaced-Persons-Lager in Deutschland.

    Bei einem Treffen mit Bergens Bürgermeister Rainer Prokop, mit Bergener Ratsmitgliedern und Gästen aus
    der Partnerstadt Hendrik-Ido-Ambacht erfuhr ich vom Komplettabzug 2015 der britischen Streitkräfte nach
    70 Jahren aus Bergen. Ein Viertel Bevölkerungsverlust! Inzwischen gibt es wieder Zuzug und wohnen mehr
    Menschen in Bergen als zuvor, auch Soldaten. Mit dem Weltfrieden scheint es weniger gut zu stehen als wir
    alle zu hoffen glaubten. Als wir über das Gelände von Bergen-Belsen liefen, begann es heftig zu schneien.
    Sehr langsam schritten wir eine ganze Weile die verschneiten Massengräber entlang und kamen wieder
    zum Ausgang. Die Rücken den Toten zugewandt, ließen wir das Lager hinter uns und konnten es doch nicht
    hinter uns lassen. Wir wollten uns aufwärmen. Wie kann es Mitte April nur so heftig schneien? Tommy
    fragte, was mich so traurig machte. Ich konnte meinen Schmerz nicht verbergen. Waren es die Eindrücke
    aus dem Lager? Nicht nur. Auch die Kälte war es nicht. Ich in meinen warmen Schuhen und im Winterman-
    tel dachte an Menschen ohne Schuhe in dünner KZ-Kleidung. Traurig machte mich, dass scheinbar alles so
    weiterläuft. Wenn du rauskommst aus dem Lager, wo du gerade über Unmenschlichkeit, Grausamkeit und
    Skrupellosigkeit erfahren hast mit all dem Elend, dann willst du doch hoffen dürfen, dass es nun vorbei ist,
    dass heute alles besser ist, dass es nie mehr geschieht und sich die Menschen mit Respekt behandeln.

    Die Realität auf der Welt ist eine andere. Kaum etwas hat sich geändert. Auf jedem Kontinent schlachten
    Menschen Menschen ab, nur weil sie anders sind, weil sie so sind, wie sie sind, weil die bestialische Seele
    die göttliche beherrscht. Es macht mich traurig, dass unsere Kinder noch immer nicht in einer besseren Welt
    aufwachsen. Wir müssen glauben, hoffen und alles tun, damit es besser wird. Vielleicht bin ich naiv. Wenn
    wir auf Tausende von Jahren schauen, dann gab es doch Besserung. Unsere Zivilisation hat manche Höhen
    und erhebliche Tiefen erlebt, aber es gab auch Entwicklung. Moral tut der Menschheit gut. Lasst uns also
    unterwegs bleiben, auch wenn es noch Jahrhunderte dauern sollte – weitermachen!

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Ich bin erst einige Tage in Bergen und fühle mich doch zu Hause. Ich treffe nette Leute und will dazugehö-
    ren, ein bisschen dazu beitragen, dass wir vorankommen – gemeinsam. Hautfarbe, Religion und was weiß
    ich noch was, sind unwichtig. Menschen haben alle die gleichen Rechte. Wir gehören zusammen auf dieser
    Welt! Lasst uns alles dafür tun, dass eines Tages junge Leute nach ihrem Besuch in der Gedenkstätte Ber-
    gen-Belsen zueinander sagen können: Das war früher. Heute leben wir in einer besseren Welt.

Begegnungen und Erfahrungen im Mai 2019

Im Mai 2019 bezog Ariëlla Kornmehl erneut ihre Wohnung im Stadthaus Bergen. Begegnungen mit u.
a. dem jüngeren Lesepublikum, einer 5. Klasse der Anne-Frank-Oberschule Bergen, standen auf dem
Programm. An der Lesung nahmen neben allen Schülern (unten nicht alle im Bild) die didaktische Lei-
terin der Schule Kerstin Strack und die Leiterin der Stadtbücherei Bergen Antje Krüger teil.

                                                          Intensive Gespräche mit Bürgermeister
                                                          Rainer Prokop und Schlosstheater-Inten-
                                                          dant Andreas Döring führten am 27. Mai
                                                          2019 zur Vereinbarung über die Urauffüh-
                                                          rung am 17. April 2020 des bewegenden
                                                          Romans „Alles, was wir wissen konnten”
                                                          im Schlosstheater Celle. Für die Stadt Ber-
                                                          gen sollten die weiteren Vorbereitungen
                                                          darauf auch nächste Begegnungen mit der
                                                          Autorin, den Theaterschaffenden und der
                                                          jungen Lese- und Theatergeneration be-
                                                          deuten: öffentliche Proben, Matineen und
                                                          andere Sonderformate in Bergen und in
Celle, vor allem auch über den Mut zur Aussprache, sind vorgesehen.

    Ankündigungstext: Das „Wissen“ innerhalb von Familien ist oft ein wandelbares Geflecht aus Erinnertem,
    Erzähltem, Verschwiegenem und Unsagbarem. Das, was man weiß, stammt aus dem, was gesagt werden
    konnte. Gut 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfährt die Enkeltochter die verborgene Tragik im
    Leben ihrer Großmutter Jet auf deren Sterbebett. Ihre Großmutter hatte als verfolgte Jüdin den Krieg in den
    Niederlanden in einem Versteck überlebt. Ihre Eltern wurden im KZ ermordet. Ihre ganze Liebe galt ihrer
    Tochter und ihrer Enkelin – und dem Gemälde von Edgar Degas einer Tänzerin mit „ihren Augen, die alles
    gesehen hatten“. Doch dass noch ein Sohn der Großmutter und damit ein Bruder und Onkel samt Familie in
    Amerika lebt, das wusste bis dahin niemand. Es durfte niemand wissen, denn der Vater von Jets heimli-
    chem Sohn war ein Nazi. Blutsbande, die nicht Familienbande wurden. Das Stück setzt aus einem dichten
    Geflecht aus Liebe, Lügen und Geheimnissen, die über mehrere Generationen unaufgedeckt blieben, eine
    Familiengeschichte neu zusammen – und zeigt, wie tief die Vergangenheit in der Gegenwart wurzelt.

Über das außergewöhnliche Projekt berichteten CelleHeute und die CellerPresse vom 27. Mai 2019
sowie die Cellesche Zeitung vom 28. Mai 2019.

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Ereignisse im September und November 2019

Am 11. September 2019 unterzeichneten Stadtschreiberin Ariëlla Kornmehl, Schlosstheater-Intendant
Andreas Döring und Bergens Bürgermeister Rainer Prokop die Kooperations- und Partnerschaftsver-
einbarung zur Uraufführung am 17. April 2020 des Romans „Alles, was wir wissen konnten” anlässlich
des 75. Jahrestages der Befreiung von Bergen-Belsen. Sie vereinbarten ein hohes Maß an Öffentlich-
keitsarbeit, Bürgerdialog und Jugendbeteiligung, ein theaterpädagogisches Begleitprogramm und Be-
teiligungsformate. Nach der Premiere am 17. April 2020 sollte das Stück zwei Monate en suite im
Schlosstheater Celle gespielt werden.

Während ihrer nächsten Reisen nach Bergen
hatte die Autorin wieder Begegnungen in der
Stadtgesellschaft, darunter mit Pastor Axel
Stahlmann von der St. Lamberti Kirchenge-
meinde Bergen und mit der neuen Bürger-
meisterin Frau Claudia Dettmar-Müller. Denn
am 26. Mai 2019 wurde neben dem Europäischen Parlament auch eine neue Bürgermeisterin für die
Stadt Bergen gewählt. Nachfolgerin von Rainer Prokop (CDU) ist seit ihrer Amtseinführung am 1. No-
vember 2019 Frau Claudia Dettmar-Müller (parteilos).

                                                          Am 4. und 5. November 2019 fanden Er-
                                                          zählcafés in der Anne-Frank-Oberschule
                                                          in Bergen und mit dem Christian Gymnasi-
                                                          ums im Nachbarort Hermannsburg statt.
                                                          Schülerinnen und Schüler, Vertreter der
                                                          Elterngeneration, Groß- und Urgroßeltern
                                                          (der Jüngste war 11, die Älteste 92 Jahre
                                                          alt) führten gemeinsam Gespräche an
                                                          „Runden Tischen”. Gegenüber der Presse
                                                          begründete Ariëlla Kornmehl die Serie der
                                                          Erzählcafés über ihren Roman so: „In un-
                                                          serer Zeit geben soziale Medien und oft
                                                          flüchtige, oberflächliche Gespräche den
Ton an. Interaktion zwischen den Menschen, Verständnis füreinander fällt vielen immer schwerer. Bar-
rieren, Vorurteile und Stigmata auch zwischen den Generationen abzubauen, ist um so dringlicher.”

Bei den Erzählcafés mit dabei (an ihrem zweiten Arbeitstag nach der Amtseinführung) war Bürger-
meisterin Claudia Dettmar-Müller: „Ariëlla Kornmehl gab ihre Familiengeschichte in einem Roman
preis. Dazu gehörte Mut. Sie hat das Leben ihrer Großmutter nach deren Zustimmung literarisch ver-
arbeitet, teils autobiografisch, teils fiktiv. Mich freute, wie engagiert alle zu einer wirklich angeregten
Diskussion der Generationen untereinander beitrugen!”

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Die Autorin erhielt inzwischen auch Briefe
                                   aus Bergen nach Amsterdam. Scott (11)
                                   von der Anne-Frank-Oberschule schrieb
                                   ihr: „Ich habe es genossen, dass Sie da
                                   waren. Wenn Sie wiederkommen wollen,
                                   bin ich immer einverstanden. Ich mag Ihre
                                   Arbeit und, dass Sie uns zugehört haben.”
                                   Oder Seran: „Ich fand es gut, weil sie von
                                   allem gesprochen haben. Ich hoffe, dass
                                   Sie wiederkommen.” Über die Erzählcafés
                                   berichteten CelleHeute vom 8., die Celler
                                   Presse vom 11. und die Cellesche Zeitung
                                   vom 12. November 2019.

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Zu Besuch in den Niederlanden

Am 27.11.2019 schrieb Claudia Dettmar-Müller (links) im neuen BLOG der Bürgermeisterin: „Wie Sie
sich vielleicht vorstellen können, waren meine ersten Wochen als Bürgermeisterin sehr turbulent,
spannend und erlebnisreich. Ein besonderes Erlebnis war mein Antrittsbesuch in unserer Partnerstadt
Hendrik-Ido-Ambacht in der Nähe von Rotterdam in den Niederlanden auf Einladung von Bürgermeis-
ter Jan Heijkoop (Mitte). Dort habe ich dem Publikum anhand von Bildern unsere Stadt Bergen mit ih-
ren 13 Ortschaften nähergebracht und viele neue Menschen kennengelernt. Unsere Stadtschreiberin
Ariëlla Kornmehl (rechts) kam aus Amsterdam hinzu und las aus Ihrem Buch „Alles, was wir wissen
konnten”. Besonders geehrt fühlte ich mich, als ich eine Einladung erhielt, im nächsten Jahr an der
offiziellen Gedenkveranstaltung zum ‘Nationale Dodenherdenking‘ teilnehmen zu dürfen.”

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Die Presse in Hendrik-Ido-Ambacht berichtete.

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Ariëlla Kornmehl Bergen-Artist-in-Residence 2019/ 2020
Maßnahmen 2020

Erste Märzwoche: Vom Buch zur Bühne.

Am 2. März 2020 luden Bergens Bürgermeisterin Claudia Dettmar-Müller, Schlosstheater-Intendant
Andreas Döring und Stadtschreiberin Ariëlla Kornmehl zur öffentlichen szenischen Lesung und zu Ge-
sprächen mit der Autorin, mit Regie, Dramaturgie und mit Schauspielerinnen des Schlosstheaters
Celle ins Stadthaus Bergen ein. Thema des besonderen Formats war die Dramatisierung des Romans
„Alles, was wir wissen konnten”. Nach der ersten Probenwoche im Schlosstheater zur Inszenierung
des Romans war die Veranstaltung ein nächster Schritt auf dem Weg zur geplanten Uraufführung am
17. April 2020. Engagiert diskutiert wurden die aktuellen Herausforderungen in der Zusammenarbeit
von Autorin und Theater. Wie werden Zeit- und Handlungsverlauf für die Bühne übersetzt, wie die Em-
pathie dort von Lesern, hier von Zuschauern geweckt? Ariëlla Kornmehl las Textpassagen aus dem
Roman, die unmittelbar von vier Schauspielerinnen für die jeweiligen Szenen interpretiert wurden. In
die Diskussionen war das Publikum eng einbezogen. Unter den 80 Gästen waren 40 Schülerinnen
und Schüler der Anne-Frank-Oberschule Bergen und des Christian-Gymnasiums Hermannsburg.

                                                          Leitung und Ensemblemitglieder des Schlosstheaters
                                                          Celle mit Schülerinnen und Schülern der Anne-
                                                          Frank-Oberschule Bergen und des Christian Gymna-
                                                          siums Hermannsburg auf der Bühne des Stadthau-
                                                          ses Bergen.

                                                          Nach der Veranstaltung ließ sich Bürger-
                                                          meisterin Dettmar-Müller von Autorin, Re-
                                                          gie, Dramaturgie und Schauspielerinnen
                                                          zum Stand der Vorbereitungen auf dem
                                                          Weg zur Uraufführung am 17. April 2020
                                                          informieren.

                                                          Regisseur Bruno Winzen (links) und Chefdramaturg
                                                          Matthias Schubert (rechts) mit Schauspielerinnen
                                                          des Schlosstheaters Celle, Stadtschreiberin Ariëlla
                                                          Kornmehl (Mitte) und Bürgermeisterin Claudia Dett-
                                                          mar-Müller (2. v. r.)

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Über die Veranstaltung berichteten die Cellesche Zeitung vom 29. Februar und vom 4. März sowie der
Celler Blickpunkt vom 22. Februar, außerdem (siehe folgende Seite) ...

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… der Weser Kurier – Nachrichten aus Bremen und Niedersachsen vom 4. März 2020 sowie
CelleHeute und Celler Presse vom 17. Februar 2020.

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April und Mai 2020: Videobotschaften, Briefwechsel statt Besuche

Die geplanten Veranstaltungen zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrati-
onslagers Bergen-Belsen konnten aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Zentrale Bot-
schaften wurden von den Rednerinnen und Rednern auf Video aufgenommen. Die von Bürgermeiste-
rin Claudia Dettmar-Müller und Stadtschreiberin Ariëlla Kornmehl finden Sie auf den Webseiten der
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, https://www.befreiung1945.de/de/75-jahre-befreiung/geden-
ken-2020/, und der Stadt Bergen, https://www.stadt-bergen.de/portal/meldungen/gedenken-am-19-
april-2020-900000446-29501.html?rubrik=900000018
                                                                              Einen besonderen Bei-
                                                                              trag zur Erinnerungskul-
                                                                              tur im Stadtschreiber-
                                                                              programm Bergens ver-
                                                                              öffentlichte am Tag der
                                                                              traditionellen Kranznie-
                                                                              derlegung in Bergen-
                                                                              Belsen, am 19. April
                                                                              2020, die Evangelische
                                                                              Zeitung.

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Der Spielbetrieb des Celler Schlosstheaters wurde im März 2020 bis auf Weiteres eingestellt, die für
April 2020 mit Ariëlla Kornmehl in Bergen und Celle geplanten Termine mussten abgesagt und ver-
schoben werden. Kontaktsperren lassen Theaterproben und Erzählcafés nicht zu. Irgendwann wird es
eine nächste Spielzeit geben, vermutlich mit Konsequenzen für Saalpläne, Hygienevorschriften, viel-
leicht mit nur jeder zweiten Reihe und nur Pärchen nebeneinander, eventuell mit Alltagsmasken im
Publikum. Sind Vorstellungen vor 150 Zuschauern schon Großveranstaltungen? Entschieden wurde,
das zweite Halbjahr 2020 der mit Ariëlla Kornmehl bis Ende 2020 in Bergen vereinbarten Schreibresi-
denz auf das erste Halbjahr 2021 zu verschieben. Wünschenswert und möglich bleibt so eine Nachho-
lung aller Aktivitäten im nächsten Jahr. Was bis dahin tun? Scott Buddo, nun Klasse 6b, ergriff im
März 2020 die Initiative und eröffnete einen offenen Briefwechsel mit Ariëlla Kornmehl zwischen Ber-
gen und Amsterdam, der auch auf der städtischen Webseite veröffentlicht ist, und über den Celle
Heute und Celler Presse vom 20. März, die Cellesche Zeitung vom 31. März und der Berger Kurier
vom 12. April 2020 berichteten. Siehe auch: https://www.stadt-bergen.de/portal/pressemitteilun-
gen/bleibt-gesund-offener-briefwechsel-amsterdam-bergen-900000414-
29501.html?rubrik=900000018

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Einen nächsten Briefwechsel gab es am 22. und 29. April 2020.

Scott schrieb: „Liebe Ariëlla! Ich bin froh, dass Sie mir meine Fragen beantwortet haben. Das Buch
‘Alles, was wir wissen konnten‘ mag ich sehr. Ich finde es sehr schade, dass die Theaterpremiere ver-
schoben werden muss. Ich habe nächste Fragen an Sie: Wie lange hat es gedauert, den Roman ‘Al-
les, was wir wissen konnten‘ zu schreiben? Worum geht es im nächsten Roman? Hat er schon einen
Titel? Warum eigentlich finden Sie diese interessante Brieffreundschaft gerade mit mir so gut? Ich
wünsche Ihnen viel Gesundheit und Freude. Scott.”

Ariëlla Kornmehl antwortete: ”Hai Scott! Danke für Deine Mail. Ich hoffe, Dir geht es gut. Wann darfst
Du wieder in die Schule? Sehr gern meine Antworten auf Deine Fragen: Ich glaube, dass ich schon
zwei Jahre lang an dem Roman geschrieben hatte. Dann gab es eine Redaktionsrunde mit dem Ver-
lag. Ich brauchte noch ein paar Monate für den Stoff. Insgesamt dauerte es fast drei Jahre. Der Ro-
man, an dem ich gerade arbeite, spielt in Amsterdam. Er ist aus einer männlichen Perspektive ge-
schrieben, also schon eine große Herausforderung für mich. Ein Mann ist krankhaft in eine Frau ver-
liebt, die das aber kaum erkennt. So beginnt die Geschichte. Es ist das klassische Thema – die Liebe
in der Literatur. Es gibt nur sehr wenige Themen, die immer und immer wieder beschrieben werden.
Bis jetzt gibt es nur einen Arbeitstitel für den Roman. Sobald der Titel feststeht, gebe ich Dir Bescheid.
Ja, wie bin ich auf Dich gekommen für diesen besonderen Austausch mit Bergen? Als ich im Mai 2019
zum ersten Mal in der Anne-Frank-Oberschule war, bist Du mir auf den ersten Blick aufgefallen. Du
konntest faszinierende Fragen stellen mit einem besonderen Gesichts- und Gefühlsausdruck. Das
zwang mich zum Nachdenken. Ich werde es nie vergessen. Ich bin sehr darauf gespannt, was einmal
aus Dir werden wird, wenn Du erwachsen bist. Ich wünsche auch Dir vor allem Gesundheit in diesen
bizarren Zeiten. Das Abnormale ist zumindest noch nicht zum Normalen geworden, wenigstens das.
Und doch wundere ich mich immer wieder über unsere Welt. Ich hoffe auf Fortschritt. Wie wird er wohl
aussehen? Grüße! Ariëlla.”

Am 10. Mai 2020 erschien in der Hessisch/ Niedersächsischen Allgemeinen (Auflage: 176.513
Exemplare) ein Beitrag über das Stadtschreiberprojekt in Bergen, siehe auch: https://www.hna.de/lo-
kales/goettingen/bergen-belsen-ort28365/bergen-bei-celle-laedt-schriftsteller-aus-niederlanden-als-
stadtschreiber-ein-13757042.html).

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Die 2. Welle und „Corona-Hilfen” – Freunde auf Abstand

Scott und Ariëlla Kornmehl kennen sich nun schon eineinhalb Jahre; sie ist 45, er 13 Jahre alt. Vor
Corona haben sie sich oft in Bergen getroffen – mit den Jungen und den Alten, den Starken und den
Schwachen, immer Solidarität und Miteinander im Blick. Jetzt schreiben Sie sich über Schule und Lite-
ratur. Ariëlla Kornmehl hat gerade ein neues Buch in den Niederlanden veröffentlicht, das voraussicht-
lich 2021 auch in deutscher Sprache erscheinen wird: „Samenspel. Over drijfveren, kunst en leider-
schap” (Es gibt noch keinen deutschen Titel, wörtlich übersetzt wäre es „Zusammenarbeit” oder
„Teamwork. Über Motivationen, Kunst und Führungskaft”) ist kein Roman, sondern ein Werk über
Kunst und Philosophie, welches die Autorin gemeinsam mit Marius Touwen geschrieben hat. Zwei
ausgewählte Abschnitte daraus hat Ariëlla Kornmehl im November 2020 zu einer nächsten Kolumne
verarbeitet: Sowohl in den Niederlanden als auch in der Stadt Bergen (ohne Berge) wird sehr gern
und viel Fahrrad gefahren. Und: Beide, Scott und Ariëlla – auch im Teamwork, haben den Hintergrund
ihrer Vornamen reflektiert.

Hier der Wortlaut der Presseinformation der Stadt Bergen vom 26.11.2020:

    Die Pandemie trifft auch die Beziehung der Stadt Bergen zu ihrer Stadtschreiberin Ariëlla Kornmehl aus den
    Niederlanden. Seit sechs Monaten konnte Ariëlla nicht mehr in Deutschland präsent sein. Bergen liegt ihr
    am Herzen und daher hält sie den Kontakt zu Menschen in unserer Stadt. So auch zum Schüler Scott, mit
    dem sie in Kontakt via E-Mail steht. In ihrer aktuellen Kolumne bringt sie zum Ausdruck, wie sie mit dieser
    Distanz und der Pandemie allgemein umgeht.

    Coronahilfen. Von Ariëlla Kornmehl (Übersetzung: Ottfried Franke)

    In den letzten sechs Monaten konnte ich Deutschland nicht besuchen. Ich vermisse die Reisen dorthin, die
    Stadt Bergen und ihre beeindruckende Umgebung. Ich bin immer sehr gern dort. Die Schulkinder, mit denen
    ich so oft gesprochen habe, vermisse ich. Ich freue mich aber über den Kontakt zu einem Schüler der Anne-
    Frank-Oberschule, der mich schon bei unserer ersten Begegnung im Mai 2019 im Unterricht beeindruckte,
    weil er so konzentrierte Fragen stellte. Scott ist 13 Jahre alt und wir mailen uns gegenseitig und tauschen
    uns über viele alltägliche Dinge aus.

    Wir haben gerade so schöne Herbsttage! Wenn ich durch die Natur radle, fühle ich immer noch die Freiheit,
    die uns allen so sehr am Herzen liegt. Scott fragte mich, was Radfahren für mich bedeute. Ich habe darüber
    in meinem gerade neu veröffentlichten Buch „Samenspel – Über Motivationen, Kunst und Führungskraft”
    (gemeinsam mit Marius Touwen) geschrieben, das im nächsten Jahr auch in deutscher Sprache erscheinen
    wird.

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Scott, das sind schon beinahe intime Gespräche, die wir in diesen Corona-Zeiten miteinander haben, über
    die kleinen und auch großen Dinge im Leben. Radfahren bedeutet für mich in Bewegung bleiben – im Takt
    treten, mal lautlos, mal kraftvoll, immer elegant in die Pedale treten. Vorankommen! Du trittst nicht einfach in
    diese Tretkurbel, um das Gleichgewicht zu halten, aus Angst umzufallen. Du trittst in die Pedale, um wirklich
    vorwärts zu kommen. Denn alles wird gut, solange wir in Bewegung sind. „Stillstand gibt es nicht”, hat der
    Schweizer Maler und Bildhauer Jean Tinguely gesagt, einer der Hauptvertreter der kinetischen Kunst, be-
    kannt durch seine beweglichen, maschinenähnlichen Skulpturen. Scott will auch immer Action, Neues ent-
    decken, sich selbst immer wieder fragen, ob das, was er gerade tut, wirklich das Richtige ist oder ob nicht
    doch auch einmal Veränderung angebracht wäre. Ich meine, das ist die größte Herausforderung unseres
    Lebens.

    Ein kleiner Vorteil all der Einschränkungen unseres Lebens in Corona-Zeiten, dieses uns auferlegten Herun-
    terschaltens, besteht darin, dass wir auch über Dinge reden, die uns normalerweise gar nicht so wichtig
    sind. So kamen Scott und ich auf unsere Vornamen zu sprechen. Scott ist der Schotte. Das ist keltisch oder
    auch altenglisch, ein beliebter Vorname auch in Irland, in den Niederlanden und in den USA. Ich glaube,
    jede Identität beginnt mit einem Namen. Auch berühmte Sänger, Schriftsteller und Schauspieler hießen oder
    heißen Scott! Der erste Eindruck, den ein Name hervorruft, ist oft entscheidend. Ich bin dreifache Löwin, hat
    mir meine Mutter schon erzählt, als ich noch Kind war. Ich mache keine Witze, ich meine das todernst. Und
    ich kann es echt nicht ändern. Mein hebräischer Name bedeutet Löwin. Ich wurde im August im Sternzei-
    chen des Löwen geboren. Und sieh dir mal meine Haarfarbe an! Nein, natürlich glauben wir nicht wirklich an
    die Namen nach Sternzeichen, aber wenn du mich nach der Bedeutung von Ariëlla fragst, dann ist das die
    Löwin Gottes. Ich habe auch meinen Kindern Namen mit klaren Bedeutungen gegeben, oder zumindest mit
    Geschichten, damit sie wissen, wie ihre Namen entstanden sind. Ich liebe Geschichten. Wir brauchen Ge-
    schichten, um zu versuchen, das Leben und unsere Existenz zu verstehen. Ich betrachte auch Scott, der so
    faszinierende Fragen mit seinem besonderen Gesichts- und Gefühlsausdruck stellen kann, als eine beson-
    dere Geschichte. Ich bin sehr gespannt, was aus ihm werden wird, wenn er erwachsen ist.

    Ich wünsche Scott und allen Bergenern vor allem Gesundheit in diesen bizarren Zeiten. Ich hoffe, dass wir
    uns bald wiedersehen, dass die Pandemie die Welt verlassen wird und das Leben in bester Gesundheit wei-
    ter geht.

Darüber berichteten am 26.11.2020 CelleHeute und die Celler Presse sowie (siehe nächste Seite) am
3. Dezember 2020 die Cellesche Zeitung:

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Hinweis: Diese Dokumentation wird mit weiteren Ereignissen fortgeschrieben. Noch nicht erfasste
Presseberichterstattungen werden ergänzt, nächste aufgenommen.

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