Arthrose: Regenerative Behandlungsansätze - der konservativen medizinischen Versorgung in der Orthobiologie - SportClinic Zurich
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Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose Arthrose: Regenerative Behandlungsansätze der konservativen medizinischen Versorgung in der Orthobiologie Faktoren können genetische Prädisposition, eine Re- Dr. R. Peter Schnorr eMBA generationsabnahme im Alter (Resilienz), (bio)me- Orthobiologie und Regenerative Medizin chanische Fehl-/Überbelastungen (Traumata), me- Interventionelle Schmerztherapie SSIPM tabolische Einflüsse sowie die systemische oder PMR SGPMR/Sportmedizin SGSM lokale Immunologie sein. FIRST, Zürich Gelenkknorpel besitzt weder Blut- noch Lymph- gefäße oder Nerven und besteht zu 95% aus einer Ziel des Beitrages ist, einen möglichst Evidence- extrazellulären Kollagenmatrix mit Proteoglyka- basierten Überblick über die Behandlungsoptionen nen und einem Anteil von 5% Chondrozyten. Die der regenerativen Medizin (Orthobiologische Medi- Kollagenmatrix selbst kann durch Druckeinwir- zin) bei der Arthrose und den Ausblick auf die Ent- kung und ihre elastischen Eigenschaften über ihre wicklungen aktuell und zukünftig zu liefern. Si- strukturbildende Funktion hinaus Signalkaska- cher geht dies nicht ohne Blick auf die Pathogenese, den initiieren sowie Signalmoleküle wie Wachs- die etablierten Behandlungs-Guidelines und eine tumsfaktoren und Chemokine (Migrationssignale) grundsätzliche Betrachtung zum Verständnis der binden und eigenständig als bioaktive Struktur Orthobiologie. Die notwendige Begrenzung als agieren (Mariani, Pulsatelli, & Facchini, 2014). Ent- komprimierte, kurzgefasste Form erhebt dabei kei- sprechende positive Knorpelregulationen zeigen nen Anspruch auf Vollständigkeit der grundsätz- sich so auch bei Untersuchungen an Sportlern lich notwendigen, umfassenden und komplexen (Ponzio et al., 2018). Betrachtung. Die klinisch zu erfassenden und funktionell zum Symptom führenden Veränderungen des Definition und Pathogenese der Osteoarthrose Knorpels und der globalen Gelenkfunktion sollten (Osteoarthritis, OA) daher als Indikatoren einer biochemischen und Unter Arthrose sind alle degenerativen Erkran- molekularbiologischen Veränderung der artikulä- kungen eines Gelenkes zu verstehen, die durch ren Homöostase aller beteiligten Gelenkstruktu- eine progressive Degeneration und Destruktion ren verstanden werden. des Gelenkknorpels unter Mitbeteiligung der Ge- Die regenerativen und pathologisch-katabolen lenkstrukturen wie Bänder, Knochen, synovialer Reaktionen, sowie viele der Beeinflussungsfaktoren und fibröser Gelenkkapsel sowie periartikulärer sind noch nicht hinreichend erklärt, doch zuneh- Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und Nerven, ge- mend in der Forschung als wesentliches Kriterium kennzeichnet sind. Klinisch imponiert die Erkran- erkannt, um eine substanzielle Arthroseprävention kung mit entzündlichen und nicht entzündlichen und –therapie entwickeln zu können. Wachstums- Phasen. Radiologische Befunde sind nicht zwin- faktoren, z.B. TGFß (BMPs), FGFs, IGF und Zytokine, gend mit Funktionsstörungen oder Schmerzen ein- wie das IL-1ß oder auch WnT/ß-Catenin-Pathways hergehend, vice versa. können in ihrer Bedeutung der Entwicklung einer Die OA sollte nach gegenwärtigem Kenntnisstand OA weitreichend erklärt werden. als multifaktoriell bedingte, degenerative Erkran- Analog zur Diskussion um die Einflüsse auf das kung von Gelenken betrachtet werden. Von Krank- Weltklima und das Schmelzen der Eispole, kann heitswert sind dabei der fortschreitende Umbau der Gelenkstruktur und die schmerzhafte Funktions- einschränkung bis hin zum weitgehenden Funkti- onsverlust des betroffenen Gelenkes. Als generische 30
Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose der Erhalt des «Microklimas Gelenk» und seiner ein signifi kanter Volumenverlust des Knorpels, Homöostase der Frage des Knorpelerhaltes dienen. ohne Unterschied in der Schmerzbeeinflussung Regenerative, orthobiologische Behandlungskon- (McAlindon et al., 2017). zepte zielen auf diese Faktoren zur Entwicklung ei- 4. Opioide: weltweit umstritten, Wirkung den ner physiologischen Homöostase ab. NSAR nicht überlegen, bei Umgehung der GI-Risiken. Nachteilige Wirkungen zentralner- Aktuell erschienene Guidelines vös. Nur kurzzeitiger Einsatz vor einem chirur- zur Gonarthrose gischen Eingriff mit schwachem Opioid. Die aktuell erschienenen Guidelines zur Gonarth- 5. Statement Paracetamol: Paracetamol sollte bei rose durch die Deutsche Gesellschaft für Ortho- Gonarthrose nicht angewendet werden. pädie und Unfallchirurgie (DGOU, 2018) listen den 6. Statement PRP (platelet rich plasma): Eine Aus- Algorithmus der konservativen Behandlungsmög- sage zu PRP kann noch nicht getroffen werden. lichkeiten auf (stichwortartig): Hingewiesen wird auf die Studie von Chang, 1. Topische NSAR: Nachweisliche Wirkung bei pe- mit einem besseren Ergebnis der Behandlung riartikulären Schmerzen mit einem positiv zu von OA mit PRP versus Placebo, versus HA, ver- bewertenden Risikoprofi l, insbesondere bei Al- sus Corticosteroid. (Chang, Hung, & Aliwarga, ter über 75 Jahre. Dermaler Sideeffect. 2014). Hingewiesen wird auf die Variationen 2. Orale NSAR: analgetisch/antiphlogistisch wirk- der Herstellung und Anwendung, mit daraus sam, somit auch bei entzündungsbedingten Ar- resultierender uneinheitlicher Datenlage. Der throseschmerzen einsetzbar. Placebokontrol- Einsatz nach dieser Level 1 Studie sollte bei ei- lierte Studien: Wirksamkeit von NSAR und nem Kellgren/Laurence-Scale 1–3 erfolgen. selektiven COX-2-Hemmern bei Arthrose (Anal- 7. Orthopädietechnik, Einlagen und Schuhzurich- gesie, Funktionsverbesserung, PROM). Hin- tungen, partielle Erhöhung, Valgus/Varus - weis: vergleichbare Wirksamkeit der NSAR un- Orthesen, Physiotherapie, Bewegungstherapie/ tereinander und der COX-2-Hemmer, mit hoher Sport. interindividueller Schwankung von Bioverfüg- 8. TENS, Neuromuskuläre elektrische Stimulation barkeit und Halbwertszeit, unterschiedlich star- (BMS/EMS), Magnetfeldtherapie, elektrophysi- ke äquieffektive Dosierung. GI-Risiko, Alter kalische Behandlung, Infrarottherapie, Stoss- > 75 GI Risiko, langzeitig angewendet kardio- welle (ESWT), Traktionsbehandlung, Ergothera- vaskuläres Risiko, renale Funktion. pie, Naturheilverfahren. 3. a. Chondroitinsulfat und Glucosamin, mono- 9. Operative Massnahmen therapeutisch gelistet, Behandlungsdauer von 3 Monaten als Chondroprotektiva, mit Orthobiologische Medizin, regenerative widersprüchlicher Datenlage. Glucosamin Behandlungsverfahren ggf. als Ersatz bei NSAR-Unverträglicheit. Orthobiologische Verfahren nutzen natürliche, b. Hyaluronat (HA), widersprüchliche Datenla- physiologisch vorhandene Fähigkeiten des Körpers ge, ggf. Behandlung als Alternative zur NS- zur Regeneration eines Gewebeschadens. Diese AR-Gabe, in Kombination mit einem Steroid. «Biosignalisationsverfahren» können Supplemente c. Corticosteroid intraartikulär: kurzzeitige (Steinwachs & Guhlke-Steinwachs, 2016), Low Level Therapie bei schmerzhafter Arthrose, mit Laser, autologe Gewebe wie Blut, konditioniertes niedriger, effektiver Dosierung, leitlinienge- Serum, Platelet-Konzentrate (PRP), Wachstumsfak- rechte Durchführung. Hinweis: Knorpelma- toren, Mediatoren, Stammzellen oder auch Struk- ssenreduktion bei höherer Dosierung. turgeber für die Extracellularmatrix, Grafts (in der Ergänzung: Die Therapie mit intraartikulär an- Chirurgie), sein. Der Autor wird hier auf Methoden gewendeten Kortikosteroiden ist eine weit ver- der konservativen Arthrosebehandlung eingehen, breitete und plausible Maßnahme zur Behand- die er anwendet und langjährig Erfahrung sam- lung bei symptomatischer Kniegelenksarthrose. meln konnte. Zudem wird ein begleitender Aus- Die Behandlung der entzündlichen Prozesse als blick auf vielversprechende, weiterführende und Ursache der Zerstörung des intraartikulären noch in der Entwicklung stehende Verfahren auf- Knorpels und die antientzündliche Wirkung genommen. der Steroidtherapie werden als Grundlage für In der Rheumatologie ist heute ein Wegdenken die Behandlung genannt. In einer RCT zur in- der TNF-Blocker und Biologica wohl kaum noch traartikulären Behandlung mit Triamcinolon verglichen mit NaCl zeigte sich nach 2 Jahren 31
Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose vorstellbar. Analog ist in der Behandlung der dege- Hauptphasen der Wundheilung: Inflammations-, nerativen Gelenkserkrankung (wie auch der post- Proliferations- und Remodulationsphase. Auf allen traumatischen und postoperativen) das Verständ- molekularen Ebenen können Wnt signalling pa- nis des homöostatischen Signalling cross-talk, mit thways beschrieben werden, mit zwei Unterklas- den daraus entwickelten und sich entwickelnden sen: Canonical pathway (Wnt/β -catenin pathway) Einflussfaktoren von zentraler Bedeutung. und non-canonical pathway (Zhang, Gu, Liu, Wang Die Entwicklung der OA ist in der frühen Phase & Sun, 2009). Die Wundheilung kann dem Ver- als vermehrte Mazeration der Chondrozyten und ständnis der Behandlungswirkung in den ortho- Degradation der Extracellularmatrix zu verstehen, biologischen Verfahren dienen, die die Zielsetzung die aus einem zuvor im Gleichgewicht stehenden eines «balanced cross-talk» verfolgen und die zeit- Signalling cross-talk zu einem Anstieg des β -cate- liche Abfolge der Symptom- und Wirkungsent- nin (Regulation anaboler und cataboler Aktivität) wicklung am Patienten gut beschreiben. führt. Hierin wird ein zentraler Mechanismus der OA-Entwicklung gesehen (Wu et al., 2010). Das Low level laser Therapie (LLLT) Wnt/β -Catenin Signalling (und ihrer Kaskaden, Oxidativer Stress (ROS), Apoptosis, WnT-Signal- WnT/β -catenin-, WnT/Ca2+- und WnT/planar cell ling und Cytochrom-C-Oxidase sind in der OA-Pro- polarity pathway (Sassi et al., 2014)) ist regulär gression im direkten Zusammenhang zu nennen eine physiologische Antwort auf mechanische Be- (Lepetsos & Papavassiliou, 2016). Die Low-Level- lastungen (Robinson, Chatterjee-Kishore, et al, 2006). Lasertherapie (LLLT) nutzt niederenergetisches Physiologische Belastungen auf den Knorpel und Laserlicht zur Aktivierung lokaler Regenerations- die Kapsel stellen einen Signalimpuls zur Präven- prozesse durch die Beeinflussung der Cytochrom C tion und zur Knorpelregeneration dar (Ponzio et al., Oxidase und der oxidativen Kette. 2018). Tierexperimentell konnten Ödemreduktion und WnT-Signalling pathways sind in der Regulation antinflammatorische Zellaktivierung belegt wer- der Wundheilung von Bedeutung. Zelluläre, extra- den. Kritische systematische Reviews und Meta- zelluläre, vaskuläre und Cytokine-abhängige Kom- analysen bei Knie-OA zeigten keine (Huang et al., ponenten interagieren zur Entwicklung der drei 2015), oder signifikante Schmerzreduktion der LLLT DNS-Defekt DNS-Defekt Abb. Abb. 1: ROS-Signaling, 1: ROS-Signaling, modifiziert modifiziert nach Lepetsos & Papavassiliou, 2016nach Lepetsos & Papavassiliou, 2016 32
Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose vs Placebo (in Ruhe und Belastung) (Rayegani, Raeissadat, Heidari & Moradi-Joo, 2017), mit signifi- kant gebesserten Scales für WOMAC Funktion und Steifigkeit, WOMAC total, während der WOMAC Pain und der Range of Motion (ROM) nicht signifi- kant beeinflusst waren. Faktoren, wie verwendete Wellenlängen, Anwendungsintervalle, Behandlungs- dauer, Anzahl der Anwendungen in Folge und Sta- dium der OA sind als Einflussfaktoren der kriti- schen Beurteilbarkeit in den Metaanalysen. Der Autor ergänzt aus seiner täglichen Praxis die zu- sätzliche, kritische Indikationsstellung bezüglich der gewünschten Behandlungstiefe. Die Anwen- dung als nicht-NSAR-Topikum für periartikuläre Gewebestrukturen zeigt hohe Erfolgsraten. RCTs mit gleichzeitiger Bewegungsbelastung zeigten gute und nachhaltige Wirkung über 6 Monate (Alfredo et al., 2018) (Ferreira de Meneses, Hunter, Docko, & Marques, 2015). Die Abgrenzung der Wir- Abb. 2: LLLT am Knie FIRST Zurich kung der körperlichen Aktivität und der LLLT sind hierbei aber kritisch zu bewerten. In der Zeit- schrift für Rheumatologie fassen die Autoren 2017 Regenerative Injection Therapy (RIT), zusammen: LLLT liefert eine effective, nicht-inva- Neuroprolotherapie (NPT), sive, sichere und kosteneffi ziente Therapiemetho- Perineural Injection Therapy(PIT) de (Baltzer, Stosch, Seidel & Ostapczuk, 2017). RIT, NPT, PIT sind als unterschiedlich lokal einge- Eine grössere Anzahl an Applikatoren mit unter- setzte Behandlungsformen einer primär Biosignal- schiedlichen Wellenlängen können eine punktuel- induzierenden einheitlichen Methode zu verstehen. le, unterschiedliche Schichttiefe erreichen und Zur Anwendung kommt hierbei eine unterschied- auch eine flächige Behandlung ermöglichen. Für lich stark konzentrierte Glukoselösung. Mittels den Patienten ist die Behandlung zumeist ohne einer 5%-Glukoselösung werden neuropathische subjektives Erleben einer Gewebereaktion, jedoch Beschwerden der Arthrose zielgerichtet behandelt immer ohne thermische Reaktion. Therapeutisch (Harshfield, 2016). Studien belegen eine auch bei ist die Anwendung für Haut/Narben, Gelenke, Ner- intraartikulärer Anwendung von Glukoselösung ven, Muskeln und Sehnen einsetzbar. Standardi- (15%) erreichte signifi kant Schmerzreduktion siert werden in unserer Praxis am Zielgewebe des (WOMAC) über 6 Monate (Dumais et al., 2012) (Ra- Patienten bis zu zehn Laserapplikatoren (z. B. 660 nm himzadeh et al., 2018). Seitens des Autors sei hier und 785 nm Laserfrequenzen (Chung, Dai, Sharma, auf diese Methodik hingewiesen, da sie die periarti- Huang & Carroll, 2012)) eingesetzt. In Erstbehand- kuläre Behandlung wesentlich ergänzt und in ei- lung erfolgt eine Serie von fünf Sitzungen in einer nem Behandlungskonzept der Arthrose Berück- Abfolge von jeweils zwei pro Woche. Negative Re- sichtigung fi nden sollte. Verwendet wird dabei die aktionen, wie leichtes Schwellungsempfi nden und körperadaptierte Glucoselösung 5%. Diese wird un- leichtes Wundgefühl werden selten berichtet und ter Ultraschallsicht an Nerven der Gelenksregion sind passager in den ersten zehn Tagen zu erwar- im perineural appliziert. Die Volumina richten sich ten. Der Progress des körpereigenen Regenerations- dabei nach dem Bedarf der ersichtlichen Umspü- verlaufs wird nach weiteren 14 Tagen beurteilt. lung des Nerven (PIT) und variieren von 2–5 ml. In der Regel wird eine kurzzeitige sofortige Schmerz- reduktion (Kalium-assozierte Lokalanästhesiewir- kung), mit daraus nutzbarem differentialdiagnos- tischen Effekt, und eine nachhaltige Wirkung nach 3–4 Tagen erreicht. Ein gutes Beispiel der Anwen- dung ist der infrapatellare Branch des N. Saphenus, mit Beeinflussung medioventraler Knieschmerzen. In der Anwendung der 15%-igen intraartikulären Lösung bestehen keine eigenen Erfahrungen. 33
Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose Platelet Rich Plasma (PRP) samkeit (Patel, Dhillon, Aggarwal, Marwaha & Jain, Zielsetzung der Behandlung der OA mit Platelet 2013) (Smith, 2016). Level I Studien belegen nun Rich Plasma ist die Beeinflussung der Homöostase- erstmals auch die signifi kante Verbesserung der regulierung intraartikulär. Die Beeinflussung des OA-Symptomatik (Outcome/WOMAC) durch die An- WnT/βCatenin signalling durch PRP konnte tier- wendung von PRP bei der Knie- und Hüftarthrose experimentell gezeigt werden (Wu et al., 2017), wo- gegenüber HA nach 3 und 12 Monaten (Laver et al., rin eine mögliche chondroprotektive Wirkung ge- 2017) (Meheux, McCulloch, Lintner, Varner & Har- sehen wird. Studien mit Placebo-kontrolliertem ris, 2016). Zudem wird die Aussage zur Anwen- Design lieferten erste Nachweise der PRP-Wirk- dung der Subgruppe der Leukozyten-armen PRP- Abb. 3: Präparation der Bestandteile Endoret® PRGF®, hiermit den eigenen Messanalysen der Platelets (Thrombozyten-Konzentratio- nen). FIRST-Zurich WPC in EDTA vs Plasma Fraktion I / II 6,09 5,98 5,99 4,72 2,v89 2,50 1,43 1,50 0,33 0,41 0,20 0,23 Arthrex Endoret Plasmolifting Regen WBC_EDTA WBC_EDTA WBC_EDTA Abb.4: FIRST-Zurich – eigene Messungen der PRP-Präperationen 2016/17, Leukozyten (WBC) in Vollblut und Fraktionen (Fraktion I: PRP-Konzentrierung des ersten Überstands vs Fraktion II: des unteren (höherkonzentrierten) Überstands) der PRP-Präparationen (n=810) 34
Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose Präparation gemacht, die zur Leukozyten-reichen PRP-Präparation im Vorteil war. In der Level I-Stu- die zu Effektivität von PRP bei Knie-OA waren Hyaluron und PRP nach 6 Monaten vergleichbar, nach 12 Monaten zeigte sich jedoch eine signifi - kante Verbesserung unter PRP. Auch fanden sich keine unerwünschten Reaktionen (Dai, Zhou, Zhang & Zhang, 2017). Louis et al konnten in einer Level II-Studie (Louis et al., 2017) bereits mit einer einmaligen PRP-Applikation bei Knie-OA mit Ab- hängigkeit der Konzentration von TGF- β1 und PDGF-AB ein signifi kant höheres Ansprechen auf die Therapie mit PRP (73%) versus Hyaluronat (46%) zeigen. Die in den vergangenen Jahren noch zumeist un- zureichenden Evidence-Nachweise wurden einer noch breiten Variation der Präparation (unter- schiedlichste Herstellungstechniken mit differie- renden PRP-Zusammensetzungen) sowie nicht Abb.5: intraoperative Anwendung der intraossären PRP-Applikation. standardisierte Anwendungsverfahren geschuldet. Neuste Klassifi kationsempfehlungen können diese wissenschaftliche Lücke weiter schliessen. Mittels Applikation von PRP intraossär bei osteochondra- der Methode MARSPILL lassen sich Herstellungs- len Defekten. Bereits mit einer Anwendung kann technik, PRP-Zusammensetzung und -Konzentrie- eine nahezu umfassende Symptomreduktion und rung, Aktivierungszustand wie auch die Anwen- eine schnelle intraossäre Regeneration erreicht dungsmethodik einer zielgenauen Applikation werden. weiter standardisieren (Lana et al., 2017). In unserer Praxis wenden wir PRP unter zielge- Stem cell, MSC, BMC nauer Injektion (US-guided) und unter der jeweils Aufgrund rechtlicher Bestimmungen ist die erfolgenden Analyse der Präparation (Zellbestand, Stammzell-derived Behandlung in der Schweiz Konzentrierung) an. In der Beratung des Patienten nicht möglich. Auf eine weitere Ausführung wird erfolgt eine orientierende Einschätzung der An- hier daher verzichtet. wendungshäufigkeit entsprechend dem Grading, zumeist in einer 2–3er-Serie, die mit einem Be- Potentielle neue Verfahren der regenerativen handlungsintervall von 7–10 Tagen verabfolgt wer- Medizin in der Versorgung der OA: den (Kavadar, Demircioglu, Celik & Emre, 2015). In einer Übersichtsarbeit stellt Zhang die pharma- Für intraartikuläre Anwendung empfehlen wir die kologischen und regenerativen Therapieoptionen mittels Calcium aktivierte Anwendungsform. In- zusammen. Auf die Bedeutung der WnT-Antagonis- traartikulär kommen Konzentrationen von 2–3, ten, Beeinflussung der Kaskaden, WnT/β -catenin-, 5-facher Konzentrierung zum Einsatz. Eine Limita- WnT/Ca2+- und WnT/planar cell polarity pathway tion der Behandlungsoption mit PRP sollte bei und die Einflussnahme auf die Cytokine zur Wie- höhergradigen Knorpelschädigungen mit dem Pa- derherstellung der Gelenkshomöostase wurde in tienten besprochen werden. Hier lassen sich allen- der pathophysiologischen Betrachtung eingegan- falls kurzzeitige, Schmerz-reduzierende Wirkun- gen. Vielversprechende erste Ergebnisse lassen die gen erreichen und dienen dann einer Überbrückung Hoff nung für den Einsatz von zielgerichteten bis zu einer chirurgischen Versorgung. Therapeutika in der Behandlung der Osteoarthri- Eine der chirurgischen Versorgung zuzuordnen- tis/Arthrose entsprechend der heutigen Behand- de, vielversprechende Anwendungsvariante ist die lungsoptionen bei entzündlichen Gelenkserkran- kungen mittels TNFα und Biologica zu. Der Behandlungsgrundsatz der Orthobiologie mit physiologisch begründeter Einflussnahme auf das Homöostasesystem des Gelenkes fordert vom 35
Fortbildung und Informationen für Fachleute 3 | 2018 Schwerpunkt Arthrose Massnahme Ziel Potenzielle Therapeutica, Beispiele Bone morphogenic Protein 7 (BMP-7), Fibroblast rhBMP-7 (Osteogenetic Protein-1), rhFGF-18 Knorpeldifferenzierung growth factor (FGF), Platelet rich plasma (PRP) (Sprifermin [CAS-902330], Autologe PRP Parathyreoid Hormon (PTH) und PTH-related Protein Inhibition der Hypertrophie/Ossifikation Forteo, Hedgehog Signaling Antagonist. (PTHrP)-Rezeptor, Hedgehog-signaling Matrix Metalloproteinase 13 (MMP13), A disintegrin MMP13-Inhibitor [CAS 13434-13-4], Inhibition der Matrix-Degeneration and metalloproteinase with thrombospondin motifs ADAMTS5-Inhibitor [CAS 929634-33-3], 5 (ADAMTS5), Syndecan-4 (SDNC4) Syndecan-4-Antibody Interleukin-1β (IL-1β), Humanes Serum Albumin Inhibition der Entzündung Anakinra [CAS 143090-92-0], Methrotrexat (HSA), Methotrexat Monklonale Antibody-NGF (Tanezumap) Schmerzreduktion β-Nerve-growth-factor (β-NGF) [CAS 880266-57-9] TGF-β-Inhibitor [CAS 909910-43-6], Wnt/ Transformin-growth-factor-β (TGF-β), Wingless Regeneration osteochondraler Läsion βcatenin-Inhibitoren (XAV-939, ICG-001, und Int-1/βCatenin (Wnt/βCatenin) IWR-1-endo, Wnt-C59 (C59),…) Abb. 6: Orientierend-zusammenfassender Überblick aktueller Forschungsansätze der biosignalisierten Therapieansätze der OA, modifiziert nach Zhang, Ouyang, Dass, & Xu, 2016 betreuenden Arzt und vom Patienten ein Umden- Chung, H., Dai, T., Sharma, S., Huang, Y., & Carroll, J. ken in der Symptomüberwindung, die den zeitli- (2012). The nuts and bolts of low-level laser (light) therapy. chen Abläufen der Wundheilungsphasen am nächs- Ann Biomed Eng., Feb;40(2):516–33. doi: 10.1007/ s10439-011-0454-7. ten kommt. Dai, W., Zhou, A., Zhang, H., & Zhang, J. (2017). Efficacy of Mit den nun auch vorliegenden evidencebasier- Platelet-Rich Plasma in the Treatment of Knee Osteoarthri- ten Daten können wir die Behandlung in der Betreu- tis: A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials. ung von Arthrosepatienten, unter Berücksichti- Arthroscopy, Volume 33, Issue 3, Pages 659–670.e1 gung der Limitation einer höhergradigen Arthrose, https://doi.org/10.1016/j.arthro.2016.09.024. empfehlen. DGOU. (2018). S2k-Leitlinie Gonarthrose. (S. 1–78). AWMF online. Alle Literaturhinweise finden Sie unter: Dumais, R., Benoit, C., Dumais, A., Babin, L., Bordage, R., www.rheuma-schweiz.ch/fachzeitschrift de Arcos, C., … Bélanger, M. (2012). Effect of regenerative injection therapy on function and pain in patients with knee osteoarthritis: a randomized crossover study. Pain Med, Literaturverzeichnis 13(8):990–9. doi: 10.1111/j.1526-4637.2012.01422.x. Alves, R., & Grimalt, R. ( 2018). A Review of Platelet-Rich Ferreira de Meneses, S., Hunter, D., Docko, E., & Marques, Plasma: History, Biology, Mechanism of Action, and A. (2015). Effect of low-level laser therapy (904 nm) and Classification. Skin Appendage Disord, 4:18–24 D OI: static stretching in patients with knee osteoarthritis: a 10.1159/000477353 . protocol of randomised controlled tria. BMC Musculoskele- Alfredo, P., Bjordal, J., Junior, W., Lopes-Martins, R., tal Disorder, 16:252 DOI 10.1186/s12891-015-0709-. Stausholm, M., Casarotto, R., … Joensen, J. (2018). Harshfield, D. (2016). An Indroduction to Regenerative Long-term results of a randomized, controlled, double-blind Injection Therapy (RIT) in Interventional Regenerative study of low-level laser therapy before exercises in knee Orthopedic Medicine (IROM). MedCrave. osteoarthritis: laser and exercises in knee osteoarthritis. Clin Rehabil., Feb;32(2):173–178. doi: Huang, Z., Chen, J., Ma, J., Shen, B., Pei, F., & Kraus, V. 10.1177/0269215517723162. (2015). Effectiveness of low-level laser therapy in patients with knee osteoarthritis: a systematic review and meta-ana- Baltzer, A., Stosch, D., Seidel, F., & Ostapczuk, M. (2017). lysis. Osteoarthritis Cartilage, Sep;23(9):1437-1444. doi: Low-Level-Lasertherapie - Eine narrative Literaturübersicht 10.1016/j.joca.2015.04.005. zur Wirksamkeit bei der Behandlung rheumatologisch-or- thopädischer Krankheitsbilder. Zeitschrift für Rheumatologie, Kavadar, G., Demircioglu, D., Celik, M., & Emre, T. (2015). Nov;76(9):806–812. doi: 10.1007/s00393-017-0309-1. Effectiveness of platelet-rich plasma in the treatment of moderate knee osteoarthritis: a randomized prospective Chang, K., Hung, C., & Aliwarga, F. (2014). Comparative study. J. Phys. Ther. Sci., 27 (12): 3863–3867. effectiveness of platelet-rich plasma injections for treating knee joint cartilage degenerative pathology: a systematic review and meta-analysis. Arch Phys Med Rehabil., 95(3): p. 562–75. 36
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