Arthrose: Regenerative Behandlungsansätze - der konservativen medizinischen Versorgung in der Orthobiologie - SportClinic Zurich

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Arthrose: Regenerative Behandlungsansätze - der konservativen medizinischen Versorgung in der Orthobiologie - SportClinic Zurich
Fortbildung und Informationen für Fachleute    3 | 2018                  Schwerpunkt Arthrose

                   Arthrose: Regenerative
                   Behandlungsansätze
                   der konservativen medizinischen
                   Versorgung in der Orthobiologie
                                                                                       Faktoren können genetische Prädisposition, eine Re-
                                              Dr. R. Peter Schnorr eMBA                generationsabnahme im Alter (Resilienz), (bio)me-
                                              Orthobiologie und Regenerative Medizin   chanische Fehl-/Überbelastungen (Traumata), me-
                                              Interventionelle Schmerztherapie SSIPM   tabolische Einflüsse sowie die systemische oder
                                              PMR SGPMR/Sportmedizin SGSM              lokale Immunologie sein.
                                              FIRST, Zürich                               Gelenkknorpel besitzt weder Blut- noch Lymph-
                                                                                       gefäße oder Nerven und besteht zu 95% aus einer
                   Ziel des Beitrages ist, einen möglichst Evidence-                   extrazellulären Kollagenmatrix mit Proteoglyka-
                   basierten Überblick über die Behandlungsoptionen                    nen und einem Anteil von 5% Chondrozyten. Die
                   der regenerativen Medizin (Orthobiologische Medi-                   Kollagenmatrix selbst kann durch Druckeinwir-
                   zin) bei der Arthrose und den Ausblick auf die Ent-                 kung und ihre elastischen Eigenschaften über ihre
                   wicklungen aktuell und zukünftig zu liefern. Si-                    strukturbildende Funktion hinaus Signalkaska-
                   cher geht dies nicht ohne Blick auf die Pathogenese,                den initiieren sowie Signalmoleküle wie Wachs-
                   die etablierten Behandlungs-Guidelines und eine                     tumsfaktoren und Chemokine (Migrationssignale)
                   grundsätzliche Betrachtung zum Verständnis der                      binden und eigenständig als bioaktive Struktur
                   Orthobiologie. Die notwendige Begrenzung als                        agieren (Mariani, Pulsatelli, & Facchini, 2014). Ent-
                   komprimierte, kurzgefasste Form erhebt dabei kei-                   sprechende positive Knorpelregulationen zeigen
                   nen Anspruch auf Vollständigkeit der grundsätz-                     sich so auch bei Untersuchungen an Sportlern
                   lich notwendigen, umfassenden und komplexen                         (Ponzio et al., 2018).
                   Betrachtung.                                                           Die klinisch zu erfassenden und funktionell
                                                                                       zum Symptom führenden Veränderungen des
                   Definition und Pathogenese der Osteoarthrose                        Knorpels und der globalen Gelenkfunktion sollten
                   (Osteoarthritis, OA)                                                daher als Indikatoren einer biochemischen und
                   Unter Arthrose sind alle degenerativen Erkran-                      molekularbiologischen Veränderung der artikulä-
                   kungen eines Gelenkes zu verstehen, die durch                       ren Homöostase aller beteiligten Gelenkstruktu-
                   eine progressive Degeneration und Destruktion                       ren verstanden werden.
                   des Gelenkknorpels unter Mitbeteiligung der Ge-                        Die regenerativen und pathologisch-katabolen
                   lenkstrukturen wie Bänder, Knochen, synovialer                      Reaktionen, sowie viele der Beeinflussungsfaktoren
                   und fibröser Gelenkkapsel sowie periartikulärer                     sind noch nicht hinreichend erklärt, doch zuneh-
                   Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und Nerven, ge-                     mend in der Forschung als wesentliches Kriterium
                   kennzeichnet sind. Klinisch imponiert die Erkran-                   erkannt, um eine substanzielle Arthroseprävention
                   kung mit entzündlichen und nicht entzündlichen                      und –therapie entwickeln zu können. Wachstums-
                   Phasen. Radiologische Befunde sind nicht zwin-                      faktoren, z.B. TGFß (BMPs), FGFs, IGF und Zytokine,
                   gend mit Funktionsstörungen oder Schmerzen ein-                     wie das IL-1ß oder auch WnT/ß-Catenin-Pathways
                   hergehend, vice versa.                                              können in ihrer Bedeutung der Entwicklung einer
                      Die OA sollte nach gegenwärtigem Kenntnisstand                   OA weitreichend erklärt werden.
                   als multifaktoriell bedingte, degenerative Erkran-                     Analog zur Diskussion um die Einflüsse auf das
                   kung von Gelenken betrachtet werden. Von Krank-                     Weltklima und das Schmelzen der Eispole, kann
                   heitswert sind dabei der fortschreitende Umbau der
                   Gelenkstruktur und die schmerzhafte Funktions-
                   einschränkung bis hin zum weitgehenden Funkti-
                   onsverlust des betroffenen Gelenkes. Als generische

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                   der Erhalt des «Microklimas Gelenk» und seiner             ein signifi kanter Volumenverlust des Knorpels,
                   Homöostase der Frage des Knorpelerhaltes dienen.           ohne Unterschied in der Schmerzbeeinflussung
                     Regenerative, orthobiologische Behandlungskon-           (McAlindon et al., 2017).
                   zepte zielen auf diese Faktoren zur Entwicklung ei-   4.   Opioide: weltweit umstritten, Wirkung den
                   ner physiologischen Homöostase ab.                         NSAR nicht überlegen, bei Umgehung der
                                                                              GI-Risiken. Nachteilige Wirkungen zentralner-
                   Aktuell erschienene Guidelines                             vös. Nur kurzzeitiger Einsatz vor einem chirur-
                   zur Gonarthrose                                            gischen Eingriff mit schwachem Opioid.
                  Die aktuell erschienenen Guidelines zur Gonarth-       5.   Statement Paracetamol: Paracetamol sollte bei
                  rose durch die Deutsche Gesellschaft für Ortho-             Gonarthrose nicht angewendet werden.
                  pädie und Unfallchirurgie (DGOU, 2018) listen den      6.   Statement PRP (platelet rich plasma): Eine Aus-
                  Algorithmus der konservativen Behandlungsmög-               sage zu PRP kann noch nicht getroffen werden.
                  lichkeiten auf (stichwortartig):                            Hingewiesen wird auf die Studie von Chang,
                  1. Topische NSAR: Nachweisliche Wirkung bei pe-             mit einem besseren Ergebnis der Behandlung
                     riartikulären Schmerzen mit einem positiv zu             von OA mit PRP versus Placebo, versus HA, ver-
                     bewertenden Risikoprofi l, insbesondere bei Al-          sus Corticosteroid. (Chang, Hung, & Aliwarga,
                     ter über 75 Jahre. Dermaler Sideeffect.                  2014). Hingewiesen wird auf die Variationen
                  2. Orale NSAR: analgetisch/antiphlogistisch wirk-           der Herstellung und Anwendung, mit daraus
                     sam, somit auch bei entzündungsbedingten Ar-             resultierender uneinheitlicher Datenlage. Der
                     throseschmerzen einsetzbar. Placebokontrol-              Einsatz nach dieser Level 1 Studie sollte bei ei-
                     lierte Studien: Wirksamkeit von NSAR und                 nem Kellgren/Laurence-Scale 1–3 erfolgen.
                     selektiven COX-2-Hemmern bei Arthrose (Anal-        7.   Orthopädietechnik, Einlagen und Schuhzurich-
                     gesie, Funktionsverbesserung, PROM). Hin-                tungen, partielle Erhöhung, Valgus/Varus -
                     weis: vergleichbare Wirksamkeit der NSAR un-             Orthesen, Physiotherapie, Bewegungstherapie/
                     tereinander und der COX-2-Hemmer, mit hoher              Sport.
                     interindividueller Schwankung von Bioverfüg-        8.   TENS, Neuromuskuläre elektrische Stimulation
                     barkeit und Halbwertszeit, unterschiedlich star-         (BMS/EMS), Magnetfeldtherapie, elektrophysi-
                     ke äquieffektive Dosierung. GI-Risiko, Alter             kalische Behandlung, Infrarottherapie, Stoss-
                     > 75 GI Risiko, langzeitig angewendet kardio-            welle (ESWT), Traktionsbehandlung, Ergothera-
                     vaskuläres Risiko, renale Funktion.                      pie, Naturheilverfahren.
                  3. a. Chondroitinsulfat und Glucosamin, mono-          9.   Operative Massnahmen
                         therapeutisch gelistet, Behandlungsdauer
                         von 3 Monaten als Chondroprotektiva, mit        Orthobiologische Medizin, regenerative
                         widersprüchlicher Datenlage. Glucosamin         Behandlungsverfahren
                         ggf. als Ersatz bei NSAR-Unverträglicheit.      Orthobiologische Verfahren nutzen natürliche,
                     b. Hyaluronat (HA), widersprüchliche Datenla-       physiologisch vorhandene Fähigkeiten des Körpers
                         ge, ggf. Behandlung als Alternative zur NS-     zur Regeneration eines Gewebeschadens. Diese
                        AR-Gabe, in Kombination mit einem Steroid.       «Biosignalisationsverfahren» können Supplemente
                     c. Corticosteroid intraartikulär: kurzzeitige       (Steinwachs & Guhlke-Steinwachs, 2016), Low Level
                        Therapie bei schmerzhafter Arthrose, mit         Laser, autologe Gewebe wie Blut, konditioniertes
                        niedriger, effektiver Dosierung, leitlinienge-   Serum, Platelet-Konzentrate (PRP), Wachstumsfak-
                        rechte Durchführung. Hinweis: Knorpelma-         toren, Mediatoren, Stammzellen oder auch Struk-
                        ssenreduktion bei höherer Dosierung.             turgeber für die Extracellularmatrix, Grafts (in der
                     Ergänzung: Die Therapie mit intraartikulär an-      Chirurgie), sein. Der Autor wird hier auf Methoden
                     gewendeten Kortikosteroiden ist eine weit ver-      der konservativen Arthrosebehandlung eingehen,
                     breitete und plausible Maßnahme zur Behand-         die er anwendet und langjährig Erfahrung sam-
                     lung bei symptomatischer Kniegelenksarthrose.       meln konnte. Zudem wird ein begleitender Aus-
                     Die Behandlung der entzündlichen Prozesse als       blick auf vielversprechende, weiterführende und
                     Ursache der Zerstörung des intraartikulären         noch in der Entwicklung stehende Verfahren auf-
                     Knorpels und die antientzündliche Wirkung           genommen.
                     der Steroidtherapie werden als Grundlage für           In der Rheumatologie ist heute ein Wegdenken
                     die Behandlung genannt. In einer RCT zur in-        der TNF-Blocker und Biologica wohl kaum noch
                     traartikulären Behandlung mit Triamcinolon
                     verglichen mit NaCl zeigte sich nach 2 Jahren

                                                                                                                                  31
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                   vorstellbar. Analog ist in der Behandlung der dege-               Hauptphasen der Wundheilung: Inflammations-,
                   nerativen Gelenkserkrankung (wie auch der post-                   Proliferations- und Remodulationsphase. Auf allen
                   traumatischen und postoperativen) das Verständ-                   molekularen Ebenen können Wnt signalling pa-
                   nis des homöostatischen Signalling cross-talk, mit                thways beschrieben werden, mit zwei Unterklas-
                   den daraus entwickelten und sich entwickelnden                    sen: Canonical pathway (Wnt/β -catenin pathway)
                   Einflussfaktoren von zentraler Bedeutung.                         und non-canonical pathway (Zhang, Gu, Liu, Wang
                      Die Entwicklung der OA ist in der frühen Phase                 & Sun, 2009). Die Wundheilung kann dem Ver-
                   als vermehrte Mazeration der Chondrozyten und                     ständnis der Behandlungswirkung in den ortho-
                   Degradation der Extracellularmatrix zu verstehen,                 biologischen Verfahren dienen, die die Zielsetzung
                   die aus einem zuvor im Gleichgewicht stehenden                    eines «balanced cross-talk» verfolgen und die zeit-
                   Signalling cross-talk zu einem Anstieg des β -cate-               liche Abfolge der Symptom- und Wirkungsent-
                   nin (Regulation anaboler und cataboler Aktivität)                 wicklung am Patienten gut beschreiben.
                   führt. Hierin wird ein zentraler Mechanismus der
                   OA-Entwicklung gesehen (Wu et al., 2010). Das                     Low level laser Therapie (LLLT)
                   Wnt/β -Catenin Signalling (und ihrer Kaskaden,                    Oxidativer Stress (ROS), Apoptosis, WnT-Signal-
                   WnT/β -catenin-, WnT/Ca2+- und WnT/planar cell                    ling und Cytochrom-C-Oxidase sind in der OA-Pro-
                   polarity pathway (Sassi et al., 2014)) ist regulär                gression im direkten Zusammenhang zu nennen
                   eine physiologische Antwort auf mechanische Be-                   (Lepetsos & Papavassiliou, 2016). Die Low-Level-
                   lastungen (Robinson, Chatterjee-Kishore, et al, 2006).            Lasertherapie (LLLT) nutzt niederenergetisches
                   Physiologische Belastungen auf den Knorpel und                    Laserlicht zur Aktivierung lokaler Regenerations-
                   die Kapsel stellen einen Signalimpuls zur Präven-                 prozesse durch die Beeinflussung der Cytochrom C
                   tion und zur Knorpelregeneration dar (Ponzio et al.,              Oxidase und der oxidativen Kette.
                   2018).                                                               Tierexperimentell konnten Ödemreduktion und
                      WnT-Signalling pathways sind in der Regulation                 antinflammatorische Zellaktivierung belegt wer-
                   der Wundheilung von Bedeutung. Zelluläre, extra-                  den. Kritische systematische Reviews und Meta-
                   zelluläre, vaskuläre und Cytokine-abhängige Kom-                  analysen bei Knie-OA zeigten keine (Huang et al.,
                   ponenten interagieren zur Entwicklung der drei                    2015), oder signifikante Schmerzreduktion der LLLT

                                                         DNS-Defekt                             DNS-Defekt

                                       Abb.
                   Abb. 1: ROS-Signaling,     1: ROS-Signaling,
                                          modifiziert                   modifiziert
                                                      nach Lepetsos & Papavassiliou, 2016nach   Lepetsos & Papavassiliou, 2016
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                  vs Placebo (in Ruhe und Belastung) (Rayegani,
                  Raeissadat, Heidari & Moradi-Joo, 2017), mit signifi-
                  kant gebesserten Scales für WOMAC Funktion und
                  Steifigkeit, WOMAC total, während der WOMAC
                  Pain und der Range of Motion (ROM) nicht signifi-
                  kant beeinflusst waren. Faktoren, wie verwendete
                  Wellenlängen, Anwendungsintervalle, Behandlungs-
                  dauer, Anzahl der Anwendungen in Folge und Sta-
                  dium der OA sind als Einflussfaktoren der kriti-
                  schen Beurteilbarkeit in den Metaanalysen. Der
                  Autor ergänzt aus seiner täglichen Praxis die zu-
                  sätzliche, kritische Indikationsstellung bezüglich
                  der gewünschten Behandlungstiefe. Die Anwen-
                  dung als nicht-NSAR-Topikum für periartikuläre
                  Gewebestrukturen zeigt hohe Erfolgsraten. RCTs
                  mit gleichzeitiger Bewegungsbelastung zeigten
                  gute und nachhaltige Wirkung über 6 Monate
                  (Alfredo et al., 2018) (Ferreira de Meneses, Hunter,
                  Docko, & Marques, 2015). Die Abgrenzung der Wir-        Abb. 2: LLLT am Knie FIRST Zurich
                  kung der körperlichen Aktivität und der LLLT sind
                  hierbei aber kritisch zu bewerten. In der Zeit-
                  schrift für Rheumatologie fassen die Autoren 2017       Regenerative Injection Therapy (RIT),
                  zusammen: LLLT liefert eine effective, nicht-inva-      Neuroprolotherapie (NPT),
                  sive, sichere und kosteneffi ziente Therapiemetho-      Perineural Injection Therapy(PIT)
                  de (Baltzer, Stosch, Seidel & Ostapczuk, 2017).         RIT, NPT, PIT sind als unterschiedlich lokal einge-
                     Eine grössere Anzahl an Applikatoren mit unter-      setzte Behandlungsformen einer primär Biosignal-
                  schiedlichen Wellenlängen können eine punktuel-         induzierenden einheitlichen Methode zu verstehen.
                  le, unterschiedliche Schichttiefe erreichen und         Zur Anwendung kommt hierbei eine unterschied-
                  auch eine flächige Behandlung ermöglichen. Für          lich stark konzentrierte Glukoselösung. Mittels
                  den Patienten ist die Behandlung zumeist ohne           einer 5%-Glukoselösung werden neuropathische
                  subjektives Erleben einer Gewebereaktion, jedoch        Beschwerden der Arthrose zielgerichtet behandelt
                  immer ohne thermische Reaktion. Therapeutisch           (Harshfield, 2016). Studien belegen eine auch bei
                  ist die Anwendung für Haut/Narben, Gelenke, Ner-        intraartikulärer Anwendung von Glukoselösung
                  ven, Muskeln und Sehnen einsetzbar. Standardi-          (15%) erreichte signifi kant Schmerzreduktion
                  siert werden in unserer Praxis am Zielgewebe des        (WOMAC) über 6 Monate (Dumais et al., 2012) (Ra-
                  Patienten bis zu zehn Laserapplikatoren (z. B. 660 nm   himzadeh et al., 2018). Seitens des Autors sei hier
                  und 785 nm Laserfrequenzen (Chung, Dai, Sharma,         auf diese Methodik hingewiesen, da sie die periarti-
                  Huang & Carroll, 2012)) eingesetzt. In Erstbehand-      kuläre Behandlung wesentlich ergänzt und in ei-
                  lung erfolgt eine Serie von fünf Sitzungen in einer     nem Behandlungskonzept der Arthrose Berück-
                  Abfolge von jeweils zwei pro Woche. Negative Re-        sichtigung fi nden sollte. Verwendet wird dabei die
                  aktionen, wie leichtes Schwellungsempfi nden und        körperadaptierte Glucoselösung 5%. Diese wird un-
                  leichtes Wundgefühl werden selten berichtet und         ter Ultraschallsicht an Nerven der Gelenksregion
                  sind passager in den ersten zehn Tagen zu erwar-        im perineural appliziert. Die Volumina richten sich
                  ten. Der Progress des körpereigenen Regenerations-      dabei nach dem Bedarf der ersichtlichen Umspü-
                  verlaufs wird nach weiteren 14 Tagen beurteilt.         lung des Nerven (PIT) und variieren von 2–5 ml. In
                                                                          der Regel wird eine kurzzeitige sofortige Schmerz-
                                                                          reduktion (Kalium-assozierte Lokalanästhesiewir-
                                                                          kung), mit daraus nutzbarem differentialdiagnos-
                                                                          tischen Effekt, und eine nachhaltige Wirkung nach
                                                                          3–4 Tagen erreicht. Ein gutes Beispiel der Anwen-
                                                                          dung ist der infrapatellare Branch des N. Saphenus,
                                                                          mit Beeinflussung medioventraler Knieschmerzen.
                                                                          In der Anwendung der 15%-igen intraartikulären
                                                                          Lösung bestehen keine eigenen Erfahrungen.

                                                                                                                                 33
Fortbildung und Informationen für Fachleute   3 | 2018               Schwerpunkt Arthrose

                   Platelet Rich Plasma (PRP)                                           samkeit (Patel, Dhillon, Aggarwal, Marwaha & Jain,
                   Zielsetzung der Behandlung der OA mit Platelet                       2013) (Smith, 2016). Level I Studien belegen nun
                   Rich Plasma ist die Beeinflussung der Homöostase-                    erstmals auch die signifi kante Verbesserung der
                   regulierung intraartikulär. Die Beeinflussung des                    OA-Symptomatik (Outcome/WOMAC) durch die An-
                   WnT/βCatenin signalling durch PRP konnte tier-                       wendung von PRP bei der Knie- und Hüftarthrose
                   experimentell gezeigt werden (Wu et al., 2017), wo-                  gegenüber HA nach 3 und 12 Monaten (Laver et al.,
                   rin eine mögliche chondroprotektive Wirkung ge-                      2017) (Meheux, McCulloch, Lintner, Varner & Har-
                   sehen wird. Studien mit Placebo-kontrolliertem                       ris, 2016). Zudem wird die Aussage zur Anwen-
                   Design lieferten erste Nachweise der PRP-Wirk-                       dung der Subgruppe der Leukozyten-armen PRP-

                   Abb. 3: Präparation der Bestandteile Endoret® PRGF®, hiermit den eigenen Messanalysen der Platelets (Thrombozyten-Konzentratio-
                   nen). FIRST-Zurich

                                                                   WPC in EDTA vs Plasma Fraktion I / II

                            6,09                         5,98                                                            5,99

                                                                                           4,72

                                                2,v89
                                      2,50

                                                                                                                  1,43                   1,50

                                                                            0,33                                                0,41
                                                                  0,20                                0,23

                                    Arthrex                      Endoret                          Plasmolifting                 Regen

                                                                 WBC_EDTA          WBC_EDTA          WBC_EDTA

                   Abb.4: FIRST-Zurich – eigene Messungen der PRP-Präperationen 2016/17, Leukozyten (WBC) in Vollblut und Fraktionen (Fraktion I:
                   PRP-Konzentrierung des ersten Überstands vs Fraktion II: des unteren (höherkonzentrierten) Überstands) der PRP-Präparationen
                   (n=810)

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                   Präparation gemacht, die zur Leukozyten-reichen
                   PRP-Präparation im Vorteil war. In der Level I-Stu-
                   die zu Effektivität von PRP bei Knie-OA waren
                   Hyaluron und PRP nach 6 Monaten vergleichbar,
                   nach 12 Monaten zeigte sich jedoch eine signifi -
                   kante Verbesserung unter PRP. Auch fanden sich
                   keine unerwünschten Reaktionen (Dai, Zhou,
                   Zhang & Zhang, 2017). Louis et al konnten in einer
                   Level II-Studie (Louis et al., 2017) bereits mit einer
                   einmaligen PRP-Applikation bei Knie-OA mit Ab-
                   hängigkeit der Konzentration von TGF- β1 und
                   PDGF-AB ein signifi kant höheres Ansprechen auf
                   die Therapie mit PRP (73%) versus Hyaluronat
                   (46%) zeigen.
                      Die in den vergangenen Jahren noch zumeist un-
                   zureichenden Evidence-Nachweise wurden einer
                   noch breiten Variation der Präparation (unter-
                   schiedlichste Herstellungstechniken mit differie-
                   renden PRP-Zusammensetzungen) sowie nicht                Abb.5: intraoperative Anwendung der intraossären PRP-Applikation.
                   standardisierte Anwendungsverfahren geschuldet.
                   Neuste Klassifi kationsempfehlungen können diese
                   wissenschaftliche Lücke weiter schliessen. Mittels       Applikation von PRP intraossär bei osteochondra-
                   der Methode MARSPILL lassen sich Herstellungs-           len Defekten. Bereits mit einer Anwendung kann
                   technik, PRP-Zusammensetzung und -Konzentrie-            eine nahezu umfassende Symptomreduktion und
                   rung, Aktivierungszustand wie auch die Anwen-            eine schnelle intraossäre Regeneration erreicht
                   dungsmethodik einer zielgenauen Applikation              werden.
                   weiter standardisieren (Lana et al., 2017).
                      In unserer Praxis wenden wir PRP unter zielge-        Stem cell, MSC, BMC
                   nauer Injektion (US-guided) und unter der jeweils        Aufgrund rechtlicher Bestimmungen ist die
                   erfolgenden Analyse der Präparation (Zellbestand,        Stammzell-derived Behandlung in der Schweiz
                   Konzentrierung) an. In der Beratung des Patienten        nicht möglich. Auf eine weitere Ausführung wird
                   erfolgt eine orientierende Einschätzung der An-          hier daher verzichtet.
                   wendungshäufigkeit entsprechend dem Grading,
                   zumeist in einer 2–3er-Serie, die mit einem Be-          Potentielle neue Verfahren der regenerativen
                   handlungsintervall von 7–10 Tagen verabfolgt wer-        Medizin in der Versorgung der OA:
                   den (Kavadar, Demircioglu, Celik & Emre, 2015).          In einer Übersichtsarbeit stellt Zhang die pharma-
                   Für intraartikuläre Anwendung empfehlen wir die          kologischen und regenerativen Therapieoptionen
                   mittels Calcium aktivierte Anwendungsform. In-           zusammen. Auf die Bedeutung der WnT-Antagonis-
                   traartikulär kommen Konzentrationen von 2–3,             ten, Beeinflussung der Kaskaden, WnT/β -catenin-,
                   5-facher Konzentrierung zum Einsatz. Eine Limita-        WnT/Ca2+- und WnT/planar cell polarity pathway
                   tion der Behandlungsoption mit PRP sollte bei            und die Einflussnahme auf die Cytokine zur Wie-
                   höhergradigen Knorpelschädigungen mit dem Pa-            derherstellung der Gelenkshomöostase wurde in
                   tienten besprochen werden. Hier lassen sich allen-       der pathophysiologischen Betrachtung eingegan-
                   falls kurzzeitige, Schmerz-reduzierende Wirkun-          gen. Vielversprechende erste Ergebnisse lassen die
                   gen erreichen und dienen dann einer Überbrückung         Hoff nung für den Einsatz von zielgerichteten
                   bis zu einer chirurgischen Versorgung.                   Therapeutika in der Behandlung der Osteoarthri-
                      Eine der chirurgischen Versorgung zuzuordnen-         tis/Arthrose entsprechend der heutigen Behand-
                   de, vielversprechende Anwendungsvariante ist die         lungsoptionen bei entzündlichen Gelenkserkran-
                                                                            kungen mittels TNFα und Biologica zu.
                                                                               Der Behandlungsgrundsatz der Orthobiologie
                                                                            mit physiologisch begründeter Einflussnahme auf
                                                                            das Homöostasesystem des Gelenkes fordert vom

                                                                                                                                                35
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 Massnahme                                               Ziel                                                     Potenzielle Therapeutica, Beispiele
                                                         Bone morphogenic Protein 7 (BMP-7), Fibroblast           rhBMP-7 (Osteogenetic Protein-1), rhFGF-18
 Knorpeldifferenzierung
                                                         growth factor (FGF), Platelet rich plasma (PRP)          (Sprifermin [CAS-902330], Autologe PRP
                                                         Parathyreoid Hormon (PTH) und PTH-related Protein
 Inhibition der Hypertrophie/Ossifikation                                                                          Forteo, Hedgehog Signaling Antagonist.
                                                         (PTHrP)-Rezeptor, Hedgehog-signaling
                                                         Matrix Metalloproteinase 13 (MMP13), A disintegrin       MMP13-Inhibitor [CAS 13434-13-4],
 Inhibition der Matrix-Degeneration                      and metalloproteinase with thrombospondin motifs         ADAMTS5-Inhibitor [CAS 929634-33-3],
                                                         5 (ADAMTS5), Syndecan-4 (SDNC4)                          Syndecan-4-Antibody
                                                         Interleukin-1β (IL-1β), Humanes Serum Albumin
 Inhibition der Entzündung                                                                                        Anakinra [CAS 143090-92-0], Methrotrexat
                                                         (HSA), Methotrexat
                                                                                                                  Monklonale Antibody-NGF (Tanezumap)
 Schmerzreduktion                                        β-Nerve-growth-factor (β-NGF)
                                                                                                                  [CAS 880266-57-9]
                                                                                                                 TGF-β-Inhibitor [CAS 909910-43-6], Wnt/
                                                         Transformin-growth-factor-β (TGF-β), Wingless
 Regeneration osteochondraler Läsion                                                                             βcatenin-Inhibitoren (XAV-939, ICG-001,
                                                         und Int-1/βCatenin (Wnt/βCatenin)
                                                                                                                 IWR-1-endo, Wnt-C59 (C59),…)
Abb. 6: Orientierend-zusammenfassender Überblick aktueller Forschungsansätze der biosignalisierten Therapieansätze der OA, modifiziert nach Zhang, Ouyang,
Dass, & Xu, 2016

                   betreuenden Arzt und vom Patienten ein Umden-                       Chung, H., Dai, T., Sharma, S., Huang, Y., & Carroll, J.
                   ken in der Symptomüberwindung, die den zeitli-                      (2012). The nuts and bolts of low-level laser (light) therapy.
                   chen Abläufen der Wundheilungsphasen am nächs-                      Ann Biomed Eng., Feb;40(2):516–33. doi: 10.1007/
                                                                                       s10439-011-0454-7.
                   ten kommt.
                                                                                       Dai, W., Zhou, A., Zhang, H., & Zhang, J. (2017). Efficacy of
                      Mit den nun auch vorliegenden evidencebasier-
                                                                                       Platelet-Rich Plasma in the Treatment of Knee Osteoarthri-
                   ten Daten können wir die Behandlung in der Betreu-                  tis: A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials.
                   ung von Arthrosepatienten, unter Berücksichti-                      Arthroscopy, Volume 33, Issue 3, Pages 659–670.e1
                   gung der Limitation einer höhergradigen Arthrose,                   https://doi.org/10.1016/j.arthro.2016.09.024.
                   empfehlen.                                                          DGOU. (2018). S2k-Leitlinie Gonarthrose. (S. 1–78). AWMF
                                                                                       online.
                             Alle Literaturhinweise finden Sie unter:                 Dumais, R., Benoit, C., Dumais, A., Babin, L., Bordage, R.,
                             www.rheuma-schweiz.ch/fachzeitschrift                    de Arcos, C., … Bélanger, M. (2012). Effect of regenerative
                                                                                      injection therapy on function and pain in patients with knee
                                                                                      osteoarthritis: a randomized crossover study. Pain Med,
                   Literaturverzeichnis
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                                                                                       A. (2015). Effect of low-level laser therapy (904 nm) and
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                                                                                       static stretching in patients with knee osteoarthritis: a
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                                                                                       protocol of randomised controlled tria. BMC Musculoskele-
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                                                                                       Harshfield, D. (2016). An Indroduction to Regenerative
                   Long-term results of a randomized, controlled, double-blind
                                                                                       Injection Therapy (RIT) in Interventional Regenerative
                   study of low-level laser therapy before exercises in knee
                                                                                       Orthopedic Medicine (IROM). MedCrave.
                   osteoarthritis: laser and exercises in knee osteoarthritis.
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                                                                                      with knee osteoarthritis: a systematic review and meta-ana-
                   Baltzer, A., Stosch, D., Seidel, F., & Ostapczuk, M. (2017).
                                                                                      lysis. Osteoarthritis Cartilage, Sep;23(9):1437-1444. doi:
                   Low-Level-Lasertherapie - Eine narrative Literaturübersicht
                                                                                      10.1016/j.joca.2015.04.005.
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