Methodik und Werkzeuge zur Entwicklung optimierter Echtzeitsysteme im Kontext von SDL/MSC und VHDL
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Methodik und Werkzeuge zur Entwicklung optimierter Echtzeitsysteme im Kontext von SDL/MSC und VHDL U. Herzog, W. Dulz, R. Hofmann, A. Mitschele-Thiel Universität Erlangen, Informatik 7 Martensstr. 3, 91058 Erlangen EMail: i7rp@immd7.informatik.uni-erlangen.de Zusammenfassung Formale Spezifikationstechniken und darauf aufbauende Werkzeuge unterstützen die systemati- sche Entwicklung komplexer Systeme. Meist werden nur funktionale Eigenschaften überprüft; we- sentliche Entwurfsvorgaben wie Leistungs- oder Echtzeitcharakteristika bleiben daher unberück- sichtigt oder werden isoliert behandelt ohne in den gesamten Entwicklungsprozeß integriert zu sein. Unter Einbeziehung unserer erzielten Forschungsergebnisse auf den Gebieten der formalen Spezifikation, der Optimierung, dem Monitoring und der Leistungsbewertung von Kommunikati- onssystemen und Multiprozessorarchitekturen schlagen wir daher einen integrierten Gesamtan- satz zur Behandlung von funktionalen als auch von echtzeitbezogenen Anforderungen vor. Gegenstand dieses von der DFG bewilligten Projektes im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Rapid Prototyping für integrierte Steuerungssysteme mit harten Zeitbedingungen“ ist die Ent- wicklung einer durchgängigen Methodik und deren Umsetzung durch ein entsprechendes Rapid- Prototyping-System zur Erstellung integrierter HW/SW-Systeme mit harten Echtzeitanforderun- gen sowie dessen exemplarische Anwendung zur Realisierung einer Kommunikationsanschaltung für die Übertragung von zeitkritischen Multimediadaten. Wesentliche Eckpunkte des Projektes sind 1) die formale Spezifikation des funktionalen Verhaltens als auch der Echtzeitanforderungen auf der Basis von annotierten SDL/MSC-Spezifikationen, 2) die Berechnung der Entwurfsent- scheidungen (HW/SW-Partitionierung, Schedule, etc.) basierend auf den annotierten Spezifika- tionen und einer Komponentenbibliothek und 3) eine durchgängige spezifikationsbasierte Meß- und Bewertungsmethodik zur Validierung der Entwurfsentscheidungen und der Back-Annotation der Komponentenbibliothek. 1 Einleitung wurf und die Realisierung von Echtzeitsystemen Integrierte Steuerungssysteme haben die Rea- erfolgt in der Praxis oft ad hoc, ohne den Ein- lisierung einer genau definierten Anwendung satz dafür geeigneter Werkzeuge. Bedingt zum Ziel. Oft spielen dabei Echtzeitanforde- durch die fortschreitende Standardisierung und rungen (harte und weiche Zeitbedingungen) die Öffnung der Märkte wird im industriellen eine herausragende Rolle. Die Garantie der Bereich die frühzeitige bzw. schnelle Fertig- Echtzeitbedingungen bei geringen Kosten für stellung neuer Produkte oder Produktvarianten das System wird meist durch eine präzise Ab- immer entscheidender. Um dies zu gewährlei- stimmung der Komponenten des Systems er- sten, sind leistungsfähige Entwurfsmethodiken reicht, d.h. durch gegenseitige Abstimmung und Werkzeuge unabdingbar. der Hardwarekomponenten, der Anwendungs- Seit Jahren gibt es eine Reihe weitverbreiteter software und der Systemsoftware. Der Ent- Spezifikationstechniken, Verfahren und Werk-
zeuge, die den systematischen Entwurf techni- • SDL: Die „Specification and Description scher Produkte unterstützen; meist werden Language“ (ITU-Standard Z.100) dient zum jedoch nur einzelne Entwicklungsphasen ab- Systementwurf und spezifiziert sowohl die gedeckt, oft werden wesentliche Entwurfsvor- statische Systemarchitektur als auch das gaben nicht berücksichtigt. Darüber hinaus funktionale Verhalten dynamischer Systeme. wird fast nie eine durchgängige Optimierung SDL wird in großem Umfang im Bereich der durchgeführt, auch der Einsatz meßtechni- Kommunikationstechnik eingesetzt, in jünge- scher Methoden zur Produktentwicklung und rer Zeit aber auch sehr erfolgreich beim Ent- Qualitätssicherung ist die Ausnahme. wurf anderer komplexer Echtzeitsysteme. Im folgenden geben wir einen Überblick über • VHDL: Die hardwarenahe „Very High Speed den Stand der Forschung auf dem Gebiet der Integrated Circuit Hardware Description HW/SW-Systementwicklung, charakterisieren Language“ (ANSI/IEEE-Standard 1076- den von uns ausgewählten Anwendungsbe- 1993) ermöglicht sowohl die Spezifikation reich der Echtzeitprotokolle und geben einen von HW-Systemen als auch deren Simulation Überblick über die von uns bereits erarbeiteten und Realisierung mit Hilfe von Synthese- Erkenntnisse und Lösungsansätze. Werkzeugen. VHDL wird eingesetzt, um bei der Entwicklung von hochintegrierten Digi- 2 Methoden und Werkzeuge für talschaltungen für FPGAs und ASICs die Entwicklungszeit zu reduzieren und gleich- die HW/SW-Systementwicklung zeitig die Entwurfsqualität zu steigern. 2.1 Formale Beschreibungstechniken Für die obigen Standards existiert eine Reihe Rapid Prototyping für den integrierten kommerzieller CASE-Werkzeuge, wie z.B. HW/SW-Entwurf reaktiver Echtzeitsysteme SDT [9] oder GEODE [11] zur teilautomati- erfordert den Einsatz aufeinander abgestimm- schen Implementierung von Echtzeit-Software ter CASE-Werkzeuge (CASE: Computer Ai- aus SDL/MSC-Spezifikationen und Visual-HDL ded System Engineering) unter Berücksichti- zur Generierung von Hardwarebausteinen aus gung eines übergreifenden Gesamtansatzes zur VHDL-Beschreibungen. Diese Entwicklungs- Realisierung von dedizierten HW/SW-Kompo- umgebungen verfügen über eine Vielzahl von nenten. Teilfunktionen, wie z.B. grafisches Editieren, funktionale Simulation, Validierung der funkti- Formale Beschreibungstechniken (FDTs) die- onalen Korrektheit oder automatische Gene- nen zur eindeutigen Festlegung insbesondere rierung von Objektcode und HW-Bausteinen funktionaler Eigenschaften und ermöglichen durch Compiler für Hardware und Software. den Nachweis notwendiger Korrektheitsanfor- derungen, die der Prototyp zu erfüllen hat. Formale Spezifikationstechniken, die im Be- Die Erstellung hochperformanter und echtzeit- reich der Entwicklung von reaktiven Echtzeit- fähiger Prototypen macht es erforderlich, daß systemen starke Verbreitung gefunden haben, neben funktionalen Aspekten auch Zeitaspekte sind: quantitativ berücksichtigt werden müssen. • MSC: „Message Sequence Charts“ (ITU- Dazu gehören vor allem Standard Z.120) werden während der An- • Zeitvorgaben: Garantiertes Reagieren des forderungsanalyse erstellt und spezifizieren Systems in vorgebbaren Zeitspannen oder - das dynamische Verhalten des Systems. schranken. MSCs dienen vor allem der Formalisierung von Anforderungsdefinitionen an ein zu • Leistungsvorgaben: Garantie eines ge- realisierendes System. MSCs werden meist wünschten Antwortzeit/Durchsatz-Verhal- zusammen mit SDL eingesetzt, und dienen tens bei vorgegebenen Normal- oder Über- zur automatischen Generierung von SDL- lastsituationen. Skeletten sowie der Auswahl und Spezifi- • Ressourcenvorgaben: Einschränkung der kation von Testszenarien. möglichen HW/SW-Lösungen.
• Kostenvorgaben: Berücksichtigung der bilität des Ansatzes gegenüber Änderungen der Systemkosten. Anforderungen während des Entwicklungspro- zesses. Zwar existieren methodische Ansätze für Einen guten Überblick zum Stand der Technik die Entwicklung solcher Systeme; von einer in diesem Bereich vermitteln die Schriften und durchgehenden integrierten Methodik für Echt- technischen Berichte des RACE-Projektes zeitsysteme kann aber nicht die Rede sein. TOPIC (Tool Set for Protocol and Advanced Service Verification in IBC Environments) Bisherige Ansätze basieren meist auf sehr einfa- [10] und des ESPRIT-Projekts INSYDE chen Rapid-Prototyping-Systemen (RP- (Integrated Methods for Evolving System De- System), insbesondere was die Softwarekom- sign) [8]. ponenten betrifft. So verwenden die Systeme in aller Regel nur einen einzigen Prozessor bzw. Die Sichtung der Literatur verdeutlicht, daß Microcontroller, der die alleinige Kontrolle über sich die Forschung hinsichtlich der Integration das System übernimmt. Parallele Komponenten von Echtzeitzusicherungen und Leistungsbe- sind fast immer relativ fest und synchron mit wertung formal spezifizierter Systeme erst in dem Prozessor gekoppelt, was den Entwurf den Anfängen befindet und diesbezügliche wesentlich erleichtert, der Leistung des RP- Methoden dringend zu erforschen sind. Systems aber enge Schranken setzt. 2.2 Entwurf und Optimierung Ein wichtiger Aspekt des HW/SW-Entwurfs ist die Partitionierung der Spezifikation in Teile, Zur Erstellung der Anwendungsspezifikation die in Hardware und in Software realisiert wer- und der Überprüfung qualitativer Aspekte der den, so daß gegebene Randbedingungen einge- Spezifikation, insbesondere der funktionalen halten und eine Kostenfunktion optimiert wird. Korrektheit, stehen zahlreiche Werkzeuge zur Zur Bestimmung der Partitionierung existieren Validierung, Verifikation und zur Simulation erste Ansätze, z.B. [4]. zur Verfügung (siehe oben). Demgegenüber werden quantitative Aspekte meist erst in ei- Bei reinen Hardwaresystemen lassen sich Echt- nem sehr späten Stadium der Realisierung zeitbedingungen, bedingt durch den synchronen, berücksichtigt. deterministischen Charakter der Bearbeitung und die eindeutige zeitliche und räumliche Zu- Neuere Forschungen beschäftigen sich deshalb ordnung der Aufgabe auf die Hardware- mit der Erarbeitung von Entwurfsmethoden komponenten, relativ leicht abschätzen. für die Integration quantitativer Aspekte und deren Umsetzung in Entwicklungsumgebun- Dies ist bei Softwaresystemen, insbesondere bei gen. So wurden in den letzten Jahren mehrere Multiprozessorsystemen, bedingt durch den Entwicklungsumgebungen für reine SW- weniger dedizierten Charakter der Prozessoren Systeme, insbesondere für dedizierte parallele und der asynchronen Bearbeitung, wesentlich Rechensysteme entwickelt. Eine Übersicht komplexer. Insgesamt läßt sich feststellen, das über Entwicklungsumgebungen für reine SW- die Komplexität des Entwurfs von gemischten Systeme findet sich in [5]. HW/SW-Systemen mit der Einführung stocha- stischer Aspekte beträchtlich ansteigt. Verglichen mit reinem Software- bzw. reinem Hardwareentwurf befinden sich Forschungen auf dem Gebiet des integrierten HW/SW- 2.3 Implementierung Entwurfs (HW/SW-Codesign) noch in den Für die Generierung von Code aus SDL- Anfängen. Eine gemeinsame Spezifikation der Spezifikationen existiert eine Reihe von Werk- Anwendung unabhängig davon, welche Teile zeugen. Die kommerziellen CASE-Werkzeuge in Hardware und welche in Software realisiert SDT und GEODE unterstützen die teilautoma- werden sollen, und die späte Partitionierung in tische Erzeugung von C-Code. Allerdings er- Hardware- und Softwarekomponenten bietet zeugen Codegeneratoren, die den vollen wesentliche Vorteile, nämlich erweiterte Sprachumfang von SDL unterstützen relativ Möglichkeiten der Validierung bzw. Verifika- ineffizienten Code. tion des Gesamtsystems und eine hohe Flexi-
Dies betrifft sowohl die Ausführungszeit als 3 Lösungsansätze auch den Speicherplatzbedarf. Zunehmend kommen aber auch Codegeneratoren für Mi- 3.1 Systementwicklung krocontroller auf den Markt (SDT und Im Rahmen des DFG-Sonderforschungsberei- GEODE), die zwar nicht den vollen Sprach- ches 182 „Multiprozessor- und Netzwerkkonfi- umfang von SDL unterstützen, dafür aber we- gurationen“ wurde in den Teilprojekten B3 und sentlich effizienteren Code generieren. C1 eine globale Methodik entwickelt, die einen Neben kommerziellen Werkzeugen zur Code- integrierten Einsatz von Methoden zur Lei- erzeugung steht eine Reihe von Werkzeugen stungsbewertung für den SDL/MSC-Ent- aus dem universitären Bereich zur Verfügung. wicklungszyklus beschreibt[3]. Die wesentli- Zu nennen sind insbesondere das Open-SITE chen Merkmale der Methodik sind: Projekt, das die Generierung von C++-Code • Anforderungsdefinitionen und Lastmodellie- unterstützt, und PAR-SDL, das die Erzeugung rung der spezifizierten Systeme basieren auf parallelen C-Codes für Transputernetzwerke annotierten MSC-Szenarien. unterstützt. • Aktive und passive Systemkomponenten wie Prozessoren, Kanäle, Puffer oder Prozesse 2.4 Messung und Bewertung werden mit annotierten SDL-Spezifikationen Bei der Messung und Bewertung von beschrieben. HW/SW-Systemen unterscheiden wir zwei • Die explizite Einschränkung des möglichen Zielsetzungen und sehr komplexen Verhaltens des SDL- • die Leistungsmessung, d.h. das Messen Systems auf ausgewählte annotierte MSC- charakteristischer Leistungsgrößen wie z.B. Szenarien definiert einfachere Systemmodel- Durchsatz, Wartezeiten, Reaktionszeiten, le, die sich bezüglich Leistungs- und Echt- und die Beobachtung des dynamischen zeitverhalten leichter beschreiben lassen. Je Ablaufgeschehens, d.h. die Untersuchung nach Komplexität erfolgt die Bewertung des Zusammenspiels der einzelnen System- analytisch oder simulativ. komponenten, um eine Begründung für • Dasjenige Systemmodell mit den besten Lei- gemessene Leistung zu finden. stungseigenschaften wird für eine weitere Eingesetzt werden, je nach Aufgabenstel- Bearbeitung ausgewählt und mit SDL- lung unterschiedliche Monitoring- Übersetzungswerkzeugen weitgehend auto- Methoden, insbesondere Software-, Hard- matisch in ein lauffähiges Objektsystem ware- und Hybridmonitoring. Eine umfas- transformiert. sende Übersicht zu den Vor- und Nachtei- len sowie ein Vergleich unterschiedlicher • Während der Laufzeit des Objektsystems Realisierungen findet man in [12]. kann mit einer spezifikationsgesteuerten Mo- nitortechnik [2] die Leistung gemessen und • Bei parallelen und verteilten Systemen kön- mit den prognostizierten Daten des System- nen bereits kleine Zeitunterschiede bei der modells verglichen werden. Außerdem er- Abarbeitung paralleler Teilaufgaben oder möglicht eine sog. Back-Annotation eine von Kommunikationsanweisungen zu völlig Verbesserung der Annahmen über die Werte unterschiedlichen Programmabläufen füh- von beeinflussenden Leistungs- und Echt- ren. Ein homogenes Messen, wie mit zeitparametern in den SDL/MSC- Hardware- und Hybridmonitoren möglich, Annotationen auf der Basis realistischer ist deshalb notwendig; sehr wichtig zur Meßdaten vorzunehmen. Analyse und Aufbereitung der erzielten Meßergebnisse ist eine umfangreiche Aus- wertesoftware. 3.2 Entwurf und Optimierung Die Aktivitäten des Lehrstuhles bezüglich der Optimierung von Systemen umfassen die Paral-
lelisierung von Kommunikationssoftware (in 3.3 Implementierung Zusammenarbeit mit der Siemens AG, Erlan- Die DSPL-Entwicklungsumgebung ermöglicht gen), die Parameteroptimierung von PROFI- die Generierung von optimiertem Code für BUS-Installationen (in Zusammenarbeit mit Transputer-Netzwerke. Neben Anwendungen der Siemens AG, Erlangen), die Optimierung am Lehrstuhl, wurde die DSPL-Ent- von Kanban-Systemen (in Zusammenarbeit mit wicklungsumgebung auch an der Universität der IBM, Sindelfingen), die Optimierung der Karlsruhe zur Realisierung eines verbindungslo- Steuerung von Fertigungsautomaten (in Zu- sen Netzwerkprotokolls (CLNP) auf der Paral- sammenarbeit mit der Siemens AG, München) lel Protocol Engine, einem speichergekoppelten sowie Untersuchungen zum Einsatz von gene- Transputer-Netzwerk, eingesetzt. Ein weiteres tischen Algorithmen zur heuristischen Syste- Anwendungsgebiet aus der Fertigungstechnik moptimierung. ist der Einsatz der Entwicklungsumgebung zur Mit Unterstützung der Siemens AG, Erlangen, Optimierung einer verteilten Transputer- wurde am Lehrstuhl die DSPL-Entwicklungs- basierten Sensorsteuerung für einen Indu- umgebung [5] erarbeitet, ein integrierter An- strieroboter. Bei den meisten Realisierungen satz zur Automatisierung des Entwurfs und wurde ein T800-Transputersystem eingesetzt; der effizienten Realisierung dedizierter An- im Rahmen des Teilprojekts B3 des Sonderfor- wendungen auf parallelen Systemen. Die schungsbereiches 182 untersuchen wir seit An- DSPL-Entwicklungsumgebung unterstützt die fang 1995 auch die Anwendbarkeit der mit we- automatische Abbildung der Anwendung auf sentlich schnelleren und flexibleren Kommuni- ein gegebenes Multiprozessor-System, so daß kations-Links ausgestatteten T9000-Transputer. die Leistung der generierten parallelen Imple- mentierung ein Optimum erreicht. 3.4 Messung und Bewertung Die Entwicklungsumgebung besteht aus einer Zur hochgenauen Messung paralleler und ver- grobgranularen Datenflußsprache und einer teilter Anwendungen wurde am Lehrstuhl ein Reihe von integrierten Komponenten zur Ab- universelles Hardwaremonitorsystem, der Zähl- leitung von Modellen aus dem Datenflußpro- monitor 4 (ZM4) [6, 7] entwickelt. Der ZM4 gramm, modellbasierten Optimierung des unterstützt ereignisgesteuertes Monitoring von Entwurfs, insbesondere der Topologie des parallelen und räumlich verteilten Systemen. Zur Zielsystems, der Zuordnung der Tasks auf die Auswertung aufgezeichneter Meßspuren wurde Prozessoren inklusive deren Bearbeitungsrei- die Auswerteumgebung SIMPLE entwickelt. henfolge, der Granularität der Prozesse und Unterstützt werden die Analyse, Modellierung der Plazierung von Puffern (bzw. deren Elimi- und Bewertung der gemessenen Systeme. ZM4 nation), und der Umsetzung der Entwurfsent- und SIMPLE werden an zahlreichen nationalen scheidungen mittels Transformationswerkzeu- und internationalen Forschungseinrichtungen gen. eingesetzt. Darunter sind u.a. das European Networking Center (ENC) der IBM in Heidel- Im Rahmen der modellbasierten Optimierung berg, die IBM in Rüschlikon, Schweiz, die Sie- des Entwurfs wurden mehrere exakte und mens AG, München, die Fudan Universität in heuristische Optimierungsmethoden imple- Shanghai, VR China, die University of Mary- mentiert. Zur Bestimmung der exakten Lösung land, USA und die Australian National Univer- wurde ein Branch-and-Bound-Verfahren reali- sity in Canberra, Australien. siert. Die implementierten Heuristiken umfas- sen Listenverfahren, Clustering-Verfahren und genetische Algorithmen. Echtzeitaspekte wer- 3.5 Kommunikationsprotokolle den bei den derzeit implementierten Verfahren Der Lehrstuhl beschäftigt sich seit mehreren allerdings noch nicht berücksichtigt. Jahren in Forschung und Lehre mit der formalen Spezifikation, Messung, Bewertung und Opti- Zum Nachweis der Korrektheit der durchge- mierung von Kommunikationsprotokollen. Ne- führten Transformationen wurde ein durch- ben den theoretischen Grundlagen, der Metho- gängiger formaler Ansatz entwickelt. dik und Werkzeugentwicklung für den Proto-
kollentwurf werden regelmäßig industriell 4.1 Eckpunkte eingesetzte Protokolle und Protokollhierar- Die Eckpunkte des Projektes (vgl. hierzu chien meßtechnisch untersucht und bewertet. Abbildung 1) sind: Beispiele dafür sind die Leistungsbewertung • Formale Beschreibung sowohl von funktio- von echtzeitfähigen Feldbussystemen und de- nalen Anforderungen als auch von Lei- ren Kommunikationsprotokollen, die prototy- stungsanforderungen an das zu realisierende pische Implementierung des MMS-Protokolles System mittels annotierter SDL/MSC- (Manufacturing Message Specification) auf Spezifikationen. Im Gegensatz zu den bishe- einem Transputer-Netzwerk mit der DSPL- rigen Arbeiten werden Echtzeitkriterien fest- Entwicklungsumgebung und die Leistungsun- gelegt und durchgehend mitberücksichtigt. tersuchung eines verteilten EURO-ISDN- Protokoll-Testsystems. • HW/SW-Systementwurf unter Berücksichti- gung der Anforderungen an das System, in- klusive harter Echtzeitbedingungen, durch 4 Methodik und Projektziele modellbasierte Analyse- und Optimierungs- Gegenstand des neuen Projektes ist die Ent- verfahren. wicklung einer durchgängigen Methodik und • Abbildung der formalen Spezifikation auf eines Rapid-Prototyping-Systems zur Erstel- Software bzw. Hardwarekomponenten eines lung optimierter Echtzeitsysteme aus formalen zu erstellenden Rapid-Prototyping-Systems. Spezifikationen, sowie die Anwendung der Methodik auf die Realisierung einer Kommu- • Unterstützung der Produktentwicklung und nikationsanschaltung für den Austausch von Qualitätsnachweis durch spezifikationsba- zeitkritischen Multimediadaten. siertes Monitoring und Bewertung der Pro- totypen. Realisierung einer Kommu- nikationsanschaltung für Echtzeitprotokolle unter Verwendung des erstellten Echtzeit- RP-System. Anforderungsdefinition SDL-Entwurf Ableitung der Anfordergn Funktionaler Entwurf Annotierte MSCs Annotierte SDL-Spez. Optimierung Komponenten- HW/SW-Systementwurf bibliothek SDL-Spez. Software Interface Spezifikation VHDL-Spez. Hardware Implementierung Codeerzeugung Interfacegenerierung HW-Synthese Prototyp Validierung Messung/Bewertung Abbildung 1: Vorgeschlagene Methodik der Systementwicklung
4.2 Methodik der Systementwicklung chenden Hardwarekomponenten erzeugt. Die in Unsere Entwicklungsmethodik gliedert sich in Software realisierten Teile werden aus SDL vier Phasen (vgl. Abbildung 1): SDL-Entwurf, abgeleitet bzw. aus vorhandenen Bibliotheken Optimierung, Implementierung und Validie- zusammengesetzt. Die Schnittstellen werden rung. gemäß ihrer Spezifikation erzeugt. Die Integra- tion aller Komponenten ergibt den gewünschten Ausgangsbasis für den SDL-Entwurf bildet die Prototyp. Anforderungsdefinition. Aus der Anforde- rungsdefinition wird die annotierte SDL- Bei der Validierung wird der erstellte Prototyp Spezifikation abgeleitet. Parallel dazu wird das hinsichtlich seiner Funktionalität und seines dynamische Verhalten in Form von annotierten Zeitverhaltens geprüft und die Einhaltung der MSCs festgelegt mit Berücksichtigung von Anforderungsdefinition validiert. Gleichzeitig Echtzeit- und Kosten-Contraints. Das Ergeb- erfolgt ein Vergleich, ggf. auch eine Aktualisie- nis des SDL-Entwurfs ist sowohl eine voll- rung der Komponentenbibliothek. ständige SDL-Spezifikation als auch eine kor- respondierende annotierte MSC-Hierarchie. 4.3 Anwendung: Echtzeitprotokolle Die Komponentenbibliothek beschreibt die zur Zur Anpassung von multimedialen Kommuni- Verfügung stehenden Komponenten, wie Pro- kationsanforderungen an ATM-Kommunika- zessoren, FPGAs, Speicherbausteine und tionsmechanismen müssen Transportdienste Koppelelemente: Neben der Beschreibung des bereitgestellt werden, mit deren Hilfe Anwen- funktionalen Verhaltens der Komponenten dungsprozesse ihre QoS-Anforderungen bzw. deren Fähigkeiten, SDL-Befehle und (Quality of Service) und Leistungscharakteristi- -Sequenzen zur realisieren, werden ka für die Echtzeitkommunikation beschreiben (gemessene) Leistungsdaten (z.B. Ausfüh- und mit dem Diensterbringer aushandeln kön- rungszeiten) sowie technische Randbedingun- nen. Dazu gehört u.a. die Charakterisierung der gen (I/O-Ports, Kopplungsmöglichkeiten, etc.) minimalen Zwischenankunftszeit einzelner Pa- gespeichert. kete, der maximalen Paketgröße, der maximalen Verzögerung und möglicher Abweichungen In der Optimierungsphase findet der HW/SW- hiervon sowie des Pufferüberlaufverhaltens. Systementwurf statt. Zur Bestimmung eines möglichst guten Entwurfs kommen modellba- Neben anderen Vorschlägen, wie ST-II, SRP sierte Analyse- und Optimierungsverfahren zur oder RSVP besitzt der Ansatz der ehemaligen- Anwendung. Bei der Analyse werden u.a. die Tenet-Gruppe am ICSI (International Computer Möglichkeiten der Realisierung des Systems Science Institut) in Berkeley den Vorteil, daß er unter Benutzung der in der Komponentenbi- explizit den Faktor Echtzeit in Form der obigen bliothek zur Verfügung stehenden Kompo- Parameter beschreiben und auch während des nenten untersucht. Im Anschluß erfolgt die Kommunikationsvorganges überwachen lassen Optimierung des Entwurfs entsprechend der kann. Der Tenet-Protokollturm Scheme-1 be- Optimierungsziele und Randbedingungen. steht aus den Protokollen Nach der Bestimmung der Entwurfsentschei- • RCAP (Realtime Channel Administration dungen erfolgt die Partitionierung der SDL- Protocol) für Aufbau, Überwachung und Spezifikation in die Teile, die in Hardware und Management von Echtzeitverbindungen mit Software realisiert werden sollen. Die SDL- garantiertem Antwortzeitverhalten auf Netz- Spezifikation der Software, die VHDL- und Transportebene, Spezifikation der Hardware und die Spezifika- tion der HW/SW-Schnittstellen (Interfaces) • RMTP/RTIP (Realtime Message Trans- sind das Ergebnis dieser Phase. port/Internet Protocol) zur Übertragung von Echtzeitdaten unter Einhaltung der gefor- In der Implementierungsphase werden die in derten Leistungscharakteristika und Hardware zu realisierenden Teile weitgehend automatisch in die Hardwarebeschreibungs- • CMTP (Continuous-Media Transport Proto- sprache VHDL umgesetzt und die entspre- col) zur Übertragung periodischer Rahmen,
evtl. variierender Größe wie bei kompri- Operationen unterstützt [1]. Innerhalb unseres miertem Video. Projekts dient die geschilderte Anwendung da- Darüber hinaus existiert ein zweiter Proto- zu, die von uns entwickelten Konzepte an einem kollturm Scheme-2, der Multimedia-Gruppen- zeitkritischen Multimedia-Echtzeitprotokoll zu Kommunikation für wechselnde Sender-/Emp- erproben. fängerszenarien mit dynamischen Join/Leave- Literatur 1. A. Banerjea, D. Ferrari, B. Mah, M. Moran, D. Verma, H. Zhang. The Tenet Real-Time Protocol Suite: Design, Implementation, and Experiences. IEEE/ACM Transactions on Networking, 4(1), February 1996. 2. P. Dauphin, W. Dulz, F. Lemmen. Specification-Driven Performance Monitoring of DSL/MSC- specified Protocols. Proc. 8th Intl. Workshop on Protocol Test Systems, Evry, France. September 1995. 3. W. Dulz. A Framework for the Performance Evaluation of SDL/MSC-specified Systems. Proc. Of European Simulation Multiconference. 1996, Budapest, Hungary, June 1996. 4. A. Kalavade, E.A. Lee. A Global Critical/Local Phase Driven Algorithm for the Constrained Hard- ware/Software Partitioning Problem. Proc. of Codes/CASHE '94, Third Intl. Workshop on Hard- ware/Software Codesign, Grenoble, France, Sept. 1994. 5. A. Mitschele-Thiel. Die DSPL-Entwicklungsumgebung — Ein automatischer Ansatz zur Abbildung und effizienten Realisierung dedizierter Anwendungen auf parallele Systeme. Fortschritt-Berichte VDI, Reihe 10: Informatik/ Kommunikationstechnik, Nr. 315, VDI Verlag, 1994. 6. R. Hofmann. The Distributed Hardware Monitor ZM4 and Its Interface to MEMSY. In A. Bode and M. Dal Cin, editors, Parallel Computer Architectures: Theory, Hardware, Software, Applica- tions, pages 66-79. Springer Lecture LNCS 732, Berlin et al., March 1993. 7. R. Hofmann and R. Klar. ZM4 — a Universal Distributed Hardware Monitor. In Proceedings of APPT'95, Int. Workshop on Advanced Parallel Processing Technologies, pages 64-71, Beijing, China, September 26-27, 1995. Northern Jiaotong University, Publishing House of Electronics In- dustry. 8. Project INSYDE. Application Guidelines. Technical report, CEC Deliverable Number P8641/HUB/INF/DS/P/D1.2/b1 1995. 9. Telelogic Malmö AB: SDT 3.0 User's Guide, SDT 3.0 Reference Manual, 1995. 10.Project TOPIC. State of the Art and Design of Verification Environment. Technical report, CEC Deliverable Number R2088/TUB/PRZ/DS/P/002/b2, 1992. 11.Verilog. GEODE - Technical Presentation, 1994. 12.K. Waldschmidt, A. Bode, U. Brüning, B.M. Chapman, M. Dal Cin, W. Händler, F. Hertweck, U. Herzog, F. Hofmann, R. Klar, C.-U. Linster, W. Rosenstiel, H.-J. Schneider, J. Wedeck, and H. Zima. Parallelrechner: Architekturen, Systeme, Werkzeuge. Leitfäden der Informatik. Teubner Verlag, Stuttgart, 1995.
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