ASOM Symposium 14. 1. 2020 Workshop "Emotionen managen? Über die Kunst des rationalen Umgangs mit Irrationalem." - Günther Bauer
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ASOM Symposium 14. 1. 2020 Workshop „Emotionen managen? Über die Kunst des rationalen Umgangs mit Irrationalem.“ Günther Bauer
Zur Person: Günther Bauer Mag. rer. soc. oec., Dr. jur., Dr. phil., MSc. Ausbildung: Studium der Betriebswirtschaftslehre (1. TA abgeschl. 1979) Studium der Sozialökonomie (abgeschl. 1981) Studium der Rechtswissenschaften (abgeschl. 1985) Doktoratsstudium Organisationsentwicklung (abgeschl. 2009) Berufserfahrung: SZL GmbH Geschäftsführer 2005 bis dato Amt für Soziale Angelegenheiten Amtsleiter(1990-2004) Volkshochschule Linz Fachbereichsleiter für Sozialwissenschaften (1985-1990) Nebenberuflich: Dozent an der FH Linz 2008 - dato Studiengänge Sozialmanagement und Verwaltungsmanagement Lieblingszitat: „Chaotisches Handeln ist geordnetem Nichthandeln vorzuziehen“ (Karl Weick) Diplomlerngang systemische Organisationsentwicklung startet im November 2020 in Linz Systemische Reflexionswoche auf einer griechischen Insel im Mai 2020 Anmeldeschluss mind. 1 Monat vorher. Information unter 0664/2022803 2
Ausgangshypothese: Emotionen spielen in Organisationen eine Rolle: Effizientes Management bedeutet in erster Linie das Management von Emotionen. 3
1 Emotionen und Rationalität • Emotionen sind evolutionär gesehen unser primäres Steuerungssystem (auch bei Tieren). • Der Verstand ist erst später dazugekommen. • Unser Verhalten wird auch gegenwärtig noch sehr stark von Emotionen getriggert. • Auch in Organisationen. Mehr, als wir glauben. • Oft tun wir etwas, ausgelöst durch Emotionen, und legen uns erst im Nachhinein eine rationale Begründung für unser Verhalten zurecht. 4
Emotionen und Rationalität DAS BEDEUTET: Wer sich mit Menschen beschäftigt, der beschäftigt sich auch automatisch mit Emotionen. Rationales Verhalten ist nicht ohne Emotionen möglich. Wenn Emotionen stören, dann können wir sie nicht ausblenden. Werden Emotionen negiert, dann ist die Arbeitsfähigkeit einer Organisation gefährdet. 5
Fraktale Affektlogik • Konzept von Luc Ciompi: • Fraktale Affektlogik • Übersetzt: Selbstähnlicher Gefühlsverstand bedeutet • Gefühle und rationale Gedanken bringen sich wechselseitig in einer selbstähnlichen Form hervor. • Anders formuliert: • Gute Gefühle erzeugen gute Gedanken, die ihrerseits wieder gute Gefühle machen. • Und umgekehrt. • Geschichte vom Axtdieb 6
Emotionen und Rationalität Gefühle setzen Handlungsimpulse. • Angst verursacht Fluchttendenzen, • Aggression führt zu Kampf- oder Abwehrhandlungen, • Freude lässt uns auf lebenswichtige Aspekte nicht vergessen, durch • Interesse lernen wir Neues und • Trauer führt zu Besinnung und Rückzug. Für optimales Verhalten ist es wichtig, diese Gefühle und ihre Handlungsimpulse ernst zu nehmen, ohne sich von ihnen willenlos steuern zu lassen. 7
2 Was sind Emotionen? • Begriffe: • Gefühl: allgemeiner Begriff • Emotionen = starke Gefühle • Affekt: besonders starke Gefühlsaufwallung (unkontrollierbar) 5 Grundgefühle: • Interesse, Neugier • Freude, Lust • Aggression, Wut • Trauer, Depression • Angst 8
Was sind Emotionen? Emotionen sind Reaktionen auf äußere Anreize/Ereignisse. Emotionen sind verhaltenssteuernd. • (Angst => Flucht) • (Aggression => Kampf) • (Trauer => Rückzug) • (Interesse => Aufmerksamkeit) • (Freude => Öffnung) 9
Der Sinn von Emotionen: Angst signalisiert Gefahr, sie schützt uns und sollte daher immer ernst genommen werden. Aber wir sollten uns von der Angst nicht unnötig einschränken lassen. Aggression hilft uns, einen Angriff abzuwehren. Trauer ist ein wichtiges Gefühl zur Bewältigung von Übergängen. Freude und Interesse lenken unser Verhalten auf wichtige und neue Aktivitäten. 10
Emotionen zulassen Bei jeder Zusammenarbeit, besonders bei Veränderungs- projekten treten notwendiger- weise Emotionen auf. Nicht nur Ängste, sondern auch Aggression und vor allem Trauer spielen eine wichtige Rolle. Diese Emotionen können und dürfen wir nicht ignorieren. Wir sind gefordert, sie zuzulassen, (bei uns selbst und bei anderen) und konstruktiv mit ihnen umzugehen. 11
Emotionen zulassen Emotionen können auch eine destruktive Wirkung entfalten, wenn wir versuchen, Ihnen mit rationalen Argumenten zu begegnen. Je rationaler wir argumentieren, desto emotionaler entwickelt sich die Stimmung. Es ist daher wichtig, dass wir emotionalen Argumenten und Reaktionen am besten mit Mitgefühl und Verständnis begegnen. 12
3 Umgang mit eigenen Emotionen Wir sind Gefühlswesen mit Verstand. Beides ist wichtig: •Signalwirkung von Gefühlen beachten • (spüre das Gefühl!) • Gefühle spüren bedeutet Achtsamkeit •Lass dich nicht von Gefühlen zu unüberlegten Handlungen antreiben • (sei nicht das Gefühl!) • Emotionskontrolle ist besonders für FK wichtig! 13
Umgang mit eigenen Emotionen • Wer weiß, wie er selber tickt, der kann seine Emotionen besser kontrollieren und steuern. • Hier ein Raster zur Selbsteinschätzung: • Grundformen der Angst: Fritz Riemann: 14
NÄHE (Beziehungsorientierung) => Angst vor dem Alleinsein • Der depressive Mensch • Wunsch nach Zuneigung und Nähe, will nicht alleine sein, vermeidet Konflikte • Vogel-Strauß-Mentalität, selbstlos und geduldig, denkt erst an andere, dann an sich, verhält sich kindlich-hilflos, wenig Selbstwertgefühl, einfühlsam und hilfsbereit, schlicht und anspruchslos, relativ wenig Egoismus • Die Angst vor der Selbstwerdung, wird als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt. 15
DISTANZ (Verstandesorientierung) => Angst vor Nähe • Der schizoide Mensch • starker Drang nach Unabhängigkeit, vermeidet Emotionen und menschliche Nähe, sachlich, kühl, aggressiv, arrogant, unsentimental, ironisch- sarkastisch, klar und kompromisslos, fehlender Enthusiasmus, scharfe Beobachtungsgabe • "Nur ich weiß, was richtig ist!„, gleichgültig gegen- über Kritik, scheinbar starkes Selbstwertgefühl • Die Angst vor der Selbsthingabe wird als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt. 16
DAUER (Ordnungsorientierung) => Angst vor Veränderung • Der zwanghafte Mensch • Angst vor Risiko und Veränderung • liebt präzise Planung, ordentlich, fleißig, beständig, zuverlässig, verantwortungsbewusst, konsequent korrekt, "Nein" bleibt "Nein„ • Vorurteile, Dogmatismus, Perfektionist • Detailfetischismus geringe Entschlusskraft, • Die Angst vor der Wandlung wird als Vergänglichkeit und Unsicherheit empfunden. 17
WECHSEL (Veränderungsorientierung) => Angst vor Langeweile • Der hysterische Mensch • liebt Abwechslung, Freiheit und Risiko, steht gerne im Mittelpunkt, möchte bewundert und anerkannt werden, ist lebhaft, spontan, charmant, oberflächlich und leicht zu beeinflussen, will sofortige Bedürfnis- befriedigung, gibt Versprechungen, die er nicht einhält, Imponiergehabe und Starallüren, "Rössel- sprünge" im Denken, nur das Hier und Jetzt zählt • Die Angst vor der Notwendigkeit wird als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt. 18
Grundformen der Angst (Fritz Riemann) • Die Persönlichkeitstypologie nach Riemann wird schon in der frühen Kindheit grundgelegt und bleibt zeitlebens relativ stabil. • Kein Typus ist von vornherein gut oder schlecht • In Organisationen braucht es ALLE unterschiedlichen Typen, damit die unterschiedlichen Notwendigkeiten abgebildet sind. 19
4 Emotionen von Mitarbeitenden In einschneidenden Situationen durchlaufen die Beteiligten üblicherweise sechs unterschiedliche emotionale Stadien: • Skepsis und Vorahnung • Schock und Verleugnung • Auflehnung und Abwehr • Resignation, Frustration • Einsicht, Abschied nehmen, Loslassen, Wehmut • Bereitschaft für neue Perspektiven Führung bedeutet die Begleitung der Mitarbeitenden in emotionalen Situationen. 20
Phase 1: Skepsis und Vorahnung Noch bevor etwas passiert merken die Mitarbeiter: Da kommt etwas auf uns zu. Sie trauen dem Frieden nicht und vermuten, dass es einen geheimen Plan gibt. • Grundgefühl: Angst • Gefahr: Vertrauensverlust, Panik, Flucht • Handlungsstrategie: • radikale Offenheit und gleichzeitig • unbedingte, absolute Zuversicht 21
Phase 2: Schock und Verleugnung Sobald die Ausgangssituation klar kommuniziert und die Perspektiven bekannt sind macht sich in der Organisation eine Schockstarre bereit. Manche weigern sich die Realität einer neuen Situation anzuerkennen. • Grundgefühl: Angst • Gefahr: Realitätsverlust, Unterdrücken von Wut als wichtigster nächster Phase • Handlungsstrategie: • Fakten klar kommunizieren, nicht abschwächen und gleichzeitig • unbedingte, absolute Zuversicht 22
Phase 3: Auflehnung und Abwehr Wenn klar wird, dass die Situation tatsächlich gefährlich und Handlungsbedarf gegeben ist, setzen Abwehrmechanismen ein. Es wird versucht, das Neue irgendwie abzuwehren. • Grundgefühl: Wut • Gefahr: Tätlichkeiten, Mord und Selbstmord • Handlungsstrategie: • Aggressionen aushalten, ruhig und achtsam bleiben, Verständnis zeigen, mögliche Gefahren abschätzen 23
Phase 4: Resignation, Frustration Sobald den Menschen bewusst ist, dass es keinen Ausweg gibt setzt Resignation ein. Der Widerstand wird aufgegeben, die Gefühlslage schlägt in Traurigkeit um. • Grundgefühl: Trauer • Gefahr: Verfall in Depressionsspirale (wenn Wut nicht ausgelebt wurde) • Handlungsstrategie: • Anteilnahme, Verständnis, präsent bleiben, keine Aufmunterung! 24
Phase 5: Einsicht, Abschied nehmen, Loslassen, Wehmut Letztlich wird allen klar, dass es keinen Sinn hat, sich dem Neuen zu verschließen. Es steigt die Bereitschaft, das Gewohnte, Bisherige abzuschließen und loszulassen. Diese Entwicklung ist mit gefühlter Trauer verbunden. • Grundgefühl: Trauer • Gefahr: keine, Trauer ist ein gutes Zeichen, dass die Veränderung produktiv verarbeitet wird • Handlungsstrategie: • Akzeptanz, Mitgefühl, angemessene Abschiedsrituale, Wertschätzung des Bisherigen25
Phasen 6: Bereitschaft für neue Perspektiven Erst wenn das Alte abgeschlossen und losgelassen werden konnte werden Kopf und Herz frei für neue Perspektiven. Der Blick wendet sich nach vorne, in die Zukunft, und es geht ans Pläne machen. Und wieder ändert sich die Gefühlslage. Es entsteht Interesse für Neues und Freude an neuen Perspektiven. • Grundgefühl: Interesse und Freude • Gefahr: Überschätzung oder Selbsttäuschung • Handlungsstrategie: • Hilfe bei der Entwicklung realistischer Perspektiven 26
Emotionale Stadien Das Führen durch diese emotionalen Stadien ist für Führungskräfte deshalb eine besondere Herausforderung, weil sie einerseits diese emotionalen Stadien auch selber durchlaufen und daher oft nicht unwesentlich mit sich selber und der Bewältigung ihrer eigenen emotionalen Situation beschäftigt sind. Gleichzeitig ist es aber auch ihre Aufgabe, die Mitarbeitenden in einfühlsamer Weise durch diese Phasen zu begleiten. Führungskräfte müssen ihre eigene emotionale Situation bewältigen und zeitgleich Mitarbeiter einfühlsam begleiten. Dabei hilft es, authentisch zu bleiben. 27
5 Empathisch führen
Empathisch führen bedeutet u.A.: • Das Führen durch diese emotionalen Stadien. • Einen passenden Umgang mit Ängsten. • Zuversicht und heitere Gelassenheit verbreiten • Sinn kommunizieren • Halt und Beweglichkeit fördern • Gefühle zulassen, ansprechen • Auf die Gesundheit achten Es ist wichtig, emotional auf Emotionen zu reagieren und nicht rational, das bedeutet, dass wir emotionalem Verhalten am besten empathisch begegnen. 29
Containment von Angst Angst ist in Organisationen eine stark verhaltensdeterminierende Emotion. Besonders im Veränderungsprozess. Der bewusste Umgang mit eigenen Ängsten und auch den Ängsten der Mitarbeitenden gehört daher zu den Kernkompetenzen von Führungskräften. Mutig zu sein bedeutet nicht, Ängste zu verleugnen oder zu unterdrücken, sondern sich mit den eigenen Ängsten bewusst auseinanderzusetzen. Dabei gilt es, die positive Funktion von Ängsten zu nutzen. Ängste weisen uns immer auf eine Gefahr hin. 30
Containment von Angst Wenn wir Ängste spüren und ernst nehmen, dann verhalten wir uns in gefährlichen Situationen besonders vorsichtig und dadurch sicher. Gleichzeitig sollen wir uns aber durch übertriebene oder unbegründete Ängste in unserem Verhalten nicht einschränken lassen, sondern konsequent unsere Ziele verfolgen. Führungskräfte haben eine wichtige Funktion für die Angstbewältigung aller Beteiligten. 31
Containment von Angst Der Begriff Containment von Angst wurde im Tavistock-Institut in London geprägt und meint, dass es die Funktion von Führungskräften ist, sich quasi selbst als Container für kollektive Ängste zur Verfügung zu stellen und diese kollektiven Ängste in sich einzuschließen. Das bedeutet, Führungskräfte müssen Ängste wahrnehmen, ihre Schutzfunktion nutzen, indem sie vorsichtig agieren, aber sie dürfen diese Ängste nicht in die Organisation diffundieren lassen, weil sie sonst eine lähmende Wirkung haben. 32
Containment von Angst Ein konstruktiver Umgang mit Ängsten besteht auch darin, sie in der Gruppe ganz bewusst zu formulieren. Dadurch werden sie aus dem kollektiven Unterbewusstsein der Organisation ins Bewusstsein transferiert und dadurch rational bearbeitbar gemacht. Ängste sollten aktiv thematisiert werden, wenn sie vorhanden sind. Gleichzeitig ist es wichtig, Beruhigung und Zuversicht zu verbreiten und dadurch die Angstgefühle einzudämmen. 33
Zuversicht verbreiten Es geht immer auch darum, mögliche Gefahren und Schwierigkeiten offen anzusprechen. Dies ist auch notwendig, denn wenn wir den Mitarbeitenden wichtige Informationen vorenthalten, wird die Vertrauensbasis gefährdet. Wenn wir Gefahren oder Schwierigkeiten ansprechen, dann müssen wir aber gleichzeitig unsere Überzeugungen und Zuversicht zum Ausdruck bringen, dass es gelingen wird, die Probleme gemeinsam zu meistern. 34
Heitere Gelassenheit Generell ist es für Führungskräfte empfehlenswert, sich eine Haltung der heiteren Gelassenheit anzueignen. Bei der Umsetzung von Zielen geht es nämlich nicht darum, mit Verbissenheit ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, sondern jene Wege und Lösungen zu finden, die sich mit einer gewissen Leichtigkeit begehen und umsetzen lassen. Mit einer Haltung der heiteren Gelassenheit können Ziele leichter erreicht werden. 35
Sinn Menschen möchten mit ihrem Tun in Einklang mit ihrer Sinnkonstruktion stehen. Sinn gibt den Menschen Sicherheit und ist die Basis für Glück und Zufriedenheit. Als sinnlos empfundene Aufgaben erzeugen Unzufriedenheit und negative Emotionen. Es ist daher besonders wichtig, den Sinn und den voraussichtlichen Nutzen für alle Beteiligten zu kommunizieren. Durch rationale Kommunikation darf die Sinnkonstruktion der Mitarbeitenden nicht irritiert werden. 36
Halt und Beweglichkeit In Veränderungsprozessen wird häufig versucht, die Mitarbeitenden zu einer möglichst großen Flexibilität im Denken und im Handeln zu motivieren. Dabei wird häufig übersehen, dass flexibles Handeln nur auf Grundlage einer stabilen Basis möglich ist. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass ihnen alle Sicherheiten genommen werden, dann klammern sie sich ganz besonders an alles, was Ihnen noch verblieben ist. Führungskräfte haben daher darauf zu achten, dass Mitarbeitende ausreichend Halt finden, der ihnen Sicherheit und Stabilität bietet. Mitarbeitende brauchen zwei Dinge besonders dringend: Halt und Beweglichkeit. 37
Halt und Beweglichkeit Beweglichkeit ist nur dann möglich, wenn ich weiß, wo meine Haltegriffe sind. Halt in Organisationen vermitteln z. B. folgende Aspekte: • Vertrauen und eine stabile Beziehung zur Führung • Soziale Einbindung und Zugehörigkeit zu einem Team • Gemeinsam getragene Werte • offene und transparente Kommunikationsstrukturen Beides, Halt und Beweglichkeit, müssen zueinander in einer guten Balance stehen. 38
Grenzen, Zeit und Gelegenheit Empathisch führen bedeutet auch, anzuerkennen, dass es Grenzen der Machbarkeit gibt. Organisationen sind nicht beliebig gestaltbar oder veränderbar. Manchmal öffnet sich ein Zeitfenster, in dem eine Veränderung möglich ist, die davor oder auch danach nicht möglich wäre. Es ist daher wichtig, den richtigen Zeitpunkt für eine Maßnahme abwarten zu können und sich bietende Gelegenheiten nicht zu verpassen. 39
Gesundheitsgerechte Führung Organisatorische Veränderungen sind belastend für Mitarbeitende. Führungskräften kommt hier eine besondere Verantwortung zu. Um die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht mehr als notwendig zu belasten müssen Führungskräfte auf zwei Dinge besonders achten: Auf Information und auf Beteiligung. Führungskräfte müssen besonders darauf achten, die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht unnötig zu gefährden. 40
Das Kohärenzgefühl (Antonovsky) Um das zu verstehen wird hier kurz das Gesundheitskonzept des Gesundheitssoziologen Aaron Antonovsky vorgestellt: Durch wissenschaftliche Studien konnte er herausfinden, dass Menschen mit bestimmten Eigenschaften größere Chancen hatten, gesund zu bleiben und länger zu leben, als andere. Die Summe dieser Eigenschaften nannte er Kohärenzgefühl. 41
Das Kohärenzgefühl (Antonovsky) Kohärenzgefühl besteht aus drei Faktoren: 1. Das Vertrauen darauf, dass alles, was im Leben an Veränderungen und Problemen auf mich zukommt, irgendwie vorhersehbar ist und nicht völlig überraschend kommt. 2. Das Vertrauen darauf, dass jede Herausforderung auch irgendwie bewältigt werden kann. 3. Die Haltung, dass die Menschen, Dinge, Aufgaben und Entwicklungen um uns herum irgendwie wichtig, bedeutend oder sinnvoll sind. Dieser dritte Aspekt ist für die anderen beiden entscheidend. Wer Dinge bedeutend findet lernt, Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und diese auch gut zu bewältigen. 42
Gesundheitsgerechte Führung Für gesundheitsgerechtes Führen bedeutet das: 1. Rechtzeitige Information ist wichtig, damit die Mitarbeitenden das Gefühl haben können, dass sie über anstehende Veränderungen informiert sind. 2. Durch die Beteiligung am Entscheidung- und Umsetzungsprozess erfahren die Mitarbeitenden, dass sie auf die Entwicklung gestaltend Einfluss nehmen können. Rechtzeitige Information und Beteiligung sind notwendig, um die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht zu gefährden. 43
Empathisch führen mit RESONANZ (Hartmut Rosa) • Was ist das? • Eine besonders zufriedenstellende • Form des in der Welt seins und • Mit der Welt in Kontakt sein • Stärkt das Selbstwertgefühl und das Lebensglück • Bedeutet, • Sich berühren lassen, • In echtem Kontakt sein • Etwas zu bewirken • Und sich selbst verändern 44
Vier Aspekte von Resonanz: • Etwas berührt mich (ein Kunstwerk, Musik, ein Bild, die Natur, ein Gespräch, ein besonderer Moment) und Verbindung entsteht • Bei mir entstehen Gefühle, die ich wahrnehme und zum Ausdruck bringe. Damit löse ich eine dialogische Beziehung aus. Ich lasse mich berühren. • Das verändert mich und mein Gegenüber • Resonanz ist nicht planbar 45
Resonanz Momente der Resonanz entstehen nicht in der Hektik des Alltages. Man muss sich einlassen, Muße haben, Achtsam sein. Und wenn es gelingt, dann stärkt es unsere Fähigkeit zum emotionalen (Selbst-) Management. • Wenn ich in Resonanz bin, dann steuern nicht die Gefühle mich • Sondern ich bin in einer guten Balance • zwischen der Wahrnehmung der Gefühle und • meine rationalen Entscheidungen, für mein Handeln Verantwortung zu übernehmen • In Form angemessener Selbststeuerung und • In angemessener Beziehung zu meiner Umwelt 46
Welche Aspekte würden Sie ergänzen? Dies waren ein paar Denkanstöße. Empathisch führen bedeutet aber auch: • Selbstreflexion, • Bescheidenheit, • Kommunikation auf Augenhöhe • Und beinhaltet viele weitere Aspekte … 47
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